Chronologie zum Irak-Konflikt

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Chronologie zum Irak-Konflikt
Chronologie zum Irak-Konflikt
Januar 2002
29. Januar: US-Präsident George W. Bush bezeichnet Irak, Iran und Nordkorea als "Achse des Bösen".
August 2002
26. August: US-Vizepräsident Richard B. Cheney befürwortet in einer Rede in Nashville einen
Präventivkrieg gegen den Irak mit dem Ziel eines "Regime Change".
27./ 28. August: Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer kritisieren die Äußerungen Cheneys,
betonen jedoch die Solidarität Deutschlands mit den USA im Kampf gegen den Terrorismus.
Bundeskanzler Gerhard Schröder lehnt eine militärische Intervention gegen den Irak und eine deutsche
Beteiligung daran ab.
September 2002
12. September: Unter Androhung einer amerikanischen Offensive fordert US-Präsident George W. Bush
den Irak vor der UNO-Vollversammlung zur Abrüstung auf und drängt die Vereinten Nationen zu Taten.
16. September: Der Irak stimmt einer bedingungslosen Rückkehr der UNO-Waffeninspektoren zu.
20. September: Die US-Regierung stellt ihre neue Sicherheitsstrategie vor, welche die Möglichkeit von
Präventivschlägen vorsieht.
Oktober 2002
11. Oktober: Der US-Kongress erteilt Präsident Bush mit großer Mehrheit die Vollmacht zu einem
Militärschlag gegen den Irak ohne Zustimmung der Vereinten Nationen.
November 2002
8. November: Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet die Resolution 1441, welche die Wiederaufnahme der
Waffeninspektionen im Irak vorsieht und dem Land "ernsthafte Konsequenzen" androht für den Fall, dass
es sich einer vollständigen Offenlegung seiner Waffenarsenale entzieht; die Vorlage einer aktuellen,
genauen und vollständigen Auflistung seiner Waffenprogramme durch den Irak innerhalb von 30 Tagen
wird verlangt.
13. November: Zwei Tage vor Ablauf eines ihm gesetzten Ultimatums nimmt Saddam Hussein die UNOResolution an.
20. November: Die USA bitten Großbritannien um die Bereitstellung von Truppen: Es wird erwartet, dass
Großbritannien rund 15.000 Soldaten zur Verfügung stellen wird.
25. November: Nach einer fünfstündigen Parlamentsdebatte im britischen Unterhaus entscheiden die
Abgeordneten, Regierungschef Tony Blair praktisch freie Hand für einen Militärschlag gegen den Irak zu
geben. Sie lehnen mit überwältigender Mehrheit einen Antrag ab, der einen Kriegsbeginn von einer zweiten
UNO-Resolution und einer weiteren Unterhaus-Entscheidung abhängig machen will.
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27. November 2002: Die UNO-Waffeninspektoren unter Leitung des Schweden Hans Blix nehmen im Irak
ihre Arbeit auf.
Dezember 2002
5. Dezember: Der US-Flugzeugträger "Harry S. Truman" läuft mit acht Begleitschiffen in Richtung
Mittelmeer und Persischer Golf aus.
7. Dezember: Bagdad legt fristgerecht einen umfangreichen Waffenbericht vor, der später von Washington
und London als unzulänglich kritisiert wird.
11. Dezember: Die USA schließen im Falle von Angriffen mit Massenvernichtungswaffen den Einsatz
atomarer Waffen nicht aus.
17. Dezember: Die von den USA mit 92 Millionen Dollar unterstützte, stark zersplitterte irakische
Exilopposition einigt sich in London auf die Bildung eines gemeinsamen Führungsgremiums und eine
Strategie für die Zeit nach einem Sturz Saddams.
24. Dezember: US-Verteidigungsminister Rumsfeld erteilt den ersten Marschbefehl für 25.000 Soldaten in
die Golfregion.
Januar 2003
8. Januar: Das US-Zentralkommando in Florida schickt einen militärischen Planungsstab nach Katar.
9. Januar: Hans Blix informiert den Weltsicherheitsrat, dass bisher keine Beweise für illegale Waffen im
Irak gefunden wurden. Er kritisiert jedoch den Waffenbericht vom 7. Dezember als unzureichend und fordert
vom Irak Beweise für die Vernichtung von Massenvernichtungswaffen.
11. Januar: Der größte britische Flugzeugträger "Ark Royal" verlässt den Heimathafen in Richtung Golf.
13. Januar: Papst Johannes Paul II. spricht sich in seiner bisher schärfsten Stellungnahme zum IrakKonflikt gegen einen Krieg aus.
16. Januar: Die Inspekteure entdecken südlich von Bagdad zwölf nicht deklarierte ChemiewaffenSprengköpfe.
20. Januar: Der britische Verteidigungsminister Geoffrey Hoon kündigt die Entsendung von 26.000 Mann
Bodentruppen an. Insgesamt sollen 40.000 britische Soldaten in der Golfregion stationiert werden.
27. Januar: In ihrem erstem Bericht an den Weltsicherheitsrat werfen Hans Blix und el Baradei dem Irak
schwerwiegende Versäumnisse bei der Aufdeckung der Rüstungsprogramme vor. Gleichzeitig fordern sie
mehr Zeit für weitere Inspektionen.
Die Außenminister der 15 EU-Staaten verabschieden eine gemeinsame Erklärung, worin sie für mehr Zeit
für die Inspektionen im Irak plädieren.
28. Januar: Bush bek räftigt in einer Rede zur Lage der Nation die Kriegsbereitschaft der USA und kündigt
für den 5. Februar die Vorlage von Geheimdienstinformationen über das irakische Waffenprogramm durch
Außenminister Powell vor dem Weltsicherheitsrat an.
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30. Januar: In einem offenen Brief fordern die Regierungschefs acht europäischer Länder Europa auf, die
USA in ihrer Haltung gegenüber dem Irak zu unterstützen. Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören die
Regierungschefs von Großbritannien, Spanien, Italien, Portugal, Ungarn, Polen, Dänemark, sowie der
tschechische Präsident.
Februar 2003
5. Februar: US-Außenminister Powell legt dem UNO-Sicherheitsrat Tonbänder, Satellitenaufnahmen und
Berichte vor, die beweisen sollen, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt und gegen die
Resolution 1441 verstößt.
10. Februar: Frankreich, Belgien und Deutschland lehnen die Aufnahme von Planungen der NATO zum
militärischen Schutz der Türkei für den Fall eines Irak-Krieges ab. Am 17. Februar stimmen sie zu, betonen
jedoch den friedlichen Charakter der defensiven Schutzmaßnahmen.
12. Februar: UNO-Experten stellen fest, dass die irakischen Raketen des Typs "El Samoud 2" die erlaubte
Reichweite von 150 Kilometern überschreiten.
14. Februar: Zweiter Bericht der UN-Chefinspekteure Blix und El Baradei an den Sicherheitsrat: Beweise
für Massenvernichtungswaffen seien nicht gefunden worden, ihre Existenz sei jedoch nicht auszuschließen.
Iraks Staatschef Saddam Hussein verbietet per Dekret die Entwicklung und den Import solcher Waffen.
15. Februar: Weltweit demonstrieren Millionen von Menschen gegen einen drohenden Krieg und für eine
friedliche Beilegung des Irak-Konfliktes. Die größten Demonstrationen finden in London (2 Mio.), Rom (2
Mio.), Madrid und Barcelona (jeweils 1 Mio.), sowie in Berlin (rund 500.000) statt. Es handelt sich um die
weltweit größte Friedensdemonstration, die je stattgefunden hat.
17. Februar: Die 15 Staats- und Regierungschefs der EU einigen sich auf eine gemeinsame Erklärung, in
der sie sich für eine friedliche Lösung des Irak-Konfliktes aussprechen. Gewalt dürfe "nur als letztes Mittel"
eingesetzt werden.
23. Februar: Der Irak stimmt dem Einsatz deutscher Drohnen und französischer Mirage-Flugzeuge zur
Aufklärung seines Staatsgebietes zu. Bereits Mitte Februar hatte Bagdad den Einsatz von U2Spionageflugzeugen genehmigt.
24. Februar: Die USA, Großbritannien und Spanien legen dem Sicherheitsrat den Entwurf einer neuen
Resolution vor, der dem Irak eine Frist bis zum 17. März für die Erfüllung der Resolution 1441 setzt. Ein
gegenläufiges Memorandum Frankreichs, Russlands und Deutschlands verlangt eine Ausweitung und
Intensivierung der Waffenkontrollen im Irak.
26. Februar: Der britische Regierungschef Tony Blair sieht sich im Unterhaus mit einer regelrecht en
Revolte aus den Reihen der Labour-Partei konfrontiert: In einer nach kontroverser Debatte durchgeführten
Abstimmung stimmen 122 von 411 Labour-Abgeordneten gegen den Kurs Blairs im Irak-Konflikt
März 2003
1. März : Fristgemäß beginnt der Irak mit der Zerstörung seiner Raketen des Typs "Al Samoud 2", die UNOChefinspekteur Hans Blix am 21. Februar gefordert hatte.
Die Mehrheit des türkischen Parlamentes lehnt es ab, der Stationierung von 62.000 US-Soldaten auf
türkischem Boden zuzustimmen.
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5. März: Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Russlands erklären nach einem Gespräch in
Paris, dass ihre Länder einer den Krieg legitimierenden UN-Resolution im Sicherheitsrat nicht zustimmen
werden.
7. März: UN-Chefinspektor Hans Blix legt dem Sicherheitsrat seinen dritten Bericht vor. Er bescheinigt darin
dem Irak eine verbesserte Zusammenarbeit und lobt die begonnene Zerstörung der "Al Samoud 2"Raketen. Gleichzeitig fordert er noch einige Monate Zeit für die Inspektionen.
Die USA, Großbritannien und Spanien legen einen überarbeiteten Resolutionsentwurf vor, der dem Irak
eine Frist bis zum 17. März für die Abrüstung setzt und andernfalls mit Krieg droht. Frankreich lehnt den
Entwurf ab.
8. März: Nach Zeitungsberichten haben die USA inzwischen 280.000 Soldaten in der Region stationiert,
weitere 60.000 haben ihren Marschbefehl erhalten. Großbritannien hat rund 50.000 Soldaten entsandt.
10. März: Russland und Frankreich kündigen ihr Veto im Sicherheitsrat gegen eine den Krieg billigende
Resolution an.
11. März: Trotz der Entscheidung des türkischen Parlamentes vom 1. März gegen eine Stationierung von
US-Truppen verlegen die USA weiterhin Soldaten in das Land. Offiziell sollen sie der Modernisierung der
Stützpunkte dienen.
Spanien verlegt seinen einzigen Flugzeugträger "Prinz von Asturien" in die Golfregion.
16. März: Bei einem Gipfeltreffen auf den Azoren beraten Bush, Blair und Aznar über das weitere Vorgehen
in der Irak-Frage.
17. März: Die USA, Großbritannien und Spanien ziehen ihren Resolutionsentwurf zurück und stellen ihre
diplomatischen Bemühungen um ein UNO-Mandat für einen Militärschlag ein; zuvor war deutlich geworden,
dass eine den Krieg legitimierende Resolution im Sicherheitsrat keine Mehrheit finden würde.
Bush fordert Saddam Hussein und seine Söhne auf, den Irak binnen 48 Stunden zu verlassen. Andernfalls
würden die USA das Land angreifen. Wenig später erklärt das Weiße Haus, dass die USA auf alle Fälle in
den Irak einmarschieren werden.
Der Parlamentsminister und frühere Außenminister Robin Cook tritt wegen der Irak-Politik von
Premierminister Tony Blair zurück. Bereits zuvor waren aus dem gleichen Grund mehrere britische
Staatssekretäre zurückgetreten.
18. März: UN-Chefinspektor Hans Blix legt dem Sicherheitsrat einen Waffenbericht vor, nach dem er eine
vollständige Entwaffnung des Irak innerhalb weniger Monate für möglich hält.
Die UN-Waffeninspektoren, zahlreiche Diplomaten und Journalisten verlassen den Irak.
20. März: Um 02.00 Uhr läuft das US -Ultimatum gegen Saddam Hussein ab. Eineinhalb Stunden später
beginnen die USA ihre Angriffe auf den Irak.
20. März - 02. Mai: Operation "Iraqi Freedom" - vom Süden aus marschieren die Truppen der
Kriegskoalition (USA, Großbritannien, polnische Elitetruppen in streng geheimer Mission) in den Irak ein.
Die "Shock and Awe"-Strategie beinhaltet eine intensive Bombardierung der irakischen Hauptstadt Bagdad.
Mit dem massiven Einsatz von Bomben und Marschflugkörpern soll der irakischen Führung die
Aussichtslosigkeit eines Widerstands eingehämmert werden.
Die Ölfelder im Süden des Landes können schnell gesichert werden, ohne dass die Iraker mutwillige
Zerstörung ausüben können. Nach dem stockenden Vormarsch durch die Wüste wird Bagdad drei Wochen
nach Kriegsbeginn überraschend schnell und ohne den befürchteten Häuserkampf eingenommen. Beim
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Vormarsch der Truppen werden von den Soldaten Denkmäler und Bildnisse Saddams, die den Weg
säumen, demontiert, beschossen und zerstört. Die humanitäre Lage ist indes katastrophal: In vielen
Städten herrscht Mangel an Trinkwasser und die bisher von Hilfsorganisationen gesicherte
Lebensmittelversorgung der Bevölkerung bricht zusammen.
April 2003
8. April: Das Hotel Palästina in Bagdad, in dem viele ausländische Journalisten untergebracht sind, gerät
unter amerikanischen Beschuss. Dabei werden zwei Journalisten getötet. Ein weiterer Journalist wird in
einem vom Fernsehsender Al Dschasira genutzten Bürogebäude am Ostufer des Tigris getötet.
Mit der Eroberung Bagdads und dem Sturz Saddams kommt es in der Hauptstadt und der südirakischen
Stadt Basra zu Plünderungen. Nicht nur Regierungsgebäude sind davon betroffen, sondern auch andere
öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Museen.
21. April: Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Saddam-Regimes übernimmt die amerikanische
Zivilverwaltung, an dessen Spitze das Amt für Wiederaufbau und humanitäre Hilfe (ORHA) steht, die
Verantwortung im Irak. Leiter ist Jay Garner, pensionierter Heeres-Generalleutnant, der im Irak zunächst
die drei administrativen Provinzen Mossul, Bagdad und Basra einrichtet. Die Administratoren sollen die
Verteilung von Hilfsgütern organisieren, Flüchtlinge in Auffanglagern unterbringen und wieder in ihre
Häuser zurückführen, den Wiederaufbau von Straßen und anderen Verkehrsverbindungen in Angriff
nehmen und die wirtschaftliche Entwicklung in Gang bringen. Eine wichtige Aufgabe besteht zudem darin,
frühere Mitglieder der Baath-Staatspartei aus öffentlichen Ämtern zu entfernen.
Mai 2003
2. Mai: Sechs Wochen nach Beginn des Irak-Kriegs erklärt US-Präsident George W. Bush die wesentlichen
Kampfhandlungen für beendet, kündigt zugleich aber die Fortsetzung des "Kriegs gegen den Terror" an. In
einer Rede an die Nation auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln sagt Bush, der Sturz des
Staatschefs Saddam Hussein sei ein Sieg "in diesem am 11. September 2001 begonnenen Krieg gewesen,
doch unsere Mission dauert an". Die Ansprache des Präsidenten wird im Ausland mit Zurückhaltung
aufgenommen.
3. Mai: Der polnische Außenminister Cimoszewicz bestätigt, dass nach Plänen der Amerikaner der Irak in
drei Zonen aufgeteilt werden soll und nach dem Willen der Amerikaner Polen die Verantwortung für eine
dieser Zonen übernehmen werde.
14. Mai: Bei Hillah, hundert Kilometer südlich von Bagdad, werden vier Gräber entdeckt, in denen die
sterblichen Überreste von rund 15 000 Irakern vermutet werden. Die Menschenrechtsorganisation "Human
Rights Watch" in New York vermutet, in dem Grab befänden sich die sterblichen Überreste von Schiiten, die
1991 nach dem Aufstand gegen Saddam Hussein getötet worden seien. Auch an anderen Orten in Irak
werden Massengräber entdeckt, die der Weltöffentlichkeit das Ausmaß des Schreckensregimes Saddam
Husseins nochmals vor Augen führen.
15. Mai: Rund 100 Oppositionelle kommen auf Einladung der USA in der irakischen Stadt Nasirija zu ersten
Gesprächen über eine Interimsregierung zusammen. An dem Treffen nehmen Kurden, Schiiten und
Sunniten teil, darunter auch Exil-Iraker. Der SCIRI (Hoher Rat für islamische Revolution im Irak, wichtigste
Schiiten-Partei) boykottiert die Konferenz aus Protest gegen die geplante Übergangsverwaltung unter
Führung des US -Generals a. D. Jay Garner, denn eine solche Verwaltung sei ein Rückschritt in die Zeit des
Kolonialismus. Über einen verbindlichen zeitlichen Rahmen oder einen detaillierten Fahrplan für die
Errichtung einer Interimsregierung gibt es keine Einigung.
Der Diplomat Paul Bremer übernimmt die Leitung der Zivilverwaltung im Irak, nachdem die bisherige
Gruppe unter der Leitung von Jay Garner große Schwierigkeiten bei der Herstellung von Stabilität,
Sicherheit und Ordnung hatte. Neben dem Aufbau von Sicherheit durch die Ausbildung verlässlicher
Polizeikräfte sind die Entscheidungen zur Einsetzung einer irakischen Übergangsregierung von besonders
großer Dringlichkeit.
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21. Mai: Verabschiedung der Sicherheitsratsresolution 1483 zur Aufhebung der Sanktionen mit Ausnahme
des Waffenembargos. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien erhalten weitgehende Vollmachten zur
Verwaltung des Landes und der Erdölvorkommen. Zwar betont der Sicherheitsrat seine Absicht, die
Mandate für die UNO-Waffeninspektion UNMOVIC und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) im
Irak erneut zu begutachten, doch wird den Vereinigten Staaten und Großbritannien zunächst die Suche
nach Massenvernichtungswaffen anheim gestellt. Generalsekretär Kofi Annan ernennt den Brasilianer
Vieira de Mello zum Sonderbeauftragten der UN für den Irak.
Die NATO ist bereit, Polen bei der Entsendung einer multinationalen Stabilisierungstruppe in den Irak zu
helfen und beauftragt die Fachleute im militärischen Hauptquartier der Allianz in Europa (SHAPE) Optionen
für eine mögliche Unterstützung vorzulegen.
23. Mai: Das US Senate Armed Services Committee hält die erste Anhörung zur Operation "Iraqi Freedom"
ab. Stellvertretender Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, Vizevorsitzender der Joint Chiefs of Staff
General Peter Pace und der stellvertretende Außenminister für Angelegenheiten im Mittleren Osten,
Botschafter Williams Burns, geben zu den Themen der gegenwärtigen US-Politik und der militärischen
Operationen im Irak, sowie der Suche nach irakischen Massenvernichtungswaffen Auskunft. Weitere
Anhörungen folgen am 6. Juni 2003. Diese Anhörung zur Arbeit der "Iraq Survey Group" soll den Auftakt
einer Reihe mit dem Titel "Lessons Learned" bilden.
30. Mai: Der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz erklärt im Magazin Vanity Fair, die
Bedrohung des Irak durch seine Massenvernichtungswaffen sei nur einer - wenn auch wichtigster - der
Gründe für eine militärische Intervention gewesen. Zwischen den verschiedenen Ministerien sei dies der
kleinste gemeinsame Nenner gewesen. Als wichtigen Kriegsgrund, der bisher nicht publik gemacht worden
sei, nennt Wolfowitz auch den Umstand, dass die USA nach der Entmachtung von Saddam Hussein nun
ihre Truppen aus Saudi-Arabien abziehen könnten. Damit verringere sich für die USA das Risiko von
Terroranschlägen.
Durch Wolfowitz Aussage wird die Argumentationslinie der USA, die zum militärischen Eingreifen geführt
hat, erstmals in Frage gestellt. Außenminister Colin Powell hatte der Weltöffentlichkeit im Sicherheitsrat
geheimdienstliche Informationen als Beweis für die B- und C-Waffenprogramme des Iraks dargelegt. Die
Beteiligung des Koalitionspartners Großbritannien hatte sich maßgeblich auf die vorhandene unmittelbare
Bedrohung durch Saddams Waffenpotentiale gestützt.
31. Mai: Während seines Besuchs in Polen geht Bush in einem Interview mit dem polnischen Fernsehen
auf die wachsende Kritik an der Begründung für seinen Irak-Feldzug ein. Er nannte zwei mobile LKWLabors, in denen die Iraker biologische Waffen hätten herstellen können, als Beweis für die Existenz von
Massenvernichtungswaffen. "Wir haben die Massenvernichtungswaffen gefunden", erklärt der US Präsident. Die mobilen Labore seien illegal gewesen. "Wer sagt, wir hätten die verbotenen
Produktionsanlagen oder verbotenen Waffen nicht gefunden, liegt falsch."
Juni 2003
5. Juni: Chefinspektor Hans Blix legt dem UN Sicherheitsrat seinen letzten Bericht vor, in dem er die
Informationen der Geheimdienste über angebliche Massenvernichtungswaffen als weitgehend unbrauchbar
bezeichnet. Gleichzeitig bekräftigt er, dass sein Team bereit sei, die Kontrollen im Irak wieder
aufzunehmen. Die internationale Glaubwürdigkeit der britischen und amerikanischen Experten im Irak
könne nicht so hoch sein wie die der UNO-Inspekteure. Der amerikanische Botschafter bei der UNO lehnte
dieses Angebot mit dem Hinweis auf die Tätigkeit der amerikanisch-britischen "Iraq Survey Group" ab.
7. Juni: Die neue "Iraq Survey Group" nimmt ihre Arbeit auf und verstärkt die Suche nach
Massenvernichtungswaffen. Die Internationale Atomenergie Behörde (IAEA), die seit 1991 über ein Mandat
verfügt, die Einhaltung des Non-Proliferation Treaty von Seiten Iraks sicherzustellen, entsendet ebenfalls
am 7. Juni 2003 Kontrolleure zur Nuklearen Forschungseinrichtung in Tuwaitha, u.a. um die Schäden durch
Plünderungen zu begutachten.
10. Juni: Nach den Worten von US-Verteidigungs minister Donald Rumsfeld sind die Geheimdienstberichte
über Massenvernichtungswaffen im Irak nicht von der Politik beeinflusst worden. Der Minister hielt an seiner
Darstellung fest, das Regime in Bagdad habe solche Waffen besessen. Rumsfeld reagierte damit auf
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Vorwürfe, die britische und amerikanische Regierung hätten Berichte der Geheimdienste bewusst
übertrieben dargestellt oder sogar gefälscht.
13. Juni: Nach Angaben der polnischen Regierung wird sich Spanien mit 1100 Soldaten an der
multinationalen Truppe in der polnischen Besatzungszone beteiligen. Die Ukraine will 1700 Soldaten zur
Verfügung stellen. Zudem haben Bulgarien, Litauen, Rumänien und Ungarn sowie die mittelamerikanischen
Staaten Dominikanische Republik, El Salvador und Honduras militärische Unterstützung zugesagt. Den
Oberbefehl über die insgesamt etwa 8000 Soldaten, die eine Zone in der Mitte des Iraks kontrollieren
sollen, wird der polnische General Tyszkiewicz innehaben. Für den Süden des Landes werden britische
Truppen verantwortlich sein. Die amerikanische Armee wird sich auf die Kurdengebiete im Norden und die
Hauptstadt Bagdad konzentrieren.
15. Juni: Im Verlauf der "Operation Wüstenskorpion" gingen amerikanische Soldaten gegen
"Widerstandsnester" bewaffneter Iraker in der Umgebung Bagdads vor. Schon in der Woche zuvor waren
bei verschiedenen Militäroperationen etwa 400 Personen gefangen genommen worden. Die US-Armee
wird seit dem Sturz Saddam Husseins vor zwei Monaten immer wieder von "irregulären" irakischen
Einheiten angegriffen. Dabei kamen bisher ca. 40 amerikanische Soldaten und eine unbekannte Anzahl von
Irakern ums Leben. Einer Aufforderung zur Abgabe von Waffen kam die irakische Bevölkerung bisher kaum
nach. Ein Militärsprecher kündigte an, die US-Armee werde keine Waffen in der Öffentlichkeit mehr dulden
und alle festnehmen, die gegen das erlassene Waffenverbot verstoßen.
17. Juni: Im Verlauf der "Operation Wüstenskorpion" sind bisher 371 Personen festgenommen worden. 47
Iraker und 42 arabische Freiwillige wurden getötet. Über amerikanische Verluste wurde dagegen nichts
bekannt. Dafür kam es aber zu weiteren Anschlägen auf US-Militäreinrichtungen. So wurde von drei
Detonationen im amerikanischen Militärkommando in Falluja westlich von Bagdad berichtet. Ein Anschlag in
einem Straßentunnel in Bagdad, bei dem vier Iraker verletzt wurden, hatte vermutlich einen der zahlreichen
US-Militärkovois zu Ziel, die diesen Tunnel häufig passieren. Ein amerikanischer Soldat wurde von einem
Heckenschützen erschossen. Die Regierung in London gab bekannt, dass der britische UN-Botschafter
Jeremy Greenstock im September ihren Sondergesandter im Irak John Sawers ablösen soll. Unter
Berufung auf Quellen im britischen Verteidigungsministerium berichtete die "Times", dass britische Truppen
unter Umständen bis zu vier Jahren im Irak bleiben könnten, wenn die Sicherheitslage es erfordert.
19. Juni: US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld betrachtet die Angriffe auf amerikanische Soldaten in
den letzten Wochen als Einzelaktionen versprengter Anhänger des gestürzten Regimes. Es handele sich
nicht um größer organisierten Widerstand, erklärte der Minister. Seit dem Ende der Kampfhandlungen am
1. Mai sind im Irak etwa 50 US-Soldaten ums Leben gekommen. Während des Krieges starben 138
Amerikaner. Als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Oberkommandierenden im Irak Tommy Franks
nominierte Präsident Bush den libanesisch-stämmigen Generalleutnant John Abizaid. Der bisherige
Stellvertreter Franks spricht fließend arabisch. Auf der Suche nach hohen Mitgliedern des SaddamRegimes konnte die US -Armee unterdessen einen weiteren Erfolg verbuchen. General Abid Hamid
Mahumed el-Tikrit war Privatsekretär und engster Vertrauter Saddam Husseins. Er wurde bereits am
Montag, 16. Juni, festgenommen und befindet sich im Gewahrsam der Koalitionskräfte.
23. Juni: Präsident George W. Bush gerät aufgrund der Tatsache, dass im Irak noch immer keine
Massenvernichtungswaffen gefunden wurden, immer mehr unter Druck. So äußerten die demokratischen
Herausforderer Bushs bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr ungewöhnlich scharfe Kritik an
Bushs Entscheidung für den Krieg. Der Kandidatenanwärter Al Sharpten erklärte, gegen Bushs Vorgänger
wäre schon längst ein Amtsenthebungsverfahren eröffnet worden, hätte er sich wie Bush verhalten.
Unterdessen kam es zu neuen Anschlägen auf US-Soldaten, bei denen mindestens ein Amerikaner getötet
wurde. An einer Öl-Pipeline kam es zu einer Explosion. Im Gegenzug setzt die US-Armee ihre
Verhaftungen fort. Den andauernden Protesten ehemaliger irakischer Soldaten versucht die USZivilverwaltung durch die Wiederaufnahme der monatlichen Soldzahlungen den Wind aus den Segeln zu
nehmen. In der neuen irakischen Armee, die nach Planungen der US -Regierung innerhalb eines Jahres auf
eine Stärke von 12 000 Mann gebracht werden soll, wird aber nur ein Bruchteil dieser Soldaten eine
Beschäftigung finden.
24. Juni: Nahe Amarah ist es zu dem bisher schwersten Zwischenfall seit Ende der Kampfhandlungen
gekommen. Nach Berichten der Zeitung "The Independent" wurden sechs britische Militärpolizisten
regelrecht massakriert, als sie zu einem vereinbarten Treffen in der Polizeiwache von El Madschar
erschienen. Bei dem lang anhaltenden und erbitterten Feuergefecht kommen auch bis zu 80 Iraker ums
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Leben gekommen. Die britische Zeitung "Sun" gab an, bei den Angreifern habe es sich um Fedajin-Milizen
des entmachteten Diktators Saddam Hussein gehandelt. In der Bawana- Region kam es zu einem neuen
Anschlag auf eine Pipeline. Die häufigen Angriffe auf Pipelines bedrohen die gerade erst
wiederaufgenommenen Ölexporte, durch die langfristig die Gelder für einen Wiederaufbau des Landes
erwirtschaftet werden sollen. An einer Straßensperre in Bagdad nahmen amerikanische Soldaten den
ehemaligen irakischen Informationsminister Mohammed el Sahaf fest. Damit befinden sich inzwischen 32
der 55 meistgesuchten Iraker im Gewahrsam der Koalitionsstreitkräfte.
27. Juni: Ein irakischer Forscher hat den amerikanischen Streitkräften Teile einer Gaszentrifuge
übergeben. Derartige Zentrifugen werden zur Anreicherung von Uran verwendet. Das Gerät war aber
bereits 1991 vergraben worden und wurde seitdem nicht benutzt. Dies deutet darauf hin, dass der Irak sein
Atomwaffenprogramm 1991 einmottete und danach nicht wieder aufnahm. Diese Einschätzung deckt sich
mit den Aussagen des Wissenschaftlers. Trotz intensiver Bemühungen der US -Regierung sind im Irak
bisher keinerlei Massenvernichtungswaffen gefunden worden. Die Bush Administration sieht sich daher im
Kongress scharfer Kritik von Seiten der Demokraten ausgesetzt. Unterdessen kam es im Irak zu einer
Reihe von neuen tödlichen Zwischenfällen. Bei einem Anschlag auf ein US -Militärfahrzeug kam nach
Angaben des Fernsehsenders El Dschasira ein Soldat ums Leben. Ein weiterer Amerikaner wurde von
einem Heckenschützen getötet. In Anbetracht der zahlreichen Todesfälle und des wachsenden
Widerstands der irakischen Bevölkerung werden in den Vereinigten Staaten erste Stimmen laut, die einen
Abzug der US-Armee fordern.
28. Juni: Zwei seit Mittwoch vermisste US -amerikanische Soldaten wurden im Umland Bagdads tot
aufgefunden. Die Männer waren bei Balad nördlich von Bagdad mit ihrem Geländewagen unterwegs, als
der Kontakt zu ihnen abbrach. Nach Informationen des Nachrichtensenders CNN scheint ein Unfall als
Todesursache ausgeschlossen. Insgesamt kamen über 200 amerikanische Soldaten in Irak ums Leben,
alleine in der vergangenen Woche starben 6 Militärangehörige.
Außerdem wird der Unmut auch über die Vorgehensweise der Koalitionsbehörde zum Aufbau des Landes
lauter. Der britische Observer spricht von der hoffnungslosen Überforderung des 600 Mitarbeiter starken
Teams. „Sogar Saddams korrupter und erbärmlicher Staatsapparat schaffte es 1991, die Stromversorgung
binnen 40 Tagen wiederherzustellen.“ In Irak sind die Versorgungsdienste auch nach 100 Tagen immer
noch nicht stabil.
30. Juni: Als Reaktion auf die zahlreichen Übergriffe auf US-Soldaten hat die US -Armee bei einer neuen
Offensive zahlreiche Waffen und militärische Dokumente sichergestellt. Dabei wurden 60 Iraker
festgenommen. Die Aktion richtet sich der US-Armee zufolge gegen Siedlungen im Norden des Irak, die als
Hochburg der Anhänger Saddams gelten. Inzwischen geht der militärische Verwalter im Irak Paul Bremer
immer noch davon aus, dass Saddam Hussein am Leben ist.
Unterdessen kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Haftbedingungen von
Irakern, die von den US-Streitkräften festgehalten werden. Nach Angaben von früheren Inhaftierten würden
Gefangene mit Plastikhandfesseln misshandelt, am Toilettengang gehindert und nicht ausreichend mit
Wasser und Nahrung versorgt. Außerdem meldet die Organisation weiter, dass die Iraker keine Auskunft
über die Dauer ihrer Inhaftierung bekommen hätten, und die Angehörigen nicht von der Gefangenschaft
informiert worden seien. Amnesty International forderte die US-Behörden auf, den Gefangenen
ausreichenden Schutz vor Misshandlung und das Recht auf Rechtsbeistand und Besuche durch
Angehörige zu gewährleisten. Laut US -Militär sind in der vergangenen Woche 900 Iraker festgenommen
worden.
Juli 2003
1. Juli: US-Präsident George W. Bush bezeichnete einen baldigen Abzug der amerikanischen Truppen aus
dem Irak als unwahrscheinlich, da die Umwandlung des Iraks zur Demokratie ein "enormes und
langfristiges Unterfangen" sein werde. Auch Präsidentensprecher Ari Fleischer lehnte Spekulationen über
die Dauer des Einsatzes der US -Truppen ab.
2. Juli: US-Präsident George W. Bush hält nach eigenen Angaben die derzeitige US-Truppenpräsenz im
Irak für ausreichend stark, um mit dem gewaltsamen Widerstand fertig zu werden. Damit trat der Präsident
Sorgen in der US -Bevölkerung um die amerikanischen Truppen entgegen, nachdem mehr als 20 Soldaten
seit Mai bei Anschlägen im Irak getötet wurden. Die USA werden sich laut Bush nicht aus dem Irak
vertreiben lassen und damit "keine Rückkehr zur Tyrannei" in diesem Land ermöglichen.
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3. Juli: Bei drei Angriffen auf US-Soldaten im Irak sind zehn Amerikaner verletzt worden. Nach Angaben
des US-Zentralkommandos feuerte ein Iraker in Kadhimija, einem nördlichen Stadtteil von Bagdad, auf
einen US-Soldaten, der schwere Verletzungen erlitt. Andere Soldaten der Patrouille hätten das Feuer
erwidert und den Angreifer getötet. Ein sechs Jahre alter Junge, der den Mann begleitet habe, sei verletzt
worden. Weitere sechs US-Soldaten wurden nach Angaben arabischer Fernsehsender verletzt, als ihr
Fahrzeug nahe der westirakischen Stadt Ramadi explodierte. Der Sender El Dschasira zeigte zudem Bilder
von einem brennenden Militärfahrzeug in der Innenstadt von Bagdad. Bei dem Panzerfaust-Angriff auf das
Fahrzeug wurden am Donnerstagmorgen nach Angaben von Augenzeugen drei US -Soldaten verletzt.
Unterdessen warnte der polnische General und Strategieexperte Stanislaw Koziej angesichts der Häufung
von Anschlägen gegen die Soldaten im Irak vor einer Eskalation. "Die Anschläge können viele Jahre
andauern und werden immer besser organisiert", schrieb er in einem von der Zeitung "Rzeczpospolita"
veröffentlichten Kommentar. Daher sei es in dieser Lage laut Koziej wichtig, die Macht so schnell wie
möglich an von den Irakern gewählte Vertreter zu übergeben. Wenn es dann noch Unterstützung für den
wirtschaftlichen und gesellschaftliche Wiederaufbau gebe, würden auch Partisanenkampf und
terroristischen Angriffen die Grundlage entzogen. Am Vortag war ein Vorauskommando mit rund 250
polnischen Soldaten und Offizieren von Breslau aus in den Irak gestartet.
4. Juli: In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist in der Nacht zum Freitag wieder ein US- Soldat getötet
worden. Ebenfalls in der Nacht zum Freitag wurden nach Angaben der US -Armee in der Stadt Balad, 60
Kilometer nordwestlich von Bagdad, 19 Soldaten durch einen Angriff mit Mörsergranaten verletzt.
5. Juli: Bei einer Explosion in der westirakischen Stadt Ramadi sind nach Berichten des arabischen
Fernsehsenders El Dschasira vier irakische Polizisten getötet und mehrere andere verletzt worden. Es war
allerdings unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist. In den vergangenen Wochen war es in Ramadi
mehrfach zu Gewalt zwischen Irakern und US-Truppen gekommen.
Im Norden Iraks haben unterdessen die US-Streitkräfte laut Presseberichten elf türkische Soldaten wegen
angeblicher Anschlagspläne auf einen kurdischen Gouverneur festgenommen.
6. Juli: Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Heidemarie Wiezoreck-Zeul (SPD),
befürchtet, dass der Irak auf Dauer in Chaos und Anarchie abgleitet. In einem Interview der Zeitschrift
"Super Illu" sagte sie, die US-Streitkräfte hätten zwar den Krieg gewonnen, aber der Frieden sei damit
längst nicht erreicht.
Inzwischen haben die Vereinigten Staaten die elf am Samstag im Norden Iraks festgenommenen türkischen
Soldaten freigelassen.
In Bagdad ist ein weiterer US-Soldat durch Schüsse getötet worden.
7. Juli: Trotz der anhaltenden Angriffe auf amerikanische Soldaten haben die Besatzungstruppen am
Montag einen weiteren Schritt zur Demokratisierung des Landes unternommen. In der Hauptstadt Bagdad
und in Nadchaf im Süden nahmen frei gewählte Stadträte ihre Arbeit auf. Der US-Verwalter für Irak, Paul
Bremer, kündigte in einer Fernsehansprache den Druck neuen Geldes an, das die alten Dinar-Scheine mit
dem Bild Saddam Husseins ersetzen soll.
Der russische Außenminister Igor Ivanov forderte unterdessen die rasche Bildung einer souveränen
irakischen Regierung. Inzwischen geht der US-Geheimdienst CIA nach eigenen Angaben davon aus, dass
ein kürzlich veröffentlichtes Tonband mit der vermeintlichen Stimme des früheren irakischen Präsidenten
Saddam Hussein authentisch ist, wobei sich das genaue Datum der Aufzeichnung nicht ermitteln ließe.
8. Juli: Sieben US -Soldaten sind nach Angaben des arabischen TV-Senders El Dschasira am Dienstag bei
Zwischenfällen im Irak verwundet worden. Wie der Sender weiter berichtete, wurden in der Bagdader
Vorstadt Schaab drei irakische Zivilisten von US-Soldaten erschossen. Sie waren ins Kreuzfeuer geraten,
als die Amerikaner einen bewaffneten Angriff auf eine irakische Polizeiwache zurückschlugen.
In Bezug auf die Rechtfertigung des Irak-Krieges hatte das Weiße Haus unterdessen erstmals eingeräumt,
sich auf fragwürdige Geheimdienstberichte gestützt zu haben. So soll US-Präsident Bush die angebliche
Beschaffung von nuklearem Material in Afrika durch Irak in seiner Rede überbewertet haben.
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9. Juli: Trotz der Vorlage fehlerhafter Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen hat US-Präsident
George W. Bush den Irakkrieg als gerechtfertigt verteidigt. So sei er "absolut sicher", mit dem Einmarsch in
den Irak die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sagte Bush in Pretoria. Auch der britische
Premierminister Tony Blair verteidigte den Krieg gegen Irak. Er habe "keinen Zweifel daran, dass es nicht
nur für das irakische Volk, sondern für die gesamte Welt wichtig war, den irakischen Diktator loszuwerden",
sagte Blair laut einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit".
Zur Stabilisierung der Lage im Irak würden die USA nach den Worten von Verteidigungsminister Donald
Rumsfeld die Unterstützung von so vielen Ländern wie möglich begrüßen, zu denen auch die Kriegsgegner
Deutschland und Frankreich gehörten.
Inzwischen gaben die US-Streitkräfte die Festnahme von zwei weiteren hochrangigen Mitgliedern der
entmachteten Führung bekannt.
10. Juli: Bei Angriffen auf Militärkonvois im Irak sind wieder vier US-Soldaten getötet worden. Bei dem
arabischen TV-Sender El Dschasira ging inzwischen ein Schreiben einer bislang unbekannten Gruppe ein,
die sich "irakischer islamisch-nationaler Widerstand" nennt. Diese erklärte, sie sei für mehrere Angriffe auf
die Besatzungstruppen verantwortlich, distanzierte sich aber gleichzeitig vom entmachteten Diktator
Saddam Hussein.
Unterdessen erklärte sich Frankreich zur Entsendung von Truppen nach Irak grundsätzlich bereit.
Voraussetzung für einen solchen Einsatz soll aber laut Auß enminister de Villepin ein UN-Mandat sein.
Dagegen steht eine deutsche Beteiligung an der Stabilisierungstruppe im Irak nach Angaben aus
Regierungskreisen in Berlin nicht zur Debatte.
11. Juli: US-Präsident George W. Bush gerät wegen seiner Rechtfertigung des Irak-Kriegs zunehmend
unter Druck. So forderte nun auch der bisherige Kriegsbefürworter und demokratische Senator Joe
Liebermann eine Untersuchung der Vorgänge durch den Kongress.
In Bezug auf den möglichen Einsatz der NATO-Truppen im Irak hieß es unterdessen aus Brüsseler NATOKreisen, dafür sei keine Zustimmung des Bündnisses zu erwarten.
12. Juli: Die amerikanischen Streitkräfte übergaben nach eigenen Angaben die Verantwortung für
Sicherheit und Ordnung in der unruhigen Stadt Falludscha an irakische Polizisten. Die örtlichen
Sicherheitskräfte und der von den USA eingesetzte Bürgermeister hatten darum gebeten, nachdem sich die
Angriffe auf amerikanische Einheiten in der Stadt gehäuft hatten.
Inzwischen hat US-Präsident George W. Bush in Bezug auf seine Irak-Politik laut Umfragen deutlich an
Rückhalt in der eigenen Bevölkerung verloren.
13. Juli: Rund drei Monate nach dem Sturz von Saddam Hussein hat das erste aus Irakern
zusammengesetzte politische Gremium, der Verwaltungsrat, seine Arbeit aufgenommen. Dem
Verwaltungsrat, darunter drei Frauen, gehören 13 Schiiten, fünf Sunniten, fünf Kurden, ein Christ und eine
Turkmenin an. Mit dem Recht, Minister zu ernennen und den Haushalt für 2004 zu verabschieden, soll der
Verwaltungsrat über einiges politisches Gewicht verfügen, wobei die Kontrolle über Irak vorerst weiterhin
bei US-Zivilverwalter Bremer liegen wird.
Eine angebliche Al-Qaida-Gruppe erklärte sich unterdessen für Anschläge auf US-Truppen in Irak
verantwortlich und hat den USA mit einem verheerenden Angriff gedroht.
14. Juli: Als Reaktion auf die anhaltenden Angriffe auf die Besatzungstruppen im Irak hat die US -Armee
mehr als 200 mutmaßliche Anhänger des entmachteten Präsidenten Saddam Hussein festgenommen. Bei
neuen Überfällen auf US-Truppen wurden erneut ein Soldat getötet und sieben weitere verletzt.
US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair haben sich unterdessen
abermals gegen Vorwürfe gewehrt, den Irak-Krieg mit mangelhaften Geheimdienstinformationen begründet
zu haben.
16. Juli: Bei einer neuen Serie von Anschlägen in und um Bagdad sind ein US-Soldat und ein irakisches
Mädchen getötet worden, wie US-Militärsprecher mitteilten. Inzwischen verzeichnen die US -Streitkräfte in
Irak nach eigenen Angaben durchschnittlich zwölf Angriffe täglich auf ihre Soldaten.
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Unterdessen hat Außenminister Joschka Fischer eine Entsendung deutscher Truppen nach Irak erneut
abgelehnt. Die NATO hingegen ist nach den Worten ihres Generalsekretärs George Robertson
grundsätzlich offen für ein größeres Engagement im Irak.
17. Juli: Angesichts der massiven Probleme bei der Stabilisierung des Irak sieht Bundesaußenminister
Joschka Fischer bei den USA die Einsicht zur Kooperation mit der Staatengemeinschaft wachsen. Er
sprach sich erneut für eine zentrale Rolle der Vereinten Nationen bei der Stabilisierung des Irak aus. Es
gehe aber auch nicht ohne die USA, deren Truppen für Ruhe und Ordnung im Irak sorgen sollen.
Spezialisten der US -Streitkräfte haben inzwischen in Hatra, 60 Kilometer südlich von Mosul, ein
Massengrab entdeckt. Bei ersten Ausgrabungen stießen die Ermittler auf die Überreste von 25 Menschen.
19. Juli: Die Krise der britischen Regierung hat sich durch eine bizarre Wendung verschärft. David Kelly,
Regierungsberater und früherer UN-Waffeninspekteur, wurde tot aufgefunden. Nach Erkenntnissen der
Polizei handelt es sich dabei um einen Selbstmord.
20. Juli: Der Leiter der amerikanischen Zivilverwaltung im Irak, Paul Bremer, hat die Vermutung geäußert,
dass der gestürzte Staatschef Saddam Hussein noch am Leben ist. Er glaube aber nicht, dass dieser für
die anhaltenden Angriffe auf US-Soldaten verantwortlich sei, sagte Bremer dem amerikanischen
Fernsehsender NBC.
Der britische Premierminister Tony Blair hat nach dem Selbstmord des Biowaffenexperten David Kelly
Forderungen nach Einberufung des Parlaments eine Absage erteilt.
21. Juli: Erstmals seit dem offiziellen Ende der größeren Kampfhandlungen im Irak soll der UNSicherheitsrat in einer öffentlicher Sitzung über die Nachkriegslage in dem Land beraten. UNGeneralsekretär Kofi Annan stellt einen Bericht vor, in dem er unter anderem eine rasche Übertragung der
Souveränität an die Iraker fordert.
Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen will Anfang kommenden Monats mit der
Rückführung hunderttausender irakischer Flüchtlinge aus Iran beginnen. Die mehr als 200.000 Iraker in Iran
hätten "das Potenzial, beim Wiederaufbau ihres Landes zu helfen", sagte UN-Flüchtlingshochkommissar
Ruud Lubbers.
22. Juli: Die beiden Söhne des gestürzten irakischen Diktators Saddam Hussein sind am Dienstag bei
einem schweren Feuergefecht mit US-Soldaten in der nordirakischen Stadt Mosul getötet worden. Dies
wurde vom US-General Ricardo Sanchez auf einer Pressekonferenz in Bagdad bestätigt. Zahlreiche
Menschen haben am Dienstagabend mit Freudenschüssen auf die Nachricht vom Tod der Saddam-Söhne
reagiert.
23. Juli: Ein Tag nach dem Tod der beiden Söhne des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein hat
die US-Armee ein weiteres Mitglied der früheren irakischen Führungsriege gefasst. Es soll sich um die
Nummer elf auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker handeln, wie die Armee mitteilte. Die Nummer elf
auf der Liste des US-Zentralkommandos ist Barsan Abdel Ghafur Sulaiman Madschid el Tikriti, der
Kommandeur der republikanischen Garde war.
26./27. Juli: Insgesamt fünf US-Soldaten sterben im Irak bei mehreren feindlichen Angriffen binnen 24
Stunden. Mehr als 100 US- Soldaten sind damit seit dem 1. Mai bei Angriffen oder Unfällen ums Leben
gekommen.
August 2003
1. August: Ex-Diktator Saddam Hussein meldet sich aus dem Untergrund zum wiederholten Male zu Wort
und ruft per Tonband die Iraker zum Widerstand auf. Der ehemalige irakische Präsident ist nach wie vor auf
der Flucht.
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3. August: Ein US -Konvoi bei Bagdad wird mit Raketenwerfer angegriffen. Zwei US-Soldaten werden
verletzt.
Eine bislang unbekannte Gruppe ruft die Iraker per Flugblatt zur Ermordung von Saddam Hussein auf.
Die US-Armee zahlt irakischen Bürgern 264.000 $ Schadensersatz für Kriegsfolgen inklusive Todesfälle,
Verletzungen oder materielle Schäden. Von 2517 Entschädigungsklagen werden 1456 Klagen anerkannt
und in 1168 Fällen Entschädigungen ausgezahlt. Ausgenommen sind nach US-Angaben Schäden aufgrund
militärischen Kampfhandlungen.
6. August: Vertreter des Irakischen Ölministeriums, der Firma Kellogg, Brown und Root (hat Großauftrag
für den Wiederaufbau der Ölindustrie im Irak) und der US -Armee veröffentlichen einen Bericht über den
Wiederaufbau der irakischen Ölindustrie. Dem zu Folge wird mit Kosten von 1,14 Mrd. $ zu rechnen sein.
Das meiste Geld werde für Wiederaufbau der Förderanlagen im Nord- und Süd-Irak benötigt. Zusätzlich
würden die Kosten durch Sabotage und Plünderungen in die Höhe getrieben.
7. August: Bei der Explosion einer Autobombe vor der Jordanischen Botschaft in Bagdad werden mehrere
Menschen getötet. Bei der folgenden Pressekonferenz erklärt der US -Oberbefehlshaber Sanchez, dass
mindestens 8 Menschen ums Leben gekommen seien, die Zahl der Verletzten aber noch unklar sei.
Augenzeugen sprechen von 10 Toten. Nach dem Anschlag drängen Iraker in die Botschaft ein und richten
zusätzlichen Schaden an.
Der Präsident des irakischen Regierungsrates, Ibrahim al-Djafari, machte für die Anschläge Anhänger des
alten Regimes verantwortlich
8. August: Heute vor hundert Tagen verkündete US-Präsident Bush (am 01.Mai) das Ende der
Kampfhandlungen im Irak. Seitdem wurden mindestens 55 US-Soldaten getötet.
Erst am Tag zuvor war mit dem Anschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad der schwerste Anschlag
seit dem inoffiziellen Kriegsende begangen worden.
12. August: Die 55 meistgesuchten Mitglieder des Baath-Regimes unter Saddam Hussein sollen in Irak
vor Gericht gestellt werden, so ein Beschluss des Irakischen Regierungsrates. Ein Komitee soll die
Verfahrensregeln ausarbeiten, sagte Regierungsratspräsident Ibrahim al-Djafari. Das irakische Fernsehen
soll dann die Fälle öffentlich übertragen. Bis dato konnten 37 der 55 Meistgesuchten aufgespürt werden.
14. August: Erstmals wird wieder Öl in die Pipeline von Kirkuk zum türkischen Hafen Ceyhan gepumpt.
Eigentlich war die Wiederaufnahme der Ölexporte schon für Juni geplant gewesen, wegen einer Explosion
an der Pipeline kam es jedoch zu Verzögerungen. Nach US-Angaben können täglich bis zu 300.000 Barrel
Öl über die Pipeline transportiert werden.
Bei einem Bombenanschlag auf einen Rettungswagen in Basra werden ein britischer Soldat getötet und
zwei weitere verletzt. Damit kamen seit Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai acht englische
Soldaten ums Leben.
15. August: Der Sicherheitsrat verabschiedet eine neue Irak Resolution mit 14 Ja-Stimmen und einer
Enthaltung. Die Resolution errichtet die vom Generalsekretär Kofi Anan vorgeschlagene
Unterstützungsmission in Irak (UNAMI) für die Dauer von zunächst 12 Monaten und begrüßt den
Regierungsrat als einen wichtigen Schritt hin zu einer souveränen Irakischen Regierung, ohne ihn aber
damit formell anzuerkennen.
Der syrische Botschafter Wehbe begründet die Enthaltung seines Landes so: die USA hätten nicht
ausreichend Gelegenheit zur Konsultation gegeben. Zudem könne nur das irakische Volk selbst über seine
Regierung entscheiden, und es sei nicht Aufgabe des Sicherheitrates, die Schaffung eines von den USA
ernannten Regierenden Rates zu begrüßen.
Die erst am Tag zuvor neu eröffnete Öl-Pipeline von Kirkuk zum türkischen Hafen Ceyhan wird durch einen
Sprengstoffanschlag so schwer beschädigt, dass die Reparatur einige Tage in Anspruch nehmen wird. Die
Exportausfälle betragen 7 Mio. $ täglich, so der Chef der US-Zivilverwaltung Bremer.
17. August: Eine der wichtigsten Stromleitungen Bagdads wird zum Ziel eines Anschlags. Rund 300.000
Einwohner im Norden Bagdads bleiben für Stunden ohne Stromversorgung.
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18. August: Bei einem Anschlag auf das Gefängnis Abu Ghraib westlich von Bagdad kommen mindestens
sechs irakische Häftlinge ums Leben. 59 weitere Iraker werden nach US-Angaben durch den Anschlag mit
Mörsern verletzt. In dem Gefängnis, das erst vor zwei Wochen wiedereröffnet worden war, sind sowohl
Kriminelle inhaftiert als auch Iraker, die Besatzungstruppen angegriffen haben. Ein palästinensischer
Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters wird von US-Truppen erschossen, als er vor dem Gefängnis
filmt. Die Soldaten hatten die Kamera für die Abschussvorrichtung einer Panzerabwehrgranate gehalten.
Das US-Verteidigungsministerium bezeichnete den Vorfall nach CNN-Angaben als "tragischen Irrtum".
19. August: Am Nachmittag des Tages wird auf das Hauptgebäude der Vereinten Nationen in Bagdad ein
Anschlag verübt. Nach Angaben der VN werden dabei 17 Menschen getötet und 108 weitere verletzt. Unter
den Toten ist auch der Irak-Beauftragte der Vereinten Nationen Sergio Vieira de Mello. Insgesamt wurden
sieben VN- Mitarbeiter getötet.
Der ehemalige Stellvertreter von Saddam "Taha Yasin Ramadan" wird in Mossul durch kurdische
Peshmerga der PUK festgenommen. Kurze Zeit später findet die Übergabe an die US - Streitkräfte statt.
20. August: Noch gibt es keine Anhaltspunkte, wer den Anschlag auf das VN-Hauptgebäude verübt hat.
US- Vertreter halten jedoch einen Selbstmordanschlag von militanten Islamisten ("Ansar al-Islam") für
möglich.
Vertreter der internationalen Politik verurteilen den Anschlag, u.a. VN-Generalsekretär Annan, US -Präsident
Bush, Außenminister Fischer, EU- Chefdiplomat Solana. Dennoch herrscht Einmütigkeit darüber, dass die
VN trotz des Anschlages ihre Arbeit im Irak fortsetzen wird.
VN- Untergeneralsekretär Tharoor äussert sich gegenüber BBC allerdings kritisch: "Die VN muss
überprüfen, wie effektiv sie angesichts der Sicherheitslage im Irak operieren könne."
Der dänische Außenminister Möller fordert die Kriegsgegner wie Frankreich und Deutschland auf, als
Reaktion auf den Anschlag Truppen in den Irak zu senden. Gleichzeitig solle auf ein VN-Mandat
hingearbeitet werden.
Die Reaktion nach dem Anschlag seitens der USA: Bush sagt: "Die Mörder werden nicht die Zukunft des
irakischen Volkes bestimmen". Die US-Administration will ihre Irak-Politik unverändert fortsetzen. USVerteidigungsminister Rumsfeld will die Truppenpräsenz nicht erhöhen, aber Sicherungsaufgaben verstärkt
an Irakische Kräfte übergeben. Kritik übt der demokratische Präsidentschaftsbewerber Liebermann: "Für
dauerhaften Frieden im Irak müssen die USA direkt die VN einbeziehen."
22. August: Ali Hassan al-Majid al-Tikriti, auch bekannt unter dem Namen "Chemical Ali" wird von USTruppen festgenommen. Als hoher Funktionär der Baath-Partei war er verantwortlich für viele Verbrechen
an Regimegegnern.
Die USA und Groß britannien wollen eine neue Resolution im Sicherheitsrat einbringen. Eine Übergabe der
militärischen Führung an die VN ist aber nicht vorgesehen.
Die USA bieten den türkischen Truppen einen eigenen Sektor im Irak an.
25. August: Die militante Islamistengruppe "Ansar al-Islam" streitet ab, den Anschlag das auf VNHauptgebäude verübt zu haben. In Nadjaf werden schiitische Geistliche Opfer eines Bombenanschlags. In
der Region Kirkuk kommt es zu Kämpfen zwischen Kurden und Turkmenen. Das Internationale Rote Kreuz
reduziert sein Personal im Irak.
26. August: Eine Al-Qaida-nahe Organisation bekennt sich zum Anschlag auf das VN-Hauptquartier in
Bagdad vom 19.08. Eine entsprechende Erklärung wird im Internet (www.myislah.org) veröffentlicht. Die
Unterzeichner sind die Abu-Hafs-al-Masri-Brigaden. In ihrer Erklärung heißt es, dass die VN als Ziel
ausgewählt worden seien, weil sie Gegner des Islam und Verbündete der USA sind.
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich eine irakische Gruppe zu dem Anschlag bekannt. Die
kurdische Tageszeitung Khabat meldete entsprechend am Tag zuvor, dass die US-Zivilverwaltung, den an
Nr. 54 der Meistgesuchtenliste aufgeführten Qasim Sarhan Muhammad des Anschlags verdächtigt.
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27. August: Drei islamistische Gruppierungen haben in einer Videoaufzeichnung gedroht, Mitglieder des
Regierungsrates zu töten. Die Botschaft wird vom TV-Sender al-Arabiya ausgestrahlt. Auch Iraker, die mit
dem Regierungsrat zusammenarbeiten, würden getötet werden.
In einem Interview mit der Washington Post sagte der Leiter der US-Zivilverwaltung im Irak, Paul Bremer,
dass zweistellige Milliardenbeträge für den Irak-Wiederaufbau benötigt würden. Dies könne nicht durch
irakische Öleinnahmen gedeckt werden. Derzeit fände ein intensiver Dialog mit dem Regierungsrat statt,
um das Land für ausländische Investoren zu öffnen.
Der englische Premier-Minister Blair muss vor dem Untersuchungs-Ausschuss von Lordrichter Hutton zu
den Vorwürfen, dass einzelne Dossiers bezüglich von Massenvernichtungswaffen im Irak absichtlich
verschärft worden seien, aussagen. Blair äussert sich dazu so: "Wenn die Beschuldigungen wahr gewesen
wären, hätte ich zurücktreten müssen."
29. August: Der Außenpolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion Pflüger ist weiter von der Existenz
von Massenvernichtungswaffen im Irak überzeugt: "Dass Massenvernichtungswaffen bisher nicht gefunden
worden sind, heißt nicht, dass die nicht existieren."
Der französische Außenminister de Villepin spricht sich für einen "wirklichen internationalen Einsatz mit
einem Mandat des VN-Sicherheitsrats" aus. "Es reiche nicht aus, die derzeitigen Besatzungseinheiten zu
erweitern und nachzubessern", so de Villepin.
30. August: Der russische Präsident Putin hält eine neue VN- Resolution für den Irak denkbar, wenn der
VN eine wirkliche Rolle im Irak eingeräumt werde. Zuvor erteilt Außenminister Fischer einem NATO-Einsatz
im Irak eine Absage und ruft die USA zur Änderung ihrer Irak-Politik auf. Fischer sagt: "Es müsse um eine
Wiedergewinnung irakischer Souveränität entlang eines vereinbarten Zeitplanes gehen."
CDU-Fraktionsmitglied Schäuble fordert: "Der Einsatz deutscher Soldaten im Irak dürfe nicht von
vornherein ausgeschlossen werden."
31. August: Die US-Zivilverwaltung im Irak schließt die Grenze zwischen Iran und Irak. Damit soll offiziell
der ungeregelte Zufluss von schiitischen Trauernden zum Begräbnis von Ayatollah Mohammad Baqir alHakim nach Najaf geregelt werden.
September 2003
1. September: Über 300.000 schiitische Iraker betrauern Ayatollah Mohammad Baqir al-Hakim beim
Trauermarsch von Bagdad nach Najaf. Die Bestattungsfeierlichkeiten für den am 29.08. bei einem
Bombenanschlag in Najaf zusammen mit 80 bis 100 anderen Opfern ums Leben gekommenen obersten
SCIRI- Repräsentanten (SCIRI- Supreme Council For Islamic Revolution in Iraq) sollen am nächsten Tag in
Najaf stattfinden. Repräsentanten der irakischen Schiiten beschuldigen Saddam-Loyalisten und machen die
US- Besatzungstruppen für den Anschlag mitverantwortlich, da sie für die Sicherheit im Land zu sorgen
hätten.
Das erste Kabinett im Irak nach Saddam Hussein kommt zusammen. Die 25 Minister, darunter eine Frau,
sind durch den irakischen Regierungsrat berufen worden. Das Kabinett wurde nach ethnischkonfessionellem Proporz zusammen gestellt: 13 Schiiten, 5 Kurden, 5 Sunniten, jeweils ein Christ und ein
Turkmene. Die wichtigsten Posten bekleiden: Hoshyar Zibari (Kurde) Außenminister; Kamel Kilani (Sunnit)
Finanzminister. Vorerst gibt es kein Verteidigungs- und Informationsministerium. Der Vorsitzende des
Kabinetts ist der jeweils turnusgemäß amtierende Präsident des Regierungsrats, z.Zt. der Schiit Ahmad alChalabi. Die US - Zivilverwaltung behält jedoch ein Vetorecht für die Entscheidungen des Kabinetts.
Die VN erwägen die Reduzierung ausländischer Mitarbeiter im Irak um 90 %.
2. September: Die Sicherheit soll durch ad hoc gebildete schiitische Milizen gewährleistet werden. Der
Schiitische Führer Muhammad Bahr al-Ulum, der seine Mitarbeit im irakischen Regierungsrat aus Protest
gegen das Attentat auf al-Hakim niedergelegt hat, kündigt gegenüber BBC die Aufstellung von regulären
schiitischen Milizen zum Schutz von Nadschaf und Karbala an. Er sagt: "Es habe sich gezeigt, dass US Truppen keine Sicherheit garantieren könnten." Bereits im Juni hatte die US-Zivilverwaltung die
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Verantwortlichen des SCIRI (SCIRI- Supreme Council For Islamic Revolution in Iraq) zur Entwaffnung
seiner paramilitärischen Einheiten (Badr-Brigaden) aufgefordert.
Deutsche Politiker diskutieren über den Einsatz deutscher Truppen im Irak. Der Grünen-Vorsitzende
Bütikofer sagt: "Derzeit und in Zukunft stellt sich nicht die Frage einer militärischen Beteiligung
Deutschlands an einem möglichen VN-Einsatz." Bütikofer hält jedoch zivile und polizeiliche Unterstützung
bei einer VN-Mission für möglich. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Gertz dagegen meint: "Bei
VN- Mandat und NATO-Mandat wird es für Bundesregierung schwer sein, eine Verweigerungshaltung im
Hinblick auf einen Militäreinsatz durchzustehen."
3. September: US-Außenminister Powell stellt den US-Entwurf für eine neue VN-Resolution vor.
Dieser sieht vor:
-
vom Sicherheitsrat der VN autorisierte multinationale Truppe unter US- Kommando
-
politische Rolle der VN: irakische Regierungsrat soll verbindlichen Zeitplan für Verfassungsgebung,
Wahlen, Regierungsaufbau erstellen und ebenfalls regelmäßig dem Sicherheitsrat berichten
-
VN soll irakische Interimsverwaltung zu internationaler Anerkennung führen
Für die Wiederaufbaukonferenz am 23./24.10 in Madrid unter Beteiligung von EU, VN, Weltbank, USA,
Japan und Vereinigte Arabische Emirate findet ein Vorbereitungstreffen in Brüssel statt. Angestrebt wird ein
Konsens über die Einrichtung eines multinationalen Wiederaufbaufonds.
Das neue irakische Kabinett wird in Bagdad vereidigt. Von 25 Ministern waren 8 abwesend, da ihnen keine
sicheren Transportmöglichkeiten zur Verfügung gestanden hatten.
4. September: Schröder und Chirac lehnen den Entwurf der neuen VN-Resolution der USA ab. Chirac
sagt, dass der Text weit entfernt von Frankreichs Prioritäten sei. Schröder kritisiert den Entwurf als nicht
dynamisch und nicht vollständig. Beide bekräftigen die notwendige zentrale Rolle der VN beim
Wiederaufbau.
Frankreichs Außenminister de Villepin mahnt in einem Zeitungsinterview das Ende der "Besatzungslogik"
an. Er sieht die Übertragung der Macht und der Souveränität an Iraker als einzige realistische Option.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld bricht zu einem Blitzbesuch nach Bagdad auf. Hierbei betont er, dass
neue US-Truppen keinen Sinn machen. In erster Linie sollen die Iraker selbst für die Sicherheit sorgen.
Während dessen ist die Sicherheitslage im Irak ernst. In Zusammenarbeit mit der CIA beginnt der Aufbau
eines neuen irakischen Geheimdienstes.
Die VN fahren ihre Präsenz im Irak mit nur 65 Mitarbeitern drastisch zurück. Die Restpräsenz bleibt nur aus
politischen Gründen. Der gesamte Irak wird inzwischen als Gebiet mit hohem Sicherheitsrisiko eingestuft.
7. September: Bush fordert in einer Fernsehansprache eine stärkere Beteiligung der Weltgemeinschaft bei
der Stabilisierung und des Wiederaufbaus im Irak. Er sagt: "Terroristen greifen die Vertreter der zivilisierten
Welt im Irak an. Die Differenzen zwischen VN-Mitgliedern müssen überwunden werden."
Die US-Zivilverwaltung setzt als Datum zur Auflösung schiitischer Selbstschutzmilizen in und um Nadschaf
auf den 13.09. an. Die Milizen waren seit der Beisetzung von Ayatollah al-Hakim vorübergehend von der
Zivilverwaltung toleriert worden.
Der Außenminister des irakischen Regierungsrates Hoshyar Zebari reist mit einer Delegation nach Kairo.
Dort nimmt er beim Außenministertreffen der Arabischen Liga am 09.09. teil. Die Golfstaaten Kuwait, Qatar,
Vereinigte Arabische Emirate und Oman erklären sich mit der Teilnahme der irakischen Delegierten
einverstanden.
10. September: Die Arabische Liga erkennt nach strittiger Debatte am 09.09. de facto den irakischen
Regierungsrat an. Der Generalsekretär Amr Musa fordert vom Irak einen Zeitplan für eine neue Verfassung,
sowie Neuwahlen und die Erlangung der Souveränität. Die Entsendung von ägyptischen Truppen in den
Irak schließt Amr Musa zunächst aus. Dies gilt auch für die anderen Staaten der Arabischen Liga.
Außerdem verurteilt die Arabische Liga erstmals Menschenrechtsverletzungen des ehemaligen Regimes im
Irak.
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11. September: Der US-Außenminister Powell zeigt sich zurückhaltend zu den deutsch-französischen
Vorschlägen für eine neue Resolution. Powell sagt: "Die VN könne nicht plötzlich alle Aufgaben unter
Ausschluss der US-Zivilverwaltung im Irak übernehmen."
12. September: China zeigt sich bereit, die Vorschläge von Deutschland, Frankreich und Russland für eine
neue Resolution zu unterstützen.
US-Außenminister Powell sagt im ARD-Morgenmagazin zur Anerkennung einer irakischen Regierung: "Im
Irak gebe es derzeit keine Regierung, an die man Vollmachten abgeben könnte. Eine Ablösung der US Zivilverwaltung sei unrealistisch."
Das irakische Regierungsratmitglied und ehemaliger irakischer Außenminister Adnan al-Pachachi trifft in
Genf VN-Generalsekretär Annan und befürwortet eine größere politische Rolle der VN im Irak
18. September: Der EU-Außenkommissar Chris Patten besucht Bagdad und verspricht einen EU-Beitrag
für den Wiederaufbau. Allerdings betont er, dass die EU nicht bereit sei, Besatzungskosten und zusätzlich
frei an US- Firmen vergebene Aufträge zu finanzieren.
Außenminister Fischer trifft in Berlin mit Adnan Pachachi, führendes Mitglied im irakischen Regierungsrat
und früherer Außenminister des Irak, zusammen.
Eine Delegation des irakischen Regierungsrates (Ahmad Chalabi, AM Hoshyar Zebari, Adnan Pachachi,
Frau Aqila Haschimi,) reist zur Generalversammlung der VN nach New York. Auch ein Treffen mit US Präsident Bush ist vorgesehen.
Bundeskanzler Schröder sagt gegenüber dem "Handelsblatt": "Deutschland kann beim Wiederaufbau
humanitäre Hilfe leisten und einzelne Aufbauprojekte unterstützen, wie z. B. Wasserversorgung, Ausbildung
von Polizisten und Soldaten in Deutschland. Darüber hinaus gibt es keine Pläne, dass wir uns mit
zusätzlichen Finanzmitteln engagieren."
Ein Team des Technischen Hilfswerk reist in den Irak. Die vier Trinkwasserspezialisten sollen die
Versorgung in Bagdad instandsetzen.
20. September: Frau Aqila al- Haschimi (Schiitin), Mitglied des irakischen Regierungsrats, wird bei einem
Anschlag in Bagdad schwer verletzt.
22. September: Um 8.00 Uhr Ortszeit ereignet sich erneut ein Autobombenanschlag auf das VNHauptquartier. Der Fahrer eines Autos zündete den Sprengsatz im Kofferraum, als er an einer
Straßensperre 100 Meter vor dem Hauptquartier kontrolliert wird.
In einem Fernsehinterview sagt Bush, dass noch nicht sicher sei, ob die USA in einer neuen Irak-Resolution
der VN eine größere Rolle einräumt. Die Unterstützung bei Verfassungsgebung und Wahlenbeobachtung
durch die VN begrüßt Bush jedoch ausdrücklich.
Der französische Staatspräsident Chirac sagt in einem Interview mit der "New York Times": "Frankreich
wird bei einer neuen Irak-Resolution nur dann einVeto einlegen, wenn der US-Vorschlag provozierend ist."
Die Staatsoberhäupter Blair, Chirac und Schröder treffen in Berlin zusammen. Das Treffen bleibt in Fragen
zum Irak jedoch ohne neue Ergebnisse.
23. September: Bush hält vor der Generalversammlung der VN eine Rede zur Lage im Irak. Er lehnt in der
Rede einen implizit festen Zeitplan für die Machtübergang ab: Bush sagt: "Der Prozess muss sich
entsprechend den Bedürfnissen der Iraker entfalten - weder überhastet noch verzögert durch Wünsche
anderer Parteien". Außerdem verteidigt Bush den Einmarsch in den Irak. Das gestürzte Regime habe
Beziehungen zum Terror gehabt, so Bush.
Chirac kritisiert Bushs Haltung zur Situation im Irak. Chirac sagt: "Der Krieg ohne Mandat des
Sicherheitrates der VN hat das multilaterale System erschüttert." Chirac fordert erneut eine
schnellstmögliche Wiederherstellung der Souveränität an den Irak. Ein Gespräch zwischen Bush und
Chirac im Anschluss an die Ansprachen bringt keine Annäherung.
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In einem Fernsehinterview sagte der US -Außenminister Powell, dass der Irak wohl erst nach mindestens
einem Jahr Souveränität erlangen kann. Die US -Sicherheitsberaterin Rice unterstreicht, dass eine
Machtübergabe erst nach Wahlen stattfinden könnte.
Der syrische Botschafter bei den VN Faisal Miqdad sagt am Rande eines Treffen der Arabischen Liga in alJazeera, dass die arabischen Staaten einmütig eine baldmögliche Souveränität und Unabhängigkeit des
Landes befürworten. Der jordanische Außenminister verlässt nach Meldungen von al-Jazeera das Treffen
wegen der gleichzeitigen Teilnahme des Außenministers des irakischen Regierungsrats Zebari.
VN-Generalsekretär Annan beauftragt den ehemaligen finnischen Präsidenten Ahtisaari nach einem
erneuten Bombenanschlag auf das VN- Hauptquartier in Bagdad am 22.09., einen Bericht zur Sicherheit
von VN-Mitarbeitern im Irak zu verfassen. Die Vorlage wird in sechs Wochen erwartet.
24. September: Der Ölminister des irakischen Regierungsrats Ibrahim Bahr al-Ulum nimmt erstmals seit
Anfang des Krieges wieder an einem OPEC-Treffen in Wien teil. Im Vorfeld hatte es Widerstand von Seiten
der iranischen Delegation wegen der Teilnahme Iraks gegeben. Eine irakische Delegation findet auch beim
Weltbank/IMF-Treffen vom 23. bis 25.09. in Dubai keine Anerkennung
Die Staatschefs Chirac, Putin und Schröder kommen zu Beratungen zusammen. Sie bezeugen einen
gemeinsamen Willen für eine beschlussfähige VN-Resolution und unterstreichen eine nötige
Autoritätsübertragung an die Iraker.
Schröder hält vor der Generalversammlung der VN in New York zur Entwicklung im Irak eine Rede. Er sagt:
"Nur die VN können eine nötige Legitimität für den Wiederaufbau garantieren." Außerdem betont Schröder,
dass Deutschland bereit ist, humanitäre, technische und ökonomische Hilfe zu leisten, sowie die
Ausbildung von irakischen Sicherheitskräften zu übernehmen.
25. September: Die von der CIA geführte Survey Group, die im Irak nach Massenvernichtungswaffen
sucht, legt einen Bericht vor. Darin heißt es: Nicht einmal "winzigste Überbleibsel" waren zu finden.
29. September: US-Truppen entdecken bei Tikrit das bisher größte Waffendepot des Widerstandes,
darunter 23 Anti-Aircraft-Raketen.
Im US-Kongress streiten die Senatoren um die Geheimdienstquellen über Massenvernichtungswaffen bei
Kriegsbeginn. Die Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus kritisiert: "Bush hat
den Krieg mit vagen und zum Teil veralteten Geheiminformationen begonnen." Die Sicherheitsberaterin
Rice weist die Vorwürfe in einem Fernsehinterview zurück. Ein irakischer Ex-Offizier sagt dazu: "Der Irak
hatte keine Massenvernichtungswaffen. Saddam Hussein wurden wahrscheinlich Probleme mit der
Entwicklung von Massenvernichtungswaffen von den eigenen Forschern verschwiegen."
Bei einem Treffen in Brüssel fordern die EU-Außenminister, dass die Machtübergabe im Irak so bald wie
möglich stattfindet und den VN eine vitale Rolle übertragen werden muss.
Der Chef der VN-Programms "Oil for Food" Benon Sevan erklärt, dass das Programm wie vorgesehen am
21.11. enden wird.
Die VN ziehen weitere 30 Mitarbeiter aus dem Irak ab.
Oktober 2003
1. Oktober: Der Haushaltausschuss des US -Senat stimmt einem 87 Mrd. $-Paket für die weiteren
Militäreinsätze im Irak zu. Die von den Demokraten gestellten Änderungsanträge für die getrennte
Behandlung von Wiederaufbaukosten und Militärausgaben werden abgelehnt.
2. Oktober: Ein US-Entwurf für eine neue Resolution soll zunächst unter den fünf ständigen Sicherheitsrat
Mitgliedern abgestimmt werden.
Der Entwurf bewegt sich weiterhin im Rahmen der vorherigen Resolution 1483. Die deutsch-französischen
Vorschläge werden kaum berüc ksichtigt.
Die wichtigsten Punkte des Entwurfs:
•
Souveränität und territoriale Unverletzbarkeit des Irak
17
•
VN soll vitale Rolle im Irak ausbauen, d.h. die politische Wiederherstellung unterstützen
•
Verwaltung soll mehr und mehr von der Interimsverwaltung ausgeführt werden
•
irakischer Regierungsrat soll mit Koalition und VN-Sonderbeauftragten einen Zeitplan für eine
Verfassung und Wahlen ausarbeiten; VN soll bei Bedarf Wahlen finanziell unterstützen
•
Sicherheitsrat autorisiert multinationale Truppe mit dem Ziel, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen;
VN-Mitglieder sollen militärische Hilfe für Truppe leisten
6. Oktober: Die Weltbank stellt eine Bedarfsanalyse für den Wiederaufbau des Iraks für ein
Kerngruppentreffen (USA, JPN, ARE, EU, UN, WB, IWF). Die Weltbank sieht einen Bedarf im Zeitraum
2004 bis 2007 in 14 Schlüsselsektoren von 35,6 Mrd. $, darunter auch: Stromversorgung: 12 Mrd.,
Wasserversorgung: 6 Mrd., Bildungswesen: 4,8 Mrd., Telekommunikation und Verkehr 3,4 Mrd. $.
Die US-Zivilverwaltung im Irak geht für denselben Zeitraum von einem Zusatzbedarf von 19,4 Mrd. $ für die
Verbesserung der Sicherheit und Investitionen in der Ölindustrie aus. Der Gesamtbedarf für 3 Jahre
betrage somit rund 55 Mrd. USD.
Die EU-Kommission bestätigt die Zusage von 200 Mio. € aus dem Gemeinschaftshaushalt bis Ende 2004.
Der Haushaltsausschuss des Europäischen Parlaments dagegen fordert 500 Mio. €.
Der Generalsekretär der VN Annan hält nur dann eine Rolle der VN im Irak für möglich, wenn die Sicherheit
verbessert wird, die VN eine politische Aufgabe erhält und der Fahrplan für den Übergangsprozess
beschleunigt wird.
7. Oktober: Der Sicherheitsrat vertagt weitere Beratungen des neuen US -Entwurfs einer Irak-Resolution,
nachdem sich die Mehrheit der Sicherheitsrat-Mitglieder der Kritik des Generalsekretärs angeschlossen hat.
Annan hält den US -Entwurf für "undurchführbar" und fordert die Machtübergabe an eine provisorische, aber
unabhängige Regierung in Bagdad bereits in drei bis fünf Monaten.
US-Präsident Bush ordnet an, dass eine Arbeitsgruppe im Weißen Haus unter der Leitung von
Sicherheitsberaterin Rice den Wiederaufbau im Irak künftig stärker selbst führen wird.
Nachdem das türkische Kabinett die Entsendung von Soldaten in den Irak beschlossen hat, billigt das
Parlament die Entscheidung. Die USA hatte 10.000 türkische Soldaten angefordert. Damit wäre die Türkei
drittgrößter Truppensteller. Vorausgegangen war die Gewährung eines US -Kredits über 8,5 Mrd. USD und
eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit beim Vorgehen gegen Kadek (früher PKK) im Nordirak. In
Ankara finden tägliche Demonstrationen gegen die Truppenentsendung statt.
8. Oktober: Der US-Botschafter bei den VN Negroponte schließt bedeutende Änderungen des aktuellen
US-Resolutionsentwurfs aus. VN-Diplomaten bericht en, dass nur die Unterstützung von Großbritannien,
Spanien und Bulgarien sicher sei. Man erwartet bei einer Abstimmung im Sicherheitsrat Enthaltungen von
Frankreich, Russland, China, Deutschland und Syrien. Andere Mitgliedstaaten könnten eventuell durch
Druck der USA zur Zustimmung bewegt werden.
9. Oktober: UN-Diplomaten vermuten, dass die US -Regierung den neuen Irak-Resolutionsentwurf wegen
anhaltender Kritik im Sicherheitsrat zurückziehen werde.
Ein Gespräch zwischen dem Chef der US-Zivilverwaltung Bremer und dem irakischen Regierungsrat über
die Stationierung türkischer Truppen endet nach mehreren Stunden ergebnislos, soll aber fortgesetzt
werden. Vor allem die kurdischen Vertreter im Regierungsrat hatten sich gegen die Einbeziehung türkischer
Truppen in die Koalition gewandt.
10. Oktober: Über den Einsatzort der türkischen Truppen wollen sich die USA in dieser Woche mit der
Türkei abstimmen. Der kurdische Norden wird als Einsatzgebiet ausgeschlossen.
Der Leiter der unabhängigen Untersuchungskommission über die Sicherheit der VN-Mitarbeiter im Irak, der
ehemalige finnische Ministerpräsident Ahtisaari, kündigt seinen Bericht für Mitte November an. Vorweg sagt
er: "Man werde die Sicherheitsregeln der VN ändern müssen, wenn weitergemacht werden soll. Nach den
bisherigen Regeln könne wohl kein Mitarbeiter im Irak bleiben." Derzeit befinden sich von ehemals rund 600
noch rund 40 internationale VN-Mitarbeiter im Land.
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13. Oktober: Bush hebt in einer Radioansprache die positiven Entwicklungen im Irak hervor. Er kündigt die
Ausgabe der neuen (in Großbritannien gedruckten) Banknoten an. Ab dem 15. Oktober haben die Iraker
drei Monate Zeit, um ihr Geld gegen den "neuen irakischen Dinar" einzutauschen.
Der US-Vize Cheney verteidigt den Irak-Krieg in einer Rede vor ausgewählten Mitgliedern der Heritage
Stiftung. Dabei sagt Cheney: "Es sei gefährlich, sich auf einen internationalen Konsens zu verlassen, bevor
man gegen Terroristen vorgehe. Dieser Ansatz führe zu einer Politik des Nichtstuns."
Bei einem Selbstmordanschlag vor dem Hotel Bagdad in der irakischen Hauptstadt werden mindestens
sieben Menschen getötet und über 30, darunter drei Amerikaner, verletzt. Die Autobombe verletzte auch
das irakische Regierungsratsmitglied Muwaffaq al Rubay (Schiit). In dem Hotel residieren Mitglieder des
irakischen Regierungsrats, der US-Verwaltung und amerikanischer Unternehmen.
14. Oktober: Die USA legen abermals einen Resolutionsentwurf vor. Die ersten Reaktionen der
Sicherheitsrat -Mitgliedstaaten sind positiv. Eine rasche Abstimmung wird geplant. Die USA sind jedoch zu
weiteren Verhandlungen bereit.
Die Türkei verhandelt mit US-Vertretern über den möglichen Stationierungsort türkischer Truppen. Nach
Angaben der türkischen Streitkräfte sollen die Truppen im mittleren Landesteil südlich des Kurdengebiets
eingesetzt werden. In jedem Fall ist die Durchquerung des Kurdengebiets erforderlich. Der Irakische
Regierungsrat spricht sich in einer Erklärung gegen die Stationierung aus. Jede Einmischung eines
Nachbarstaats sei inakzeptabel.
Die US-Zivilverwaltung im Irak geht von einem Defizit im Haushalt für 2004 von 600 Mio. USD aus, das
aber durch Rückflüsse aus dem Öl-für-Nahrungsmittel-Programm und beschlagnahmtem Vermögen des
Saddam-Regime gedeckt werden soll. Aus dem Haushalt werden lediglich die laufenden Kosten für
Personal gezahlt. Die geplanten Einnahmen von 12,8 Mrd. USD sollen fast ausschließlich aus dem
Ölexport kommen.
17. Oktober: Die Mitglieder des irakischen Regierungsrats, insbesondere Ayad Allawi (ggw. Vorsitzender
des Präsidiums, Schiit) und Muwaffaq al Ruba'y (Schiit), begrüßen die neue Resolution 1511 für den Irak.
Sie würde dazu beitragen, die Sicherheitslage der Iraker zu verbessern, die Rolle der VN zu stärken und
die der USA zu verringern. Die Resolution gebe außerdem auch den Irakern mehr Zeit, zur Organisation
der Verfassungsgebung und für Wahlen.
20. Oktober: Es kommt zu weitern Spannungen zwischen dem extremen schiitischen Führer Muqtada asSadr und den Koalitionstruppen. In seiner Predigt beim Freitagsgebet am 17.10.03 in Kufa beschuldigt as Sadr die USA, ihn aufgrund seines Plans einer irakischen Schattenregierung verhaften zu wollen. Er werde
den Plan aber weiterverfolgen und die Anerkennung der VN für die Schattenregierung suchen.
Bei Kämpfen zwischen as-Sadr-Milizen in der Nacht vom 16.10. zum 17.10. wurden in Karbala in der Nähe
der wichtigen Abbas - Grabmoschee drei US - Soldaten getötet. US- Truppen umstellen daraufhin das Haus
eines as -Sadr–Milzenführers in Karbala und nehmen in der Gemeindeverwaltung von Sadr-City bei Bagdad
12 Anhänger des Geistlichen fest.
21. Oktober: Die US-Administration wird bei der Geberkonferenz in Madrid einen Plan zur Einrichtung einer
unabhängigen Stelle bei der Weltbank zur Kontrolle der Verwendung von Mitteln der Geberländer im Irak
vorstellen. Damit wird dem Druck möglicher Geberstaaten Rechnung getragen.
22. Oktober: Der irakische Regierungsrat berät über seine Erweiterung, um mehr irakische politische Kräfte
repräsentieren zu können. Das Regierungsratmitglied Pac hachi schlägt die Bildung eines neuen, insgesamt
100-köpfigen Regierungsrats, zusammengesetzt aus dem bisherigen 25-köpfigen Rat, dem 25-köpfigen
Kabinett und 50 neuen Mitgliedern, vor. Dem neuen Gremium soll Kompetenz zur Auflegung einer
vorläufigen Verfassung gegeben werden.
