(Seite 8) vom Mai 2015

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(Seite 8) vom Mai 2015
Vstawaj, strana ogromnaja!
20. Jahrgang
Nr. 5/2015
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Faszination Fernost
Gemeinsam mit Vertretern der russischen Botschaft und
vielen Bürgern gedachte auch jot w.d. am 21. April des
Beginns der Befreiung Berlins am Haus an der Landsberger Straße 563. Siehe Seiten 2 und 6.
Inhalt
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Monokel.
Seite 3
Niedergang:
Der Boulevard Kastanienallee sollte eine Bummelmeile sein. Doch von Einkauf und Flanieren keine
Spur. jot w.d. hat sich in
Hellersdorf umgesehen.
Seite 4
Kiezatlas:
Zum Saisonstart im Garten
der Sinne präsentierten Mitarbeiter und Klienten von
„Mittendrin“ einen gemeinsam erstellten „Kiezatlas“;
jot w.d. schaute rein.
Seite 5
Kunst zeigen:
Man glaubt gar nicht, wie
viele Ausstellungsorte es
gibt, im Bezirk und anderswo. Deshalb widmet jot
w.d. seine Kulturseiten diesmal der Bildenden Kunst.
Seiten 8/9
Zum Kirschblütenfest im Chinesischen, Koreanischen und vor allem im Japanischen Garten kamen nicht nur
viele Fans der zauberhaften rosa Blätter. Auch viele Anhängerinnen der Mangas, japanischer Zeichetrickserien, präsentierten sich in ihren mehr oder minder stilechten Kostümierungen, auch wenn manche Taschen
und Rucksäcke nicht so recht dazu passen wollten. Ganz wichtig sind auf alle Fälle die langen blonden
Haare. Doch auch traditionelle fernöstliche Anmutung traf auf begeisterte Besucher.
Foto: Clauder
Liebe Leser,
wenn wir des 70. Jahrestages der
Befreiung vom Faschismus gedenken, richten wir auch unsere
Augen und Erinnerungen auf die
Befreier aus der Sowjetunion, aus
Westeuropa, aus den USA, die
unter (unterschiedlich) großen
Opfern die Diktatur niederrangen.
Wie stets nach großen Kriegen
sollte nun „ewiger Friede“ herrschen. Wie stets war das eine Illusion. Wer aber von den Militärnationen hat in den vergangenen
70 Jahren die meisten und blutigsten Kriege geführt? Es waren die
USA, die immer wieder mit ihrer
Militärmaschinerie in fremde Länder einfiel: Korea, Vietnam, Panama, Grenada, Irak, Afghanistan.
Woher kommt diese Kriegslust,
fragt man sich.
Politik mit
anderen Mitteln
Da hilft ein Blick zurück. Bereits im
19. Jahrhundert zeigte sich die Einwanderernation im Norden des amerikanischen Kontinents recht aggressiv. Zu spüren bekamen das vor
allem Mexiko und Kuba. Die USA
etablierten sich so als eine ernst zu
nehmenden Regionalmacht, was
eben auch in wirtschaftlichen Fortschritt mündete.
Mit dem Eintritt 1917 in den großen
Krieg in Europa ergriffen die USA
die Chance, sich zur Weltmacht aufzuschwingen. Nicht der militärische
Ausgang, sondern die darauf folgende Wirtschaftspolitik der Amerikaner in Europa machte dies mög-
lich. Mit einer handvoll Soldaten
und ein paar Panzern eroberten
sie den damals wichtigsten Absatzmarkt der Welt.
Um den mit anderen möglichst
wenig teilen zu müssen, bauten
die USA diese Vormachtstellung
insbesondere nach 1945 machtvoll aus. Eben auch mit Kriegen.
Getreu dem Clausewitz’schen
Lehrsatz: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wer die Welt beherrschen
will, erreicht dies nicht ohne
Krieg. Von wo also geht die größte Kriegsgefahr aus?
Ehe Sie nun aber aus Verzweiflung Ihren Keller zum Bunker ausbauen, wünsche ich Ihnen erst
einmal viel Spaß mit dieser 225.
Ausgabe von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 5/2015
Bilder und Nachrichten des Monats
Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente
haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren
Am 21. April trafen sich zahlreiche Einwohner unseres Stadtbezirks am Gedenkstein für das erste von der Roten Armee befreiten Haus Berlins – an der Landsberger Allee 563 – um der Ereignisse vor siebzig Jahren zu gedenken. Von der anderen Straßenseite – durch das obligatorische Polizeiaufgebot abgeschirmt – versuchte ein Grüppchen rechter
Schreihälse die Kundgebung zu
stören. Sie wurden von den kraftvollen, lebensfrohen Weisen übertönt, die ein kleines russisches Ensemble, drei Mitglieder der „Donkosaken“, zu Gehör brachte. Vor
allem war es aber eine Stunde der
Mahnung und Besinnung. Und
gerade angesichts der neonazistischen Umtriebe, der dumpfen völkischen Parolen und der Feindschaft gegenüber allem „Fremden“ war es ermutigend, dass junge Menschen – Schülerinnen und
Schüler des Wilhelm-von-Siemens-Gymnasiums – aus den Erinnerungen damals Gleichaltriger
an ihre Erlebnisse vor 70 Jahren
lasen. Petra Pau, Vizepräsidentin
des Deutschen Bundestages, zi-
tierte die Worte Richard von Weizsäckers, der als erster Präsident
der BRD in seiner denkwürdigen
Rede zum 8. Mai 1985 „gewagt“
hatte, diesen Tag als Tag der Befreiung des deutschen Volkes wie
der ganzen Völkergemeinschaft
von der Barbarei des Naziregimes
zu bezeichnen. Wie erschreckend
aktuell seine damalige Mahnung
zu einem friedlichen Miteinander,
zu Toleranz und Menschlichkeit
gerade heute ist, spürten wir
Kundgebungsteilnehmer geradezu
hautnah.
Auch der Vertreter der russischen
Botschaft erinnerte daran, dass es
Deutschland und Russland fast
immer über die Jahrhunderte hinweg gelungen war, gemeinsam
Probleme zu bewältigen. Nach den
Erinnerungen und Mahnungen
legten viele Menschen Blumen
nieder, darunter auch ein rot-weißes Gebinde von jot w.d.-Herausgeber und Redaktion. Und anders
als in den Vorjahren waren die
Blumen auch Tage später nicht
zertrampelt oder gestohlen.
Gertraude Sumpf,
Ralf Nachtmann
jot w.d.
in aller Welt
Ein bisschen herumgekommen ist
die Zeitung in den vergangenen
Jahren schon: Sie war in Malta
und Lettland, in Thailand und Indonesien, in Italien und Spanien.
Die jüngste Reise führte eine Ausgabe auf die Azoren. Dort traf sie
Farhana Chowdhury und Rasim
Hafiz. Die beiden Kanadier wollten sich auch ein Bild von Europas „Wetterküche“ (Sie wissen
schon – das Azorentief) machen.
Nun konnten sie neben meteorologischen und touristischen Eindrücken auch journalistische mit
nach Hause nehmen.
Red., Foto: Schuchert
In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April
2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red.
Aboschein
Ja, ich möchte
Die Bürgerzeitung
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Zeitung bis April 2016 zum monatlichen
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Das Abonnement endet automatisch. Den fälligen Betrag überweise ich
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Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen
innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).
Bitte liefern Sie
Verdienstkreuz für Alina
Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie
erst machen das Leben vollkommen.
Red.
Würdiges Gedenken
Aktuell
Berlin – Alina Martirosjan-Pätzold dürfte den Lesern dieser Zeitung keine Unbekannte sein. Seit
vielen Jahren berichten wir über
die agile Organisatorin diverser
interkultureller Veranstaltungen
wie den „hellen salon“, den
„carlshorster salon“, den „hohen
salon“ oder die „KochKunst“.
Seit 1999 ist die gebürtige Armenierin in Kooperation mit dem
„Kulturing in Berlin e.V.“ charmante Gastgeberin für Künstler,
Diplomaten und zahlreiche Gäste
aus ganz Berlin bei oben erwähnten Salonabenden. Mehr als 200
dieser Veranstaltungen mit Gästen aus 80 Ländern – immer auch mit nationalen
kulinarischen Spezialitäten – hat Alina organisiert
und moderiert.
1978 kam sie nach Berlin,
ohne ein einziges Wort
Deutsch zu verstehen. In
ihrer Nachbarschaft in
Weißensee wurde sie herzlich aufgenommen, erlernte rasch die deutsche Sprache und spricht heute fünf
Sprachen fließend. „Wenn
die Gäste meiner Veranstaltungen erst einmal über
Geschichte, Kultur und
Tradition der Länder etwas
erfahren und miteinander
ins Gespräch kommen,
bleibt oft kein Platz mehr
für Vorurteile“, so Alinas
Erfahrung. Vor allem im
Gespräch über das Essen
könne sich Verständnis und Interesse für andere Kulturen entwikkeln, ist die Mutter eines längst
erwachsenen Sohnes überzeugt.
Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für die Förderung interkultureller Zusammenarbeit erhielt Alina Martirosjan
Pätzold im April aus der Hand der
Berliner Arbeitssenatorin Dilek
Kolat das Bundesverdienstkreuz
der Bundesrepublik Deutschland,
verliehen von Bundespräsident
Joachim Gauck. jot w.d. gratuliert
auch im Namen ihrer Leser, ganz
herzlich für diese hohe Anerkennung ihres Engagements.
I. Dittmann
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
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Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 4. Juni 2015
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Leute
jot w.d. 5/2015
Deutscher Krimi in Irkutsk
Uwe Meißner fuhr von Berlin nach Wladiwostok
Komintern-Gebäude. Im Ural
klagten die Frauen, es gäbe dort
nicht mehr genügend Männer. Andererseits fand der Reisende
„Deutsch-Russen, die gehen wieder zurück“, weil sich ihre Träume in Deutschland nicht erfüllt
hätten. In Großstädten wie Omsk
„sammelt sich das Kapital“, daher seien die Chancen dort viel
größer. Doch Meißner sah ebenso „Einsamkeit, Armut und Suff“.
Denn viele Männer müssten immer weiter wegfahren, um ihre
Familien zu ernähren.
Etwa 200 Kilometer hinter Krasnojarsk stattete der Radler der
früheren „Ortschaft 177“, einer
ehemals geschlossenen Stadt, ei-
Wie die Erklimmung eines riesigen Berges müsse man sich diese Tour vorstellen, sagt
Uwe Meißner und zeigt sein dazu passendes Bild. Nach jeder weiteren „Umrundung“
erreicht man eine neue Stadt. Auf dem Gipfel liegt Wladiwostok.
Foto: Nachtmann
Mancher Leser hat sicher die mehrteilige Fernsehreportage „Ostwärts“ über die Fahrt eines Kamera-Teams von Berlin nach Wladiwostok gesehen. Genau so eine
Reise hat auch Uwe Meißner gemacht – allerdings mit dem Fahrrad! Ein halbes Jahr lang, von April
bis Oktober 2013, war er unterwegs. Auf 15 Etappen legte er mehr
als 12 000 Kilometer zurück. Davon berichtete der Abenteurer bei
der Auftaktveranstaltung zur neuen Reihe „WeltErkunder“ des
Kulturrings. Im Kulturforum an der
Carola-Neher-Straße werden darin
Weltenbummler vorgestellt, die auf
ganz besondere Weise unterwegs
waren.
Meißner kam für seine Tour, auf
die er sich fast zwei jahre lang
vorbereitete, zugute, dass er nicht
nur sehr sportlich ist, sondern
dass er auch die russische Sprache ziemlich gut beherrscht. „In
großen Städten kommt man auch
mit Englisch weiter“, erzählte er.
Auf dem Lande jedoch ist man
ohne heimische Sprachkenntnisse nahezu aufgeschmissen. So lagen auf der Etappe von Tschuda
bis Chabarowsk auf 2000 Kilometern nur eine Handvoll kleiner
Ortschaften und keine einzige
Stadt. Dennoch erlebte Meißner
die sprichwörtliche Gastfreundschaft auf seiner gesamten Tour.
Und das nicht nur in ländlichen
Gegenden, in denen man „die Armut erlebt, sobald man die Hauptstraßen verlässt“. Allein die Kirchen seien reich ausgestattet, und
„selbst die ärmsten bringen dort
noch Dinge hin“.
Von Moskau ginge „eine gewaltige Kraft aus“, berichtet Meißner. In Kasan besuchte er das
nen Besuch ab. „In Irkutsk erhielt
ich mal einen deutschen Krimi“,
erzählt er. Endlich mal was zum
Lesen! Bücher wären auf dem
Rad „überflüssiges“ Gepäck gewesen. Dort hinten im tiefen Sibirien, in Burjatien, spüre man
den „fernöstlichen Einfluss“, der
Land und Leute anders prägt, als
im europäischen Westteil Russlands. Nach gut 1000 Kilometern
entlang der Grenze zu China war
es nur noch ein „kurzes“ Stück bis
Wladiwostok. Und dort war
Meißner dann doch froh, heil angekommen zu sein.
Die Zuhörer dankten ihm für diese spannende Geschichte mit viel
Applaus und interessanten Fragen. Als nächste „WeltErkunder“
sind Matthias Nische und Werner
Würtele am 20. Mai, 19.30 Uhr
zu Gast und nehmen Interessierte auf eine musikalisch-landeskundliche Rundreise durch Lateinamerika mit. Eintritt 7, ermäßigt 5 Euro, Info und Bestellung
Tel. 561 61 70.
R. Nachtmann
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 126
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit der Bluesband
Monokel in ihrer „doppelten Ausführung“ fort.
Monokel
Mr. Speiche’s Monokel Blues Band und Monokel Kraftblues
Der Slogan „Fünf nette junge Herren, die 1 a Kraftblues machen“ war
seit Ende der 1970-er Jahre ein Garant für volle Häuser oder Open AirBühnen. Scharenweise folgten die
Jeans- und Parkaträger, die Langhaarigen und Unangepassten, die
„Kunden“ ihren Idolen bis zum letzten Dorfgasthof in Hintertupfingen
– symbolisch dafür steht der Monokel-Song „Bye, bye Lübben-City“
von 1979, der 2004 einem 450
Seiten dicken Wälzer über
„Bluesfreaks, Tramps und
Hippies in der DDR“ von
Rauhut und Kochan (Verlag
Schwarzkopf & Schwarzkopf) seinen Namen gab.
Blues mit deutschen Texten –
das gab es nur in der DDR.
Als einer der ersten zelebrierte das schon in den 1960-er
Jahren Jürgen Kerth, später
„Engerling“ – bis heute mit großem
Erfolg.
Die „netten Herren“ waren die Musiker der Berliner Kultband MONOKEL, eine der authentischsten
Bluesbands des Ostens – die Gründungsmitglieder Jörg „Speiche“
Schütze (bg), Sebastian „Buzz Dee“
Baur (g, voc), Frank „Gala“ Gahler
(voc, harp), Wilfried Borchert (g,
voc) und Mario Janik (dr). Im Oktober 1976 erhielten sie eine Einstufung als Amateurband. Als 1979
Baur, Borchert und Janik die Band
verließen, kamen Bernd „Kuhle“
Kühnert, Rainer Lojewski
und Michael „Lefty“ Linke
dazu. 1982 verließen Gahler
und Lojewski Monokel,
dazu kamen Gerd Pöppel,
Bernd Damitz und der Sänger Bernd „Zuppe“ Buchholz. Soweit zum „Personalkarussell“, das sich 1996, 20
Jahre nach der Bandgründung, noch einmal drehen sollte. Grund war die
Spaltung der Band. Schon in der
Wendezeit hatte die Existenz von
Monokel auf der Kippe gestanden,
als ihr Manager sich mit der Bandkasse ins Ausland absetzte. Doch die
Band rappelte sich wieder auf, produzierte 1995 ihr zweites Album
„Monokel“. Doch kurz danach verließ Jörg „Speiche“ Schütze die
Band und gründete kurz darauf die
„Monokel Blues Band“. Es gab
Streit um den Bandnamen – so entstanden „Mr. Speiches Monokel
Blues Band“ und „Monokel KraftIn dieser Serie erschienen bisher:
Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen,
Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger,
BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger
Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning,
Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt
Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Har tmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer
Garden, Günter Geißler, Gitte & Klaus, Günter
Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige,
blues“. Unter diesen Namen spielen
beide Bands noch heute. Ein Versuch,
nach dem gemeinsamen Jubiläumskonzert zum 25. Geburtstag 2001 (mit
vielen ehemaligen Bandmitgliedern)
zusammen auf Tour zu gehen, scheiterte jedoch. Im folgenden ist also von
Monokel im Doppelpack zu reden und
zu unterscheiden (was noch heute,
nach fast 20 Jahren, so manchen Veranstalter irritiert).
Die vier „netten jungen Herren“ von
„Monokel Kraftblues“ begeisterten
erst kürzlich im Klub „Kiste“ in
Hellersdorf ihre zahlreichen Fans:
Sänger und Gitarrist Michael „Lefty“ Linke (seit 1979), Bernd „Kuhle“
Kühnert (Gitarre, seit 1979), Michael „Pitti“ Pflüger (Bassgitarre, seit
2008) und Dicki Grimm (Schlagzeug,
seit 1996). Natürlich fehlten im Konzert neben neueren Stücken auch die
Monokel-Klassiker wie „Das Monster vom Schilkinsee“, das „Lumpenlied“ und „Schwarze Marie“ nicht.
Für neue Songs nehmen sich die Mu-
siker um Lefty viel Zeit. Kuhle: „Bei
uns ist immer etwas in Arbeit und
wir legen viel Wert auf gute Texte.“
Eines der spektakulärsten Konzerte
erlebten wir am 16. Juli 2006 zum 30.
Bandjubiläum auf der Schlossinsel
Köpenick. Davon erschien bei Buschfunk die CD „Monokel & Gäste“. Zu
letzteren zählte auch Frank Gahler,
der 1982 zu NO 55 gewechselt war.
Ihr Konzert zum 35. Bandjubiläum
ging am 7. Oktober 2011 im
FRANNZ über die Bühne.
„Mr. Speiches Monokel Blues Band“
Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler,
Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter
Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell,
Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth,
Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri
Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger,
Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy,
Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert,
Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra
Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby
Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas
Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick,
Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die
feierte den 35. Geburtstag der Band
und den 65. von Monokel-Urgestein
Speiche am 27. Oktober nebenan im
„Kesselhaus“. Mit dem unverwechselbaren, charismatischen BluesSänger Bernd „Zuppe“ Buchholz,
Olli Becker an den Drums, Heinz
Glass an der Gitarre, Gitarrist J.J.
Bailey, Svenie Ramrath (harp, g)
und natürlich Bandchef Speiche an
der Bassgitarre. Der spielte schon
in den 1960-ern bei der
„Rhythmusgruppe 62“, der
„Sputnik Band Potsdam“ und
beim „Diana Show Quintett“
mit Achim Mentzel, mit dem
er nach 46 Jahren zum 35. erstmals wieder gemeinsam auf
der Bühne im „Kesselhaus“
stand. Berlin weit bekannt ist
Speiche auch seit 1992 durch
seine Kiezkneipe an der Raumerstraße 39, eine Institution in
der Musikerszene (Engerling
schrieb den „Raumer 39 Beat“).
