Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung
Dokumentation der Fachtage Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach am 20., 21. und 22. März 2012 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 1 Amt für Soziale Sicherung Orleansplatz 11 81667 München Amt für Wohnen und Migration Franziskanerstr. 8 81669 München Redaktion:Karin Braun, Elke Kremer und Axel Friedlein, Sozialreferat Kontakt:[email protected] [email protected] Copyright:Nachdruck und Zitate nur mit Quellenangabe erlaubt Druck:Landeshauptstadt München Direktorium, Stadtkanzlei Gedruckt auf 100% Recyclingpapier 2 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 Begrüßung Brigitte Meier Begrüßung Gordona Sommer 5 6 1 Eingangsreferate 8 Wohnungspolitische Herausforderungen für das Amt Ist für die GWG München wohnungswirtschaftliches und soziales Handeln ein Widerspruch? 2 Sozialorientierte Hausverwaltung Entwicklungen im Kommunalen Wohnungsbauprogramm – soziales Management und Nachbarschaft in Wohnanlagen Eckpunkte der sozialorientierten Hausverwaltung Mediation – ein möglicher Baustein in der sozialorientierten Hausverwaltung Sozialorientierte Hausverwaltung – ein vielschichtiges Erfolgskonzept für die Wohnungswirtschaft und die Mieterinnen und Mieter! Sozialorientierte Hausverwaltung – auch ein ökonomischer Gewinn für die Wohnungswirtschaft? Austausch und Diskussion im Forum zu Forderungen der Beteiligten 3 Wohnen im Quartier Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft und Quartierbezogene Bewohnerarbeit Forum 1 – Hausverwaltung als Schlüsselstelle Forum 2 – Quartiersmanagement Forum 3 – Stadtmarketing / Stadtplanung Wir bauen für Menschen und mit Menschen – aus dem Leitbild der GEWOFAG 4 Versorgung im Viertel EU-Jahr 2012. „Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen – Auftrag und Herausforderung für Kommunen, Wohnungswirtschaft und die Sozialen Dienste“ Vorstellung verschiedener Versorgungsskonzepte Vorstellung der „Wissenschaftlichen Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsberechtigte Menschen in München“ Erfahrungen aus der Praxis bisheriger Versorgungskonzepte Forum 1 – Wohnungswirtschaft und Sozialreferat im Austausch Forum 2 – Ambulante Pflegedienste und Sozialreferat im Austausch Forum 3 – Wohnungswirtschaft und Ambulante Pflegedienste im Austausch Besichtigung von „Wohnen im Viertel“ - Standort Berg am Laim 5 Ergebnisse - Perspektiven - Visionen Tagesbeobachtung auf den Punkt gebracht Wohnungswirtschaft, Anbieter und Verwaltung im Gespräch – Worldcafé „Bezahlbarer Wohnraum, integratives Nachbarschaftsleben, gute Versorgung – wohin geht die Reise?“ - Abschlusspodium Weitere Ergebnisse Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 8 10 14 14 15 16 16 17 18 19 19 20 21 21 23 26 26 31 34 41 46 47 47 48 49 49 50 54 56 3 3 Vorwort Die Fachtage „Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach“ vom 20. bis 22.03.2012 sind die Fortsetzung eines Dialogs, der 1999 auf der Expertentagung des Sozialreferats, des Referats für Stadtplanung und Bauordnung und der Münchner Wohnungswirtschaft begann. Die Erkenntnis, dass nur, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, in München dauerhaft eine lebenswerte und friedliche Stadtgemeinschaft erhalten werden kann, wird mittlerweile in vielen Handlungsstrategien umgesetzt. Mit der Entwicklung der Münchner Wohnungspolitik, die weiterhin bewusst durch die Münchner Mischung ein Zeichen gegen Segregation und Marginalisierung setzt, übernimmt München bundesweit eine Vorreiterrolle. Trotz gestiegener Immobilienpreise, Flächenknappheit und Sparzwang legt die Stadt Wert darauf, allen Bevölkerungsschichten und -gruppen die Teilhabe an der Stadtgesellschaft zu ermöglichen und bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu sichern. Das Kommunale Wohnungsbauprogramm, die Einrichtung der sozialorientierten Hausverwaltung, die dauerhafte Versorgung von alten und pflegebedürftigen Menschen in ihrem angestammten Wohnraum mit innovativen Ansätzen sowie der Ausbau der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit zeigen sinnvolle Maßnahmen auf, wie diese Ziele erreicht werden können. schichten einsetzt. Wohnen ist ein Grundrecht, auf dass jede bzw. jeder Einzelne Anspruch hat. Wohnen darf - vor allem auch mit Blick auf die demografische Entwicklung nicht noch mehr zum Spekulationsobjekt werden. Teilnehmende der Fachtage fordern, dass die Kommune ihre zur Verfügung stehenden Steuerungsinstrumente aktiv nutzen und selbstbewusst Solidarität der Bessergestellten einfordern muss. Ausbaufähige Möglichkeiten seien die Stärkung von Wohnungsbaugenossenschaften, die Besteuerung von Leerständen, die Bildung von Konsortien für einzelne Baugebiete, die Sicherung von bezahlbarem Baugrund und vieles mehr. Vielen Dank den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fachtage, die einen wichtigen Beitrag für die Fortschreibung eines erfolgreichen Maßnahmenbündels und für umfangreiche Kooperationen geleistet haben! Rosemarie Haas Abteilungleiterin Amt für Soziale Sicherung Bernd Schreyer Abteilungsleiter Amt für Wohnen und Migration Unabdingbar ist dabei die Kooperation von Politik, Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung, den freien Trägern der sozialen Dienste, der lokalen Akteure in den Stadtvierteln und der Bürgerinnen und Bürger. Die Fachtage konnten den Dialog zwischen den Akteuren vertiefen und zeigten weitere Perspektiven für Verbesserungen in der Zusammenarbeit auf. Nicht zuletzt auf dem Abschlusspodium mit den Vertretungen der städtischen Referate, den städtischen Wohnbaugesellschaften, den Wohnungsbaugenossenschaften, den Nachbarschaftstreffs und dem Behindertenbeauftragten wurde bekräftigt, dass man sich eine Stadtgesellschaft wünscht, die sich aktiv für eine Solidarität zwischen allen Bevölkerungs4 4 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Begrüßung Brigitte Meier Sozialreferentin, Landeshauptstadt München Sehr geehrte Damen und Herren, München ist weiter auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Metropole und stellt seine soziale, ökonomische und ökologische Funktionsund Integrationsfähigkeit unter Beweis. In diesem Jahr wurde mit der Fortschreibung des wohnungspolitischen Handlungsprogramms „Wohnen in München V“ eine der wichtigsten Weichenstellungen der künftigen Stadtentwicklung gelegt. Programmatisch geht es in „Wohnen in München V“ um die Weiterentwicklung der Konzepte „kompakt, urban, grün“ und des „Münchner Mixes“, d.h. die bestmögliche integrativen Mischung (Vielfalt) von Einkommensgruppen, kulturellen Milieus und Ethnien über das gesamte Stadtgebiet. Damit sollen Ghettostrukturen und großflächige Segregation, die in vielen europäischen Städten zu problematischen, ausgrenzenden, dissozialen und oft auch rassistischen Entwicklungen geführt haben, in München vermieden werden. Stichpunkte dazu sind: Geförderter Wohnungsbau u.a. Kommunales Wohnungsbauprogramm, alten – und behindertengerechtes Wohnen, familiengerechtes Wohnen, Gemeinschaftsräume – Nachbarschaftstreffs, Gentrifizierung verhindern. zurückzuführen. Aber auch die Geburtenrate wird weiter ansteigen. München wird Älter – die Zahl der 65-Jährigen und Älteren steigt um 11% an. Bei den über 80-Jährigen beträgt der Anstieg sogar 53% und ist damit besonders gravierend. Diese Entwicklungen stellen für alle Bereiche der Kommunalverwaltung eine große Herausforderung dar, nicht nur für das Sozialreferat. Bauflächen sind ein knappes gut. Bezahlbarer Wohnraum für untere bis mittlere Einkommensgruppen ist schon seit Jahren Mangelware und wird angesichts der nur noch begrenzt zur Verfügung stehenden Bauflächen auch so bleiben. Die Kinderbetreuungsangebote müssen weiter ausgebaut werden sowie die Versorgungsangebote für ältere Menschen. In den Wohnvierteln sollen Bewohnerinnen und Bewohner aller Generationen und unterschiedlicher Herkunft ihren Platz finden. Im Rahmen der Fachtage wollen sich die Bereiche „Sozialorientierte Hausverwaltung“, „Quartierbezogene Bewohnerarbeit“ und „Versorgung im Viertel“ diesen Herausforderungen und somit den Veränderungen unserer Stadtgesellschaft stellen. Die Schwerpunktthemen sind gleichzeitig wichtige Instrumente und Strategien um die Ziele des strategischen Handlungsprogramms „Wohnen in München V“ zu erreichen. Ich wünsche den gemeinsamen Fachtagen des Amtes für Soziale Sicherung und des Amtes für Wohnen und Migration mit der Wohnungswirtschaft und den beteiligten Trägern in den Stadtvierteln viel Erfolg! Die Landeshauptstadt München ist entgegen dem bundesweiten Trend eine Kommune mit wachsender Bevölkerungszahl. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 1,54 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner in München leben. Die über 10%-ige Steigerung ist vor allem auf den Zuzug von jährlich 7000 bis 8000 Menschen Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 5 5 Begrüßung Gordona Sommer Geschäftsführerin GEWOFAG Holding Liebe Frau Meier, werte Vertreterinnen und Vertreter der Landeshauptstadt München, liebe Kolleginnen und Kollegen von der GWG, verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ich darf Sie sehr herzlich als Gäste hier im GEWOFAG-Forum willkommen heißen. Wie meine Vorrednerin Frau Brigitte Meier bereits ausgeführt hat, geht es in den folgenden Tagen darum, auf welche Weise wohnungswirtschaftliche Kompetenz mit sozialer Verantwortung verknüpft werden kann. Und - wenn ich ergänzen darf - mit ökologischer Effizienz. Denn wenn wir energiesparende Häuser bauen und unseren Beitrag zur Klimaschutz leisten, dann ist das nichts anderes als die Übernahme von sozialer Verantwortung für künftige Generationen. Der Dreiklang aus wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verantwortung und ökologischer Effizienz ist für die städtischen Wohnungsbaugesellschaften kein frommer Zukunftswunsch, sondern tägliche Herausforderung und Leitmotiv unserer Arbeit. Eine Herausforderung, die wir – und darauf bin ich durchaus stolz – immer besser bewältigen. Dabei schienen sich soziale Orientierung und Wirtschaftlichkeit in der Wohnungswirtschaft viele Jahrzehnte auszuschließen. Ich darf daran erinnern, dass die Abschaffung des Wohnungsgemeinnützigkeitsrechts nicht zuletzt auf schlechte Betriebsergebnisse, veraltete Immobilienbestände und einen gewaltigen Modernisierungsstau zurückzuführen war, der sich bei vielen gemeinnützigen, sprich sozial 6 6 orientierten Wohnungsgesellschaften in Deutschland angesammelt hatte. Wer jedoch das Gegen- und Allheilmittel allein in der Privatisierung sah, wurde inzwischen ebenfalls eines Besseren belehrt. Deutlich steigende Mieten, Umwandlung und die Vertreibung der alteingesessenen Mieterschaft waren dort meist die Folge, wo die öffentliche Hand – der Bund, die Länder oder die Kommunen – ihre Wohnungsbestände und damit ihren Einfluss auf eine sozialverträgliche Bewirtschaftung ein für allemal aufgegeben haben. Die Stadt München ist diesem Privatisierungstrend (wie Frau Meier schon erwähnt hat) nie aufgesessen – trotz verlockender Angebote von Seiten internationaler Investoren. Sie hat von Anfang an einen anderen Weg eingeschlagen, hat voll auf ihre beiden großen Wohnungsbaugesellschaften gesetzt, sie reformiert und zugleich gestärkt – mit dem Ergebnis, dass wir heute mit über 62.000 erschwinglichen Wohnungen einen nennenswerten Beitrag zur Stabilisierung des Mietmarkts und damit zum sozialen Frieden in München leisten können. Ende 2009 haben wir der GEWOFAG eine neue, moderne Struktur - aus der 80 Jahre bestehenden Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG wurde die GEWOFAG Holding GmbH, eine als 100%-ige Tochtergesellschaft der Stadt München. Unsere soziale Verantwortung endete damit wie gesagt nicht! Zwar ist sie nicht mehr per Satzung festgeschrieben, doch auch unser neuer Gesellschaftsvertrag beschreibt „die sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der breiten Schichten der Münchner Bevölkerung“ als zentrale Aufgabe der GEWOFAG. Wir können bei der GEWOFAG nicht von sozialer Verantwortung sprechen, ohne das Wohnforum zu nennen. Das Wohnforum ist mittlerweile eine 100prozentige Tochter der GEWOFAG. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, das Wohnforum komplett in den Konzern zu integrieren. Es ist kein Geheimnis, dass das Wohnforum vergangenes Jahr in einer finanziellen Schieflage war. Aber wir haben das Ruder noch einmal herumgerissen und gemeinsam mit den Mitarbeitenden dieses Unternehmen wieder auf Vordermann gebracht. Das Wohnforum als sozialer Dienstleister hat nun die Wirtschaftlichkeit im Blick. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Herrn Sigismund Mühlbauer als Geschäftsführer des Wohnforums gebührt dafür mein aufrichtiger Dank. Das Wohnforum als sozialer Dienstleister rund um alles, was mit Wohnen zu tun hat, ist unverzichtbar für den GEWOFAG-Konzern. Wir könnten unserer sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mieterinnen und Mietern ohne das Wohnforum nicht nachkommen. Ich bin daher zuversichtlich, dass es Herrn Mühlbauer und seiner Mannschaft, allen voran dem neuen Prokuristen Daniel Huck, gelingen wird, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und das Wohnforum langfristig als zuverlässigen und kompetenten sozialen Dienstleister am Markt zu etablieren. Wir sind froh, mit Herrn Huck einen neuen Mitstreiter gefunden zu haben, der aus dem sozialen Bereich kommt und gleichzeitig Erfahrung mit kaufmännischen und ManagementAufgaben hat. Jetzt heißt es „volle Fahrt voraus“ für das Wohnforum. Lassen Sie mich wieder zurückkehren zum Kerngeschäft des GEWOFAG-Konzerns. Wir übernehmen nicht nur soziale Verantwortung, indem wir bezahlbaren Wohnraum schaffen für Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben. Wir tun das auch, indem wir unsere Quartiere mit sozialer Infrastruktur aufwerten: - Indem wir soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Wohnprojekte für pflegebedürftige und behinderte Menschen bauen. - Indem wir Nachbarschaftstreffs einrichten und Quartiersgänger beschäftigen, die sich bei Problemen um die Mieterinnen und Mieter vor Ort kümmern. Immer in enger und guter Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Sozialreferat! Dass dies nicht nur aus sozialen, sondern auch aus wirtschaftlichen Motiven geschieht, dass soziale Investitionen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein können, weil sie auf Dauer Kosten sparen, möchte ich Ihnen anhand einiger – ganz praktischer – Beispiele erläutern: Beispiel 1 – alte Menschen: In vielen Siedlungen der GEWOFAG ist die Mehrzahl der Mieterinnen und Mieter bereits 60 Jahre und älter. Viele von ihnen alleinstehend. Das heißt, sie werden mit zunehmendem Alter und abnehmender Mobilität in Zukunft immer stärker auf fremde Hilfe angewiesen sein. Wenn sie die nicht vor Ort bekommen, werden diese Mieterinnen und Mieter eines Tages ausziehen müssen, z.B. in ein Altenheim. Abgesehen davon, dass jeder Mieterwechsel Geld kostet – Verwaltungsaufwand, vorübergehender Leerstand, Renovierungskosten usw. – kann es nicht in unserem Interesse sein, dass treue Mieterinnen uns Mieter, die oft mehrere Jahrzehnte bei uns gewohnt und regelmäßig ihre Miete bezahlt haben, aus diesem Grund ausziehen müssen. Also investieren wir in barrierefreie Umbauten und die Bereitstellung ambulanter Pflegedienste vor Ort, wie wir dies im Rahmen unseres Projekts „Wohnen im Viertel“ tun. Davon profitieren beide Seiten: Die betroffenen Mieterinnen und Mieter können in ihrer Wohnung und ihrer angestammten Umgebung bleiben, was sie sich in den allermeisten Fällen wünschen. Und wir als Vermieter können die Fluktuation und dadurch entstehende Kosten reduzieren. Beispiel 2 – Familien: Junge Familien mit Kindern machen ein Stadtviertel lebendig und attraktiv. Familien sorgen für Stabilität, Kommunikation und gute Nachbarschaften. Ziehen sie weg, weil die Wohnungen zu klein, die Mieten zu teuer oder die Infrastruktur zu schlecht ist, dann vergreist das Viertel mit der Zeit, es wird langweilig und unattraktiv – übrigens auch für ältere Leute. Wenn wir also ausreichend große und bezahlbare Wohnungen für Familien, Kindertagesstätten und Spielplätze bauen – wie z.B. im Rahmen unseres Projekts „Familien zurück in die Stadt“ dann tun wir natürlich den Familien, die dort einziehen, einen Gefallen. Wir tun es indirekt aber auch für uns, denn die junge Bewohnerschaft macht das Quartier jung, modern und beliebt. Was wiederum den Wert unserer Immobilien dort sichert. Beispiel 3 – Ghettoisierung und Vandalismus: Das Gegenteil passiert, wie Sie wissen, in so genannten Problemvierteln. Wenn Wohnsiedlungen oder ganze Stadtviertel in einen sozialen Abwärtssog geraten, weil eine kulturell oder sozioökonomisch einseitige Bewohnerschaft die Oberhand gewonnen hat. Die finanziellen Folgen von Nationalitäten- und Nachbarschaftskonflikten, von Kriminalität und Vandalismus, von Leerständen und häufigem Mieterwechsel – wie wir sie aus anderen Städten, vor allem in England und Frankreich kennen – gehen in die Millionen. Mit unserem stadtwei- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 7 7 ten Programm zur Quartiersentwicklung, mit Nachbarschaftstreffs, Konfliktmediation und sozialorientierter Hausverwaltung, mit präventiven generationenübergreifenden und multikulturellen Angeboten in unseren Siedlungen sorgen wir dafür, dass soziale Brennpunkte erst gar nicht entstehen oder auftauchende Probleme früh bearbeitet werden. Das kostet viel Geld. Aber glauben Sie mir, das ist für uns als Vermieter und für die Stadt definitiv besser und billiger als die Schäden hinterher zu bezahlen. Sie sehen, wir sind keineswegs nur „Gutmenschen“. Soziale Verantwortung zu übernehmen, ist durchaus auch eigennützig und überaus sinnvoll, ganz abgesehen davon, dass wir als großer Vermieter natürlich „an der Quelle“ sitzen. Das heißt wir merken es oft als erste, wenn einzelne Bewohner Probleme bekommen, wenn Menschen ihre Wohnung nicht mehr verlassen, weil sie krank oder pflegebedürftig geworden sind, wenn die Mietzahlungen ausbleiben, weil jemand den Job verloren und/oder Alkoholprobleme hat, wenn Kinder vernachlässigt oder Jugendliche auffällig werden und sich die Nachbarinnen und Nachbarn bei uns über Lärm oder andere Belästigungen beschweren. Insofern ist es naheliegend, dass wir bei Bedarf und mit Zustimmung der Mieter die geeigneten Beratungsstellen, Behörden oder Hilfsdienste einschalten. Ich glaube, mittlerweile haben wir bewiesen – oder sagen wir beweisen dürfen – dass Wirtschaftlichkeit und sozialer Anspruch kein Widerspruch sind. 2010 hat der GEWOFAGKonzern einen Jahresüberschuss von 40,7 Millionen Euro erzielt und damit ein sehr gutes Ergebnis erwirtschaftet. Geld, das wir aber nicht als Gewinn an die Stadt München ausschütten, sondern in Absprache mit der Stadt und in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat wieder in soziale und ökologische Projekte investieren werden. Einen Teil dieser Projekte werden Sie zusammen mit weiteren Beispielen, z.B. der GWG, während dieser Fachtagung näher kennenlernen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und danke für Ihre Aufmerksamkeit. 8 8 1. Eingangsreferate 1. Eingangsreferate Wohnungspolitische Wohnungspolitische Herausforderungen für Herausforderungen für das das Amt Amt Rudolf Stummvoll, Leitung Amt für Wohnen und Migration Sehr geehrte Damen und Herren, München wird bunter und älter. Die Herausforderungen für das Amt für Wohnen und Migration verändern sich. Die Anforderungen an lebendige Stadtviertel verändern sich: • die Themenbereiche der Fachtage „Sozialorientierte Hausverwaltung“, „Quartierbezogene Bewohnerarbeit“, „Wohnen im Viertel“ sind eng mit den Aufgaben des Wohnungsamtes verknüpft • nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation ist Wohnen „die Verbindung von Wohnunterkunft, Zuhause, unmittelbarem Wohnumfeld und Nachbarschaft“ • Wohnen ist eine Form des sozialen Miteinanders • der Standort der Wohnung ist prägend für die Einbettung in soziale Netzwerke • die Strukturen des Wohnmilieus bestimmen die Lebenschancen und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen entscheidend mit • Wohnformen und das Zusammenleben in gemeinsamen Wohnquartieren können mit entscheiden, ob Integration funktioniert, ob wir uns vor Altersarmut schützen können, ob Beziehungsnetzwerke entstehen • das urbane Leben mit seiner sozialen und kulturellen Mischung bietet die notwendige Szenerie für die Entwicklungsfreiräume einer Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach modernen Gesellschaft • für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft ist Wohnen ein entscheidender Faktor • der Aufbau von Nachbarschaften oder anderen Netzwerken ist eine Schlüsselfunktion für eine gelingende Integrations- und Sozialpolitik • gerade für München, als einem der attraktivsten Arbeits- und Wohnstandorte Deutschlands, ist dies eine Herausforderung • die Landeshauptstadt München ist entgegen dem bundesweiten Trend eine Kommune mit wachsender Bevölkerungszahl • eine europäische Stadt wie München braucht, um zukunftsfähig zu bleiben, Zuwanderung • wer sich für Zuwanderung ausspricht, muss sich mit dem Thema der Integration auseinandersetzen, so wie es für die Landeshauptstadt München seit Jahren selbstverständlich ist • nach der Prognose des Referats für Stadtplanung und Bauordnung wir die Einwohnerzahl Münchens vor allem durch Zuzug mittelfristig bis 2030 um ca. 10% auf dann ca. 1,54 Mio. Einwohner anwachsen • zudem wird ein Anstieg der Geburtenrate um ca. 10% erwartet • die Zahl der 65-jährigen und älteren Menschen in München wird von 249.000 im Jahr 2009 auf 280.000 im Jahr 2030 ansteigen • bei den über 80-Jährigen ist der prognostizierte Anstieg von 59.000 auf etwa 91.000 mit einer Steigerung um etwa 53% besonders gravierend • München wird nicht nur vielfältiger und bunter, sondern auch älter • vor dem Hintergrund einer wachsenden Stadt ist dem steigenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in lebendigen Wohnquartieren Rechnung zu tragen • dabei wird sich die Zahl der Personen, die Grundsicherung nach SGB XII beziehen, im Zeitraum bis 2020 von derzeit 11.000 auf etwa 24.000 mehr als verdoppeln • als akut Wohnungslose sind derzeit etwa 2.700 Personen untergebracht, darunter etwa 700 Kinder • der Landeshauptstadt München steht insgesamt eine Eingriffsreserve von etwa 75.000 Wohnungen zur Verfügung, auf die sie „Zugriff“ hat • etwa 3.300 Wohnungen können hieraus pro Jahr neu vergeben werden, 2008 waren es noch 4.400 • 2008-2011 sind ca. 7.100 Wohnungen aus der Bindung gefallen, weitere 7.000 werden bis 2015 aus der Bindung fallen • bezahlbarer Wohnraum für untere bis mittlere Einkommensgruppen ist schon seit Jahren Mangelware • angesichts der nur noch begrenzt zur Verfügung stehenden Bauflächen wird dies auch in Zukunft so bleiben • im Fokus der Aufgabenstellung wird daher nach wie vor sein die Verhinderung von Zweckentfremdung die zielgerichtete Vergabe der zu wenigen preiswerten Wohnungen an die, die sie am dringendsten benötigen die Sicherung des Bestands an bezahlbaren Wohnungen durch Umsetzung aller Programme von Wohnen in München V, insbesondere des kommunalen Wohnungsbauprogramms inkl. des Ankaufs von Belegrechten die Verhinderung und der Abbau von Wohnungslosigkeit die Beratung in Mietverhältnissen • die Kinderbetreuungsangebote müssen weiter ausgebaut und die Versorgung der älteren Menschen muss gesichert werden • ein wichtiges Ziel der Münchner Wohnungsbaupolitik ist der Erhalt der „Münchner Mischung“, also einer breiten Streuung von Einkommensgruppen, Familien- und Einzelhaushalten, alten und jungen Menschen in den Wohnquartieren • in den Wohnvierteln sollen Bewohnerinnen und Bewohner aller Generationen und unterschiedlichster Herkunft ihren Platz finden • eine ausgewogene Mischung stärkt den sozialen Zusammenhalt und es entstehen Ressourcen für bürgerschaftliches Engagement • diese Entwicklungen sind eine Herausforderung für alle Referate der Landeshauptstadt München • damit ein Zusammenleben in städtischen Quartieren erfolgreich gelingen kann, ist die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure auf verschiedenen Handlungsebenen gefordert. In diesem Sinne Wünsche ich den Fachtagen gutes Gelingen! Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 9 9 Ist für die GWG München wohnungswirtschaftliches und soziales Handeln ein Widerspruch? Verfolgung ihrer gemeinnützigen Zielsetzung Vermögensgegenstände an sozial Bedürftige zu einem niedrigeren als dem Marktzins zu überlassen. • Die GWG München ist bei ihrem Handeln gleichzeitig verpflichtet, betriebswirtschaftliche Grundsätze zu beachten sowie die Grundsätze der Sparsamkeit und der Wirtschaftlichkeit. Sie muss weiterhin eine angemessene Verzinsung des Eigenkapitals sowie die Bildung ausreichender Rücklagen sicherstellen. Diese aus dem Gesellschaftsvertrag der GWG München abgeleiteten sozialen und ökonomischen Grundsätze bestimmen im Wesentlichen die Unternehmensstrategie des Unternehmens. Wichtige ökologische Aspekte fließen selbstverständlich in die sozialen und ökonomischen Grundsätze ein. Liebe Gäste dieser Fachtage, auch ich begrüße Sie hiermit ganz herzlich. Alle drei Ausrichtungen – also die ökologischen, die sozialen und die ökonomischen Grundsätze – wiederum bilden die Grundlage für unsere nachhaltige Unternehmenspolitik. Dietmar Bock, Kaufmännischer Geschäftsführer, GWG München Ich wurde gebeten mit einem Eingangsreferat bzw. sogar mit einem Impulsreferat das Spannungsfeld Sozialpolitik und Ökonomie in der Wohnungswirtschaft anzusprechen und dies aus Sicht des kommunalen Wohnungsunternehmens GWG München. Wohnungswirtschaft meine Damen und Herren, ist meines Erachtens gleichzusetzen mit entgeltlichem Dienst am Menschen, um eines seiner Grundbedürfnisse zu befriedigen. Das Grundbedürfnis lautet in diesem Fall: „Leben zu können an einem sicheren und geborgenen Ort.“ Sicherheit und Geborgenheit sollten daher das Wohnen bestimmen. Meine Damen und Herren, wer Sicherheit und Geborgenheit spürt, der fühlt sich „zu Hause“. Ich bin der festen Überzeugung, der Mensch braucht sein „zu Hause“. Dies ist auch das Thema der GWG München. Wer sie noch nicht kennt; die GWG gehört zu 100 % der Landeshauptstadt München. Ein paar Kernaussagen aus dem Gesellschaftsvertrag der GWG München: • Zweck der GWG München ist vorrangig eine sichere und sozialverantwortbare Wohnungsversorgung breiter Schichten der Münchner Bevölkerung. • Der GWG München ist gestattet, in 10 10 Zehn Leitsätze, die wir beachten, möchte ich hier und aus Anlass dieser Fachtage Ihnen gegenüber beispielhaft vorbringen: -1Jedem Mieter soll ein Leben lang und in jeder Lebenslage ein selbstbestimmtes Wohnen in seiner bezahlbaren Wohnung ermöglicht werden. Sollte er dennoch umziehen müssen, dann sollte dies mit unserer Unterstützung innerhalb unseres Wohnungsbestandes geschehen und dies nach Möglichkeit sogar innerhalb seines gewohnten Wohnumfeldes bzw. im gewohnten Quartier und somit innerhalb der GWG Mietergemeinschaft. Diese Vorgehensweise dient der Pflege des nachbarschaftlichen Gemeinschaftssinnes; und Teil einer Gemeinschaft zu sein, stärkt das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. -2Bei jeder Neuvermietung muss gewährleistet bleiben, dass die Hausgemeinschaft eines Hausaufganges weiterhin harmonisch miteinander auskommt. Im weitesten Sinne gilt diese Maxime natürlich auch für ein ganzes Quartier. Bei Neubauvorhaben wird daher aus den gleichen Gründen neben Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach geförderten Neubaumietwohnungen auch bis zu 30 % freifinanzierte Neubaumietwohnungen errichtet und angeboten (Stichwort: Münchner Mischung). -3Jeder – aber auch jeder - in wirtschaftlicher Notlage befindliche Mietinteressent erhält bei der GWG München in Abstimmung mit dem Sozialreferat eine Wohnung. Ziel soll es sein, dass alle Münchner Haushalte und damit auch die wirtschaftlich benachteiligten Haushalte angemessenen Wohnraum beanspruchen dürfen. -4Wohnungsleerstand und Mietausfälle dürfen nur in einem geringen Umfang eintreten. Im Umkehrschluss auf Eigenkapital, das man erwirtschaften kann, sollte man nicht verzichten und Wohnraum, der leer steht, ist Wohnraum, der Wohnungssuchenden nicht zur Verfügung steht. -5Im freifinanzierten Mietwohnungsbau sind entsprechend des Wirtschaftlichkeitsgebotes alle vertretbaren bzw. noch zumutbaren Mietpotentiale auszuschöpfen; es sei denn im Einzelfall liegt eine soziale Härte vor. Hier gilt neben dem Recht der GWG München Wohnungen an sozial Bedürftige unter ihrem Wert abgeben zu dürfen auch das soziale Mietenkonzept der LHM. Hier gilt somit die Ausgewogenheit des Handels; also das Abwägen zwischen Eigenkapitalgewinnung und Vermeidens sozialer Härte. -6Das Wohnungsangebot muss marktgerecht, zeitgemäß, vielfältig und auf die jeweiligen Lebensumstände eines Haushaltes zugeschnitten aufrecht erhalten bleiben. Hierzu gehören neben Modernisierungsmaßnahmen auch eine konsequente Erneuerung des Wohnungsbestandes durch eine qualitätsbewusste Neubautätigkeit verbunden mit einer ansprechenden Freiflächengestaltung. Alle diese Maßnahmen unterliegen dem Gebot der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit; zumindestens sollten sie es. -7Das Unternehmen muss stets eine angemessene Verzinsung des Eigenkapitals sicherstellen. Eine Angemessenheit wird derzeit bei rund 3 bis 4 % Verzinsung unterstellt. -8Das Eigenkapital darf nur unter dem Gesichtspunkt des Erzielens eines möglichst großen wirtschaftlichen Nutzens eingesetzt werden und damit sehr sparsam. Eigenkapital ist in der Regel ein rares Gut insbesondere bei der GWG München; es sollte daher pfleglich behandelt werden. -9Der Geschäftsbetrieb der GWG München ist unter Beachtung der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit ziel- und ergebnisorientiert ausgerichtet.Hierfür sorgen entsprechende Geschäftsprozesse und eine auf die Geschäftsprozesse ausgerichtete Organisation. Und letztens - 10 Alle Mieterinnen und Mieter und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich als eine GWG - Gemeinschaft verstehen, die dem gegenseitigen Nutzen dient. Was heißt dies alles praktisch? Ich möchte, um diese Frage zu beantworten, Ihnen einige Beispiele aufzeigen: Die GWG München beschäftigt z. B. in sechs Hausverwaltungen vor Ort Hausmeister und technische Service-Mitarbeiter. Über kaufmännische und technische Mitarbeiter erfolgt die Vermietung, die Mieterbetreuung sowie die Reparaturabwicklung und Mängelbeseitigung. Über Sprechstunden in der Hausverwaltung bis hin zu Hausbesuchen wird der direkte Kontakt zu den Mieterinnen und Mietern gesucht. Die GWG München ist mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort tätig und zeigt damit nachhaltige Präsenz. Kurze Wege helfen Geld sparen und erhöhen zusätzlich durch kurze Reaktionszeiten auch die Zufriedenheit der Mieter. Ergänzt wird dieses schon personalintensive Betreuungsangebot noch zusätzlich Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 11 11 durch fünf eigene Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, welche die vor Ort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten, Mieterinnen und Mieter im Einzelfall betreuen, den Mieterinnen und Mietern zur Selbsthilfe anregen oder ihnen externe Hilfe vermitteln. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen nutzen hierfür ein großes stadtweites soziales Netzwerk, um die jeweilig erforderliche Betreuung über externe Einrichtungen so auch Einrichtungen der LHM – zu ermöglichen. Ein Beispiel für externe Betreuung wäre die Schuldnerberatung. Wer mit seinen Schulden gut umgeht kann sich auch besser um seine Mietzahlungen erfolgreich kümmern. Wer keine Mietschulden hat, behält seine Wohnung und damit sein zu Hause. Die Betreuung durch die fünf Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen umfasst daher insbesondere die Verhinderung von Mietausfällen aber auch die Organisation von Hilfe bei körperlichen und geistigen Einschränkungen sowie die Organisation von Unterstützungen bei sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Die GWGMieterinnen und Mieter sollen sich - wie schon mehrfach ausgeführt – als Teil einer GWGGemeinschaft fühlen in der insbesondere in schwierigen Situationen Hilfe gewährt wird. Diese intensive direkte Mieterbetreuung führt wirtschaftlich auch dazu, dass die GWG München nur eine Räumungsquote von nur ca. 0,1 % hat und einen Mietforderungsabschreibungsbedarf von unter 0,3 %. Zu unserer Räumungsquote wird Ihnen im Übrigen unser Leiter der Hausbewirtschaftung, Herr Hagen, in seinem Vortrag heute Mittag Näheres ausführen. Noch ein wirtschaftlicher Aspekt: Die anfallenden jährlichen kaufmännischen Verwaltungskosten betragen bei der GWG München trotz der intensiven Mieterbetreuung in 2011 durchschnittlich 413 € pro Wohnung. Diesbezüglich liegt die GWG München mit diesem Satz im unteren Drittel aller großen Wohnungsunternehmen Deutschlands. Meine Damen und Herren, der Einsatz unserer eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird noch ergänzt durch den Einsatz externer Unternehmen. In den Wohngebieten der GWG München 12 12 unterstützen uns soziale Dienstleistungsunternehmen bzw. soziale Träger, die unseren Mieterinnen und Mietern vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen können. Hierzu gehören Einrichtungen wie z. B. Stadtteilcafes, Beratungsbüros, Sozialstationen, Mehrgenerationshäuser und allgemeine Treffpunkte. Die GWG München stellt hierbei lediglich die Räumlichkeiten gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung. Dieser noch vertretbare Mietverzicht wird u.a. dadurch kompensiert, dass unsere Mieterinnen und Mieter diese Einrichtungen gerne in Anspruch nehmen und in Folge ein gestärktes allgemeines Zufriedenheitsgefühl entwickeln und wieder in Folge sich ihre Mietzahlungswilligkeit erhöht und wiederum damit dazu beitragen, dass der Mietausfall bei der GWG München gering ausfällt. Was will man mehr. Für den Fall, dass die Hilfe zur Selbsthilfe nicht ausreicht bzw. nicht funktioniert werden die sechs Hausverwaltungen in ihrer Betreuungstätigkeit alternativ durch sechs soziale Dienstleistungsunternehmen unterstützt, die über Kooperationsverträge sich bereit erklärt haben für unsere Mieterinnen und Mieter unterschiedlichste wohnungsnahe Dienstleistungen vorzuhalten, die gegen Entgelt abgerufen werden können. Warum sechs soziale Dienstleister? Die GWG München verfügt über sechs Hausverwaltungen und jeder Hausverwaltung ist ein Dienstleister zugeordnet. Es ist immer das Dienstleistungsunternehmen, das in der Nähe des Wohnungsbestandes einer einzelnen Hausverwaltung einen Stützpunkt hat. Bei den Dienstleistungen geht es u.a. um Essen auf Rädern oder das Angebot der Inanspruchnahme eines Notrufsystems bis hin zu Leistungen der Pflegestufe 3; ich betone auch Leistungen der Pflegestufe 3 in der eigenen Wohnung. Die Mieterin oder der Mieter soll nicht unnötigerweise umziehen müssen. Sie bzw. er soll in ihrer /seiner gewohnten Umgebung bleiben. Für das Vorhalten aller Dienstleistungen entstehen für die GWG München sowie für die Mieter keine Kosten. Kosten für den Mieter fallen nur dann an, wenn er Leistungen in Anspruch nimmt. Im Einzelfall können Krankenkassen, private Versicherungen, die Rentenversicherung etc. Kostenanteile übernehmen. Die GWG München ergänzt diese externen Hilfestellungen durch notwendige Umbauten Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach innerhalb der Wohnung (Stichwort: Wohnungsanpassung). Allen Mietern der GWG München werden innerhalb ihrer Wohnanlagen auch Möglichkeiten des alternativen Wohnens in bestimmten Lebenslagen angeboten; Lebenslagen in denen das Wohnen allein in der Wohnung nicht mehr sinnvoll erscheint. Hierzu gehören z. B. Wohnungen für Seniorengemeinschaften, Gemeinschaftswohnungen für Demenzerkrankte sowie sozial betreutes Wohnen in Gemeinschaftseinrichtungen. Die GWG München praktiziert insgesamt für alle ihre Mieter eine sozialorientierte Hausverwaltung, die – wenn die Selbsthilfe unserer Mieter oder auch die Nachbarschaftshilfe nicht greift - um externe Serviceangebote ergänzt wird. Insbesondere unter dem Aspekt der Selbsthilfe, der Nachbarschaftshilfe und der umfassenden Serviceangebote favorisiert die GWG München das Konzept - Wohnen in Gemeinschaft plus Service. Wir nennen dieses Konzept kurz WGplus. Hierüber wird Ihnen unsere Sozialpädagogin Frau Gomez am Mittwoch über einen Erfahrungsbericht Näheres erläutern. Die GWG München erwirtschaftet in ihrem sozialen Handeln immer zusätzlich eine angemessene ökonomische Rendite auf ihr Eigenkapital und sorgt für einen stetigen Vermögenszuwachs. Ich werde darauf noch näher eingehen. Erst einmal weiter in Bezug auf das soziale Handeln der GWG München. Über eine vor zwei Jahren durchgeführte Mieterbefragung konnte belegt werden, dass über 90 % aller Mieterinnen und Mieter mit ihrer GWG zufrieden sind. Anregungen aus der Mieterbefragung wurden aufgegriffen und zum Teil in die Tat umgesetzt. Zum BeispieI wurde die telefonische Erreichbarkeit in den Hausverwaltungen dadurch erhöht, dass in jeder Hausverwaltung zusätzlich jeweils eine Assistenzstelle eingerichtet wurde, die Telefonate insbesondere an den Sprechtagen, an denen die Mieterinnen und Mieter persönlich vorstellig werden, entgegennimmt. In 2012 also noch in diesem Jahr wird diese Mieterbefragung wiederholt. Unser jährlicher CSR-Bericht ermöglicht uns kritisch zu hinterfragen, ob wir als ein verantwortungsbewusstes Unternehmen handeln bzw. wir konnten stets nach erfolgter Hinterfragung sogar darüber berichten, dass wir es auch tatsächlich sind. Wer Interesse hat kann den CSR-Bericht über unser Internetportal abrufen. Sowohl Mieterbefragung als CSR Bericht dienen der Überprüfung unseres sozialen Handelns. Sowohl die Mieterbefragung als auch der CSR Bericht zeigen auf, dass wir auf den richtigen Weg sind, eine angemessene sozialpolitische Rendite zu erwirtschaften. Im Rahmen des jährlichen Jahresabschlusses können wir feststellen, ob ökonomische Grundsätze beachtet und eine angemessene Eigenkapitalrendite erwirtschaftet wurde. In den letzten Jahren betrug die durchschnittliche Eigenkapitalrendite rund 4,5 %. Als Auskömmlich hatte ich am Anfang meines Vortrages 3 bis 4 % genannt. Wir haben – wie Sie sehen - auch in diesem Fall unser Ziel erreicht. Wer Interesse hat an unseren Geschäftsbericht, der im Rahmen des Jahresabschlusses erstellt wird, der kann diesen Geschäftsbericht über unser Internetportal abrufen. Es gibt aus meiner Sicht im Prinzip in der Wohnungswirtschaft kein Spannungsfeld zwischen Sozialpolitik einerseits und Ökonomie andererseits, wenn man - und dies ist ganz wichtig – eine nachhaltige Wohnungspolitik betreibt. Im Gegenteil Sozialpolitik und Ökonomie ergänzen sich wunderbar im Rahmen der Umsetzung einer nachhaltigen Wohnungspolitik. Wohnraum ist sowohl ein Sozialgut als auch ein Wirtschaftsgut. Wohnraum dient einem Grundbedürfnis des Menschen, dem Grundbedürfnis: Leben zu können, an einem sicheren und geborgenen Ort. Mit dieser schon am Anfang meines Vortrages getroffenen Aussage möchte ich meinen Vortrag schließen. Ich hoffe ich habe mit meinen Ausführungen Ihnen einige Impulse für diese Fachtage geben können und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 13 13 2. Sozialorientierte Hausverwaltung Entwicklungen im Kommunalen Wohnungsbauprogramm – soziales Management und Nachbarschaft in Wohnanlagen Bernd Schreyer, Abteilungsleiter, Amt für Wohnen und Migration Wohnungspolitische Entwicklung in München - neue Herausforderungen: • die Versorgung mit preiswerten Wohnraum, insbesondere die Soziale Wohnraumversorgung im geförderten Wohnungsbau wird eine immer größere Herausforderung für die Stadt München. • Die Aufgabe muss konzeptionell und planerisch mit großer konzeptioneller und planerischer Kreativität und regionaler Zusammenarbeit schnell angegangen werden. Gründe für den zunehmenden Wohnungsmangel: • Ungebremste Prosperität Münchens • Zuzug • Flächenbegrenzung und -verbrauch • Bindungsablauf • Mietpreisentwicklung • Währungskrise: Flucht in's Betongold • Verdrängung (Gentrifizierung/ Umwandlung) Lösungen: • Wohnungsneubauoffensive • Stadtraumverträgliche Verdichtung (LaSie) • 40% jedes geschaffenen Baurechts werden 14 14 für geförderten Wohnungsbau gebunden • Gesamtplan Soziale Wohnraumversorgung – Wohnungslosenhilfe in München → Bessere Lastenverteilung von Stadt und Umland Attraktive, lebenswerte Stadt im Münchner Mix: • Münchner Mix – gemischte Stadtstruktur erhalten und weiter entwickeln • Gleichberechtigte Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglichen (Bildung, Arbeit, Gesundheit, Wohnen �) • Inklusion: Keine Stigmatisierung und Segregation bestimmter Einkommens- und Bildungsschichten, Milieus, Ethnien, Lebenslagen mit Behinderung • Intergenerativ: Wohnraum für Alle bereitstellen • Integration: Akzeptanz schaffen für sozioökonomische, kulturelle, sprachliche und konfessionelle Unterschiede innerhalb der Bevölkerung Wohnungspolitische Entwicklung in München: • Besondere Unterstützung der unteren Einkommensgruppen durch das Kommunale Wohnungsbauprogramm und seine Teilprogramme • ca. 700 Wohneinheiten im Teilprogramm A ergänzt durch EOF (Stufe 1) 200 Wohneinheiten im Teilprogramm B/C, ca. 900 Wohneinheiten insgesamt für die Einkommenstufe1 Wohnraumschaffung der vergangenen 10 Jahre im Teilprogramm B • 473 Wohneinheiten in 24 Objekten verteilt auf 19 Stadtbezirke • Planung bis 2014: knapp 600 Wohneinheiten (davon 198 WE in 2012) Ziele: Besondere Unterstützung der unteren Einkommensgruppen durch das Kommunale Wohnungsbauprogramm und seine Teilprogramme • Erleichterung der ganzheitlichen Integration der betroffenen Haushalte ins Wohnen, ins Wohnumfeld und in die Arbeits-, Ausbildungs- und Lebenswelt durch kleinteilige Bebauung mit gemischter Zusammensetzung der Haushaltsstruktur, stadtweite Verteilung in möglichst gewachsenen, urbanen • Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Quartieren und den Einsatz einer sozialorentierten Hausverwaltung Zusammenleben in der Hausgemeinschaft • Wohnen als wichtiges Element um sozial und wirtschaftlich unsichere Lebenssituation zu stabilisieren. • Was braucht es, um die Mieterinnen und Mieter im Wohnen bestmöglich zu unterstützen? • Idee einer sozialorientierten Hausverwaltung, um Identifikation mit der Wohnung und Zufriedenheit zu erreichen, in die Hausgemeinschaft und das Quartier zu integrieren und um Wohnungslosigkeit zu vermeiden Zusammenleben im Wohnquartier Das Zusammenleben verschiedener Einkommens- und Bildungsschichten, Milieus und Ethnien in Wohnquartieren, von gesunden und gesundheitlich eingeschränkten Menschen, erfordert hohe Ansprüche an Konzepte und Strategien um eine funktionierende Nachbarschaft zu ermöglichen, zu erhalten und nachhaltig zu fördern. Sozialorientierte Hausverwaltung • Hat nicht nur die technischen und die kaufmännischen Aspekte im Blick sondern auch die sozialen • Sie verbindet diese Aspekte, so dass sie kompetent die Mieterin uns den Mieter beraten und auf spezielle Dienstleister für alle drei Aspekte im Wohnungsunternehmen und darüberhinaus (z.B. im Sozialbürgerhaus, bei freien Trägern...) verweisen kann • Im Wesentlichen erfolgt damit das Sozialmanagement im Verbund mit dem Hausverwaltungsmanagement aus einer Hand • Der Satz: „Wir sind nicht zuständig“ gilt nur eingeschränkt! Hausverwaltung der Zukunft Welchen Beitrag kann die sozialorientierte Hausverwaltung zur Stabilisierung und für den sozialen Frieden eines Hauses, einer Wohnanlage, eines Quartiers leisten? • Ist die Investition des Einsatzes der sozialorientierten Hausverwaltung langfristig wirtschaftlich? (Mehrwert einer funktionierenden Hausgemeinschaft) • Erweiterung des Konzepts hinsichtlich soziokultureller Anforderungen, Mediation, einem guten Beschwerdemanagement und einer ökologisch, energetischen Hausverwaltung. • Eckpunkte der sozialorientierten Hausverwaltung Angela Zeillinger, Grundsatzplanung/Soziale Wohnraumförderung, Amt für Wohnen und Migration Für wen? • Wohnungslose Haushalte in Clearinghäusern, Notquartieren • Haushalte in Wohnungen des Kommunalen Wohnungsbauprogramms Teilprogramm B Warum? Haushalte haben noch nie ein Mietverhältnis begründet oder Verlust des Mietverhältnisses aus unterschiedlichen Gründen • Integration ins Wohnumfeld • Stabile Hausgemeinschaften • Erhalt der Mietverhältnisse • Belange der Mieterinnen und Mieter sind wichtig • Förderung der Mieterinnen und Mieter bei Eigenverantwortung Wie? Haltungsfrage durch Kompetenzen • soziale und kommunikative • vernetztes Denken und Handeln • interkulturelle • konfliktlösungsorientiert Best-Practice Beispiele • Kommunales Wohnungsbauprogramm (Teilprogramm B und BR) • Vereinbarung zu Belegungsbindungen mit den städtischen Wohnbaugesellschaften (Direkt und 3er Auswahlvorschlag) • Konzept der sozialorientierten Hausverwaltung • Bewohnertreffs in Kooperation mit Wohnungswirtschaft • Sozial Betreute Wohnhäuser (Planung) Mit wem? • Klar definierte Schnittstellen mit den Kooperationspartnerinnen und -partnern • Alle Fachlichkeiten des jeweils zuständigen SBHs • Die sozialpädagogische Integrationsunterstützung Wohnen (SIW) • Sonstige soziale Dienste im Sozialraum (Netzwerk, bei Bedarf) Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 15 15 Zielvereinbarungen und Zuschuss • Jährliches Festschreiben von Zielvereinbarungen nach Bedarf und Haus in Zusammenarbeit mit Träger • Gemeinsames Zielecontrolling am Ende des Jahres und Fortschreibung für das Folgejahr • Generelle Laufzeit der sozialorientierten Hausverwaltung: 3 – 5 Jahre • Zuschuss im Rahmen der doppelten Verwaltungspauschale in Höhe von jährlich 250 Euro je Wohneinheit Mediation – ein möglicher Baustein in der sozialorientierten Hausverwaltung Dr. Eva Jüsten, Stelle für Gemeinwesenmediation, Amt für Wohnen und Migration Vermittlung insbesondere in folgenden Konfliktfeldern: • Nachbarschaft • Wohnumfeld • Stadtteil • Kindertageseinrichtungen • Schulen • Ausbildung • Fortbildungen für sozialorientierte Hausverwaltungen z.B. zum Thema: „Wie führe ich Konfliktgespräche mit Mietern und Mieterinnen?