24. Oktober: Talabani (Chef der kurdischen PUK) und Barzani (Präsident der kurdischen KDP) erörtern in
Ankara bilaterale Politik, Militär- und Sicherheitsfragen. Etwa 200 Führer der irakischen Stämme haben
nach einer Konferenz in Bagdad eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie die Stationierung von
türkischen Truppen ablehnen.
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27. Oktober: Bei einem Raketenangriff auf das Raschid Hotel in Bagdad bleibt der amerikanische
stellvertretende Verteidigungsminister Wolfowitz unverletzt. Ein US-Soldat wird getötet, 17 Menschen darunter 4 Soldaten und 7 amerikanische Zivilisten - werden verletzt. Zahlreiche Raketen wurden
ferngesteuert von einem Autoanhänger aus gestartet. Etwa gleichzeitig wird das Haus des Innenministers
des Regierungsrats Nuri Badran mit Granaten beschossen. Am Abend gibt es erneut eine Detonation vor
dem Raschid Hotel.
28. Oktober: Nach einer Anschlagserie auf den Sitz des Internationalen Roten Kreuzes und auf
Polizeiwachen in Bagdad mit vermutlich über 40 Toten und über 220 Verletzten, erwägt das Rote Kreuz
und andere Hilfsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen, einen weiteren teilweisen Abzug ihrer
Mitarbeiter. US-Außenminister Powell ruft die Hilfsorganisationen dazu auf, ihr Personal nicht aus dem Irak
abzuziehen. Experten des Deutschen Technischen Hilfswerk setzen ihre Arbeit zunächst fort.
29. Oktober: Nach der Anschlagserie zu Beginn des Ramadan wollen die USA die Sicherheitspolitik durch
mehr Kontrollen und Straßensperren "anpassen". US-Außenminister Powell betonte, dass der Aufbau von
irakischen Polizei- und Armeeeinheiten nun beschleunigt werde. Zu den irakischen Sicherheitskräften zählt
er neben Grenzpolizei auch "paramilitärische Organisationen".
30. Oktober: Die Weltbank spricht sich für den Erlass von mindestens zwei Dritteln der irakischen
Auslandsschulden aus. Auch Jugoslawien seien nach dem Sturz Milosevics zwei Drittel der Schulden
erlassen worden. Beim Irak müsse es "mindestens so viel werden, um dem Land eine reale Chance zu
geben, ins innere Gleichgewicht zu kommen", sagt der Weltbankchef Wolfensohn.
November 2003
3. November: Bundeskanzler Schröder kondoliert US-Präsident Bush wegen 16 getöteten US-Soldaten
durch den Abschuss eines US-Hubschraubers.
Bei einem 2-tägigen Treffen in Damaskus treffen die Außenminister der Nachbarländer Syrien, Jordanien,
Türkei, Kuwait, Saudi Arabien und Iran zusammen. Die Einladung an den irakischen Außenminister Zebari
wegen Meinungsverschiedenheiten unter 6 Außenministern erfolgt nur kurzfristig. Zebari ist über die
kurzfristige Einladung verärgert und nimmt deshalb nicht teil.
Die Abschlusserklärung erhält folgende Punkte:
Maßgebliche Rolle der VN am Entwurf einer neuen irakischen Verfassung, Vorbereitung von Wahlen
und Festlegung eines Zeitplans für das Ende der Besatzung
Verurteilung von Anschlägen auf Zivilsten im Irak, wie auf das Internationales Rotes Kreuz und das
Hauptquartier der VN
Bereitschaft, gemeinsam mit irakischen Behörden gegen die Grenzverletzungen und Ausbreitung von
Gewalt vorzugehen
Aufruf an irakische Behörden, Gefahr für die Nachbarländer durch Grenzübertritte bewaffneter Gruppen
zu verhindern
Forderung eines Zeitrahmens für das Ende der Besatzungszeit und Übergabe der Souveränität an eine
irakische Regierung
4. November: Der US-Kongress billigt ein Finanzpaket für den Irak: 87,5 Mrd. $ für militärische Einsätze in
Irak und Afghanistan (64,7 Mrd. $) sowie für den zivilen Wiederaufbau im Irak (18,6 Mrd. $).
5. November: Spanien zieht etwa 20 Zivilbeamte aus Bagdad ab, dazu gehören Angehörige der Botschaft
und spanische Mitarbeiter in der Zivilverwaltung. 4 Angehörige der Botschaft verbleiben im Irak.
Außenministerin Palacio bezeichnet die Verlegung als vorübergehende Maßnahme.
Der irakische Regierungsrat fordert in einem Schreiben an Präsident Bush, Außenminister Powell und
Verteidigungsminister Rumsfeld mehr Kompetenzen im Sicherheitsbereich. Wegen der terroristischen
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Attacken gegen US -Soldaten und irakische Polizisten seien neue Gegenmaßnahmen erforderlich. Die
Iraker müssten mehr Vollmachten erhalten, um die Anhänger Saddam Husseins und ihre
Destabilisierungsversuche zu bekämpfen.
6. November: Der Vize-Generalstabschef Pace weist vor dem Streitkräfte-Ausschuss im
Repräsentantenhaus in allgemeiner Form auf die geplante Reduzierung der US -Truppen im Irak hin. Nach
Angaben der US- Zivilverwaltung planen die USA die Reduzierung ihrer Truppen im Irak von derzeit
130.000 auf etwa 100.000 Mann bis Mai 2004. Gleichzeitig werde die Zahl der irakischen Truppen weiter
erhöht. Die Zahl der irakischen Streitkräfte soll von derzeit 100.000 Mann auf etwa 170.000 und später auf
bis zu 250.000 steigen.
9. November: Polens Außenminister Cimoszewics kündigt an, dass Polen seine Truppen aus dem Irak so
schnell wie möglich abziehen will.
Unter Berufung auf einen ranghohen US-Regierungsvertreter meldet die Washington Post, dass die USRegierung die Bildung einer neuen irakischen Interimsführung erwäge, da sie mit der von ihr eingesetzten
Übergangsregierung zunehmend unzufrieden sei. Washington sei enttäuscht, dass das Gremium bei den
Beratungen über eine neue Verfassung nicht vorankomme. Dabei wolle Washington den Vorschlag
Frankreichs und anderer Sicherheitsrat-Mitglieder prüfen, wonach gemäß dem Beispiel Afghanistans ein
Übergangsgremium Regierungssouveränität erhalte, bevor eine Verfassung verabschiedet und Wahlen
abgehalten worden sind.
Der irakische Außenminister Zebari kündigt bei einer Pressekonferenz an, dass man dem Sicherheitsrat wie
gefordert einen Zeitplan für die Erarbeitung einer Verfassung, sowie für die Vorbereitung von Wahlen
vorlegen werde.
11. November: Die in Bagdad erscheinende Zeitung "Al-Sabah" berichtet von Plänen, die irakischen
Interimsstrukturen neu zu gestalten.
Folgendes sei vorgesehen:
-
Erweiterung des Regierungsrats auf 120-150 gewählte Mitglieder; Umbenennung in "Gründungsrat";
Jedes Governorat entsendet entsprechend der Einwohnerzahl gewählte Vertreter; Wahlen Anfang
2004
-
"Gründungsrat" bildet neue Regierung, die voll handlungsfähig sein soll; genannt werden: Vertretungen
des Iraks im Ausland, Entsendung von Diplomaten, Verwendung irakischer Auslandsguthaben
-
Regierung setzt Ausschuss zur Ausarbeitung einer Verfassung ein
12. November: Der US-Zivilverwalter Bremer reist kurzfristig zu Beratungen nach Washington. Der
Fernsehsender ABC meldet unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, dass Bremer mit
Außenminister Powell, Verteidigungsminister Rumsfeld und Sicherheitsberaterin Rice über eine mögliche
Beschleunigung der Machtübergabe an eine provisorisch irakische Regierung gesprochen habe. Hierzu
werde erwogen, Interimspräsidenten zu ernennen und eine provisorische Verfassung zu verabschieden.
13. November: US-Zivilverwalter Bremer sagt nach einem Gespräch mit Präsident Bush: "Der
Regierungsrat solle für die Ausarbeitung einer Verfassung und für die Vorbereitung demokratischer Wahlen
zuständig bleiben."
VN- Generalsekretär Annan tritt für eine rasche Übertragung der Macht an das irakische Volk ein. Er meint,
dass ein konkreter Zeitplan zur Wiederherstellung der irakischen Souveränität zur Beruhigung der
angespannten Lage beitragen könne.
14. November: US-Präsident Bush äußert sich zur aktuellen Lage im Irak so: "Wir ziehen erst ab, wenn der
Job erledigt ist". Weiter sagt er: "Wichtiger als das Aufspüren Saddam Husseins ist es, eine freie und
demokratische Gesellschaft zu schaffen. Das ist die Mission." Zur Entspannung der Situation will Buah die
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einheimische Bevölkerung stärker in die Verwaltung integrieren. US-Zivilverwalter Bremer habe dem
irakischen Regierungsrat schon eine entsprechende Strategie unterbreitet.
US-Sicherheitsberaterin Rice kündigt an, dass das Weiße Haus den Machttransfer an den irakischen
Regierungsrat nicht mehr von der Verabschiedung einer Verfassung abhängig mache.
15. November: Der Regierungsrat-Vorsitzende Talabani sowie US -Zivilverwalter Bremer und US Zivilaußenminister Richmond unterzeichen das "Agreement on Political Process" in Bagdad.
Folgende Eckpunkte sieht das Papier vor:
Bis 28.2.2004: Annahme eines zeitlich bis 31.12.2005 begrenzten "Grundgesetzes"; Ausarbeitung
durch Regierungsrat in Abstimmung mit US- Zivilverwaltung
Bis Ende März 2004: Abkommen über Status der Koalitions-Truppen zwischen US-Zivilverwaltung und
Regierungsrat
Bis 31.5.2004 Bildung der "Transitional National Assembly" durch "Caucuses" in Provinzen; Verbindung
von Wahl- und Ernennungs-Elementen.
Bis 30.6.2004: Wahl einer Exekutive, Ernennung eines Kabinetts, Anerkennung durch Koalition.
Anschließend Auflösung der US-Zivilverwaltung und des Regierungsrates
Bis 15.3.2005: Direktwahl Verfassungsgebende Versammlung, Ausarbeitung Verfassung, anschließend
Referendum
Bis 31.12.2005: Wahlen für demokratisch legitimierte irakischen Regierung, Außerkrafttreten
"Grundgesetz"
US-Präsident Bush begrüßt den neuen Zeitplan und kündigt zugleich eine fortdauernde harte Gangart
gegenüber Terroristen im Irak an.
17. November: Der Vorsitzende des irakischen Regierungsrats Talabani kommt zu einem 2-tägigem
Besuch nach Teheran.
Der iranische Staatspräsident Chatami sagt anlässlich des Besuchs des Vorsitzendens Talabani: "Wir
erkennen den regierenden Übergangsrat des Iraks an. Wir glauben, dass er in der Lage ist, die
Angelegenheiten des Landes zu verwalten." Chatami fordert die USA auf, ihr Versprechen zu halten, dem
irakischen Volk die Regierungsgewalt zu übertragen. Iran sei zur Hilfe in verschiedenen Bereichen bereit.
Allerdings solle sich kein Land in die inneren Angelegenheiten des Iraks einmischen.
VN- Generalsekretär Annan äußert sich in New York zur Machtübergabe an den irakischen Regierungsrat
so: "Die VN wollen ein Abkommen zwischen dem Regierungsrat und der US -Zivilverwaltung über die
beschleunigte Machtübergabe im Irak sehr sorgfältig prüfen." Erst dann würden die VN entscheiden, ob sie
dabei eine Rolle spielen könnten. Der Vorsitzende des Regierungsrats Talabani habe die VN um Hilfe und
Ratschläge bei der Umsetzung gebeten.
19. November: Die USA streben eine neue VN-Resolution für ihren Fahrplan zur Übergabe der Macht im
Irak an.
US-Außenminister Powell weist bei einem Besuch in Brüssel Frankreichs Vorschlag zurück, die
Machtübergabe schon Ende 2003 zu vollziehen. Seiner Meinung nach gebe es zur Zeit keine Gruppe, die
mit der vollen Legitimation binnen 6 Wochen die Regierung übernehmen könne. Zudem seien die VN ein
Teil des US -Plans. Er hoffe, dass Generalsekretär Annan bald einen neuen VN-Sonderbeauftragten für den
Irak ernennen werde.
Das US-Verteidigungsministerium verkündet, dass im Irak inzwischen mehr irakische Sicherheitskräfte
(131.000) als US-Soldaten (130.000) im Einsatz sind. Angesichts der zunehmenden Angriffe ist die
Ausbildungszeit drastisch verkürzt worden. In knapp 6 Wochen sind 60.000 Sicherheitskräfte eingestellt
worden.
Das US-Militär stellt einen Rückzug aus Ramadi in Aussicht. Die Kontrolle soll den irakischen
Sicherheitskräften übertragen werden. Der Rückzug soll bereits im Januar erfolgen.
Die Operationen "Iron Hammer" und "Ivy Cyclone II" zur Terrorismus -Bekämpfung beginnen: Die
Operationen beinhalten die Beschießung des Zentrum Bagdads mit Raketen, die Zerstörung leerstehender
Gebäude, sowie Mauern in Bakuba, die von Angreifern als Hinterhalt genutzt worden seien, Fliegerangriffe
auf Stellungen von Aufständischen bei Samara, Raketenangriffe auf Ausbildungslager der Rebellen bei
Tikrit.
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Die militante Gruppe "Mohammeds Armee" bekennt sich zum Abschuss des Chinook-Hubschrauber Anfang
November und zur Ermordung des Regierungsrat-Mitglieds Frau Al-Hashemi.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld sagt bei einer Pressekonferenz in Washington, dass eine größere Rolle
der NATO im Irak durchaus vorstellbar, allerdings nicht sehr wahrscheinlich sei, da das Bündnis bereits die
Verantwortung für das Kommando der internationalen Schutztruppe in Afghanistan trage.
20. November: Für die ermordete Akila Al Hashemi rückt die parteilose Zahnärztin Salama el Chafadschi
(Schiitin) aus dem südirakischen Diwanija in den Regierungsrat nach. Ein SCIRI-Vertreter (SCIRI: Supreme
Council For Islamic Revolution) erklärt in Bagdad, dass sie aus 13 Kandidaten ausgewählt wurde.
Die USA startet mit einer Offensive gegen Widerstandskämpfer: Bombenangriffe auf Ziele nahe Kirkuk und
Bakuba. In Tikrit greift eine Infanteriedivision Ziele mit Granaten, Panzern und Raketen an. In Bagdad
werden nach Einbruch der Dunkelheit vermutete Widerstandsnester angegriffen. Auf den Hinweis zur
Ergreifung Izzat Ibrahims (ehemals Nr. 2 im Revolutionären Kommandorat), der für mehrere Anschläge
verantwortlich sein soll, wird eine Belohnung von 10 Mio. $ ausgesetzt.
Ein erstes Kontingent von 69 irakischen Flüchtlingen (von ca. 200.000) werden von der
Flüchtlingskommission der VN (UNHCR) aus dem Iran nach Basra zurückgeführt. UNHCR will die Rückkehr
in die Heimat keinesfalls fördern, sondern Rückkehrwilligen die Rückkehr in Würde und Sicherheit
garantieren.
21. November: Beim Start einer Frachtmaschine der Deutschen Post (DHL) in Bagdad erfolgt ein Angriff
mit Boden-Luft-Raketen vom Typ SAM-7. Die Maschine gerät in Brand, kann aber sicher notlanden. Die
DHL sagte die für das Wochenende geplanten Verbindungen ab. Die Deutsche Post ist als einziges
Unternehmen weltweit mit der Auslieferung von Post an die im Irak stationierten US-Soldaten betraut. Die
jordanische Fluggesellschaft "Royal Wings", die als einzige Zivilflüge nach Bagdad anbietet, setzt ihre
Verbindungen bis mindestens Mittwoch aus.
Die Besatzungsmächte halten nach eigenen Angaben mehr als 300 ausländische Untergrundkämpfer fest.
Davon stammen 140 aus Syrien, 70 aus Iran, weitere aus Jemen, Palästina, Tschad und Saudi Arabien.
Die Gesamtzahl der im Irak Gefangengehaltenen wird auf 11.000 beziffert.
22. November: Zwei Selbstmordattentate erfolgen auf Polizeistationen in Bakuba und in Khan Bani Saad
(nördlich von Bagdad). Dabei werden 18 Menschen getötet und über 50 verletzt.
23. November: Der irakische Regierungsrat ernennt Frau Rand Rahim Francke zur neuen Botschafterin
des Iraks in Washington.
US-Zivilverwalter Bremer führt mit dem Regierungsrat erste Gespräche über das Verfahren zur
Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
Bei zwei Angriffen auf einen Militärkonvoi in Mossul und Bakuba werden drei US -Soldaten getötet.
24. November: Die US-Armee nimmt bei einer Razzia nahe Kirkuk 14 mutmaßliche Attentäter fest. Ihre
Anweisungen hatten sie von dem irakischen Ex-General Essat Ibrahim erhalten.
25. November: Der irakische Regierungsrat bittet die VN um eine Bestätigung des Zeitplans für die
Beendigung der Besatzungsmacht und den Übergang zur Demokratie. Der Sicherheitsrat soll eine
entsprechende Resolution verabschieden.
Über die sich ständig verschlechternde Lage im Irak sagt der russische Außenminister Iwanow: "Diese
Tendenz ist sehr gefährlich, weil wir jeden Tag den Anstieg von Gewalt auf allen Seiten sehen. Der
militärische Angriff auf den Irak ist ein Fehler gewesen."
Das Büro des Senders "El Arabija" in Bagdad wird geschlossen. Der Regierungsrat begründet die
Schließung mit der Ausstrahlung eines Tonbandes, auf dem Saddam Hussein zum Widerstand aufruft. Der
Vorsitzende des irakischen Regierungsrates Talabani sagt zur Begründung: "El Arabija habe sich damit der
Anstiftung zum Mord schuldig gemacht. El Arabija wurde die Wiederaufnahme der Berichterstattung für den
Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Sender schriftlich verpflichtet, niemals den Terrorismus zu
bestärken."
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27. November: US-Präsident Bush fliegt in einer Geheimaktion nach Bagdad. Dort feiert er mit US-Truppen
"Thanksgiving" auf dem Bagdader Flughafen. Nach zwei Stunden fliegt Bush mit der Präsidentenmaschine
Air Force One wieder in die USA zurück.
Ab sofort wollen Frankreich und England die Kommission zur Kontrolle des irakischen Waffenarsenals
(UNMOVIC) mit einem weltweiten und dauerhaften Mandat für die Suche nach B-Waffen und zur
Aufdeckung von Raketenprogrammen ausstatten. Der Vorschlag wird von der EU und Russland unterstützt.
Die USA ist dagegen.
US-Außenminister Powell hält eine neue VN-Resolution zur Begleitung des revidierten Übergangsplans im
Irak für nicht ausgeschlossen. "Wir verlangen keine neue Resolution, aber es ist möglich, dass eine nötig
wird. Es ist zu früh, darüber zu reden", so Powell.
Das US-Verteidigungsministerium entsendet drei zusätzliche Bataillone zur Marineinfanterie im Irak. Die
rund 3.000 Soldaten sollen eine fehlende dritte multinationale Division ersetzen. Außerdem kündigt das
Pentagon die Einberufung von 8.000 Reservisten an.
28. November: Ein Tag nach dem Blitzbesuch von US- Präsident Bush trifft auch die US-Senatorin Hillary
Clinton zu einem Besuch in Bagdad ein. Sie fordert in Bagdad ein Umdenken in der US-Außenpolitik.
Angesichts der prekäreren Sicherheitslage und der sehr schwierigen Organisation der Machtübergabe an
eine einheimische Führung müsste der Konflikt internationalisiert werden, so Clinton.
Japan beschließt, ab Dezember 10 Luftwaffensoldaten als Vorauskommando nach Kuwait zu schicken. Im
Januar sollen 140 Soldaten und 3 Frachtmaschinen zur Unterstützung von englischen- und amerikanischen
Truppen folgen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußert sich in London besorgt über das Vorhaben
von Ländern wie Deutschland, England und Dänemark, Flüchtlinge und Asylbewerber zur Rückkehr zu
zwingen, obwohl sich die Sicherheitslage im Irak beträchtlich verschlechtert hat.
29. November: Eine Gruppe von acht spanischen Geheimdienstagenten wird in der Nähe von Bagdad
angegriffen. Bei dem Angriff kommen sieben Agenten ums Leben. Die Agenten waren auf dem Rückweg
von einer Mission.
In einem Gespräch mit Senatorin Clinton fordert der Gouverneur von Kirkuk, Sanganeh, dass ein Teil der
Einnahmen aus der Ölförderung der Region der dortigen Regierung zugute kommen soll.
30. November: Das Militär gibt bekannt, dass bei Gefechten 54 Iraker getötet wurden.
Dezember 2003
01. Dezember: Ein erstes Treffen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, und der
sogenannten „Kontaktgruppe“ bestehend aus sieben Staaten der Region wurde abgehalten. Die Ernennung
eines neuen VN-Sonderbeauftragten für den Irak wird angekündigt.
02. Dezember: In einer Pressekonferenz kündigt Bremer an, dass das neue „fundamental law“ die
islamische Identität des Irak bestätigen und Garantien für individuelle Freiheiten enthalten werde. Für die
Ausarbeitung des Grundgesetzes und um einen Modus für die Abhaltung von Wahlen zu finden habe der
Regierungsrat zwei Ausschüsse eingerichtet.
Japan setzt die Entsendung von zivilen Experten nach einem Anschlag auf zwei japanische Diplomaten
vorerst aus.
03. Dezember: Die USA planen die Bildung einer paramilitärischen Truppe zur Bekämpfung von
Aufständischen. Dazu sollen etwa 750-850 Kämpfer der Milizen der fünf größten Parteien im Land rekrutiert
werden, die dann mit US-Streitkräften zusammen arbeiten würden.
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Der Paketdienst DHL hat die Frachtflüge nach Bagdad wieder aufgenommen. Diese waren vorübergehend
eingestellt worden, nachdem am 23. November eine Frachtmaschine kurz nach dem Start von einer BodenLuft-Rakete getroffen wurde.
04. Dezember: Die USA rufen die NATO zu einer stärkeren Rolle im Irak auf. US -Außenminister Powell
sagt, dass noch keine Entscheidungen anstehen, er aber keinen Widerspruch gegen ein stärkeres
Engagement der Allianz gehört hat. NATO-Generalsekretär Robertson bestätigt: "Die Allianz muss die
NATO-Staaten, die in Irak eine Führungsrolle haben, weiter unterstützen, und bereit sein, falls erforderlich
neue Rollen und Missionen wo auch immer zu übernehmen." Powell meint in den ARD-Tagesthemen, dass
es mit dem größeren Engagement der NATO evt. auch Deutschland möglich wäre einen größeren Beitrag
zu leisten.
Die japanische Tageszeitung „Yomiuri Shimbun“ berichtet, dass Premierminister Koizumi der Entsendung
von 1.100 Soldaten in den Irak zugestimmt hat. Die Truppen sollen noch in diesem Jahr in der Region
Samawa im Süd-Irak eintreffen.
07. Dezember: US-Verteidigungsminister Rumsfeld denkt über eine Aufstockung der irakischen
Sicherheitskräfte nach. Bei einem Besuch erklärte er, dass es unklar sei ob die Ausbildung von 220.000
Polizisten und Sicherheitskräften ausreiche. US-Oberbefehlshaber im Irak Sanchez meint, dass die Gewalt
gegen Besatzungstruppen nicht aufhören werde, selbst wenn Saddam Hussein gefasst würde.
09. Dezember: Der Regierungsrat ernennt die Zahnärztin Salama al-Khafadji als Nachfolgerin für die
ermordete Akila al-Hashimi. Khafadji ist wie Hashimi Schiitin und stammt ursprünglich aus Kerbala.
Sondergerichtshöfe für Repräsentanten des Baath-Regimes sollen eingerichtet werden. In diesen Gerichten
sollen irakische Richter nach irakischem Recht urteilen, es sei aber daran gedacht ausländische oder von
den Vereinten Nationen gestellte Richter als Beobachter zuzulassen.
10. Dezember: Eine Richtlinie des stellvertretenden US-Verteidigungsminister Wolfowitz sieht vor, dass
sich an den Ausschreibungen für Generalaufträge für den Wiederaufbau nur Firmen aus Koalitionsstaaten
beteiligen können.
Der neue Sonderbeauftragte für den Irak der VN wird voraussichtlich der Neuseeländer Ross Mountain. Er
ist momentan Koordinator für Humanitäre Hilfe und Direktor des "Office for the Coordination of
Humanitarian Affairs" in Genf.
Über 400 Iraker kehren nach zwölf Jahren Exil aus dem Flüchtlingslager Rafha in Saudi-Arabien zurück.
Die Rückführung wird von dem Flüchtlingshilfswerk der VN (UNHCR) organisiert. Mehr als 4.200 Iraker sind
bereits zurückgekehrt, 1.100 befinden sich noch im Lager.
11. Dezember: Das erste von US-Truppen trainierte Batallion der Neuen Irakischen Armee ist nicht mehr
funktionsfähig. Ein Drittel der Rekruten haben den Dienst quittiert. Als Grund werden u.a. schlechte
Bezahlung, aber auch Angst vor Racheakten von Saddam-Anhängern vermutet.
12. Dezember: EU-Außenkommissar Patten meint zu der US -Vergabepraxis von Aufträgen, dass dies eine
"überflüssige und überhaupt nicht hilfreiche" Entscheidung in einer Zeit sei, da die internationale
Gemeinschaft gemeinsam an der Stabilität und dem Wiederaufbau des Iraks arbeiten müsse. Doch USPräsident Bush hält am Ausschluss der Kriegsgegner fest: "Unsere Leute haben ihr Leben riskiert, die
verbündeten Soldaten haben ihr Leben riskiert, und deswegen wird die Auftragsvergabe dies
widerspiegeln."
14. Dezember: Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein wird gefasst. Er hatte sich in einem
Erdloch nahe seiner Heimatstadt Tikrit versteckt. Bei seiner Festnahme hatte er Medienberichten zufolge
keinen Widerstand geleistet. In seinem Versteck sollen auch Waffen und 750.000 USD in bar gefunden
worden sein.
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15. Dezember: Bei zwei Autobombenanschlägen auf Polizeiwachen in und um Bagdad sterben zehn
Menschen, mehr als 30 wurden verletzt. Im Westirak wurden nach US -Angaben bei Gefechten zwischen
Aufständischen und US -Soldaten seit dem 14.12. vier Iraker und ein US-Soldat getötet.
16. Dezember: Der Generalsekretär der VN Annan fordert ein offenes und faires Verfahren gegen Saddam
Hussein. Saddam müsse nach internationalen Normen und Standards für seine Taten zur Rechenschaft
gezogen werden. Annan sprach sich gegen die Todesstrafe aus, was zuvor von einigen
Regierungsratsmitgliedern in Erwägung gezogen wurde.
US-Präsident Bush äußert in einem Fernsehinterview, Saddam Hussein "verdiene die Höchststrafe".
Allerdings müsse hierüber das irakische Volk entscheiden.
Das Verhör von Saddam Hussein wird von der CIA geleitet.
17. Dezember: Die US-Armee startet nach der Festnahme Saddam Hussein eine große Militäroffensive im
Westirak. An der Offensive sind auch Einheiten der irakischen Polizei und von den USA trainierte irakische
Paramilitärs beteiligt.
Bei Explosion eines Tanklastwagens in Bagdad sterben zwölf Menschen, 15 weitere werden verletzt.
18. Dezember: Treffen von Bundeskanzler Schröder mit Vertretern des irakischen Regierungsrates in
Berlin. Deutschland erklärt sich bereit, Bagdad bei marktwirtschaftlichen Reformen sowie bei der
Verfassungsreform zu unterstützen. Delegationsleiter Abdul Aziz Al-Hakim spricht sich für stärkere
Zusammenarbeit mit Deutschland aus und sichert zu, der irakische Regierungsrat werde auch
Unternehmen der Gegner des Irak-Krieges am Wiederaufbau beteiligen.
Januar 2004
1. Januar: Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein von Christen geführtes Restaurant in Bagdad werden
acht Menschen getötet. Unter den Verletzten befinden sich u.a. zwei Reporter der US-Zeitung "Los Angeles
Times".
3. Januar: Regierungsrat-Mitglied und Führer der sunnitischen "Islamischen Partei" Abd-al-Majeed äußert
Kritik an der Durchsuchung von Moscheen durch US -Streitkräfte.
Abschuss eines US-Hubschraubers nahe Falludscha. Die US-Rettungsmannschaften am Absturzort
werden von als Reporter verkleideten irakischen Kämpfern attackiert.
Mindestens 30 bulgarische Soldaten aus Einheiten, die Truppen im Irak ablösen sollen, verweigern ihren
Versetzungsbefehl.
4. Januar: Premierminister Blair trifft zu einem Blitzbesuch in Basra ein. Die nächsten sechs Monate seien
"entscheidend" für die Stabilisierung der Lage im Irak.
6. Januar: Zwei Tote und ein Verletzter bei Überfall in der Nähe von Falludscha. Die beiden französischen
Mitarbeiter von Halliburton werden während des Versuchs, eine Autopanne zu beheben, Opfer eines "drive
by shooting". Der schwerverletzte Überlebende soll ins US-Militärhospital in Ramstein ausgeflogen werden.
Britische Truppen eröffnen in Basra das Feuer auf demonstrierende Ex-Soldaten, die ihre monatlichen
Zahlungen nicht erhalten haben. Ein Toter.
8. Januar: Ein toter und 35 verletzte US -Soldaten bei Granatangriffen auf US-Stützpunkte in und um
Bagdad. Die US-Armee erreicht ihre Kapazitätsgrenzen. Zwei Drittel der aktiven größeren Einheiten stehen
inzwischen im Irak oder in Afghanistan. Der jüngst ausgelobte 10.000 Dollar-Bonus ist für viele USSoldaten im Irak kein Anreiz für eine freiwillige Dienstverlängerung.
US-Hubschrauber-Absturz bei Falludscha. Neun US -Soldaten sterben. Laut Augenzeugenberichten wurde
der Hubschrauber mit Raketen beschossen.
26
US-Außenminister Powell erklärt, er habe „volles Vertrauen in die von mir den Vereinten Nationen
vorgelegten Beweise über irakische Massenvernichtungswaffen".
Einem Bericht der "Carnegie-Stiftung" zufolge, hat die "US-Administration die Bedrohung systematisch
übertrieben“.
12. Januar: Die Ankündigung des Pentagon, Saddam Hussein als Kriegsgefangenen zu behandeln, löst
heftige Kritik auf irakischer Seite aus. Das kurdische Regierungsratmitglied, der ehemalige Berufungsrichter
Dara Nur ad-Din erklärt: "Wir betrachten Saddam als Kriminellen. Er muss sich vor einem irakischen
Gericht verantworten". Der Regierungsrat sei bei der Entscheidung nicht konsultiert worden. US Zivilverwalter Bremer dazu: „Ein Prozess gegen Saddam kann erst nach Bildung einer Übergangsregierung
in der zweiten Hälfte 2004 beginnen. Vorher kann auch kein irakisches Gericht nach internationalen
Maßstäben etabliert werden.“
Bei Zusammenstößen mit Demonstranten werden in Kut zwei ukrainische Soldaten verletzt. Ein US -Soldat
stirbt bei einem Bombenanschlag in Bagdad.
14. Januar: Präsident Bush öffnet den Wiederaufbau des Iraks für kanadische Firmen. Auch die Chancen
für eine Beteiligung deutscher Unternehmen steigen. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der
USA, Sean McCormack, dazu: "Wenn Frankreich und andere Staaten sich unseren Bemühungen
anschließen wollen, werden sich die Umstände ändern". Eine Öffnung würde für die zweite Runde der USAufträge im Wert von 5 Mrd. Dollar gelten, die bis April 2004 vergeben werden.
Die „Welt“ meldet, Bundeskanzler Schröder hätte im Auswärtigen Ausschuss ausdrücklich den Einsatz des
Lazarett-Flugzeuges der Bundeswehr "Medevac" in Aussicht gestellt, wenn dies im Rahmen einer
Humanitären Aktion von der irakischen Regierung gewünscht werde. Damit könnte es formal zu einem
Einsatz der Bundeswehr im Irak kommen.
15. Januar: Zehntausende Schiiten demonstrieren am 15.01. in Basra für die Forderungen ihres
Großayatollahs as-Sistani nach freien Wahlen. Unter den Teilnehmern befinden sich auch Vertreter der
beiden im Regierungsrat vertretenen schiitischen Parteien SCIRI (Oberster Rat der Islamischen Revolution
im Irak) und ad-Da´wa.
17. Januar: Bevölkerungstausch in Kirkuk: Nach Angaben der dortigen Lebensmittel-Verteilungsstelle, die
sich auf Zahlen bis zum 31.12.03 stützt, haben in der vergangenen Zeit ca. 20.000 Araber die Stadt
verlassen und ihre dortigen Besitztümer verkauft. Demgegenüber fand ein ungefähr gleich großer Zuzug
von Kurden aus den Selbstverwaltungsgebieten der KDP (Demokratische Partei Kurdistans) und der PUK
(Patriotische Union Kurdistans) statt.
13 Verletzte bei einem Bombenanschlag in Kerbala´.
18. Januar: Bei einem Autobombenanschlag auf das Hauptquartier der zivilen Übergangsverwaltung in
Bagdad – dem schwersten seit dem Anschlag auf das UN-Hauptquartier im August - sterben 25 Menschen.
19. Januar: Die Schiiten protestieren gegen den vorgesehenen Wahlmodus zur
Übergangsnationalversammlung: Tausende Demonstranten unterstützen bei einer Versammlung in Bagdad
as-Sistanis Forderung nach allgemeinen Wahlen.
20. Januar: Die Vereinigten Arabischen Emirate sichern dem US-Sonderbeauftragten Baker zu, dem Irak
einen Großteil seiner ca. 4 Mrd. Dollar Schulden zu erlassen.
Das UNHCR kündigt an, erst unter einer irakischen Regierung nach Bagdad zurückzukehren.
Hochkommissar Lubbers dazu:" Wir sind kein Instrument der Koalitionskräfte oder der USA"
22. Januar: Bei einem Angriff auf einen Bus mit weiblichen Angestellten (irakische Christinnen) einer USMilitärbasis westlich Bagdads sterben vier der Insassinnen. Sechs werden verletzt.
Der Sicherheitschef der spanischen Brigade im Irak wird bei einer Aktion gegen irakische Kämpfer südlich
Bagdads durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verwundet.
27
27. Januar: UN-Generalsekretär Kofi Annan kündigt die Entsendung einer technischen Mission in den Irak
an. Damit soll der Bitte des Regierungsrates und der Zivilen Übergangsregierung entsprochen werden,
"festzustellen, ob Wahlen für eine Übergangsnationalversammlung vor Souveränitätsübergang am 30.07.04
möglich sind." Die Mission werde "mit einem breiten Spektrum der irakischen Gesellschaft sprechen, um die
Alternativen zu ergründen, die in Richtung auf die Bildung einer provisorischen Regierung entwickelt
werden können." Es gebe "keinen einzig richtigen Weg." Der gangbarste Weg sei „der Weg, über den die
Iraker selbst Übereinkunft erzielen." Voraussetzung der Entsendung seien geeignete
Sicherheitsvorkehrungen durch die Übergangsregierung.
Bei verschiedenen Anschlägen sterben im Irak sechs US-Soldaten, zwei irakische Polizisten und zwei
irakische Mitarbeiter von CNN.
28. Januar: Drei Tote bei Autobombenanschlag auf ein von Ausländern genutztes Hotel in Bagdad.
30. Januar: Nach Angriffen mit 2 raketengetriebenen Granaten kommt es zu einem Brand in der
niederländischen Botschaft in Bagdad, der allerdings schnell gelöscht werden kann. Es gibt keine
Verletzten.
Februar 2004
1. Februar: Bei einem Selbstmordanschlag in Erbil sterben 56 Menschen, darunter auch der Gouverneur
von Erbil, Akram Mintik, dessen Stellvertreter und mehrere Minister der kurdischen Selbstverwaltung.
2. Februar: Massoud Barzani erklärt nach den Selbstmordanschlägen in Erbil, dass dieser „den
demokratischen Föderalismus im Irak nicht aufhalten wird“. Die beiden Kurdenparteinen bekräftigen ihre
Entschlossenheit zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus.
Mohsen Abdel-Hamid, Generalsekretär der „Iraqi Islamic Party“ übernimmt im Februar für 1 Monat Vorsitz
im irakischen Regierungsrat.
US-Präsident Bush will Geheimdienst-Informationen über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak
überprüfen lassen. Dazu soll nach Regierungsangaben eine unabhängige, 9-köpfige Kommission
geschaffen werden.
Saddam Hussein bleibt im Irak, ihm wird öffentlich vor einem irakischen Sondergericht der Prozess
gemacht.
3. Februar: Bei einem Treffen von UN-Generalsekretär Annan und US-Präsident Bush in Washington wird
das weitere Vorgehen im Irak erörtert. Annan: „Ich habe beschlossen, ein Team zu entsenden, das
versuchen soll, gemeinsam mit den Irakern das Vorgehen zu besprechen. Alle sind sich darin einig, dass
die Souveränität im Irak so schnell wie möglich übertragen werden muss.“
Die ersten 80 von insgesamt 1000 japanischen Soldaten sind in den Irak aufgebrochen. Vorausteams sind
bereits im Irak stationiert. Die japanischen Truppen sollen allerdings nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen,
sondern humanitäre Aufbauarbeit leisten.
4. Februa r: Nach den Terroranschlägen von Erbil ist die Zahl der Todesopfer auf 101 gestiegen. Ein
Bekennerschreiben liegt auch am zweiten Tag nach den Anschlägen noch nicht vor. Laut USBrigadegeneral Dempsey deuten die Taten in Erbil, sowie der Terroranschlag in Bagdad am 18. Januar mit
25 Toten, auf die Beteiligung ausländischer Terroristen hin. Es sei beunruhigend, dass hinter den
Anschlägen “ein anderer Feind, ein aus dem Ausland beeinflusster Feind oder ein Terrornetzwerk“ stehen
könnte.
28
5. Februar: Einem CNN-Bericht zufolge werden bei einem Anschlag auf den einflussreichsten religiösen
Führer der irakischen Schiiten, Großayatollah Ali al-Sistani, in Nadschaf mehrere seiner Leibwächter
verletzt. Über die Hintergründe der Tat ist noch nichts bekannt.
6. Februa r: Ansar al-Sunna, eine islamistische Gruppierung mit vermeintlichen Verbindungen zu al-Qaida,
bekennt sich zu den Anschlägen in Erbil vom 1.2.04
Laut einer Erklärung des Büros von Ayatollah al-Sistani handelt es sich bei der Meldung, auf den
schiitischen Führer sei ein Anschlag verübt worden, um eine Falschmeldung. Al-Sistanis Sohn gegenüber
al-Jazeera: „Solche Nachrichten würden im Interesse Amerikas und des Zionismus in Umlauf gesetzt.“
8. Februar: Die UN-Delegation nimmt Gespräche mit dem Regierungsrat über die Möglichkeit der
Durchführung vorzeitiger Wahlen auf. Experten der Vereinten Nationen sollen in den nächsten zehn Tagen
die Möglichkeit allgemeiner Wahlen vor dem 30. Juni und der Rückkehr der Vereinten Nationen in den Irak
prüfen.
10. Februar: Bei der Detonation einer Autobombe vor einer Polizeiwache in Iskandarijah werden 53
Menschen getötet, bis zu 100 Personen werden verletzt.
11. Februar: 36 Iraker sterben nach der Explosion einer Autobombe vor einem Regierungszentrum in der
Innenstadt von Bagdad. Irakischen Angaben zufolge kamen in den letzten Monaten bei Anschlägen rund
300 Polizisten ums Leben.
US-Militärs warnen in Washington davor, dass ab Oktober keine Mittel mehr für den Irak-Einsatz zur
Verfügung stehen werden. Bei derzeitigen monatlichen Ausgaben von 3,7 Mrd US-Dollar für den IrakEinsatz und 800-900 Mio US -Dollar für Afghanistan werde das Geld nur bis September reichen.
Bei einem Raketenangriff auf die Parteizentrale des Assyrian Democratic Movement, der Partei des
einzigen christlichen PR-MitgliedsYounadem Kanna, werden die beiden Wächter des Gebäudes getötet
In Bagdad wird die Ernennung von insgesamt 80 stellvertretenden Ministern bekannt gegeben. Neben 40
Schiiten sind darunter auch 16 Kurden, 16 arabische Sunniten, und jeweils vier Turkmenen und Christen.
12. Februar: US-Außenminister Powell sieht eine wachsende Zustimmung unter den NATO-Partnern zu
einem Einsatz des Bündnisses im Irak. Ein logischer erster Schritt wäre es laut Powell, wenn die NATO das
Kommando in Regionen des Iraks übernähme, wo NATO-Staaten wie Großbritannien, Spanien und Polen
bereits mit Soldaten präsent sind. Diese Mission könnte danach mit der für Juni geplanten Übergabe der
Souveränität an die Iraker beginnen.
Irak erhält nach einem Beschluss der Mitgliedstaaten Beobachterstatus bei der WTO
13. Februar: Laut einem Sprecher des Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen Brahimi sei das
Expertenteam der Vereinten Nationen zu dem Schluss gekommen, dass Wahlen vor dem 30. Juni
unwahrscheinlich seien. Auch der geistliche Führer der Schiiten, Ayatollah as-Sistani, scheine zu
akzeptieren, dass dreieinhalb Monate nicht ausreichten, um Wahlen zu organisieren und durchzuführen.
14. Februar: Bei einem Angriff auf die Polizeiwache von Falludscha werden 33 Polizisten und Passanten
sowie 4 der 70 Angreifer getötet. Dutzende Gefangene werden befreit.
18. Februar: Bei einem versuchten Selbstmordanschlag auf einen polnischen Militärstützpunkt werden 13
Menschen getötet, weitere 64 werden verletzt.
19. Februar: Mehr als zwei Millionen irakische Kurden wollen mit einer Petition an die Vereinten Nationen
und die Regierung in Bagdad ein Referendum über die Unabhängigkeit der kurdischen Nordprovinzen
erreichen. Danach sollen sieben Millionen Einwohner im Nordirak selbst entscheiden, ob sie künftig einen
souveränen eigenen Kurdenstaat in den „historischen Grenzen“ Kurdistans gründen oder in einem
irakischen Bundesstaat leben wollen.
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Eine unbekannte Gruppe kündigt die Gründung einer Staatsführung im Untergrund an. Einem Flugblatt aus
der Aufständischen-Hochburg Falludscha zufolge, hätten sich die „kämpfenden und politischen“ Gruppen
im Irak zu ein Befreiungsfront zusammengeschlossen.
20. Februar: Der US-Zivilverwalter Bremer erklärt, dass sich die USA nach Ende der Besetzung am 30.
Juni nicht aus dem Irak zurückziehen. Laut Bremer werden 100.000 Mann der derzeitigen
Besatzungstruppen als „Partner-Streitkraft“ der irakischen Sicherheitsorgane die Integrität und Stabilität des
Landes garantieren.
Der französische Außenminister Villepin hält einen NATO-Einsatz im Irak für möglich, wenn ihm eine
souveräne irakische Regierung und die Vereinten Nationen zustimmen.
22. Februar: Der Regierungsrat entscheidet, dass er kein Statusabkommen über die Koalitionsstreitkräfte
für die Zeit nach dem 30.6. abschließen kann. Die Entscheidung darüber sei zu bedeutsam, als das sein
Organ ohne demokratisches Mandat über sie Entscheiden könnte.
23. Februar: Bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeiwache in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind
mindestens zehn Menschen getötet worden.
24. Februar: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Annan hält Wahlen noch in diesem Jahr für
möglich, wahrscheinlicher sei aber ein Termin im nächsten Jahr, da die Iraker wohl noch rund ein Jahr zur
Ausarbeitung eines Wahlgesetzes benötigen.
Kurden im Regierungsrat wollen ein kurdisches Autonomiegebiet im Übergangsverwaltungsgesetz
verankern. Arabische Vertreter im Regierungsrat fürchten eine daraus entstehende Teilung des Iraks und
lehnen die Diskussion des kurdischen Vorschlags ab.
27. Februar: Beim Absturz eines US -Militärhubschraubers nahe der Stadt Haditha kommen beide
Besatzungsmitglieder ums Leben.
Bundeskanzler Schröder kündigt vor seiner USA-Reise einen Erlass irakischer Schulden an.
28. Februar: Zum Auftakt seines zweitägigen USA-Besuchs erklärt Bundeskanzler Schröder, dass
Deutschland die Mission der NATO im Irak nicht aufhalten wird. Es sei gemeinsame Aufgabe von Berlin und
Washington, dafür zu sorgen, dass der Irak stabil und demokratisch werde.
Großayatollah as-Sistani fordert in einer schriftlichen Erklärung, dass die Abhaltung von Wahlen bis Ende
des Jahres in einer Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen garantiert werden soll.
Außerdem fordert er begrenzte Kompetenzen für eine Übergangsregierung, die die Wahlen vorbereiten soll.
März 2004
1. März: Der Regierungsrat einigt sich in einer Nachtsitzung auf eine Übergangsverfassung. Diese soll am
3.März unterzeichnet werden und bis zur Abhaltung allgemeiner Wahlen gültig sein. Bisher ist unter
anderem bekannt, dass:
-
- künftige Gesetze nicht den Werten des Islam zuwider laufen dürfen,
- es einen umfassenden Grundrecht -Katalog geben wird
- die Kurdengebiete vorerst autonom bleiben
- es einen Präsidenten mit zwei Stellvertretern, einen Ministerpräsidenten und ein Kabinett geben soll.
Die allgemeinen Wahlen sollen spätestens bis zum Januar 2005 abgehalten werden. Unter Aufsicht der
Verfassungsgebenden Versammlung soll im kommenden Jahr eine endgültige Fassung des Grundgesetzes
verabschiedet werden, in dem unter anderem die Regierungsstrukturen festgelegt werden.
30
In Kerbela werden zum Aschura-Fest mehr als zwei Mio. Menschen am Schrein des Imams Hussein
erwartet.
2. März: Das US-Verteidigungsministerium mobilisiert 18000 Mann der Nationalgarde für einen möglichen
Einsatz im Irak. Die Soldaten werden voraussichtlich Ende 2004 oder Anfang 2005 in den Irak geschickt
und dann 1 Jahr dort bleiben.
Bei der blutigsten Anschlagsserie im Irak seit dem Sturz von Saddam Hussein im April sind mindestens 182
Menschen getötet worden, 550 wurden verletzt. Mehrere Explosionen erschütterten am wichtigsten
schiitischen Feiertag, Aschura, den Wallfahrtsort Kerbela und einige schiitische Stätten in Bagdad. Zum
Aschura-Fest hatten sich am Morgen in Kerbela rund 1 Mio. Pilger versammelt. Inmitten der Menge von
Gläubigen sprengte sich nach Angaben von US-General Mark Kimmitt mindestens ein Selbstmordattentäter
in die Luft. Zudem seien entlang der Straße Sprengsätze ferngezündet worden und am Stadtrand
Mörsergranaten abgefeuert worden. Weltweit wurden die Anschläge mit Bestürzung aufgenommen. UNGeneralsekretär Annan verurteilte die Terrorattacken auf das Schärfste. US -Zivilverwalter Bremer kündigte
an, die Verantwortlichen würden vor Gericht gestellt.
3. März : Einen Tag nach dem Anschlag auf die Aschura-Prozession herrscht in Quetta Ausgangssperre,
hunderte Sicherheitskräfte patrouillieren durch die Straßen. Inzwischen ist die Zahl der Toten auf 200
gestiegen. Der Regierungsrat ordnet eine 3-tägige Staatstrauer an, die für diesen Tag geplante
Unterzeichnung der Übergangsverfassung wird verschoben. Ein Sprecher der US - Besatzungstruppen hält
El Qai'da für die Anschläge verantwortlich. Hauptverdächtiger sei Musab el Sarkawi, der Chef des
Terrornetzwerks im Irak.
4. März: Die Zahl der Toten der Anschläge von Kerbela und Bagdad beziffert sich nun auf 271 Tote und
393 Verletzte. Nach den Anschlägen werden 15 Verdächtige festgenommen. Großayatollah Sistani gibt den
US-Truppen Mitschuld an den Ashura-Anschlägen. So hätten die USA den Aufbau nationaler
Sicherheitskräfte in IRQ und die Grenzsicherung vernachlässigt. General John Abizaid, Chef des USZentralkommandos spricht sich aber angesichts der ethnischen Konflikte vor dem Streitkräfteausschuss
des Senats in Washington gegen die Bildung einer schiitischer Milizen in IRQ aus.
Unterzeichnung der Übergangsverfassung wird auf Freitag, den 5.3. 2004 verschoben Der Präsident der
Irakischen Turkmenenfront, Faruk Abd ar-Rahman, äußert sich in London unzufrieden mit den Regelungen
der "Übergangsverfassung". Durch die hervorgehobene Stellung von Arabern und Kurden würden andere
Ethnien wie die Turkmenen zu Bürgern zweiter Klasse.
Die EU-Kommission legte ein Hilfsprogramm für IRQ über 160 Mio Euro vor: 90 Mio für Bildungswesen,
Wasserversorgung und medizinische Einrichtungen; 60 Mio für Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit und
Armut; 10 Mio für Aufbau der Verwaltung und Förderung der Menschenrechte.
5. März: In Bagdad und Mossul gibt es Zwischenfälle mit jeweils 3 Toten. In Basra kann ein
Sprengstoffanschlag vereitelt werden.
SCIRI-Vertreter Hamam Hamudi stellte einen Plan vor, wonach u.a. parteieigene Sicherheitskräfte und
Sicherheitsdienste dem Innenministerium zur Verfügung gestellt werden sollen.
Die japanische Regierung gibt 450 Mio USD (370 Mio Euro) für den Wiederaufbau Iraks frei, Teil der 5 Mrd
USD, die Japan (in Madrid) zugesagt hatte.
8. März: Die Übergangsverfassung wird von allen 25 Mitgliedern unterzeichnet. Diese soll am Tag des
Übergangs der Souveränität (30.6.04) in Kraft treten und Ende 2005 durch eine endgültige Verfassung
ersetzt werden.
UN-Sekretär Kofi Annan will einen erneuten Einsatz der UN im Irak prüfen.
9. März: 12 der 13 Schiiten im Regierungsrat äußern nach der Unterzeichnung der Übergangsverfassung
Vorbehalte und wollen diese vor Übergang der Souveränität am 30. Juni abändern. Hauptkritikpunkt ist der
Mechanismus für die Ratifizierung, in dem sie ein de-facto- Vetorecht für die Kurden sehen (Artikel 61 c).
Die insbesondere von Großayatollah Ali el Husseini el Sistani beanstandete Klausel legt fest, dass mit
Zweidrittelmehrheiten in 3 der 18 Provinzen eine künftige Verfassung blockiert, das Parlament aufgelöst
31
und Neuwahlen erzwungen werden können. Damit kann eine künftige endgültige Verfassung nicht ohne die
Zustimmung der Kurden in Kraft treten. Sistani stellt darauf in einer Erklärung die Legitimität der
Übergangsverfassung in Frage: Das Dokument könne nur nach seiner Bestätigung durch eine gewählte
Nationalversammlung Legitimität erlangen.
Nahe Hillah werden 2 US -Zivilisten und 1 Dolmetscherin getötet.
Nach Freudenfeiern von Kurden in Kirkuk über die Unterzeichnung der Übergangsverfassung kommt es zu
Zusammenstößen mit arabischen und turkmenischen Einwohnern: 3 Tote, 12 Verletzte.
10. März: Ein US -Soldat bei Bakuba durch Bombe auf Konvoi getötet, 2 verletzt.
Der radikale Schiiten-Führer Muqtada as -Sadr erklärt, die Übergangsverfassung habe keine Legitimität.
Diese sei vom Besatzungsregime in dunklen Hinterzimmern beschlossen worden.
US-Verteidigungsministerium vergibt sieben Aufträge aus einem Etat von insgesamt 5 Mrd. USD an
britische und US-amerikanische Firmen
11. März: Gefechte zwischen irakischen Sicherheitskräften und schiitischen Milizionären in Nassirija, 4
irakische Polizisten werden getötet, italienische Soldaten nehmen 8 Milizionäre fest. In Falludja wird ein US Konvoi angegriffen, 2 Verletzte. Bei Habbanija werden 2 US-Soldaten bei Auffahren auf eine Bombe
getötet, 1 Verletzter.
Sobald es die Sicherheitslage erlaubt, will das DRK wieder in den Irak zurückkehren.
USA beginnen Schulung von ehemaligen irakischen Offizieren zu Ausbildern für irakische
Zivilschutzeinheiten. US -General Ricardo Sanchez: „Wir werden die Kontrolle nicht übergeben, bevor die
irakischen Sicherheitstruppen bereit sind".
13. März : 2 US-Soldaten werden bei Bombenexplosionen in Tikrit getötet. Ein US -Offizier wird in der
"grünen" Hochsicherheitszone in Bagdad bei Attacke schwer verletzt
14. März: 4 US-Soldaten werden bei Bombenexplosionen in Bagdad getötet.
In der Nacht zum 15.03. Scharmützel zwischen US- Truppen und iranischen Grenzwachen. Ein USArmeesprecher schätzt Bedeutung des Vorfalles jedoch als gering ein
4 US-Bürger, Mitglieder einer christlichen Hilfsorganisation, werden getötet.
15. März: Im irakischen Regierungsrat werden Zweifel gehegt, ob der UNO eine größere Rolle im
anstehenden politischen Prozess eingeräumt werden soll, z.B. bei der Durchführung von Wahlen, laut
Übergangsverfassung bis spätestens Ende Januar 2005
Araberführer in Kirkuk, Akar Nisal as -Sumaida wird bei einem Mordanschlag in seinem Auto erschossen.
As-Sumaida hat sich vehement gegen die kurdischen Pläne ausgesprochen, Kirkuk der kurdischen
Autonomieregion anzuschließen.
Aufgrund der angespannten Sicherheitslage lässt die US -Zivilverwaltung die meisten
Grenzübergangsstellen zu Iran schließen.
Turkmenen in Kirkuk wollen sich einer Eingliederung der Stadt in die Kurdenregion widersetzen. Ein Führer
der Ankara-nahen Irakischen Turkmenenfront Faruk Abd ar-Rahman entkommt bei Ba´aquba nördlich
Bagdad knapp einem Anschlag mit einem Sprengsatz.
16. März: Der irakische Regierungsrat arbeitet an einem Beschluss, in welcher Form die UNO um
Unterstützung im Übergangsprozess gebeten werden soll.
Die schiitischen Mitglieder des Regierungsrates sind mit der Person des UN-Sondergesandten Brahimi
nicht einverstanden, da er ein säkularer Sunnit ist. Darüber hinaus sprechen sie sich erneut gegen Art. 61c
der Übergangsverfassung aus, der den 3 kurdischen Provinzen eine Sperrminorität beim Referendum über
die endgültige Verfassung einräumt.
32
Bei dem Überfall auf einen Konvoi einer Bremer Pumpenfirma nördlich von Kerbela werden ein deutscher
und ein niederländischer Monteur getötet. Beide arbeiteten in einem Staudammprojekt im Auftrag des Irak.
Wasserministeriums.
17. März: Mindestens 29 Tote und 50 Verletzte bei Autobombenanschlag auf Hotel "Dschabal Lubnan" im
Bagdader Stadtteil al-Karada. Das Hotel beherbergt vornehmlich am Wiederaufbau beteiligte Ausländer, die
meisten Opfer sind Iraker und Angehörige arabischer Staaten.
Zwei US-Soldaten werden bei einem Mörserangriff auf einen US-Stützpunkt bei Bagdad getötet.
Sunnitische Mitglieder des Regierungsrates sprechen sich gegen eine Änderung des Art. 61c der
Übergangsverfassung aus, da eine Verfassungsänderung nur von einer bis Januar 2005 zu wählenden
Übergangsversammlung ausgehen könne. Darüber hinaus wird eine baldige Rückkehr der UNO begrüßt.
Die schiitischen Mitglieder des Regierungsrates dagegen beziehen gegenüber der UNO weiterhin eine
skeptisch bis ablehnende Position.
Unruhen im Nordsyrien, bei denen 18 Kurden getötet werden.
18. März: Laut UN-Generalsekretär sollen Experten der UNO so bald wie möglich in den Irak reisen und bei
den Vorbereitungen zu den Wahlen assistieren.
Bundesaußenminister Fischer äußert sich nach Gesprächen mit UN-Generalsekretär Kofi Annan
zurückhaltend über einen NATO-Einsatz im Irak: "Wir sollten sehr vorsichtig sein, dass wir die NATO nicht
überlasten."
Amnesty International kritisiert schwere Menschenrechtsverletzungen der USA in Irak: „Zahlreiche Zivilisten
sind offenbar durch überzogene Gewaltanwendung der US -Soldaten getötet worden. Viele sind gefoltert
oder misshandelt worden, einige sind in Haft gestorben“. Keiner der Vorfälle gerichtlich verfolgt, da „USSoldaten praktisch in völliger Immunität“ operieren.
4 Tote bei der Explosion einer Auto-Bombe vor einem Hotel in Basra.
19. März: Aufgrund der verschlechterten Sicherheitslage annulliert Süd-Korea seinen Plan, Teile der für
den Irak vorgesehenen Truppe in Kirkuk zu stationieren.
20. März: Demonstrationen gegen Irak-Krieg am Jahrestag: New York 100.000, San Francisco 50.000,
weitere 250 US-Städte, Rom 250.000, London 100.000, Spanien landesweit 200.000, Tokio 30.000, JAP
landesweit 120.000
Großayatollah Ali el Husseini el Sistani fordert von der UNO, dass die Übergangsverfassung für dem Irak
abzulehnen.
2 tote und 6 verletzte US -Soldaten bei Raketenangriff in Falludscha. In Kirkuk bei Schießerei 1 Toter, 4
verletzt. Angriff auf PUK-.Büro in Mossul, bei dem ein Unbeteiligter getötet wird.
21. März: Raketenangriff auf Hauptquartier der US-Streitkräfte, 2 Zivilisten getötet, 5 verletzt.
22. März: Großayatollah Ali el Husseini el Sistani verurteilt die gezielt Tötung von Hamas-Gründer Scheich
Yassin als „unverhülltes Verbrechen“.
2 finnische Geschäftsleute werden in Bagdad erschossen. 13 britische Soldaten werden in Basra bei
Demonstration von Arbeitssuchenden verletzt.
23. März: Potestkundgebungen in mehreren Städten des Irak gegen die Tötung von Scheich Jassin.
In Kirkuk werden 2 Polizisten getötet, 2 schwer verletzt. In Hilla feuern mehrere Attentäter aus fahrendem
Auto heraus auf Minibus mit Polizisten und Polizeischülern: 9 Tote, 2 Verletzte. In Mossul greifen
Aufständische eine Baracke mit einem Mörser an: 2 getötete Zivilisten, 6 verletzte Personen.
33
24. März: Trotz Drucks der USA ist der designierte spanische Ministerpräsident Zapatero fest entschlossen,
die 1.300 spanischen Soldaten aus Irak abzuziehen, wenn die Truppen bis dahin nicht einem Mandat der
VN unterstellt würden. Um den Eindruck entgegenzuwirken, Spanien beuge sich dem Terrorismus, soll das
spanische Militärkontingent in Afghanistan aufgestockt werden.
Der UN-Sicherheitsrat stimmt der Entsendung von 2 Expertenteams der UN in den Irak zu. Sie werden dort
bei der Bestimmung einer Übergangsregierung sowie der Organisation direkter Wahlen helfen.
UN-Sondergesandter Brahimi lehnt es ab, Partei für Ayatollah Sistani zu ergreifen und
Übergangsverfassung für IRQ abzulehnen. Er will sich stattdessen als Vermittler zwischen dem
Schiitenführer Ayatollah Sistani und dem Regierungsrat anbieten.
Die US-Truppen entlassen von den bei Sicherheitsaktionen 5.500 bis 6.000 Festgenommenen mehr als
270 Gefangene aus dem Abu-Ghraib Gefängnis.
25. März: Der irakische Außenminister Zebari ruft bei einem Besuch in Kopenhagen die Mitglieder der von
den USA geführten Koalition auf, ihre Soldaten noch nicht aus IRQ abzuziehen. Die multinationale Truppe
werde weiter gebraucht im Kampf gegen extremistische und terroristische Kräfte, die den
Demokratisierungsprozess unterlaufen wollten.
Im Rahmen des Übergangs der Souveränität am 30.6. sollen 4 irakische Ministerien bereits am 1. April
unter alleiniger Verantwortung des irakischen Regierungsrates geführt werden: Öffentliche Arbeiten,
Gesundheit, Wasserressourcen, Erziehung.
Der Europäische Rat forderte auf seinem Gipfel in Brüssel am 25.3. eine Starke Rolle der VN beim
politischen Übergangsprozess in Irak.
Bei einem Angriff auf eine US-Militärpatrouille in Falludja werden 1 Marineinfanterist und 3 Zivilpersonen
getötet, 2 Marinesoldaten werden verletzt, auch nahe Tadschi nördlich von Bagdad wird eine USMilitärpatrouille überfallen, 1 Soldat und 3 Rebellen werden getötet, 1 Soldat wird verletzt. Nahe Bakuba
tötet eine Bombe am Straßenrand 1 US-Soldat getötet, 2 werden verletzt.
28. März: Die US-Streitkräfte im Irak haben die schiitische Zeitung "Al Hawsa" für 60 Tage geschlossen.
Diese Zeitung gilt als Sprachrohr des US-kritischen Geistlichen Muqtada as-Sadr.
30. März: UN-Generalsekretär Kofi Annan hat UN-Sicherheitschef Tun Myat wegen schwerer
Versäumnisse beim Schutz der UN-Mitarbeiter im Irak entlassen.
Der Internationale Währungsfond soll im Mai einen Vorschlag zur Höhe eines akzeptablen
Schuldenniveaus des Iraks machen. Deutschland und Frankreich wollen sich dafür einsetzen, dem Irak die
Hälfte seiner Schulden beim Pariser Club zu erlassen.
Nachdem bereits 9 arabische Abgeordnete den Stadtrat von Kirkuk verlassen haben, kündigen nun auch 6
turkmenische Mitglieder die Zusammenarbeit auf. Sie fordern die Entlassung des Gouverneurs und eine
Intervention der US-Streitkräfte, um die bewaffneten kurdischen Milizen zu vertreiben.
Laut dem irakischen Planungsministerium ist die Inflationsrate im Irak seit Januar 2004 auf die Hälfte
gefallen und beträgt nun 28 %.
US-Brigadegeneral Kimmitt gibt an, dass die Besatzungstruppen gegenwärtig 26 Mal am Tag angegriffen
werden; dies bedeutet eine Zunahme von 6 Angriffen gegenüber den Vorwochen.
In Ramadi wird 1 US -Soldat durch eine Straßenbombe getötet, 2 werden verletzt.
Die Zahl der nach Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai 2003 durch Feindeinwirkung getöteten US Soldaten liegt inzwischen bei 286.
31. März: Ein UN-Team für Wahlvorbereitungen unter Leitung von Carina Perelli trifft in Bagdad Mitglieder
des Regierungsrats, um die Aufstellung einer Übergangsregierung zum 30.6. und Pläne für allgemeine
Wahlen nach dem 30.6. zu erörtern.
12 Verletzte in Bakuba durch Autobombe. In Basra mehrere Verletzte beim Versuch der Räumung eines
von Mitgliedern der islamisch-fundamentalistischen Miliz "Thaar Allah" (Rache Gottes) besetzten Gebäudes
durch britische Streitkräfte. Auch in Nadschaf kommt es bei Ausschreitungen zu mehreren Verletzten.
34
April 2004
2. April: Der radikale Schiitenführer Muqtada al-Sadr droht den Bes atzungsmächten in seiner
Freitagspredigt mit gewaltsamem Widerstand, falls sie "islamische Symbole" angreifen würden. Er
bezeichnete sich weiterhin als militanten Arm der libanesischen Hizballah und der palästinensischen
Hamas.
4. April: Bei Militärparade der Mahdi-Miliz der radikalen schiitischen Bewegung von Muqtada al-Sadr
kommt es in Sadr-City kam es zu Konfrontation mit den Koalitionstruppen, nachdem spanische Truppen
Mustafa al-Yaqubi, den Chef des Büros von Muqtada al-Sadr in Nadjaf, am Morgen des 03.04. verhaftet
hatten. Die Proteste richteten sich außerdem gegen das CPA-verhängte Verbot der Zeitung der Bewegung,
"al-Hauza". Bei den Auseinandersetzungen in Bagdad werden sieben US-Soldaten getötet. In Nadjaf
werden 24 Menschen getötet, darunter ein Soldat aus El Salvador und ein US-Soldat.
Großayatollah Ali Sistani ruft die Iraker nach den blutigen Protesten gegen die Besatzungstruppen zur
Mäßigung auf.
Neue Gewaltausschreitungen auch in Kirkuk, Falludja und Amara. In Kirkuk wurden fünf Iraker und zwei
US-Soldaten bei Explosion einer Autobombe verletzt, in Faludja wurde ein US-Konvoi angegriffen. In
Amara im Südost-Irak starben mindestens vier Iraker bei Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und
britischen Soldaten.
Harith al-Dhari, ein Mitglied der "Organisation muslimischer Religionsgelehrter" sagt, das vom
Regierungsrat verabschiedete Übergangsgesetz für den Irak sei nicht rechtmäßig
Der UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi trifft ist zu Gesprächen in Bagdad ein.
6. April: Schwere Auseinandersetzungen der Koalitionstruppen mit der schiitischen Sadr-Bewegung
einerseits und sunnitischen Aufständischen andererseits.
Im sunnitischen Falludja wurden 34 Iraker in Gefechten und durch US-Raketenangriff getötet. In Ramadi
westlich von Falludja wurden bei Angriff auf Stellung der Marineinfanteristen 12 US-Soldaten getötet. Es hat
eine unbekannte Zahl irakischer Opfer gegeben.
Schiitische Anhänger von Muqtada as-Sadr kämpften v.a. in Sadr City, Basra, Amara und Nasiriya. Seit
dem 5.April sind mehr als 60 Iraker infolge der Unruhen gestorben. Muqtada as -Sadr verschanzt sich
inzwischen in Nadjaf. In einer Erklärung ruft er seine Anhänger zur Fortsetzung des Widerstands auf und
erklärte sich zum militärischen Arm von Großayatollah Sistani.
Der Muqtada as -Sadr nahe stehende schiitische Großayatollah Kadhim al-Ha'iri aus Qom warnte die USA
vor Maßnahmen gegen die Sadr-Bewegung. Im Namen von Freiheit und Demokratie würden die USA Krieg
gegen die Schiiten führen.
Großayatollah Ali as -Sistani kritisierte das Vorgehen der Besatzungstruppen gegen die Anhänger as -Sadrs.
Gleichzeitig forderte er die Iraker zu Ruhe und Mäß igung auf.
Die USA betonen ihren Willen zur Fortsetzung der bisherigen Irakpolitik. US-Verteidigungsminister
Rumsfeld erklärt, dass Entscheidung über eine Entsendung weiterer US-Truppen in den Irak noch nicht
gefallen sei.
7. April: Ein Konvoi der deutschen Botschaft von gerät auf dem Weg von Amman nach Bagdad in der
Nähe von Falludja in einen Hinterhalt. Hierbei wird ein Fahrzeug von einer Panzergranate getroffen. Die
beiden Insassen, zwei BGS-Beamte, werden hierbei getötet.
8. April: Die Kämpfe der schiitischen Sadr-Milizen einerseits und sunnitischer Aufständischer andererseits
gegen Koalitionstruppen haben neben Städten im Süden und Westen Iraks auch Kirkuk im Norden erfasst.
Seit dem 4. April wurden bei Gefechten mindestens 30 Koalitionssoldaten rund 200 Iraker getötet.
Schiitische Milizen von Muqtada as -Sadr kontrollieren einige Orte im Süden des Iraks. Ukrainische Soldaten
ziehen sich aus Kut zurück. Koreanische und japanische Soldaten stellen ihre Wiederaufbauaktivitäten ein
und ziehen sich in ihre Lager zurück. In Kerbela kommt es zu Gefechten mit polnischen Soldaten.
35
Der Rat der sunnitischen Geistlichen verkündet in Bagdad die Aussetzung aller Kontakte mit den UN,
solange diese nicht den Militäreinsatz von Falludja und in anderen irakischen Städten verurteilt und ruft zu
einem Generalstreik in ganz Irak bis zum Ende der Militäroffensive auf.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld erklärte in einer Pressekonferenz, es handele sich in Irak nicht um
einen Aufstand, sondern um ein paar "Verbrecher, Banden und Terroristen".
12. April: Aufständische entführen im Irak ausländische Zivilisten und Aufbauhelfer aus China, Japan, den
USA, Tschechien, Kanada Russland und Israel. Die Entführer von drei japanischen zivilen Aufbauhelfern
fordern den sofortigen Abzug der japanischen Truppen aus IRQ und drohten zunächst, die Geiseln bei
Nichterfüllung zu töten.
Nadjaf und Teile von Kerbala sind weiterhin unter der Kontrolle der Mahdi-Miliz von Muqtada as -Sadr. Laut
US-General Abizaid wollen die US-Streitkräfte den radikalen Schiiten-Führer Muqtada as -Sadr lebend oder
tot fassen.
12 Geiseln werden frei gelassen.
Die UN ruft alle Konfliktseiten im Irak auf, internationalen Helfern sicheren Zugang zu Zivilisten in Falludja
zu gewähren und humanitäres Völkerrecht zum Schutz der Zivilbevölkerung einzuhalten.
In Falludja sind nach irakischen Presseangaben bisher 518 Einwohner ums Leben gekommen.
13. April: 4 italienische Geheimdienstmitarbeiter werden in der Nähe von Falludja von "MudjahedinBrigaden" als Geiseln genommen. Drei japanische Zivilisten befinden sich weiterhin in der Hand von
Entführern. westlich von Bagdad werden vier Leichen gefunden, bei denen es sich vermutlich um
Mitarbeiter des US-Unternehmen Kellog, Brown and Root handelt. 7 Zivilisten und 2 US-Soldaten sind seit
einigen Tagen vermisst.
Ein US -Hubschrauber stürzt etwa 20 km von Falludja ab
Die US-Armee nimmt Hasem al-Aradschi, einen Mitarbeiter von Muqtada as -Sadr, für mehrere Stunden
fest, lässt ihn aber am selben Tag wieder frei.
US-Präsident Bush erklärt auf einer Pressekonferenz, bei den aktuellen Ereignissen im Irak handele es sich
weder um einen Bürgerkrieg noch um einen Volksaufstand, sondern einige "extremistische und
rücksichtslose Elemente" die versuchten, die Macht an sich zu reißen. Er habe den Truppen befohlen, mit
aller Stärke vorzugehen. Am Zeitplan für die Machtübergabe hält Bush fest, zugleich befürwortet er eine
stärkere Einbindung der UN und der NATO.
Laut UN-Generalsekretär macht die Sicherheitslage im Irak die aktuelle Aufgabe der UN schwierig, bei der
Bildung einer Übergangsregierung und Wahlvorbereitung zu helfen und sei Haupthindernis für VNEngagement. Eine Entscheidung über die Entsendung eines großen UN-Teams könne daher nicht
getroffen werden.
14. April: Bombardierung von zwei Gebäuden in Falludja durch US-Kampfflugzeug.
Thailand (ca. 400 Soldaten), Philippinen (ca. 150) und Neuseeland (ca. 60) erwägen Abzug ihrer Truppen
im Irak. Russland will seine Landsleute mit Flugzeugen außer Landes bringen.
Laut Ludger Volmer (Grüne) spricht sich gegen einen Einsatz der Bundeswehr im Irak aus, die Regierung
schicke keine Soldaten in "eine Guerillakriegssituation" hinein.
Waffenstillstand in Falludja wurde um 48 Stunden verlängert. Trotzdem weiterhin Gefechte zwischen USTruppen und Aufständischen.
Muqtada as -Sadr bietet die Auflösung der Mahdi-Miliz an, wenn die schiitischen Geistlichen von Nadjaf ein
entsprechendes Urteil erlassen
Aus Sistani-Büro in Nadjaf verlautete, die schiitischen Geistlichen wollten US -Garantie, dass Sadr nicht
angerührt werde.
15. April: Einer der seit dem 12. April entführten vier Italiener wurde von Geiselnehmern getötet. Zwei
weitere Japaner sind in Abu Ghraib (westlich von Bagdad) entführt.
Die drei am 12. April entführten japanischen Geiseln werden frei gelassen.
36
Mitglieder des irakischen Regierungsrates kritisieren, die USA ihre militärischen Maßnahmen der letzten
Woche nicht mit ihnen abgestimmt habe.
UN-Sondergesandter Lakhdar Brahimi skizziert nach Gesprächen mit zahlreichen irakischen Gruppen in
Bagdad einen möglichen Fortgang des politischen Prozesses:
- Wahlen im Januar 2005. Voraussetzung ist hierfür allerdings eine signifikante Verbesserung der
Sicherheitslage.
- Die Coalition Provisional Authority (CPA) und der Regierungsrat werden am 30.06. aufgelöst.
- Im Mai 2004 soll eine kommissarische Übergangsregierung, bestehend aus Personen, die für ihre
"Integrität und Kompetenz" bekannt sind, gebildet werden, auf die ab dem 01.07. die Souveränität
übergehen soll, soll bestehen aus. Mögliche Organe: Ministerpräsident und Minister, Staatspräsident und
zwei Stellvertreter als Staatsoberhaupt.
- Im Juli 2004 nationale Konferenz, die "Beratende Versammlung" bestimmen soll.
Brahimi kritisierte USA außerdem für Fehler bei Besatzungspolitik.
Das Pentagon verlängert den Einsatz von rund 21.000 der im Irak stationierten US -Soldaten um rund drei
Monate.
16. April: Die USA sind im Fall des Einverständnisses der betroffenen Regierungen zu gewaltsamer
Befreiung ausländischer Geiseln im Irak bereit. Die Geiselnehmer drohen, alle 48 Stunden eine weitere
italienische Geisel zu töten, wenn Italien den Truppenabzug verweigert.
Drei japanische Geiseln sind am 15.4. freigekommen. In Vermittlungen war die sunnitische "Organisation
muslimischer Gelehrter" involviert. Zwei am 14.4. entführte japanische Journalisten weiter vermisst.
(Jazeera, Reuters)
In vergangenen Tagen mehrere Geiseln freigekommen, darunter Chinesen, Ukrainer und Russen. Außer
den drei italienischen Sicherheitsleuten werden ein Kanadier syrischer Abstammung sowie mehrere USBürger vermisst. Das Schicksal von drei am 11.4. im Irak entführten tschechischen Journalisten weiter
unklar. (FAZ, 16.4.)
Gefechte in Falludja dauern trotz Waffenstillstand an. Nach US -Angaben weiter Schusswechsel zwischen
US-Truppen und Aufständischen und Bombardierungen. Rebellen hätten Krankenhaus angegriffen. USSoldaten würden u.a. mit Lautsprecherdurchsagen und Heavy -Metal-Musik vorgehen. (afp)
Unbekannte Angreifer töteten iranischen Diplomaten. Der Iraner sei am 15.4. in Bagdad niedergeschossen
worden und seinen Verletzungen erlegen, sagte ein iranischer Sprecher. Am 14.4. war die Delegation des
iranischen Außenministeriums in Bagdad eingetroffen, um in dem Konflikt zwischen Amerika und dem
radikalen Schiitenführer Muqtada Sadr zu vermitteln. (AP, Reuters)
Großayatollah Sistani warnte die USA vor Einmarsch in Nadjaf, wo sich auch Sadr aufhält. "Der Ayatollah
hat die schiitischen Mitglieder des Regierungsrates aufgefordert, die Amerikaner zu informieren, dass
Nadjaf eine Grenze darstellt", hieß es am 15.4. aus ranghohen Kreisen der schiitischen Geistlichkeit. (FAZ,
16.4.) Auf Flugblättern verlangten Koalitionstruppen von Einwohnern Kerbelas, nicht mit Mahdi-Armee zu
kooperieren u. Meldung über deren Aktivitäten zu erstatten. Muqtada as -Sadr müsse sich wegen Mord an
Großayatollah Abd al-Madjid Al-Khoei vor Gericht verantworten. (Tageszeitung Zaman, 15.4.)
Großbritanniens Ministerpräsident Blair nach Treffen mit UN-Generalsekretär Annan am 15.4.: USA und
Großbritannien hätten "klares gemeinsames Ziel" einer demokratischen Regierung im Irak. (afp)
US-Präsident Bush am 15.4.: Brahimi-Empfehlungen zeigen, "dass wir uns in Richtung Demokratie
bewegen". Die US -geführte Koalition werde sich "nicht aus Irak vertreiben lassen". (afp)
Designierter spanischer Ministerpräsident Zapatero sagte vor spanischem Parlament, er werde die
spanischen Truppen aus Irak abziehen, wenn bis zum 30. Juni kein VN-Mandat über den Einsatz vorliege.
(afp) Al-Jazeera berichtet von heftigen Angriffen auf Sitz der spanischen Truppen in Nadjaf am 16.4.
19. April: Spanischer Ministerpräsident Zapatero kündigt Abzug der 1.400 spanischen Soldaten "sobald
wie möglich" an. (AP)
Vermittlungsbemühungen irakischer Politiker mit Anhängern von Muqtada as -Sadr gescheitert, da US -Seite
an Auflösung der Sadr-Miliz festhalte. (AP)
Fast 300 sunnitische Kämpfer aus Falludja und Ramadi haben nach US -Presseberichten Posten der USMarines angegriffen. Dabei sollen 10 Iraker und 5 US-Soldaten getötet worden seien. (AP)
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Bundesaußenminister Joschka Fischer traf am 18.4. in Paris VN-Beauftragten für Irak, Brahimi. Brahimi
bezeichnete die Lage in IRQ als "sehr schwierig". BM befürwortete Brahimis Plan für
Souveränitätsübertragung. Entscheidend sei, "dass möglichst früh die Besatzung abgelöst wird, ohne dass
ein Sicherheitsvakuum entsteht." (afp)
Spiegel-TV: Djabbar al-Kubaysi, Präs der "Irakischen Patriotischen Koalition", habe sich für die Tötung von
zwei DEU BGS-Beamten entschuldigt. Die Aufständischen hätten gedacht, es handele sich um USSpezialeinheiten. (afp)
20. April: US-Truppen begannen mit Militäraktionen gegen Unterstützer von Widerstandskämpfern rund um
Falludja und an der syrischer Grenze. (dpa)
Bisheriger US -Botschafter bei den VN, John Negroponte, zum Botschafter in Irak ernannt. Künftige USBotschaft in Bagdad werde mit 3.000 Beschäftigten (darunter 700-1000 Entsandte) die weltweit größte USVertretung. (dpa, afp)
Nach Spanien kündigt auch Honduras Abzug seiner 368 Soldaten aus Irak an. (afp) Dominikanische
Republik und Slowenien wollen ihre Truppen dagegen im Irak lassen. (dpa) Spanien will Truppenabzug in
weniger als sechs Wochen abschließen. (Reuters)
Nach angeordnetem Truppenabzug Spaniens hat Muqtada as -Sadr seine Anhänger aufgerufen, keine
spanischen Soldaten mehr anzugreifen. (AP)
Aus Anlass der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Propheten Muhammad rief Muqtada as -Sadr am 18.4.
einen zweitägigen Waffenstillstand in Nadjaf aus. (Guardian, 20.4.)
21. April: Auch Dominikanische Republik kündigt Abzug ihrer rund 300 Soldaten aus Irak so schnell wie
möglich an. (Reuters)
Explosionen an drei Polizeiwachen in Basra am 21.4. Dabei sind mindestens 45 Menschen getötet worden.
(afp, AP)
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dämpft Hoffnungen auf baldiges Ende der Kämpfe um Falludja.
Problem sei, dass in die laufenden Verhandlungen nur die "Stadtväter", nicht aber Abgesandte der Kämpfer
eingebunden seien. Am 20.4. gab es trotz vereinbarter Waffenruhe neue Kämpfe. Mindestens acht
Rebellen wurden getötet. (afp)
Aufständische feuerten mit Raketen auf Gefängnis Abu Ghraib nahe Bagdad. Dabei wurden 22 Insassen
getötet. (Guardian, 21.4.)
Irakischer Regierungsrat hat Tribunal für Prozess gegen Saddam Hussein eingerichtet. Vorsitzender des
Tribunal werde mit Sami Chalabi ein Neffe des INC-Vorsitzenden Ahmad Chalabi. (dpa, afp, AP)
22. April: Bei Serie von Sprengstoffanschlägen auf mehrere Polizeiwachen in Basra und im Vorort Zubair
starben am 21.4. mindestens 68 Menschen. Fast 100 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch 20
Kinder. Der Gouverneur von Basra machte al-Qaida für die Anschläge verantwortlich. Ein als Polizist
verkleideter Verdächtiger sei festgenommen worden und werde verhört. Irakischer Innenminister Sumaydai
verurteilte Bombenanschläge aufs schärfste. (afp, dpa)
25 Stammesführer in Nadjaf haben in Erklärung die Widerstandskämpfer aufgerufen, die Kämpfe
einzustellen. Bei Gefechten in Falludja wurden am 21.4. nach US-Angaben mindestens 20 Iraker getötet.
(AP)
Iranischer Präsident Chatami warnte die USA vor einem Angriff auf Nadjaf und Kerbala. "Solch ein Angriff
käme einem Selbstmord der US-geführten Koalition gleich und würde einen Zornesausbruch der
schiitischen Welt gegen die Koalition auslösen." (dpa)
US-Generalstabschef Myers hat Aufstockung der US-Truppen in Irak in Aussicht gestellt. Derzeit überprüfe
der Oberkommandierende in Irak, John Abizaid, ob zusätzliche Soldaten benötigt würden. Allein die
dreimonatige Verlängerung des Einsatzes von 20.000 Soldaten werde ca. 700 Mio Dollar kosten. (afp, AP)
23. April: Arabische Zeitung unter Berufung auf Abu Dhabi TV berichtet über Beschluss von USZivilverwalter Bremer, die Auflösung des Irakischen Regierungsrates stehe unmittelbar bevor. RR habe "die
in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt." (Elaph, 22.04.)
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Informierte Kreise berichteten über Treffen zwischen Regierungsratsmitglied Ibrahim al-Dja'fari und
Muqtada as -Sadr am 21.4. Al-Dja'fari (Da'wa-Partei) habe Sadr vorgeschlagen, ins Exil zu gehen und auch
nach 30.6. nicht nach Nadjaf zurückzukehren. (Tageszeitung az-Zaman, 22.4.)
Irakischer Regierungsrat dementierte Ernennung von Salam Chalabi zum Vorsitzenden des neu
eingerichteten Tribunals für den Prozess gegen Saddam Hussein. Er sei vielmehr Administrativdirektor des
Tribunals. (Tageszeitung az -Zaman, 22.4.)
US-Regierung erwägt Begnadigung von mehreren Tausend Mitgliedern der Baath-Partei. Es müsse eine
Balance gefunden werden zwischen der Suche nach Fachkenntnis und Erfahrung sowie der notwendigen
Gerechtigkeit, sagte Sprecher des US-AM Boucher am 22.4. Weiterhin gebe es aber keinen Platz für
Baathisten, die an Verbrechen und Gewaltakten beteiligt gewesen seien. (dpa, Reuters)
26. April: Relative, aber angespannte Ruhe in Faludja. CPA und Würdenträger der Stadt vereinbarten am
24.4. neuen Waffenstillstand. Demnach sollen Aufständische ihre Waffen endgültig bis zum 27.4. abgeben.