Auch bei „Monokel Blues“ werden
natürlich die alten Bandklassiker
gespielt. „Ansonsten sind wir in Stil
und Sound sehr verschieden“, sagt
Speiche, dessen Sohn – natürlich –
auch Musiker ist und eine Band hat.
Beim 15. Rock- und Bluesfestival
in Vollmershain stehen am 11. und
12. September wieder beide „Monokel“ auf der Bühne. Ein Grund
mehr, sich dieses Datum einzuprägen.
Ingeborg Dittmann
Hier noch ein paar Tourdaten beider Bands:
Monokel-Kraftblues – 19.
Juni Berlin „Die Laube“ am
Volkspark Prenzlauer Berg,
4. Juli Open Air in Prießnitz,
11. Juli Rock- und Bluesnacht in Spremberg, 12.
September 15. Rock- und
Blues-Open Air in Vollmershain, 24. Oktober
Cottbus-Döbbrick.
Mr. Speiches Monokel Blues-Band
– 12. Mai Jena, 20. Juni Hohen
Neuendorf, 27. Juni Bluesfestival
Markneukirchen, 4. September
Leipzig, 9. September Berlin
Zepernick, 11. September Open Air
Vollershain, 10. Oktober 4. Berliner
Kundenbluesnacht, 10. Dezember
Kesselhaus Berlin.
Abb.: Ein frühes Bandfoto; Lefty
und Speiche sind bis heute die „Gesichter“ der beiden MonokelBands.
Fotos: Dittmann, Archiv
Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas
Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik,
Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,
Frank Schöbel, Christel Schulze, Har tmut Schulze-Gerlach, Susi Schuster, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo,
Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz,
Siegfried Uhlenbrock, Helena Vondráckova, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf Wenning, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler
sowie 1 Sonderausgabe.
4
jot w.d. 5/2015
Großsiedlung
Senioren machen
Kabarett
Ein Zeichen des Niedergangs
Marzahn – Am 22. Mai, 19
Uhr, sind im Berliner Tschechow Theater, Märkische Allee
410, „Die alten Schachteln“ zu
erleben. Ihr Programm kurz
und bündig: „Nein, danke!“.
Eintritt 8, erm. 6 Euro. Karten
Tel. 93 66 10 78.
I.D.
Der Kastanienboulevard verliert zusehends an Attraktivität, Hilfe ist nicht in Sicht
Himmelfahrt mit
Eisbein
Marzahn – Am 14. Mai lädt
das Bürgerhaus „Südspitze“,
Marchwitzastraße 24-26, zu
„Himmelfahrt mit Musik und
Eisbeinessen“ ein. Beginn 11
Uhr, Eintritt 4,50 Euro. Info
Tel. 542 21 55.
I.D.
Konzert im Klub 74
Hellersdorf – „Wenn die kleinen Veilchen blühn“ – unter
diesem Motto musizieren am
19. Mai, 14 Uhr, Marlies Carbonaro (Gesang, Schauspiel)
und Anton Kryukov (Bajan) im
Klub 74, Am Baltenring 74.
Eintritt 2,50 Euro.
I.D.
Bücherfest im
KulturGut
Marzahn – Am 30. und 31.
Mai, jeweils 10 bis 18 Uhr,
lädt das KulturGut in Alt-Marzahn 23 zum diesjährigen
Bücherfest ein. Thema in diesem Jahr ist der 80. Todestag
von Kurt Tucholsky. Es können
Bücher getauscht oder erworben werden, im Café des Gutes gibt es Lesungen. Der Eintritt ist frei.
I.D.
Trödelmarkt der
Selbsthilfegruppen
Marzahn – Die Selbsthilfe-,
Kontakt- und Beratungsstelle
Marzahn-Hellersdorf organisiert am 9. Mai von 11 bis 16
Uhr auf dem Hof in Alt-Marzahn 31 einen großen Trödelmarkt und lädt dazu ein, einen
bunten Nachmittag zu verbringen. Die Besucher können nicht
nur stöbern und Schnäppchen
jagen, sondern auch viele
Selbsthilfegruppen kennen lernen und miteinander ins Gespräch kommen. Mehr als 20
von den etwa 100 im Bezirk existierenden Selbsthilfegruppen
werden mit einem Stand vor Ort
sein. Die erzielten Einnahmen
aus dem Verkauf kommen den
Besuchern der sozialen Einrichtungen zugute. Yvonne Vedder
Hellersdorf – Kaum noch Läden,
eine geschlossene Kaufhalle, ein
verrottendes früheres „Dienstleistungsgebäude“ – am Boulevard
Kastanienallee ist Bummeln nicht
wirklich angesagt. Die öffentlichen Flächen sind zwar gepflegt,
doch wer ergötzt sich schon an
Tattoo-Studios und Imbissbuden?
Dabei ist es noch nicht einmal 20
Jahre her, als dort noch richtige
Feste gefeiert wurden, Leben
herrschte, Weinköniginnen gekrönt wurden. Doch zwei „Anschlüsse“ und einen Verkauf (samt
mehrerer folgender Eigentümerwechsel) später herrscht Tristesse.
Das will sich vor allem die Linksfraktion in der BVV nicht gefallen lassen und fühlte daher dem
verantwortlichen Stadtrat sowohl
für Stadtentwicklung als auch für
Wirtschaft, Christian Gräff, auf
den Zahn. „Es geht nicht allein um
Verkaufseinrichtungen“, sagte Sabine Schwarz. Die Entwicklung
sei ja in gewisser Weise abzusehen gewesen. Aber „Vorschläge
wie die Erweiterung des Quartiersmanagements Helle Mitte
oder die Einrichtung eines eigenen“ seien von Gräff „stets verworfen“ worden. Im Herbst 2014
habe er angekündigt, dass es Fördergelder gäbe. „Aber es kam
nichts“, schimpft Sabine Schwarz.
Wenn da nichts passiert, statt dessen Innenstadtmedien „reißerisch
über Brachen berichten, wie peinlich ist das denn“, fragt sie rhetorisch. Zwar engagierten sich ansässige Vereine und Initiativen,
aber „ohne ein bezirkliches Konzept passiert nichts“.
Das wollte Gräff nicht in Gänze
auf sich sitzen lassen. „Wir sind
mit einem Vermieter im Gespräch“, versicherte er. Im Übrigen hätte er „dem Senat die Einrichtung eines neuen Quartiersmanagements-Gebietes vorgeschlagen“ und diesen Antrag gut begründet. „Das habe ich dem Senator Andreas Geisel noch einmal
geschrieben“, setze er hinzu. „Wir
glauben, gute Argumente zu haben, nämlich dass wir schlechte
Daten und Fakten vorlegen können.“ Andererseits fände Gräff es
auch „problematisch, wenn wir
das Quartiersmanagements-Gebiet Mehrower Allee so leichtfertig hergeben“. Dort gäbe es zwar
positive Entwicklungen, aber das
„ist noch nicht abgeschlossen“.
Im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen Berlins sei der Zustand des Kastanienboulevards
gut, sogar sehr gut. „Bei uns sieht
es sauberer, ordentlicher, gepflegter aus als beispielsweise im
Wedding“ preist Gräff das Areal.
Allerdings gäbe es in der Mitte des
Boulevards
große Flächen,
die leer stehen.
„Das hat mit
der verfehlten
Flächenpolitik
des
Landes
Berlin in den
90-er Jahren zu
tun“, weist der
Stadtrat jegliche Verantwortung von sich.
Und nun kämen
an Leipziger
Platz, Ostbahnhof und Hauptbahnhof weitere 30 000 Quadratmeter
„Handelsfläche
ans Netz“. Der
Kaufpark Eiche
werde „zu einer
geschlossenen
Mall umgebaut, und da haben wir
überhaupt keinen Einfluss, das ist
beschlossen und genehmigt“, sieht
sich Gräff bar jeglicher Hoffnung
für das Areal. „Eine Zukunft als
Handelsstandort wird es für die
Kastanienallee nicht mehr geben.“
Man sei allerdings regelmäßig mit
dem Eigentümer „Deutsche Wohnen“ im Gespräch. Ideen, wie
Künstler-Ateliers seien ein erster
Schritt. Ausreichend sei dies natürlich nicht.
Es bedürfe laut
Gräff weniger
eines
Konzepts, „sondern
eines Kümmerers“. Sollte es
kein
neues
Quartiersmanagements-Gebiet geben, will
das Bezirksamt
ein Projekt aus
dem Bereich
„wirtschaftsdienliche Maßnahmen“ starten und dabei
die ganze Helle Mitte einbeziehen.
Kritik
übt
Gräff auch am
Senat. „Seit
mehr als zehn
Jahren tragen wir die Notwendigkeit des Anschlusses an das Siedlungsgebiet vor uns her“, moniert
er. Das wurde vom Senat nicht ge-
nehmigt, obwohl das Bezirksamt
das so beschlossen hatte. Hinsichtlich der geschlossenen Kaufhalle
zeigte sich der Stadtrat überzeugt,
die Immobilie werde sich irgendwann entwickeln. „Entweder sie
wird abgerissen, oder es gibt eine
neue Nutzung.“ Björn Tielebein,
Chef der Linksfraktion, weiß auch,
„dass der Kastanienboulevard keine blühende Geschäftsmeile
wird“, da seien sicher alle in der
BVV einig. Doch es siedelten sich
soziale Einrichtungen an. „Wenn
nun aber die Kaufhalle abgerissen
wird, dann wäre es ein großer Zugewinn, wenn dort ein Platz entstünde, zu dem die Menschen gern
hingehen“, regt er an. Man müsse
im Hinblick auf Attraktivität ebenfalls „über den Spielplatz sprechen, auch wenn der nicht dem
Bezirk gehört“. Tielebein erneuert seinen Vorschlag für einen
„Runden Tisch Helle Mitte“. Der
Kastanienboulevard sei ja ein
Stück der Kastanien-Allee, „eine
der ältesten Straßen in Hellersdorf, die es schon gab, als die
Großsiedlung noch gar nicht existierte“.
Gräff aber winkte bei diesem Vorschlag erneut ab. „Wir haben da
keine eigenen Ressourcen.“ Ohne
ein Quartiersmanagement werde
sich „das wohl nicht machen lassen“.
Ralf Nachtmann
Senioren-BVV
Marzahn-Hellersdorf – BVVVorsteherin Kathrin Bernikas
und die Seniorenvertretung des
Bezirks laden alle Senioren zur
diesjährigen Senioren–BVV
am 2. Juni, 15-17 Uhr, in den
Arndt-Bause-Saal des Freizeitforums Marzahn, Marzahner
Promenade 55, ein. m Mittelpunkt steht das Thema „Marzahn-Hellersdorf – ein Bezirk
für alle Altersgruppen“.
RN
Schandflecke beeinträchtigen die sonst schöne Umgebung. Das Café hat seinen Namen wohl von der Entwicklung des Boulevards Kastanienallee entlehnt, denn die nimmt auch seit zehn Jahren eine „Auszeit“. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Fotos: Dittmann
Kleinsiedlung
jot w.d. 5/2015
5
Einmal schräg durch
Versteckte Orte im Bezirk – Teil 6: Die „Münsterberger Promenade“
Orte wie die Gärten der Welt, die
Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch der Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die
meisten im Bezirk Wohnenden,
auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die selbst
jenen Marzahn-Hellersdorfern
unbekannt sind, die ihrem Heimatbezirk über viele Jahre hinweg die
Treue hielten.
Unweit der alten Kirche zu Mahlsdorf zweigt von der viel befahrenen B1/5 Richtung Nordwest ein
unscheinbarer stiller Weg ab, der
auf der Karte alle sonstigen Straßen- und Siedlungsraster in
Mahlsdorf, Kaulsdorf, Biesdorf
und Friedrichsfelde Ost seltsam
zerschneidet: Wie eine mit dem Lineal gezogene gerade Linie verlängert er sich über viele Kilometer
bis zur Landsberger Allee/Ecke
Siegfriedstraße und lässt sich darüber hinaus über die heutige Pistoriusstraße bis nach Pankow verfolgen. Eine gerade historische Wegeverbindung auf den flachen Hügeln jenseits aller Pfühle und
Sümpfe zwischen Mahlsdorf,
Kaulsdorf, Hohenschönhausen,
Weißensee und Pankow ist denkbar: Alle diese Dörfer im bis dahin slawischen Gebiet sind im
Zuge der deutschen Besiedlung
des Barnim Mitte des 13. Jahrhunderts unter dem Adelsgeschlecht
der Askanier entstanden. Im Falle
von Pankow wurde dabei die slawische Flurnamenbezeichnung
übernommen.
Auf den ersten hundert Metern
hinter der Pension an der Weide
ist der Weg unbefestigt. Ab Neuenhagener Straße wird er als Münsterberger Weg ausgeschildert. Leider hat man ihn zum Leidwesen
aller Rad-und Autofahrer in Höhe
des jetzt fast fertigen Neubaus des
Kaulsdorfer Vivantes-Krankenhauses mit holprigen Kopfsteinen
gepflastert. Danach wandelt sich
der Münsterberger Weg zur Fußgängerpromenade, die im Kaulsdorfer Siedlungsgebiet von Hundehaltern zum ruhigen Gassi-Gehen intensiv genutzt wird. An der
Kreuzung des Weges zur Planitzstraße weitet sich die Promenade zu einem hübschen Platz mit
dorfer Broadway, dem Mädewalder Weg, wieder zur kaum
sichtbaren Fußgängerverbindung.
Am Hotel Schloss Kaulsdorf wandelt er sich zur betonierten Anliegerstraße, an der in den siebziger
Jahren der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VdgB“
eine Eigenheimsiedlung mit den
damals atypischen Zweietagenwohnungen errichten ließ. Hier
endet erst einmal der Weg am
(Verbindung nach Kaulsdorf).
Wir müssen also den Kaulsdorfer
Friedhof umrunden und durch den
Tunnel am Bahnhof Wuhletal
wandern, um hinter der Altentreptower Straße die Fortsetzung
unseres alten Weges aufzuspüren.
Er ist da und im Bestzustand.
Während auf allen anderen Teilstücken Pflastersteine oder löchrige Asphaltdecken die Benutzung
erschweren, gibt es auf dem Fuß-
Der viel genutzte Weg zum UKB nimmt die alte Wegeverbindung zwischen Mahlsdorf und Hohenschönhausen auf, links im Bild sind noch Reste der ursprünglichen Allee zu erkennen.
Foto: Clauder
großen alten Bäumen. Schon zu
DDR-Zeiten war das Gelände mit
Blumenrabatten geschmückt, heute zieht ein neuer Spielplatz in der
Nähe des Bahnhofs Kaulsdorf
zahlreiche Familien an. Vor einigen Jahren brachte man hier Schilder für den „Wilhelmplatz“ an.
Der Münsterberger Weg wird nach
seiner Kreuzung mit dem Kauls-
Nordende des Kaulsdorfer Friedhofs.
Der ehemalige Bahnübergang verschwand, als die Vorortbahngleise
aus Lichtenberg nach Kaulsdorf
verlegt wurden und an gleicher
Stelle in Höhe der Wuhlebrücke
die Verbindungsstrecke zwischen
Frankfurter Bahn und Ostbahn
abzweigte, die sogenannte VnK
und Radweg zwischen Bahnhof
Wuhletal und dem Unfallkrankenhaus bestes Pflaster und ebene Schotterstreifen. Vor einigen
Jahren hat es die arme Kommune
(oder das reiche ukb?) sogar geschafft, auch das kurze Verbindungsstück zum Blumberger
Damm aus einem hügeligen Trampelpfad in einen schmalen befe-
stigten Weg zu verwandeln.
Nach dem Blumberger Damm
dann erneut das scheinbare Ende
des Weges am Schallschutzdamm.
Aber nein, hier gibt es ja einen
Durchschlupf! Zwischen hohen
Mauern sollte man die gefährlichen Kurven per Rad nur mit Klingeln durchfahren.
Wohltuend die Ruhe hinter dem
Damm im beliebten Siedlungsgebiet Biesdorf. Nach wenigen Metern wandelt sich der Spatenweg
zur breiteren Biesdorfer Promenade. Auch hier geht es beschaulich
zu: Spielende Kinder, Hundehalter, Spaziergänger. Alles autofrei.
Vorbildlich ausgebaut seit neuestem die Mittelinselquerung der
belebten Oberfeldstraße.
Da die im Wege stehenden Plattenbauten im Marchwitza-Viertel
eingeebnet wurden, kommen wir
ohne Hindernisse auf geradem
Wege zum Fußgängertunnel unter
der Alle der Kosmonauten am Helene-Weigel-Platz. Hier verabschieden wir uns von der alten Verbindung zwischen mehreren Dörfern, die im weiteren Verlauf beim
Entstehen des Güteraußenringes,
durch den Bau des Bahnhofs
Springpfuhl und der Gewerbezonen an der Rhinstraße fast
völlig verschwand.
Aber warum hat man den alten
Feldweg überhaupt als Münsterberger Weg und Biesdorfer Promenade beim Bau der Siedlungsgebiete erhalten? Die einfache Erklärung lautet: Am alten Feldweg
baute Berlin eine Druckwasserleitung vom Trinkwasser-Fördergebiet Kauldorfer Busch bis zu
den Hochbehältern im Wasserwerk an der Landsberger Allee.
Das ist dank unseres Wassergeldes
mit seinen gepflegten Ziegelbauten heute wieder ein Schmuckstück einstiger Industriearchitektur.
Ulrich Clauder
Mit allen Sinnen im Grünen
Saisonstart im „Garten der Sinne“ – Präsentation des „Kiezatlas Hellersdorf“
Mahlsdorf – Am 23. April startete im „Garten der Sinne“ an der
Wodanstraße 6 und 40 die neue
Gartensaison mit einer großen
Feier für Alt und Jung. Eingeladen hatte der Betreiber, der Verein „Mittendrin leben e.V.“ Ab
dieser Saison trägt die Umweltbildungseinrichtung den Titel IGA
vor Ort“ und ist damit Botschafter des Bezirkes für die Interna-
tionale Gartenbauausstellung
2017 in Marzahn. Im Rahmen der
Eröffnungsfeier präsentierten die
Geschäftsführerin von Mittendrin,
Ursula Gobes, Sozialstadträtin
Dagmar Pohle und Gabriele
Schlimper, Geschäftsführerin des
Paritätischen Berlin, die neue Broschüre „Kiezatlas Hellersdorf –
Zeig mir Deine Welt“.
In diesem Ratgeber werden die
Die „Macher“ des Kiezatlas wollen der Hellersdorfer auch bald eine
Marzahner Ausgabe folgen lassen.
Foto: Nachtmann
„25 schönsten Orte in Hellersdorf“
in Bild und Text vorgestellt. „Lieblingsorte zu haben ist wichtig, um
sich in seinem Wohnbezirk wohl
zu fühlen. So gibt es für jeden
Menschen das besondere Café, das
Kino um die Ecke oder die schön
gestaltete Parkanlage“, war die
Prämisse für die Gestalter der
knapp 60 Seiten starken Broschüre – Klienten und Mitarbeiter aus
den Einrichtungen von „Mittendrin“, vom Thiele-Winkler-Haus
und vom reha e.V. Sie haben die
Orte nicht nur nach Schönheit,
sondern auch nach Kriterien wie
Barrierefreiheit und guter Erreichbarkeit ausgewählt und genau beschrieben, was man an diesen Orten machen kann, warum sie ihn
mögen und was man noch verbessern könnte. Zu den Lieblingsorten zählen u.a. der Wuhlewanderweg, das Kino Kiste, Kulturforum und Pyramide, der Schleipfuhl, die Jesuskirche Kaulsdorf,
das Café Krüger und das Gründerzeitmuseum. Das Büchlein ist
kostenlos erhältlich.