“ Weitere Informationen finden Sie auf: www.muenchen.de/steg Sozialorientierte Hausverwaltung – ein vielschichtiges Erfolgskonzept für die Wohnungswirtschaft und die Mieterinnen und Mieter! Heiner Schlune, Schlune Bauen+Wohnen Mediation: • lateinisch: Vermittlung • freiwilliges Verfahren mit einer neutralen Vermittlerin/ einem neutralen Vermittler • Bereitschaft zu fairer Kommunikation • eigene Lösung der Konfliktbeteiligten • Vereinbarung Konfliktfeld Nachbarschaft: • Beispiel • ungeklärte Konflikte belasten • Vermittlung durch SteG ermöglicht Entspannung für die Zukunft • in der Regel binnen einer Woche Beginn erster Gespräche • kostenfrei Unser Angebot • Mediation/ Konfliktmoderation sowohl mit zwei Personen als auch mit Gruppen • Konfliktberatung für sozialorientierte Hausverwaltungen, die mit Konflikten konfrontiert sind, auch zu den Themen: „psychisch kranke Mieter und Mieterinnen“, „hoch eskalierte Konflikte“. 16 16 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Sozialorientierte Hausverwaltung – auch ein ökonomischer Gewinn für die Wohnungswirtschaft? Armin Hagen, Prokurist, GWG München Die GWG München hat sich im Jahr 1997 im Rahmen der schon immer praktizierten (aber nicht so genannten) sozialorientierten Hausverwaltung dazu entschieden eine Sozialpädagogin einzustellen um die Mieterinnen und Mieter noch umfänglicher betreuen zu können. Hierbei stellte sich die Frage, wie kann die GWG als wohnungswirtschaftliches Unternehmen die Wirkung der Sozialpädagogen bewerten? Also die Antwort auf die gestellte Frage: "Was bringt uns diese neue Stelle" mit einer möglichen Antwort darstellbar in Geldeinheiten. Hierzu kamen die damalig Verantwortlichen zu folgendem Rechenmodell: 1997 gab es bei der GWG über 100 Zwangsräumungen. Wenn durch den Einsatz der Sozialpädagogin diese Zahl sinkt, dann kann eine Gegenrechnung aufgebaut werden. Eine Zwangsräumung (ZW) kostet den Vermieter bei unserem Klientel im Schnitt zwischen 5.000 bis 15.000 EUR, wenn 10 ZW verhindert werden können hat sich die Einstellung rentiert. Gesagt, getan und alle waren überzeugt. 2011 hat die GWG München nur noch ca. 30 ZW und 5 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen beschäftigt. In diesem Zusammenhang ist auch der „ande- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 17 17 re Geist“ und die andere Herangehensweise der Kolleginnen und Kollegen an Problemstellungen zu nennen. Es werden Türen geöffnet, die kaufmännischen oder technischen Kolleginnen und Kollegen verwehrt bleiben. Austausch und Diskussion im Forum zu Forderungen der Beteiligten Sabine Tschainer, Moderation, Institut aufschwungalt Bündelung der zentralen Aussagen zum Thema Sozialorientierte Hausverwaltung • Kundenorientierung ist gleich soz. Hausverwaltung – nein, soz. Hausverwaltung ist mehr als Kundenorientierung • Auch andere Städte haben eine soz. Hausverwaltung, nennt sich nur anders, z.B. soziales Management im Quartier/ Hamburg • Personal der soz. Hausverwaltung muss geschult werden, der Grund für den Bedarf ist im gesellschaftlichen Umbruch bzw. in den Veränderungen zu suchen z.B. Thema Migration • Es gehört zur gesellschaftlichen Entwicklung, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit soziale Werte umsetzen, nicht nur die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen • Weniger Zwangsräumungen seit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in der Wohnungsbaugesellschaften mitarbeiten • STeG ist eine Ergänzung für die Arbeit der Hausverwaltungen und die Arbeit der Sozial- 18 18 pädagoginnen und Sozialpädagogen Die Anforderung an die Hausverwaltungen steigt.Die Hausverwaltungen sind zugleich ein wichtiger Baustein für die Integration der neuen Mieterinnen und Mieter in den Sozialraum • Hausverwaltung mit 1000 WE in München und einem Teil Belegrechtsankauf mit sehr sinnvoller sozialorientierter Hausverwaltung: die neu hinzukommenden Mieter sind schwierige Mieter. Die Hausverwaltung hat das Ziel, dass sich die Bestandsmieter wie die Neuen wohl fühlen. Im Bestand im Kieferngarten ist die Hausverwaltung sehr präsent und sozial aktiv, auch ohne die Förderung durch das Sozialreferat. Im Vergleich mit anderen Anlagen, die die starke Präsenz der Hausverwaltung vor Ort nicht haben, ist der Erfolg schnell sichtbar Wohnungswirtschaft • Alle Wohnungsbaugesellschaften sollen soziale Verantwortung für Quartiere entwickeln • Thema Wohnungstausch v.a. bei den städt. Wohnungsbaugesellschaften • STeG Beratung / Mediation: für alle kostenlos. (Mieterversammlungen, Mieter, Hausverwaltungen) Fortbildungen sind nicht kostenfrei. Sie orientieren sich an den städtischen Sätzen. Ausbildung in der Regel 200 Stunden. Fortbildung für sozialorientierte Hausverwaltung ca. 3-4 Monate Warum bieten nicht alle Sozialorientierte Hausverwaltung an? • Frage: Ist es sinnvoll Berechnungen zwischen den einzelnen Wohnanlagen zu erstellen? Beispiel: Bei einem Investor wurden in Riem wirtschaftliche Vergleiche zwischen den Wohnanlagen angesetzt mit der Erkenntnis, es werden dort hohe Summen eingespart, wo sich in der Nähe ein Nachbarschaftstreff befindet. • Der Einsatz von „Sozialen“ wirkt sich auf den Zustand von Anlagen aus. Die Anforderungen an das Personal ist hoch, es ist kein „verschanzen“ möglich, die Arbeit ist eine Herausforderung an die Flexibilität • Die Immobilienbranche ist oftmals nur wirtschaftlich orientiert. Es besteht kein weiteres Interesse. Es verlangt hohe Kompetenz und persönliches Engagement, wenn ein Unternehmen auch sinnvolles für die Gemeinschaft schaffen will. • Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach • München hat einen Wohnungsmarkt, auf dem Wohnungen ohne Philosophie vermarktbar sind. Viele Unternehmen betreiben die Vermarktung bereits über Wohnungsverbände; jede 5. Wohnung in München wird bereits über einen Wohnungsverband vermietet Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat • Kann das Sozialreferat eine Studie in Auftrag geben zum Thema: ökonomische Gewinne aus der soz. Hausverwaltung, „Stadtrendite“, gemeinsame Studie mit der Wohnungswirtschaft • Was macht das Wohnungsamt um Investoren für den gef. Wohnungsbau zu finden, um Interesse zu wecken für soz. Hausverwaltung, Nachbarschaftstreffs etc., Interesse für soziales Engagement, eine soziale Philosophie • Wohnungsbaugesellschaften brauchen Unterstützung der Verwaltung, brauchen die Vernetzung im Quartier, mehr Öffentlichkeitsarbeit kleine HV wollen mehr Unterstützung vom Wohnungsamt, betrifft den gesamten gef. Wohnungsbau, gute Unterstützung bedeutet Werbung für das Sozialreferat und die Programme • Was tut das Amt für Wohnen und Migration, um Wohnungsunternehmen für die sozialorientierte Hausverwaltung zu motivieren? • Das Sozialreferat hat das Ziel mit Partnern zu arbeiten, die auch eine soziale Philosophie und Ziele haben, die Vergabe von Grundstücken soll sich daran orientieren, z.B. werden Grundstücksflächen nur mit der Auflage sozialorientierte Hausverwaltung ausgeschrieben • Die Situation in München wird immer schwieriger, München wird zur Integrationsstadt und es stellt sich die Frage: Wie können wir Wohnungslose in der hohen Zahl in Wohnungen integrieren, damit Konflikte nicht vorprogrammiert sind. • Es gibt verschiedene Aspekte sozialen Miteinanders im Bereich Wohnen: die Versorgung von Benachteiligten; auch mit materiellen Ressourcen und die Vermeidung von Anonymität in den Anlagen Fazit:, soziales Miteinander schon in der Planung von Quartieren und im Neubau mitdenken, schafft Wohnzufriedenheit und Identifikation. 3. Wohnen im Quartier Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft und Quartierbezogene Bewohnerarbeit Bernd Schreyer, Abteilungsleiter, Amt für Wohnen und Migration Quartierbezogene Bewohnerarbeit und Wohnungswirtschaft im Dialog Wirkungen der Nachbarschaftstreffs 2011: Sozialreferat beauftragt Hochschule München, Wohnungswirtschaft zu befragen Ergebnisse: • Angebot gut, zu wenig bekannt: Wie zu nutzen? • Finanzierung von Treffs: Beteiligung aller Akteure!! • Goldesel nein, eigene Finanzierung ja! • Unklare Rahmenbedingungen: Laufzeit, Personal, Selbstverwaltung Neue Dialog- und Austauschstrukturen • Mit Wohnungswirtschaft: ◦ Planung von Neubaugebieten ◦ Mehr Beteiligung ◦ Gemeinsame Verantwortung aller Unternehmen ◦ Sinnvolle Gestaltung ◦ Bedarfsorientierte Nutzung • Auf Stadtteilebene ◦ Gestaltung der Quartiere ◦ Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume ◦ Bürgerbeteiligung ◦ Identifikation • Hausverwaltungen als Schlüsselstelle ◦ Kennen die Einzelpersonen ◦ Sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Quartier • Nachbarschaftstreffs ◦ vermitteln ◦ bieten Räume ◦ sind mit Einrichtungen, Politik, Verwaltung vernetzt ► Zusammenarbeit macht Sinn! Weiterentwicklung Konzept Quartierbezogene Bewohnerarbeit: • Verbesserung Zusammenarbeit Träger • Verbesserung Unterstützung Bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 19 19 • Quartierbezogene Bewohnerarbeit und Versorgung im Viertel • Bessere Planungsbedingungen • Bessere Öffentlichkeitsarbeit Forum 1 – Hausverwaltung als Schlüsselstelle Moderation: Armin Hagen, GWG Anja Huber, Amt für Wohnen und Migration Zusammenarbeit Träger Ein Quartier Ein Träger Verschiedene Räume = Quartierszentren • Flexiblerer Personaleinsatz • Inhaltliche Schwerpunkte • Stadtteilthemen mehr im Fokus Unterstützung Engagement und Selbsthilfe • Ausbau Begleitung selbstverwaltete Treffs von 3 auf 10 Stunden/ Woche • Weiterbildung in Nachbarschaftstreffs WiN: Schulung, Fortbildung, Austausch • Abklärung: Was kann Engagement leisten? Versorgung im Viertel • Ausbau der Nachbarschaftsarbeit • Schaffung eines Teilproduktes • Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagements und der Selbsthilfe Planungsbedingungen Quartierseinrichtungen • Generationenübergreifende Einrichtungen • Weg von zielgruppenorientierter hin zur bedarfsorientierten Planung • Flexible Raumgestaltung • Weg von der Versäulung hin zu mehr Zusammenarbeit in den Referaten und Steuerungsbereichen: Stadtjugendamt, Amt für Soziale Sicherung Öffentlichkeitsarbeit Bürgerinnen und Bürger bleiben nicht allein! Befristeter Personaleinsatz dient Klärung von Bedarfen und Aktivierungspotential Wie geht es weiter? • Dialog Wohnungswirtschaft • Was braucht Ehrenamt? Fachveranstaltung mit Aktiven, Hauptamtlichen und Trägern • Beschluss Stadtrat 3/2012 Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und konstruktive Gespräche!! Im Forum ging es darum, die Kooperation zwischen den Hausverwaltungen/ den Hausmeistern und den Nachbarschaftstreffs zu verbessern. Es wurden Kontakte hergestellt und Treffen vereinbart. Des Weiteren wurden grundsätzliche Fragen zu einzelnen Themen beantwortet, z.B. wie man sich allgemein über die sozialen Einrichtungen vor Ort informieren kann. Wenn ein Treff neu eröffnet wird soll in Zukunft jede Wohnbaugesellschaft in diesem Quartier stärker einbezogen werden. Auch REGSAM bekundet das Interesse, intensiver mit der Wohnungswirtschaft zusammen arbeiten zu wollen. Ergebnisse und Vereinbarungen: Ziel: Einführung neuer Treff Beteiligte: Wohnungswirtschaft, Treffleitung Intervall: einmalig Moderation/Federführung: Treffleitung/ Träger Dialogform: Infos Internet „Was ist los im Quartier“ 20 20 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Beteiligte: Wohnungswirtschaft, lokale Partner, soziale Einrichtungen Intervall: laufend Moderation/Federführung: Träger der Treffs, www.muenchen-info-sozial.de, REGSAM Ziel: Gestaltung Quartier Arnulfpark Beteiligte: Treff, Bürgerinnen+Bürger → Hausverwaltung GBWAG, PLAN → noch klären Intervall: ? Moderation/Federführung: Verein für Sozialarbeit/ NT Arnulfpark/ Fr. Ullrich Dialogform: Inforunde Beteiligte: REGSAM Intervall: halbjährlich Moderation/Federführung: S-III-SW, REGSAM Forum 2 – Quartiersmanagement Moderation: Alexandra Ruzicka, Verein für Sozialbarbeit und Beate Wieja, Amt für Wohnen und Migration In diesem Forum ging es um die Kooperation auf Quartiersebene. Es wurden Themen angesprochen, die zur Entwicklung eines Viertels beitragen und bei denen noch nicht geklärt ist, wer diese Aufgaben übernimmt. Einige dieser Aufgaben können von den Nachbarschaftstreffs übernommen werden, für andere müssen grundsätzliche Lösungen gefunden werden. Eine Vertreterin des Quartiersmanagements Soziale Stadt und eine Vertreterin des Konsortiums der Funkkaserne beschrieben Best-Practise-Beispiele. Ergebnisse und Vereinbarungen: Dialogform: regelmäßiger Austausch /Treffen Beteiligte: klare Ansprechpersonen Träger NBT, Vermieter Intervall: regelmäßig, themenspezifisch Ziel: Werbung für den NBT Beteiligte: Wohnbaugesellschaft (→ Schaukästen, Mieterzeitung) Intervall: vierteljährlich Eva Bruns – Soziale Stadt berichtet aus dem Bestandsgebiet Ramersdorf/Berg am Laim Wo sind die Wohnungswirtschaftunternehmen ansprechbar wenn die Planung ins Ungewisse läuft? Wenn die GWG bildungsnahe Familien in ihren Häusern haben will, müssen die Kindergärten und Schulen aufgewertet werden. Der Bildungssektor ist in Ramersdorf/Berg am Laim durch einen hohen Migrationsanteil geprägt. Weiterhin muss es gute Einkaufsmöglichkeiten geben, d.h. eine integrierte Stadtentwicklung wird angestrebt. Die GEWOFAG hat dazu eine große Gewerbeanalyse in Auftrag gegeben. Problem: Was passiert, wenn die Soziale Stadt ausläuft, wer übernimmt die Koordination und die Zusammenführung? Frau Hollerbach – Wagnis e.V. berichtet aus einem Neubaugebiet Bauträger, GWG, Baugemeinschaften Wogeno, Frauenwohnen und Wagnis haben ein Konsortium für die Nachbarschaften gebildet. Die Bedarfe werden örtlich geprüft und geplant wie alles einbezogen werden kann, z.B. Kunsthof (an der Domagkstr), Dorfladen, Nachbarschaftstreff und Kultur. Der Nachbarschaftstreff wird in einem Gebäude der GEWOFAG eingerichtet. Für die Finanzierung sind alle Beteiligten gefragt. Alle zahlen in einen Topf pro Geschossfläche und Quadratmeter, so gibt es ca 1 Million und 500.000 Euro für die Infrastruktur an 3 Stellen im Quartier. Somit sind alle dortigen Bauträger an der Einrichtung der infrastrukturellen Angebote beteiligt. Forum 3 – Stadtmarketing / Stadtplanung Moderation: Doris Schüle-Wolfsfellner, Sozialplanung / Sozialreferat und Yvonne Rips, Amt für Wohnen und Migration Durch die Regelungen im neu gefassten Beschluss „Wohnen in München V“ ergeben sich für die Förderung/ Planung von Nachbarschaftstreffs (NBT) im Rahmen der EOF-Bebauung (EOF = einkommensorientierte Förderung) folgende Punkte: Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 21 21 • • • • • • • Wenn der NBT im Rahmen der EOFBebauung erstellt wird bzw. dort integriert ist, gibt es keine zeitlichen Verzögerungen in der Erstellung Wenn mehr als ein EOF-Träger, wird größter Bauträger für NBT angefragt. 0,5 qm pro EOF-Wohnung für NBT ist ein Richtwert. +/ - m² förderfähig bei Bauplanung muss Ort der EOF festgelegt werden → Ort für NBT Bei SOBON-Grundstücken entscheidet Eigentümer wo EOF situiert wird. WIM V gibt es nicht her, dass die Möglichkeit einen NBT zu finanzieren auf eine Quartierseinrichtung übertragen wird. Musterausschreibung notwendig für Vergabe Baugrundstücke (von SOZ noch zu bearbeiten) Trotz der Förderfähigkeit der Baukosten der Räume für einen Nachbarschaftstreff ist die weitere Finanzierung (Eigenanteil an den Baukosten, Folgekosten) ein wichtiges Thema: • • • • • • Lasten eines NBT werden durch WIM V auf 20% EOF-Träger umgelegt. Verwaltungspauschale ist so berechnet, dass sich eine Eigenkapitalverzinsung von weniger als 5 % ergibt, jetzt noch NBT dazu? Beteiligung aller Bauträger, die geförderte Mietwohnungen erstellen Warum keine Beteiligung der Eigentumswohnungen? Jeder qm ist mit 500,- € SOBON belastet. Noch mehr geht nicht. Gemeinbedarfsräume können (rechtlich) von allen errichtet werden. Wie kann erreicht werden, dass Nachbarschaftstreff frühzeitig gebaut wird, d.h. gleichzeitig mit den ersten Bauabschnitten? Wenn der NBT im Rahmen der EOFBebauung erstellt wird bzw. dort integriert ist, gibt es keine zeitlichen Verzögerungen. Räume für einen NBT können auch über einen städtebaulichen Vertrag gesichert werden, allerdings ist damit die Lage und zeitliche Fertigstellung vom Bauherren abhängig und kann weit nach der Errichtung der Wohnungen liegen. 22 22 Es wäre gut, die Festlegung in der Planung auf NBT auf Multifunktionsräume zu erweitern, um auf die künftige Entwicklung eingehen zu können. In Neubaugebieten kann bei der Planung von sozialen Einrichtungen nur von Erfahrungswerten ausgegangen werden. Mit Bezug der Wohnungen können sich die Bedarfe an sozialen Einrichtungen ändern (kein Bedarf an NBT aber Bedarf an Kinderund Jugendeinrichtungen usw.). Die Wohnnbaugesellschaften bekundeten Interesse an einem Forum zur sozialen Entwicklung. Es ist ein Instrumentarium zur Nachsteuerung notwendig, wenn Quartier bezogen ist. Zusätzliche oder anders situierte Räume sind über Instrument Zweckentfremdung am besten zu bekommen. Es ist möglich über privatrechtliche Verträge die Finanzierung von einer auf andere Wohnung zu übertragen. Ergebnisse und Vereinbarungen: Ziel: Info über EOF-Standorte innerhalb Baugebiet Beteiligte: In KOOR (PLAN, SOZ, KOMM) Intervall: besteht Moderation: PLAN Dialogform: Planungsrunden ab Grundsatzbeschluß bis Baubeginn Beteiligte: SOZ, PLAN, REGSAM, BA, später: Bauträger Intervall: 1-2 mal/ Jahr Moderation: PLAN (noch klären), Soz.planung Ziel: Detailplanung NBT Beteiligte: Bauträger, SOZ, PLAN Intervall: einmalig Moderation: SOZ 4.1.7 Dialogform: Gesprächsrunden zur Nachsteuerung von Quartieren Beteiligte: SOZ, Einrichtungen vor Ort (REGSAM), Wohnbauträger Intervall: nach Bedarf Moderation: Sozialplanung (Verbindlichkeit in „Quartiere sozialverträglich gestalten“) Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wir bauen für Menschen und mit Menschen – aus dem Leitbild der GEWOFAG Gordona Sommer, Geschäftsführerin der GEWOFAG Holding Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 23 23 24 24 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 25 25 4. Versorgung im Viertel EU-Jahr 2012. „Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen – Auftrag und Herausforderung für Kommunen, Wohnungswirtschaft und die Sozialen Dienste“ Rosemarie Haas,Abteilungsleiterin, Amt für soziale Sicherung Sehr geehrte Damen und Herren, nachdem Sie sich gestern intensiv mit den Themen sozialorientierte Hausverwaltung sowie Quartierbezogene Bewohnerarbeit auseinandergesetzt haben, also mit Themen, die Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen betreffen, wollen wir heute den Fokus auf die Zielgruppe der älteren Menschen richten. Der viel zitierte „Demographische Wandel“ ist in München – als einer der immer noch wachsenden Großstädte in Deutschland - zwar noch nicht in der Weise unmittelbar täglich erlebbar wie in anderen Regionen. Und doch müssen wir bei der Frage, welchen Rahmen Menschen vorfinden müssen, um in einem Quartier gut miteinander leben zu können – die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen nicht nur mitdenken, sondern uns die gemeinsame Verantwortung für diese Zielgruppe immer wieder besonders bewusst machen. 26 26 Ziel und Aufgabe von „Europäischen Jahren“ ist es, alltägliche bestehende, aber bisweilen an den Rand gedrängte Themen quasi ins Scheinwerferlicht zu rücken und so Bewusstsein zu schärfen, Dialoge anzustoßen und konkrete Maßnahmen und Projekte auf den Weg zu bringen. 1. Europäisches Jahr 2012 Das Europäische Parlament hat das Jahr 2012 zum „Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012“ erklärt. Hintergrund ist die demographische Entwicklung in Europa und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft sowie die öffentlichen Dienstleistungen und Finanzen. Der demografische Wandel wird in unseren Städten und Gemeinden zu einem veränderten Verhältnis zwischen den Altersgruppen führen. Unsere Gesellschaft ist verstärkt auf das Miteinander der Generationen angewiesen. Solidarität unter den Generationen, gegenseitiges Verständnis und Toleranz bekommen für das Zusammenleben einen immer bedeutenderen Stellenwert. Im Zuge dieses demografischen Wandels sollte sich „Seniorenpolitik“ als eine Querschnittsaufgabe verstehen. Eine auf Prävention und den sozialen Zusammenhalt der Generationen ausgerichtete moderne Seniorenpolitik kann nicht auf reine Sozialund Gesundheitspolitik beschränkt werden. Das Miteinander im Alter und zwischen den Generationen muss eine neue Qualität entwickeln. Das EU-Jahr 2012 soll • zur Schaffung besserer Arbeitsbedingungen für die zunehmende Zahl älterer Menschen in Europa beitragen, • ihnen helfen, eine aktive Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen, • gesundes Altern fördern UND • das Potential des rasch zunehmenden Anteils der Bevölkerung im Alter von Ende 50 und älter mobilisieren und dadurch die Solidarität zwischen den Generationen stärken. Mit einem Satz: „Der Blick auf den Umgang mit unserer alternden Gesellschaft soll durch dieses Europäische Jahr geändert werden.“ Die Mitgliedsstaaten und ihre regionalen und Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach lokalen Behörden, die Sozialpartner, die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft wurden aufgefordert, sich an diesem Prozess aktiv zu beteiligen. Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Landeshauptstadt München, sich noch intensiver als bisher als Moderatorin und Koordinatorin für die Vernetzung von Dienstleistungsangeboten zu verstehen und innovative Anstöße zu geben. 