(dpa)
UN-Sonderbeauftragter Brahimi drohte mit Niederlegung seines Amtes, falls die US-Administration den
Sunniten keine größere Rolle in Übergangsregierung am 30.6. verleiht. (Zaman, 24.4.)
US-Zivilverwalter Bremer erklärte am 25.4., dass die Lage in Nadjaf sich in eine gefährliche Richtung
bewege, da Aufständische in Moscheen und Schulen Waffen horteten. Muqtada as -Sadr drohte in
Freitagspredigt am 23.4. mit Selbstmordanschlägen, falls US-Truppen Nadjaf angreifen würden (afp).
Sprecher von Großayatollah an-Nadjafi warnte US -Truppen vor Offensive gegen Nadjaf und Kerbala und
rief zu friedlicher Streitbeilegung auf. Der Vorsitzende des Regierungsrats Barzani appellierte an
Würdenträger und Clanälteste, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten. (Zaman, 24.4.)
Norwegen will seine 150 Soldaten wie geplant zum 1.7. aus IRQ abziehen. (dpa)
Großbritannien erwägt nach Pressemeldungen Truppenaufstockung, um die abziehenden spanischen
Truppen zu ersetzen. Geprüft werde zudem die Übernahme des Kommandos über die multinationale
Truppe in Zentralirak, das derzeit bei Polen liegt. (afp)
Quelle im Regierungsrat: Freilassung von 2.500, teils hochrangigen Ba´ath-Mitgliedern aus US -Gewahrsam
im Irak deutet auf Schwenk in der US - Politik hin. Bei der Regierungsrats-Sitzung am 25.04. mit USZivilverwalter Bremer sei deutlich geworden, dass USA die jüngsten Widerstandsaktionen vor Allem um
Falludja maßgeblich von Ba´ath- Kadern organisiert halten. (ash-Sharq al Awsat, 26.04.)
28. April: Spanien will nach Angaben aus Regierungskreisen in Madrid gemeinsam mit Deutschland und
Frankreich über Lösung des Irak-Konflikts mit VN-Unterstützung beraten. Der spanische Ministerpräsident
Zapatero trifft am 28.4. Bundeskanzler Gerhard Schröder und am 29.4. den französischen Präsidenten
Chirac. (Reuters)
Der UN-Sicherheitsrat begrüßte Brahimi-Ausführungen für Bildung einer Übergangsregierung am 27.4.
Brahimi: "Obwohl es nicht leicht sein wird, denken wir, dass es möglich sein müsste, bis Ende Mai eine
Gruppe von Personen zu bestimmen, die von den Irakern im ganzen Land respektiert und akzeptiert wird.
(Reuters, AP)
Am Abend des 27.04. neue US-Bombardements auf Falludja. Nach Berichten eines CNN-Korrespondenten
griffen am Abend zwei Flugzeuge vom Typ AC-130 zwei vermutete Stellungen der Aufständischen in der
Stadt an, weil sie zuvor die Waffenruhe beständig verletzt hätten (dpa).
29. April: US-Bombardements von Falludja zerstören seit 28.4. nach Augenzeugenberichten 25 Häuser.
Laut Krankenhausangaben kommen Rettungswagen nicht zu den Verletzten durch (al-Jazeera, 29.4.) USStreitkräfte schicken zusätzliche Panzer nach Irak, um militärischen Druck auf Aufstandsbewegung zu
verstärken. Dies teilte US-Militär am 28.4. mit. (AP)
Der spanische Ministerpräsident Zapatero sagte am 28.4. nach dem Treffen mit Bundeskanzler Schröder in
Berlin: Es gebe Gespräche mit Deutschland, Frankreich und der US -Regierung über Perspektiven für neue
Empfehlungen des Sicherheitsrats. Gemeinsame deutsche, französische und spanische Initiative für neue
Sicherheitsrats Resolution gebe es aber nicht (Reuters). Zapatero und Schröder vereinbarten enge
Abstimmung ihrer Irakpolitik mit Frankreich im Rahmen des Sicherheitsrats. (AP, ddp)
UN-Generalsekretär Annan kritisierte die US -Angriffe auf Falludja: "Gewaltsame Militäraktionen einer
Besatzungsmacht gegen Bewohner eines besetzten Landes machen die Lage nur schlimmer", sagte Annan
am 28.4. in New York. (AP)
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Bei Gefechten drei US- Soldaten in Bagdad, zwei Ukrainische Soldaten im Süden des Landes und fünf
irakische Polizisten in Mossul getötet (al-Jazeera, 29.4.)
Militär Großbritanniens gegen Truppenverstärkung im Irak, auch um nicht in US-Operationen
hineingezogen zu werden. (Guardian, 29.4.)
Neue Umfrage in den USA: 47 % der Befragten halten militärischen Einmarsch in Irak für richtig, 46%
lehnen ihn ab. (AP)
30. April: Vertreter des US -Militärs und Würdenträger aus Falludja vereinbarten am 29.4. schrittweisen
Rückzug der US -Truppen. 1.100 Mann starke irakische Truppe unter Befehl eines ehemaligen SaddamGenerals sollen für Aufrechterhaltung der Ordnung zuständig sein. (Guardian 30.4., dpa) Dennoch am
Abend des 29.4. erneute Luftangriffe auf die Stadt. (afp)
BK Schröder für stufenweises Vorgehen bei diplomatischem Vorgehen im Irak: Zunächst sollten
Bemühungen von UN-Sonderbeauftragtem Brahimi für neue Sicherheitsratsresolution abgewartet werden.
Danach sollten sich Länder wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Großbritannien über weiteres
Vorgehen in den VN abstimmen. (dpa)
US-Fernsehsender zeigte am 29.4. schwere Misshandlungen von Irakern in Abu-Ghraib-Gefängnis bei
Bagdad. Sechs Militärpolizisten müssen sich vor Militärgericht verantworten.
Bei neuen Angriffen und Attentaten wurden am 29.4. zehn US -Soldaten und mindestens sechs Iraker
getötet. (dpa)
Mai 2004
01. Mai: Die Leiche eines der zwei am 07.04. bei Falludscha umgekommenen BGS-Beamten wurde
gefunden und identifiziert. Überführung erfolgte am 02.05. (SAT 1)
UN-Generalsekretär Annan für multinationale Friedenstruppe. Sondergesandter Brahimi werde in den
nächsten Tagen wieder in den Irak reisen. (Spiegel)
Seit dem 01.05. Tod von 11 US-Soldaten bei verschiedenen Attacken in Ramadi, Bagdad, Amara (südlich
Bagdad) und Kirkuk. Amara-Attacke am 01.05. durch Sadr-Milizen auf US -Konvoi. Mörserattacke auf
Polizeiquartier in Basra. US-Truppen nehmen Sadr-Stellvertreter in Hilla (nahe Nadschaf) fest. (al-Jazeera,
Guardian, NYT)
02. Mai: Carina Perelli, für Wahlvorbereitungen im Irak zuständige UN-Vertreterin, stellt am 03.05. in New
York die Pläne für "völlig neue, unabhängige irakische Wahlkommission" für Wahlen bis Januar 2005 vor.
Vorgesehen: Sieben Kommissare und ein Generaldirektor ausgewählt aus Liste von 25 durch irakische
Gruppen vorgeschlagenen Personen. Derzeit geschätzte Kosten für die Wahlen: 250-260 Mio. (UN-News,
dpa)
Heftige Gefechte am 03.05. in Nadschaf zwischen Mahdi-Miliz Sadrs und US-Truppen. Mörserangriff am
03.05. von US-Truppen auf Ziel um den Flughafen Bagdad (al-Jazeera, NYT). US- Hubschrauber hat laut
arabischer Zeitung Elaph in Diwaniya (östlich Nadschaf) die dortige Repräsentanz Sadrs zerstört ; im
gesamten Irak würden US- Truppen gegen Repräsentanzen Sadrs vorgehen. (Elaph)
EU- Kommission hat 160 Mio. € Wiederaufbauhilfe für Irak freigegeben, trotz Sicherheitsbedenken (u.A. 90
Mio. € für öffentlichen Dienstleistungssektor, 60 Mio. € für Verbesserung der Lebensbedingungen) (AFP)
05. Mai: Internationales Rotes Kreuz fordert "seriöse Untersuchung" der Foltervorwürfe in den irakischen
Gefängnissen durch Justiz, Reaktion der US - Verantwortlichen sei aber "extrem positiv". Der
zurückgetretene irakische Menschenrechtsminister at -Turki sagte, die US -Verwaltung wusste seit
Dezember 2003 von den Vorkommnissen. Er sei zurückgetreten, weil nichts dagegen unternommen wurde.
(AFP, AP)
Großes Anti-Sadr-Treffen von über 150 einflussreichen schiitischen Führern am 04.05. in Nadschaf. Sadr
solle seine Einheiten von den Heiligen Stät ten abziehen und die Waffenlager in den Moscheen räumen.
(NYT)
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06. Mai: US-Präsident Bush verurteilte am 5.5. in zwei Interviews auf arabischen Fernsehsendern die von
US-Soldaten verübten Misshandlungen irakischer Gefangener als abscheulich. Ein solches Verhalten
entspreche nicht amerikanischen Wertvorstellungen. Das irakische Volk müsse wissen, "dass das, was in
diesem Gefängnis geschah, nicht das Amerika repräsentiert, das ich kenne". (AP)
"Washington Post" veröffentlichte am 6.5. weitere Photos über die mutmaßliche Misshandlung von
irakischen Gefangenen. Zeitung betonte, es sei nicht klar, ob einige der Aufnahmen gestellt wurden. (dpa)
Mehrere 100 Iraker demonstrierten am 5.5. vor dem Gefängnis Abu Ghreib gegen die Misshandlung
irakischer Gefangener. (AFP)
IKRK-Sprecherin Notari gegenüber "Le Monde" (Donnerstagsausgabe): IKRK wisse seit langem, dass sich
im Gefängnis Abu Ghreib "schlimmere Sachen als auf den Photos" abspielten. "Die Photos sind
schockierend, doch unsere Berichte sind schlimmer". Das IKRK habe zunächst mehrere Berichte und
Empfehlungen an die US- und GB-Behörden vor Ort geschickt; in einer zweiten Phase seien Berichte an
die Vorgesetzten in Washington und London geschickt worden. IKRK -Vertreter hätten alle 5-6 Wochen
unangemeldet das Gefängnis besucht. (dpa)
07. Mai: Großbritannien unterbreitet UN-Sicherheitsrat am 06.05. bei informellem Treffen die mit den USA
abgestimmten Vorstellungen für eine neue Irak-Resolution: Resolution als rechtliche Grundlage für formelle
Souveränitätsübertragung an irakische Übergangsregierung am 30.06. Einzelheiten: Militärisches
Kommando bleibt weiterhin bei den USA, der irakischen Übergangsregierung soll aber "volle Souveränität"
zugesichert werden. UN- Rolle: Maßgebliche Hilfe bei Organisierung der Nationalversammlung im Juli,
Unterstützung bei Ausarbeitung einer Verfassung und Abhaltung von Wahlen bis Ende Januar 2005. (dpa)
Bewaffnete erschießen am 07.05. polnischen und algerischen Journalisten südlich Bagdads (AFP). Am
06.05. Autobombenanschlag auf Einlasskontrollpunkt in "Green Zone"; 1 US - Soldat und fünf Iraker getötet
(Guardian).
10. Mai: Spiegel TV: Ranghohe Mitglieder der US- Regierung, darunter Vizeverteidigungsminister
Wolfowitz, seien im Januar 2004 durch IKRK-Präsident Kellenberger persönlich auf die Missstände in
irakischen Haftanstalten hingewiesen worden. (Interview mit IKRK-Sprecherin Dumani, zitiert in AFP)
11. Mai: Polnischer Verteidigungsminister am 10.05.: Land sei entschlossen zur weiterem Irak-Einsatz,
aber etappenweise Reduzierung der Truppen. (dpa)
Ein toter NLD-Soldat bei Mörserangriff nahe Samawa (Südirak) (erster toter NLD-Soldat bei
Kampfhandlungen). (bbc)
Amnesty-Bericht nach Untersuchungen im Februar/März 2004 im Südirak: Fälle ziviler Opfer britischer
Truppen außerhalb von Kampfhandlungen ungeklärt; lediglich vertrauliche Untersuchungen durch britische
Militärpolizei. Amnesty fordert Aufklärung durch zivile Ermittler. Weitere Kritik: Britische Truppen
verhinderten nicht Vorgehen von Bewaffneten gegen Christen in Basra. (bbc)
12. Mai: Bundesaußenminister-Fischer bei Washington-Besuch gegenüber US-Außenminister Powell zu
Irak-Folterskandal: "Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden". Freunde und
Verbündete der USA seien "tief bestürzt". Wichtig für den Westen sei nun, dass es USA gelänge, "ihre
moralische Führung wieder herzustellen." (Spiegel)
Die Islamistische irakische Widerstandsgruppe Muntada al- Ansar (="Gruppe der Unterstützer") zeigt auf
ihrer Website die Enthauptung eines entführten US- Zivilisten durch Vermummte. Im Titel des Videos: Mord
ausgeführt durch Sheikh Abu Mausab az -Zarqawi. Eine vor der Exekution verlesene Erklärung stellt Bezug
zu al-Qa´ida her und droht mit neuen Anschlägen. Leiche des ermordeten US- Bürgers- im Irak seit
mehreren Monaten als freier Geschäftsmann tätig- war am 08.05. aufgefunden worden (NYT).
13. Mai: Irakischer Regierungsratpräsident Izz ad-Din Salim am 12.05.: Ende Mai wird es eine nationale
Übergangsregierung geben, die "verschiedene politische Richtungen, Parteien und politische
Persönlichkeiten einschließen wird". (al-Jazeera)
Folterskandal: US- Senatoren und Abgeordnete "schockiert" über Bilder aus dem Gefängnis Abu Ghaib, die
ihnen während streng abgeschirmten Pentagon–Briefings im Kongress gezeigt werden. Kommentar u.A::
Man habe mit Schlimmsten gerechnet, die Bilder seien aber noch wesentlich schlimmer. Zahlreiche
Senatoren treten für umgehende Veröffentlichung ein. (AFP, bbc)
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14. Mai: US-Verteidigungsminister Rumsfeld auf Blitzbesuch im Gefängnis Abu Ghaib am 13.05.
Ansprache vor Soldaten: Es sei zu erwarten, dass noch mehr Fehler im Irak gemacht würden, aber "eines
Tages werdet ihr stolz sein auf Euren Dienst und sagen, es hat sich gelohnt." (Reuters)
Heftige Kämpfe unter Einsatz schwerer Waffen auf US-Seite in Nadschaf und Karbala. In Nadschaf sind auf
der wichtigsten Straße US -Panzer aufgefahren. (al-Jazeera)
17. Mai: Der amtierende Regierungsratvorsitzende Izz ad-Din Salim (schiitsche Da´wa-Partei) ist am 17.05.
in West-Bagdad bei einem Autobombenanschlag ums Leben gekommen (al-Jazeera, Spiegel-Online). Der
Politiker stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Mit ihm verlieren 2 US-Soldaten und 10 Iraker ihr Leben.
US-Außenminister Powell am 14.05. am Rande G 8-AM-Treffens in Washington: US-geführte
Besatzungstruppen werden sich aus dem Irak zurückziehen, sollte die zum 1. Juli eingesetzte Irakische
Regierung dieses fordern. Er gehe aber davon aus, dass die Streitkräfte auch über diesen Termin hinaus
im Irak stationiert blieben (AP).
Kämpfe zwischen Mahdi-Miliz von Muktada as -Sadr und Koalitionstruppen in Nadschaf und Kerbala. Drei
US- Soldaten und größere Anzahl von Milizangehören sterben. Tausende Demonstranten forderten Abzug
der US-Truppen aus der Stadt. In Sadr –City (Bagdad) fordern Sadr-nahe Prediger beim Freitagsgebet auf,
bei der Verteidigung der Heiligen Stätte in Nadschaf und Kerbala zu helfen. (Elaph, Guardian)
18. Mai: Nach dem Tod des für Mai 04 amtierenden Regierungsratspräsidenten Izz ad-Din Salim wird der
Sunnit Sheikh Ghazi Adjil al-Yawer (RR-Mitglied) zum amtierenden Regierungsratvorsitzenden bis zum
Souveränitätsübergang am 30.06.04 gewählt. (NYT)
US-Regierung stellt zum Souveränitätsübergang Subsidien für Chalabis INC ein. Gründe noch unklar.
(Elaph)
GBR will nach Presseberichten die eigenen Truppen im IRQ um bis zu ein Drittel, d.h. 3-4000 Mann
verstärken. Zusätzliche Truppen sollen Sicherheit bis zum Souveränitätsübergang garantieren helfen (dpa)
19. Mai: Der neue turnusgemäße Vorsitzende des irakischen Regierungsrates Sheikh Ghazi Adjil al-Yawer
(Sunnit) sagte am 19.05. dem Sender al-Jazeera, es müsse am 30.06. ein vollständiger
Souveränitätstransfer stattfinden. Dies müsse sich auch in einer neuen UN-Sicherheitsrats-Resolution
niederschlagen, die die Resolution 1483 ersetze. Die zusammen mit dem UN-Sondergesandten Brahimi
und der US-Zivilverwaltung bestimmte Übergangsregierung müsse volle Entscheidung über Verbleib der
multinationalen Truppen im Irak haben.
Bundeskanzler Schröder am 18.05: Er habe Zweifel, ob die NATO das geeignete Instrument sei, im Irak zur
Stabilisierung beizutragen. NATO-Truppen würden wohl kaum "emotional anders aufgenommen als die
derzeit im Irak stationierten Soldaten." (FAZ)
21. Mai: UN-Generalsekretär Annan am 19.05.: Die irakische Interimsregierung wird aus den Beratungen
entstehen, die UN-Sondergesandter Brahimi derzeit führt. Sie wird einen Kompromiss darstellen und
sowohl Personen enthalten, die in der Politik tätig waren und solche, die nicht in der Politik tätig waren. (AP)
Irakische Sicherheitskräfte durchsuchten am 20.05. Villa und Parteizentrale von Regierungsratmitglied
Chalabi. Suche nach Beweisen u.A. für Betrug, Bestechung und Entführungen. (NYT, Elaph)
Am 19.05. erster Schuldspruch im Folterskandal von Abu Ghaib: Militärpolizist Sivits wurde in Bagdad unter
Ausschluss der Öffentlichkeit zur Höchststrafe von einem Jahr Haft verurteilt und degradiert. (AP)
24. Mai: USA und GBR werden am 24.05. Entwurf für neue UN-Irak-Resolution vorlegen. US-UNVizebotschafter Cunningham am 21.05.: Der gesamte Sicherheitsrat ist darüber einig, dass volle
Souveränität an Iraker übergeben werde. (Guardian)
US-Präsident Bush wird heute (20.00 OZ) in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache seine
Vorstellungen zur irakischen Übergangsregierung darlegen.
Washington-Post: Der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Irak Sanchez sei persönlich bei
Mißhandlung von irak. Häftlingen in Abu Ghaib anwesend gewesen.
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Am 22.05. in Bagdad Anschlag auf stellvertretenden irakischen Innenminister Abd al-Jabbar Jussif, der
leicht verletzt wird. Vier seiner Leibwächter sterben. (Elaph)
26. Mai: Der irakische Atomwissenschaftler Hussain ash-Shahrastani (Schiit) soll Ministerpräsident der zur
Zeit vom UN-Sondergesandten Brahimi zusammengefügten Übergangsregierung werden. Der in London
und Toronto ausgebildete Wissenschaftler war vor seiner Flucht aus dem Irak 1991 unter Saddam zehn
Jahre lang inhaftiert. Ash-Shahrastani habe sich geweigert am Atomwaffenprogramm Saddams
mitzuwirken. (dpa, Reuters)
Der deutsche UN-Botschafter Pleuger am 24.05.: Neue UN-Resolution soll Mandat für multinationale
Truppe im Irak für ein Jahr vorsehen. (ash-Sharq al-Awsat)
Amnesty-Jahresbericht 2004 zu Irak über Inhaftierungen durch Besatzungstruppen: "Routinemäßig sahen
sich Häftlinge in den ersten 24 Stunden ihres Gewahrsams grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender
Behandlung ausgesetzt. (dpa) Das irakische Menschenrechtsministerium hat erklärt, man habe ein Büro in
Abu Ghraib eingerichtet, um die Haftbedingungen zu verfolgen. (al-Hayat)
27. Mai: Der Schiit Hussain ash-Shahrastani ist offenbar doch nicht als Ministerpräsident der irakischen
Übergangsregierung vorgesehen. UN-Sondergesandter Brahimi: Ash-Shaharastani habe selber klar
gestellt, dass er seinem Land lieber auf anderem Weg dienen möchte. (AFP) Ash-Shahrastani sei enger
politischer Berater des Großayatollah as -Sistani. (Elaph)
Frankreich und China beharren auf Änderungen am UN-Resolutionsentwurf für den Irak, der am 24.05. von
den USA und Großbritannien vorgelegt wurde. Im Text müsse u.A. festgelegt werden, dass die irakischen
Streitkräfte sich nicht an Militäreinsätzen unter US - Kommando beteiligten müssten. (AFP)
28. Mai: Bundesaußenminister Fischer: "Der UN-Resolutionsentwurf der USA und Großbritanniens ist eine
gute Grundlage, auf der nun verbessernd diskutiert wird, vor allem auch über den Umfang der
Souveränitätsübertragung. (Handelsblatt 28.05.)
Die US-Zivilverwaltung stimmt am 27.05. einer Verhandlungslösung zur Entmilitarisierung Nadschafs zu.
Abmachung zwischen Muqtada as -Sadr, den geistlichen Autoritäten in Nadschaf und dem Regierungsrat,
die auch gültig ist für das nahe gelegene Kufa.
Juni 2004
01. Juni: Der Regierungsrat wählte am Dienstagmorgen den sunnitischen Scheich Ghasi Yawar, Daktueller
Vorsitzender des Regierungsrats, zum irakischen Präsidenten für die Zeit ab dem 01.07. bis zu allgemeinen
Wahlen im Januar 2005. Zu Stellvertretern gewählt wurden Ibrahim Dschafari, Sprecher der schiitischen
Dawa-Partei, und Wurusch Schawiz, KDP und bisher nicht Mitglied des Regierungsrats (al Jazeera). VNSonderberater Brahimi "bestätigte" Wahl. (AP)
Benennung des schiitischen Arztes und Mitglied des Regierungsrats Ayad Allawi durch den Regierungsrat
zum zukünftigen Ministerpräsidenten der irakischen Übergangsregierung ab dem 01.07. wird in irakischen
Zeitungen durchgehend positiv bewertet. Der Regierungsrat hatte die einstimmige Wahl Allawis bereits am
Freitag bekannt gegeben. (Presseauswertung Bagdad)
US-Präsident Bush bat BK Schröder am Montag in einem Telefongespräch um Unterstützung des USEntwurfs einer neuen SR-Resolution zu Irak. (AP, dpa)
02. Juni: Neben dem Präsidenten und seinen beiden Stellvertretern wurden am 01.06. ebenfalls ein
stellvertretender Ministerpräsident, drei sogenannte Staatsminister sowie 28 Minister (Ressortleiter) der
Übergangsregierung ernannt, darunter sechs Frauen. (Hayat, dpa, BBC, Jordan Times)
Der Regierungsrat hat am 01.06. überraschend seine Selbstauflösung beschlossen und die Aufgaben dem
neuen Ministerpräsidenten übertragen. (AP, FAZ)
Die USA und Großbritannien legten dem UN-Sicherheitsrat einen überarbeiteten Entwurf einer neuen
Resolution vor, in dem Ende des Mandats für die multinationale Truppe für Zeitpunkt der Beendigung des
politischen Übergangsprozesses (Ende 2005) vorgesehen ist. (BBC, DLF)
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03. Juni: Iraks Nachbarstaaten reagierten positiv auf die Ernennung der neuen Übergangsregierung. Der
Sprecher des iranischen nationalen Sicherheitsrates nannte sie einen "Schritt vorwärts". (Jordan Times)
Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W. Bush, Condoleezza Rice, widersprach am Mittwoch
Berichten, wonach sich die US-Regierung in die Ernennung der Übergangsregierung eingemischt habe. Sie
habe jeden Morgen mit dem UN-Sonderberater Lakhdar Brahimi telefoniert, der alle Konsultationen geführt
und die Kandidatenliste aufgestellt habe, sagte Rice dem US-Nachrichtensender CNN. Dabei habe sie
Brahimi mitgeteilt, dass jeder von Brahimi genannte Kandidat für die USA akzeptabel sei. (dpa)
04. Juni: Irak hat ein größeres Mitspracherecht über Einsatz und Verbleib der US -geführten Truppen
gefordert. Außenminister Hoschyar Zebari wandte sich vor dem UN-Sicherheitsrat am Donnerstag
allerdings zugleich gegen einen vorzeitigen Abzug der Soldaten, der zu Chaos und Bürgerkrieg in Irak
führen könnte. (Reuters, dpa, AFP)
Zwei Anschläge auf die italienische Botschaft in Bagdad innerhalb von 2 Tagen forderten nach ersten
Angaben mehrere Opfer unter irakischen Mitarbeitern. (dpa)
07. Juni: Die USA und die irakische Übergangsregierung legten dem UN-Sicherheitsrat in der Nacht zum
Montag schriftliche Erklärungen über ihre militärische Zusammenarbeit vor. Die Abstimmung über die
Resolution soll noch vor dem offiziellen Beginn des G8-Gipfels am Dienstagabend auf Sea Island erfolgen.
(dpa, Reuters, AFP)
Die irakische Übergangsregierung erhält zwar nicht das ausdrückliche Recht eines Vetos gegenüber USMilitäreinsätzen, bekommt jedoch eine weitgehende Mitsprache. (dpa, Reuters, AFP)
Der neue irakische Justizminister Malik Dohan al-Hassan erklärte, nach Wiederherstellung der Souveränität
werde Irak die Todesstrafe wieder einführen. (AFP)
08. Juni: Einigung über eine neue UN-Sicherheitsrats-Resolution zum Irak. Abstimmung ist für heute 16.00
OZ (22.00 MEZ) angesetzt. Im letzten USA-Großbritannien-Entwurf am 07.06.: Kein Vetorecht der
irakischen Regierung für Einsatz der Multinationalen Truppe (MNF) wie von Frankreich gefordert. Der Text
enthält aber die Zusicherung, dass die US-geführten Truppen in allen sicherheitsrelevanten Fragen
"inklusive sensibler Angriffsoperationen" mit der Regierung in Bagdad zusammenarbeiten. Bereits vorher
gab es folgende Einigung: Das Mandat für MNF läuft im Januar 2006 aus; Der irakischen Regierung wird
das Recht eingeräumt, den Abzug der MNF zu fordern. Der Text nimmt auf Briefwechsel des irakischen
Ministerpräsidenten Allawi und des amerikanischen Außenministers Powell Bezug, in dem anerkannt wird,
dass die irakischen Sicherheitskräfte den jeweiligen irakischen Ministerien unterstehen. Bei einem Einsatz
unter einheitlichem (Anm.: d.h. US-) Kommando werde dieser auf allen Befehlsebenen koordiniert. Der
französische Außenminister Barnier sagte dazu: Frankreich ist nicht völlig zufrieden; das werde aber
"positive Stimmabgabe nicht verhindern." Der deutsche Botschafter Pleuger sagte hingegen: Der jetzige
Entwurf trägt den deutschen Bedenken Rechnung. (AFP, AP, Guardian, NYT)
09. Juni: Noch vor Beginn des G-8 Gipfels wird die UN-Sicherheitsrats-Resolution einstimmig
verabschiedet. Bundeskanzler Schröder begrüßt die umfassende Übertragung von Kompetenz en auf die
irakische Regierung, für die sich Deutschland von Anfang an eingesetzt habe. (dpa, Reuters)
UN-Generalsekretär Annan erklärt, einen Sondergesandten zu beauftragen, der die künftige UN-Mission im
Irak leiten solle. Er sagt, dass die Zukunft davon abhängen werde, „ob die Iraker das Gefühl eines echten
Wechsels von der militärischen Besetzung zur Wiederherstellung ihrer Souveränität bekommen“. (dpa,
Reuters)
Die irakische Übergangsregierung und die US-Zivilverwaltung erklären alle Milizen für illegal. Für die
Integration der geschätzten 100.000 Kämpfer in die Zivilgesellschaft und reguläre Sicherheitskräfte
kündigten sie ein 200 Mio. US$ Programm an. (Washington Post)
11. Juni: Der erste private irakische Fernsehkanal „Sharqiya“ geht auf Sendung.
14. Juni: Der Repräsentant Sistanis in Europa, Murtadha Kaschmiri, begrüßt Nichterwähnung des
Übergangsgesetzes in UN-Sicherheitsrats-Resolution. Die Kurden hätten kein Recht, der Mehrheit der
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Iraker dieses Gesetz aufzuzwingen, so seine Begründung. Das kurdische Parlament bestätigt in einer
Sondersitzung die Resolution. (Mutamar, AFP)
Die Baath-Partei verurteilt die UN-Sicherheitsresolution. „Multinationale Streitkräfte“ sei ein Deckname der
Besatzungstruppen. Befürworter der Resolution werden als Feinde der Baath-Partei und dem bewaffneten
irakischen Widerstand angesehen. (BBC)
Zunahme gezielter Anschläge auf US-Truppen, irakische Sicherheitskräfte und irakische
Regierungsmitglieder. Unter anderem werden der Unterstaatssekretär im Außenministerium Bassam Kubba
und Direktor der Kulturabteilung im Bildungsministerium Kamal al Dscharra getötet. (dpa)
15. Juni: Laut Übergangs-Ministerpräsident Ayad Allawi werden die USA Saddam Hussein der neuen
Bagdader Regierung übergeben. Die USA erklären, etwa 5000 Gefangene, die als besonders gefährlich
gelten, auch nach Machtwechsel unter eigener Kontrolle haben zu wollen. (al-Jazeera, NYT)
Die US-Armee hat am Wochenende Sajjed Ahmed Redha al Husseini, einen engen Vertrauten des
radikalen Schiitenführers Muqtada as -Sadr festgenommen. (AP)
Vier britische Soldaten werden wegen Misshandlungen an irakischen Gefangenen angeklagt. (dpa,AP)
16. Juni: Bush will sich auf Zeitpunkt für Übergabe Saddam Husseins festlegen. Zunächst müsse
entsprechende Sicherheitslage hergestellt werden. (AP)
Der Sicherheitschef der irakischen Ölgesellschaft Nord, Ghasi Talabani, der zur Familie des Kurdenführers
Dschalal Talabani gehört, ist am Mittwoch bei einem Attentat getötet worden. (AFP)
General George Casey soll neuer US-Oberbefehlshaber im Irak werden. Damit wäre er Nachfolger von
General Ricardo Sanchez, der Verantwortung für Misshandlungen irakischer Gefangener übernommen hat.
(AP, dpa)
Angeblich hat sich die Terrorgruppe um Abu Mussab as-Sarquawi zu dem Anschlag am Montag bekannt.
15 Menschen wurden getötet. (dpa)
US-Untersuchungskommission zum 11.September findet keine Hinweise auf Kooperation zwischen Irak
und al Qaida bei Angriffen auf USA. Bush bekräftigte erneut, dass die Verbindung zwischen Irak und al
Qaida eine unerträgliche Gefahr für die USA gewesen sei. (Reuters)
Außenminister Zebari macht einige arabische Golfstaaten für Unsicherheit im Irak mitverantwortlich. Seinen
Vorwurf, diese Staaten würden „Satelliten-Fernsehsender finanziell unterstützen, die zur Gewalt aufhetzen“
macht er auf Außenministertagung der Organisation der islamischen Konferenz mit Iraks Nachbarstaaten
und Ägypten.
As-Sadr ordnet den Abzug seiner Milizionäre aus Nadschaf an, die nicht aus der Stadt stammen. Dies sei
Vorraussetzung für den Rückzug der US-Streitkräfte aus der Stadt. 475 Soldaten der irakischen Armee
trafen in der Stadt ein, um für Ordnung zu sorgen (dpa)
17. Juni: Bei Anschlägen im Irak werden insgesamt 50 Iraker getötet und 140 verletzt. Schwerster
Anschlag findet auf eine Rekrutierungsstelle für irakische Armee statt mit:35 Toten und 140 Verletzten.
Es wird über Pläne zur Aufstellung von sog. „Todesschwadronen“ für den Kampf gegen Terrorzellen
berichtet, die von den Koalitionstruppen ausgebildet werden sollen. (Elaph)
21. Juni: Angesichts der neuen Welle der Gewalt kündigt der irakische Ministerpräsident Ajad Allawi eine
grundlegende Umstrukturierung der Sicherheitskräfte an. Zentrale Aufgabe soll der Kampf gegen
Aufständische sein. Außerdem wird die Verhängung von Notstandsgesetzen in einigen Problemregionen in
Aussicht gestellt. (dpa, Guardian)
Der ehemalige Präsident des zentralen Strafgerichts und Mitglied des Justiz-Revisionsausschusses, Richter
Radhi Hamza Al-Radhi wird vom US-Zivilverwalter Bremer zum 1. Vorsitzenden der neuen
Generalkommission für Redlichkeit ernannt.
Die nach zahlreichen Sabotageakten an irakischen Pipelines unterbrochenen Ölexporte werden wieder
aufgenommen. (Reuters)
Der Sprecher des Rates der Rechtsgelehrten der Muslime, Muthanna Harith ad-Dari lehnt die Teilnahme an
der Nationalen Konferenz ab.
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In Bagdad beginnen drei weitere Verfahren gegen US-Soldaten wegen Foltervorwürfen. (AFP)
Bei Angriffen auf US-Truppen werden mindestens fünf Soldaten getötet. Außerdem wurden durch den Iran
drei britische Patrouillenboote beschlagnahmt und deren Besatzungsmitglieder festgenommen, die
iranisches Hoheitsgewässer befahren hatten.
Am Wochenende sterben bei einem US-Luftangriff sowie bei einer Serie von Bombenangriffen mehr als 30
Menschen. Der irakische Gesundheitsminister Aladdin Alwan sowie der Innenminister an-Naqib sind Ziele
von Anschlägen.
22. Juni: Die US-Zivilverwaltung erarbeitet zusammen mit der Ministerialkommission für nationale
Sicherheit ein neues Sicherheitskonzept für den Irak. Danach werden die Sicherheitskräfte in
Alarmbereitschaft versetzt, Sicherheitskordons um alle Großstädte gezogen und der Objektschutz
intensiviert. Ajad Allawi soll das Oberkommando über alle Sicherheitskräfte übernehmen und den
Ausnahmezustand in westlichen Unruhegebieten des Irak verkünden.
Im Skandal um die Misshandlung von Gefangenen hat die US-Regierung ihre Haltung bekräftigt, niemals
Folterungen sanktioniert zu haben. Aus vom Weißen Haus veröffentlichten bisher geheimen Dokumenten
geht hervor, dass Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zeitweise das Ausziehen von Häftlingen im Lager
Guantanamo, ihre Einschüchterung mit Hunden und weitere umstrittene Praktiken gebilligt hat. (AP)
Der Südkoreaner Kim Sun-il wird von Terroristen enthauptet. Die Verantwortung dafür übernimmt die
Terrorgruppe um Abu Mussab as -Sarqawi, die bereits die Verantwortung für die Enthauptung des
Amerikaners Nicholas Berg im Mai übernommen hatte. Der koreanische Sicherheitsrat will jedoch an der
Verstärkung seiner militärischen Präsenz im Irak festhalten. (AP)
WHO-Mitarbeiter warnen angesichts der eingeschränkten Strom- und Wasserversorgungslage im Irak
sowie der anhaltend hohen Temperaturen vor massiven Engpässen im Gesundheitsbereich.
24. Juni: Die letzten elf irakischen Ministerien werden offiziell an irakische Amtsinhaber übergeben. (AP)
Bei Anschlägen und schweren Kämpfen zwischen Aufständischen und Besatzungstruppen werden
mindestens 92 Menschen getötet und 320 weitere verletzt. Die Angriffe richten sich vor allem gegen
Polizeistationen. Die schwersten Auseinandersetzungen finden in Mossul statt. Eine Gruppe um den
Terroristen as-Sarqawi bekennt sich zu den Anschlägen. (AP)
Nach einer Umfrage von USA Today, CNN, Gallup-Institut erklären 54% der Befragten die Entsendung von
US-Truppen in den Irak als Fehler. Damit beurteilt erstmals seit dem Vietnam-Krieg eine Mehrheit der
Amerikaner einen großen Militäreinsatz als Fehler.
Gemäß einer Erklärung des künftigen Kommandeurs der US-Streitkräfte im Irak, General George Casey,
wurde mit der neuen irakischen Regierung eine Grundsatzentscheidung über strafrechtliche Immunität der
ausländischen Truppen und deren Vertragsunternehmen getroffen. (AFP)
Die Mahdi-Milizen des Rebellenführers Muqtada as -Sadr erklären in ihrer letzten Bastion in Sadr City eine
Waffenruhe. (Reuters)
26. Juni: USA und EU verpflichten sich auf ihrem Gipfeltreffen gegenüber der irakischen Regierung zu
umfassender Wiederaufbauhilfe und zur Hilfe beim Schuldenabbau. (dap)
Bei einem Bombenattentat in Hill kommen ca. 40 Menschen ums Leben. (NYT)
27. Juni: Die irakische Kriminalpolizei führt die bisher größte Operation zur Verbrechensbekämpfung aus
und nimmt 149 Mitglieder von 13 kriminellen Banden fest. (Sabah)
Aufständische entführen einen US -Marine-Infanteristen und drohen seine Enthauptung an.
Carina Perelli, Leiterin des Wahlvorbereitungsteams der VN, kündigt den Ausschluss von militanten
Gruppierungen und Personen von den geplanten Wahlen im Irak an. (dpa)
31 mit dem Menschenrechtsschutz befassten Agenturen der VN fordern in einer gemeinsamen Erklärung
Zugang zu Gefangenen im Irak. (AFP)
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28. Juni: Die Souveränität des Irak ist wiederhergestellt. Der irakische Interimsministerpräsident Ajad Allawi
und der US-Zivilverwalter Paul Bremer tauschten entsprechende Dokumente aus. Die ursprünglich für den
30. Juni geplante Machtübergabe wurde aus Sicherheitsgründen vorgezogen. (AFP)
Der Organisation Chistian Aid zufolge wurden bisher fast alle Wiederaufbauprojekte im Irak an US -Firmen
vergeben, bis zu zehn Mal so viel verlangten wie irakische Unternehmen (AP)
29. Juni: Die US-Armee eröffnet die Untersuchung zweier Todesfälle von Irakischen Gefangenen. Seit
August 2002 habe die US -Armee 32 Todesfälle unter irakischen Gefangenen auf unnatürliche Ursachen hin
geprüft. (Reuters)
Der Iran lässt die gefangenen britischen Soldaten frei.
Bei einem US -Luftangriff auf ein mutmaßliches Versteck von Anhängern Abu Mussab al-Zarqawis in
Falludscha werden mindestens sieben Menschen getötet und 17 weitere verletzt.
30. Juni: Saddam Hussein sowie 11 weiter hohe Vertreter von Husseins Regime werden formell an den
Irak übergeben, soll aber weiterhin von US-Streitkräften bewacht werden. (dpa, AP)
Noch auf Anordnung des ehemaligen US -Zivilverwalters Paul Bremer soll ein noch zu bildender Ausschuss
die Fälle von 6.000 noch immer ohne Anklage gefangen gehaltenen Irakern prüfen. Diesem Ausschuss
sollen Ministerpräsident Allawi, der Kommandeur der multinationalen Truppen im Irak sowie die Botschafter
der USA und Großbritanniens vorstehen. (AFP)
Juli 2004
1. Juli: Saddam Hussein wird die Anklageschrift verlesen. Er erscheint ohne anwaltlichen Beistand und
weist alle Vorwürfe zurück. (dpa)
Der Internationale Währungsfonds möchte den Irak erst dann finanziell beim Wiederaufbau unterstützen,
wenn das Land seine Schulden in Höhe von 80 Mio. US$ begleicht. Die mögliche Hilfe könne bis zu 850
Mio. US$ betragen. (AFP)
Jordanien erklärt sich als erster arabischer Staat bereit, die irakische Übergangsregierung bei Befarf mit
Soldaten oder anderer Militärhilfe zu unterstützen. (AFP)
Die Todesstrafe wird wieder eingeführt.
4. Juli: Der radikale Schiitenführer Muqtada as -Sadr bezeichnet die irakische Regierung als „illegitim“ und
kündigt die Fortführung des Kampfes gegen „Unterdrückung und Besatzung“ an. (AP)
Der irakische Ministerpräsident Allawi nennt die innere Sicherheit als wichtigstes Ziel seiner
Übergangsregierung. Weitere Ziele seien die Wiederherstellung des öffentlichen Dienstes, die Verringerung
der Arbeitslosigkeit und die Durchführung der Parlamentswahlen. (Reuters)
Der Iran möchte Saddam Hussein wegen des irakisch-iranischen Krieges von 1980 bis 1988 anklagen. In
Falludscha wird eine Sympathiekundgebung für Saddam Hussein von bewaffneten Islamisten aufgelöst.
(AP)
In Um-Qasr beginnen irakische Gefangene mit einem Hungerstreik, um gegen Haftbedingungen zu
protestieren. (Al-Jaridah)
5. Juli: Der irakische Ministerpräsident Allawi ruft Syrien und Iran zur Unterstützung der multinationalen
Truppen im Irak auf. (AFP)
Bundesaußenminister Fischer bekräftigt die deutsche Position, keine Soldaten in den Irak zu entsenden.
(dpa)
Bei einem amerikanischen Luftangriff auf ein Haus in Falludscha, das einem mutmaßlichen Versteck
Sarkawis gegolten habe, sterben mindestens 8 Menschen. (dpa, AP)
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6. Juli: Der irakische Ministerpräsident Allawi unterzeichnet Notstandsgesetze, die der Regierung u.a. die
Möglichkeit geben, das Kriegsrecht in Unruhegebieten zu verhängen. (AP)
Die USA haben noch vor der Machtübergabe mehr als 1,7 Tonnen radioaktives Material aus Irak
ausgeflogen. Die USA wolle somit verhindern, dass so genannte „Schmutzige Bomben“ hergestellt werden
können. (dpa)
Der irakische Verteidigungsminister Hasem Schaalan verhandelt mit der NATO-Erkundungsmission über
die geplante Unterstützung der militärischen Ausbildung im Irak. (AP)
Eine bislang unbekannte Gruppe „Rettungsbewegung“ droht dem jordanischstämmigen Terroristenanführer
Abu Mussab as -Sarkawi mit dem Tod, sollte dieser und seine Terrorgruppe den Irak nicht sofort verlassen.
(dpa)
8. Juli: Der entführte US-Soldat Wassif Ali Hassun wird von Terroristen freigelassen, nachdem dieser sein
Ausscheiden aus der US -Armee versprochen habe. (dpa)
12. Juli: Der VN-Generalsekretär Annan ernennt den pakistanischen Botschafter in USA, Ashraf Jehangit
Qazi, zum neuen Sondergesandten für Irak. (UN-News)
Vertreter der EU versichern dem irakischen Außenminister AM Zebari anlässlich Sitzung des Rates für
Allgemeine Angelegenheiten und Außenbeziehungen der EU in Brüssel substantielle Hilfe. Nach der
Aussage Zebaris seien die EU und ihre Mitgliedsstaaten die bei weitem größten Geber im Bereich der
humanitären Hilfe. (FR)
Der irakische Ministerpräsident Allawi trifft sich mit Vertretern von Widerstandsgruppen und droht bei
Fortsetzung des Widerstandes einen Kampf „nicht nur Haus um Haus sondern von Zimmer zu Zimmer“ an.
(ash-Sharq al-Awsat)
Derzeit sind im Irak insgesamt 99 Ausländer wegen Widerstandes gegen Koalitionstruppen inhaftiert, davor
26 aus Syrien. (AP)
13. Juli: Die philippinische Regierung geht auf Drohung der Entführer einer philippinischen Geisel ein und
zieht Truppen aus dem Irak ab. (AP)
Die irakische Interimsregierung bestimmt die ersten 21 Botschafter für die irakischen Auslandsvertretungen.
(Elaph)
Der irakische Staatspräsident al-Yawer erklärt sich unter Umständen zu Dialog mit Muqtada as -Sadr bereit.
Aufgeklärt werden müssten vor allem die Umstände der Ermordung des schiitischen Geistlichen al-Khoui
und die Waffen müssten niedergelegt werden. (FT)
Bei einem Autobombenanschlag im Zentrum Bagdads werden mindestens 12 Menschen getötet und 25
verletzt. (Guardian)
15. Juli: Der irakische Ministerpräsident Allawi kündigt die Gründung eines neuen irakischen
Geheimdienstes an, dessen vordringlichste Aufgabe die Infiltrierung der Widerstandsgruppen sein soll.
Außerdem habe er Pakistan, Ägypten, Marokko und Oman gebeten, Truppen für den Irak zu stellen. (Le
Monde)
In ihrem ersten Bericht kritisiert die IAMB (International Advisory Monitoring Board), das von den VN gemäß
der Resolution 1483/2003 eingesetzte Kontrollgremium über die Verwendung der Gelder des Development
Fund for Iraq, in den 95 % der irakischen Öl-Einnahmen fließen, die unzulängliche Kontrolle über die
tatsächliche Erölgewinnung, den unkontrollierten Erdölhandel durch Tauschgeschäfte und die fehlende
Ausschreibung von Verträgen. (AP)
18. Juli: Bei einem Anschlag auf den irakischen Justizminister werden fünf seiner Leibwächter getötet.
(Reuters)
US-Vizeaußenminister Richard Armitage erklärt, dass der nunmehr souveräne Irak selbst für seine
Sicherheit verantwortlich sei. Die USA würden dem Irak bei der Übernahme der Verantwortung aber „in
jeder möglichen Weise“ helfen. (dpa)
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19. Juli: Die Terrorgruppe des jordanischen Terroristen Abu Mussab el Sarkawi setzt in einem über das
Internet verbreiteten Aufruf ein Kopfgeld in Höhe von umgerechnet 227.000 Euro auf den irakischen
Übergangsministerpräsidenten Ijad Allawi aus. Die USA haben ihrerseits auf Sarkawi ein Kopfgeld in Höhe
von 25 Millionen Dollar ausgesetzt. (dpa, ADP)
Der irakische Ministerpräsident Allawi trifft sich bei seinem ersten Auslandsbesuch seit der
Machtübernahme am 28. Juni mit der jordanischen Regierung in Amman. Im Mittelpunkt der Gespräche
stehen die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen, die Ausbildung von 32.000 irakischen Polizeikräften
in Jordanien sowie die Rückgabe gesperrter irakischer Vermögenswerte in Höhe von 550 Millionen USDollar. (dpa)
Die Philippinen ziehen die letzten ihrer Soldaten und Polizisten aus dem Irak zurück, womit sie der
Forderung einer Terrorgruppe nachkommen, die mit der Enthauptung eines entführten philippinischen
Lastwagenfahrers Angelo dela Cruz gedroht hatte. (ADP)
Irakische Aufständische lassen die ägyptische Geisel Alsajeid Mohammed Alsajeid Algarabawi frei,
nachdem sein Arbeitgeber, eine saudiarabische Firma, seine Geschäfte im Irak eingestellt hat. (ADP)
Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari nominiert 43 Botschafter, die Irak im Ausland vertreten sollen,
darunter auch für 17 Länder der EU, drei asiatische Staaten und Australien. (AFP)
Bei einer Autobombenexplosion vor einer Polizeiwache in der südlichen Bagdader Vorstadt Baja werden
mindestens 9 Menschen getötet und 62 weitere Personen verletzt. (dpa, DAP)
20. Juli: Die philippinische Geisel Angelo dela Cruz wird freigelassen.
Der irakische Verteidigungsminister Hasim al-Schaalan droht den Nachbarländern, die Aufständische in
dem Golfstaat unterstützten, mit Konsequenzen. Er wirft dem Iran „eklatante Einmischungen“ vor. In der
Vergangenheit hat der Irak auch wiederholt das Eindringen bewaffneter Kämpfer aus Syrien moniert.
(Reuters)
Nach einer Umfrage im Auftrag der britischen Zeitung „The Guardian“ vertritt eine Mehrheit von 55% der
britischen Wähler die Ansicht, dass Premierminister Tony Blair die Bevölkerung hinsichtlich der irakischen
Massenvernichtungswaffen belogen hat. (dpa)
Die britische Regierung hat für 122 Vorfälle in der britischen Besatzungszone im Irak, zu denen auch 11
Todesfälle gehören, die betroffenen Menschen finanziell entschädigt. (AFD)
Der Terrorist AbuMussab al-Sarkaui droht einer islamistischen Internetseite zufolge Japan mit Anschlägen,
sollte es seine Truppen nicht wie die Philippinen aus dem Irak abziehen. (Reuthers)
Unbekannte töten den ehemaligen Gouverneur von Basra und gegenwärtigen Koordinator des Provinzrates
der südirakischen Provinz, Hasem Taufik el Ainadschi, vor seinem Haus. (dpa)
21. Juli: Bei einer Bombenexplosion an einer Straße nördlich von Bagdad wird der 900. Soldat der US Soldat seit Beginn der Kriegshandlungen getötet.
Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein verklagt die USA wegen Verstößen gegen die Genfer
Konvention und die Europäische Menschenrechts-Konvention vor dem Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte. (AFD)
Bei der ersten Außenministertagung der Nachbarstaaten des Irak in Kairo seit der Machtübergabe im Irak
bittet der irakische Außenminister Hoschiar Sibari diese um ihre Hilfe, insbesondere den Austausch von
Geheimdienstinformationen sowie bei der Sicherung der gemeinsamen Grenzen. (dpa)
Die „Islamische El-Tauhid-Gruppe“ droht auf einer arabischen Internetseite Bulgarien und Polen mit
Anschlägen, sollten die beiden Länder ihre Truppen nicht aus dem Irak abziehen: „andernfalls
verwandeln wir Bulgarien in eine Blutlache“. (AFD)
Eine Terrorgruppe mit dem Namen „Schwarze Flaggen“ entführt drei Inder, drei Kenianer und einen Ägypter
und droht mit ihrer Ermordung, sollte sich deren kuwaitischer Arbeitgeber nicht aus dem
Irak zurückziehen. (AFD)
Bei heftigen Gefechten zwischen Irakern und US -Soldaten in der nordirakischen Stadt Samarra werden
mindestens sieben Aufständische getötet und 18 verletzt.
22. Juli: Die USA und die EU heben ihr Verbot für den Rüstungsexport in den Irak auf. (ADP)
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Bei dem bisher größten Einsatz irakischer Sicherheitskräfte werden bei einem Anti-Terror-Einsatz etwa 20
Araber festgenommen. (AFD)
23. Juli: Mit dem Ägypter Mohammed Mamdu Hilmi Kotb wird im Irak erstmals ein Diplomat von
Extremisten entführt. Ägypten erklärt daraufhin, dass es keine Truppen in den Irak entsenden werde. (dpa)
Die Ölpipeline südlich von Kirkuk wird sabotiert. (AFP)
24. Juli: Bei einem Besuch des irakischen Außenministers Hoschiar Sibari in Russland lehnte der russische
Außenminister Lawrow ab, russischen Truppen in den Irak zu entsenden. Sibari hatte um Entsendung von
Soldaten zur Stabilisierung der Lage in seinem Heimatland gebeten. (dpa)
Bei dem Besuch des irakischen Ministerpräsidenten Allawi beim syrischen Regierungschef Mohammed
Nadschi Otri in Damaskus vereinbaren Irak und Syrien eine gemeinsame koordinierte Grenzüberwachung.
(AFD)
Einige irakische Regierungsbeamte sprechen sich für die Schließung des Senders Al Jasira aus, da dieser
von terroristischen Gruppen manipuliert werden würde.
25. Juli: Die kuwaitische Polizei deckt ein geplantes Attentat auf den irakischen Regierungschef Ijad Allawi
anlässlich des für den 2. August geplanten Besuchs in Kuwait auf. (AFD)
Bei einem Gefecht in Buhriz naha Bakuba werden 13 Aufständische von irakischen Sicherheitskräften und
US-Truppen getötet. (dpa)
26. Juli: Die Welle der Geiselnahmen und Anschläge gegen Mitarbeiter ausländischer Firmen im Irak hält
an. Alleine an diesem Montag werden elf Mitarbeiter getötet und fünf weitere verschleppt. Der am 23. Juli
entführte ägyptische Diplomat Kotb wird hingegen wieder freigelassen.
Der irakische Verteidigungsminister Hasem Tschaalan erklärt in der "Washington Post", der Iran sei
weiterhin "Hauptfeind des Irak". Er wirft dem Nachbarland insbesondere Unterstützung der Terroristen
sowie Spionage vor.
Die US-Armee räumt nach einem Bericht des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" erstmals die
Gefangennahme irakischer Minderjähriger ein. Im Irak sollen 58 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17
Jahren inhaftiert sein. Haftorte seien das Gefängnis Abu Ghoreib bei Bagdad und das Internierungslager
"Camp Bucca". (dpa)
27. Juli: Angesichts der neuen Entführungswelle im Irak kündigt der irakische Präsident Ghasi el Jawar ein
kompromissloses Vorgehen gegen die Geiselnehmer an. "Wer auch immer als Geisel genommen wird - wir
werden keinen Cent zahlen und keine Zugeständnisse machen", erklärt Jawar nach einem Treffen mit
Stammesführern in der westlichen Provinz Anbar, wo ein Großteil der mehr als 20 verschleppten Ausländer
vermutet wird.
Die USA haben den iranischen Volksmudschaheddin im Irak den Status geschützter Personen
zugesprochen. Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums sagte, die iranischen Oppositionellen
würden zwar weiterhin als eine terroristische Gruppe angesehen. Weil sie aber während der Irakkrieges
nicht gegen die Koalitionstruppen gekämpft hätten, würden sie einen besonderen Status gemäß der Genfer
Konvention erhalten. (AFD)
28. Juli: Am blutigsten Tag seit der Machtübergabe im Irak werden mindestens 120 Menschen getötet.
Allein 68 Menschen sterben bei einem Selbstmordanschlag auf wartende Polizeibewerber gerichtet in
Baakuba nördlich von Bagdad. Bei Gefechten zwischen US -Soldaten, irakischen Einheiten und
Aufständischen in Sureia südlich der Hauptstadt werden 35 Aufständische und sieben
irakische Nationalgardisten getötet. Außerdem entführen bewaffnete Männer die drei Söhne des
Gouverneurs der westirakischen Provinz El Anbar. (AFD)
Der Irak und Saudi-Arabien kündigen an, ihre seit dem Golf-Krieg 1991 geschlossenen Botschaften im
jeweils anderen Land wieder zu eröffnen. Außerdem soll die seit 1990 geschlossene Grenze zwischen
beiden Ländern wieder eröffnet werden. (Reuters)
50
29. Juli: Die für den 31. Juli geplante Einberufung der Nationalkonferenz, die ein Übergangsparlament
bestimmen soll, wird um zwei Wochen verschoben. Die Verschiebung sei auf Bitten der VN erfolgt, um
boykottwillige Gruppierungen doch noch zur Teilnahme zu bewegen. Medienberichten zufolge hat noch
nicht einmal die Hälfte der 18 Provinzen des Landes Vertreter benannt. (APD)
Die Ukraine kündigt eine Verringerung ihres 1.650 Mann starken Irak-Kontingents sowie die Vorbereitung
eines vollständigen Abzugs der Truppe an. "Wir können dort nicht mehr lange bleiben", sagte
Verteidigungsminister Jewgeni Martschuk in Kiew. (Itar-Tass, Reuthers)
Ein Bericht des britischen Unterhausausschusses für Außenpolitik kommt zu dem Schluss, dass der Irak zu
einem Schlachtfeld für das Terrornetzwerk El Kaida geworden sei. Das Versagen der Koalition, in Teilen
des Landes für Recht und Ordnung zu sorgen, habe zusätzlich ein «Vakuum» geschaffen, in dem sich
Kriminelle und Milizen tummelten. (dpa)
Bei einem Treffen des US-Außenministers Colin Powell mit dem saudischen Kollegen Saud Al-Feisal in
Dschiddah wird über einen saudischen Vorschlag zur Aufstellung einer multinationalen moslemischen
Truppe diskutiert. Der Vorschlag wir auch vom irakischen Ministerpräsidenten Allawi gegrüßt. Für die USA
wäre ein Einsatz moslemischer Truppen im Irak nach dem Abzug der Spanier, der Philippiner, der
Dominikanischen Republik, Nicaraguas und Honduras sowie dem angekündigten Rückzug der Ukraine ein
außenpolitischer Erfolg. (dpa)
Mit der Enthauptung zweier Pakistaner töten Aufständische im Irak erstmals Geiseln aus einem islamischen
Land. (dpa)
30. Juli: Nach tagelangen Verhandlungen verständigen sich die 26 NATO-Staaten auf die
Rahmenbedingungen ihrer Hilfe bei der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte. Die Vereinigten Staaten
gehen von einem langfristigen Einsatz aus. Nach der Aussage des NATO-Generalsekretärs Jaap de Hoop
Scheffer soll ein Team von etwa 40 Soldaten alsbald mit der Arbeit in Bagdad beginnen. Nicholas Burns,
US-Botschafter bei der Allianz zeigte sich zufrieden: "Wir sind stolz, dass die NATO bei der Unterstützung
des irakischen Volkes jetzt zur Vorhut der internationalen Gemeinschaft gehört". Deutschland, Frankreich
und andere NATO-Länder werden die Ausbildung jedoch nicht im Irak selbst, sondern außerhalb der
Landesgrenzen vornehmen.
US-Außenminister Colin Powell besucht überraschend Bagdad und kündigt einen beschleunigten Fluss von
Hilfsgeldern für den Wiederaufbau im Irak an. Bis Ende des Jahres würden neun Milliarden US -Dollar an
Hilfsgeldern in Projekten umgesetzt werden. (dpa)
31. Juli: Die Terrorgruppe um den Jordanier Abu Mussab Al Sarkawi bringt nach eigenen Angaben zwei
türkische Lastwagenfahrer in ihre Gewalt. Ein am 17. Juli verschleppter türkischer Kraftfahrer wird derweil
wieder freigelassen und kehrt in seine Heimat zurück. Insgesamt mehr als 70 Ausländer wurden in den
vergangenen Monaten im Irak verschleppt, um die ausländischen Truppen zu vertreiben oder um Lösegeld
zu erpressen. Mindestens 14 davon sind zurzeit noch verschleppt. (APD, dpa)
Algerien will sich nach der Aussage des Außenministers Abdelaziz Belkhadem nicht an der von SaudiArabien vorgeschlagenen Truppe aus muslimischen Staaten für Irak beteiligen. (APD)
Die Koalition im Irak hat ihr selbst gestecktes Ziel b ei der Stromversorgung von 6500 Megawatt Strom pro
Tag nicht erreicht. Derzeit werden etwa 4800 Megawatt produziert, im Durchschnitt haben die Iraker täglich
nur zehn bis zwölf Stunden Strom. (AFD)
August 2004
1. August: Bei der ersten koordinierten Anschlagsserie auf christliche Kirchen im Irak – in dem Land leben
ungefähr 800.000 Christen - werden sieben Menschen getötet und mehr als 30 verletzt. Einem
Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache in Mossul erliegen fünf Personen. Außerdem werden in der
Nacht vom 31. Juli auf den 1. August bei Gefechten in Falludscha zwischen amerikanischen Truppen und
Aufständischen zwölf Iraker getötet und 39 weitere verletzt. (APD)
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Die US-Regierung warnt vor drohenden Terroranschlägen auf die Finanzzentren der Städte Washington
und New York sowie Newark im Bundesstaat New Jersey. Den US-Geheimdiensten lägen aus
verschiedenen Quellen weltweit übereinstimmend konkrete Informationen über drohende Anschläge der
Terrororganisation El Kaida in der kommenden Zeit vor. (dpa)
Ein entführter libanesischer Geschäftsmann wird von irakischen Polizeikräften aus der Gewalt seiner
Geiselnehmer befreit. (dpa)
Das US-Militär lässt im Irak 126 irakische Gefangene aus seinen Haftanstalten frei. Nach dem im April
bekannt gewordenen Skandal um Gefangenenmisshandlungen im Gefängnis Abu Ghoreib bei Bagdad
wurden insgesamt mehrere tausend irakische Häftlinge freigelassen. (dpa)
2. August: Die Anschlagsserie auf christliche Kirchen vom 1. August wurde vom höchsten schiitischen
Geistlichen im Irak, Großayatollah Ali al Husseini, scharf verurteilt. Derartige Taten richteten sich gegen die
Einheit, Stabilität und Unabhängigkeit des Landes. (APD)
Im Irak arbeiten derzeit mehr als 20.000 Angestellte privater Unternehmen. Sie versorgen die US-Truppen,
werden als Sicherheitskräfte eingesetzt und bemühen sich um den Wiederaufbau der Infrastruktur des
besetzten Landes. Besonders umstritten ist der Einsatz der privaten Sicherheitskräfte, die unter anderem
mit der Gefängnisaufsicht oder mit der Durchführung von Verhören beauftragt sein sollen, aber auch
militärische Aufgaben übernehmen. So sollen auch Angehörige privater Sicherheitsdienste an den
Folterskandalen im Abu Ghraib-Gefängnis in Bagdad beteiligt sein. (ddp)
3. August: Die Erdöl-Pipeline bei Bedschi wird sabotiert und damit auch die Öllieferung in die Türkei
unterbrochen. (dpa)
Greenpeace fordert die internationale Atomenergiebehörde IAEA zur Suche nach irakischem Atommaterial
auf. Die Befürchtung sei, dass das Material aus der nach dem Sturz Saddam Husseins geplünderten
Anlage in Tuwaitha in die Hände von Terrorgruppen fallen könne. Im vergangenen Jahr war in den
Gemeinden rund um Tuwaitha radioaktives Material gefunden worden. Die Atom-Kontrolleure der IAEA
bereiten sich derzeit auf ihre Rückkehr
nach Irak auf Einladung der Übergangsregierung vor. Der genaue Termin für die Wiederaufnahme der
Atomkontrollen ist jedoch unbekannt. (AFD)
Dänische Irak-Soldaten stehen in Verdacht der Gefangenenmisshandlung. Die Kommandeure des
dänischen Truppen-Kontingents werden deshalb nach Dänemark zurückbeordert, die beiden höchsten
werden entlassen. (dpa)
Der irakische Minister für Menschenrechte, Bachtiar Amin, plant eine Wahrheits- und
Versöhnungskommission nach dem Vorbild Südafrikas. Durch eine solche Kommission könne das Gefühl
einer nationalen Einheit gestärkt werden. (AFD)
Der Kampf gegen irakische Sicherheitskräfte hält an. Bei gezielten Anschlägen kommen neun Polizisten
und Soldaten ums Leben. Einer offiziellen Statistik zufolge wurden zwischen April 2003 und Mai 2004 710
irakische Polizisten getötet. Bei einem Überfall auf ein schiitisches Parteibüro der Bewegung des Ayatollah
Ali al Husseini al Sistani im Irak werden am Dienstagabend sechs Angreifer getötet. (APD)
4. August: Nach der Welle von Entführungen im Irak haben die USA eine gemeinsame Initiative der im Irak
engagierten Staaten gegen Zugeständnisse an Kidnapper angekündigt. Die anderen Staaten der nach USAngaben 31 Länder umfassenden Koalition würden in Kürze ähnliche Erklärungen abgeben, sagte der
Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, am Mittwoch in Washington. (dpa)
Der UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärt, dass so gut wie kein Staat Soldaten für den Schutz der UNMission im Irak, die bei der demokratischen Tansition im Irak, insbesondere bei der Organisation von
Wahlen, helfen soll, bereitstellen will. Trotzdem will Annan am Einsatz eines UN-Teams in Bagdad
festhalten. (dpa)
Die Bundeswehr wird nach Regierungsangaben im Rahmen der NATO in den Vereinigten Arabischen
Emiraten Soldaten der irakischen Armee ausbilden. Deutschland ist somit der erste NATO-Staat, der nach
dem Grundsatzbeschluss des Bündnisses beim Gipfel in Istanbul im Juni die Ausbildung irakischer
Soldaten vorbereitet. (APD)
Die USA beginnen mit einer Verlegung von 3600 Soldaten aus Südkorea in den Irak. (dpa)
Moslem-Extremisten entführen im Irak den iranischen Konsul in Kerbela, Fereidun Dschahani. und warnen
den Iran davor, sich in 'irakische Angelegenheiten' einzumischen. Dschahani ist der zweite Diplomat, der im
Irak entführt wird. (Reuters)
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7. August: Der irakische Ministerpräsident Allawi verkündet eine Amnestie, die Streffreiheit bei
geringfügigen Delikten vorsieht. Personen, die ihre Komplizenschaft mit Aufstands- oder Terrorzellen
innerhalb von 30 Tagen anzeigen und umfassend offen legen, sollen straffrei ausgehen. Voraussetzung ist,
dass sie noch nicht verhaftet, angeklagt oder verurteilt sind und dass sie nicht selbst an Morden,
Vergewaltigungen oder Plünderungen beteiligt waren. Allawi erklärte, er habe die Gesetzesverordnung
unterzeichnet, „um es diesen Personen zu ermöglichen, in die irakische Zivilgesellschaft zurückzukehren
und sich am Wiederaufbau des Iraks zu beteiligen“. (ADP)
Die NATO schickt ein erstes Vorausteam in den Irak. Die vier Vertreter der Allianz gehören zu einer 40köpfigen Mission, unter der Führung des niederländischen Generalmajors Carel Hilderink. Die NATO will
auf Bitten Bagdads Irak bei der Ausbildung von Sicherheitskräften unterstützen. (AFD)
8. August: Bei den schwersten Gefechten seit der Machtübergabe im Irak im Juni mit der so genannten
„Mahdi-Armee“ in Nadschaf und Sadr City werden am Wochenende über 109 Aufständische getötet und
über 450 weitere verletzt. Die Gefechte waren am Freitag und Samstag eskaliert. (dpa)
Im Irak ist die Todesstrafe wieder eingeführt. Sie kann bei Mord, Gefährdung der nationalen Sicherheit und
Drogenhandel verhängt werden. Nach den Aussagen des Staatsministers Adnan al Dschanabi und des
Menschenrechtsministers Bachtiar Amin sei sie notwendig, um gegen Extremisten vorzugehen, die das
Land mit Anschlägen, Entführungen und Gewalt destabilisierten. Sie werde wieder zurückgenommen,
sobald sich die Sicherheitslage verbessere. Während der US-Besatzung war die Todesstrafe ausgesetzt.
(APD)
Gegen den schiitischen Politiker Ahmed Tschalabi wird ein Haftbefehl erlassen. Dem Mitglied des früheren
irakischen Regierungsrats wird Geldfälschung vorgeworfen. Gegen Tschalabis Neffen Salem, Vorsitzender
des irakischen Sondertribunals, vor das Saddam Hussein gestellt werden soll, soll Haftbefehl wegen
Mordes an einem leitenden Angestellten des Finanzministeriums ergangen sein. Ahmed Tschalabi wurde
zurzeit von Saddam Hussein vom US-Verteidigungsministerium unterstützt, fiel aber unter anderem deshalb
in Ungnade, weil seine Partei Irakischer Nationalkongress (INC) der US-Regierung vor dem Irak-Krieg
falsche Informationen zugespielt haben soll. (AFD)
Der irakische Ministerpräsident Allawi gibt die Schließung des Büros des arabischen TV-Senders El
Dschasira in Bagdad bekannt. Der Sender muss seine Aktivitäten im Irak für einen Monat einstellen. El
Dschasira habe immer wieder Kriminelle in seinen Sendungen zu Wort kommen lassen und das irakische
Volk müsse vor solchen „Ermutigungen für Kriminelle“ geschützt werden. (dpa)
Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) schließen ihre Bestandsaufnahme in der
irakischen Nuklearanlage Tuwaitha ab. Wie IAEA-Sprecherin Melissa Fleming am Wochenende mitteilte,
überzeugten sich die Inspekteure davon, dass von dem in der Anlage verbliebenen Nuklearmaterial nichts
fehlt. Die Mission war als Rektion auf Berichte über Plünderungen in der Atomanlage durchgeführt worden.
(APD)
9. August: Der radikale Schiitenführer Muktada al Sadr kündigt die Fortsetzung des blutigen Aufstandes in
Nadschaf an: „Der Widerstand geht weiter und wird von Tag zu Tag stärker.“ Nach neuesten US-Angaben
wurden seit Donnerstag 360 Aufständische in der Pilgerstadt getötet. Ein ranghoher US-Offizier schloss
einen Angriff auf den Imam-Ali-Schrein im Zentrum nicht aus. Der Gouverneur von Nadschaf habe
Militäreinsätze auch in der heiligen Stätte und darum herum gestattet. Im Kampf gegen die 2.000
schiitischen Milizionäre seien 2.000 US-Marineinfanteristen sowie 1.800 Mitglieder der irakischen
Nationalgarde im Einsatz. Seit Aufflammen der Kämpfe wurden den Angaben zufolge auch fünf
amerikanische und vier irakische Soldaten getötet. Wegen Anschlagsdrohungen wurde die Ölförderung im
Süden des Landes vorläufig eingestellt. Anhänger Al Sadrs hätten gedroht, Anlagen im Ölhafen von Basra
anzugreifen, sagte ein Mitarbeiter der für Südirak zuständigen Gesellschaft Southern Oil Company. (APD)
Angesichts der anhaltenden Kämpfe haben die polnischen Streitkräfte im Irak zum zweiten Mal innerhalb
weniger Monate die Kontrolle über die Provinzen Nadschaf und Kadissijah südlich der Hauptstadt Bagdad
an die US-Armee abgegeben. Die Entscheidung basiere auf einer „realistischen Analyse der Lage“, zitierte
die polnische Nachrichtenagentur PAP am Montag aus einer Erklärung der polnischen Armee im Irak. Das
Mandat der polnischen Soldaten der multinationalen Truppe erstrecke sich lediglich auf Stabilisierung und
Verteidigung. (AFD)
Im Irak werden fünf verschleppte Lastwagenfahrer aus dem Libanon, Jordanien und Syrien nach Angaben
von Angehörigen unversehrt frei gelassen. (Reuters)
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12. August: US-Streitkräfte beginnen mit der angekündigten Offensive gegen die aufständischen SchiitenMilizen, die so genannte "Mehdi-Armee", im Zentrum der Stadt Nadschaf. Aus der Stadt setzt eine
Massenflucht ein. Ein grossteil der Bewohner war jedoch bereits am Vortag der amerikanischen
Aufforderung gefolgt, den Altstadtkern zu verlassen. Der Schiiten-Aufstand hat inzwischen auf sieben
Städte im Irak übergegriffen. Der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli teilte in Washington mit,
die US-Truppen seien an keinerlei Aktionen gegen den heiligen Ali-Schrein beteiligt und würden sich auch
andernorts im Irak nicht an Angriffen auf heilige Stätten beteiligen. Im Rahmen der Offensive werden die
Zufahrten zum Imam-Ali-Schrein, eine der heiligsten Stätten für schiitische Moslems, abgeriegelt. Im
Abstand von 200 Metern rund um die Moschee wird ein Belagerungsring aus hohen Betonmauern und
Stacheldraht errichtet. Zudem wird das Haus des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr gestürmt, der
jedoch nicht anwesend ist. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Bagdad werden binnen 24
Stunden 165 Iraker getötet und 550 weitere verletzt. (Reuters, dpa, AFD)
Als Reaktion auf die laufende US-geführte Großoffensive im Irak treten 16 der insgesamt 30 ProvinzratsMitglieder der Stadt Nadschaf zurück. Auch der stellvertretende Gouverneur der Provinz Wasset südlich
von Bagdad, Hussein Ali Merwah, erklärte seinen Rücktritt. In Bagdad und Kerbela protestieren mehrere
tausend Schiiten gegen die US-Offensive. Rund 2000 Kundgebungsteilnehmer fordern im schiitischen
Bagdader Stadtbezirk Kadhimija den Rücktritt des irakischen Innenministers und des Gouverneurs von
Nadschaf. In Kerbela gehen etwa 1200 Menschen auf die Straße. (AFD)
In New York beschließt der Weltsicherheitsrat die Verlängerung des Mandats der UNUnterstützungsmission für den Irak (UNAMI) um ein Jahr. Das Gremium folgt einem Antrag der USA und
Großbritanniens. Die Mission soll dem Irak umfangreiche politische Unterstützung beim Aufbau einer
demokratischen Gesellschaft leisten und bei der Organisierung von Wahlen helfen. (dpa)
Unterdessen nehmen die diplomatischen Spannungen zwischen Iran und Irak zu: Der Iran bestellt den
irakischen Botschafter in Teheran ein, nachdem in den vergangenen Tagen Mitarbeiter der iranischen
Nachrichtenagentur IRNA in Bagdad festgenommen wurden und ein iranischer Diplomat in Irak von
Unbekannten entführt wurde. Hinter den jüngsten Entwicklungen steht der Vorwurf Bagdads, Teheran
unterstütze die schiitischen Aufständischen im Irak. Botschafter Chalil Salman al Sabihi sei am Mittwoch in
Teheran aufgefordert worden, für die sofortige Entlassung der vier am Montag festgenommenen
Journalisten zu sorgen, hieß es. IRNA berichtete ferner, Teheran habe von Al Sabihi Informationen über die
Umstände der Entführung von Faridun Dschihani verlangt. Auslöser für die Verstimmungen zwischen
Bagdad und Teheran waren Äußerungen des irakischen Verteidigungsministers Hasem Schaalan. Dieser
hatte den Iran im Juli als den «ersten Feind» seines Landes bezeichnet, weil der Staat die radikalen
Schiiten im Land mit Waffen versorge. Die Regierung von Ministerpräsident Ijad Allawi distanzierte sich
später jedoch von der Bemerkung. (APD)
13. August: In Nadschaf wird am Morgen eine Waffenruhe vereinbart. Außerdem bietet die
Übergangsregierung in Bagdad dem radikalen Schiitenführer Muktada el Sadr freies Geleit nach Kuwait
oder in die Kurdengebiete im Nordirak an, berichtete ein ZDF-Korrespondent. Im Gegenzug soll El Sadr
eine Entmilitarisierung des Zentrums von Nadschaf angeboten haben. Der irakische Verteidigungsminister
Hasim Schaalan war selbst nach Nadschaf gekommen, um die Verhandlungen zu führen. (dpa)
Eine Gruppe von etwa 20 polnischen Soldaten wird an einem Polizeiposten bei Hilla im Zentralirak von
irakischen Kämpfern eingekreist und belagert. Ein Sprecher der multinationalen Truppe in der polnischen
Besatzungszone im Irak sagte im polnischen Rundfunk, außer den Polen seien auch einige Dutzend
irakischer Polizisten eingekesselt. (dpa)
14. August: Die Verhandlungen in Nadschaf scheitern. Innenminister Falah el Nakib Sadrs fordert erneut,
Sadrs Miliz müsse aufgelöst werden. Auf einer Pressekonferenz in Bagdad betonte der Minister, die
Position der Regierung sei in dieser Hinsicht eindeutig und werde sich nicht ändern. Sadr hatte verlangt,
dass seine so genannte Mahdi-Armee als religiöse Bewegung anerkannt werde. Die Männer sollten zu ihrer
Selbstverteidigung Waffen tragen dürfen. Die Waffenruhe war eingehalten worden und tausende Anhänger
Moktada Sadrs hatten sich in Nadschaf versammelt, um gegen die USA und die irakische
Übergangsregierung zu demonstrieren (AFD, dpa)
Gleichzeitig waren die Kämpfe in Hilla südlich von Bagdad und Samarra weitergegangen. In Hilla sollen
etwa 40 in Samarra über 50 Rebellen getötet worden sein. Die polnischen Soldaten, die in einer
Polizeistation eingeschlossen worden waren, kamen nach mehrstündiger Belagerung frei. (dpa)
Der einflussreichste schiitische Geistliche des Irak, Ajatollah Ali al-Sistani, unterzieht sich erfolgreich in
London einer Herzoperation. (Reuters)
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Saboteure haben südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad erneut eine Inlandspipeline in die Luft
gesprengt. Anhänger des radikalen Schiiten-Predigers Moktada al-Sadr hatten mit Anschlägen auf die ÖlInfrastruktur im Irak gedroht. (Reuters)
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat den irakischen Ministerpräsidenten Ajad Allawi nach Berlin
eingeladen. Ein Regierungssprecher sagte, Allawi habe die Einladung grundsätzlich angenommen. Ein
Termin für den Besuch stehe aber noch nicht fest. Allawi hatte zuvor erklärt, er hoffe beim Wiederaufbau
des Irak auf die Unterstützung Deutschlands und Frankreichs. (APD. dpa)
15. August: In Bagdad wird die Nationalkonferenz eröffnet. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen
versammeln sich rund 1.300 Delegierte aus den 18 irakischen Provinzen. Rund 70 verschiedene
Gruppierungen, die die ethnische und politische Vielfalt des Landes widerspiegeln sollen beteiligen sich an
der Konferenz. Die Anhänger Al Sadrs und mehrere weitere Organisationen boykottieren das Treffen wie
angekündigt. In der Nähe des Tagungsortes explodierten während der Tagung mehrere Granaten und
mehrere Explosionen erschütterten das Bagdader Zentrum. Die Konferenz sollte offensichtlich gestört
werden. Sie ging jedoch planmäßig weiter. Eine Hauptaufgabe der Versammlung ist die Auswahl von 100
Mitgliedern eines Nationalrates sein, der die Arbeit der Übergangsregierung bis zu den geplanten Wahlen
im Januar überwachen soll. Der Rat wird zudem Gesetze mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit stoppen können
und muss den Haushalt für das kommende Jahr beschließen. "Ihre Anwesenheit hier am heutigen Tage ist
die größte Kampfansage an die Kräfte des Bösen, die dieses Land auseinander reißen wollen", sagte
Ministerpräsident Allawi in seiner Eröffnungsrede. "Das Ende des Weges ist noch nicht erreicht, aber dies
ist der erste Schritt auf dem Weg zur Demokratie." Unmittelbar nach der Rede des UN-Sonderbeauftragten
im Irak Ashraf Jehangir Qazi verließen aus Protest gegen die von den USA unterstützten Angriffe in der
schiitischen Pilgerstadt Nadschaf mehr als hundert Delegierte den Versammlungssaal. Dabei riefen sie:
"Solange es Luftangriffe und Beschießungen von Nadschaf gibt, wird es keine Nationalversammlung
geben!" Die Konferenz sollte ursprünglich am 31. Juli beginnen. Zur besseren Vorbereitung war sie
allerdings auf Drängen der Vereinten Nationen verschoben worden. (AFD, Reuters)
In der Nähe von Ar Rumajthah wird ein niederländischer Soldat bei einem Angriff auf sein Militärfahrzeug
getötet. Er ist der zweite niederländische Soldat, der im Irak getötet wird. In Samarra wird das Haus von
Innenminister Falah el Nakib durch eine Granate teilweise zerstört. (AFD)
Unterdessen haben Islamisten erneut Italien und Niederlande mit Terroranschlägen gedroht. (AFD)
16. August: Zur Entschärfung des Konflikts in Nadschaf haben heimische und auswärtige Politiker am
Montag ihre Vermittlung angeboten. Angesichts einer drohenden erneuten Eskalation der Kämpfe zwischen
dem US- Militär und Mitgliedern der «Mahdi-Armee» sprach sich eine in Bagdad tagende Nationalkonferenz
für die Entsendung einer Delegation nach Nadschaf aus. Sie soll den radikalen Schiiten-Prediger Muktada
el Sadr überreden, mit seinen Milizen die Imam-Ali-Moschee zu verlassen, in der er sich seit Tagen
verschanzt hat. Auch der UN-Gesandte für den Irak, Ashraf Qazi, sowie Papst Johannes Paul II.
signalisierten ihre Bereitschaft zur Vermittlung. (dpa)
Der irakische Übergangspräsident Ghas i al Jawer hat der Türkei versprochen, gegen kurdische Rebellen im
Nordirak vorzugehen. "Wir können keine Gruppierung dulden, die die Sicherheit unserer Nachbarn
bedroht", sagte Al Jawer am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen
Präsidenten Ahmed Necdet Sezer in Ankara. Sezer erklärte, die Türkei erwarte, "dass der neue Irak keinen
Terrororganisationen Unterschlupf bietet". Im Norden Iraks halten sich schätzungsweise 5.000 militante
türkische Kurden auf. (APD)
17. August: Die Nationalkonferenz im Irak wird um einen Tag verlängert. Eine achtköpfige Delegation der
Konferenz reist nach Nadschaf, um den dortigen Konflikt beizulegen. Der Friedensplan der Delegation sieht
einen Abzug Al Sadrs aus der Imam-Ali-Moschee, die Auflösung seiner Miliz und die Integration in den
politischen Entwicklungsprozess des Irak vor. Im Gegenzug wird den Kämpfern Straffreiheit zugesichert.
Berater Al Sadrs lehnen den Friedensplan jedoch ab. Unterdessen gehen die Gefechte in Nadschaf weiter.
(APD)
Bei einem Granatenangriff auf einer belebten Straße im Zentrum von Bagdad werden nach offiziellen
Angaben sieben Menschen getötet und 47 verletzt. (APD)
Im Süden des Irak wird eine Ölquelle in die Luft gesprengt. (APD)
18. August: Die irakische Nationalkonferenz verständigt sich auf die Zusammensetzung des
Übergangsparlaments. Ursprünglich war diese Entscheidung schon für Dienstag geplant gewesen, aber
zunächst an Einwänden unabhängiger Delegierter gescheitert. Walid Schalta, Mitglied des
Organisationskomitees, gab in Bagdad bekannt, die Vertreter aus Politik und Klerus hätten sich nun auf
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eine Kandidatenliste verständigt, die auf die Zustimmung der von den USA eingesetzten
Übergangsregierung treffe. Das Übergangsparlament soll die Interimsregierung bis zu den im Januar
geplanten Wahlen kontrollieren. (Reuters)
Bei der Niederschlagung einer Gefangenenmeuterei im berüchtigten Gefängnis von Abu Ghraib erschießen
US-Soldaten zwei Häftlinge. (dpa)
19. August: Al Sadr weist alle Forderungen der irakischen Übergangsregierung zurück und lehnt ein
Ultimatum zur Entwaffnung seiner Miliz ab. "Entweder Märtyrertum oder Sieg" erklärt er am Nachmittag in
Nadschaf. (APD)
Nach dem Tod eines niederländischen Militärpolizisten im Irak will Den Haag 60 zusätzliche Soldaten im
Zweistromland stationieren. Das Kontingent solle Patrouillen in der Provinz Al Muthana verstärken, erklärte
das Verteidigungsministerium. Insgesamt stellen die Niederlande 1.400 Soldaten im Irak. (APD)
23. August: Der Konflikt in der südirakischen Pilgerstadt Nadschaf droht weiter zu eskalieren. Irakische und
amerikanische Soldaten liefern sich wieder erbitterte Kämpfe mit aufständischen Schiiten. US -Panzer
rücken erstmals bis auf 250 Meter auf die Imam-Ali-Moschee vor, in der sich Anhänger des radikalen
Predigers Muktada al Sadr weiter verschanzt halten. (APD)
Laut "USA Today" ist die Zahl der Anschläge auf US- und irakische Truppen seit der Machtübergabe an die
irakische Übergangsregierung am 28. Juni nur gering gesunken. Im Juni habe es im Durchschnitt täglich 52
Übergriffe gegeben, nun liege diese Zahl bei 49. Im Juni seien insgesamt 1521 Anschläge gezählt worden,
im Juli 1415. "USA Today" beruft sich bei ihren Angaben auf militärische Statistiken. (AFD)
25. August: Die US-Armee gibt erstmals öffentlich die Folter von irakischen Häftlingen im Militärgefängnis
von Abu Ghoreib bei Bagdad zu. Zugleich wird in zwei Pentagon-Berichten der politischen und militärischen
Führung der USA Mitverantwortung und Begünstigung für den Misshandlungsskandal zugeschrieben. In
beiden Berichten wird jedoch kein Rücktritt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als Konsequenz
aus den 300 bekannt gewordenen Misshandlungsfällen in Abu Ghoreib gefordert. (dpa)
26. August: Der Konflikt um die umkämpfte irakische Pilgerstadt Nadschaf scheint gelöst. Schiitenführer
Großajatollah Ali el Sistani gelingt es am Abend, ein Friedensabkommen mit dem Führer der
Aufständischen Muktada el Sadr, auszuhandeln. Die irakische Regierung stimmt dem Abkommen zu. Der
73-jährige Sistani gilt als der einflussreichste Schiitenführer im Irak und war erst am Vortag nach einer
Herzoperation in London in den Irak zurückgekehrt. (dpa)
Der 56-jährige italienische Journalist Enzo Baldoni wird durch Extremisten im Irak ermordet. Baldonis
Entführer hatten den Abzug italienischer Soldaten aus dem Irak gefordert. Damit ist die Zahl der seit dem
22. März 2003 im Irak getöteten Journalisten nach Angaben des International News Savety Instituts (INSI)
auf mehr als 50 gestiegen. (dpa)
Eine Vorausgruppe der NATO hat unterdessen inzwischen ein Büro in Bagdad eröffnet, das die
Ausbildungshilfe des Bündnisses für die irakische Armee koordinieren soll. (APD)
Nach mehr als 13 Jahren schickt der Irak wieder einen Botschafter nach Deutschland. Der Diplomat Alaa
Abdul Madschid Hussein al-Haschimi soll noch im Laufe des Tags sein Beglaubigungsschreiben an
Bundespräsident Horst Köhler übergeben. (dpa)
27. August: Nach drei Wochen andauernden Kämpfen geht in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf der
blutige Konflikt, der Hunderte von Menschenleben gekostet hat, zu Ende. Auf Befehl ihres Anführers
räumen schiitische Milizionäre die Imam-Ali-Moschee, in der sie sich verschanzt hatten. Zusammen mit
Zehntausenden von Pilgern, die nach einem Sternmarsch aus dem ganzen Land in der Nacht in die
Moschee geströmt waren, verlassen die Kämpfer der "Mahdi-Armee" den heiligen Bezirk. Eine vollständige
Entwaffnung der Kämpfer findet nicht statt. Auch die US -Armee zieht sich aus der verwüsteten Innenstadt
zurück. Schiitenführer Großajatollah Ali el Sistani, der zu dem Marsch aufgerufen hatte, war es in der Nacht
gelungen, ein Friedensabkommen mit dem Anführer des Aufstandes, dem Prediger Muktada el Sadr,
auszuhandeln. Die irakische Übergangsregierung billigte die Vereinbarung. Die US -Regierung begrüßte
das Abkommen, das einen Abzug der amerikanischen Soldaten aus der Region vorsieht. In dem
Abkommen werden Nadschaf und das benachbarte Kufa zu waffenfreien Zonen erklärt. Dort soll die Polizei
die Kontrolle übernehmen. Die Bürger von Nadschaf sollen von der Regierung eine Entschädigung für
Zerstörungen während der Kämpfe erhalten. (dpa)
US-Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld üben erstmals öffentlich wegen
der Lage im besetzten Irak Selbstkritik. Bush räumt in einem Interview mit der "New York Times" ein, die
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Bedingungen im Nachkriegs-Irak falsch eingeschätzt zu haben. Rumsfeld gesteht laut der "Daily Sun" in
Phoenix (Arizona) ein, dass auch er für die Misshandlungen im Militärgefängnis von Abu Ghoreib
Mitverantwortung trage. (dpa)
28. August: Extremisten entführen zwei französische Journalisten und fordern Frankreich auf, das
Kopftuchverbot an französischen Schulen zurückzunehmen. In Frankreich tritt zu Beginn des neuen
Schuljahrs im September ein Gesetz in Kraft, das das Tragen auffälliger religiöser Symbole an staatlichen
Schulen verbietet. Neben Kopftüchern sind damit auch große christliche Kreuze und die jüdische Kippa
tabu. (APD)
Anlässlich eines Treffens der wichtigsten schiitischen Geistlichen des Irak zu Beratungen über die Lage in
der Stadt Nadschaf erklärt der Sprecher des Großayatollah Nadschafi, die Mardschaija, die höchste
religiöse Instanz der Schiiten lehne den bewaffneten Kampf gegen die US -Armee weiterhin ab. „Wenn sich
eines Tages herausstellt, dass keine Diskussionen mehr möglich sind, dann wird der bewaffnete Kampf
eine Option.“ (AFD)
29. August: US-Präsident George W. Bush bezeichnet in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin
„Time“ die rasche Eroberung des Iraks durch die amerikanischen Streitkräfte als „katastrophalen Erfolg“.
Der Gegner sei damals einfach geflohen, statt sich zu ergeben oder getötet zu werden. Die Feinde hätten
überlebt, um später weiterzukämpfen. „Wenn wir es noch einmal machen müssten, würden wir die
Konsequenzen eines katastrophalen Erfolgs bedenken“, so der US-Präsident. (APD)
Nach dem Ende der wochenlangen Kämpfe in Nadschaf dauert der Aufstand im Irak an anderen Fronten
mit unverminderter Härte an. In Sadr-City werden am 28. August bei Mörserangriffen zehn Menschen
getötet und 126 verletzt. Bei Gefechten nahe Mossul werden zwei Aufständische getötet und mindestens
34 Zivilisten verletzt, vor allem Frauen und Kinder. Gespräche über einen Waffenstillstand in Sadr-City mit
der Mahdi-Armee bleiben weitgehend erfolglos. (APD)
30. August: Bei seinem Besuch in Iran spricht sich der stellvertretende irakische
Übergangsministerpräsident Barham Saleh zur Einberufung einer internationalen Konferenz zur Lösung
des Irak-Konflikts aus. An dem Treffen sollten die Mitgliedsländer des Weltsicherheitsrats, der G8-Staaten
sowie der Islamischen Konferenz-Organisation (OIC) und des Golfkooperationsrats (GCC) teilnehmen.
Saleh hält sich seit dem 29. August in Teheran auf, um den ersten Besuch des irakischen Regierungschefs
Ijad Allawi im Nachbarland Iran vorzubereiten. Bei den Gesprächen kamen die einst verfeindeten Nachbarn
auch überein, ein neues Kapitel in ihren Beziehungen aufzuschlagen. (AFP)
Nach einer Reihe von Anschlägen auf Ölpipelines im Süden des Landes setzt der Irak für die Dauer von
voraussichtlich mindestens einer Woche sämtliche Erdölexporte aus der Region aus. (dpa)
31. August: Die am 20. August im Irak entführten Nepalesen werden von ihren Geiselnehmern ermordet.
Auf einer Internetseite bekennt sich die Gruppe Ansar el Sunna zu der Bluttat. Der Erklärung zur
Ermordung der Nepalesen sind Bilder beigefügt, auf denen unter anderem zu sehen ist, wie einem Mann
die Kehle durchgeschnitten wird. (dpa)
Trotz eines Aufrufs des radikalen Schiiten-Predigers Muktada el Sadr zu einer Waffenruhe im Irak am 30.
August gehen die Kämpfe zwischen seinen Anhängern und US-Truppen weiter. In der Nacht zum 31.
August lieferten sich El Sadrs Milizionäre in Kufe bei Nadschaf Gefechte mit irakischen Sicherheitskräften.
Auch in Sadr-City kommt es erneut zu heftigen Schusswechseln (dpa)
Nach Angeben des deutschen Auswärtigen Amtes wird die deutsche Bundesregierung den Vereinten
Nationen fünf Millionen Euro für den politischen Wiederaufbau-Prozess im Irak zur Verfügung stellen. Das
Geld stamme aus den Finanzmitteln des Auswärtigen Amtes und solle der Weltorganisation unter anderem
zur Vorbereitung und Durchführung der für Anfang 2005 vorgesehenen Wahlen im Irak dienen. (dpa)
1. September: Das irakische Übergangsparlament, der Nationalrat, konstituiert sich in Bagdad. Vor der
ersten Sitzung der 100 Abgeordneten erschüttern mehrere Explosionen das militärisch abgeriegelte
Zentrum der irakischen Hauptstadt. Auf der Tagesordnung der Parlamentarier stehen die Wahl eines
Parlamentsvorsitzenden und die Bildung von Ausschüssen. Der im vergangenen Monat ernannte
Nationalrat hat die Aufgabe, die Arbeit der Regierung bis zu ersten Wahlen zu überwachen. Mitte August
hatte eine irakische Nationalkonferenz 81 Mitglieder des Übergangsparlaments gewählt. 19 Angehörige des
aufgelösten Regierungsrats erhielten automatisch einen Parlamentssitz. (dpa)
Unbekannte verüben einen Anschlag auf den prominenten irakischen Politiker Ahmed Tschalabi. Der
Schiitenpolitiker überlebt das Attentat auf dem Weg von Nadschaf nach Bagdad unverletzt. (dpa)
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Nach US-Präsident George W. Bush räumt auch der amerikanische Außenminister Colin Powell eine
Fehleinschätzung hinsichtlich des irakischen Widerstands ein. In einem Interview mit dem panamaischen
Fernsehsender TVN Kanal 2 räumt er ein: „Es ist klar, dass wir nicht mit einem Aufstand dieser Stärke
gerechnet haben“. Powell bekräftigt, dass die USA an ihrer Irak-Politik festhalten werde und letztlich die
Aufständischen besiegen würden. (APD)
Im Vorfeld der Europareise von Präsident Ghasi el Jawar fordert die irakische Regierung Deutschland und
Frankreich auf, sich stärker am wirtschaftlichen und politischen Aufbau zu beteiligen. Ähnlich wie in
Afghanistan sollten Berlin und Paris auch im Irak „ihrer internationalen Verantwortung bewusst werden“, so
der irakische Minister für zivilen Aufbau, Mamo Farhan Othman. Neben einer drastischen Reduzierung der
irakischen Auslandsschulden und humanitären Hilfsprojekten fordert der Minister auch die „moralische
Unterstützung“ Deutschlands und Frankreichs auf internationaler Ebene ein: „Der Irak hat jetzt wie das
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eine einmalige Chance auf eine leuchtende Zukunft.“ Deutsche
Unternehmen hätten die Chance, „viel Geld (zu) verdienen“. (AFD)
Als Reaktion auf die Ermordung der zwölf Nepalesen am 31. August durch eine Extrmistengruppe kommt
es in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu zu schweren Ausschreitungen. Überwiegend jugendliche
Randalierer setzen eine Moschee und ein muslimisches Gemeindezentrum in Brand. (dpa)
4. September: Etwa 50 Menschen kommen im Irak bei mehreren Gewaltakten ums Leben. Allein bei einem
Anschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk werden 22 Menschen durch ein Selbstmordattentat mit einer
Autobombe vor einer Polizeiakademie getötet. Zugleich sterben 13 Iraker bei Angriffen des US-Militärs auf
Rebellen im Norden des Landes. Südlich von Bagdad sollen 12 irakische Polizisten bei einem Großeinsatz
gegen bewaffnete Gruppen umgekommen sein, berichtete der Nachrichtensender El Arabija. (dpa)
6. September: Islamische Untergrundgruppen im Irak lassen insgesamt fünf ausländische Geiseln – drei
Jordanier, einen Sudanesen sowie einen Türken - frei. (dpa)
Die US-Armee verliert bei einem Selbstmordanschlag nahe der irakischen Stadt Falludscha sieben
Marineinfanteristen. Weiterhin werden drei irakische Nationalgardisten getötet. Der Anschlag stellt den
folgenschwersten Einzelangriff auf die US-Truppen seit Anfang Mai dieses Jahres dar. (APD)
7. September: Im Irak stirbt nach amerikanischen Medienberichten das 1000. Mitglied der US-Streitkräfte
seit dem Beginn des Krieges. Das Pentagon in Washington bestätigt die Zahl zunächst nicht.
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld spielt die Bedeutung der runden Zahl zuvor herunter. "Man sollte
betonen, dass die zivilisierte Welt das 1000. Opfer schon vor langer Zeit verzeichnet hat", sagte Rumsfeld,
bevor die jüngsten Todesfälle bekannt waren. "Und diese Woche gedenken wir der 3000 Menschen aus
Dutzenden Ländern, die am 11. September 2001 getötet wurden" Nach Pentagon-Angaben sind von
Kriegsbeginn am 19. März bis zum 30. April vergangenen Jahres 138 US-Soldaten im Irak gefallen. Nach
dem 30. April, dem Tag, an dem US -Präsident George W. Bush die größeren Kampfhandlungen für
beendet erklärt hatte, fielen diesen Angaben zufolge im Irak bis Montag (Washingtoner Ortszeit 10.00 Uhr)
849 Soldaten, zudem kamen drei zivile Pentagon-Angestellte im Irak ums Leben. (dpa)
Der blutige Aufstand des radikalen Schiitenführers Muktada al Sadr hat sich offenbar von der irakischen
Pilgerstadt Nadschaf nach Bagdad verlagert. Bei Kämpfen zwischen Anhängern Al Sadrs und US-Truppen
werden im Stadtteil Sadr City nach Angeben von irakischen Behörden mindestens 34 Menschen getötet
und fast 200 verletzt. (APD)
Bei schweren Kämpfen in der irakischen Stadt Falludscha tötet die US-Armee nach eigenen Angaben rund
einhundert Menschen. Stellungen der Aufständischen seien seit Dienstagnachmittag angegriffen worden,
teilte die US -Armee mit. (dpa)
Die Ukraine will in den nächsten Wochen ihr Truppenkontingent im Irak verkleinern. 200 der 1600 in dem
Land stationierten Soldaten sollten bei der nächsten Rotation im September oder Oktober abgezogen
werden, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma, der sich zu
einem Truppenbesuch im Süden der Ukraine aufhält. (AFD)
Japan wird offiziellen Angaben zufolge am 13. und 14. Oktober eine Geberkonferenz für den Irak
ausrichten. Dabei sollen dem japanischen Außenministerium zufolge Staaten wie Deutschland, Frankreich,
Russland oder arabische Länder dazu ermutigt werden, eine aktivere Rolle beim Wiederaufbau des
kriegszerstörten Landes zu übernehmen. Es würden von den Teilnehmern der Konferenz aber keine neuen
finanziellen Zusagen erwartet, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag in Tokio weiter. Hochrangige
Vertreter aus 30 bis 40 Ländern und von internationalen Institutionen sollten vielmehr die Gelegenheit
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haben, Themen wie die irakischen Wahlen, die Sicherheitslage in dem Golfstaat und
Entwicklungsstrategien für das Land zu diskutieren. Im Oktober vergangenen Jahres haben Geberländer
bei einem Treffen in Madrid 33 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Iraks zugesagt. Seither sind von
den Vereinten Nationen und der Weltbank zwei Fonds aufgelegt worden, die bislang einen Gesamtumfang
von lediglich einer Milliarde Dollar erreicht haben. Davon macht Japans Beitrag mit 490 Millionen Dollar fast
die Hälfte aus. Die Kriegsgegner Deutschland, Frankreich und Russland beteiligen sich nicht an den Fonds.
(Reuters)
Der irakische Minister für zivilen Aufbau Farhan Othman fordert, die deutsche Bundesregierung müsse sich
wie in Afghanistan ihrer "internationalen Verantwortung bewusst werden" und sich stärker am
wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbauprozess im Irak beteiligen. (dpa)
US-Präsident George W. Bush will dem Irak erhebliche Exporterleichterung in die USA gewähren. Er
informiert den Kongress schriftlich über seine Absicht, dem Irak den Status eines Entwicklungslandes mit
besonderen Privilegien zuzugestehen. Damit könnte der Irak rund 3000 Produkte zollfrei in die USA
exportieren. Die US-Regierung hat dieses Programm 1974 aufgelegt, um Entwicklungsländern
Wachstumsanreize zu geben. (dpa)
8. September: Die meisten ausländischen Hilfsorganisationen im Irak werden nach der Verschleppung
zweier italienischer Helferinnen das Land vermutlich verlassen. "Ich rechne damit, dass die meisten
Organisationen gehen werden", sagt der Koordinator der nichtstaatlichen Gruppen, Jean-Dominique Bunel,
in Bagdad der Nachrichtenagentur Reuthers. Auch deutsche Helfer berieten über das weitere Vorgehen.
Die Regierung in Rom spricht einen Tag nach der Entführung der beiden Italienerinnen von einer
Kriegserklärung gegen den Westen. (Reuters)
Der irakische Präsident Ghasi el Jawar trifft zusammen mit 10 Ministern zu einem dreitägigen Besuch in
Deutschland ein. Im Mittelpunkt der politischen Gespräche in Berlin wird der Stabilisierungs - und
Wiederaufbauprozess im Irak stehen. Zunächst trifft Jawar mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel
zusammen. Am Donnerstag wird er von Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard
Schröder empfangen. (dpa)
09. September: Nach der Entführung von zwei ihrer Mitarbeiterinnen haben viele NGOs haben damit
begonnen, ihr Personal aus dem Irak abzuziehen. Jean-Dominique Bunel, Koordinator für 50 NGOs in
Bagdad, erklärt hierzu: "Die meisten NGOs bereiten ihre Abreise aus dem Irak vor, einige sind bereits heute
früh abgeflogen, die Flüge am 10.09. sind voll." (Reuters)
Bei einem Luftangriff auf Falludscha hat es in der vergangenen Nacht wieder mindestens acht Tote
gegeben, darunter drei Frauen und zwei Kinder.
10. September: Bundespräsident Köhler hat dem irakischen Staatspräsidenten Al-Yawar die Unterstützung
Deutschlands beim Wiederaufbau des zerstörten Landes zugesichert. Deutschland werde sein
internationales Gewicht einbringen, um für den Irak "ein Hilfskonzept, das natürlich auch
Schuldenerleichterungen beinhalten muss, zu erreichen."
Auch Bundeskanzler Schröder bestätigte nach einer Unterredung mit al-Yawar die Bereitschaft der
Bundesrepublik, im Rahmen des Pariser Clubs der Gläubigerstaaten einen "substantiellen Beitrag" zu
einem Irak-Schuldenerlass zu leisten."
12. September: US-Außenminister Powell räumte im US-Sender NBC ein, dass die Lage Koalitionstruppen
im Irak derzeit "schwierig" sei. Powell ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass der Aufstand bis zu den für
Januar vorgesehenen Wahlen unter Kontrolle gebracht werde.
Berater des US-Präsidentschaftskandidaten haben erklärt, dass sich bei einem Sieg Kerrys auch deutsche
Firmen für US-Wiederaufbauaufträge bewerben könnten. (AFP)
14. September: Der türkische Außenminister Abdullah Gül hat während eines Telefonats mit dem
amerikanischen Außenminister Powell mit dem Ende der Zusammenarbeit mit den USA im Irak gedroht, für
den Fall, dass die Koalitionsangriffe auf das überwiegend von Turkmenen bewohnte Gebiet westlich
Mossuls nicht beendet würden.
Der Präsident der irakischen Interimsregierung Ghasi Al Yawar hat während seines Besuchs bei der NATO
um weitere Unterstützung gebeten. Ein sicheres Umfeld sei grundlegend, um die Durchführung der Wahlen
im Januar 2005 zu gewährleisten, so Al Yawar.
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Die Arabische Liga hat die Gewalt im Irak verurteilt. Die arabischen Außenminister verabschiedeten dazu
eine Erklärung, worin die Entführung und Ermordung von Geiseln, die Anschläge auf Sicherheitskräfte und
Bedienstete internationaler Organisationen und jegliche Gewalt gegen Zivilisten verurteilt werden.
16. September: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, hat erstmals in einem Interview
den Irakkrieg als illegal bezeichnet. Gegenüber der britischen BBC sagte Annan: "Ich habe bereits darauf
hingewiesen, dass der Krieg nicht in Übereinstimmung mit der VN-Charta stand. Aus unserer Sicht und aus
Sicht der Charta war er illegal."
Die Türkei wird humanitäre Hilfsgüter in das überwiegend von Turkmenen bewohnte Tell Afar nahe Mosul
schicken. In enger Zusammenarbeit mit den US-Truppen werden überdies türkische Streitkräfte dorthin
entsandt, dies bestätigte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums.
17. September: Die NATO hat eine kleine Gruppe von circa 40 Militärs in den Irak entsandt, um bei der
Ausbildung der Armee zu helfen. (dpa)
Bei einem US -Luftangriff auf Falludscha sterben wieder mindestens 56 Menschen.
20. September: Wegen angeblicher Misshandlung von Gefangenen in der irakischen Haftanstalt Abu
Ghoreib steht an diesem Mittwoch ein US -Militärpolizist in Bagdad vor einem amerikanischen Militärgericht.
Das Verfahren gegen Feldwebel Ivan Frederick werde voraussichtlich zwei Tage dauern, sagte ein USMilitärsprecher in Bagdad. (dpa)
23. September: US-Präsident Bush hat auf einer Pressekonferenz in Washington den Wahltermin im
kommenden Januar bekräftigt: "Die Wahlen im Januar werden stattfinden, könnten aber aufgrund der
Umstände 'nicht perfekt' sein.
Nach US-Angaben befinden sich mittlerweile rund 30.000 private Sicherheitskräfte im Irak. Danach stellen
diese die zweitgrößte "Militärmacht" im Irak. (CNN)
Schiitenführer Ayatollah Al-Sistani befürchtet eine Verschiebung der Wahlen, die für Januar vorgesehen
sind. Vertraute von Al-Sistani hätten bereits gegenüber dem ehemaligen VN-Sondergesandten Brahimi ihre
Bedenken geäußert.
26. September: Nach Angeben des amerikanischen Brigadegenerals der Luftwaffe Erv Lessel sind bei
amerikanischen Luftangriffen auf die sunnitische Widerstandshochburg Falludscha in den vergangenen vier
Wochen mehr als 100 mutmaßliche Aufständische getötet worden. Falludscha gilt als Zentrale des
jordanischen Extremisten Abu Mussab al Sarkawi. „Wir haben einige seiner Verbündeten und angehende
Führungskräfte seiner Organisation erwischt“, sagte Lessel bei einer Pressekonferenz in Bagdad.
Der irakische Präsident Ghasi el Jawar kritisiert in einem Interview mit der Bagdader Tageszeitung „AlSabah Al-Jadid“ erstmals die Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allawi. Die Ergebnisse der
Arbeit der irakischen Regierung erfüllten nicht die Erwartungen. Schuld an der schlechten Sicherheitslage
im Land trügen aber seiner Ansicht nach auch „äußere Mächte“. Auch sei die Entscheidung der USRegierung, die irakische Armee aufzulösen, falsch gewesen. (dpa)
27. September: Die Fidschi-Inseln übernehmen ab dem Oktober die Bewachung der UN-Vertretung in
Bagdad. Nach Angaben eines fidschianischen Militärsprechers will das Land 155 Soldaten für den Schutz
der Gebäude sowie 24 Leibwächter für die Mitarbeiter stellen. Die UNO hatte ihr Hauptquartier in Bagdad
im vergangenen Jahr nach einem Anschlag auf das Gebäude geschlossen. Bisher hatte es Schwierigkeiten
gegeben, die Mitgliedstaaten dazu zu bewegen, Sicherheitskräfte für die UN-Mitarbeiter im Irak zu stellen.
(AFD).
29. September: Das Bundeskabinett beschließt, 20 Transportpanzer vom Typ "Fuchs" an die irakische
Armee zu liefern. Weiterhin werden bis Ende 2004 rund 100 LKWs aus Bundeswehrbeständen an das Land
geliefert, ab November 2004 übernehmen Bundeswehr-Soldaten zudem die Ausbildung von irakischen
Soldaten in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Oktober 2004
01. Oktober: Beim ersten Fernsehduell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten wirft Herausforderer
John Kerry dem Amtsinhaber George W. Bush vor, mit der Entscheidung für die Invasion des Irak einen
"kolossalen Irrtum" begangen zu haben. Er kritisierte weiterhin, die USA trage 90% der Verluste und 90%
der Kosten für diesen Krieg.
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05. Oktober: Mit dem Eingeständnis mangelnder Beweise für eine Verbindung Saddam Husseins zum
Terrornetzwerk Al Kaida hat US -Verteidigungsminister Donald Rumsfeld für gehörigen Wirbel gesorgt. Er
habe seines Wissens keine starken Beweise für eine solche Verbindung gesehen, erklärt Rumsfeld am
Montag vor dem Rat für auswärtige Beziehungen in Washington. Wenige Stunden später rudert er jedoch
zurück und betont, seine Äußerungen seien missverstanden worden. Auch beim Thema irakische
Massenvernichtungswaffen hat Rumsfeld erstmals Fehlinformationen eingeräumt. Es seien keine Waffen
gefunden worden, bestätigte er in New York und fuhr fort: "Warum das Geheimdienstmaterial falsch war,
kann ich nicht sagen" (AP).
06. Oktober: Die radikalen Schiiten im Bagdader Stadtteil Sadr City verständigen sich mit der
Übergangsregierung auf eine Waffenruhe. Die am Dienstag signierte Vereinbarung soll die wochenlangen
Kämpfe beenden, wie einer der Unterzeichner am Mittwoch mitteilt. Die Anhänger des radikalen Predigers
Muktada al Sadr verpflichten sich in dem Abkommen, ihre Waffen abzugeben. Im Gegenzug erhalten sie
Geld und eine weit reichende Zusicherung von Straffreiheit, sagt der schiitische Stammesführer Karim al
Bachatti. (APD)
Mit einer Militäroffensive südlich von Bagdad sollen 3.000 amerikanische und irakische Soldaten die von
Rebellen beherrschte Provinz Babil wieder unter Kontrolle bringen. Am Mittwoch wurden dort 160
mutmaßliche Aufständische festgenommen. Regierungschef Ajad Allawi warnte in Bagdad: "Wir sollten die
Terroristen nicht unsere Tagesordnung bestimmen lassen." (AP)
Im Drama um die im Irak verschleppten französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges
Malbrunot ruft der radikale schiitische Prediger Muktada al Sadr die Entführer zur Freilassung ihrer Geiseln
auf. "Frankreich zählt nicht zu den Besatzerländern", begründet er den Aufruf in einem Fernsehinterview.
Der französische Staatspräsident Jacques Chirac ruft die Nation am Dienstag zum Zusammenhalt auf und
fordert offenbar mit Blick auf die gescheiterten inoffiziellen Vermittlungsversuche des Abgeordneten Didier
Julia ein verantwortungsvolles Verhalten eines jeden Einzelnen. Premierminister Jean-Pierre Raffarin
kritisiert, die "private Initiative" habe die offiziellen Bemühungen um die Freilassung der Franzosen gestört.
"Die Regierung hat diese nicht gut geheißen." (AP)
07. Oktober: US-Präsident George W. Bush hat angesichts des Abschlussberichts seiner
Rüstungsinspektoren ("Duelfer-Bericht")zum ersten Mal eingeräumt, dass der Irak vor der Invasion keine
Massenvernichtungswaffen gehabt habe. Dennoch sei es richtig gewesen, gegen den irakischen
Präsidenten Saddam Hussein vorzugehen, sagte er am Donnerstag in Washington. "Amerika ist heute
sicherer, da Saddam Hussein im Gefängnis sitzt", so Bush weiter (AP). Auch der britische Premierminister
Tony Blair hat den Duelfer-Bericht ausdrücklich gewürdigt. Dieser beweise, dass Saddam die "volle
Absicht" gehabt habe, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln.
Duelfer hatte am Mittwoch vor dem Streitkräfteausschuss des Senats eingeräumt, dass die
Geheimdiensterkenntnisse über vermeintliche Waffenprogramme, die die US-Regierung als Hauptgrund für
den Krieg genannt hatte, nicht stimmten. "Wir lagen praktisch alle falsch", sagte Duelfer. Die Aussichten,
noch militärisch relevante Lagerbestände zu finden, schätzt der Experte auf "weniger als fünf Prozent."
08. Oktober: Nach drei Wochen Geiselhaft ist der britische Ingenieur Kenneth Bigley von seinen
Geiselnehmern ermordet worden. Das bestätigte Außenminister Straw gegenüber der Presse. Gleichzeitig
sprach er der Familie des Ermordeten sein Beileid aus.
Bigley war am 16. September zusammen mit den US-Bürgern Eugene Armstrong und Jack Hensley aus
einer Villa in Bagdad verschleppt worden. Zu den Entführungen und Mordtaten bekannte sich die
Terrororganisation El Tawhid wa El Dschihad des Jordaniers Abu Mussab el Sarkawi. (DPA)
09. Oktober: Anhänger des radikalen Schiiten-Predigers Moktada al-Sadr in dem Bagdader Distrikt Sadr
City haben am Samstag ihrer Entwaffnung zugestimmt. Damit könnte noch vor der Wahl im Januar ein
ständiger Unruheherd entfernt werden. 'Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Sadr-Bewegung ab Montag
ihre Waffen an die irakische Polizei aushändigen wird', sagte der Unterhändler der Bewohner von Sadr City,
Karim al-Bachati, der Nachrichtenagentur Reuters.
10. Oktober: Großbritannien hat mit Trauer und Entsetzen auf die Ermordung des Ingenieurs Kenneth
Bigley reagiert. In Liverpool, der Heimatstadt des 62-Jährigen, gedenken die Bürger Bigleys am
Samstagmittag mit zwei Schweigeminuten (AFP).
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US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hält einen Abzug der US -Soldaten aus dem Irak vor der für
Januar geplanten Parlamentswahl weiter für unwahrscheinlich. Bis zu diesem Termin sei mit einer weiteren
Zunahme der Gewalt zu rechnen, sagte Rumsfeld am Sonntag während eines Blitzbesuchs im Irak. Eine
Reduzierung des Truppenkontingents könne voraussichtlich erst nach der Wahl schrittweise erfolgen, "sie
hängt aber vollständig von der Sicherheitslage ab."
Die Grünen schließen auch für den Fall eines Wahlsiegs des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten
John Kerry einen Bundeswehreinsatz im Irak aus. "Wir haben als Deutsche im Irak militärisch keinen Platz",
sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, der "Financial Times
Deutschland".
11. Oktober: Milizionäre des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr beginnen in der Bagdader
Vorstadt Sadr-City damit, ihre schweren und mittleren Waffen abzugeben. Die am ersten Tag noch eher
schleppend verlaufene Waffenabgabe ist Teil einer Vereinbarung zwischen El Sadr und der irakischen
Übergangsregierung, die zu einer Befriedung der unruhigen Vorstadt führen soll. Diese wird derzeit noch
weitgehend von al-Sadrs-Miliz, der so genannten Mahdi-Armee, kontrolliert (dpa).
12. Oktober: Der irakische Großayatollah Sistani plant die Erlassung einer Fatwa, die zur obligatorischen
Teilnahme an Wahlen aufruft.
14. Oktober: Nach dem klaren Nein von Bundeskanzler Gerhard Schröder hat nun auch
Verteidigungsminister Peter Struck einen Bundeswehreinsatz im Irak für die nächsten Jahre definitiv
ausgeschlossen. Struck hatte kurzfristig mit einem Interview zur deutschen Irak-Position für Irritationen im
In- und Ausland gesorgt. Laut "Financial Times Deutschland" hatte der Minister erklärt: "Ich schließe den
Einsatz deutscher Soldaten im Irak jetzt aus. Aber generell wird keiner die Entwicklung im Land so
vorhersehen können, dass er verbindliche Aussagen machen kann." Anschließend bekräftigte Gernot Erler
die Haltung der SPD in dieser Frage: "Ich kann verbindlich sagen, dass es keine Entsendung von
deutschen Soldaten in den Irak geben wird".
Die Bundesregierung widersprach am Donnerstag außerdem Spekulationen, dass sie für den Fall eines
Sieges des demokratischen Kandidaten John Kerry bei der US-Präsidentenwahl eine Kurskorrektur
anstrebe. Außenminister Joschka Fischer betonte in diesem Zusammenhang: "Die Bundeswehr ist nicht im
Irak - und das bleibt auch so".
Der irakische Präsident Ghasi Jauar hat am Donnerstag den Termin für die ersten irakischen Wahlen nach
dem Sturz Saddam Husseins in Frage gestellt. Der Termin sei nicht in Stein gemeißelt und könne geändert
werden, wenn die Sicherheitslage keine fairen und allgemeinen Wahlen ermögliche, sagte Jauar in einem
Interview, das die arabische Zeitung 'Aschark al-Aussat' am Donnerstag veröffentlichte.
15. Oktober: Die USA haben die Terrorgruppe El Tawid wa el Dschihad des Jordaniers Abu Mussab
Sarkawi am Freitag formell auf die Liste der Terrororganisationen gesetzt. Das teilte der Sprecher des
Außenministeriums, Richard Boucher, in Washington mit.
Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero hat gegenüber seinem britischen Kollegen
Tony Blair den Irakkrieg als "riesigen Fehler" bezeichnet. Wie Teilnehmer des Treffens von Mitte-LinksPolitikern in Ungarn am Freitag mitteilten, ging es bei den Gesprächen um die Notwendigkeit, im Irak eine
internationale Nachkriegsordnung herzustellen. Als Blair versucht habe, den Krieg zu rechtfertigen, habe
sich der Ton zwischen Befürworten und Gegnern merklich verschärft.
Der polnische Ministerpräsident Marek Belka hat versichert, die derzeit 2500 im Irak stationierten
polnischen Soldaten würden "keine Stunde länger als die Vernunft gebietet" in der Krisenregion bleiben. Sie
sollten nur so lange bleiben, bis "das Ziel unserer Mission erreicht ist, den Irak den Irakern zurück zu
geben", sagte Belka am Freitag im polnischen Parlament. Einen konkreten Abzugstermin nannte er
allerdings nicht. Polen werde sein Kontingent Anfang 2005 verringern und Gespräche über eine weitere
Verkleinerung führen. (dpa)
Nach Hinweisen auf das Verschwinden von Atomtechnologie im Irak hat Russland von der irakischen
Übergangsregierung und den USA verlangt, wieder Waffeninspekteure in das Land zu lassen. Inspektoren
der UN-Entwaffungsmission UNMOVIC und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) müssten in
den Irak zurückkehren, erklärte ein Sprecher des russischen Außenministeriums am Donnerstagabend.
16. Oktober: In der Nacht zum Samstag sind in Bagdad mehrere Anschläge auf christliche Kirchen verübt
worden. Fünf Gotteshäuser seien beschädigt worden, teilte das irakische Innenministerium mit. Es war
bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass christliche Kirchen zum Ziel von Übergriffen wurden. Im August
62
waren bei Bomben-anschlägen auf vier Kirchen in Bagdad und Mossul sieben Menschen getötet und mehr
als 30 verletzt worden. Derzeit leben etwa 750.000 Christen im Irak.
18. Oktober: Die britische Regierung hat eine Bitte der USA um militärische Unterstützung im Irak offiziell
bestätigt. Eine Entscheidung über Truppenverlegungen innerhalb des Irak sei aber noch nicht gefallen,
sagte Verteidigungsminister Geoff Hoon am Montag vor dem Unterhaus in London. Eine Empfehlung der
Militärführung werde nach eingehender Prüfung für Mitte der Woche erwartet, sagte der Minister. Es stehe
außerdem nicht zur Debatte, Einheiten der im Südirak stationierten britischen Soldaten nach Bagdad oder
in die Rebellenhochburg Falludscha zu verlegen, sagte Hoon weiter.
Mit Blick auf den US-Präsidentschaftswahlkampf hat der russische Präsident Wladimir Putin seine
Präferenz für Amtsinhaber George W. Bush durchblicken lassen. Die derzeitigen Anschläge "internationaler
Terrororganisationen" im Irak richteten sich nicht so sehr gegen die internationalen Truppen, "als gegen
Präsident Bush persönlich", sagte Putin am Montag bei einem Besuch in der tadschikischen Hauptstadt
Duschanbe. "Internationale Terroristen" wollten Bush "so sehr wie möglich schaden, um seine Widerwahl
zu verhindern". Sollte ihnen dies gelingen, würden sie "einen Sieg über Amerika und die internationale
Koalition feiern".
Zum Auftakt des islamischen Fastenmonats Ramadan sind 250 Gefangene aus US-geführten
Gefängnissen ent lassen worden.
19. Oktober: In der irakischen Hauptstadt ist erneut eine Mitarbeiterin einer internationalen
Hilfsorganisation verschleppt worden. Bei der Entführten handelt es sich nach Angaben von Care
International um die Leiterin der Organisation im Irak, Margaret Hassan. Die in Großbritannien geborene
Frau ist mit einem Iraker verheiratet und leistet seit nunmehr 25 Jahren humanitäre Hilfe im Irak. Hassan
hat sowohl die britische als auch die irakische Staatsbürgerschaft.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Anschläge auf christliche Kirchen im Irak scharf verurteilt. Kardinal
Karl Lehmann reagierte in Bonn mit "Trauer und Empörung" auf die Attentate, bei denen am Samstag
sechs Kirchen angegriffen worden waren. Nach Informationen der Bischofskonferenz wurde dabei ein
Mensch getötet, mehrere Personen kamen zu Schaden. Der Kardinal sicherte den Christen im Irak
unterdessen die Solidarität der deutschen Katholiken zu.
20. Oktober: Nach der Entführung von Margaret Hassan hat die Hilfsorganisation ihren Einsatz in dem
kriegszerstörten Land vorerst ausgesetzt und erwägt einen vollständigen Abzug. "Im Moment haben wir alle
Operationen ausgesetzt, und werden damit fortfahren, uns aus dem Land zurück zu ziehen, bis dieser
Vorfall gelöst ist", erklärte der Leiter von Care International, Geoffrey Dennis, in einem Interview der
britischen BBC.
Die USA haben den Irak von der Liste der Terrorunterstützer gestrichen. US-Außenminister Colin Powell
teilte am Mittwoch mit, da alle Sanktionen Washingtons gegen den Irak bereits aufgehoben worden seien,
habe dies zwar keine praktischen Auswirkungen für das Land. Es sei jedoch ein wichtiger symbolischer Akt
für die irakische Übergangsregierung und ein weiterer Schritt zur Festigung der Partnerschaft zwischen den
USA und dem Irak.
21. Oktober: Zur Unterstützung von US-Truppen werden erstmals seit Beginn des Irakkriegs britische
Soldaten aus dem Süden in das Zentrum des Landes verlegt. Der Einsatz der 850 Soldaten werde "eher
Wochen als Monate" dauern, kündigte der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon am Donnerstag im
Unterhaus in London an. Hoon betonte, dass die Truppenverlegung rein militärisch und nicht politisch
begründet sei. Sie erfolge auf Wunsch der USA.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hält die geplante Wahl eines irakischen Parlaments im Januar 2005 auch
weiterhin für "technisch möglich". Allerdings müsse die Übergangsregierung in Bagdad selbst entscheiden,
ob sie trotz der zunehmenden Gewalt im Land an dem Termin festhalten wolle, sagte Annan am
Donnerstag vor Journalisten in New York.
Der irakische Schiitenführer Ali al-Sistani möchte vor den geplanten Wahlen im Irak keine konkrete
Empfehlung für eine bestimmte Partei oder Liste geben. Wie sein Sprecher am Donnerstag in Nadschaf
mitteilte, will er sich damit begnügen, "Ratschläge zum Wohl des irakischen Volkes zu erteilen".
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22. Oktober: SPD-Fraktionsvize Gernot Erler hält den für Januar geplanten Wahltermin im Irak für
unwahrscheinlich. Angesichts der täglichen Kämpfe in dem Land sei fraglich, wie dort Wahlen abgehalten
werden sollten, sagte Erler am Freitag im Südwestrundfunk. Ganze Gebiete im Irak seien derzeit in der
Hand von Aufständischen.
Die USA schätzen die Lage im Irak einem Zeitungsbericht zufolge inzwischen als deutlich gefährlicher ein:
Regierungsvertreter gingen davon aus, dass die Zahl der Aufständischen bedeutend höher sei als bisher
angenommen, berichtete die "New York Times" am Freitag. Insgesamt gehörten zum harten Kern zwischen
8.000 und 12.000 irakische und ausländische Kämpfer, darunter die Anhänger des Extremistenführers Abu
Musab el Sarkawi.
Nach den Worten von US-Außenminister Colin Powell würden die USA eine schiitisch geführte Regierung
im Irak akzeptieren. "Wir würden die Wahlergebnisse respektieren, wenn es eine faire, freie und offene
Wahl gibt", sagte Powell in einem bereits am Donnerstag in Washington veröffentlichten Interview des Abu
Dhabi-Fernsehen.
Russland sollte nach den Worten von Präsident Wladimir Putin eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau des
Iraks spielen. In einer vom Pressedienst des Kremls in Moskau veröffentlichten Erklärung rief er zugleich
die internationale Staatengemeinschaft auf, der irakischen Übergangsregierung mehr Hilfe anzubieten. Eine
politische Lösung könne es nur geben, wenn alle führenden Kräfte im Irak, die den Terrorismus ablehnten,
zusammen-arbeiteten, erklärte Putin.
Führende schiitische Geistliche haben in ihren Predigten zum Freitagsgebet zu einer Teilnahme an den für
kommenden Januar geplanten Wahlen aufgerufen. In Kerbela forderte der Vertreter des schiitischen
Großayatollahs Ali Sistani, Sajed Ahmed el Safi, "eine massive Teilnahme" an den Wahlen. Wählen sei
eine "von der Scharia vorgegebene Pflicht"; nicht zu wählen sei "Landesverrat" und führe "in die Hölle".
23. Oktober: Die US-Armee hat in der irakischen Stadt Falludscha eigenen Angaben zufolge ein führendes
Mitglied der Extremistengruppe von Abu Mussab el Sarkawi gefasst. Fünf weitere Terroristen seien bei der
nächtlichen Militäraktion im Süden der Widerstands -hochburg festgenommen worden, teilte die
Armeeführung am Samstag mit. (AFP)
Der Ehemann der im Irak verschleppten CARE-Regionaldirektorin hat sich im Fernsehsender Al Arabija an
die Entführer gewandt. Tahsin Ali Hassan appellierte an sie, seine Ehefrau "im Namen des Islams"
freizulassen.
Gestern war vom arabischen Sender Al Daschasira ein Video ausgestrahlt worden, das Margaret Hassan in
der Gewalt ihrer Entführer zeigte. Diese fordern einen sofortigen Abzug der britischen Truppen aus dem
Irak, anderenfalls werde die Geisel getötet. (AP)
24. Oktober: Die Bemühungen um den Aufbau irakischer Sicherheitsstrukturen haben am Wochenende
wieder einen Rückschlag erlitten. Am Sonntag wurden nahe der iranischen Grenze 49 Nationalgardisten
erschossen aufgefunden, die offenbar unbewaffnet in einen Hinterhalt von Aufständischen geraten waren.
"Sie wurden alle hingerichtet, wir fanden sie exekutiert", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die
Sicherheitskräfte werden immer häufiger von Rebellen angegriffen, weil sie mit den Besatzungsmächten
kooperieren. (dpa)
Die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi hat sich am Sonntag zur Ermordung der fast 50
irakischen Nationalgardisten bekannt. Nach Polizeiangaben waren die 49 Rekruten am Samstag im Osten
des Landes in einen Hinterhalt geraten und von Rebellen kaltblütig erschossen worden.
Die irakische Polizei fand die Leichen der Rekruten an der Straße von Badrah nach Mandali nahe der
iranischen Grenze. 37 von ihnen wurden noch am Samstag, 12 weitere am Sonntag gefunden, wie die
Polizei in Bakuba bestätigte. Die Soldaten sollten im US -geführten irakischen Militärlager von Kirkusch
ausgebildet werden.
Die Rebellen hätten die Busse angehalten, die Rekruten aussteigen lassen und sie kaltblütig am
Straßenrand erschossen, berichtete die Polizei. Es handelte sich um die bisher opferreichste
Guerillaattacke gegen die neuen irakischen Sicherheitskräfte.
In einer Internet-Botschaft, die Al-Sarkawis Organisation unter ihrem neuen Namen veröffentlichte, hieß es:
«Den Söhnen von El Kaida al-Dschihad fi Bilad al-Rafidain gelang es, die stinkenden Köpfe von 48 Leuten
zu ernten, die zur so genannten irakischen Nationalgarde gehörten.» (dpa)
Der US-Geheimdienst CIA hat nach einem Bericht der Tageszeitung "Washington Post" in den
vergangenen sechs Monaten heimlich ein Dutzend Gefangene zu Verhören aus dem Irak geschafft. Dies
sei vor dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) verheimlicht worden und verstoße nach
Ansicht von Menschenrechtsexperten gegen die 4. Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten und
Kriegsgefangenen, schreibt das Blatt am Sonntag. (dpa)
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25. Oktober: Aus einer unbewachten, ehemaligen irakischen Militäreinrichtung sind fast 400 Tonnen
Sprengstoff verschwunden. Die Internationale Atomenergie-Agentur in Wien (IAEA) bestätigte am Montag
Angaben des irakischen Wissenschaftsministeriums, wonach das hochexplosive Material vermisst wird. Der
Sprengstoff könne für herkömmliche und für Atomwaffen genutzt werden, teilte die IAEA mit. Die
Organisation ist besorgt, dass das Material in die falschen Hände geraten könne. der Bericht des Bagdader
Wissenschaftsministeriums sei bereits am 10. Oktober bei der IAEA eingegangen, allerdings habe die UNBehörde ihn erst prüfen wollen, sagte eine Sprecherin. Wann der Sprengstoff verschwand, ist offiziell nicht
bekannt. Die "New York Times" berichtete, das Material sei kurz nach Beginn des Irak-Kriegs aus dem
Militärlager al Kakaa südlich von Bagdad verschwunden. (AP)
26. Oktober: Aufgrund des im Irak verschwundenen Sprengstoffs ist die US -Regierung eine Woche vor den
Präsidentschaftswahlen in die Defensive geraten. Der demokratische Herausforderer John Kerry warf der
Bush-Regierung am Montag vor, erneut einen "groben Fehler" begangen und damit sowohl die Vereinigten
Staaten als auch die US-Soldaten in Gefahr gebracht zu haben. (AFP)
Im Falle seiner Wiederwahl will US-Präsident George W. Bush einem Zeitungsbericht zufolge den Kongress
um weitere rund 70 Milliarden Dollar, das sind fast 55 Milliarden Euro, zusätzlich für den Irak und
Afghanistan bitten. Wie die "Washington Post" am Dienstag berichtete, würde Bush die Mittel für die
Einsätze der US-Armee Anfang kommenden Jahres beantragen. Damit würden sich die Gesamtkosten seit
der Invasion im Irak auf knapp 225 Milliarden Dollar belaufen, wie Pentagonvertreter gegenüber der
"Washington Post" berichteten.
Aus Furcht vor einer US-geführten Erstürmung Falludschas sind am Dienstag tausende irakische Frauen
und Kinder aus der von Rebellen gehaltenen Stadt geflohen. (Reuters)
27. Oktober: Die britischen Streitkräfte im Irak haben mit der Verlegung von 850 Soldaten in die Nähe von
Bagdad begonnen. Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London.
Bisher war die Einheit in der südirakischen Stadt Basra stationiert. Die Verlegung ist in Großbritannien
durchaus umstritten, weil der Süden als sicherer gilt. So berichtete die Zeitung "The Guardian", dass eine
klare Mehrheit der Briten gegen die Truppenverlegung sei. (dpa)
Papst Johannes Paul II. hat den Terrorismus im Irak erneut scharf verurteilt und die christliche Minderheit
zum Bleiben aufgefordert. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz sagte der Papst, der Terror sei eine
"blinde Barbarei", die in erster Linie Unschuldige treffe.
Die Plünderung der irakischen Militäranlage Al Kakaa hat offenbar teilweise unter den Augen der USTruppen stattgefunden. Eine Sicherung oder systematische Untersuchung dieser und anderer
Einrichtungen wurde von der militärischen Führung nicht angeordnet, wie am Dienstag aus Berichten von
Journalisten und Soldaten in den USA hervorging. Erst am Montag war bekannt geworden, dass aus Al
Kakaa während des Krieges rund 350 Tonnen hoch explosiven Sprengstoffs entwendet worden waren.
(AP)
Selten zuvor hat sich der Kreml in einem US-Wahlkampf so eindeutig auf die Seite eines Kandidaten
gestellt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat klar bekundet, dass er die Wiederwahl seines
amerikanischen Kollegen George W. Bush wünscht. Beobachtern zufolge verspricht er sich Vorteile von
einer Fortsetzung des Status quo, da von Bush keine große Einmischung in die inneren Angelegenheiten
Russlands zu befürchten sei.
28. Oktober Einer Studie amerikanischer Wissenschaftler zufolge sind seit Beginn des Irakkrieges etwa
100.000 Iraker zu Tode gekommen. (AFP)
Gut eine Woche nach der Entführung ihrer Irak-Beauftragten Margaret Hassan hat die inter-nationale
Hilfsorganisation Care die Arbeit in dem Golfstaat vollständig eingestellt. In einer am Donnerstag
veröffentlichten Erklärung forderte die Organisation die sofortige Freilassung Hassans, die sowohl eine
irakische als auch eine irische Staatsbürgerschaft besitzt.
Einem Bericht der "Washington Post" zufolge haben russische Spezialeinheiten große Waffenbestände und
andere militärische Güter im Irak noch kurz vor der amerikanischen Besetzung nach Syrien geschafft. Die
konservative Zeitung beruft sich dabei auf den stell-vertretenden Staatssekretär im USVerteidigungsministerium, John A. Shaw. Russland habe damals eng mit dem irakischen Geheimdienst
zusammengearbeitet und "mit groß er Sicherheit" auch die 350 Tonnen Sprengstoff abtransportiert, die nun
aus dem Al-Kakaa-Munitionsdepot nahe Bagdad verschwunden sind, heißt es in dem Bericht weiter.
Das Pentagon ließ die Angaben Straws jedoch umgehend dementieren. (dpa)
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Wenige Tage nach dem Massaker an fast 50 irakischen Nationalgardisten hat eine Extremistengruppe
offenbar erneut elf Rekruten ermordet. Eine entsprechende Botschaft mit Bildern von den getöteten
Männern verbreitete die Islamistenorganisation "Ansar el Sunna" am Donnerstag auf ihrer Internetseite.
Eine andere Gruppe brachte nach offiziellen Angaben eine Polin in ihre Gewalt. (AFP)
29. Oktober: Unter den Offizieren einer britischen Einheit, die aus dem Süden des Iraks in den Krisengürtel
südlich von Bagdad verlegt worden ist, gibt es nach Zeitungs-informationen erhebliche Bedenken gegen
diese Entscheidung. Der allgemeine Tenor sei, dass die Regierung von Premierminister Tony Blair die
damit verbundenen Risiken für die britischen Soldaten unterschätze, berichtete am Freitag der "Daily
Telegraph".
Der Extremisten-Anführer Osama bin Laden hat in einer vom arabischen TV-Sender Al-Dschasira
ausgestrahlten Video-Botschaft an das amerikanische Volk indirekt mit weiteren Anschlägen wie am 11.
September gedroht. (Reuters)
30. Oktobe r: Am Samstag hat Ghasi el Jawar als erster irakischer Präsident das Nachbarland Kuwait
besucht. Kuwaitischen Regierungsangaben zufolge wollte Jawar auch um Wirtschaftshilfe für den Irak
bitten. Außerdem soll es während des zweitätigen Besuchs um die 16 Milliarden US-Dollar Schulden
gehen, die der Irak bei Kuwait hat.
Im Irak sind am Samstag mindestens 17 Menschen bei Gefechten und einem Bomben-anschlag ums
Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Aufständische töteten in der westirakischen
Provinz Al-Anbar acht amerikanische Soldaten, wie die US-Armee in Bagdad mitteilte. Neun weitere
Marineinfanteristen seien bei den "verstärkten Sicherheitsoperationen" der US-Armee in Al-Anbar verletzt
worden. (dpa)
31. Oktober: Im Schatten anhaltender Gewalt beginnt am Montag im Irak die offizielle Registrierung von
Wählern und Parteien für die Ende Januar geplanten Parlaments- und Regionalwahlen. Unabhängige
Kandidaten, Parteien und Wahlberechtigte können sich sechs Wochen lang in landesweit 550
Registrierungszentren in Wahllisten eintragen lassen. (AFP)
Papst Johannes Paul II. wird am kommenden Donnerstag den irakischen Ministerpräsi-denten Iyad Allawi
treffen. Die Privataudienz werde am Vormittag im Vatikan stattfinden, berichteten italienische Medien. Bei
dem Treffen soll es um die Friedensbemühungen im Irak gehen. Johannes Paul II. hatte in den
vergangenen Monaten wiederholt seine Hoffnung auf eine baldige Lösung für den Konflikt und einen
politischen Neuanfang in dem zerrütteten Land ausgedrückt. (dpa)
Der kürzlich im Irak entführte Japaner ist von seinen Geiselnehmern enthauptet worden.
Bei der am Samstag in Bagdad gefundenen Leiche handele es sich um die des 24-jährigen Shosei Koda,
bestätigte das Außenministerium in Tokio am Sonntag. Ministerpräsident Junichiro Koizumi erklärte, Japan
werde dennoch an seiner Truppenstationierung im Irak festhalten.
November 2004
1. November: Im Irak ist der Vizegouverneur von Bagdad am Montag bei einem Schusswaffen-Überfall
getötet worden. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums wurden zwei der Leibwächter des
Politikers Hatem Karim bei dem Überfall im südlichen Vorort Dora ebenfalls verletzt.
Bei einem Rebellen-Angriff auf ein Hotel im nordirakischen Tikrit waren am Sonntag 15 irakische Zivilisten
getötet und etwa acht weitere verletzt worden. Bei den Opfern handelte es sich hauptsächlich um
schiitische Arbeiter aus dem Süden des Iraks. Tikrit ist die Heimatstadt des früheren irakischen Präsidenten
Saddam Hussein. Aufständischen in der Stadt Falludscha droht eine Offensive. Wann sie beginnt, war am
Montag weiter unklar. Ein Sprecher des US-Militärs sagte, die US-Streitkräfte testeten zunächst weiter die
Abwehrbereitschaft der sunnitischen Rebellen. (Reuters)
Mit einer massiven Truppenverstärkung bereiten sich die USA auf eine große Offensive gegen irakische
Rebellen vor. In Bagdad wurden die letzten Soldaten einer 3.700 Mann starken Brigade der US Nationalgarde erwartet, womit sich die amerikanische Truppen-präsenz in der irakischen Hauptstadt bis
Montag auf 40.000 Mann erhöhen wird. Zugleich wurde die geplante Rückkehr von Einheiten verzögert, so
dass sich insgesamt 142.000 US-Soldaten im Irak befinden. Das ist der höchste Stand seit Sommer
vergangenen Jahres. Die Verstärkung ist Teil der Planungen für eine Offensive gegen sunnitische
Aufständische in Falludscha und anderen Städten westlich von Bagdad. Zur Entlastung der amerikanischen
Einheiten wurden 850 britische Soldaten aus der Umgebung der südirakischen Stadt Basra in Stellungen
bei Bagdad verlegt. Der Aufstand der Rebellen im «sunnitischen Dreieck» westlich der Hauptstadt soll nach
dem Willen der USA und der irakischen Übergangs-regierung bis zu den Wahlen am 31. Januar
kommenden Jahres eingedämmt werden. (dpa)
66
2. November: Die Geiselnehmer der Care-Mitarbeiterin im Irak, Margaret Hassan, haben einem Bericht der
Fernsehsenders Al-Dschasira zufolge damit gedroht, für den Fall, dass ihre Forderung nach einem
sofortigen Abzug der britischen Truppen aus dem Irak nicht erfüllt würde, die Frau an die Gruppe des
Extremistenführers Abu Mussab al Sarkawi zu übergeben. (Reuters)
Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon geht davon aus, dass die kürzlich in die Nähe Bagdads
verlegten Einheiten binnen 30 Tagen in ihre Ausgangsstellungen im Süden des Iraks zurüc kkehren
könnten.
Der britische Physik-Professor Stephen Hawking (62) hat die Invasion des Iraks als "Kriegs -verbrechen"
verurteilt. Der an den Rollstuhl gefesselte Kosmologe nahm am Dienstagabend an einer
Protestveranstaltung gegen den Krieg in London teil. "Mehr als 100.000 Menschen haben ihr Leben
verloren, die Hälfte von ihnen Frauen und Kinder. Wenn das kein Kriegs-verbrechen ist, was dann?" sagte
Hawking.
3. November: Die Parlamentswahl im Irak soll nach Angaben der zuständigen Organisationskommission
trotz anhaltender Anschläge und Entführungen wohl wie vorge-sehen in der letzten Januarwoche
abgehalten werden. "Wir, die Kommission, haben das Datum zwar noch nicht festgelegt, aber der Wahltag
wird in der letzten Woche im Januar liegen", sagte Farid Ajar, Sprecher des unabhängigen Gremiums, am
Mittwoch der Nach-richtenagentur Reuters. Dann sollen die irakischen Wähler über die Verteilung der 275
Sitze im Parlament beschließen, das eine Verfassung für den Golfstaat entwerfen soll.
Nach Polen in der vergangenen Woche hat nun auch Ungarn angekündigt, seine 300 Soldaten im
kommenden April aus dem Irak abzuziehen. Das kündigte Ungarns
Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany am Mittwoch in Budapest an. "Bis zur Durchführung der Wahlen im
Januar dort zu bleiben, ist unsere Pflicht, viel länger aber unmöglich", sagte der Regierungschef in einer
Rede vor ungarischen Wehrpflichtigen. Nach den Wahlen im Irak müsse die Stabilität des Landes vor allem
mit politischen Mitteln gesichert werden,
so Gyurcsany weiter.
4. November: Papst Johannes Paul II. hat die Instabilität im Irak beklagt und die Bevölkerung zum Aufbau
einer demokratischen Gesellschaft aufgerufen. "Ich bete für die Opfer von Terrorismus und zügelloser
Gewalt", sagte er am Donnerstag nach Vatikanangaben bei einer Audienz für den irakischen
Ministerpräsidenten Ayad Allawi.
Italien wird seine Soldaten bis auf weiteres im Irak belassen. Das Kontingent werde so lange dort bleiben,
wie dies eine legitime irakische Regierung wünsche, sagte der italienische
Ministerpräsident Silvio Berlusconi nach einem Treffen mit dem irakischen Minister-präsidenten Ajad Allawi
in Rom. Italien hat rund 3.000 Soldaten in den Irak entsandt. Berlusconi begründete den Schritt mit seiner
Pflicht, die Demokratie in der Welt zu verteidigen. (AP)
Angesichts der bedrohlichen Sicherheitslage ziehen sich Ärzte ohne Grenzen aus dem Irak zurück.
Zunehmend seien Mitarbeiter ins Visier von Angreifern geraten, erklärte die
Hilfsorganisation am Donnerstag in Brüssel. (AP)
Bei der für Januar geplanten Wahl im Irak sollen auch im Ausland lebende Iraker ihre Stimme abgeben
können. Die Wahlkommission habe am Donnerstag eine entsprechende Entscheidung getroffen, erklärte
der Kommissionsvorsitzende Farid Ajar. Die Regierung plane, Wahlzentren in Ländern mit einer starken
irakischen Bevölkerungsgruppe einzurichten. (AP)
5. November: Nach Ungarn am vergangenen Mittwoch hat nun auch der tschechische Ministerpräsident
Stanislav Gross bekannt gegeben, dass das im Februar 2005 auslaufende Mandat der Militärpolizei seines
Landes im Irak nicht mehr verlängert werde. Damit bröckelt die Front der Besatzungstruppen, die auch als
"Koalition der Willigen" bezeichnet wird, weiter. Andere Länder wie beispielsweise Spanien haben ihre
Truppen schon vor den für Ende Januar 2005 vorgesehenen Wahlen abgezogen. (AFP)
In US-Gefängnissen im Irak wird nach Angaben irakischer Ärzte auch nach den Vorfällen von Abu Ghoreib
weiter gefoltert. Der Chefarzt eines psychiatrischen Krankenhauses in Bagdad, Hashim Al-Zainy, sagte am
Freitag in Berlin, zwar dürfe sein Personal nicht in die amerikanischen Gefängnisse, viele Entlassene
kämen aber traumatisiert in seine Klinik. (dpa)
Die Iraker sollen nach Aussage ihres Vize-Präsidenten Ibrahim al-Dschaafari am 27. Januar kommenden
Jahres ein neues Parlament wählen. Die irakische Wahlkommission habe diesen Termin festgesetzt, der
aber noch vom Kabinett bestätigt werden müsse, sagte Al-Dschaafari am Freitag der Nachrichtenagentur
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Reuters. "Sofern es keine Katastrophe gibt, werden die Wahlen jedoch an diesem Termin abgehalten
werden".
6. November: Bei einer Serie von Bombenanschlägen in der sunnitischen Widerstandshochburg Samarra
sind am Samstag mindestens 33 Menschen getötet worden. 48 weitere Menschen wurden nach
Krankenhausangaben verletzt, als in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt vier Autobomben
explodierten und Rebellen sich Gefechte mit der US-Armee lieferten. Noch am Abend hat sich die Gruppe
des Al-Kaida Verbündeten Abu Mussab al Sarkaui zu den Anschlägen bekannt. (AFP)
Die Untergrundgruppe Al Kaida hat zur Freilassung der seit Tagen im Irak entführten CARE-Direktorin
Margaret Hassan aufgerufen. In einer am Freitag im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe hieß es,
sollten Hassans Entführer "uns diese Gefangene übergeben, werden wir sie sofort freilassen, es sei denn,
es wird bewiesen, dass sie ein Komplott gegen Muslime schmiedet". Die Erklärung erschien auf einer
Website, die als Sprachrohr für islamistische Gruppierungen gilt. Die Authentizität der Erklärung konnte
zunächst nicht überprüft werden.
Ein US -Bericht über den Tod von zwei Journalisten im Irak kommt zu dem Ergebnis, dass das US -Militär
keine Schuld trage. Der Schuss eines US -Panzers auf das Palestine Hotel in Bagdad hatte am 8. April
2003 zum Tod des Reuters-Kameramanns Taras Protsiuk und Jose Couso vom spanischen Fernsehen
geführt. Die US-geführten Streitkräfte seien schuld-los und hätten auch nicht fahrlässig gehandelt, teilte das
Committee to Protect Journalists (CPJ) am Freitag unter Berufung auf den in einer zensierten Form
freigegebenen Bericht des Verteidigungsministeriums mit. (Reuters)
7. November: Die vor mehr als zwei Monaten im Irak entführten französischen Journalisten Christian
Chesnot und Georges Malbrunot sind nach den Worten von Außen-minister Michel Barnier offenbar noch
am Leben. Französische Gesandte hätten kürzlich eine Bestätigung in dieser Hinsicht erhalten, erklärte
Barnier am Sonntag. Frankreich werde weiter mit stiller Diplomatie für die Freilassung der beiden arbeiten.
"Wir wissen, dass sie vor einigen Tagen noch am Leben waren. Ich denke, sie sind es noch immer", sagte
der Außenminister im Fernsehsender LCI. (AP)
Angesichts der zunehmenden Gewalt im Irak hat die Regierung am Sonntag den landes -weiten
Ausnahmezustand verhängt. Es müsse für Sicherheit vor den Wahlen im Januar gesorgt werden, erklärte
Ministerpräsident Ijad Allawi. Die Entscheidung sei in erster Linie eine Botschaft an die Aufständischen,
"dass wir es ernst meinen". Die US -Streitkräfte haben unterdessen nach eigenen Angaben den Ring um
Falludscha geschlossen und bereiten sich auf die Erstürmung der Widerstandshochburg vor. (AP)
Auch nach seiner Wiederwahl wird US-Präsident George W. Bush die Bundesregierung nach den Worten
von US-Botschafter Daniel Coats nicht um Truppen im Irak bitten. "Die US-Regierung hat akzeptiert, dass
Deutschland in der vorhersehbaren Zukunft keine Bundes -wehrsoldaten in den Irak senden wird", sagte
Coats dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Im Irak könnten nach Informationen der 'Washington Post' bis zu 4000 tragbare Luftabwehr-raketen
verschwunden und in die Hände von Extremisten gelangt sein. Die Raketen, die leicht transportiert und von
der Schulter aus abgefeuert werden können, gehörten zum Arse-nal des gestürzten Präsidenten Saddam
Hussein, berichtet die Zeitung am Sonntag.
8. November: Begleitet von massiven Luftangriffen haben Koalitionstruppen im Irak am Montag erste
Bezirke der Stadt Falludscha gestürmt und damit ihre angekündigte Großoffensive gegen die
Widerstandshochburg eingeleitet. Der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi erklärte in Bagdad, er habe
den internationalen und irakischen Truppen die Genehmigung zur Befreiung Falludschas von "Terroristen"
gegeben. Dort und in Ramadi gelte von 18 Uhr an eine Ausgangssperre. Die Grenzen zu Syrien und
Jordanien würden geschlossen. Der Flughafen von Bagdad sollte für 48 Stunden den Betrieb einstellen.
(AP)
US-Außenminister Colin Powell hat bekräftigt, dass die USA die Haltung Deutschlands und Frankreichs,
keine Truppen in den Irak zu schicken, akzeptieren würden. Powell sagte der "Financial Times
Deutschland", er erwarte nicht, dass beide Länder ihren Kurs ändern und Truppen stellen. "Sie helfen auf
andere Weise", wurde der Minister zitiert. Powell forderte die Bundesregierung jedoch auf, ihr politisches
Engagement im Irak weiter zu verstärken. (AP)
9. November: Die von den USA angeführten Truppen im Irak sind am Dienstag bis ins Zentrum der von
Rebellen kontrollierten Stadt Falludscha vorgedrungen. Dies verlautete aus amerikanischen Militärkreisen,
ohne dass zunächst Einzelheiten bekannt wurden. In man-chen Berichten war von heftiger Gegenwehr die
Rede, der US-Sender CNN meldete da-gegen, die Soldaten träfen nur auf schwachen, kaum organisierten
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Widerstand. Derweil versuchten Aufständische, die Verteidiger Falludschas durch Anschläge und Überfälle
in anderen Landesteilen zu entlasten. Dabei gab es in mehreren Städten Dutzende Opfer.
Die US-Armee geht überdies davon aus, dass die meisten Rebellenchefs, darunter auch der jordanische
Extremistenführer Mussab el Sarkawi, bereits vor dem Großangriff aus der Stadt geflohen seien. "Ich
glaube persönlich, dass bestimmte hohe Verantwortliche geflohen sind", sagte US -General Thomas Metz
gegenüber Journalisten. (Reuters)
10. November: Eine Extremistengruppe hat im Irak zwei Verwandte von Regierungschef Ijad Allawi entführt
und mit ihrer Ermordung gedroht, wenn die Offensive in Falludscha nicht binnen 48 Stunden gestoppt
werde. Ein Sprecher Allawis betonte jedoch am Mittwoch, die Regierung werde sich von "terroristischen
Verbrechern" nicht in ihrem Anti-Terror-Kampf beirren lassen.
Die US-Armee setzt ihren Vorstoß in der sunnitischen Rebellen-Hochburg Falludscha fort und kontrolliert
nach eigenen Angaben mittlerweile fast drei Viertel der Stadt. (AFP/AP)
Rumänien hat unterdessen angekündigt, sein Kontingent um 100 zusätzliche Soldaten aufstocken zu
wollen. Die Infanteristen würden bereits ausgebildet und sollen den Schutz von Botschaften und des UNPersonals während der Wahlen im Januar 2005 gewährleisten, teilte das Verteidigungsministerium am
Mittwoch in Bukarest mit. Rumänien hat bisher rund 600 Soldaten im Irak im Einsatz.
11. November: In Falludscha sind nach Angaben der US -Streitkräfte während der Groß -offensive der
letzten Tage 600 Aufständische ums Leben gekommen. Bei dem Einsatz haben die USA außerdem 18
eigene Soldaten verloren, 69 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Während die US-Truppen gegen die
letzten verbliebenen Rebellen kämpfen, schlagen Terroristen jetzt verstärkt in anderen Teilen des Irak zu.
In Bagdad starben insgesamt 17 Menschen bei der Explosion einer Autobombe. (APD)
12. November: Die niederländische Regierung hat am Freitag den Abzug ihrer 1350 im Irak stationierten
Soldaten für den März kommenden Jahres beschlossen. Die Niederlande hatten erstmals im August 2003
Truppen in den Golfstaat entsandt. Die USA und Großbritannien hatten angesichts der angespannten
Sicherheitslage im Irak ihren Druck auf die Niederlande erhöht, das Mandat ein weiteres Mal zu verlängern.
Bisher sind während des Irakeinsatzes bereits zwei niederländische Soldaten getötet worden. (Reuthers)
Der befehlshabende US-Kommandeur in Falludscha teilte mit, dass bisher bei der Schlacht um die
sunnitische Widerstandshochburg 22 US- und fünf irakische Soldaten getötet worden seien. 170 USSoldaten seien verletzt worden, 40 von ihnen seien auf ihren Kampfposten zurückgekehrt, sagte
Generalleutnant John Sattler. Nach Angaben von irakischen und US-Militärs wurden seit Beginn der
Großoffensive am Montag etwa 600 Aufständische getötet. Angaben über die Zahl der Opfer unter der
Zivilbevölkerung wurden nicht gemacht. (AFD)
Ungeachtet der andauernden heftigen Kämpfe in der irakischen Aufständischen-Hochburg Falludscha
zeigen sich die US-Regierung und Militärführung siegesgewiss. Am fünften Tag ihrer Offensive gegen
Falludscha drängten die Koalitionstruppen die Rebellen weiter zurück. Generalleutnant John Sattler sagte
nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN, die Truppen kontrollierten inzwischen 80 Prozent der zum
größten Teil von ihren Einwohnern verlassenen Stadt.
Die verbliebenen Einwohner Falludschas machten mit einem dramatischen Hilferuf auf ihr Schicksal
aufmerksam. Hunderte Tote lägen auf den Straßen, und den vor Schmerzen schreienden Verletzten könne
nicht geholfen werden, sagte Dr. Ali Abbas aus Falludscha in
einem vom US-Nachrichtensender CNN übertragenen Telefoninterview. Die Situation sei ein Desaster und
gleiche einem vollständigen Chaos, sagte er. Die in der Stadt verbliebenen Einwohner hätten weder
Wasser noch Nahrung oder Strom. (dpa)
13. November: Sechs Tage nach Beginn der Offensive gegen Aufständische in der irakischen Stadt
Falludscha hat die Übergangsregierung in Bagdad am Samstag das Ende der Operation erklärt. Von Seiten
des US-Militärs hieß es dagegen, dass es noch vereinzelte Widerstandsnester gebe. «Wir merken, dass wir
ihr Rückgrat und ihren Kampfgeist gebrochen haben», sagte Generalleutnant John Sattler dem USNachrichtensender CNN. Bei der Operation «Morgendämmerung» wurden nach Regierungsangaben aus
Bagdad mehr als 1000 sunnitische Aufständische getötet und 200 weitere festgenommen. Nach USAngaben kamen bis zum Freitag 22 US -Soldaten und fünf irakische Soldaten ums Leben.
Ein erster Konvoi des Roten Halbmondes mit Hilfsgütern erreichte am Samstag die schwer zerstörte Stadt.
Einwohner und Hilfsorganisationen beschrieben die Situation in der Stadt als katastrophal. Die Sprecherin
des irakischen Halbmonds, Fardous Al- Ibadi, sprach im irakischen Fernsehen von einem «menschlichen
Desaster». Seit Tagen könnten die vielen auf den Straßen liegenden Leichen nicht geborgen werden.
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Im Norden des Irak weitete sich der Widerstand gegen amerikanische und irakische Truppen am Samstag
aus. Gefechte wurden aus in Mossul und Bakuba im Norden sowie aus Howeidscha, 60 Kilometer
südwestlich von Kirkuk gemeldet. In Samarra wurde ein Polizist erschossen, als er sein Haus verließ. Bei
Kirkuk setzten Unbekannte eine Ölpipeline in Brand. Eine weitere Ölleitung wurde beschädigt.
Zuvor war in einem Islamisten-Internetforum ein Tonband aufgetaucht, auf dem angeblich die Stimme des
jordanischen Terrordrahtziehers Abu Mussab al-Sarkawi zu hören ist. Der Mann auf dem Band forderte die
Rebellen in Falludscha auf, weiter Widerstand zu leisten. «Das ist eine der entscheidenden Schlachten
zwischen dem Islam und den Ungläubigen», heißt es auf dem Band. (dpa)
14. November: Im Irak sind zwei vor wenigenTagen verschleppte weibliche Verwandte des irakischen
Regierungschefs Ijad Allaui einem Medienbericht zufolge freigelassen worden. Der arabische
Fernsehsender Al-Dschasira berichtete am Sonntag unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen,
ein Cousin Allauis sei weiter in der Gewalt der islamistischen Geiselnehmer. Nach Angaben der irakischen
Regierung waren am Dienstag in Bagdad neben dem 75-jährigen Cousin Allauis auch dessen Ehefrau
sowie eine Schwiegertochter entführt worden. (REUTERS)
In Mossul gab es am Sonntag erneut heftige Gefechte. Ein Militärsprecher sagte, die Armee habe einen
Belagerungsring um die Stadt gezogen. Aufständische hätten in den vergangenen Tagen Polizeistationen,
Regierungsgebäude und andere öffentliche Einrichtungen angegriffen. Gefechte wurden auch aus Bakuba
gemeldet. (dpa)
Bei der Großoffensive auf die irakische Rebellenbastion Falludscha sind nach US Militärangaben 38 USSoldaten getötet worden. Wie das US -Militär am Sonntag mitteilte, wurden 275 weitere US -Soldaten
verletzt. 60 Verwundete seien mittlerweile jedoch wieder im Einsatz. An der vor Wochenfrist begonnenen
Offensive sind 10.000 US-Soldaten und 2000 irakische Truppen beteiligt. Mit der Offensive soll die Stadt
wieder unter die Kontrolle der mit den USA verbündeten Regierung in Bagdad gebracht werden. Falludscha
gilt als Schlüssel für die Befriedung des Landes vor den im Januar geplanten Wahlen gilt. Nach US Militärangaben sind bei der Offensive rund 1000 Aufständische getötet und bis zu 550 weitere gefangen genommen worden. Wie viele Zivilisten ums Leben kamen, ist offen. Anwohner sprechen indes von hohen
Verlusten unter der Zivilbevölkerung. (REUTERS)
15. November: Die ungarischen Soldaten imIrak sollen nach dem Willen des Parlaments bis zum
Jahresende aus dem Golfstaat abziehen. Ein Antrag der Regierung, die Stationierung der 300 Soldaten im
Irak bis Ende März kommenden Jahres zu verlängern, fand am Montag nicht die erforderliche Zwei-DrittelMehrheit der Abgeordneten. Die oppositionellen Mitte-rechts-Parteien stimmten gegen den
Regierungsvorschlag. Damit müssen die Truppen wie bislang geplant bis Ende 2004 abziehen. Vor der
Abstimmung sagte Verteidigungsminister Ferenc Juhasz, ein Scheitern der Regierungsvorlage würde die
Beziehungen Ungarns zu den Ländern verschlechtern, die weiterhin ihre Truppen im Irak behielten.
Meinungsumfragen zufolge sprechen sich 54 Prozent der Ungarn für eine Rückkehr der Soldaten noch in
diesem Jahr aus. (REUTERS)
16. November: Ein US -Soldat wird einem Bericht des US - Nachrichtensenders CNN zufolge verdächtigt,
während der Kämpfe in der irakischen Rebellen-Hochburg Falludscha einen verletzten, am Boden
liegenden Iraker per Kopfschuss getötet zu haben. Die US-Militärbehörden ermittelten in dem Fall, der von
einem Fernsehteam aufgenommen worden sei, so CNN. Die Bilder belegten, dass der US - Soldat den
Mann in einer Moschee erschossen habe, während zwei andere, ebenfalls verletzte Aufständische daneben
lagen. Es sei unklar, ob sich der US-Soldat von dem Verletzten bedroht gefühlt habe. (dpa)
Die im Irak entführte CARE-Regionaldirektorin Margaret Hassan ist wahrscheinlich tot. Der arabische
Fernsehsender Al Dschasira teilte am Dienstag mit, er habe ein Videoband erhalten, auf dem die
Erschießung einer Frau zu sehen sei. Dabei handele es sich vermutlich um Hassan. Kurz zuvor hatte
bereits Hassans Familie erklärt, die 59-Jährige sei vermutlich tot. Die 59-jährige langjährige Leiterin der
Hilfsorganisation Care International im Irak war am 19. Oktober in Bagdad entführt worden Außenminister
Jack Straw sagte: «Es ist widerlich, ein solches Verbrechen an einer Frau zu begehen, die fast ihr ganzes
Leben lang für das Wohl der irakischen Bevölkerung gearbeitet hat». (APD)
Die US-Truppen im Irak haben amDienstag gemeinsam mit irakischen Sicherheitskräften eine Offensive
gegen Aufständische in der Stadt Mossul begonnen. Damit soll die in der vergangenen Woche in der
drittgrößten Stadt des Landes ausgebrochene Gewalt eingedämmt werden. ' Insgesamt würden am
Dienstag mehrere hundert US -Soldaten unterstützt von irakischen Nationalgardisten und einem
70
Sonderkommando der Polizei eingesetzt. Eine Brigade der US -Truppen - rund 5000 Mann -, und eine
Brigade der irakischen Nationalgarde stünden für den Einsatz zur Verfügung. Vergangene Woche waren
Gruppen von bis zu 50 Aufständischen an den Ufern des Tigris durch die Stadt gestürmt und hatten
Polizeiwachen angegriffen. Dort hatten sie unter anderem Waffen und Fahrzeuge erbeutet und die Wachen
dann angezündet. (Reuters)
Der erbitterte Häuserkampf in der irakischen Widerstandshochburg Falludscha dauert nach Angaben eines
US-Offiziers weiter an. Nur wenige Auständische hätten aufgegeben, sagte der Oberst Michael Regner am
Montag in einem Telefoninterview mit Journalisten im Pentagon in Washington. In einigen Vierteln der Stadt
rückten die US -Soldaten und die irakischen Einheiten Haus um Haus vor, um die dort verschanzten
Rebellen zu vertreiben. Nach Angaben des US-Offiziers wurden 1052 Menschen in Falludscha
festgenommen, unter ihnen etwa zwei Dutzend aus dem Ausland. Nach Angaben eines irkaischen
Generals vom Freitag wurden in Falludscha 15 ausländische Kämpfer gefangen genommen, unter ihnen
zehn aus dem Iran. Einigen Rebellen sei die Flucht aus Falludscha gelungen, sagte Regner. (AFP)
17. November: Im Irak dauert die Gewalt auch nach der weitgehenden Eroberung Falludschas an. In der
Stadt Bedschi, 250 Kilometer nördlich von Bagdad, griff am Mittwoch ein Selbstmordattentäter einen USKonvoi an und sprengte sich mit seinem Fahrzeug in die Luft. Nach Angaben der britischen BBC wurden 14
Iraker getötet und 25 Menschen verwundet, unter ihnen drei US - Soldaten.
Aus dem Süden von Falludscha berichteten Augenzeugen von Straßenkämpfen zwischen Soldaten und
Aufständischen. Vielerorts lägen Leichen in den Straßen. Unter Berufung auf Regierungsangaben meldete
die BBC, unter den Trümmern lägen die Leichen von rund 1600 Aufständischen. Amerikanische
Kampfflugzeuge flogen Angriffe auf mehrere Ziele in Osten und Süden der Stadt.
In der Nachbarstadt Ramadi starben nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders Al-Arabija
neun Iraker bei Gefechten mit US-Truppen. In der drittgrößten irakischen Stadt Mossul war die Lage
dagegen ruhig. Es gebe nur noch vereinzelt kleinere Gefechte mit Aufständischen, zitierte der US-Sender
CNN einen hohen Offizier.
Am selben Tag war die wahrscheinliche Ermordung der Britin Margaret Hassan im Irak weltweit mit
Entsetzen aufgenommen worden. UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die «brutale Exekution».
Derartige Verbrechen gegen humanitäre Helfer seien durch nichts entschuldbar, erklärte Annan. Als
Direktorin der Organisation CARE im Irak sei sie eine enge Partnerin der UN gewesen und habe
gemeinsam mit ihnen versucht, Not leidenden Menschen zu helfen.
Der britische Außenminister Jack Straw wies Berichte zurück, wonach im Irak seit der Inva sion im März
2003 etwa 100 000 Zivilisten ums Leben gekommen sind. Straw betonte, dass allein die Zahlenangaben
von irakischen Krankenhäusern verlässlich seien. Danach seien zwischen April und Oktober dieses Jahres
im Irak 3853 Zivilisten getötet und 15 517 verletzt worden. Das medizinische Fachjournal «The Lancet»
hatte im vergangenen Monat berichtet, es müsse von 100 000 toten Zivilisten im Irak ausgegangen werden.
(dpa)
18. November: In der eroberten irakischen Stadt Falludscha haben die US-Truppen ein mutmaßliches
Versteck von Anhängern des gesuchten Topterroristen Abu Mussab al-Sarkawi entdeckt. Die USA gehen
davon aus, dass Al-Sarkawi von Falludscha aus Terroranschläge im Irak organisierte. Der Jordanier, auf
den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt haben, soll die Stadt aber vor der Offensive
mit unbekanntem Ziel verlassen haben.
Die Offensive gegen Falludscha hat nach jüngsten Angaben 51 US -Soldaten und acht irakischen
Sicherheitskräften das Leben gekostet. Rund 1200 Aufständische seien ebenfalls getötet worden, sagte
Generalleutnant John Sattler. Von getöteten Zivilisten wisse er nichts, fügte der Befehlshaber der
Marineinfanteristen in Falludscha hinzu. Ein Sprecher der Regierung in Bagdad kündigte nach einem
Bericht der britischen BBC Hilfen für den Wiederaufbau der Stadt und der medizinischen Versorgung an.
(dpa)
Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Offensive in Falludscha haben US-Geheimdienstoffiziere
vor allzu großem Optimismus gewarnt. Die Armee sei von einem endgültigen Sieg über die Aufständischen
weit entfernt, heißt es in einem am Donnerstag von der «New York Times» in Auszügen veröffentlichten
vertraulichen Bericht ranghoher Offiziere des Geheimdienstes der US-Marineinfanterie. Nach ihrer
Einschätzung könnten die Rebellen mit aller Macht nach Falludscha zurückkehren, sobald die Truppen
wieder abgezogen sind. (AFP)
71
Nach Berichten über einen tödlichen Schuss eines US -Soldaten auf einen verwundeten Iraker erinnerte das
Schweizer Außenministerium die USA an die Verpflichtungen der Genfer Konventionen. Der Vorfall in
Falludscha sei «inakzeptabel», hieß es in einer in Bern veröffent lichten Erklärung. Der Fall müsse rasch
geklärt und die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Die US-Behörden prüfen, ob
der Marineinfanterist «in Selbstverteidigung gehandelt oder gegen Militärrecht verstoßen hat». (dpa)
Die beiden im Irak entführten französischen Reporter sind nach Angaben des Pariser Außenministers
Michel Barnier derzeit außer Gefahr. «Aus allen indirekten Kontakten (...) haben wir die Bestätigung, dass
das Leben von Christian Chesnot und Georges Malbrunot nicht auf dem Spiel steht». Chesnot und
Malbrunot waren am 20. August mit ihrem Fahrer Mohammed el Dschundi entführt worden. (AFP)
Polen und die Slowakei wollen an ihrem militärischen Einsatz im Irak festhalten. Truppen aus dem Irak
abzuziehen sei gefährlich für die gesamte Region, sagte der polnische Präsident Alexander Kwasniewski.
Er bezog sich dabei auf die Entscheidung Ungarns, das am Montag eine Verlängerung seiner Irak-Mission
über das Jahresende hinaus abgelehnt hatte. (APD)
Im Irak wächst der Protest gegen die amerikanische Offensive in Falludscha mit jedem Tag. In der Ortschaft
Al-Dur bei Tikrit gingen am Donnerstag Hunderte auf die Straße, um gegen die Militärkampagne und die
irakische Übergangsregierung zu demonstrieren. Ein ähnlicher Protest fand im Stadtzentrum von Bagdad
statt. Eine Extremistengruppe bedrohte Iraker in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba mit dem
Tod, sollten sie sich an den für Ende Januar geplanten Wahlen beteiligen.
In der Rebellenhochburg Falludscha gab es noch vereinzelte Gefechte. Der arabische Nachrichtensender
Al-Arabija berichtete von Dutzenden Verletzten und einigen Toten. Ein Augenzeuge erklärte, Aufständische
hätten einen amerikanischen Militärstützpunkt drei Kilometer östlich von Falludscha mit Raketen
beschossen.
Extremisten ließen nach Polizeiangaben 35 von insgesamt 63 Polizisten frei, die sie in der Nacht zum
Dienstag im Westirak entführt hatten. Wie am Donnerstag bei der Polizei in Kerbela bekannt wurde, hatten
diese Polizisten den Entführern erklärt, sie gehörten nicht den Sicherheitskräften an, sondern handelten mit
Autos aus Jordanien. 28 Polizisten würden von den Geiselnehmern aber immer noch an einem
unbekannten Ort festgehalten, hieß es. (dpa)
19. November: Deutschland und fünf weitere NATO-Mitglieder verweigern nach US-Angaben die
Entsendung von Militärausbildern in das von der Allianz beschlossene Trainingsprogramm für die irakischen
Streitkräfte. Aus amerikanischen Regierungskreisen verlautete am Freitag in Washington, dass aber alle 26
NATO-Mitglieder am Mittwoch zugestimmt hätten, das Projekt finanziell zu unterstützen. Der
stellvertretende Sprecher des Außenministeriums, Adam Ereli, sagte zur Nichtteilnahme deutscher,
französischer, belgischer, spanischer, luxemburgischer und griechischer Militärberater: «Das ist eine
Entscheidung einzelner Länder, die nicht die Bedeutung oder den Wert der gesamten Operation
unterläuft.» (APD)
Das US-Wiederaufbauprogramm für den Irak kommt nach Angaben des Pentagon voran, aber angesichts
der andauernden Sicherheitsprobleme nicht im erhofften Tempo. Derzeit gebe es 873 laufende Projekte,
und bis zum Jahresende würden es 1000 sein, sagte Charles Hess, Leiter der zuständigen Abteilung des
Ministeriums, am Freitag in einer aus Bagdad nach Washington übertragenen Pressekonferenz. Das Büro
verteilt einen großen Teil der 18,5 Milliarden Dollar (14,2 Milliarden Euro), die der Kongress für den
Wiederaufbau im Irak bewilligt hat. Hess zufolge sind mittlerweile 12,8 Milliarden Dollar für Projekte
verwendet worden. (dpa)
20. November: Nach Monate langem Ringen haben sich die wichtigsten Geldgeber über einen weit
reichenden Schuldenerlass des Irak verständigt. Die im «Pariser Club» versammelten Gläubigerstaaten
verständigten sich darauf, bis zu 80 Prozent der Schulden des kriegszerstörten, aber ölreichen Landes bis
zum Jahr 2008 zu streichen. Nach dem von den Finanzministern beider Länder, Jon Snow und Hans
Eichel, vereinbarten Modell sollen die irakischen Schulden in drei Stufen gestrichen werden. Deutschland
verzichtet damit auf etwa vier Milliarden Dollar. Das Geld, das der Irak teils noch der ehemaligen DDR
schuldete, war aber ohnehin schon «abgeschrieben» und spielte für die Haushaltsplanung des Bundes
keine Rolle mehr. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte die Einigung zwischen Eichel und Snow
grundsätzlich begrüßt. Er deutete jedoch an, dass es noch Änderungen insbesondere beim Erlass der
letzten Schuldentranche in einigen Jahren gebe. Schröder will die dritte Stufe von der wirtschaftlichen
Entwicklung im Irak abhängig machen. (dpa)
Bei heftigen Kämpfen im Westen von Bagdad sind am Samstag mindestens drei irakische Soldaten getötet
worden. Sie starben bei der Explosion von zwei Bomben, die von Aufständischen im Stadtteil Amirijah
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gezündet wurden, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Im Nordwesten von Bagdad, wo irakische und
amerikanische Soldaten am Freitag im Stadtteil Asamijah die wichtigste sunnitische Moschee gestürmt
hatten, wurde eine Polizeiwache mit Raketen und automatischen Waffen angegriffen. Bei der Erstürmung
der Moschee waren am Freitag nach Berichten von Augenzeugen mindestens drei Menschen getötet und
etwa 40 festgenommen
21. November: Der vor elf Tagen entführte Cousin des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi ist wieder
frei. Der 75-jährige Gazi Allawi sei am Sonntag um 17.00 Uhr Ortszeit in Bagdad auf freien Fuß gesetzt
worden, berichtete der arabische Nachrichtensender Al- Arabija. Er war am 10. November zusammen mit
seiner Frau und seiner schwangeren Tochter aus seinem Haus in der irakischen Hauptstadt verschleppt
worden. Eine bis dahin unbekannte Islamisten-Gruppe hatte damit gedroht, die Geiseln zu enthaupten, falls
die irakische Regierung die Großoffensive gegen die sunnitische Stadt Falludscha nicht stoppe. Die beiden
Frauen waren bereits vor einigen Tagen frei gelassen worden. (dpa)
Die irakischen und US -Truppen haben bei ihrer Großoffensive in Falludscha nach eigenen Angaben mehr
als 1400 Gefangene gemacht. «Die irakischen Sicherheitskräfte und die multinationalen Truppen haben
mehr als 1450 Menschen in der Region von Falludscha festgenommen», hieß es in einer am Sonntag
veröffentlichten Erklärung der US-Armee. Mehr als 400 davon seien wieder freigelassen worden, nachdem
sich herausgestellt habe, dass es sich bei ihnen nicht um Kämpfer handele. Hundert weitere sollten
demnach am Sonntag wieder auf freien Fuß kommen. Laut US -Armee wurden während der Offensive 1200
Aufständische getötet. 51 US -Soldaten und acht irakische Soldaten kamen demnach ums Leben. Rund
zwei Wochen nach Beginn der Offensive kommt es in der Rebellenhochburg weiterhin vereinzelt zu
Gefechten. (AFP)
22. November: Die internationalen Irak-Konferenz im ägyptischen Scharm al-Scheich wird heute (Dienstag)
in größerer Runde fortgesetzt. Nachdem am Montagabend zunächst die Nachbartstaaten des Irak zu einem
vertaulichen Treffen hinter verschlossenen Türen zusammengekommen waren, werden am zweiten Tag der
Konferenz auch die Außenminister der G-8-Staaten, UN-Generalsekretär Kofi Annan und die Chefs der
Arabischen Liga sowie der Organisation der Islamischen Konferenz dazustoßen. Dabei soll eine
gemeinsame Erklärung verabschiedet werden, die die Übergangsregierung in Bagdad ermutigt, die
allgemeinen Wahlen bis Ende Januar abzuhalten.
Im Mittelpunkt des ersten Treffens am Montagabend standen Sicherheitsfragen und die für den 30. Januar
geplanten Wahlen. Bereits zuvor waren jedoch hinsichtlich der Wahlen tiefe Differenzen zwischen den
Teilnehmern deutlich geworden. Die Amerikaner sowie der Außenminister der irakischen
Übergangsregierung, Hoschiar Sebari, zeigten sich optimistisch. Sebari erklärte, am 30. Januar als
Wahltermin sei nicht zu rütteln. Andere Delegationen warnten dagegen, wer kritische Stimmen im Irak nicht
anhören wolle, bereite damit den Boden für neue Gewalt.
23. November: Die US-geführten Truppen im Irak haben südlich von Bagdad einen neuen Großangriff
gegen Hochburgen irakischer Rebellen gestartet. Insgesamt seien an der Operation «Plymouth Rock» rund
5000 Soldaten beteiligt, unter ihnen auch Briten und Iraker, teilte das US -Militär am Dienstag in der
irakischen Hauptstadt mit. In dem Ort Dschabella hätten US -Marineinfanteristen gemeinsam mit irakischen
Polizeieinheiten nach Aufständischen gesucht. Es handele sich um den «Beginn eines neuen Feldzugs» in
der Region. Wegen der Vorbereitung der für den 30. Januar geplanten Wahlen seien die Truppen
«entschlossen, diejenigen zu fangen oder zu töten, die den Wahlprozess stören wollen».
Ziel der Aktion sei es unter anderem, von Aufständischen genutzte Wege vom nördlichen Teil der Provinz
Babel nach Bagdad und in die Provinz El Anbar zu unterbrechen, in der die Rebellenhochburgen Ramadi
und Falludscha liegen, hieß es in der Erklärung des Militärs weiter. Während der US -geführten Offensive in
Falludscha hätten sich vor allem südlich von Bagdad die Angriffe auf Sicherheitskräfte verstärkt, vermutlich
um die Aufmerksamkeit der US -Truppen abzulenken. Teile der Provinz Babel werden von Aufständischen
kontrolliert. In der Region wurden bereits zahlreiche Menschen von Rebellen entführt und getötet, weshalb
sie auch das «Todesdreieck» genannt wird. (AFP)
24. November: Im Streit zwischen den USA und einigen europäischen Verbündeten um den NATO-Einsatz
im Irak hat die US- Regierung ihre Kritik verschärft. Nach dem NATO-Oberbefehlshaber James Jones
kritisierte am Dienstag auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die Weigerung einiger NATOMitgliedsländer, sich an der Ausbildung der Sicherheitskräfte im Irak zu beteiligen. Vor einer Woche hatte
der NATO-Rat die Einsatzplanung für die Entsendung von bis zu 300 Soldaten beschlossen, die bei der
Ausbildung irakischer Militärs helfen sollen. Die Bundesregierung hat bislang jegliche Stationierung
deutscher Soldaten im Irak strikt abgelehnt.
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Rund 70 mutmaßliche Aufständische wurden nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders AlDschasira bei Razzien südlich von Bagdad und in der Umgebung der Stadt Kirkuk festgenommen. Bei
einem Autobombenanschlag auf der Straße zum Bagdader Flughafen kamen am Mittwoch drei Iraker ums
Leben. Der Selbstmordattentäter rammte mit seinem Wagen ein Fahrzeug aus einem US -Konvoi und
zündete die Bombe, hieß es nach Angaben aus Polizeikreisen. Zwei Iraker wurden verletzt.
Zu den irakischen Parlamentswahlen am 30. Januar sind 180 Parteien zugelassen, deren Kandidaten sich
um die 275 Parlamentssitze bewerben wollen. Ursprünglich habe die Kommission, die mit etwa 50
Bewerbungen gerechnet habe, insgesamt 200 Anträge auf Zulassung erhalten, sagte der Sprecher der
Wahlkommission am Mittwoch in Bagdad. (dpa)
25. November: Bei den Kämpfen in der irakischen Widerstandshochburg Falludscha sind nach Angaben
des Nationalen Sicherheitsberaters Kassem Daud mehr als 2000 Menschen getötet worden. Über 1600
Menschen seien inhaftiert worden, sagte Daud am Donnerstag vor Journalisten in Bagdad.
Nach Angaben des Sicherheitsberaters der Übergangsregierung, Kassim Daud, fanden irakische
Nationalgardisten und US -Soldaten in Falludscha eine Folterkammer, die sich in einer Moschee befunden
haben soll. Er zeigte in Bagdad Bilder der Folterkammer, auf denen Folterinstrumente und Blutspuren noch
deutlich zu erkennen waren. Des Weiteren sei ein Chemie-Labor entdeckt worden, das Spuren von Antrax
enthalten habe. Auch andere Gifte sollen dort hergestellt worden sein. Ob das Labor zu Saddams Zeiten
oder in jüngster Zeit von Rebellen benutzt wurde, sei noch nicht eindeutig geklärt.
Die Übergangsregierung in Bagdad zog zweieinhalb Wochen nach Verhängung des Ausnahmezustandes
indes eine erste positive Bilanz. Die Zahl der Anschläge sei seither von durchschnittlich 123 auf jetzt 62
Attacken pro Tag zurückgegangen, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Ijad Allawi am Donnerstag.
Unter Berufung auf die Notstandsgesetze hatte Allawi am 7. November die Schließung der Grenzen zu
Syrien und Jordanien sowie weitere Maßnahmen beschlossen, um die Bewegungsfreiheit der
Aufständischen einzuschränken. (dpa)
26. November: 17 irakische Parteien haben am Freitag die Verschiebung der für den 30. Januar geplanten
Wahl gefordert und dies mit der mangelnden Sicherheit im Lande begründet. Für einen Aufschub von
mindestens sechs Monaten sprachen sich vor allem Organisationen der sunnitischen Minderheit, Kurden
und säkulare Gruppen aus. Die schiitische Mehrheit unterstützt dagegen die Einhaltung des Termins.
Mohsen Abdul Hamid, Chef der Irakischen Islamischen Partei, erläuterte, eine Verschiebung sei wegen der
Bedrohung der nationalen Einheit notwendig, da möglicherweise die Sunniten von dem Urnengang
ausgeschlossen blieben. Sunnitische Geistliche der Vereinigung muslimischer Gelehrter haben Sunniten
aufgerufen, die Wahl wegen des US-Angriffes auf Falludscha zu boykottieren. (APD)
US-geführte Truppen haben am Freitag die Widerstands hochburg Latifija südlich von Bagdad
eingenommen. Dabei stießen die Soldaten nur auf geringen Widerstand, wie ein AFP-Reporter berichtete.
In der Stadt Falludscha, die eigentlich als befriedet galt, starteten die Aufständischen nach eigenen
Angaben eine neue Offensive gegen die US-Armee. In der Hauptstadt Bagdad wurden bei einem Anschlag
vier nepalesische Mitarbeiter einer britischen Sicherheitsfirma getötet. (AFD)
27. November: Bei einer Reihe von Bombenanschlägen in Bagdad und bei Kämpfen südlich der irakischen
Hauptstadt sind am Samstag mindestens sieben Iraker ums Leben gekommen. Wie der irakische
Rundfunksender «Sawa» berichtete, detonierten in der Nähe der irakischen Zentralbank im alten Zentrum
der Stadt zwei Bomben hintereinander. Zwei Menschen starben, mindestens 13 weitere wurden verletzt.
Südlich von Bagdad kam es in Latifija und Haswa zu Kämpfen zwischen Aufständischen und
Nationalgardisten. Vier Iraker starben, 13 wurden verletzt, hieß es nach Angaben der Nationalgarde. Auf
der Straße zum Internationalen Flughafen von Bagdad wurde eine US - Militärpatrouille Ziel eines
Anschlags. Über mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben.
Der irakische Rote Halbmond hat unterdessen nach eigenen Angaben 150 Zivilisten aus der umkämpften
Rebellenhochburg Falludscha gerettet. Rettungsteams hätten die erschöpften Menschen, darunter viele
Frauen und Kinder, in den vergangenen Tagen aus Häusern in verschiedenen Bezirken der westirakischen
Stadt geholt, sagte der Generalsekretär der Hilfsorganisation am Samstag. Die Geretteten würden in
Falludscha versorgt und medizinisch betreut. (dpa)
28. November: Zwei Monate vor der geplanten Wahl im Irak ist eine Debatte um eine Verschiebung des
Termins entbrannt. Die Regierung hält jedoch ungeachtet der Forderung von 17 meist sunnitischen
Parteien nach einer Verlegung am ursprünglichen Wahltermin 30. Januar fest. Auch andere Gruppen
wandten sich gegen eine Verschiebung. Auch die Wahlkommission habe versichert, dass sie trotz der
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angespannten Lage in den sunnitischen Gebieten die Wahl wie geplant abhalten wolle. Insgesamt 42
Parteien und Politiker sperrten sich in einer Erklärung gegen eine Verschiebung der Wahl.
Bei der Explosion einer Autobombe in der Nähe einer Oberschule in der mittelirakischen Stadt Samarra
wurden am Sonnt ag nach Polizeiangaben mindestens drei Menschen getötet und fünf verletzt. Auch auf
einer Straße zum Flughafen in Bagdad detonierte am Vormittag eine Autobombe in der Nähe eines US Militärkonvois. Dabei wurden nach US -Angaben zwei Soldaten verletzt. Nach irakischen Angaben wurden
auch der Generaldirektor des Jugendministeriums, Ahmed Faik, und sein Leibwächter verletzt. (APD)
29. November: Bei Anschlägen und Gefechten im Irak sind am Montag mindestens 36 Menschen Iraker
getötet worden. In der Nähe der Sunnitenstadt Ramadi riss ein Selbstmordattentäter nach Berichten von
Augenzeugen 13 irakische Polizisten in den Tod. Der Täter raste mit seinem mit Sprengstoff beladenen
Wagen in eine Polizeistation. Dabei seien sechs weitere Polizisten verletzt worden.
Bei einem fehlgeschlagenen Angriff auf US-Truppen nahe der früheren Rebellenhochburg Falludscha
kamen 12 Iraker ums Leben. Nach Angaben von Augenzeugen hatten die Angreifer eine US -Stellung unter
Beschuss genommen. Die amerikanischen Soldaten hätten sofort auf die Iraker gefeuert. In Bagdad
starben zwei US -Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet, drei weitere wurden verletzt. Der am
Straßenrand deponierte Sprengsatz explodierte, als die Amerikaner vorbeifuhren, teilte das US-Militär mit.
Bei zwei gemeinsamen Militäraktionen von amerikanischen und britischen Soldaten in der Nähe der Stadt
Hilla wurden nach Angaben von Ärzten neun Iraker getötet und 18 zum Teil schwer verletzt. Wie ein Arzt im
Mahmudijah-Krankenhaus der Stadt sagte, fanden die Militäroperationen in Mahawil und Haswa statt. Nach
Augenzeugenangaben wurden dabei auch Hubschrauber und Panzer eingesetzt. (dpa)
30. November: In der Stadt Baidschi nördlich von Bagdad starben am Dienstag bei einem
Autobombenanschlag sieben Iraker, 18 wurden verletzt, berichtete der staatliche irakische Rundfunksender
Al-Iraqija. Nach Angaben von Ärzten im Krankenhaus der Stadt raste ein mit Sprengstoff beladenes Auto in
das Gebäude der örtlichen Feuerwehr.
Der November ist mit 136 Toten der bislang blutigste Monat für die US -Soldaten im Irak gewesen. Das geht
aus einer am Dienstag vom US-Militär veröffentlichten Statistik hervor.
Es war das zweite Mal, dass die monatliche Todesrate über 100 lag. Zu Beginn der sunnitischen Aufstände
in der westirakischen Stadt Falludscha im April starben 133 US-Soldaten. Nach Angaben des Pentagons
sind seit Beginn des Irakkriegs insgesamt 1251 US-Soldaten in dem Land ums Leben gekommen, 981
davon durch feindliche Aktionen. (dpa)
Dezember 2004
1. Dezember: Eine Mörsergranate hat im irakischen Bakuba in der Nacht zum Mittwoch sieben Kinder
getroffen, die in einem Hauseingang spielten. Wie Augenzeugen in der nördlich von Bagdad gelegenen
Stadt berichteten, waren drei Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren sofort tot, die restlichen vier
wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Wer hinter der Attacke steckt,
war zunächst unklar. Aufständische töteten in Bakuba am Mittwochmorgen versehentlich einen 24 Jahre
alten irakischen Zivilisten, als sie eine eine US-Militärpatrouille angriffen. Die Soldaten blieben nach
Angaben von Augenzeugen alle unversehrt.
Die irakische Wahlkommission hat wegen der Gewalttaten von Aufständischen in den Provinzen Al-Anbar,
Salaheddin und Mossul die Frist für die Registrierung von Parteien und Wahlbündnissen verlängert. Der
Sprecher des Gremiums, Farid Ajar, sagte in Bagdad, in diesen drei Regionen, könnten sich Parteien noch
bis zum kommenden Wochenende anmelden. Die einmonatige Anmeldefrist war offiziell am Dienstag zu
Ende gegangen. Es wird befürchtet, dass in diesen drei Provinzen viele Iraker die ersten landesweiten
Parlamentswahlen boykottieren werden. Bisher haben sich landesweit 180 Parteien registrieren lassen.
(dpa)
02. Dezember: Die USA erhöhen ihr Truppenkontingent im Irak bis zu den Wahlen Ende Januar von
138.000 auf 150.000 Mann. Dafür sollen schon vor Ort stationierte Truppen rund zwei Monate länger
bleiben und etwa 1.500 weitere Soldaten in den Irak verlegt werden, teilte das US -Verteidigungsministerium
mit. Mit den zusätzlichen Einheiten solle die Sicherheit während der Wahl im Januar garantiert werden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) kündigte die Entsendung einer Hilfsmission nach
Falludscha an. Tausende Familien seien seit Anfang November vo r den Kämpfen in benachbarte Städte
geflüchtet.
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Bei Gefechten und Anschlägen wurden am Donnerstag mindestens 13 Menschen getötet. In Mossul
wurden zehn Aufständische erschossen, wie die irakischen Sicherheitskräfte mitteilten. Zudem geriet in
Mossul eine Patrouille irakischer und amerikanischer Soldaten unter Beschuss. Dabei wurde ein US-Soldat
getötet. (AP)
3. Dezember: Bei den schwersten Anschlägen seit Wochen haben in Bagdad bei Angriffen auf eine
Polizeiwache und eine schiitische Moschee am Freitag mindestens 30 Menschen das Leben verloren.
Unter den Opfern waren 16 irakische Polizisten. Zu den Anschlägen bekannte sich die Terrorgruppe Al
Kaida im Irak unter Führung des jordanischen Extremisten Abu Mussab al Sarkawi. Im westlichen Bezirk
Amil stürmten Rebellen eine Polizeistation. Die Angreifer plünderten die Waffenkammer, ließen Gefangene
frei und setzten Einsatzfahrzeuge in Brand. Mindestens 16 Beamte wurden erschossen, wie ein
Polizeisprecher mitteilte. Einige Häftlinge erlitten Verletzungen. (AP)
Der Deutschlandbesuch des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi ist von Hinweisen auf einen
geplanten Anschlag von Moslemextremisten überschattet worden. Die Polizei nahm am Freitagmorgen drei
terrorverdächtige Iraker in Berlin, Stuttgart und Augsburg fest, nachdem es bei Telefonüberwachungen
Anhaltspunkte für ein geplantes Attentat auf Allawi gegeben hatte. Bei einem Treffen in Berlin vereinbarten
Allawi und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eine engere Zusammenarbeit in Sicherheits- und
Wirtschaftsfragen. (AFP)
4. Dezember: Nach den Festnahmen wegen eines möglichen Anschlags auf den irakischen
Ministerpräsidenten Ajad Allawi bei dessen Deutschlandbesuch hat der Bundesgerichtshof am
Samstagabend Haftbefehl gegen drei Iraker erlassen. Die Haftbefehle ergingen zunächst ausschließlich
wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung, wie der Sprecher der
Bundesanwaltschaft, Hartmut Schneider, mitteilte. Zudem wurde am Samstag in Berlin ein vierter
Verdächtiger festgenommen, er wurde am Abend noch polizeilich vernommen.
Die Explosion zweier Bomben hat am Samstag die Grüne Zone in Bagdad erschüttert. Nach Angaben der
Polizei starben mindestens sieben Menschen, 59 Personen wurden verletzt, die meisten davon sind
Sicherheitskräfte. Ein Selbstmordattentäter raste mit seinem Auto in eine Polizeiwache, wie ein verletzter
irakischer Polizist sagte. Ein Anschlag wurde am «Check-Point 3» nahe dem Kongresszentrum verübt. Die
beiden Sprengsätze wurden US-Streitkräften zufolge offenbar zeitgleich gezündet, danach waren
Maschinengewehr-Salven zu hören. (APD)
5. Dezember: Bei einem Bombenanschlag in der nordirakischen Stadt Mossul sind zwei US-Soldaten
getötet und vier verletzt worden, wie das US-Militär am Sonntag mitteilte. Mit dem Angriff vom
Samstagmittag stieg die Zahl der am Samstag getöteten US -Soldaten auf vier. Aufständische eröffneten
unterdessen am Sonntag in Tikrit das Feuer auf eine Gruppe von Irakern, die in einer US-Kaserne arbeiten.
Mindestens 17 Menschen wurden dabei getötet. Bei weiteren Angriffen in dem Gebiet wurden vier
Angehörige der irakischen Sicherheitskräfte getötet. Nach US -Militärangaben hatte die Aufständischen in
Tikrit aus zwei Fahrzeugen heraus das Feuer auf mehrere zwei Busse eröffnet, die die Arbeiter in die US Kaserne bringen sollten. 13 Iraker wurden verwundet. Drei US-Soldaten wurden bei einem Angriff in der
rund 90 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Mukdadijah verletzt. In der Nähe der Ortschaft
Beidschi wurde ein Fahrer eines US -Nachschubkonvois bei einem Angriff getötet. Bei zwei
Autobombenanschlägen waren am Samstag in Bagdad und Mossul 16 Menschen getötet und Dutzende
verletzt worden. (APD)
6. Dezember: Nach einem zweiwöchigen Einsatz in der einstigen Rebellenhochburg Falludscha haben die
Helfer des Roten Halbmonds die Stadt wieder verlassen müssen. Augenzeugen berichteten am Montag,
die US-Armee habe die Helfer dazu aufgefordert. Die Lage in der Stadt biete nicht genügend Schutz für die
Mitarbeiter, lautete die Begründung.
Einwohner berichteten unterdessen über US -Luftangriffe, die in der Nacht begonnen hätten und auch am
Vormittag noch andauerten. Die Bombardierung sei so heftig gewesen wie seit einer Woche nicht mehr,
sagte ein Augenzeuge. Die Helfer des Roten Halbmonds wollen nach eigenem Bekunden angesichts der
Not in Falludscha so schnell wie möglich wieder in die rund 80 Kilometer nordwestlich von Bagdad
gelegene Stadt zurückkehren.
Der Sprecher der Unabhängigen Wahlkommission, Farid Ajar, betonte unterdessen, die für den 30. Januar
geplanten Parlaments- und Regionalwahlen würden auf keinen Fall verschoben. Zwar habe man die
Registrierungsfrist für Parteien und Direktkandidaten in drei Unruheprovinzen nochmals um fünf Tage
verlängert, aber am Wahltermin werde kompromisslos festgehalten, erklärte Ajar. Am Sonntag hatten
sieben sunnitische Parteien eine Verschiebung der ersten allgemeinen Wahlen um mindestens sechs
Monate gefordert. Dies lehnte auch der irakische Übergangspräsident Ghasi al-Jawar ab. (dpa)
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7. Dezember: Seit Kriegsbeginn im Irak im März vergangenen Jahres sind 1000 US-Soldaten bei Kämpfen
getötet worden. Das geht aus einer Statistik des US -Verteidigungsministeriums hervor. Während der
Hauptkampfhandlungen, die US-Präsident George W. Bush am 30. April 2003 für beendet erklärte, kamen
demnach 109 US-Soldaten bei Kämpfen ums Leben. Seiter starben 886 Soldaten und drei Zivilangsetellte
des Pentagon im Irak. Der November dieses Jahr war einer der blutigsten für die US-Armee: Mit 134
getöteten US-Soldaten zählte die Armee demnach nur ein Opfer weniger als im April, dem bislang
verlustträchtigsten. Allein im November wurden laut Pentagon so viele US-Soldaten getötet wie in den
ersten beiden Monaten der Invasion in den Irak. (AFP )
Der irakische Übergangsministerpräsident Ijad Allawi will die für Ende Januar geplanten Wahlen über
mehrere Wochen ausdehnen. Wenn die Parlaments- und Regionalwahlen in den verschiedenen Provinzen
zu unterschiedlichen Zeiten stattfänden, könnten jeweils genügend Sicherheitskräfte in die Region
geschickt werden, sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der belgischen Zeitung «Le
Soir» und des Schweizer Blattes «Le Temps». Der Wahltermin 30. Januar stehe aber unverrückbar fest,
sagte Allawi.
8. November: Bei einem Truppenbesuch in Kuwait ist US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit
kritischen Fragen mehrerer Soldaten konfrontiert worden. Die Soldaten auf dem Stützpunkt Camp Buehring
beschwerten sich bei dem Besuch Rumsfelds am Mittwoch über lange Einsatzdauer und Mangel an
geeigneter Ausrüstung. «Wir haben nicht die nötigen gepanzerten Fahrzeuge für die Fahrt nach Norden»,
sagte der 31-jährige Soldat Thomas Wilson.
Rumsfeld antwortete, dass auch der stärkste Panzer in die Luft gejagt werden könnte. «Sie ziehen mit der
Armee in den Krieg, die Sie haben, nicht mit der, die Sie sich wünschen.» Ein anderer Soldat beschwerte
sich, dass reguläre Einheiten der Streitkräfte bei der Ausrüstung vor den Einheiten der Nationalgarde und
Reservisten bevorzugt würden. Rumsfeld erklärte, ihm sei gesagt worden, dass alles getan werde, um eine
solche Ungleichbehandlung zu vermeiden. (AP)
Bei Selbstmordanschlägen und Schießereien im Irak sind am Mittwoch mehrere Menschen getötet worden.
In der nordirakischen Stadt Samarra kamen nach Polizeiangaben bei einem Selbs tmordanschlag drei Iraker
ums Leben. Der Attentäter habe sich in seinem Auto neben einem US-Militärkonvoi in die Luft gesprengt.
Bei einem zweiten Angriff sei ein irakischer Polizist getötet worden, als Angreifer das Feuer auf USSoldaten eröffneten. (REUTERS)
9. Dezember: Japan hat seine Irak-Mission um ein Jahr verlängert. Das Kabinett von Ministerpräsident
Junichiro Koizumi habe den Einsatz bis zum 14. Dezember 2005 verlängert, sagte eine Sprecherin des
Regierungschefs am Donnerstag in Tokio. Koizumi wolle die Entscheidung im Laufe des Tages erläutern.Im
Irak sind derzeit 550 japanische Soldaten in der südlichen Stadt Samawa stationiert. (AFP)
Ungarn stellt der NATO 150 Soldaten für ihr in Bagdad geplantes Ausbildungszentrum zur Verfügung. Sie
sollen dort vor allem mit Objektschutz betraut werden, sagte Ungarns Verteidigungsminister Ferenc Juhasz
am Donnerstag im ungarischen Fernsehen. Dies sei weniger gefährlich als die Transport-Missionen, die
Ungarns Soldaten als Teil der US-geführten Koalition bisher im Irak erfüllt haben, sagte der Minister weiter.
Die NATO hat nach eigenen Angaben ausreichend Personal zur Verfügung, um die Ausbildungsmission in
Irak auf 300 Soldaten aufzustocken. Dies teilte Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer bei einem Treffen
der Außenminister der Allianz am Donnerstag in Brüssel mit. (dpa)
Die Europäische Union will im kommenden Jahr die Finanzierung von humanitärer Nothilfe im Irak
einstellen und stattdessen Geld für den Wiederaufbau bereitstellen. Das EU-Amt für humanitäre Hilfe
(ECHO) habe beschlossen, ab April 2005 die Finanzierung von Nothilfe-Projekten zu beenden, da nun eine
Phase des Wiederaufbaus im Irak beginne, sagte ein Sprecher von Entwicklungskommissar Louis Michel
am Donnerstag. Die EU habde für das kommende Jahr 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau reserviert.
Im Falle einer humanitären Krise könnten aber weitere Mittel mobilisiert werden. (AFP)
10. Dezember: An den Wahlen im Irak können sich insgesamt 198 Parteien beteiligen. Die Registrierung
der Parteien für die Parlaments- und Regionalwahlen am 30. Januar endete am Freitag. Die wichtigsten
Schiiten-Parteien hatten sich nur wenige Stunden zuvor zu einem breiten Wahlbündnis
zusammengeschlossen. Die Bewegung des radikalen Predigers Muktada al-Sadr wird sich als einzige der
großen schiitischen Parteien nicht an dem Urnengang beteiligen. (dpa)
11. Dezember: Wegen der Ermordung eines schwer verletzten irakischen Jugendlichen hat ein USMilitärgericht einen Soldaten zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Unteroffizier hatte sich des Mordes
und der Verabredung zum Mord schuldig bekannt. Wie das US -Militär am Samstag mitteilte, ordnete das
Gericht in Bagdad am Freitag zudem an, dass der 30-Jährige degradiert und unehrenhaft aus der Armee
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entlassen werde. Militär-Vertreter hatten den Vorfall, der zu der Verurteilung führte, als 'Gnadenschuss' für
den schwer verletzten Iraker bezeichnet. (REUTERS)
Mehr als 5000 vertriebene Bewohner der einstigen irakischen Rebellenhochburg Falludscha haben am
Samstag für eine Rückkehr in ihre von US-Truppen besetzten Stadt demonstriert. Auf Spruchbändern hieß
es zudem: «Lasst unsere Männer aus US -Gefängnissen frei!» Während der wochenlangen amerikanischen
Offensive waren über 200 000 Bewohner aus der Stadt geflohen. Unterdessen berichteten Augenzeugen in
der Stadt von vereinzelten Kämpfen zwischen Aufständischen und US-Truppen. In den vergangenen Tagen
seien zudem weitere Kämpfer in die Stadt eingedrungen, so dass mit einer Eskalation gerechnet werde.
US-Truppen und ihre irakischen Verbündeten hatten Falludscha im November unter ihre Kontrolle gebracht.
(dpa)
12. Dezember: Nach heftigen Kämpfen mit Aufständischen hat die US -Luftwaffe am Sonntag abermals
Angriffe auf Falludscha geflogen. Kampfmaschinen hätten zehn Bomben zielgerichtet auf Bauwerke
abgeworfen, in denen sich Rebellen versteckt gehalten oder Deckung gesucht hätten, teilten die US Streitkräfte mit. Die Bodentruppen hätten die Verstärkung aus der Luft angefordert. Über Opfer der Kämpfe
lagen zunächst keine Angaben vor. Ein Einwohner von Falludscha erklärte, die Gefechte hätten begonnen,
nachdem 700 bis 800 US -Soldaten zu Aufräumarbeiten in die Stadt einmarschiert seien. (AP)
Ein Jahr nach seiner Festnahme ist der frühere irakische Präsident Saddam Hussein nach Angaben seines
Anwalts aus Protest gegen die Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten. Der Ex-Präsident und elf
weitere ranghohe Mitglieder der einstigen Führung in Bagdad verweigerten seit Freitag die
Nahrungsaufnahme, sagte der irakische Anwalt des früheren Vize-Ministerpräsidenten Tarik Asis, Badiaa
Aref Essat, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Die Gefangenen wollten damit «gegen ihre schlechte
Behandlung» in US -Gefangenschaft protestieren. (AFP)
13. Dezember: Ein Selbstmordattentat am Eingang zur Grünen Zone in Bagdad hat am Montag 13
Menschen in den Tod gerissen. Weitere 15 Menschen wurden verletzt, wie aus Krankenhauskreisen
verlautete. Nach Angaben der irakischen Polizei detonierte ein Fahrzeug in einer Warteschlange vor einem
Kontrollpunkt, die Explosion zerstörte mehr als ein Dutzend Autos. Die US-Armee berichtete, keiner ihrer
Soldaten sei verletzt worden. Die Grüne Zone am Westufer des Tigris ist häufig Ziel von Anschlägen: Dort
liegen das irakische Regierungsviertel und das Hauptquartier der US -Streitkräfte.
In der umkämpften irakischen Provinz Anbar wurden unterdessen sieben US-Soldaten getötet. Zu der
Provinz gehören auch die Rebellenhochburgen Falludscha und Ramadi. Wie die Streitkräfte am Montag
mitteilten, kamen die Marineinfanteristen am Sonntag bei verschiedenen Kampfeinsätzen ums Leben.
Unklar war, ob der Tod der Soldaten mit den jüngsten Gefechten in Falludscha zusammenhängt.
14. Dezember: Für die Ende Januar geplanten Wahlen im Irak werden 60 Millionen Wahlzettel gedruckt.
Das gab die Unabhängige Wahlkommission am Dienstag bekannt. Wie der Sprecher der Kommission, Farid
Ajar, erklärte, ist noch unklar, wie viele Parteien und Kandidaten auf den Wahlzetteln aufgeführt werden.
Dies werde erst am Mittwochabend feststehen, wenn die letzte Frist für die Parteien ausläuft, ihre
Kandidatenlisten zu präsentieren. Für die ersten Wahlen der Post-Saddam-Ära ist ein Mischmodus
verabredet worden. Die Wähler können ihre Stimme sowohl einer Partei oder Liste, als auch einem
Direktkandidaten geben. dpa
Polen will seine 2500 Mannstarke Truppe im Irak ab Februar um ein Drittel reduzieren. 'Ab Mitte Februar
wird sich die Zahl der im Irak stationierten Soldaten und des militärischen Personals auf 1700 belaufen',
sagte Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski am Dienstag in Warschau. Die polnische Regierung hatte
zuvor angekündigt, die militärische Präsenz im Irak nach den Anfang 2005 geplanten Parlamentswahlen zu
verringern. Obwohl die Bevölkerung Polens das militärische Engagement im Irak mehrheitlich ablehnt, führt
der enge US-Verbündete im Irak derzeit eine multinationale Truppe von 8000 Soldaten. (reuters)
15. Dezember: Neue Belege für Misshandlungen von irakischen Gefangenen durch US -Soldaten sind in
den USA an die Öffentlichkeit gelangt. Die offiziellen Dokumente der US-Marines wurden am Dienstag auf
Antrag der Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union (ACLU) per Gerichtsbeschluss
freigegeben. Zu den Misshandlungen gehört laut ACLU eine Schein-Hinrichtung. In einigen Fällen seien die
verantwortlichen Soldaten zur Rechenschaft gezogen worden, während andere Vorkommnisse von der
Armee unter Verschluss gehalten worden seien. Laut ACLU zeigen die Dokumente, dass Misshandlungen
in US-Gewahrsam im Irak üblich waren. (AFP)
Bei einer Bombenexplosion am Eingang einer Moschee in Kerbela sind am Mittwoch sieben Iraker getötet
und 31 weitere verletzt worden, wie Krankenhausärzte mitteilten. Der Sprengsatz detonierte um 17.30
(Ortszeit) vor der Imam-Hussein-Moschee, einer der wichtigsten Moscheen der Schiiten. Kerbela liegt 80
Kilometer südlich von Bagdad. Zuletzt gab es dort im April heftige Kämpfe zwischen der Miliz des radikalen
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Schiitenführers Muktada al Sadr und Koalistionsstreitrkäften. Die US -Armee beschuldigte Al Sadrs
Anhänger damals, vom Dach der Imam-Hussein-Moschee auf Soldaten gefeuert zu haben. (AP)
16. Dezember: Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein hat erstmals seit seiner Festnahme vor
einem Jahr Besuch von einem Rechtsanwalt bekommen. Der Leiter des Verteidiger- Teams im Irak, Chalil
Dulaimi, habe Saddam am Donnerstag vier Stunden lang in Bagdad besuchen dürfen, sagte ein anderer
Anwalt des Ex- Diktators in der jordanischen Hauptstadt Amman. Dulaimi habe Saddam «mit sehr starkem
Kampfgeist und bei guter Gesundheit» vorgefunden, hieß es.
Am selben Tag erschossen Aufständische in Bagdad den Vize-Minister für Telekommunikation, Kassim
Hammadi. Auch sein Fahrer kam nach Meldungen des arabischen Nachrichtensenders Al-Arabija bei dem
Angriff ums Leben, als beide mit dem Auto zur Arbeit fuhren.
Tausende Iraker nahmen am Donnerstag an der Trauerfeier für 13 Schiiten teil, die am Vortag bei einem
Anschlag auf das Büro von Großajatollah Ali al-Sistani in Kerbela ums Leben gekommen waren. «Dieser
Angriff sollte die Menschen davon abhalten, zur Wahl zu gehen, aber wir werden uns nicht aufhalten lassen
und dafür sorgen, dass in der Provinz Kerbela mehr Menschen wählen werden als in irgendeiner anderen
Provinz», erklärte Großajatollah Mohammed al-Mudarrissi. Schiitenführer Al-Sistani hat die Iraker mehrfach
zur Teilnahme an der Wahl am 30. Januar aufgerufen. (dpa)
17. Dezembe r: Die USA wollen dem Irak seine Milliarden hohen Schulden aus der Regierungszeit von ExPräsident Saddam Hussein erlassen. Eine Vereinbarung über die Streichung aller Schulden in Höhe von
4,1 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) sollte am Freitag von US-Außenminister Colin Powell, USFinanzminister John Snow und seinem irakischen Kollegen Adel Abdel Mahdi unterzeichnet werden, wie
das US-Außenministerium mitteilte. Die US -Armee beschuldigte frühere irakische Führungsleute, von
Syrien aus Anschläge im Irak zu planen. In der Unruheprovinz El Anbar kam ein US -Soldat ums Leben. Bei
einem Angriff mutmaßlicher Rebellen in Mossul wurden vier Menschen getötet.
18. Dezember: Zur Einleitung der Prozesse gegen hochrangige irakische Ex-Funktionäre ist der als
«Chemie-Ali» berüchtigte Cousin Saddam Husseins, Ali Hassan al-Madschid, am Samstag zu ersten
Anhörungen vor einem Richter erschienen. Dabei sollte festgestellt werden, ob genügend Beweise für den
in Kürze erwarteten Prozess gegen «Chemie-Ali» vorliegen, berichtete der US - Nachrichtensender CNN.
Bei einem Angriff auf ein Wahlbüro nördlich von Bagdad wurden zwei Menschen getötet. (dpa)
19. Dezember: Zwei offenbar koordinierte Autobombenanschläge in den irakischen Städten Kerbela und
Nadschaf haben am Sonntag mindestens 62 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 120 verletzt. Das
teilten Krankenhaussprecher und Augenzeugen in den Städten mit den wichtigsten schiitischen
Heiligtümern mit. Die Explosionen erfolgten innerhalb einer Stunde. Die Anschläge galten sechs Wochen
vor der Parlamentswahl als weiterer Hinweis dafür, dass nicht nur die von bürgerkriegsähnlichen Unruhen
erschütterten sunnitischen, sondern auch die relativ ruhigen schiitischen Regionen unsicher sind. In
Bagdad wurden überdies Mitglieder der Wahlkommission angegriffen; drei von ihnen wurden von
Handgranatenexplosionen und Maschinengewehrfeuer getötet.
Unterdessen wurde ein Video verbreitet, in dem Extremisten die Entführung von zehn irakischen
Mitarbeitern einer amerikanischen Sicherheitsfirma bekannt gaben. Die Geiseln würden getötet, falls ihr
Arbeitgeber sich nicht aus dem Land zurückziehe, drohten die Kidnapper.
Die Bundeswehr weitet ihre Aufbauhilfe für die irakischen Streitkräfte aus. So sollen irakische Offiziere in
Deutschland geschult werden, ein Baupionierverband soll aufgestellt und ein Militärlazarett ausgestattet
werden, wie das Bundesverteidigungsministerium am Wochenende mitteilte. (AP)
20. Dezember: Die letzten der 300 ungarischen Soldaten im Irak haben das Land am Montag verlassen.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Budapest sagte am Montag, die Soldaten seien nun in
Kuwait und kämen bis Weihnachten nach Hause. Das ungarische Parlament hatte den Einsatz der
Soldaten im vergangenen Jahr genehmigt, ihn aber bis Ende 2004 begrenzt. Eine Verlängerung des
Einsatzes um drei Monate wurde im November von der Mitte-rechts-Opposition abgelehnt. Die Truppe war
in einer Transporteinheit südlich von Bagdad eingesetzt. Einer der Soldaten wurde im Juni bei der
Explosion einer Bombe getötet.
Die Stadt Kerbela wurde am Montag erneut von einer schweren Explosion vor einem Kontrollpunkt
erschüttert. Die Polizei sperrte das Gebiet ab und nahm den mutmaßlichen Attentäter fest. Verletzte gab es
keine. Die Kämpfe gingen derweil weiter: Nahe dem Flughafen von Bagdad zerstörte eine Bombe ein
Militärfahrzeug und verletzte einen amerikanischen Soldaten. In Ramadi feuerten Aufständische Granaten
und Maschinengewehr-Salven auf eine US-Patrouille ab, unklar blieb, ob es hierbei Opfer gab. Nördlich der
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Hauptstadt wurden drei US -Soldaten bei einem Angriff verletzt. US-Soldaten nahmen am Montag 19
Verdächtige in einem Dorf nahe Tikrit fest und konfiszierten mehrere Waffen.
21. Dezember: Nach Angaben der französischen Regierung wurden die vor über vier Monaten im Irak
entführten französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot freigelassen.
23. Dezember: Die Vereinigten Arabischen Emirate war Trainingszentrum für die neue irakische Armee. 30
von Deutschen ausgebildete Soldaten haben am Mittwoch den ersten Test erfolgreich abgeschlossen.
Deutsche Ausbilder haben im Emirat Abu Dhabi 122 Iraker an Bundeswehr-Last- wagen ausgebildet.
Die von der Bundesregierung zugesagte Ausbildung von Baupionieren könnte also sehr wohl wieder in Abu
Dhabi stattfinden. Zumal auch das Bundeskriminalamt hier bei der Ausbildung von 420 irakischen Polizisten
gute Erfahrungen gemacht hat. USA verfehlen allerdings ihr Ausbildungsziel. Die Washington Post
berichtet, dass die US-Armee im Irak weit weniger Sicherheitskräfte ausgebildet hat als erwartet. So hätten
Anfang Dezember einem Soll von 27000 Soldaten lediglich 3428 ausgebildete oder trainierte Soldaten
gegenübergestanden. Statt der erforderlichen 135 000 Polizeioffiziere und Polizisten gebe es nur 50798
ausgebildete Kräfte. Auch sei die Moral der neuen irakischen Sicherheitskräfte mangelhaft. So seien bei
den Anschlägen im November in Mossul drei Viertel der bewaffneten Iraker geflüchtet. Zwei Kompanien
hätten das Weite gesucht und ihre gesamte Ausrüstung zurückgelassen. (AP)
27. Dezember: Bei einem Autobombenanschlag gegen das Hauptquartier der irakischen Schiiten-Partei
SCIRI in Bagdad sind am Montagvormittag nach Augenzeugenberichten rund 15 Menschen getötet oder
verletzt worden. An dem Sitz der SCIRI-Partei (Oberster Rat für die Islamische Revolution im Irak) sowie an
angrenzenden Gebäuden entstand erheblicher Sachschaden. Der SCIRI-Vorsitzende Abdel Asis al-Hakim,
der in dem Gebäude auch seine Residenz hat, blieb offenbar unverletzt.
SCIRI gilt als die einflussreichste Partei der 60-prozentigen schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Lande.
Al-Hakim, ein Geistlicher, der lange Jahre im Exil in Iran gelebt hatte, ist außerdem Spitzenkandidat der
Vereinigten Irakischen Allianz (UIA) bei den Wahlen am 30. Januar. Die UIA ist eine Sammelliste der
wichtigsten schiitischen Parteien und Gruppen, die aber auch einige weltliche und nicht -schiitische
Persönlichkeiten umfasst. (dpa)
28. Dezember: Bei einer Serie von Rebellenangriffen und drei Selbstmordanschlägen gegen
Nationalgardisten und Polizisten im «sunnitischen Dreieck» zwischen der irakischen Hauptstadt und dem
kurdischen Norden kamen mehr 30 Menschen ums Leben. Der spektakulärste Autobombenanschlag galt
dem Kommandeur der Nationalgarde für Bagdad, Madhhar al-Maula, der jedoch unverletzt blieb.
Mindestens acht seiner Begleiter wurden nach Ärzteangaben verletzt, als der Täter in einen Militärkonvoi
raste. Bei zwei weiteren Anschlägen gegen Konvois der Nationalgarde in Samarra und Bakuba rissen
Selbstmordattentäter insgesamt 14 Menschen mit in den Tod. Aus irakischen Sicherheitskreisen verlautete,
allein in Bakuba seien dabei acht Nationalgardisten getötet und 21 weitere verletzt worden.
Zwölf Polizisten wurden bei einem Angriff von Aufständischen auf eine Wache südlich von Tikrit im Nordirak
getötet. Drei weitere ihrer Kollegen starben bei Überfällen auf zwei andere Wachen nahe Tikrit, wie die
Polizei mitteilte. Ein Beamter sei in Audscha aus dem Hinterhalt erschossen worden. In Balad kam bei
einem Rebellenangriff auf eine Wahlzentrale ebenfalls ein Polizist ums Leben. In der Stadt Kirkuk starben
zwei Aufständische, als ihr selbst gebauter Sprengkörper, den sie an einer Ölleitung anbringen wollten,
vorzeitig explodierte. (dpa)
29. Dezember: Eine Sprengfalle Aufständischer hat in Bagdad nach Angaben der US-Militärs mindestens
22 Menschen, darunter vier Polizisten, zerrissen. Sie starben in der Nacht zum Mittwoch, als die Polizei ein
Wohnhaus durchsuchte und plötzlich eine gewaltige Sprengladung explodierte. Die Beamten waren zu
einer Razzia auf Grund eines anonymen Hinweises gekommen, dass ein verdächtiger Sudanese in dem
Haus Diebesgut lagere, berichteten Augenzeugen. Dutzende Menschen wurden verletzt. Die Explosion von
rund 900 Kilo Sprengstoff zerstörte das Haus und vier weitere Gebäude. US -Soldaten, irakische
Sicherheitskräfte und Anwohner suchten die ganze Nacht unter den Trümmern nach Überlebenden.
Unterdessen stoßen die am 30. Januar geplanten Wahlen auf immer größere Schwierigkeiten. So drohten
in der ölreichen Provinz Tamim mit der Hauptstadt Kirkuk die großen Kurden-Parteien mit einem Boykott,
falls bis zum Wahltermin nicht Zehntausende von Saddam Hussein vertriebene Kurden zurückkehren
können. «Kirkuk ist das Hauptanliegen unserer politischen Agenda», erklärte der Sprecher der
Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Asar Dschindiani, am Mittwoch in der nordirakischen KurdenMetropole Suleimanija. In der fast rein sunnitischen westlichen Provinz Anbar haben nach einer Aufstellung
der unabhängigen Wahlkommission in Bagdad nur drei Listen eine Kandidatur angemeldet. Die
bedeutendste von ihnen, die gemäßigte Irakische Islam-Partei (IIP), hatte bereits am Montag ihren Rückzug
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von den Wahlen erklärt. Außer einem Übergangsparlament sollen auch Ratsversammlungen für die 18
Provinzen bestimmt werden. (dpa)
30. Dezember: Bei heftigen Gefechten in der nordirakischen Stadt Mossul sind mindestens 25 Rebellen
sowie ein US-Soldat getötet worden. Aufständische griffen am Mittwochabend eine US -Stellung an,
woraufhin die Soldaten laut US-Militär ebenfalls das Feuer eröffneten. Nach Angaben der irakischen
Regierung vom Donnerstag wurde ein weiterer Helfer des jordanischen Extremistenführers Abu Mussab el
Sarkawi gefasst. Bei einer Razzia in Bagdad hätten US -geführte Streitkräfte Fadil Hussein Ahmed el Kurdi
gemeinsam mit zwei weiteren Verdächtigen gefasst. Der 26-Jährige soll für die Kommunikation zwischen
dem Terrornetzwerk El Kaida und den Anhängern Sarkawis zuständig gewesen sein
In Bagdad wurden zwei Geschäftsleute aus dem Libanon entführt, wie die Polizei mitteilte. Bei weiteren
Anschlägen und Angriffen im Land kamen zwölf Iraker ums Leben. Bewaffnete Männer entführten in der
irakischen Hauptstadt zwei Geschäftsleute aus dem Libanon. Die Unbekannten seien am Mittwochabend in
das Haus der Libanesen im westlichen Stadtviertel El Mansur eingedrungen und hätten die Männer
verschleppt, verlautete am Donnerstag aus Polizeikreisen in Bagdad. Im September hatten Unbekannte
einen Libanesen ermordet; derzeit werden im Irak mindestens drei Libanesen als Geiseln gehalten. (AFP)
31. Dezember: Rund 3600 südkoreanischen Soldaten sollen bis Ende 2005 im Irak stationiert bleiben. Das
Parlament in Seoul billigte am Freitag in einer Sondersitzung die Verlängerung des Einsatzes. 161
Abgeordnete stimmten dafür, 63 dagegen. Südkorea stellt mit 3600 Soldaten, die in Erbil im Norden des
Iraks stationiert sind, das drittgrößte Truppenkontingent nach den USA und Großbritannien. In Erbil sollen
die Soldaten humanitäre Hilfe leisten und die Wiederaufbauarbeiten in dem kriegsgeschädigten Land
unterstützen. Die Furcht vor möglichen Anschlägen gegen Südkoreaner im Irak war nach der Ermordung
eines entführten südkoreanischen Dolmetschers durch islamische Extremisten im Juni größer geworden.
Vier Wochen vor den geplanten Wahlen im Irak verstärken die Aufständischen im Irak den Druck. Wie am
Freitag bekannt wurde, legte der Leiter der Wahlbehörde in Mossul, der drittgrößten Stadt im Irak, sein Amt
nieder. Er habe dies aber aus «rein persönlichen Gründen» getan, erklärte Adel al-Lami am Freitag in
Bagdad. Er dementierte zugleich einen Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira,
demzufolge alle 700 Wahlbeamten in Mossul nach Drohungen von Extremisten gekündigt hätten. Außer
dem Behördenleiter habe ein einziger technischer Experte den Dienst quittiert, sagte Al-Lami. (dpa)
Januar 2005
1. Januar: Neue Gewalttaten haben den Jahreswechsel im Irak überschattet. In Bedschi, 200 Kilometer
nördlich von Bagdad, tötete eine Autobombe am Freitag zwei Iraker. In Bagdad fiel ein Vertrauter des
radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr einem Mordanschlag zum Opfer. Extremisten stellten am
Samstag ein Video ins Internet, das die Hinrichtung von fünf Nationalgardisten zeigte.
Die US-Streitkräfte im Irak haben nach eigenen Angaben eine neue Offensive gegen Aufständische im
Süden von Bagdad und im Norden der Provinz Babil begonnen. Ziel der Militäraktion sei es, das Gebiet im
Vorfeld der für Ende Januar geplanten Wahlen zu befrieden und die nötige Infrastruktur vorzubereiten,
sagte Armeesprecher Oberstleutnant James Hutton. Wie das US -Oberkommando am Freitag mitteilte,
wurden bei der Operation neun Aufständische festgenommen und einer getötet. Die Region sei eines der
letzten Gebiete, in denen die Aufständischen sich in der Nähe von Bagdad in Sicherheit wiegen könnten,
sagte Hutton. (dpa)
2. Januar: Bei einem Attentat sprengten sich am Sonntag zwei Selbstmordattentäter bei Balad, 80
Kilometer nördlich von Bagdad, mit ihrem Wagen vor einem Fahrzeug der Nationalgarde in die Luft. Dabei
wurden 18 Soldaten und ein irakischer Zivilist getötet, sechs weitere Gardisten erlitten Verletzungen, wie
ein Sprecher des US-Militärs in der Garnisonsstadt Tikrit bestätigte.
Durch die Explosion eines weiteren Sprengsatzes wurden am Sonntag in Jussufija, 50 Kilometer südlich
von Bagdad, drei Nationalgardisten getötet und sechs weitere verletzt. Bei einem Selbstmordanschlag
gegen einen US-Konvoi bei Kirkuk kam am Sonntag der Attentäter ums Leben. Eine Autobombe verfehlte
am Freitag in Bedschi, 200 Kilometer nördlich von Bagdad, ein Fahrzeug der Nationalgarde, getötet wurden
dabei aber zwei Zivilisten. Zwei Gardisten starben und sieben andere erlitten Verletzungen, als ihr
Außenposten bei Diwanija, 200 Kilometer südlich von Bagdad, von Aufständischen angegriffen wurde.
(dpa)
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3. Januar: Nach einem blutigen Neujahrswochenende sind bei einer neuen Anschlagserie auf irakische
Sicherheitskräfte am Montag mindestens 30 Menschen getötet worden. Bei einem Selbstmordattentat nahe
dem Büro der Partei von Übergangsregierungschef Ijad Allawi in der Nähe der schwer bewachten Grünen
Zone in Bagdad kamen fünf Menschen ums Leben, wie die US-Armee mitteilte. Insgesamt wurden bei
Anschlägen in der irakischen Hauptstadt und Umgebung sowie weiter nördlich 21 Nationalgardisten, drei
Polizisten und mehrere Zivilisten getötet. Der irakische Verteidigungsminister Hasem Schaalan schloss eine
Verschiebung der für Ende Januar geplanten Wahlen nicht aus. (AFP)
4. Januar: Der Gouverneur und Bürgermeister von Bagdad ist am Dienstag einem Attentat zum Opfer
gefallen. Ali Al-Haidari wurde im Norden der irakischen Hauptstadt auf offener Straße von Attentätern
erschossen. Die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi bekannte sich im Internet zu der
Bluttat. Auch einer seiner Leibwächter sei ums Leben gekommen, meldete der Fernsehsender Al-Arabija.
Zehn weitere Menschen wurden nach Angaben des staatlichen irakischen Fernsehsender Irakija verletzt.
Zuvor kamen bei einem Anschlag mit einem Tanklastwagen im Zentrum der Stadt zehn weitere Menschen,
zumeist Polizisten, ums Leben. Nach Angaben der Polizei wurden 56 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Das mit Benzin beladene Fahrzeug explodierte vor einem Gebäude des Innenministeriums nahe der so
genannten Grünen Zone. Dort befindet sich der Sitz der irakischen Übergangsregierung sowie die
amerikanische und die britische Botschaft. (dpa)
5. Januar: Aufständische und Terroristen versuchen im Irak mit allen Mitteln, die für den 30. Januar
geplanten Wahlen zu verhindern. Am Mittwoch kamen bei drei Selbstmordattentaten insgesamt 23
Menschen ums Leben. Ein Attentäter zündete am Mittag am Eingang der Polizeiakademie der südlich von
Bagdad gelegenen Stadt Hilla eine Autobombe und riss zwölf Polizisten mit in den Tod. Wie die Polizei
berichtete, wurden 25 weitere Iraker verletzt. Bei einem Anschlag in West-Bagdad starben neben dem
Attentäter zwei Zivilisten. Nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabija tötete ein dritter Attentäter am
Nachmittag sechs Polizisten, als er sich an einer Straßensperre nordwestlich von Bakuba in die Luft
sprengte. (dpa)
6. Januar: Die irakische Übergangsregierung hat am Donnerstag den Ausnahmezustand im Land um 30
Tage verlängert. Ministerpräsident Ajad Allawi begründete dies mit «andauernden feindlichen Aktivitäten
von Terroristenbanden». Die Maßnahme diene dem Schutz des irakischen Volkes und der für 30. Januar
vorgesehenen Wahl einer Nationalversammlung. Die Polizei in Bagdad gab am Donnerstag bekannt, in der
Nähe der Stadt Mossul seien 18 junge Iraker, die bei den US-Streitkräften arbeiten wollten, ermordet
aufgefunden worden.
Die französische Tageszeitung «Libération» vermisst nach eigenen Angaben im Irak eine Reporterin und
deren Übersetzer. Das Blatt berichtete, die beiden seien zuletzt am Mittwochmorgen beim Verlassen ihres
Hotels in Bagdad gesehen worden. Aus Diplomatenkreisen verlautete, Frankreich habe eine Suche nach
den Vermissten eingeleitet, insbesondere in Krankenhäusern. Im August 2004 waren zwei französische
Journalisten im Irak entführt worden, sie kamen am 21. Dezember wieder frei. (AP)
7. Januar: Drei Wochen vor den geplanten Wahlen im Irak überprüft Washington seinen militärischen Kurs.
In einem außergewöhnlichen Schritt will Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nach einem Bericht der
«New York Times« kommende Woche den hoch angesehenen pensionierten Vier-Sterne-General Gary
Luck in den Irak entsenden, um alle Bereiche des Einsatzes zu untersuchen. General Luck solle alle
Facetten des Militäreinsatzes untersuchen - von der US-Truppenpräsenz bis hin zu Strategien zur
Niederschlagung des Aufstandes, berichtete die «New York Times« unter Berufung auf hochrangige
Pentagon-Beamte. Rumsfelds Schritt spiegele die tiefe Besorgnis über die Entwicklung im Irak und über die
Auswirkungen auf die Streitkräfte wider.
Die zentrale Wahlkommission teilte am Freitag in Bagdad mit, ihre Vorbereitungen für die Wahlen seien
weitgehend abgeschlossen. Die Iraker sollen am 30. Januar die 275 Mitglieder eines verfassungsgebenden
Parlamentes sowie Ratsversammlungen in den 18 Provinzen und ein Regionalparlament für die drei
kurdischen Nordprovinzen wählen. Die Kurdenparteien zogen ihren Boykottaufruf für die Provinzwahlen in
der ölreichen nordirakischen Stadt Kirkuk zurück. (dpa)
8. Januar: Die US-Armee hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff im Nordirak das falsche Ziel
bombardiert und dabei mindestens fünf Menschen getötet. Bei der Suche nach einem Rebellenführer sei
die 250 Kilogramm schwere lasergesteuerte Bombe versehentlich auf ein Haus südlich der Stadt Mossul
abgeworfen worden, teilte die US-Armee am Samstag mit. «Die multinationalen Streitkräfte bedauern
zutiefst den Verlust von möglicherweise unschuldigen Menschenleben.» Die Armee werde den Vorfall
untersuchen.
Zuvor hatte ein US-Militärsprecher der Nachrichtenagentur AFP gesagt, der Angriff südlich der Stadt
Mossul habe um 02.00 Uhr morgens stattgefunden. Ein Vertreter eines US -irakischen Sicherheitszentrums
82
für die Provinz Salaheddin sprach von 13 Toten, darunter vier Frauen und drei Kinder. Alle Opfer gehörten
zur selben Familie, sagte der Mann, der nicht genannt werden wollte. Das Bombardement habe ein
Versteck von Aufständischen in dem Dorf el Aitha zum Ziel gehabt. (AFP)
9. Januar: Ein US-Militärgericht hat einen Unteroffizier der US -Armee zu sechs Monaten Gefängnis
verurteilt, weil er zwei Iraker zur Strafe in den Tigris stoßen ließ. Unteroffizier Tracy Perkins wurde zudem
um einen Rang degradiert, vom Vorwurf des Totschlags sprachen ihn die Geschworenen auf der Basis Fort
Hood im US -Bundesstaat Texas am Samstag jedoch mangels Beweisen frei. Einer der beiden Iraker war
nach Angaben seiner Angehörigen bei dem Vorfall im Januar in der irakischen Stadt Samarra ums Leben
gekommen. Während des fünftägigen Prozesses hatte die Verteidiger argumentiert, die US-Truppen im Irak
müssten wirksame Mittel zur Abschreckung vor Straftaten finden. Die beiden Iraker seien bestraft worden,
weil sie eine Ausganssperre missachtet hätten. (AFP)
10. Januar: Vor der Wahl im Irak will Großbritannien die Zahl seiner Soldaten in dem Land um 400
aufstocken. Die Soldaten würden von Zypern in den Südosten Iraks entsandt, erklärte
Verteidigungsminister Geoff Hoon am Montag vor dem Unterhaus in London. Großbritannien hätte damit
rund 9.000 Mann im Irak stationiert, die meisten im Großraum Basra. Hoon erklärte, der Schritt erfolge auf
Empfehlung des britischen Kommandeurs vor Ort. Die Entsendung sei zeitlich begrenzt. Das Pentagon hat
die Zahl der US-Soldaten im Irak vor der Wahl am 30. Januar auf 12.000 erhöht. (AP)
Nach Angaben des irakischen Innenministeriums töteten Aufständische in Bagdad Vize-Polizeichef Amer
Naif und dessen Sohn in der Nähe des Hauses der Familie. In der nördlich der Hauptstadt gelegenen Stadt
Samarra erschossen Unbekannte den stellvertretenden Polizeidirektor Mohammed al-Badari. Bei einem
Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache im Süden von Bagdad wurden vier Polizisten getötet und zehn
weitere verletzt. (dpa)
11. Januar: Das Parlament der Ukraine hat den scheidenden Präsidenten Leonid Kutschma zum sofortigen
Abzug der ukrainischen Truppen aus dem Irak aufgefordert. Für einen entsprechenden Antrag der
Kommunisten stimmten am Dienstag 316 der 450 Abgeordneten in Kiew. Angesichts der zunehmenden
Gewalt und des Todes von acht ukrainischen Soldaten bei einer missglückten Bombenentschärfung sei der
Einsatz der Truppe im Irak nicht mehr zweckmäßig, hieß es in der Resolution.
Im Irak und auch international wächst die Sorge um die Sicherheitslage im Land vor den für den 30. Januar
geplanten Wahlen. Der irakische Präsident Ajad Allawi räumte am Dienstag erstmals öffentlich ein, dass
womöglich nicht in allen Landesteilen gewählt werden kann. In Washington erklärte der jordanische
Botschafter in den USA, Karim Kawar, möglicherweise könnten 40 Prozent der Iraker nicht an der Wahl
teilnehmen. Dies werfe Fragen hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit auf.
Angesichts der anhaltenden Gewalt will die irakische Regierung die Truppenstärke der Streitkräfte deutlich
von 100.000 auf 150.000 Mann erhöhen. Allawi kündigte dafür die Bereitstellung von umgerechnet 1,7
Milliarden Euro an. Die irakischen Soldaten sollen außerdem besser bewaffnet werden. Wiederholt wurden
die mangelhafte Ausbildung der Soldaten und ihre unzureichenden Ausrüstung kritisiert. Sie sind daher ein
leichtes Ziel für die Aufständischen, die mit ihren Anschlägen die Parlamentswahl Ende Januar verhindern
wollen.
Mehrere Bombenanschläge haben am Dienstag wieder mindestens 15 Menschen das Leben gekostet. In
Jussifija südlich von Bagdad explodierte am Dienstag ein am Straßenrand gelegter Sprengsatz, dabei
wurden sieben Iraker getötet. Der zweite Anschlag ereignete sich in Tikrit, wo ein Selbstmordattentäter eine
Autobombe zündete und sechs Menschen mit in den Tod riss. (AP)
12. Januar: Knapp zwei Jahre nach Beginn des Irakkriegs ist die Suche nach Massenvernichtungswaffen
ohne jeden Fund stillschweigend eingestellt worden. Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan,
bestätigte am Mittwoch in Washington einen entsprechenden Bericht der Zeitung «Washington Post».
Allerdings befinde sich die für die Suche zuständige Expertengruppe unter der Leitung von Charles Duelfer
vom Geheimdienst CIA noch im Irak. Sie sammle noch Informationen für den Abschlussbericht. Auch die
andauernde Gefangenschaft mehrerer irakischer Wissenschaftler, darunter die auch «Frau Anthrax»
genannte Biologin Huda Ammasch rpt Ammasch, stehe in keinem Zusammenhang mit weiteren
Nachforschungen in Sachen Massenvernichtungswaffen, zitierte die «Washington Post» US-Beamte. Alle
diese Wissenschaftler seien intensiv verhört worden, hätten trotz fast zweijähriger Gefangenschaft ohne
Anklage oder Prozess mit den Suchteams kooperiert und seit dem Golfkrieg 1991 keine Verbindung zu
Massenvernichtungswaffen-Programmen gehabt. (dpa)
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Der irakischen Wahlkommission laufen immer mehr Mitarbeiter davon. Wie die Wahlkommission in Saddam
Husseins Heimatstadt Tikrit am Mittwoch berichtete, legten zweieinhalb Wochen vor dem Urnengang elf
Mitglieder der örtlichen Kommission in Tikrit ihr Amt nieder. Einige der Mitarbeiter seien von Wahlgegnern
bedroht worden, andere seien dem Aufruf militanter sunnitischer Gruppen zum Wahlboykott gefolgt, hieß
es.
13. Januar: Rund 65 000 Iraker können in Deutschland Ende Januar an der Wahl der Verfassung
gebenden Versammlung ihres Landes teilnehmen. Wahlzentren werden in Berlin, München, Köln und
Mannheim für die Abgabe der Stimmen vom 28. bis 30. Januar eingerichtet. Zuständig für das
Auslandswahlprogramm des Iraks ist die in Genf ansässige IOM (International Organization for Migration),
deren deutsche Vertretung in Berlin sitzt. Gewählt werden kann nur persönlich, eine Briefwahl gebe es
nicht, hieß es am Donnerstag bei der IOM. Insgesamt wählen etwa eine Million Auslands -Iraker in vierzehn
Staaten.
Die Registrierung der irakischen Wähler erfolgt vom 17. Januar an. Die Auszählung in Deutschland soll bis
zum 3. Februar dauern. In München werden bis zu 16 000 irakische Wähler - auch aus Österreich erwartet. In Berlin rechnet man maximal mit 12 000 Wählern. Köln stellt sich auf bis zu 20 000 Wähler ein,
von denen ein Teil aus Belgien und den Niederlanden kommt. In Mannheim könnten 10 500 Iraker wählen.
(dpa)
Georgien hat angekündigt, sein im Rahmen des US-geführten Militäreinsatzes im Irak stationiertes
Truppenkontingent annähernd zu verdreifachen. Ein 550 Mann starkes Bataillon solle im Februar in die
Hauptstadt Bagdad entsandt werden, teilte das georgische Verteidigungsministerium am Donnerstag in
Tiflis mit. Die bereits seit November vergangenen Jahres bei Baakuba nahe Bagdad stationierten 300
Soldaten sollten noch bis Mai im Irak bleiben. (AFP)
14. Januar: Ein US-Militärgericht hat am Freitag einen US-Soldaten wegen des Mordes an einem
verwundeten jungen Iraker zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt. Der Feldwebel Cardenas
Alban sei außerdem der Verschwörung zum Mord für schuldig befunden worden, bestätigte ein USMilitärsprecher in der irakischen Hauptstadt. Das Urteil schloss auch eine Degradierung oder eine
Entlassung aus dem Militärdienst wegen Fehlverhaltens ein. Alban, Horne und ein dritter US-Soldat, gegen
den noch ein Verfahren anhängig ist, waren inmitten heftiger Kämpfe mit den Milizen des radikalen
Predigers Muktada al-Sadr auf eine Gruppe Jugendlicher gestoßen, von denen sie nach eigenen Angaben
annahmen, dass diese Minen legen wollten. Daraufhin hatten sie das Feuer eröffnet. Dabei waren mehrere
Iraker getötet und verletzt worden. Alban und Horne erschossen anschließend einen besonders schwer
verwundeten Jugendlichen. US -Militärs hatten dies zunächst als «Gnadenschuss» bewertet. (dpa)
15. Januar: Ein US-Militärgericht hat den US-Soldaten Charles Graner am Samstag wegen der
Misshandlung irakischer Gefangener zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Gericht hatte den 36-Jährigen
Graner zuvor in zehn Anklagepunkten der Misshandlung von Gefangenen schuldig befunden, die im USGeführten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad einsaßen. Einige der Taten waren auf Fotos dokumentiert und
auf diesem Weg im vergangenen Jahr an die Öffentlichkeit gekommen, darunter Bilder, wie die
Gefangenen nackt zu einer Pyramide aufgestapelt und gezwungen worden waren, vor den Soldaten zu
masturbieren. Graner verteidigte sich vor Gericht damit, dass er auf Anordnung seiner Vorgesetzten
gehandelt habe. (reuters)
16. Januar: Das Britische Museum in London hat den US -geführten Truppen im Irak kulturellen
Vandalismus vorgeworfen. Wie die britische Tageszeitung «The Guardian» am Wochenende unter
Berufung auf eine Untersuchung des Museums berichtete, haben amerikanische und polnische Soldaten in
der antiken Stadt Babylon irreparable Schäden verursacht. Im April 2003 hatten die Truppen das Gebiet
erobert und dort eine Basis für mehr als 6.000 Soldaten errichtet. Ein Sprecher der US-Armee erklärte laut
Nachrichten-Sender BBC, die Truppen seien sich des kulturellen Werts der Stadt bewusst. Das Lager
werde aber zur Bekämpfung von Terroristen und Aufständischen benötigt. Alle Maßnahmen seien in
Absprache mit Archäologen ergriffen worden. (KNA)
17. Januar: Rumänien wird 100 zusätzliche Soldaten in den Irak entsenden, um Mitarbeiter der Vereinten
Nationen (UN) bei den Wahlen am 30. Januar vor Anschlägen zu schützen. 'Auf Anfrage der UN hat der
Oberste Verteidigungsrat die zusätzliche Entsendung von 100 Infanteriesoldaten beschlossen', teilte das
Gremium am Montag in Bukarest mit. Bereits im November hatte Rumänien zugestimmt, zusätzlich zu
seinen 700 im Irak stationierten Soldaten weitere Truppen zur Verfügung zu stellen, um zum Schutz der
UN-Mitarbeiter beizutragen. (reuters)
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Knapp zwei Wochen vor den ersten freien Wahlen im Irak hat am Montag in Deutschland und 13 anderen
Staaten die Registrierung der mehr als eine Million Stimmberechtigten begonnen. Besonders groß war der
Andrang in London, wo die Registrierung von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet war. «Das
Verlangen zu wählen ist immens», sagte eine Sprecherin der Organisatoren in der britischen Hauptstadt. Im
Irak selbst verübten Aufständische am Montag erneut mehrere Anschläge auf irakische Sicherheitskräfte
und töteten dabei mindestens 15 Menschen. Insgesamt sind rund 1,2 Auslandsiraker wahlberechtigt, wie
die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mitteilte.
Die US-Armee will sich an der Bewachung der rund 6000 Wahllokale im Irak nach eigenen Angaben nicht
direkt beteiligen. Die irakischen Sicherheitskräfte würden diese Aufgabe «im Großen und Ganzen selbst
übernehmen», erklärte der US -Kommandeur im Irak, General William Casey. «Sie werden keine
Koalitionsstreitkräfte in den Wahllokalen sehen», sagte er in einer Stellungnahme vom Montag. Das USMilitär werde sich im Hintergrund halten. Zusammen mit den rund 170 000 Soldaten der US-Geführten
Koalition stünden am Wahltag Sicherheitskräfte in der Stärke von 300 000 Mann zur Verfügung stehen.
Der folgenschwerste Anschlag im Irak ereignete sich am Montag vor einer Polizeiwache der nordirakischen
Stadt Bedschi. Dort sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto in die Luft und riss mindestens
sieben Polizisten mit in den Tod. 28 weitere Beamte wurden verletzt, wie die Polizei in Tikrit mitteilte. In
Buhris bei Bakuba töteten Aufständische in der Nacht zum Montag sieben irakische Soldaten. Nach USMilitärangaben starb auch ein irakischer Zivilist. Bei einem Überfall in der Nähe von Suweira, 80 Kilometer
südlich von Bagdad, wurden in der Nacht zum Montag drei Mitarbeiter des irakischen Finanzministeriums
getötet. (dpa)
18. Januar: Der entführte irakische Bischof Basile Georges Casmoussa ist am Dienstag nach knapp 24
Stunden Geiselhaft wieder freigelassen worden. Ein Lösegeld sei nicht gezahlt worden, berichtete die
katholische Missionsagentur Misna. Unbekannte hatten das Oberhaupt der mit Rom verbundenen syrischkatholischen Kirche im Irak vor einer Kirche in Mossul überfallen und verschleppt. Unterdessen wurde die
Entführung von acht chinesischen Arbeitern bekannt. Angesichts der eskalierenden Gewalt kündigte der
Irak zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für die Wahlen am 30. Januar an.
Bei blutigen Zwischenfällen kamen unterdessen mindestens 17 Menschen ums Leben. Allein in Bagdad riss
ein Selbstmordattentäter bei der Explosion einer Autobombe vor einem Büro der Schiiten-Partei SCIRI vier
Iraker mit in den Tod. Südlich von Bagdad töteten Extremisten vier Polizisten und entführten 13 weitere
Sicherheitsbeamte. Bei einem Angriff von Aufständischen bei Bakuba kam ein Polizist ums Leben.
Wie die Wahlkommission mitteilte, sollen wegen der Parlaments- und Regionalwahlen vom 29. bis zum 31.
Januar alle Grenzen des Landes geschlossen werden. Zum Schutz der Wähler sind die drei Tage zu
Feiertagen erklärt worden, an denen die Geschäfte geschlossen bleiben. Außerdem würden die
Ausgangssperren ausgeweitet. Rund um die Wahllokale gilt ein Fahrverbot.
19. Januar: Die britische Öffentlichkeit hat mit Entsetzen auf Fotos von Misshandlungen irakischer Zivilisten
durch britische Soldaten reagiert. Presse, Fernsehen und auch Oppositionspolitiker verglichen die Fotos mit
den Folterbildern aus dem amerikanisch geführten Gefängnis Abu Ghoreib. Premierminister Tony Blair
bezeichnete die Szenen am Mittwoch im britischen Unterhaus in London als «schockierend und
empörend». Die Bilder waren von einem britischen Militärgericht in Osnabrück veröffentlicht worden, vor
dem sich seit Dienstag drei ehemals im Irak stationierte Soldaten verantworten müssen. (dpa)
20. Januar: Nur einen Tag nach der Veröffentlichung von Misshandlungsfotos irakischer Zivilisten ist vor
einem britischen Militärstützpunkt im Südirak eine Autobombe explodiert. Das berichtete der Fernsehsender
BBC unter Berufung auf Augenzeugen. Das Verteidigungsministerium in London bestätigte, dass durch
eine Explosion an dem Stützpunkt bei Basra fünf britische Soldaten und mehrere irakische Zivilisten verletzt
wurden. (dpa)
21. Januar: Bei zwei schweren Autobombenanschlägen im Irak sind am Freitag mindestens 24 Menschen
getötet worden. Am Morgen explodierte ein Wagen vor einer schiitischen Moschee im Westen von Bagdad.
Der Attentäter riss mindestens 13 Iraker mit in den Tod. 40 weitere Menschen hätten zum Teil schwere
Verletzungen erlitten, berichteten Ärzte eines nahe gelegenen Krankenhauses. Im Umkreis der Moschee
hatten sich wegen des islamischen Opferfestes besonders viele Menschen aufgehalten.
Sunnitische Extremisten haben in der Vergangenheit immer wieder Moscheen und politische
Organisationen von Schiiten angegriffen, die mit 60 Prozent die Bevölkerungsmehrheit im Irak stellen. Vor
allem die Terrororganisation des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi hat wiederholt Hetzparolen gegen
Schiiten verbreitet. Bei den Wahlen am 30. Januar wird damit gerechnet, dass die vom schiitischen Klerus
unterstützte Vereinigte Irakische Allianz (UIA) einen deutlichen Sieg davontragen wird. (dpa)
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22. Januar: In Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit zogen 41 Iraker aus Angst vor Attentaten ihre
Kandidatur für die Regionalwahlen der Provinz Salaheddin zurück. Der Vorsitzende des Bündnisses der
Unabhängigen, Saad Saleh al-Aisi, sagte in der nordirakischen Stadt, die Kandidaten des Bündnisses seien
«von bestimmten Gruppen bedroht worden». Die Iraker sollen am 30. Januar neben einem
Übergangsparlament auch die Ratsversammlungen für die Provinzen wählen. In Tikrit hatten zuvor bereits
elf Mitglieder der Wahlkommission ihre Ämter niedergelegt, nachdem sie von Aufständischen bedroht
worden waren. (dpa)
24. Januar: Eine Autobombe hat am Montagmorgen in der Nähe des Sitzes der Partei des irakischen
Übergangsministerpräsidenten Ijad Allawi in Bagdad mindestens zehn Menschen verletzt. Dies bestätigte
das irakische Gesundheitsministerium. Nach Augenzeugenberichten explodierte die Bombe am äußeren
Kontrollpunkt der Straße, die zum Hauptquartier von Allawis Irakischem Nationalen Konsens (INA) führt.
Mitarbeiter der Partei wurden nach INA-Angaben bei dem Anschlag nicht verletzt. (dpa)
25. Januar: Die Militäreinsätze im Irak und Afghanistan werden für die USA noch teurer als erwartet. Nach
US-Medienberichten will Präsident George W. Bush zusätzlich 80 Milliarden Dollar (rund 61,4 Milliarden
Euro) für das laufende Haushaltsjahr im Kongress beantragen. Wie die «Washington Post» in ihrer
Dienstagausgabe unter Berufung auf Angaben aus Senat und Repräsentantenhaus schrieb, werde das
Weiße Haus diese Forderung möglicherweise noch heute (Dienstag) ankündigen.
Wie die «Washington Post» weiter berichtet, plant die US -Armee, ihre Truppenstärke im Irak von derzeit
120 000 Mann mindestens für zwei weitere Jahre aufrechtzuerhalten. Die Annahme von nur geringen
Veränderungen der Lage im Irak bis 2006 sei «der wahrscheinlichste Fall», zitierte das Blatt
Generalleutnant James J. Lovelace aus dem Verteidigungsministerium. Insgesamt sind zurzeit 150 000 USSoldaten aller Teilstreitkräfte im Irak stationiert. (dpa)
26. Januar: Bei einem Hubschrauberabsturz im Irak sind am Mittwoch mindestens 31 US -Soldaten getötet
worden. Das bestätigte das amerikanische Militär. Vier Tage vor den Wahlen im Irak kamen außerdem fünf
weitere amerikanische Soldaten ums Leben. Mit insgesamt 36 US-Toten war es für das amerikanische
Militär der verlustreichste Tag seit dem 23. März 2003. An diesem Tag waren 31 Amerikaner getötet
worden.
Bei einem Sprengstoffanschlag auf das Hauptquartier der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) in der
nordirakischen Großstadt Mossul kamen am Mittwochabend nach Angaben eines Parteisprechers 15
Menschen ums Leben. Die Zahl der Verletzten gab er mit 30 an. Zu dem Anschlag bekannte sich die
Terroristengruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi. Bei einem Autobombenanschlag auf eine
Polizeiwache in der nordirakischen Stadt Kirkuk starben am Mittwoch ferner sieben Menschen. Die
Todesopfer seien drei Polizisten, zwei irakische Soldaten und zwei Zivilisten, sagte ein Polizeisprecher.
US-Präsident George W. Bush rief die Iraker am Mittwoch auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und am
30. Januar zur Wahl zu gehen. Er erwarte einen «großen Augenblick» in der irakischen Geschichte.
Umfragen zeigten, dass die meisten Iraker sich beteiligen wollten, sagte der Präsident. Inzwischen macht
sich die Übergangsregierung jedoch ernsthafte Sorgen über eine möglicherweise extrem niedrige
Wahlbeteiligung am Sonntag.
Für die ersten freien Wahlen hat sich gut ein Viertel der im Ausland lebenden Iraker registrieren lassen. Von
den schätzungsweise mehr als eine Million irakischen Wahlberechtigten im Ausland trugen sich 280 303 in
die Listen ein, teilte die zuständige Internationale Organisation für Migration (IOM) nach Ablauf der Frist am
Mittwoch mit. In Deutschland trugen sich 26 416 Iraker in die Listen ein. Die Bundesrepublik steht damit auf
Platz vier der internationalen Registrierung. (dpa)
27. Januar: Drei Tage vor den Wahlen im Irak sind bei Angriffen militanter Gruppen am Donnerstag
mindestens zwölf Iraker und zwei US-Soldaten ums Leben gekommen. In der Nähe eines Wahllokals in der
nordirakischen Stadt Samarra explodierte ein mit Sprengstoff beladenes Auto. Dabei kamen sieben
Menschen ums Leben, wie der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete. Bei Angriffen auf Straßensperren
der irakischen Sicherheitskräfte in Mahmudija und Musajib südlich von Bagdad starben nach
Polizeiangaben insgesamt vier Polizisten. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt. In Bakuba riss ein
Selbstmordattentäter einen Polizeioffizier mit in den Tod. Neun Menschen, darunter drei Polizisten, wurden
nach Angaben von Krankenhausärzten verletzt. Zu dem Anschlag in Bakuba tauchte auf einer IslamistenInternetseite ein Bekennerschreiben der Terroristengruppe um den Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi auf.
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Ab Samstag gilt zwischen den irakischen Städten ein Fahrverbot, um den Handlungsspielraum der
Extremisten einzuschränken. Terrorgruppen haben mit blutigen Attacken auf Wahllokale und Einrichtungen
der Wahlkommission gedroht. (dpa)
28. Januar: Unmittelbar vor den vom Terror bedrohten Wahlen im Irak hat die Übergangsregierung die
Festnahme zweier prominenter Akteure des Terrornetzes von Abu Mussab al-Sarkawi bekannt geben.