Beim großen Gartenfest trat auch
die „Marzahner Promenadenmischung“ unter Leitung von Dr.
Bernd Engling auf. Der Kinderchor erhielt viel Beifall, u.a. für
das neue Lied „Gartenfeier“, das
auch auf CD erschien. Es gab
Bastelstände,
Sport
und
Spiel, Kinderschminken,
natürlich auch
Kaffee und
selbst gebakkenen Kuchen
Der Garten der
Sinne zeigte
sich zur Saisoneröffnung in
schönster Frühlingspracht.
Foto: Dittmann
sowie Leckeres vom Grill. Die
beiden Gärten (neben Sonnenuhr,
Insektenhotel und Teich gibt es
nun auch einen tollen Brotbackofen) bieten u.a. pädagogisch
betreute kostenlose Führungen
an, in diesem Jahr besonders unter dem Blickpunkt „gesunde Ernährung“. Anmeldungen Telefon
99 88 160. Ingeborg Dittmann
6
jot w.d. 5/2015
Links & rechts der Wuhle
Erfolgreicher Welttag des Buches
Wie teuer oder billig darf Gedenken sein?
Marzahn-Hellersdorf – Mit
mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen binnen einer Woche
wurde auch im Wuhlebezirk der
Welttag des Buches (24. April)
gefeiert. Neben täglichen Lesungen für Kinder aus Kita und
Grundschule präsentierten die
Bibliotheken des Bezirks für Erwachsene die Autoren Sabine
Kry („Diamanten Eddie“) oder
unter dem Motto „Kräuter für
die Gesundheit und die Schönheit“ eine unterhaltsame Kräuterkunde für jedermann mit
Gerda Schneider.
RN
Bizarrer Streit um den Gedenkort „Erstes befreites Haus“ Landsberger Allee 563
Fahrt zum Kunstgewerbemuseum
Mahlsdorf – Die Ortsgruppe
403 der Volkssolidarität organisiert am 21. Mai einen Besuch des Kunstgewerbemuseums auf der Schlossinsel Köpenick mit anschließendem
Kaffeetrinken im Schlosscafé.
Anmeldung Tel. 22 488 222.
Familiebfest am
Körnersee
Mahlsdorf – Der Bürgerverein
Mahlsdorf-Süd lädt am 6. Juni,
14 bis 18 Uhr, zu einem Kinder- und Nachbarschaftsfest im
Park am Körnersee (zwischen
Kohlis- und Uhlandstraße, Bus
108) ein. Mit dabei sind u.a.
Clown Henry, die Freiwillige
Feuerwehr und ein Blasorchester. Es gibt Kaffee und Kuchen,
Info-Stände, Bastelmöglichkeiten sowie Spiel und Spaß. I.D.
Marzahn – Kein aktuelles Mitglied des Bezirksamts kann besser für seine Volten bestaunt werden, als Immobilienstadtrat Stephan Richter. In der unseligen
Debatte um das Haus Landsberger Allee 563 (mit dem Denkmal
für das erste befreite Haus Berlins
1945), das trotz teilweiser Sperrung noch immer für die Jugendund Erziehungsberatung genutzt
wird, lieferte er ein weiteres
Glanzstück seiner Abteilung. Vor
dem Hintergrund, dass die Linksfraktion in der BVV einen Antrag
stellte, die dringend notwendigen
Sanierungsmaßnahmen am Haus
vorzunehmen und dafür vom Bezirksamt bei eigenem Geldmangel
Landesmittel unter Hinweis auf
die historische Bedeutung einfordern zu lassen, „schätzte“ Richters
Hochbauamt die notwendige Summe mal fix und schlapp zwischen
750 000 und einer Million Euro.
Die Links-Intention, das Haus
weiter für die Erziehungsberatung
zu nutzen, spielte erst einmal keine Rolle. Entsprechend blockte die
Mitte-Rechts-Koalition das Ansinnen mit knapper 8:7-Mehrheit im
Hauptausschuss ab und wollte sich
einzig für den Erhalt des Gedenkortes – unabhängig von der weiteren Nutzung des Gebäudes – einsetzen.
Das brachte Kristian Ronneburg
erst recht auf die Palme, hatte er
doch gehört, dass eine Wohnungsgesellschaft Interesse an der
Liegenschaft bekundet hätte, um
einen Mietertreff und vor allem
Parkplätze einzurichten. Daher
käme für ihn eine Übertragung an
Es gibt Befürchtungen, der Gedenkort könne verloren gehen, wird das Haus weggegeben. Foto: Nachtmann
den Liegenschaftsfonds bzw. das
Berliner Immobilienmanagement
mitnichten in Frage.
Stadtrat Richter konnte Ronneburg
gegenüber in der BVV „nachvollziehen, dass Sie zu Recht aufgebracht sind“. Die notwendigen
Mittel zur Sanierung stünden tatsächlich nicht zur Verfügung,
selbst für genauere Untersuchungen der Sanierungskosten habe er
kein Geld. Dann die wundersame
Wendung: „Seit gestern sehe ich
das etwas anders“, sagte Richter,
„denn meine Mitarbeiter haben
mir aufgeschlüsselt, dass dort eine
Kostenstruktur von 2,70 Euro je
Mitarbeiter vorhanden ist. Dafür
bekomme ich nirgendwo etwas. Insofern wäre ich sehr dafür, das
Haus zu sanieren, aber woher
kommt das Geld?“ Norbert Seichter von der Linksfraktion machte
deutlich, dass es sich nicht um einen „Gedenkort der Linken“, sondern um einen Gedenkort für ganz
Berlin handele. „Ohne die Kompetenz des Hochbauamtes in
Zweifel zu ziehen“, legte er in der
Sache nach, „war doch die Begründung, aus der zweiten Etage
auszuziehen, die Instabilität des
Dachstuhls. Wo da die genannten
Kosten herkommen, ist mir schleierhaft.“ Das sei „eine Kostenschätzung, die den Intentionen des
Bezirksamts eher entgegen
kommt“, wenn dieses das Gebäude abgeben wolle.
Klaus-Jürgen Dahler hatte unterdessen erfahren, dass Finanzsenator Kollatz-Ahnen im Abge-
ordnetenhaus versprochen habe,
er werde die Bezirke bei wichtigen Investitionen unterstützen
und auch für weitere Planungen
finanzielle Mittel zur Verfügung
stellen. „Es wäre also durchaus
möglich, das Projekt in die Investitionsplanung einzubeziehen.“
Aus diesem Grunde erneuerte die
Fraktion ihren im Hauptausschuss abgeschmetterten Teil des
Antrages, allerdings ohne direkt
auf die Nutzung durch die bezirkliche Erziehungsberatung abzustellen. Doch die Koalition bremste ihn erneut aus und wies den
Änderungswunsch zurück. Nur
den Erhalt des Gedenkortes will
sie stützen. Vielleicht als einsame Tafel inmitten eines Anwohner-Parkplatzes? R. Nachtmann
Bürgerwünsche wurden wahr
Schilder sollen auf umgesetzte Projekte des Bürgerhaushalts hinweisen, auch jene, die ohnehin nötig waren
Constanze Tornow von FiPP hilft Bürgermeister Stefan Komoß beim
Anschrauben des Schildes am Eingang des Hauses.
Hellersdorf – Vor mehr als 6 Jahren wurde am Kummerower Ring
der KOMPASS als Kombination
eines Stadtteilzentrums und einer
Jugendfreizeiteinrichtung eröffnet. Wir haben damals ausführlich berichtet (jot w.d. 2/2009).
Außer der Tatsache, dass in einem
„Rückbau“-Gebiet (klingt besser
als Abriss) ein Neubau entstand,
war das Bemerkenswerte, dass
zwei Einrichtungen in einem Gebäude nicht einfach nebeneinan-
der arbeiten, sondern die Räume
gemeinsam nutzen. Ich habe damals geschrieben: „Ich habe den
ganzen Prozess der Entstehung
des KOMPASS erlebt; darauf
gründet sich mein Optimismus,
dass es mit dieser Zusammenarbeit klappen wird.“ Dieser Satz
kam jetzt auf den Prüfstand, denn
der Kooperationsvertrag zwischen den beiden Trägern (FiPP
und Klub 74 Nachbarschaftszentrum Hellersdorf) war ausge-
laufen und musste deshalb erneuert werden.
Zugegeben: So einfach und glatt,
wie man es sich damals vorgestellt hatte, war die Zusammenarbeit nicht immer. Mitunter gab
es Interessenkonflikte, und dann
geht es ja auch um Geld (wie teilt
man die Betriebskosten auf?).
Aber insgesamt war der Optimismus berechtigt. Am 24. März saßen die Verantwortlichen der beiden Träger mit den zuständigen
Stadträtinnen Dagmar Pohle (Soziales) und Juliane Witt (Jugend)
zusammen, um den neuen Kooperationsvertrag zu unterzeichnen.
Die Bilanz ist eindeutig positiv,
die Weichen für die weitere Zusammenarbeit sind gestellt.
Und beinahe gleichzeitig gab es
erneut Gelegenheit, noch einmal
über die Entstehung des KOMPASS nachzudenken: Sie ist direkt verbunden mit den Anfängen
des Bürgerhaushaltes im Bezirk.
Schon 2006 entstand in der damaligen Arbeitsgruppe Hellersdorf-Süd des Bürgerhaushaltes
die Idee, das damalige, von der
Schließung bedrohte Stadtteilzentrum im Teterower Ring durch
ein „Haus der Generationen“ (so
der damalige „Arbeitstitel“) zu
ersetzen – auch das kann man in
jot w.d. 3/2006 nachlesen. Nun
wurde im Jahre 2015 endlich auch
die Idee verwirklicht, umgesetzte Projekte aus dem Bürgerhaushalt (soweit möglich) entsprechend zu kennzeichnen. Eines der
ersten war nun der KOMPASS –
am 15. April befestigte Bürgermeister Stefan Komoß im Beisein
der Verantwortlichen der beiden
Träger und der Mitglieder der Ar-
beitsgruppe Bürgerhaushalt das
entsprechende Schild am Eingang. Genau genommen steht es
für drei Projekte des Bürgerhaushaltes: Die Graffitiwand neben dem Eingang ist ein Vorschlag aus dem Kinder- und Jugendbüro vom Jahr 2010, und die
Hinweisschilder zum KOMPASS
waren ein Vorschlag im Bürgerhaushalt 2012/2013.
Bernd Preußer
Mitglieder der Arbeitsgruppe Bürgerhaushalt freuen sich über das
Schild: Rudolf Winterfeld, Bernd und Erika Preußer, Peter Erdmann,
Norbert Schulze (v.l.n.r.).
Fotos: Großmann
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 5/2015
7
Auf zur musikalischen Landpartie!
Brandenburger Sommerkonzerte mit kulturellen Höhepunkten
Brandenburg – Wie wäre es mit
einem Ausflug ins Havelland, die
Prignitz, den Fläming, die Uckermark oder das Oderbruch mit der
Zugabe musikalischer Bonbons?
Vom 14. Juni bis zum 5. September laden die „Brandenburgischen Sommerkonzerte“ (BSK)
bereits im 25. Jahr auf Freilichtbühnen, in Kirchen, Parks, Landgüter, Scheunen und Herrenhäuser zu musikalisch-kulturellen
Highlights ein.
Das Motto des Initiators Dr. Werner Martin, der kulturinteressierte Bürger um sich sammelte, war
und ist „Landschaft entdecken –
Musik erleben“. Gab es zu Beginn im Jahre 1990 „nur“ sieben
Konzerte, sind es heute 100 Veranstaltungen in jeder Saison, für
die 20 000 Karten verkauft werden. Hervorzuheben sind das
hohe künstlerische Niveau sowie
die Nicht-Inanspruchnahme öffentlicher Mittel. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über
den Kartenverkauf sowie Förderer und Sponsoren.
In den 25 Jahren ihres Bestehens
haben sich die BSK besucherund familienfreundlich entwikkelt. Da am Wochenende Busse
und Bahnen nicht so häufig fahren, gibt es für Nichtmotorisierte
einen Bustransfer für Hin- und
Rücktour ab Berlin. Gutshöfe und
Kirchenanger laden zu Kaffeetafeln ein, eine Kinderbetreuung
kann genutzt werden,
Eröffnet wird die diesjährige Saison der BSK am 14. Juni, 17 Uhr,
in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen mit Werken von Haydn,
Richard Strauss und Schumann,
dargeboten von der Kammerakademie Potsdam und dem international gefeierten Oboisten
Ramón Ortega Quero. Ab 13.30
Uhr gibt’s im Pfarrgarten eine
Kaffeetafel, ab 14.15 Uhr werden
eine historische Stadtführung,
eine Schlossführung, eine Dampferfahrt entlang der Dahme und
eine Busfahrt zum Funkerberg
(erste deutsche Radiostation,
Ausstellung über das Fernsehen
der DDR) angeboten.
Das Duo Acuerdo spielt am 11. Juli bei einem der vielleicht interessantesten
Konzerte, dem „Brandenburgischen Dorfkirchenkarussell“, Werke von Bach,
Mozart, Ibert u.a. in den Dorfkirchen von Criewen, Felchow und BerkholzMeyenburg. Die drei uckermärkischen Dörfer liegen nah beieinander, dass
die Besucher drei Konzerte in den idyllischen Dorfkirchen nacheinander genießen können. Drei Ensembles bestreiten den musikalischen Reigen: die selten
zu hörende Formation zweier Cembali entführt das Publikum in die Musik
der Bachzeit. Melancholie und Leidenschaft sind garantiert, wenn das Duo
Acuerdo mit argentinischen Tangos und französischen Musettewalzern aufwartet und nicht zuletzt besticht das Polyphonia Ensemble Berlin, Holzbläser
des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin.
Foto: Veranstalter
Insgesamt wird es im Jubiläumsjahr 24 Konzerte von klassisch bis
modern geben. So können sich
Tangofreunde auf „Una tarde de
Tango argentina“ am 2. August in
Werder freuen. Anhänger von
Mikis Theodorakis sind zu einem
Konzert anlässlich seines 90. Geburtstages am 23. August in den
Brandenburger Dom eingeladen.
Das Festkonzert zum 25. findet
am 26. Juli in der Nikolaikirche
Luckau statt. Das Abschlusskonzert erklingt am 5. September, 18 Uhr, im Schlosspark Lübbenau.
Karten sind über Tourismusämter
der beteiligten Orte, Reisebüros,
Theaterkassen und in der Geschäftsstelle der BSK, Schillerstraße 94, Charlottenburg (UBahnhof Deutsche Oper) sowie
im Internet (www.brandenburgische-sommerkonzerte.de) erhältlich; hier sind auch alle Termine zu erfahren. Konzertübertragungen gibt es im Kulturradio
von rbb am 14. Juni, 19. Juli, 23.
und 30. August. Erica Wiehler
Der singende Hauptmann
Volle Fahrt nach Schmetterlingshorst
Musical über den Hauptmann von Köpenick
Neue Schiffs-Anlegestelle an historischer Ausflugsstätte
Köpenick – Den
legendären
Hauptmann von
Köpenick und seine Husarenstreiche kennen wohl
nicht nur die Berliner. Jetzt gibt es
ein Musical nach
dem gleichnamigen Bühnenstück
von Carl Zuckmayer. Es hat am
26. Juni nicht nur
Premiere, sondern
ist gleichzeitig
eine „Welturaufführung“. Gespielt wird bis
Ende August jeweils Freitag bis
Sonntag im Rathaushof, dem Originalschauplatz der Köpenickiade.
Der Zuschauer erlebt zweieinhalb
Stunden traditionelles Berliner
Musiktheater: Eine Auswahl bester Schauspieler und Musicaldarsteller Deutschlands, opulente
Kostüme, faszinierendes Lichtdesign, raffinierte Szenenbilder,
mitreißende Choreografien und
natürlich Live-Musik mit Ohrwurmcharakter. Die Liedtexte sind
von Heiko Strang, der das Ganze
auch inszeniert hat. Sie sind ebenso in Berliner Mundart wie die
witzigen Dialoge.
Der Zuschauer wird in das Berlin
um 1900 entführt, nicht zuletzt
durch die historischen Kostüme
von Antje Schrader und die
schmissigen Orchester-Arrangements von Frank Hollmann. Die
19 Darsteller und sieben Musiker
des Symphonic Pop Orchestra
werden 150 Minuten (mit einer
Pause) live singen und musizieren.
Im Rathaushof, der 2013 umfassend saniert wurde, gibt es 570
Plätze mit bester Sicht zur Bühne.
Die Hauptdarsteller gaben schon
mal einen kleinen Einblick in das
Musical – selbstverständlich im
historischen Ratssaal des Köpenikker Rathauses. Foto: Nachtmann
Bei Regen erhält jeder Besucher
kostenlos ein Regencape.
Das Interesse ist groß. Bereits Tausende Tickets wurden über Reisebüros verkauft, denn Köpenick ist
für Touristen aus aller Welt ein
wachsender Anziehungspunkt. So
hat sich in den vergangenen zehn
Jahren die Anzahl der Übernachtungen im Bezirk verdoppelt.
Karten für „Der Hauptmann von
Köpenick“ gibt es in vier Preisgruppen – zwischen 48,90 und
22,90 Euro, Ermäßigungen gibt es
für Schüler, Studenten, Azubis und
Senioren ab 65. Zur Premiere am
26. Juni, 19.30 Uhr, kosten die
Karten (inklusive Premierenfeier
mit Speisen und Getränken) zwischen 45 und 75 Euro. Tickets Tel.
655 755 0 oder 230 99 30,
www.hauptmann-musical.de.
Erica Wiehler
Köpenick – Schmetterlingshorst ist um
eine Attraktion reicher! Die Ausflugsstätte
verfügt endlich wieder über einen SchiffsAnlegesteg. Nach 23 Jahren wird hier am
Ufer des Langen Sees Anfang Mai erstmals wieder ein Dampfer anlegen. Gebaut
hat den Steg die Reederei Grimm und
Lindecke, die Schmetterlingshorst in ihren regulären Tourenplan rund um die
Müggelberge an Wochenenden aufnehmen wird. Auch die historische Fährverbindung Grünau – Schmetterlingshorst will die Reederei mit Sitz am Schiffbauerdamm zu neuem Leben erwecken.
Immerhin hat sich die Reederei den Steg
50 000 Euro kosten lassen. Voraussetzung für den Fährbetrieb ist, dass auf der
Grünauer Seite eine Anlegestelle in Betrieb genommen werden kann. Entsprechende Verhandlungen sind im Gange.