2. Demographische Entwicklung Nach Aussagen der Europäischen Kommission wird in Europa die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ab 2012 abnehmen und die Zahl der über 60-Jährigen jährlich um etwa zwei Millionen zunehmen. Der stärkste Umschwung ergibt sich dadurch, dass zwischen 2015 und 2035 die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Nicht zuletzt durch steigende Geburtsraten ist in München der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung etwas geringer als im Bundesdurchschnitt. Die Lebenserwartung in Europa und auch bei uns steigt kontinuierlich an. Im Jahr 2025 werden ein Viertel der Bundesbürger 70 Jahre und älter sein. Nach den Daten des Statistischen Amtes sowie des Referates für Stadtplanung und Bauordnung leben in München rund 22.000 der Über-80-Jährigen in einem Ein-PersonenHaushalt. Stand Dezember 2011 bis 2030 rund 250.000 Menschen ab 65 Jahre (17,7 % der Gesamtbevölkerung) rund 280.000 Personen 65 Jahre und älter rund 61.000 Person ab 80 Jahre (4,3 % der Gesamtbevölkerung) rund 91.000 Menschen älter als 80 Jahre. Aber nicht nur die Anzahl der „Älteren Menschen“ verändert sich, auch das, was Gesellschaft mit dem Begriff „Alter“ assoziiert, ist einer ständigen Veränderung unterworfen. Eine allgemein gültige Definition des Begriffs „Alter“ gibt es nicht. Das Altern ist geprägt von verschiedenen Dimensionen und abhängig von vielen individuellen Faktoren. Altern ist ein dynamischer Prozess und nicht ein bleibender Zustand. Der Alterungsprozess ist ein Produkt von persönlichen Faktoren und sozialräumlicher Umwelt. Alter hat viele unterschiedliche Gesichter. Ein festes kalendarisches Alter, ab dem ein Mensch gemeinhin „alt“ ist, gibt es nicht. Alter kann heute nicht mehr automatisch mit Hilfsbedürftigkeit und zunehmender Unselbständigkeit gleichgesetzt werden. Noch nie in der Geschichte haben die älteren Menschen so viel Wert darauf gelegt, ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Dies betrifft auch ganz stark den Wunsch nach selbständigem Wohnen, am liebsten im vertrauten Umfeld. Darauf gilt es, sich einzustellen. 3. Europäisches Jahr 2012 in München Die LHM hat im Sozialausschuss vom 22.09.2011 einstimmig beschlossen, sich an diesem EU-Jahr – wie bereits an den EUJahren 2010 (Jahr gegen Armut) und 2011 (Jahr der Freiwilligentätigkeit) - zu beteiligen. Die Schirmherrschaft hat Frau Bürgermeisterin Strobl übernommen. Die Federführung wurde dem Sozialreferat übertragen. Mit einem vielfältigen Programm werden die Münchnerinnen und Münchner auf das EUJahr aufmerksam gemacht. Für das 1. Halbjahr konnten 35 verschiedene Einrichtungen als Partnerinnen und Partner gewonnen werden. Dadurch ist ein vielfältiges Angebot mit 71 Veranstaltungen und Aktionen entstanden. Je nach Themenstellung soll die Veranstaltung • die Vielfalt, die Chancen und die positiven Seiten des „Älterwerdens“ ins Bewusstsein rufen • einen Diskurs zur Problematik Beschäftigung und Arbeitsbedingungen für ältere Menschen anregen, • Ehrenamtliche Tätigkeiten und eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern, • ein Altern bei guter Gesundheit und in Würde unterstützen, • Armut und soziale Ausgrenzung bekämpfen • UND • die Lebensbedingungen älterer Menschen sowie das Zusammenleben der Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 27 27 Generationen nachhaltig verbessern – wobei das Thema Wohnen einen besonderen Stellenwert einnimmt. 4. Alter und Wohnen Der Alterungsprozess setzt immer später ein. Immer mehr Menschen können mehr Lebensjahre in zufriedenstellender körperlicher und geistiger Gesundheit verbringen. Auch ältere Menschen wollen möglichst selbst bestimmt leben. Sie wünschen sich, in ihrer vertrauten Wohnung, zumindest in ihrem gewohnten Umfeld bleiben zu können. Dies auch oder gerade, wenn sie krank oder pflegebedürftig sind. Niemand will gezwungen durch äußere Umstände umziehen – da geht es sicher allen hier Anwesenden so – und wie zutreffend das Sprichwort „ einen alten Baum verpflanzt man nicht“ ist, werden folgende Zahlen zeigen: Fast 90 % der über 50-Jährigen leben seit mindestens zehn Jahren in derselben Wohnung oder demselben Haus. Die Bereitschaft, die Wohnung zu wechseln, nimmt deutlich ab. Lt. einer Emnid-Umfrage kann sich nur ein Drittel der Deutschen über 50 Jahre vorstellen, in eine altersgerechte Wohnung umzuziehen; der Hälfte wäre ein altersgerechter Umbau der aktuellen Wohnung viel lieber. Nur 22 % der Befragten können sich Betreutes Wohnen vorstellen und nur 16 % wollen bei den Kindern leben – für noch weniger, gerade 15 %, ist der Umzug in ein Seniorenheim vorstellbar. Barrierefreies Wohnen Bereits gestern haben Frau Sommer und Herr Bock in ihren Referaten ein wichtiges Ziel der Städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und GEWOFAG die Unterstützung ihrer Mieterinnen und Mieter in allen Lebenslagen benannt. Die Menschen sollen in bezahlbarem eigenen Wohnraum leben können, und egal in welcher besonderen Lebenslage sie sich befinden, dort auch bleiben können. Unterstützung bei Problemen leisten einerseits Hausverwaltungen und - wenn es in speziellere Problemstellungen hineingeht soziale Dienstleister, mit denen Kooperationsverträge bestehen. Den individuellen Bedürfnissen angepasster Wohnraum ist ein wesentlicher Bestandteil für das Verbleiben im vertrauten Heim. Eine Gehbehinderung führt nicht zwangsläufig zu einem Hilfebedarf, wenn der Zugang zur 28 28 Wohnung barrierefrei und die Wohnung entsprechen ausgestattet ist. Ein frühzeitiger Umzug in eine geeignete Wohnung kann eine enorme Erleichterung im Alltag bedeuten. Oft hilft eine Anpassung des Wohnraums, um einen Umzug zu vermeiden. Technische Hilfsmittel können die Selbständigkeit unterstützen sowie Hilfen durch Familie, Freunde, Nachbarn oder Soziale Dienste. Die Bereitstellung von barrierefreien und altersgerechten Wohnungen ist hier die größte Herausforderung. Der Großteil der Bestandswohnungen ist jedoch in keinster Weise barrierefrei – weder innerhalb der Wohnung noch im Zugang. Erfreulicherweise ist seit Januar 2009 für öffentlich geförderte Wohnungen gemäß DIN 18025 Teil 2 die barrierefreie Gestaltung zwingend vorgeschrieben. Demnach werden alle neuen Sozialwohnungen künftig barrierefrei gestaltet sein. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften errichten dankenswerter Weise nicht nur ihre neuen Wohnungen barrierefrei, sondern beachten dies auch bei der Modernisierung älterer Bestandsbauten. Die Bereitschaft, barrierefrei zu Bauen auf dem freien Wohnungsmarkt zu fördern, ist schwieriger. Laut bayerischer Bauordnung Artikel 48 müssen bei Bauten mit mehr als zwei Wohnungen die Wohnungen eines Geschosses barrierefrei erreichbar sein. Zu darüber hinausgehenden Aktivitäten kann die Stadt nur an die Bauträger appellieren und sie beraten, was auch intensiv getan wird. Hier müssten sich die gesetzlichen Grundlagen ändern und die Barrierefreiheit ebenfalls verbindlich eingeführt werden. Die Notwendigkeit barrierefreier Wohnungen wird auch auf Bundesebene bestätigt. Lt. Pestel-Institut gibt es in der ganzen Republik viel zu wenige Wohnungen und Häuser, die altersgerecht gebaut bzw. ausgebaut sind. Das Pestel-Institut hat ausgerechnet, dass bis 2025 etwa zwei Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen! Bundesweit gibt es nach deren Angaben derzeit nur 450.000 derartige Wohnungen. Allein in Bayern rechnen die Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen bis 2025 mit dem Bedarf an rund 290.000 altersgerechten Wohnungen. Wohnungstausch Aber nicht immer ist ein Umbau der eigenen Wohnung möglich oder sinnvoll. Viele ältere Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Menschen (wir denken an die eingangs erwähnte Zahl der Ein-Personenhaushalte über 80) wohnen in viel zu großen Wohnungen – auch hinsichtlich der Pflege dieser Wohnung. Ein Teil würde durchaus wohnungsnah in kleinere Wohnungen umziehen, wenn es überhaupt eine entsprechende Wohnung gäbe, deren Miete nicht teurer ist als bisher – was leider im Neubau eine Seltenheit ist. Ein Anreiz wäre es zusätzlich, wenn diese neue Wohnung barrierefrei wäre und die Mieterinnen und Mieter beim Umzug und der Eingewöhnung in die neue Umgebung Unterstützung bekämen. Unterstützung Hier tritt unmittelbar ein weiteres Problem zu Tage - die geringer werdenden Familienbande. Die persönliche Unterstützung und Hilfe durch Familienangehörige wird in Zukunft noch geringer werden (wir denken wieder an die große Zahl der Ein-PersonenHaushalte). Es gibt immer weniger Kinder in den Familien, Ein-Kind-Familien sind die Regel. Doch selbst dann können aufgrund höherer Mobilität, die oft beruflich bedingt ist, Angehörige, die weit entfernt leben, nur wenig Unterstützung leisten. Deshalb werden Nachbarschafts- und Freundschaftsnetze immer wichtiger werden. 5. Was also bedeuten diese Fakten für das Thema dieses Fachtags „Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach“? Wohnen --- Versorgungsangebote Wohnen ist seit Jahrzehnten Thema Nr. 1 in München. Aufgrund der hohen Attraktivität unserer Stadt und der boomenden wirtschaftlichen Situation sind die Mieten auf dem öffentlichen Markt die höchsten in der Republik. Dabei gibt es in München auch viele, die solch hohe Mieten zahlen können. Andererseits besteht das Problem, dass viele, und auch gerade ältere Menschen, sich das Wohnen bei uns nicht mehr leisten können. Die LHM versteht es seit vielen Jahren – wie bereits unsere Sozialreferentin Frau Meier gestern geschildert hat – wie kaum eine andere Kommune, das sich hieraus ergebende Spannungsfeld in der Waage zu halten, einerseits einen wirtschaftlich attraktiven Standort für eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen zu gestalten und andererseits – nicht zuletzt mit den hierdurch erzielten Steuereinnahmen - durch sozialpolitisches Handeln Bedingungen zu schaffen, dass auch wirtschaftlich schwächere Bürgerinnen und Bürger und eben auch ältere Menschen in dieser Stadt leben können und wollen. Hierzu tragen bei • ein einmaliges Wohnungsprogramm, inzwischen „Wohnen in München V“ • kein Verkauf städtischer Wohnungen • der Bau von bezahlbaren Wohnungen durch die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften • die Ausreichung von freiwilligen Zuschüssen an die Alten- und Servicezentren sowie an den Verein Stadtteilarbeit für Beratung und Durchführung von konkreten Wohnungsanpassungsmaßnahmen Trotz all dieser Anstrengungen ist der Einfluss der Kommunen auf den Wohnungsmarkt leider begrenzt. Anders ist es bei der Daseinsvorsorge. Ältere Menschen brauchen oft nicht nur altersgerechten Wohnraum, sondern auch ambulante Versorgungs- und Unterstützungsangebote. Hier leisten die Landeshauptstadt München und ihre Partnerinnen und Partner bereits seit vielen Jahren sehr viel. Für Angebote der Beratung, Information, Unterstützung, Begegnung und Kommunikation älterer Menschen, beispielsweise für den Betrieb von 32 Altenund Service-Zentren, für Seniorentreffs, Beratungsangebote der freien Träger, für Einrichtungen und Projekte der Seniorenbildung und des Bürgerschaftlichen Engagements reicht die Landeshauptstadt München jährlich ca. 13 Mio € aus. Diese Angebote ermöglichen den älteren Bürgerinnen und Bürgern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – sei es, dass sie sich im Rahmen Bürgerschaftlichen Engagements selbst für jüngere oder ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger einsetzen, sei es im Rahmen generationenübergreifender Nachbarschaftstreffs oder durch Besuchsdienste – wenn sie die eigene Wohnung nur noch schwer verlassen können, weil sie dementielle Einschränkungen haben oder pflegebedürftig sind. Gerade für die letztgenannte Gruppe der hilfsund pflegebedürftigen Menschen ist die enge Zusammenarbeit der Wohnungswirtschaft mit Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 29 29 sozialen Dienstleistern und Pflegediensten – wie dies die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften in unterschiedlicher Weise praktizieren – ein wichtiger Baustein, um auch in dieser schwierigen Lebenslage in der vertrauten Umgebung bleiben zu können. Häusliche Pflege ist von den Menschen gewünscht und die übliche Versorgung. Zwar wird Pflege noch überwiegend von Familienangehörigen geleistet; die Anzahl der Personen, die zu Hause ohne ambulanten Pflegedienst versorgt werden, ist von 1999 bis 2009 aber bereits um ca. 15 % gesunken. In München leben zur Zeit etwa 25.000 Menschen, die einen Pflegebedarf haben und Leistungen aus der Pflegeversicherung und/oder Sozialhilfe erhalten. Die Zahl wird bis 2020 auf etwa 29.000 steigen. Dem Wunsch nach Verbleib im gewohnten Umfeld kommt die Landeshauptstadt mit dem gelebten Grundsatz „ambulant vor stationär“ intensiv nach. Nirgendwo in Deutschland werden pflegebedürftige Menschen häufiger ambulant versorgt als in München. Neben finanziellen Anreizen zum Ausbau besonderer Wohnformen, wie ambulanten Wohngemeinschaften, für den Ausbau von Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen und neben dem Investitionsprogramm für ambulante Pflegedienste setzt die Landeshauptstadt München gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern auf den Aus- und Aufbau kleinräumiger Versorgungskonzepte – wie „WG plus“ (Wohnen in Gemeinschaft plus Service) der GWG, von dem wir gestern gehört haben oder „Wohnen im Viertel“, dem Modell der GEWOFAG, von dem Frau Sommer uns vorhin berichtet hat. Hier geht es stets um Kooperation von Vermietern, sozialen Dienstleistern sowie Pflegediensten im Rahmen unterschiedlicher Konzepte. Gerade für die hilfs- und pflegebedürftigen Personen in Ein-Personen-Haushalten braucht es innovative und bezahlbare Konzepte, mit denen diesen alleinlebenden Personen die Sicherheit gegeben wird, auch bei unvorhersehbaren schwierigen Situationen jederzeit schnell und unkompliziert Hilfe und Unterstützung bekommen zu können. Hier gibt es bereits einige Ideen und praktische Ansätze sozialer Dienstleister und Pflegedienste, wobei es wichtig ist darauf zu achten, ob sich die Idee bei den räumlichen 30 30 Gegebenheiten und der Siedlungsstruktur des jeweiligen Viertels auch umsetzen lassen. Diese Konzepte sollen den Bürgerinnen und Bürgern eine Versorgung in dem Stadtviertel, in dem sie bisher gelebt haben und bleiben möchten, ermöglichen. Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Wohnungswirtschaft, sozialen Dienstleistern sowie Pflegediensten für die Erreichung dieses Zieles wollen wir mit Ihnen, meine Damen und Herren, im Laufe dieses Tages diskutieren und so auch einen wichtigen Beitrag im Rahmen dieses EUJahres leisten. Denn durch den demographischen Wandel steigt nicht nur der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung, gleichzeitig ändern sich auch die Menschen selbst, ihre Erwartungen und Einstellungen zum Leben im Alter. Höhere Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, soziale Integration und höhere Ansprüche auf Selbstbestimmung und Mitentscheidung bei der eigenen Versorgung sowie höhere Ansprüche an die Qualität der Wohnung und des Wohnumfeldes werden zunehmend die Einstellung älterer Menschen prägen. Damit diese Vorstellungen in unserer Stadtgesellschaft einen Platz haben, braucht es die Solidarität vieler Akteure – auch über das EU-Jahr hinaus. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine angeregte, von vielen neuen Ideen geprägte Diskussion. Vielen Dank! Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Vorstellung verschiedener Versorgungskonzepte David Stoll, Amt für Soziale Sicherung Auftrag zur Entwicklung eines quartierbezogenen Gesamtkonzeptes zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen in München Ausgangslage / Grundlagen Entwicklungen in den vergangenen Jahren: • Wohnungswirtschaft und Pflegedienste gehen regionale Kooperationen ein (insbesondere Projekte der GEWOFAG, GWG und der WSB) • Grundsätzlich positive Bewertung dieser Entwicklungen durch das Sozialreferat (vgl. u.a. Beschluss des Stadtrates zum sog. „Bielefelder Modell“ in München) Wesentliche Aspekte für Quartierskonzepte • Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und ambulanter Pflege • Rund-um-die-Uhr Anwesenheit des Dienstes • Vernetzung mit einem sozialen Treffpunkt Beispiele für quartiersorientierte Angebote, u.a.: • GEWOFAG: „Wohnen im Viertel“ • GWG: „WGplus – Wohnen in Gemeinschaft plus Service“ • WSB: „Wohnen mit Service“ Rolle des Amtes für Soziale Sicherung dabei: • Kostenträger für (Sozialhilfe-) Leistungen (Hilfe zur Pflege – ambulant) → Sicherung von Qualität und angemessener Kosten (durch Vereinbarungen!) • Kommunaler Gestaltungsauftrag (Daseinsvorsorge): geeignete Versorgungsstrukturen für die Gesamtstadt nach regionalen Bedarfskriterien sicherstellen („agieren statt reagieren“) Entscheidung: • Schaffung der Grundlagen für die Erarbeitung eines städtischen Quartierskonzeptes „Versorgung im Viertel“ → Einrichtung der Stabstelle „Versorgung im Viertel“ zum 01.01.2010 (Beschluss des Stadtrates) Ziele: • Versorgung von älteren, pflegebedürftigen Menschen und von Menschen mit Behinde- rungen in München sicherstellen (Ausbau eines ausgew. „Hilfemixes“) • Vorrangig Versorgung in der eigenen Wohnung/im eigenen Wohnumfeld ermöglichen (Stichwort: „ambulant vor stationär“) • Gute Qualität der Versorgung (zu angemessenen Kosten) • Bedarfsgerechte Entwicklung der Konzepte unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten (=„nur dort wo es sinnvoll und möglich ist“) Quartierskonzepte Gewinn für das Viertel? • Versorgungssicherheit bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit • Verstärktes Sicherheitsgefühl durch „Rund-um-die-Uhr-Präsenz“ des Pflegedienstes • Aktivierung der Nachbarschaft (insbesondere Förderung der Potentiale für gegenseitige Hilfe und Unterstützung) • Positive Identifikation mit dem eigenen Viertel Auftrag Aufgaben der Stabstelle „Versorgung im Viertel“: • Fachliche Begleitung bestehender/neu entstehender Projekte („Wohnen im Viertel“) • Auswahl geeigneter Regionen mit dem Ziel dort (neue) Kooperationen (zwischen Wohnungswirtschaft und Pflege) zu etablieren (Grundlage: regionaler Bedarf) • Förderung der Entstehung von Quartierskonzepten bei entsprechenden regionalen Voraussetzungen • Erarbeitung einer Beschlussvorlage für den Stadtrat zur Entscheidung über die weitere Strategie • Das Quartierskonzept „Versorgung im Viertel“ wurde am 06.10.2011 vom Sozialausschuss verabschiedet → Bestätigung des Auftrages und des entsprechenden Vorgehens Umsetzung • Auswahl von 7 Regionen (Phase 1) • Einbezug von Gremien (Phase 2) ◦ Ziel: Einholen von Informationen zur Angebots- und Bedarfsstruktur von vor Ort planenden, tätigen und engagierten Personen ◦ interne Diskussion in der Abteilung Hilfen im Alter und bei Behinderung, mit der Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 31 31 Zentralen Sozialplanung, dem Amt für Wohnen und Migration, in der SBHLeitungsrunde ◦ externe Diskussion mit den Bezirksausschüssen, REGSAM etc. • Wichtig: Erst nach der Diskussion in den verschiedenen Gremien wird entschieden, in welchen dieser Regionen die Entwicklung von zusätzlichen Quartierkonzepten sinnvoll ist und in welchen Regionen damit begonnen wird (Phase 3). Auswahl der Regionen: QUARTIERBEZOGENE BEWOHNERARBEIT Robert Matthies, Amt für Wohnen und Migration Nachbarschaftstreffs als Teil von Wohnen in München V: In „Wohnen in München V“ geht es programmatisch um die Weiterentwicklung der Konzepte „kompakt, urban, grün“ und des „Münchner Mixes“, d.h., die bestmögliche integrativen Mischung (Vielfalt) von Einkommensgruppen, kulturellen Milieus und Ethnien über das gesamte Stadtgebiet. Damit sollen Ghettostrukturen und großflächige Segregation, die in vielen europäischen Städten zu problematischen, ausgrenzenden, dissozialen und oft auch rassistischen Entwicklungen geführt haben, in München vermieden werden. Nachbarschaftstreffs sind ein wichtiger Bestandteil dieses wohnungspolitischen 32 32 Handlungsprogramms. In Vorbereitung der Einrichtung und des Betriebs von Nachbarschaftstreffs lokalisieren, erfassen und werten die beteiligten Fachabteilungen des Sozialreferates und des Referates für Stadtplanung und Bauordnung stadtweit die vorhandenen Fakten zur sozialen Struktur und Situation aus. Aufbauend aus diesen Fakten wird unter Betrachtung beispielsweise der Handlungsfelder „Bildungs- und Ausbildungspolitik“; „Arbeitslosigkeit“; „Migration“ und „abnehmende Mobilität“ zielgruppenbezogen eine Politik des sozialen Ausgleichs in den betroffenen Quartieren angestrebt und umgesetzt. Was ist ein Nachbarschaftstreff? Der Nachbarschaftstreff ist Zelle, Mittelpunkt, Impulsgeber und Spiegel des Quartiers. In ihm bilden sich gegenständlich und greifbar die Umsetzung • der durch die ansässigen Bewohnerinnen und Bewohnern verkörperten und gelebten baulich-räumlichen Quartiersstruktur • der artikulierten Bedürfnisse an der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen • der artikulierten Bedürfnisse an Sozial- und Gemeinwesenarbeit • der festgestellten Potentiale und Ressourcen für Engagement, Selbsthilfe und Selbstorganisation in Nachbarschaften ab. Was wird in NBT's geboten? • Raum, um eigene Ideen umzusetzen • Beratung in Fragen der Umsetzung • Hilfe zur Selbsthilfe • Information, Austausch Kontakt und Aktivierung • Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren • Vermietung von Räumen Neue Wohngebiete: • Zuzug von vielen Mieterinnen und Mietern binnen kurzer Zeit aus München und der Welt • Probleme auf Grund unterschiedlicher Lebensvorstellungen, Weltanschauungen oder Nationalitäten • noch keine tragfähigen Nachbarschaften entwickelt Bestehende Wohngebiete: • Bevölkerungsstrukturen entwickeln sich pro- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach blematisch • hohe Mieterfluktuation • übrig bleiben sozial schwache/benachteiligte Haushalte (alleinstehende und/oder ältere Personen, Alleinerziehende, kinderreiche Familien) Quartierbezogene Bewohnerarbeit: • Bewohneraktivierung • Bewohnerbeteiligung • Förderung von Selbstorganisation • Verbesserung der Lebensbedingungen • Information • Sozialpädagogische Fachkräfte vor Ort • Konfliktmanagement • Vernetzung • Öffentlichkeitsarbeit Kooperationen: Zusammenarbeit im Quartier → Vernetzungsauftrag: • Bildungsträger • Mütter-/Familienzentren • Kindertageseinrichtungen und Schulen • Jugend- und Altenhilfeeinrichtungen • Vereine vor Ort • REGSAM und Bezirksausschüsse • Soziale-Stadt-Quartiersmanagement • ...... Vorteile auf einen Blick Die Bewohnerinnen und Bewohner: • organisieren selbst, machen Angebote und feiern Feste • identifizieren und integrieren sich in das Wohnumfeld und Quartier • kümmern sich um intaktes Aussehen der Wohnanlage Laufzeit ca. 3 Jahre Anschubphase mit sozialpädagogischen Fachkräften • im Anschluss, wenn möglich, Übernahme durch aktive Bürgerinnen und Bürger mit Unterstützung durch Raummanagement • Stadtteil, Verwaltungs- und Finanzaufgaben, Organisation und Durchführung eines gemeinsamen Projektes • weitere Schulungsangebote für ehrenamtlich Engagierte in selbstverwalteten Treffs Raummanagement beinhaltet: • Hausverwaltungsaufgaben • Übernahme des bestehenden Mietvertrages • Reparaturen • Unterstützung, Mediation bei Konflikten • Beratung zu Gruppenangeboten und Raumkoordination • Beratung und Unterstützung bei Organisationsaufgaben Finanzierung in Public-Private-Partnership: LHM übernimmt • Personalkosten • Sach- und Maßnahmekosten Wohnbauträger übernimmt • Mietfreie Überlassung der Räume • einmalige Ausstattung: Küchen-, Büro- und sonstige Einrichtungen Genossenschaften und Baugruppen Anteil von 20 – 40% der Wohnbauflächen für Genossenschaften und Baugruppen. Förderung der untersten Einkommensgruppen (Stufe 1 BayWoFG) in Genossenschaften durch eine Zusatzförderung im Rahmen eines Eigenkapitalersatzdarlehens in Höhe von 25% (München-Modell -Genossenschaften), dadurch ENTFALL DES GENOSSENSCHAFTS-ANTEILS für diese Einkommensgruppe. 