Rundgang über die Piotrkowska Straße

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Rundgang über die Piotrkowska Straße
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BÜRO FÜR STADTFÖRDERUNG, TOURISMUS
UND INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN
DER STADTVERWALTUNG ŁÓDŹ
Piotrkowska Str. 104
90-926 Łódź
www.lodz.pl
Autor Piotr Machlański
Übersetzung: Anna Jóźwiak
In Zusammenarbeit mit: Tanja Elm, Natalie Frank, Jan Reininger
Archivfotos:
Staatsarchiv in Łódź, private Sammlung von Ryszard Bonisławski und Henryk Poselt
gegenwärtige Fotos
Michał Rymaszewski
Graphisches Projekt, Satz und Umbruch
Art-com s.c . Katarzyna Ławeczko i Tomasz Potocki
ISBN: 978 83-920871-1-9
Rundgang über die Piotrkowska Straße
Autor Piotr Machlański
Łódź 2010
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Rundgang über die
Piotrkowska Straße
S
eit fast 190 Jahren ist die Piotrkowska Straße
ein Symbol der Pracht und des Wohlstandes
von Łódź und der Stolz seiner Einwohner. Sie
bildet das historische Rückgrat der Stadt, von dem
ausgehend im 19. Jahrhundert eines der größten
Textilindustriezentren Europas entstand. Die Piotrkowska Straße ist ein Teilstück der mittelalterlichen Landstraße, die Thorn mit Krakau verband.
Die Quellen besagen, dass diese Landstraße noch
zum Ende des 18. Jahrhunderts durch Wälder voller
Hirsche, Nordluchse, Wildkatzen und Wölfe verlief.
Die Piotrkowska Straße verband die Altstadt mit
der zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu entstandenen
Tuchindustriesiedlung mit dem Namen Neustadt
(Nowe Miasto) und mit der Siedlung Łódka, die
für die Lein- und Baumwollproduzenten
gegründet wurde. In der Nachbarschaft dieser
Hauptstraße von Łódź wurden die Plätze angelegt,
die zu Handelszentren wurden: der Markt der
Neustadt (Freiheitsplatz – Plac Wolności), der
Fabrikmarkt (Johann Paul II. - Platz) und der
Obere Markt – „Górny Rynek“ (Reymont-Platz Plac Reymonta). Als Antwort auf das Angebot des
Königreichs Polen an alle, die Gewebe herstellen
konnten, begannen sich Handwerker aus Europa,
an der Piotrkowska Straße anzusiedeln. Ursprünglich
bewohnten sie kleine Holzhäuser mit Wohn- und
Werkstattfunktion, die nach dem Regierungsmuster
errichtet wurden. Im Zuge der industriellen
Entwicklung der Stadt ging man dazu über,
Fabrikgebäude in den hinteren Grundstücksbereichen
zu bauen, während in den Frontteilen herrliche
Paläste und Großstadt-Bürgerhäuser an die Stelle
der ehemaligen Holzhäuser traten. Die Piotrkows-
ka Straße wurde zur vornehmsten Straße der Stadt
und gleichzeitig zum Herzen des industriellen
Giganten. Sie war ein Magnet, der die Hersteller
und Kaufleute anzog, die eben hier ihren Handel
perfekt machten und dank der gelungenen
Transaktionen ihre Vermögen vermehrten. Die
Piotrkowska Straße war nicht nur ein Handelszentrum, sondern auch ein Anlaufpunkt für Künstler
und kulturelles Paradies in Łódź. Hier wurden
Theater, Tanzhäuser, Hotels, Restaurants, Kinos,
Konditoreien und Kaffeehäuser gegründet.
Auf den einzelnen Grundstücken boten die Läden
ihr Angebot mit luxuriöser und vornehmer Kleidung
feil. Auf der Piotrkowska Straße tauchten auch
erstmals alle möglichen Neuigkeiten auf: so im Jahre
1835 die Öllampen, 1839 der erste Fabrik-schornstein
der Weißen Fabrik (in Folge der Inbetriebnahme
der der ersten Dampfmaschine im Königreich
Polen), 1840 erste Kutschen, 1883 das Telefon,
1888 die Elektrizität, 1898 die erste elekt-rische
Straßenbahn Kongresspolens. Die Straße begann
einst an der heute nicht mehr bestehenden Brücke
über den Fluss Łódka, also am Anfang der heutigen
Nowomiejska Straße, und endete am Oberen Markt
(Górny Rynek), wo 1827 eine Säule mit dem Namen
der Stadt und des Landkreises sowie mit der Zahl
der Wohnhäuser errichtet wurde. Heute hat die
Straße am Freiheitsplatz (Plac Wolności) ihren
Anfang, endet dagegen am Platz der Unabhängigkeit
(Plac Niepodległości), also am ehemaligen
Leonhardt-Markt, der 1904 gegründet wurde. Die
Piotrkowska Straße ist 4,2 km lang. Der nördliche
Teil ist als Fußgängerzone ausgewiesen, der
südliche Teil hat dagegen noch den Charakter
einer Verkehrsstraße. Die Piotrkowska Straße ist die
einzige Verkehrsader Polens mit einem erhaltenen
Ensemble originaler Großstadtarchitektur aus dem
19. Jahrhundert, zu dem Objekte im Stil des
Historismus, des Eklektizismus und des fantasievollen
Jugendstils zählen. Die Einzigartigkeit der Straße
ist lediglich mit dem historischen Stadtkern von
Wien vergleichbar. Die Piotrkowska Straße ist ein
Paradies für Einkaufsbummler und für die, die
sich in den Biergärten, Pubs, Kaffee-häusern oder
Restaurants ausruhen möchten. Sie ist auch eine
Attraktion für Freunde guter Clubs und Diskotheken.
Die Touristen werden von den Rikschas, Segways,
dem sog. „Trambus” erwartet (eine auf dem
Fahrgestell eines Busses aufgesetzte Straßenbahn),
welcher seine Haltestellen an jeder Querstraße der
Fußgängerzone hat. Der polnische Schriftsteller
Gustaw Herling-Grudziński hat versucht, die
Piotrkowska Straße zu charakterisieren, indem
er sagte: „Die Piotrkowska Straße ist das
Sauerstoffgerät der Stadt“. „Der Rundgang über die
Piotrkowska Straße“ präsentiert herrliche Paläste
und Bürgerhäuser von einzigartiger Architektur,
das älteste Lodzer Hotel und die Kultstätte der
aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gaststätte
„Paradyż”. Weiterhin die mit Film, Kultur und
Wissenschaft verbundenen Orte, sowie Denkmäler
großer Lodzer Bürger. Diese subjektiv
ausgewählten Stätten bilden den Kern der Route.
Die Straße auch „Pietryna” genannt, hat aber noch
viel mehr zu bieten. Überzeugen Sie sich selbst
davon. Wir laden auf die Piotrkowska Straße ein.
Autor: Piotr Machlański
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Freiheitsplatz (Plac Wolności)
ehemaliger Markt der Neustadt
D
er Freiheitsplatz wurde in den Jahren
1821-1823 als zentraler Platz der Industriesiedlung Neustadt gegründet, welche
für Weber der Wollwaren, also für Tuchmacher
entstanden ist. Der Initiator ihrer Gründung
war Rajmund Rembieliński – ein leidenschaftlicher Anhänger der Industrialisierung der
polnischen Gebiete im 19. Jahrhundert und
Vorsitzender der Kommission der Woiwodschaft Masowien (das Amt entspricht dem des
heutigen Woiwoden), auf deren Gebiet Łódź zu
der Zeit lag. Der Markt wurde nach den damals
modernen stadtplanerischen Regeln des Klassizismus angelegt, indem man ihm eine moderne
oktogonale Form verlieh. Vom zentralen Punkt
des Platzes gehen die Straßen in die vier Himmelsrichtungen ab, welche die Hauptachsen
der Neustadt bilden. Die ehemalige Petrikauer
Landstraße (Trakt Piotrkowski) bildet die
Nord-Süd-Achse, die Straßen Legiony und
Pomorska (die ehemalige Średnia Straße) die
Ost-West-Achse, welche das Zentrum der Industriesiedlung teilt. Das charakteristische und
gleichzeitig dominierendes Element des Platzes
ist das Denkmal des Oberbefehlshabers - Tadeusz Kościuszko, das im Jahre 1930 nach dem
Entwurf von Mieczysław Lubelski errichtet
wurde. Am 11. November 1939 vernichteten die
Nazis das Denkmal und stellten an dieser Stelle
das Wappen von Litzmannstadt (der Name von
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Łódź während des Zweiten Weltkrieges) auf.
Das Denkmal wurde 1960 nach dem ursprünglichen Muster wiederaufgebaut. Am Markt sind
die wichtigsten Bauten der früheren Stadt Łódź
situiert. An der Einmündung zur Piotrkowska
Straße befinden sich das ehemalige Rathaus
und die römisch-katholische Hl. Geist-Kirche.
Der ehemalige Stadtverwaltungssitz wurde
1827 nach dem Entwurf von Bonifacy Witkowski erbaut. Es ist eines von drei klassizistischen
Gebäuden der Stadt. Zur Zeit befindet sich hier
das Staatsarchiv. Das Gotteshaus steht heute
dort, wo sich einst die klassizistische lutherische Dreifaltigkeitskirche befand. Sie ähnelte
von der Architektur her dem benachbarten
Rathaus. Die heutige eklektische Form wurde
ihr von Otto Gehlig in den Jahren 1889-1891
verliehen. An der östlichen Kirchenseite liegt
ein Gebäude aus dem Jahr 1856, in dem früher
die erste Deutsch-Russische Realschule der
Stadt untergebracht war. An deren Stelle wurde
1869 die bekannte Oberschule mit Ausrichtung
auf die Textiltechnologie als Höhere Gewerbeschule errichtet. Dort wurde die technische
Elite unserer Stadt ausgebildet. Diese uralten
Innenräume präsentieren heute eine interessante Ausstellung des Museums für Archäologie und Ethnographie. An der Einmündung
zur Średnia Straße (heute Pomorska Straße)
standen städtische Kramläden, die sogenannten
„jatki“, also die mit Holzdach bedeckten Stände
mit den gemauerten Arkadenfassaden und
hölzernen Rückseiten, die 1839 gebaut wurden.
An der Nordseite gab es 15 Metzger-Stände,
und auf der südlichen Seite 15 Bäcker-Stände.
An der Nordseite des Rathauses liegt das Haus
von Gottlieb Zimmermann, in dem sich die
älteste Lodzer Apotheke befindet. Sie war 1840
vom nicht mehr existierenden Haus von Anton
Bittdorf (Nr. 7) hierher verlegt worden. Ihr
Besitzer hieß Karl Ketschon. In der Nachbarschaft befindet sich das empfehlenswerte
Pharmaziemuseum mit einem Apothekensalon
und einer Bibliothek. Man kann hier unter
anderem Apothekenmöbel aus der Zeit der
Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, Waagen, Spezial-Holz- und Glasgefäße
sowie eine Sammlung von Apothekenmörsern
sehen. An der Hausnummer 9 befindet sich das
„Haus unter dem Löwen” (das Tier krönt die
Dachbalustrade) aus dem Jahre 1890. An dieser
Stelle befand sich das älteste Gasthaus der Stadt
aus dem Jahr 1824 von Jan Adamowski. In dem
nicht mehr existierenden Haus Nr. 8 wurde im
Jahre 1862 das erste Fotoatelier in Łódź von
Józef Zajączkowski eröffnet. Eine interessante
Besonderheit des Freiheitsplatzes ist dessen
„Kellergeschoss“. Unter der Marktfläche befindet sich das einzigartige Kanalmuseum, das in
einem ehemaligen Wasserreservoir eingerichtet
wurde.
Das Reservoir, das „Dętka”, also „Luftreifen“
genannt wird, hat eine Länge von über 142
Metern und diente früher der Kanalspülung im
Stadtzentrum. Nach 1902 wurde der frühere
Marktplatz zu einem repräsentativen Hauptplatz der Stadt.
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Die gemütlichen und warmen Zimmer wurden
von Kachelöfen beheizt. An der Innenhofseite wurde das Gebäude auf Höhe des ersten
Stockwerks von einer Galerie verziert. 1872
wurde Theodor Engel der Besitzer des Hotels.
Im Erdgeschoss richtete er ein vornehmes
Restaurant ein, das bald seine Stammkundschaft hatte. Dazu zählten bekannte Einwohner
der Neustadt, unter anderem Rechtsanwälte
und Stadtbeamte. Während der Faschingszeit
war das Lokal für seine rauschenden Bälle und
Tanzveranstaltungen bekannt. Um die Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert nahm dann das
Delikatesswarengeschäft von Józef Wolski
mit einem breiten Sortiment an „Weinen,
Spirituosen und Kolonialwaren“ einen Teil der
Erdgeschossinnenräume ein.
Piotrkowska Straße 3
ehemaliges „Polnisches Hotel”
(Hotel Polski)
D
ieses unscheinbare Haus war in der
Mitte des 19. Jahrhunderts eines der
elegantesten Gebäude der Stadt. Anton
Engel errichtete es 1853 an der Stelle eines einfachen Weberhauses. Es war für ein einfaches
Gasthaus bestimmt, der Besitzer gab ihm
aber den hochtrabenden Namen „Polnisches
Hotel”. Ursprünglich wurde das eingeschossige Gasthaus nach dem Entwurf von Johann
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Karl Mertsching, einem Baumeister aus dem
Landkreis Łęczyca gebaut. Es verfügte über 60
Betten in 30 Zimmern. Die eleganteren Zimmer gingen auf die Piotrkowska Straße hinaus.
An den Türen waren Informationsschriften
in französischer Sprache angebracht, was dem
Hotel einen europäischen Charakter verlieh.
Im Erdgeschoss befanden sich eine Schankstube und ein Wirtshaus, in dem warme Speisen
für die Gäste serviert wurden. Im Innenhof
lagen zwei Hinterhäuser, in denen ebenfalls
Gästezimmer eingerichtet waren. Das Gasthaus
genoss einen guten Ruf unter den Reisenden.