Bereits seit drei Jahren korrespondierte
der Betreiber der Ausflugsstätte Schmetterlingshorst, der Bezirksspor tbund
Treptow-Köpenick, mit Bezirksamt und
Reedereien über die Wiederherstellung
der Anlegestelle. Erst der Kontakt mit der
Geschäftsführung der „Spree-Havelschifffahrt“ brachte den so lang ersehnten
Erfolg. Der Vorsitzende des gemeinnützigen Dachverbandes der bezirklichen
Spor tvereine, Walter Kaczmarczyk,
schwärmt: „Eine so schnelle und bauseitig
qualitativ hochwertige Umsetzung unserer Überlegungen hatte ich wirklich nicht
erwartet. Der neue Anlegesteg hat bereits die Beachtung vieler Wanderer gefunden, da werden schöne Erinnerungen
wach“, ergänzt der Vereinsvorsitzende
sichtlich stolz. Natürlich eröffnet die Inbetriebnahme des Anlegers Schmetterlingshorst dem Erlebnisraum rund um die
Müggelberge neue Chancen. Da liegt es
nahe, dass schon die nächsten Vorhaben
auf der Agenda des Bezirkssportbundes
stehen. Nun soll ein Wasserwander-Rastplatz mit EU-Mitteln angelegt werden.
Dass die historische Ausflugsstätte ihre
Tore als Wander- und Touristenstützpunkt
mit Imbiss überhaupt geöffnet hält, ist
dem rührigen Einsatz des Bezirkssport-
bundes zu danken, der seit Ende der
1990-er Jahre hier Pächter und Betreiber ist. Wenngleich der Verein außer Enthusiasmus und Eigeninitiative nur mit
äußerst schmalen Mitteln ausgestattet ist,
hat er in den letzten Jahren viel bewegt,
um den Standort zu erhalten und Stück
für Stück attraktiver zu machen
Ein Ausflug nach Schmetterlingshorst
lohnt sich zu Land wie demnächst auch
zu Wasser. Unter schönen alten Bäumen
kann man hier ausruhen, ganz nach Gusto
eine Bratwurst oder ein Stück Kuchen
genießen. Das Freigelände bietet genügend Platz und das erforderliche Equipment für Federball, Tischtennis oder
Boule. Den Fuß sollte man in jedem Fall
ins Gebäude setzen, denn hier wartet sie
– die einzigartige Schmetterlings-Ausstellung. Namensgeber für Schmetterlingshorst war sein Gründer, der Glasgraveurmeister und Schmetterlingsforscher Johannes Bittner, der hier 1898 eine
Schmetterlingsschaubude mit Imbiss und
Ausschank einrichtete.
Gebäude und Sammlung fielen 1943 ei-
nem Bombenangriff zum Opfer. 1947 wiederaufgebaut erfreute sich Schmetterlingshorst bis 1990 wieder regen Zulaufs.
Nachdem der letzte Pächter nach der
Wende aufgegeben hatte, lag das Gebäude bis 1999 brach und verwilderte. Der
Bezirkssportbund rekonstruiert und saniert in jahrelanger und mühevoller Kleinarbeit Gebäude und Anlagen. Und ist dabei nun einen ganz entscheidenden
Schritt weiter gekommen, wenn es heißt:
„Volle Fahrt voraus!“
Wer einen ca. 15-minütigen Spaziergang
nicht scheut, kann mit der Straßenbahn
62 ab S-Bahnhof Mahlsdorf bis zur
Endhaltestelle in Wendenschloß fahren
oder mit der Fähre ab Grünau (Wassersportallee) zur Wendenschloß-Seite übersetzen. Dann bis zum Ende der Wendenschloßstraße laufen, links das Möllenhausenufer entlang, am Freibad Wendenschloß vorbei den Uferweg am Langen See
entlang bis Schmetterlingshorst.
Geöffnet Mo bis Fr 10-17, Sbd, So 10-19
Uhr, Info Tel. 61 67 48 61, www.schmetterlingshorst.de
Dagmar Neidigk
Die idyllische Lage am Langen See macht Schmetterlingshorst zu einem idealen Ausflugsziel, nicht nur per Schiff.
Foto: Neidigk
8
jot w.d. 5/2015
Tipps und Termine
„Gottlose Type“
trifft Freunde
Hellersdorf – In der nächsten Veranstaltung der Peter-Weiss-Bibliothek am 28.
Mai wird Petra Pau, die „Gottlose Type“,
wie sie von einem „galanten“ CDU-Zwischenrufer genannt wurde, ihre „unfrisierten Erinnerungen“ vorstellen. Die
Autorin, Vizepräsidentin des Deutschen
Bundestages, gehörte vor 25 Jahren zu
jener Gruppe junger Leute, die den „Verein zur Förderung der Alternativen Bibliothek Hellersdorf“ (der heutigen Peter-Weiss-Bibliothek) gründeten. Autorenlesungen finden ja sonst in den Räumen der Bibliothek statt. Doch diesmal
dürfte es sehr eng werden, so dass wir
uns entschlossen haben, die Veranstaltung in das Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, zu verlegen. Beginn 18.30 Uhr,
Eintritt 3/2 Euro.
Gertraude Sumpf
44. Fotostammtisch
Marzahn – Zum 44. Öffentlichen Fotostammtisch lädt die Gesellschaft für Fotografie alle Interessenten am 19. Mai,
19 Uhr, ins FFM, Marzahner Promenade
55, ein. Gesprochen und diskutiert wird
u.a. über die Ausstellung „Die Welt von
Günter Giese“. Eintritt frei.
I.D.
Amerikanischer Abend
mit Alina
Hellersdorf – Am 22. Mai, 19.30 Uhr,
findet im Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, der nächste „helle salon“ statt,
durch den in bewährter Weise Alina
Martirosjan-Pätzold vom „Kulturring in
Berlin e.V.“ führt. Zu Gast beim „Amerikanischen Abend“ ist die Band „Richard
Lee“. Sie rockt seit 2005 die Bühnen mit
ihren groovigen Songs. Die drei Bandmitglieder präsentieren Blues-, Rock-,
Folk- und Country-Titel mit drei Gitarren, Mundharmonika und anderen Instrumenten. Kultur, Land und Leute sowie
landestypische Speisen stehen im Mittelpunkt des Abends, an dem auch Originalbilder ausgestellt werden. Der Eintritt
kostet 18 Euro (inklusive landestypische
Speisen), Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Kultur & Freizeit
Kunst lebt vom Zeigen, allein im Bezirk gibt es mehr als 50 Orte
Reichtum gut, Freiheit leicht beschränkt
NGBK zeigt verbotene Kunst aus ostasiatischen Demokratien
Berlin – Osten – das Wort allein lässt
den Wessi noch immer leicht erschaudern: Von kernigen Wahlbetrügern,
Greenpeace-Verhaftern, Flugzeugabschießern und Schwulenhassern gelenkte Demokratien, stolze Krim-Krieger; die Frauenräuber in Kirgis- oder
Kasachstan; die ganzen diktatorischen
Bananenrepubliken da hinten unten
aus dem Nachlass der ehemaligen Sowjetunion; die nach der Wende in gesellschaftliche Auflösung gefallene
Mongolei, dann eine Milliarde
meinungsuniforme Chinesen. Und
schließlich die durchgeknallten NordAtombombeaner. Von Mullahs dazwischen gar nicht zu reden. Dahinter
wird es extremst besser. Solide Demokratien in Japan, Taiwan oder Südkorea halten die Fahne der Selbstbestimmung hoch, haben mündige Bürger, die sich nicht den Mund verbieten lassen müssen. Eine Ausstellung
der Neuen Gesellschaft für Bildende
Kunst (ngbk), Oranienstraße 25, stellt
dieses Bild nun teilweise auf den Kopf.
Sie trägt den Titel „Verbotene Bilder
– Kontrolle und Zensur in den Demokratien Ostasiens“.
Direkt auf die Wand der Ausstellungsräume gepinselt haben die koreanischen Künstler Sung-dam Hong und
Sunmu ihre zynischen Kunstwerke in
der Kreuzberger ngbk. Das überrascht und ist schon allein ungewöhnlich. Ein einziges Gesicht mit offenen
Augen beispielsweise lacht zwischen
lauter sonnenbebrillten und mürrischen mit identischen Anti-Irokesenschnitt-Rasur-Frisuren. Doch auf den
zweiten Blick bemerkt der Betrachter
die geknüpfte Schlinge über allein der
aus der Reihe Tanzenden – es ist übrigens die umstrittene Staatspräsidentin. In einem anderen, einem Kreißsaal-Bild, gebiert sie ein Kind mit Sonnenbrille, das einem diktatorischen
Vorgänger erstaunlich ähnelt. In letzter Minute, als nichts mehr umzubuchen war und die Vorlaufzeiten verbraucht waren, weiger te sich die
südkoreanische Kunstspedition, die
die Werke nach Deutschland bringen
sollte. Nebulös hieß es in einer E-Mail,
dass man Probleme befürchte, wenn
man solch despektierliches Gedankengut in eine ausländische Ausstellung
Für „böse“ Kunst sorgt u.a. Sung-dam Hong: Südkoreas Geheimdienstchef
sorgt für identische Frisuren, und unterm Strick tanzen alle mit der Präsidentin den „Gangnam Style“ des Rappers Psy.
brächte. Und hat gerade damit die
Bilder interessant gemacht. Die politischen Künstler brachten darauf hin
ihre „Kopien“ direkt auf das Kreuzberger Wandweiß. Wo der zeitliche
Rahmen das nicht mehr hergab, blieben hellweiße Wandflächen dunkelweiß umrahmt, illustriert mit einer
postkartengroßen Reproduktion bei
den Erklärtäfelchen.
Katsuhisa Nakagaki, bisher eigentlich
konventionell arbeitender Bildhauer,
zeigt ein politisch aufgeladenes japanisches Hügelgrab als Installation.
Dieses durfte im Tokioter Museum für
moderne Kunst nicht vollständig gezeigt werden. Eine japanische Flag-
ge ziert die Oberseite, eine US-Flagge das Innere des Grabes. Die Installation mokiert sich damit über den
Besuch des Premierministers beim
Yasukuni-Schrein, in dem auch
Kriegsverbrechen gedacht wird. „Seit
Japan den Krieg gegen die Amerikaner verloren hat, gelten bei uns die
Amerikaner als der Boss. Wenn wir
sterben, werden wir alle zu Amerikanern“, erklärte der Künstler zur Eröffnung.
Die Ausstellung spielt mit der in Taiwan, Japan und Südkorea offenbar
üblichen Selbstzensur in Kunst- und
Kulturszene. „Kritik an der Regierung
wird in Südkorea als Konformität mit
nordkoreanischer Propaganda diskreditiert, wer fragt, gilt als Kommunist“,
ruft Sung-dam Hong dem Wessi das
im Westen vor der Wende übliche
„wenn’s Dir hier nicht passt, dann geh
doch nach drüben“ in Erinnerung. „In
Japan darf man den Tenno (Kaiser)
nicht kritisieren“, schlägt sein japanischer Künstlerkollege den Bogen zu
seinem Land. Was hier vor dem Hintergrund von Kabarettstückchen über
Kanzlerin und Präsident lächerlich ist,
scheint in diesen südostasiatischen
Demokratien Common Sense zu sein.
International wird nur bedingt wahrgenommen, dass in allen drei Ländern
keine Demokratie im westeuropäischen Sinne herrscht und Meinungsfreiheit von staatlicher Seite nicht als
selbstverständlich akzeptier t wird.
Kontrolle und Zensur kritischer Kunst
wie auch Repressalien gegen unbequeme Künstler sind laut Aussage der
Kuratoren nicht selten. In Japan ist
dies bedingt durch die Nachwehen des
Kalten Krieges und die nicht aufgearbeitete imperiale Vergangenheit. In
Südkorea und Taiwan ist Hintergrund
der ideologisch gesicherte Gegensatz
zu Nordkorea und der Volksrepublik
China. So zeigt die Ausstellung Werke
von jeweils zwei Künstlerinnen und
Künstlern aus diesen drei Ländern,
die sich kritisch mit der Politik und den
Tabus ihrer Länder befassen, sich für
Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen und die sozialen und
politischen Folgen ihrer Arbeit nicht
scheuen.
Tafeln neben den Bildern und Objekten erläutern ein Stückweit Details zu
Exponat und Künstler. Wem die Geschichte und das Denken in fernöstlichen Staaten fern ist, sei angeraten,
sich einer der zahlreichen Führungen
oder Themenabende anzuschließen,
oder den Katalog zu kaufen. Denn die
Aussagen vieler ausgestellter Werke
erschließen sich erst mit dem in der
Regel fehlenden Hintergrundwissen.
Näheres zur Ausstellung und zum
üppigen Rahmen- und Begleitprogramm www.verbotenebilder.net. Die
Ausstellung ist bis 14. Juni täglich von
12 bis 19 Uhr geöffnet, donnerstags
bis sonnadends bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Henson Stehling
„Sugar & Zint“
Fotografien von Alexander Janetzko in der Rathausgalerie
Die Band „Richard Lee“. Foto: privat
Theaterpremiere
von „Selektion“
Marzahn – Seit August 2014 arbeiten
28 junge Leute aus dem Bezirk an einem Theaterstück zum Thema Mobbing,
das sie von der Idee bis zur Inszenierung
unter fachlicher Anleitung selbständig in
Szene setzten (jot w.d. berichtete). Nun
kommt das Stück im Freizeitforum zur
Aufführung – am 31. Mai, 11 Uhr, ist
öffentliche Generalprobe, am 1. Juni, 11
Uhr, Premiere. Eintritt frei, bitte anmelden (Renate Zimmermann, Tel. 54 704
142 oder 0160-970 19 931, email: [email protected]).
I.D.
Hoppegarten – Am 21. April luden
Gabriele und Raymund Stolze von der
Gruppe „MachArt“ zur Vernissage
der Fotoausstellung „Sugar & Zint“ in
die Rathaus-Galerie Hoppegarten ein.
Zu betrachten war „Ein experimentelles fotografisches Tagebuch (20092015) über den Schauspieler Gerdy
Zint“ von dem jungen Fotografen Alexander Janetzko; erschienen 2014 als
Bildband im Sandstein Verlag Dresden. Janetzko, geboren 1981 in der
Niederlausitz, studier te zwischen
2005 und 2008 an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin Weißensee und ist seit sechs Jahren freischaffender Fotograf. Seine Arbeiten werden international in Magazinen und
Büchern veröffentlicht und in Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.
2012 gründete er in Berlin mit Sandra Weller und Piero Chiussi die Agentur StandArt. Schwerpunkt seiner Arbeit sind essayistische Dokumentationen, Porträts und Reportagen – oft
als Langzeitprojekte über
Jahre angelegt. So wie
dieses fotografische Tagebuch über
Gerdy Zint.
In ihrer Laudatio beschreibt Ulrike Kremeier,
Direktorin
des Kunstmuseums
Dieselkraftwerk Cottbus, die Herangehensweise des Fotografen:
„Janetzkos K amera nimmt
Mensch(en) und Geschehen immer
nahe ins Visier, ohne je die Distanz
zu ver lieren,
voyeuristisch zu
werden oder
gar zu diffamieren. Der Fotograf befindet
sich immer auf
Augenhöhe mit
dem Fotografier ten (und
umgekehr t
selbstr edend
auch). Wenn
beispielsweise
Zint physisch
oder sinnbildlich in die Knie geht, vollziehen Janetzko und seine Kamera die
Bewegung ebenfalls.“
In seiner Serie über Gerdy beleuchte
er fließende Übergänge zwischen dessen Lebens- und Arbeitswelt, sagt der
Fotograf. Und das sieht zum Beispiel
so aus: Zint „schwebt“ über seinem
Bett, „fliegt“ durch eine Telefonzelle
und einen Flur und agiert am Filmset.
Ist es Dokument, Inszenierung, Performance, skurill-groteske Situationskomik oder privater Alltag? „Es bleibt
unklar, alles greift ineinander“, sagt
der Fotograf. Die Ausstellung ist noch
bis 23. Juli in der Rathausgalerie, Lindenallee, zu sehen.
I. Dittmann
Alexander Janetzko während
der Vernissage. Foto: Dittmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 5/2015
9
der Kunstpräsentation; diesmal berichten wir nur von Ausstellungen
Warten auf den richtigen Moment
Fotoausstellung mit „Zungenschlag“ in der St. Michael-Kirche
Woltersdorf – Zur 45. Kunstausstellung am 19. April in der
St. Michael-Kirche erlebten die
zahlreichen Besucher „Vibrationen“ in zweifacher Art: Spürten sie beim Betrachten der
Bilder des Fotografen Ralph
Weber und live beim Lauschen
der Musik des Musikers Ralph
Weber. Zur Vernissage seiner
Ausstellung „Vibrationen“
stand der 59-Jährige mit seinem
Freund und Kollegen Stefan
Hessheimer als Duo „Zungenschlag“ auf der Bühne. Weber
ist seit über 40 Jahren Musiker,
die Liebe zum Fotografieren
wuchs erst in den letzten Jah-
ren, obwohl er schon als Jugendlicher gern in der Dunkelkammer stand. Bei Hessheimer
ist es umgekehrt. Der sensible
Beobachter aus dem Oderbruch
ist gelernter Fotograf, die Musik kam später dazu. „Sein“
Instrument ist die Mundharmonika, die er virtuos beherrscht.
In seiner „Galerie im Oderbruch“ in Groß Neuendorf lädt
er zu Foto- und Kochkursen und
Konzerten ein (www.kochundkunst.de).
Ralph ist seit seinem 16. Lebensjahr Schlagzeuger – und
das mit Leib und Seele. Begonnen hatte alles vor rund 44 Jah-
Eins der Konzertfotos von Ralph Weber.
Es ging durchaus lustig zu bei der Vernissage, Hessheimer (li.)
und Weber hatten viel zu erzählen.
Foto: Nachtmann
ren in der Woltersdorfer Schü- auf den Auslöser zu drücken.
lerband. Nun trommelt er seit Und wenn der nicht kommt,
Jahren bei „Smiledriver“. dann kann er warten, sich
Drums und harp, eine wohl unaufgeregt in Geduld üben,
eher seltene Kombination. Und wo andere Laienfotografen (oft
doch erfüllen die Klänge eine aber auch Profis, wie immer
ganze Kirche. Die Besucher wieder beobachtet) bei einem
sind begeistert. Genauso wie Konzert hektisch ein Bild nach
von Ralphs Musikerbildern. dem anderen abschießen.
„Vibrationen“ nennt er seine „Manchmal lege ich den FotoAusstellung und die spürt man apparat einfach beiseite und
auf jedem der großformatigen warte, bis das Bild, das ich im
Fotos. „Innerlich spiele ich mit, Kopf habe, kommt“, sagt
wenn ich Musiker auf der Büh- Ralph.
ne fotografiere“, sagt er. Das Die Ausstellung ist noch bis
macht das Besondere dieser zum 21. Juni sonnabends von
Bilder aus, das sich Hineinver- 15 bis 17 Uhr und sonntags
setzen können in sein „Objekt“. nach dem Gottesdienst in der
Das Wissen darum, wann der Kirche zu sehen.
Ingeborg Dittmann
„richtige Moment“ da ist, um
Phönixflüge
100 Bilder 2014
Der Stille lauschen
Landschaften
Marzahn – Am 9. Mai, 11 Uhr,
wird im Erdgeschoss des Freizeitforums, Marzahner Promenade 55, die Ausstellung „21.
Deutsche Fotoschau – 100 Bilder des Jahres 2014“ mit einer
Preisverleihung (Arndt-BauseSaal) durch die Gesellschaft für
Fotografie eröffnet. Zu sehen
bis zum 11. Juni.
I.D.
Mahlsdorf – Noch bis zum 2.
Juni ist im Kunsthaus Flora,
Florastraße 113, eine Ausstellung von Ilona Albrecht zu sehen. Unter dem Titel „Der Stille lauschen“ werden Bilder und
Linolschnitte gezeigt. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8
bis 16 Uhr. Eintritt frei.
I.D.
Hellersdorf – Noch bis 29.
Mai zeigt die „Ehm-Welk-Bibliothek“, Alte Hellersdorfer
Straße 125, unter dem Titel
„Landschaft hier und anderswo“ Bilder von Gisela Leiste.
Die Künstlerin nahm sich Max
von Eyths Sentenz „Die Natur
ist immer neu, wenn das Auge
frisch bleibt“ zum Motto. RN
Kostbarkeiten IV „so nah - so fern“ im Alten Rathaus
zücken den Betrachter. Barbara Putbrese hat ihren ganz eigenen Stil und
fühlt sich keiner Richtung verbunden,
im Gegenteil, sie provoziert mit ihren
Muttertagsmatinee
im FFM
Marzahn – Traditionell präsentiert Moderator Siggi Trzoß zum Muttertag am
10. Mai eine große Matinee im ArndtBause-Saal des Freizeitforums, Marzahner Promenade 55. Zu seinen Gästen
zählen erstmals der Thüringer Schlagerund Swingstar Jörg Hindemith („Bitte,
bitte Hanni“), das Duo des volkstümlichen Schlagers „Duo Treibsand“, der
Senkrechtstarter in den Schlager-Hitparaden, Andreas Möller, das A-capella-Ensemble „Weiberconsort“ sowie junge
Tänzerinnen von Donegals-Irish Dance
Berlin. Beginn 11 Uhr, Eintritt 15 Euro,
Restkarten an der Tageskasse.
I.D.
Biesdorf – Noch bis zum 31.
Mai zeigt Helga Höhne in der
Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, unter dem Titel „Phönixflüge“
Bildteppiche, Teppichobjekte
und Materialdrucke. Zur Finissage am 31. Mai, 17 Uhr, findet ein Konzert mit Matthias
Hüber (Cello, Gesang) statt. I.D
Marzahn – Die Ausstellungsserie
„Kostbarkeiten“ hat sich einen festen
Platz im Alten Rathaus am HeleneWeigel-Platz erobert. Die stetig steigenden Besucherzahlen aus Berlin,
der Republik, sowie zunehmend aus
dem Ausland haben das Rathaus zu
einem weiteren Anziehungspunkt in
der Kunstlandschaft des Bezirks werden lassen. Die aktuelle Ausstellung
Kostbarkeiten IV „so nah – so fern“
ist eine Fortsetzung der Präsentation
und Pflege von zeitgenössischer
Kunst. 100 Gemälde, Zeichnungen,
Monotypien und Grafiken von Barbara Putbrese, Berlin und Katrin Kunert,
Leipzig schmücken alle fünf Etagen
des Eisentraut-Baus.
Katrin Kunert sieht sich mit ihren
Kunstwerken in der konsequenten
Fortsetzung der Leipziger Malschule
um Heisig, Ebersbach und Rauch verpflichtet. Ihre Motive findet sie in Mythen und Sagen, sowie beim täglichen
Spaziergang oder auf Reisen. Ihre fast
fotografisch anmutenden Bilder, ver-
Tipps und Termine
teilweise sehr schroffen Motiven den
Betrachter, um dann im Kontrast dazu
wunderschöne Aquarelle mit Aktdarstellungen zu präsentieren. Eine har-
Katrin Kunerts Bild ohne Titel, nach Goya.
monische Ergänzung sind die bereits
vorhandenen Kunstwerke des Dresdner Bildhauers Peter Makolies, die sich
an der Außenfassade des Rathauses
befinden bzw. den Hochzeitssaal
schmücken.
In das künstlerische Gesamtkonzept
der Ausstellung wird der gesamte Helene-Weigel-Platz mit dem Brunnenensemble „Brunnen der Generationen“ (auch Treppenbrunnen, Familie,
Denker, Sportler, Motorrad genannt)
einbezogen, um eine Verbindung zu
den Kunstwerken vor und im Rathaus
herzustellen. Diese Skulpturen stammen aus der Werkstatt von Rolf Biebl.
Zu unserer großen Freude schenken
die Künstlerinnen Barbara Putbrese
und Katrin Kunert dem Bezirk je ein
Kunstwerk, um die bezirkliche Kunstsammlung zu bereicher n. Beide
Kunstwerke wurden zur BVV-Sitzung
im März an die Vorsteherin Kathrin
Bernikas überreicht. Zu sehen bis 30.
Juni, Mo bis Fr 8-18 Uhr.
Michael Wiedemann, Kurator
18. Sängerfest lädt ein
Biesdorf – Am 10. Mai präsentieren sich
auf der Biesdorfer Parkbühne zahlreiche
Chöre und Gesangsgruppen aus Berlin
und Umgebung beim nun bereits 18. Sängerfest des Bezirkes. 13 bis 18 Uhr, Eintritt frei, es gibt Kaffee, Kuchen und Imbiss. Damit ist die diesjährige Freiluftsaison auf der Parkbühne eröffnet! I.D.
Familienfest am
Cecilienplatz
Kaulsdorf Nord – Vom 8. bis 10. Mai
findet auf dem Cecilienplatz (U-Bahnhof Kaulsdorf Nord) das 5. Familientraditionsfest statt. Eröffnet wird am
Freitag mit einem Kinderfest mit OpenAir-Disco (14-20 Uhr). Zur großen Familien-Geburtstagsparty wird am Sonnabend zwischen 10 und 22 Uhr eingeladen – mit vielen Vereinen, einem bunten Bühnenprogramm, Karussells, Kinderschminken, Ponyreiten, Motorradfahren, Clowns und Feuerwerk. Am
Sonntag gibt es neben einem Bühnenprogramm von 10 bis 16.30 Uhr einen
Kiez-Trödelmarkt, bei dem jeder kostenfrei mittrödeln kann.
I.D.
Uschi und Luden
bei Lukas
Hellersdorf – In seiner Reihe „Lukas
Natschinski und seine Gäste“ begrüßt der
junge Pianist am 8.
Mai im Kulturforum,
Carola-Neher-Straße
1, die international bekannte Jazz-Sängerin
Uschi Brüning und
den herausragenden
Musiker Ernst-Ludwig „Luden“ Petrowsky. Musik und Talk beginnen 19.30 Uhr,
Eintritt 12, ermäßigt 10 Euro.
I.D.
kultour à la carte
Marzahn-Hellersdorf – Seit zehn Jahren präsentieren sich im Bezirk Kulturund Kunstakteure an einem Wochenende gemeinsam in der Veranstaltung
„kultour à la carte“. In diesem Jahr (endlich) geht die wichtigste Publikumsveranstaltung in der Jahresmitte, am 6.
und 7. Juni, über mehr als zwei Dutzend Bühnen des Bezirks. „Mehr
Licht!“ lautet das Motto, auch weil die
UNESCO 2015 zum Jahr des Lichtes
erklärt und auf seine Bedeutung als elementare Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und daher
auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur hingewiesen hat.
10
jot w.d. 5/2015
Jugend-Bildung-Sport
Tanzen und Lesung
im KOMPASS
Von Marzahn nach Rio
Hellersdorf – Die Line-DanceGruppe „Moon Horse Line
Dancers“ sucht neue Mitstreiter. Die Gruppe übt mittwochs
von 18 bis 19 Uhr im Kompass,
Kummerower Ring 42, gemeinsam die Schrittfolgen vieler interessanter Tänze. Im Vordergrund stehen Spaß und Freude
an Tanz und Musik. Interessierte sind herzlich willkommen.
Am 19. Mai, 17 Uhr, ist Agathe Leselust mit „Frühlingsgeflüster“ zu Gast. Die Marzahner Geschichtenerzählerin und
Autorin Margrid Wünsch alias
Agathe Leselust verzaubert
Jung und Alt mit Ihren Gedichten und Geschichten zum Frühling. Info Tel. 56 49 74 01. RN
Mayada Al Sayad erfüllt die Marathon-Norm für die Olympischen Spiele 2016
Datenbank für
Künstler
Marzahn-Hellersdorf – Der
Fachbereich Kultur des Bezirksamts erstellt eine Online-Datenbank der Künstlerinnen und
Künstler aller Sparten, die ihren
Lebens- und/oder Arbeitsmittelpunkt im Bezirk haben. Professionelle Akteure der Darstellenden und Bildenden Kunst, aus
Tanz und Musik, Literatur, Film,
Fotografie und Design erhalten
Gelegenheit, sich über eine
Webpräsenz auf der Internetseite
des Fachbereichs vorzustellen
und zu vernetzen.
RN
Wohnführerschein
ist zurück
Marzahn-Hellersdorf – Bereits im Jahr 2010 hat sich die
erste Schülergruppe des TagoreGymnasiums mit dem Thema
Wohnen vertraut gemacht. Das
Projekt „Wohnführerschein“
war, ausgehend von der Notwendigkeit, junge Menschen zu
unterstützen, selbständig zu
wohnen und damit selbständig
auch Leben und Ausbildung umzusetzen, ein Gemeinschaftswerk mehrerer Wohnungsunternehmen. Es machte möglich,
die nötigen Kenntnisse, rechtlichen Fragen, Voraussetzungen
an das eigenständige Führen
eines eigenen Haushalts mit den
Jugendlichen gemeinsam herauszuarbeiten. Nun kehrt der
„Wohnführerschein“ an die
Schulen zurück. „Gerade weil
es immer schwieriger wird,
auch bei uns im Bezirk eine eigene Wohnung zu erhalten, ist
das Projekt wichtig für junge
Menschen“, sagt Jugendstadträtin Juliane Witt.
RN
Freies Internet
Marzahn-Hellersdorf – Bereits im Sommer könnte es in
den Bibliotheken des Bezirks
einen freien Wlan-Zugang zum
Internet geben. Voraussetzung
ist, dass das benötigte Geld zur
Verfügung gestellt wird. Immobilienstadtrat Stephan Richter
hat nach eigener Auskunft „inzwischen mit einer Firma gesprochen, die ein preiswertes
Angebot unterbreiten“ kann.
Marzahn – Die für Palästina startende Mayada Al Sayad vom
1.VfL Fortuna Marzahn ist die erste Leichtathletin in Deutschland,
die die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Rio de
Janeiro planen kann. Sie lief beim
Haspa-Hamburg-Marathon am
26. April eine Bestzeit, von der
sie wohl selbst auch nur geträumt
hat: 2:41:44 Stunden. Damit unterbot sie klar die vom Weltverband IAAF geforderte Norm
von 2:42 Stunden für Olympia
2016. Nebenbei erlief sie sich die
Qualifikation für die Leichtathletik WM 2015 in Peking und stellte auch einen neuen Landesrekord
auf. Den hielt sie seit dem Vorjahr selbst und steigerte sich um
fast 12 Minuten.
Einen großen Anteil an dieser
Leistung hat ihr Trainer Tobias
Singer. Vor rund einem Monat
bekam er im Trainingslager gesundheitliche Probleme – keine
gute Grundlage für einen Marathonlauf. Er ließ es sich aber nicht
nehmen und begleitete Mayada
Al Sayad bis etwa Kilometer 40
als „Pacemaker“ und kam nach
2:42:49 Stunden in das Ziel. Auch
Mayada Al Sayad kurz vor dem Zieleinlauf in Hamburg.
dies ist eine unglaubliche Leistung: Trainer, Pacemaker und
Läufer in einer Person. Im Vorfeld hatte Tobias erklärt, nur die
etwas „weichere“ WM-Norm von
2:44 Stunden anzustreben.
Die hervorragenden Witterungsbedingungen und die schnelle
Strecke führten während des Laufes zu einer Korrektur, die Hälfte
Foto: Hitji
der Strecke passierten beide nach
1:21 Stunden, und dann war
Mayada Al Sayad nicht mehr zu
bremsen. Nach 40 Kilometern ließen die Kräfte bei ihr etwas nach,
dennoch reichte es am Ende deutlich. Der Sieg in diesem international gut besetzten Rennen ging
an Meseret Hailu (Äthiopien), die
das Rennen nach 2:25:41 min be-
endete. Mayada Al Sayad belegte
Platz 13. Mit ihrer Zeit hätte sie
2014 in der deutschen Bestenliste
im Marathon Platz 5 belegt, in der
diesjährigen Bestenliste im Halbmarathon liegt sie auf Platz 11.
Damit hat Mayada Al Sayad auch
in Deutschland einen deutlichen
Sprung nach vorn gemacht. Im
Vorjahr hatte sie bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Juniorinnen einen
3.Platz im 10 000 Meter-Lauf belegt. Sie ist jetzt in der komfortablen Situation, sich ohne den
Druck um Normerfüllungen auf
die internationalen Meisterschaften vorbereiten zu können. An die
Grenze ihrer läuferischen Möglichkeiten ist sie sicher noch nicht
gestoßen. Sie muss jetzt „nur“
trainieren und gesund bleiben.
Mayada Al Sayad hat 2008 zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Miriam das Lauftraining beim 1.VfL Fortuna Marzahn begonnen. Die MarzahnHellersdorfer Sportlerin des Jahres 2014 bei den Erwachsenen hat
ihre Auszeichnung nunmehr eindrucksvoll bestätigt.
Heinz Nabrowsky, VfL Fortuna
Mit Power-Blues den Sommer beginnen
Saisoneröffnung mit zweitägigem Festival auf der Parkbühne
Biesdorf – Nicht wenige Fans
von Freiluftkonzerten hieperten
in den vergangenen Wochen förmlich auf die Ankunft des Wonnemonats. Beginnt doch im Mai
traditionell die neue Parkbühnensaison; wie stets am Wochenende des Blütenfestes mit der ersten
Rock-Party des Jahres. Diesmal
liefern am 16.Mai die drei Bands
„The ROOTS of ROCK“, „Rock
and Memories“ sowie den hier
wohl bekannten „Vollhardt“ eine
musikalische Zeitreise durch die
Rockmusik der 60-er bis 90-er
Jahre. Beginn 16 Uhr. Am 17.
Mai beginnt 11 Uhr der beliebte
Dixie-Roll Frühschoppen; im
Wechsel spielen „Jazzfamilie
Berlin“ einen heißen New Orleans Jazz und die „Piano Power
Station“ Rock’n’Roll und Boogie
an Pianos und einem Schlagzeug.
Eintritt an beiden Tagen frei.
So „richtig“ los geht es dann am
29. und 30.Mai mit dem zweitägigen „Power-Blues-Park“-Festi-
val. Unter dem Motto: „Blas dem
Blues den Blues – Power für Seele und Beine“ spielen insgesamt
sechs Bands. Hauptgruppe am
ersten Tag ist die britische Bluesrock Band „The Brew“, die an
gleicher Stelle 2013 schon einmal
begeisterte. Im Vorprogramm
spielen „Bluewater“ eindrucksvollen Bluesrock (u.a. Titel von
Janis Joplin und Eric Clapton),
„The Lateriser“ aus dem Erzgebirge bieten einen gitarrenbetonten Funk-Rock. Diese Truppe gibt
anschließend (ab ca. 22.45 Uhr)
eine zweite Kostprobe ihres Kön-
Wir waren 2013 von „The Brew“ begeistert.
Foto: Nachtmann
Junge Kunst begeisterte den Bezirkschef
Schülerbild schmückt Fenster im Bürgermeisterbüro
Hellersdorf – Seit Kurzem hat
Bürgermeister Stefan Komoß einen nicht mehr ganz so tristen
Ausblick auf den Alice-SalomonPlatz vor dem Rathaus. Denn sein
Fenster schmückt nun ein Kunstwerk. Im Rahmen einer Ausstellung in der Pyramide unter dem
Titel „flügel und anker“ hatte das
That-Net Projektzentrum für kulturelle Bildung junge aktive KiezKunst von Schülern aus dem Be-
zirk der Öffentlichkeit präsentiert.
Bei einem Besuch der Ausstellung
fanden einige transparente Glasbilder der Schüler der Schule am
Mummelsoll das Gefallen von Stefan Komoß. Es entstand die Idee,
diese – zu einem großformatigen
Fensterbild zusammengefasst – an
den Fenstern seines Büros auszustellen. Nach Ausstellungsende
fertigten die „Künstler“ Denny
Genz, Tommy Krone und Marco
Ziegler, alle Schüler der Schule
am Mummelsoll, das Werk und
hängten mit dem Künstler Berbo
Thierfelder vom Theateratelier an
der Hellersdorfer Promenade, der
die Ausstellung begleitet und auch
schon früher am Mummelsoll mit
Kindern gearbeitet hatte, ein bildgewaltiges und in kräftigen Farben gestaltetes Mosaik aus den
verschiedenen Werken am Fenster
der Büros an.
R. Nachtmann
nens in der Kiste. Dorthin fährt
von der Parkbühne ein BusShuttle (im Eintrittspreis enthalten) zum zweiten Konzertpart von
„The Lateriser“ (ab 22.45 Uhr).
Highlight von Tag 2 ist zweifellos die Woodstock- Legende „Ten
Years After“. Im Vorprogramm
zelebrieren „Who Are You“ –
nach eigenem Bekunden „The ultimative German Tribute to The
Who“ – feinste britische Rockmusik. Das „Phil Seeboth Blues
Project“ will mit authentischem,
lässig groovenden Southern Blues
Rock überzeugen. Auch hier
gibt’s ein After-Show-Konzert mit
beiden Vor-Bands in der Kiste.
Karten für den 29. Mai kosten 24,
im Vorverkauf 19 Euro zzgl. Gebühr. Für den 30. Mai werden 34/
28 Euro fällig. Ein Festivalticket
für beide Tage kostet 39 Euro
zzgl. Gebühr.
Info und Bestellungen Tel. 99 87
481, www.kiste.net.
R. Nachtmann
Krüger beim
Läufermeeting
Marzahn – Dennis Krüger, der
2014 in Deutschland die 800 Meter dominiert hatte und als Deutscher Meister bis in das Halbfinale bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich vorstieß,
wird am 14.Mai die Saison 2015
auf seinem Trainingsplatz Allee
der Kosmonauten 131 eröffnen.
Die Wettkämpfe beginnen 10 Uhr,
die Veranstaltung endet gegen 17
Uhr. Der Eintritt ist frei.