40-jährige Bindung. Förderung von Familien, die sich auf Grund der stark gestiegene Grundstückskosten die freifinanzierten Genossenschaftswohnungen bzw. München-Modelle nicht mehr leisten können: Deshalb Erweiterung der Einkommensgruppen nach Art. 11 BayWoFG auf (Stufen 1 – 5) auf eine 7. Einkommensstufe. • • Weiterbildung in Nachbarschaftstreffs: Schulungsangebot des Sozialreferates für Ehrenamtliche, um Nachbarschaftstreffs eigenständig verwalten und organisieren zu können • Inhalte: Teambildung, Interkulturelle Kommunikation, Konfliktmanagement, Projekt- und Teamarbeit, Informationen zum Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 33 33 Vorstellung der „Wissenschaftlichen Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsberechtigte Menschen in München“ Petra Stockdreher zweiplus – Beratung Entwicklung Evaluation Unterstützungsbedarf und Wohnvorstellungen bei älteren Bewohnerinnen und Bewohnern in Gebieten des Sozialen Wohnungsbaus Ergebnisse aus einer Begleituntersuchung von innovativen Wohnmodellen der GEWOFAG und der GWG für versorgungsbedürftige Menschen 2008 haben das Sozialreferat, die GEWOFAG sowie die GWG zweiplus beauftragt, innovative Handlungsansätze der beiden großen städtischen Wohnbaugesellschaften für alte und versorgungsbedürftige Menschen wissenschaftlich zu begleiten und den Bedarf nach alternativen Wohnformen im Alter zu erkunden. Die Laufzeit der Untersuchung betrug drei Jahre. Hintergrund für die Projekte waren die demografische Entwicklung sowie das Ziel der LHM eine hochwertige, stärker wohnortnahe Versorgung alter und bedürftiger Menschen in München in Kooperation mit den städtischen Wohnbaugesellschaften GWG und GEWOFAG zu realisieren. Hierzu bauen beide Wohnbaugesellschaften den Bestand an barrierefreien Wohnungen aus und erproben neue Angebote für diesen Kreis von Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Handlungsansätze im Rahmen der von zweiplus zu untersuchenden Modellphase waren unterschiedlich. Die GWG konzentrierte sich mit „Wohnen in Gemeinschaft – plus Service“ auf die Erprobung des gemeinschaftlichen Wohnens in Wohngemeinschaften im Siedlungsgebiet Sendling Westpark. Gleichzeitig forcierte sie die Zusammenarbeit mit den im Wohngebiet verankerten Sozial- und Pflegediensten. 34 34 Die GEWOFAG erprobte mit „Wohnen im Viertel“ die Übertragung der im Rahmen des Bielefelder Modells gewonnenen Erfahrungen in ihrem Wohnbestand in den Siedlungsgebieten Rotbuchenstraße und Innsbrucker Ring. „Wohnen im Viertel“ basiert auf der engen Kooperation eines innovationsbereiten sozialen Dienstleisters und der Wohnbaugesellschaft. In 6 – 10 Projektwohnungen werden Menschen mit hohem Pflegebedarf durch einen Rund-um-die-Uhr präsenten Pflegedienst vor Ort betreut. Der Pflegedienst bietet darüber hinaus Dienstleistungen im Einzugsgebiet und ist verbunden mit einem Bewohnercafe, das den Projektwohnungen zugeordnet ist und die Öffnung in das Viertel ermöglichen soll. Unser Evaluationskonzept basierte auf drei Bausteinen: Einer Nutzerinnen und Nutzerbefragung der Wohnprojekte, einer Expertinnen- und Expertenbefragung jeweils zu drei Zeitpunkten und einer persönlichen Befragung von Bewohnerinnen und Bewohnern über 60 Jahren in vier Siedlungsgebieten der GEWOFAG.1 Ich möchte Ihnen Ergebnisse der Bewohnerinnen- und Bewohnerbefragung vorstellen. Befragt wurden 155 Personen einer repräsentativen Stichprobe, die als quotierte Stichprobe (Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund viele neuen Ideen! Einzugsgebiet mit und ohne „Wohnen im Viertel“) in Kooperation mit der GEWOFAG gezogen wurde. Die Interviews wurden vor Ort in den Wohnungen der zuvor von der GEWOFAG angeschrieben Haushalte durchgeführt. 1 Da die GWG im Sommer 2010 eine großangelegte Mieterbefragung durchgeführt hatte, sagte sie die Beteiligung an der Befragung ab. Damit beschränkte sich die Befragung auf die Gebiete der GEWOFAG. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Bewohner_innenbefragung – Wer wurde befragt? 53 Bewohner_innen in Gebieten ohne „Wohnen im Viertel“ 102 in Gebieten mit „Wohnen im Viertel“ Davon wohnten •barrierefrei •in einer teilweise mit Lift erreichbaren Wohnung •länger als 10 Jahre in der Wohnung •länger als 10 Jahre im Viertel 12,9 % % 8,4 % 75 % 78,1 % % Davon waren •im Ausland geboren •weiblich •60 bis 69 Jahre •70 bis 79 Jahre •älter als 80 Jahre 25 % 55,5 % % 35,5 % 41,9 % 22,6 % 14.05.2012 Folie 5 Wie blicken die Mieterinnen und Mietern in die Zukunft? Die Befragten hatten die Möglichkeit unter sieben Aussagen drei auszuwählen. Die Auswertung ergab das folgende Bild: Die große Mehrheit mit 87,7 % möchte in der eigenen Wohnung bis zum Lebensende wohnen bleiben und mit 60 % möchte die Mehrheit im Bedarfsfall dort auch versorgt werden. unpopulär. „Möchte mit älteren Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammenleben“, dieser Aussage stimmten nur zwei Bewohnerinnen und Bewohner zu und bestätigten damit die Erfahrungen, die auch bei der Belegung der Wohngruppen bei der GWG gemacht wurden. Unterstützungspotentiale aus dem privaten Umfeld sahen 40,6 %. 6,5 % der Befragten gaben an, gar nicht über die Zukunft nachdenken zu wollen, weil ihnen das zu viel Angst mache. Einen Umzug fassten nur wenige der Mieterinnen und Mieter ins Auge. 3,3 % gaben an, noch einigermaßen fit in ein Altersheim und 1,9 % im gegebenen Fall zu ihren Kindern oder Verwandten ziehen zu wollen. Gemeinschaftliche Wohnformen erwiesen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher als Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 35 35 Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Wie blicken die Befragten in die Zukunft? Wenn Sie an die Zukunft denken.. Möchte in der Wohnung bis zum Lebensende wohnen bleiben 87,7 % Möchte lieber im Viertel versorgt werden, als umziehen 60,6 % Habe genügend Nachbarn und Verwandte, die mich in der Wohnung unterstützen können 40,6 % Mächte nicht darüber nachdenken, das macht mir zuviel Angst 6,5 % Möchte noch einigermaßen fit ins Altersheim umziehen 3,3 % Werde zu Kindern und Verwandten ziehen 1,9 % Möchte mit älteren Menschen in einer Wohngemeinschaft leben 1,3 % 14.05.2012 Folie 6 In einem zweiten Schritt haben wir gefragt, ob die Befragten einen Unterstützungsbedarf für sich sehen. 90 % der befragten Mieterinnen und Mieter nannten keinen über den aktuellen Versorgungsstand hinausgehenden Unterstützungsbedarf. 59,3 % gaben an, überhaupt keinen Unterstützungsbedarf zu haben und 30,7 %, dass sie einen solchen zwar hätten, ihr Bedarf aber gedeckt sei. Fast 10 % aller befragten Mieterinnen und Mieter sahen ihren Unterstützungsbedarf nicht abgedeckt. Demgegenüber gaben 8,7 % der Befragten an, dass ihr Unterstützungsbedarf n i c h t abgedeckt sei und dies vor allem aus finanziellen Gründen. „Ich bräuchte eigentlich Unterstützung, aber ich kann sie mir nicht leisten“, sagten 6 %. „Ich bekomme Unterstützung, aber diese ist nicht ausreichend“ nannten 2 % und eine Person gab an, eigentlich Unterstützung zu benötigen, aber nicht zu wissen, an wen sie sich wenden soll ( 0,7 % ). 36 36 Männer sagten deutlich häufiger als Frauen, keine Hilfe zu benötigen. Frauen gaben dagegen nicht nur häufiger an, Hilfe zu benötigen, sondern auch, diese bei Bedarf zu erhalten. Einen ungedeckten Hilfebedarf sahen Männer mit 10,5 % häufiger als Frauen mit 7,2 % . Mit zunehmendem Alter steigt erwartungsgemäß der Anteil der Personen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Nach Aussagen der befragten Mieterinnen und Mieter war dieser bei den Hochaltrigen ab 80 Jahren zu hohen Anteilen auch gedeckt. Der ungedeckte Unterstützungsbedarf war in der jüngsten Altersgruppe zwischen 60 – 69 Jahren mit 11,2 % deutlich höher. Bei Personen mit Migrationshintergrund erwies sich der ungedeckte Unterstützungsbedarf überproportional hoch. 22,2 % der 37 Befragten mit Migrationshintergrund gaben an, dass sie eigentlich (mehr) Unterstützung benötigten als sie derzeit haben. Auch hier standen finanzielle Gründe deutlich an erster Stelle. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Haben Sie einen Unterstützungsbedarf? Ich brauche keine Unterstützung 59,3% Keine Angabe 1,3% Unterstützungsbedarf nicht gedeckt 8,7% Darunter: 6 % Ich bräuchte Unterstützung, aber kann sie mir nicht leisten 2 % Ich bekomme Unterstützung, aber diese ist nicht ausreichend 0,7 % Ich bräuchte eigentlich Unterstützung, aber ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll Ich komme gut zurecht ich habe alle Unterstützung die ich brauche 30,7% 16.05.2012 Folie 8 Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Unterstützungsbedarf nach Geschlecht 120,0% 100,0% 10,5% 7,2% Keine Angabe 80,0% Unterstützungsbedarf nicht gedeckt 22,4% 37,3% 60,0% Ich komme gut zurecht - ich habe alle Unterstützung die ich brauche Ich brauche keine Unterstützung 40,0% 67,2% 53,0% 20,0% 0,0% männlich n = 67 weiblich n = 83 14.05.2012 Folie 9 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 37 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 37 Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Unterstützungsbedarf in verschiedenen Altersgruppen 120,0% 100,0% 3,7% 5,8% 8,1% 11,2% 80,0% 29,5% 20,4% Keine Angabe 48,6% Unterstützungsbedarf nicht gedeckt Ich komme gut zurecht - ich habe alle Unterstützung die ich brauche 60,0% Ich brauche keine Unterstützung 40,0% 64,8% 62,3% 45,7% 20,0% 0,0% 14.05.2012 Folie 10 60 bis 69 Jahre n = 54 70 bis 79 Jahre n = 61 80 Jahre und älter n = 35 Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Unterstützungsbedarf in verschiedenen Altersgruppen 80 Jahre und älter n = 35 2,9% 2,9% Ich bräuchte eigentlich Unterstützung, aber ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll 70 bis 79 Jahre n = 61 1,6% 4,9% 1,6% Ich bräuchte eigentlich Unterstützung, aber ich kann sie mir nicht leisten Ich bekomme Unterstützung, aber diese ist nicht ausreichend 60 bis 69 Jahre n = 54 9,3% 0,0% 2,0% 4,0% 1,9% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14.05.2012 Folie 11 38 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 38 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Unterstützungsbedarf nach Geburtsland 120,0% 0,9% 2,8% 100,0% 4,5% 22,2% 80,0% 33,3% Keine Angabe 22,2% Unterstützungsbedarf nicht gedeckt 60,0% Ich komme gut zurecht - ich habe alle Unterstützung die ich brauche Ich brauche keine Unterstützung 40,0% 61,4% 52,8% 20,0% 0,0% 14.05.2012 Folie 12 Deutschland n = 118 FAZIT 1: Bei Personen mit Migrationshintergrund und Männern, v.a. aus der Altersgruppe von 60 – 69 Jahren ist ein besonderer Handlungsbedarf gegeben. Es ist allerdings zu prüfen, wieweit die Aussagen der befragten Frauen auf bessere Versorgtheit oder auf eine größere Bescheidenheit zurückzuführen sind. Bekanntheitsgrad von und Interesse an „Wohnen im Viertel“ Anderes Land n = 37 In den Gebieten mit „Wohnen im Viertel“ lag der Bekanntheitsgrad mit insgesamt 75 % noch deutlich darüber. Am geringsten war der Bekanntheitsgrad von „Wohnen im Viertel“ bei den Migrantinnen und Migranten mit 48,6 %. Auch das Interesse bei den Befragten an „Wohnen im Viertel“ erwies sich als hoch. 69 % der Befragten, denen die Angebote von „Wohnen im Viertel“ bekannt waren, gaben an, diese auch für sich selbst interessant zu finden. Hier ergaben sich bezüglich Geschlecht, Alter und Geburtsland kaum Unterschiede. Von Interesse war in unserer Befragung darüber hinaus, wie hoch nach zweijähriger Projektlaufzeit der Bekanntheitsgrad von „Wohnen im Viertel“ bei den befragten Bewohnerinnen und Bewohnern war. Fast zwei Drittel haben zum Zeitpunkt unserer Befragung von den Angeboten von ,Wohnen im Viertel' gehört oder darüber gesprochen: 25 % vom Angebot des Pflegedienstes, 6 % vom Mittagstisch und 32 % von beiden Angeboten. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 39 39 Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München Von „Wohnen im Viertel“ gehört oder darüber gesprochen weiß nicht 3% ja vom Pflegedienst 25% ja vom Besuchertreff/Mittag stisch 6% nein 34% 69 % der Befragten, denen die Angebote von Wohnen im Viertel bekannt waren, gaben an, diese auch interessant zu finden. von beidem 32% 14.05.2012 Folie 15 FAZIT 2: Bekanntheitsgrad von „Wohnen im Viertel“ und das Interesse an den wohnortnahen Angeboten ist hoch Zieht man die Erfahrungen der Fachdienste von „Wohnen im Viertel“ ergänzend hinzu, zeigte sich, dass die wohnortnahe Präsenz eines sozialen Dienstleisters, der Pflege und Sozialleistungen aus einer Hand und Rundum-die-Uhr anbieten kann, eine Ergänzung zur stationären Versorgung darstellt. Besonders profitieren könnten Personen, die mit einer klassischen ambulanten Versorgung unterversorgt – mit einer stationären Versorgung aber fehl- oder überversorgt wären. Um allerdings die Handlungsspielräume für nichtstationäre Versorgungs- und Unterstützungsansätze im fragmentierten Finanzierungssystem in Deutschland zu erweitern oder neu zu erschließen, erwiesen sich vertrauensvolle Kooperationen zwischen den Sozialen Dienstleistern, den Wohnbaugesellschaften und der Sozialverwaltung der LHM als unerlässlich. Fazit 3: Wohnortnähe Versorgungsleistungen ergänzen das stationäre Versorgungsangebot, erhöhen die Optionen der Mieterinnen und Mieter und können stationäre Unterbringung ersetzen 40 40 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Erfahrungen aus der Praxis bisheriger Versorgungskonzepte wohnern sowohl ein individuelles und selbstbestimmtes Wohnen als auch ein Gemeinschaftsleben mit gegenseitiger Unterstützung zu ermöglichen. Die Seniorenwohngemeinschaften der GWG München bieten Menschen ab 60 Jahren eine Alternative zu den herkömmlichen Wohnformen. Seniorenwohngemeinschaften hat es schon in der Vergangenheit gegeben – neu ist nun, dass die GWG als Wohnbaugesellschaften passende Wohnungen baut und diese dann selber vermietet. Erfahrungen der GWG München Daniela Gomez, GWG München Mein Name ist Daniela Gomez. Ich arbeite seit Januar 2009 bei der GWG München im Sozialdienst. Seit Oktober 2011 bin ich zudem auch Ansprechpartnerin bzw. Koordinatorin für WGplus. Herr Bock hat gestern das Konzept der GWG München „WGplus“ ausführlich erläutert, deshalb möchte ich nur noch einmal kurz darauf eingehen. Die GWG München versteht sich und ihre Mieterinnen und Mieter als eine Gemeinschaft. Der gemeinschaftliche Gedanke ist uns wichtig. Daher wollen wir unseren Mieterinnen und Mietern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jeder soll, wenn er es wünscht, auch bei Alter oder Hilfebedarf, solange wie möglich in seiner Wohnung leben können. Dabei möchte die GWG München ihre Mieterinnen und Mieter begleiten und Unterstützung anbieten. Im Folgenden möchte ich über ein spannendes Projekt berichten, bei dem wir für unsere Gesellschaft Neuland betreten haben. Unsere Seniorenwohngemeinschaften Im Oktober 2008 hat die GWG München einen mutigen Schritt gewagt und eine neue Wohnform für Senioren geschaffen. Die Seniorenwohngemeinschaften wurden mit dem Ziel gegründet den Bewohnerinnen und Be- Da es sich bei den bisherigen WGs um öffentlich geförderten Wohnraum handelt, benötigen die Bewerber eine Berechtigung vom Amt für Wohnen und Migration. Darüber hinaus, und meiner Meinung nach am wichtigsten, sollten die Interessenten Bereitschaft und Freude für gemeinsames Wohnen und Leben mitbringen. Jeder von uns weiß doch, dass man in einer Wohngemeinschaft viel mehr Kompromisse eingehen muss als in einer eigenen, abgeschlossenen Wohnung. Da ist einfach mehr Toleranz und Rücksichtnahme gefordert. Für die Bewohner ist es wichtig Wünsche mitzuteilen, Bedürfnisse zu äußern aber auch Probleme anzusprechen. Da entstehen oft Konflikte, die gemeinsam bewältigt werden müssen. Jeder der Bewohnerinnen und Bewohner bringt selbstverständlich seine eigene Biographie mit, die leider auch oft von gesundheitlichen Einschränkungen oder auch von persönlichen Problemen belastet ist. Unruhe, Unzufriedenheit, Aggression, Traurigkeit, können die emotionalen Folgen für die Bewohner und Gemeinschaft sein. Viele ziehen sich dann aus der Gemeinschaft zurück. In den letzten zwei Jahren wurden die Wohngemeinschaften von unserem Kooperationspartner der Caritas München ehrenamtlich sozialpädagogisch betreut. Die Rückmeldung bzw. die Erfahrung der sozialpädagogischen Begleitung hat uns gezeigt, dass eine weiterführende professionelle Begleitung unbedingt notwendig ist. Als Vermieterin trägt die GWG München auch Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 41 41 Verantwortung für das Wohlbefinden der Mieterinnen und Mieter. Dieser Verantwortung stellt sich die GWG München indem sie sich weiterhin kümmert und eine professionelle Betreuung der Wohngemeinschaft durch die Caritas gewährleistet. Das Ziel einer solchen Begleitung ist die Menschen zu unterstützen, als Gemeinschaft zusammen zuwachsen, Konflikte zu bewältigen und positive gemeinsame Erlebnisse zu fördern. Was wiederum zu einer verstärkten Selbstständigkeit und größeren Stabilität der Gemeinschaft führt. Ganz wichtig ist die Konfliktberatung bei Auseinandersetzungen der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander. Der Begleiter nimmt eine Vermittlerfunktion ein bzw. fungiert als Streitschlichter. Des Weiteren soll die professionelle Unterstützung psychosoziale Beratung, Begleitung und praktische Hilfen im Alltag leisten. Sie hilft den Bewohnerinnen und Bewohnern mit eigener Aktivität und angemessener Unterstützung selbstständig ihren „WG-Alltag“ zu meistern. Die Begleitung leitet regelmäßige Gruppenversammlungen, in denen die Gemeinschaft ihre Angelegenheiten bespricht. Gemeinsame Aktivitäten wie z.B. Kochen, Ausflüge, Spaziergänge werden besprochen und geplant. Zudem wirkt die Begleitung als Sprachrohr der Wohngemeinschaft von innen nach außen und umgekehrt. Die Begleitung unterstützt unsere Gesellschaft bei der Auswahl neuer Bewerberinnen und Bewerber. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Wohngemeinschaft, zumindest im öffentlich geförderten Bereich, unbedingt eine professionelle Begleitung bzw. Betreuung benötigt damit sie gut läuft. Die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenzerkrankung Auch Menschen mit Demenzerkrankungen stehen im Mittelpunkt der GWG München bzw. WGplus. 2010 eröffnete die GWG München ihre 1. Wohngemeinschaft für Menschen 42 42 mit Demenzerkrankung am Harthof. Die WG wird professionell von unserem Kooperationspartner der Caritas München Nord betrieben. Aufgrund der Erkrankung ist eine professionelle und therapeutische Betreuung Grundvoraussetzung. Im Moment sind alle Plätze belegt, die Nachfrage ist jedoch groß. Frau Kuhn, die Projektleiterin, hat in ihrem letzten Sachbericht eine positive Bilanz für das Jahr 2011 gezogen. Es hat sich eine gute und stabile Gemeinschaft gebildet, die mit Ihren Angehörigen, Betreuern und dem Team der Caritas zusammengewachsen ist. Unsere Kooperationspartner Es ist unser Anliegen, den Mietern mit WGplus auf ihre jeweiligen Lebensumstände zugeschnittene Dienstleistungen anzubieten. Diese Dienstleistungen reichen von hauswirtschaftlichen Hilfen bis hin zu Pflegeleistungen. Da wir eine Wohnungsbaugesellschaft sind und diese Leistungen natürlich nicht selbst anbieten können, haben wir erfahrene professionelle Dienstleister dafür gewonnen. Unsere WGplus – Kooperationspartner sind: Caritas Zentrum Nord Caritas Zentrum Laim / Sendling Münchenstift gGmbH Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Arbeiterwohlfahrt (AWO) München Diakonie Hasenbergl e.V. • • • • • • Hierzu gehören – je nach Leistungsfähigkeit des Kooperationspartners – Dienstleistungen wie: • hauswirtschaftliche Dienste (Reinigung der Wohnung, Wäsche waschen etc.) • Essen auf Rädern • Vermittlung von Hausnotruf • Ambulanter Pflegedienst und hauswirtschaftliche Versorgung • Beratung ( auch in häuslicher Umgebung) durch Sozialpädagogeninnen und Sozialpädagogen • Wohnraumberatung usw. nach Bedarf • Tagespflege Dafür zahlen die Mieterinnen und Mieter natürlich nur bei Inanspruchnahme der Leistungen einen vertretbaren und angemessenen Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Preis. Sie zahlen nur das, was Sie beanspruchen. Selbstverständlich ist die Annahme dieses Angebotes freiwillig. Zudem bietet unser Partner Die Johanniter in Berg am Laim für unsere Mieterinnen und Mieter ein kostenfreies Beratungsangebot. Die zuständige Mitarbeiterin steht den Bewohnerinnen und Bewohnern, auch bei einem Hausbesuch, für alle wichtigen Fragen zur Verfügung. Sie vermittelt u.a. auch einen ehrenamtlichen Besuchsdienst und informiert über weitere Unterstützungsmöglichkeiten. Mit unserem Partner Münchenstift veranstalten wir im April eine Informationsveranstaltung zu WGplus und den Dienstleistungen von Münchenstift. Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen sehen wir, dass hier ein großes Informationsbedürfnis auf Seiten der Mieterinnen und Mietern besteht. Wohnungsanpassung Im Rahmen unseres Programms WG Plus bieten wir auch an, bauliche Veränderungen für alten- und behindertengerechtes Wohnen in den jeweiligen Wohnungen vorzunehmen. Gerne beraten wir, wenn es um die Finanzierung bzw. finanzielle Förderung der Maßnahmen geht. Im Folgenden möchte ich über ein aktuelles Beispiel berichten. Frau L., 60 Jahre, wohnt in der Zeppelinstraße. Sie sitzt seit zwei Jahren im Rollstuhl und kann seitdem auch nicht mehr aus der Wohnung raus. Die Wohnung ist nicht behindertengerecht, das Bad nicht nutzbar, da es mit dem Rollstuhl zu eng wird und es gibt keinen Aufzug. Nun haben wir eine schöne 2-Zimmerwohnung im Erdgeschoss ganz in der Nähe frei. Die ist barrierefrei und unsere Technik kann die Badewanne in eine bodentiefe Dusche umbauen. Unsere zuständige Mitarbeiterin klärt die Situation im Vorfeld mit dem Amt für Wohnen und Migration und lässt der Mieterin alle entsprechenden Anträge zukommen. Bei einem persönlichen Hausbesuch wird der Mieterin beim Ausfüllen der Formulare geholfen, Kopien werden für sie gemacht und die Unterlagen werden von der Mitarbeiterin direkt an das Amt verschickt. So kann wertvolle Zeit gespart und der Antrag zügig bearbeitet werden. Das Problem ist, dass Frau L. wegen ihrer Behinderung beim Umzug nichts selber machen kann und auch finanzielle Unterstützung benötigt. Deshalb setzt sich unsere zuständige Sozialarbeiterin der GWG München mit dem Sozialbürgerhaus in Verbindung. Hier arbeiten wir eng mit den zuständigen Stellen der Stadt München zusammen um den Mietern schnell und lösungsorientiert zu helfen. Ich möchte meinen Erfahrungsbericht mit einem Zitat von Goethe schließen „Die beste Freude ist wohnen in sich selbst.