Ansehen/Downloaden!
Transcrição
Ansehen/Downloaden!
PRODUKTION WIE ERREICHT MAN OPTIMALE SILAGEQUALITÄTEN? RINDERREPORT ’98 FEUCHTGETREIDE IN DER WIEDERKÄUERFÜTTERUNG FERKELAMMEN IN DER ÜBERSICHT JUNGSAUEN FIT MACHEN FÜR DIE ERSTE ZUCHTBENUTZUNG TRENDS IN DEN ERZEUGERRINGEN WESTFALEN ’97/98 ZIEGEGENFÜTTERUNG BEI WEIDEGANG SOJASCHROT – GOLDGELB ODER BRAUN? DIE GRENZEN FÜR BOHNEN FIT FÜR DIE TURNIERSAISON GENTECHNIK IST FAKT BÜFFELMILCHPRODUKTION IN ITALIEN Zeitschrift für Tierhaltung Postvertriebsstück „Entgelt bezahlt” K 14123 F VEREDLUNGS 2/1999 EDITORIAL Lieber Leser ! Die Diskussionen und Demonstrationen vor der Entscheidung der EU-Regierungschefs zur Agenda 2000 sind in den einzelnen EU-Ländern mit unterschiedlicher Intensität geführt worden. Nachdem sich der erste „Pulverdampf” gelegt hat, könnte man in Abwandlung eines rheinischen Karnevalsschlagers feststellen: Es gibt ein Leben nach Agenda 2000! Zugegeben, es wird für die Landwirtschaft insgesamt nicht leichter, aber ob die Situation sich derart verschlechtern wird – wie in einigen Modellrechnungen beschrieben, die immer die denkbar ungünstigste Möglichkeit unterstellt haben – darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Und im Grunde ist denjenigen Landwirten beizupflichten, die sagen: „Klagen bringt uns nicht weiter, wir müssen uns auf unsere eigenen Stärken besinnen und alle Marktchancen nutzen.” Diese Haltung war im übrigen auch während der DLG-Wintertagung im Januar in Berlin als Grundmuster bei Wissenschaftlern, Beratern und Praktikern zu hören. Die Auswertung der Schweineund Rindererzeugungsringe haben wieder eindrucksvoll bestätigt, daß Spitzenbetriebe (nicht einzelne, sondern 25 % aller Betriebe) selbst in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten noch schwarze Zahlen schreiben. Das sollte eigentlich Ansporn für alle Betriebe sein, mögliche Reserven im eigenen Betrieb zu erkennen und für eine Verbesserung der Gewinnsituation zu nutzen. Wir werden Sie auch in diesem Jahr durch praktische Beispiele und Tips sowie durch Hinweise auf neue Erkenntnisse und Erfahrungen dabei unterstützen, in Ihrem eigenen Betrieb die Ampel auf grün zu schalten. Ihr Dr. K.-J. Groß Märkte Markt für Sojaschrot Die Preise für Sojaschrot sind Anfang 1999 nochmals kurzfristig unter das Niveau von 30,- DM/ 100 kg (Basis Notierung Hamburg ohne MwSt., ohne Fracht etc.) gefallen. Bedingt durch unbefriedigende Schlaglöhne (Verarbeitungsmarge) mußten viele Ölmühlen – nicht nur in Deutschland – ihre Verarbeitung drosseln. Damit sank auch das Angebot an Ölschroten und die Sojaschrotpreise haben deutlich angezogen. Die Preisentwicklung wird in den nächsten Wochen sehr stark von der neuen südamerikanischen Ernte, aber auch vom Anbauumfang an Sojabohnen in den USA bestimmt. Zur Zeit halten sich bei Marktbeobachtern die Argumente für steigende Preise und für fallende Preise in etwa die Waage. Das bedeutet, daß eine halbwegs zuverlässige Prognose derzeit nicht möglich ist. Für Tierhalter bietet das insgesamt günstige Preisniveau für Sojaschrot die Chance, sowohl den kurzfristigen, als Preise für Sojaschrot DM/100 kg 58 58 56 56 54 54 1997 52 52 50 50 48 48 46 46 44 44 1998 42 42 40 40 38 38 36 36 34 34 32 32 1999 30 30 28 26 Jan. 28 Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. (Basis-Notierung Hamburg ohne Fracht, ohne MWSt) Okt. Nov. 26 Dez. auch den langfristigen Bedarf an Sojaschrot sehr preiswert abzudecken. Ein Blick auf die langfristige Preisgrafik bestätigt dies. Vor Jahresfrist kostete Sojaschrot im Frühsommer fast 10 DM/100 kg mehr; im Frühsommer 1997 mußten Landwirte sogar über 20 DM/100 kg mehr für Sojaschrot zahlen. Und die Erfahrung hat immer wieder gezeigt, wer zu lange wartet, bevor er einen langfristigen Kontrakt abschließt, der läuft Gefahr, daß er die Niedrigpreisphase ungenutzt verstreichen läßt. Und wie lautet doch der bekannte Ausspruch: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Markt für Sojaöl Erfreuliche Nachrichten für Soja- und Rapsöl-Verbraucher. Das Preisniveau hat in den letzten Wochen nochmals deutlich nachgegeben. Während vor Jahresfrist die Soja- und Rapsöl-Notierungen noch bei ca. 1,20 DM/kg (Notierung Hamburg, ohne MwSt., ohne Verpackung, ohne Fracht) lagen, sind seit Anfang diesen Jahres die Notierungen auf ein Niveau von ca. 0,80 DM/kg gesunken. Bei allen Marktbeteiligten herrscht derzeit große Verunsicherung über die weitere Preisentwicklung. Hohe Ernten und zurückhaltende Käufe aus Asien sprechen für weiterhin günstige Preise, andererseits können längerfristige Kontraktkäufe und evtl. niedrigere Anbauflächen für Ölsaaten in USA und Kanada auch das Niveau insgesamt anheben. Indiz dafür ist, daß die längerfristigen Terminpreise z. T. deutlich höher notiert werden (ca. 0,85 DM/kg). Für Tierhalter bietet sich derzeit in jedem Fall die Möglichkeit den aktuellen Bedarf an Sojaöl bzw. Rapsöl erheblich günstiger als in den vergangenen beiden Jahren einzukaufen. Angesichts der Tatsache, daß im Vergleich zum Vorjahr das Preisniveau derzeit fast 50 % günstiger ist, stellt sich auch wieder die Frage nach längerfristigen Kontrakten, um die günstigen Preise nachhaltig zu sichern. VEREDLUNGSPRODUKTION 4. Jahrgang, 2/1999 Herausgeber: Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Bonn Verlag Th. Mann, Nordring 10, 45894 Gelsenkirchen Redaktion: Dipl.-Ing. Dr. K. J. Groß Kronprinzenstraße 24, 53173 Bonn Telefon 02 28 / 9 56 82 16 Telefax 02 28 / 9 56 82 23 Konzeption, Gestaltung, Produktion: AgroConcept GmbH, Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn, Telefon 02 28/63 03 19, Telefax 02 28/63 03 11 Druck: Buersche Druckerei Dr. Neufang KG 45894 Gelsenkirchen Bezugspreis: jährlich DM 20,– inkl. Versandkosten und MwSt. Einzelpreis DM 6,– netto. Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung. Beiträge mit Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung des Verbandes Deutscher Oelmühlen und der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotografien u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen. Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Abt. Futtermittel Kronprinzenstr. 24, 53173 Bonn Telefon: 02 28 / 9 56 82 16 Telefax: 02 28 / 9 56 82 23 e-mail: [email protected] www.oelmuehlen.de. VeredlungsProduktion 2/1999 Wie erreicht man optimale Silagequalitäten? Johannes Thaysen, LK Schleswig-Holstein, 25821 Bredstedt ie ständig steigenden Einzeltierleistungen stellen hohe Anforderungen an die Grundfutterqualität. Das erfordert Silagen mit einem guten Gebrauchswert, hoher Energiedichte und optimaler Gärqualität. D Silagen werden in zunehmendem Maße nicht nur in der Winterfütterung, sondern auch in Betrieben, die Weidewirtschaft praktizieren, in der Sommerfütterung verwendet. Darüber hinaus werden auch für die Pferdeund Schafhaltung Qualitätssilagen gefordert. Bezüglich der Energiedichte wurde besonders durch die Verwirklichung früher Schnittzeitpunkte als Kompromiß zwischen Ertrag, Qualität und Witterung ein durchweg gutes bis sehr gutes Niveau erreicht. Grundfutterqualität und Milchsäurebakterien Um die Ansprüche der Tiere an die Grundfutterqualität zu erfüllen, müssen pflanzenbauliche und siliertechnische Maßnahmen bei der Grassilagebereitung mit Sorgfalt durchgeführt werden. Dies zeigt die Übersicht 1 (S. 28). Die für eine futtertaugliche Gärung notwendigen Milchsäurebakterien sind in Zahl und Qualität oft den Antagonisten wie Pilzen, Hefen und Buttersäurebildnern (Clostridien) unterlegen. Doch es ist möglich, sie zu unterstützen. Die Vermehrung der Milchsäurebakterien wird über eine Sicherung und gegebenenfalls eine Erhöhung des Zuckergehaltes im Ausgangsmaterial, ihr Überleben durch schnellen und dauerhaften Luftabschluß gefördert. Die Verwirklichung früher Schnittzeitpunkte (sofern weidelgrasreiche Bestände vorhanden sind), garantiert in der Regel die erforderlichen Zuckergehalte. Durch entsprechende Ernteverfahren sollte diese gewachVeredlungsProduktion 2/1999 sene Futterenergie möglichst verlustarm bis ins Silo gelangen. Verschiedene Ernteverfahren Niedrige Verluste und optimale Gärqualität sind durch Mähen mit Aufbereiten, rasches Anwelken und Exakthäckselung (auf 40 mm tatsächliche Schnittlänge) zu erreichen. Bei Einsatz von Futtermischwagen mit zusätzlicher Schneideeinrichtung und bei sehr jungem Aufwuchs (< 25 % Rohfaser) kann die Schnittlänge bis auf 80 mm erweitert werden, um die Strukturwirkung unter diesen Bedingungen nicht zu beeinträchtigen. Da die Buttersäurebildner in der Regel über höhere Sand- und Schmutzanteile in die Silage gelangen, sollte nicht kürzer als fünf Zentimeter gemäht werden. Die Maschineneinstellungen müssen den Boden- und Narbenverhältnissen angepaßt werden. Um höhere Feldliegeverluste zu vermeiden und um das Wetterrisiko so klein wie möglich zu halten, ist es ratsam, in möglichst kurzer Feldzeit einen optimalen TS-Gehalt von 30 bis maximal 45 % in der Grassilage zu verwirklichen. Wie aus Vergleichen hervorgeht, ergeben sich für Topsilagequalitäten bei vergleichbarem Ausgangsmaterial nur geringe Unterschiede zwischen Exakthäcksler und Ladewagen, besonders bei frühen Schnittzeitpunkten. Pressenverfahren eignen sich eher für Jungviehaufzucht, Mutterkuh- oder Pferdehaltung. Die sicherste Qualität wird mit dem Exakthäckslerverfahren erreicht. Dieses Verfahren garantiert darüber hinaus die optimale Beimischung von Siliermitteln durch eine intensive Durchmischung mit dem Siliergut. 28 Das Verdichten durch den Walzschlepper ist der Schwachpunkt der gesamten Silagekette! Die Walzschlepperkapazität in Fahrsilos ist selbst bei Vergabe der gesamten Ernte z. B. an den Lohnunternehmer heute den Leistungen der schlagkräftigen Feldhäcksler vielfach nicht mehr angepaßt. Sicherlich sind beim Walzen von Behelfssilos Zwillingsreifen an den Kanten aus Sicherheitsgründen erforderlich. Dennoch sollte der Druck an den äußeren Silorändern gemindert werden, um den tatsächlichen Hauptwalzdruck auf die Antriebsräder zu konzentrieren. Bei sehr geringer Feld-HofEntfernung unter 3 km und hoher Ernteleistung müssen heute zwei Walzschlepper mit schwerstem Gewicht möglichst über sechs Tonnen eingesetzt werden, um Walzleistungen in Abhängigkeit vom Trockensubstanzgehalt von 240–270 kg Trockensubstanz /m3 zu erreichen. Bei den Pressensilagen (Rund- oder Quaderballensilage) ist auf einen ausreichenden Preßdruck zu achten (Verdichtung von 160–200 kg Trockensubstanz pro m3). Während Grassilage bei perfekter Siliertechnik Gärverluste in Höhe von 10–15 % aufweist, liegt der Silomais bei guten Bedingungen nur bei 2–3 % und erreicht damit eine gute Gärqualität. Trotzdem kommen in der Praxis in vielen Betrieben weit höhere Verluste vor. Die gute Vergärbarkeit des Ausgangsmaterials wird häufig nicht ausgenutzt. Nach ungenügender Abdeckung des Futters sowie nach einer ungünstigen Entnahme entstehen hohe Verluste. Sie werden durch Stoffabbauprozesse von Hefen und Schimmelpilzen verursacht, die Sauerstoff benötigen, um bei Temperaturen über 20 °C besonders aktiv zu werden. Erwärmung der Silagen und Schimmelbildung sind die Folge. Grundsätzlich sind also Probleme der Nacherwärmung durch eine Verdichtung des Futterstockes, durch perfekte Abdeckung und eine ordentliche Siliertechnik zu vermeiden. Siliermittel unterliegen keiner amtlichen Zulassung. Bei Produkten, die mit dem DLG-Gütezeichen für Siliermittel ausgezeichnet sind, hat der Landwirt die Gewähr, daß dieses Mittel gründlich geprüft und laufend hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Wirksamkeit überprüft werden. Eine Liste der DLG-geprüften Siliermittel kann unter folgender Adresse bezogen werden: Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft e.V., Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt, Tel.: 0 69-24 78 80, Fax: 0 69-24 78 81 14 Qualität der Silagen sichern und verbessern Bei Grassilagen ist normalerweise keine Sicherung der Qualität erforderlich, wenn alle pflanzenbaulichen und siliertechnischen Maß- nahmen erfüllt sind. Liegt das Gras jedoch länger als drei Tage auf dem Feld, so daß der TS-Gehalt von 30 Prozent nicht erreicht wird, so ist aufgrund ungenügender Zuckergehalte und des erhöhten Risikos einer Buttersäuregärung der Einsatz von Siliermitteln im Anwendungsbereich 1a (schwer vergärbar) erforderlich. Im Falle der Pferdesilage mit deutlich höheren Trockensubstanz-Gehalten und des dadurch erhöhten Risikos von einem Schimmel- und Hefenbesatz empfiehlt sich