Piotrkowska Straße 11
das „Bürgerhaus von Scheibler“
E
s war das erste Großstadt-Bürgerhaus in
Łódź, das großzügig erbaut wurde. Es
wurde in den Jahren 1879-1881 für den
Besitzer des gesamten Komplexes umfassend
Fabrikgebäude, Wohnungen und Fabrikatenresidenz „Pfaffendorf“ („Księży Młyn”)
errichtet. Seine Neorenaissanceform stützt
sich auf besondere italienische Muster. Damit
wollte man die Monumentalität des Gebäu-
des betonen und gleichzeitig das Prestige des
Stifters erhöhen. Die Gebäudeecke wurde
aus diesem Grund hervorgehoben, indem sie
mit einer Neubarockkuppel gekrönt wurde,
die die Neustadt überragt, und mit einem
runden Erker verziert wurde. Im Erdgeschoss
befand sich das luxuriöse Hauptgeschäft mit
Waren des Besitzers sowie andere vornehm
eingerichtete Läden. Von der Gebäudeecke aus
betrat man den Hutladen von Karl Göppert.
In den Jahren 1883-1887 konnte man hier vor
Ort hergestellte Filz- und Plüschhüte sowie
Zylinder und Melonen kaufen. Zum Ende der
80er Jahre des 19. Jahrhunderts gab es hier auch
die Filiale eines Warschauer Herstellers von
plattierten Gegenständen „Norblin und Co.“,
sowie den luxuriösen Laden der Firma Ludwig
Spiess und Sohn, der unter anderem Olivenöl
aus Nizza, Essig und französisches Parfüm
verkaufte. In den oberen Etagen befanden sich
Appartements. Im Jahre 1890 wohnte dort der
bekannte Arzt Jan Wisłocki. In der Mitte des
19. Jahrhunderts befand sich an der Stelle des
Hauses die Weberei von Heinrich Vorwerk,
eine der unzähligen Fabriken der Neustadt.
Hier arbeiteten 29 Handwebstühle und wurden
Flanelle, Merinowolle und Cord produziert.
Der Betrieb wurde nach dem Tod des Besitzers
im Jahre 1874 eingestellt.
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Piotrkowska Straße 12
das „Bürgerhaus von Sendrowicz”
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as Bürgerhaus ist eines der interessantesten Beispiele für die Lodzer Großstadtarchitektur. Es wurde 1898 für Izrael
Sendrowicz für 42.700 Rubel errichtet, die aus
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einem Darlehen der Kreditgesellschaft der Stadt Łódź stammten.
Ursprünglich befanden sich hier
zwei einfache Holzhäuser aus der
Anfangszeit der Stadtindustrialisierung. Nach dem Entwurf
des bekannten Lodzer Architekten Dawid Lande erhielt das
Bürgerhaus eine fantasievolle
eklektische Form, die Elemente
gotischer, manieristischer Kunst,
weiterhin der Renaissance- und
Barockkunst verbindet. Um die
hohe Fassade zu beleben, entwarf
der Architekt vier Pseudo-Risalite, die von eklektischen Giebeln
gekrönt werden. Außerdem ließ
er einen hohen Erker an der Gebäudeecke anbringen, der einen
Helm mit einer kleinen Laterne
trägt. In den Bekrönungen der
mittleren Risalite befinden sich
die Sonnenuhren. Die Steinmetzarbeiten um die Fenster herum
sowie zahlreiche geometrische,
tiergestaltige und pflanzliche Formen verleihen
dem Haus eine zusätzliche Schönheit. Das
Ganze wird von einem hohen Mansardendach gekrönt, das von einer durchbrochenen
Eisenbalustrade eingerahmt wird, und Anleihe
an französischen Mustern nimmt. In dem
Bürgerhaus hatte eine der Lodzer Kredit- und
Spargesellschaften ihren Sitz. Sendrowicz besaß
seine eigene Synagoge (Gebetshaus), die Platz
für 30 Personen bot. Im November 1939 wurde
sie von Nazis verwüstet.
Piotrkowska Straße 29
ehemaliges Bankhaus von Landau
E
s wurde an der Stelle eines kleinen Hauses
errichtet, das 1898 abgerissen worden
war. Es hat ein Eckgrundstück an der
Kreuzung von Piotrkowska Straße und Cegielniana Straße (damals: Więckowski Straße)
eingenommen. Es entstand ein riesiges vierstöckiges Gebäude mit zwei Flügeln, das mit
einem halbrunden, mit einer Kuppel gekrönten
Gebäudeecke verbunden wurde. Das Gebäude
war die Realisierung eines Entwurfes des in
Łódź beliebten Architekten Gustaw LandauGutenteger. Die Bauarbeiten wurden von der
ortsansässigen Firma „Olszer und Szczeciński”
geleitet und dauerten von Juni 1902 an nicht
mal ein Jahr lang. Der Architekt ergänzte die
Neobarockform geschmackvoll mit den damals
modischen Jugendstildetails. Man kann hier
pflanzlich-geometrische Ornamente, Männerund Frauenmasken oder Löwenköpfe finden.
Ein Jugendstilelement präsentiert sich besonders interessant auf der Kuppel. In dem Bürgerhaus befand sich die Filiale der Warschauer
Bank „Wilhelm Landau”. Der Schalterraum
und die Nebenräume lagen im ersten Stock.
Luxuriöse Wohnungen nahmen höhere Stockwerke ein, und im Erdgeschoss waren elegante
Läden mit großen Schaufenstern zu sehen. Hier
befanden sich unter anderem der Juweliersalon und der luxuriöse Uhrenladen von Aaron
Kantor. Im Angebot war eine große Auswahl
an Uhren aus Genf sowie an Gold- und Silberschmuck, Brillanten, Ringen, Tabakdosen
und Zigarettenetuis. Weiterhin befand sich
hier auch ein Laden für Metallaccessoires von
Ludwig Henig mit plattierten Waren, Besteck,
Spiegeln mit verzierten Rahmen, Kandelabern
und Vasen. Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde hier das zweite Kaufhaus der
Stadt „Delikatesy” eröffnet. In dem hier früher
existierenden Haus ist 1873 Tadeusz Miciński,
Schriftsteller und Dichter von Jungpolen
(Młoda Polska) geboren.
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die ein weiteres großes Lodzer Geschäft zum
Abschluss bringen. Freie Stühle sollen die Fußgänger ermuntern, sich an das Unternehmen
anzuschließen. Das Denkmal ist vor dem in der
Volksrepublik Polen bekannten Lodzer Kaufhaus „Magda” gelegen. Seit 1907 war hier das Illusionstheater „Urania” untergebracht, das von
Theodor Junod gegründet wurde, dem Vater
des herausragenden polnischen Schauspielers
der Zwischenkriegszeit, Eugeniusz Bodo. Der
Zuschauerraum fasste 350 Zuschauer, die hier
Kabarettaufführungen sowie kinematografische Vorstellungen besuchten. Nach 1918
wurde diese kulturelle Einrichtung zu einem
regulären Kino umgestaltet.
Piotrkowska Straße 30/32
das Denkmal „Gründer
der Industriestadt Łódź”
D
as Werk stammt von Marcel Szytenchelm, dem Lodzer Theaterschauspieler
und -regisseur, dem Direktoren des
Theaterstudios „Słup”. Es ist ein Element der
sogenannten „Galerie Großer Lodzer“, die
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an mehreren Stellen verteilt über die ganze
Länge der Piotrkowska Straße dargestellt ist.
Das Denkmal zeigt die Lodzer Fabrikanten
Karl Wilhelm Scheibler, Izrael Poznański
und Henryk Grohman (die stehende Figur),
Piotrkowska Straße 37
das „Bürgerhaus von Szmulowicz”
D
as Bürgerhaus ist ein Jugendstilgebäude,
das durch die Sparsamkeit an Verzierungen Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Es wurde in den Jahren 1903-1904 für Jakub
Szmulowicz nach dem Entwurf von Gustaw
Landau-Gutenteger errichtet. An der Fassade
dominieren geometrisierte Motive, die sowohl
eine vertikale als auch horizontale Fassadenteilung hervorheben. Ein charakteristisches
Element der Gebäudesilhouette ist der Erker,
der die mittlere Achse des Gebäudes betont. Er
wurde von einer Loggia abgeschlossen, die von
einem Baldachin mit schmaler Kuppel bedeckt
wird. Das Erdgeschoss hatte eine Handelsfunktion, höhere Geschosse – eine typische
Wohnfunktion. Vor dem Grundstück steht das
Denkmal „Lampenwärter“ von Marcel Szytenchelm, einem Lodzer Künstler. Es machte
das 100-jährige Jubiläum des Lodzer Energiebetriebs, das am 18. September 2007 begangen
wurde, unvergesslich. Im Jahre 1907 wurde im
städtischen Kraftwerk in der Targowa Straße
1/3 ein erster von zwei Turbogeneratoren mit
einer Leistung von ca. 1,3 MW in Betrieb
genommen. Das Denkmal stellt eine stillvolle
Laterne und einen Lampenwärter dar, der auf
einer an der Säule angelehnten Leiter steht.
Daneben liegt eine Tasche, die gleichzeitig als
Bänkchen dient. Das Denkmal wurde vor dem
ehemaligen Schaufenster des Luxusgeschäfts
„American Diamant Palace” platziert, in dem
– erstmals in Łódź – am Abend des 7. Mai 1906
das elektrische Licht anging. Geliefert wurde
dieses über ein Niederspannungskabel (120
Volt) aus dem sog. „Provisorium I“, das im
Keller des „Grand Hotels“ untergebracht war.
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die kunstvoll auf den hellen Fassadenhintergrund mit Bossenwerk aufgelegt wurden.
Zu sehen sind hier stilisierte Blumen, sich
dynamisch schlingende Stiele, Blätterbüschel,
und sogar Lorbeerbäume als Fenster- und
Toreinfassung. Sehr beeindruckend ist die
Risalitkrone des Hauses mit einem dreiteiligen
Fenster, das von wuchernder Pflanzenwelt
umschlungen ist. In diesem Bürgerhaus befand
sich eine der Lodzer Finanzinstitutionen – die
Kreditgesellschaft. Im Innenhof lag dagegen
das private Gebetshaus von Eliakim Gliksman
und Jakub Jankielewicz, das 1899 errichtet
wurde. Es konnte 30 Personen aufnehmen. Im
Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört.
Piotrkowska Straße 43
das „Bürgerhaus von Kohn”
D
as Bürgerhaus ist wahrscheinlich das
erste Jugendstil-Gebäude der Stadt.
Es entstand in den Jahren 1901-1902
für den Lodzer Unternehmer und Finanzier,
Oskar Kohn. Dieser war weiterhin langjähriger Produktions- und Verkaufsdirektor, und
seit 1912 Hauptaktionär und Generaldirektor
der Gesellschaft „Widzewska Manufaktura“.
Ursprünglich stand hier ein Haus aus den 70er
Jahren des 19. Jahrhunderts, in dem Kohn ein
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Wollwarengeschäft der Aktiengesellschaft von
Julius Heinzl führte. Im Jahre 1900 wurde
er zum Hauptnutzer des Grundstückes, das
formell dem Ehepaar Eisner gehörte. Für
seinen Umbau setzte er einen Entwurf des
herausragenden Architekten Gustaw LandauGutenteger um. Ein Jahr später war die Fassade
fertig. Kunstkenner bezeichnen sie als eines der
gelungensten Jugendstilwerke Polens.
Davon zeugt der Reichtum an Pflanzenformen,
Piotrkowska Straße 46
das „Haus von Müller“
D
as Haus wurde in der zweiten Hälfte der
60er Jahre des 19. Jahrhunderts im eklektischen Stil mit Motiven überwiegend
aus der Neorenaissance- und Klassizismusarchitektur errichtet. Damals gehörte es Józef
Rosenthal und W. Lande. In den 80er Jahren
war Friedrich Müller der Besitzer, der im Jahre
1883 seine Apotheke von der Piotrkowska
Straße 33 hierher verlegte. Im Bürgerhaus
befand sich ein großes luxuriöses Geschäft für
Flügel, Klaviere und Melodikas sowie Noten
der Firma „Gebethner und Wolff”. Es hatte die
Alleinvertretung der deutschen Instrumentenfirma von Julius Blüthner. Hier befand
sich auch die Agentur der Warschauer Tageszeitung „Tageskurier“ (Kurier Codzienny),
die seit 1884 die tägliche Lodzer Chronik
herausgab. In der Zeitung aus dem Jahre 1897
erschien die erste Ausgabe mit den einzelnen
Folgen des Romans „Das gelobte Land” von
Władysław Stanisław Reymont, des späteren
Nobelpreisträgers. Reymont verbrachte seine
ersten Tage nach der Ankunft in Łódź im April
1886 im Hinterzimmer eben jener Redaktion,
auf einem unbequemen Sofa. Wie er selbst
schrieb, kam er, um vor dem Schreiben dieses
Romans „entsprechende Studien zu machen,
die Welt und das Geschäftemachen kennen zu
lernen“. Später wohnte er in der Wschodnia
Straße 50 bei Juliusz Goźliński, dem Buchhändler und Leiter der Lodzer Abteilung der
Buchhandlung von Gebethner und Wolff. Der
Schriftsteller besuchte häufig die Lodzer Filiale
seines Herausgebers, übergab weitere Kapitel
zum Druck und erhielt für das Buch einen
monatlichen Vorschuss in der Höhe von 50
Rubeln, was in der damaligen Zeit dem
Lebensunterhalt einer kinderreichen Familie
entsprach. Der Schriftsteller hatte sein Geld
jedoch bereits in der ersten Monatshälfte
durchgebracht.
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„Skorochód” aus St. Petersburg, der Fünfzehntausend Schuhpaare für jeden Geldbeutel und
für jede Gelegenheit anbot. Konstant war unter
den Lodzern nicht nur als Finanzier bekannt,
sondern auch als Philanthrop. Er war Stifter des
„Hauses der Armen“ in der heutigen Pomorska
Straße 54 sowie der Mitglied des Baukomitees
der „reformierten“ Synagoge und der orthodoxen St. Aleksander-Newski-Kirche. Nach
seinem Tod im Jahre 1895 wurde die Stiftung
von Herman und Mina Konstadt gegründet.
Dank der Stiftung wurde das Krankenhaus für
Typhuskranke in Radogoszcz und die Jüdische
Elementarschule für Jungen in der heutigen
Próchnik Straße 42 errichtet.