“ Um das zu erreichen ist u.a. auch ein gutes Wohnumfeld notwendig: und hier kann und möchte die GWG München ihre Mieterinnen und Mieter in allen Lebenslagen unterstützen. Erfahrungen der GEWOFAG Gisela Heinzeller, Wohnforum GmbH Mein Name ist Gisela Heinzeller. Ich bin seit 01.06.2011 federführend für Wohnen im Viertel in der Fachstelle Wohnen im Alter bei der GEWOFAG zuständig. Ich kenne die Projekte bereits aus der Anfangszeit, da ich als Vertreterin des ersten Kooperationspartners, dem ASB gemeinsam mit der GEWOFAG das erste Projekt am Innsbrucker Ring umgesetzt habe. Das war eine wichtige Erfahrung, da ich jetzt beide Perspektiven kenne, die des Ambulanten Dienstes und jetzt die der Wohnungswirtschaft. Für mich war und ist die Konzeptidee von Wohnen im Viertel so bestechend, dass ich mich weiter mit alle Kraft dafür einsetzen werde, dass die Projekte verstetigt werden und auch andere Wohnungsunternehmen und Ambulante Dienste dafür gewonnen werden könen. Seit Dezember 2007, dem Start von Wohnen im Viertel (WiV) am Innsbrucker Ring sind über vier Jahre vergangen. In dieser Zeit gelang es der GEWOFAG fünf Projekte in Betrieb zu nehmen, drei im Neubau und zwei im Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 43 43 Bestand. Insgesamt verfügen wir in den fünf Projekten über 48 Projektwohnungen, fünf Pflegewohnungen auf Zeit, einen von der LHM geförderten Nachbarschaftstreff und vier Wohncafes/ Nachbarschaftstreffs zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement und Nachbarschaftshilfe. Wir arbeiten mit vier Kooperationspartnern sehr intensiv und gut zusammen. Neben dem ASB ist das der Evangelische Pflegedienst, die Gemeinschaft für Ambulante Pflege und die Sozialstation Berg-am-Laim/Trudering. Diese Kooperation mit Ambulanten Diensten (drei Dienste der freien Wohlfahrtspflege und ein privater Pflegedienst) war für die GEWOFAG als Wohnungsunternehmen eine neue und sehr nutzbringende Erfahrung. Die ersten vier Jahre haben gezeigt, dass die Projektidee in München angekommen ist, sich als alternative Wohn- und Versorgungsform etabliert hat und viele ältere und behinderte Menschen inzwischen davon profitieren. Wohnen im Viertel bietet hilfe- und pflegebedürftigen Menschen im Viertel schnelle Hilfe, die Möglichkeit der sozialen Teilhabe und Mitgestaltung des gemeinschaftlichen Lebens – aber auch die Möglichkeit des Rückzugs in die eigenen vier Wände. Da der Hilfebedarf von erheblich hilfe- und pflegebedürftigen Menschen durch die Leistungen der Pflegeversicherung nur unzureichend abgedeckt werden kann, werden bei Wohnen im Viertel auch bei Bedarf und vorliegender Leistungsberechtigung die sog. anderen Verrichtungen nach SGB XII angeboten. Im Vordergrund stehen dabei Gespräche, Handreichungen und Teilhabeleistungen sowie die Nachtbereitschaft. Neben diesen erfreulichen Erfolgen gibt es Entwicklungs- und Handlungsbedarfe, auf die wir derzeit unser Augenmerk richten, da nichts so gut ist, dass es nicht noch verbessert werden kann. Wir haben fünf Themen ausgemacht, die intensiv bearbeitet werden müssen. Dazu brauchen wir interne aber auch externe Partner, da inzwischen viele Stellen und Personen in München involviert sind. Thema Projektplanung: Insgesamt sind ca. 20 Standorte geplant. Für die Standortwahl ist immer eine fundierte Be44 44 darfs- und Angebotsanalyse notwendig. Die Anzahl und Größe der Wohnungen muss neu gedacht werden – z.B. sind nach Aussagen unserer Kooperationspartner mind. 10 Projektwohnungen notwendig, um den Dienst wirtschaftlich führen zu können. Wir müssen im näheren Umfeld von Wohnen im Viertel kontinuierlich Bestandswohnungen barrierearm umrüsten, um den großen Bedarf an diesen Wohnungen in unserer Mieterschaft zu befriedigen. Thema Bauliche Standards: Den Kern von Wohnen im Viertel bildet ein schwellenfreies Wohnprojekt mit barrierefreien bzw. rollstuhlgerechten Projektwohnungen. Das bestehende Raum- und Funktionsprogramm (RFP) wurde auf Grundlage der aktuellen Erkenntnisse überarbeitet. Wir haben ein Abstimmungsverfahren mit einer Freigaberegelung durch die Fachstelle Wohnen im Alter entwickelt, so dass gewährleistet ist, dass die Standards eingehalten werden. Wir informieren unsere Projektleitungen über das Rahmenkonzept, das RFP und die baulichen Standards von Wohnen im Viertel. Thema Kooperationspartner: Wir arbeiten mit vier Kooperationspartnern in fünf Wohnprojekten zusammen. Inzwischen gibt es Anfragen von Pflegediensten, die Interesse an einer Zusammenarbeit signalisieren. Wir haben dafür ein Anforderungsprofil entwickelt und unsere Kooperationsvereinbarung überarbeitet. Um der Kritik in den Stadtteilgremien zu begegnen haben wir die Zusammenarbeit aktiviert und wir werden bestehende Netzwerke noch stärker einbeziehen. Thema Wohnungsbelegung: Das war immer die Achillesferse der Projekte, die allen Beteiligten, dem Wohnungsamt, unseren Kooperationspartnern und uns viele graue Haare beschert haben. Das Verfahren war immer viel zu zeitaufwändig und personalintensiv, so dass wir jetzt eine Freistellung aller Projektwohnungen im Bestand erreicht haben und dem Wohnungsamt im Gegenzug dafür Ersatzwohnungen anbieten. So können wir das Abstimmungsverfahren auf zwei Partner begrenzen, dem Kooperationspartner und uns als Vermieter. Für die neuen Projekte werden wir ebenfalls ein einfaches, schnelles und unbürokratisches Abstimmungsverfahren finden. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Thema Pflegewohnung auf Zeit: Dieses Angebot wird leider immer noch nicht so stark angenommen, wie wir uns alle das wünschen. Wir werden weiterhin kontinuierlich bei allen möglichen Multiplikatoren werben und hoffen, dass sich das Angebot weiter herumspricht. Wir werden künftig in jeder Mieterzeitung über Wohnen im Viertel und das Angebot der Pflege auf Zeit berichten und das Thema weiter in unsere Mieterschaft tragen. Thema Nachbarschaftstreffs/Wohncafes: Wir haben in den bestehenden Projekten einen von der Landeshauptstadt München über Quartiersbezogene Bewohnerarbeit geförderten Nachbarschaftstreff und vier nicht geförderte Wohncafes/Nachbarschaftstreffs. Sie stellen den Mittelpunkt der Projekte dar und schaffen die Verbindung und Öffnung in das jeweilige Wohngebiet. Kernaufgabe des ambulanten Dienstes hierbei ist die Förderung von ehrenamtlichen Engagement und Nachbarschaftshilfe. Unser Ziel ist es, dass wir für alle Einrichtungen dieser Art eine gesicherte Finanzierung erreichen. Thema Vernetzung: Wir möchten uns noch stärker mit den jeweiligen Akteuren in den Stadtteilen, in denen WiV realisiert wird, vernetzen. Wohnen im Viertel soll nicht additiv dazukommen, sondern soll sich einfügen in das bereits bestehende Gesamtangebot. Gemeinsam mit den anderen Akteuren wollen wir das Konzept WiV weiterentwickeln und dem jeweiligen Bedarf anpassen. Dazu werden wir regelmäßig in den Facharbeitskreisen und Örtlichen Arbeitsgemeinschaften über unsere Planungen berichten und so mehr Transparenz herstellen. Frei nach dem Motto „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“ haben wir viel gewagt und noch mehr gewonnen. Wir wünschen uns, dass die Idee weitergetragen wird und sich auch andere Wohnungsunternehmen und Ambulante Dienste überzeugen lassen, dieses zukunftsweisende Konzept umzusetzen. Erfahrungen des ArbeiterSamariter-Bundes Birgit Ludwig, Arbeiter-Samariter-Bund nahm im Dezember 2007 den Betrieb auf und war in München das erste Projekt mit der entsprechenden Konzeption. Im Anschluss werden wichtige Eckpunkte der konkreten Realisierung beschrieben: Versorgungsverträge, rechtliche Voraussetzungen, Konzeptionelle Fragen und Förderanträge Die Prüfung dieses Bereichs erfolgte relativ frühzeitig seitens des Trägers. Die Kriterien sind wichtig für die Entscheidung eines Trägers und Voraussetzung für die Einleitung der weiteren Schritte: • Um die umfassende Versorgung der Bewohner zu gewährleisten musste der Träger des Dienstes dafür sorgen, dass mit allen in Frage kommenden Kostenträgern entsprechende Versorgungsverträge vorliegen: • Es musste geprüft werden, ob alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, um einen entsprechenden Dienst zu betreiben. Da der ASB bereits seit Jahren einen ambulanten Dienst betrieben hat, waren grundlegende Voraussetzungen erfüllt: ◦ Verantwortliche Pflegefachkraft ◦ Qualitätsmanagement ◦ Anmeldung beim Referat für Gesundheit und Umwelt etc. • Fördergelder mussten unter Berücksichtigung entsprechender Fristen beantragt werden. Wichtig war in diesem Zusammenhang die Frage der Förderung und Konzeption des Nachbarschaftstreffs. Personalplanung und Personalgewinnung • Nach den Vorgaben der Projektberatung Bielefeld wurde ein Team zusammengestellt. Dabei war für die breite Angebotspalette ein interdisziplinäres Team erforderlich: ◦ Sozialpädagogin und Betreuungskräfte ◦ Pflegefachkräfte und Pflegehelfer ◦ Nachtwachen (in der Regel Pflegekräfte) ◦ Hauswirtschafts- und Küchenkräfte • Beim Pilotprojekt am Innsbrucker Ring wurde von Anfang an eine 24-stündige Präsenz sichergestellt. Räumliche Ausstattung und Schaffung von geeigneten Arbeitsstrukturen • Im Vorfeld musste die konkrete Ausgestaltung der Räumlichkeiten des „Wohnen im Viertel“ am Innsbrucker Ring Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 45 45 Dienstes durchdacht und verwirklicht werden: ◦ Platz für die Nachtbereitschaft ◦ Funktionelle Büroräume und EDVAusstattung ◦ Möglichkeiten für Beratungsgespräche ◦ Angemessene Ausstattung der Pflegekräfte (Dienstkleidung, Taschen, angemessene Ausrüstung für Notfälle) ◦ Ausstattung der Küche ◦ Ausstattung zur Erreichbarkeit (Diensthandy, Netzanbieter etc., Beschilderung) Einzug von Bewohnern/Belegung Vor Projekteröffnung wurde Kontakt mit Interessierten aufgenommen. Interessenten meldeten sich über folgende Wege: • Direkter Kontakt von Betroffenen und Angehörigen aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit • Kontakt über den trägereigenen Pflegedienst • Kontakt über städtische Fachstellen • Kontakt über die GEWOFAG • Kontakt über Beratungsstellen, AltenServicezentren, etc. zugänglich zu machen (Tag der offenen Türe, Mittagessen, Öffnung für Gruppen und Personen) • Überlegungen zum Einsatz von Ehrenamtlichen wurden frühzeitig angestellt Bekanntmachung des Angebots Zu Beginn war „Wohnen im Viertel“ ein neues Angebot, dessen besonderer Zuschnitt zunächst der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden musste. Es war wichtig, dass im Vorfeld wichtige Akteure informiert wurden: • Bürgerinnen und Bürger bzw. Mieterinnen und Mieter Fachöffentlichkeit • Vertreterinnen/Vertreter von Kostenträgern • Einrichtungen und Dienste in der Region Die Öffentlichkeitsarbeit wurde von der GEWOFAG gesteuert und sehr umfassend und erfolgreich durchgeführt. Die Bewertung des Angebotes durch die Quartiersbewohner wird letztendlich durch die Qualität der Dienstleistung von Pflegedienst und Vermieter geprägt. Diese Leistung muss dann von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ambulanten Dienstes und des Mieterzentrums erbracht werden. Bis zur Realisierung eines Einzuges gab es verschiedene Probleme: • Eine Vielzahl der Bewohnerinnen und Bewohner hatten zum Zeitpunkt der Anfrage noch keinen regelmäßigen Hilfebedarf • Wohnungsamt, GEWOFAG und Pflegedienst mussten gemeinsam eine Wohnung belegen. Dabei folgte jede Einrichtung einer anderen Logik. Das komplexe Verfahren führte zu zeitlichen Verzögerungen. • Im Vorfeld des Einzuges gibt es eine ganze Reihe bürokratischer und praktischer Angelegenheiten zu klären. Nachbarschaftstreff Wichtiger Bestandteil, besonders auch in der Anfangsphase, war die Planung des Nachbarschaftstreffs. Dabei spielten alle zuvor genannten Bereiche eine Rolle: • Die Frage der Möglichkeit der Förderung durch die Landeshauptstadt München • Die Planung der personellen, räumlichen und sachlichen Ausstattung • Wichtig war die konkrete Planung von Angeboten, um den Treff fürs Viertel 46 46 Forum 1 – Wohnungswirtschaft und Sozialreferat im Austausch Moderation: Elke Kremer, Amt für Wohnen und Migration Definition Versorgung im Viertel Versorgung für alte, pflegebedürftige und/oder behinderte Menschen im Rahmen eines Quartierkonzeptes mit den Bausteinen Wohnen, Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach häusliche Versorgung und Soziales ( „Wohnen im Viertel“ ist ein Angebot der GEWOFAG) Synchronisierung der Planung Unterscheidung: • Neubauplanung: Sozialplanung/ regionale Zuständigkeit nach Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern • Bestandsplanung: Amt für Soziale Sicherung S-I und Amt für Wohnen und Migration S-III, Versorgung im Viertel/ Quartierbezogene Bewohnerarbeit sind die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner ( Beispiel: Nachbarschaftreffs erweitern ihr Angebot in den 7 ausgewiesenen Regionen) Zeitdimension/ Verlauf Es ist ein frühzeitiges Einschalten des Sozialreferates notwendig, da die Vorlaufzeit für Entgeltvereinbarungen mit dem Pflegedienst eingeplant und ggf. die Finanzierung des Nachbarschaftstreffs realisiert werden muss. Das Trägerauswahlverfahren stellt durch die Leistungserweiterung von Nachbarschaftstreff mit „Versorgung im Viertel“ erweiterte Kompetenzanforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber. Themenspeicher für den 22.03.2012 Frage der Sozialplanung: Was wünscht sich die Wohnungswirtschaft vom Sozialreferat hinsichtlich der Verwirklichung von „Versorgung im Viertel“ an Unterstützung? Forum 2 – Ambulante Pflegedienste und Sozialreferat im Austausch Moderation: Anja Huber, Amt für Wohnen und Migration Für die Übernahme der Trägerschaft bei „Wohnen im Viertel“ muss der Pflegedienst in der Aufbauphase in Vorleistung gehen. Der Dienst benötigt daher finanzielle Rücklagen. Ggf. kann beim Amt für Soziale Sicherung, Hilfen im Alter und bei Behinderung/Pflege und Hilfsbedürftigkeit eine Anschubfinanzierung für die Startphase beantragt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner einer Projektwohnung müssen die Kriterien für den Bezug einer Sozialwohnung erfüllen und darüber hinaus einen Pflegebedarf haben. Der Pflegedienst hat ein Vorschlagsrecht für die Wohnungen, die GEWOFAG vermittelt die Kontakte. Das Wohnungsamt entscheidet nach der Empfehlung. Nöte, Härtefälle können berücksichtigt werden - unternehmerisches Risiko bei längeren Leerständen. Es werden 5,5 Planstellen benötigt, neben den personellen Zulassungsvoraussetzungen der Pflegekassen für den ambulanten Pflegedienst ist eine sozialpädagogische Fachkraft vorgesehen, es sollte eine Mischung aus Fach- und Hilfskräften vorgehalten werden. Für Pflegekräfte ist die Stelle attraktiv, da es sich um ein ganzheitliches Pflegekonzept handelt. Um eine Entgeltvereinbarung mit der Entgeltkommission München abzuschließen, muss der Pflegedienst eine Kostenkalkulation bei der Geschäftsstelle der Entgeltkommission München einreichen. Vorverhandlungen sind sinnvollerweise mit dem Amt für Soziale Sicherung, Hilfen im Alter und bei Behinderung/Versorgung im Viertel zu führen. Die Pflegedienste arbeiten mit der GEWOFAG zusammen, zunächst gibt es einen monatlichen Jour Fixe, dann nach Bedarf. Viermal pro Jahr finden Werkstattgespräche mit allen Trägern statt. Bei den vom Amt für Wohnen und Migration geförderten Nachbarschaftstreffs ist die Finanzierungsdauer begrenzt. Ob und wie eine Weiterführung der Förderung möglich ist, wird im Sozialreferat erarbeitet. Forum 3 – Wohnungswirtschaft und Ambulante Pflegedienste im Austausch Moderation: Doris Wohlrab, Amt für Soziale Sicherung Im Forum wurden unter anderem folgende Themenbereiche und Aspekte diskutiert, angesprochen bzw. geklärt: strukturelle Rahmenbedingungen Wohnen im Viertel: • Der Pflegedienst steht im Einzugsbereich 800 – 1000 m als Ansprechpartner und für einmalige kleine Leistungen kostenlos zur Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 47 47 • • • • • Verfügung. Es besteht Wahlfreiheit für die Bürgerinnen und Bürger bei der Auswahl des Pflegedienstes. Der Pflegedienst benötigt 5,5 Planstellen, eine 24-Stunden-Präsenz wird erwartet, größere finanzielle Reserven sind erforderlich. In der Kooperationsvereinbarung des ambulanten Pflegedienstes mit der GEWOFAG sind Aufgaben, Pflichten und Qualitätsziele geregelt. Für die 24-Stunden-Präsenz haben die Bewohnerinnen und Bewohner in den Projektwohnungen ein Notrufsystem, Quartiersbewohnerinnen und -bewohner melden sich telefonisch beim Pflegedienst. Die Aufnahme in die Pflegewohnung auf Zeit kann bis zu drei Monate erfolgen und ist bei einem freien Platz innerhalb von 24 Stunden möglich. • • • • • sprucht, erfahrungsgemäß an Feiertagen verstärkt. Examiniertes Pflegepersonal und Helferinnen und Helfer sind schwer zu finden. Der Anteil an Migrantinnen und Migranten ist in den Projektwohnungen bisher gering. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kommen aus dem Stamm der Organisation und werden durch Öffentlichkeitsarbeit gewonnen, was in verschiedenen Stadtteilen nicht immer leicht ist. Sie müssen fachlich begleitet werden, Aufwandsentschädigungen sind evtl. zu leisten. Beatmungspatienten und weglaufgefährdete Personen mit erheblicher Selbstgefährdung sind für die Projektwohnungen nicht geeignet. Palliativpatientinnen und -patienten können i.d.R. verbleiben, wenn sie vorab bereits in den Projektwohnungen versorgt wurden. Finanzielle Fördermöglichkeiten bzw. Finanzierungsfragen: • Wohnen im Viertel-Projekte werden von der Landeshauptstadt München gefördert. Die ambulanten Pflegedienste können einen Antrag auf Anschubfinanzierung beim Amt für Soziale Sicherung stellen. Nach den Richtlinien zur Förderung von ambulante betreuten Wohngemeinschaften und weiteren innovativen ambulanten Wohn- und Versorgunsformen für pflegebedürftige Menschen und für Menschen mit Behinderung in München können bis zu 50.000,00 € Förderung gewährt werden. Für die Förderung eines Nachbarschaftstreffs durch das Amt für Wohnen und Migration erfolgt eine Überprüfung des Sozialraums. • Darüber hinaus gibt es weitere Fördertöpfe, z.B konnte bisher beim Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA) ein Antrag für eine Förderung von Quartierskonzepten gestellt werden. Diese Förderung geht auf das Deutsche Hilfswerk (DHW) über. Die Förderrichtlinien können auf der Internetseite http://www.fernsehlotterie.de/ %DCBER_UNS/Deutsches_Hilfswerk eingesehen werden. • Leistungen der Eingliederungshilfe werden gegebenenfalls mit dem Bezirk Oberbayern abgeschlossen. Perspektiven: • Technische Assistenzsysteme (AAL) sind in den Wohnungen noch nicht vorhanden. Die ambulanten Pflegedienste nutzen das bisher nicht, denkbar wären AAL-Elemente im Bereich der Sicherheit und des Gesundheits-Monitoring. Praktische Erfahrungen: • Der Nachtdienst wird unterschiedlich bean- http://www.gewofag.de/us/start.asp? hm=1&page=340 48 48 Besichtigung von „Wohnen im Viertel“ - Standort Berg am Laim Weiterführendene Informationen und Ansprechpartner zu Wohnen im Viertel finden Sie auf der Internetseite der GEWOFAG Holding GmbH: Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 5. Ergebnisse – Perspektiven – Visionen Tagesbeobachtung auf den Punkt gebracht Juliane Helmstreit, Wirtschaftsmediatorin und Mediatorin bei SteG Was war die Zielsetzung der Fachtage? Es sollten neue Impulse entstehen und neue Wege entdeckt werden. Was war die Zielsetzung der Tagungsbeobachtung? Unsere Aufgabe war, vorhandene Themen, Potential für Kooperationen aber auch für Konflikte sichtbar zu machen und zu Beginn des Abschlusstages Impulse zu geben aus unserer gewollt und bewusst subjektiven Sicht der Dinge. Meine Beobachtungen sind in erster Linie Fragen, mit denen ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtage inspirieren und ermutigen möchte zum Nachdenken und Weitergehen auf dem Weg in einen offenen und die unterschiedlichen Interessen anerkennenden Dialog zwischen allen Akteurinnen und Akteuren der Münchner Wohnungswirtschaft. Ziele und Zielgruppe Was genau sind die Ziele, Motivationen und Interessen der unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure? Schließen Wirtschaftlichkeit und Gewinnerzielung eine Sozialorientierung aus? Oder macht das eine das andere gerade erst möglich? Welche Interessen liegen hinter den offen formulierten Zielen? Wo haben die Beteiligten Gemeinsamkeiten und wie können sie den Unterschieden Rechnung tragen? Wer genau ist die Zielgruppe der Sozialorientierung? Geht es nur um benachteiligte, besonders bedürftige Menschen? Oder ist nicht längst auch für „Normalos“ der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum im Stadtgebiet äußerst schwierig? Gibt es auf der anderen Seite nicht auch „Normalos“, die in den Wohnungsmarkt investiert haben, und gerne Wirtschaftlichkeit mit Werteorientierung verknüpfen? Welche Impulse brauchen die Beteiligten dafür? Haltung Wie gelingt der Weg aus dem Denkmuster des „Entweder – oder“ – „Entweder sozial oder gierig“ hin zum „Sowohl als auch“ „Sowohl Rendite als auch Werte orientiert“? Wie kann die Stadt München die privaten und institutionellen Eigentümerinnen und Eigentümer der frei finanzierten Wohnungen auf dem Markt für die Idee eines sozialen, für alle Münchnerinnen und Münchner zugänglichen Wohnungsmarktes begeistern? Sind die Bereitschaft zur Kommunikation und Kooperation auf Seiten von Stadtpolitik, -verwaltung und den städtischen Wohnungsbaugesellschaften in Wort und in Tat deutlich und stimmig erkennbar? Kultur Welche Rolle spielen Integration und kulturelle Vielfalt im Kontakt der Akteurinnen und Akteure der Wohnungswirtschaft? Wo wird bereits die unterschiedliche Sprache, das Wording, zum Stolperstein beim ersten aufeinander Zugehen? Wo sind die Unterschiede in Gesprächs- und Konfliktkultur, in Struktur und Organisation, Verantwortungsübernahme und Entscheidungskompetenzen? Wodurch entstehen Motivation und Kompetenz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unterschiedlichen wohnungswirtschaftlichen Unternehmen? Wie viele Stereotype gibt es aufgrund welcher Erfahrungen? Wege Welche Wege eröffnet der Rahmen dieser Veranstaltung? Wen spricht er an und wen (noch) nicht? Was ist notwendig für mehr Klarheit über Ziele, Strukturen, Abläufe und Rollen der unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure der Münchner Wohnungswirtschaft? Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 49 49 Wie kann soziale Orientierung „übersetzt“ werden in wirtschaftliche Fakten? Nach welchen Kriterien bemessen die Beteiligten Erfolg – gestern, heute und morgen? Wie gelingt der Weg von der „Versäulung zur Vernetzung“ – von den einzelnen Elementen zum System? „Wege entstehen beim Gehen“ soll Kafka gesagt haben. Die Fachtage sind bereits selbst Weg und gleichzeitig Impuls für weitere Wege. Wo soziale Verantwortung und wohnungswirtschaftliche Kompetenz sich verbinden, gibt es sicher (frei nach Schiller) einen guten Klang. Meines Erachtens ist es notwendig, alle Akteurinnen und Akteure, zu ermutigen, an einem Wert-vollen Miteinander Wohnen in München mitzuwirken. Aus den vielen Elementen kann am Ende ein für uns alle gewinnbringendes Gesamtsystem werden. Johannes Seiser, Geschäftsführer Verein für Sozialarbeit e.V. • Der Trend weg von Versäulung hin zu einem „multimodalen“ Ansatz nach dem Motto „Alles aus einer Hand mit einem Konzept unter einem Dach“ ist erkennbar. Es soll mehr aus der Sicht der Betroffenen (Mieter/innen) geplant und gehandelt werden. • Das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Sozialem beginnt sich zu entschärfen: die Gleichwertigkeit von Wohnungswirtschaftlicher Kompetenz und sozialer Verantwortung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hier könnte eine eingehende Untersuchung des SROI (Social Return On Investment) Belege liefern, inwiefern der ökonomische Nutzen durch soziale Investitionen steigt. • Der Aspekt der ökologischen bzw. energetischen Ausrichtung in der Wohnungswirtschaft gewinnt langfristig Bedeutung für die Mieter/innen, da sich dadurch Betriebs- bzw. Nebenkosten senken lassen. • Die Beteiligung von möglichst allen Akteuren der Wohnungs- und Sozialwirtschaft (Referate bzw. Steuerungsbereiche, Wohnungsanbieter, soziale Dienstleister) von Beginn an zur Entwicklung gemeinsamer Strategien und Ziele soll verstärkt werden und im Sinne von „PIZZA“ (Projekt integrierter Zusammenarbeit zukünftiger Akteure) initiiert werden. 50 50 Wohnungswirtschaft, Anbieter und Verwaltung im Gespräch – Worldcafé Thema: Integrierte Quartiersentwicklung Tischdecken-Aussagen: QE warum? → Ressourceneinsatz effektivieren, abgestimmte Planung mit Beteiligungschancen durch die Bürgerinnen und Bürger; Man muss etwas davon haben wenn man Gutes tut! Wer will QE? Nicht Neubaugebiete allein entwickeln sondern mit angrenzenden Bestandsgebieten: Freiham/ Neuaubing, Hasenbergl Nord, Harthof; Wer bestimmt den Umgriff? Wer vergibt Mandat? Wer bezahlt?; Quartiersentwicklung umfasst nicht nur Soziales sondern vor allem auch Wohnungswirtschaft, lokale Ökonomie, Politik, Aufenthaltsqualität, Infrastruktur; QE muss neutral sein, evtl. paritätisch besetzte Runde aus Politik, Verwaltung, Sozialen Einrichtungen, Wirtschaft, Verkehr. Rolle der Sozialplanung? → Rolle stärken! Evtl. Modellprojekt? Ergebnisse: 1. Quartiersentwicklung ist notwendig 2. Kriterien für Quartiersauswahl 3. Wer wird beauftragt? Das Thema Quartiersentwicklung soll auch nach Ablauf des Programms Soziale Stadt in München eine Rolle spielen. Geklärt werden müssen Konzept, Finanzierung, Strategie, Ziele, Verantwortliche/ Federführende. Verantwortlich sind Sozialreferat/ Sozialplanung, Amt für Wohnen und Migration, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Wohnungswirtschaft. Quartiersmanagerin Eva Bruns und Stellvertreterin der Sozialreferentin Frau Simmeth bringen Thema am 26.03.2012 in die Lenkungsgruppe Soziale Stadt und in den Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Jour Fixe mit den Bezirksausschüssen ein. Thema: SROI-Projekt Tischdecken-Aussagen: Social Return on Investment: SROI; wie setze ich Geld so effektiv und effizient ein für positive soziale Prozesse? Mehr als nur Zahlen zu Zwangsräumungen; Langfristigkeit 5-10 Jahre; qualitative Forschung und quantitativ angelegte Untersuchung--> für BWLer!; Gemischte Werte; Forschung-qualitativ, im nachhinein; Messbarkeit von sozialen Prozessen?; Verantwortung der Immobilienwirtschaft; Kennzahlen: unternehmerisches Risiko (Gerichtskosten; Zwangsräumung; Abmahnung, außergerichtlicher Ansatz, Mahnung; Folgekosten) Sozialarbeit (Zwangsräumung; Schulden, Inkasso; Strafe) Ergebnisse: 1. Forschungsprojekt KGST → Kennzahlen entwickeln 2. „Andere“ zu gewinnen für SROI-Untersuchung 3. Messbare Fakten (Kennzahlen) entwickeln für Wohnungswirtschaft/ Soziale Dienstleister/ Politik → für nächste Fachtage; Herr Seiser, Geschäftsführer vom Verein für Sozialarbeit e.V. initiiert SROI-Projekt in Verbindung mit KGST; SROI für Wohnungswirtschaft schmackhaft machen: Aufgabe von Trägern und sozialen Netzwerken Thema: Die große bunte Pizza Tischdecken-Aussagen: Lang- und kurzfristige Siedlungsentwicklung und soziale Wohnraumversorgung spirituell denken! Zinsen (2%) so niedrig wie nie! GBW-Wohnungen jetzt kaufen (PlanRef; Politik). Konsortium 23.000 → Franken 10.000 WE Oberbayern/ Schwaben/ Niederbayern GmbH; 10.000 WE=GBW AG Aktiengesellschaft pur; München und Umland → 200 Mio. Aktien kaufen → 2% = 4 Mio. Stammeinlage; 1. Schritt: AG verkauft GmbH; 2. Schritt Restaktien übernimmt München. Ergebnisse: Soziale Wohnungsversorgung/ langfristige Siedlungsentwicklung: Politik, städtische Wohnbaugesellschaften, PlanRef, Sozialreferat/ Amt für Wohnen und Migration; Herr Schreyer übernimmt Verantwortung, Thema mit allen Beteiligten voran zu bringen; Thema: Was braucht die Wohnungswirtschaft von der Sozialplanung? Tischdecken-Aussagen: Mehr Präsenz der Planung bei der Wohnungswirtschaft! Informa- tionen über erprobte Konzepte Sozialreferat an Wohnungsbau--> Wie kommt das in die Verwaltung der Wohnbaugesellschaft? Wie gut ist Wohnungswirtschaft informiert? Belegungsdruck → Quartiersgestaltung. Verlässlichkeit und Vertrauen!! Stadtadressbuch? Nennung der Wohnungseigentümer. Verbindung Bürgerinnen u. Bürger und Wohnungsbaugesellschaften über Sozialreferat sichern! Direktbelegung von Wohnungen durch die Gesellschaften sind ein wichtiges Thema! Ergebnisse: 1. Quartiersplanung ist wichtig – aber wie? Belegung – Aktivierung Bürgerschaftlich Engagierte 2. Instrumente kommen zu wenig in Verwaltung der Wohnbaugesellschaften an! 3. Mehr Vernetzung und Kommunikation zwischen Sozialreferat und gerade den mittelgroßen und kleinen Wohnungsbauunternehmen ist notwendig! → regelmäßiger Newsletter mit aktuellen Infos und Ansprechpersonen; Zielgruppe: Wohnungswirtschaft ; Inputs zu Wohnen im Viertel; Kinder/ Jugend/ Familien/ Nachbarschaften Turnus: halbjährlich; verantwortlich: Alexander Wunschmann, Sozialreferat, Sozialplanung Thema: Wie bindet man die restlichen 90% der Wohnungswirtschaft ein? Tischdecken-Aussagen: Welche Steuerungsinstrumente hat die Kommune um auf die „Raumverwendung“ Einfluss zu nehmen? Wohnungswirtschaft ist nicht nur ein Geschäft. Wohnungswirtschaft hat gesellschaftliche Verantwortung. Landeshauptstadt München muss alles aufkaufen! → als Anreiz zum Einstieg: weniger Bauauflagen; → viel Schwierigkeiten & wenig Ertrag; → Grundstücksvergaben nach Qualitätskriterien (Investition in soz. In- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 51 51 frastruktur); → auch als Auflage bei Sanierungen; Kontaktaufnahme auf unterschiedlichen Ebenen; Einladen, Inspirieren, ...; → Dranbleiben; ins Image investieren; Wo liegt der Profit für die Wohnungswirtschaft; Haltung der Wohnungswirtschaft geht verstärkt Richtung Kundenorientierung; Kundenorientierung nicht nur Hausverwaltung; Wie belohnt man Engagierte? Welche „Köder“ gibt es?Mit Speck fängt man Mäuse! Wo ist das Planungsreferat? → mit guten Ideen anziehen; Bewusstseinsschaffung; Push&Pull: mehr Infos für Mieter; Klinken putzen; → Vereinigung Münchner Wohnungsunternehmen (Hr. Kraus, GWG): → Themen anbieten / einbringen; → Messe für Angebote auf dem Mietwohnungsmarkt; soziale Professionen brauchen Wissen über den Wohnungsmarkt (Mentoring, Wissensvermittlung)--> gegenseitige Transparenz; Markttransparenz (Gesellschaft) Form; Ergebnisse: S-III-SW soll Themen in Foren der Wohnungswirtschaft einbringen z.B. über Herrn Kraus von der GWG in die Vereinigung Münchner Wohnungsunternehmen Herr Kraus, GWG, übernimmt Mentoring für die Sozialen: Wie funktioniert die Wohnungswirtschaft? Thema: Kulturübergreifende Türöffner für den Dialog der Münchner Wohnungswirtschaft Tischdecken-Aussagen: Akzeptanz für das Andere: Transparenz; Offenheit und Ergebnisoffenheit; Informationen; ErMUTigung; VerTRAUen; Vorerfahrungen, Ängste, Unsicherheit; Wahrnehmung; Selbstbewußtsein für eigene Rolle; frühZEITig; Pacing, Signale für Augenhöhe; Balance Distanz-Nähe; Bindeglied/ Abgrenzung → Sprache → Ziele erforschen → formulieren; Wissen über die Gesamt-Struktur; Transparenz über die Strukturen, Abläufe; zuhören, Schwellen abbauen, interessiert und offen darauf zugehen; Sensibilität für andere Kultur, fremd-wirkende Kultur; Wirkung eigenes Verhalten; Attraktivität des Angebotes, Lust wecken → emotional, → Gestaltungsfreiraum → Eigeninitiative= Verantwortung? → über den Tellerrand; Fachkompetenzen Entscheidungszuverlässigkeit; Befähigung schriftlich fixieren; Fachsprache → menschliche Sprache.Brücke Ergebnisse: Zeitnah soll man Wohnungswirtschaft einladen zu Treffen der Nachbarschaftstreffs/ REGSAM (Vernetzungstreffen vor Ort) Vernissagen, Feste → Ziele, Visionen. Verantwortlich sind Nachbarschaftstreffs, Trä52 52 ger, z.B. Verein für Sozialarbeit; s. [email protected]; Thema: Unternehmerisches Risiko Pflegedienste Tischdecken-Aussagen: 1. Bedarfsentsprechende Anpassung der Personal- und Dienstleistungsstrukturen → Konzept anpassen 2. Fördermittel beschaffen und langfristige Planungssicherheit 3. Strukturelle Synergien nutzen Welche Personalausstattung ist zwingend erforderlich? Was ist der Bedarf? Wie können Fördermittel beschafft werden? Anpassung des Konzeptes an verschiedenen Stellen erforderlich --> das was es gibt muss nicht nochmal angeboten werden! ; Ist ein schrittweiser Einstieg in das Projekt möglich – Personalausstattung? → Anforderungsprofil GEWOFAG?; Planungssicherheit nach Ende der Förderung? Viertel sind organische Einheiten! Nachbarschaftstreff als Plattform für alle im Viertel, Akteure intern und extern Ergebnisse: Erfahrungstransfer und langfristige Planung von Wohnen im Viertel-Projekten; Ziel: Verringerung des unternehmerischen Risikos Wer soll sich treffen: Amt für Soziale Sicherung, Projektleitungen Pflegedienste, NeuInteressenten (→ z.B. Ackermannbogen) Thema: Konzept und Finanzierung Nachbarschaftstreffs innerhalb „Wohnen im Viertel“ Tischdecken-Aussagen: 1. Finanzierung ausbauen, aber alle Profiteure beteiligen 2. Konzept klären, Abgrenzung zu anderen Konzepten, Begriffe 3. Bessere Koordination innerhalb soziale Stadt, Wohnungswirtschaft innerhalb Pla- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach nungsphase Wichtig: enge Kooperation Wohnungswirtschaft und Stadt, nicht einseitig, unabgestimmt planen; Ein Treff in Form eines gemeinnützigen Vereins (!?) → Mitgliedsbeiträge, inhaltliche Zustimmung; Kooperation auch mit „kleineren“ (z.B. Genossenschaften) suchen; Erfahrungen der Wohnungswirtschaft vor Konzepterstellung erfragen; Abgrenzung zu ASZ? → Transparenz schaffen; Es gibt, viele neuen Ideen! auch Nachbarschaftstreffs, die keine Aktivierung, keine 3-Jahres-Frist haben → aber gleicher Name; Muss auch der Nachbarschaftstreff vorfinanziert werden? → Darlehen? Festbetrag? Muss es sich irgendwann selbst tragen? Besser „große“ Träger beauftragen → Finanzierung → Abdeckung Pflege und Treff; Viel kann in Hände von Bürgerschaftlich Engagierten gelegt werden, aber Betreuung im Hintergrund (auch mal mehr) notwendig; ein Träger für beide Aspekte? Kann/ will ein Pflegedienst auch soziale Nachbarschaftsarbeit leisten (und umgekehrt). Ehrenamt braucht hauptamtliche Leitung bei Wohnen im Viertel; 20-Std.-Stelle reicht nicht für erweiterten Ansatz in der Nachbarschaftsarbeit; Engagement für Treff bei allen drei Beteiligten: Wohnungsunternehmen/ Stadt/ soziale Dienstleister; Nachbarschaftstreff/ Quartiersmanagement wird in vielen Konzepten verwendet aber unterschiedlich definiert → Begriffe passen nicht zu tatsächlichen Angeboten ist Basisarbeit → Vorschlag: Koordination im Stadtteil (durch freie Träger ausgeführt).--> Stadtteilstützpunkt, der verschiedene Aspekte abdeckt: Pflege: gemeinsamer Austausch, → Info für alle Altersgruppen, Fragen (KiTas, Freizeit) Ergebnisse: Produkterweiterung der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit: → Teilleistung Versorgung im Viertel; Zusammenarbeit Amt für Wohnen und Migration S-III-SW und Amt für soziale Sicherung S-I-AB/VV in der Zusammenarbeit GWG/ GEWOFAG mit BSA? → Die Chefinnen/ die Chefs könnten auch mal/ müssen ihre Mitarbeiterinnen undMitarbeiter von der Basis einbeziehen, um zu wirklich ausgereiften, qualitativ besseren Entscheidungen zu gelangen!--> Hierarchie abbauen! Steuerung mit Rückkopplung ; Mehr Selbstbewusstsein für die gemeinwirtschaftliche Perspektive! Mehr Mut zur offenen Kritik an „Heuschrecken-Aktionen“!; Wohnen ist ein Grundbedürfnis und darf nicht zum Spekulationsobjekt werden!; Kommune muss sich Steuerungsinstrumente erhalten! Genossenschaften bevorzugt behandeln, Leerstände besteuern; Gesellschaftliche Dimension mehr in den Blick nehmen/ ansprechen! Demografische Entwicklung: Altersarmut; ist dann für die ehemaligen Steuerzahler Wohnraum vorhanden? Ergebnisse: Die Veranstalter der Fachtage/ Führungsebenen der wohnungswirtschaftlichen / öffentlich-rechtlichen Einrichtungen sollen die Blickwinkel weiten! Thema: Cafe der Kritik Tischdecken-Aussagen: Auf der Veranstaltung wurden nur begrenzte Ausschnitte zum Thema gemalt. → Blick über die Ränder notwendig: Was ist mit denen, die nicht für KomPro B vorgeschlagen werden können? → Gesamtsituation Wohnungslosigkeit; was ist mit zeitweise/ auf Dauer „nicht Mietfähigen“? Wie geht es weiter, wenn es keinen bezahlbaren Baugrund mehr gibt? Wie geht es nach der Abgabe der städtischen Wohnanlagen weiter Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 53 53 „Bezahlbarer Wohnraum, integratives Nachbarschaftsleben, gute Versorgung – wohin geht die Reise?“ Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer: Angelika Simeth, Stellvertretende Referentin des Sozialreferates der Landeshauptstadt München Hans-Otto Kraus, Geschäftsführer der GWG München Prof. Dr. Elisabeth Merk, Referentin des Referates für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München Heidrun Eberle, Nachbarschaftsverein Ackermannbogen e.V. Gordona Sommer, Geschäftsführerin der GEWOFAG Holding Christian Stupka, Vorstand der Wogeno München e.G. Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt München Aussagen der einzelnen Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer: Angelika Simeth: Das Thema von bezahlbarem Wohnraum wird in München immer wichtiger. Es ist allerdings zu beachten, dass das Sozialreferat hierbei eine eher kompensatorische Rolle einnimmt. Es versorgt bedürftige Münchnerinnen und Münchner mit einer Vielzahl von gesetzlichen und freiwilligen Hilfen. Um die berühmte 54 54 „Münchner Mischung“ zu erhalten kann das Sozialreferat auf eine gute Vernetzung und Verbindung mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung und anderen Institutionen, welche mit Planung zu tun haben, zurückblicken. In der nächsten Zeit spielt die Evaluierung und Wirkungsanalyse von Nachbarschaftstreffs und Quartierbezogener Bewohnerarbeit, für die die Landeshauptstadt München jährlich 1,7 Millionen Euro verwendet, eine wichtige Rolle. Daneben ist es wichtig nicht nur Grenzen zwischen Ämtern, Referaten und Institutionen zu überwinden sondern auch zwischenmenschliche. Zum Beispiel in Nachbarschaften. Frühkindliche Erziehung ist ein Stichwort. Gleiches gilt für Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Für ihre persönliche Reise wünscht sich Frau Simeth sehr viel Toleranz und dass sie in ihrem Zuhause in Würde altern kann. Elisabeth Merk: Die Themen der Fachtage sind sehr wichtig bei der Planung und Entwicklung von Neubauquartieren. Dabei kann das Referat für Stadtplanung und Bauordnung nur einen Rahmen vorgeben, der durch andere Konzepte ausgefüllt werden muss. Für Grundstücksausschreibungen der städtischen Flächen wie z.B. in Freiham wird es in Zukunft Konzeptausschreibungen geben. Dadurch werden auch private Unternehmen verpflichtet, Nachbarschaftskomponenten und andere Angebote zu schaffen. Es sollen zudem nicht nur große Einkaufsstrukturen Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach sondern auch Nahversorger entstehen. Aufgrund der Tatsache, dass bereits heute über 50% der Münchner Bevölkerung Singles sind, wird dieser Zielgruppe in Zukunft mehr Bedeutung beigemessen. Es reicht nicht nur die Gebäude und deren Nutzungsstruktur zu betrachten, sondern auch den öffentliche Raum und das Umfeld. Es ist als Experiment anzusehen, bei dem bestimmt nicht alles funktionieren wird. Dennoch muss man es versuchen. Wichtig ist bei allen Vorhaben eine gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz. Denn oft scheitern Nachverdichtungen schon an nur einem Stockwerk. Persönlich wünscht sich Frau Merk, dass sie im Alter neben einem Schwimmbad wohnt. Oswald Utz: Herrn Utz beschäftigen zwei Probleme. Zum einen haben ältere und mobilitätsbehinderte Menschen neben ihrer Wohnung ein großes Bedürfnis an Infrastruktur. Darunter zählen Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, kleine Cafes, aber auch kulturelle oder soziale Angebote. Diese Zielgruppe konzentriert sich immer mehr auf das eigene Viertel, da sie mit den Geschwindigkeiten der Gesellschaft nicht mehr mitkommen. Zum anderen haben es mobilitätsbehinderte Menschen, die keinen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, extrem schwer auf dem Münchner Wohnungsmarkt geeignete Wohnungen zu finden. Vermieter müssen sich in München nicht darum kümmern Mieterinnen und Mieter zu bekommen. Daher finden sich fast keine geeigneten Wohnungen für diese Zielgruppe. Neben diesen beiden Anliegen ist es wichtig, dass mehr Menschen von den vielen guten Angeboten wissen und partizipieren können. Heidrun Eberle: Bezahlbarer Wohnraum und Intergeneratives Nachbarschaftsleben gehört am Ackermanbogen im Umfeld der WAGNIS Genossenschaft zum Selbstverständnis. Dies ist Grundgedanke aller Genossenschaften. Die Landeshauptstadt München muss dieses Potential erkennen und nutzen. Bei den ca. 90 Genossenschaften in München besteht durch ältere Bewohnerinnen und Bewohner häufig Handlungsdruck an Konzepten von Wohnen im Viertel. Es ist wichtig, dass Personen Konzepte wie Wohnen im Viertel oder Versorgung im Alter umsetzen und sich dabei über Eigennützigkeit hinaus einsetzen. Christian Stupka: Dass ältere Menschen aus angestammten Quartieren aufgrund von Gentrifizierung verdrängt werden, ist sehr beunruhigend. Sie können dem ökonomischen Druck nicht mehr standhalten und werden so völlig raus gerissen. Im positiven Sinne geht die Reise zu einer noch besseren Vernetzung und noch frühzeitigeren Einbindung aller Akteure bei Neubaugebieten. Es ist vorstellbar, die gesamte Wohnungswirtschaft im Vorhinein zu verpflichten, sich an Einrichtungen zur Belebung des Quartieres, wie zum Beispiel einem Verein oder einem Beirat, zu beteiligen. Als positives Beispiel ist der Ackermannbogen zu nennen. Heutzutage ist es nicht mehr so schwierig Quartiersvernetzung, nachbarschaftliche Hilfen oder Fahrdienste umzusetzen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Nutzer sowie die Anbieter schon in der Konzeptphase eingebunden werden. Hierfür sind Genossenschaften besonders geeignet. Neben der sozialen Mischung können sie auch verschiedene Förderwege wie Kommunales Wohnungsbauprogramm Teilprogramm A, Einkommensorientierte Förderung oder Freifinanziert mischen. Die Voraussetzungen sind in „Wohnen in München V“ gelegt worden. Daher müssen mehr Genossenschaften gegründet werden. Dies ist jedoch nicht die Aufgabe einer Kommune sondern die engagierter Bürgerinnen und Bürgern. Hans-Otto Kraus: In Zukunft müssen Politik, Stadtverwaltung und die Akteure der Wohnungswirtschaft enger zusammenarbeiten und hilfreiche Konzepte entwickeln. Dabei müssen alle Akteure stärker eingebunden werden. Die Konzepte können die Problematik von zu wenig bezahlbarem Wohnraum zwar nicht lösen aber entspannen. Ein guter Weg ist, dass künftig bei der Grundstücksvergabe mehr auf die Qualität der Anbieter geachtet wird und nicht nur ein Höchstpreis erzielt werden soll. „Wohnen in München V“ ist bundesweit ein gutes Beispiel, dass sich eine Großstadt regelmäßig mit der Wohnsituation auseinandersetzt, referatsübergreifende Konzepte einwickelt, diese umsetzt und anschließend evaluiert. Politische Aufgabe ist es die Chancen die München bietet zu nutzen. Darunter zählt die Gründung von Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 55 55 Genossenschaften zu fördern sowie Nachverdichtung zu intensivieren und Widerstände abzubauen. Denn eine sich verdichtende Stadt muss nicht schlechter sein. Persönlich hofft Herr Kraus, dass seine Wohnungsreise zu Ende ist. Er ist vor einiger Zeit umgezogen und möchte dort zusammen mit seiner Frau bis zum Schluss selbstbestimmt leben und gegebenenfalls Hilfsdienste in Anspruch nehmen. Gordona Sommer: Da nicht nur ältere Menschen auf barrierefreie Wohnungen angewiesen sind, sondern auch Personen, die z.B. durch einen Beinbruch nur einige Zeit eingeschränkt sind, sollten barrierefreie Wohnungen standard sein. Die allgemeine Diskussionen um Wohnen im Alter konzentrieren sich, im Gegensatz zu diesen Fachtagen, zu sehr auf die Wohnung und die Barrierefreiheit. Die Wohnung kann Probleme nicht lösen. Sie muss vielmehr funktionieren, entscheidet aber nicht über die Lebensqualität. Diese wird vielmehr vom Quartier, dem sozialen Gefüge, der Infrastruktur und dem Einzelhandel bestimmt. Ältere Menschen haben eine andere Geschwindigkeit als Menschen die aktiv im Leben stehen. Außerdem verkleinern sich die Bewegungsradien und konzentrieren sich immer mehr auf das Quartier. Dadurch wird die Verantwortung für Wohnungsbaugesellschaften immer größer. Die Siedlungen müssen dörflichen Charakter haben und Freizeitqualität haben, Lebensmittelpunkte sein und alle Angebote des täglichen Lebens bereithalten. Selbst große Wohnungsbaugesellschaften können diese Verantwortung nicht alleine bewältigen. Dies funktioniert nur gemeinsam mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung, dem Sozialreferat und der Politik. Zudem müssen die nicht vertretenen 90% der Wohnungswirtschaft akquiriert werden und gemeinsame mit anderen Partnern arbeiten, da eine isolierte Arbeitsbewältigung weder der Sozialgemeinschaft noch älteren Menschen hilft. Auch die einseitige Vorstellung von Alter und älter werden muss sich verändern. Denn nicht alle alten Menschen sind hilfebedürftig. 