eine qualitätssichernde Maßnahme mit heterofermentativen Milchsäurebakterien. Bei optimaler Siliertechnik und ausreichendem Vorschub sowie der richtigen Siliermittelwahl sind einige DLG-geprüfte Siliermittel nachweislich in der Lage, nicht nur die Silierverluste zu senken, den Gehalt an Milchsäure zu erhöhen und den der Buttersäure zu vermindern, sondern auch die Verdaulichkeit der organischen Substanz und damit die Energiedichte, die Futteraufnahme und die Milch- Übersicht 1: Gärqualität von Grassilagen fördern Maßnahme siliertechnisch Ziel pflanzenbaulich Erhöhung des Zuckergehaltes – Schaffung und Erhaltung weidelgrasreicher Bestände – N-Überdüngung vermeiden – organische N-Quellen mitbilanzieren (Wirtschaftsdünger und Leguminosen) – Bestände nicht verkrauten lassen – Verminderung des Gehaltes an puffernden Substanzen Reduzierung der Zuckerveratmung durch die Pflanzen Erhöhung der Zuckerverfügbarkeit für Milchsäurebakterien (MSB) Erhöhung der Anzahl an wirksamen MSB Verminderung der Anzahl unerwünschter Keime (z. B. Clostridiensporen) – – – – – Schnelle Einleitung der Gärprozesse – – Zusatz zuckerhaltiger Siliermittel – früh mähen (Rohfaser 22–23 %) – rasches Anwelken durch lockere Breitablage (max. zwei Tage) – Anwelken – Mähen mit Aufbereitern – gute Zerkleinerung (< 4 cm) – Applizieren geeigneter MSB-Präparate Schaffung einer dichten Grasnarbe – nicht zu tief mähen (<< 5 cm) Vermeidung von Bodenuneben– Schwad möglichst nicht bei heiten durch regelmäßiges Tau bearbeiten Schleppen und Walzen – Kreiselheuer sollte optimale Einsatz alternativer GülleverteilZett-, Wende- und Schwadtechniken zur Breitverteilung technik gewährleisten – Einsatz geeigneter Siliermittel – zügige Silobefüllung – hohe Verdichtung – wirksame Abdichtung – bei mehrtägiger Befüllung Zwischenabdeckung erforderlich VeredlungsProduktion 2/1999 oder Mastleistung zu erhöhen. Einige Mittel verbessern gezielt die Vermehrung der Hefen und Schimmelpilze. Die Nutzung dieser Effekte, insbesondere derjenigen der tierischen Leistungssteigerung, setzt eine optimale Fütterungstechnik mit häufiger Vorlage des behandelten Futters sowie eine kontinuierliche Prüfung der Kraftfutterzuteilung voraus. Die durch Siliermittel erzielten Steigerungen der Energiedichte sind derzeit von den wenigsten Routineverfahren und Schätzgleichungen der Untersuchungsanstalten nachzuweisen. Bei Untersuchungen der behandelten Silagen auf deren In-Vitro-Verdaulichkeit am Wiederkäuer (Hammeltest) werden diese Wirkungen jedoch immer wieder erzielt. Folglich sind lediglich auf der Verdaulichkeit basierende optimierte Schätzverfahren in der Lage, authentische Angaben zur Energiedichte zu machen. Es wird daher empfohlen, über die kalkulatorische Erhöhung der Futteraufnahme den tatsächlichen Grundfutterwert in die Rationsberechnung einfließen zu lassen. Ansonsten besteht die Gefahr der überhöhten Kraftfutterzuteilung und somit der Maskierung der Siliermitteleffekte. Siliermitteleinsatz mit dem alleinigen Ziel der Qualitätssicherung ist bei den heutigen Preisen für die Präparate nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen: Sehr geringer Trockensubstanz-Gehalt des Erntegutes, hohe Flächennutzungskosten, Oberflächen- oder Randbehandlung. Kombinationswirkungen dagegen, die eine Leistungserhöhung zur Folge haben, verbessern die Rentabilität des Siliermitteleinsatzes erheblich und können ihn für viele Betriebe wirtschaftlich interessant machen. Die Erhöhung der Energiedichte ist in erster Linie auf eine Verbesserung der Verdaulichkeit zurückzuführen, die aufgrund des schnelleren Futterabbaues in den Vormägen der Wiederkäuer eine erhöhte Futteraufnahme zur Folge hat. Hierdurch verbessert sich die Energieversorgung. ■ Der direkte Draht Johannes Thaysen Tel.: 0 46 21 / 3 36 52 Fax: 0 46 21 / 93 49 39 VeredlungsProduktion 2/1999 Rinderreport ’98 1. Der aktuelle Rinderreport aus SchleswigHolstein bietet eine Vielzahl interessanter Informationen und Anregungen für alle Rinderhalter. Die unterschiedlichen Erhebungen z. B. zu den Kosten der Milchquoten, der Grundfutterleistung, dem Kraftfuttereinsatz, den Nährstoffbilanzen oder den Kosten verschiedener Grundfutter geben jedem Praktiker die Möglichkeit, den Leistungsstand des eigenen Betriebes kritisch zu vergleichen und ggf. Schwachstellen im eigenen Betrieb aufzudecken. Nachstehend sollen einige „Appetithäppchen” aus dem neuen Rinderreport serviert werden. Der Vergleich zwischen den 25 % erfolgreichen und 25 % abfallenden Betrieben zeigt, daß sowohl in der Milchleistung/Kuh als auch im Deckungsbeitrag/Kuh zwischen diesen Gruppen erhebliche Unterschiede auftreten, die belegen, daß in vielen Betrieben noch ungenutzte Produktionsreserven liegen. 2. Zusammenfassend sind die Betriebe erfolgreich, die nachfolgende Grundsätze beherzigen bzw. erfüllen: Der Erfolg in Stichworten – hohe Milchleistung: – Grundfutterleistung – hohe Grundfutterqualität: – Grundfutteraufnahme – Energiekonzentration – Kosten – gezielter Maschineneinsatz: Erträge 10 MJ NEL/ha Kalkulierte Vollkosten Pfg./10 MJ NEL Grenzkosten II Pfg./10 MJ NEL Weide Grassilage Maissilage 34 000 48 000 61 000 34 45 39 28 32 20 lich bei den kalkulierten Vollkosten ist die Energieeinheit auf der Weide etwas günstiger. 4. Kraftfuttereinsatz Der Anteil der Betriebe, die Milchleistungsfutter der Energiestufe 3 verwenden, ist weiterhin angestiegen und liegt jetzt bei 85 %. 30 % der Betriebe füttern zusätzlich zum Milchleistungsfutter noch Sojaschrot (ø 155 kg/Kuh und Jahr), 11 % setzen zusätzlich Rapsschrot ein. Die zusätzlichen Eiweißgaben – meist in Verbindung mit stärkerer Maisfütterung – führen zu höherer Milchleistung und einem höheren Deckungsbeitrag. Aufwand und Ertrag der Milchviehhaltung 25 % erfolgreich und 25 % abfallend 8000 erfolgreich 7000 – geringer Aufwand – gutes Herdenmanagement: – – – – Milchpreis Tierarzt Medikamente Besamung – geringer Spezialaufwand Höhere Deckungsbeiträge je Kuh, je kg Milch, je kg FCM REF-Milch 3. Grundfutterkosten Beim Grundfutter bringt Maissilage den mit Abstand höchsten Energieertrag/ha und Maissilage liegt auch – unter Berücksichtigung der Flächenbeihilfen in den Grenzkosten II am günstigsten. Ledig- Fütterung Silierung Hohe Verdichtung Siliermittel mit DLG-Prüfzeichen abfallend 6000 5000 4000 7 829 5 875 5 509 3000 4 199 2000 2 341 2 189 1000 3 168 2 030 0 Milchleistung Ertrag/ Kuh Spezialaufwand/Kuh DB/Kuh Interessierte können den Rinder-Report 1998 gegen eine Schutzgebühr von DM 15,– bei folgender Adresse bestellen: Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Abteilung Betriebsführung und Beratung, 24100 Kiel. 29 Feuchtgetreide in der Wiederkäuerfütterung Eigene Untersuchungen mit Rindern Dr. Angela Schröder und Priv.-Doz. Dr. Karl-Heinz Südekum, Institut für Tierernährung, 24098 Kiel ls Folge der Preisbeschlüsse der europäischen Agrarreform von 1992 hat sich der Anteil von wirtschaftseigenem Getreide am Gesamtfutterverbrauch von ca. 16 % 1980/81 auf ca. 22 % 1995/96 deutlich erhöht, wobei ein großer Teil in der Wiederkäuerfütterung seinen Einsatz finden dürfte. Unter unseren klimatischen Bedingungen kann das Getreide jedoch nicht immer mit einem für eine gesicherte Lagerung erforderlichen Trockenmasse (TM)-Gehalt geerntet werden. Ein Verzicht auf Konservierungsmaßnahmen ist nur bei TM-Gehalten über 86 % – entsprechend Feuchtigkeitsgehalten unter 14 % – möglich. Durch ungünstige Witterungsverhältnisse wie im Erntejahr 1998 stellt sich vermehrt die Frage nach kostengünstigen Konservierungsverfahren. A Das Prinzip Abb. 1: Fahrbarer Doppelwalzenstuhl 30 Die Trocknung des Getreides ist zwar die sicherste, aber auch die energieaufwendigste und teuerste Variante. Deutlich günstiger sind Verfahren, die eine Konservierung in „erntefeuchtem” Zustand ermöglichen. Dazu gehören die Kühlung, die Silierung, die chemische Konservierung durch Zusatz von Konservierungsmitteln sowie die gasdichte Lagerung ohne Konservierungsmittel. Mit dem letztgenannten Verfahren können auf Grund des geringen Aufwands gegenüber den anderen Konservierungsmöglichkeiten Kosteneinsparungen bis zu 35 DM/t realisiert werden. Dieses Verfahren eignet sich besonders für Getreide, das mit Feuchtigkeitsgehalten von 14 bis 20 % zu trocken für eine Silierung und zu feucht für eine stabile Lagerung ist. Die konservierende Wirkung der gasdichten Lagerung beruht auf der Veratmung des Restsauerstoffs und der Anreicherung von Kohlendioxid (CO2), das als Zellgift Pilze, Bakterien und Getreidekeimlinge in ihrer Entwicklung hemmt, so daß Erwärmung und Verderb des Getreides unterbunden werden. Bei Feuchtigkeitsgehalten ab 20 % setzt eine Milchsäuregärung ein, die mit zunehmender Feuchtigkeit intensiver wird. Jedoch reicht die Säurebildung erst bei Feuchtigkeitsgehalten ab 30 % aus, um eine hinreichende pH-WertAbsenkung und damit die Lagerstabilität zu gewährleisten. Das Verfahren Um eine Vermehrung unerwünschter Keime zu vermeiden, ist eine Zwischenlagerung des erntefrischen „Feuchtgetreides” ohne Kühlung unerwünscht. Optimierte Stoffflüsse, d. h. eine zügige, auf die Geschwindigkeit des Mähdrusches abgestimmte Einlagerung des Getreides sowie das Ziel, den Energieaufwand für die Zerkleinerung so gering wie möglich zu halten, erfordern eine nur minimale Zerkleinerung des Getreides. Dieses darf jedoch nicht dazu führen, daß aufgrund unzureichender Zerkleinerung eine zu geringe Verdichtung zum Verderb führt oder daß die Nährstoffverdaulichkeiten reduziert werden. Bei dem hier vorgestellten Verfahren wurde ein fahrbarer Doppelwalzenstuhl (Abbildung 1), der auch für den überbetrieblichen Einsatz geeignet ist, zur Zerkleinerung des Getreides eingesetzt. Die Vorteile dieses Walzenstuhles gegenüber der Hammermühle hinsichtlich Durchsatz, Energiebedarf und Eignung für erntefeuchtes Getreide ohne vorherige Trocknung wurden in vorausgegangenen Untersuchungen am Institut für Agrartechnik Bornim e. V. in Potsdam nachgewiesen. Das erntefrische Getreide wird direkt nach dem Drusch über eine Schnecke und ein För- Der Anteil von wirtschaftseigenem Getreide am Gesamtfutterverbrauch hat sich deutlich erhöht derband in den Doppelwalzenstuhl dosiert, gequetscht und anschließend im Flachsilo eingelagert, verdichtet und abgedeckt. Die anzustrebende Verdichtung, jeweils durch Festfahren von maximal 30 cm hohen Schichten, sollte mindestens 850 kg/m3 betragen. Um eine rasch einsetzende Konservierung durch CO2 zu gewährleisten, könnte kurz vor dem Abdecken des Silos im Oberflächen- und Randbereich der Einsatz von Trockeneis („Kohlensäureeis”) sinnvoll sein. Das Schrot ist nach Passage durch den Walzenstuhl grob strukturiert. Die mittlere Partikelgröße beträgt ca. 2,5 mm und der Ganzkornanteil 0,4 bis 0,8 %. Nur 5 % des Schrotes liegen in Form von Partikeln vor, die kleiner als 1 mm sind. Die Entnahme aus dem Silo sollte vorzugsweise mit fräsenden oder schneidenden Maschinen erfolgen. Fragen aus der Sicht der Tierernährung Neun Getreide-Feuchtemesser „DLG-anerkannt” Während der letzten drei Jahre hat die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) neun Getreide-Feuchtemesser getestet und die Ergebnisse im Sammelband „Temperatur- und Feuchtemesser” veröffentlicht, der gegen eine Schutzgebühr von DM 9,- (zuzüglich Versandkosten) bei der DLG, Telefon 0 69/2 47 88-401, Telefax 0 69/24 78 81 16 oder E-mail: [email protected], bezogen werden kann. VeredlungsProduktion 2/1999 Da sich trockene und feuchte Körner in ihren physikalischen Eigenschaften voneinander unterscheiden, könnte sich die gleiche Zerkleinerung unterschiedlich auf den Ort (Pansen, Dünndarm) und das Ausmaß der Verdauung der Nährstoffe beim Wiederkäuer auswirken. So kann es sein, daß der Walzenstuhl nur ein Zerdrücken der feuchten Körner bewirkt, die Samenschale aber nicht genügend aufgebrochen wird, so daß die Stärkeverdaulichkeit sinkt. Während aus der Sicht der Verfahrenstechnik für eine optimale Lagerung von Feuchtgetreide das Quetschen mit dem Walzenstuhl ausreicht und aus Kostengründen eine weitere Aufbereitung vor der FütVeredlungsProduktion 2/1999 terung vermieden werden sollte, war aus der Sicht der Tierernährung zu klären, (1) welche Auswirkungen unterschiedliche Zerkleinerungen auf das Milieu im Pansen und auf die Nährstoffverdaulichkeiten haben. Da auch die Getreidearten auf Grund von Unterschieden in der Härte der Samenschale einen deutlichen Einfluß auf die Zerkleinerung und/oder auf die Verdaulichkeiten haben