Piotrkowska Straße 53
das „Bürgerhaus von Konstadt“
D
as Bürgerhaus entstand 1885 an der Stelle eines kleinen einfachen Hauses von
Friedrich Emde. Ein Jahr zuvor hatte
es Herman Konstant erworben. Es ist eines der
elegantesten Bürgerhäuser der Stadt. Es wurde
nach einem Entwurf von Julius Jung im eklektischen Stil in Anknüpfung an die reizvolle
französische Renaissance errichtet. Der Risalit
ist ein auffälliges Fassadenelement. Er wird von
zwei Atlanten gestützt, von einem hohen vier-
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eckigen Helm gekrönt und seine oberen Teile
wurden mit Karyatiden verziert. Der Hausbesitzer richtete hier den Sitz seiner Firma ein, die
sich unter anderem mit der Vermittlung beim
Handel von Waren der Textilfirma „Krusche
und Ender” beschäftigte, was ihm auch hohe
Einkommen sicherte. Im Erdgeschoss hatte
darüber hinaus die Moskauer Teehandelsgesellschaft „K. & S. Popow“ ihre Vertretung
und befand sich der Laden der Gesellschaft
Piotrkowska Straße 67
ehemaliges Hotel „Victoria”
und Theater „Victoria”
I
m Jahre 1876 errichtete Wilhelm Kern
ein Hotel auf dem Grundstück, das er ein
Jahr vorher von Julius Kunitzer kaufte.
Das Hotel wurde „Victoria” genannt. Durch
mehrere Jahre hindurch hatte es den Ruf des
elegantesten Hotels in der Stadt. Die Werbung
in der täglichen Presse versicherte: „die einzelnen Zimmer sind schön und geschmackvoll
möbliert sowie mit vollem Komfort für die
anreisenden Gäste eingerichtet.“Auch wurde
das Hotelrestaurant empfohlen: „Die Küche ist
sehr gut. Der Keller ist gut und reichlich mit
allen Getränken und den besten ungarischen
und anderen ausländischen Weinen bestückt“.
Ein Jahr nach der Hoteleröffnung erbaute Kern
ein Theater im hinteren Grundstücksbereich,
das ebenfalls „Victoria” genannt wurde. Es war
ein mit Dachpappe gedecktes, einstöckiges
Gebäude mit 17 Logen. Initiator und nach
einem Jahr auch Mitbesitzer war Joseph Texel,
berühmter Schauspieler und Sänger. Bald wurde das zweite Stockwerk gebaut und an der Vorderseite ein Anbau errichtet. Die Fassade wurde
mit Pilastern verziert. Im Theater wurden
insgesamt 33 Logen eingerichtet. Auch wurden
hier „ein mit Eisenofen beheiztes Büfett“ sowie
eine Gasbeleuchtung installiert. Bekannte
Ensembles von Puchniewski und Grabiński
hatten hier ihre Auftritte. Im Jahre 1894 gab
es hier eine Show des Zauberkünstlers Prof.
Popiel. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass zu
Anfang des 20. Jahrhunderts der Theaterdirektor Aleksander Zelwerowicz war. Nachdem das
Theater „Victoria” 1909 abbrannte, wurden hier
die Rollschuhbahn „Victoria Scating Palace”,
und zwei Jahre später – das Kino „Cassino” mit
einem Zuschauerraum für 1000 Personen und
mit selbst hochklappenden Sesseln eingerichtet.
Heute wird die Unterhaltungstradition durch
das Kino „Polonia” fortgeführt.
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Machulski, Piotr Sobociński. In Łódź gibt es
auch das Studio „Se-ma-for Filmproduktion”,
das sich mit Puppenanimation beschäftigt, sowie das Produktionszentrum für Bildungsfilme
und ~programme. Die Hallen des ehemaligen
Produktionszentrums für Spielfilme werden
jetzt durch TOYA STUDIOS genutzt. Die mit
der Geschichte des Polnischen Films verbunden
Andenken sind im Museum für Kinematographie ausgestellt. Erwähnenswert ist auch, dass
sich in der Nähe von der Sternenallee, und zwar
in der Moniuszko Straße 2, in der Nachkriegszeit das berühmte Kaffeehaus „Honoratka”
befand. Es war der Lieblingstreffpunkt der
Lodzer Filmwelt.
Allee des Ruhmes
auch Lodzer Sternenallee genannt
D
er Initiator dieser Allee war der berühmte und hoch geschätzte Schauspieler Jan Machulski. Sie ist eine Nachbildung des „Walk of Fame” in Hollywood und
lässt hier polnische Schauspieler, Regisseure,
Szenografen und Kameraleute unvergesslich
werden. Der erste Stern, der dem Schauspieler
Andrzej Seweryn gewidmet ist, wurde im Mai
1998 enthüllt. Jeder Stern mit dem Namen je
eines Geehrten wurde aus Messing hergestellt
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und in eine Granittafel montiert. Zur Zeit
gibt es 45 Tafeln. Die Sternenallee betont die
Filmtraditionen der Stadt. In Łódź befindet sich
die Staatliche Hochschule für Film, Fernsehen
und Theater „Leon Schiller“ (PWSFTviT), die
in den Bereichen Schauspiel, Regie, Kamera,
Film- und Fernsehproduktion ausbildet. Zu
den Absolventen dieser legendären Hochschule zählen unter anderem: Roman Polański,
Andrzej Wajda, Krzysztof Kieślowski, Juliusz
Piotrkowska Straße 72
das „Grand Hotel”
S
eit 1888 gehört das Gebäude durchgehend
zu den elegantesten Hotels in der Stadt. Am
Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts
standen hier zwei Holzweberhäuser. An deren
Stelle erbaute der damalige Besitzer Eduard
Hentschel ein großes Mauerhaus sowie Fabrik
für Wollprodukte. In der Hälfte der 70er Jahre
des 19. Jahrhunderts erwarben die Parzelle
gemeinsam Ludwig Meyer, der Ehemann von
Hentschels Tochter Mathilde sowie Julius
Kunitzer, Meyers Schwager. Die Gesellschaft
hielt lediglich einige Jahre durch, denn Kunit-
zer zog sich aus ihr zurück. Mayer beschloss,
das Unternehmen auf das Gebiet der Siedlung
„Mania” zu verlegen, und bestehende Gebäude
baute er zum Hotel um. Im Jahre 1888 erwarteten hier die Gäste 50 modern ausgestattete, mit
Gas beleuchtete Zimmer mit Sanitäranlagen
und transportablen Waschbecken. Die Übernachtung kostete in dieser Zeit von 1 bis zu 3
Rubel. In den Jahren 1912-13 wurde das Hotel
gründlich umgebaut, indem man den Standard
der Innenräume erhöhte. Im Jahre 1913 besaß
das Hotel „Grand” 150 Zimmer und einige Appartements, die mit elektrischer Beleuchtung,
Telefon, Waschbecken mit warmem und kaltem
Wasser ausgestattet wurden. In 27 Zimmern
hatte man sogar Badezimmer eingerichtet.
Im Inneren des Hotels wurden Fahrstühle
und Ventilatoren installiert. Es gab hier auch
Geschäfte, einen Friseursalon, einen Zeitschriftenlesesaal und einen Kinematographen.
Die Räume „Himbeersaal“ („Malinowa”) - die
Farbe glich einer Himbeere - und der Goldene
Saal („Złota”) riefen allgemeine Begeisterung
hervor. Das Restaurant und das Wiener-Café
gehörten zu den elegantesten Lokalen in Łódź.
In dem zauberhaften Garten fanden
Musikveranstaltungen mit einem leichten
Repertoire statt.
21
Im Obergeschoss richteten die Geyers einen
Ausstellungsraum ein. Hier konnten junge begabte Künstler, die sich die Organisation ihrer
Vernissagen nicht immer leisten konnten, ihr
Schaffen präsentieren. Erwähnenswert ist es,
dass das ehemalige Büro einige Male als Kulisse
in polnischen Filmen diente. Einer davon ist
„Die Karriere des Nikodemus Dyzma“ („Kariera Nikodema Dyzmy”) mit Roman Wilhelmi
in der Titelrolle. Der reich verzierte Eingang
diente den Filmemachern als Eingang zur
Getreidebank, deren Präsident Dyzma war.
Piotrkowska Straße 74
ehemaliger Palast der Geyers
D
er Palast war ein Repräsentativgebäude der Aktiengesellschaft von Ludwig
Geyer. Es wurde 1884 an der belebtesten
Stelle der Stadt errichtet und steigerte damit
das Prestige des Familienunternehmens. Der
Bau knüpft architektonisch an die reizvollen
Formen der späten italienischen Renaissance
an, welche reich an Steinmetzdetails sind. Diese
treten besonders reichlich an der Gebäudeecke
auf, die mit einem wunderschönen, durch
22
Karyatiden gestützten Helmturm gekrönt
ist. Der Projektautor war Julius Jung, der aus
Stuttgart stammte. Das Erdgeschoss nahmen
Geyers Haupt-Warenladen, das durch Antoni
Stępkowski geführte Delikatesswarengeschäft
mit seinem reichlichen Sortiment luxuriöser
Waren sowie ein Restaurant von „delikater
Küche und einer breiten Auswahl an Getränken“ ein. Den Seitenflügel nutzte die Lodzer
Kaufmannsbank (Łódzki Bank Kupiecki).
Piotrkowska Straße 76
ehemalige Konditorei von Roszkowski
D
ie Konditorei gehörte zu den bekanntesten Cafélokalen der Stadt um die Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie
wurde 1883 durch einen Konditor französischer Abstammung, Reymond, gegründet. Er
verkaufte sie zu Anfang der 90er Jahre des 19.
Jahrhunderts an Aleksander Roszkowski, der
mit der Familie Geyer verwandt war. Der neue
Besitzer baute das Lokal aus, indem er ihm
einen original europäischen Charakter gab. Ein
großzügig bemessener Salon mit einem Büffet
nahm das Erdgeschoss ein und fünf Zimmer
mit roten, vergoldeten Tapeten, verziert mit
Jugendstilmotiven, lagen im ersten Stock. An
den Wänden hingen die Karikaturen von berühmten Lodzer Persönlichkeiten. Es wurden
auch ein Schachzimmer, ein Billardzimmer sowie
ein Lesesaal für inländische und ausländische
aktuelle Zeitschriften eingerichtet. Zu Gast
war hier die gesamte „Schickeria“ von Łódź,
die sich in ihren jeweiligen „Branchenecken“
traf. An den Tischen saßen Fabrikanten, Ärzte,
Anwälte, Ingenieure, Journalisten und Schauspieler. Die Konditorei wurde vom Dichter
und Satiriker Artur Glisczyński sowie vom
späteren Nobelpreisträger Władysław Stanisław
Reymont besucht, weiterhin kamen hierher
die Schauspieler Józef Texel und Aleksander
Zelwerowicz. Bei „Roszek” konnte man unter
anderem „Topf- und Sandkuchen, Torten,
Gebäck, Pralinen „Palermo”, Obstkonserven,
Eiscreme“ und andere Leckerbissen kosten
sowie Kaffee, Tee und sogar Likör trinken. In
diesem Bürgerhaus befand sich auch der Laden
von Weikert und Drechsler mit Eisenbetten,
Hochrädern, Kinderwagen, Schlittschuhen
und Schlitten.
23
Schalterraum und das Obergeschoss erfüllte
die Wohn- und Repräsentationsfunktionen.
Zusätzlich wurden hier zwei Hinterhäuser, die
auch Wohnfunktion hatten, gebaut. Die Bank
wurde nach dem Tod des Besitzers zu Anfang
der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts aufgelöst.
Die im Jahre 1930 zur Versteigerung angebotene Parzelle wurde von der Direktion der Lodzer
Elektrischen Schmalspurbahn gekauft. Nach
dem zweiten Weltkrieg wurde das Grundstück
zum Sitz des Städtischen Verkehrsunternehmens, welches das Gebäude bis Ende der 80-er
Jahre des 20. Jahrhunderts nutzte. Seit über 50
Jahren ist hier der Sudentenclub „77“ („Siódemki”) aktiv.
Piotrkowska 77
ehemaliges Bankhaus von Goldfeder
D
as Bankhaus ist ein weiteres Gebäude
an der Piotrkowska Straße, welches
in seiner Neorenaissancebauweise an
den meisterhaften italienischen Stil anknüpft.
Charakteristisch für diesen Stil ist hier die Harmonie, die reizvolle Fassade mit reichen architektonischen Details, besonders sichtbar in der
Fensterumrahmung des ersten Stockwerkes.
Charakteristisch sind hier die Säulen und die
24
halbovalen Dreiecksgiebel mit Muschelmotiv.
Beachtenswert ist auch der Fries, welcher durch
Putten getragene Blumengirlanden darstellt.
Das Haus wurde in den Jahren 1891-1892 auf
Anregung des Bankiers Maksymilian Goldfeder an Stelle eines einfachen Weberhauses
errichtet. Der Entwurfsautor war vermutlich
der herausragende Lodzer Architekt Hilary
Majewski. Im Erdgeschoss befand sich der
Piotrkowska 78
das Haus der Kinderjahre
von Artur Rubinstein
D
as Gebäude ist ein Beispiel eines
eklektischen Bürgerhauses mit Neorenaissancemerkmalen, u. a. einem Risalit
im mittleren Teil sowie Gebäudeecken mit
Bossenwerk. Es wurde 1880 vermutlich nach
dem Entwurf von Hilary Majewski errichtet.
Erster Besitzer des Bürgerhauses war Teodor Jeziorski und nach ihm der Warschauer
Finanzier Hipolit Wawelberg. Um die Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert befand sich in der
Parzelle die Kord- und Tuchfabrik von Hugon
Wulfsohn. Seit 1887 verbrachte hier Artur
Rubinstein – weltberühmter Pianist, Ehrenbürger der Stadt Łódź sowie „großer Botschafter“
von Polen und Łódź in der Welt seine ersten
Lebensjahre. Die Eltern des künftigen Virtuosen zogen in das Haus, als er noch ein Säugling
war. Der Musiker wurde am 28. Januar 1887 in
einem der Häuser an der Południowa Straße
(heute: Rewolucja 1905 - Straße) geboren. Noch
heute ist die Erinnerung an Rubinstein in der
Familienstadt lebendig. Im Museum der Stadt
Łódź befindet sich die Artur Rubinstein-Musikgalerie, die weltweit einzige Dauerausstellung zum Gedenken an diesen hervorragenden
Menschen. Die Lodzer Philharmonie und eine
der städtischen Passagen tragen den Namen
des Künstlers, so wie auch die Internationale
Musikstiftung, welche der Veranstalter des
Internationalen Musikfestivals „Artur Rubinstein“ ist. Vor dem Haus steht der „Flügel von
Rubinstein“ – die Sitz-Skulptur der „Galerie der
Großen Lodzer“ von Marcel Szytenchelm.
25
(heute: Legiony Straße). 1865 wurde der Inhalt
der Zeitung erweitert und in die deutschsprachige „Lodzer Zeitung” verwandelt. Sie erschien
drei Mal pro Woche und seit 1879 sechs Mal pro
Woche. Außer den bisherigen Rubriken in der
neuen Zeitung waren auch lokale Nachrichten
untergebracht, weiterhin Besprechungen der
mit der Industrie und Politik verbundenen
Dinge, sowie der Reprint von den Warschauer
Zeitungen. Das Druckhaus und die Redaktion
der „Lodzer Zeitung” befanden sich seit 1897 im
hinteren Grundstücksbereich. Im Erdgeschoss
war das Restaurant „Louvre”, welches oft von
Julian Tuwim besucht wurde.
Piotrkowska Straße 86
das „Gutenberg-Haus“
D
as Haus wurde wegen der in der Nische
untergebrachten Skulptur, die den Erfinder des Buchdrucks, Johann Gutenberg
darstellt, benannt. Es ist ein hervorragendes
Beispiel der Großstadt-Architektur vom Ende
des 19. Jahrhunderts. Das Bürgerhaus hat eine
mit Ornamenten reich verzierte Fassade, die
an die Gotik-, Renaissance- und Manierismuskunst anknüpft. Es werden hier unter anderem
Blätter- und Blumenmotive dargestellt. In den
Medaillons unter den Fenstern des höchsten
26
Stockwerks wurden die Abbilder der Druckmeister untergebracht. Das Bürgerhaus wurde
an der Stelle des ehemaligen Hauses von
Philipp Lisner in den Jahren 1896-1897 gebaut.
Der neue Besitzer war Johann Petersilge, Lithograph, Drucker und Herausgeber der ersten
Lodzer Zeitung „Lodzer Anzeiger“. Diese
zweisprachige, also polnisch-deutsche Zeitung
erschien zum ersten Mal am 2. Dezember 1863.
Sie kam zwei Mal pro Woche heraus. Auf ihren
4 Seiten wurden Regierungsanordnungen und
private Anzeigen gedruckt. Zuerst befanden
sich die Druckerei, Lithographie und die
Redaktion in der Konstantynowska Straße 28
Piotrkowska Straße 87
das „Bürgerhaus von Balle“
D
ieses Haus wurde 1892 für den Besitzer
der Lodzer Projekt-Bau-Firma Alois
Balle errichtet und ist ein Beispiel für ein
typisches Großstadt-Bürgerhaus am Ende des
19. Jahrhunderts. Der Baustil entspricht der
Neorennaissance. Die Fassade zeichnet sich
durch Risalite mit in Bossenwerk ausgeführten
Gebäudeecken aus. Im Erdgeschoss und im
ersten Stock wurde ursprünglich Handel
betrieben, in den höheren Geschossen wurde
üblicherweise gewohnt. Im Jahre 1948 wurde
hier der größte Gemischtwaren-Textilladen in
Polen, der „Musterladen Nr. 15 der Branche
der Textilzentrale“, der das Textilhaus genannt
wurde, auf Anregung der Behörde eingerichtet.
Heute befinden sich hier ein Touristisches
Informationszentrum sowie das Büro für
Stadtförderung, Tourismus und Internationale
Beziehungen der Stadtverwaltung Łódź.
Auch gibt es hier die „Galerie 87” der
Stadtverwaltung Łódź, die es zur Aufgabe hat,
Werke der Lodzer Künstler sowie der Kreativen aus den Partnerstädten der Stadt Łódź
darzustellen. Vor dem Bürgerhaus steht ein
außergewöhnliches Denkmal, das einen Helden
des polnischen Zeichentrickfilms für Kinder,
den „Bären Uszatek“ („Miś Uszatek“) darstellt.
Es ist die erste aus der Serie „Kleine Figuren“,
die thematisch an die Werke des Studios der
Animationsfilme Se-Ma-For anknüpft. Das
Denkmal ist ein Bestandteil der entstehenden
touristischen Route für Kinder - „Das
märchenhafte Łódź“. Die Tour soll diejenigen
Orte verbinden, die einen Bezug zur Lodzer
Kinematographie, Unterhaltung und
Bildung haben. Das ein Meter hohe Bärchen
ist komplett aus Bronze gefertigt. Es wurde
durch die Lodzer Künstler Magdalena Walczak
und Marcin Mielczarek nach dem Original
des Schriftstellers Czesław Janczarski und des
Illustratoren Zbigniew Rychlicki gegossen.
27
der Name „Schuhhaus”. Ursprünglich, in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde hier
eine der ersten Lodzer Schankstuben betrieben.
Sie wurde durch Johann Gottlieb Wustman
geführt. 1845 wies die Stadtbehörde das
Grundstück August Potempa, dem Arzt und
Chefarzt im Hl. Alexander-Stadtkrankenhaus
zu. Ca. 1849 wurde dann die Apotheke von Ignacy Kleszczyński (eine der vier damals in der
Stadt betriebenen Apotheken) dorthin verlegt.
Der Apotheker richtete im Innenhof ein Labor
ein, in dem die Arzneien für das städtische
Krankenhaus hergestellt wurden. Die nächsten
Apothekenbesitzer waren Julius Knoll und
Marceli Kuźmicki. Letzterer verlegte sie in den
Jahren 1870-75 in die Piotrkowska Straße 95.
Piotrkowska Straße 98
ehemaliges Kaufhaus
von Emil Schmechel
D
ieses war der erste professionelle elegante Konfektionsladen in der Stadt.
Er zeichnete sich durch große elegante
Glasschaufenster sowie eine originelle modernistische Architektur aus. Unter den sanft
geschwungenen Fensterbögen im Eckturm
in der Kartusche steht das Datum 1892. Es
erinnert an der Gründung des ersten Ladens
von Emil Schmechel in einem heute nicht mehr
28
existierenden, gemauerten Haus mit Ziegeldach aus den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Das heutige Gebäude entstand in den Jahren
1906-1911. Das Kaufhaus bot Produkte für
jeden Geldbeutel. Hier konnte man elegante
Mäntel, Herrenazüge, Damenkostüme, und
sogar luxuriöse Unterwäsche kaufen. 1961
wurde hier das Schuhwerkhaus – ein Staatliches Warenhaus – eingerichtet, daher stammt
Piotrkowska Straße 100
ehemaliges Versammlungshaus
des Webermeistervereins
D
as Haus erhielt seine jetzige Form im
Jahre 1911. Ursprünglich war es ein einfaches gemauertes Haus mit Ziegeldach.
Es diente als Versammlungsort der Webermeister, der Mitglieder der wichtigsten Zunft
in der Stadt. Das Gebäude wurde 1839 nach
dem Entwurf von Ludwig Bethier errichtet. Im
zentralen Teil des Hauses an der Piotrkowska
Straße befand sich der Haupteingang mit einer
roten Tür, umfasst von zwei Pilastern. Auf diese Straße gingen ursprünglich auch 6 Fenster
mit roten Fensterläden hinaus. Mit der Zeit
wurde eines der Fenster in eine Tür umgewan-
delt, die zur Schankstube führte. Dieses Haus
war Stolz aller Lodzer Weber. Darin waren
einige Räumlichkeiten eingerichtet, darunter
ein großer Versammlungssaal sowie einige
kleinere Räume, die u. a. für das Archiv, den
Gebäudeverwalter und als Krankenzimmer
für die Weber bestimmt waren. Im Innenhof
befanden sich Wirtschaftsgebäude und zur
Dzika Straße (heute Sienkiewicz Straße) gab es
einen Garten mit Kegelbahn. In der Schankstube wurden die so genannten bürgerlichen Bälle
veranstaltet. Die Zunftmitglieder organisierten
auch Familienfeste. Auch gab es hier das „Mechanische Theater“ von Friedrich Siegman, das
Gitarre spielende Marionetten zur Schau stellte.
Im neuen Gebäude, das sich entlang der Tuwim
Straße erstreckte, wurde 1911 das moderne
Kino „Luna” - „mit dampfbetriebener Heizung
und elektrischem Licht“ eröffnet. In den Jahren
1912-1913 befand sich hier auch die Redaktion
der deutschen Zeitschrift „Lodzer Rundschau”.
29
Piotrkowska Straße 100 a
ehemaliges Kaufhaus
von „Schmechel und Rosner”
D
as Gebäude wurde 1909 in dem vom
Webermeisterverein verpachteten Teil
der Parzelle durch die Handelsfirma von
Hugon Schmechel und Julius Rosner errichtet.
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle der
Sitz des Vereines, erbaut im Jahre 1839. Das
neue Gebäude war das eleganteste Konfektionshaus in der Stadt und bot exklusive Kleidung
für Damen und Herren an. Auch ist es ein
30
hervorragendes Beispiel für reichverzierte
Jugendstilarchitektur. In der Fassade dominiert
ein riesiges Fenster mit einem Korbbogen, das
ursprünglich mit belgischen Spiegelgläsern
verglast war und durch einen Stuck aus sich
rankenden Pflanzenmotiven umschlungen
wird. Eine ähnliche Dekoration verziert den
obersten Stock des Gebäudes. Hier wurde auch
das Wappen der Kaufleute, der „Merkurstab“
angebracht, das Symbol des Handelsgottes
Hermes, ein geflügelter Stab, an dem sich zwei
Schlangen emporwinden. Im Jahre 1926 wurde
Wawrzyniec Gerbich zum Pächter. Zwei Jahre
später richtete er in den Innenräumen die
exklusive Café-Konditorei „Esplanada” ein,
die für ausgezeichnetes Gebäck aus eigener
Produktion bekannt war. 1948 wurde die Allgemeine Verbrauchergenossenschaft zum neuen
Pächter, die hier einen Konfektionsladen unterbrachte. Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Objekt gründlich renoviert,
um als Gastronomie genutzt zu werden, die an
die Tradition dieses Ortes anknüpft.
Piotrkowska Straße 104
der „Palast von Julius Heinzel“
D
er Palast war die erste prachtvolle
Residenz, die an der Piotrkowska Straße
errichtet wurde. Ihr Besitzer war der
sogenannte „Wollkönig“ Julius Heinzel, Baron
von Hohenfels, einer der größten Hersteller von
Wollwaren im Königreich Polen. Der Palast
wurde 1880 nach dem Entwurf von Otto Gehlig
im an die italienische Renaissance anknüpfenden Stil errichtet. Das würdevolle, mit acht
Achsen versehene Gebäude erhielt eine reiche
dekorative Ausstattung. Im Erdgeschoss ist das
Bossenwerk zu sehen, und im Obergeschoss
befinden sich zwei Erker, die von Balkonen mit
verzierter Balustrade gekrönt werden. Zwischen
ihnen liegen fünf Fenster, mit Säulen verziert,
die wiederum dreieckige Tympanons stützen.
Das Dachgeschoss wird von einem Fries mit
Reliefs umrandet, die Handels- und Industriesymbole darstellen. Das Gebäude wird von der
Attika gekrönt, in deren Mitte eine Skulptur
steht, die Freiheit, Industrie und Handel personifiziert. Der Palast verband eine kommerzielle
Funktion mit einer Repräsentativ- und Wohnfunktion. Im hinteren Grundstücksbereich
befand sich das Familienunternehmen. Die
Produkte von Heinzel erhielten Auszeichnungen
auf den Internationalen Industriemessen in
Amsterdam, Paris und Neapel. Heute haben
hier die Stadtverwaltung Łódź sowie das Woiwodschaftsamt Łódź ihren Sitz. Erwähnenswert ist, dass Johann Kiesewetter in dem einst
dort stehenden Haus um die Wende der 30er
und 40er Jahre des 19. Jahrhunderts wohnte. Er
war einer der wenigen Maschinenmechaniker
in der Stadt. Vor dem Palast steht das Denkmal
„Bänkchen von Tuwim“ („Ławeczka Tuwima”)
von Wojciech Gryniewicz. Es verbreitete sich
der Brauch, dem Dichter die Nase zu reiben,
um sich damit Glück zu sichern.
31
Sohn“ ihren Laden, die sich unter anderem auf
den Verkauf von „Olivenöl aus Nizza,
französischem Parfüm, Waschbenzin und
Feuerzeugbenzin, Ultramarin für Unterwäsche
sowie Restitutions-Fluidum für Pferde"
spezialisierte. Der Kunstsalon organisierte in
den vornehmen Innenräumen des Bürgerhauses im Jahre 1902 eine Kunstausstellung,
„die Łódź bisher in diesem Ausmaß noch nicht
hatte“. Es wurden Bilder von Matejko, Gerson,
Fałat und Chełmoński gezeigt.
Piotrkowska Straße 107
das „Bürgerhaus von Baharier
D
as Haus wurde 1881 errichtet, und
anschließend in den Jahren 1895-1897
ausgebaut, indem es um eine Etage
aufgestockt wurde und mit einer reichen
Ornamentik verziert wurde. Es ist eines der
elegantesten Gebäude im Stadtzentrum. Unter
den vornehmen Empireverzierungen befinden
sich unter anderem Adler mit ausgebreiteten
Flügeln, Maskarone, Zöpfe aus Lorbeerblättern,
Kränze mit Bändern und Fackeln. Die Besitzer
32
des Bürgerhauses waren Salomon Baharier
und später Henryk Sachs. In dem früher hier
existierenden Haus mietete der Färbermeister
Adolf Abram Likiernik einen Raum. Er war
einer der ersten Juden, der von Franciszek
Potocki, dem zivilen Statthalter Warschaus
eine Genehmigung erhielt, im Stadtzentrum
zu wohnen. Dies war die Ausnahme, denn
nach 1822 galt im Königreich Polen über 40
Jahre hinweg eine Vorschrift, die besagte, dass
Juden in ausgelagerten Gebieten angesiedelt
werden sollten. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts
verlegte hierher die Firma „Ludwig Spiess und
Piotrkowska Straße 110-112
die Schiller-Passage
S
ie ist eine der bekanntesten Straßen der
Stadt. Oft finden hier Musik- und Kulturveranstaltungen statt. Die Allee trägt
den Namen eines herausragenden Theatermenschen, Leon Schiller (1887-1954). Er war
zudem Theaterregisseur, Theaterkritiker und
Theatertheoretiker, und seit 1955 Schirmherr
der Staatlichen Hochschule für Film, Fernsehen
und Theater (PWSFTviT). In den Jahren 1946-
1949 war Schiller ihr Rektor (damals Staatliche
Theaterschule). Nach dem zweiten Weltkrieg
war er Direktor der Lodzer Schauspielhäuser
Jaracz-Theater und Powszechny-Theater. Dort
wurden seine großen Bühnenwerke aufgeführt.
Daneben war er Chefredakteur der Zeitschriften „Łódź Teatralna”, „Theater“ sowie
„Theatertagebuch”. Schiller wurde durch
ein drei Meter hohes Denkmal von Antoni
Biłas unvergesslich gemacht, das den Meister
darstellt. Es wurde am 27. März 1982 zum
Internationalen Theatertag enthüllt. Im 19.
Jahrhundert befanden sich anstelle der Passage
zwei Grundstücke. An der Hausnummer 110
war die Appretur für Wollwaren von Ludwig
Nippe, und an der Nummer 112 eine kleine
Fabrik von Fryderyk Sznelke, und später von
Franz Fischer. Noch 1937 standen hier zwei
Erdgeschosshäuser aus der Anfangszeit der
Stadtindustrialisierung.
33
Piotrkowska Straße 128
das „Bürgerhaus der Familie Schicht“
D
as Haus hebt sich von den Nachbargebäuden ab. Es überragt die Umgebung und betont damit das Ansehen
der Besitzer. Es wurde 1904 für das Ehepaar
Alwine und Gustav Schicht nach dem Entwurf
des gefragten Lodzer Architekten Gustaw
Landau-Gutenteger errichtet. Das große drei-
34
stöckige Bürgerhaus wurde in das damals sehr
modische „Jugendstilkostüm gekleidet“. Der
Architekt verwandte unter anderem Elemente
wie kleine Asymmetrien in der Erdgeschossfassade, kontrastierende Verputze, weiche
Fensterbögen, Wellenlinien, geometrische
Motive, Pflanzen- (Sonnenblumen, Magnolien,
Lorbeerblätter) und Tiermotive (Löwenköpfe)
oder Frauenmasken. Das Ganze macht das
Haus zu einem Musterbeispiel für den frühen
Wiener Jugendstil in der Lodzer Architektur.
Das Erdgeschoss hatte eine typische Handelsfunktion und höhere Stockwerke dienten als
Wohnbereich. Im Bürgerhaus hatte der Architekt Gustaw Landau-Gutenteger sein Atelier
und seine Wohnung. Die Schichts wohnten bis
zum Ende des Zweiten Weltkriegs hier, danach
emigrierten sie nach Deutschland. In der Nachbarschaft des Grundstücks, aus Richtung der
Nawrot Straße kommend, wurde 1841 der erste
öffentliche Holzeimer-Kranichbrunnen gebaut,
der durch eine Privatperson gestiftet wurde.
Piotrkowska Straße 137/139
der „Palast von Julius Kindermann”
D
er Palast ist eine weitere vornehme
Fabrikresidenz in Łódź. Er wurde in den
Jahren 1907-1909 nach dem Entwurf des
Wiener Architekten Karl Seidl errichtet. Das
Gebäude erhielt einen prachtvollen Neorenaissance-Baukörper, der unter anderem manche
Florenzresidenzen zum Vorbild nahm. Ein
einzigartiges Fassadenelement ist das Mosaik,
dessen Autor der Wiener Maler Johann Schram
war. Realisiert wurde das Projekt von der
Werkstatt von Antonio Salviati aus Venedig.
Das Werk stellt den Baumwollhandel dar. Die
zweite Figur von rechts ist der Palastbesitzer Julius Robert Kindermann. Er war Gründer eines
großen Unternehmens für Baumwollprodukte
in der Łąkowa Straße 23/25, weiterhin Mitglied
zahlreicher städtischer Organisationen, unter
anderem der Freiwilligen Feuerwehr, des
Fürsorgerates des Anna-Maria-Krankenhauses
(heute das Korczak-Krankenhaus) und der
Lodzer Musikgesellschaft. Bevor die Residenz
gebaut wurde, standen hier zwei Holzweberhäuser, in denen man Büros und einen luxuriösen Laden für Fertigwaren von Kindermanns
einrichtete. Ursprünglich, also 1842, befand
sich hier das Geschäft von Alois Kober mit
dem Namen „Salzschenke“ („Szynk soli”). Der
Kaufmann handelte auch mit Gewürzwaren.
Vor dem Palast steht ein weiteres Denkmal der
„Galerie Großer Lodzer“ von Marcel Szytenchelm – die „Truhe von Reymont“. Es wird hier
der Nobelpreisträger Władysław Stanisław Reymont dargestellt, der Notizen in einem kleinen
Notizbuch macht.
35
Piotrkowska Straße 143
das „Bürgerhaus der Firma Krusche
und Ender”
D
ieses Gebäude wurde in den Jahren 18981899 als Repräsentativbau für die Vertretung der größten Gesellschaft in Pabianice „Krusche und Ender” errichtet, die auf
Baumwollwarenproduktion spezialisiert war.
Der Autor des Architekturprojekts war Dawid
Lande. Ursprünglich war das Bürgerhaus ein
zweistöckiges Gebäude, höhere Etagen wurden
erst in der Zwischenkriegszeit aufgestockt. Um
die hohe schmale Fassade zu beleben, brachte
der Architekt an einer Seite einen emporragenden Giebel mit einer Sonnenuhr an, an der
anderen Seite einen dreistöckigen Erker, der
ursprünglich mit einem Spitzhelm bedeckt
war. Die Hausfassade ist von einer Polychromie
bedeckt, die Märchendrachen, schöne Blumen
und sich rankende Pflanzenstiele darstellt,
was in unserem Land eine Seltenheit ist. Die
Firma in Pabianice wurde 1826 von dem
aus Sachsen stammenden Gottlieb Krusche
gegründet. Ursprünglich war es ein kleines
Tuchunternehmen. Nachdem im Jahre 1850 die
Dampfmaschine und mechanische Webstühle
installiert wurden, wuchs die Produktion um
ein Mehrfaches. Die Qualität der Waren von
Krusche wurde mehrfach ausgezeichnet, unter
anderem 1857 in Warschau mit der silbernen
Medaille für „Woll-, Baumwollgewebe und
die Seidenmischgewebe, sowie einfarbige und
36
bedruckte Gewebe“. 1851 wurde der Sohn von
Gottlieb – Benjamin - der neue Besitzer. 1858
wurde Karl Ender, Absolvent der Technischen
Berufsschule in Chemnitz, in der Fabrik eingestellt. Dieser äußerst ehrgeizige Mensch wurde
in kurzer Zeit Direktor, dann Schwiegersohn
von Benjamin Krusche, und schließlich zum
Mitbesitzer des Unternehmers. Erwähnenswert
ist hier, dass 1873 das Unternehmen mit einer
Baumwoll-Abfallspinnerei expandierte. Hier
wurden Barchente, die bisher weder im Königreich Polen oder in Russland bekannt waren,
hergestellt. 1899 wurde die Firma zur Aktiengesellschaft für Baumwollprodukte Krusche und
Ender” umgewandelt.
Piotrkowska Straße 151
der „Palast von Gustav Kindermann”
D
er Palast ist ein weiteres Beispiel für
innenstädtische Fabrikantenresidenzen.
Er wurde in den Jahren 1910-1911 vermutlich nach dem Entwurf von Karl Seidl aus
Wien erbaut. Das bezeugt die Ähnlichkeit mit
einem anderen Werk dieses Architekten, eines
Palastes in der Piotrkowska Straße 137/139. Die
Residenz erhielt eine Neorenaissanceform, die
sich auf vollkommene florentinische Muster
mit neoromanischen Elementen stützt. Der
Architekt brachte im zentralen Fassadenteil
einen Erker mit einer kleinen Terrasse darauf
an. Dies belebte den monumentalen Baukörper
des Palastes. Eine dekorative Seltenheit war die
Verkleidung des niedrigsten Geschosses mit
Sandstein. Der Residenzbesitzer war Gustav
Adolf Kindermann, der Bruder von Julius
Robert Kindermann. Die Familie Kindermann
besaß ebenfalls große Betriebe für Wollwaren
in der St. Andrzej Straße 63 (heute Andrzej
Strug Straße), die sich u. a. auf die Produktion eleganter Tücher spezialisierten. Nach
1905 wurde Gustav Adolf als ältester der 13
Geschwister zu einem der Hauptmitglieder des
Firmenvorstandes. In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts stand hier ein Erdgeschoss-Haus
des Färbers Gottlieb Berendt, in dem sich die
Schule von Johann Frank befand, damals eine
von zwei privaten Elementarschulen in Łódź.
Im Jahre 1843 zählte sie 80 Schüler, die aus
wohlhabenden Familien stammten. In dieser
Zeit betrug das Schulgeld 155 Rubel, was keine
kleine Summe war.
37
Piotrkowska Straße 152
das „Bürgerhaus von Bechtold“
D
as Haus wurde vor dem 1. Weltkrieg
vermutlich nach dem Entwurf von Wolf
Szereszewski für Richard Bechtold
gebaut. Der Investor nahm für den Bau dieses
weiteren repräsentativen Großstadt-Bürgerhauses ein Darlehen bei der Kreditgesellschaft
der Stadt Łódź über die Summe 145 Tausend
Rubel auf. Die fünfgeschossige Fassade hat einen
eklektischen Charakter. Die Nordwand des
Bürgerhauses wird durch das größte Graffiti
Europas mit einer Länge von 30 Metern und
einer Höhe von 20 Metern verziert, die eine
Fläche von 960 Quadratmetern einnehmen.
Es wurde 2001 von Mitgliedern der Gruppe
„Design Futura” kreiert, die 2000 Farbendosen
dafür gebraucht haben. Das monumentale
Gemälde stellt charakteristische Akzente der
Stadt dar: Łódź mit dem Wappen, das auf
einer hohen Welle aus Pflastersteinen gleitet,
sowie Denkmäler des Freiheitsplatzes, also des
ehemaligen Marktes der Neustadt: das Rathaus,
die Hl. Geist-Kirche, das Denkmal von Tadeusz
Kościuszko, sowie die historische Straßenbahn.
Dieses Wandgemälde verbindet Tradition
mit Modernität. Vor dem Haus befindet sich
der „Sessel von Jaracz“ („Fotel Jaracza”) - das
Denkmal–Bänkchen „Galerie Großer Lodzer“
von Marcel Szytenchelm und Jerzy Sobociński.
Das Denkmal stellt die Person eines hervorragenden Theater- und Filmschauspielers der
38
Zwischenkriegszeit, Stefan Jaracz dar, der in
einem der vier Theatersessel sitzt.
Piotrkowska Straße 175
ehemaliges Institut für Radiumbehandlung
D
as Institut war die erste Einrichtung dieser
Art auf polnischem Gebiet. Es wurde 1927
auf Anregung der Lodzer Gesellschaft zur
Krebsbekämpfung unter aktiver Unterstützung
der Abteilung für Öffentliche Gesundheit
der Lodzer Stadtverwaltung gegründet. Der
Institutssitz befand sich in einem Hinterhaus
im hinteren Grundstücksbereich. Der erste
Leiter war Józef Marzyński. Zu den Hauptaufgaben des Instituts gehörten Forschungen zur
Entdeckung von Krebserkrankungen und der
anschließenden Überweisung der Patienten zur
Therapie. Die dem Institut angeschlossene
Klinik war das St. Joseph-Krankenhaus in
der Drewnowska Straße 75 mit der ersten
Abteilung für Krebskranke in Polen und später
ab 1936 das Krankenhaus „Betlehem” in der
Podleśna Straße 15. Die Therapie wurde unter
Anwendung von 250 mg Radium, welches im
Ausland für den Eigenbedarf des Instituts
gekauft wurde, durchgeführt. Dabei ist zu betonen, dass Łódź in der Zwischenkriegszeit nach
Warschau das zweitgrößte Zentrum onkologischen Denkens in Polen war. Davon zeugen
die einzigartigen Organisationslösungen in
Polen sowie das Bestehen der ersten Poliklinik
für Tumorkranke am städtischen St. Alexander
-Krankenhaus seit 1917, weiterhin die
Gründung der ersten Sektion für den Kampf
gegen Krebs des Landes im Jahr 1926 an der
Abteilung der Öffentlichen Gesundheit der
Lodzer Stadtverwaltung. Auf Anregung der
Sektion wurde bald auch die zweite Poliklinik
für Krebskranke in der Gdańska Straße 83
gebildet.
39
die Geschäftsführung übergab. Der neue Besitzer modernisierte das Gasthaus und legte den
Garten neu an, in dem ein vorzügliches Restaurant eingerichtet wurde. Die Lodzer organisierten hier gerne ihre Familienveranstaltungen.
Der nächste Besitzer August Hentschel, der
Stiefsohn von Kunkel, ließ im Garten ein Holztheater bauen. Im August 1867 sollte hier in der
Rolle „Otello” - Ira Aldridge, der weltbekannte
schwarze Tragödienschauspieler auftreten.
Leider kam es nicht zum Theaterspektakel,
denn der Künstler starb am 7. August 1867 in
einem der Hotelzimmer unerwartet an einer
Lungenkrankheit. Im „Paradyż” wurden auch
die Illusionistenauftritte, Musikspektakel wie
auch sehr populäre Tanzveranstaltungen mit
Bühnenauftritten von Künstlern veranstaltet.
Piotrkowska Straße 175 A-177
ehemaliges „Gasthaus Paradyż”
D
as Haus war eine der Hauptschauplätze
für Unterhaltung und Erholung der
Lodzer im 19. Jahrhundert. Es nahm den
vorderen Teil des großen Grundstückes ein,
das sich bis zur Wólczańska Straße ausdehnte.
Nach seinem Abriss im Jahre 1972 wurde an
dieser Stelle das gegenwärtige Wohngebäude
errichtet. Der Besitzer des Gasthaus-Komplexes, das in den Jahren 1827-1829 gebaut
wurde, war Jan Adamowski. Das Gasthaus
war ein gemauertes, Erdgeschossgebäude mit
40
Dachziegeln und hatte 11 Stuben. Im Innenhof
befanden sich ein Pferdestall, ein Weinkeller
und eine Kegelbahn. Im hinteren Grundstücksbereich wurde der großartige Spaziergarten
„Łódzki Raj” im englischen Stil angelegt, mit
Obstbäumen bepflanzt und mit einer Holzlaube
für Gäste ausgestattet, während man die Reste
des ehemaligen städtischen Waldes nutzte.
In der Hälfte von 1834 wurde „Paradyż” von
Henriette Hentschel übernommen, die nach der
Heirat mit Michael Kunkel ihrem Ehemann
Piotrkowska Straße 179
der „Palast von Ewald Kern“
D
ieses Gebäude ist ein Beispiel für die elegante innenstädtische Fabrikantenresidenz aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es wurde in den Jahren 1896-1898 nach dem
Entwurf des bekannten Lodzer Architekten
Franciszek Chełmiński für den Besitzer der
Fabrik für mechanische Webstühle und der
Eisengießerei errichtet. Der Palast erhielt eine
reizvolle und harmonische Fassade im Neorenaissance- und Empirestil, mit reichlichen
Verzierungsdetails. In der Erdgeschossfassade
werden die Fenster mit einer Festonverzierung
bekrönt, die einem aufgesteckten textilen
Gewebe ähnlich ist. Die Stockwerke werden mit
einem Mäander, also mit einem stetigen orthogonalen Ornament getrennt. Die Fenster im
ersten Stock sind mit Lisenen umgeben und mit
dreieckigen Tympanonen bekrönt. Sie werden
auch mit Festonen als Bändermotive und Kränzen verziert. Oberhalb laufen der Fries mit dem
Pflanzenornament-Relief und das Gesims mit
dem ionischen Kymation. Das Dach wird mit
einer Attika in Balustradenform, die mit zwei
Türmen bekrönt sind, abgeschlossen. Zu sehen
sind hier auch Dekorationen mit Industrieund Handelsattributen. Aufgrund finanzieller
Schwierigkeiten verkaufte Ewald Kern den
Palast 1903 im Wege einer Versteigerung. Seit
jener Zeit wechselte das Gebäude mehrmals
seine Besitzer. Im Jahre 1930 wurde es durch
die Allgemeine Handels-Industriegesellschaft
von Fred Greenwood gekauft. Nach 1960 hatten
hier die Pädagogische Woiwodschaftsbibliothek, die Lodzer Abteilung der Polnischen
Wissenschaftsakademie sowie der Lodzer
Wissenschaftsverein ihren Sitz.
41
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erschien
in der Presse folgende Werbeanzeige: „Fabrik
für Transmissionsgeräte und Eisengießerei I.
John in Łódź stellte fertige Transmissionsgeräte für Motoren der Stärke von 100 bis 2500
PS bei einer Gesamtstärke von 65000 PS her“,
was das Unternehmen als größtes seiner Art in
Königreich Polen machte. Die Firma hatte ihre
Niederlassungen in Tomsk, Moskau, Odessa,
Kiew, Rostow am Don und Baku. Seit dem 30.
Oktober 1941 wurde die Fabrik zur Rüstungsproduktion für den Bedarf der deutschen
Armee umgestellt. Nach der Verstaatlichung
des Unternehmens wurden der Mechanische
Betrieb „Józef Strzelczyk“, und anschließend
das Kombinat Ponar-Jotes und die Schleifmaschinenfabrik „Ponar“ gegründet. In der Fabrik
von John wurde 1911 die Glocke „Zygmunt”
für die Lodzer Kathedrale gegossen.
Piotrkowska Straße 217-221
ehemaliger Fabrikkomplex von John
D
ie Firma war der größte Hersteller von
Textilmaschinen und Metallteilen in der
Stadt. Die erste Produktionsabteilung des
Betriebs - die Eisengießerei entstand 1866. Damals nutzte John nur ein einfaches Holzhaus,
und zwar an der Stelle, wo in den 80er Jahren
des 19. Jahrhunderts das gegenwärtige eklek-
42
tische Gebäude errichtet wurde. Der Betrieb
spezialisierte sich mit der Zeit auf die Produktion von Zahnradgetrieben, Schneckengetrieben, Wasserdampfkesseln, Pumpen und sowie
Heizkörpern. Es wurden hier auch Abgüsse auf
Bestellung hergestellt. 1905 wandelte man die
Firma in eine Aktiengesellschaft um. Um die
Piotrkowska Straße 234-236
der „Palast von Karl August Haertig”
D
ieses Gebäude wurde 1895 vermutlich
nach dem Entwurf des Lodzer Architekten Franciszek Chełmiński errichtet. Der
Investor war Besitzer der Färberei und Appretur für Gewebe, die 1880 gegründet wurden.
Ursprünglich befand sich der Betrieb in der Piotrkowska Straße 224. Mit der Entwicklung der
Firma wurde das Unternehmen in die hinteren
Grundstücksbereiche der Piotrkowska Straße
234 verlegt. Die Vorderseite der neuen Parzelle
nahm ein Weberhaus ein, in dem die Familie
Haertig ursprünglich wohnte. Auf dem benachbarten Grundstück wurde auch der Palast
gebaut. Es ist eine der elegantesten Residenzen
in der Stadt. Der Architekt versah die Fassade
auf meisterhafte Art mit einem „Neobarockkleid“ voller Pracht und Dynamik. Einzigartige
Formen wurden in den Tympanonen und
Lisenen angewandt. Im nördlichen Risalit,
über dem Einfahrtstor wurde ein Erker, der
durch zwei mit üppigen Pflanzen umschlungenen Karyatiden gestützt wird, untergebracht.
Das vor die Fassade vorgeschobene Gesims ist
ebenfalls reichlich verziert. Der Palast wurde
2005 gründlich renoviert. Damals erlangten
auch die Innenräume ihre einzigartige, volle
Pracht ihres ehemaligen Glanzes wieder. In
den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts war der
Besitzer Juliusz Flejszer – der stellvertretende
Direktor im Betrieb der Familie Poznański. In
den Jahren 1934-1991 nahm einen Palastteil die
Lodzer Abteilung von PCK (Polnisches Rotes
Kreuz) ein. Anfang des 21. Jahrhunderts ging
dieser Palast in den Besitz der Versicherungsgesellschaft Warta über.
43
In dieser Zeit war die Aktiengesellschaft der
Woll- und Baumwollwaren M. Silberstein eines
der größten Unternehmen der Wollbranche im
Königreich Polen. Nach 1945 wurde der Staatliche Betrieb der Wirkindustrie mit dem
Namen „Opfer des 10. September 1907” hier
gegründet. Mit diesem Namen wurde acht
Arbeitern, die ohne Gerichtsverhandlung auf
dem Gebiet der Fabrik erschossen wurden,
gedacht. Die Verurteilten waren in die
Ermordung des damaligen Besitzers
Mieczysław Silberstein (Sohn von Markus
Silberstein) durch ein Attentat verwickelt.
Das Attentat fand im Bürogebäude, das mit
der Seitenwand zur Piotrkowska Straße liegt,
statt. In der Volksrepublik Polen war hier der
Betrieb der Wirkindustrie - ZPD „Olimpia”
untergebracht. Heute hat das Gebäude
Handels-und Dienstleistungsfunktionen.
Piotrkowska Straße 242-250
ehemaliger Fabrikkomplex
von Silberstein
D
ieser Gebäudekomplex entstand auf dem
Gebiet von drei Grundstücken, die ursprünglich von der Straßenseite her nur
mit einfachen Weberhäusern aus dem Jahre
1825 bebaut wurden. Der Betrieb spezialisierte
sich auf die Produktion von Wollgeweben.
Eines der Fabrikgebäude wurde 1878 im hinteren Bereich des Grundstücks gegründet. Es
44
war eine gemauerte mechanische Weberei mit
einem modernen Scheddach, die von Hilary
Majewski entworfen wurde. Mit der Entwicklung des Betriebes ließ Markus Silberstein in
Anlehnung an das schon existierende Gebäude
1894 einen dreistöckigen riesigen Bau, der einer
mittelalterlichen Festung ähnlich ist, errichten. Eine Monumentalität des Gebäudes, roter
Backstein, Ecktürme (30 m Höhe) betonten das
Prestige des Besitzers. Das Gebäude wurde 1894
beendet. Der Projektautor war Adolf Zeligson.
Piotrkowska Straße 243
das „Haus von Beer“
D
as Gebäude ist das älteste einstöckige
Haus der Stadt. Es wurde 1835 errichtet. Ursprünglich war es bescheiden, es
hatte 7 Fenster in jedem Stockwerk, die auf
die Piotrkowska Straße hinausgingen. Um die
Fassade abwechslungsreicher zu gestalten, sah
der Baumeister einen Balkon vor. Im Erdgeschoss befanden sich 3 Stuben, im ersten Stock
- 4 Stuben, und im Dachgeschoss - 2 Stuben.
Eine interessante Einzelheit ist hier, dass der
Weber Gottlieb Beer das Haus rechtswidrig
baute, denn er besaß nur die Genehmigung
für das Bauen von Erdgeschossgebäuden. In
einem Zeitraum von weiteren Jahren wurde das Haus ausgebaut, indem man ihm die
Neorenaissanceform verlieh. 1889 wurde von
der südlichen Seite ein dreiachsiger Anbau
in einer Risalitform errichtet. Sein Entwerfer war Eduard Creutzburg. In den Jahren
1850-1860 nahm die evangelisch-katholische
Grundschule zwei Stuben ein. Es arbeiteten
hier zwei Lehrer – ein Pole und ein Deutscher.
1850 lernten hier 400 Kinder. Seinen Sitz hatte
hier auch der „Männergesangverein”, für den
ein prachtvoller Konzertsaal errichtet wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg nutzte ihn das Lodzer
Operettentheater. Im November 1945 fand hier
die erste Lodzer Aufführung der Künstler des
Theaters „Lutnia” aus Vilnius unter der Leitung
von Władysław Szczawiński statt. Es wurde
eine Musikkomödie „Die doppelte Buchführung“ („Podwójna buchalteria”) aufgeführt.
1963 wurde das Theater „Lutnia” in ein neues
Gebäude verlegt und nahm gleichzeitig den
Namen Musiktheater (Teatr Muzyczny) an.
Der nächste Nutzer des Saales war die Lodzer
Philharmonie.
45
das Gebäude durch Sondereinheiten der Miliz
- ZOMO verwüstet. Damals wurden auch die
Gewerkschaftsaktivisten verhaftet. 1996 wurde
das Europäische Institut zum neuen Besitzer,
das in den Jahren 2002-2006 das Gebäude
revitalisierte. Das Bürgerhaus wurde fast vom
Fundament an wiederaufgebaut. Es ist nur der
Erdgeschossteil mit originalem Bossenmauerwerk erhalten. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten ließen sich auch ursprüngliche architektonische Details rekonstruieren. Seit 2007
ist hier das Didaktik- und Konferenzzentrum
“Alcide de Gasperi” tätig. Das Zentrum trägt
den Namen des italienischen Premierministers, der als einer der Baumeister des vereinten
Europas gilt. Gasperi war Mitinitiator der
Gründung des Europarats im Jahre 1949 und
der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und
Stahl im Jahre 1951. Das Zentrum entstand im
Rahmen der polnisch-italienischen Zusammenarbeit. Die Aufgabe des Zentrums besteht
in der Verbreitung des Wissens über die Rolle
und Erfahrung der Italiener beim Aufbau der
europäischen Strukturen. Im Gebäude befindet
sich ein Andachtszimmer, das der Gewerkschaft „Solidarność” gewidmet ist.
Piotrkowska Straße 258-260
das „Bürgerhaus von Birnbaum“
D
as Bürgerhaus wurde 1893 nach einem
Entwurf des Lodzer Architekten Gustaw
Landau-Gutenteger für den Industriellen
Henryk Rafał Birnbaum errichtet. Birnbaum
war Besitzer einer Kammwoll-Spinnerei, die
sich im hinteren Grundstücksbereich befand.
46
In der Zwischenkriegszeit befand sich in dem
Haus das Westdeutsche Konsulat. 1981 wurde
hier der Sitz des regionalen Vorstandes der
Unabhängigen Selbstverwalteten Gewerkschaft
NSZZ „Solidarność” untergebracht. Nach der
Einführung des Kriegsrechts in Polen wurde
Piotrkowska Straße 262-264
ehemaliger Palast-Park-Komplex
von Robert Theodor Schweikert
D
ieses Ensemble gehört zu den originellsten städtebaulichen Anlagen der
Piotrkowska Straße. Es erinnert an den
stadtnahen Barock-Magnatenbesitz, im Stil des
so genannten „entre cour et jardin“. Es wurde
in den Jahren 1910-1913 vermutlich nach dem
Entwurf von Leon Lubotynowicz errichtet. Das
Hauptelement der Anlage ist der im hinteren
Grundstücksbereich situierte Palast voller
Harmonie und Würdigkeit, vor dem sich der
von zwei Seiten mit Wirtschaftsgebäuden
(ehemaliges Wächterhäuschen, Pferdestall und
Wagenschuppen) umgebene Ehrenhof befindet.
Der Komplex erhielt eine Neobarockform mit
klassizistischen und modernistischen Elementen. Von der westlichen Seite her wird der
Palast durch den französischen Park, mit einer
Gartenlaube in der Mitte der Anlage, umgeben.
Beachtenswert ist hier auch der Springbrunnen, der den zentralen Punkt des Hinterhofes
bildet. Er wird als eine Steinkugel dargestellt,
der mit der Wasserkraft bewegt wird. Der erste
Residenzbesitzer war Robert Schweikert, der
Haupterbe der Familiengesellschaft – Aktiengesellschaft für Wollwaren von Friedrich
Wilhelm Schweikert. Zur Zeit ist der Palast in
Besitz der Stiftung für Europäische Studien, die
1993 ins Leben gerufen wurde, um eine Schulungs-, Bildungs-, Forschungs-, Verlags- und
Informationsfunktion im Bereich juristischer,
historischer, politischer, sozialer und kultureller Aspekte des Prozesses der europäischen
Integration zu erfüllen.
47
Komplexes „Pfaffendorf“ („Księży Młyn”), der
östlich der Piotrkowska Straße am Fluss Jasień
liegt. Karl Scheibler war der reichste Lodzer
und einer der reichsten Industriellen in Europa
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein
Vermögen konnte man auf 14 Millionen Rubel
in Gold schätzen, was für damalige Zeiten eine
atemberaubende Summe war. Der Fabrikant
war Initiator der Eisenbahngründung im Jahre
1865, die Łódź mit der Warschau-Wiener Eisenbahn in Koluszki verband. Weiterhin war er
einer der Organisatoren der Kreditgesellschaft
in Łódź und Mitgründer der Handelsbank.
Die Familie Scheibler wandte beträchtliche
Summen für soziale Zwecke auf, unter anderem
auf den Bau der Lodzer Gotteshäuser: der
römisch-katholischen Hl. Geist-Kirche, der
orthodoxen Hl. Alexander Newski-Kirche und
Evangelisch-Augsburgische Hl. Johann-Kirche
(heute: römisch-katholische Jesuitenkirche des
Heiligsten Herzens Jesu).
Piotrkowska Straße 263
das „Haus von Scheibler“
D
as Gebäude war ein typisches Erdgeschoss-Handwerkerhaus mit siebenachsiger Fassade und mit einem hohen
Walmdach. Es wurde 1838 gebaut. Wegen
seines schlechten technischen Zustandes wurde
es in der Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts abgerissen. Damals wurde an seiner
48
Stelle von Grund auf ein Gebäude errichtet, das
architektonisch seinem Vorbild ähnlich ist. Es
ist leider keine originalgetreue Kopie. Nachdem
er im Jahre 1854 in Łódź ankam, zog hier
der aus Montjoie (Monschau) im Rheinland
stammende Karl Wilhelm Scheibler ein. Er
war Gründer des Residenz-Wohn-Fabrik-
Kathedralenplatz
„Johannes Paul des Zweiten”
ehemaliger Fabrikmarkt,
auch Krankenhausmarkt genannt
D
er Platz war der Hauptmarkt der Industriesiedlung der Lein- und Baumwollweber „Łódka”, die im südlichen Stadtteil
in den Jahren 1824-27 gegründet wurde,
damals das größte Zentrum der Leinen- und
Baumwollindustrie im Königreich Polen. Der
Platzbesitzer war ursprünglich der Vorsitzende
der Kommission der Woiwodschaft Masowien
(der dem heutigen Woiwoden entspricht) Rajmund Rembieliński, der hier ein Haus mit
Garten bauen wollte. Schließlich wurden nur
Pferdeställe, der Wagenschuppen, Wohnung
für Dienstleute und das Hausfundament errichtet. Bald wurde der Lodzer Industrielle Titus Kopisch zum neuen Besitzer, der anschließend das Grundstück an die Stadt verkaufte.
Seit dieser Zeit hatte der Platz die zugewiesene
Handelsfunktion. Von der östlichen Seite
grenzte an ihn der kleinere Bleicherei-Markt
an. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
war der Markttag immer der Mittwoch, und in
der zweiten Hälfte – der Dienstag. Anfang der
40er Jahre des 19. Jahrhunderts wurden Holzkramläden mit Fleisch- und Backwaren aufgestellt, um die Handelsqualität auf dem Platz zu
verbessern. In den Jahren 1842-1845 entstand
entlang der westlichen Straßenfront das erste
Krankenhaus in Łódź – das Hl. AlexanderKrankenhaus mit 50 Betten. Die Wahl der Lage
für seinen Bau war nicht zufällig. Diese Stelle
wurde als “trocken und gute Luft sicherstellend“ begutachtet. Heutzutage ist das Gebäude
der Sitz des Priesterseminars. Auf dem Platz
stehen auch das symbolische Grabmal des Unbekannten Soldaten und zwei Denkmale: eines
für den Papst Johannes Paul den Zweiten und
eines für den Priester Ignacy Skorupka.
49
Piotrkowska Straße 265
Kathedrale des Hl. Stanisław Kostka
D
ie Kathedrale wurde in den Jahren
1901-1912 nach dem Entwurf der Firma
„Wende und Zarske” errichtet, der mit
einem Wettbewerbswappen „Zum Gotteslob“
versehen wurde. Die Kirche erhielt einen
schmalen neogotischen Baukörper, der sich auf
historische Muster der deutschen und französischen Gotik aus dem 14. Jahrhundert stützt. Es
ist eine dreischiffige Basilika mit dem Transept
(Querschiff), einem geschlossenen Chorraum
mit dem Säulengang, also dem Chorumgang
um den Altar, und mit einer Kapelle in der
Achse. Auf der östlichen Seite an der Fassade
wurde 1927 ein Turm angebaut. Die Kirchensilhouette wurde mit Portalen, Rosetten und großen Spitzbogenfenstern, die mit farbenreichen
Fenstermalereien und Steinmetzdetails erfüllt
sind, verziert. Der Hauptaltar, der die Szene der
Verklärung Christi darstellt, wurde durch den
Vorsitzenden des Baukomitees Julius Theodor
Heinzl gestiftet. Weiterhin sind Transeptaltare des Schutzheiligen und der RosenkranzGottesmutter durch Arbeiter der Fabrik von
Ludwig Geyer, sowie durch Fleischer und
Schweinefleisch-Kaufleute finanziert worden.
Die Kathedrale gibt das „Phänomen der multikulturellen Stadt Łódź“ des 19. Jahrhunderts
wieder. Damals wurden öffentliche Objekte
durch Lodzer Industrielle ohne Rücksicht auf
ihre Herkunft, Konfession und Tradition errichtet. Ein Beispiel dafür sind die Fensterma-
50
lereien, die im nördlichen Transept die Jüdische
Gemeinde, und im südlichen Transept – die
Evangelisch-Augsburgische Kirche stifteten. In
der Kathedrale erschien 1924 Helena Kowalska,
der späteren Schwester Faustyna Kowalska
(Verkünderin der Gottesbarmherzigkeit), der
Barmherzige Jesus.
Piotrkowska Straße 266
der „Palast von Karl Scheibler II.”
D
er Palast war die Familienresidenz des
Sohnes des Stammvaters Karl Wilhelm
Scheibler I. In den 20er Jahren des 19.
Jahrhunderts sollte hier ein Gasthaus entstehen. 1844 errichtete an dieser Stelle der Färber
Karl Gebhardt schließlich ein einstöckiges
Wohnhaus mit 7-achsialer Fassade und Satteldach. Die Vorderfassade wurde mit 8 Pilastern
verziert, die einen dreieckigen Vordergiebel
stützten. In jedem Stock gab es 8 Stuben. Der
Färber kaufte 1845 von Joseph Zachert ein
benachbartes Grundstück mit einem Holzhaus.
An seiner Stelle baute er ein weiteres einstöckiges Gebäude, in dem er die Druckerei der
Woll- und Baumwollgewebe einrichtete. Im
hinteren Grundstücksbereich baute er das erste
Mietshaus in Łódź.
1852 wurde Leonard Fessler, Perkal-Drucker,
der 1849 in Łódź ankam, zum neuen Besitzer.
Er baute das Mietshaus in eine Fabrik um, und
1853 errichtete er die erste in Łódź mit Dampf
betriebene Mühle. In den 80er Jahren des 19.
Jahrhunderts erwarb die Familie Scheibler das
Grundstück. Auf ihre Anregung hin wurde die
Druckerei abgerissen. Auch das Wohnhaus
wurde mehrmals umgebaut, indem man daraus
eine elegante städtische Fabrikanten-Neorenaissanceresidenz machte. Das ursprüngliche
Haus wurde um zwei Achsen in die Nordrichtung und um drei Achsen in die Südrichtung
vergrößert. Die südliche Gebäudeecke wurde
mit einem Turm bekrönt, der mit einem Zeltdach bedeckt ist. Im Palast befindet sich heute
die Abteilung für Organisation und Verwaltung der Technischen Hochschule Łódź.
51
Piotrkowska Straße 272a–272b
der „Palast von Steinert“
D
er Palast wurde in den Jahren 19091910 für die Brüder Emil und Karl, die
Erben der Fabrik für Baumwollwaren
und Appretur „Karl Steinert” errichtet. Die
Residenz wurde für zwei Familien entworfen,
deswegen bilden deren Baukörper beinahe zwei
„Zwillingsflügel“ aus. Der Architekt Alfred
Balcke entwarf die reizvollen Giebel, die mit
Voluten beendet wurden, sowie die unten ge-
52
legenen Erker, um dem riesigen Baukörper mit
Mustern der späten norddeutschen Renaissance
Leichtigkeit zu verleihen. Im zentralen Teil sind
die Tordurchgänge angeordnet, über denen die
Initialen der Besitzer, das Industriesymbol –
die Figur einer Spinnerin in einem Zahnrad,
die den Beruf der Familie symbolisiert, sowie
die Kartusche mit dem Datum des Residenzbaus und mit dem Grußwort „Salus intrantibus” („Gesundheit dem Eintretenden“), zu
sehen sind. Die Palastbesitzer waren Nachkommen eines Webers aus Sachsen Karl Steinert,
der 1829 nach Łódź kam. Das Unternehmen
von Steinerts nahm drei Grundstücke in der
Piotrkowska Straße unter den Nummern 272,
274 und 276 ein. Es entstand in den 30er Jahren
des 19. Jahrhunderts, damals wurde eine kleine
Perkaldruckerei gebaut. Später wurde ein Haus
mit einer Dachstube zur Straßenseite, das so
genannte „Gutshaus von Steinert”, errichtet.
Anschließend baute man weitere Fabrikgebäude, die im hinteren Grundstücksbereich
gelegen waren. 1896 errichtete Adolf Konrad
Steinert (Vater von Emil und Karl) die erste
Familienresidenz (Piotrkowska Straße 272) im
Neorenaissancestil.
Piotrkowska Straße 283
Evangelisch-Augsburgische
St. Matthias Kirche
D
iese Kirche ist heute das einzige
lutherische Gotteshaus der Stadt. Sie
wurde während der stürmischen Zeit
der Revolution von 1905, sowie während des 1.
Weltkrieges, beinahe 20 Jahre lang (1909-1928)
gebaut. Architektonisch knüpft der Baukörper
an den romanischen Stil des Rheinlandes an.
Die Kirche wurde mit einem Grundriss in
Form eines griechischen Kreuzes angelegt. Die
Vorderseite grenzt an die Piotrkowska Straße,
sie ist mit einem 80 m hohen Turm bekrönt.
Der untere Fassadenteil wird mit herrlichen
Portalen erfüllt. Besonders wertvoll ist das
Mittelportal, das sich durch reiche Reliefdekorationen auszeichnet. Darüber ist eine riesige
Rosette zu sehen. Im Inneren wird der zentrale
Teil durch eine Stahlbetonkuppel bedeckt, die
auf 4 Säulen gestützt ist. Die Kuppel erreicht im
höchsten Punkt 26 m Höhe, und der Durchmesser des unteren Randes beträgt 17 m.
In der Kuppelmitte wurde ein gigantischer
Kronleuchter mit 241 Glühbirnen untergebracht. Das Presbyterium ist ebenfalls sehr
beeindruckend. Der Altar wurde aus weißem
Marmor, der das Relief des im Olivengarten
betenden Christus darstellt, gefertigt. Entwurf
und Ausführung stammen von Paweł Senff. Die
Apsis-Wände werden durch ein farbenreiches
Fresko bedeckt, das mit der Methode „al fresco” (Malen auf feuchtem Kalkputz) hergestellt
wurde. Das Fresko stellt die Szenen des ChristiKreuzwegs, seine
Kreuzigung und die
Beisetzung des Leichnams Jesu ins Grab,
sowie die zum Heiland
gehenden Menschen,
dar. Unter den Gestalten kann man unter
anderem Wilhelm Tell
mit Familie und Dante
sehen. Das Motiv ist
eine Darstellung, die
die Richtung anzeigt,
in welche der Mensch
streben soll.
53
lige evangelische Kirche und eine FabrikantenFerienvilla.
Piotrkowska Straße 282
„Weiße Fabrik“, zur Zeit Zentrales
Museum für Textilindustrie
D
ie Fabrik ist das größte nachindustrielle
Objekt Polens, das im klassizistischen
Stil errichtet wurde. Die Fabrik entstand
in den Jahren 1835-1839 nach englischen
Mustern, für Ludwig Geyer, den größten
Industriepotentaten in Łódź jener Zeit. Das
Gebäude erhielt eine riesige Fassade mit 26
Achsen, die durch drei Pseudo-Risalite belebt
wird. 1838 wurden der nördliche Flügel, und
1848 der südliche Flügel mit einem Türmchen
angebaut. Es ist zu bemerken, dass eben in
dieser Fabrik 1839 die erste Dampfmaschine
zum Betreiben von Textilgeräten in Łódź in
Betrieb gesetzt wurde. Damals begann es aus
dem ersten Fabrikschornstein über Łódź zu
54
rauchen, der noch heute hinter der Fabrik steht.
Zur Zeit wird das Gebäude vom Zentralen
Museum für Textilindustrie verwaltet, dessen
Stolz das Kunstgewebe ist. Seit 1960, also
seitdem dieses Museum gegründet worden war,
wurden über 1300 zeitgenössische Gewebe,
1000 historische Gewebe und 70.000 Industriegewebe gesammelt. Das Museum besitzt auch
eine interessante Sammlung an Textilmaschinen sowie Exponate, die mit der Entwicklung
der Industriestadt Łódź verbunden sind. Das
Museum ist seit 1974 der Organisator der „Internationalen Triennale des Kunstgewebes“, der
das gegenwärtige Kunstgewebe darstellenden
Ausstellung. Benachbart zum Museum wurde
weiterhin das Freilichtmuseum für Städtische
Holzarchitektur von Łódź eröffnet. Es befinden
sich hier die Originale aus unterschiedlichen
Stadtteilen verlegter Weberhäuser, eine ehema-
Piotrkowska Straße 286
das „Haus von Geyer“
E
s wurde 1833 für Ludwig Geyer, einen
der Pioniere der Textilindustrie in
Łódź, errichtet. Wegen der architektonischen Ähnlichkeit der prachtvollen adligen
Besitztümer, wird es umgangssprachlich als
„das Gutshaus“ bezeichnet. Die heutige Form
erhielt es infolge eines Umbaus im Jahre 1951.
Ursprünglich sah es viel bescheidener aus. Es
war ein gemauertes Erdgeschosshaus mit einem
Walmdach und mit einem Risalit, der in der
Achse mit der Dachkammer angeordnet wurde.
Die Familie Geyer kam 1828 nach Łódź. In dem
Vertrag, den Ludwig Geyer damals mit den
Stadtbehörden unterschrieb, verpflichtete sich
er 100 Webstühle in Betrieb zu setzen, und im
Gegenzug erhielt er ein großes Grundstück in
Pacht (Piotrkowska Straße 284-286). Darauf
baute er ein Holzwohnhaus mit drei Stuben
und mit einer kleinen Perkaldruckerei. Nach
5 Jahren errichtete Geyer ein einstöckiges
Fabrikgebäude und das erwähnte „Gutshaus“.
In demselben Jahr erwarb er im Wege der
Zwangsversteigerung auch das Grundstück
an der linken Seite des Teiches (Piotrkowska
Straße 282), vom Drucker Antoni Potempa.
In den Jahren 1835-1838 entstand eben da die
„Weiße Fabrik“. Der Betrieb von Geyer gehörte
in dieser Zeit zu den Unternehmen in Łódź,
die sich am dynamischsten entwickelten. 1840
kaufte der Fabrikant die an der westlichen Seite
der Piotrkowska Straße liegenden Gebiete –
das Grundstück 287-301, vom Färber Johann
Traugott Lange und das Grundstück 303-315
- von Johann Rundzieher. Im Zeitraum weiterer
Jahre entstanden hier zusätzliche Fabrikgebäude. In der Nachbarschaft errichteten die Geyers
auch ihre Residenzen.
55
fronten keine Großstadt-Bauten auf. Die
einzige Ausnahme ist ein Bürgerhaus, das
die nord-westliche Marktecke erfüllt. Das
war der erste Fabrikantenpalast der Stadt. Er
wurde 1843 für die Familie von Ludwig Geyer
errichtet. Ursprünglich war es ein einstöckiges
Gebäude mit Neorenaissancemerkmalen. Die
heutige Form ist das Ergebnis des Umbaus aus
dem Jahre 1910. In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts befanden sich an dem Markt zwei
Gasthäuser – die Schankstuben von Joseph
Langer und Adam Fiszer. Im Zentrum des
Platzes steht das Denkmal, das den Nobelpreisträger Władysław Stanisław Reymont darstellt,
nach dem Entwurf von Wacław Wołosewicz.
Reymont-Platz (Plac Reymonta)
ehemaliger „Oberer Markt“
D
er Platz schloss von der Südseite her die
Achse der Piotrkowska Straße ab. Er
entstand 1825 während der Umstrukturierung der Textilsiedlung der Lein- und
Baumwollweber genannt „Łódka”. Den Namen
verdankt der Platz der Lage auf einer natürlichen Bodenerhebung, die die Täler der Flüsse
Jasień und Dąbrówka trennt.
Man nannte ihn oft auch der „Geyer-Markt”
56
wegen des Familiennamens vom Grundstückbesitzer. Der Markt hatte den Charakter
eines Wegeknotens. Richtung Süden führten
Wege nach Piotrków und Kalisz, Richtung
Osten – zur Kolonie „Ślązaki” und ins Dorf
Zarzew. Um die Jahrhundertwende vom 19.
zum 20. Jahrhundert existierte hier auch eine
Straßenbahn-Endhaltstelle (an der Piotrkowska
Straße und Zarzewska Straße – der heutigen
Przybyszewski Straße). Der Platz hatte einen
Marktcharakter bis zum Ausbruch des ersten
Weltkrieges. Deswegen weisen die Straßen-
Piotrkowska Straße 292
das „Goral-Haus”
D
as Bürgerhaus wurde in den Jahren
1909-1910 für Jan Witold Starowicz, den
Verwaltungsdirektor des Garnunternehmens Leonhardt, Woelker und Girbardt
errichtet. Die Fabrik war einst in der Nachbarschaft des heutigen Platzes der Unabhängigkeit
(Plac Niepodległości) gelegen. Das Bürgerhaus
ist ein hervorragendes Beispiel für das Kultivieren von Nationaltraditionen durch die Polen
während der Zeit der Teilung Polens. Dies fand
seinen Ausdruck unter anderem darin, die
Volkstümlichkeit und die Folklore zu zeigen.
Hier dienten sie als Motiv in architektonischen
Details, die in der Fassade und im Inneren des
Bürgerhauses durch den Ingenieur Leon Lubotynowicz untergebracht wurden. Das charakteristischste Element der Fassade ist die Skulptur
eines Goral (ein im Tatra-Gebirge lebender
Volksstamm) von Władysław Czapliński, die
über dem ersten Stockwerk steht. Die oberen
Risalitenteile wurden mit dem Motiv der strahlenden Sonne verziert. Es wurden auch die Tür-Tischlerarbeiten und die Fensterverzierungen
mit Motiven aus der Region Podhale versehen.
Erwähnenswert ist es hier, dass das Bürgerhaus
eng nach den Vorgaben des Investors entworfen
wurde, der den Zakopane-Stil während seiner
häufigen Aufenthalte in Zakopane kennen
lernte. Starowicz war auch ein Liebhaber der
Feuerwehr. Aus eigenen Ersparnissen unterstützte er finanziell die 7. Lodzer Abteilung
der Feuerwehr. Als interessante Einzelheit ist
erwähnenswert, dass Jan Starowicz der Onkel
des bekannten Arztes, Sexologen Zbigniew
Lew Starowicz war. Im Jahre 1912 befand sich
im Hinterhaus die Verwaltung der Zeitschrift
„Polnischer Entomologe“ („Entomolog Polski”), die von der Lodzer Entomologen-Gesellschaft herausgegeben wurde.
57
Die gegenwärtigen Handelstraditionen werden
an der westlichen Seite der Piotrkowska Straße,
auf dem Marktplatz „Górniak” fortgesetzt. Der
Platz an der gegenüberliegenden Straßenseite
entwickelte sich zu einem Stadtverkehrsknoten.
Es wurde auch eine Grünanlage eingerichtet, in
deren Teil die Hl. Faustyna-Kowalska-Kirche
steht. In der Nachbarschaft befindet sich ein
Denkmal (ein Springbrunnen), das die kniende
Gestalt der Verkünderin der Gottesbarmherzigkeit, der Schutzheiligen von Łódź darstellt.
Platz der Unabhängigkeit
(Plac Niepodległości)
ehemaliger „Leonhardt-Markt“
1
902 entstand das Konzept der Gründung
eines Marktplatzes an der damaligen südlichen Stadtgrenze. Es war die Folge des Bedarfs, den Handel vom Oberen Markt (der heutige Reymont-Platz) an eine neue geräumigere
Stelle zu verlegen. Für den neuen Markt wurde
ein großer Platz bestimmt, der zur „Leonhardt,
Woelker und Girbardt – Gesellschaft“ gehörte.
58
Die Firma spezialisierte sich auf die Produktion
von Wollwaren. Der Gründer der Fabrik, die
südlich vom Markt stand, war Ernest Leonhardt. Der Marktplatz wurde am 1. April 1904
eröffnet. Sein Verwalter war Jan Starowicz, der
Verwaltungsdirektor der erwähnten Gesellschaft. Nach einigen Monaten wurde der Markt
mit überdachten Ständen ausgestattet. Ihre
Waren brachten die Bauern vor allem aus den
Dörfern Stare Rokicie und Chojny heran. Auch
die Straßenbahn-Endhaltstelle wurde hier vom
Oberen Markt verlegt. An Feiertagen schlugen
Zirkustruppen auf dem Platz ihre Lager auf.
CK
ALEJA MI
IEWICZ
A
ZAMENHOFA
SKORUPKI
WIĘCKOWSKIEGO
PIOTRKOWSKA
RZG
KA
OWS
SIERADZKA
PIOTRKOWSKA
PIOTRKOWSKA
59
A
ZARZEWSK
O
EWSKIEG
PRZYBYSZ
TRAUGUTTA
Touristische Informationen
Museen
ul. Piotrkowska 87
Tel. +48 42 638 59 55
Fax +48 42 638 59 55
www.cityoflodz.pl
ms - Kunstmuseum (Hauptgebäude)
ul. Więckowskiego 36, 90-734 Łódź
Tel. +48 42 633 97 90
Fax +48 42 632 99 41
www.msl.org.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Bahnhof Łódź-Widzew
Tel.: +48 42 638 59 56
Bahnhof Łódź-Kaliska (Haupthalle)
Tel./Fax +48 42 205 42 00
ul. Sienkiewicza 67
Tel. +48 42 663 77 33, 638 59 57
[email protected]
Flughafen „Władysław Reymont“ - Łódź
ul. gen. Maczka 35
Tel. +48 42 683 52 56
Stary Rynek 1
Tel. + 48 42 661 46 66
www.staremiasto.lodz.pl
Manufaktura-Markt
(Eingang - ul. Zachodnia)
Tel. +48 695 13 11 13
[email protected]
60
Edward-Herbst-Palais
- Zweigstelle des Kunstmuseums
ul. Przędzalniana 72, 90-338 Łódź
Tel. +48 42 674 96 98, +48 42 674 99 11
Fax +48 42 674 99 82
www.msl.org.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
ms2
- Zweigstelle des Kunstmuseums
ul. Ogrodowa 19, 91-065 Łódź
Tel. +48 42 634 39 48
Fax +48 42 634 39 62
www.msl.org.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Zentrales Museum für Textilindustrie
ul. Piotrkowska 282, 93-034 Łódź
Tel. +48 42 683 26 84
Fax +48 42 684 33 55
www.muzeumwlokiennictwa.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Freilichtmuseum für
Städtische Holzarchitektur
ul. Piotrkowska 282, 93-034 Łódź
Tel. +48 42 683 26 84
Fax +48 42 684 33 55
www.muzeumwlokiennictwa.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Museum für Archäologie und Ethnographie
pl. Wolności 14, 91-415 Łódź
Tel. +48 42 632 84 40, Fax +48 42 632 97 14
www.maie.art.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Museum für Kinematographie
plac Zwycięstwa 1, 90-312 Łódź
Tel. +48 42 674 09 57, Tel./Fax +48 42 674 90 06
www.kinomuzeum.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Museum der Stadt Łódź
ul. Ogrodowa 15, 91-065 Łódź
Tel. +48 42 254 90 00, Tel./Fax +48 42 654 03 23
www.muzeum-lodz.pl
Öffnungszeiten: Mo. –Do., Sa. – So.
Kanalmuseum „Dętka”
(Zweigstelle des Museums der Stadt Łódź)
pl. Wolności 2, 91-415 Łódź
Tel. +48 42 254 90 11, Tel./Fax +48 42 654 03 23
www.muzeum-lodz.pl
Öffnungszeiten: April - Oktober
Museum des Unabhängigkeitskampfes
ul. Gdańska 13, 90-706 Łódź
Tel. +48 42 632 20 44 , Fax +48 42 636 44 04,
www.muzeumtradycji.pl
Öffnungszeiten: Mo. –Do., Sa. – So.
„Experymentarium” Discovery Center
ul. Karskiego 5 (Manufaktura), 91-071 Łódź
Tel. +48 42 633 52 62,
www.experymentarium.pl
Öffnungszeiten: Mo. – So.
Museum des Unabhängigkeitskampfes
Zweigstelle in Radogoszcz
ul. Zgierska 147, 91-490 Łódź
Tel.: +48 42 655 36 66, 657 93 34
www.muzeumtradycji.pl
Öffnungszeiten: Di. – So.
Narurwissenschaftliches Museum
ul. Kilińskiego 101, 90-011 Łódź
Tel. +48 42 665 54 89
www.biol.uni.lodz.pl/muzeum
Öffnungszeiten: Di. – So.
Museum des Unabhängigkeitskampfes
Radegast Station
al. Pamięci Ofiar Litzmannstadt Getto 12, 91859 Łódź
Tel. +48 42 291 36 27
www.muzeumtradycji.pl
Öffnungszeiten: Mo. –Do., Sa. – So.
Pharmaziemuseum
pl. Wolności 2, 91-415 Łódź
Tel./Fax +48 42 632 17 15
Öffnungszeiten: Di., Do.
Gruppen – jeden Tag nach telefonischer Vereinbarung
Fabrikmuseum
ul. Drewnowska 58 (Manufaktura),
91-002 Łódź
Tel. +48 42 664 92 93
www.muzeum.manufaktura.com
Öffnungszeiten: Di. – So.
Märchenmuseum Se-ma-for
ul. Targowa 1/3 B. 24, 90-022 Łódź
Tel.+48 42 681 54 74
www.se-ma-for.com
Öffnungszeiten: Di. – So.
Stadtverkehrmuseum (MPK-Łódź)
ul. Wierzbowa 51, 90-133 Łódź
Tel. +48 42 672 12 07, Fax +48 42 672 13 19
www.muzeum.mpk.lodz.pl
Öffnungszeiten: Mo. – Do.,
zwei Samstage pro Monat 10.00 – 14.00
Museum für Künstlerische Bücher
ul. Tymienieckiego 24, 90-349 Łódź
Tel. +48 502 62 64 66
www.book.art.pl
Öffnungszeiten: nach vorheriger Absprache
(per telefon oder e-mail)
Papier- und Druckmuseum an der
Technischen Hochschule Łódź
ul. Wólczańska 223, B. 17, 90-924 Łódź,
Tel. +48 42 631 28 58, + 48 516 10 53 15
www.papiernictwohistoryczne.pl
Öffnungszeiten: Di. – Fr.
Museum der Medizingeschichte
der Medizinischen Universität Łódź
ul. Żeligowskiego 7/9, 90-752 Łódź
Tel. + 48 42 639 32 70
Öffnungszeiten: samstags
Geologisches Museum
ul. Kopcińskiego 31, 90-142 Łódź
Tel. +48 42 635 45 93
www.muzgeol.uni.lodz.pl
Öffnungszeiten: Mo. – Fr.
Museum für Sport und Touristik
(Zweigstelle des Museums der Stadt Łódź)
ul. Ks. Skorupki 21, 90-532 Łódź
Tel. +48 42 636 83 58,
www.muzeum-lodz.pl
Öffnungszeiten: Mo. – Fr.
Bildungsmuseum der Lodzer Region
ul. Wólczańska 202, 90-531 Łódź
Tel. +48 42 678 55 46
www.pbw.lodz.pl/muzeum_oswiaty.htm
Öffnungszeiten: Mo. – Fr.
61
Übernachtungsangebot
andel’s Hotel Łódź ****
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Fax +48 42 630 66 83
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Jugendherberge, Kl. II
ul. Zamenhofa 13
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Tel. +48 42 636 65 99
www.yhlodz.pl
63
64
66
67
ISBN: 978 83-920871-1-9
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