56 56 Ergebnisse Feedback von der Wandzeitung Anregungen, Kritik, Kommentare • Noch mehr Teilnehmer aus der Wohnungswirtschaft akquirieren, damit das Thema der Fachtagung noch mehr „Player“ im Markt erreicht → und/oder Betroffene vor Ort mit einladen z.B. Mieter, Familien, Nachbarn ( weiteres Einzugsgebiet) • Sehr gute Kontaktbörse. Danke! • TeilnehmerInnenliste auslegen → oder herumreichen, damit Interessierte an weiterführendem Kontakt E-Mail-Adresse eintragen können • Tolle Moderation – danke Frau Tschainer • Schade, dass die Foren auf NT beschränkt waren; Quartiersmanagement ist (fast) überall notwendig • Beim sozialen Engagement der Wohnungswirtschaft werden Projekte, die von außen herangetragen wurden, dann als eigene vorgestellt • Auf welche Bedarfe wird reagiert und welche werden erst geschaffen weil z.B. Wirtschaftlichkeit es erfordert? • Zu jedem Thementisch 15 Minuten Zeit wünschenswert • Fotografien auch der zusammengetragenen Ideen auf den Flip-Chart-Bögen – als Merkzettel für die Zukunft bzw. als Controlling-Instrument Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Zusammenfassung der Veranstalterin Wohnungswirtschaft und Sozialreferat können noch viel voneinander lernen. Bereits jetzt wurden an vielen Stellen Vorurteile abgebaut und durch Kenntnisse ersetzt. Das Angebot der gegenseitigen Öffnung ist vorhanden und muss nur noch in Anspruch genommen werden. Die Information der Wohnungswirtschaft über Aktuelles aus der Verwaltung soll zukünftig über einen regelmäßig erscheinenden Newsletter der Sozialplanung gewährleistet werden. Es gibt das Angebot der GEWOFAG und GWG, dort zu hospitieren und die „Arbeitskultur“ eines wohnungswirtschaftlichen Unternehmens kennen zu lernen. Mehrmals wurde angesprochen , dass es in München einen Bedarf für eine integrierte Stadtentwicklung nach dem Vorbild des BundLand-Kommunen-Programms Soziale Stadt gibt. Bisher liegen dazu keine konkreten Planungen der Landeshauptstadt vor, auch nicht über die Fortführung bereits initiierter und erfolgreich arbeitender Strukturen. Diese werden voraussichtlich nach dem Ende der Finanzierung des Programms wieder aufgegeben. Seitens der Sozialplanung und dem Fachbereich Quartierbezogene Bewohnerarbeit wird deshalb ein Überblick über bereits vorhandene, ggf. ausbaufähige Ansätze erarbeitet und die Begrifflichkeiten geklärt. Daraus könnte eine Strategieentwicklung folgen, wie mit den unterschiedlichen Bedarfen strukturell umgegangen wird. Schwerpunktthema an den Fachtagen war auch die sogenannte Sozialrendite, social return on investment, SROI, die den finanziellen Mehrwert von sozialen Angeboten abbilden könnte. Dazu gibt es bisher nur die Möglichkeit seitens der Wohnbauunternehmen, diesen über die Einsparung von Wohnungsräumungen und Mietausfällen zu belegen. Es besteht der Wunsch, weitere und eindeutig messbare Nachweise zu haben. Dies hätte eine qualitative Untersuchung über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren zur Folge. Es ist zu klären, ob dies in einem größeren Umfang möglich ist. Bisher ist die Fortführung der Wirkungsanalyse der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit in Planung. Untersucht werden sollen diesmal die Wirkungen, die die Ziel- gruppe der Nachbarschaftstreffs, die Bürgerinnen und Bürger eines Quartiers, benennen. Diese Untersuchung könnte ihren Fokus verstärkt darauf richten, wiederholt messbare Kennzahlen zu ermitteln, die Rückschlüsse auf eine Entwicklung und einen Sozialrenditenachweis zulassen. Im weiteren steht im Fachbereich sozialorientierte Hausverwaltung die Evaluation der Objekte im Kommunalen Wohnungsbauprogramm Teilprogramm für Benachteiligte an. Auch hier könnte ein Schwerpunkt auf messbare Nachweise des finanziellen Mehrwerts durch die Arbeit der sozialorientierten Hausverwaltung gesetzt werden. Das Ziel, neue Interessenten für die Angebote Versorgung im Viertel zu finden konnte auf den Fachtagen nur eingeschränkt erreicht werden. Am Fachtag sind nur einige Pflegedienste konkret mit der Wohnungswirtschaft in Kontakt gekommen. Um eine größere Anzahl ambulanter Pflegedienste und Wohnungsanbieter für innovative Versorgungskonzepte zu gewinnen, bedarf es seitens der Stabsstelle Versorgung im Viertel weiterer intensiver Öffentlichkeitsarbeit und auch ein direktes Zugehen auf die einzelnen Akteure. Auch für die Evaluation der sozialorientierten Hausverwaltung durch die bisherigen Akteure und ein konkretere Feedback über Verbesserungsmaßnahmen waren die Fachtage nicht der geeignete Rahmen. Einigkeit bestand darin, dass weitere Zugangswege genutzt werden müssen, um die Wohnungswirtschaft für die gemeinsamen wohnungspolitischen Aufgaben zu gewinnen. Erfreulicherweise wurden bisherige Kooperationen mit den städtischen und den bisher engagierten Wohnungsunternehmen verbessert und vertieft. Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 57 57 Weitere Ergebnisse sind: Verbesserung Zusammenarbeit Amt für Soziale Sicherung, Amt für Wohnen und Migration Schon bei der Vorbereitung der Fachtage konnten sich die einzelnen Fachbereiche besser kennenlernen und gemeinsame Schnittstellen erarbeiten. Besonders für den Arbeitsbereich Wohnen im Alter und Versorgung im Viertel wurde der Austausch gefördert und Abstimmungsbedarfe erkannt. Zusammenarbeit der städtische Wohnbaugesellschaften, Amt für Wohnen und Migration Auch die Zusammenarbeit der städtische Wohnbaugesellschaften und dem Amt für Wohnen und Migration hat sich stark verbessert. Angestoßen durch den Prozess der Wirkungsanalyse, die 2011 von der Hochschule über die Wirkungen der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit im Auftrag der Landehauptstadt München erstellt wurde dienten die Fachtage erfolgreich dazu, den Dialog und den Kontakt untereinander zu fördern. Die Angebote der Quartierbezogene Bewohnerarbeit, der Versorgung im Viertel und der Sozialorientierten Hausverwaltung wurden besser bekannt gemacht. Zukünftig soll die Information zwischen Referat und Wohnungswirtschaft und Wohnungswirtschaft und den Projekten vor Ort verbessert werden. Beispiele sind gemeinsame Jahresplanungen, Kenntnis der Zielvereinbarungen, gemeinsame Startveranstaltungen bei der Einrichtung neuer Treffs, die Bedarfsplanung für Quartiersgänger, Klärung und Planung bzgl. der Einbeziehung der Bewohnerschaft bei Fragen der Quartiersplanung; das Einrichten von Mietersprechstunden und Beratungsangeboten (z.B. Schimmelpilzberatung) in den Räumen der Nachbarschaftstreffs. Verbesserung Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft und Sozialreferat Die Planung für wohnungswirtschaftliche Vorhaben und die Einrichtung von Nachbarschaftstreffs, insbesondere im Programm „Wohnen im Viertel“ der GEWOFAG müssen besser abgestimmt sein. Dies betrifft Fragen der Trägerauswahl, des Standorts, der räumlichen und personellen Ausstattung, der Aufgabenbeschreibung, der Stadtteilkoordination 58 58 und des Stadtteilmanagements. Das Amt für Wohnen und Migration schlägt dem Stadtrat im Oktober 2012 vor, eine Teilleistung der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit für das Angebot von Treffs in Gebieten mit Schwerpunkt alte und pflegebedürftige Menschen zu entwickeln. Ausgehend vom Amt für Wohnen und Migration wird ein Angebot für die bereits im geförderten Wohnungsbau engagierten Wohnungsunternehmen eingerichtet. Geplant sind halbjährliche Runde Tische mit dem Ziel der Vernetzung und des Informations- und Wissensaustauschs mit weiteren für die Hausverwaltung relevanten Bereichen des Sozialreferats. Finanzierung von Räumen für Nachbarschaftstreffs in Neubaugebieten Nach wie vor Thema ist die Einrichtung und Finanzierung von Treffs in Neubaugebieten. Hierzu soll vom Sozialreferat eine Musterausschreibung für Baugrundstücke erarbeitet werden, die die Errichtung von Multifunktionsräumen durch die Bauträger festschreibt. Diese können – besonders am Anfang - als Nachbarschaftstreffs genutzt werden. Zur Nachsteuerung von Quartieren sollen von der Sozialplanung nach Bedarf Gesprächsrunden einberufen werden, die z.B. die Beteiligung der Bevölkerung an der Gestaltung von Flächen oder Verbesserungen der Infrastruktur zum Thema haben können. Problematisch bleibt die Sicherung von Multifunktionsräumen über den städtebaulichen Vertrag, da die Umsetzung abhängig ist vom Bauträger und dabei nicht sichergestellt werden kann, dass sich die Räume an geeigneter Stelle befinden und zeitnah gebaut werden. In diesem Fall muss weiterhin über Zweckentfremdung von Wohnraum Ersatz geschaffen werden. Die Verbesserung in der Zusammenarbeit zwischen Referat für Stadtplanung und Bauordnung und Sozialreferat soll sich z.B. in Planungsrunden niederschlagen. Diese sollen vom Grundsatzbeschluss bis zum Baubeginn eingerichtet werden, unter späterer Beteiligung der Wohnungswirtschaft. Fachtage als Kontaktbörse Hausverwaltungen der GWG und GEWOFAG sowie der GBWAG trafen mit den Projektleitungen der Nachbarschaftstreffs aus dem Arnulfpark, aus Berg am Laim, Ramersdorf und der Messestadt, dem Ackermannbogen und Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach anderen Münchner Stadtgebieten zusammen, lernten sich kennen, vereinbarten Kooperationen, Termine und Austauschtreffen. Die sozialorientierten Hausverwaltungen meldeten ihren Bedarf nach mehr Kontakt und Vernetzung untereinander. Zusammenfassung der Moderatorin Sabine Tschainer, Moderatorin, Institut aufschwungalt München „Tu Gutes und rede darüber und lade auch die ein, denen Du es erzählen willst.“ Dieses Motto dürfte als ein grundlegendes Fazit der Fachtage zu benennen sein. Drei interessante und reichhaltige Tage führten Fachleute aus dem sozialen Bereich und der Wohnungswirtschaft zusammen. Zu optimieren wäre der fruchtbare in- und output, wenn unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern weit zahlreicher auch Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft, der privaten Wohnungswirtschaft - und Münchener Bürgerinnen und Bürger vertreten sein könnten. Unabhängig davon ist den Initiatoren und Veranstaltern zu danken. Grundlage dieser innovativen Fachveranstaltung bildet der „Münchner Gesamtplan“, ein Strategiepapier des Sozialreferates der Landeshauptstadt München, das sich als Präambel und Tenor „Wohnen statt Unterbringen“ auf die Fahnen geschrieben hat. Für die Umsetzung dieses ambitionierten Zieles ist das Sozialreferat/Amt für Wohnen und Migration/Soziale Wohnraumförderung und Wohnungslosenhilfe zuständig. Als ein Baustein der Realisierung sind nun die Fachtage, die Wohnungswirtschaft und soziale Dienstleister „an einen Tisch holen“ wollten, zu verstehen. Als bemerkenswert ist zu erwähnen, dass in der Vorbereitung und Umsetzung drei unterschiedliche Fachbereiche kooperierten. Angesichts der vor uns stehenden gesellschaftlichen Herausforderungen ein sehr zu begrüßendes Vorgehen. Dabei lag die Hauptverantwortung für die Fachtage im Bereich „Grundsatzplanung und Umsetzung des Kommunalen Wohnungsbauprogramms“, Frau Elke Kremer (Amt für Wohnen und Migration), eng begleitet vom Fachbereich „Quartierbezogene Bewohnerarbeit“ desselben Amtes, Frau Anja Huber. Daneben fand aber eben auch eine Kooperation mit dem Amt für Soziale Sicherung, Stabsstelle „Versorgung im Viertel“, Frau Karin Braun und Herr Andreas Listle statt. Das Sozialreferat der Landeshauptstadt beauftragte desweiteren die Wohnforum GmbH (in Person des Sachgebietsleiters Quartiersmanagement, Herrn Wolfgang Krönner) mit der Unterstützung bei der Durchführung und Umsetzung. - Dem hohen Engagement und Einsatz der Hauptverantwortlichen, wie auch der Fachbereiche und aller Beteiligten ist wirklich Respekt zu zollen und zu danken. Die Fachtage waren geprägt durch ein Wechselspiel zwischen „großen Themen und Detailfragen“. Zu nennen sind hier folgende Aspekte: • (mangelnder) Wohnraum in der Landeshauptstadt • „Problemviertel“/ sozialer Wohnungsbau • Alter/ demografische Entwicklungen und Details wie: • • Sozialorientierte Hausverwaltung Nachbarschaftstreffs • „Wohnen im Viertel“ (GEWOFAG) und „WGplus“ (Wohnen in Gemeinschaft der GWG) • Leben im Viertel. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass alle Diskussionen letztendlich noch auf einem „hohen Niveau“ stattfinden. München hat - nach Meinung der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern - einen ausgewogenen sozialen Frieden. Gravierende Quartierprobleme wie in Paris oder London seien in der Landeshauptstadt nicht anzutreffen und wohl auch derzeit nicht zu erwarten. - Handlungsbedarf besteht dennoch: Einerseits stehen im Stadtgebiet le- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 59 59 diglich noch freie Flächen für 50.000 Wohnungen zur Verfügung. Andererseits zeigen sich als zunehmende Problemlage der „ungebremste Zuzug“ in die boomende Stadt - und dass „Wer es sich leisten kann, wohnt auf immer größerer Fläche.“ In diesem Spannungsfeld - wie auch unabhängig davon - versteht sich die Wohnungswirtschaft zuerst einmal als „Entgeltliche Dienstleistung am Menschen zur Sicherung eines Grundbedürfnisses“. Die Wohnungswirtschaftsunternehmen der LHM mit sozialer Ausrichtung definieren ihr Selbstverständnis so, dass ihr soziales Handeln einen „wirtschaftlichen Aspekt zum Hintergrund“ habe: „Wir können nur so sozial sein, wie wir wirtschaftlich sind.“ In München stehen 125.000 Wohnungen unter Sozialmanagement, dabei seien mehr als 70% der Haushalte im kommunalen Wohnungsbau-Programm Haushalte mit Migrationshintergrund. Letztendlich bedürfe es immer einer „Abwägung zwischen Eigenkapitalgewinnung und Vermeidung sozialer Härte“. Gefordert wurde im Rahmen der Fachtage, dass es „Unternehmen brauche, die eine entsprechende Philosophie“ und ein Gleichgewicht zwischen „Nachhaltigkeit und sozialem Frieden“ im Auge haben. Die wenigen in der Landeshauptstadt noch vorhandenen Grundstücke sollten und müssten an solche Partner vergeben werden. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und diesbezüglicher bewährter oder/und notwendiger Strategien für Quartiere und Wohnungen unter Sozialmanagement scheint Einigkeit darüber zu bestehen, dass es besser sei, in Problemviertel präventiv zu investieren. Zitat: „Wenn erst einmal der Vandalismus um sich gegriffen hat, dann ist irgendwann nix mehr zu machen.“ Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang auch der Hinweis, dass es zur Förderung des Zuzugs bildungsnaher Familien ins Quartier unabdingbar sei, in Kindergärten und Schulen zu investieren. Bei einem Anteil von 94% Schulkinder mit Migrationshintergrund ziehen sonst die bildungsnahen Familien nicht her: „Da haben die keine Lust zu.“ Breiten Raum im Rahmen der Fachtage nahm das Thema der „Sozial Orientierten Hausverwaltung“ ein. Grundlegend wurde gefordert, dass die Öffentlichkeitsarbeit forciert werden müsse, um die verschiedenen Woh60 60 nungsbau-Förderprogramme (bisher ein Programm „sozialer Wohnungsbau“) bekannter zu machen. Und dies sowohl bei der privaten Wohnungswirtschaft als auch in der Stadtgesellschaft. Hier sollten • private Investoren stärker begleitet und unterstützt werden, besonders auch im Bereich der Sozialorientierten Hausverwaltung • Hilfestellungen für „kleinere“ Hausverwaltung entwickelt werden (zur Unterstützung bei Konfliktlösungen, wenn diese Probleme mit Mietern haben; diesbezüglich scheinen die sog. kleineren Hausverwaltungen immer wieder überfordert zu sein). Von besonderer Relevanz dürfte hier auch eine allgemeine Unterstützung für Hausverwaltungen sein, um in Konfliktfällen adäquate Entscheidungen treffen zu können. Empfehlenswert wäre hierzu vielleicht die Durchführung eines Workshops (kleiner Fachveranstaltung), dessen Ergebnis eine Art „moralischsittlicher“ Leitfaden als Antwort auf die Frage: „Was ist noch sozial verantwortbar und wo sollten juristische Schritte beginnen?“ sein sollte. Einmütig und mehrfach gewünscht wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Studie, die aufzeigt, dass sozial orientierte Hausverwaltung „sich lohnt“. Insbesondere sollte mit konkreten Daten aufgezeigt werden, dass und welchen betriebswirtschaftlichen Gewinn Hausverwaltungen aus ihrem sozialen Engagement haben. Im Fokus der Aufmerksamkeit im Themenkreis „Sozialorientierte Hausverwaltung“ stand auch das Thema „Personal“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dienstleister müssen „sehr belastbar“ sein. Als hilfreich werden hier spezifische Fortbildungen oder/und kontinuierliche Coaching-Angebote einge- Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach schätzt. (Trainerinnen und Trainer und Referentinnen und Referenten sollten jedoch für diese Zielgruppe nicht vom „grünen Tisch“ kommen...) Ein weiteres „Detail-Thema“ nahm ebenfalls großen Raum bei den Fachtagen ein: Die Einrichtung der Nachbarschaftstreffs. Zentrale Diskussionspunkte waren: • Frage: Wie kann die Wohnungswirtschaft vorhandene Nachbarschaftstreffs besser nutzen? • Forderung: Statt der Nachbarschaftstreffs sollten „Multifunktionelle Räume“ eingerichtet werden, die als Gemeinschaftsräume nutzbar sind, aber auch wieder zu Wohnraum rückbaubar (oder umgekehrt). Und daraus folgend: Wie können Wohnungsbauträger motiviert werden, sich an solchen Plänen zu beteiligen? • Frage: Wie bringt man die Quartiersbewohnerinnen und -bewohner zu einer Beteiligung an der integrierten Quartiersentwicklung? („Und eben nicht nur die Berufsbürgerinnen und -bürger“.) • Frage und Forderung: Gibt es ein Forum zur Nachsteuerung? (Wenn es im Quartier „nicht so läuft, wie ursprünglich gedacht“.) • Frage: Wer hat die Federführung bei Quartiersentwicklung? (Eine Antwort: „Gibt einige zahnlose Tiger.“) Im Rahmen der Fachtage konnte in dieser Debatte keine endgültige Antwort gefunden werden. Hingewiesen wurde u.a. auf den Stadtratsbeschluss von 2010, der in sieben Regionen die Entwicklung von Quartierskonzepten vorsieht. Ein Vertreter der GEWOFAG betonte, dass es von „Vorteil“ sei, „ein ganzes Quartier aus einer Hand entwickeln“ zu können. Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass angesichts dieser vielfältigen Aspekte die Einrichtung eines Forums hilfreich wäre. Unter Einbeziehung von Verwaltung, Politik, Gewerbe, Bildung und weiteren relevanten Akteuren muss eine Art „Münchner Vademekum“ zum Thema „Quartiersentwicklung und (soziale) Wohnungswirtschaft“ entstehen, das individuelle und betriebswirtschaftliche Interessen klug bündeln kann. Das hochaktuelle Thema „Demographische Entwicklung“ nahm insbesondere am zweiten der drei Fachtage breiten Raum ein. Der knappe Wohnraum in München sieht sich bereits seit einiger Zeit und zunehmend nun auch noch der Forderung nach altersgerechtem Wohnraum gegenüber. Auch wenn dies ein bundesweites Thema ist - so fehlen in der gesamten Republik bis 2025 zwei Millionen altersgerechte Wohnungen - besteht in der Landeshauptstadt eben auch vielfältiger Handlungsbedarf. Ohne in weitere Einzelheiten zu gehen (die u.a. im Beitrag von Rosemarie Haas, Amt für Soziale Sicherung bereits dargestellt sind) sei an dieser Stelle angemerkt, dass eine Verbesserung der Bayerischen Wohnungsbau-Verordnung wünschenswert ist. Bisher sieht die landesweite gesetzliche Regelung lediglich vor, dass bei Bauten mit mehr als zwei Wohnungen nur die Wohnungen einer Etage barrierefrei sein müssen. Hier sind uns u.a. die skandinavischen Länder weit voraus, die grundsätzlich Neubauten barrierefrei konzipieren. Spezifische Münchener Lösungen (mit bundesweiten Vorbildern, z.B. dem „Bielefelder Modell“) stellen das bereits erwähnte „Wohnen im Viertel“ bzw. das Programm „WGplus“ dar. Der diesbezügliche breite Erfahrungsaustausch zu diesen spezifischen Quartiersprogrammen für hilfs- und/oder pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner zeigte folgende Brennpunkte: • Problemlage: das hohe unternehmerische Risiko der ambulanten Pflege-Dienstleister beim Konzept „Wohnen im Viertel“ bedarf der vermehrten Transparenz und Aufmerksamkeit (Pflegedienste sollten sich „nicht über den Tisch ziehen lassen“) • Erfahrungswert: in der Umsetzung existieren evtl. zu viele Vorgaben für das Programm „Wohnen im Viertel“ • Anliegen: bei der Quartiersentwicklung in der Landeshauptstadt sollten tunlichst das Entstehen von Doppelstrukturen vermieden werden (Nährboden: verschiedene Programme für Quartiersentwicklung; z.B.: GEWOFAG: Wohnen im Viertel / Sozialreferat: Versorgung im Viertel) • Forderung: das Konzept „Wohnen im Viertel“ sollte reagieren und sich anpassen auf alle bereits im Quartier vorhandenen relevanten Angebote (siehe Vermeiden von Doppelstrukturen) • Mahnruf: Es bedarf einer grundsätzlichen Entscheidung, ob in den Quartieren ein Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 61 61 „Monopol“ oder „Träger- Vielfalt“ (Konsortium) gewünscht sei (von den Verantwortlichen der Stadtplanung) • Wunsch: modifizierte Übernahme des Ansatzes der „Nachbarschaftstreffs“ für andere Quartiersentwicklungsansätze. Oben genannte Aspekte mündeten in dem ausdrücklichen Anliegen, dass „alle Konzepte besser aufeinander abgestimmt“ werden müssten. Diesbezüglich erging eine Handlungsaufforderung zur Koordinationstätigkeit des Sozialreferates. Offen blieb die Frage: „Was wird aus den Quartieren mit vorrangiger/mehrheitlicher Ein- bis Zwei-Familienhäuser-Bebauung?“ - Auch diesbezüglich steht der Wunsch nach Quartiersentwicklungs-Angeboten durch die Landeshauptstadt/Sozialreferat im Raum. teiligten (zumindest der Fachtage) ist. In der Natur der Sache (sprich: des angespannten Münchner Wohnungsmarktes) liegt natürlich auch, dass die Privatwirtschaft einen Gewinn für sich sehen muss (sei dieser monetär oder moralisch), um sich ins Boot der Quartiersund Stadtentwicklung holen zu lassen. Voraussetzung dafür dürfte zuerst einmal eine gemeinsame Sprache sein. Dass als ein letztes Ergebnis der Fachtage die Akteure aus dem sozialen Bereich und der Wohnungswirtschaft vereinbarten, gegenseitige Praktika zu realisieren, lässt diesbezüglich konkrete Hoffnung aufscheinen. Man darf gespannt sein, bei einer möglichen erneuten Veranstaltung im Setting der MärzFachtage dann vielleicht Erfahrungsberichte vom gemeinsamen Arbeiten der „Vereinigung der Münchner Wohnungswirtschaft“ und der „sozial Schaffenden“ zu hören. Der Kreis der Diskussionen und Themen der drei Fachtage schließt sich mit der Frage, wie „man die 90% der Wohnungswirtschaft ins Boot bekommt“, die am Fachaustausch im März 2012 nicht teilgenommen haben. Das Anliegen einer breiteren Beteiligung auch der privaten Akteure in diesem Segment zog sich als roter Faden durch die Veranstaltung. Ob diesbezüglich ein „Ködern“ oder ein „Verpflichten“ das wirksamere Mittel sei, blieb als Gedanke im Raum stehen. Gleichberechtigt dazu ist aber auch festzuhalten, dass die „gegenseitige Transparenz und Vermittlung von Wissen“ ein wichtiges Anliegen aller Be- 62 62 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach 63 Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach