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01. 2014 | 66. Jahrgang | W&B & WIRTSCHAFT BERUF Zeitschrift für berufliche Bildung TALENTMANAGEMENT WERTE ALS ERFOLGSGARANTEN HR-Visionen auch leben TALENTMANAGEMENT UND PRAXIS Ergebnisse einer Umfrage DIVERSITY IM MITTELSTAND Grenzen überschreiten Thema Talentmanagement ,Mia san Krones’ Employer Branding für Konzerne ist wahrlich eine Mammutaufgabe. Wie schafft man für ca. 12.000 Mitarbeiter eine „unterscheidbare, authentische, glaubwürdige, konsistente und attraktive Arbeitgebermarke“? Tobias Hurrle Ist da etwas, das den Schweißer Heiko aus Neutraubling mit dem Servicetechniker Marcelo in Brasilien oder der Einkäuferin Maggi aus China verbindet? Ist da mehr als das Krones-Signet auf der Lohnabrechnung? Wenn man sich mit dieser Forschungsfrage dem Krones-YouTube-Kanal nähert, muss man die ersten Indizien nicht lange suchen (Link: http:// www.youtube.com/kronestv). Gleich beim ersten Aufruf werden alle Besucher von einem Mitarbeitervideo begrüßt. Im Clip sieht man lachende Krones-Mitarbeiter, die zu beschwingter Musik für die Kamera posieren. Klingt kitschig, ist es aber nicht. Die Mitarbeiter wirken echt, das Lächeln ist nicht aufgesetzt, sondern natürlich, und die sicher anstrengende Arbeit auf der Weltleitmesse steht den Menschen nicht ins Gesicht geschrieben. Was der interessierte Besucher hier lernen kann: Krones versteckt seine Mitarbeiter nicht, sondern stellt sie selbstbewusst in die erste Reihe. Das hat sicher etwas mit Wertschätzung zu tun, die sich auch im Titel des Videos „It’s our people who make the difference“ ausdrückt. Des Weiteren dürfen Menschen bei Krones Menschen sein. Kein Corporate-Attitude-Komitee hat Mitarbeiter nach Hautfarbe, Sitz der Krawatte und einwandfreiem Hochdeutsch gecastet. 32 Wirtschaft und Beruf 01 . 2014 Apropos Hochdeutsch. An dieser Stelle muss unbedingt von Birgit Hahn berichtet werden. Die Krones AG kokettiert nämlich gerne mit der oberpfälzischen Herkunft des Unternehmens. Frau Hahn ist sozusagen inoffizielle Botschafterin des Krones-Service. Und als solche hörbar in Bayern daheim, aber selten zu Hause. Für die Jobs im Service sucht Krones „Tüftler mit Reisepass“. Meist junge, gut ausgebildete Menschen, die bereit sind, viele Tage im Jahr in fernen Ländern auf Montage zu sein – kein Job für jedermann, aber eben für „Kronesen“ vom Schlage einer Birgit Hahn. In schönstem Oberpfälzisch kann man erfahren, wie man sich fühlt, wenn einem in Russland der Pass weggenommen wird (kein Trauma, sondern eher eine Anekdote für Birgit Hahn), wie man dem Jetlag wirksam vorbeugt (kennt Birgit Hahn nicht), wie man souverän als „Lady Boss“ in Taiwan agiert (einfach Birgit Hahn sein) und vieles mehr. Die Videos sind überaus unterhaltsam, die Fangemeinde vergleicht sie mit Erwin Pelzig, und unter einem ihrer Videos steht ein aufschlussreicher Kommentar des YouTube-Nutzers „martindustrial“: „Mir gefällt die Art und Weise, wie KRONES sich in den diversen Netzwerken präsentiert. Einfach authentisch und nicht aufgesetzt. Freue mich über jedes Video. Egal ob es Technik- Thema Talentmanagement Der Erfolg von Krones beruht auf einigen wenigen, jedoch wesentlichen Strategien: Spezialwissen im Maschinenbau und in den Abnehmerbranchen, technischer Vorsprung durch ständige hohe Aufwendungen in Forschung und Entwicklung, Fertigung mit modernsten Anlagen und nach hohen Qualitäts normen sowie weltweiter Service rund um die Uhr und hohe fachliche Qualifikation wie Motivation der Mitarbeiter. Mehr als 2.750 eingetragene Patente und Gebrauchsmuster belegen das Innovationspotential des Unternehmens. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 11.963 Mitarbeiter. Rund 90 % der produzierten Maschinen gehen ins Ausland. Der Konzernumsatz 2012 betrug 2,664 Mrd. Euro. Zum Konzern gehören neben der Krones AG (M-DAX) die Tochter Kosme (Maschinen für den niedrigen Leistungsbereich) sowie rund 80 Vertriebs- und Serviceniederlassungen. themen oder Unternehmensthemen sind. Mir hat es sehr gut in Neutraubling und auch in Franklin gefallen! Grüße aus Norddeutschland.“ Da ist es wieder: „authentisch und nicht aufgesetzt“ – solch eine Wortmeldung muss den Verantwortlichen bei Krones die Freudentränen in die Augen treiben. Ganz so emotional wird Charles Schmidt nicht, wenn man ihn auf die Bewegtbildstrategie seines Hauses anspricht. Charles Schmidt ist Corporate Social Media Officer und Head of Creations bei der Krones AG. Bereits 2004 übernahm Charles Schmidt die Gruppe „Creations“ innerhalb der Konzernkommunikation. Seine Meriten als KronesGeschichtenerzähler verdiente sich der gelernte Elektrotechniker ab 1989 durch die Produktion von über 700 Image-, Produkt- und Schulungsfilmen. Ab 2008 stellte Schmidt mit seinem Team das Bewegtbildportal krones.tv auf die Beine. Ende 2009 begann man sich in Neutraubling intensiv mit dem Thema Social Media zu beschäftigen. Bereits Anfang 2010 starteten die ersten Social-Media-Kanäle der Krones AG. Sie waren echtes Neuland für den Bereich B2B Social Media – bis dato hatte sich kaum ein deutsches B2B-Unternehmen auf Facebook, Twitter, YouTube und Co. verirrt. Und Charles Schmidt war einer der Ersten, die sich „Social Media Officer“ nennen durften. „Was heute so spielerisch daherkommt, haben wir uns hart erarbeitet. Wir betreiben Bewegtbildkommunikation mit einem eigenen internen Team seit Mitte der achtziger Jahre; damals haben wir in erster Linie vertriebsunterstützende Filme auf VHS-Bändern bereitgestellt“, berichtet Schmidt. Er gibt auch ohne Umschweife zu, dass das Bewegtbildengagement im Haus nicht immer unumstritten war: „Heute fällt es uns natürlich leichter als früher, den Erfolg unseres Engagements sichtbar zu machen. Auf Plattformen wie YouTube und Facebook erhalten wir belastbare Kennzahlen zu jedem Video und haben zum Beispiel mittlerweile über eine Million Abrufe unserer Videos gezählt.“ Nun gibt es im Krones-YouTube-Kanal neben hunderten Produktvideos auch 85 Videos mit Karriereinhalten quer durch alle Berufsgruppen. Viel Resonanz erhält die Krones AG auch bei Videos aus dem Bereich Ausbildung. Ähnlich wie bei Birgit Hahn gibt es auch hier Protagonisten, deren Geschichte über mehrere Videos hinweg erzählt wird. Schmidt bezeichnet diese Micro-Serien gern als „Webisodes“. Mit dabei ist z. B. Maxine Abeska, die gemeinsam mit über 100 jungen Menschen am 1. September 2010 ihre Ausbildung bei der Krones AG begann. Die angehende Industriekauffrau berichtet unter anderem aus selbst gefilmter Per- 01 . 2014 Wirtschaft und Beruf 33 Thema Talentmanagement Krones Worldwide Der Frage, was die Menschen bei Krones weltweit ausmacht, können Besucher auf dem „Krones Blog“ selbst nachgehen. Bei einem Streifzug über die Weltkarte der Krones AG kann man Mitarbeiter aus aller Welt und ihr Arbeitsumfeld bei Krones, aber auch ihre persönlichen und privaten Vorlieben kennenlernen. Weltkarte mit Mitarbeitervideos von zahlreichen Standorten auf dem „Krones Blog“ (blog.krones.com/krones-worldwide/) spektive über ihren ersten Tag. In der Serie wurden über die Jahre hinweg weitere Stationen der Ausbildung der 19-Jährigen dokumentiert. Für Charles Schmidt sind diese Webisodes „eine gute Mischung zwischen Authentizität und professioneller Produktion, die laut YouTube Insights auch genau die Zielgruppe der Auszubildenden trifft.“ Neben den unterhaltsamen Mehrteilern gibt es Berufsportraits mit Service-Charakter. In der Serie „Ausbildungsberufe bei der Krones AG“ werden Berufsbilder und mögliche Einsatzorte konkret vorgestellt. Für angehende Auszubildende ist das wie ein kleiner Schlüssellochblick ins Unternehmen; sie können erspüren, wie es sich anfühlen könnte, Mechatroniker bei Krones zu sein. Social Media durch Führungskräfte und Mitarbeiter auf breiter Front mittragen Was bleibt also im Kopf nach einem Streifzug durch die bewegte Employer-Branding-Welt von Krones? Unzählige „Kronesen“ mit all ihren Facetten. Menschen mit Dialekt, Herkunft und Haltung. Kollegen jung und alt von Neutraubling bis Taicang. Die schiere Anzahl der Markenbot- 34 Wirtschaft und Beruf 01 . 2014 schafter, die Routine, mit der auch in Produkt videos Mitarbeiter auftreten – hier wird die „Dialogstärke“ von Krones erfahrbar. Für Schmidt kann ein Unternehmen in Social Media nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter das Engagement auf breiter Front mittragen. Daher gilt es die Kollegen mitzunehmen, einzubinden, neue Talente zu entdecken und zu „Markenbotschaftern“ zu machen. Dabei bleiben die „Kronesen“ Menschen „wie du und ich“ und stellen nichts Außergewöhnliches dar. Vielleicht ist diese Selbstverständlichkeit der Grund, warum die Krones-Arbeitgebermarke sich vom Wettbewerb abhebt. Die eine oder andere Arbeitgebermarke nimmt den „War for Talents“ allzu wörtlich. Da werden Marketingfachleute in Stellung gebracht, die Employees zum „Testimonial der Employer Value Proposition“ machen, und die „Corporate Attitude“ wird so „politically correct“ in Szene gesetzt, dass kein bisschen Originalität mehr übrig ist. Das alles wirkt bei Krones unverkrampft und selbstverständlich. Bestimmt nicht ohne den großen Plan im Hinterkopf, aber vielleicht manchmal ohne Drehbuch und Casting. Vielleicht braucht man dazu 20 Jahre Erfahrung und einen Vorstand, der „Dialogstärke“ in die Kernwerte des Unternehmens schreibt. Vielleicht ist es aber auch einfach ein unaufgeregtes „Mia san Krones.“ Thema Talentmanagement Tobias Hurrle ist bei LINGNER.COM innerhalb der Geschäftsleitung für den Bereich Kreation und Konzeption verantwortlich. LINGNER.COM berät überwiegend B2B-Unternehmen wie z. B. Bilfinger SE und die Krones AG mit Fokus auf die Bereiche Social Media und digitale Identitäten. [email protected] Über die Krones AG Der Krones-Konzern mit Hauptsitz in Neutraubling, Deutschland, plant, entwickelt und fertigt Maschinen und komplette Anlagen für die Bereiche Prozess-, Abfüll- und Verpackungstechnik. Intralogistik, Informationstechnologie und Fabrikplanung sowie die eigene Ventilproduktion ergänzen das Produktportfolio des Unternehmens. Täglich werden Millionen von Flaschen, Dosen und Formbehältern mit Krones-Anlagen „verarbeitet“, vor allem in Brauereien, der Soft-Drink-Branche sowie bei Wein-, Sektund Spirituosenherstellern, aber auch in der Nahrungs- und Genussmittel- sowie der chemischen, pharmazeutischen und kosmetischen Industrie. Krones hat sich seit seiner Gründung 1951 über den klassischen Maschinen- und Anlagenbau weit hinaus entwickelt. Das Unternehmen ist zum „Rund-um-Partner“ für seine Kunden geworden. Maschinenbau, Anlagen-Knowhow, Verfahrenstechnik, Mikrobiologie und Informationstechnik wurden dabei harmonisch miteinander verbunden und optimiert. Heute ist Krones das Synonym für „Systemtechnik“. o 01 . 2014 Wirtschaft und Beruf 35 Impressum Herausgeber: RA Jörg E. Feuchthofen Redaktion: RA Jörg E. Feuchthofen Ahornweg 68, 61440 Oberursel Tel.: +49 (0) 173 / 691 58 38 Fax: +49 (0) 61 71/ 28 49 56 E-Mail: [email protected] RAin Charlotte B. Venema Deuil-La-Barre-Straße 60a, 60437 Frankfurt Tel.: +49 (0) 172 / 655 54 10 E-Mail: [email protected] Fachredakteur „Bildung im Netz“ Dr. Jochen Robes Siebenbürgenstraße 6, 60388 Frankfurt Tel.: +49 (0) 173 / 308 29 25 E-mail: [email protected] Fachredakteur „Lernende Organisationen“ Karlheinz Pape Hauptstraße 109, 91054 Erlangen Tel.: +49 (0) 91 31 / 81 61 39 E-Mail: [email protected] Korrespondent Schweiz Prof. Dr. Stefan C. Wolter Swiss Coordination Centre for Research in Education Entfelderstrasse 61, CH-5000 Aarau E-Mail: [email protected] Ständige Rubriken: Forschungswerkstatt des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) und Bildungs- und Berufsberatung des Deutschen Verbandes für Bildungs- und Berufsberatung e.V. (dvb) Verlag, Anzeigen und Abonnentenbetreuung: ZIEL GmbH, W&B – Wirtschaft und Beruf Zeuggasse 7– 9, D-86150 Augsburg, Tel.: 08 21/ 420 99 - 77 Fax: 08 21/ 420 99 - 78 E-Mail: [email protected] Internet: www.w-und-b.com Es gilt Anzeigen-Preisliste Nr. 2, gültig ab 01.01.2012 Layout, Satz, Grafik und Druck: Friends Media Group GmbH Petra Hammerschmidt, Stefanie Huber Internet: www.friends-media-group.de Zitierweise: W&B – Wirtschaft und Beruf Bildnachweise: von den Autorinnen und Autoren, außer: Charlotte B. Venema (1, 23); Dirk Meissner (2); MEV (6 –7); DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (9); Max Schäfer (36, 38 – 39) Erscheinungsweise: Wirtschaft und Beruf erscheint 2-monatlich Einzelheft Print: 29,80 Euro zzgl. Versandkosten Einzelheft digital: 19,80 Euro im digitalen Flex-Abo Jahresabo Print: 99,– Euro zzgl. Versandkosten Jahresabo digital: 99,– Euro im digitalen Jahres-Abo Bestellungen über den Verlag oder Buchhandel. 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