können, erfolgte hinsichtlich der oben genannten Aspekte in der vorliegenden Arbeit (2) eine Bewertung von „Feucht”-Weizen und „Feucht”-Roggen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse können dann Empfehlungen über (3) die Gestaltung von Rationen und Einsatzmengen erfolgen. Nicht zuletzt hängt das Einsatzpotential von Feuchtgetreide in der Wiederkäuerfütterung auch von der (4) hygienischen Qualität des Futtermittels ab. Die Untersuchungen erfolgten an sechs pansenfistulierten, ausgewachsenen Rindern, die eine konzentratfutterreiche Ration (70 % Konzentratfutter, 30 % Grasanwelksilage) erhielten. Als Konzentratfutter wurde Feuchtgetreide von zwei Getreidearten (Weizen, 82,0 % TM; Roggen, 81,4 % TM) in drei Zerkleinerungsgraden (gequetscht; gequetscht + geschrotet, 6 mm; gequetscht + geschrotet, 3 mm) verfüttert. Eine Mischung aus 50 % trockenen Weizen- und 50 % trockenen Roggenkörnern (88 % TM, 3 mm) diente zur Kontrolle. Die Stärkegehalte in der TM der Rationen lagen zwischen 41 und 44 %, die täglichen Stärkeaufnahmen betrugen 3,3 bis 3,6 kg pro Tier. pH-Werte im Pansen und Verdaulichkeiten Für alle drei Zerkleinerungsgrade des feuchtkonservierten Weizens lagen die pH-Werte im Pansen höher oder waren denen der Kontrolle ähnlich (Abbildung 2). In allen Fällen lagen die Werte trotz der hohen Stärkeaufnahmen über 6,2. Im Gegensatz dazu wurden beim Roggen auch niedrigere pH-Werte als bei der Kontrolle ermittelt. Dennoch lag die Mehrzahl der Werte über 6,0. Der Fütterung – Gasdichte Lagerung ohne Konservierungsstoffe – Abbildung 2: pH-Werte in der Pansenflüssigkeit von Rindern bei Fütterung getreidereicher Rationen 7,0 pH Feucht-Weizen, 6 mm Feucht-Roggen, 6 mm 6,8 Feucht-Weizen, 3 mm Feucht-Roggen, 3 mm 6,6 6,4 6,2 Feucht-Weizen, gequetscht Feucht-Roggen, gequetscht Weizen/Roggen, getrocknet, 3 mm 6,0 5,8 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 0 Fütterung Fütterung 1 2 3 4 5 6 Uhrzeit 31 Fütterung Vergleich der pH-Wert-Verläufe zeigt für beide Getreidearten den am stärksten ausgeprägten pH-Wert-Abfall jeweils für die feinsten Varianten. Gleichzeitig lagen alle für den feinsten Weizen ermittelten pH-Werte noch über denen aller drei Roggenvarianten. Daraus wird abgeleitet, daß trotz hoher Stärkegehalte in der Ration mit größeren Partikeln ein stabileres Pansenmilieu und damit auch eine Gewähr für höhere Futteraufnahmen zu erzielen ist, wobei einerseits Weizen gegenüber Roggen und andererseits feuchtem gegenüber trockenem Getreide der Vorzug gegeben werden kann. Die Verdaulichkeiten der organischen Masse der Rationen (Tabelle 1) waren bei beiden Getreidearten einheitlich für alle Zerkleinerungsgrade und mit mittleren Werten von 82,1 % bei der Roggenration und 78,9 % bei der Weizenration denen der Kontrollration mit getrocknetem Getreide (79,5 %) ähnlich. Die Stärke wurde in allen Rationen, d. h. unabhängig vom Zerkleinerungsgrad und von der Getreideart, mit Verdaulichkeiten von über 98,5 % nahezu vollständig verdaut (Tabelle 1). Die unverdaut mit dem Kot ausgeschiedenen Stärkemengen sind unbedeutend für die energetische Bewertung der aufgenommenen Stärke. Rationen und Einsatzmengen Bei der Gestaltung von Rationen können feucht konservierter Weizen und Roggen stärkeäquivalent eingesetzt werden, wobei Weizen einen etwas günstigeren Einfluß auf das Pansenmilieu hat. Feuchtgetreide ist wie trockenes Getreide ein sehr energiereiches Futtermittel mit geringen Rohproteingehalten (10 bis 12 %). Die Energie aus den schnell abbaubaren Kohlenhydraten kann von den Pansenmikroorganismen für die Proteinsynthese genutzt werden und führt zu Gehalten von 140 bis 150 g/kg nutzbarem Rohprotein (nXP), die die Rohproteingehalte im Futtermittel deutlich übersteigen. Der relative Mangel an Rohprotein im Pansen drückt sich in der negativen ruminalen N-Bilanz (RNB) aus (-4 bis -9 g/kg), die durch geeignete Futtermittel ausgeglichen werden muß, um die mikrobielle Syntheseleistung optimal auszuschöpfen. Es müssen idealerweise zu den schnell abbaubaren Kohlenhydraten auch entsprechende Mengen an schnell abbaubarem Rohprotein zur Verfügung gestellt werden. Aus diesen Kenngrößen ergeben sich Tabelle 1: Verdaulichkeiten von Rationen mit trockenem oder feucht gelagertem Getreide Getreideart in der Ration 32 Anteil Konservierungsan der art Ration % Weizen /Roggen Weizen 73 70 Roggen 72 Trocknung Feucht gelagert Feucht gelagert Feucht gelagert Feucht gelagert Feucht gelagert Feucht gelagert Zerkleinerung 3 mm gequetscht gequetscht + 6 mm gequetscht + 3 mm gequetscht gequetscht + 6 mm gequetscht + 3 mm Trockenmassegehalt des Getreides % Trockenmasseaufnahme Verdaulichkeit, % Organ. Masse Stärke kg/Tag 87,8 81,9 82,0 82,3 80,4 81,0 80,9 8,3 8,2 8,1 8,2 7,7 7,7 7,8 79,5 79,0 78,8 78,8 81,8 82,4 82,1 99,3 99,0 99,7 99,7 98,5 99,5 99,7 für Getreide zwei typische Einsatzbereiche mit unterschiedlicher Zielsetzung. Zum Einen paßt Getreide in grasbetonte Rationen, um N-Überschüsse im Pansen aus Grasprodukten optimal zu nutzen. Zum Anderen kann zur Optimierung der Energieversorgung der Pansenmikroorganismen die Ergänzung von maisbetonten Rationen mit schnell abbaubarer Getreidestärke sinnvoll sein, da der Stärkeabbau von Mais mit zunehmender Reife aus dem Pansen in den Dünndarm verlagert wird und so für die Mikroorganismen ein Mangel an verfügbarer Energie auftreten kann. In beiden Fällen ist eine ausreichende Kalzium- und Spurenelementversorgung durch Mineralfutter zu gewährleisten. Rationen, die wenigstens 40 % Heu oder Anwelksilage enthalten, können bis zu 40 % Getreide, entsprechend 25 % Getreidestärke in der Trockenmasse enthalten, wenn das Futter wenigstens 4mal täglich oder zusammen mit dem Grundfutter oder als Bestandteil einer TMR verabreicht wird. Sind zusätzlich andere schnell fermentierbare Kohlenhydrate (z. B. aus Tapioka oder Melasse) in der Ration enthalten, muß häufiger gefüttert werden oder der Getreideanteil vermindert werden. Dies gilt auch, wenn das Getreide fein vermahlen ist. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen ● Trotz der hohen Stärkeanteile in den Rationen lagen die pH-Werte in der Pansenflüssigkeit insgesamt auf einem hohen Niveau, wobei die Unterschiede zwischen den Getreidearten mit Tagesmittelwerten von pH 6,3 beim Roggen und 6,6 beim Weizen deutlich ausgeprägt waren. ● Die Nachzerkleinerung führte bei beiden Getreidearten nach der Futteraufnahme zu einer stärkeren Absenkung der pH-Werte im Pansen, wobei die für den feinsten Weizen ermittelten pH-Werte noch über denen aller drei Roggenvarianten lagen. ● Die Verdaulichkeiten der organischen Masse der Rationen mit feucht konserviertem Roggen und Weizen waren einheitlich für alle Zerkleinerungsgrade. Mit mittleren Werten von 82,1 % für die Roggenration bzw. VeredlungsProduktion 2/1999 78,9 % für die Weizenration waren sie der Kontrollration mit getrockneten, auf 3 mm vermahlenen Weizen- und Roggenkörnern (79,6 %) sehr ähnlich. ● Die Stärke wurde in allen Rationen nahezu vollständig verdaut: Die Stärkeverdaulichkeit lag bei beiden Getreidearten und für alle Zerkleinerungsgrade über 98,5 %. ● Bei niedrigem Fütterungsniveau wurde auch bei 70 % Getreide in der TM der Rationen weder ein Rückgang der Nährstoffverdaulichkeiten im Gesamttrakt noch eine starke pH-Wert-Absenkung in der Pansenflüssigkeit beobachtet. ● Während die hygienische Qualität von feuchtgelagertem Getreide in vorausgegangenen Untersuchungen unbedenklich war, war versuchsbedingt in dem hier vorgestellten Projekt ein erhöhter Keimbesatz zu verzeichnen, der jedoch nicht mit dem Vorkommen des Lagerpilztoxins Ochratoxin A verbunden war. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß Roggen und Weizen als Feuchtgetreide mit TM-Gehalten zwischen 80 und 86 % für die gasdichte Lagerung ohne Konservierungsstoffe geeignet sind und für Rinder eine über das Quetschen hinausgehende Zerkleinerung nicht notwendig ist. Gegenüber trockenem Getreide gewährleistet Feuchtgetreide ein stabileres Pansenmilieu und damit einhergehend möglicherweise höhere Futteraufnahmen. Insgesamt ist das Verfahren der gasdichten Lagerung von Feuchtgetreide sowohl in Jahren mit für die Getreideernte ungünstigen Witterungsbedingungen als auch für eine gezielte Vorverlagerung des Erntebeginns sowie bei der Ernte von Problemflächen als Alternative zu betrachten, wobei der Anwendungsumfang dieses Konservierungsverfahrens von Jahr zu Jahr erheblich variieren ■ kann. Der direkte Draht Dr. A. Schröder, Dr. K.-H. Südekum Tel.: 04 31/8 80 29 62; 8 80 25 38 Fax: 04 31/8 80 15 28 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected] VeredlungsProduktion 2/1999 Ziegenfütterung bei Weidegang Z iegen müssen wie Kühe im Frühjahr auf den Weidegang vorbereitet werden. Beim Weidegang sind folgende Punkte zu beachten: 1. Vorlage von frischem Grün zur Ration. Die Mengen sind allmählich über eine Woche hin zu steigern. 2. Weidegang zunächst auf zwei Stunden begrenzen. Dabei erhalten die Ziegen die Winterration, aber mit reduziertem Rohproteingehalt und erhöhtem Rohfaseranteil. Bei der Herdenkontrolle ist besonders auf Durchfall zu achten. Tritt in dieser Phase kein Durchfall auf, können die Weidezeiten verlängert und die Zufütterung kann von der Winterauf die Sommerration umgestellt werden. 3. Danach ist ganztägiger Weidegang bei entsprechender Ergänzungsfütterung möglich. Bedarfsgerechte Versorgung in der Laktation notwendig Eine Ziege, die Zwillingslämmer zu säugen hat oder gemolken wird, muß entsprechend dem Leistungsbedarf versorgt werden. Die Lämmer benötigen bereits in der zweiten Lebenswoche etwa 1,5 bis 2,0 Ltr. Milch je Lamm und Tag. In der 4. Lebenswoche steigert sich der Bedarf auf 3 Ltr. Milch. Für 4 Ltr. Milchleistung muß eine Ziege 3 kg Trockenmasse, 18 MJ NEL, 370 g Rohprotein, 13 g Calcium und 8,5 g Phosphor mit der Ration aufnehmen. Bei alleinigem Weidegang ohne Zufütterung können Ziegen bis zu 10 kg Gras fressen, haben dann aber nur ca. 1,6 kg Trockenmasse, 11 MJ NEL, 360 g Rohprotein, 11 g Ca sowie 6 g P aufgenommen. Hieraus läßt sich eine Unterversorgung ableiten. Der Trockenmassebedarf wird nur zur Hälfte gedeckt, zusätzlich fehlen 7 MJ NEL. Der Rohproteingehalt ist zwar ausreichend, doch im Rahmen der Ration zu hoch. Dies kann leicht zu Durchfallerkrankungen führen. Die Ca- und P-Versorgung ist ausreichend. Um die Ration auszugleichen setzt Klaus Schulze 1 kg Gerstenstroh, 200 g Gerste, 100 g Mais und 200 g Trockenschnitzel ein. Denn ohne Ausgleichsfütterung mobilisiert die Ziege aus ihrer Körpersubstanz die fehlenden Nährstoffe und magert sehr schnell und stark ab, obwohl sie bis zum Bauch im besten Gras steht! Auch Drillingsgeburten liefern so bei entsprechender Versorgung des Elterntieres gut genährte Lämmer. Später im Jahr, wenn das Gras älter ist, muß entsprechend der tierischen Leistung etwas Eiweiß in Form von z. B. Soja-, Lein- oder Rapsschrot ergänzt werden. Außerdem ist auf eine optimale Versorgung mit Mineralien zu achten. Das Ergebnis stimmt Daß Klaus Schulze mit seiner Fütterung wohl im optimalen Bereich liegt, zeigt die Tatsache, daß seine Thüringer-Waldziegen in diesem Jahr im Durchschnitt zweimal gelammt haben, zunächst im Februar/März und anschließend im September. Seine älteste Ziege (11 Jahre) hat zweimal Zwillinge gesetzt, ihre Tochter hat zweimal Drillinge gebracht, die anderen Ziegen hatten Zwillinge. Die Mutterlämmer von Februar/März brachten im September je ein Lamm zur Welt. Auch die jungen Mütter haben aufgrund der entsprechenden Zusatzfütterung die Aufzucht ohne Schwierigkeiten gemeistert. Über seine Winterfütterung hat Schulze bereits in Heft 2/98 berichtet. Allen Ziegenzüchtern möchte er hiermit eine Anregung geben, ■ die Fütterung ihrer Tiere zu überdenken. Der direkte Draht Klaus Schulze Tel. u. Fax: 05 81/7 74 97 33 Ferkelammen in der Übersicht Prof. Dr. Steffen Hoy, Universität Gießen, 35390 Gießen ie Fruchtbarkeitsleistung der Sauen wurde in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich gesteigert. Würfe mit 14 bis 17 Ferkeln sind keine Seltenheit mehr. Damit stellt sich die Frage, wie diese große Ferkelzahl erfolgreich aufgezogen werden kann. Vor etwa 5 Jahren wurden die ersten künstlichen Ferkelammen angeboten. Mittlerweile gibt es sieben verschiedene Typen auf dem deutschen Markt. Ferkelammen in verschiedenen Versionen 34 Künstliche Ferkelammen werden als „Single”- oder als Komplettlösung angeboten. Die Single-Variante ist leicht ortsveränderlich und kann entweder in einer (leeren) Abferkelbucht oder im Flatdeck aufgestellt werden. Sie umfaßt nur die eigentliche technische Amme, bestehend aus dem Trog mit einer unterschiedlichen Anzahl an Freßplätzen, dem Vorratsbehälter für Milchpulver oder angemischte Milch, der Dosiervorrichtung für Milchaustauscher bzw. Milch und einer Steuereinrichtung. Bei der Komplettlösung werden neben der Amme verschiedene Ausstattungsvarianten, wie Warmluftbett, Tränke, Trog für Beifutter, Spaltenboden, „Ferkeltoilette”, angeboten. Die Komplettvariante kann entweder stationär in einem gesonderten Raum eingebaut werden oder mobil auf einem Wagen angeordnet sein, der dann in einen freien Nebenraum (z. B. auch leere Garage) geschoben werden kann. Ferkelammen gibt es mit Kalt- oder Warmtränke. Da sich bei der Kalttränke die Wasserzuleitung oder der Vorratsbehälter im geheizten Stallraum befinden, ist die Milch zumindest „raumwarm”. Zur Zeit kann die Frage noch nicht beantwortet werden, ob die unterschiedlichen Tränktemperaturen Auswirkungen auf die Verdauungsfunktion und die täglichen Zunahmen haben. Ammen werden mit Längstrog oder Rundtrog angeboten – mit 10 bis 20 Freßplätzen. Die Tränke kann entweder bei jeder Mahlzeit frisch angerührt werden oder sie wird einmal täglich (zumeist per Hand) angemischt und dann bevorratet. Das Milchpulver wird über eine Schnecke aus dem Vorratsbehälter entnommen und in einem rotierenden Wasserstrahl vermischt. Über einen Computer oder eine Zeitschaltuhr kann die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag vorgegeben werden. Ferkel an der Sau saugen im etwa einstündigen Intervall. Mit der Futterkurve und -dosierung wird die arttypische Säugehäufigkeit simuliert, und die Ferkel erhalten 24mal am Tag Milch. Lediglich am ersten Tag nach dem Ansetzen der Ferkel an die technische Amme wird ein Tränken im zweistündigen Turnus empfohlen. Die Ferkel müssen erst lernen, Milchtränke aus dem offenen Trog aufzunehmen. Die Verwendung von Tränknippeln – ähnlich wie bei Kälbern – hat sich aus hygienischen Gründen nicht bewährt. Im Trog dürfen keine Milchreste übrig bleiben, die bei den hohen Temperaturen in Abferkelstall oder Flatdeck schnell sauer würden und zu Durchfällen führen könnten. Die Dosierung sollte so eingestellt werden, daß bis spätestens 30 Sekunden nach der Fütterung der Trog leer gefressen ist. Ferkelamme mit Rundtrog verschiedener Hersteller (von links nach rechts) Die Milchmenge kann im Programm über eine Futterkurve vorgegeben sein. Sie läßt sich allerdings durch Zu- oder Abschläge variieren. Die Dosierung erfolgt dabei über die Eingabe von Ferkelzahl, Alter der Ferkel und der Sekundenzahl (für die Milchflußmenge). Für die künstliche Ferkelaufzucht an technischen Ammen werden spezielle Milchpulver (Milchaustauscher) verwendet, die u.a. durch einen hohen Rohproteingehalt charakterisiert werden. Dies ist wichtig, da bei den sehr früh an die Amme gesetzten Ferkeln das Verdauungssystem noch auf Milchernährung eingestellt ist. In den ersten 3 bis 5 Tagen an der Amme sollen die Ferkel ausschließlich über die Amme getränkt werden, damit sie nicht zu viel Wasser und zu wenig Milch trinken. Ab 3. bis 5. Ammentag werden Prestarter beigefüttert, um die Ferkel allmählich an die Aufnahme fester Nahrung zu gewöhnen. Die Preise für die Ferkelammen schwanken – bezogen auf den Ferkelplatz – zwischen 105,– und 825,– DM. Ein Preisvergleich lohnt sich also. Einsatzhinweise Ferkelamme mit Längstrog verschiedener Hersteller (links / unten) Technische Ferkelammen werden von Betrieben mit hoher Fruchtbarkeitsleistung und gruppenweisem Abferkeln angewendet, wenn die Ferkel ein annähernd gleiches Alter haben. Es empfiehlt sich in jedem Fall, vor dem Umsetzen an die Kunstamme die ImmunglobulinVersorgung über das Kolostrum sicherzustellen. Die Ferkel sollten also erst ab 4. Lebenstag VeredlungsProduktion 2/1999 an die Amme gegeben werden. Die verlustfreie Aufzucht dieser frühabgesetzten Ferkel ist grundsätzlich möglich. Es können auch in der Entwicklung zurückgebliebene Saugferkel mit einem höheren Alter (2 bis 3 Wochen alt) an die künstliche Amme gesetzt werden, jedoch ist der Betreuungsaufwand bei der Aufzucht dieser Tiere deutlich höher. Bei den ersten Anzeichen von Durchfall muß die Tränkmenge reduziert und ggf. eine Diättränke angeboten werden. Nach den eigenen Erfahrungen hat es sich bewährt, einen kompletten Wurf sehr gut entwickelter Ferkel mit hoher Geburtsmasse an die Kunstamme zu setzen. An diese Sau mit Ferkelammen auf dem Markt Gegenwärtig (Stand Februar 1999) werden sieben verschiedene Typen von Ferkelammen angeboten, die sich hinsichtlich der beschriebenen technischen Eigenschaften voneinander unterscheiden: – Piggy Ferkelretter (Fa. posicon, Rinteln,Tel.: 0 57 51-9 60 90) – FEMI-14 (Milchwerke Diepholz GmbH, Tel.: 0 54 41-9 88 50) – Nanny (Quality Equipment Suffolk, GB; Vertrieb in Deutschland: Be/Ka-Agrarund Elektrotechnik Vertrieb GmbH Niedenstein/Kirchberg, Tel.: 0 56 03-30 78) – Ferkelamme (Aratowerke GmbH Köln, Tel.: 02 21-98 66 70) – Ferkelamme (Förster-Technik, Engen, Tel.: 0 77 33-9 40 60) – System Enders (Neteler GbR, Essen, Tel.: 0 54 34-21 36) – PORCIMAT (Provimi, Rotterdam, Tel.: 00 31-10-4 23 95 11) VeredlungsProduktion 2/1999 nachweislich hoher Milchleistung werden anschließend schwächere Ferkel („abgesammelt” von verschiedenen Sauen) gegeben. Diese Ferkel erreichen mindestens gleiche Leistungen (tägliche Zunahmen) wie andere an der Mutter belassene Ferkel. Das „Absammeln” von Kümmerern zur künstlichen Aufzucht an der Ferkelamme und das „Auffüllen” der Herkunftswürfe ist dagegen nicht zu empfehlen. In den Herkunftswürfen besteht zu diesem Zeitpunkt bereits eine feste Saugordnung, so daß es neu hinzukommende schwache Ferkel sehr schwer haben, einen Platz am Gesäuge zu finden. Besonders in Betrieben, die nach dem SEW-Verfahren (Segregated Early Weaning = Frühes Absetzen und räumliche Trennung der Absetzferkel vom Sauenbestand) arbeiten, ist es wichtig, zum Absetzzeitpunkt (frühestens am 21. Lebenstag gemäß Schweinehaltungsverordnung) einen möglichst hohen Anteil gut entwickelter Ferkel nach den drei Wochen Säugezeit zu erreichen, da alle Ferkel nach dem Absetzen den Betrieb verlassen müssen. In diesen Betrieben kann die Ferkelamme zu einer besseren Ausgeglichenheit der Ferkelgewichte beim Absetzen beitragen. Was ist beim Betreiben von Ferkelammen zu beachten? Sowohl Längs- als auch Rundtrog müssen plan aufgestellt werden, damit die Milch nach dem Ausdosieren nicht nach einer Seite fließt. Dies würde einen Teil der Ferkel benachteiligen. Die Amme sollte möglichst mehrere Dosieröffnungen haben. Vor allem die größeren und kräftigeren Ferkel lernen es sehr schnell, nach Beginn des Milchflusses an der Dosieröffnung zu warten und schwächere Ferkel zu verdrängen. Wasserdruckschwankungen in den Leitungen müssen möglichst vermieden werden (wenn z. B. mehrere Sauen gleichzeitig trinken). Wenn in diesem Moment die Amme die Dosierung startet, kann es u. U. passieren, daß zu wenig Wasser fließt und die Dosiereinrichtung verstopft. Bei der Anschaffung der Ferkelamme ist auf geringe Störanfälligkeit, Robustheit und hohen Bedienkomfort zu achten. Man muß stets daran denken, daß bei Ausfall der Amme per Hand (möglichst im Stundentakt) gefüttert werden muß. Den Ferkeln sollten Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden, um dem gegenseitigen Besaugen vorzubeugen. Die jungen Saugferkel haben einen angeborenen Saugbedarf, der durch die Milchaufnahme am offenen Trog nicht befriedigt werden kann. Somit versuchen sie, ihren Saugbedarf an den Wurfgeschwistern (Ohren, Vorderbeine) abzureagieren. Das Betreiben von Technischen Ferkelammen ist nicht billig. Von den Herstellern werden Ammenkosten (Abschreibung, Milchpulver) zwischen 20,– DM und 39,– DM angegeben. Jeder Betriebsleiter muß daher aus der betriebswirtschaftlichen Sicht seines Unternehmens entscheiden, ob der Einsatz von Ammen ■ in Frage kommt. Fütterungstechnik D Der direkte Draht Prof. Dr. Steffen Hoy Tel.: 06 41/9 93 76 22, Fax: 06 41/9 93 76 39 Email: [email protected] 35 Tab. 2: Einfluß von Körpermasse und Seitenspeckdicke vor Beginn der Zuchtbenutzung auf die Erstabferkelleistungen von Kreuzungsjungsauen Jungsauen fit machen für die erste Zuchtbenutzung Prof. Dr. U. Hühn, Hybridschweinezuchtverband N/O e.V., 17001 Neubrandenburg Fütterung der Sauenhaltung erfolgt eine reBestandserneuerung. IDiengelmäßige nachgestellten Remontetiere sol- 36 len eine Eigenleistungsprüfung bestanden haben und ihr Zuchtleben bei guter Kondition sowie mit ausreichenden Körper- und Fettreserven starten, um hohe Reproduktionsleistungen und die gewünschte Nutzungsdauer zu erreichen. Hierfür erweist sich eine gezielte Vorbereitungsphase zur Konditionierung als zweckmäßig. Schätzen der Fleischleistungsveranlagung wichtig Im Betriebszweig der Ferkelerzeugung sind aus Altersgründen, wegen Krankheit oder ungenügender Leistungen ausscheidende Muttertiere durch gesunde Jungsauen zu ersetzen, die ihre Leistungsüberlegenheit bezüglich Wachstumsintensität, Fleischfülle und Zuchttauglichkeit nachgewiesen haben. Die Bestandsremontierung erfolgt je nach den betrieblichen Bedingungen entweder über Zukauf oder aus der eigenen Aufzucht. Für die Eigenleistungsprüfung und züchterische Auswahl der Tiere eignet sich die Zeit bis zum 6. Lebensmonat. Die Tiere wiegen dann etwa 100 kg. Lebenstagszunahmen (LTZ) von 550 bis 600 g am ca. 180. Lebenstag gelten für Hybrid-Jungsauen als vorteilhaft. Die Fleischleistungsveranlagung läßt sich über Hilfsmerkmale einschätzen, die mittels geeigneter Ultraschallgeräte gemessen werden. Gebräuchlich ist z. B. die Messung der mittleren Seitenspeckdicke (SSD) mit einem Renko- Leanmeater (Abbildung1). Tabelle 1: Beispiel eines geeigneten „Koordinierungsfutters” für Jungsauen in der Vorbereitungsphase auf die erste Zuchtbenutzung Einheit Energiegehalt Inhaltsstoffe/Zusatzstoffe Rohprotein Lysin Methionin/Cystin Rohfett Rohfaser Calcium Phosphor Natrium Kupfer Selen Eisen Zink Mangan Kobalt Jod Cholinchlorid Stärke Vitamin A Vitamin D 3 Vitamin E MJ ME/kg 12,4 % % % % % % % % mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg % IE max. IE max. mg 16 0,85 0,55 4,5 5,5 0,85 0,70 0,20 25 0,2 80 100 60 0,1 0,2 400 35 20 000 2 000 60 Körperkondition und Fettausstattung für Reproduktion bedeutsam Für den frühestmöglichen Beginn der Zuchtbenutzung haben sich vielerorts als ratsam erwiesen: ■ ein Gewicht von etwa 130 kg bei der ersten Belegung/Erstbesamung (EB), ■ ein Erstbesamungsalter von über 220 Lebenstagen (LT), d.h. in Betrieben mit EB der Jungsauen im spontanen Östrus Freigabe ab frühestens 220.LT, ■ in Betrieben mit biotechnischer Zyklussteuerung: Erste Gabe des Brunstsynchronisationsmittels Regumate nicht vor dem 220. LT. Daraus folgt, daß zwischen der Eigenleistungsprüfung der Jungsauen bis zu ihrer ersten Zuchtbenutzung mindestens sechs Wochen verbleiben, das entspricht rechnerisch der Dauer von zwei natürlichen Geschlechtszyklen. In dieser Zeit sollen sich die Remontetiere eingewöhnen, an das betriebliche Herdenmilieu und Keimspektrum des Sauenbestandes anpassen, die Pubertät durchlaufen VeredlungsProduktion 2/1999 mäßig in die entsprechende Zuchtkondition mit ausreichendem Speck zu bringen. Die Fettreserven helfen, die Tiere vor KöperTiere Abferkel- WurfFerkelungünstigen Umwelteinflüssen zu schützen. masse (St.) rate aus größe Index** (kg) EB (%) (St.) (St.) Als Puffer gegen Nährstoffmangel tragen sie auch dazu bei, Abschnitte zu überbrücken, in 100–109 233 74,6 9,6 719 denen die eigene Futteraufnahme den meta110–119 241 75,1 9,8 737 bolischen Bedarf nicht deckt. Dies trifft nicht 120–129 117 72,6 10,5 760 selten für die erste Säugezeit der primiparen Sauen zu: Das Fettgewebe der Muttertiere SeitenTiere Abferkel- WurfFerkelspeck(St.) rate aus größe Index dient als Energielieferant. Es unterstützt dicke* EB (%) (St.) (St.) außerdem als natürlicher Speicherort der kör(mm) pereigenen Geschlechtshormone (insbesondere der Östrogene) sowie der fettlöslichen Vi7–9 120 67,5 9,6 648 tamine die Gewährleistung regelmäßiger Ge10–12 217 73,3 9,7 711 schlechtsfunktionen (Brunsteintritte, Konzep13–15 188 80,3 10,1 813 tion u.a.). 16–18 60 81,7 10,1 823 In der angesprochenen Konditionierungs< 18 6 66,7 8,7 583 phase mit Tageszunahmen von 600–700 g insge. 591 74,3 9,9 733 während der mindestens sechswöchigen Vor* Renko-Leanmeater, 222. Lebenstag; bereitung der Jungsauen auf den Zuchtbenut** geborene Ferkel je 100 erstbesamte Jungsauen zungsbeginn sollen sie ihr Skelettsystem und die Geschlechtsorgane (Uterus, Ovarien) ausund sich die erforderlichen Fettdepots anfresreichend entwickeln können und die Zuchtreisen, damit die nachfolgenden Reproduktionsfe erlangen. Fütterungsseitig läßt sich diese prozesse ungestört ablaufen können. In der Konditionierung am besten durch ein spezielangesprochenen Konditionierungsphase zwiles Jungsauenfutter unterstützen. In Tabelle 1 schen ca. 180. und 220. LT sind Tageszunahwird ein Beispiel für ein geeignetes Alleinfutter men von 600 bis 700 g aus reproduktionsbioaufgezeigt. Zur Bedarfsdeckung der Tiere sind logischer Sicht vorteilhaft, um die gegen Tagesgaben bis etwa 3 kg je Jungsau ratsam. Speck selektierten Jungsauen fütterungsSie zielen insbesondere auf einen wünschenswerten Fettansatz. Neuere UntersuAbb.: 1 Speckdickenmessung bei Jungsauen chungsergebnisse aus Mecklenburg-VorpomB6 mern (Tabelle 2), C6 A6 Sachsen-Anhalt (Tabelle 3) und Thüringen (Kaemmerer u. Mitarb.,1998) verdeutlichen, daß zuchtreife Jungsauen mit einer Körpermasse von 130 kg und einer mittleren Seitenspeckdicke von 16–18 mm (hier gemessen mit B6 – Mitte zwischen Schulterblatt und Schinken 6 cm seitlich der Rückenlinie Renko-Leanmeater) A6 – 15 cm kranial von B6 höhere ReproduktionsC6 – 15 cm caudal von B6 leistungen erbringen als ihre leichteren und weniger fetten Stallgefährtinnen. Diese Wirkung der Körperkondition und Fettausstattung betrifft sowohl die Wurfgröße und Aufzuchtleistung im ersten Wurf, als auch die darauffolgenden Wurfzyklen und die Lebensleistung der Zuchtsauen. Nach den vorliegenden Schätzgleichungen zeigt die Zunahme der mittleren Seitenspeckdicke um 1mm den Ansatz von 3 bis 4 kg Körperfett an. Bei einem Gewicht der zuchtreifen Jungsauen von 130 bis 140 kg im Alter von 7 1/2 Monaten und einem modernen Rahmen sowie einer Seitenspeckdicke von ca. 18 mm ist die erforderliche Fettausstattung für die reproduktive Fitneß gewährleistet. Als erstrebenswert gilt ein Rohfettgehalt im SauenkörTab. 3: Fruchtbarkeitsleistungen von Jungsauen der Rasse Leicoma bis zum 3. Wurf LTZ am 180 SSD LT bei EB (g) (mm) 500–600 > 600 <13 13–17 >17 <13 13–17 >17 Tierzahl (St.) 18 31 14 16 92 13 1. Wurf 2. Wurf 3. Wurf TR* IGF/W** Würfe IGF/W Würfe IGF/W (%) (St.) (St.) (St.) (St.) (St.) 72,2 73,3 71,4 62,5 85,4 69,2 7,9 11,2 11,6 12,4 9,9 10,4 12 25 11 9 29 8 10,7 12,1 13,1 9,9 12,9 11,3 0 9 6 2 14 2 – 10,4 10,2 13,5 13,0 14,5 *) TR = Trächtigkeitsrate aus EB; **) IGF/W = insgesant geborene Ferkel je Wurf per von über 20 %. Wo die Speckdicke mittels eines Pig-Log- Gerätes gemessen wird, ergeben sich um etwa 4 mm höhere Speckmaße als beim Renko-Leanmeater. Mittels regelmäßiger Einzeltierwägungen und zusätzlicher Speckdickenmessungen lassen sich zuverlässige Daten zur Einschätzung der aktuellen Zuchtkondition der Remontetiere gewinnen. Ein Vergleich der Ist-Werte mit den o. g. Orientierungswerten vermag Hinweise für eine Präzisierung der Jungsauenfütterung und ggf. weiterer betrieblicher Managementmaßnahmen im sauenhaltenden Betrieb zu liefern. ■ Der direkte Draht Prof. Dr. U. Hühn Tel.: 03 82 08/6 05 89 Fax: 03 82 08/6 07 45 37 Tab. 2: Mastschweine Ergebnisse bei unterschiedlichem Betriebserfolg Die Hürde „700 g Tageszunahme” ist genommen Erfreulich ist die Entwicklung bei den Tageszunahmen. Konnten diese im Wirtschaftsjahr 1996/97 bereits um 15 g gesteigert werden, so erfolgte im abgelaufenen Jahr nochmals eine Steigerung um 18 g auf 704 g. Dies ist zum Teil dadurch bedingt, daß der Anteil an Betrieben mit Sattfütterung (Breiautomat, Sensorfütterung) gewachsen ist. Ein weiterer wichtiger Grund ist das wachsende Bewußtsein, Ferkel Der direkte Draht Ludger Uckelmann Tel.: 0 25 43 - 386, Fax: 0 25 43 - 2 51 80 VeredlungsProduktion 2/1999 VeredlungsProduktion 2/1999 Leistungsniveau 700 bis 750 g tägliche Zunahme Universal- 2-Phasen3-Phasenmast fütterung fütterung + 293 + 23 –0 ,15 + 0,4 +0,9 –1,1 +0,84 17,58 –13,18 – 5,25 – 2,58 – 1,39 –23,01 +40,59 Leistungsniveau über 800 g tägliche Zunahme 2-Phasen3-Phasenfütterung fütterung Komponenten MJ ME 13,0 13,4 13,4 13,0 13,4 13,4 13,0 14,2 13,4 Gerste Weizen Triticale Erbsen Sojaschrot (45 % RP) Rapsschrot Rapsöl Mineralstoffmangel Rohstoffpreis % % % max. % max. % % % % DM/dt 37,1 14,7 20,0 10,0 11,8 4,0 49,8 20,0 10,0 13,7 4,0 46,0 20,0 10,0 18,5 2,8 41,9 12,6 20,0 10,0 9,4 4,0 46,0 20,0 10,0 18,5 2,8 5,9 47,0 20,0 10,0 10,9 4,0 46,3 12,1 20,0 10,0 5,7 4,0 44,0 20,0 10,0 17,5 1,5 4,0 2,4 2,5 2,7 2,1 2,7 2,2 1,9 3,0 26,75 26,52 27,38 25,1 27,38 25,79 24,36 31,89 5,9 47,0 20,0 10,0 10,9 4,0 Phase 3 ab 85 kg + 43 + 0,5 + 0,6 + 0,7 + 1,2 + 0,32 + 4,9 + 5,5 – 5,7 – 2,6 + 0,5 + 0,26 + 9,82 + 73 –3 + 18 + 10 + 120 + 598 Phase 2 60 – 85 kg 81 9,6 10,6 10,3 8,3 2,03 20,9 16,8 19,4 42,4 11,0 38,61 54,06 762 223 107 30 1 274 809 1 162 692 3,03 55,7 118,2 3,7 –5,6 276,69 129,88 102,07 7,01 4,04 251,86 24,83 Phase 1 bis 60 kg 124 10,1 11,2 11,0 9,5 2,35 25,8 22,3 13,7 39,8 11,5 38,35 63,88 835 220 125 40 1 394 1 407 Phase 2 ab 60 kg Anzahl Sauen / Betrieb lebend geb. Ferkel / Jungsauenwurf lebend geb. Ferkel / Altsauenwurf lebend geb. Ferkel / Wurf aufgezogene Ferkel / Wurf Würfe je Sau lebend geb. Ferkel / Sau und Jahr aufgezogene Ferkel / Sau und Jahr Verluste (%) Remontierung (%) Sauenfutter (dt / Sau) Sauenfutter (DM/dt) Ferkelfutter (DM/dt) Gesamtfutter (DM/Sau) Remontierung (DM/Sau) Tierarzt (DM/Sau) Besamung (DM/Sau) Variable Kosten gesamt (DM/Sau) DB (DM/Sau) bei den biologischen Leistungen ist jedoch bei den Verlusten zu erkennen. Mit 2,6 % waren die Verluste im oberen Viertel der Betriebe um 1,1 Prozentpunkte geringer als in den weniger erfolgreichen Betrieben. Wie schon in den Vorjahren haben die erfolgreichen Betriebe ihre Tiere schwerer gemästet. Mit 0,9 kg Differenz ist der Unterschied jedoch deutlich geringer geworden als in den Vorjahren. Die oberen 25 % Betriebe erlösen für ihre Schweine 17,58 DM mehr als die weniger erfolgreichen Betriebe. Diese Differenz ist zum einen darauf zurückzuführen, daß die oberen 25 % fast 300 Mastschweine im Durchschnitt mehr verkaufen konnten. Zum anderen ist sie aber auch auf die konsequentere Vermarktung zurückzuführen. Die Sortierungsdifferenz ist in den erfolgreichen Betrieben um 0,84 DM je Mastschwein verbessert. Die größte Differenz ist bei den Ferkelkosten zu erkennen. Bedingt durch die extremen Preisschwankungen im vergangenen Jahr waren die Ferkelpreise für Phase 1 bis 60 kg 25 % weniger Differenz erfolgreiche obere zu 25 % untere 25 % 1 455 715 2,88 56,1 119,1 2,6 –4,76 294,27 116,70 96,82 4,43 2,65 228,85 65,42 auf rund 5,– DM, für einen 1 000er Maststall immerhin auf über 10 000,– DM/Jahr. Basierend auf den nachstehenden Rohstoffpreisen (DM/100 kg) (Gerste, Weizen, Roggen, Triticale je 21,– DM, Weizen 22,– DM, Erbsen 24,– DM, Sojaschrot 35,– DM, Rapsschrot 25,– DM, Rapsöl 120,– DM, Mineralstoffmischung 142,– DM) ergeben sich folgende Optimierungsergebnisse für Selbstmischer. Phase 3 ab 85 kg erfolgreiche Schweinemast Ein gutes Jahr mit einer starken ersten Hälfte und einer schwachen zweiten Hälfte – so könnte das Wirtschaftsjahr 1997/98 charakterisiert werden. Im Durchschnitt wurde je Mastschwein ein Deckungsbeitrag von 47 DM erzielt. Im Vergleich zu den vergangenen 10 Jahren ist der Deckungsbeitrag bezogen auf ein 100 kg Schwein unterdurchschnittlich. weniger Differenz erfolgreiche obere zu 25 % untere 25 % Selbermischen lohnt sich Die jüngsten Auswertungen der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein haben ergeben, daß ca. 75 % der Betriebe Fertigfutter zukaufen, während ca. 25 % ihr Futter selber mischen. Die selbst mischenden Betriebe erzielten praktisch vergleichbare Mastergebnisse, aufgrund niedriger Futterkosten mästeten sie ihre Schweine jedoch um 0,06 DM/kg Zuwachs günstiger. Pro Mastschwein summiert sich das Phase 2 60 – 85 kg Tab. 1: Sauenhaltung Ergebnisse bei unterschiedlichem Betriebserfolg Verkaufte Mastschweine (Stück) Tageszunahme (g) Futterverwertung (1: ) Muskelfleischanteil (%) Endgewicht (kg/MS) Verluste in (%) Sortierungsdifferenz (DM/MS) Erlös je verk. MS Ferkelkosten (DM/Ferkel) Futterkosten (DM/MS) Verlustkosten (DM/MS) Tierarzt (DM/MS) gesamte variable Kosten (DM/MS) DB I (DM/MS) Phase 1 bis 60 kg Die mittlere Zahl der Sauen auf den Betrieben überschritt zum ersten Mal die Grenze von 100 Sauen und liegt jetzt bei 105 Sauen. Somit Die 25 % erfolgreichsten Betriebe erwirtschafteten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr einen Deckungsbeitrag von 1.407 DM, also 252 DM mehr als die Betriebe im Ringmittel und 598 DM mehr als die weniger erfolgreichen Betriebe. Hauptgrund für diese Unterschiede im Deckungsbeitrag ist, daß die oberen 25 % der Betriebe im Vergleich zu den unteren 25 % der Betriebe 5,6 Ferkel je Sau und Jahr mehr aufzogen. Wie auch schon in den vorangegangenen Jahren verbesserte sich die Zahl der lebend geborenen Ferkel je Wurf, die Höhe der Ferkelverluste und die Wurffolge. Obwohl in den oberen 25 % Betrieben ca. 0,7 Ferkel je Wurf mehr geboren wurden als in den unteren 25 % Betrieben, waren die Ferkelverluste um fast ein Drittel geringer. Die erfolgreichen Betriebe erzielten pro drei Sauen in einem Jahr einen ganzen Wurf mehr als die weniger erfolgreichen Betriebe. Trotz der höheren Leistung in den erfolgreichen Betrieben war die Lebensdauer der Sauen höher. Wieder einmal ist zu erkennen, daß die Leistung im Betrieb für den ökonomischen Erfolg entscheidend ist. Die Höhe der variablen Kosten ist dagegen zunächst zweitrangig. Wie in Tabelle 1 zu sehen ist, benötigten die erfolgreichen Betriebe mit 1.394 DM gegenüber den weniger erfolgreichen Betrieben 120 DM mehr an variablen Kosten je Sau. Der größte Unterschied ist dabei in den höheren Futterkosten zu suchen. Jedoch sind auch Tierarztkosten und Besamungskosten je Sau in den erfolgreichen Betrieben höher. Da sich die Kosten auf wesentlich mehr erzeugte Ferkel verteilen, sind die variablen Kosten bezogen auf das erzeugte Ferkel in den erfolgreichen Betrieben deutlich geringer. Obwohl die Leistungen im Wirtschaftsjahr 1997/98 im Durchschnitt sehr gut waren, zeigen sich dennoch deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben. Mit 715 g Tageszunahme liegen die 25 % erfolgreichen Betriebe um 23 g über den weniger erfolgreichen Betrieben. Die Futterverwertung ist um 150 g Futter je kg Zuwachs und der Muskelfleischanteil um 0,4 Prozentpunkte besser. Der größte Vorsprung 25 % Phase 2 ab 60 kg Die Leistung ist entscheidend! Zwei Schallmauern wurden 1997/98 durchbrochen! Obere und untere 25 % erfolgreiche Phase 1 bis 60 kg Das Wirtschaftsjahr 1997/98 war sowohl aus Sicht der biologischen Leistungen als auch aus Sicht der ökonomischen Ergebnisse ein sehr gutes Jahr für Ferkelproduzenten. Vor diesem Hintergrund trafen viele Betriebe richtungsweisende Entscheidungen. Die Ferkelproduktion wurde zum Teil erheblich ausgeweitet. Viele Betriebe stiegen von der Milchund Rindfleischproduktion auf den Schweinesektor um. einige Rein - Raus - Betriebe ein bestimmender Rentabilitätsfaktor. Ein weiterer Grund für die deutlich geringeren Ferkelkosten bei den erfolgreichen Betrieben ist der erhöhte Anteil an Kombibetrieben und Betrieben mit Direktbezug der Ferkel vom Ferkelerzeuger. Die Kosten der Verluste und die Tierarztkosten spiegeln wider, wie wichtig es ist, optimale Rahmenbedingungen im Betrieb und im Ferkelbezug zu schaffen. Insgesamt sind die variablen Kosten in den erfolgreichen Betrieben um ca. 23 DM geringer. Ertrags- und Kostenunterschiede zusammengefaßt ergeben eine Differenz im Deckungsbeitrag von 40,59 DM. Die erfolgreichen Betriebe haben also einen 2,6 mal so hohen Deckungsbeitrag wie die weniger ■ erfolgreichen Betriebe (Tabelle 2). bis Mastende Ferkelerzeugung wurden durchschnittlich acht Sauen mehr gehalten als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist im wesentlichen durch Aufstockungsmaßnahmen begründet, weniger durch den Ausstieg kleinerer Betriebe. Auch die Zahl der aufgezogenen Ferkel je Sau und Jahr überschritt eine Schwelle: Mit 20,1 aufgezogenen Ferkeln lag der Durchschnitt der ausgewerteten Betriebe erstmalig über 20 Ferkeln. Bemerkenswert ist dabei, daß die Ferkelverluste um 1,2 Prozent - Punkte auf 15,7 % gesunken sind. höchster Qualität einzustallen, wodurch sich der Gesundheitsstatus in den Betrieben deutlich verbessert. Die Futterverwertung verbesserte sich leicht auf 2,95 kg Futter je kg Zuwachs, was gleichzeitig zu leicht geringeren Futterkosten führte. bis Mastende Trends in den Erzeugerringen Westfalen '97/98 14,2 13,8 13,4 51,3 20,0 10,0 15,1 9,7 47,1 20,0 10,0 7,2 4,0 44,0 20,0 10,0 17,5 1,5 4,0 2,2 3,0 25,79 31,89 1,2 2,4 2,0 27,82 25,06 39 in Pferd, das die ganze Saison über fit sein soll, muß „an der Krippe” bleiben. Oft fressen die Pferde aber während der Turniere nicht viel, so daß die Leistung nur mit schmackhaften und energiereichen Futtermitteln zu erhalten ist. Fütterung E O. Lengwenat, 31319 Sehnde Mit kleinen Futtermengen muß ein hoher Bedarf gedeckt werden können. Gleichzeitig darf das Futter aber nicht zu eiweißreich sein, damit der Stoffwechsel nicht unnötig belastet wird. Beim Abbau von überschüssigem Eiweiß wird vermehrt Harnstoff gebildet, der in der Leber entgiftet werden muß. Dafür wird relativ viel Energie benötigt, die dann dem Pferd nicht mehr für die Leistung zur Verfügung steht. Außerdem führt eine Eiweiß-Überversorgung häufig zu angelaufenen Beinen. Zur Ergänzung einer Grundration, z. B. aus Heu und Hafer, sind energiereiche Futtermittel, wie z.B. Mais, Gerste, Trockenschnitzel, Öl und Futterzucker geeignet (Tab. 1). Die Futtermittel im einzelnen Mais wird besonders in den USA stark in der Pferdefütterung eingesetzt, gewinnt aber auch bei uns immer größere Bedeutung. Die Körner können ganz verfüttert werden, die Pferde fressen sie nach kurzer Gewöhnungszeit recht gut. Mais kann auch gequetscht oder grob geschrotet werden, zu feines Schroten ist nicht ratsam, da beim Fressen zu Tab.1: Energie- und Eiweißgehalt verschiedener Kraftfuttermittel Futtermittel Hafer Gerste Trockenschnitzel Futterzucker Mais Öl 40 Fit für die Turniersaison DE (MJ)/kg DXP (g)/kg 11,3 12,7 12,35 13,95 13,7 35 86 80 48 12 67 – DE= verdauliche Energie, DXP = verdauliches Eiweiß Tab. 2: Definition: Arbeit % des Energiebedarfs für die Erhaltung leichte Arbeit mittlere Arbeit schwere Arbeit viel Staub in die Atemwege gelangt. Zu viel (max. 0,3 kg/100 kg LM und Mahlzeit für Gerste + Mais, oder max. 0,5 kg/100 kg LM und Mahlzeit für Hafer), Mais ist allerdings auch nicht gut, da die Maisstärke schlecht im Dünndarm verdaut wird und dadurch viel in den Dickdarm gelangt. Dies führt hier zu einer vermehrten Gasbildung und damit vermehrter Wärmeproduktion, wodurch die Pferde stärker schwitzen. Hydrothermisch aufgeschlossenes Getreide wird im vorderen Verdauungstrakt erheblich besser verdaut, dies wirkt sich besonders stark beim Mais aus. Gerste steht im Orient als Krippenfutter im Vordergrund. Bei uns wurde sie lange nicht in der Pferdefütterung eingesetzt, da auf den Betrieben das energiereiche Futter an die Nutztiere – Rinder und Schweine – verfüttert wurde. In den letzten Jahren verdrängt sie den Hafer aber immer mehr aus den Rationen, einige Betriebe verfüttern mit gutem Erfolg und ohne gesundheitliche Probleme nur noch Gerste. Gerste kann wie Hafer ganz oder gequetscht verfüttert werden. Bei Pferden, die schlecht fressen und zu mager sind, hat es sich bewährt, Gerste heil oder ganz grob geschrotet einige Stunden einzuwei- bis 125 125 bis 150 über 150 Tab. 3: Teilbedarf für Leistung: Energieverbrauch je 100 kg LM pro Stunde 600 kg LM Pferd/Std. Schritt Leichter Trab Mittlerer Trab Galopp Extreme Anstrengung 4,2 MJ DE 12,6 MJ DE 30,6 MJ DE 63 MJ DE 98,4 MJ DE 0,7 MJ DE 2,1 MJ DE 5,1 MJ DE 10,5 MJ DE 16,4 MJ DE chen. Dadurch findet eine enzymatische „Vorverdauung” statt und die Nährstoffe können vom Pferd besser verwertet werden. Die aufgequollenen Körner werden von den Pferden sehr gern gefressen, da sie einen süßlichen Geschmack haben. Ein weiterer Vorteil der Gerste gegenüber dem Hafer liegt darin, daß sie besser lagerfähig ist. Hafer weist bei Untersuchungen häufig hohe Gehalte an Pilzgiften (Mykotoxinen) auf, die Gerste schneidet wesentlich besser ab. Pferde reagieren auf Pilzgifte sehr empfindlich, z. B. mit Atemwegserkrankungen. Trockenschnitzel dürfen nur eingeweicht verfüttert werden. Dies gilt auch für die nicht VeredlungsProduktion 2/1999 sonst zur vermehrten Milchsäurebildung im Magen kommt. Vor dem Reiten oder einem Rennen wirkt sich die Gabe von Traubenzucker oder Zucker nicht sinnvoll aus, da sich die ausgelöste Insulinreaktion nachteilig auf den Kohlenhydratstoffwechsel auswirkt. Bei der Futterberechnung ist zu berücksichtigen, daß Zucker keine Mineralstoffe, Vitamine und Rohfaser enthält. Besonders energiereiche Futterzusätze, die auch in der Pferdefütterung immer mehr eingesetzt werden, sind Fette und Öle. Wie der Vergleich von Öl und Hafer gezeigt hat (Tab. 1 ) enthält Öl etwa dreimal soviel Energie wie Hafer. Nach Angaben von GÜTTE können Öle bis zu 5 % des Krippenfutters eingesetzt werden, neuere Erfahrungen zeigen, daß auch Mengen bis zu 10 % vertragen werden. Öl wirkt sich in mehrerer Hinsicht positiv aus, es ist ein reiner Energieträger – enthält kein Eiweiß – und es hilft in Futtermischungen den Staub zu binden, so daß die Atemwege des Pferdes nicht belastet werden. Besonders im Fellwechsel hat Öl eine ähnliche Wirkung wie Leinsamen, das Fell wird glänzend, die Pferde sehen gut aus. Es pelletierten losen Schnitzel. Eingeweicht wird können alle im Handel erhältlichen Öle eingeein Teil Schnitzel mit vier Teilen Wasser für ca. setzt werden, besonders wertvoll sind Soja-, 12 Stunden. Die Schnitzel werden meist meRaps-, Mais- und Leinöl. Viele Öle werden heulassiert verkauft, dadurch werden sie von den te schon in stabilisierter Form angeboten, das Pferden gern gefressen. Trockenschnitzel sind hat den Vorteil, daß sie nicht so schnell oxidienicht nur energie- sondern auch calciumreich. ren, d. h. ranzig werden, und Mischungen mit Da in den Rationen mit einem hohen Getreideeinem Ölanteil auch länger lagerfähig sind. Ölanteil das Ca: P-Verhältnis zu eng wird (unter vorräte sollten möglichst kühl und dunkel gela1,5: 1), passen sie gut in solche Rationen. Die gert werden. Bei den Fetten wird vielfach noch eingesetzte Menge sollte gerade bei Sportin der Literatur angegeben, daß sie nicht verpferden nicht zu hoch werden (nicht über 0,5 füttert werden sollen. Nach Potter (1992) werkg Trockengewicht), da die Pektine den Mengen von 15 % von Pferden problemlos hauptsächlich im Dickdarm verdaut werden, vertragen. Öle enthalten mehr essentielle dadurch kommt es zu einer vermehrten WärFettsäuren und sind damit aus verdauungsmebildung, was die Pferde durch Schwitzen physiologischer Sicht eher zu empfehlen. Von ausgleichen. der Futtermittelindustrie werden hochkonzenFutterzucker ist ein hochverdaulicher Futtrierte fetthaltiterzusatz, der ge Ergänim Dünndarm Tab. 4: Gesamtbedarf für ein 600 kg Pferd LM in kg zungsfutterdem Pferd mittel angeboschnell Energie leichte Arbeit mittlere Arbeit schwere Arbeit DE (MJ) DXP (g) DE (MJ) DXP (g) DE (MJ) DXP (g) ten. Einige Pferliefert. Die dehalter setzen Höchstmenge 400 60 300 75 375 81 405 diese Futtermitvon 20 % sollte 500 70 350 87 435 96 480 tel (50 % Rohkeinesfalls 600 80 400 100 500 110 550 fett) bis zu 10 % überschritten 700 90 450 110 550 125 625 des Krippenfutwerden, weil es VeredlungsProduktion 2/1999 Tab. 5: Faustzahlen für Sportpferde DXP (g) : DE (MJ) 5 : 1 Ca : P 1,5 bis 2 : 1 mind. 1 kg Rauhfutter/100 kg LM ters ein und erzielen damit gute Erfolge. Die Pferde fressen das Fett sehr gern, da es einen süßlichen Geschmack hat. Es wird in pulverisierter Form angeboten und ist so leicht unter die Ration zu mischen. Dieses Fett hat einen sehr niedrigen Schmelzpunkt und wird daher teilweise schon im Maul verflüssigt. Dies führt zu einer guten Resorption (Verdauung) im Dünndarm. Fette mit einem höheren Schmelzpunkt, wie z. B. Rindertalg, verflüssigen sich nicht und werden damit nur in geringem Umfang resorbiert. Abb. 1: Heurauffe mit Rollo zur Regulierung der Grundfutteraufnahme; daneben Futterschale des Kraftfutterautomaten Beim Pferd dürfen diese schwer verdaulichen Fette auf keinen Fall eingesetzt werden, da sie im Dünndarm nicht ausreichend abgebaut werden und ein großer Teil in den Blinddarm gelangt. Die hier angesiedelten Mikroorganismen werden stark gestört und es kommt zu Durchfall oder Kolik. Pro Mahlzeit darf die Fettmenge (aus Fetten oder Ölen) nicht zu groß sein, da beim Pferd der Gallensaft nicht in einer Gallenblase gesammelt, sondern kontinuierlich in kleinen Mengen in den Dünndarm abgegeben wird. Mit Hilfe des Gallensaftes emulgieren die Fette, d. h. sie werden in kleine Tröpfchen 41 Futtermittel Stroh Heu im Ährenschieben Heu Blüte Heu Ende Blüte Maissilage DE (MJ) DXP (g) 4,6 8,6 8 6,8 3,2 7 70 60 46 14,8 gespalten. Bei zu großen Fettmengen reicht die Gallenflüssigkeit nicht aus, das Fett gelangt teilweise unverdaut in den Dickdarm. Dies führt zu Verdauungsstörungen. In der Praxis sollten 400 g pro Tag und Großpferd nicht überschritten werden, um eventuelle Langzeitschäden zu vermeiden. Kraftfutter und Grundfutter aufeinander abstimmen Brauchen die Pferde bei höherer Leistung große Kraftfuttermengen pro Tag, so muß diese unbedingt auf möglichst viele kleine PortioTab. 7: Optimal-Rationen für Sportpferde 500 kg LM Futtermittel Stroh (kg) Heu (kg) Hafer (kg) Öl (g) Mineralfutter (g) * Vitamin top E (g) E 3 6 0,5 50 50 15 (E) 3 5 1 50 50 15 lA 3 5 2 100 45 20 mA 3 5 3 200 45 35 SA 3 5 5 300 45 50 700 kg LM Futtermittel Stroh (kg) Heu (kg) Hafer (kg) Öl (g) Mineralfutter (g) Vitamin top E (g) E 3 6 1 50 80 20 (E) 3 5 2 50 80 20 lA 3 5 3,5 100 70 50 mA 3 5 5 200 70 60 SA 3 5 8 300 70 70 E = Erhaltung; lA = leichte Arbeit; mA = mittlere Arbeit; sA = schwere Arbeit *) Mischung mit 30.000 mg E und 16 mg SE Ein Pferd, das auf Erhaltung steht, sollte möglichst mit viel Rauhfutter gefüttert werden. Zum Vergleich wurde in allen Leistungsgruppen (E), lA, mA und sA; gleich viel Grundfutter gereicht nen pro Tag verteilt werden. Der Pferdemagen verloren, sondern der gesamte Elektrolythausist relativ klein, ist er zu voll, so kann der Mahalt wird gestört. Besonders stark sind die Vergensaft den Futterbrei nicht genügend durchluste an Chlor, Natrium und Kali. Drei bis vier säuern und damit Bakterien abtöten. Es kann Stunden vor dem Reiten sollte kein Kraftfutter, dann zu Koliken im Dickdarmbereich kommen. sondern nur noch Rauhfutter und Wasser anFür häufige Futtergaben kann der Einsatz von geboten werden. In den Pausen sollte getränkt Kraftfutterautomaten sehr hilfreich sein. Diese und wenn möglich Heu gegeben werden. sind im Handel erhältlich oder können selbst Für eine Rationsberechnung werden vergebaut werden. Mit Hilfe des Automaten kann schiedene Angaben über das Pferd benötigt, beliebig oft gefüttert werden, dies kommt dem besonders über Gewicht und Leistung. Der Ernatürlichen Freßverhalten der Pferde sehr enthaltungsbedarf ergibt sich aus dem gegen. Eine Technisierung ist auch bei der Gewicht des Pferdes. Wird der Teilbedarf für Rauhfuttergabe möglich, auf Abb. 1 sind eine Leistung (Tab. 3 und Abb. 2) dazugerechnet, Heuraufe mit Rollo und so ergibt sich der Gesamtdie Futterschale eines bedarf (Tab. 4). Bei der RatiAbb. 2: Für eine Stunde Arbeit Kraftfutterautomaten onsgestaltung spielt natürlich benötigt ein Pferd abgebildet. Beide Aunicht nur die Energie eine zusätzlich zur Erhaltung: tomaten werden über wichtige Rolle, sondern auch Zeitschaltuhr gesteudas Eiweiß: Energie - Verhältkg Hafer 9 ert. Das Argument, daß nis. Optimal ist für Sportpfer8 ein Futterautomat den de 5 g DXP: 1MJ DE (Tab. 5). 7 Kontakt zu den Pferden In gängigen Heu-Hafer-Ratio6 5 verschlechtert, halte nen oder Rationen mit den 4 ich nicht für richtig. meisten Mischfuttern liegt das 3 Denn wenn Sie mit Verhältnis im Bereich von 7: 1 2 dem Futter in die Box und ist damit viel zu weit. 1 0 kommen, sind Sie für Wichtig ist auch eine ausgeSchritt leichter mittlerer Galopp extreme Trab Trab Anstrengung das Pferd völlig uninterwogene Versorgung mit WirkTeilbedarf essant. Nutzen Sie die stoffen, wie z. B. Mineralstofeingesparte Zeit lieber, fen und Vitaminen. Auf deren um sich wirklich mit dem Pferd zu befassen. Bedeutung werde ich in einem gesonderten Auf keinen Fall darf das Grundfutter zu stark Artikel eingehen. zu Gunsten des Kraftfutters reduziert werden. Grundlage für die Rationsgestaltung ist das Die Menge von 1 kg Rauhfutter pro 100 kg LeGrundfutter. Hier gibt es große Schwankungen bendgewicht darf nicht unterschritten werden, bei den Inhaltsstoffen, die unbedingt berückum den Mikroben im Dickdarm optimale Besichtigt werden müssen (Tab. 6). Die Rationsdingungen zu geben. Besonders bei Pferden, ergänzung erfolgt über das Kraftfutter (Tab. 1) von denen Dauerleistungen verlangt werden und über passende Futterzusätze. (Military, Distanzreiten) spielt das Heu eine Ein Pferd, das auf Erhaltung steht, sollte mit ganz wichtige Rolle für die Regulierung des möglichst viel Rauhfutter gefüttert werden. Wasser- und Elektrolythaushaltes. Das Heu Zum Vergleich wurde in allen Leistungsgrupwird größtenteils von den Mikroben im Blindpen (E), 1A, mA und sA; gleich viel Grundfutter ■ darm verdaut. Dieser Vorgang dauert relativ gereicht. lange, es werden dabei ständig flüchtige Fettsäuren frei (Energielieferanten). Bei der Verbrennung von Energie entsteht Wärme, wie bei einem Motor wird davon nur Der direkte Draht etwa 1/3 in Bewegung umgesetzt. Die überDipl.-Ing. agr. O Lengwenat schüssige Energie muß abgeführt werden, Tel.: 0 51 38/29 93 dazu verdunstet das Pferd Wasser. Durch den Fax: 0 51 38/35 79 Schweißverlust geht aber nicht nur Wasser VeredlungsProduktion 2/1999 Sojaschrot – goldgelb oder braun? mmer wieder in den vergangenen Jahren sind wir von besorgten Landwirten gefragt worden, was zu tun sei, wenn die gelieferte Sojaschrotpartie eine bräunliche Farbe aufweise und nicht die „normale” goldgelbe. Gerade ältere Landwirte vermuten – aus Erfahrungen in den 50er und 60er Jahren – daß die braune Farbe ein Beleg für eine Übertoastung und damit für eine Proteinschädigung sei. I Alte Verarbeitungsverfahren der Sojabohnen kommt es dann, daß dennoch braunes Sojaschrot im Handel ist? Bis in die 60er Jahre wurden Sojabohnen in absetzig arbeitenden Anlagen verarbeitet. Das bedeutete, daß z. B. zum Toasten ein Behälter (Topf) mit entöltem Sojaschrot befüllt wurde und dann durch Dampfzufuhr solange erhitzt wurde, bis das Lösungsmittel vollständig entfernt war. Dabei passierte es hin und wieder, daß diese Toastung zu lange oder bei zu hoher Temperatur durchgeführt wurde mit der Folge, daß es zu chemischen Reaktionen (Maillard-Reaktion) kam, sichtbar an der dunklen Färbung (vergleichbar der Bräunung beim Braten von Fleisch) verbunden mit einer starken Proteinveränderung. Verständlich, daß damals jeder Landwirt penibel darauf achtete, daß sein Sojaschrot goldgelb und nicht braun war. 2. Herkunftsländer der Sojabohne und Schalenfarbe Während bis in die 70er Jahre die USA rd. 70 % der Welternte an Sojabohnen produzierten, lag in dieser Zeit der Anteil Südamerikas bei rd. 5 % (siehe Tabelle). In Europa wurden damals praktisch ausschließlich Sojabohnen und Sojaschrot aus den USA vermarktet, Sojabohnen, die eine helle Schale und ein helles Kernmaterial aufweisen und daher auch ein goldgelbes Sojaschrot liefern. Seit den 80er Heutige Verarbeitungsverfahren und Herkunftsländer der Sojabohne Gilt dieser Grundsatz: Vorsicht bei braunem Sojaschrot heute nicht mehr? Zwei wesentliche Änderungen sind dafür verantwortlich, daß in der Tat die „Warnung” vor braunem Sojaschrot heute nicht mehr gerechtfertigt ist. 1. Verarbeitungsverfahren Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre wurde weltweit bei der Verarbeitung der Sojabohne der kontinuierliche Produktionsprozeß eingeführt. Die Toastung erfolgt in einem fortlaufenden Prozeß, wobei sowohl die Verweildauer als auch die jeweilige Temperatur ständig kontrolliert und ggf. sofort nachreguliert wird. Ein unbeabsichtigtes „Übertoasten” ist damit praktisch ausgeschlossen. Wie VeredlungsProduktion 2/1999 US-Sojabohnen an der typisch goldgelben Färbung erkennbar Brasilianische Sojabohnen weisen häufig eine braune Schale auf und ergeben folglich ein dunklers Sojaschrot mit steigender Produktion in Südamerika auch immer häufiger – insbesondere im Frühjahr nach der Ernte in Südamerika – solches dunklere Sojaschrot auf den deutschen Markt kommt. Fazit Die Farbe des Sojaschrotes, ob goldgelb oder dunkler braun, läßt heute keine Rückschlüsse mehr auf die Qualität (Toastung) zu, sondern lediglich auf die Herkunft der Sojabohne. Die frühere, durchaus zutreffende Erfahrung, daß dunkles Sojaschrot einen Hinweis auf eine zu starke Toastung und damit auf eine Proteinschädigung zuläßt, trifft heute nicht mehr zu. Die dunklere Färbung kommt nicht von einer Übertoastung (Maillard-Reaktion) sondern rührt von der dunkleren Samenschale und dem dunkleren Kernmaterial her – insbesondere bei in Südamerika angebauten Sor■ ten. Weltproduktion an Sojabohnen in Mio. t 1960 Jahren ist der Anteil südamerikanischer Sojabohnen von 20 auf über 30 % der Welterzeugung gestiegen, damit kommen auch immer häufiger Sojabohnen und Sojaschrot aus Südamerika nach Europa. Und anders als in den USA werden in Südamerika überwiegend Sojabohnen mit dunkleren, braunen Schalen und dunklem Kernmaterial angebaut, so daß Fütterung Tab. 6: Energie- und Eiweißgehalt verschiedener Grundfuttermittel Weltproduktion 24 davon USA 15 davon Südamerika unter 1 1970 1980 1990 1997/98 41 30 2 80 48 18 104 52 29 152 74 50 73 5 60 22 50 28 49 33 Anteil an Weltproduktion in % USA Südamerika 63 4 Heimische Eiweißfuttermittel können Soja nicht voll ersetzen Rinderfütterung Entscheidend für den Futterwert von Ackerbohnen und Erbsen im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot in der Rinderfütterung ist zunächst der Eiweißgehalt. Sojaschrot hat 513 g Protein je kg Trockenmasse, die Futtererbsen dagegen nur 259 g und die Ackerbohnen 299 g. Darüber hinaus bestimmt die Abbaubarkeit des Rohproteins im Pansen die Menge an nutzbarem Protein (nXP) am Dünndarm. Mit steigender Milchleistung muß der erforderliche Anteil an unabFutterwert von Ackerbohnen, Erbsen und Sojaextraktionsschrot in der Rinderfütterung Trockenmasse Rohprotein nutzb. Rohprotein Abbaubarkeit Stärke NEL ME Rind (g in FM) g g % g MJ MJ Ackerbohnen Erbsen Sojaschrot NT 870 299 192 85 411 8,57 13,57 870 259 181 85 475 8,19 13,03 870 513 320 65 67 8,15 13,07 Ackerbohnen Erbsen Sojaschrot NT 870 14,39 299 19,1 6,1 10,5 2,6 1,6 6,7 0,18 6,4 870 15,49 259 18,0 6,4 9,3 2,3 0,9 4,8 0,23 6,0 870 14,83 513 32,9 15,4 20,6 6,7 3,1 7,0 0,23 9,2 in der Schweinefütterung Trockenmasse ME Rohprotein Lysin Methionin + Cystin Threonin Tryptophan Ca P Na Polyensäuren (g in FM) MJ g g g g g g g g g hohen Stärkeanteils nicht mithalten. Die Energiekonzentration der Erbsen liegt weit über den Ackerbohnen (mehr Stärke) und ist auch höher als beim Vergleichsfuttermittel Sojaschrot. Bei der Aminosäurenzusammensetzung fällt sowohl bei Ackerbohnen als auch bei Erbsen ein relativer Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren auf. Werden verschiedene Sorten bezüglich der wichtigen Inhaltsstoffe miteinander verglichen, so fällt auf, daß hier große Unterschiede bestehen, die teilweise zu großen Abweichungen zu gängigen Tabellen- baubarem Futterprotein steigen. Bei gegebener Grundfuttersituation müssen Futtermittel zum Einsatz kommen, die die Abbaubarkeit der Gesamtration senken und damit die Menge an nutzbarem Protein anheben. Für diese ausgleichende Wirkung ist Sojaextraktionsschrot sehr gut geeignet, während Ackerbohnen und Erbsen hier ihre Grenzen haben. Einsatzempfehlungen In einem Leistungsbereich bis (Orientierungswerte für Ackerbohnen und Erbsen in der Schweine25 kg Milch können daher Ackerfütterung [Prozentanteile in der Ration]) bohnen und Erbsen Sojaschrot Eiweißträger JungZuchtsauen Ferkel Mast weitgehend ersetzen. Darüber sauen tragend säugend hinaus sind Eiweißfuttermittel geAckerbohnen 20 10 15–20 5 15–20 fragt, die eine Abbaubarkeit von unter 70 Prozent aufweisen. Erbsen 20 10 20 5 20 Neben der Menge an nutzbarem Protein spielt die Schmackhaftigkeit eiwerten führen. Je genauer, bedarfsgerechter nes Eiweißfuttermittels eine entscheidende und damit umweltschonender nun gefüttert Rolle. werden soll, desto wichtiger ist die Kenntnis Hier wurden in den letzten Jahren sehr gute der tatsächlichen Nährstoffgehalte. Fortschritte bei der Pflanzenzüchtung geNur heimische Eiweißlieferanten in der Ramacht. Mittlerweile werden nahezu bitterstofftion werden vor allem bei jüngeren Tieren ein freie Sorten angeboten. geringeres Proteinansatzvermögen bedeuten Damit ist ein sehr entscheidendes Arguund selbstverständlich auch Umweltbelastunment gegen den Einsatz beim Wiederkäuer gen wie Mehrkosten. Eine Kompensation der gefallen. Die Futteraufnahme wird durch den anfänglichen Minderzunahmen in der EndEinsatz von Ackerbohnen oder Erbsen der mast führt normalerweise zur Verfettung. gängigen Sorten nicht mehr negativ beeinAckerbohnen und Erbsen enthalten unterflußt. schiedlich hohe Anteile an sogenannten „Antinutritiven Faktoren”, die sich je nach Konzentration negativ auf die Futteraufnahme, LeiSchweinefütterung stung und Gesundheit des Schweins auswirken können. In der Schweinefütterung erfolgt die notHierzu zählen Tannine, Lectine, Proteasewendige Eiweißergänzung normalerweise inhibitoren und hitzestabile Glucoside. ■ über Sojaschrot, Fischmehl beziehungsweise zur Umweltentlastung über den gezielten Zusatz einzelner Aminosäuren. Als Alternativen kommen Ackerbohnen und Erbsen in Frage. Die heimischen Körnerleguminosen haben jeDer direkte Draht doch Nachteile, die ihren Einsatz in der H.-G. Zens – Traunstein Schweinefütterung begrenzen können. Tel.: 08 61/7 09 80 Ackerbohnen enthalten etwa soviel Energie Fax: 08 61/70 98 50 wie Gerste, können also mit Sojaschrot trotz VeredlungsProduktion 2/1999 Büffelmilchproduktion in Italien Prof. Dr. Josef Eckl, 85350 Freising-Weihenstephan us Übersicht 1 geht hervor, daß Italiens Milchkuhbestand nicht einmal die Hälfte des bundesdeutschen Bestandswertes erreicht. Leistungsmäßig besteht zwischen der Bundesrepublik und Italien ein leichtes Gefälle. Daß die Milchviehhaltung in Italien regional sehr unterschiedlich strukturiert und leistungsfähig ist, hängt sicherlich mit den stark differierenden Produktionsvoraussetzungen vom Norden bis zum Süden des Landes zusammen. Vom gesamten Milchviehbestand Italiens, d. h. sämtlichen statistisch erfaßten Kühen, entfallen alleine rund 35 % auf die beiden norditalienischen Regionen Lombardei und Emilia Romagna. In diesen Regionen wird A Übersicht 1: Milchkuhbestände und Durchschnittsleistungen in Italien und Deutschland Bezeichnung Milchviehbestand (Mio. Kühe) Durchschnittsleistung (kg Milch/Kuh u. Jahr) Italien Deutschland 2,125 5,185 4 900 5 520 nicht nur auf konventionelle Art Milch produziert. Eine Spezialität ist sicherlich die Büffelkuhhaltung, deren Milch zu Mozzarella verarbeitet wird. Mozzarella aus Büffelmilch Alleine in der Region Lombardei haben sich vier bis fünf Landwirtschaftsbetriebe auf die Büffelmilcherzeugung spezialisiert. Büffelmilch wird hauptsächlich verarbeitet zu „BüffelMozzarella”, einer Spezialität des gleichnamigen Käses. Der besuchte Betrieb Massari in Izano bewirtschaftet rund 90 ha LF und hält insgesamt etwa 500 Büffeltiere, wobei 160 Büffelkühe zum Zeitpunkt des Besuches, das heißt im Mai 1998, gemolken wurden. Eine Büffelkuh hat ein vergleichsweise niedriges Jahresdurchschnittsgemelk von weniger als VeredlungsProduktion 2/1999 3000 kg Milch. Büffelmilch ist allerdings ausgesprochen fettreich. Der Durchschnittsfettgehalt im Betrieb Massari lag bei 8,5 % bei einer Streuung von 7 bis 15 %. Etwa zwei Drittel der Büffelmilch wird an eine spezielle Molkerei verkauft, ein Drittel als Büffel-Mozzarella auf dem Betrieb direkt abgesetzt. Der Auszahlungspreis für Büffelmilch wurde mit rund 2,30 DM je Liter angegeben. Auch junge Mastbüffel können relativ gut abgesetzt werden zu Preisen um 4,– DM je Kilogramm Lebendmasse. Allerdings kalben Büffelkühe im Schnitt nur alle zwei Jahre ab. Problematisch gestaltet sich dagegen der Verkauf der Alttiere, die aufgrund des zähen Fleisches kaum abgesetzt werden können. Büffelkühe werden bis zu 20 Jahre alt. Die Aufstallung der Büffelkühe erfolgt im Betrieb Massari sehr einfach. An einen zentralen, überdachten Futtertisch grenzen links und rechts zwei Laufhöfe an. An diese wiederum schließen sich Offenfront-Liegehallen an. Gefüttert wird ganzjährig mit Heu, Maissilage und gepreßtem Maisstroh; im Sommer kommt Frischfutter hinzu. In einer der beiden Liegehallen ist ein Fischgrätenmelkstand (2 x 10 Melkzeuge) untergebracht mit anschließendem Maschinen- und Milchlagerraum. Der Melkstand ist mit einer Abnahmeautomatik sowie Glasrecordern zur Gemelkserfassung ausgestattet. 2 bis 3 Personen erledigen die Melkarbeit. Hervorgehoben wurde mehrmals der geringe Keimgehalt der Büffelmilch. Im 2 x 10 Fischgrätenmelkstand werden die Büffelkühe auf dem Betrieb Massari gemolken Schlußfolgerung Die aufgezeigte Nische in der Milchproduktion und -verwertung ist sicherlich nicht übertragbar auf die Verhältnisse in anderen Ländern der Europäischen Union. Sie zeigt aber, daß sich durch eine durchdachte, gut organisierte und regional orientierte Spezialproduktion lukrative Absatzmöglichkeiten schaffen lassen. Dies gilt sowohl für die landwirtschaftlichen Ausgangserzeugnisse als auch die hergestellten Fertigprodukte. Der besuchte Betrieb verfügte über eine moderne, gut ausgestattete Melktechnik. Zum Standard gehört praktisch in allen größeren norditalienischen Betrieben eine technische Vorrichtung zur Milchmengenerfassung, um einen ständigen Überblick über die Leistung der Herde zu gewährleisten. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen sind die Betriebe in der Regel mit einer Abnahmeautomatik im Melkbereich ausgestattet. Betriebsreportage Die Grenzen für Bohnen An den befahrbaren, überdachten Futtertisch grenzen zu beiden Seiten die Laufhöfe für die Büffelkühe 45 Biotechnologie birgt Chancen und Gefahren – Erfolgreiche Markteinführung gentechnisch veränderter Lebensmittel braucht „Kultur der Transparenz” – Neuer Ansatz für die Industrie: „Wegbegleiter für gesunde Menschen” Friederike Krick, 56329 St. Goar ie heftige Diskussion um Für und Wider der Gentechnik sollte nicht darüber hinweg täuschen, daß Forschung und Wissenschaft längst Fakten geschaffen haben. „Die Biotechnologie ist dabei, den gleichen Stellenwert für technische Innovationen einzunehmen, wie Chemie und Physik dies in der Vergangenheit bereits erreicht haben,” lautete eine der Grundsatzaussagen von Dr. Michael M. Oelck, AgrEvo Frankfurt, anläßlich einer AgrEvo-Informationsveranstaltung zum Thema „Biotechnologie in der Landwirtschaft”. Schon heute sind 47 verschiedene gentechnisch veränderte ZusatzTo t a l s c h a d e n Verarbeitungsstoffe durch Maiszüns- und lerlarven im Mais- auf dem Markt. 1997 wurstengel den weltweit 13 Millionen ha Nutzfläche mit gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut. Und man geht davon aus, daß im Jahr 2000 kaum noch gentechnisch unveränderte Nutzpflanzen zu finden sind. Und dies durchaus zum Segen der Menschheit, wie folgendes Beispiel zeigt: Mehr als 2,2 Milliarden Menschen sind weltweit täglich auf Reis als Grundnahrungsmittel angewiesen. Schon heute reicht die gegenwärtige Jahresernte von 562 Millionen Tonnen Reis nicht aus, um diese Menschen satt zu machen. Und es werden täglich mehr. Prognosen gehen davon aus, daß sich die Weltbevölkerung in den nächsten 50 Jahren verdoppeln wird. Mit Hilfe der Gentechnik ist es gelungen, Reissorten zu entwickeln, die sich D 46 selbst vor den Larven des gelben Stengelbohrers – ein Schädling, der jährlich 20–25 Millionen Tonnen Reis vernichtet – schützen. Allein durch diese Entwicklung könnten zukünftig ca. 100 Millionen Menschen mehr ernährt werden, so die Aussage von Dr. Kristina Sinemus von der Genius GmbH, Darmstadt. Trotz beeindruckender Einzelbeispiele: Den Hunger der Welt mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu stillen – das ist, so widersprüchlich dies auch klingen mag, das vielleicht schwächste Argument für die Biotechnologie. „Nicht die Menge der Lebensmittel ist das Hauptproblem, sondern die fehlende Kaufkraft in vielen Ländern der Welt,” äußerte dazu Professor Dr. Hans Günter Gassen von der Technischen Universität Darmstadt. Schon heute könnte man das 5fache an Lebensmitteln allein durch die effektivere Nutzung konventioneller Anbauverfahren erzielen. Verhindert würde dies allein durch undemokratische Machtverhältnisse in den vom Hunger betroffenen Regionen. Impfprophylaxe mit der „Cholera-Banane” Die große Chance für die Gentechnik sehe er vielmehr in der Kreation gesundheitserhaltender und funktioneller Lebensmittel. „Die Suche nach neuen Therapiemöglichkeiten im medizinischen Bereich, etwa bei der artenübergreifenden Transplantation, werden zunehmend die moderne Tierzucht beeinflussen,” so Gassen. Und eine in die normalen Ernährungsgewohnheiten eingebundene Impf-Prophylaxe – Stichwort „Cholera-Banane” – biete große Chancen vor allem für die Menschen unterentwickelter Länder. Genuß ohne Reue – die Gentechnik macht‘s möglich In den reichen Industrienationen eigneten sich gentechnisch veränderte Produkte zur Befriedigung anders gelagerter Ernährungsbedürfnisse. Mehr essen, ohne dick zu werden – mit gentechnisch veränderten Fettsäuremustern machbar. Die Lebensmittelindustrie zeige an solchen Entwicklungen Interesse, denn ein höherer täglicher KalorienVerbrauch bedeute schließlich ein Mehr an Umsatz. Einen großen Wachstumsmarkt sehe er im Bereich der funktionellen Lebensmittel, die als Teil der Ernährung positive, gesunderhaltende Funktionen aufwiesen. Für die Industrie als „Wegbegleiter gesunder Menschen” erwachse aus diesem Ansatz eine völlig neue Marktpolitik und damit eine zunehmende Verknüpfung von Industrie und Lebensmittelproduktion. Joghurtbecher aus der Pflanzenfabrik Wirtschaftlich interessante Möglichkeiten bietet der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen der zweiten Generation, wie z. B. die Herstellung von Bio-Kunststoffen und FaserVerbundwerkstoffen aus Pflanzen. Die Pflanze kann sich zu einem effizienten und ressourcenschonenden Rohstofflieferant entwickeln, VeredlungsProduktion 2/1999 und Bioplastik könnte einen wichtigen Beitrag zum globalen Umweltschutz leisten. Auch Stärkeprodukte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Genforschung versucht, typische Stärkepflanzen wie Kartoffeln, Mais und Weizen mittels gezielter Eingriffe in die Erbsubstanz so zu modifizieren, daß diese bereits auf dem Feld Stärken mit genau den Eigenschaften produzieren, wie sie zur Weiterverarbeitung gebraucht werden. Von der Isolation eines Gens bis zur Einführung eines solchen Marktproduktes vergehen bis zu zehn Jahre. Erste maßgeschneiderte Stärken aus dem AgrEvo-Programm sollen ab 2003 auf dem Markt verfügbar sein. Ist Gentechnik kalkulierbar? „Gentechnik ist kein Unfall! Bei transgenen Pflanzen handelt es sich vielmehr um die am Mit Hilfe der Gentechnik können auch maßgeschneiderte Stärken für die Herstellung von Bio-Kunststoffen entwickelt werden besten kontrollierten Nahrungsmittel, über die wir derzeit verfügen,” lautet die Antwort von Dr. Hermann Harms, AgrEvo Düsseldorf, auf die Frage, ob Gentechnik kalkulierbar sei. Weniger optimistisch werde dies von Verbraucherseite eingeschätzt, so die Aussage von Gerd Spelsberg von der Verbraucher-Initiative e.V. Auch wenn derzeit keine gesicherten Kenntnisse über gesundheitliche Risiken vorlägen, habe sich als Folge zurückliegender „Skandale” und Krisen ein tiefes, weitverbreitetes Mißtrauen gegenüber Wissenschaft, Lebensmittelindustrie und Gesetzgeber entwickelt. Der Risikovorbehalt vieler Verbraucher gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln sei Ausdruck dieser allgemeinen Vertrauenskrise. Die Entscheidung, welche Risiken noch akzeptabel seien und welche nicht, dürfe deshalb nicht der Wissenschaft allein überlassen werden, sondern bedürfe der gesellschaftlichen Vereinbarung, so Spelsberg weiter. Fazit Die Biotechnologie ist ein Meilenstein in der Produktion von Lebensmitteln und sie ist Fakt. Die Vorteile einer ertragreichen, umweltverträglichen und ressourcensparenden „Pflanzenproduktionsindustrie” können auch von den Gegnern der Gentechnik nicht weg diskutiert werden. Gentechnik ist aber auch keine Hexerei, sondern ein innovatives Instrument, mit dem die traditionellen Ziele der Landwirtschaft „Qualitätsverbesserung” und „Ertragssteigerung” angestrebt werden. Wird sie diesem Anspruch in der Praxis gerecht, dürfte in der gesamten Agrarwirtschaft mit allzu großen Akzeptanzproblemen nicht zu rechnen sein. Forschung Gentechnik ist Fakt Verbraucher wollen Entscheidungsfreiheit Die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel sei in diesem Zusammenhang das wichtigste Instrument für die Verbraucher, einstellungs- und wertekonforme Entscheidungen treffen zu können. Die nun in Kraft getretene Novel Food-Verordnung werde diesen Anforderungen noch nicht gerecht. Obwohl im Verlauf ihrer Erzeugung und Herstellung gentechnische Verfahren eine Rolle gespielt hätten, sei ein großes Spektrum von Lebensmitteln und -zutaten nicht kennzeichnungspflichtig, da sie entweder aus dem Regelungsbereich der Verordnung ausgenommen seien oder eine gentechnische Anwendung als nicht nachweisbar gelte. „Vor dem Hintergrund der vielschichtigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um gentechnische Anwendungen bei Lebensmitteln kann die Markteinführung entsprechender Produkte aber nur in einer Kultur der Transparenz stattfinden”, so die Meinung von Spelsberg. In den USA und England ist bereits Tomatenmark aus gentechnisch veränderten Tomaten auf dem Markt Die Verbraucher nehmen dagegen – zumindest in Europa – eine zumeist ablehnende Haltung gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln ein. Aufgabe der Industrie und des Gesetzgebers ist es, noch vorhandene Transparenzlücken in der Risikodiskussion zu schließen. Nur über eine umfassende und kontrollierbare Kennzeichnungspflicht wird der Verbraucher in die Lage versetzt, wirklich freie Kaufentscheidungen zu treffen. Präsentiert sich dann die als solche gekennzeichnete GenTomate im Supermarktregal größer, röter, aromatischer, frischer und länger haltbar als ihre konventionell angebaute Konkurrentin, dann hat sie immerhin gute Chancen, als gesundes Produkt akzeptiert zu werden. Und schließlich war es bislang noch häufig so, daß Akzeptanz langfristig auch über den Preis zu haben ist. ■ 47 Junge Landwirte suchen das Gespräch mit dem Verbraucher Die Studierenden des 3. Semesters der Landwirtschaftsschule Schrobenhausen gehen mit zahlreichen Aktionen offen auf die Verbraucher zu. Sie wollen z. B. durch Informationsstände auf dem Wochenmarkt, durch Tage der offenen Tür in landw. Betrieben usw. mit Verbrauchern ins Gespräch kommen über moderne Landwirtschaft. Die angehenden Landwirte wollen nicht mehr länger den Medien, die z. T. in reißerischer und sehr negativer Form über Landwirtschaft berichten, das Feld überlassen. Sie suchen das Gespräch mit dem Verbraucher, um das falsche Bild von Landwirtschaft richtig zu stellen. Ein nachahmenswertes Beispiel. ■ Betr.: Leserumfrage Zunächst möchten wir den vielen Lesern, die sich bisher an der Umfrage aus Heft 1/99 beteiligt haben, recht herzlich danken. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen und es gehen auch immer noch Antworten ein. Die Ergebnisse und auch die Gewinner der Computer-Programme werden im nächsten Heft veröffentlicht. Wir bitten noch um etwas Geduld. Neue Broschüren Die American Soybean Association (ASA) hat neues Informationsmaterial über die Verwendung von Sojaschrot und die technischen Verwendungsmöglichkeiten von Sojaprodukten herausgegeben. Interessenten können diese Broschüren kostenlos anfordern bei: American Soybean Association, Alsterufer 28, 20354 Hamburg, Telefon: 0 40-4 13 45 50-0, Telefax: 0 404 13 45 50-8, Stichwort genügt: ■ Sojaschrot in der Legehennenfütterung ■ Sojaschrot in der Broiler- und Putenmast ■ Pansengeschütztes Sojaschrot für hohe Milchleistung ■ Technische Verwendungsmöglichkeiten von Sojaprodukten Neue FuttermittelVerordnung Im März 1999 wurden im Bundesgesetzblatt die neuen Bestimmungen des Futtermittelrechts veröffentlicht. An dieser Stelle sollen nur die für Eiweißfuttermittel wichtigsten Neuregelungen kurz aufgeführt werden. 1. Vereinfachte Deklaration Bei den mengenmäßig wichtigsten Eiweißfuttermitteln (Sojaschrot, Rapsschrot, Sonnenblumenschrot, Leinschrot) muß jetzt nur noch der Gehalt des Rohproteins auf dem Lieferschein bzw. Sackanhänger angegeben werden. 2. Der Wassergehalt muß nur noch angegeben werden, wenn er 14 % überschreitet. 3. Der Begriff „Normtyp” wird – nicht nur bei Eiweißfuttermitteln – ersatzlos aus dem Futtermittelrecht gestrichen. Diese Neuregelungen sollen den innereuropäischen Warenverkehr erleichtern. Für Futtermittelkäufer bedeutet die weitere Liberalisierung des Futtermittelrechtes aber auch, daß es noch wichtiger wird, beim Kontraktabschluß oder beim Futtermittelkauf nicht nur den Preis je 100 kg sondern auch die Qualitätsanforderungen genau festzulegen. ■