Auslandsaufenthalt in Alicante (Spanien) Wintersemester 2008/09

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Auslandsaufenthalt in Alicante (Spanien) Wintersemester 2008/09
 Auslandsaufenthalt in Alicante (Spanien) Wintersemester 2008/09
Erfahrungsbericht
Vorbereitung
Als ich im März 2008 meine Zusage für ein Auslandssemester an der Uni Alicante bekam,
recherchierte ich sofort ein wenig im Internet über den Ort und die Universität. Da Alicante
nämlich nur meine dritte Wahl gewesen war, hatte ich mich bis zu dem Zeitpunkt noch nicht
allzu sehr darauf spezialisiert. Zum Glück ist die Homepage der Universität sehr
übersichtlich. Alle Informationen stehen in drei verschiedenen Sprachen zur Verfügung
(Valenciano, Spanisch und Englisch) und spezielle Informationen zu dem ErasmusProgramm der Uni findet man auch auf Deutsch.
Auf der Homepage findet man auch sehr viel Information zu Unterkünften. Ich habe mich, um
Zeit und Stress zu sparen, bei der Wohnungsvermittlung der Uni Alicante für ErasmusStudenten angemeldet. In einer Erasmus-WG zu wohnen ist hierbei das günstigste (200
Euro kalt im Monat). Außerdem ist eine Kaution von 280 Euro zu zahlen, von denen man 200
Euro zurück bekommt. Schnell wurde mir ein Zimmer in solch einer WG zugeteilt. Die
Vermieterin meldete sich auch sehr schnell bei mir und besprach meine Ankunft und
weiteres mit mir.
Im Nachhinein denke ich jedoch, dass es für die Verbesserung der Sprachkenntnisse (und
um ein wenig freier zu leben – dazu später noch) besser gewesen wäre, sich selbst eine WG
mit Einheimischen zu suchen. In Alicante gibt es viele günstige Übernachtungsmöglichkeiten
für die ersten Tage nach der Ankunft. An jedem Ort hängen Wohnungsanzeigen, durch die
man relativ leicht an ein eventuell sogar noch günstigeres Zimmer kommt. Wer jedoch eine
stressfreiere Anreise haben möchte und außerdem gerne ein paar internationale
Bekanntschaften machen will, ist in einer Erasmus-WG am besten aufgehoben.
In meinem Studiengang in Bremen habe ich sofort nach anderen Studenten gesucht, die
auch nach Alicante gehen sollten. Zu dritt haben wir schnell einen guten Überblick über all
das gehabt, was auf uns zukommt. Außerdem hatten wir das Glück, zufällig eine Studentin
kennenzulernen, die im letzten Jahr mit Erasmus in Alicante studiert hatte. Sie sagte uns,
welche Kurse sie belegt hatte, welche besonders interessant waren und vor allem welche ihr
anerkannt worden waren. In der Kursbelegung richteten wir uns größtenteils nach ihren
Vorschlägen und Erfahrungen.
Da die ersten zwei Wochen des Studiums in Alicante sehr locker ablaufen und es vor Ort
sehr viel Hilfe gibt, sind aus Deutschland vor der Abreise keine großen Vorbereitungen nötig.
Man sollte bloß vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt immer mal wieder auf der
Erasmus-Homepage der Universität Bremen schauen, wann die Informationsveranstaltungen
und Abgabefristen für alle wichtigen Formulare sind.
Kümmert euch um Online Banking, wenn ihr noch keines habt - das macht im Ausland
einiges leichter. Fragt bei eurer Bank nach, was man euch ansonsten noch für den
Auslandsaufenthalt empfehlen kann (Reisechecks etc.). Wenn ihr ein Handy mit Vertrag
habt, fragt nach den Kosten im Ausland und ob ihr den Vertrag eventuell still legen könnt –
1 das erspart euch einige unnötige Ausgaben. Vergesst nicht bei eurer Krankenversicherung
zu fragen, was für eine zusätzliche Versicherung im Ausland von Nöten ist.
Die preiswertesten Flüge gibt es von Ryan Air, direkt von Bremen nach Alicante. Hier ändern
sich die Preise jedoch fast täglich. Also immer aufmerksam die Homepage checken und
wenn es euch am günstigsten vorkommt, lieber zuschlagen bevor einige Tage später der
Preis nur noch steigt. Auch wenn viele Steuern etc. noch dazukommen, ist der Flug
letztendlich immer noch sehr preiswert. Kontrolliert mehrmals eure Angaben, da Ryan Air
gerne mal irgendwelche Felder für euch ankreuzt, die gar nicht nötig sind. Wichtig: Essen an
Bord ist nicht inklusive. Kleine Getränke kosten um die 2 Euro, Essen schon mal um die 4
Euro. Mitnehmen darf man übrigens nur 15 kg Reisegepäck und 10 kg Handgepäck (jeweils
nur eine Tasche!!!).
Anreise
Wenn ihr bereits eine Unterkunft habt, ist es ausreichend eine Woche vor Studienbeginn
anzureisen. Wenn ihr euch diesbezüglich erst vor Ort auf die Suche begebt, lieber eine
Woche mehr einrechnen.
Mein Hinflug verlief ohne Schwierigkeiten. Gegen 20 Uhr kam ich in Alicante an und nahm
mir ein Taxi - direkt zur Adresse der WG. Das kostete ca. 20 Euro. Wenn man sich später ein
wenig besser in der Stadt auskennt, sollte man jedoch um Geld zu sparen die Buslinie C-6
benutzen. Eine Fahrt kostet nur 1,20 Euro und es ist meist genug Platz für Gepäck
vorhanden. Für die Taxifahrt 20, die Busfahrt 35 Minuten Zeit einrechnen (Wichtig: der Bus
fährt nur jede halbe Stunde!!).
In der WG erwartete mich bereits meine Vermieterin. Sie kassierte direkt die erste Miete von
mir (also für solche Fälle immer genug Bargeld dabei haben!). Meine Mitbewohnerinnen
(zwei Finninnen und eine Französin) lernte ich nur kurz kennen, weil sie gerade auf dem
Weg in die Stadt waren. Ich rief sofort die beiden Kommilitonen an, die bereits vor Ort waren
- sie klärten mich schnell über alles auf, was nun noch zu organisieren war. Am nächsten
Tag meldete ich mich an der Uni an und bekam alle Unterlagen und eine Einladung zu einer
Einführungsveranstaltung drei Tage später. Der Rest der Woche stand mir also frei zur
Verfügung. In der Zeit kümmerte ich mich um eine spanische Sim-Karte für mein Handy. Hier
ist Happy Móvil (zu finden in The Phone House-Läden) sehr zu empfehlen. Diese Sim-Karte
kostet 20 Euro – Man hat jedoch auch die vollen 20 Euro als Gesprächsguthaben zur
Verfügung (Kosten: Ins deutsche Festnetz 12 – 20 Cent pro Minute, ins deutsche
Mobilfunknetz ca. 50 Cent, untereinander mit Happy Móvil gratis). Außerdem erkundigte ich
ein wenig die Uni und die Gegend.
Unterkunft
Wie bereits oben erwähnt, wohnte ich in einer WG mit drei anderen Erasmus-Studentinnen.
Die Wohnung war komplett möbliert. Mein Zimmer war das größte (ca. 16 qm) und verfügte
über ein 1,60 m breites Bett, einen großen Kleiderschrank und einen Schreibtisch, außerdem
ein großes Fenster direkt zur Straße, was nicht immer sehr angenehm war. Doch auch die
2 anderen Mädchen die ein Fenster zum Innenhof hatten, waren nicht besonders zufrieden.
Generell sind die Wände in den spanischen Häusern sowieso sehr dünn. Lautes
Babyschreien oder Klavierspielen war leider an der Tagesordnung. Wer also in Ruhe lernen
will, sollte dies lieber in der Uni-Bibliothek oder draußen in der Natur tun.
Sonst gab es in der Wohnung alles was das Herz begehrt. Auf unseren Wunsch kümmerte
sich der Vermieter auch um eine Internetverbindung, die jedoch sehr teuer war. Ihr solltet,
wenn es möglich ist, versuchen, selbst eine zu finden. Das kann um einiges günstiger
ausfallen. Ansonsten findet man auch an jeder Ecke ein Internetcafé, wo eine Stunde
zwischen 50 Cent und 1 Euro kostet.
Kurz nach meiner Anreise habe ich mit meinen Mitbewohnerinnen über allgemeines zur
Wohnung gesprochen. Empfehlenswert ist, einen Putzplan zu erstellen und gemeinsam
einkaufen zu gehen.
In der WG gab es einige Regeln, die von den Vermietern aufgestellt worden waren. Ab
Mitternacht durfte man keinen Lärm mehr machen. Bei den dünnen Wänden kann einem
also auch schon eine einfache Unterhaltung nach Mitternacht zum Verhängnis werden ☺
und einen genervten Nachbarn auf die Palme bringen. Besuch war offiziell nur höchstens
über drei Nächte erlaubt und nur unter Absprache mit der Vermieterin. Da die Vermieter sich
jedoch nur bei Notfällen und zum Abkassieren der monatlichen Miete blicken ließen, war
auch dieses leicht zu umgehen. Man sollte es nur nicht übertreiben und Besuch von Familie
und Freunden vor allem mit den Mitbewohnern besprechen, damit keine Probleme
aufkommen. Wer jedoch jeglichen Stress mit den Vermietern umgehen will, informiert sich
vorher über solche Regeln und sucht sich bei Nicht-Gefallen lieber eine andere Wohnung!
In der WG sprachen wir unter uns meistens Englisch, da vor allem die beiden Finninnen nur
wenig Spanischkenntnisse hatten. Wenn man sich in seiner Freizeit und an der Uni
ansonsten darauf konzentriert, nur Spanisch zu sprechen, kann man trotzdem profitieren.
Alicante und Umgebung
Die ersten Wochen sollte man in jedem Fall nutzen, um sich in der Stadt umzuschauen. Die
Mitbewohner und Freunde können einem Auskunft über das wichtigste in der Umgebung
geben. Da Alicante eine relativ überschaubare Innenstadt hat, schadet es jedoch auch nicht,
einfach drauf loszugehen und die Stadt selbst zu erkunden. Supermärkte (Meine
Empfehlung: Mercadona) und Internetcafés findet man immer in nächster Umgebung. Auch
die kleinen Kiosks an der Straße (manche sind 24 Stunden lang geöffnet) sind für kleine
spontane „Einkäufe“ und vor allem das Aufladen der Handy- und Buskarten auch sehr
wichtig!
In Alicante gibt es viele Buslinien, die einen ganz praktisch in alle Ecken der Stadt bringen.
Eine Fahrt kostet normalerweise 1,15 Euro. Man sollte sich jedoch eine Studentenkarte
kaufen: 30 Fahrten kosten um die 16 Euro. Um diese zu bekommen, muss man sich erst um
die Carnet Joven kümmern. Diese kostet 7 Euro (an ein Passfoto denken!). Danach muss
man damit zu einem TAM-Laden, um die Busfahrkarte abzuholen. Um ein halbes Jahr
günstiger Bus zu fahren, lohnt sich der Aufwand in jedem Fall.
3 In der Innenstadt von Alicante kann man gut shoppen gehen. Auch mehrere Einkaufszentren
außerhalb sind sehr zu empfehlen (Plaza Mar 2 und das Outlet-Center in der Nähe der Uni).
Der Strand ist direkt in der Nähe. Ausgehen kann man besonders in der Altstadt sehr gut.
Dort findet man auch gute und preiswerte Restaurants. Direkt am Strand sollte man eher
nicht essen gehen, da die Preise dort am teuersten sind. Kulturell hat Alicante nicht allzu viel
zu bieten. Empfehlenswert ist eine Besichtigung der Castilla de Santa Barbara, eine alte
Burgruine inmitten der Stadt.
Wer ein bisschen mehr sehen will, sollte mal mit dem Bus zum Strand von San Juan und mit
dem Zug nach Elche, Murcia oder Valencia fahren. Um Barcelona oder Madrid zu sehen,
sollte man nach günstigen Flugverbindungen schauen.
Universität
Die Universität liegt etwas außerhalb der Stadt, in San Vicente de Raspeig. Verschiedene
Busse fahren im 7 Minuten Takt von der Stadt aus dorthin. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten.
Die Busse sind oft sehr voll und fahren deshalb nicht selten einfach an den Bushaltestellen
vorbei. Es ist also empfehlenswert, immer ein wenig mehr Zeit einzuplanen. Die Busfahrt ist
nicht immer sehr angenehm, bis dato gibt es aber keine andere Möglichkeit zur Uni zu
gelangen.
Die Uni ist sehr schön gelegen. Sehr viele große Grünflächen laden zum Entspannen in der
Sonne zwischen den Vorlesungen ein. Viele Palmen und Wasserbecken verschönern die
Gegend. Man fühlte sich oft wie in einem großen Park. Die Uni besteht aus ca. 35
Gebäuden. Die meisten sind sehr gut überschaubar. Im gesamten Gelände verläuft man sich
schon am Anfang öfter mal, man sollte also immer einen Plan zur Orientierung dabei haben.
Die Vorlesungsräume sind meist nicht besonders schön. Man sitzt oft mit dem Rücken zum
Fenster und es ist entweder viel zu warm oder viel zu kalt.
Ansonsten hat die Uni alles zu bieten, was das Studentenherz begehrt. Eine wirkliche Mensa
gibt es nicht. Stattdessen laden mehrere kleine preiswerte Restaurants zum
abwechslungsreichen Essen ein. Die Uni verfügt auch über eine eigene Pizzeria. Ganz in der
Nähe (10 Minuten Fußweg) befindet sich das schon erwähnte Outlet-Center, dass auch viele
verschiedene Restaurants zu bieten hat. Außerdem gibt es an der Uni eine Post, mehrere
Bankfilialen, einen Bücherladen und eine Papelería, wo man alles für das Studium bekommt
(Blöcke, Schreibwaren etc.). Jedes größere Gebäude verfügt über eine Copistería, wo man
alles, was man braucht, kopieren kann. Eine Kopie kostet zwischen 5 und 7 Cent. Oft muss
man eine Nummer ziehen – also hier auch wieder viel Zeit einplanen. Außerdem gibt es viele
Computerräume, wo man mit seiner Studentenkarte (die man direkt bei der Anmeldung
bekommt) bis zu zwei Stunden hintereinander im Internet surfen kann. Die Biblioteca
General bietet viel Platz, um in Ruhe zu lernen. Dort kann man auch einen Raum
reservieren, wenn man mit einer Gruppe ein Referat oder ähnliches vorbereiten muss. An
der ganzen Uni hat man auch Zugang zu WLan. Das Passwort hierfür bekommt man in der
Bibliothek.
In den ersten zwei Wochen kann man so viele Kurse wie man möchte belegen und vieles
austesten. Nach diesen zwei Wochen sollte man sich dann im Internet im sogenannten
4 Campus Virtual der Uni Alicante für die tatsächlich gewünschten Kurse anmelden und
eventuelle Änderungen im Learning Agreement mit der Uni Bremen absprechen.
Die Professoren und anderen Studenten waren im Großen und Ganzen sehr nett und
zuvorkommend. Für Fragen und Anregungen haben alle immer ein offenes Ohr. Die Kurse,
die ich belegt habe waren meistens sehr klein, mit ca. 20 Studenten. Außerdem gab es sehr
viele andere Erasmus-Studenten, sodass man immer und überall die Möglichkeit hatte, viele
Studenten aus anderen Ländern kennenzulernen. In den meisten Kursen kommt sehr viel
Arbeit auf einen zu. Um die nötigen Kreditpunkte zu bekommen, reicht meist eine Klausur
zum Ende des Semesters nicht aus. Pro Vorlesung muss man oft noch eine Hausarbeit und /
oder ein Referat vorbereiten. Außerdem müssen schon mal drei Bücher
vorlesungsbegleitend gelesen werden. Die spanischen Studenten nehmen alles gern auf die
leichte Schulter. Um viel Freizeit zu haben, sollte man sich alles gut einteilen.
Die Klausuren sind meist sehr anders als in Deutschland. Die Professoren stellen gerne mal
sehr allgemeine Fragen, für dessen Antwort einem schon mal das sämtliches Wissen aus
den Vorlesungen abverlangt wird.
Rückreise
Da die Flüge von Alicante nach Bremen so günstig sind, habe ich die Weihnachtszeit
zuhause verbracht (ca. 2 Wochen) und auch zwischendurch über ein Wochenende mal
einen Abstecher nach Hause gemacht. Im Januar stehen meist nur noch die Klausuren an.
Wenn man die hinter sich gebracht hat, hat man freie Wahl: entweder sofort nach Hause
fahren oder noch bis zu zwei Monate länger in Alicante bleiben, um dort die Sonne zu
genießen und Spanien noch ein wenig mehr kennenzulernen.
Nach der Rückreise
Zur Anerkennung meiner in Alicante belegten Kurse kann ich bis dato noch nichts sagen.
Diesbezüglich habe ich jedoch ein gutes Gefühl, da ich mich im Vorfeld bei den Professoren
und anderen Studenten gut informiert habe.
Noch ein Tipp zum Schluss: Vergesst nach eurer Heimkehr nicht auf restliche Abgabefristen
und organisatorische Dinge zu achten!
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