HN
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 5/2015
11
Nicht immer gibt’s Kompromisse
Gewässerschutz
verzögert sich
Naturschützer und Verantwortliche der IGA 2017 arbeiten dennoch zusammen
Berlin – Die Umsetzung der
Europäischen WasserrahmenRichtlinie wird sich in der
Hauptstadt noch bis mindestens
2027 hinziehen. Das bestätigt
Umweltstaatssekretär Christian
Gaebler. Man werde die möglichen Fristverlängerungen, die
die EU-Verordnung ermöglicht,
vollständig in Anspruch nehmen
müssen. Die Umsetzung des aktuellen Maßnahmenprogramms
schreitet laut Gaebler unterschiedlich voran. So würden
zwar die Maßnahmen im
Mischsystem (Schaffung von
309 000 Kubikmetern Speicherraum) zur Reduzierung der
Nähr- und Schadstoffeinträge
planmäßig bis 2020 umgesetzt;
hingegen könnten Maßnahmen
im Trennsystem (Regenwasserbehandlung), etwa im Wuhleund Panke-Einzugsgebiet, „unter den gegebenen finanziellen
Rahmenbedingungen
nur
schrittweise umgesetzt“ werden. Auch die erforderlichen
„baulichen Maßnahmen zur
Verbesserung der Gewässerstruktur“ in den Gewässern von
Panke und Wuhle harren weiterhin ihrer Realisierung. RN
Marzahn – Wir alle machen
Kompromisse im täglichen Leben,
damit überhaupt was läuft. Und
warum sollte es im Verhältnis zwischen Naturschützern und den
IGA-Machern anders sein. Das
wurde auch bei Baustellenbegehungen mit dem Naturschutzbund
NABU im Frühjahr deutlich.
Durchaus bedenkenswert: Ein
allgemeines Marodieren gegen
das Stattfinden der IGA 2017 im
Wuhletal und den Gärten der Welt
macht keinen Sinn mehr, wenn die
Bauarbeiten bereits laufen und
der politische Wille der übergroßen Mehrheit in BVV und Abgeordnetenhaus die IGA dort hinhaben wollte. Was machen die
Naturschützer vom NABU in dieser Lage? Im Rahmen des Siegerkonzepts lässt das Vorhaben noch
so manche Spielräume zu, die
sachkompetent genutzt werden
können.
Beispiel Südterrassen am Kienberg: Indem ABM-Kräfte bis
2003 am Südhang in Absprache
mit den Naturschützern Rasenflächen mähten und von höherem
Bewuchs freihielten, wurden die
im Berliner Raum raren Lebensräume für Schmetterlinge und
Trockenrasen liebende Pflanzen
gesichert. Zugleich wurden Sichtschneisen vom Kienberggipfel offen gehalten. Nach Wegfall der
ABM-Finanzierung war ab 2003
eine zunehmende „Verbuschung“,
also Verschattung dieser Flächen
zu verzeichnen. Die IGA gibt den
Naturschützern eine Chance, dass
mit Verpachtung der Hänge am
Kienberg an die Grün Berlin
GmbH für 20 Jahre erstmals seit
2003 wieder Personal und Technik für die Freihaltung der Trokkenrasenflächen bereit steht.
Zugleich befürchten andere Naturliebhaber, dass am Kienberg
unnötig Bäume gerodet werden.
Die NABU-Experten setzen sich
im Gegensatz dazu dafür ein, dass
zwar einheimische Bäume am
Hang belassen werden, auf den
jetzt wieder gemähten Freiflächen aber möglichst keine neuen
„schön anzuschauenden“ Bäume
eingesetzt werden. Vielleicht lassen sich die Gartenarchitekten,
die bisher an der Südterrasse auf
weiße Blütenpracht setzen, noch
auf eine für Insekten freundlichere Farbvielfalt ein?
Beispiel Hangbefestigungen:
Jeder mit der Natur verbundene
Mensch hat schon die Erfahrung
Die neue Querug der Wuhle wird bereits gebaut.
Fotos: Clauder
Zehn-Minuten-Takt
Mahlsdorf – Voraussichtlich ab
Dezember soll es auf dem Hultschiner Damm mehr Straßenbahnverkehr geben. Das versprachen Vertreter der Berliner Verkehrsbetriebe in der Sitzung des
Ausschusses für Siedlungsgebiete und Verkehr der BVV. Das
neue Konzept der BVG beinhaltet einen zusätzlichen Einsatz der
Linie 63 bis zur Rahnsdorfer Straße. Derzeitig führt diese Linie
von Johannisthal nach Köpenick.
Durch die Ausweitung der Strekkenführung ist ein Einsatz der
Straßenbahn entlang des Hultschiner Damms im Zehn-Minuten-Takt vorgesehen. Die Ausweitung ist bereits durch das Land
Berlin bei der BVG beantragt.
Die Möglichkeit einer Ausdehnung des Zehn-Minuten-Taktes
zum S-Bhf Mahlsdorf wird derzeit
erneut geprüft. Bisher scheiterte
sie an der Ermangelung einer
(weiteren) Ausweichstelle („Begegnungspunkt“) in der Hönower
Straße zwischen der B1/5 und dem
Bahnhof Mahlsdorf. Mit der Verlängerung der Linie 63 wird der
Einsatz von „Zwei-Richtungs-Zügen“ bei der Straßenbahn nötig.
Diese werden auch gebraucht,
wenn die Haltestelle von der Wendeschleife an den Bahnhof Mahlsdorf verlegt wird.
RN
Für einen Zehn-Minuten-Takt zum
Bahnhof ist die Hönower Straße eigentlich noch zu eng. Foto: Archiv
Die ersten Kopfweiden wurden nach NABU-Intervention beschnitten.
gemacht: Wo viel Geld in den
„Landschaftsbau“ fließt, da wird
fleißig betoniert. Breite Wege,
Treppen und Stützmauern überall. Hier sind die NABU-Leute
mit den IGA-Machern ebenfalls
im Gespräch. Hässliche Blockpackungen (Steine in Metallgittern, so genannte Steingabionen) sollten durch Natursteinwälle ersetzt werden, auf denen
sich Eidechsen sonnen können.
Die „Überbreite“ der Wege dagegen scheint mit Blick auf den erwarteten, Eintritt zahlenden und
damit möglichst großen Besucherstrom nicht mit der IGA verhandelbar.
Beispiel Schnitt der Kopfweiden: An der Wuhle wurden die
Weiden ebenfalls nur bis 2003
durch ABM-Kräfte gestutzt, damit sie nicht auseinander brechen. Seither passierte nichts.
Jetzt haben die Leute von Grün
Berlin am Ostzugang zum Kienberg wieder begonnen, die Weiden aufwändig zu stutzen. Das
Geld reichte zunächst nicht für
den laut NABU überall notwendigen Kopfweidenschnitt. Auch
hier hat Verhandeln Fortschritte
gebracht, schließlich geht es um
den Ausgleich für Versiegelungen
anderswo. Und ganz nebenbei
werden noch defekte Nistkästen
repariert.
Die neue Wuhlequerung vom
Haupteingang an der U-Bahn
Neue Grottkauer zur Südseite des
Kienbergs und die Tälchenbrücke
(zwischen Ausguck in den Gärten
der Welt in Richtung Rodelbahn
am Kienberg) zerschneiden wertvolle Naturräume. Hier scheinen
die Messen gesungen, da das
Siegerkonzept für die IGA 2017
diese Querungen leider als prägende Bestandteile aufweist. Die
jetzt sichtbare breite Schneise der
Bauleute am Nordufer des Wuhleteiches ist schon ein mehr als
bedenklicher Eingriff. Der „Steg“
(eher eine Fußgängerautobahn)
über ein hier neu zu bauendes
Flachgewässer wird allerdings
nicht mehr zu verhindern sein. Es
gibt also keinen Grund, der IGA
seitens des Naturschutzes das
Prädikat „besondere Nachhaltigkeit“ zu geben.
Im Talbereich und auf dem Kienberg sollte es laut BVV-Beschluss
vom Dezember 2013 keine festen
Einbauten geben. Die IGA-Verantwortlichen und die Zuständigen im Bezirksamt zeigen seither
in dieser Frage den demokratisch
gewählten Volksvertretern die
kalte Schulter. Ulrich Clauder
Kieztour für Entdecker
Marzahn-Hellersdorf – Die
ADFC-Stadtteilgruppe Wuhletal
bietet für alle Interessierten wieder zwei Radtouren durch den Bezirk an. Der Streifzug erleichtert
den Teilnehmern die Erkundung
der Umgebung und zeigt günstige Wege mit dem Rad zu Alltagsund Ausflugszielen auf. Es können Kontakte geknüpft werden,
Marzahn-Hellersdorf erschließt
sich von seiner fahrradfreundlichen Seite. Die familienfreundlichen Radtouren
führen zu Orten,
die versteckt, skurril und historisch
Die Kieztouren des
ADFC stießen stets
auf große Resonanz
und fanden zahlreiches Publikum.
Foto: Günther
sind. Die erste Kieztour unter
dem Thema „Gedenken und Veränderung“ startet am 10. Mai, 14
Uhr, am Alten Marzahner Rathaus, Helene-Weigel-Platz 8, und
führt in gemütlichem Tempo ca.
25 Kilometer durch Marzahn,
Hellersdorf und Biesdorf. Sie endet nach ca. 4 Stunden am Ausgangspunkt. Die Teilnahme ist
kostenfrei, eine Anmeldung ist
nicht erforderlich. Info www.kieztouren.radundtouren.de. RN
Nordbahn soll neu
aufgebaut werden
Berlin – Der Senat hält am Ziel,
die Heidekrautbahn auf der
Stammstrecke wieder in Betrieb
zu nehmen, fest. Eine wichtige
Voraussetzung für die Wiederinbetriebnahme der Strecke bis
Gesundbrunnen sei der Wiederaufbau der Nordbahn im Abschnitt Wilhelmsruh – Gesundbrunnen, sagt Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler. Dieser sei Bestandteil des aktuell
gültigen Bedarfsplan-Projekts
„Ausbau Knoten Berlin“. Die
zeitliche Einordnung des Teilprojekts „Nordbahn“ sei jedoch
offen. Eine Neubewertung und
Überprüfung der Maßnahme
erfolge derzeit durch das Bundesverkehrsministerium.
Verkehr beruhigen
Mahlsdorf/Kaulsdorf – Zusätzliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, wie sie die
BVV gewünscht hatte, wird es
in der Terwestenstraße nicht
geben. Schon durch die Lage in
einer Tempo-30-Zone gelte sie
als beruhigt, ließt Umweltstadtrat Christian Gräff wissen. Für
Kontrollen der Einhaltung dieser Geschwindigkeitsbegrenzung sei die Polizei zuständig.
Einen sinngleichen Antrag für
die Eschenstraße/Heerstraße
wird zunächst der Verkehrsausschuss beraten. Dort wünscht
die SPD das Aufkleben von
Gummikissen, analog zur nahe
liegenden Roedernstraße. Ohne
weitere Aussprache hat die
BVV beschlossen, das Bezirksamt möge sich bei der Verkehrslenkung Berlin für eine Beschilderung mit dem Gefahrenzeichen „Kinder“ auf der Bausdorfstraße einsetzen.
RN
12
jot w.d. 5/2015
Rollende
Buchausleihe
Marzahn-Hellersdorf – Keiner der aktuell sechs Bibliotheksstandorte des Bezirks befindet sich südlich der B1/5.
Nach Jahren der (von ihr mitgetragenen) Verweigerung fordert nun die Mitte-Rechts-Koalition „die Einrichtung eines
wohnortnahen Angebotes für
Biesdorfer, Kaulsdorfer und
Mahlsdorfer“, damit auch in
diesen Kiezen „ein leichter Zugang für das Ausleihen und die
Rückgabe von Bibliotheksmedien“ geschaffen wird. In einem Antrag für die BVV wird
das Bezirksamt aufgefordert,
„die Möglichkeit der Einrichtung eines Bibliotheksbus“ zu
prüfen und bis nach der Sommerpause ein „Konzept zur
Umsetzung“ vorzulegen. Dies
soll u.a. mögliche Standorte
(„Haltestellen“) für den Bus
beinhalten, die sich bevorzugt
„vor oder in der Nähe von
Grundschulen“ befinden. Noch
wird allerdings erst einmal
über diesen Antrag, den auch
die anderen Fraktionen unterstützen, beraten.
RN
Gartengeschichten Im Dritten Reich
Ein Buch der Freunde der Gärten der Welt
In vier Workshops erkundete der
Verein Freunde der Gärten der
Welt in den Jahren 2010 bis 2013
deren Geschichte. Nun liegt dazu
eine Dokumentation unter dem
Titel „Von der Berliner Gartenschau zu den Gärten der Welt –
Geschichte und Geschichten“ vor.
148 Seiten umfasst das finanziell von Grün Berlin und Bezirksamt unterstützte Buch im handlichen A5-Format.
Als Ärztin
in Pakistan
Marzahn – Auf dem „Roten
Sofa“ im Abgeordneten-Büro
von Regina Kittler und Manuela Schmidt, Helene-WeigelPlatz 7 (Gewerbeeingang, links
neben dem griechischen Restaurant „Akropolis“), nimmt am
20. Mai, 18.30 Uhr, die Humanmedizinerin Dr. med. Karola
Groch Platz und liest aus ihrem
Buch „Erlebnis Pakistan: Als
Ärztin in einem geheimnisvollen Land“. Eintritt frei.
W.R.
Krefeld
statt USA
Marzahn – 1987 sitzt die jüdische Familie Friedmann im
weißrussischen Gomel auf gepackten Koffern. Bloß raus aus
der auseinanderbröckelnden
Sowjetunion mit ihrer ständigen Mangelwirtschaft und dem
blühenden Antisemitismus.
Der Super-Gau in Tschernobyl
– nur 200 Kilometer entfernt –
lässt Alexandra Friedmanns
Eltern noch schneller handeln.
In Windeseile verkaufen sie
den gesamten Hausstand und
brechen auf. Das angepeilte
Ziel, die USA. Witzig schildert
die heute 30-jährige Alexandra
Friedmann, wie ihr Vater für
die Zugtickets nach Wien drei
Wochen ansteht, wie die Familie von Gaunern über den Tisch
gezogen wird und schließlich
statt in Amerika im deutschen
Krefeld landet. Am 20. Mai, 18
Uhr, stellt die 31-jährige Autorin Alexandra Friedmann, die
in Paris Literatur und Journalismus studierte, in der „Heinrich von Kleist-Bibliothek“,
Havemannstraße 17b, ihren
Erstlingsroman „Besserland“,
ein unterhaltsames und oft
überraschendes Buch, vor. RN
Lesen
13 Autoren kommen zu Wort. Mit
Karten und historischen Fotos
reich bebildert wird die Entstehung der Berliner Gartenschau,
eingebettet in das Entstehen und
Wachsen der Großsiedlung Marzahn und die Entwicklung des
Wuhletals erzählt, das mit der IGA
2017 einen besonderen Höhepunkt
erleben und Millionen Besucher
aus aller Welt anziehen wird. So
schildern u.a. der Chefarchitekt
Ostberlins Roland Korn, der leider bereits verstorbene Leiter des
Ostberliner Stadtgartenamtes
Gottfried Funeck, die Landschaftsarchitektin und Planerin Roswitha
Kaufhold sowie der Schöpfer der
Märchenfiguren, Gorch Wenske,
als maßgebliche Akteure das Werden der Gartenschau.
Die ersten Planungen für ein grünes Areal um den Kienberg und
das Wuhletal stammen bereits aus
den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie wurden peu à peu
fortgeschrieben bis zur Eröffnung
der Berliner Gartenschau 1987,
dem Jahr, im dem Berlin sein 750jähriges Bestehen feierte.
Die Idee, die Geschichte
dieser einmaligen Parkanlage Berlins und Deutschlands zu dokumentieren,
entstand schon 2009 bei der
Gründungsversammlung
des Vereins „Freunde der
Gärten der Welt“. Gottfried
Funeck, auch als „Vater“
der Berliner Gartenschau
bezeichnet, regte damals,
unterstützt vom ehemaligen
Stadtrat Dr. Heinrich Niemann, an, die Erinnerungen
der Zeitzeugen aufzuzeichnen. „Das Buch wird Laien
wie Fachleute ansprechen“,
davon ist Niemann überzeugt, „denn die häufig sehr
persönlichen Beschreibungen werden nicht nur viele
Erinnerungen bei den Marzahnern und Hellersdorfern
sowie bei Planern, Gartenarchitekten und Bauleuten wekken. Es präsentiert zugleich auch
aufschlussreiche Zeitgeschichte
der DDR und seit 1990 des vereinten Berlins über Planungen
und Entscheidungen für die Grünund Freiräume der heutigen
Großsiedlungen im Nordosten
Berlins.“ Ein Teil 2 ist bereits in
Planung. Er wird sich dann mit
der Geschichte der einzelnen
Themengärten beschäftigen.
Das Buch kann für eine Schutzgebühr in Höhe von 5 Euro über
den Verein „Freunde der Gärten
der Welt“ bezogen werden.
Erika Kröber
Ausstelllung und Dokumentation
Die Ausstellung „Marzahn-Hellersdorf 1933 bis 1945“, die im Jahr
2013 für Furore sorgte, wird anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus vom
8. bis 30. Mai noch einmal im
Spreecenter Hellersdorf gezeigt. Einen entsprechenden Antrag der
Linksfraktion hatte die BVV bereits im März 2014 beschlossen.
Die Ausstellung entstand 2013 im
Rahmen des Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt“ und zog im Bezirksmuseum über Monate viele Besucher an. Auf eindrucksvolle Weise
schildert die Ausstellung das Leben
im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf unter der nationalsozialistischen Diktatur und geht den Spuren von Verfolgung und Vernichtung nach.
Demselben Thema war der Tag der
Regional- und Heimatgeschichte
2013 gewidmet, dessen Dokumentation nunmehr vorliegt. In acht unterschiedlichen Beiträgen widmen
sich die Autoren den verschiedenen
Aspekten des Lebens unter der Nazidiktatur. Die Beschreibungen reichen „Von den Anfängen der
NSDAP in Kaulsdorf“ (Manfred
Teresiak) über die Durchsetzung
der NS-Herrschaft in den 1930-er
Jahren (Dorothee Ifland), Euthanasie im Wuhlgarten (Detlef Strauß)
und Zwangsarbeit (Christa Hübner)
bis zu Aspekten regionaler Gedenkkultur (Wolfgang Brauer).
Nicht wenige dieser Themen spielten auch in dieser Zeitung eine
Rolle. Um so besser, dass sie zusammen gefasst in der nunmehr 11.
Ausgabe der „Beiträge zur
Regionalgeschichte“ vorliegen.
Denn sie geben, mehr als die Ausstellung es vermag, einen recht
umfassenden Blick sowohl in inhaltlicher als auch in chronologischer Betrachtung der 12 Jahre.
Anders als es die „Guidoknoppisierung der Zeitgeschichte“ versucht, wird an sehr nachvollziehbaren Details (manch Leser könnte ähnliche Artefakte womöglich im
eigenen Keller oder Dachboden finden) und nicht an Wochenschauund Eva-Braun-Filmen gezeigt, wie
sich die Diktatur erst entwickelte
und wie sich die große Mehrzahl
der Bevölkerung ihr weitestgehend
widerspruchslos hingab. Nachzulesen auch im Kapitel über kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand.
Ideologisierung des nahezu gesamten Alltagslebens und Propaganda
jederzeit und allerorten hatten zwar
auch „Vorgänger“, fanden ihren
Widerhall jedoch unmittelbar nach
der Befreiung unter „neuen Vorzeichen“. Und reichen – es sei nur an
den fast inflationären Gebrauch des
Wortes „alternativlos“ erinnert –
bis in die Jetztzeit. Insofern sei diese Dokumentation nicht nur heimatgeschichtlich Interessierten anempfohlen, sondern auch der jungen Generation, deren Vorstellungen von „Diktatur“ leider auch
hauptsächlich von Propaganda geprägt ist. Erhältlich für 6 Euro in
den Buchhandlungen Thiele (Oberfeldstraße 2-3), KIK (Marzahner
Promenade 37), Kaulsdorf (Heinrich-Grüber-Straße 9) und Petras
(Fritz-Reuter-Straße 12) sowie im
Bezirksmuseum (Alt-Marzahn 51)
und beim Heimatverein (Ursula
Schuricht).
Ralf Nachtmann
Die DDR lebt – aber nur in einem überflüssigen Buch
Für seinen neuesten Roman hatte Thomas Brussig eine ebenso
einfache wie geniale Idee: Er lässt
die DDR nicht 1990 untergehen,
sondern bis heute bestehen. Da
agiert dann unter anderem Petra
Pau als Ministerin für Volksbildung, Alexander Osang als Chefredakteur des Neuen Deutschland
und schließlich Gregor Gysi als
Staatsratsvorsitzender.
Bei einer Lesung aus seinem ersten
Roman lässt sich Brussig 1991 zu
drei Versprechen hinreißen. Solange es nicht alle können, wird auch
er keine Reise in den Westen unternehmen. Solange nicht jeder eines haben kann, wird auch er kein
Telefon haben. Solange es verboten ist, wird auch er niemals „Die
unerträgliche Leichtigkeit des
Seins“ des tschechischen Dissidenten Milan Kundera lesen.
Der bekannte Schriftsteller Thomas Brussig erfreut sich fast der
gesamten Geschichte über der besonderen Aufmerksamkeit der
Staatssicherheit. Sie sorgt dafür,
dass er als Dissident betrachtet
wird. Sie steckt dahinter, dass fest
vereinbarte Lesungen abgesagt
werden. Mit Hilfe eines DEFATechnikers entdeckt er in seiner
Wohnung fünf elektronische Wanzen, die von der Stasi dort installiert wurden. Ein Stasi-Offizier
konstruiert einen Plan, nach dem
Brussig von seinen
West-Honoraren Waffen kaufen und damit
das Politbüro stürzen
wollte. Parteichef Egon
Krenz zeigt sich gnädig
und wandelt den bereits erlassenen Haftbefehl in Hausarrest
um. Nur mit Hilfe seines Anwalts Gregor
Gysi und dank eines
Zufalls kommt Brussig
aus dieser Nummer wieder heraus. Die Stasi steckt auch dahinter, dass seine Freundin und spätere Frau als Europameisterin im
Seilspringen (eine Sportart, von
der ich als Sportredakteur niemals gehört habe) bei den DDRMeisterschaften skandalös bewertet wird und dann auch ihren
Europatitel nicht verteidigen darf.
Schritt für Schritt wird Brussig von
seinen Versprechen erlöst. Sarah
Wagenknecht verkündet
im Auftrag der Regierung
eine neue Reiseregelung,
nach der jeder DDR-Bürger in den Westen reisen
darf – möglichst, um dort
zu arbeiten und Devisen
in die ewig klammen
Kassen zu bringen. Milan Kundera erhält den
Nobelpreis und seine Bücher erscheinen nun auch
in der DDR. Schließlich
beginnt die DDR mit eigener
Handy-Produktion und jeder kann
nun sein Telefon erwerben.
Fraglich ist, ob Leser aus dem Westen oder auch Jüngere von hier mit
allen Begriffen etwas anfangen
können. Was waren EOS, ABV
oder nl? Meine Zweifel wurden
nicht zuletzt dadurch genährt, dass
mir mein 30-jähriger Neffe jüngst
offenbarte, noch nie etwas von der
Gruppe MTS gehört zu haben, die
wohl jedem älteren Ex-DDR-Bürger ein Begriff ist.
Regelrecht die Fußnägel treibt’s
einem hoch, wenn Brussig davon
schreibt, er sei in den Oderbruch
gefahren, um dort ein Haus zu erwerben. Trotz Brussig: „der Oderbruch“ heißt immer noch das
Oderbruch.
Hans Sandow
Thomas Brussig: Das gibts in
keinem Russenfilm, S. Fischer,
19,99 Euro.
Feuilleton
jot w.d. 5/2015
13
Historisches Kalenderblatt:
Existenzgründung mit 815 Talern
Das alte Dorf Marzahn besaß seit
seiner Gründung im Jahre 1300
ursprünglich keine eigene Mühle.
Nach den Regeln des „Mahlzwanges“ unter Aufsicht durch die
Landesherrn, die Kurfürsten von
Brandenburg, waren die Bauern
des Dorfes verpflichtet, ihr gesamtes Getreide auf den Berliner
Dammmühlen, also am Mühlendamm, mahlen zu lassen. Ab 1712
wurde das Dorf zur Ahrensfelder
Mühle mahlpflichtig. Im Rahmen
der Stein-Hardenbergschen Reformen, durch die das Napoleon unterlegene Preussen modernisiert
werden sollte, erfolgte 1810 die Abschaffung aller zünftigen Regeln,
die noch aus dem Mittelalter überkommen waren. Dazu gehörte auch
der Mahlzwang. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit konnte
jeder, der das nötige Geld und die
Fähigkeiten dazu hatte, einen Betrieb gründen. Auf dem Gebiet unseres Stadtbezirkes kam es daraufhin zum Bau der ersten Marzahner
Mühle 1815 und der Kaulsdorfer
Mühle 1818, beides Bockwindmühlen. Mühlen dieser Bauart waren verhältnismäßig leicht zu errichten und kosteten nur etwa ein
Drittel des Wertes einer großen
Holländermühle.
Die erste Marzahner Mühle (Wert:
815 Taler) stand im Gelände des
heutigen Einkaufszentrums „Angerpark“, also außerhalb der heutigen historischen Dorfanlage. Als
Erbauer und erster Mühlenmeister
ist Mühlenmeister Christian Fried-
rich Krüger überliefert. Offenkundig ist die Familie dabei auch erst
nach Marzahn gezogen, denn vorher fanden sich keine Eintragungen
dazu im Kirchenbuch. Der am 7.5.
1815 vermerkte Tod von Mühlenmeister Johann Christian Krüger
liegt noch vor der Inbetriebnahme
der Mühle am 24.Mai 1815. Sein
Sohn Christian Friedrich Krüger
war von 1821bis 1825 zur Verpachtung des halben Erbpacht-Kolonistengutes und der Mühle an die Witwe Wirth gezwungen. Offenkundig
warf die Mühle nicht genug Ertrag
ab. Ab 1826 war dann die verwitwete Wirth, Angelica, geb. Herrmann, Besitzerin des Müllerhauses
und der Mühle. Weitere Besitzerwechsel erfolgten im Jahr 1869 an
den Mehlhändler Johann Heinrich
Groh, im Oktober 1873 erwarb Carl
Christian die Mühle, um sie schon
1880 an den Müller Ferdinand
Hirschel weiter zu verkaufen. Offenkundig liefen zu dieser Zeit die
Geschäfte schlecht; sicher lag das
auch an der Konkurrenz der in Berlin aufstrebenden Großmühlen, die
Qualitätsmehle günstiger herstellen
konnten. Schließlich kam es zur
Zwangsvollstreckung wegen nichteingelöster Wechsel, in deren Folge der Müller Max Georg Triller
die Mühle um 1900 pachtete.
Ab 1907 baute er eine aus Bernau
umgesetzte Bockwindmühle auf
einem neuen Grundstück wieder
auf, die im Folgejahr in Betrieb
ging. Damit begann erstmalig eine
über Generationen reichende Ära
des Mühlenbetriebes, in der die Familie Triller 1912 das erste und ab
1938 das zweite Windkraftwerk, in
Betrieb ab 1942 als Versuchsanlage, errichteten. Zwei Patente be-
zeugen den Erfindungsreichtum des
Müllers Richard Triller, der sich
mit der Verbesserung der Regelbarkeit der Windkraft zur Erzielung
gleichbleibender Leistungsabgabe
für die Müllereimaschinen bzw. zur
Stromproduktion beschäftigte.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die unbeschädigt gebliebene
Mühle massiv ummauert und als
relativ moderne Mühle sogar mit
pneumatischer Förderung des
Mahlgutes ausgestattet. 1957 starb
Richard Triller, in einer Zeit, in der
man in der damaligen DDR die
Verstaatlichung bzw. Beseitigung
der Mühle anstrebte. Im Rahmen
der Baufeldfreimachung für die
entstehende Großsiedlung Marzahn wurde sie 1978 gesprengt. Die
heutige Marzahner Mühle, die vierte ihrer Art an einem neuen Standort nördlich des Dorfes, setzt diese
Geschichte seit 1994 fort. Einzelne Maschinenteile der gesprengten
Trillerschen Mühle arbeiten heute
in ihr wieder mit, anderes Material wird bei historischen Ausstellungen genutzt. Ein Fundamentsockel
des ersten Windkraftwerkes von
1912 konnte bei Ausgrabungen
beim Abriss der Schulgebäude
2006 geborgen werden und steht
heute neben einer Replik der
Hauptwelle des zweiten Windkraftwerkes auf dem Mühlenberg.
Jürgen Wolf, Müller
Foto: Archiv
(Das Historische Kalenderblatt
wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.)
Schwaens Filmmusik
zu ,,Der Fall Gleiwitz”
untersucht
Dass Kurt Schwaen auch Filmmusik komponiert hat, ist vielen
nicht bewusst. Das ist insofern
nicht verwunderlich, da sein
Schaffen auf diesem Gebiet nur
wenige Werke umfasst und diese
außerdem zwischen 1957 und
1972, also in einem sehr kurzen
Zeitraum entstanden. Innerhalb
der ersten fünf Jahre komponierte er besonders viel auf diesem
Gebiet, neun Filmmusiken an der
Zahl. Eine seiner ambitioniertesten Arbeiten für den Film ist die
in einer Magisterarbeit im Zentrum stehende DEFA-Produktion
„Der Fall Gleiwitz“ von Günter
Rücker, die 1961 entstand.
Genau darüber hat Johanna Kellerbauer im Jahr 2010 ihre interessante Arbeit für ihr Studium der
Musikwissenschaft an der TU
Berlin verfasst. In weitgehenden
Auszügen wurde diese Arbeit nun
auch vom Kurt-Schwaen-Archiv
auf seiner Internetseite veröffentlicht. Beides ist auch deshalb verdienstvoll, weil „entsprechend
des geringen Anteils im Werk des
Komponisten Forschung zu seinen Filmmusiken dünn gesät“
sind und ausführliche Untersuchungen dazu kaum angestellt
wurden, wie die Autorin in ihrer
Einleitung betont. Zudem war der
Film zeitweise dem Vorwurf des
„dekadenten Formalismus“ ausgesetzt. Einem Überblick über die
Musik(en) des Films lässt sie eine
genaue Untersuchung zweier (beispielhafter) Szenen folgen.
RN
Abzocke allüberall
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke kämpft
mit der Arbeitsagentur um ihre Rechte und geht erst mal ins Kloster
Der letzte Frühling vor dem Renteneintritt könnte so schön sein.
Aber ich muss mich nun auch ernsthaft mit der Arbeitsagentur rumärgern. Da sitzt eine Kirsche, also
eine Mitarbeiterin fast gleichen
Namens, und weigert sich gottgleich in Ich-Form, mir zustehende Leistungen aus ALG I zu zahlen: „ICH beabsichtige, die Leistungsbewilligung nach § xy ... ganz
aufzuheben.“ In den Jahren davor
gab es nie Probleme. Frau Wichtig
oder Mächtig nun muss ein Problem mit Künstlern haben, es gibt
aber keine Chance, diese Frau per-
sönlich zu sprechen. Man verspricht im Service-Center zwar,
dass ich von ihr zurückgerufen werde, aber darauf warte ich nun schon
vier Wochen. Einsprüche werden irgendwann in den nächsten sechs
Monaten bearbeitet. Nun muss ich
mit Hilfe von ver.di wahrscheinlich
noch vor Gericht.
Aber vielleicht muss ich den Lesern, die vielleicht wie diese Agentin mit Decknamen „Kirsch“ meinen, wir Künstler seien Sozialschmarotzer, eine kurze Erklärung
geben: Freischaffende Künstler
können in eine freiwillige Arbeitslosenversicherung einzahlen. Das
habe ich jahrelang getan. Nun habe
ich noch fast 250 Tage Leistungsanspruch ALG I in Höhe eines Pauschalbetrages, der nach Bildungsgrad bemessen wird. Ich käme,
wenn ich mich nicht für jede noch
so kleine Mugge und sogar für unbezahlte Termine brav abmelden
würde, auf etwa den Betrag, den
ich später als Rente bekomme, die
150 Euro unter dem Schröderschen
Mindestsatz liegen wird. Diese 250
Anspruchstage werde ich außerdem
nicht nutzen, da ich ja vor Ablauf
in Rente gehe.
In früheren Jahren hatte ich mit die-
sen An- und Abmeldungen nie Probleme, die abgemeldeten Tage wurden am Monatsende abgezogen.
Die Arbeitslosigkeit war somit lediglich unterbrochen. Agentin Kirsche wird fleißig in all meinen Steuer- und Kontounterlagen geschnüffelt haben, da gibt es nämlich keinen Datenschutz, und behauptet
nun, dass ich in der abgemeldeten
Zeit (das ist manchmal ein Tag in
der Woche, an dem ich 2 Stunden
auf der Bühne stehe) mehr als 15
Stunden arbeite und deshalb nicht
arbeitslos sei. Außerdem müsse ich
mich nach Abmeldung jedes Mal
wieder persönlich bei der Agentur
anmelden – also alle Formulare
ausfüllen, was ich versäumt hätte
(ich habe es wie in den vergangenen Jahren schriftlich getan). Ich
erinnere mich, dass die Bundesregierung irgendwann in ihrem Wahlprogramm mit Bürokratieabbau
geworben hatte.
Aber gut, wir alle sind machtlos.
Neulich habe ich ein Kreditkonto
aufgelöst, aber die Restzahlung ist
zweimal zurückgekommen, weil
die Bank das Konto offensichtlich
vorzeitig gelöscht hatte, ohne mich
zu informieren. Trotzdem darf ich
nun an eine Inkasso-Firma zahlen,
die 50 Prozent aufschlägt, es ist unglaublich.
Neulich habe ich meine Schwester
Hannelore anlässlich ihres 85. Geburtstages in Erfurt besucht und
musste laut Routenberechnung
meines Handys 4,5 Kilometer per
Taxi zurücklegen. 24 Euro. Ich bin
fast aus dem Auto gefallen. Schuld
sei der Mindestlohn. Dazu kann
man nun auch nichts mehr sagen.
Derlei Ungerechtigkeiten wird
wahrscheinlich jeder Leser immer
wieder gegenüber stehen. So wird
das Volk auf Trab gehalten und von
wahren Problemen abgelenkt –
zum Beispiel der geplanten
Zwangsabgabe auf Sparguthaben,
die es in Spanien und Australien
schon gibt. Leider muss ich dann
meinem Dolmetscher-Freund Uwe
recht geben, der das ziemlich populistisch und Pegida-gefärbt formuliert: Die eigenen Leute werden
abgezockt, damit die Flüchtlingsströme finanziert werden können.
Oder wie Ritas Mann sagt: Nicht
mal ein Dankeschön der Kanzlerin
oder des Bundespräsidenten an die
eigenen Bürger, die dieses Land
durch ihre Arbeit und Steuern zu
dem Aufschwung bringen, mit dem
die Regierung weltweit renommiert. Ich sage nur: Leute, ich geh
ins Kloster.
Demnächst erst einmal probeweise im Katielli-Theater in Datteln
(2x2 Stunden Arbeit im Mai – das
für Frau Kirsch von der Agentur,
damit sie nicht so lange IM spielen
muss!). Aber dann, mal gucken!
Kommt gut durch den Mai,
Eure Daggie
14
jot w.d. 5/2015
Geschichte der
Hoppegartener
Bahnanlagen
Hoppegarten – Am 9. Mai, 14 Uhr, eröffnet der Kulturverein „Grünes Tor“, Lindenallee 14, seine neue Ausstellung über „Die
Geschichte der Bahnanlagen in Hoppegarten“. An der Berlin-Küstriner Strekke der Ostbahn war zunächst keine Station
Hoppegarten vorgesehen. Aus einem Haltepunkt entwickelte sich eine Bahnstation,
aus einem temporären Bedarfsstopp einfachster Art ein ausgeklügeltes System von
Bahnhöfen mit unterschiedlichsten Funktionen. Darüber hinaus werden auch
Funktionsbauten gezeigt, die für den Bahnbetrieb errichtet wurden. Geöffnet ist jeden Dienstag und jeden ersten Sonnabend
im Monat 14 bis 17 Uhr sowie nach Absprache (www.gruenestor.de).
Jutta Sachtleber
Vier Kisten von
Rock und Beat bis
Hart und Lied
Hellersdorf – Nach der ROCKkiste am 8.
Mai mit „Kolophon“ und der BEATkiste
tags darauf mit „Dirty Work“ (Rock’n’Roll
und Rolling Stones) werden an der
Heidenauer Straße 10 im Mai noch zwei
weitere Kisten geöffnet: Am 22. Mai entspringen „Wedding“ der LIEDERkiste und
zeigen, wie man die verschiedensten Einflüsse aus 40 Jahren populärer Musik unter einer Überschrift bringt. Von Swing und
Rock’n’Roll über 60-er Mersey Beat, Polka und Country Balladen bis zu Reggae
oder Rock Steady. Sie nennen es Nachbarschaftspop. Am 23. Mai öffnet sich die
HARTEkiste und bringt mit „Sleeping
Beauty“ eine Band hervor, die Coverversionen von Judas Priest, Saxon, Iron Maiden und anderen bekannten Bands der
NWOBHM Ära der 1980-er Jahre (etwa
Accept, Jaguar, Samson oder Van Halen)
spielt. Könnte eng werden.
Beginn jeweils 21 Uhr, Karten 9/8 Euro,
Info Tel. 99 87 481, www.kiste.net.
RN
Empfehlungen
Pfingst-Bowle mit Hasen im Rausch
Frank Frohberg als Studiogast beim „Kofferradio“
Berlin – Auch im Wonnemonat Mai sollten sich Freunde des Schlagers diese Termine merken: Jeden Sonnabend zwischen
14 und 15 Uhr ist „Kofferradio“-Zeit mit
Moderator Siggi Trzoß beim Sender Alex
Berlin, zu empfangen bei Antenne 88,4
und 90,7, im Berliner Kabelnetz 92,6, im
Internet unter: www.siggitrzoss.de und
www.alex-berlin.de.
Am 9. Mai sind Ausschnitte von der 59.
Schlagerstunde mit der Sängerin Viola
Parker zu hören. In den letzten Minuten
der Sendung erinnert der Moderator an
den Sänger Hartmut Eichler. Am 16. Mai
wird an Titel der DDR-Schlager-Spitzenparade vom April/Mai 1965 erinnert. Es
erklingen Songs u.a. von Ingo Graf („Allein wirst du dein Glück nicht finden“,
„Pech für mich“), Christian Schafrik
(„Goldener Mond“, „Süßer Kuß im Mondenschein“), Frank Schöbel („PartyTwist“, „Blonder Stern“), Gipsy („He,
Joe“), Rolf Herricht („Klamotten-Rag“).
Eine musikalische Pfingst-Bowle geht am
23. Mai über den Sender. Dabei sind
Songs von und mit Rosemarie Ambé, Andreas Holm, Tina Brix, Helga Brauer, Die-
Frank Schöbel.
Foto: Nachtmann
ter und Dieter, Friedel Hensch, Eberhard
Esche („Der Hase im Rausch“), Dorit
Gäbler u.a. Die Geburtstagssendung für
den Monat Mai steigt am 30. Mai. Unter
anderem mit Sonja Siewert/Herbert Klein,
Helga Brauer, Trude Herr, Drafi Deutscher,
Jenny Petra, Ingrid Raack, Kerstin Roger,
Jiri Korn und Rainer Garden. Am 6. Juni
begrüßt Siggi Trzoß im Studio an der
Voltastraße Frank Frohberg, Sohn des Sängers Fred Frohberg. Aus erster Hand erfahren die Hörer etwas über den beliebten
Sänger, der vor 15 Jahren in Leipzig verstarb, und können Ausschnitte aus zahlreichen Frohberg-Songs hören – etwa „Einsam liegt mein Schiff im Hafen“, „Über
das weite Meer“, „Steuermann halte Kurs“,
„Am Anfang war der Blues“, „Guantanamara“ und natürlich „Zwei gute Freunde“.
Wer einen Frohberg-Song in voller Länge
hören möchte, schreibe seinen Wunsch per
email an [email protected].
Musikwünsche für die nächsten Sendungen schriftlich an: Kofferradio, Alex Berlin, Voltastraße 6, 13355 Berlin, per Fax
an 030-9915023 oder an die bekannten
email-Adressen.
I. Dittmann
Himmelfahrtskonzert
Gesundheitswoche
„Phantasie erlaubt“
Biesdorf – Die Krankenhauskirche im
Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, lädt am
14. Mai, 17 Uhr, zu einem Himmelfahrtskonzert ein. Unter dem Titel „Musik zur
Maienzeit“ präsentieren Heidi Vetter,
Sopran und Joachim Vetter, Orgel, Werke u.a. von Telemann, Händel, Mendelssohn. Der Eintritt ist frei; um Spenden
am Ausgang wird gebeten.
U.F.
Hellersdorf – Vom 15. bis 18. Juni werden im Kompass, Kummerower Ring 42,
verschiedene Gesundheitsthemen behandelt. Am Dienstag und Mittwoch gibt es
vormittags Sportkurse, am Di, 13 Uhr, steht
eine Einführung in gesunde Ernährung und
Bewegung auf dem Programm, Mi läuft
eine Blutspendeaktion des DRK. Info Tel.
56 49 74 01, www.klub74.de.
R.E.
Hellersdorf – Die Fotomotive von Frank
Brückner sind nur mit Hilfe eines Mikroskops auf Objektträgern zu finden, es sind
Mikrokristalle (Vitamin C, Weinsäure, Zitronensäure, Acetanilid und Azobenzol) im
polarisierten Licht. Seit 4. Mai ist diese
fantastische Welt der Farbigkeit täglich 14
bis 22 Uhr (Fr/Sbd bis 20 Uhr) in der Kiste, Heidenauer Straße 10, zu sehen. RN
Servicebüro Hellersdorf:
Adele-Sandrock-Straße 10
12627 Berlin
Tel. (030) 6829 – 7117
Gothaer Str. 66
Erich-Kästner-Str. 5
Waldheimer Str. 15
Erstbezug nach Sanierung
3 Zimmer, 57 m², 4. OG.
Balkon,
modernisiertes Bad
3 Zimmer, 67 m², 5. OG,
4 Zimmer, 82 m², 3. OG,
Küche mit Fenster, mod. Bad,
Balkon, Küche mit Fenster,
neue Zargentüren, neuer Bodenbelag mod. Bad, neue Zargentüren
Energieverbrauchswert V 80,7 KWh (m²a)
Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
Energieverbrauchswert V 89,0 KWh (m²a)
Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
Energieverbrauchswert V 86,0 KWh (m²a)
Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
KM 360 / WM 494 Euro
KM 388 / WM 555 Euro
KM 473 / WM 667 Euro
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 5/2015
Schilda in den Bergen oder:
Marzahn goes die Wuhle ‘runter?
Als wir die Seite 3 einer Berliner Anzeigenzeitung vom 22. April aufschlugen, lasen wir erst mit Belustigung,
dann mit wachsendem Befremden von
dem Hollywood-Nachahmungsvorschlag. Verspäteter Aprilscherz oder
gewinnträchtiges Geschäftsgebaren
zweier Gestalterinnen?
Es ist keine Idee so dumm, dass man
sie nicht verkünden könnte. Sollte
Werbung so weit gehen und ein Naherholungsgebiet verschandeln? Abgesehen von den mehreren Hunderttausend Euro Kosten würde die Durchführung einen immensen Eingriff in
die Natur bedeuten, wie Bäume und
Sträucher roden, Straße bauen, Betonpfosten setzen, Riesenbuchstaben
montieren. Und 12 Meter hohe Buchstaben – eine Horrorvision! Kann
nicht Marzahn vielmehr durch seine
grünen Oasen zwischen den Wohnhäusern, das große grüne Siedlungsgebiet und natürlich die Gärten der
Welt und andere Sehenswürdigkeiten
werben? Es gibt in Marzahn so viele
Möglichkeiten, wo potentielle Sponsoren für sich und Marzahn nutzbringend werben könnten, sei es auf sozialem und kulturellem Gebiet, im
Bildungs- oder im infrastrukturellen
Bereich. Damit würden sie zugleich
etwas für die Bewohner Marzahns
und ihre Besucher tun.
Erstaunlich, dass Herr Komoß als
Bürgermeister meint, „das ist eine
wunderbare Idee, um für den Bezirk
zu werben“ und dafür auch einen
Zuschuss geben würde.
Familie Haubold
Zwei Kunstmanagerinnen, die nicht
im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sozialisiert sind, behaupten, dass die Bewohner dieses Bezirkes ein Identitätsproblem hätten, welches unverzüglich
zu beheben sei. Ihre Idee ist, die
Ahrensfelder Berge nach „amerikanischem Vorbild“ (anders geht es heutzutage nicht mehr in Deutschland) in
„Marzahn Hills“ umzutaufen und mit
12 Meter hohen Schrifttafeln zu verschandeln, um „Touristen und Berliner in den Bezirk (zu) locken“. Als
wenn das unsere größte Sorge wäre!
Wenn Marzahn-Hellersdorf „positive
Assoziationen“ hervorrufen möchte,
dann sollten beispielsweise Maßnahmen der Pflege des „öffentlichen
Grüns“ gesponsort werden. Der
„Ahrensfelder Berg“ (Singular) ist ein
gutes Beispiel für die Vernachlässigung in der Pflege des Positiven. Ich
könnte alleine für mein Wohnumfeld
in Hellersdorf-Nordost Dutzende Beispiele nennen: Vernachlässigte Schulen, Brachflächen, wo einst Kitas
standen, vernachlässigtes „Straßenbegleitgrün“, fehlende Radwege etc.
Mich wundert, dass die Erfinderinnen der „Marzahn Hills“ nicht einen
kreativen Schritt weiter gingen und
uns vorschlugen, den Ahrensfelder
Berg zum „German Mount Rushmore“ umzugestalten – mit den Antlitzen der Bezirksnotablen, die es
„wunderbar“ finden, „mehrere hunderttausend Euro“ in die Verbuchstabung der Welt zu investieren.
Schilda ist überall.
Dr. Hermann Wollner
So stellen sich Karoline Körber und Nicole Mühlberg Werbung für den Bezirk
vor. Die Kosten von mehreren 100 000 Euro sollen, analog zum Vorbild „Hollywood“, Sponsoren (dort zahlte u.a. Hugh Hefner) aufbringen.
Übrigens: Vor fast genau 50 Jahren, im Dezember 1965, sagte
der Genosse „Wu“ auf dem legendären Plenum u.a. folgenden
Satz: „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom
Westen kommt, kopieren müssen?“ Und setzte hinzu: „Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles
heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“
Cora Browne
„Hauptmann“ vorab im TaP
Multimedia-Sprechstunde
Noch vor der Welturaufführung am 26.
Juni im Köpenicker Rathaushof gewährt Heiko Stang während einer „öffentlichen Probe“ am 6. Juni, 18 Uhr,
im Theater am Park, Frankenholzer
Weg 4, einen Einblick in sein neues Musical „Der Hauptmann von Köpenick“
(siehe Seite 7). Eintritt frei; nur begrenzte Anzahl von Plätzen, daher wird
um Voranmeldung gebeten.
Seit dem 20. April bietet das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-KuntzStraße 58, im Multimediaclub zweiwöchentlich montags praktische Hilfe
und Beratung zum Thema „neue Medien“ an. Ob Smartphone oder Tablet –
Herr Wagner versucht, das Problem direkt praktisch zu lösen. Am besten das
Gerät mitbringen. Anmeldung Tel. 99
49 86 91, Beratungspauschale 1 Euro.
15
Mit Beiersdorff ins Golmer Luch
Das Golmer Luch erstreckt sich zwischen Werder, Film, Grube und der Insel Töplitz am rechten
Havelufer, dem Großen Zernsee und der Wublitz.
Der Charakter als Feuchtgebiet blieb relativ lange erhalten, obwohl man bereits im 17. Jahrhundert begann zu meliorieren, um Land zu gewinnen. Die Trockenlegung blieb erfolglos. So blieben für das Niedermoor typische Tier- und Pflanzenarten
erhalten. Anfang der 1920-er
Jahre sollte das Luch teilweise mit Berliner Müll verfüllt
werden, wogegen sich Naturschützer wehrten und 1927
das Gebiet schützen ließen.
Zu DDR-Zeiten wurden Teile der Pläne jedoch verwirklicht, es entstand eine bis heute das Bild trübende Deponie. Dennoch gibt es
einiges an Ursprünglichem zu entdecken und zugleich Historisches nachzuvollziehen.
Wir starten am Bahnhof Golm. Die Gegend hat sich
in den letzten Jahrzehnten völlig verändert. Auf der
einen Seite wuchsen der Campus der Universität
Potsdam auf der anderen Fraunhofer-Institute aus
dem „Boden“. „Internationale Spitzenforschung
von der Biotechnologie bis zur Gravitationsphysik“
ist im „Wissenschaftspark Potsdam“ zuhause. Auch
zahlreiche „Häuslebauer“ ließen sich am Rande des
Dorfes nieder. Die ersten Höhepunkte unserer Tour
liegen vor uns: Der Reiherberg mit weitem Ausblick übers Luch und bis zur Havel und das Dorf
selbst mit seinen beiden Kirchen, die wir uns etwas näher anschauen. Die sogenannte „alte“ Kirche ist die älteste erhaltene auf Potsdamer Stadtgebiet, geht wahrscheinlich aufs 12. Jahrhundert, in
ihrer heutigen unveränderten Gestalt auf das Jahr
1468, zurück. Die „neue“
neogotische Kirche daneben wurde als „Lebensraum Kirchturm“ wegen
der dort brütenden Schleiereulen ausgezeichnet.
Über den Golmer Damm
geht es durchs Luch zum
Schloss Golm (Foto), heute Hotel. Am Großen Zernsee treffen wir auf die frühere Potsdamer Militärbadeanstalt. Unsere Blicke
schweifen bis zur Insel Töplitz, zur Autobahnbrükke und zum Phöbener Wachtelberg. Entlang des
Galliner Damms und entlang von Erholungsgärten
geht es südwärts und wir können die Tour im kleinen Hafen-Bistro in Werder (Havel) abschließen.
Am 21. Mai begrüße ich Sie herzlich zu dieser
kleinen Wanderung. Treffpunkt: Ostbahnhof 9.15
Uhr am Gleis 6/7 mittlere Treppe. Fahrt mit RE 1
und RB 21 bis Golm. Preis 5 Euro, Leser von jot
w.d. zahlen nur 4 Euro. Anmeldungen bis 14. Mai
Tel. 993 85 21.
Frank Beiersdorff
jot w.d. 5/2015
Wahrer Umweltschutz
wehrt Feinde ab
Ja, das sind schon echte Wassser- und Naturschützer. Sie legen schwere
Sperren aus, damit Wasserschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet an
den Kaulsdorfer Seen gut geschützt sind. Oder haben wir da jetzt irgend
etwas missverstanden?
Fotos: Nachtmann, Dittmann
Nur schön die Augen zu
In unserem Beitrag zum Thema Baumfällungen im Sommer berichteten wir auch
über ein Bauvorhaben an der
Kohlisstraße 10 in Mahlsdorf
Süd. Dort wurden trotz Vegetationsperiode und Vogelschutz massiv Bäume gefällt. Das nahm der Bezirksverordnete Eberhard Rohloff zum Anlass,
beim Bezirksamt nachzufragen:
„Welche Begründung hat das Amt für die
Außerkraftsetzung des gesetzlichen
Sommerrodungsverbots für das genannte
Vorhaben im Mai 2014?“
Darauf antwortete ihm Umweltstadtrat
Christian Gräff wie folgt: „Am 18.03.2014
wurde die Baugenehmigung für den Neubau eines Einfamilienhauses und eines
Carports erteilt. Gemäß dem genehmig-
5
ten amtlichen Lageplan waren auf dem
Grundstück keine geschützten Bäume verzeichnet, so dass der Fachbereich Naturschutz des Umwelt- und Naturschutzamtes
nicht am Baugenehmigungsverfahren beteiligt worden ist.
Die Rodungsarbeiten im Mai
2014 wurden ohne Wissen
des zuständigen Amtes im
Auftrag der Bauherrin
getätigt, weil ihr das
Rodungsverbot zu dieser
Jahreszeit offenbar nicht geläufig war. Die
Verantwortung liegt bei der Bauherrin.“
In unserem Beitrag hatten wir auch auf
die Möglichkeit der Verhängung von Bußgeldern hingewiesen. Daran hat Gräff offensichtlich kein Interesse. Und der hiesige Finanzstadtrat vermutlich auch nicht.
Cora Browne
Rettet das Klima!
Dämmt Eure Häuser!
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Kulturelle Begegnung am
Mahlsdorfer Kreisel
Im Passat: Mama mia, da bin ich ja schon
wieder verdammt spät dran und vor mir
der langsame Bus auch noch. Na zum
Glück fährt der gerade über den Kreisel
und Tschüss! Und was kommt da aus der
Hönower herangeschossen? Mannomann,
ein ganz Flinker! Der Sportwagenboy brettert ohne mit der Wimper zu zucken mit
sechzig mindestens knapp hinterm Bus,
allerdings auch knapp vor meinem Passat
über den Kreisel. Respekt! Aber Junge,
Junge, wer kommt da denn angeschlichen?
Mensch, wir sind doch nicht auf dem
Dorfe!
Im Fiesta: Dieser enge Kreisverkehr, da
ist doch um die Zeit immer Stress angesagt. Na habe ich es nicht gesagt? Der blöde Protz im Angeberdienstwagen, bleibt
er wo er ist? Ruckelt schon ungeduldig,
will der mir etwa die Vorfahrt nehmen!!??
Sicher so ein Raser, und auf mich warten
die Kleine in der Kita und der Große zu
Hause, da riskiere ich doch keinen Crash.
Soll er doch fahren, der Drängler!
Im Passat: Die dämliche Tusse, was
bremst die denn ab? Hat garantiert keinen Schimmer, dass der Kreisel Vorfahrt
hat, sonst wär die nicht so langsam und
vertrieft. Warum ist die um Himmels Willen gerade jetzt hier, wo ich doch Zeit
schinden muss?
Im Fiesta: Warum hebt der Kerl aufgeregt
beide Arme hoch und guckt mich so nervig an? Ich hab doch schließlich nur abgebremst, weil der schon auf dem Gaspedal stand und einen Kickstart vor meinen
Fiesta hinlegen wollte, der Affe!
Im Passat: Na wohin will sie denn, die blöde Kuh? Weiß sie das schon oder überlegt
die noch, wo es aus dem Kreisel rausgehen
soll? Mich brauchst du gar nicht so verängstigt anzugucken, Mädel. Mach end-
lich, dass du Land
gewinnst, ich will
meine knappe Zeit
doch nicht hier verschleudern! Na endlich ist sie vorbei –
na wusste ich doch,
hinter ihr eine ganze
Autokolonne aus der
Hönower, ist da eine
Büchse aufgegangen? Endlich eine Lükke. Aber warum zum Teufel will die Radfahrerin gerade jetzt hier lang, wo mir die
vielen Autos die einzige Lücke weit und
breit ließen?
Auf dem Rad: Der Alte da hinter den
abgedunkelten Scheiben in seinem Passat wartet da schon eine Ewigkeit, sicher
so ein vertrottelter Rentner. Wenn der
nicht gerade mal wieder vergessen hat, wo
das Gaspedal ist. An dem komme ich doch
locker mit Blickkontakt vorbei, wenn ich
ihm nur hold zulächle.
Im Passat: Sehr ansehnlich, das Mädel,
auch nicht so schnell wie all die Kamikaze-Radler. Was hupt der Trottel mit seinem Golf hinter mir? Siehst du nicht, was
vor mir los ist? Verdammt, jetzt hat der
blöde Idiot mit seinem Gehupe mich so
nervös gemacht, da ist es kein Wunder,
wenn ich den Motor abgewürgt habe.
Im Golf: Mama mia, da bin ich ja schon
wieder verdammt spät dran und vor mir der
langsame Passatfritze, der spielt doch sicher gerade Mister Wichtig auf seinem
Telefon. Oder hat er gar seine Karre abgewürgt? Elender Anfänger! Endlich geht es
los. Na zum Glück fährt der eine Ausfahrt
weiter über den Kreisel, also Tschüss!
Sämtliche handelnden Personen, großes
Ehrenwort, sind absolut frei erfunden.
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Heimatländisches jot w.d.-Preisrätsel
1
E N
E B
U T
S T
2
3
4
5
6
7
8
9
10
I T
I D
L S
R E
S E
R G
Es sind Orte mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu finden: 1. historische Kleinstadt an der Tauber, 2.
hier befindet sich der Führungsbunker
Harnekop, 3. Ort mit Bergbauwanderpfad in Thüringen, 4. hier steht Brandenburgs schönste Burg, 5. sehn wir
uns nicht in dieser Welt, dann sehn
wir uns in ..., 6. Ziel (fast) aller Touristen aus den USA, 7. Berliner Stadtteil mit deutsch-russ. Museum, 8.
Oberst Petershagen rettete diese
Stadt, 9. hier gibts zum Einkaufen die
„Kö“, 10. hier steht Europas längste
Burganlage.
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert – eine
andere Bezeichnung für überall.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. Mai (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623
Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine CD des Gjermund-LarsenTrios (mehr über diese Künstler in der nächsten Ausgabe).
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 4/2015: 1. Erdkröten, 2. Sommerzeit, 3.
Karfreitag, 4. Passahfest, 5. Pflanzholz, 6. Kreuzigung, 7. Evangelist, 8. Kohlmeisen, 9. Frühblüher, 10. Gartenbeet. Das Lösungswort lautete: Osterinsel.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Und tragt durch Schutz von Algen und Moosen zum Erhalt der
Artenvielfalt (Biodiversität) besonders in unseren Städten bei.
Ratet, wo das ist!