Unter den Gefassten sei der mutmaßliche Chef der Organisation in Bagdad, teilte der nationale
Sicherheitsberater Kassim Daud am Freitag mit. Derweil starben bei einem Autobombenanschlag und
einem Überfall in Bagdad erneut zwei US-Soldaten. Polizei und Militär verstärkten landesweit die Wachen
vor den Wahllokalen und errichteten auf den Überlandstraßen zusätzliche Straßensperren. Beobachter
befürchten, Anhänger Sarkawis und andere Aufständische könnten ihre Drohungen wahrmachen und am
Wahlsonntag ein Blutbad anrichten.
In 14 Ländern lief derweil die Abstimmung für die mehr als eine Million im Ausland lebenden Iraker ohne
größere Zwischenfälle an. Eine rege Wahlbeteiligung wurde aus Iran und Skandinavien gemeldet.
Die EU-Kommission kündigte zusätzliche Hilfe von 200 Millionen Euro unter anderem für das irakische
Gesundheits- und Erziehungswesen an. UN-Generalsekretär Kofi Annan rief die irakische Bevölkerung
nochmals auf, die Wahlen als Chance für eine bessere Zukunft anzunehmen und zu wählen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hob die Bedeutung hervor, den Irak zu demokratisieren. Beim
Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos sagte er, ungeachtet seiner Ablehnung des Krieges seien stabile und
demokratische Verhältnisse im Irak im Interesse aller. (dpa)
29. Januar: Einen Tag vor den ersten freien Wahlen im Irak seit mehr als einem halben Jahrhundert haben
Aufständische trotz beispielloser Sicherheitsmaßnahmen mit weiteren blutigen Anschlägen Unsicherheit
verbreitet. In Bagdad starben zwei Amerikaner, als die US -Botschaft von einem Geschoss getroffen wurde.
Zugleich wurden in Bagdad mehrere Wahlstationen angegriffen. Acht Iraker starben bei einem
Selbstmordanschlag in Chanakin, 160 Kilometer nordöstlich von Bagdad. US -Präsident George W. Bush
bezeichnete die Wahlen als Wendepunkt in der Geschichte des Irak.
In Bagdad errichteten Polizisten und Soldaten überall in der Stadt Kontrollpunkte. Die Bevölkerung hatte
sich schon zuvor auf einen faktischen Belagerungszustand eingerichtet. Nur noch wenige Geschäfte waren
am Samstag geöffnet. Die Übergangsregierung hatte außerdem Samstag, Sonntag und Montag zu
arbeitsfreien Feiertagen erklärt. Im Irak ist sonst der Freitag der einzige Wochenfeiertag.
In Deutschland verlief der zweite Tag der Wahl der Auslands -Iraker nach Angaben der Organisatoren des
Auslandswahlprogramms am Samstag mit guter Resonanz und ohne Zwischenfälle. Weltweit hatten am
Freitag im Schnitt bereits knapp 30 Prozent der stimmberechtigten Auslands-Iraker ihre Stimme
abgegeben. (dpa)
30. Januar: Millionen Iraker haben bei den ersten freien Wahlen seit dem Sturz von Saddam Hussein dem
Terror getrotzt und ihre Stimmen abgegeben. Überschattet wurden die Parlaments- und Regionalwahlen
am Sonntag vom Boykott der Sunniten und von blutigen Anschlägen, bei denen über 30 Menschen starben.
Die Wahlbeteiligung gab die zentrale Wahlkommission zunächst mit 72 Prozent an, relativierte dies
allerdings später als grobe Schätzung. In Deutschland wurde eine rege Wahlbeteiligung der Auslands Irakern registriert. Vertreter der Kommission meinten, dass 8 Millionen der 13 Millionen registrierten Wähler
abstimmten - das wären knapp über 60 Prozent. In den irakischen Städten des so genannten sunnitischen
Dreiecks blieb die Wahlbeteiligung wie erwartet sehr niedrig. So waren die Wahllokale in der nördlich von
Bagdad gelegenen Stadt Bedschi völlig leer. Aus Ramadi und dem Süden der einstigen Rebellenhochburg
Falludscha, in der laut Al-Arabija nur wenige Tausend Iraker ihre Stimme abgaben, wurden Kämpfe
zwischen Rebellen und US - Soldaten gemeldet. In Hit kontrollierten bewaffnete Aufständische die Straßen.
In der nördlichen Provinz Salaheddin war die Wahlbeteiligung in allen mehrheitlich sunnitischen Städten
extrem niedrig. In den Schiiten-Städten und im kurdischen Norden bildeten sich dagegen zum Teil
Warteschlangen vor den Wahllokalen, während Helfer die Wähler nach Waffen und Sprengstoff abtasteten.
In Nadschaf gaben rund 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Die schiitischen
Religionsgelehrten hatten die Teilnahme an den Wahlen zur religiösen Pflicht erklärt. Verteidigungsminister
Hasim Schaalan wertete die Selbstmordattentate als «vereinzelte Operationen».
Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen konnten Terroristen die mit Betonmauern und Stacheldraht
gesicherten Wahllokale nicht angreifen. Dafür sprengten sich mehrere Selbstmordattentäter unter anderem
in Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City in die Luft. Zu mehreren Attentaten bekannte sich die
Terrororganisation des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi.
Bei den ersten weitgehend freien Wahlen seit mehr als 50 Jahren waren die Iraker dazu aufgerufen, die
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275 Abgeordneten einer Nationalversammlung zu bestimmen. Zudem wurde über die Zusammensetzung
der 18 Provinz- sowie des kurdischen Regionalparlaments abgestimmt. (dpa)
31. Januar: Nach den Wahlen im Irak bemühen sich schiitische Politiker des Landes um einen Dialog mit
den mutmaßlichen Wahlverlierern unter den Sunniten. Übergangsministerpräsident Ijad Allawi erk lärte in
Bagdad: «In der mir verbleibenden Zeit (als Ministerpräsident) werde ich einen nationalen Dialog initiieren,
um eine bessere Vertretung aller Iraker in der (künftigen) Regierung zu gewährleisten». Im Irak blieb es am
Tag nach dem Urnengang, an dem bei Anschlägen mehr als 30 Menschen bei Anschlägen ums Leben
gekommen waren, zunächst so ruhig wie seit Monaten nicht.
Regierungen in aller Welt zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf der als historisch geltenden Wahl. Sowohl
Befürworter, als auch Gegner des US-Einmarschs vor fast zwei Jahren zollten den irakischen Wählern
Respekt, die trotz des Bombenterrors und der Drohungen von Extremisten am Vortag gewählt hatten. Laut
Schätzungen der Wahlkommission lag die Wahlbeteiligung bei 60 Prozent, weit höher als erwartet. Ein
Ergebnis wird frühestens in einer Woche erwartet.
Nach ersten Einschätzungen hatten vor allem Schiiten sowie Kurden abgestimmt, während viele Sunniten
den Urnengang boykottierten. Großajatollah Ali al-Sistani gratulierte dem «irakischen Volk, Schiiten und
Sunniten, Kurden und Arabern zu dieser großartigen Leistung». «Er hofft, dass nun alle Iraker gemeinsam
in einem Zelt Platz nehmen werden, dem irakischen Zelt», sagte sein Vertrauter Ahmed al-Safi in Nadschaf.
Al-Sistani, der einflussreichste schiitische Geistliche des Landes, hatte die Wahl zur religiösen Pflicht
erklärt.
Die schiitische Dawa-Partei will einige ihrer Sitze im Parlament sunnitischen Politikern überlassen. «Wir
wollen die Sunniten in den politischen Prozess integrieren» sagte Jaud al-Maliki, ein führender Politiker der
Partei. Die Dawa führt zusammen mit dem Obersten Rat der Islamischen Revolution (SCIRI) die Vereinigte
Irakische Allianz an, der die größten Chancen bei der Abstimmung ausgerechnet worden waren. (AFD)
Februar 2005
1. Februar: Bei Ausschreitungen in einem Gefängnis im Süden des Irak sind am Montag vier Menschen
ums Leben gekommen. Weitere sechs Menschen seien verletzt worden, als bei einer
«Routinedurchsuchung» nach Schmuggelwaren in Camp Bucca Gewalt ausgebrochen sei, teilte das USMilitär mit. Der Aufruhr habe sich schnell ausgebreitet; Häftlinge hätten mit Steinen geworfen und aus
Gegenständen in ihrer Umgebung improvisierte Waffen hergestellt. Die Wächter hätten vergeblich versucht,
die Unruhen mit verbalen Warnungen aufzulösen, und hätten dann Schüsse abgegeben. Weshalb es zu
den Tumulten und zu der tödlichen Gewalt gekommen sei, werde derzeit untersucht, erklärte das Militär. In
Camp Bucca sitzen nach US -Angaben etwa 4700 Häftlinge ein.
Zwei Tage nach den Parlaments- und Regionalwahlen im Irak hat die Wahlkommission am Dienstag mit der
Auswertung der Stimmzettel begonnen. Nach Angaben des UN-Chefberaters für die Wahlen im Irak, Carlos
Valenzuela, hatten die lokalen Wahlbüroleiter aus Sicherheitsgründen entschieden, die Ergebnisse für die
Kontrollzählung bei der Wahlkommission in Bagdad erst einen Tag später als geplant einzureichen. Im
Bagdader Wahlzentrum laufen alle Resultate zusammen. Auch die endgültige Auswertung der Stimmen
aus den 14 Ländern, in denen Auslandsiraker wählen konnten, wird in der irakischen Hauptstadt
vorgenommen.
Ein erstes inoffizielles Wahlergebnis verlautete am Dienstag aus Polizeiquellen in der nordirakischen
Vielvölkerstadt Kirkuk. Danach soll das kurdische Wahlbündnis «Kirkuk-Liste» bei der Regionalwahl in
Kirkuk mit 70 Prozent die absolute Mehrheit erreicht haben. Kurdische und turkmenische Politiker in Kirkuk
hatten einander zuvor der Wahlfälschung bezichtigt. Die Kurdenparteien hatten vor der Wahl vom Sonntag
durchgesetzt, dass auch diejenigen Kurden ihre Stimme in Kirkuk abgeben durften, die unter dem Regime
von Saddam-Hussein aus der Stadt vertrieben worden waren.
Eine Sprecherin der Wahlkommission erklärte am Dienstag vor der Presse in Bagdad, 28 der insgesamt
5244 Wahllokale landesweit seien bei dem Urnengang am vergangenen Sonntag aus Gründen der
Sicherheit geschlossen geblieben. Aus dem Inland habe die Wahlkommission bislang erst 18
Wahlbeschwerden erhalten. Im Zusammenhang mit der Abstimmung der Auslandsiraker in 14 Ländern,
darunter auch Deutschland, seien
100 Beschwerden eingetroffen. (dpa)
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2. Februar: Die sunnitische Minderheit im Irak soll trotz ihrer geringen Wahlbeteiligung an der neuen
Regierung beteiligt werden. Die Führer von 16 politischen Gruppierungen einigten sich am Mittwoch darauf
hinzuarbeiten, dass alle politischen, ethnischen und religiösen Gruppen dort vertreten sein werden. Das
teilte das Amt von Ministerpräsident Ajad Allawi mit, der zu dem Treffen eingeladen hatte. Doch sprachen
führende sunnitische Geistliche der neuen Nationalversammlung das Recht ab, eine Verfassung
auszuarbeiten. Wegen der geringen Beteiligung der Sunniten mangele es der Abstimmung vom Sonntag an
Legitimität, erklärte die Vereinigung muslimischer Gelehrter, die selbst zum Wahlboykott aufgerufen hatte.
Die neue Führung des Landes könne nur als Übergangsregierung mit begrenzten Machtbefugnissen
angesehen werden.
Das Wahlergebnis im Irak dürfte erst in einigen Tagen feststehen. Es wurde erwartet, dass die vom
schiitischen Großay atollah Ali al Sistani unterstützte Vereinigte Irakische Allianz als Sieger aus der
Abstimmung hervorgeht. Zweitstärkste Kraft dürfte die Liste von Ministerpräsident Ajad Allawi werden. Die
Schiiten meldeten indirekt bereits Anspruch auf das Amt des Regierungschefs an. (AP)
Mit dem 27 Jahre alten Stabsunteroffizier Javal Davis hat sich der vierte US-Soldat wegen des Skandals im
US-Militärgefängnis von Abu Ghoreib bei Bagdad schuldig bekannt. Der Militärpolizist erklärte sich am
Dienstag vor dem Militärgericht in Fort Hood (Texas) nach Medienangaben der Körperverletzung, der
Falschaussage und der Pflichtverletzung für schuldig. Unter anderem hatte er nach eigenen Angaben auf
gefesselten Gefangenen herumgetrampelt. Allerdings sei er nicht an der systematischen Misshandlung von
Gefangenen beteiligt gewesen, sagte Davis. (dpa)
3. Februar: Wenige Tage nach der Parlamentswahl ist die Gewalt im Irak wieder aufgeflammt. Bei
Anschlägen und Feuergefechten kamen seit Mittwochabend mindestens 20 Menschen ums Leben. Der
folgenschwerste Zwischenfall ereignete sich bei Kirkuk im Nordirak, wo Extremisten zwölf Armeerekruten
erschossen. Aufständische stoppten den Kleinbus der Rekruten am Mittwoch südlich von Kirkuk und
befahlen den Insassen auszusteigen, wie Generalmajor Anwar Mohammed Amin am Donnerstag mitteilte.
Zwölf Soldaten seien erschossen worden, zwei weitere hätten die Angreifer gehen lassen und ihnen
befohlen, andere vor einem Beitritt zu den Sicherheitskräften zu warnen. (AP)
4. Februar: Eine Islamistengruppe hat sich zu der Entführung einer italienischen Journalistin im Irak
bekannt und der römischen Regierung ein Ultimatum gestellt. Die Entführer hätten den Abzug aller
italienischen Soldaten aus dem Irak binnen 72 Stunden verlangt, berichtete der Fernsehsender AlDschasira am Freitagabend. Andernfalls werde die Journalistin Giuliana Sgrena getötet. Die 56-Jährige, die
auch für die Wochenzeitung «Die Zeit» schreibt, war in Bagdad verschleppt worden. Bereits seit einem
Monat sind im Irak auch die französische Journalistin Florence Aubenas («Liberation») und ihr irakischer
Mitarbeiter verschollen (dpa)
Aufständische verüben erneut Anschläge und Überfälle. Nahe der Stadt Diwanija im Süden des Landes
sterben sechs irakische Soldaten bei einem Überfall. 50 Kilometer südlich von Bagdad findet die Polizei
zwei enthauptete Leichen. Bei den vermutlich zwei Tage zuvor ermordeten Männern handele es sich um
einen Übersetzer der Amerikaner und einen Ingenieur, heißt es. (dpa)
Von über drei Millionen Stimmen, die in neun mehrheitlich schiitischen Provinzen und in Teilen Bagdads
abgegeben wurden, entfielen 2,2 Millionen auf die UIA. Das teilte die Unabhängige Wahlkommission am
Freitag in Bagdad mit. Zweitstärkste Kraft wurde demnach die überkonfessionelle Irakische Liste von
Übergangspremier Ijad Allawi, auf die knapp 580 000 Stimmen entfielen. Andere Parteien erzielten in
diesen Landesteilen keine nennenswerten Ergebnisse.
Die vorgelegten Zahlen beruhten auf der Auszählung von 35 Prozent der Wahllokale. Dabei variierte der
Auszählungsstand in den jeweiligen Provinzen zwischen 15 und 80 Prozent. So wurde er für Bagdad mit 45
Prozent, für die bevölkerungsarme Provinz Muthanna mit 80 Prozent angegeben. Das vorläufige
Endergebnis der Parlaments- und Regionalwahlen vom letzten Sonntag soll erst in ein paar Tagen
vorliegen. (dpa)
5. Februar: Vier irakische Soldaten sind bei einem Bombenanschlag in der südirakischen Stadt Basra
getötet worden. Wie das dort stationierte britische Militär am Samstag mitteilte, explodierte der in einem
Motorrad versteckte Sprengsatz nahe einer Brücke in der Innenstadt. Die Zahl der Toten habe sich von
zunächst drei auf vier erhöht, hieß es. Ein fünfter irakischer Soldat sei schwer verletzt worden und befinde
sich in kritischem Zustand in einem Krankenhaus. (dpa)
In der Nähe der nordirakischen Stadt Baidschi ist am frühen Samstag nach US-Militärangaben eine Bombe
am Straßenrand explodiert, wobei ein US-Soldat getötet und sieben weitere verletzt worden sind. (Reuters)
Eine militante Gruppe im Irak hat im Internet ein Video veröffentlicht, das die angebliche Erschießung von
sieben Mitgliedern der irakischen Nationalgarde zeigt. In einer zusammen mit dem Video verbreiteten
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Botschaft erklärt die Ansar-al-Sunna-Armee, sie habe die sieben «Abtrünnigen» im Bagdader Vorort Abu
Ghraib gefangen genommen und anschließend getötet. Es war zunächst nicht klar, ob das Video
authentisch ist. Aufständische hatten am Donnerstag in Abu Ghraib westlich von Bagdad einen
Polizeikonvoi überfallen und einen Polizisten getötet sowie fünf verletzt. Laut Angaben der Behörden waren
in dem Konvoi etwa 50 Polizisten unterwegs. Nach dem Überfall wurden einige von ihnen vermisst
gemeldet. Die Ansar-al-Sunna-Armee ist eine der aggressivsten Gruppen der Aufständischen im Irak. Sie
hat sich zu mehreren Terroranschlägen und Entführungen bekannt. (AP)
6. Februar: Zu der Entführung der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena im Irak hat sich eine weitere
islamistische Gruppe bekannt. In einer im Internet veröffentlichten und auf Samstag datierten Erklärung der
«Organisation des Dschihad im Zweistromland» drohte die Gruppe damit, ihre Geisel zu töten, sollte die
italienische Regierung ihre Truppen nicht bis Montag aus dem Irak abziehen. Am Freitagabend hatte sich
im Internet bereits die «Organisation des islamischen Dschihad» zur Verschleppung der 56-jährigen Sgrena
bekannt und den Abzug der rund 3000 im Irak stationierten italienischen Soldaten innerhalb von 72
Stunden verlangt. (AFP)
Unbekannte haben in Bagdad vier ägyptische Ingenieure als Geiseln genommen. Die vier Ägypter seien
entführt worden, als sie ihr Haus im westlichen Teil von Bagdad verlassen wollten, sagte der Sprecher von
Iraqna, Schamal Hanafi. Einzelheiten seien nicht bekannt. (Reuters)
7. Februar: Bei Anschlägen und bewaffneten Zusammenstößen sind mindestens 30 Menschen getötet
worden. Der schlimmste Zwischenfall ereignete sich in Bakuba, wo ein Selbstmordattentäter vor einer
Rekrutierungsstelle der irakischen Polizei 14 Bewerber mit in den Tod riss. Weitere 17 Menschen wurden
zum Teil schwer verletzt, bestätigten Krankenhausärzte in der Stadt 60 Kilometer nördlich von Bagdad. In
Mossul starben 11 Polizisten, als sich ein Attentäter an einem Kontrollpunkt vor einem Krankenhaus mit
einem Sprengstoffgürtel in die Luft jagte. 6 weitere Menschen wurden dabei verletzt. Zu dem Anschlag
bekannte sich in einer im Internet veröffentlichten Botschaft die Terrororganisation «El Kaida im Irak» von
Abu Mussab al-Sarkawi. Die Echtheit der Botschaft war zunächst nicht klar. Ein weiterer Iraker starb am
Montag in Mossul bei der Explosion einer Mörsergranate. In Mahawil, 50 Kilometer südlich von Bagdad,
kamen bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Aufständischen in der Nacht zum Montag nach
Polizeiangaben zwei Zivilisten ums Leben.(dpa)
Eine militante sunnitische Gruppe, die sich selbst Armee der Ansar al-Sunna nennt, veröffentlichte ebenfalls
am Montag ein Video, das die Ermordung eines arabischen Übersetzers zeigt. Der Mann hatte für die USTruppen im Irak gearbeitet. Die Aufständischen versuchen, die von den USA unterstützte
Übergangsregierung des Landes zu stürzen und wollen auch die für Donnerstag erwarteten Ergebnisse der
Wahlen vom 30. Januar nicht anerkennen. (Reuters)
Vier im Irak entführte Ägypter sind nach nur einem Tag Geiselhaft im Irak wieder frei. Die vier Ingenieure
seien am Montag von amerikanischen Soldaten aus den Händen ihrer Entführer befreit worden, berichtete
die Nachrichtenagentur MENA unter Berufung auf den ägyptischen Botschafter im Irak, Faruk Mubarak. Die
US- Soldaten hätten die Kidnapper angegriffen, als diese ihre Geiseln in ein anderes Versteck bringen
wollten. (dpa)
8. Februar: Bei der Stimmenauszählung nach der Wahl im Irak hat sich die Liste der Kurdischen Allianz auf
dem zweiten Platz nach den Schiiten etabliert. Auf Platz drei folgt die Irakische Liste des amtierenden
Ministerpräsidenten Ajad Allawi, wie am Montagabend aus Kreisen der Wahlkommission in Bagdad
verlautete. Daraus ging auch hervor, dass viele Sunniten die Abstimmung vom 30. Januar boykottierten.
Mehr als 15.000 Stimmberechtigte konnten allein in Bartala bei Mossul wegen der prekären Sicherheitslage
nicht wählen. Die Vereinigte Irakische Allianz, die von der schiitischen Geistlichkeit unterstützt wird, erhielt
demnach bislang 27.645 Stimmen. Die Liste der Kurdischen Allianz kam auf 18.791 Stimmen. An dritter
Stelle mit knapp 16.000 Stimmen folgte die Partei der Iraker, angeführt von Übergangspräsident Ghasi al
Jawar, einem sunnitischen Araber. Die Liste des säkularen Schiiten Allawi kam hier mit gut 13.000 Stimmen
nur auf Platz vier.(AP)
Derweil versuchten Unbekannte, den Politiker Mithal al-Alusi zu ermorden. Seine beiden Söhne starben im
Kugelhagel, als die Attentäter in Bagdad das Feuer auf seinen Konvoi eröffneten. Al-Alusi war früher ein
Weggefährte des umstrittenen Exil-Politikers Ahmed Chalabi. Wegen Teilnahme an einer Anti-TerrorismusKonferenz in Israel wurde er aus Chalabis Partei INC ausgeschlossen. (dpa)
Nach Ermittlungen des US -Militärs hatte sich ein Selbstmordattentäter in der Warteschlange vor dem
Rekrutierungsbüro in die Luft gesprengt. Der US -Fernsehesender zitierte einen US - Militärsprecher der
sogar von 21 Toten und 28 Verletzten sprach. In einer Internet-Botschaft der Sarkawi-Organisation hieß es,
die Tat stelle «den Beginn der versprochenen Eskalation» nach den Wahlen dar. (dpa)
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9. Februar: Bei einem Begräbnis außerhalb von Bagdad erschossen Unbekannte am Dienstag den
Generaldirektor und den Verwaltungschef des Nobelhotels «Rashid», wie am Mittwoch aus Bagdader
Hotelierkreisen verlautete. Das «Rashid» liegt in der schwer bewachten Grünen Zone von Bagdad. Dort
wohnen hochrangige Mitarbeiter und Gäste des US -Militärs und der US-Botschaft.(dpa)
Im Süden der Hauptstadt entführten Unbekannte einen leitenden Beamten des irakischen
Innenministeriums. Das berichtete der irakische Radiosender Sawa. In Schorgat, 300 Kilometer nördlich
von Bagdad, töteten Aufständische bei einem Überfall einen Beamten der Pipeline-Polizei.(dpa)
Unterdessen verzögert sich die Bekanntgabe der Ergebnisse der Parlaments- und Regionalwahlen vom 30.
Januar weiter. Als Grund nannte ein Sprecher der Wahlkommission Unregelmäßigkeiten im Hinblick auf
den Zustand von rund 300 Wahlurnen. Nach den bisher bekannt gewordenen Teilergebnissen führt das
vom schiitischen Klerus unterstützte Bündnis UIA deutlich vor dem Block, zu dem sich die beiden
kurdischen Parteien KDP und PUK zusammengeschlossen haben.(dpa)
10. Februar: Unbekannte haben im Irak einen Lkw-Konvoi des Handelsministeriums angegriffen und ein
Massaker angerichtet. Polizisten hätten südlich von Bagdad mindestens 20 verbrannte Leichen in den
Lastwagen entdeckt, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Bei der Explosion einer Autobombe im Zentrum
von Bagdad wurden mindestens zwei Menschen getötet. Ein Mitarbeiter des Großayatollahs Ali Sistani
wurde bei einem Attentat verletzt. Bei weiterer Gewalt starben landesweit mindestens elf irakische Zivilisten
und Soldaten. (AFP)
Die irakische Regierung kündigte angesichts der angespannten Lage an, während der anstehenden
schiitischen Trauerzeit die Landesgrenzen vom 17. bis zum 22. Februar zu schließen. Zum Aschura-Fest
pilgern jedes Jahr hunderttausende Besucher aus dem Iran, Pakistan und den Golf-Staaten in die heiligen
Städte Kerbela und Nadschaf. Im vergangenen März waren bei zeitgleichen Anschlägen auf Pilger in
Bagdad und Kerbela mehr als 170 Menschen getötet worden. (AFP)
Die irakischen Behörden zählten die Stimmzettel aus 300 Wahlurnen erneut aus. Wann das Endergebnis
feststehe, blieb weiter unklar. Eine Mitarbeiterin der Wahlkommission nannte als Zeitraum «in ein paar
Tagen». Ursprünglich sollte das Ergebnis der irakischen Parlamentswahl am Donnerstag verkündet
werden. (AFP)
12. Februar: Die Spirale der Gewalt im Irak dreht sich weiter: Mehr als 20 Menschen sinam Samstag bei
Anschlägen und Attentaten ums Leben gekommen. Allein bei einem Autobombenanschlag in Mussajeb
wurden 17 Iraker getötet und 16 verletzt. Nach Polizeiangaben war die Bombe ferngezündet und in der
Nähe des Rathauses der südlich von Bagdad gelegenen Stadt explodiert. (dpa)
In der südirakischen Hafenstadt Basra wurde ein Richter auf dem Weg zur Arbeit ermordet. Der Jurist sei in
seinem Wagen von zwei vorbeifahrenden Motorradfahrern erschossen worden, teilte die Polizei mit. Sein
Leibwächter wurde schwer verletzt. In der nordirakischen Stadt Bedschi erschossen unbekannte Angreifer
einen leitenden Mitarbeiter einer Ölfirma in seinem Büro. Zwei Polizisten, die die Ölraffinerie der Stadt
bewachten, wurden getötet, als ein an einer Straße deponierter Sprengsatz explodierte. (dpa)
13. Februar: Das von Großajatollah Ali al-Sistani unterstützte schiitische Wahlbündnis ist mit 48,2% als
klarer Sieger aus der Wahl zum irakischen Übergangsparlament vor zwei Wochen hervorgegangen. Die
Kurdenliste belegte mit 25,7 Prozent den zweiten Platz vor dem Bündnis von Übergangsministerpräsident
Ijad Allawi mit 13,8 Prozent. In der westirakischen Sunniten-Provinz Al-Anbar, zu der die Unruheherde
Ramadi und Falludscha gehören, gab es kaum Wähler. Insgesamt hatten bei den Wahlen am 30. Januar
laut Kommission rund 8,45 Millionen Iraker ihre Stimme abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung
von 59 Prozent. gewählt werden. (dpa)
Am Samstag kamen bei Anschlägen und Attentaten rund 25 Menschen ums Leben. Allein bei einem
Autobombenanschlag in Mussajeb wurden 17 Iraker getötet und 16 verletzt. Nach Polizeiangaben
explodierte die ferngezündete Bombe in der Nähe des Rathauses der südlich von Bagdad gelegenen Stadt.
In der nördlichen Stadt Mossul wurden die Leichen von sechs irakischen Soldaten entdeckt. Nach
Polizeiangaben wiesen sie Schusswunden auf. Nördlich der Stadt Hilla starben am Samstag drei irakische
Zivilisten durch einen Sprengsatz, der an einer Hauptstraße versteckt war. (dpa)
14. Februar: Bei einem Anschlag in der irakischen Stadt Baakuba ist am Montag ein US -Soldat getötet
worden. Drei weitere Soldaten seien bei der Bombenexplosion verletzt worden, teilte die US-Armee mit. Die
Soldaten hätten sich auf einer Patrouille befunden, als der Sprengsatz neben ihnen explodiert sei.
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15. Februar: Nach ihrem Sieg bei der irakischen Parlamentswahl hat sich die schiitische Vereinigte
Irakische Allianz auf den bisherigen Vizepräsidenten Ibrahim el Dschaafari als Kandidaten für das Amt des
Regierungschefs geeinigt. Dschaafari ist der Vors itzende der schiitischen Dawa-Partei. Ein Sprecher der
rivalisierenden schiitischen SCIRI-Partei erklärte, ihr Kandidat, Finanzminister Adel Abdel Mahdi, habe sich
aus dem Rennen um das Ministerpräsidentenamt zurückgezogen.
16. Februar: Britische Soldaten könnten einem Zeitungsbericht zufolge wegen der Tötung irakischer
Zivilisten angeklagt werden. Die Tageszeitung 'Independent' veröffentlichte am Mittwoch auf ihrer Titelseite
Fotos von sechs Irakern, die nach Angaben ihrer Familien von britischen Truppen im Zeitraum von August
2003 bis Januar 2004 im Südirak getötet wurden. In zwei Fällen werde es wohl zu einer Anklage kommen,
ein weiterer könnte zur Zahlung einer Entschädigung führen, berichtete die Zeitung. Wieviele Soldaten
insgesamt involviert sind, ließ das Blatt offen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gab keine
Stellungnahme zu dem Bericht ab. Die Leichen der sechs Opfer wurden der Zeitung zufolge vom Militär
inzwischen für gerichtsmedizinische Untersuchungen exhumiert. Eines der Opfer, ein 17-jähriger Iraker, sei
vor seinem Haus in Basra erschossen worden, nachdem bei einer Hochzeitsfeier im Nachbarhaus
Freudenschüsse in die Luft abgefeuert worden seien. Großbritannien ist Hauptverbündeter der USA im
Irak-Krieg, aber die Bevölkerung ist mehrheitlich gegen den Militäreinsatz. Im Zusammenhang mit Angriffen
auf irakische Zivilisten hat die britische Armee mehr als 130 Untersuchungen eingeleitet. Vor einem
britischen Militärgericht in Osnabrück müssen sich derzeit drei Soldaten wegen Misshandlung irakischer
Gefangener verantworten. phi/chg REUTERS 160809 Feb 05
Die im Irak entführte italienische Journalistin Giuliana Sgrena hat am Mittwoch in einer Videobotschaft unter
Tränen den Rückzug der italienischen Truppen aus dem Irak gefordert. «Zieht euch aus dem Irak zurück.
Dieses Volk soll nicht mehr leiden», sagte sie in der vom italienischen Fernsehen ausgestrahlten Botschaft,
die bei ihrem Lebensgefährten Pierre Scolari eingegangen war. «Helft mir. Tut etwas für mich. Pierre, tu
etwas für mich», bat sie weiter. «Mein Leben hängt von euch ab.»
Es waren die ersten Bilder von Sgrena seit ihrer Entführung am 4. Februar. Die 56 Jahre alte Journalistin
wirkt auf dem Videoband geschwächt und sprach mit gebrochener Stimme. Ebenfalls auf dem Band ist ein
Schriftzug in arabischer Sprache zu sehen: «Mudschahedin ohne Grenzen». Eine Gruppe mit diesem
Namen war bislang noch nicht in Erscheinung getreten. (AFP)
Britischen Soldaten droht nach einem Zeitungsbericht eine weitere Anklage wegen der Tötung von
irakischen Zivilisten. In mindestens zwei Fällen könnten Untersuchungsergebnisse zu Anklagen führen. Die
Familien der Toten behaupten, ihre Angehörigen seien von britischen Soldaten erschossen worden. Anfang
Februar hatte das britische Justizministerium mitgeteilt, dass sieben britische Soldaten unter Vorwurf des
Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt würden. Es geht um den Tod des Irakers Nadhem Abdullah im Südirak
im Mai 2003. (dpa)
17. Februar: Die Allianz der Schiitenparteien wird mit 140 Sitzen im zukünftigen irakischen
Übergangsparlament die absolute Mehrheit haben. Dies ergibt sich aus dem endgültigen Resultat der
Parlamentswahlen vom 30. Januar, das am Donnerstag von der Wahlkommission veröffentlicht wurde. Von
den insgesamt 275 Sitzen entfallen ferner 75 auf das kurdische Wahlbündnis. Das Bündnis von
Übergangsministerpräsident Ijad Allawi wird mit 40 Abgeordneten vertreten sein. Die Wahlbeteiligung lag
bei 59 Prozent. (dpa)
Darüber, wer Chef der neuen Regierung werden soll, wollen sich die Angehörigen der von Großajatollah Ali
al-Sistani unterstützten Vereinigten Irakischen Allianz am kommenden Samstag verständigen. Der
Vorsitzende der islamischen Dawa-Partei, Ibrahim al-Dschafari, der als Favorit für das Amt des
Ministerpräsidenten gilt, bemühte sich am Donnerstag in einem Interview mit dem Nachrichtensender AlArabija, Bedenken zu zerstreuen, er könnte die Umwandlung des Landes in einen islamischen Staat nach
iranischem Muster anstreben. «Es ist nur natürlich, dass der Islam einer der Grundpfeiler der
Gesetzgebung sein wird», sagt er. Die Religion werde jedoch nicht einzige Quelle der Rechtsprechung
sein. Auch die Rechte der Minderheiten müssten berücksichtigt werden. (dpa)
Südlich von Bagdad starben am Donnerstag nach Angaben von Krankenhausärzten drei irakische Zivilisten
im Kreuzfeuer, als sich Soldaten und Aufständische zwischen Iskandarija und Haswa ein Gefecht lieferten.
Nach Angaben irakischer Militärs waren an den Kämpfen 600 irakische und 400 amerikanische Soldaten
beteiligt. 19 Aufständische seien gefangen genommen worden. In der westirakischen Stadt Falludscha,
deren Infrastruktur durch die wochenlangen Kämpfe zwischen Aufständischen und US -Militärs im
vergangenen Herbst schwer beschädigt worden war, gingen am Donnerstag erstmals seit drei Monaten
wieder Polizisten auf Patrouille. (dpa)
18. Februar: In der Al-Kadhumain-Moschee im südlichen Stadtteil Dura riss ein Selbstmordattentäter nach
Polizeiangaben am Mittag mindestens 14 Menschen mit in den Tod. Eine weitere Moschee im Stadtteil Baja
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im Westen Bagdads wurde mit einer Mörsergranate beschossen. Dabei wurde ein Mensch getötet, vier
weitere seien verletzt worden, sagte die Polizei. (dpa)
Unterdessen wurden zwei indonesische Journalisten im Irak als vermisst gemeldet. Nach Angaben von
Augenzeugen wurde der Wagen der Beiden bereits am Dienstag von Bewaffneten in Militäruniformen
gestoppt, teilte die Regierung in Jakarta mit. (dpa)
Bei einem Umzug Tausender gläubiger Schiiten in der Innenstadt von Bagdad trug die Menge Särge mit
den Leichen von drei Milizionären der Badr-Brigaden. Sie sollen von fünf Polizeioffizieren in Nadschaf
misshandelt und getötet worden sein. (dpa)
19. Februar: Einen Tag nach der verheerenden Anschlagserie gegen Schiiten im Irak mit mehr als 40
Toten reißt die Gewalt in dem Land nicht ab. Bei zwei neuen Selbstmordanschlägen wurden am Samstag in
Bagdad und Bakuba mindestens sieben Menschen getötet. In der Stadt Kirkuk ermordete eine Gruppe von
Bewaffneten den hohen kurdischen Geistlichen Mullah Mohammed Rustum. (dpa)
Unterdessen berichtete die irakische Polizei von einer weiteren Schießerei, bei der südlich von Bagdad fünf
Zivilisten starben und neun weitere verwundet worden. Bewaffnete hätten einen US-Konvoi angegriffen. Die
Zivilisten seien dabei ins Kreuzfeuer geraten. (dpa)
20. Februar: Mindestens zwei Mal habe es schon Gespräche der Amerikaner mit hochrangigen
Verhandlungsführern der Rebellen gegeben, um die Lage einzuschätzen und herauszufinden, unter
welchen Voraussetzungen der Aufstand zu einem Ende kommen könne, berichtet «Time» in seiner
jüngsten Ausgabe. Danach waren die USA bei den bisherigen Gesprächen durch einen diplomatischen
Vertreter und einen Geheimdienstbeamten vertreten. Ein «eingeweihter» westlicher Beobachter wurde mit
den Worten zitiert, es handele sich nicht um offiziell von der US- Regierung in Auftrag gegebene
Gespräche, sondern um Kontakte über «Kanäle im Hintergrund». (dpa)
Passanten entdeckten Sonntagmittag auf einer Landstraße bei Falludscha die Leichen von drei irakischen
Soldaten. Nach Krankenhaus-Angaben waren sie erschossen worden. Eine Autobombe explodierte am
Sonntag nach Polizeiangaben früher als geplant in der arabischen Enklave Howeidscha bei Kirkuk. Nur der
Fahrer des Wagens fand den Tod. (dpa)
Unruhig war es am Wochenende auch in der westirakischen Provinz Anbar, wo Aufständische US-Truppen
angriffen und die Amerikaner Dutzende von Verdächtigen gefangen nahmen. Augenzeugen berichteten, in
Dörfern rund um Ramadi hätten die Amerikaner 75 Verdächtige festgenommen, darunter Hani Nassar el
Obeidi, einen ehemaligen Top- Funktionär der Baath-Partei von Saddam Hussein. (dpa)
21. Februar: Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hat sich für die Freilassung einer
amerikanischen Geisel im Irak eingesetzt. Gaddafi appellierte an die Entführer, Roy Hallums (56) «im
Namen des Islam und des Arabertums freizulassen». Zwei indonesische Journalisten wurden nach knapp
einer Woche in der Gewalt islamischer Extremisten freigelassen. Eine irakische Journalistin wurde in
Mossul verschleppt. (dpa)
Parlamentsabgeordnete Fuad Masum erklärte am Montag: «Es gibt keinen Zeitplan für das erste Treffen
der Nationalversammlung.» Zuerst müsse geklärt werden, wer Präsident und Ministerpräsident wird und
wer die Ministerposten besetzt. Nach dem Gesetz für die Übergangsphase soll eigentlich die am 30. Januar
gewählte Nationalversammlung den Präsidenten und zwei Stellvertreter ernennen. Diese sollen dann einen
Ministerpräsidenten vorschlagen. (dpa)
Die US-Armee berichtete, Terroristen hätten am Sonntag im nordirakischen Mossul die Reporterin Raeda
al-Wasan auf ihrem Weg zur Arbeit verschleppt. Al-Wasan arbeitete für das Iraqi Media Network (IMN). Die
Extremisten hätten anschließend beim IMN angerufen und mit der Entführung weiterer Mitarbeiter gedroht.
Über das Schicksal der Italienerin Giuliana Sgrena, für deren Freilassung am Sonntag Hunderttausende in
Italien demonstriert hatten, wurde nichts Neues bekannt. Die 56-jährige Journalistin war vor gut zwei
Wochen in Bagdad entführt worden. (dpa)
22. Februar: Nach tagelangem Gezerre soll der Vorsitzende der schiitischen Dawa-Partei, Ibrahim alDschafari, nun doch neuer Ministerpräsident des Iraks werden. Der Vorsitzende des Irakischen
Nationalkongress (INC), Ahmed Chalabi, hatte als letzter seine Bewerbung für das Amt des
Regierungschefs zurückgezogen und damit den Weg für Al-Dschafari freigemacht. (dpa)
Großajatollah Ali al-Sistani, der die Allianz vor den Wahlen unterstützt hatte, soll sich zuvor geweigert
haben, in den Streit um die Besetzung des Postens des Regierungschefs einzugreifen. Als Präsident für die
Übergangszeit ist der kurdische Politiker Dschalal Talabani im Gespräch. (dpa)
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Bei der Explosion einer Autobombe in Bagdad starben am Dienstag nach Angaben des irakischen
Fernsehens vier Iraker, darunter zwei Polizisten. Weitere 20 Personen seien bei dem Anschlag im Stadtteil
Mansur verletzt worden. In West-Bagdad schossen Extremisten aus einem fahrenden Auto auf eine
schiitische Moschee. Bewaffnete Wächter töteten laut Polizei einen der Angreifer. In Al-Jussifija, 40
Kilometer südlich von Bagdad, starben nach Polizeiangaben eine Irakerin und ihr 15 Jahre alter Sohn, als
Aufständische einen US - Militärstützpunkt mit einer Mörsergranate angriffen und ihr Ziel verfehlten. (dpa)
23. Februar: Ein britisches Militärgericht hat am Mittwoch in Osnabrück drei Soldaten der Royal Army
wegen Misshandlungen an irakischen Zivilisten schuldig gesprochen. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu
zwei Jahren sowie die unehrenhafte Entlassung aus der Armee. Sie hatten die Zivilisten im Mai 2003 nahe
der südirakischen Stadt Basra geschlagen, erniedrigt und ihnen bei der Simulation sexueller Handlungen
zugesehen. (dpa)
24. Februar: Bei neuer Gewalt im Irak sind am Donnerstag 25 Menschen ums Leben gekommen. In der
nordirakischen Stadt Tikrit riss ein Selbstmordattentäter mindestens zehn Polizisten mit in den Tod. 35
Menschen wurden nach Angaben von Krankenhausärzten verletzt. Drei weitere Polizisten starben nach
Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabija durch eine Autobombe, die Aufständische in Iskandarija
südlich von Bagdad zur Explosion brachten. (dpa)
Wie ein Arzt im Krankenhaus der nahe gelegenen Stadt Haditha berichtete, starb am Donnerstag
außerdem ein irakisches Ehepaar, das während eines Gefechtes zwischen US-Truppen und
Aufständischen ins Kreuzfeuer geraten war. (dap)
Die Übergangsregierung in Bagdad gab unterdessen die Festnahme eines angeblichen Verbündeten des
jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi bekannt. Der in Bakuba von irakischen Soldaten
gefasste Mohammed Nadschm Ibrahim soll gemeinsam mit einem Bruder eine Terrorzelle geleitet haben.
(dpa)
25. Februar: Im Prozess gegen drei Soldaten der britischen Armee wegen Misshandlungen an irakischen
Zivilisten hat ein Militärgericht am Freitag in Osnabrück Haftstrafen verhängt. Ein 25 Jahre alter Gefreiter
muss für zwei Jahre hinter Gitter, ein 33 Jahre alter Unteroffizier für 18 Monate und ein 30 Jahre alter
Gefreiter für fünf Monate. Außerdem ordnete das Gericht die unehrenhafte Entlassung aus der Armee an.
(dpa)
Irakische Sicherheitskräfte haben nach Angaben der Übergangsregierung einen «Leutnant» der
Terrorgruppe des Jordaniers Abu Musab al-Sarkawi festgenommen. Talib Michlif al- Dumeimi, genannt Abu
Kutajba, sei am vergangenen Sonntag in der Stadt Anah nahe der syrischen Grenze geschnappt worden,
teilte die Regierung am Freitag mit. Bei Angriffen von Aufständischen wurden innerhalb von 24 Stunden vier
US-Soldaten im Irak getötet. In Haswa entdeckte die Polizei die verstümmelten Leichen von drei Irakern,
die als Vertragsarbeiter für die US-Armee gearbeitet hatten. (dpa)
26. Februar: Eine in der nordirakischen Stadt Mossul entführte irakische Fernsehjournalistin ist ermordet
worden. Die Leiche von Raeda al-Wazan, die für den US -finanzierten irakischen TV-Sender Al- Irakija in
Mossul arbeitete, sei am Freitag in der Nähe der Stadt entdeckt worden, meldete der Sender am Samstag.
Auf einer Straße zwischen Tikrit und Kirkuk erschossen Aufständische einen türkischen Fahrer, der
Nachschub für die US -Armee transportierte. (dpa)
27. Februar: Knapp zwei Jahre nach dem Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein ist dessen
Halbbruder festgenommen worden. Sabawi Ibrahim Hassan wurde in Syrien gefasst und an den Irak
ausgeliefert. Hassan war die Nummer 36 auf der amerikanischen Fahndungsliste der meistgesuchten Iraker
und soll zu den wichtigsten Finanzierern der Aufständischen im Land gezählt haben.
Die Polizei fand zudem die Leiche einer Irakerin, der man ein Schild mit dem Wort «Spionin» umgehängt
hatte. Südlich von Bagdad entdeckten irakische Sicherheitskräfte die Leichen von vier zuvor entführten
Mitgliedern einer schiitischen Partei. Sie wurden enthauptet. In Hammam Alil im Norden des Landes riss die
Explosion einer Bombe in einer Polizeistation fünf Menschen in den Tod. Südwestlich von Mossul wurden
nach Krankenhausangaben vier Polizisten bei einem Überfall getötet. (AP)
28. Februar: Bei dem schwersten Bombenanschlag im Irak seit dem Einmarsch der USA sind am Montag
über 110 Menschen getötet worden. Mehr als 130 weitere Menschen seien bei der Explosion einer
Autobombe in der Stadt Hilla verletzt worden, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde in der Provinz
Babylon südlich von Bagdad. In Medienberichten war sogar von bis zu 125 Toten und 200 Verletzten die
Rede.
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Ein Selbstmordattentäter hatte nach Angaben des Allgemeinen Krankenhauses von Hilla gegen 9.30 Uhr
eine Autobombe im Stadtzentrum gezündet. Der Anschlag habe einer Klinik gegolten, in der sich irakische
Polizeianwärter medizinisch untersuchen lassen wollten. Die Klinik selbst sei durch eine Betonmauer
geschützt. Da sie aber in einem belebten Marktviertel liege, seien zahlreiche Frauen und Kinder unter den
Opfern, hieß es. (dpa)
März 2005
1. März: Die Ukraine will ihre Truppen bis Mitte Oktober aus dem Irak abziehen. Die ersten 150 Soldaten
sollten bereits am 15. März zurückgeholt werden, sagte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko am
Dienstag nach einer Sitzung des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates in Kiew. Eine zweite
Gruppe solle im Mai abgezogen werden, die restlichen Einheiten sollten im Oktober folgen. Die Ukraine hat
zurzeit 1650 Soldaten im Irak stationiert. Juschtschenko hatte im Wahlkampf den Abzug der Truppen
versprochen.
Zwei Monate nach ihrer Entführung im Irak hat die französische Journalistin Florence Aubenas per Video
einen verzweifelten Hilferuf ausgesandt. Die Geisel rief in dem am Dienstag von mehreren Fernsehsendern
ausgestrahlten Band den umstrittenen französischen Abgeordneten Didier Julia dazu auf, sich um ihre
Freilassung zu bemühen: «Hilf mir, es ist dringend.» Derweil nahm die irakische Polizei einen Tag nach
dem verheerendsten Anschlag seit dem Sturz des Machthabers Saddam Hussein in Hilla zwölf Verdächtige
fest. Die Zahl der Todesopfer stieg laut Gesundheitsbeamten auf 132. Einige der 124 Verletzten schwebten
noch in Lebensgefahr. Die Terrorgruppe von Abu Mussab al-Sarkawi bestritt, hinter der Bluttat zu stecken.
2. März: In das Geiseldrama um die vor zwei Monaten im Irak entführte französische Journalistin Florence
Aubenas ist Bewegung gekommen. Der umstrittene konservative Abgeordnete Didier Julia, den Aubenas in
einer Videoaufzeichnung um Hilfe angefleht hatte, solle mit den französischen Geheimdiensten
zusammenarbeiten, forderte Premierminister Jean-Pierre Raffarin am Mittwoch in der Pariser
Nationalversammlung. Er dürfe keine «Parallel-Diplomatie» aufbauen. Medienberichten zufolge könnte die
Geiselnahme mithilfe von Kontakten in Syrien beendet werden.
Bei erneuten Anschlägen und Angriffen im Irak sind am Mittwoch mindestens zwanzig Menschen ums
Leben gekommen. Allein sieben Menschen starben nach Krankenhausangaben, als sich am Morgen ein
Attentäter vor einem Militärstützpunkt in der Hauptstadt Bagdad mit einem Auto in die Luft sprengte. Zu
dem Anschlag bekannte sich im Internet die Gruppe um den jordanischen Extremisten Abu Mussab el
Sarkawi. Der schiitische Kandidat für das Amt des irakischen Regierungschefs, Ibrahim Dschaafari, und der
Vorsitzende der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani, verhandelten über eine mögliche
Allianz. (AFP)
3. März: Im Irak sind angesichts der andauernden Gewalt bereits mehr als 1500 US-Soldaten gefallen. Der
US-Fernsehsender zählte bis Donnerstag 1502 gefallen Amerikaner, seit dem Einmarsch der US -geführten
Truppen vor zwei Jahren. Die meisten von Ihnen starben nach dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen
am 30. April 2003. Derweil verlängerte Iraks Übergangsministerpräsident Ijad Allawi den Ausnahmezustand
für weitere 30 Tage und bekräftigte seinen Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten auch in der
neuen Regierung. Vor dem schwer bewachten Innenministerium in Bagdad starben am Morgen zwei
Attentäter und fünf Polizisten, als an einer Straßensperre zwei mit Sprengstoff beladene Autos explodierten.
Der jetzt verlängerte Ausnahmezustand, der die Bewegungsfreiheit der Bürger einschränkt, die Verhängung
von Ausgangssperren ermöglicht und die Befugnisse der Sicherheitskräfte erweitert, gilt bereits seit dem 7.
November 2004. Ausgenommen sind nur die Kurdenprovinzen. Wegen der bereits seit drei Wochen
andauernden Debatte um die Besetzung des Spitzenpostens in der neuen Regierung ist Allawi immer noch
im Amt. Sein Sprecher, Thair al-Nakib, dementierte am Donnerstag Äußerungen von Vertretern der
Schiiten-Allianz, die erklärt hatten, Allawi sei endgültig aus dem Rennen.
4. März: Die nach ihrer Freilassung im Irak durch US-Beschuss verletzte italienische Journalistin Giuliana
Sgrena ist nach Angaben ihrer Zeitung «Il Manifesto» noch am Freitagabend operiert worden. Die 56Jährige sei an der Lunge verletzt worden, ihr Zustand aber nicht berdrohlich, erfuhr die Nachrichtenagentur
AFP aus der Redaktion in Rom. Sgrena wurde bei dem Beschuss ihres Konvois getroffen; ein italienischer
Geheimdienstmitarbeiter, der bei den Verhandlungen zu ihrer Freilassung geholfen hatte, wurde getötet.
Die US-Soldaten wollten nach eigenen Angaben den Konvoi Sgrenas anhalten. Wie die 3. USInfateriedivision in einer kurz nach dem Vorfall veröffentlichten Erklärung mitteilte, setzte das Fahrzeug
jedoch ungeachtet mehrerer Warnsignale die Fahrt fort. Die Soldaten hätten zunächst mit Handzeichen,
dann mit Lichtsignal und schließlich mit Warnschüssen den mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Wagen
Sgrenas stoppen wollen; erst dann hätten sie gezielt gefeuert. Der Vorfall hatte sich laut Armee an einem
Kontrollpunkt ereignet. (AFP)
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5. März: Aufständische im Irak haben innerhalb von 24 Stunden fünf ausländische und vier irakische
Soldaten getötet. In Duluija nördlich von Bagdad attackierten Rebellen eine Kaserne der irakischen Armee
mit Mörsergranaten. Wie aus Militärkreisen bekannt wurde, starben vier Soldaten. Bei Gefechten mit
Aufständischen in der Provinz Anbar starben vier US-Soldaten. Die Marine-Infanteristen seien bereits am
Freitag ums Leben gekommen, erklärte die US-Armee am Samstag. Am Freitagabend starb ein
bulgarischer Soldat als seine Patrouille bei Diwanija unter Beschuss geriet. (dpa)
Die US-Armee und irakische Sicherheitskräfte haben in den vergangenen zwei Wochen in der irakischen
Rebellenprovi nz El Anbar mehr als 400 Verdächtige festgenommen. Wie die US-Armee am Samstag in
Bagdad mitteilte, wurden bei dem Einsatz «River Blitz» in der Provinz westlich der irakischen Hauptstadt
zahlreiche geheime Waffendepots der ausgehoben. Der Einsatz habe auf Anfrage der irakischen Regierung
am 20. Februar begonnen und sei am Samstag beendet worden. Währenddessen sei die Zahl der
Anschläge in der Unruheprovinz deutlich gesunken. Laut US-Armee wurde eine Ausgangssperre verhängt;
außerdem seien an den Straßen zur Provinzhauptstadt Ramadi Kontrollposten errichtet worden. Diese
Posten seien «sehr effizient» gewesen beim Versuch, das Eindringen von Aufständischen in die Stadt zu
verhindern. Am Freitag waren bei einem Gefecht in El Anbar vier US-Soldaten getötet worden. (AFP)
6. März: Bei einem gemeinsamen Großeinsatz haben irakische und US-Soldaten am Sonntag in Samarra
und Umgebung nach dem jordanischen Islamistenchef Abu Mussab el Sarkawi gesucht. Ein hochrangiger
Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei dem Einsatz seien
zunächst 66 Verdächtige festgenommen worden. Laut dem Gouverneur der Region, General Abdallah
Dschabara, soll die Aktion eine Woche dauern und zur Festnahme von 250 Verdächtigen führen, die für
sieben verschiedene bewaffnete Gruppen arbeiteten. (AFD)
Das neue irakische Parlament wird erstmals am 16. März zusammentreten. Wie der irakische VizeRegierungschef Barham Saleh, ein Kurde, am Sonntag bekannt gab, fällt das Datum mit dem 17. Jahrestag
des Giftgasangriffs auf die kurdische Ortschaft Halabdscha unter der Herrschaft des früheren
Staatspräsidenten Saddam Hussein zusammen. Die von Großayatollah Ali Sistani unterstützte schiitische
Wahlallianz verfügt über 140 der insgesamt 275 Sitze im neuen Parlament. Die kurdische Allianz stellt 75
Abgeordnete, gefolgt von der Partei des bisherigen Ministerpräsidenten Ijad Allawi mit 40 Mandaten. (AFP)
7. März: Eine Serie von Anschlägen mit mehr als 30 Toten hat am Montag die Fortschritte bei der Bildung
einer irakischen Regierung überschattet. In Balad kamen bei der Explosion einer Autobombe zwölf
Menschen ums Leben, 21 wurden verletzt. Einer Reihe offenbarkoordinierter Anschläge in Bakuba und
Umgebung fielen 15 Menschen zum Opfer. Vier weitere Tote gab es bei Angriffen von Aufständischen in
Bagdad. Unterdessen zeichnete sich ab, dass der Kurde Dschalal Talabani irakischer Präsident werden
soll. Zu den Anschlägen in Bakuba nordöstlich von Bagdad bekannte sich im Internet die vom jordanischen
Extremisten Abu Mussab al Sarkawi geleitete militante Gruppierung Al Kaida im Irak. Vor einer
Polizeiwache zündete ein Selbstmordattentäter eine Autobombe und riss acht Menschen mit in den Tod,
darunter drei Soldaten und zwei Polizisten, wie ein US -Militärsprecher mitteilte. 17 Menschen wurden
verletzt. Außerhalb von Bakuba griffen rund 20 Extremisten einen Militärposten an und töteten fünf
irakische Soldaten. Auch einer der Angreifer wurde erschossen. Auf das Büro des örtlichen Gouverneurs
wurden Mörsergranaten abgefeuert, Menschen kamen dabei aber nicht zu Schaden. Die Autobombe in
Balad nördlich von Bagdad explodierte vor dem Haus eines Offiziers der irakischen Armee. Bei den Opfern
handelte es sich nach Krankenhausangaben überwiegend um Passanten. Im Bagdader Armenviertel Sadr
schossen Bewaffnete auf eine vorbeifahrende Polizeistreife und erschossen nach Angaben von Ärzten zwei
Beamte, ein dritter wurde verletzt. Bei der Detonation einer Bombe im Stadtviertel Amirija, die einem
Armeekonvoi gegolten hatte, kamen zwei Zivilpersonen ums Leben. Vier weitere wurden verletzt. Ein
weiterer Sprengsatz explodierte im Vorort Neu-Bagdad, mehrere Insassen eines Busses wurden
verwundet.
8. März: Bei mehreren Gewalttaten sind im Irak innerhalb von 24 Stunden mindestens 17 Menschen getötet
worden. Unter ihnen war ein ranghoher Beamter des irakischen Innenministeriums, wie die Regierung am
Dienstag in Bagdad mitteilte. In Latifijah südlich von Bagdad wurden nach Behördenangaben die
enthaupteten Leichen von 15 Irakern gefunden. Ein vor wenigen Tagen entführter jordanischer
Geschäftsmann wurde nach Angaben seiner Familie freigelassen. (AFD)
Die US-geführten Koalitionstruppen im Irak haben eine Untersuchung der Schießerei bei Bagdad
angeordnet, bei der am Freitag ein italienischer Geheimdienstoffizier getötet worden war. Die
weitergehenden Ermittlungen unter Leitung von US-Brigadegeneral Peter Vangjel werde voraussichtlich
drei bis vier Wochen dauern, erklärten die Streitkräfte am Dienstag. Die Ermittler würden eng mit der USBotschaft zusammenarbeiten, die italienischen Behörden seien gebeten worden, sich zu beteiligen. USSoldaten hatten das Auto beschossen, das die freigelassene italienische Geisel Giuliana Sgrena zum
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Bagdader Flughafen bringen sollte. Der Geheimdienstagent Nicola Calipari wurde getötet, die Journalistin
an der Schulter verletzt. (APD)
9. März: Im Irak sind binnen 24 Stunden die Leichen von insgesamt mehr als 40 Menschen entdeckt
worden, die von Extremisten umgebracht worden sind. Einer der Getöteten trug einen irakischen
Polizistenausweis bei sich. Unterdessen entging der Planungsminister der irakischen Übergangsregierung,
Mahdi al-Hafis, am Mittwoch in Bagdad knapp einem Anschlag auf sein Leben. Wie das irakische
Fernsehen berichtete, wurden bei dem Attentat zwei seiner Leibwächter getötet. Ein dritter wurde schwer
verletzt. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten aus einem vorbeifahrenden Taxi das Feuer auf den
Ministerkonvoi eröffnet. Danach folgte ein Schusswechsel.
Bei einem Autobombenanschlag im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am Mittwochmorgen
mindestens ein Mensch getötet worden. Zehn weitere seien verletzt worden, berichtete der US-Sender
CNN unter Berufung auf die irakische Polizei. Ein Selbstmordattentäter habe sich mit einem mit Sprengstoff
beladenen Lastwagen vor dem Landwirtschaftsministerium in die Luft gesprengt. In unmittelbarer Nähe
befinde sich ein Hotel, das auch von ausländischen Vertragsarbeitern genutzt werde, hieß es weiter. (dpa)
10. März : Bei einem Selbstmordanschlag während einer schiitischen Beerdigungsfeier im nordirakischen
Mossul sind am Donnerstag mindestens 47 Menschen getötet worden. Mindestens 81 weitere Menschen
seien verletzt worden, berichtete ein Arzt des örtlichen Krankenhauses. Möglicherweise seien weitere Opfer
noch nicht registriert worden, so dass die Totenzahl weiter ansteigen könne. Zuvor war von 17 Toten und
25 Verletzten die Rede gewesen. Sunnitische Geistliche verurteilten die Tat. Ein Augenzeuge berichtete,
der Selbstmordattentäter habe sich in einem Raum in die Luft gesprengt, in dem die Trauerfeier stattfand.
Zum Zeitpunkt der Explosion seien die Trauergäste gerade in den Raum geströmt. Der Saal befindet sich
neben der El-Sadrin-Moschee im Stadtteil Tamimi im Osten von Mossul. Bei der Zeremonie sollte Hischam
el Aradschi gedacht werden, dem örtlichen Repräsentanten des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr.
Aradschi war eines natürlichen Todes gestorben. (AFP)
11. März: Im Irak sind in den vergangenen zwei Wochen zehn führende Mitglieder des Terrornetzwerks von
Abu Mussab al-Sarkawi festgenommen worden. Unter den Festgenommenen seien Sarkawis Stellvertreter,
Leibwächter und Kurier Abu Kutaibah und sein Fahrer mit dem Kampfnamen Abu Osama, teilte das Büro
von Ministerpräsident Ijad Allawi am Freitag in Bagdad mit. Der Ort der Festnahmen wurde nicht bekannt
gegeben. «Bei mehreren Gelegenheiten sind die Sicherheitskräfte sehr nah an einer Gefangennahme
Sarkawis gewesen», hieß es in der Mitteilung. Die USA haben ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar auf den
Terroristendrahtzieher ausgesetzt. Der Jordanier hat sich zu zahlreichen Bombenanschlägen und
Geiselmorden im Irak bekannt. (dpa)
Die bei der Wahl im Irak siegreiche Schiiten-Koalition und die Kurdenparteien haben sich bei Gesprächen
über die Regierungsbildung im Streit um die Ölstadt Kirkuk festgefahren. Ahmed al-Safi, ein Vertrauter des
einflussreichen schiitischen Großajatollahs Ali al-Sistani, sagte vor Gläubigen bei der Freitagspredigt in der
irakischen Pilgerstadt Kerbela: «Ich versichere Euch, dass die Kirkuk -Frage noch nicht erledigt ist». Mit den
Kurden gebe es bislang lediglich eine Einigung über die Rückkehr der unter dem Regime von Saddam
Hussein vertriebenen Kurden in die Stadt, aber nicht über eine Eingliederung der Stadt in das kurdische
Autonomiegebiet im Nordirak.
12. März: In einem US -Gefängnis im afghanischen Bagram haben nach Angaben von Menschenrechtlern
US-Soldaten zwei Afghanen zu Tode gefoltert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch
(HRW) ist nach eigenen Angaben im Besitz von Untersuchungsberichten der US-Armee, die der erste
offizielle Beweis für die tödliche Misshandlung der beiden Gefangenen durch amerikanische Soldaten sind.
Die Zeitung «New York Times» berichtete am Samstag unter Berufung auf die Armeeberichte, in den Fall
seien auch Mitglieder des 519. Bataillons des Militärgeheimdienstes verwickelt, das schon im
Misshandlungsskandlal im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib negative Schlagzeilen gemacht hatte.
Die Ukraine hat mit dem Abzug ihrer Truppen aus dem Irak begonnen. Eine 150 Mann starke Kompanie
habe ihren Stützpunkt nahe der irakischen Stadt As Suwajra verlassen und werde voraussichtlich am
Dienstag in die Ukraine zurückkehren, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Samstag mit. Bis
Oktober sollen alle 1.650 bislang im Irak stationierten Soldaten das Land verlassen. Präsident Viktor
Juschtschenko macht damit eine äußerst unpopuläre Entscheidung seines Vorgängers Leonid Kutschma
rückgängig. (APD)
13. März: Im Irak sind bei Angriffen und Anschlägen seit Samstagnachmittag mindestens acht Menschen
ums Leben gekommen. Bei einem Autobombenanschlag in der im Norden von Bagdad gelegenen Stadt
Tschorgat starben am Samstagabend vier Menschen, unter ihen zwei Polizisten, wie die örtliche Polizei
mitteilte. Zwei US-Staatsbürger, Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Blackwater, wurden bei der Explosion einer
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Bombe an der Straße in die südlich der Hauptstadt gelegenen Stadt Hilla getötet, wie die US -Botschaft am
Sonntag mitteilte. Ein Polizist wurde laut Innenministerium am Samstag in der östlich von Bagdad
gelegenen Stadt Maamel erschossen. Ein Unbekannter erschoss demnach außerdem einen ranghohen
Angestellten des Bagdader Flughafens in seinem Haus in der Hauptstadt.
Im Irak ist der Versuchgescheitert, vor der ersten Parlamentssitzung nach dem Sturz Saddam Husseins
eine Regierung zu bilden. Die Gespräche zwischen den beiden stärksten politischen Kräften würden erst
nach der konstituierenden Sitzung am Mittwoch fortgesetzt, sagte Iraks Vize-Präsident Rowsch Schwais am
Sonntag. Vertreter der schiitischen Allianz und des Kurdenblocks räumten ein, sie hätten sich in zwei
Schlüsselfragen nicht einigen können. Diese seien die Verteilung der Kabinettsposten und die von den
Kurden geforderten Ausweitung des Autonomiegebiets im Norden des Landes . 'Die Gespräche sind
gescheitert. Es gab keine Vereinbarung', sagte ein Sprecher des schiitische Verhandlungsführers Ahmed
Chalabi nach dessen Rückkehr von Gesprächen über die Regierungsbildung im Kurdengebiet. Aus den
Wahlen am 30. Januar war die Schiiten-Allianz als stärkste politische Kraft hervorgegangen, gefolgt vom
Kurdenblock. Die bis zum Sturz von Saddam Hussein im April 2003 im Irak politisch dominierenden
Sunniten hatten die Wahl überwiegend boykottiert und sind deshalb kaum im neuen Parlament vertreten.
Das irakische Parlament soll am Mittwoch zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen. Mit der Wahl Ende
Januar hatten viele Iraker die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt verbunden. Die Rebellen-Anschläge gegen
die US-geführten Besatzungsmächte und die irakischen Sicherheitskräfte gingen jedoch weiter. Sollten sich
Schiiten und Kurden auch nach der ersten Parlamentssitzung nicht auf eine neue Regierung einigen,
wüchsen die Chancen der Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allaui, bis zu den im
Spätsommer geplanten allgemeinen Wahlen im Amt zu bleiben. (reuters)
14. März: Irakische Sicherheitskräfte haben in der Nähe von Tikrit zwei Vertraute des ehemaligen
Staatschefs Saddam Hussein festgenommen. Die Einsatzkräfte hätten in der Heimatregion des gestürzten
Präsidenten am vergangenen Dienstag vier Menschen gefasst, unter denen auch Abdullah Maher Abdel
Raschid und Marwan Taher Abdel Raschid gewesen seien, teilte die Regierung in Bagdad am Montag mit.
Maher Abdel Raschid sei der Schwager des getöteten Kusai Hussein gewesen, einem der Söhne von
Saddam Hussein. Es sei sehr wahrscheinlich, dass er von Kusai und Saddam Hussein «große Summen
Geld» bekommen habe, «um den Terrorismus im Irak zu finanzieren». Taher Abdel Raschid sei ein
Leibwächter des früheren Präsidenten gewesen, hieß es in der Erklärung. Er sei in zahlreiche Angriffe auf
irakische Sicherheitskräfte verwickelt. Die Männer konnten demnach im Norden von Tikrit verhaftet werden,
nachdem die Sicherheitskräfte Hinweise aus der Bevölkerung bekommen hatten. Tikrit liegt rund 180
Kilometer nördlich von Bagdad. (AFP)
Zwei Tage vor der für Mittwoch geplanten ersten Sitzung des neu gewählten Parlaments haben sich die
Schiiten-Allianz und die Kurdenparteien, die als stärkste Fraktionen aus der Wahl Ende Januar
hervorgingen, bisher nicht auf die Besetzung der Spitzenposition einigen können. Für Streit sorgt außerdem
die Forderung der Kurden, die Ölstadt Kirkuk in die kurdische Autonomieregion im Norden einzugliedern.
(dpa)
15. März: Italien, einer der engsten Verbündeten der USA, beginnt von September an mit dem Abzug
seiner Truppen aus dem Irak. Dies geschehe in enger Absprache mit Italiens Alliierten, sagte
Ministerpräsident Silvio Berlusconi am Dienstagabend dem staatlichen Fernsehsender RAI. Das Kontingent
werde auf jeden Fall noch vor Ende des Jahres reduziert, erklärte Berlusconi. Italien hat 3000 Soldaten im
Irak stationiert. Rom stellt damit das viertgrößte Kontingent nach den Vereinigten Staaten, Großbritannien
und Südkorea. Insgesamt kamen bei dem Einsatz bisher 28 Italiener ums Leben. Berlusconi hatte mehrfach
angekündigt, die Truppen würden reduziert, sobald dies die Sicherheitslage erlaube. Im Zuge des
Geiseldramas um die Journalistin Giuliana Sgrena hatte Hunderttausende in Italien für einen Rückzug der
Truppen demonstriert. Nach Sgrenas Freilassung hatten anfang Februar US- Soldaten auf dem Weg zum
Bagdader Flughafen auf deren Wagen geschossen. Dabei waren ein Geheimdienstmitarbeiter getötet,
Sgrena und ein weiterer Beamter verletzt worden. Die USA haben Rom eine umfassende Aufklärung des
Vorfalls zugesagt. Am Dienstagabend stimmte die italienische Abgeordnetenkammer der weiteren
Finanzierung des Irak-Einsatzes bis Ende Juni zugestimmt. 246 Abgeordnete stimmten dafür, 180
dagegen. Acht Abgeordnete enthielten sich. Bereits im Februar hatte der römische Senat mit großer
Mehrheit zugestimmt. Die Entscheidung galt angesichts der Mehrheit der Mitte-Rechts-Koalition von
Ministerpräsident Silvio Berlusconi bereits im Vorfeld als sicher. (dpa)
16. März: Begleitet von strengen Sicherheitsmaßnahmen und dem Donner von Mörsergranaten haben die
275 Abgeordneten des neuen irakischen Parlaments am Mittwoch in Bagdad ihren Amtseid abgelegt. Für
die Wahl eines Staatspräsidenten reichte der wackelige Konsens, den die schiitischen und kurdischen
Wahlsieger bislang gezimmert haben, allerdings noch nicht aus. Mit der Wahl, auf die dann auch die
Nominierung des Ministerpräsidenten folgen soll, rechnen die Abgeordneten erst in der kommenden
Woche.
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Kurz vor Beginn der Sitzung wurde die «Grüne Zone» um das Sitzungsgebäude von mehreren Explosionen
erschüttert. Augenzeugen sagten, Aufständische hätten versucht, Granaten auf das Gelände abzufeuern.
Das US-Militär erklärte, es habe keine Opfer gegeben. In einer Erklärung von Extremisten, die am Mittag in
einem Islamisten- Internetforum auftauchte, hieß es, «Gotteskrieger» hätten Katjuscha- Raketen und
Mörsergranaten auf das Gelände abgefeuert. Die Echtheit des Bekennerschreibens konnte nicht überprüft
werden. (dpa)
17. März: Einen Tag nach der konstituierenden Sitzung des neuen irakischen Parlaments haben Vertreter
von Kurden und Schiiten ihre Beratungen über die Besetzung politischer Spitzenämter fortgesetzt. Die
Gespräche zwischen den stärksten Parteien, der schiitischen Vereinigten Irakischen Allianz (UIA) und dem
Kurdenbündnis, würden in einem «positiven Klima» geführt, sagte der kurdische Verhandlungsführer Kamal
Fuad am Donnerstag in Bagdad. Anschließend wollten sich beide Parteien gemeinsam mit dem
scheidenden Regierungschef Ijad Allawi treffen. Eine Einigung sei derzeit noch nicht absehbar, fügte Fuad
hinzu. Die Verhandlungen könnten bereits am Donnerstag abgeschlossen werden oder noch mehrere Tage
andauern.
Die Regierungsbildung stockt vor allem, weil die Kurden schriftliche Garantien für einen autonomen Status
ihrer Region verlangen, sowie wegen Meinungsverschiedenheiten über den Status der ethnisch gemischten
Ölstadt Kirkuk, die die Kurden für sich beanspruchen. (AFP)
18. März: Die irakische Bevölkerung ist zunehmend verärgert über den schleppenden Prozess der
Regierungsbildung. Politiker waren am Freitag abermals bemüht, Fortschritte bei den intensiven
Verhandlungen hinter den Kulissen hervorzuheben. Ein Sprecher des schiitischen Parteiführers Abdel Asis
al Hakim äußerte sich zuversichtlich, dass die neue Regierung kommende Woche ins Amt eingeführt
werde. Dagegen hieß es von kurdischer Seite, eine Einigung werde es wohl erst nach Ende des kurdischen
Neujahrsfests am 26. März geben. Beide Seiten sprachen von konstruktiven Gesprächen, die aber noch
nicht abgeschlossen seien. So gab es nach der konstituierenden Parlamentssitzung vom vergangenen
Mittwoch zunächst keinen Termin für die nächste Zusammenkunft. Des weiteren müssen noch der
Parlamentspräsident gewählt und der Staatspräsident samt zweier Stellvertreter nominiert werden. Ein
Streitpunkt war der Status der kurdischen Peschmerga-Miliz. Nach kurdischen Angaben einigte man sich
aber inzwischen darauf, dass einige Milizionäre in die Polizei der kurdischen Region und andere in die
irakischen Streitkräfte aufgenommen werden sollten.
Im Zuge der nächsten Rotationsphase der US-Truppen sollten ab 2006 weniger Soldaten in den Irak
kommen als ihn verlassen, sagte Vize-Chef der US-Bodentruppen, General Richard Cody. Zukünftig sollten
etwa weniger US-Soldaten für Patrouillen eingesetzt werden. Die USA reduzieren ihre Truppen im Irak
bereits: Von den noch 150.000 Soldaten im Land sollen bis zum Monatsende im Rahmen der üblichen
Rotation rund 12.000 abgezogen werden. In den zwei Jahren seit Kriegsbeginn am 20. März 2003 sind
bisher im Irak nach Angaben des Pentagon 1369 US-Soldaten ums Leben gekommen, davon 1044 im
Kampf. In den USA ist die Zustimmung zu dem Krieg laut der jüngsten Umfrage auf 53 Prozent gesunken.
19. März: Zum zweiten Jahrestag des US-Einmarsches im Irak haben am Samstag weltweit zehntausende
Menschen gegen den Krieg demonstriert. Allein in London sollten nach Angaben der Organisatoren bis zu
100.000 Menschen teilnehmen. Kriegsgegner in den USA kündigten landesweite Protestaktionen an. In der
griechischen Hauptstadt Athen zogen nach einem Rockkonzert am Nachmittag rund 5000 Menschen durch
die Straßen. In mehreren Städten der Türkei kamen einige hundert Menschen zu Protesten zusammen. USPräsident George W. Bush verteidigte den Einmarsch erneut und nannte den Irak einen neuen
Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus. Bei neuen Gewalttaten im Irak wurden mindestens acht
Menschen getötet. (AFP)
Vertreter der sunnitischen Minderheit im Irak wollen trotz ihrer geringen Beteiligung an den Wahlen Ende
Januar ein Mitspracherecht bei der Ausarbeitung einer neuen Verfassung haben. Ausnahmslos alle
Gruppen im Irak sollten dazu beitragen, forderte einer der Sprecher, Ismail al-Dulaimi, bei einer SunnitenKonferenz am Samstag in Bagdad. Der Entwurf der neuen Verfassung soll bis zum 15. August
ausgearbeitet werden. Die Führer der sunnitischen Minderheit hatten zu einem Boykott der Wahlen
aufgerufen. Aus den Reihen der Sunniten stammten die Militär- und Verwaltungseliten, die die Diktatur von
Saddam Hussein, prägten.
Unterdessen hielt die Gewalt im Land an. Bei einem Bombenanschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk
wurden drei Polizisten getötet und acht verletzt. Die Polizisten hatten an der Trauerfeier für einen Kollegen
teilgenommen, der am Vortag getötet worden war. Ein weiterer Bombenanschlag auf eine Pipeline, die von
den Ölfeldern bei Kirkuk nach Bedschi führt, löste einen Brand aus, wie die Polizei mitteilte. (dpa)
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20. März: Die US-Armee hat bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in der irakischen Hauptstadt Bagdad
am Sonntag mindestens 24 Aufständische getötet. Sieben weitere «Terroristen» sowie sechs US -Soldaten
seien dabei verletzt worden, teilte die US-Armee in einer Stellungnahme mit. Zu dem Vorfall sei es
gekommen, als die Aufständischen eine Stellung der Koalitionstruppen in einem Vorort von Bagdad
angegriffen hätten.
In einem Verwaltungsgebäude der nordirakischen Stadt Mossul ist am Sonntagmorgen ein
Selbstmordanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei gab es mehrere Opfer. Unklar war zunächst,
ob es sich dabei um Tote oder Verletzte handelte. Der Selbstmordattentäter habe sich am Morgen in der
Zentrale der Antikorruptionsbehörde in die Luft gesprengt, teilte ein Polizeivertreter weiter mit. (AFP)
22. März: Eine Anti-Terror-Sondereinheit der irakischen Polizei hat am Dienstag in Mossul 17 mutmaßliche
Aufständische erschossen. 13 Verdächtige seien festgenommen worden. Die Aufständischen hätten einen
Polizei-Konvoi unter Beschuss genommen, mit dem auch der
Polizeichef von Mossul, General Mohammed Chalaf Ahmed al-Dschaburi, und Abu Walid, der Chef der so
genannten Löwenbrigade, unterwegs waren. Währenddessen kam es bei Anschlägen irakischer Rebellen
mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Ein Bombenanschlag auf einen US -Militärkonvoi in der
nördlichen Stadt Mossul riss vier Passanten in den Tod; im anschließenden Feuergefecht wurden 17
Rebellen erschossen. In der südostirakischen Stadt Kut wurden nach offiziellen Angaben vom Dienstag die
Leichen von sechs irakischen Soldaten gefunden, von denen fünf aneinander gefesselt waren. Der
Sprengsatz in Mossul explodierte nach Angaben von Klinikmitarbeitern am Montagabend, als ein
Schützenpanzer über eine Brücke fuhr. Danach kam es zu einem heftigen Feuergefecht. Nach
Polizeiangaben wurden 17 Rebellen getötet und 14 festgenommen. Die Aufständischen waren mit
Granatenwerfern und Kalaschnikow-Gewehren bewaffnet. In dem attackierten Konvoi befand sich auch der
Polizeichef von Mossul, Brigadegeneral Abu Al Waled. Bei einem Beschuss der südlich von Bagdad
gelegenen Stadt Iskandarija mit drei Raketen kam ein Kind ums Leben. In Bagdad wurde ein Polizist auf
dem Weg zu seinem Arbeitsplatz erschossen. Ein US-Soldat wurde bei einem Militäreinsatz in der Provinz
Anbar getötet.
Im Konflikt zwischen der irakischen Regierung und Jordanien waren beide Seiten um Entspannung bemüht.
Nach dem Abzug der diplomatischen Vertreter beider Staaten am Sonntag kehrte der irakische Botschafter
am Dienstag wieder nach Amman zurück. Auch der jordanische Geschäftsträger im Irak wurde angewiesen,
sein Büro in Bagdad wieder zu beziehen. Die guten Beziehungen zwischen den arabischen Bruderstaaten
müssten erhalten bleiben, erklärte der jordanische König Abdullah nach einer Meldung der amtlichen
Nachrichtenagentur Petra. Bagdad wirft Amman vor, nicht entschieden genug gegen den Waffenschmuggel
an irakische Rebellen vorzugehen. (AP)
23. März: Bei einer Razzia in einem Rebellen-Ausbildungslager im Irak sind mindestens sieben irakische
Sicherheitskräfte getötet worden. Das Polizeikommando wurde am Dienstag während des Einsatzes in dem
Lager bei Lake Tharthar nördlich von Bagdad angegriffen, wie die US-Armee mitteilte. Die Zahl der bei dem
Gefecht getöteten Aufständischen und ausländischen Kämpfer wurde zunächst nicht bekannt. US -Soldaten
kamen den Angaben zufolge nicht ums Leben. Die irakische Polizei nahm nach eigenen Angaben 30
mutmaßliche Mitglieder von Extremistengruppen fest; unter ihnen seien auch Mitglieder des
Terrornetzwerks El Kaida. Die Verdächtigen seien an drei Enthauptungen, Vergewaltigungen und der
Ermordung von mehr als 40 weiteren Menschen beteiligt gewesen. (DPA)
Großajatollah Ali al-Sistani hat am Dienstag in Nadschaf Politiker empfangen, die mit der Liste der
Schiiten-Allianz in die neue irakische Nationalversammlung eingezogen sind. Al-Sistani, Iraks wichtigster
schiitischer Geistlicher, ermahnte die Politiker, bei der Ausarbeitung der neuen irakischen Verfassung
keine Volks- oder Religionsgruppe auszugrenzen. «Es ist wichtig, dass wir dabei von den Fähigkeiten aller
Gebrauch machen», sagte er nach Angaben von Besuchern des Empfangs. «Das irakische Volk erwartet
von seinen Repräsentanten, dass sie für Sicherheit und Stabilität sorgen und dieim Krieg verloren
gegangenen Dienstleistungen des Staates wieder
anbieten», fügte Al-Sistani hinzu. Der Vorsitzende des Hohen Rates für die Islamische Revolution im Irak
(SCIRI), Abdelasis al-Hakim, der Platz Eins auf der Liste der Allianz hatte, informierte den Großajatollah
über die Fortschritte bei der Regierungsbildung. Die Iraker warten sieben Wochen nach den
Parlamentswahlen immer noch darauf, dass die Nationalversammlung einen Präsidenten ernennt, was die
Voraussetzung für die Regierungsbildung ist. Die Schiiten-Allianz, die indirekt von Al-Sistani unterstützt
worden war, war als stärkste Fraktion aus dem
Urnengang hervorgegangen, den zweiten Platz belegten die beiden großen Kurdenparteien des Landes.
(AFP)
24. März: Fünf irakische Sicherheitskräfte sind am Donnerstag durch Schüsse aus den eigenen Reihen
ums Leben gekommen. Wie die Polizei in Mossul mitteilte, griffen irakische Soldaten mehrere Polizisten an,
100
weil sie diese für Aufständische hielten. Drei Soldaten und zwei Polizisten wurden bei dem anschließenden
Schusswechsel im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Syrien getötet, acht weitere Polizisten
wurden verletzt. Währenddessen wurden die Leichen zweier irakischen Soldaten auf der Straße zwischen
Bagdad und Abu Ghoreib entdeckt worden. Die beiden uniformierten Männer wurden offenbar von
irakischen Rebellen geköpft worden. (AP)
Nach Berichten des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira wurde im Irak nun auch ein Deutscher Opfer
einer Entführung. Nach Angaben deutscher Behörden weise jedoch alles darauf hin, dass es sich um
keinen deutschen Staatsangehörigen handle. Laut dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» bezichtigt sich
eine unbekannte Gruppe der Entführung eines Deutschen und fordert die Freilassung aller inhaftierten
Moslems in Deutschland. Der entführte Mann sei mit einer Bahncard in der Hand auf einem Video zu
sehen. Das Auswärtige Amt in Berlin verwies darauf, dass die deutsche Botschaft in Bagdad eingeschaltet
sei und sich um die Klärung der Hintergründe bemühe. Laut «Spiegel» verlangte die Gruppe namens
«Beschützer der Islam-Brigade» auch, dass Deutschland die Sicherheitszusammenarbeit mit der irakischen
Regierung einstellt. Auf dem Video, das dem Bagdader Büro des US-Nachrichtenmagazins «Time»
zugespielt worden sei, identifiziere sich die Geisel als Hassan el Sajdi und bitte Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) um Hilfe. Als Ausweis halte der Mann ein Dokument in die Kamera, das wohl eine
Bahncard aus dem Jahr 2003 sei.Laut der deutschen Sicherheitsbehörden habe der Mann aber keinen
deutschen Pass; allerdings habe er während eines Aufenthalts in Deutschland einen Asylantrag gestellt.
Seine Behauptung, er arbeite als Journalist für eine deutsche Redaktion, hätten die Behörden zunächst
nicht bestätigen können. (DPA)
25. März: Zwei Monate nach den Parlamentswahlen im Irak zieht sich die Bildung einer neuen Regierung
weiter. Die für den 26.03.05 geplante Sitzung der Nationalversammlung, bei der ein neuer Regierungschef
vorgeschlagen werden sollte, wird nach Angaben von Parlamentariern voraussichtlich verschoben. Bei der
Sitzung sollten auch der Parlamentspräsident, der Staatspräsident und zwei Stellvertreter gewählt werden.
Bei einem Autobombenschlag in der Stadt Ramadi westlich der irakischen Hauptstadt kamen am Freitag
nach einem Bericht des irakischen Fernsehens elf irakische Polizisten ums Leben, 24 wurden verletzt. Ein
neuer Termin für die nächste Sitzung der Nationalversammlung solle nun am Samstag bekannt gegeben
werden, sagte der kurdische Abgeordnete Fuad Massum am Freitag in Bagdad. «Eine neue irakische
Regierung wird in den kommenden Tagen, spätestens bis Ende des Monats gebildet», sagte der schiitische
Politiker Ibrahim al-Dschafari, der als Ministerpräsident vorgesehen ist, dem staatlichen irakischen
Fernsehsender El Irakija. Nach Angaben von politischen Beobachtern haben sich die kurdischen und
schiitischen Parteien noch nicht endgültig auf die Kabinettsliste geeinigt. Die Schiiten-Allianz und die
Kurdenparteien waren bei den Parlamentswahlen Ende Januar als Sieger hervorgegangen. (AP)
In Ramadi sprengte sich ein Attentäter an einem Kontrollpunkt in seinem Auto in die Luft. Dabei wurden 11
irakische Polizisten getötet und weitere 24 sowie zwei US-Soldaten verletzt. Im Gebiet von Abbasiya (15
Kilometer westlich von Kirkuk) erschossen irakische Soldaten zwei gesuchte Terroristen. Armeegeneral
Anwar Hamad Amin teilte mit, die beiden hätten einen Sprengsatz zünden wollen. Drei Komplizen seien
verletzt worden. Bei einem weiteren Zwischenfall wurden zwei irakische Soldaten im Gebiet von Falludscha
getötet. Sie waren in einem Zivilautobus in einen Hinterhalt geraten. In Bakuba nordöstlich von Bagdad
erschossen US-Soldaten in der Nacht zum Freitag drei Männer, die versucht hatten, Sprengstoff zu
deponieren. Bei einem Doppelselbstmordanschlag in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Iskandrija
auf einen Militärkonvoi und eine Polizeiwache wurden vier Polizisten, zwei Zivilisten und ein Soldat getötet.
In Bagdad wurde ein Oberst erschossen, der gerade von der Beerdigung eines Verwandten kam. Im Osten
von Bagdad wurden fünf Dolmetscherinnen erschossen, die für die US -Streitkräften arbeiteten.
Polizeisprecher Ahmed Abud erklärte, die Frauen seien am Donnerstagabend auf dem Weg nach Hause
gewesen, als sie aus zwei Autos heraus mit Maschinengewehren beschossen worden seien. (DPA)
26. März: Wegen geplanter Anschläge auf schiitische Pilger sind im Irak nach offiziellen Angaben 120
mutmaßliche Aufständische nahe Bagdad festgenommen worden. Bei einer Razzia in einem sunnitischen
Dorf rund 60 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt hätten Sicherheitskräfte zudem Sprengstoff, mit
Sprengsätzen präparierte Autos, und CDs mit Enthauptungsszenen gefunden, sagte ein Mitarbeiter des
Verteidigungsmnisteriums am Samstag. Unter den Festgenommenen seien neben Irakern auch andere
Araber, Afghanen und Pakistaner. Den Ministeriumsangaben zufolge gestanden mehrere Verdächtigte,
Listen von schiitischen Persönlichkeiten bei sich gehabt zu haben, die sie ermorden sollten. Weitere
Vedächtige sollten demnach Pilger in der heiligen Stadt Kerbela töten und Nahrungsmittel vergiften. (ADP)
Bei einem Selbstmordanschlag in Bagdad sind am Samstag zwei US-Soldaten getötet worden. Zwei
weitere Soldaten seien verletzt worden, teilte die US-Armee mit. Der Täter habe sich nahe dem Fahrzeug
einer US-Patrouille in einem Auto in die Luft gesprengt. Seit dem Einmarsch der USA in den Irak im März
2003 sind damit mindestens 1523 amerikanische Soldaten in dem Golf-Staat ums Leben gekommen.
(Reuters)
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27. März: Ein Selbstmordattentäter ist am Sonntag in der irakischen Stadt Mossul auf einen Konvoi der
US-Armee zugerast und hat sich selber in die Luft gesprengt. Der Anschlag habe sich an einer
Hauptverkehrsstraße ereignet, teilte die irakische Polizei mit. Ob neben dem Attentäter weitere Menschen
getötet wurden, war zunächst nicht bekannt. Währenddessen überlebte ein hochrangiger kurdischer
Politiker ein Attentat in der nordirakischen Stadt Kirkuk. Bei der Explosion einer am Straßenrand
deponierten Bombe sei ein Wachmann aus seinem Konvoi verletzt worden, sagte Nadschat Hassan Karim,
Mitglied der Demokratischen Partei Kurdistans. 'Ich vermute, dass Moslem-Extremisten hinter dem
Anschlag stecken', ergänzte er. In der von Kurden, Arabern und Türken bewohnten Stadt sind seit dem
Einmarsch der US-geführten Truppen im Jahr 2003 immer wieder führende kurdische Politiker getötet
worden. Ebenso in Kirkuk ist am selben Tag ein Anschlag auf eine gerade reparierte Ölpipeline verübt
worden. Wie ein Mitarbeiter der Ölfirma sagte, explodierte der Sprengsatz am Morgen unter der Pipeline
rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad. Experten hätten den Brand bis zum Abend unter Kontrolle
gebracht, gelöscht sei das Feuer aber noch nicht. Die Pipeline, auf die bereits im vergangenen Jahr
mehrfach Anschläge verübt worden waren, sei erst am Freitag nach fünfmonatiger Reparatur wieder
probeweise in Betrieb genommen worden. Bei Razzien in der Umgebung der irakischen Pilgerstadt Kerbala
sind am Sonntag 7 Bewaffnete von irakischen und amerikanischen Soldaten erschossen worden. Wie das
irakische Militär weiter mitteilte, wurden 11 Menschen verletzt. 16 mutmaßliche Aufständische seien
festgenommen worden. An dem Einsatz in dem Gebiet rund 100 Kilometer südlich von Bagdad seien etwa
800 irakische und amerikanische Soldaten beteiligt gewesen. Mit der Aktion sollte die Sicherheit im Vorfeld
eines wichtigen schiitischen Feiertages am Mittwoch kommender Woche erhöht werden, hieß es. (DPA)
28. März: Bei zahlreichen Anschlägen und Gewalttaten im Irak sind am Montag mindestens zwölf Iraker
getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Das geht aus Angaben der Krankenhäuser und von Seiten
der irakischen Behörden hervor. Im rund 60 Kilometer von Bagdad entfernten Mussajeb starben laut Polizei
zwei Polizisten, als ein mit einem Sprengsatz präpariertes Fahrrad explodierte; zehn weitere Menschen
wurden dabei verletzt. In Dura südlich von Bagdad wurden nach Angaben des irakischen
Verteidigungsministeriums der Leiter einer Polizeiwache und dessen Fahrer von Unbekannten aus einem
Auto erschossen. Im Südwesten von Bagdad kamen ein Polizist und ein Straßenfeger ums Leben, als ein
Sprengsatz in einem Müllhaufen explodierte, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Auf dem Weg in die heilige
Schiitenstadt Kerbela wurden nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern zwei Pilger erschossen. In
Samarra, rund 125 Kilometer von Bagdad entfernt, wurde ein Mann nach Militärangaben an einem mit
irakischen und US-Soldaten besetzten Kontrollpunkt getötet; sein Sohn wurde verletzt. In Balad, 70
Kilometer nördlich der Hauptstadt, erschossen irakische Sondereinsatzkräfte einen Autofahrer, den sie
verdächtigten, Sprengstoff am Straßenrand deponiert zu haben. Sein Mitfahrer wurde verletzt, wie ein
Armeesprecher mitteilte. Zwei weitere irakische Zivilisten wurden nach Angaben der Polizei bei Gewalttaten
in der Hähe der Ortschaft Baidschi getötet. (DPA)
Unterdessen wurde bekannt, dass US -Soldaten nicht nur im berüchtigten Abu-Ghraib-Gefängnis gezielt
Gefangene misshandelt. Dies geht aus 1200 Seiten umfassenden Dokumenten hervor, die das USVerteidigungsministerium in Washington am späten Freitagabend veröffentlichte. Darin wird unter anderem
der Fall eines Gefangenen im nordirakischen Mossul geschildert, der nach erzwungenen körperlichen
Übungen einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. «Folter von Gefangenen war viel weiter verbreitet, als die
Regierung bislang zugegeben hat», sagte Jameel Jaffer, der Anwalt der US-Bürgerrechtsbewegung
American Civil Liberties Union (ACLU). Die Dokumente seien ein Beleg für «eklatantes
Führungsversagen». Mit der Veröffentlichung der Unterlagen von Ermittlern der US-Armee folgte das
Pentagon der Anweisung eines Gerichts, das zuvor einem entsprechenden Antrag der ACLU auf
Informationsfreiheit stattgegeben hatte. Demnach wurden Gefangene vielfach geschlagen und durch
körperliche Strafen an den Rand der Erschöpfung getrieben. Inhaftierte zu misshandeln, um dadurch an
Informationen zu gelangen, sei eine «akzeptierte Praxis», berichten die Ermittler in den Dokumenten. (ADP)
29. März: Im Irak verzögert sich die Regierungsbildung weiter, nachdem sich die Abgeordneten am 29.03
bei ihrer zweiten Sitzung wieder nicht auf einen Parlamentspräsidenten einigen konnten. Die Abstimmung
wurde auf Sonntag, den 3. April verschoben, sagte Alterspräsident Hachim al-Hasani dem irakischen
Fernsehsender El Irakiya. Der bisherige Übergangsstaatschef, der Sunnit Ghasi al-Jawar, der als
Parlamentspräsident vorgesehen war, hatte das Amt im Vorfeld abgelehnt. Die Abgeordneten wollen sich
nun bis Sonntag auf einen anderen sunnitischen Konsenskandidaten einigen. «Sonntag wird ein
entscheidender Tag in der Geschichte des Nationalrats», sagte Al-Hasani. Die Parteien konnten sich bisher
nicht auf die Verteilung der Kabinettsposten verständigen. Obwohl die Mehrheit der Sunniten die Wahlen
boykottiert hat, wollen die Wahlsieger die sunnitischen Araber in den politischen Prozess einbinden. Als
Geste soll deshalb auch ein Sunnit den Posten des Parlamentspräsidenten bekommen. Unterdessen sind
nach offiziellen Angaben aus Bukarest drei rumänische Journalisten entführt worden, darunter die
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Fernsehreporterin Marie-Jeanne Ion (33) vom Sender «Prima TV». Sie hatte während der Entführung noch
mit ihrer Redaktion telefoniert, hieß es in Bukarest. Bei der Explosion eines Sprengkörpers wurden am
Montag in der Stadt Bakuba zwei Menschen getötet. Nach Angaben von Krankenhausärzten hatten die
Opfer einen heiligen Schrein besucht, als sich die Explosion ereignete. (DPA)
30. März: Bei einem Autobombenanschlag auf eine US-Patrouille in Abu Ghoreib ist am Mittwoch ein
unbeteiligter Zivilist getötet worden. Außer sechs Passanten seien auch US-Soldaten verletzt worden. Im
Süden der irakischen Hauptstadt wurden bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Polizeipatrouille ein
Beamter sowie ein Zivilist getötet und außerdem vier Passanten verletzt. Im Nordirak, in der Nähe von Erbil,
wurde ein Mitglied der demokratischen Partei Kurdistans von Unbekannten erschossen.
In einem Video, das der Nachrichtensender Al Dschasira am Abend ausstrahlte, sind die drei entführten
rumänischen Journalisten und eine vierte Person in der Gewalt bewaffneter Entführer zu sehen. Wie der
stellvertretende US-Außenminister Robert Zoellick bestätigte, handelt es sich bei der vierten entführten
Person um den irakischen Geschäftsmann und US-Bürger Mohammed Munaf, der die Journalisten begleitet
hatte. Omar Hayssam, ein in Bukarest lebender syrischer Geschäftsmann und Freund des Entführten gab
bekannt, er habe von einer noch unbekannten irakischen Terroristengruppe eine Lösegeldforderung in
Höhe von vier Millionen US-Dollar für die vier Geiseln erhalten. (DPA)
31. März: Bei zwei Autobombenanschlägen auf Schiiten im Irak sind am Donnerstag mindestens zehn
Menschen getötet worden. In Samarra nördlich von Bagdad explodierte eine Autobombe in der Nähe einer
schiitischen Moschee. Dabei wurden nach Polizeiangaben mindestens sieben Menschen getötet und zwei
weitere verletzt. Bei einem Autobombenanschlag in Tus rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad in der
Nähe eines schiitischen Mausoleums waren kurz zuvor drei Menschen getötet worden. (AFP)
Eine von US-Präsident George W. Bush eingesetzte Untersuchungskommission übte in ihrem Bericht
verheerende Kritik an der Arbeit der US-Geheimdienste im Vorfeld des Irakkrieges. Beim Thema der
Massenvernichtungswaffen hätten die US-Nachrichtendienste «völlig falsch» gelegen. «Insgesamt handelt
es sich um ein großes Versagen», so das ernüchternde Fazit des 600seitgen Berichts. Präsident George
W. Bush kündigte daraufhin eine Reform des Geheimdienstapparates an, der dadurch den neuen
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst werden soll. (DPA)
April 2005
1. April: In einer vom US-Verteidigungsministerium in Auftrag gegebenen Studie sind die Irak-Kriegsplaner
wegen mangelnder Vorbereitung auf die Nachkriegsphase scharf kritisiert worden.
Stabilisierungsmaßnahmen und Wiederaufbau seien nur am Rande gestreift worden, zitierte die
«Washington Post» am Freitag aus dem Papier. Für die Sicherheit der Iraker seien gar keine Vorkehrungen
getroffen worden.
Auf Grund der weiterhin andauernden Serie extremistischer Anschläge im Land hat die irakische
Übergangsregierung wie schon im Vormonat die Verlängerung des Ausnahmezustandes beschlossen.
(DPA)
Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko kündigte den Abzug der Truppen aus dem Irak an.
Vermutlich würden die Soldaten bis Mitte Oktober heimkehren, das Datum könne sich allerdings etwas
verschieben. «Aber mit Sicherheit verlassen unsere Truppen den Irak in diesem Jahr», sagte
Juschtschenko in einem Gespräch mit der Auslandspresse in Kiew. Die Ukraine stellt bislang nach den
USA das fünftgrößte Truppenkontingent im Irak; ein Teil der 1.650 Soldaten kehrte bereits nach Hause
zurück. (APD)
2. April: Ein Selbstmordattentäter hat sich am Samstag im Irak in seinem Auto in die Luft gesprengt und
dabei vier Polizisten und einen Zivilisten mit in den Tod gerissen. Die Explosion ereignete sich vor einer
Polizeiwache in der rund 30 Kilometer östlich von Bagdad gelegenen Stadt Chan Bani Saad. Wie die
Polizei weiter mitteilte, wurden bei der Detonation auch drei Menschen verletzt. Im Bagdader Schiitenviertel
Sadr City erschossen Unbekannte nach Angaben eines Wachmanns einen Vertreter des
Bildungsministeriums. In Haditha 350 Kilometer westlich von Bagdad kamen nach Klinikangaben drei
Zivilisten bei einem Feuergefecht zwischen US-Soldaten und Aufständischen ums Leben. Aus irakischen
Armeekreisen verlautete, Aufständische hätten eine amerikanisch-irakische Patrouille angegriffen. Die US Soldaten hätten das Feuer erwidert. Den Angaben zufolge hätten US-Hubschrauber in der Stadt auch eine
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Grundschule beschossen, in der die Angreifer vermutet worden seien. Über mögliche Opfer gab es
zunächst keine Angaben.
Bei dem Angriff auf das Gefängnis von Abu Ghoreib bei Bagdad sind nach Angaben des US -Militärs etwa
50 irakische Aufständische ums Leben gekommen. Die Angreifer hätten bei dem Angriff
Panzerabwehrraketen und Mörsergranaten eingesetzt, gab das US -Militär später in Bagdad bekannt.
Zusätzlich hätten die Rebellen zwei Autobomben gezündet. Ein Militärsprecher wurde mit den Worten
zitiert, es habe sich um eine «gut organisierte Aktion» gehandelt. 23 US - Soldaten und 13 Häftlinge wurden
demnach verletzt. Die Gruppe um den jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab Al Sarkawi hat sich in
einer im Internet veröffentlichten Mitteilung zu dem Angriff bekannt. Das US - Militärgefängnis von Abu
Ghoreib ist wegen der Misshandlungen von Gefangenen berüchtigt.
Am Freitag wurde ein US-Soldat während eines Einsatzes in der westlich von Bagdad gelegenen Stadt
Ramadi von Unbekannten erschossen. Das gab das US -Militär am Samstag bekannt. (DPA)
3. April: Gut zwei Monate nach der Wahl im Irak hat das neue Parlament am Sonntag seinen Präsidenten
gewählt. Nach wochenlangem Parteienstreit votierten die Abgeordneten in Bagdad in geheimer
Abstimmung für Industrieminister Hadschim al-Hassani, einen Sunniten.
Der Abgeordnete Adel Abdul Mahdi sagte im staatlichen Fernsehsender Al-Irakija, für Mittwoch seien die
Wahl des Staatspräsidenten und seiner beiden Stellvertreter vorgesehen. Diese sollen dann einen
Regierungschef vorschlagen. Die Parlamentswahl war am 30. Januar. Der neue Parlamentspräsident
Hadschim al-Hassani ist unter den irakischen Sunniten umstritten, weil er im vergangenen Jahr aus der
Islamischen Partei ausgeschlossen worden war. Die Partei hatte damals beschlossen, sich wegen einer
amerikanischen Offensive auf die Aufständischen-Hochburg Falludscha aus der Übergangsregierung von
Ministerpräsident Ijad Allawi zurückzuziehen. Al-Hassani, der bei der Abstimmung am Sonntag 215
Stimmen erhielt, hatte sich geweigert, seinen Posten als Industrieminister aufzugeben.
Stellvertretender Parlamentspräsident wurde der schiitische Wissenschaftler Hussein al-Schahristani. Arif
Tajfur von der Kurdischen Demokratischen Partei wurde zweiter Stellvertreter. Einige Sunniten, darunter
auch Übergangspräsident Ghasi al-Jawar, hatten den Posten des Parlamentspräsidenten zuvor abgelehnt.
Nicht alle Abgeordneten erschienen zu der Abstimmung am Sonntag. (DPA)
Bei zwei Bombenanschlägen im nordirakischen Mossul sind mindestens ein Mensch getötet und fünf
weitere verletzt worden. Kurz hintereinander seien zwei Autobomben hochgegangen, als US-Armeekonvois
vorbeifuhren, sagten Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter übereinstimmend. Danach ereignete sich
die erste Explosion im Viertel Jarmuk im Westen von Mossul, die zweite ereignete sich ungefähr eine
Viertelstunde später im Viertel El Mamun im Südwesten der Stadt. (AFP)
5. April: Bei mehreren Anschlägen kamen im Irak mindestens sieben Menschen ums Leben. Der schwerste
Zwischenfall ereignete sich am Dienstag nördlich von Bagdad, wo Aufständische nach US -Angaben an
einer Straßensperre zwei irakische Soldaten töteten.. In Süd- Bagdad starb ein US-Soldat bei einer
Patrouillenfahrt durch einen Sprengsatz. In der Umgebung der nordirakischen Stadt Kirkuk nahmen USTruppen nach Angaben eines Militärsprechers vor Ort 22 Verdächtige fest, die an Entführungen, Morden
und Angriffen auf Polizei und Militär beteiligt gewesen sein sollen. (DPA)
Die rumänische Regierung hat Berichte dementiert, wonach drei im Irak entführte rumänische Journalisten
nach eineinhalb Wochen aus der Geiselhaft freigelassen worden sind. Bei einer von zwei Fernsehsendern
verbreiteten Nachricht über die Freilassung der Reporter handele es sich um reine Gerüchte, sagte eine
Regierungssprecherin in Bukarest. Sollten die Geiseln tatsächlich freikommen, werde die Regierung dies
unverzüglich mitteilen. (AFP)
6. April: Das irakische Parlament hat am Mittwoch den Kurdenführer Dschalal Talabani (72) zum neuen
Staatspräsidenten gewählt. Zu seinen Stellvertretern bestimmten die Abgeordneten den bisherigen
Übergangspräsidenten Ghasi al-Jawar, einen Sunniten, und den bisherigen Finanzminister, den Schiiten
Adel Abdel Mahdi. Mehr als zwei Monate nach der Parlamentswahl wird damit der Weg für die
Regierungsbildung frei.
Mit Talabani besetzt erstmals in der Geschichte des Irak ein Kurde den Posten des Staatspräsidenten.
Nach seiner Wahl sagte er: «Wir werden uns bemühen, um nationale Stabilität zu erreichen und um Mittel
und Wege zu finden, damit wir die Koalitionstruppen nicht mehr brauchen, die dem Irak
dankenswerterweise geholfen haben.» Er und die anderen Politiker an der Spitze des neuen Staates
wollten vor allem für Sicherheit sorgen, fügte er hinzu.
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Die türkische Regierung, die seit längerem eine Abspaltung ihrer kurdischen Gebiete fürchten muss, zeigte
sich diplomatisch. Der türkische Außenminister Abdullah Gül bezeichnete Talabani als einen «erfahrenen
Politiker». Dessen erste Aufgabe sei es, die nationale Einheit und die territoriale Integrität des Landes zu
wahren. Gute Beziehungen zwischen dem Irak und der Türkei seien «unverzichtbar» und gründeten auf
gegenseitigen Interessen. (DPA)
7. April: Einen Tag nach seiner Wahl zum neuen irakischen Präsidenten hat Kurdenführer Dschalal
Talabani am Donnerstag den Amtseid abgelegt und den Schiiten Ibrahim al-Dschafari mit der
Regierungsbildung beauftragt. «Kraft der dem Präsidentschaftsrat übertragenen Autorität und mit Blick auf
deine Tüchtigkeit, dein Wissen, deine Tapferkeit und die hohen sittlichen Werte haben wir entschieden, dich
zu beauftragen, das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen», sagte Talabani vor dem Parlament in
Bagdad.
Irakische Beobachter rechnen damit, dass die Regierungsbildung noch mindestens zwei Wochen in
Anspruch nehmen wird. Nach dem Fahrplan zur Demokratie soll die neue Übergangsregierung bis zu den
nächsten Wahlen im Amt bleiben, die für Ende dieses Jahres geplant sind. Beobachter gehen jedoch davon
aus, dass dieser Zeitplan nicht eingehalten wird. (DPA)
8. April: Die Parlamentsfraktion des irakischen Übergangsregierungschefs Ijad Allawi wird sich nicht an der
neuen Regierung in Bagdad beteiligen. «Die neue Regierung wird eine Koalition zwischen der Vereinigten
Irakischen Allianz (der Schiiten) und dem Kurdenbündnis sein», sagte Fraktionsmitglied Adnan alDschanabi am Freitag in Bagdad. «Wir werden im Parlament ein alternatives nationales Programm
vertreten.»
Eine Bombenexplosion in Bagdad hat am Freitag vier Kinder das Leben gekostet. Wie die Polizei mitteilte,
sammelten die Kinder Müll im Südosten der irakischen Hauptstadt. Rebellen benutzen häufig am
Straßenrand versteckte Bomben für Anschläge auf Militärkonvois. Die irakischen Streitkräfte teilten weiter
mit, am Donnerstagabend hätten drei Maskierte in einem Restaurant der Stadt Basra im Süden des Landes
einen Offizier getötet. (DPA)
9. April: Am zweiten Jahrestag des Sturzes von Saddam Hussein haben am Samstag in Bagdad tausende
Anhänger des radikal-islamischen Predigers Muktada al-Sadr einen Abzug der ausländischen Truppen aus
dem Land gefordert. Bei der zentralen Kundgebung auf dem Firdus-Platz skandierten die Demonstranten
anti-amerikanische Slogans. Auf Plakaten stand «Nein zu Amerika» und «Besatzer raus».
Bei einem Überfall auf einen irakischen Militärkonvoi südlich von Bagdad töteten Aufständische
unterdessen 15 Soldaten. Wie der Fernsehsender Al-Irakija unter Berufung auf das
Verteidigungsministerium meldete, wurde der Konvoi in Latifija mit Sprengladungen angegriffen. In der
nordirakischen Stadt Mossul verletzte eine Autobombe nach Angaben von Klinikärzten 12 Iraker, darunter 9
Polizisten. Ziel des Anschlags sei ein vorbeifahrender Polizeikonvoi gewesen. (DPA)
10. April: Trotz der jüngsten Proteste gegen ausländische Soldaten im Irak sollen nach den Worten des
neuen irakischen Präsidenten Dschalal Talabani die US-Truppen noch zwei Jahre im Land bleiben. In
diesem Zeitraum könne es geschafft werden, die neue Armee und die Sicherheitskräfte aufzubauen, sagte
Talabani am Sonntag dem US-Nachrichtensender CNN. In der Zwischenzeit sei der Irak darauf
angewiesen, dass die von den USA geführte Koalition vor Terroristen und der Einmischung von außen
schütze. Nach den Worten von Talabani wird es im Irak keine Regierung auf der Grundlage der islamischen
Rechtsprechung, der Scharia, geben. Die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates bezeichnete
Talabani als kein realistisches Ziel. Die Verfahren gegen Ex-Präsident Saddam Hussein und dessen
Führungskreis sollen nach den Worten von Talabani innerhalb von Wochen nach der Regierungsbildung
beginnen. (DPA)
11. April: Die USA wollen ihre Truppen im Irak nach Informationen der «New York Times» Anfang
nächsten Jahres um bis zu ein Viertel reduzieren. Militärplaner sähen bedeutende Fortschritte im Kampf
gegen die Aufständischen und bei der Ausbildung irakischer Truppen, berichtete die Zeitung unter Berufung
auf Pentagonbeamte und Führungsoffiziere im Irak.
Bei der Großrazzia in Bagdad haben mehr als 500 irakische Sicherheitskräfte gemeinsam mit US -Soldaten
65 Terrorverdächtige gefasst. Die Soldaten hätten mehr als 90 Gebäude durchsucht, teilte ein US-MilitärSprecher mit. Die Festgenommenen sollen unter anderem Attentate und Entführungen begangen haben.
Unterdessen griffen Aufständische 80 Kilometer nördlich von Bagdad einen von US-Truppen bewachten
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Lkw-Konvoi an. Ein türkischer Lastwagenfahrer wurde dabei getötet, teilte ein irakischer Militärsprecher mit.
(DPA)
12. April: US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat bei einem unangekündigten Besuch im Irak auf
eine schnelle Regierungsbildung gedrungen. Wenn der designierte Ministerpräsident Ibrahim Dschafari zu
lange mit der Bildung seiner Regierung warten, könne dies den Demokratisierungsprozess gefährden,
warnte der Minister am Dienstag nach Gesprächen mit der neuen politischen Führung. Rumsfeld hatte
neben Dschafari auch den neuen Präsidenten Dschalal Talabani getroffen.
Auf einer Pressekonferenz in Bagdad sagte Rumsfeld, alles, was den Zeitplan zur Ausarbeitung einer
endgültigen Verfassung behindere, sei schädlich für das Land. Turbulenzen, Korruption oder Inkompetenz
bei der Entscheidungsfindung seien zu vermeiden, mahnte er. Dschafari zeigte sich zuversichtlich, in Kürze
eine kompetente Regierung mit ausgewiesenen «guten Technokraten» präsentieren zu können.
In Warschau sprach sich der polnische Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski für einen Abzug der
Soldaten seines Landes bis Ende des Jahres aus. Danach könne noch ein «kleines Trainingskontingent»
im Irak bleiben, sagte der Minister. Die Erklärung war vor allem eine Empfehlung an die nächste polnische
Regierung, die im September gewählt wird und die über den Abzug entscheiden muss. Polen hat
angesichts wachsenden Widerstands in der Bevölkerung seine ursprünglich 2500 Soldaten im Irak bereits
auf 1700 reduziert. (DPA)
Bei Selbstmordanschlägen in derirakischen Stadt Mossul und im nahe gelegenen Tal Afar sind am
Dienstag nach US -Militärangaben zehn Zivilisten getötet worden. Fünf Iraker seien ums Leben gekommen,
als eine von einem Selbstmordattentäter gezündete Autobombe in Mossul detonierte, teilte die US -Armee
mit. Unter den Opfern seien vier Mitglieder einer Familie. Fünf weitere Menschen seien bei einem ähnlichen
Anschlag in Tal Afar westlich von Mossul ums Leben gekommen. Dabei seien auch acht Menschen verletzt
worden, darunter sieben Kinder. Aus Polizeikreisen verlautete, die Anschläge hätten sich gegen irakische
und US-Truppen gerichtet. Bei einem weiteren Selbstmordanschlag in Mossul wurden nach USArmeeangaben mindestens vier Zivilisten verletzt. (REUTERS)
13. April: Unmittelbar vor dem Treffen mit Talabani sagte Rumsfeld gegenüber CNN: ”Es ist wichtig, dass
die neue Regierung der Qualifikation des Personals in den Ministerien Aufmerksamkeit widmet und
unnötige Turbulenzen vermeidet." Rumsfeld deutete damit seine Sorge an, dass die angestrebte
Verringerung der amerikanischen Truppenpräsenz zum Jahresende und der etwaige Abzug der Alliierten im
Laufe des Jahres 2006 an internen Unzulänglichkeiten des neuen demokratischen Irak scheitern könnten.
Intern verfolgt das Militär den Fortschritt im Irak anhand der in den USA so beliebten Matrixtabellen: Wie
viele Anschläge gibt es pro Monat, wie viele US-Soldaten kommen dabei zu Schaden, wie viele
Aufbauprojekte sind abgeschlossen. Die Zahlen deuten oberflächlich einen Fortschritt an, der sich bei
genauer Betrachtung indes relativiert. So wurde dieser Tage ein Bericht der Hilfsagentur US- Aid bekannt,
dem gemäß eine ganze Reihe Infrastrukturprojekte nach der Übergabe an die Iraker rasch wieder in einen
desolaten Zustand verfalle. Vor allem aber geht es Rumsfeld um die Frage, ob eine verlässliche
Kommandostruktur in Militär und Polizei existiere. Der designierte Premier Al-Dschafari teilt seine
Bedenken. Zu US- Senatoren hatte er Ende März in Bagdad gesagt, er verlasse sich derzeit lieber nicht auf
irakische Sicherheitskräfte. (die Welt)
15. April: Nach Angaben der Ermittlungskommission der Vereinten Nationen (UN) zum Skandal um das Öl
für Lebensmittel-Programm sind auch deutsche Unternehmen in illegale Zahlungen an den Irak verstrickt.
”Wir haben Hinweise auf Zahlungen aus Deutschland", bestätigte das Gremium der Süddeutschen Zeitung.
Die Kommission habe im Irak ”einige hundert" Briefe aus verschiedenen Ländern gefunden, in denen
Unternehmen ihre Bereitschaft zu illegalen Zahlungen an das Regime von Saddam Hussein erklärt hätten,
sagte der Schweizer Finanzexperte und Strafrechtsprofessor Mark Pieth der SZ. Pieth leitet die von UNGeneralsekretär Kofi Annan eingesetzte Kommission zusammen mit Paul Volcker, dem früheren Chef der
US-Notenbank, und Richard Goldstone, Richter aus Südafrika und erster Chefankläger des JugoslawienTribunals. Im Rahmen des Öl für Lebensmittel- Programms durfte der Irak von 1996 bis 2003 Öl im Wert
von 64 Milliarden Dollar verkaufen und dafür Lebensmittel, Medikamente und einige andere Güter
importieren. Dabei sollen nach Angaben der Kommission zwischen dem Regime von Saddam Hussein auf
der einen und Firmen und Privatpersonen auf der anderen Seite hohe Schmiergeldzahlungen und
Provisionen geflossen sein. Hinweise auf eine direkte Verstrickung deutscher Firmen hatte die Kommission
bislang nicht bestätigt; bislang räumte sie lediglich allgemeine Untersuchungen ein. (SZ)
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18. April: Der irakische Präsident Dschalal Talabani will seine Unterschrift nicht unter ein mögliches
Todesurteil für den früheren Staatschef Saddam Hussein setzen. Er lehne die Todesstrafe weltweit ab,
sagte der Kurde Talabani am Montag in einem Interview der BBC. Er erinnerte zugleich daran, dass die aus
drei Mitgliedern bestehende Präsidentschaft ihr Urteil einstimmig fällen müsse. Seine beiden Stellvertreter,
der Sunnit Ghasi el Jawar und der Schiit Adel Abdel Mahdi seien ebenso wie die Regierung für Saddam
Husseins Hinrichtung. Er befinde sich also in der Minderheit.
Talbani zeigte sich in dem Interview überzeugt, dass kurdische und schiitische Milizen zusammen mit den
Streitkräften der Regierung die Aufständischen besiegen könnten. Er bedauerte, dass die US-Regierung
gegen den Einsatz der Milizen sei. Auch innerhalb der irakischen Regierung herrsche leider diese Haltung
vor. (AFP)
19. April: Bei mehreren Anschlägen im Iraksind am Dienstag mindestens zwölf Menschen getötet und 45
verletzt worden. In der Stadt Chaldija im Westen Bagdads eröffneten Angreifer Polizeiangaben zufolge das
Feuer auf Mitglieder der irakischen Nationalgarde und erschossen fünf Menschen. Vier weitere seien
verletzt worden. In Bagdad hätten Unbekannte einen Universitätsprofessor erschossen. Sie durchlöcherten
das Auto des Mannes mit Gewehrkugeln als dieser auf dem Weg zur Arbeit war. Ebenfalls in der
Hauptstadt sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Fahrzeug in die Luft und riss vier Mitglieder der
Nationalgarde mit in den Tod. 38 Mens chen seien bei dem Anschlag im Stadtviertel Athamija verletzt
worden, teilten Polizei und Krankenhaus -Sprecher mit. Der irakische Ableger der Extremisten-Gruppe AlKaida bekannte sich im Internet zu der Tat. Ein Mitglied ihrer Märtyrer-Brigaden habe den Anschlag verübt,
hieß es in der Erklärung der Gruppe, die von dem jordanischen Extremisten Abu Mussab al-Sarkaui
angeführt wird. Ein weiterer Selbstmordattentäter sprengte sich mit seinem Auto neben einem USMilitärkonvoi in der Nähe des internationalen Flughafens von Bagdad in die Luft. Augenzeugen sprachen
von zahlreichen Toten. Ein US -Militärsprecher sagte, ihm lägen noch keine Informationen zu dem Vorfall
vor. Im nordwestlich von Bagdad gelegenen Haditha griffen US-Soldaten nach Berichten von Anwohnern
ein mutmaßliches Rebellenversteck mit Flugzeugen an. Nach Angaben eines Arztes wurden dabei zwei
Menschen getötet, drei weitere wurden verletzt. Die Gewalt im Land hat in jüngster Zeit wieder
zugenommen, nachdem die Zahl der Anschläge und Angriffe unmittelbar nach den Wahlen Ende Januar
zurückgegangen war. Elf Wochen nach dem Urnengang ist allerdings noch immer keine Regierung gebildet
und irakische Vertreter haben die Sorge geäußert, dass das Machtvakuum von den Gegnern der
politischen Neuordnung des Landes ausgenutzt werden kann. (Reuters)
20. April: Der irakische Übergangsministerpräsident Ijad Allaui ist am Mittwoch unverletzt einem Attentat
entgangen. Bei dem Selbstmordanschlag in Bagdad seien mindestens ein Mensch getötet und vier weitere
verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der Attentäter sprengte sich nahe Allauis Autokonvoi in die Luft. Der
Anschlagsort befand sich in der Nähe von Allauis Wohnung sowie der Zentrale der Partei des
Regierungschefs. Allaui habe sich auf dem Nachhauseweg von einem wichtigen Treffen befunden, bei dem
über die Bildung der neuen irakischen Regierung verhandelt wurde. Der irakische Präsident Dschalal
Talabani hatte zuvor mitgeteilt, der Irak könnte am Donnerstag - rund drei Monate nach der Wahl - eine
neue Regierung erhalten.
Im irakischen Fluss Tigris sind die verwesten Leichen von mehr als 50 Menschen gefunden worden, bei
denen es sich laut Übergangspräsident Dschalal Talabani um zuvor in er Region vermisste Geiseln handelt.
Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden die Leichen der Männer, Frauen und Kinder bei uwairah, rund
50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad, aus em Wasser geborgen. Bei einer Anschlagsserie in
Bagdad wurden indestens zwei Menschen getötet. Im Westen des Landes erschossen ebellen 19 irakische
Soldaten. (AFP)
21. April: Beim Abschuss eines Hubschraubers nördlich der irakischen Hauptstadt sind am Donnerstag elf
Menschen getötet worden, darunter sechs amerikanische Mitarbeiter der US -Sicherheitsfirma Blackwater.
Dies bestätigte die US -Botschaft. Bei den weiteren Opfern soll es sich um die dreiköpfige bulgarische
Besatzung sowie zwei Leibwächter handeln, die von den Philippinen oder den Fidschiinseln stammen
sollen. Zu dem Anschlag auf Interims-Ministerpräsidenten Ajad Allawi tags zuvor bekannte sich die
Terrorgruppe Al Kaida im Irak. Der Hubschrauber vom sowjetischen Typ Mi-8 gehört der bulgarischen
Firma Heli Air. Er wurde von einem kanadischen Unternehmen gechartert und flog im Auftrag der USRegierung. Die Maschine war auf dem Weg nach Tikrit, der Heimatstadt des früheren Machthabers
Saddam Hussein, als sie 20 Kilometer nördlich von Bagdad von Raketen abgeschossen wurde. Näheres
zum Auftrag der Blackwater-Mitarbeiter wurde zunächst nicht bekannt. Vier Blackwater-Mitarbeiter waren im
vergangenen Jahr in Falludscha von einer Menschenmenge getötet und ihre Leichen verstümmelt und
angezündet worden. Der Vorfall führte zum US-Angriff auf diese Hochburg der Rebellen im Irak.
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Der US-Senat hat am Donnerstag weitere 81 Milliarden Dollar (62 Milliarden Euro) für die Kriege im Irak
und Afghanistan sowie für den Wiederaufbau bewilligt. Damit konnte sich Präsident George W. Bush mit
seien Forderungen weitgehend durchsetzen. 99 der 100 Senatoren stimmten dem Ausgabengesetz zu. Es
gab keine Gegenstimmte. Die Gesamtkosten für die Kriege im Irak und Afghanistan sowie für den
Wiederaufbau der beiden Länder belaufen sich damit bereits auf 300 Milliarden Dollar. Da sich der schon
vom Repräsentantenhaus gebilligte Entwurf in einigen Punkten von dem des Senats unterscheidet, muss
jetzt vom Vermittlungsausschuss der beiden Kammern des Kongresses ein Kompromiss für die endgültige
Gesetzesfassung erarbeitet werden. Mit einer raschen Entscheidung wird gerechnet. (APD)
22. April: Die Entführer von drei rumänischen Journalisten im Irak haben den Rückzug der rumänischen
Truppen aus dem arabischen Land binnen vier Tagen verlangt. Andernfalls würden sie ihre Geiseln töten,
berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira am Freitag. Der Krisenstab des rumänischen
Staatspräsidenten Traian Basescu erklärte am Abend in Bukarest, er habe Kontakt zu den Geiselnehmern.
Al-Dschasira strahlte ein Video der drei Entführten aus. Das Band zeigt die Fernsehjournalistin Marie
Jeanne Ion, die nach Angaben des Senders die Regierung in Bukarest zum Abzug der Truppen auffordert.
Außerdem bittet sie ihre Landsleute in Rumänien, Demonstrationen zu organisieren, um diese Forderung
durchzusetzen. Im Irak sind nach neuen offiziellen Angaben 863 rumänische Soldaten als Teil der US geführten Koalition stationiert.Die Sprecherin des Staatspräsidenten, Adriana Saftoiu, sagte, dass dieses
Videoband ein mit den Entführern vereinbarter Beweis dafür sei, dass die Geiseln noch leben. Außerdem
enthalte das Videoband Details, mit deren Hilfe eine Kontaktperson den von rumänischer Seite verlangten
Beweis erbringe, dass sie tatsächlich die Entführergruppe vertrete. Man wolle alles tun, um die Geiseln zu
retten, sagte Saftoiu weiter
Bei der Explosion einer Autobombe vor einer schiitischen Moschee in Bagdad sind am Freitag nach
Angaben des irakischen Fernsehens mindestens zehn Menschen getötet worden. 35 weitere Iraker wurden
bei dem Anschlag im Osten der Hauptstadt verletzt, darunter mehrere Kinder. Zur Zeit des Anschlags
waren zahlreiche Gläubige auf dem Weg zum Freitagsgebet in der Moschee. (DPA)
23. April: Eine Untersuchungskommission der US-Streitkräfte hat vier von fünf hochrangigen Offizieren von
Vorwürfen im Zusammenhang mit den Abu-Ghoreib-Skandal freigesprochen. Nach US - Medienberichten
vom Samstag unter Berufung auf Regierungsbeamte ist darunter der frühere US-Oberkommandierende im
Irak, Generalleutnant Ricardo Sanchez. Die Anschuldigungen gegen Sanchez seien grundlos, hieß es.
Auch im Fall von zwei Generälen und einem Oberst, die für Sanchez gearbeitet hatten, gebe es keine
Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten im Folterskandal in dem Gefängnis vor den Toren Bagdads, der vor
einem Jahr die Weltöffentlichkeit schockiert hatte. Sie sollten nicht bestraft werden, habe der
Generalinspekteur des Heeres, Generalleutnant Stanley E. Green, entschieden. Allein die Vorwürfe gegen
die suspendierte Brigadegeneralin der Militärpolizei in Abu Ghoreib, Janis Karpinski, seien zutreffend. In
ihrem Fall habe die Kommission eine Strafe empfohlen. Karpinski hatte sich immer als Sündenbock
bezeichnet. Ihr drohe wegen Pflichtverletzung ein administrativer Verweis, berichtete die «Washington
Post» unter Berufung auf mehrere, nicht näher genannte Quellen in ihrer Samstagausgabe (Internet). Ihr
Anwalt meinte in einer kurzen Stellungnahme, auch andere Generäle seien für Versäumnisse
verantwortlich. Die Behandlung seiner Klientin sei nicht fair, betonte Anwalt Neal A. Puckett.
Eine Serie von Bombenexplosionen hat Bagdad und andere Teile des Iraks erschüttert und rund ein
Dutzend Menschen in den Tod gerissen. Bei einem Anschlag auf einen irakischen Militärkonvoi in einem
Vorort der Hauptstadt wurden neun Soldaten getötet und 20 verletzt. Nach der Explosion eröffneten
Soldaten das Feuer auf die mutmaßlichen Angreifer und erschossen versehentlich einen unbeteiligten
Autofahrer, wie die Polizei mitteilte. Der Anschlag erfolgte unweit des berüchtigten Abu-GhraibGefängnisses. Ein weiterer Sprengsatz detonierte nahe der Ausfallstraße zum Bagdader Flughafen. Dabei
wurde nach Krankenhausangaben ein Iraker getötet. Sieben Menschen wurden verwundet, darunter drei
US-Soldaten. Bei der Explosion einer dritten Bombe am Straßenrand in der Hauptstadt wurden zwei
Polizisten verletzt. Ein vierter Sprengsatz wurde von US-Soldaten rechtzeitig entschärft. Bei Samarra rund
100 Kilometer nördlich von Bagdad explodierte am Samstagmorgen ebenfalls ein am Straßenrand
versteckter Sprengsatz und tötete einen Zivilisten. Drei Verletzte gab es bei einem Anschlag auf einen
irakischen Militärkonvoi in Mossul im Norden des Landes. Bei einem Selbstmordattentat vor einer
schiitischen Moschee in Abu al Chassib bei Basra wurden zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt.
Am Freitag war bereits in Bagdad ein neuerlicher Autobombenanschlag auf eine schiitische Moschee
verübt worden. Dabei wurden zwölf Menschen in den Tod gerissen und 22 verletzt. (DPA)
24. April: Bei der Explosion zweiter Autobomben sind am Sonntagabend in der Nähe eines Markts in
Bagdad nach Polizeiangaben 15 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 40 wurden verletzt. Ein
Polizeisprecher berichtete, der erste Sprengsatz sei vor einem Eisladen in einem westlichen Stadtteil
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hochgegangen. Als Leute zur Hilfe eilten, explodierte ein paar Minuten später die zweite Bombe. Ein vor
zwei Wochen im Irak entführter pakistanischer Diplomat ist am Sonntag freigelassen worden, wie die
Regierung in Islamabad mitteilte. Malik Mohammed Javed befinde sich in Sicherheit, sagte
Informationsminister Scheich Rashid Ahmed, ohne weitere Einzelheiten mitzuteilen. Der Diplomat war am
9. April auf dem Weg zu einer Moschee verschleppt worden. Nach Angaben der pakistanischen Regierung
befand sich der stellvertretende Botschaftsrat in der Gewalt der bis dahin unbekannten islamistischen
Gruppe Omar bin Chattab. (APD)
25. April: Die Bundeswehr ist nach Worten von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bereit, weitere
irakische Soldaten in den Vereinigten Arabischen Emiraten auszubilden. Wenn der Irak entsprechende
Wünsche an die Bundesregierung herantrage, «sind wir bereit, diese zu erfüllen», sagte Struck am Montag
anlässlich eines Truppenbesuchs bei der Bundeswehr im Emirat Abu Dhabi. Dort bilden
Bundeswehrangehörige irakische Soldaten aus. Die Emirate seien «ein guter Partner» und in der
Golfregion ein «stabiler Faktor», sagte Struck. Es bestehe ein großer Wille zur Zusammenarbeit im Kampf
gegen den Terrorismus und zur Stabilisierung des Irak. «Wir legen hier Grundsteine», sagte der
Verteidigungsminister weiter. Es komme dabei nicht so sehr auf die Quantität, sondern auf die Qualität an.
Am Sonntagabend wurde zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Deutschland eine
Vereinbarung über die weitere militärische Zusammenarbeit unterzeichnet.
Die für Montag erwartete Regierungsbildung im Irak ist wegen weiterer Debatten um die Besetzung der 31
Ministerposten um mindestens einen Tag verschoben worden. Das erklärte Dschawad al- Malki, der zur
Dawa-Partei des designierten Ministerpräsidenten Ibrahim al-Dschafari gehört, am Montag in Bagdad. Auf
Grund der Weigerung des scheidenden Übergangsregierungschefs Ijad Allawi, sich an der neuen
Regierung zu beteiligen, müsse erneut abgestimmt werden, sagte er. Die vier Ministerposten, die für Allawis
Irak-Liste reserviert worden waren, sollen nun unter der Schiiten-Allianz und den Kurden aufgeteilt werden.
Die internationale Irak-Konferenz, die gemeinsam von der EU und den USA ausgerichtet wird, soll Ende
Juni in Brüssel stattfinden. Ursprünglich war sie bereits für Ende Mai oder Anfang Juni angekündigt worden.
Grund für die Verschiebung ist vor allem die Tatsache, dass es noch keine neue Regierung des Irak gibt,
sagte eine Sprecherin des EU-Vertreters für die Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, am Montag in
Luxemburg. Zu der Tagung sollen nicht nur die beteiligten internationalen Organisationen, sondern auch
sämtliche Nachbarn des Irak eingeladen werden. Auf der Konferenz soll es um die künftige politische und
verfassungsmäßige Ordnung Iraks gehen, aber auch um den Ausbau von Sicherheit und
Rechtsstaatlichkeit sowie um wirtschaftliche Fragen.
Im Irak sind nach Angaben vom Montag bei Gewalttaten wieder mehrere Menschen ums Leben
gekommen. Nach einer heftigen Explosion in der Nacht zum Montag geriet nahe der Stadt Kirkuk ein
großes Ölfeld in Brand. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus. (DPA)
26. April: Die Entführer der drei im Irak entführten rumänischen Journalisten haben ihr Ultimatum an die
rumänische Regierung nach Medienberichten um einen Tag verlängert. Die rumänischen Soldaten im Irak
müssten nunmehr bis Mittwochnachmittag (15.00 Uhr MESZ) abgezogen werden, berichtete der katarische
TV-Nachrichtensender El Dschasira am Dienstag. Anderenfalls würden die Geiseln getötet. Ein Video der
Entführer zeige die drei an den Händen gefesselten Entführten. In der Aufnahme werde auch die
bulgarische Bevölkerung aufgefordert, mit Demonstrationen Druck auf die ihre Regierung auszuüben.
Auf einer Islamistenseite im Internet ist am Dienstag ein Video aufgetaucht, das die Enthauptung eines
irakischen Soldaten zeigt. Der als Dschasim Mohammed identifizierte Soldat aus der Anbar-Provinz soll zur
so genannten «Fuchs -Brigade» der irakischen Armee gehört haben. Dem Video ist eine Erklärung im
Namen der Terroristengruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi beigefügt. Darin heißt es, die
Enthauptung sei eine Warnung «an jeden, der seine Religion verkauft und sich der Fuchs -Brigade
anschließt, damit er weiß, was sein Schicksal sein wird.»
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat den jüngsten Anstieg der Anschläge im Irak
heruntergespielt. Die Zahl der Attacken gehe immer mal hoch und mal runter, sagte Rumsfeld am Dienstag
im Pentagon. «Aber es handelt sich um eine relativ kleine Zahl von Leuten, die Waffen und Geld haben und
entschlossen sind, den Vormarsch der Demokratie zu stoppen.» Er zeigte sich überzeugt, dass die Iraker
die Aufständischen letztlich besiegen werden. (DPA)
27. April: Rumänien hat am Mittwoch führende irakische Religionsgelehrte um Hilfe zur Befreiung der vor
einem Monat in Bagdad drei entführten rumänischen Journalisten gebeten. Der Ulema- Rat solle auch
durch die Vermittlung von Verhandlungen helfen, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax.
Ministerpräsident Calin Popescu-Tariceanu hatte am Vortag angekündigt, den Forderungen der
Geiselnehmer nicht nachzugeben. Die Regierung bat die Geiselnehmer um eine weitere Verlängerung des
109
Ultimatums, das am Abend auslaufen sollte. Unterdessen haben in Bukarest und anderen rumänischen
Städten mehrere hundert Demonstranten den Rückzug der eigenen Truppen aus dem Irak gefordert. Sie
schlossen sich Forderungen einzelner Oppositionspolitiker an.
Eine Abgeordnete des irakischen Parlaments ist am Mittwoch einem Anschlag zum Opfer gefallen. Lamia
Abed Chaduri al Sakri von der Partei des scheidenden Regierungschefs Ajad Allawi wurde am Mittwoch in
ihrem Haus in Bagdad erschossen, wie die Polizei mitteilte.
Knapp drei Monate nach der Wahl im Irak übergab der designierte irakische Ministerpräsident Ibrahim alDschafari am Mittwochabend Staatspräsident Dschalal Talabani seine Kabinettsliste mit den Namen von 32
Ministern. An diesem Donnerstag werde er sein Regierungsteam der Nationalversammlung vorstellen,
sagte Al-Dschafari beim Verlassen der Residenz des Staatspräsidenten in Bagdad. Im Kabinett sollen
sieben Frauen vertreten sein, Al-Dschafari will vier Stellvertreter haben. (DPA)
28. April: Das Kabinett auch drei Monate nach den Parlamentswahlen noch unvollständig. Trotz
wochenlanger Koalitionsverhandlungen konnte Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari der
Nationalversammlung zur Abstimmung am Donnerstag noch nicht die Chefs von fünf für sunnitische Araber
vorgesehene Ministerien präsentieren, darunter für Schlüsselressorts wie die des Verteidigungs - und des
Ölministers. Dennoch billigte eine Mehrheit der 275 Abgeordneten die lückenhafte Kabinettsliste. Die USA
und UN- Generalsekretär Kofi Annan begrüßten die Regierungsbildung in Bagdad. (DPA)
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat dem irakischen Ministerpräsidenten Ibrahim el Dschaafari und seinem
Kabinett zur Ernennung gratuliert. Er wünsche Dschaafari für die «verantwortungsvolle Aufgabe, die
Sicherheitslage in Ihrem Land zu verbessern, ein demokratisches Regierungssystem aufzubauen und den
Wiederaufbau des Irak voranzutreiben» Erfolg, schrieb Schröder in einem Telegramm nach Bagdad. Die
Bundesregierung sei entschlossen, die irakische Regierung «auf diesem Weg zu unterstützen». Zugleich
lud Schröder Dschaafari zu einem Besuch nach Berlin ein. (AFD)
29. April: Einen Tag nach der Regierungsbildung im Irak ist Bagdad von einer Serie blutiger Anschläge
erschüttert worden. Bei insgesamt 10 Autobombenanschlägen in und um Bagdad kamen mehr als 20 Iraker
ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Ziel der Anschläge waren vorwiegend irakische Sicherheitskräfte.
Allein in den Bagdader Vierteln Adhamija und Suleikh starben bei vier offenbar koordinierten Anschlägen
nach Augenzeugenberichten mindesten 15 Menschen, darunter auch Zivilisten.
Eine Extremistengruppe im Irak erklärte, sie habe sechs Sudanesen als Geiseln genommen und ermordet,
die sie der Zusammenarbeit mit der US -Armee verdächtigte. Das berichtete der Sender Al-Arabija. Der im
Internet verbreiteten Erklärung der Ansar al-Sunna Armee war ein Video beigefügt, auf dem die
angeblichen Opfer zu sehen sind. Auf einer anderen Islamistenseite im Internet tauchte ein Tonband auf,
auf dem sich angeblich der jordanische Terrordrahtzieher Abu Mussab al-Sarkawi über amerikanische
Versuche beklagt, den Widerstand im Irak zu spalten.
Die USA und Italien haben sich nicht auf eine gemeinsame Beurteilung der tragischen Umstände der
Befreiung der Italienerin Giuliana Sgrena im Irak einigen können. Das teilten beide Regierungen am Freitag
mit. Sie gaben keine Gründe an. Die beiden Länder hatten die Vorfälle von Anfang März gemeinsam
untersucht. (DPA)
30. April: Wenige Tage vor Prozessbeginn hat die durch den Misshandlungsskandal von Abu Ghoreib
berüchtigte US-Soldatin Lynndie England (22) ihre Schuld eingeräumt. England werde sich bei dem am
Montag beginnenden Verfahren in Fort Hood (Texas) schuldig bekennen, kündigte ihr Anwalt Jonathan
Crisp am Freitag (Ortszeit) an. Im Gegenzug sei das Höchststrafmaß auf elf Jahre gesunken.
Im Süden Iraks haben US -Ermittler ein Massengrab mit mindestens 1500 von Soldaten Saddam Husseins
ermordeten Kurden entdeckt. Wie die «Washingt on Post» am Samstag unter Berufung auf amerikanische
und irakische Beamte berichtete, wurden in der Nähe der südirakischen Stadt Al-Samawah bereits 113
Leichen exhumiert. Fast alle seien Frauen, Kinder oder Jugendliche gewesen.
60 Kilometer südlich von Bagdad entdeckten Polizisten am Samstag die Leichen von vier enthaupteten
Irakern, darunter von zwei Soldaten und einem Übersetzer, der für die US -Armee gearbeitet hatte. Sie
seien vor einigen Tagen getötet worden. Das US -Militär gab bekannt, dass am Donnerstag und Freitag bei
zwei Anschlägen mit selbst gebastelten Bomben in der nordirakischen Stadt Tal Afar sowie nördlich von
Bagdad fünf amerikanische Soldaten getötet wurden.
Unterdessen kamen am Samstag in Istanbul die Außenminister der sechs Anrainerstaat en des Iraks
zusammen, um über die aktuelle Entwicklung im Nachbarland zu beraten. Es wurde erwartet, dass sie der
neuen Regierung in Bagdad ihre Unterstützung aussprechen und Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus
110
anbieten. An dem Treffen nahmen auch die Außenminister Iraks und Ägyptens, Hoschiar Sebari und
Ahmed Abul Gheit, teil.
Die schleppende Aufklärung nach dem Tod des italienischen Geheimdienstagenten bei einer
Geiselbefreiung in Bagdad belastet zunehmend die Beziehungen zwischen Rom und Washington. Rom
könne die Arbeit der gemeinsamen italienisch- amerikanischen Untersuchung nicht akzeptieren, sagte
Außenminister Gianfranco Fini. Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte am Samstag an, er wolle in der
Angelegenheit mit US-Präsident George Bush sprechen. (DPA)
Mai 2005
1. Mai: Zwei Monate nach den tödlichen Schüssen auf den italienischen Geheimagenten im Irak haben die
US-Streitkräfte die beteiligten Soldaten von jeder Schuld freigesprochen. «Dies war ein tragischer Unfall»,
erklärte Brigadegeneral Peter Vangjel nach Abschluss der Untersuchung. Die Soldaten sollen nicht belangt
werden. Italien will seine Bewertung des Vorfalls nach der Befreiung der verschleppten Journalistin Guiliana
Sgrena am Montag vorlegen.
Ein halbes Jahr nach der Entführung der CARE -Mitarbeiterin Margaret Hassan im Irak sind südlich von
Bagdad mehrere Verdächtige festgenommen worden. Bei einer Razzia irakischer und amerikanischer
Soldaten seien mehrere Gegenstände gefunden worden, die vermutlich der früheren Leiterin der
Hilfsorganisation CARE im Irak gehörten, teilten die britische und die US-Botschaft in Bagdad am Sonntag
mit. Nach Angaben einer US-Militärsprecherin wurden mehrere Personen festgenommen. Hassan war am
19. Oktober in Bagdad entführt worden und wurde vermutlich ermordet. (AP)
Bei Anschlägen im Irak kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Im Bagdader Vorort Safranija riss
ein Selbstmordattentäter nach Angaben von Augenzeugen an einer Straßensperre der US-Armee vier
Menschen mit in den Tod. Der Nachrichtensender Al-Arabija sprach von fünf getöteten Irakern und machte
keine Angaben zu möglichen US-Opfern. Zuvor hatten Angreifer bei einem Überfall auf einen
Kontrollposten südlich Bagdads fünf Polizisten erschossen.
In der nordirakischen Stadt Tel Afar bei Mossul hat sich am Sonntagabend ein Selbstmordattentäter in die
Luft gesprengt und dabei mindestens 25 Menschen mit in den Tod gerissen. Wie der Nachrichtensender AlArabija berichtete, wurden bei dem Anschlag mindestens 30 weitere Teilnehmer einer Trauerfeier verletzt.
Die Trauerfeier war für einen verstorbenen Funktionär der Kurdischen Demokratischen Partei ausgerichtet
worden. (DPA)
2. Mai: Nach der Entführung eines Australiers im Irak lehnte die Regierung in Canberra den von den
Geiselnehmern geforderten Rückzug ihrer Truppen ab. «Wir können uns unsere Außenpolitik nicht von
Terroristen diktieren lassen», sage Ministerpräsident John Howard. Außenminister Alexander Downer
kündigte die Entsendung einer besonderen Einsatzgruppe aus Mitarbeitern des Außen- und
Verteidigungsministeriums nach Irak an. Sie solle alles versuchen, um die Freilassung des 63-jährigen
Douglas Wood zu erreichen.
Einen Tag vor der geplanten Vereidigung der neuen Bagdader Regierung sind bei einer Anschlagsserie im
Irak mindestens 22 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Eine Autobombe im Zentrum
Bagdads tötete neun Zivilisten, zehn weitere wurden laut dem Innenministerum verletzt. Durch eine weitere
Autobombe im Osten der Hauptstadt kamen vier Menschen ums Leben. Ein weiterer Anschlag im Norden
Bagdads galt offenbar einem der ranghöchsten Polizisten des Landes, General Raschid Flaih. Er entkam
unversehrt, zwei seiner Leibwächter wurden verletzt. Vier irakische Soldaten kamen bei der Explosion einer
Bombe rund 60 Kilometer nördlich von Bagdad ums Leben, vier weitere wurden nach Armeeangaben
verletzt. Im nordirakischen Mossul wurden vier Iraker, darunter ein Kind, getötet, als zwei mit Sprengstoff
präparierte Autos explodierten. Sieben Zivilisten wurden nach Angaben der Polizei verletzt. In Tarmja, rund
25 Kilometer nördlich von Bagdad, explodierte eine Autobombe, als ein Konvoi der irakischen Armee den
Ort passierte. Dabei wurden zwei Zivilisten, ein Polizist und ein Soldat verletzt. (AFP)
Die US-Soldatin Lynndie England hat sich vor dem Militärgericht in Fort Hood (Texas) schuldig bekannt.
Dies meldete der Nachrichtensender CNN. Der Anwalt der 22-Jährigen hofft, dass auf Grund des
Schuldeingeständnisses die drohende Höchststrafe von 16 auf 11 Jahre reduziert wird.
Die drei im Irak entführten rumänischen Journalisten sind nach Angaben von Staatspräsident Traian
Basescu «mit Sicherheit» noch am Leben. «Ich weiß mit Sicherheit, dass sie noch leben und die Behörden
unternehmen alles, um sie sicher nach Hause zu bringen», sagte Bas escu am Montag. Die Reporterin
Marie-Jeanne Ion, der Kameramann Sorin Miscoci und der Reporter Ovidiu Ohanesian wurden am 28. März
in Bagdad zusammen mit ihrem irakisch-amerikanischen Übersetzer entführt. Die Geiselnehmen hatten ein
Ultimatum zum Abzug der rumänischen Truppen aus dem Irak gestellt, das am Mittwoch ablief. (DPA)
111
3. Mai: - Bei Kämpfen zwischen US -irakischen Truppen und Rebellen im Westen des Irak sind 15
Menschen getötet worden. Die US- und irakischen Truppen hätten einen Angriff von Aufständischen auf
eine Straßensperre in der Stadt Ramadi am Dienstag zurückgeschlagen, sagte ein US-Militärsprecher.
Unter den Toten seien zwei Zivilisten und ein irakischer Soldat sowie zwölf Aufständische. Vier USSoldaten seien verletzt worden. Fünf Rebellen seien festgenommen worden.
Am Nachmittag sollte in Bagdad die neue irakische Regierung vereidigt werden. Die neue
Regierungsmannschaft des designierten Ministerpräsidenten Ibrahim el Dschaafari war am vergangenen
Donnerstag vom Parlament gebilligt worden.(AFP)
4. Mai: Bei einem verheerenden Bombenanschlag im Nord-Irak sind am Mittwoch nach Angaben des
staatlichen irakischen Fernsehens 60 Menschen getötet und etwa 150 verletzt worden. Ein
Selbstmordattentäter habe in der Kurdenstadt Erbil die Bombe vor einem Rekrutierungsbüro für
Polizeianwärter zur Explosion gebracht, berichtete der Fernsehsender Al-Irakija. Örtliche Krankenhäuser
gaben die Zahl der Verletzten mit 200 an. Vor dem Gebäude hätten zahlreiche Bewerber für den
Polizeidienst Schlange gestanden, berichteten Augenzeugen. Unter den Opfern seien auch zahlreiche
Zivilisten. Der Anschlag sei in einem dicht bewohnten Stadtviertel nahe dem Sheraton-Hotel und dem Büro
der von Massud Barsani geführten kurdischen Demokratischen Partei (KDP) verübt worden. In ersten
Fernsehbildern waren zerstörte Autos und Blutlachen zu sehen. Seit der Bildung der neuen Regierung vor
einer Woche haben Aufständische ihre Angriffe verstärkt. (DPA)
Australien hat an die Geiselnehmer des Australiers im Irak appelliert, den 63-jährigen aus gesundheitlichen
Gründen freizulassen. Außenminister Alexander Downer sagte am Mittwoch, er habe in einem Interview mit
dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira darauf hingewiesen, dass Douglas Wood schwer herzkrank
sei und ein Augenleiden habe. Unterdessen traf eine Einsatzgruppe aus Mitarbeitern des Außen- und
Verteidigungsministeriums im Irak ein, die die Freilassung Woods erreichen soll. Ministerpräsident John
Howard hat den von den Geiselnehmern geforderten Rückzug australischer Truppen und die Zahlung eines
Lösegelds ausgeschlossen. In einem vom arabischen Sender Al Dschasira am Montag gesendeten
Videofilm wurde Wood zwischen zwei vermummten Bewaffneten gezeigt. Der eingeschüchtert wirkende
Mann bat vor der Videokamera US -Präsident George W. Bush, Howard und den kalifornischen Gouverneur
Arnold Schwarzenegger, die Koalitionstruppen aus Irak abzuziehen. (AP)
5. Mai: Die blutige Anschlagserie im Irak reißt ungeachtet der Vereidigung einer neuen Regierung in
Bagdad nicht ab. Einen Tag nach dem mit 60 Toten schwersten Anschlag seit mehr als zwei Monaten im
kurdischen Erbil starben bei mehreren Attentaten in Bagdad mehr als 20 Menschen. Derweil verläuft die
Besetzung der offene Posten im neuen irakischen Kabinett weiter schleppend. Ministerpräsident Ibrahim alDschafari ernannte den Schiiten Bahr al-Ulum zum Ölminister und benannte einen Elektrizitätsminister.
Damit blieben auch drei Tage nach Vereidigung der Regierung fünf Ministersessel leer, die überwiegend für
Vertreter der sunnitischen Wahlverlierer reserviert sind.
Ähnlich wie in Erbil zündete in der Nähe des alten Muthanna-Flughafens in Bagdad ein
Selbstmordattentäter vor einem Rekrutierungszentrum der Armee einen Bombengürtel. Er riss nach
Angaben des Innenministeriums zehn Menschen mit in den Tod. Neun wurden verletzt. Augenzeugen
berichteten nach Angaben des Senders Al- Arabija, der Täter sei möglicherweise Sudanese gewesen.
Bei einem Angriff von Aufständischen auf eine Polizeipatrouille im Bagdader Stadtteil Dora starben acht
Beamte. Eine Autobombe an einer Straßensperre vor dem Haus eines Innen-Staatssekretärs tötete zwei
Polizisten, sieben wurden verletzt. Bei einer Razzia südlich Bagdads beschlagnahmten irakische Polizisten
derweil nach eigenen Angaben Waffen und Munition sowie sechs Autos, die teilweis bereits für
Selbstmordattentate präperiert gewesen sein sollen.
In Rom kündigte Ministerpräsident Silvio Berlusconi an, trotz des Streits mit den USA im Fall Nicola Calipari
blieben die 3000 italienischen Soldaten im Irak stationiert. Der Tod des Geheimdienstagenten durch
Schüsse von US-Soldaten in Bagdad werde nicht zu einem einseitigen italienischen Truppenabzug führen,
sagte er vor dem Parlament.
Bulgarien zieht seine Soldaten anfang kommendes Jahres aus dem Irak zurück. Das bulgarische Parlament
nahm am Donnerstag mit den Stimmen der Koalitionpartner von Nationaler Bewegung und Türkenpartei
DPS einen entsprechenden Antrag der Regierung an. Die oppositionellen Sozialisten lehnten die
Entscheidung ab. Sie forderten einen Rückzug noch Ende Mai und widersetzten sich der Entsendung eines
neuen, fünften Kontingents zur Jahresmitte, obwohl es von jetzt 450 auf 400 Soldaten reduziert werden soll.
(DPA)
112
Das Verfahren gegen die bekannteste Angeklagte im Misshandlungsskandal von Abu Ghoreib, Lynndie
England, ist im ersten Anlauf geplatzt. Nachdem Militärrichter James Pohl das Schuldeingeständnis der 22Jährigen zurückgewiesen hatte, bereitet das Militär nach Angaben eines ihrer Verteidiger jetzt ein neue
Anklage vor. Gleichzeitig ordnete US-Präsident George W. Bush am Donnerstag die Degradierung der
damals für das Gefängnis zuständigen Brigadegeneralin Janis Karpinski zum Oberst an.
6. Mai: Bei zwei Selbstmordanschlägen im Irak sind 29 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der
Stadt Sueira südlich von Bagdad starben 17 Menschen, als ein Attentäter sich mit seinem Fahrzeug auf
einem Marktplatz in die Luft sprengte, wie Polizei und Krankenhaus mitteilten. Zwölf weitere Menschen
wurden bei einem Anschlag gegen die Polizei in der Stadt Tikrit getötet. Der Selbstmordattentäter raste in
seinem mit Sprengstoff präparierten Fahrzeug in einen Bus, in dem Polizisten unterwegs waren.
Bei dem Anschlag in Sueira wurden den Angaben zufolge weitere 40 Menschen verletzt. Der Attentäter
habe sich am Nachmittag auf dem belebten Markt in die Luft gesprengt; dabei seien etliche Läden
beschädigt und mehrere Fahrzeuge zerstört worden. Von den am schwersten Verletzten seien sechs
Menschen in Krankenhäuser nach Bagdad gebracht worden, das etwa fünfzig Kilometer nördlich von
Sueira liegt. Unter den zwölf Toten bei dem Anschlag in Tikrit waren acht Polizisten, wie ein Krankenhaus
mitteilte; zudem sei ein Kind ums Leben gekommen. Drei Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
Das fast 200 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Tikrit ist die Heimat des gestürzten irakischen
Präsidenten Saddam Hussein.
Im Norden der irakischen Hauptstadt wurden 14 Leichen gefunden, die an den Händen gefesselt waren,
wie aus dem Innenministerium in Bagdad verlautete. Die Menschen seien mit Kopfschüssen getötet
worden. Der Kleidung nach handele es sich vermutlich um Landbewohner, die am Mittwoch oder
Donnerstag erschossen worden seien. Das Gebiet steht unter Kontrolle der Miliz des radikalen
Schiitenführers Moktada Sadr. (AFP)
7. Mai: Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Autokonvoi mit westlichen Staatsbürgern sind in Bagdad
mindestens 17 Menschen getötet worden, darunter mehrere Ausländer. Dutzende weitere Menschen seien
bei der starken Explosion verletzt worden, berichteten örtliche Fernsehsender. Die US-Armee meldete
unterdessen Erfolge im Kampf gegen das Netzwerk des jordanischen Topterroristen Abu Mussab alSarkawi.
Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, bestätigte das US- Militär, dass die Ausländer für eine
amerikanische Vertragsfirma arbeiteten. Über ihre Nationalität wurde jedoch nichts bekannt. In
Fernsehaufnahmen waren brennende Autos zu sehen, darunter auch schwere Luxusgeländewagen, die
häufig von Mitarbeitern westlicher Firmen genutzt werden. Anwohner berichteten, sie hätten gegen 11.00
Uhr Ortszeit eine starke Explosion gehört. Kurz darauf war dicker schwarzer Rauch über dem belebten
Viertel zu sehen. Mehrere Häuser und Geschäfte seien beschädigt worden.
Ein Deutscher wird künftig in Irak als Vize- Sonderbeauftragter die Vereinten Nationen vertreten. Michael
von der Schulenburg (56) wurde von UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Stellvertreter des UNSonderbeauftragten für den Irak, Ashraf Qazi, ernannt. Von der Schulenburg wird insbesondere für
politische Angelegenheiten zuständig sein, teilten die UN mit. Unterdessen bemühte sich Ministerpräsident
Ibrahim al-Dschafari weiter darum, sein Kabinett zu vervollständigen. Das irakische Fernsehen berichtete,
es sei eine Einigung erzielt worden, die noch vakanten Posten zu besetzen. Dazu zählt auch das wichtige
Verteidigungsministerium.
Die US-Armee teilte mit, sie habe das Terrornetzwerk des jordanischen Topterroristen Abu Mussab alSarkawi im Irak erheblich geschwächt. In den vergangenen Wochen seien Hunderte von Gefolgsleuten
festgenommen oder getötet worden, teilte das Pentagon am Freitag (Ortszeit) in Washington mit. Trotz der
Schwächung sei das Sarkawi-Netzwerk aber weiterhin in der Lage, Mitglieder für Anschläge zu rekrutieren.
(DPA)
8. Mai: Im Irak ist erneut ein ranghohes Mitglied der Gruppe des Extremistenführers Abu Musssab el
Sarkawi gefasst worden. Der «Terrorist» Ammar Adnan Mohammed Hamasa Subei alias Abu Abbas sei bei
einer Razzia in Bagdad am Donnerstag festgenommen worden, teilte die irakische Regierung mit. Der
Gefasste werde der Beteiligung an mehreren Anschlägen beschuldigt, bei denen insgesamt dutzende
«unschuldiger Zivilisten» getötet worden seien.
Bei der Festnahme von Abu Abbas seien Dokumente beschlagnahmt worden, die darauf hinwiesen, dass
er einen Anschlag auf ein ranghohes Regierungsmitglied geplant habe. Den Angaben zufolge gestand er,
rund 400 Granaten und 720 Kisten mit Sprengstoff aus einem Waffendepot entwendet zu haben. Das
Material sei bei Angriffen verwendet worden, darunter Anschläge mit Autobomben. Am Samstag hatte die
113
irakische Regierung die Festnahme eines «Emirs» der Sarkawi-Gruppe im Westen des Landes mitgeteilt.
Ghassan Mohammed Amin Hussein el Rawi sei bereits am 26. April bei einer Razzia in der Stadt Rawa 350
Kilometer westlich von Bagdad gefasst worden. Sarkawis Gruppe ist der irakische Zweig des
Terrornetzwerks El Kaida.
Mehr als drei Monate nach der Wahl ist die irakische Regierung komplett. Das Parlament in Bagdad billigte
die Besetzung der letzten sechs vakanten Kabinettsposten, wie die schiitische Abgeordnete Mariem el
Rajess der Nachrichtenagentur AFP sagte. Darunter seien die Schlüsselministerien für Öl und für
Verteidigung. Zudem habe das Parlament die Personalvorschläge für die Ressorts Menschenrechte,
Stromversorgung sowie Industrie und Bodenschätze gebilligt. Auch der vakante Posten eines dritten
stellvertretenden Ministerpräsidenten sei besetzt worden. (AFP)
9. Mai: Ein Selbstmordattentäter hat in der irakischen Hauptstadt Bagdad vier Menschen mit in den Tod
gerissen. Der Mann sei in seinem mit Sprengstoff gefüllten Auto in zwei Polizeiwagen gerast, teilte das
Innenministerium mit. Zwei Polizisten seien bei lebendigem Leibe in den Fahrzeugen verbrannt; bei den
beiden anderen Toten handle es sich um Zivilisten. Zudem seien mindestens acht Menschen Polizisten.
Der Anschlag habe sich am Montagmorgen im Stadtteil Saidijah ereignet. Zunächst war von drei getöteten
Polizisten die Rede gewesen. (AFP)
Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf das Pentagon, die Zahl der
Autobombenanschläge habe sich im vergangenen Monat verdoppelt. In der nordirakischen Stadt Tikrit
greifen die Sicherheitskräfte inzwischen zu drastischen Maßnahmen, um Selbstmordanschläge mit
Autobomben zu unterbinden. Wie ein Vertreter der Stadtverwaltung am Montag berichtete, darf auf den
größeren Straßen der Heimatstadt von Ex-Diktator Saddam Hussein ab sofort kein Autofahrer mehr ohne
Beifahrer unterwegs sein. Damit sollen Terrorgruppen abgeschreckt werden, die zum jedem Anschlag
gleich zwei ihrer Mitglieder schicken müssten.
In Bagdad legten am Montag die am Vortag vom Parlament akzeptierten vier neuen Minister und der
stellvertretende Ministerpräsident Abdullah al-Dschaburi ihren Amtseid ab. Damit ist die Regierung fast
komplett. Ein Sunnit, der als Menschenrechtsminister vorgesehen war, hatte das Amt abgelehnt. (DPA)
Im Irak hat eine islamischeExtremisten-Organisation einen Japaner verschleppt, der offenbar im Dienst der
US-Streitkräfte stand. Der Mann sei in der Nähe der Stadt Hit schwer verletzt gefangen genommen worden,
hieß in einer im Internet verbreiteten Erklärung der Gruppe Ansar al-Sunna. Bei der Gefangennahme seien
zwölf Iraker und fünf bewaffnete Ausländer getötet worden. Die Gruppe habe einen Konvoi überfallen, der
von einem US-Stützpunkt nahe Bagdad gekommen sei. Die sunnitische Extremisten-Organisation hat sich
in der Vergangenheit zu zahlreichen Anschlägen gegen die US-Streitkräfte im Land und zur Tötung
mehrerer Geiseln bekannt. Auf der Internetseite war ein japanischer Pass auf den Namen Akihiko Saito zu
sehen. Außerdem wurde ein Ausweis gezeigt, der den Mann als Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes
identifiziert. Bald werde ein Video mit Aufnahmen des Mannes veröffentlicht, hieß es auf der Seite weiter,
deren Authentizität zunächst nicht bestätigt werden konnte. Das japanische Außenministerium bestätigte
einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge, dass ein japanischer Angestellter einer
ausländischen Sicherheitsfirma im Irak verschleppt worden sei. Im Irak sind in der Vergangenheit bereits
mehrere Japaner entführt worden. Japan hatte im Dezember den innenpolitisch umstrittenen Einsatz von
rund 550 Soldaten im Südirak um ein weiteres Jahr verlängert. Die pazifistische Verfassung Japans
beschränkt die Aktivitäten der Soldaten auf Hilfe für die Bevölkerung und Wiederaufbauleistungen.
(Reuters)
10. Mai: Bei der Explosion einer Autobombe in Bagdad sind mindestens sieben Menschen getötet worden.
Nach Angaben von Augenzeugen richtete sich der Anschlag gegen einen Konvoi der US-Armee. Die
Soldaten seien jedoch unverletzt geblieben, hieß es. 16 Iraker wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus
gebracht. Die US-Armee berichtete unterdessen, am Sonntag sei bei den Gefechten in der Umgebung der
westirakischen Stadt Al-Kaim ein weiterer US -Soldat von Aufständischen erschossen worden. Damit kamen
im Irak seit Samstag elf amerikanische Soldaten ums Leben. Bei ihrer am Samstag begonnenen Offensive
nahe der syrischen Grenze haben die US -Truppen nach eigenen Angaben bereits Dutzende von
«Terroristen» getötet.
Das irakische Parlament hat am Dienstag eine Kommission gebildet, die bis Mitte August einen Entwurf für
eine endgültige Verfassung vorlegen soll. Die Zusammensetzung des 55-köpfigen Gremiums wurde in
Bagdad von 142 der 161 anwesenden Abgeordneten bestätigt. Die Kommission soll nach Angaben von
Parlamentsvizepräsident Hussein Schahristani binnen drei Tagen zusammentreten, um einen Vorsitzenden
und dessen Stellvertreter zu wählen. «Wir hoffen, dass Sie Tag und Nacht arbeiten werden, um Ihre Arbeit
am vorgesehenen Datum abzuschließen», sagte Schahristani. 28 Mitglieder der Kommission gehören der
schiitischen Liste Vereinigte Irakische Allianz an, die auch im Parlament die Mehrheit hält. Das
Kurdenbündnis entsandte 15 Vertreter in die Kommission. Der Ent wurf für die endgültige Landesverfassung
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soll bis spätestens 15. Oktober in einem landesweiten Referendum zur Abstimmung gestellt werden. Zur
Bestätigung reicht die einfache Mehrheit, außerdem dürfen höchstens zwei der 18 irakischen Provinzen
den Verfassungsentwurf mit mindestens einer Zweidrittelmehrheit ablehnen. Wird die Verfassung bestätigt,
ist bis spätestens 15. Dezember eine Parlamentswahl vorgesehen, aus der ein ständiges Parlament
hervorgeht. Die danach neu zu wählende Regierung soll bis 31. Dezember ihr Amt antreten.
Die Regierungen Japans und Australiens sorgen sich um das Schicksal ihrer zwei im Irak entführten
Staatsbürger. Unterdessen wurden die Kämpfe zwischen US- Soldaten und Aufständischen im Westen des
Landes immer heftiger. Das Schicksal des im Irak verschwundenen Japaners und eines entführten
Australiers blieb weiter unklar. Der japanische Außenminister Nobutaka Machimura sagte am Dienstag, er
könne nicht bestätigen, dass ein Japaner entführt worden sei. Die irakische Extremisten-Gruppe Ansar alSunna hatte am Montag auf einer Islamistenseite im Internet erklärt, es handele sich um den 44 Jahre
alten Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma Akihiko Saito. Er sei bei einem Angriff in Hit, bei dem die Gruppe
zwölf Iraker und vier bewaffnete Ausländer getötet habe, schwer verletzt worden.
Italien wird seine Truppen im Irak nach den Worten von Außenminister Gianfranco Fini voraussichtlich
Anfang 2006 abziehen. Eine Entscheidung werde die Regierung in Rom aber nur in Absprache mit den
Verbündeten fällen, sagte Fini in Rom. Als entscheidendes Datum für einen Rückzug nannte er die Wahl
eines Parlaments im Irak.Diese ist für Ende 2005 vorgesehen, dürfte sich nach Ansicht von Beobachtern
aber verzögern. (DPA)
11. Mai:. Der Irak erlebt zur Zeit eine der blutigsten Phasen seit dem Sturz des Regimes von Saddam
Hussein. Bei Anschlägen im Nordirak und in der Hauptstadt Bagdad wurden am erneut mehr als 70
Menschen getötet. Etwa 140 Iraker erlitten Verletzungen. Innerhalb von zwei Wochen starben mehr als 400
Menschen. Derweil stoßen die Amerikaner bei der Operation «Matador», ihrer Großoffensive gegen
Aufständische im Westirak, auf erbitterten Widerstand.
In der arabischen Enklave Howeidscha bei Kirkuk im kurdischen Norden sprengte sich ein Attentäter vor
einem Rekrutierungsbüro der Armee mit einem Sprengstoffgürtel inmitten der Freiwilligen in die Luft. Nach
Angaben des Provinzgouverneurs Abdul Rahman Mustafa kamen 32 Menschen ums Leben, 33 wurden
schwer verletzt. Die Polizei berichtete, nach dem Anschlag habe ein Heckenschütze einen US- Soldaten
erschossen, der zusammen mit Irakern den Tatort sicherte.
Bei einem Autobombenanschlag in der nordirakischen Stadt Tikrit wurden mindestens 28 Zivilisten getötet
und 70 verletzt. Aus Polizeikreisen hieß es, der Täter habe den Sprengsatz per Fernbedienung um 6.30
Uhr neben einem Versammlungsort für Arbeiter gezündet. Arabische Nachrichtensender berichteten, der
Attentäter habe ursprünglich eine Polizeistation treffen wollen. Auch in Bagdad explodierten mehrere
Autobomben. Dabei kamen nach Augenzeugen- und Medienberichten etwa ein Dutzend Zivilisten ums
Leben.
Am vierten Tag der US-Militäroffensive in der Region nahe der syrischen Grenze bargen Sanitäter in AlKaim die Leichen von 15 Zivilisten. Unter den Toten seien auch mehrere Kinder, berichtete ein Arzt des
örtlichen Krankenhauses. Der Staatssender Al-Irakija berichtete, bisher seien bei den Gefechten rund um
Al-Kaim etwa 100 Aufständische getötet worden, die im Verdacht stehen zur Terrororganisation von Abu
Mussab al-Sarkawi zu gehören.
Die Operation «Matador» ist mit rund 1000 Marineinfanteristen die größte Offensive der Amerikaner im Irak
seit dem Sturm auf die Islamisten-Hochburg Falludscha im vergangenen Herbst. Die Aufständischen seien
besser ausgebildet und besser organisiert als anderswo im Irak, sagte US -Kommandeur Stephan Davis
dem US- Nachrichtensender CNN. Sie verfügten über moderne Waffen, Körperschutz und gut ausgebaute
Verteidigungspositionen. «Sie sind hergekommen um zu sterben», beschrieb ein Kommandeur die
Kampfmoral. «Alles was sie wollen, ist uns mit in den Tod zu nehmen.» (DPA)
12. Mai: - Der frühere französische Innenminister Charles Pasqua und der linke britische Abgeordnete
George Galloway sollen vom ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein geschmiert worden sein.
Der am Donnerstag in Washington veröffentlichte Bericht eines Untersuchungsausschusses des US-Senats
legt beiden Politikern zur Last, im Rahmen des UN-Programms «Öl für Lebensmittel» auf Anweisung
Saddam Husseins Verkaufsrechte für jeweils mehrere Millionen Fass Öl erhalten zu haben. Sowohl Pasqua
als auch Galloway dementierten die Vorwürfe umgehend. Galloway warf der Kommission unter dem
republikanischen Senator Norman Coleman «Speichelleckerei» und «Gefügigkeit» gegenüber US Präsident George W. Bush vor. (AFD)
Die Gewalt im Irak dauert trotz der Großoffensive der US-Streitkräfte im Westen des Landes an: Bei
mehreren Anschlägen wurden wieder mehr als 20 Menschen getötet. Allein vier Bomben explodierten in
Bagdad. Attentäter erschossen zudem zwei ranghohe Offiziere, die auf dem Weg zur Arbeit im
Verteidigungs - und im Innenministerium waren. Auch drei US-Soldaten fielen wieder Anschlägen zum
Opfer. Eine der Explosionen in Bagdad ereignete sich in der Nähe eines Marktes und eines Kinos. Bei dem
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Autobombenanschlag wurden mindestens 17 Menschen getötet und etwa 65 weitere verletzt, wie ein
Polizeisprecher mitteilte. Wütende Menschen griffen danach Polizisten, aber auch Journalisten an. Auch in
Kirkuk im Nordirak explodierten zwei Autobomben, dabei wurden zwei Menschen getötet. Seit der
Vereidigung der neuen irakischen Regierung am 3. Mai sind mehr als 400 Menschen bei Anschlägen ums
Leben gekommen, wie der amerikanische Oberst Steven Boylan am Mittwochabend in Bagdad mitteilte.
Südlich und nördlich der irakischen Hauptstadt wurden wieder zwei US -Soldaten bei Bombenanschlägen
getötet. Der dritte fiel einem Angriff in Bagdad zum Opfer. Bei der Offensive der US-Truppen gegen die
Aufständische nahe der syrischen Grenze wurden zwei US -Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet,
14 weitere wurden verwundet. Das Fahrzeug der Marineinfanteristen fuhr über einen Sprengsatz. Die USStreitkräfte fahnden in der Region seit dem Wochenende nach Anhängern des Terrorführers Abu Mussab al
Sarkawi. Die Offensive beruhte auf Hinweisen der Geheimdienste, wonach dieses Gebiet ein
Rückzugsgebiet der Aufständischen sein soll. US -Offiziere erklärten, vermutlich gebe es hier auch
Ausbildungslager der Terroristen. Gefunden wurden bislang aber keine. Die Ukraine hat unterdessen die
erste Phase ihres Truppenabzugs aus dem Irak abgeschlossen. 70 Soldaten trafen am Donnerstag auf
einem Militärflugplatz in der Nähe von Kiew ein. Bis zum Ende des Jahres soll der Abzug der 1.650
ukrainischen Soldaten abgeschlossen sein. 18 Soldaten wurden im Irak getötet, 33 verwundet. (AP)
13. Mai: Die in US-Armeegefängnissen einsitzenden Führungsmitglieder des gestürzten Saddam-Regimes
sollen nach Informationen der arabischen Zeitung «Al-Hayat» schon bald vor Gericht gestellt werden. Ein
Angehöriger des Sondergerichts für die hohen Funktionäre des alten Regimes sagte, den einstigen
Verantwortlichen sei mitgeteilt worden, dass ihre Prozesse demnächst beginnen. Auch seien sie über die
Hauptanklagepunkte informiert worden. (DPA)
In den zwei Jahren seit Beginn des Irak-Kriegs hat sich die Lebensqualität der Bevölkerung drastisch
verschlechtert. Heut zu Tage haben weniger Menschen Zugang zu sauberem Wasser oder Elektrizität als
unter dem gestürzten Staatschef Saddam Hussein. Auch leidet fast ein Viertel irakischer Kleinkinder unter
chronischer Mangelernährung. Dies ist das erschreckende Ergebnis einer Studie des
Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) und des irakischen Planungsministeriums. «Auf
den Punkt gebracht, zeichnet die Studie ein recht tragisches Bild von der Lebensqualität», resümiert der
zuständige Minister Barham Saleh. Die Betroffenen pflichten ihm bei: «Wir haben noch nicht einmal eine
zehnprozentige Verbesserung erlebt», sagt der Ladenbesitzer Mohammed Nadschm über die Infrastruktur
in Bagdad. Außerhalb der Hauptstadt sieht die Lage offensichtlich noch viel düsterer aus. Die Studie basiert
auf der Befragung von 21.688 Haushalten in 18 Provinzen. Demnach klagten 84 Prozent über häufige
Stromausfälle. So habe die Elektrizitätsversorgung vor dem Irak-Krieg rund 20 Stunden am Tag funktioniert.
Heute seien es höchstens zehn Stunden, die sich in der Regel auf mehrere Zwei-Stunden-Blöcke verteilten.
Als noch schlimmer empfanden die Betroffenen der Erhebung zufolge die Trinkwasserversorgung. Nur 54
Prozent hatten hier unter keinen Einschränkungen zu leiden, 1980 waren es noch 75 Prozent. Auch
verfügen nur 37 Prozent der irakischen Haushalte über angemessene sanitäre Einrichtungen einschließlich
einer funktionierenden Abwasserentsorgung. Um die Bevölkerung menschenwürdig unterzubringen,
müssten 1,5 Millionen neue Wohneinheiten gebaut werden, heißt es in der Studie weiter. Schließlich müsse
eine bessere Lebensmittelversorgung gewährleistet sein. Fast ein Viertel aller Kinder von sechs Monaten
bis fünf Jahren leidet den Angaben zufolge an Mangelernährung. Und viele Mütter sterben bei der Geburt
ihrer Kinder, weil das Gesundheitssystem mangelhaft ist. Hinzu kommen Probleme bei der Verteilung der
von den USA gewährten Wiederaufbauhilfen. So ist der Verbleib von fast 100 Millionen Dollar für
Entwicklungsprojekte im südlichen Irak nicht mehr ganz klar nachzuvollziehen, wie Ermittler der irakischen
Regierung unlängst einräumten. All dies wird das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden bestimmt
nicht steigern und ihr Leid nicht mindern. (AP)
Bei gewaltsamen Zusammenstößen im Nord-Irak sind mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.
Zwei Soldaten und drei Rebellen seien getötet worden, als es nach dem Freitagsgebet in dem 300
Kilometer nördlich von Bagdad gelegen Ort Abu Gaith zu Kämpfen zwischen Aufständischen und der
irakischen Armee kam, sagte ein Armee-Sprecher. Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak hat die
Regierung den Ausnahmezustand um 30 Tage verlängert. Dies sei angesichts der andauernden
Unsicherheit nötig, hieß es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung von Ministerpräsident Ibrahim
Dschaafari. Bei der Verlängerung handelte sich um eine Routinemaßnahme. Der Ausnahmezustand ist seit
Herbst vergangenen Jahres in Kraft und wird jeweils um einen Monat verlängert. Die irakische Regierung
hat unter dem Ausnahmezustand erweiterte Kompetenzen. So darf sie Ausgangssperren verhängen,
Haftbefehle ausstellen und die Bewegungsfreiheit einschränken. (AFP)
14. Mai: Für die im Irak entführte japanische Geisel Akihito Saito gibt es offenbar kaum noch Hoffnung.
Nach Angaben eines Kollegen Akihitos wurde dieser bei einem Angriff der Rebellen am vergangenen
Wochenende lebensgefährlich verletzt. Er glaube nicht, dass Saito noch am Leben sei, sagte der Mann am
Freitagabend japanischen Regierungsbeamten. Der Kollege Saitos, der zusammen mit diesem bei der
Sicherheitsfirma Hart GMSSCO in Bagdad arbeitete, schilderte den Rebellenangriff. Vier Mitarbeiter seien
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auf der Flucht getötet worden, Saito sei schwer blutend zusammengebrochen. Er habe ihn zurücklassen
müssen, um sich selbst zu retten, sagte der Mann. Als er wenige Stunden später mit US-Soldaten den Ort
des Angriffs aufgesucht hätte, seien dort vier Leichen gefunden worden, nicht jedoch die Saitos . Dieser sei
jedoch so schwer verletzt worden, dass er nur sehr geringe Überlebenschancen gehabt habe. Der
japanische Außenminister Nobutaka Machimura appellierte dennoch an die Kidnapper, Saito freizulassen
und seine medizinische Versorgung zu ermöglichen. In einem Interview mit dem Sender Al Dschasira sagte
er, die japanischen Truppen im Irak würden nur humanitäre Hilfe leisten und die Geiselnahme werde auf die
Mission keinen Einfluss haben. (APD)
Im Westirak wird die Lage für die Bevölkerung nach siebentägigen Bombardierungen durch das US-Militär
immer kritischer. Amerikanische Kampfflugzeuge und Hubschrauber griffen erneut mutmaßliche Stellungen
der Aufständischen nahe der Stadt Al- Kaim an der syrischen Grenze an, berichteten Augenzeugen. Der
anhaltenden Gewalt fielen wieder mindestens zehn Menschen zum Opfer. Bei den US-Angriffen im
Rahmen der Operation «Matador» schlug nach unbestätigten Angaben eine Rakete auf einen Marktplatz
der Grenzstadt Al-Kaim ein. Er sei vollkommen zerstört worden. Der Leiter des städtischen Krankenhauses
berichtete, die Lage sei so schlecht, dass die Ambulanzen nicht einmal zu den Verletzten gelangen
könnten.» Wir brauchen dringend medizinische Hilfe», erklärte der Arzt. Augenzeugen berichteten von einer
Massenflucht der Bewohner aus der Region. Bei den Kämpfen waren nach unbestätigten Angaben bereits
in den ersten Tagen über 100 Aufständische getötet. Auf amerikanischer Seite bestätigte das Militär den
Tod von 9 Soldaten. Die Operation «Matador» ist mit rund 1000 Marineinfanteristen die größte Offensive
der Amerikaner im Irak seit dem Sturm auf die Islamisten-Hochburg Falludscha im vergangenen Herbst.
Bei einem Selbstmordattentat in der irakischen Hauptstadt Bagdad starben am Samstag mindestens vier
Menschen, dutzende wurden verletzt. Zunächst war von bis zu zehn Toten die Rede gewesen. In Doha
südlich von Bagdad wurden drei Zivilisten bei einem Sprengstoffanschlag getötet.
Bei einem Angriff Aufständischer auf einen irakisch-amerikanischen Kontrollposten westlich von Bagdad
starben nach Angaben eines Krankenhaussprechers zwei Soldaten. In der Nähe des Bagdader Flughafens
erschossen amerikanische Soldaten einen Autofahrer, der bei einer Straßensperre nicht rechtzeitig stoppte.
Die Beifahrerin und ihre beiden Kinder wurden verletzt. (DPA)
15. Mai: Einen Tag nach Ende einer US-Großoffensive gegen Aufständische im Irak hat Außenministerin
Condoleezza Rice bei einem überraschenden Besuch mit Vertretern der neuen Regierung die Lage
erörtert. Nach einem Treffen mit Kurdenführer Massud Barsani zeigte sich Rice zuversichtlich, dass trotz
der mehr als dreimonatigen Regierungsbildung bis August - wie geplant - eine Verfassung ausgearbeitet
werden könne, wie der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete. Die Verfassung ist Grundlage für die im
Dezember geplante Wahl einer permanenten Regierung und gilt als entscheidend für die Befriedung des
Landes und damit für einen Abzug der US-Truppen. Nach dem Treffen mit Barsani, dem Chef der
Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), wollte Rice auch mit Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari
sprechen. Es war der erste Besuch eines US - Regierungsmitglieds im Irak seit Vereidigung der neuen
Regierung in Bagdad vor knapp zwei Wochen und die erste Irak-Visite von Rice als Außenministerin. Sie
war als Sicherheitsberatin von Präsident George W. Bush eine der Architekten des Irak-Krieges vor zwei
Jahren. «Der Krieg kam zu uns, nicht umgekehrt», meinte Rice während ihres Besuchs in einem
ehemaligen Palast des früheren Machthabers Saddam Hussein.
Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf Delegationskreise, Rice wolle auch darauf
drängen, dass die Sunniten als Verlierer der von ihnen weitgehend boykottierten Wahl Ende Januar
angemessen an der Ausarbeitung der neuen Verfassung beteiligt werden, hieß es . Nach dem Treffen mit
Barsani erklärte sie, die Aufständischen seien sehr stark, könnten aber sowohl politisch als auch militärisch
besiegt werden.
In Bagdad und im 110 Kilometer entfernten Ramadi wurden derweil die Leichen von mindestens 17
Ermordeten entdeckt. Bei zwei Selbstmordanschlägen in Bakuba, 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt,
wurden mindestens sechs Menschen getötet und 24 verletzt. Eines der Ziele der Anschläge war der
Provinzgouverneur, der nach Angaben seines Sprechers jedoch unverletzt blieb. Ein für die Sicherheit von
Industrieanlagen zuständiger Mitarbeiter des Industrieministeriums wurde in seinem Auto erschossen.
Bereits am Vorabend hatten Unbekannte im Westen Bagdads einen hochrangigen Mitarbeiter des
Außenministeriums getötet. (DPA)
16. Mai: Extremisten töteten südlich von Bagdad mehrere Journalisten. Nach Armeeangaben erschossen
sie einen Korrespondenten des kuwaitischen TV-Senders Al-Rai zusammen mit zwei irakischen
Mitarbeitern. Drei irakische Zeitungsjournalisten, die gemeinsam mit dem Auto unterwegs waren, ereilte in
Latifija kurz darauf das gleiche Schicksal.
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Zwei Studenten starben, als Unbekannte eine Panzerfaust auf ein Gebäude der Mustansirija-Universität in
Bagdad abfeuerten. Vier Mitglieder einer Familie wurden in Hilla von Unbekannten erschossen, als sie auf
einem Platz Schafe verkauften. Bei zwei Selbstmordanschlägen in Bakuba, 60 Kilometer nördlich der
Hauptstadt, wurden mindestens sechs Menschen getötet und 24 verletzt. Eines der Ziele der Anschläge
war der Provinzgouverneur, der nach Angaben seines Sprechers jedoch unverletzt blieb. (DPA)
Es wurden neun weitere Leichen in Bagdad und im Norden des Landes gefunden. Die meisten von ihnen
wurden mit verbundenen Augen erschossen. Sie wurden auf einem Gelände im Bagdader Stadtteil Sadr, in
einer Hühnerfarm südlich der Hauptstadt und in Kirkuk entdeckt. Unter ihnen waren zwei Journalisten, zehn
Soldaten, zwei Lastwagenfahrer und ein Richter. In der Nähe einer Stauanlage im schiitischen Bagdader
Stadtteil Schaa wurden sechs Leichen gefunden. Zwei Opfer waren noch am Leben, starben jedoch später
im Krankenhaus. Aus Kreisen sunnitischer Geistlicher verlautete, die Getöteten seien Sunniten. Die beiden
Überlebenden hätten ihren Familien gesagt, sie seien von Mitgliedern der irakischen Sicherheitskräfte
während einer Razzia verschleppt worden. Verteidigungsminister Saadun al Duleimi wies das zurück und
schrieb die Morde Terroristen in Militäruniformen zu.
Bei Bombenanschlägen wurden mindestens 19 Menschen getötet, unter ihnen 17 irak ische Soldaten. Allein
zwei Autobombenanschläge am Abend in Bagdad kosteten neun Soldaten das Leben. Bei zwei Überfällen
aus fahrenden Autos heraus kamen am Sonntag ein Beamter des Industrieministeriums und dessen Fahrer
sowie ein schiitischer Geistlicher ums Leben. Am Samstag wurden mindestens 13 Menschen getötet, unter
ihnen ein Beamter des Außenministeriums. Bei zwei Selbstmordattentaten in der Stadt Bakuba kamen
mindestens vier Menschen um, 37 wurden verletzt. Langfristig sei eine glaubwürdige Politik der einzige
Ausweg aus der gegenwärtigen Krise, sagte Rice. Mit militärischen Mitteln allein könne der Aufstand nicht
bezwungen werden. Die Außenministerin traf zunächst im Nordirak mit dem Vorsitzenden der Kurdischen
Demokratischen Partei (KDP), Massud Barsani, zusammen, in Bagdad sprach sie mit dem neuen
Ministerpräsidenten Ibrahim al Dschaafari. Erstmals seit einem Jahr äußerte sich der radikale Geistliche
Muktada al Sadr in der Öffentlichkeit. In einer Pressekonferenz in Nadschaf forderte Sadr den sofortigen
Abzug der Besatzungstruppen aus dem Irak und eine Bestrafung des früheren Präsidenten Saddam
Hussein. (AP)
17. Mai: Erstmals seit dem Sturz des Saddam- Regimes im April 2003 hat der iranische Außenminister
Kamal Charrasit den einstigen Kriegsgegner Irak besucht. Bei Charrasis Gesprächen mit der irakischen
Führung ging es am Dienstag nach Angaben des Außenministeriums in Bagdad auch darum, wie die
Gewalt im Irak gestoppt werden könnte. Regierungssprecher Laith Kubba kündigte unterdessen ein
Gesetzespak et an, das unter anderem die Bestrafung von Irakern vorsieht, die Terroristen Unterschlupf
gewähren oder Hinweise auf geplante Terrorakte zurückhalten.
Aufständische töteten in Al-Mussajib drei Polizisten, als diese ein Elektrizitätswerk passierten. Ein USSoldat kam bei einem Sprengstoffanschlag südlich von Tikrit ums Leben. Die Polizei in Kerbela nahm einen
Verdächtigen fest, der 16 Angehörige der Sicherheitskräfte enthauptet haben soll. Am Montagabend
sprengten sich zwei Selbstmordattentäter auf einem Markt in Bagdad in die Luft und rissen zehn Menschen
mit in den Tod. Unter den Opfern waren auch Soldaten. In Bagdad erschossen Unbekannte einen
Mitarbeiter des Anti- Korruptions-Komitees der Regierung und seinen Leibwächter. In Al-Kaim wurden die
Leichen von drei irakischen Soldaten entdeckt. (DPA)
Ein Mitarbeiter des irakischen Verteidigungsministeriums ist in Bagdad einem Mordanschlag zum Opfer
gefallen. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag mitteilte, eröffneten die Angreifer aus zwei Fahrzeugen
heraus das Feuer auf Alwan Dschabir Rissan. Die Tat wurde in einem überwiegend von Schiiten
bewohnten Viertel im Osten der irakischen Hauptstadt verübt. (APD)
Eine Militärjury hat eine Reservistin der US-Armee wegen Misshandlungen irakischer Gefangener im
Bagdader Gefängnis Abu Ghraib für schuldig befunden. Wie die Jury am Montag urteilte, trafen sechs der
insgesamt sieben gegen Sabrina Harman vorgebrachten Anklagepunkte zu. Der 27-Jährigen drohen nun
bis zu fünfeinhalb Jahre Haft. Das genaue Strafmaß soll noch verkündet werden. Harman waren unter
anderem Verschwörung, Misshandlung und Pflichtverletzung zur Last gelegt worden. Sie hatte auf nicht
schuldig plädiert. Harman hatte lachend auf einigen der Fotos posiert, auf denen irakische Gefangene in
Abu Ghraib in erniedrigenden Positionen gezeigt werden. Die Aufnahmen hatten weltweit für Empörung
gesorgt. Sechs andere ebenfalls im Zusammenhang mit dem Folter-Skandal angeklagte US-Bürger hatten
auf schuldig plädiert. Der Unteroffizier Charles Graner wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
(REUTERS)
18. Mai: Die 27-jährige US-Soldatin Sabrina Harmani ist von einem Militärgericht wegen ihrer Teilnahme an
Häftlingsmisshandlungen im Skandalgefängnis Abu Ghoreib zu sechs Monaten Haft verurteilt worden. Da
ihr 51 Tage Untersuchungshaft angerechnet werden, muss sie nur rund vier Monate verbüßen.
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Die Spannungen zwischen der sunnitischen Minderheit und den Schiiten im Irak nehmen weiter zu. Nach
dem Tod eines sunnitischen Geistlichen in irakischer Untersuchungshaft forderte der sunnitische Rat der
Religionsgelehrten am Mittwoch in Bagdad den Rücktritt der Minister für Verteidigung und Inneres. In einer
Erklärung des Rates hieß es, der Imam der Al-Schahid- Moschee in Bagdads Al-Schaab-Viertel, Scheich
Hassan Hadi, sei vor drei Tagen festgenommen worden. Später sei die mit Folterspuren übersäte Leiche
des Predigers von einer Einheit des Innenministeriums zur Gerichtsmedizin gebracht worden. Innenminister
der neuen Regierung ist Bayan Solagh von der Schiiten-Partei SCIRI. Verteidigungsminister ist der Sunnit
Saadun al-Duleimi.
In der 60 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Dedscheel fanden Polizisten die Leichen von drei
irakischen Zivilisten, die als Vertragsarbeiter für die US-Armee gearbeitet haben sollen. Die
Extremistengruppe Ansar al-Sunna Armee tötete zwei Iraker vor laufender Kamera, weil diese angeblich
ebenfalls für die US-Armee gearbeitet hatten. Das Video mit der Erschießung der beiden Opfer wurde auf
einer Islamisten-Internetseite veröffentlicht. In einer Erklärung im Namen der Terrorgruppe des Jordaniers
Abu Mussab al-Sarkawi hieß es unterdessen, die Gruppe habe einen Oberstleutnant der «heidnischen»
irakischen Armee aus Bakuba umgebracht. Aufständische erschossen ferner südlich von Bagdad einen
Geheimdienstoffizier und dessen Frau. In Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, wurden nach
Behördenangaben bei der Explosion einer Autobombe elf Zivilisten und drei Polizisten verletzt. (DPA)
19. Mai: Bei einer Serie von Anschlägen im Irak sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Der
schwerste Anschlag ereignete sich am Donnerstagmorgen in Mossul, wo Unbekannte versuchten, den
irakischen Abgeordneten Fawas Mohamed Dhiab el Dscharba zu töten. Dscharba selbst blieb unversehrt,
sieben Leibwächter und Familienangehörige starben jedoch. Auch in der Hauptstadt Bagdad sowie in
Baakuba wurden mehrere Menschen bei Anschlägen getötet. Nach Angaben Dscharbas wurden drei
Menschen bei dem Angriff verletzt. Aufständische hätten sein Haus angegriffen und sich eine Schießerei
mit den Wachmännern und Angehörigen geliefert. Er habe US-Truppen zu Hilfe gerufen, ein Hubschrauber
habe daraufhin auf die Angreifer geschossen, sagte Dscharba. Über mögliche Opfer unter den Rebellen
äußerte sich der Abgeordnete nicht. Laut irakischem Innenministerium kamen bei dem Angriff acht
Menschen ums Leben. Zuvor waren in Mossul bereits zwei Insassen eines Wagens getötet worden, als der
Sprengsatz für einen geplanten Autobombenanschlag frühzeitig explodierte. Drei Passanten wurden
verletzt. In Bagdad wurden bei zwei Angriffen auf die Armee zwei irakische Soldaten getötet und elf weitere
verletzt. Auch ein Zivilist sei bei den Angriffen verletzt worden, teilte das Innenministerium mit. Auch ein
Mitarbeiter des irakischen Ölministeriums wurde von Unbekannten erschossen. Der ranghohe Ingenieur Ali
Hamid sei am morgen beim Verlassen seines Hauses in Bagdad getötet worden, erklärte das irakische
Innenministerium. Bei einem weiteren Angriff wurde ein Lehrer getötet. Im Südosten der Stadt starb ein USSoldat, als sein Konvoi auf einen Sprengsatz fuhr. Bei einer Bombenexplosion im Zentrum von Baakuba, 60
Kilometer nördlich von Bagdad, wurden zwei Polizisten getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem
Anschlag verletzt, teilte die Polizei mit. Drei Iraker, darunter ein Polizist und ein Angehöriger der
Sicherheitskräfte, wurden bei Angriffen in Samarra getötet. Nahe Machul, 200 Kilometer nördlich von
Bagdad, wurde ein Unternehmer erschossen aufgefunden. (DPA)
20 Mai: Der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten im Irak droht sich zu verschärfen. Sunnitische
Geistliche in Tikrit, der Heimatstadt des früheren Machthabers Saddam Hussein, warnten in ihren
Freitagspredigten vor einem Ausbruch von offener Gewalt zwischen den Religionsgemeinschaften. Der
nationale Rat der Religionsgelehrten kündigte aus Protest gegen die Verhaftung zahlreicher Prediger an,
die Sunniten-Moscheen im Land sollten von diesem Samstag an für drei Tage geschlossen bleiben. In
Südbagdad starben bei einem Angriff auf eine Schiiten-Moschee zwei Menschen. Die jetzige Regierung in
Bagdad wird von der schiitischen Mehrheit im Land dominiert, die Minderheit der sunnitischen Araber, auf
die sich das ehemalige Saddam-Regime stützte, hatte die Wahlen Ende Januar weitgehend boykottiert. Die
Arabische Liga hatte bereits am Donnerstag vor einer Eskalation der Gewalt zwischen den
Religionsgruppen im Irak gewarnt.
Unterdessen bot die Türkei dem irakischen Ministerpräsidenten Ibrahim al-Dschafari bei dessen erstem
Auslandsbesuch an, bei der Ausbildung irakischer Polizisten und Soldaten zu helfen. Der Irak müsse
aufhören, «ein Trainingslager für Terroristen» zu sein, sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip
Erdogan in Ankara. In Ankara kündigte al-Dschafari an, er werde demnächst Syrien besuchen, um
Maß nahmen gegen das Einsickern von Terroristen aus dem Nachbarland zu besprechen. Nach Angaben
Erdogans erklärte er sich bereit, auch etwas gegen türkisch-kurdische Rebellen zu tun, die seit Jahren
Unterschlupf im Nordirak gefunden haben.
In Bedschi, 200 Kilometer nördlich von Bagdad, ergriffen Polizei und US-Truppen drastische
Sicherheitsmaßnahmen, um Anschläge auf Polizeistationen zu verhindern. Über der Stadt kreisten
Militärhubschrauber. Die Läden blieben geschlossen. Am Vortag waren in der Stadt Flugblät ter aufgetaucht,
auf denen Polizisten, die nicht den Dienst quittierten, «abschreckende Maßnahmen» angedroht wurden.
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Die britische Boulevardzeitung «The Sun» hat am Freitag heimlich im Gefängnis aufgenommene Bilder von
einem halb nackten Saddam Hussein veröffentlicht. «Tyrann in Unterhose» titelte das Massenblatt zu
einem Bild des ehemaligen irakischen Machthabers. Andere Fotos zeigen ihn beim Waschen einer Hose
auf einem roten Plastikstuhl, beim Schlafen und bei einem Rundgang im Gefängnishof. Die US -Streitkräfte
in Bagdad distanzierten sich von der Veröffentlichung und kündigten eine Untersuchung an. Die
Chefredaktion der «Sun» verteidigte sich damit, jede andere Zeitung hätte die «unglaublichen» Fotos auch
gedruckt. Die Aufnahmen stammten von US-Soldaten, die darauf hofften, dass die Bilder eines «alten und
gedemütigten Mannes» die Aufständischen im Irak entmutigen würden. (DPA)
21. Mai: Australien strebt den Abzug seiner im Irak stationierten Soldaten innerhalb eines Jahres an. Das
insgesamt 900 Mann starke australische Kontingent werde seine Aufgaben voraussichtlich im Mai
kommenden Jahres erfüllt haben, sagte Verteidigungsminister Robert Hill in einem am Samstag
veröffentlichten Interview mit der Zeitung «The Weekend Australian». Die je 450 Soldaten in der Nähe von
Bagdad sowie in der südlichen Provinz Muthanna seien dabei, ein für irakische Verhältnisse angemessenes
Sicherheitsumfeld zu schaffen. Die Möglichkeit zum Rückzug der australischen Truppen hänge von der
wachsenden Fähigkeit der irakischen Streitkräfte ab, selbst für Sicherheit im Land zu sorgen, sagte Hill.
Irakische Sicherheitskräfte haben am morgen drei ihrer Landsleute erschossen. Knapp vierzig Kilometer
südlich der Hauptstadt Bagdad, zwischen den Ortschaften Latifijah und Mahmudijah, hätten die
Einsatzkräfte zwei Iraker getötet, die «ein verdächtiges Verhalten» an den Tag gelegt hätten, sagte der
irakische Hauptmann Hajdar Obaidi. In der Nähe von El Dur, das 155 Kilometer nördlich von Bagdad liegt,
erschossen Einsatzkräfte einen Iraker am Steuer seines Autos, weil sie ihn für einen Selbstmordattentäter
hielten, wie ein Polizeihauptmann mitteilte. In der Nähe von Latifijah seien die Leichen von drei Zivilisten
gefunden wurden, die «vor zwei Tagen» erschossen worden seien, verlautete aus dem Krankenhaus in
Mahmudijah. Latifijah und Mahmudijah liegen im so genannten «Todesdreieck» südlich von Bagdad, in dem
besonders viele Menschen entführt und umgebracht werden. In den beiden nördlich von Bagdad gelegenen
Städten Balad und Samarra wurden nach Polizeiangaben zwei weitere Tote entdeckt; bei einem habe es
sich um einen Lastwagenfahrer gehandelt.
Im Irak sind seit Mai vergangenen Jahres 295 US-Bürger und Angehörige von Sicherheitsfirmen ums Leben
gekommen, die dort in Projekten zum Wiederaufbau tätig waren. Dies teilte das US-Büro für den
Wiederaufbau in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit. Der Irak sei immer noch ein gefährlicher Ort, um
Geschäfte zu machen, sagte Büroleiter William Taylor. Wegen der anhaltenden Gewalt im Land seien die
Kosten für Sicherheitsmaßnahmen weiter gestiegen: Zwölf bis 16 Prozent der von den USA für den
Wiederaufbau Iraks vorgesehenen Gelder würden inzwischen für die Sicherheit ausgegeben, dies
entspreche einer Summer von 21 Milliarden Dollar (etwa 16,7 Milliarden Euro). Der Wiederaufbau Iraks
werde noch einige Jahre in Anspruch nehmen, sagte Taylor. Viele Projekte verzögerten sich vor allem
wegen der bestehenden Sicherheitsprobleme. Um private Investoren von einem Engagement in dem Land
zu überzeugen, müsse die Sicherheitslage verbessert werden, forderte er.
Bei neuen Anschlägen im Irak sind mindestens zehn weitere Mitglieder der einheimischen Sicherheitskräfte
zum Opfer gefallen. Acht Angehörige einer Eliteeinheit des Innenministeriums, der so genannten
Wolfsbrigade, wurden vor Tagesanbruch bei einem Überfall auf ihren Konvoi in der nördlichen Stadt
Beidschi getötet, wie Polizeileutnant Nadar Adil mitteilte. Sunnitische Politiker haben die Wolfsbrigade
bezichtigt, an Übergriffen auf Sunniten beteiligt gewesen zu sein. Vier weitere Polizisten kamen nach
Behördenangaben bei der Detonation einer Bombe am Straßenrand in Samarra ums Leben, einer
überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt. Seit dem Amtsantritt der von Schiiten dominierten irakischen
Regierung Ende April haben die hauptsächlich sunnitischen Aufständischen ihre Anschläge auf die
Sicherheitskräfte stark ausgeweitet. Allein in diesem Monat kamen dabei schon mehr als 530 Menschen
ums Leben. (AP)
22 Mai: Die drei vor knapp zwei Monaten im Irak entführte rumänische Journalisten und ihr syrischamerikanischer Begleiter kamen frei. Sie befänden sich seit Sonntagnachmittag «unversehrt» in
rumänischer Obhut, sagte eine Sprecherin des Präsidialamtes in Bukarest. Die Geiselnehmer hatten
ursprünglich den Rückzug der rund 850 rumänischen Soldaten aus dem Irak gefordert. Die Regierung hatte
erklärt, dies oder die Zahlung von Lösegeld komme nicht in Frage.
In den Streit zwischen dem sunnitischen Rat der Religionsgelehrten und der SCIRI-Partei schaltete sich
überraschend der radikale Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr ein. Bei einem Besuch des Rates von
Vertretern der Sadr-Bewegung seien auch die «Aktionen diverser Parteimilizen» zur Sprache gekommen.
Die Aufständischen und Terroristen im Irak sind fast ausnahmslos Sunniten. Die Religionsgelehrten wehren
sich jedoch dagegen, dass arabische Sunniten, die Moscheen besuchen, deshalb unter Generalverdacht
gestellt werden. Aus Protest gegen die jüngsten Festnahmen blieben sunnitische Moscheen am
Wochenende geschlossen. Nach den umstrittenen Bildern vom früheren Machthaber Saddam Hussein in
120
Unterhose und beim Wäschewaschen veröffentlichte die britische Boulevardzeitung «The Sun» am
Samstag ein weiteres Foto, das Saddam im Gefängnishof hinter Stacheldraht beim Gebet zeigt. USPräsident George W. Bush sagte zur Frage, ob die Bilder die Unruhen im Irak anheizen könnten: «Ich
glaube nicht, dass Bilder Mörder inspirieren. Ich glaube, sie werden von einer Ideologie bestimmt, die so
barbarisch ist und so rückschrittlich, dass es für viele in der westlichen Welt schwierig ist, das überhaupt
nach zu vollziehen.» Die Übergangsregierung in Bagdad teilte am Sonntag mit, irakische Soldaten und
Polizisten hätten innerhalb weniger Tage mehr als 300 Terrorverdächtige festgenommen. Das zentrale
Strafgericht in Bagdad verurteilte zwei mutmaßliche syrische Terroristen zu lebenslanger Haft. Bei
Anschlägen und Kämpfen zwischen Aufständischen und Soldaten starben am Wochenende erneut
mindestens 17 Menschen.(DPA)
23. Mai: Bei mehreren Anschlägen sind im Irak mehr als 50 Menschen getötet worden. Allein bei zwei
Autobombenanschlägen in Tel Afar nord-westlich der nordirakischen Stadt Mossul kamen am Abend nach
Angaben von Ärzten 30 Menschen ums Leben, 10 wurden verletzt. Unterdessen setzten irakische
Sicherheitskräfte und die US-Armee ihren Kampf gegen die Extremisten in den Rebellenhochburgen des
Landes fort. Nach US -Angaben wurden allein in der Bagdader Vorstadt Abu Ghoreib binnen 24 Stunden
285 «Terrorverdächtige» gefangen genommen. An der Offensive gegen die Rebellen waren am Montag
2500 Soldaten beteiligt. Das Verteidigungsministerium in Bagdad sprach von 181 Verhafteten in Bagdad,
Hilla, Falludscha und Diwanija. Am Vortag hatte die Regierung über die Festnahme von 300
Aufständischen berichtet.
Bei den Anschlägen in Tel Afar rund 60 Kilometer nord-westlich von Mossul explodierten am Abend im
Abstand von fünf Minuten zwei Autobomben vor dem Haus eines turkmenischen Stammesführers,
berichtete die Polizei. Es wurde vermutet, dass der Anschlag keinen politischen Hintergrund hat, sondern
Teil eines Stammeskonflikts ist. Das Haus des Stammesführers war bereits am Morgen mit Handgranaten
angegriffen worden.
Bei der Explosion einer Autobombe vor einem Schnellrestaurant in einem Bagdader Schiiten-Viertel wurden
am Montag nach Polizeiangaben mindestens zehn Menschen getötet, wie der US -Nachrichtensender CNN
berichtete. Dutzende weitere wurden zum Teil schwer verletzt. In Mahmudija - etwa 30 Kilometer südlich
Bagdads - riss eine Autobombe mindestens fünf Menschen in der Nähe einer schiitischen Moschee in den
Tod. 19 Menschen seien verletzt worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija.
Zuvor waren bei einer Autobombenexplosion in der nordirakischen Stadt Tus Churmatu sechs Menschen
ums Leben gekommen. Zwei Zivilisten starben durch eine Rakete, die ihr Haus traf. In Bagdad erschossen
Aufständische am Morgen einen Sicherheitsberater der Regierung zusammen mit seinem Fahrer auf
seinem Weg zur Arbeit. Nach Informationen von Al-Arabija bekannte sich die Terrorgruppe des Jordaniers
Abu Mussab al-Sarkawi zu dem Attentat. (DPA)
24. Mai: Der im Irak gesuchte jordanische Top-Terrorist Abu Mussab al-Sarkawi soll bei einem Gefecht
verletzt worden sein. Das geht aus einer Erklärung hervor, die am Dienstag im Namen seiner Terrorgruppe
in einem Islamistenforum im Internet veröffentlicht wurde. Wann oder wo er verletzt worden sein soll und
wie schwer er verwundet wurde, ging aus der Erklärung nicht hervor.
«Die islamische Nation und die Brüder der islamischen Einheit wünschen ihm baldige Genesung», hieß es
in der Erklärung weiter. Die Echtheit der Botschaft konnte zunächst nicht überprüft werden. In dem Forum,
in dem die Erklärung veröffentlicht wurde, waren zuvor bereits mehrere Bekennerschreiben im Namen der
Al-Sarkawi-Gruppe aufgetaucht.
Der Jordanier Al-Sarkawi gilt als Anführer eines Terrornetzes im Irak, das zahlreiche blutige Anschläge und
Geiselmorde verübt hat. Die jüngste Offensive der US-Armee im Irak nahe der syrischen Grenze soll AlSarkawi und seinen Anhängern gegolten haben. Die USA haben ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar auf
den Top-Terroristen ausgesetzt.
Bei Autobombenanschlägen im Irak sind mehr als 20 Menschen getötet worden, darunter mehrere Kinder
und US-Soldaten. Die irakische Parlamentarierin Salama al-Chafadschi überlebte nach Angaben von
Mitarbeitern südlich von Bagdad erneut eine Attacke von Extremisten. Bei einem Angriff auf den Konvoi der
schiitischen Politikerin war im vergangenen Jahr ihr Sohn getötet worden.
Am Dienstagmorgen brachte ein Selbstmordattentäter in der Nähe einer Bagdader Schule sein SprengstoffAuto neben einer Polizeipatrouille zur Explosion. Fünf Polizisten kamen ums Leben, zahlreiche
Schülerinnen erlitten Verletzungen. Drei Kinder waren auch unter den Opfern von zwei
Autobombenanschlägen in Tel Afar, bei denen am Montagabend nach Angaben des
Verteidigungsministeriums insgesamt 15 Menschen starben. Ärzte hatten zunächst von 30 Toten
gesprochen. Die Polizei vermutete Stammesrivalitäten als Tatmotiv.
Mehrere US-Soldaten starben bei einem weiteren Autobombenanschlag in Bagdad, berichtete das
amerikanische Militär. Am Montag seien bereits vier Soldaten bei einem Sprengstoffanschlag in Haswa ums
121
Leben gekommen. Im so genannten Todesdreieck südlich von Bagdad entdeckte die Polizei unterdessen
die Leichen von fünf Irakern, die Wahrscheinlich von Aufständischen erschossen worden waren. Die Opfer
wiesen Folterspuren auf.
In der nordirakischen Stadt Al-Scharkat töteten Unbekannte in der Nacht einen hochrangigen Offizier des
Militärgeheimdienstes des alten Regimes. Die Polizei berichtete, Adnan Salman sei nach den Schüssen in
ein Krankenhaus gebracht worden, wo er am Morgen starb. (DPA)
25. Mai: Die US-Armee hat im Westirak zum zweiten Mal innerhalb eines Monats eine Großoffensive gegen
mutmaßliche Rebellen begonnen. Nach einem Mörserangriff von Aufständischen auf einen Stützpunkt der
US-Marineinfanterie an einem Euphrat-Damm rückten in der Nacht zum Mittwoch Hunderte von Soldaten
aus. Sie riegelten laut Augenzeugen die Ortschaften Haditha und Barwana ab. Nach Angaben von Ärzten in
Haditha wurden bis zum Morgen fünf Iraker getötet und sieben weitere verletzt. Die Truppen hätten
zahlreiche Verdächtige gefangen genommen.
Das Schicksal des jordanischen Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi ist weiter unklar. Der in London
lebende ägyptische Islamist Hani al-Sebai zeigte sich überzeugt, dass der Gesuchte bei einem Gefecht im
Irak schwer verletzt oder gar getötet worden ist. Eine entsprechende Erklärung im Namen seiner
Terrororganisation Kaida al- Dschihad im Zweistromland war am Dienstagabend in einem Islamistenforum
im Internet veröffentlicht worden. Der arabischen Zeitung «Al-Sharq Al-Awsat» sagte Al-Sebai: «Dies ist ein
Nachruf.» Das Verteidigungsministerium in Bagdad erklärte, ein «Sekretär» al- Sarkawis sei in der Provinz
Dijala festgenommen worden.
Der italienische Außenminister Gianfranco Fini traf bei einem überraschenden Besuch in Bagdad seinen
Amtskollegen Hoschiar Sibari sowie Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari. Sibari betonte nach dem
Treffen, die rund 3000 italienischen Soldaten sollten bis zu den nächsten Wahlen im Irak bleiben. Nach
dem bisherigen Fahrplan soll im Irak im Dezember neu gewählt werden. Rom hatte zuvor von einem Abzug
in den ersten Monaten kommenden Jahres gesprochen.
In Bagdad wurden bei einem Autobombenanschlag wieder drei Polizisten getötet und zehn weitere verletzt.
Im Norden des Landes starben bei Anschlägen zwei Polizisten. (DPA)
26. Mai: Nach dem Vorbild der US-Offensiven gegen Aufständische im Westirak plant die irakische
Regierung nun für die kommende Woche einen Großeinsatz mit 40 000 Soldaten und Polizisten in der
Hauptstadt Bagdad. Die Operation «Blitz» werde am Sonntag beginnen und erst enden, «wenn der Terror
besiegt» sei, kündigten Verteidigungsminister Saadun al-Duleimi und Innenminister Bajan Bakir Solagh am
Donnerstag in Bagdad an. Die Bevölkerung müsse sich auf «ungewohnte Sicherheitsmaßnahmen»
einstellen.
Unterdessen verdichteten sich die Hinweise, dass der jordanische Top-Terrorist Abu Mussab al-Sarkawi
tatsächlich bei der US -Offensive im westirakischen Al-Kaim verwundet wurde. Die Regierung in Bagdad
habe bereits seit mehreren Tagen glaubwürdige Informationen dazu, sagte Innenminister Solagh. Die
Quelle dafür nannte er nicht.
Die arabische Zeitung «Al-Hayat» berichtete unter Berufung auf einen Informanten in Al-Sarkawis
Heimatstadt Sarka, der Extremist sei vor zwei Wochen an der rechten Niere verwundet worden. Er habe
wegen der schwierigen Lage in der westirakischen Anbar-Provinz nicht richtig behandelt werden können.
In einer Erklärung im Namen seiner Terrororganisation wurde dementiert, dass die Gruppe bereits einen
Nachfolger für ihren Anführer ausgewählt habe. Als Absender dieser Botschaft tauchte ein Mann mit dem
Kampfnamen Abu Majsara al-Iraki auf, der laut «Al- Hayat» zu einer Gruppe von vier Irakern und einem
Syrer gehört, die als mögliche Nachfolger des Anführers in Frage kämen.
Die US-Armee hat bei ihrer jüngsten Offensive rund um die westirakische Stadt Haditha nach eigenen
Angaben bisher zehn «Terroristen» getötet. Bei einem Gefecht zwischen US-Soldaten und Aufständischen
in Tel Afar sei ein Kind ums Leben gekommen.
Die irakische Übergangsregierung bat den Weltsicherheitsrat unterdessen, das Mandat für die
multinationalen Truppen unter US - Führung über den 8. Mai hinaus zu verlängern. Nach UN-Resolution
1546 von 2004 muss das Truppenmandat entweder auf Anforderung aus Bagdad oder vor Ablauf eines
Jahres überprüft werden. Bei einem Treffen mit seinem italienischen Amtskollegen Gianfranco Fini am
Mittwoch in Bagdad, hatte Außenminister Hoschiar Sebari Italien gebeten, seine Truppen noch mindestens
bis zu den Wahlen im Land zu lassen. Nach den bisherigen Planungen soll im Dezember gewählt werden.
Aufständische setzten unterdessen ihre Angriffe auf Sicherheitskräfte, Soldaten und Ausländer fort. Bei der
Explosion einer Autobombe starben in West-Bagdad zwei Polizisten und ein Zivilist, vier Menschen wurden
verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich in einem Islamisten-Internetforum die Terrorgruppe Ansar alSunna. Im Zentrum der Hauptstadt zerstörte ein Sprengsatz einen Geländewagen von Ausländern. Unklar
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war, ob Insassen zu Schaden kamen. In Ramadi entdeckte die Polizei die Leichen von zwei ermordeten
Zivilisten. (DPA)
27. Mai: Aufständische haben in der Nacht in der irakischen Stadt Bakuba einen US -Militärhubschrauber
abgeschossen. Die beiden Soldaten an Bord kamen ums Leben. Wie das US-Militär mitteilte, wurde bei
dem gleichen Angriff noch ein zweiter Helikopter beschädigt, dessen Pilot noch auf einem Militärstützpunkt
notlanden konnte.
In der Hauptstadt Bagdad waren noch keine Vorbereitungen für die von der Übergangsregierung für die
kommende Woche angekündigte Offensive gegen Rebellen sichtbar. Ein Sprecher des Innenministeriums
sagte auf Anfrage, bisher seien keine zusätzlichen Sicherheitskräfte stationiert worden. Die Regierung hatte
erklärt, die Hauptstadt werde ab Sonntag abgeriegelt. Während ein Teil der Einwohner von Bagdad hofft,
dass die Zahl der blutigen Anschläge durch die Offensive zurückgehen wird, befürchten andere, dass es bei
Razzien auch zu Plünderungen und gewalttätigen Übergriffen gegen Unschuldige kommen könnte.
Die US-Armee teilte unterdessen mit, am Mittwoch sei bei der Operation «Neuer Markt» im westirakischen
Haditha ein amerikanischer Marineinfanterist getötet worden. Die Offensive dauere noch an. Sie sei
«erfolgreich» und diene dazu, den durch die vorherige Operation «Matador» in Al-Kaim erzeugten Druck
auf die Aufständischen aufrecht zu erhalten, hieß es in einer Erklärung des US -Militärs. Bei einem
Sprengstoffanschlag in der Nähe eines US-Militärstützpunktes wurden drei irakische Zivilisten verletzt,
darunter zwei Kinder. Die Bombe explodierte nach Angaben der Polizei, nachdem ein US -Konvoi
vorbeigefahren war. (DPA)
28. Mai: Ein im Irak verschwundener Japaner ist offenbar ums Leben gekommen. In einer Erklärung im
Namen der Extremistengruppe Ansar al-Sunna hieß es, der kürzlich entführte Mitarbeiter einer
Sicherheitsfirma, Akihiko Saito, sei tot. Der irakische Staatsminister für Nationale Sicherheit, Abdelkarim alAnesi, verurteilte die Ermordung des Japaners. Die Übergangsregierung in Bagdad habe sich bemüht, sein
Leben zu retten. Unterdessen geht die Welle der Gewalt im Irak weiter. Bei mehreren Bombenanschlägen,
Angriffen und Razzien kamen binnen 24 Stunden mehr als 30 Menschen ums Leben, Dutzende wurden
verletzt.
Der Erklärung zum Tod des Japaners, die in einem Islamistenforum im Internet veröffentlicht wurde, war
das Bild einer Leiche beigefügt. Die Extremisten hatten nach der Geiselnahme erklärt, Saito sei bei einem
bewaffneten Angriff verletzt worden, bei dem Kämpfer von Ansar al-Sunna weitere Ausländer und Iraker
getötet hätten. Sowohl das japanische Außenministerium als auch ein Bruder des Mannes gingen davon
aus, dass es sich dabei um Saito handelt. Der japanische Verteidigungsminister Yoshinori Ohno hatte zuvor
Auswirkungen auf den Einsatz der 550 japanischen Soldaten im Irak ausgeschlossen.
Im Irak kamen bei einer Serie von Terroranschlägen wieder zahlreiche Menschen ums Leben. In Sindschar
rund 100 Kilometer nordwestlich von Mossul starben nach Polizeiangaben bei der Explosion von drei
Autobomben mindestens sechs Soldaten. Weitere 51 Menschen
seien bei dem Anschlag auf einen Militärstützpunkt verletzt worden. In Mossul kamen nach Angaben des
arabischen Fernsehsenders Al-Irakija bei zwei Bombenexplosionen mindestens neun Menschen um. In
Hilla seien bei einem Angriff von Aufständischen mindestens vier Soldaten getötet und einer verletzt
werden.
Am späten Freitagabend waren bei einer Bombenexplosion auf einem Marktplatz der rund 160 Kilomter
nordwestlich von Bagdad gelegenen Stadt Tikrit nach Angaben des US-Militärs sieben Iraker ums Leben
gekommen und 19 verletzt worden. Nach Polizeiangaben hatten Aufständische ein mit Sprengstoff
beladenes Fahrzeug im Stadtzentrum der früheren Hochburg Saddam Husseins abgestellt.
In Bakuba, rund 60 Kilomter nordöstlich von Bagdad, starben nach Krankenhausangaben drei
Aufständische bei dem Versuch, am Straßenrand eine Bombe zu platzieren. Zwei weitere Aufständische
wurden nach Polizeiangaben bei Razzien in Mahawil südlich von Bagdad getötet. Elf Verdächtige seien
dabei festgenommen worden. Weitere zwölf Festnahmen gab es nach Angaben des US -Militärs bei einer
Aktion in Bagdad. (DPA)
29. Mai: Bei der Operation «Blitz» in Bagdad seien schon 500 Verdächtige festgenommen und viele Waffen
beschlagnahmt worden, sagte ein Regierungssprecher am Sonntag. Die Zahl der Anschläge sei durch die
Offensive, bei der 40 000 Soldaten und Polizisten zum Einsatz kommen sollen, schon zurückgegangen. Die
Zahl der Straßensperren im Stadtgebiet war am Sonntag deutlich höher als sonst, vor allem im Südwesten.
Es kam jedoch trotzdem am Nachmittag direkt vor dem stets gut bewachten Ölministerium in Bagdad zu
einer Explosion mit vielen Verletzten. In Westen der Stadt waren Explosionen zu hören, auf die ein
Schusswechsel folgte. Große Rauchwolken stiegen auf. In der westlichen Provinz Anbar wurden nach
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Regierungsangaben zwei mutmaßliche Gefolgsleute des jordanischen Terroristen Abu Mussab al- Sarkawi
festgenommen. Die Brüder sollen Geiseln genommen und Lösegelder verlangt haben, um Anschläge zu
finanzieren. Bei einem Anschlag auf einen britischen Militärkonvoi im Süden des Landes starb ein Soldat.
Weitere Briten seien verletzt worden, teilten die Polizei in Amara und das Verteidigungsministerium in
London mit. In Tus Churmatu kamen bei einem Autobombenanschlag nach Polizeiangaben mindestens
zwei Zivilisten und der Attentäter ums Leben. In Haklaniyah starb ein US -Soldat, als er über eine Mine fuhr.
Nahe der Hafenstadt Basra fand die Polizei drei Männerleichen mit zusammengebundenen Händen.
Der junge Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr warf der US-Armee vor, sie stecke mit den Extremisten im
Irak unter einer Decke. Dies sei daran zu erkennen, dass einige Terroristen nach der Gefangennahme
durch die Amerikaner rasch wieder freigelassen würden. Die saudi-arabische Zeitung «Al-Watan» schrieb in
ihrer Sonntagsausgabe, zwei Saudis aus der Provinz Al-Kasim seien bei Kämpfen mit US-Soldaten im Irak
getötet worden. (DPA)
30. Mai: In der irakischen Stadt Hilla haben Selbstmordattentäter bei zwei Anschlägen insgesamt 27
Menschen mit in den Tod gerissen. Weitere 128 Menschen seien verletzt worden, sagten Ärzte im
Krankenhaus der rund 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt. Amerikanische Soldaten
nahmen unterdessen den Vorsitzenden der wichtigsten sunnitischen Partei des Irak, Mohsen Abdel Hamid,
vorübergehend fest. Das US-Militär räumte später ein «Versehen» ein. Abdel Hamid sei daher nach seiner
Befragung wieder freigelassen worden. Staatspräsident Dschalal Talabani zeigte sich «erstaunt und
verärgert». Auch andere Politiker in Bagdad verurteilten das Vorgehen der US -Armee.
Ein Attentäter zündete in Hilla seinem Sprengstoffgürtel inmitten einer Gruppe von Polizisten, die vor dem
Gouverneursgebäude gegen die verspätete Auszahlung ihrer Gehälter protestierten. Ein zweiter Attentäter
sprengte sich vor der Gesundheitsbehörde in die Luft. Dort standen Dutzende Iraker an, um sich für die
Arbeit bei der Polizei untersuchen zu lassen.
Die Tochter von Abdel Hamid berichtet, US-Soldaten hätten am frühen Morgen das Haus des Politikers in
West-Bagdad gestürmt und den Vater und drei seiner Söhne mit Plastiktüten auf den Köpfen abgeführt. Die
Tochter beklagte sich über die «verächtliche Art und Weise», in der ihr Vater behandelt worden sei.
Abdel Hamid war nach dem Sturz des Saddam-Regimes 2003 Mitglied des provisorischen Regierungsrats
gewesen. Seine Islamische Partei hatte aus Protest gegen die US-Offensive in Falludscha die Wahl im
vergangenen Januar boykottiert. Sie will sich jedoch an der Ausarbeitung der neuen Verfassung beteiligen.
Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten in Bagdad erklärte, selbst Saddams Polizei habe sich
«zivilisierter» verhalten, als sie Abdel Hamid Mitte der 90er Jahre festgenommen habe. Der Rat berichtete
außerdem, irakische Soldaten hätten am Montag in einer sunnitischen Moschee in der südöstlich der
Hauptstadt gelegenen Ortschaft Al-Nahrawan den Vorbeter Naufel Al-Dschaburi zusammen mit 35
Gläubigen festgenommen. Das Verteidigungsministerium hatte nach einer Auseinandersetzung mit dem
Sunniten-Rat Mitte Mai versprochen, keine Razzien mehr in Moscheen durchzuführen. (DPA)
31. Mai: Beim Absturz eines Militärhubschraubers und eines Aufklärungsflugzeugs sind im Irak innerhalb
von 24 Stunden acht ausländische Soldaten und ein Iraker ums Leben gekommen. Die Ursache für die
Unglücke blieb am Dienstag unklar. In New York bat der irakische Außenminister Hoschiar Sebari die UN
um Verlängerung des Mandats für die multinationalen Truppen unter US-Führung.
Vier Italiener kamen ums Leben, als ihr Helikopter in der Nähe des italienischen Hauptquartiers in Nassirija
abstürzte. Der Hubschrauber soll nicht in Kampfhandlungen verwickelt gewesen sein. Am Montagabend
starben in Chanakin rund 100 Kilometer nordöstlich von Bagdad beim Absturz einer Aufklärungsmaschine
der neuen irakischen Luftwaffe vier Angehörige der US-Luftwaffe und ein irakischer Soldat.
An einem Armee-Kontrollpunk t in der Nähe von Bakuba riss ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe
zwei irakische Soldaten mit in den Tod. In Hit entdeckten Polizisten die Leichen von vier Kollegen, die nach
Angaben von Ärzten am Vortag erschossen worden waren. In Tikrit entführten Unbekannte in
Polizeiuniformen einen Bankdirektor. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurde in der nahe gelegenen
Ortschaft Al-Dur ein weiterer Iraker von Männern in irakischen Armeeuniformen verschleppt. Seine Leiche
wurde später an einer Landstraß e gefunden.
Der irakische Parlamentspräsident Hadschim al-Hassani warf den US- Truppen vor, sie respektierten die
Souveränität der Regierung nicht. In einer Parlamentssitzung sagte er, die vorübergehende Festnahme des
Vorsitzenden der größten Partei der sunnitischen Araber im Irak, Mohsen Abdel Hamid, am Vortag, sei
«eine Souveränitätsverletzung, die wir nicht akzeptieren». Der Chef der Islamischen Partei war von USSoldaten zusammen mit drei Söhnen in seinem Haus festgenommen worden. Nach Intervention von
Politikern ließen ihn die Amerikaner frei und räumten ein, die Festnahme sei ein «Fehler» gewesen.
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Regierungschef Ibrahim al-Dschafari versprach, dafür zu sorgen, dass sich derartige Vorfälle nicht
wiederholen. Zudem versicherte er, seine Regierung befürworte eine Verlängerung des Mandats der
multinationalen Truppen, «bis wir die Terroraktionen unter Kontrolle bekommen.» Vor dem Sicherheitsrat in
New York sagte Außenminister Sebari: «Mit der Ausführung ihres Mandats haben sie (die Truppen) Irak zu
einem Jahr des historischen und dramatischen Fortschrittes zu Demokratie und Stabilität verholfen» Sein
Land brauche den Beistand, bis der politische Prozess mit Wahlen Ende des Jahres abgeschlossen sei
oder der Irak allein für seine Sicherheit sorgen könne. (DPA)
Juni 2005
1. Juni: Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak mit täglich vielen Toten hat der Weltsicherheitsrat dem
weiteren Verbleib der von den USA geführten multinationalen Truppen im Land zugestimmt. Vor der
Entscheidung des höchsten UN-Gremiums am Abend in New York hatte Iraks Außenminister Hoschiar
Sebari um die Mandatsverlängerung gebeten.
Bei einem Selbstmordattentat auf der berüchtigten Bagdader Flughafenstraße wurden am Mittwoch 15
Zivilisten verletzt. Im Nordirak starb ein irakischer Soldat nach dem Verzehr vergifteter Wassermelone, die
ein den Aufständischen zugerechneter Bauer kostenlos an einem Kontrollpunkt verteilt hatte. Zwölf weitere
Soldaten mussten nach Polizeiangaben im Krankenhaus behandelt werden.
Der Weltsicherheitsrat würdigte in einer Erklärung «die Fortschritte, die bisher bei der Rekrutierung,
Ausbildung und Ausrüstung von Iraks Sicherheitskräften erzielt wurden». Zugleich äußerte er die Hoffnung,
dass die einheimischen Kräfte eine zunehmend größere Rolle spielen werden und die Verantwortung am
Ende ganz übernehmen.
Parlamentarier in Bagdad begrüßten die UN-Entscheidung. Der schiitische Parlamentsabgeordnete Ali
Dabbagh sagte, der Verbleib der Truppen im Irak sei nicht zu vermeiden, da die irakische Armee, die
Polizei und der Geheimdienst noch nicht alleine für Sicherheit sorgen könnten. Die sunnitische Islamische
Partei forderte einen konkreten
Zeitplan für den Truppenabzug. Die Sicherheitskräfte entschärften bei ihrer am Sonntag begonnenen
Operation «Blitz» in Bagdad bisher nach eigenen Angaben vier Autobomben. Bei dem neuerlichen
Anschlag an der Flughafenstraße, die wegen des hohen Aufkommens von Armeefahrzeugen zu den
bevorzugten Anschlagzielen der Aufständischen zählt, brachte der Attentäter sein mit Sprengstoff
beladenes Auto an einem gemeinsamen Kontrollpunkt des US -Militärs und der irakischen Polizei zur
Explosion. Unmittelbar darauf hätten Terroristen den Kontrollpunkt beschossen, erklärte die US-Armee.
Soldaten seien nicht unter den Opfern. Zu dem Anschlag bekannte sich im Internet die Terrorgruppe von
Abu Mussab al-Sarkawi. (DPA)
2. Juni: Selbstmordanschläge sind zum wichtigsten Kampfmittel der Aufständischen im Irak geworden.
Nach einem Bericht der «Los Angeles Times» nehmen die Attentäter dabei vor allem irakische Polizeikräfte
und Zivilisten ins Visier, weil sich die US - Truppen immer effektiver schützten. Allein im April habe es 69
Selbstmordanschläge gegeben, mehr als in neun Monaten nach Übergabe der Souveränität Ende Juni
2004 zusammen. Bei einer neuen Anschlagsserie wurden im Irak mindestens zwei Dutzend Menschen
getötet und mehr als 60 verletzt.
Eine Häufigkeit von Selbstmordanschlägen wie im Irak hat es nach Angaben der «Los Angeles Times»
noch nie gegeben - selbst nicht bei den Anschlägen von Palästinensern gegen Israelis. Im Irak würden
inzwischen doppelt so viele Selbstmord- wie Autobombenanschläge verübt. Selbstmordanschläge nähmen
auch zu, weil Herstellung und Bedienung von Sprenggürteln einfach seien und Angreifer vor der Explosion
schwer identifiziert werden könnten.
In der nordirakischen Stadt Tus Churmatu starben 12 Menschen, als vor einem Restaurant eine Bombe
explodierte. Dort hielt sich eine Gruppe von Sicherheitsbeamten des stellvertretenden irakischen
Ministerpräsidenten, Rosch Nuri Schawis, auf, die auf der Fahrt in einem Autokonvoi nach Bagdad eine
Pause eingelegt hatte. Unter den Toten waren 6 Leibwächter des kurdischen Politikers. Wie schon zu
zahlreichen Anschlägen zuvor bekannte sich die Terrorgruppe um den Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi im
Internet zu der Tat.
In der nordirakischen Stadt Mossul starben bei der Explosion eines Motorrads fünf Menschen, 13 wurden
verletzt. Der Anschlag habe einer irakischen Polizeipatrouille gegolten, aber Zivilisten getroffen. In Bakuba
wurden bei einem Anschlag auf einen Konvoi der stellvertretende Vorsitzende des Stadtrats und vier seiner
Leibwächter getötet. Weitere Anschläge mit je einem Toten gab es im nordirakischen Kirkuk sowie südlich
der Hauptstadt Bagdad.
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Trotz der anhaltenden Gewalt im Irak rief US-Außenministerin Condoleezza Rice alle Bevölkerungsgruppen
zur Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung einer Verfassung auf. Die Verfassung stehe für die Zukunft des
Irak, und alle Iraker sollten darauf stolz sein, sagte Rice nach einem Gespräch mit ihrem irakischen
Kollegen Hoschiar Sebari in Washington. Sebari kritisierte Syrien wegen der Nichteinhaltung von
Versprechen. Der Irak wolle vor allem, dass Terroristen nicht mehr über syrisches Territorium ins Land
gelangen könnten. (DPA)
3. Juni: Durch die Gewalt Aufständischer sind nach Angaben des irakischen Innenministers Bajan Dschabr
in den vergangenen 18 Monaten etwa 12 000 Iraker ums Leben gekommen. 10 500dieser Opfer seien
offensichtlich Schiiten gewesen, zitierte die «Washington Post» (Onlineausgabe) am Freitag den Politiker.
Seit Beginn der US-Invasion im März 2003 seien 1663 US -Militärangehörige ums Leben gekommen, hieß
es unter Berufung auf das US- Verteidigungsministerium weiter.
Unterdessen ging das Blutvergießen im Irak weiter. Bei einem Selbstmordanschlag in einem Gebetshaus in
Balad nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden in der Nacht zum Freitag 10 Menschen getötet
und 13 weitere verletzt. Nach Angaben der US -Armee zündete ein Aufständischer einen Sprengstoffgürtel
inmitten einer Menschenmenge, die sich zum Gebet versammelt hatte. Bei den Opfern handelt es sich um
Angehörige der islamischen Kasnasanija-Sekte, einer mystisch orientierten Glaubensgruppe. In der
nordirakischen Stadt wurde zudem ein hoher Polizeioffizier von Unbekannten erschossen, als er eine
Moschee verließ.
Schiiten stellen mit rund 60 Prozent die Mehrheit der ganz überwiegend islamischen Bevölkerung des Iraks,
waren aber während des Regimes des gestürzten sunnitischen Machthabers Saddam Hussein unterdrückt
und benachteiligt. Etwa 35 Prozent der Iraker gehören der sunnitischen Glaubensrichtung an. (DPA)
4. Juni: Mit mehrmonatiger Verzögerung hat am Samstag das kurdische Regionalparlament im Irak seine
Arbeit aufgenommen. Die 111 Abgeordneten begannen ihre Beratungen am Samstag - mehr als vier
Monate nach den ersten freien Wahlen des Landes - in Erbil im Norden. Die konstituierende Sitzung war
wegen ungeklärter Fragen über die Machtverteilung zwischen den führenden kurdischen Parteien immer
wieder verschoben worden. Bei der Eröffnungssitzung sollten auch Vereinbarungen über die künftige
Zusammenarbeit der Kurdisch Demokratischen Partei (KDP) des irakischen Übergangspräsidenten
Dschalal Talabani und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Massud Barsani unterzeichnet
werden, berichtete das Staatsfernsehen.
Derweil gingen die Anschläge im Irak weiter. Eine Autobombe an einer Straßensperre in Balad - 90
Kilometer nördliche Bagdads - riss drei irakische Soldaten in den Tod und verletzte zwei weitere. Ein
irakischer Soldat starb, als während einer Streifenfahrt durch Falludscha im Westirak ein am Straßenrand
deponierter Sprengsatz explodierte. Auf der Ausfallstraße in Richtung jordanischer Grenze detonierte eine
Bombe und zerstörte einen amerikanischen Militärgeländewagen. Nach Augenzeugenberichten kamen
auch Soldaten zu Schaden. Die US-Armee machte zunächst keine Angaben.
Bei Razzien mit Hubschraubern und Panzern töteten amerikanische und irakische Soldaten in mehreren
Orten südlich von Bagdad nach eigenen Angaben drei mutmaßliche Aufständische, verwundeten fünf und
nahmen etwa 20 Bewaffnete fest. Bei der vor einer Woche gestarteten Großoperation «Blitz» in der
Hauptstadt hatten Militär und Polizei nach Angaben des Innenministeriums bis Freitag 720 mutmaßliche
Terroristen festgenommen. (DPA)
5. Juni: Amerikanische und irakische Soldaten haben im Irak US -Medienberichten zufolge ein riesiges
unterirdisches Waffenversteck von Ausständischen ausgehoben. Wie der Sender CNN am Sonntag unter
Berufung auf das US-Militär berichtete, ist der Bunker so groß wie 14 Fußballfelder. In dem rund 45 000Quadratmeter umfassenden Labyrinth seien große Mengen an Waffen und Munition gefunden worden. Es
sei das seit einem Jahr größte entdeckte Waffenlager. Wie der Sender weiter berichtete, ging den
Sicherheitskräften außerdem ein mutmaßlicher Stellvertreter von Terrordrahtzieher Abu Mussab al-Sarkawi
ins Netz. Rebellen seien in dem Stollensystem nicht gefasst worden. Doch sei der Unterschlupf kürzlich
noch benutzt worden, sagte US- Militärsprecherin Kate VandenBossche. In dem Bunker befänden sich zwei
komplett eingerichtete Wohnquartiere, zwei Duschen sowie eine Klimaanlage. In der Küche hätten noch
frische Lebensmittel gelegen. Der Unterschlupf sei von einer Patrouille am vergangenen Donnerstag in
einem alten Steinbruch in der Wüste nördlich von Karmah nahe der westirakischen Stadt Falludscha
aufgespürt worden. Der geheime Eingang habe sich in einem verlassenen Gebäude hinter einem großen
Kühlschrank befunden. Noch sei unklar, ob der Stollenbunker bereits unter dem Saddam-Regime oder erst
von den Rebellen gebaut worden sei.
Der gesuchte Sarkawi-Vertraute Mullah Mehdi sei zusammen mit fünf weiteren Verdächtigen am späten
Freitag in Mossul festgenommen worden, berichtete CNN. Unter ihnen soll auch Mehdis Bruder sein. Bei
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den anderen handele es sich um drei Iraker und einen Syrer, sagte der irakische Generalmajor Chalil alObeidi. Mehdi soll der Extremistengruppe Ansar al-Sunna angehören und im Auftrag von Sarkawi
Anschläge ausgeführt haben. Nach Angaben der irakischen Regierung muss der gestürzte Machthaber
Saddam Hussein bei dem im August erwarteten Prozess mit der «Höchststrafe» rechnen. Nach Ansicht von
Beobachtern bedeutet dies lebenslange Haft oder sogar das Todesurteil. Die Anklage wolle sich auf
insgesamt 12 Hauptanklagepunkte konzentrieren, sagte Regierungssprecher Laith Kibbeh.
Zwei irakische Soldaten wurden bei dem bislang ersten Zusammenstoß mit Kämpfern der kurdischen
Peschmerga-Miliz getötet. Wie es aus Kurden-Kreisen hieß, war es an einem Kontrollpunkt bei Erbil zum
Streit gekommen. (DPA)
6. Juni: Bei Anschlägen und anderen Zwischenfällen im Irak sind mindestens sieben Menschen getötet und
zehn verletzt worden. In Bagdad erschossen US -Soldaten einen Fahrer des irakischen
Wohnungsbauministeriums. Laut Augenzeugenberichten beschossen sie das Auto des Mannes von hinten,
als dieser an einer Ampel wartete. Die Soldaten setzten ihre Patrouille den Berichten zufolge fort und ließen
die Leiche in dem Fahrzeug zurück.
In Bagdad, Tikrit, Mossul und Kirkuk starben bei mehreren Anschlägen vier Menschen, darunter zwei
Selbstmordattentäter. Diese hatten vor einem Militärstützpunkt in der Hauptstadt sowie an einer
Straßensperre in Tikrit Autobomben gezündet. Neben sieben Soldaten wurde bei den beiden Anschlägen
auch ein kleines Mädchen verletzt.
Bei einer Razzia in der Stadt Baidschi nördlich von Bagdad nahmen US-Truppen nach Angaben der
irakischen Polizei 30 Verdächtige fest, darunter den Imam einer sunnitischen Moschee. Die Polizei im
nordirakischen Kirkuk muss auf Anordnung des Innenministeriums 2500 kurdische Polizisten entlassen, die
unmittelbar nach der US-Invasion von den Behörden der kurdischen Autonomieregion ernannt worden
waren. Das berichtete ein Brigadegeneral in Kirkuk.
Die irakische Übergangsregierung hat nach Zeitungsberichten Ratschläge von US-Anwälten für den
Prozess gegen Ex-Staatschef Saddam Hussein in den Wind geschlagen. Die US-Berater hätten dafür
plädiert, erst Prozesse gegen andere der elf inhaftierten Regierungsmitglieder zu führen und deren
Aussagen dann im Verfahren gegen den 67-jährigen Ex-Diktator zu verwenden, berichtete die «New York
Times» am Montag. Der Prozess gegen Saddam hätte dann zwar erst im kommenden Jahr beginnen
können, aber die Staatsanwaltschaft hätte mehr stichhaltige Beweise für die persönliche Rolle des ExStaatschefs bei Massenhinrichtungen bekommen.
Die irakische Übergangsregierung hatte am Sonntag angekündigt, dass Saddam ein Jahr nach seiner
formellen Anklage bis August vor Gericht gestellt werden soll. Die Staatsanwaltschaft will sich dabei auf
zwölf «voll dokumentierte Fälle» von insgesamt 500 mutmaßlichen Verbrechen konzentrieren. Nach den
Worten des Sprechers von Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari Laith Kibbeh wird damit sichergestellt,
dass Saddam zur Todesstrafe verurteilt werden kann.
Der Ex-Staatschef kam 1979 an die Macht und befindet sich seit seiner Festnahme am 13. Dezember 2003
in US-Gewahrsam. Am 1. Juli vergangenen Jahres wurde er in Bagdad formell angeklagt. Saddam stritt bei
der Anhörung jede Schuld ab und erkannte das Tribunal nicht an.
Zu den ausgewählten zwölf Fällen gehört die Hinrichtung von 160 Männern in dem Schiiten-Dorf Dudschail,
nachdem Saddam dort 1982 einen Anschlag überlebt hatte. Auch für den Tod von rund 5000 Menschen,
die bei einem Giftgasangriff am 16. März 1988 auf die kurdische Stadt Halabscha grausam getötet wurden,
soll sich Saddam verantworten. Die Staatsanwaltschaft will außerdem Saddams persönliche Beteiligung bei
der Niederschlagung der Schiiten- Aufstände nac h Ende des Golfkrieges von 1991 nachweisen. Damals
wurden 150 000 Schiiten getötet. (DPA)
7. Juni: Bei vier Selbstmordanschlägen im Nordirak sind mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen.
Die US-Armee berichtete unterdessen von einem Aufstand im Skandalgefängnis Abu Ghoreib westlich von
Bagdad, bei dem nach amerikanischer Darstellung zehn Menschen verletzt wurden.
Wie die Polizei berichtete, brachte ein Selbstmordattentäter seine Autobombe in der Nähe eines US Armeestützpunktes in Howeidscha bei Kirkuk zur Explosion. Drei weitere Sprengstoff-Autos detonierten an
Straßensperren der irakischen Sicherheitskräfte rund um Kirkuk. Außer den 4 Attentätern starben nach
Angaben von Ärzten 15 Zivilisten und 3 Soldaten. Weitere 39 Menschen wurden verletzt. In Ramadi starben
nach Angaben eines Krankenhausarztes zwei irakische Zivilisten, die bei einem Gefecht zwischen Rebellen
und US-Soldaten ins Kreuzfeuer geraten waren.
Im Gefängnis von Abu Ghoreib hatten in der Nacht zum Montag Dutzende irakischer Häftlinge gegen ihre
Wärter aufbegehrt. Nach Angaben des US -Militärs hatte ein Gefangener versucht, zu fliehen. Daraufhin
hätten Häftlinge in mehreren Parzellen Steine auf tragbare Licht-Generatoren und Wärter geworfen. Eine
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schnelle Eingreiftruppe habe den Aufstand unter Kontrolle gebracht. 4 Wärter und 6 Häftlinge seien leicht
verletzt worden.
8. Juni: Aufständische im Irak haben einen Anschlag auf die wichtigste Erdölpipeline im Norden des
Landes verübt. Rund 20 Kilometer nördlich der Stadt Badschi sei ein Teil der Pipeline in die Luft gesprengt
worden, teilte die Gesellschaft Northern Oil mit. Wegen früherer Anschläge sei die Ölleitung nicht in Betrieb
gewesen. Die Pipeline gilt als Haupttransportweg für das Erdöl aus den riesigen Fördergebieten um Kirkuk
in die Türkei. Nach irakischen Angaben stammen 95 Prozent des Nationaleinkommens des Landes aus
Erdölexporten. (REUTERS)
Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija hat ein Video aus dem Irak ausgestrahlt, das neben Leichen
spielende Kinder zeigt. Der Film dokumentiert den Überfall von Aufständischen auf einen Konvoi von
Vertragsarbeitern mit Nachschub für die US -Truppen am Dienstag im Westirak. Eine Gruppe namens AlDschihad Brigaden, von der das Video stammt, erklärte, sie habe 15 Angehörige der irakischen
Nationalgarde getötet. In Bagdads westlicher Vorstadt Abu Ghoreib töteten Unbekannte am Mittwoch einen
Polizisten.
Die Polizei berichtete zudem, zwei Zivilisten seien am Mittwoch in Kerbela von US-Soldaten in ihren Autos
erschossen worden. Bei der Explosion einer Autobombe wurden am Mittwoch bei Bakuba drei Menschen
getötet. Nach Polizeiangaben wurde der Sprengsatz in einer Schlange wartender Autos vor einer Tankstelle
gezündet. Das US- Militär erklärte, bei Angriffen seien seit Dienstag vier US-Soldaten getötet worden.
In der vorwiegend von Schiiten bewohnten südirakischen Hafenstadt Basra wurde ein bekannter
sunnitischer Prediger entführt und zu Tode gefoltert. Wie Angehörige von Scheich Salam Abdel Karim alKardisi berichteten, hatten Männer in Polizeiuniformen den Geistlichen am vergangenen Wochenende aus
seinem Haus entführt. Am Dienstag fanden Polizisten die übel zugerichtete Leiche des Mannes unter einer
Brücke in Basra. Der Scheich galt als Anhänger des Wahabismus, einer puritanischen Strömung des Islam,
die in Saudi-Arabien Staatsreligion ist.
Der frühere Bin-Laden-Vertraute Scheich Safar al-Hawali riet der Jugend in Saudi-Arabien unterdessen
davon ab, zum Kampf gegen die Amerikaner in den Irak zu ziehen. Die Anwesenheit ausländischer
Kämpfer im Nachbarland sei für den irakischen Widerstand kontraproduktiv, sagte der Scheich der saudiarabischen Zeitung «Al- Yaum». (DPA)
9. Juni: Bei einem Überraschungsbesuch in Bagdad haben Spitzenvertreter der EU eine für den 22. Juni in
Brüssel geplante internationale Irak-Konferenz vorbereitet. Die EU- Vertreter mit dem EUAußenbeauftragen Javier Solana an der Spitze erörterten mit Präsident Dschalal Talabani und Angehörigen
der neuen irakischen Regierung Möglichkeiten, wie der Aufbau in dem von Krieg und Anarchie verwüsteten
Land gefördert werden kann.
An der Konferenz in Brüssel sollen Vertreter von 80 Staaten teilnehmen. Ein Schwerpunkt des Treffens ist
nach den Worten Solanas die Sicherheitslage im Land, die durch Armee und Polizei, aber auch auf
politischer Ebene gelös t werden müsse. Er kündigte nach Angaben des Nachrichtensenders CNN an, die
EU-Delegation werde auch mit Vertretern der Sunniten sprechen, ohne deren Einbindung es keine Lösung
der Probleme geben werde. Solana betonte, derzeit seien sich die EU und die USA über ihre Ziele im Irak
einig.
Der britische Außenminister Jack Straw äußerte sich trotz der schlechten Sicherheitslage im Irak positiv
über die politischen Fortschritte der vergangenen Woche. Der EU-Delegation gehörten auch der
luxemburgische Außenminister Jean Asselborn und die österreichische EU-Außenkommissarin Benita
Ferrero-Waldner an. Diese will an diesem Freitag in Brüssel über die Reise berichten. Es war der erste
Besuch einer hochkarätig besetzten EU-Delegation im Irak seit dem US-Einmarsch vor mehr als zwei
Jahren.
Zwei irakische Zivilisten starben, als Unbekannte eine Mörsergranate auf ihr Haus in Jussifija 35 Kilometer
südlich von Bagdad abfeuerten. Die Polizei sagte, die Angreifer hätten ihr Ziel, einen Stützpunkt der
multinationalen Truppen, verfehlt.
In der Nähe der Aufständischen-Hochburg Al-Chalidija im Westirak griffen Aufständische erneut einen
Konvoi mit Nahrungsmitteln und anderen Waren für die US -Armee an. Die ausländischen Fahrer der zwölf
Fahrzeuge seien entführt und zum Teil getötet worden, sagte ein Polizeisprecher. Erst am Mittwoch hatte
eine Extremistengruppe ein Video veröffentlicht, das einen blutigen Angriff auf einen ähnlichen Konvoi in
der gleichen Region zeigt. In Bakuba nahmen amerikanische und irakische Truppen bei Razzien am
Donnerstag 21 Verdächtige fest.
Der ehemalige irakische Regierungschef Ijad Allawi erklärte unterdessen, der neue Innenminister Bajan
Bakr Solagh habe seit seinem Amtsantritt mehrere Fehler begangen, die zu einer Verschlechterung der
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Sicherheitslage geführt hätten. Dazu zähle auch die Entlassung zahlreicher Verantwortlicher aus den
Diensten des Ministeriums, sagte er der irakischen Zeitung «Al-Sabah». (DPA)
10. Juni: Die EU-Kommission will erstmals eine ständige Vertretung im Irak aufbauen. EUAußenkommissarin Benita Ferrero-Waldner kündigte in Brüssel am Freitag - gut einen Monat nach
Amtsantritt der ersten frei gewählten irakischen Regierung - an, das Büro werde in den kommenden
Monaten aufgebaut. Es solle helfen, die Partnerschaft mit dem Irak auszubauen. Vor der Eröffnung einer
Repräsentanz gebe es noch Sicherheitsfragen zu klären. Die Kommission sucht derzeit nach einem
geeigneten Gebäude in Bagdad.
Zunächst soll ein kleines Team politischer Gesandter der Kommission im Irak engere Verbindungen zur
neuen irakischen Regierung knüpfen. «Mit dem Büro in Bagdad kommen wir einem starken Wunsch der
Iraker nach. Die wollen, dass wir dort präsent sind», sagte Ferrero- Waldner. Sie hatte am Donnerstag mit
dem EU-Außenbeauftragen Javier Solana, dem amtierenden EU-Ratspräsident, Luxemburgs
Außenminister Jean Asselborn, und dem britischen Außenminister Jack Straw in Bagdad
Regierungsvertreter getroffen.
Die Vereinten Nationen kündigten derweil Unterstützung der Regierung bei der Formulierung einer
irakischen Verfassung an. Dazu solle in Bagdad ein Büro «mit internationalen spezialisierten
Rechtsexperten eingerichtet werden», zitierte das irakische Staatsfernsehen Aschraf Kadi, den IrakGesandten von UN- Generalsekretär Kofi Annan. Der Text der neuen Verfassung soll nach dem bisherigen
Zeitplan im August vorliegen.
Aufständische töteten unterdessen drei hochrangige Polizeioffiziere. In Kirkuk wurde der oberste
Terrorbekämpfer der nordirakischen Stadt, Oberst Rahim Othman, zusammen mit seinem Assistenten
erschossen. Im südlichen Basra töteten Unbekannte den Kommandeur der Polizeiakademie der Stadt.
Vor einer schiitischen Moschee in Bagdad schossen Unbekannte nach Angaben des Nachrichtensenders
Al-Arabija auf Gläubige. Ein Iraker starb, zwei wurden verletzt. In Ischaki, 110 Kilometer nördlich von
Bagdad, erschossen US-Soldaten einen Lastwagenfahrer, weil er angeblich nicht rechtzeitig angehalten
hatte. Einen Aufständischen schossen US-Soldaten an, nachdem er auf einem Friedhof in Samarra
Granaten ausgegraben und in einem Weizensack abtransportiert hatte.
Bei einem Autobombenanschlag sind am Abend in Bagdad mindestens 9 irakische Zivilisten ums Leben
gekommen. Wenigstens 15 Menschen seien verletzt worden, berichtete der US -Fernsehsender CNN unter
Berufung auf irakische Sicherheitskräfte.
Im Westirak starben fünf US-Marine-Infanteristen. Wie das amerikanische Militär in Bagdad berichtete, war
am Vortag in der Ortschaft Haklanija ein Sprengsatz neben dem Militärfahrzeug der Soldaten explodiert.
Unterdessen wurden nahe der Stadt Quaim unweit der syrischen Grenze die Leichen von 16 Menschen in
Zivilkleidung gefunden. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf
Augenzeugen, den Opfern seien die Augen verbunden und die Hände auf dem Rücken gefesselt worden.
Zwei Männer seien geköpft worden. Zwei Tage zuvor hatten arabische Medien berichtet, 22 Soldaten seien
in der Gegend von Qaim entführt worden. Dies hatte die Regierung jedoch später dementiert.
Nach einer Internet-Mitteilung soll die Terrororganisation des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi im Irak 36
irakische Soldaten verschleppt haben. In der in einem Islamisten- Forum veröffentlichten Botschaft im
Namen der Gruppe hieß es, die irakische Regierung müsse alle weiblichen Häftlinge aus ihren
Gefängnissen freilassen, anderenfalls drohte die Gruppe mit der Ermordung der Geiseln. In der Erklärung
wurde nicht erwähnt, wann und wo die Soldaten entführt worden sein sollen. (DPA)
11. Juni: Bei einem Selbstmordanschlag auf das Hauptquartier einer Ant i-Terror-Einheit der irakischen
Polizei in Bagdad sind vier Menschen ums Leben gekommen. Wie Innenminister Bajan Bakir Solagh sagte,
drang ein Ex-Polizist der Elitetruppe «Wolf- Brigaden» mit zwei Komplizen in das Gebäude ein und zündete
seinen Sprengstoffgürtel. Dabei riss er drei Polizisten mit in den Tod, ein weiterer wurde verletzt. Ziel ihres
Anschlags sei Brigadechef Mohammed al-Kuraischi gewesen, der jedoch unverletzt blieb.
Vor der Botschaft der Slowakei in Bagdad sprengte sich ein Selbstmordattent äter in einem Lieferwagen in
die Luft, wie der slowakische Rundfunk berichtete. Nach Angaben des Außenministeriums in Bratislava
wurden dabei vier Iraker verletzt und Sachschaden verursacht. Sprecher Juraj Tomaga sagte im Rundfunk:
«Wir wissen nicht, ob der Anschlag gezielt gegen unser Land gerichtet war.» Die Slowakei engagiert sich
derzeit mit etwa 100 Soldaten im Irak und gehörte im Irak-Krieg zur US -geführten «Koalition der Willigen».
Zehn irakische Arbeiter starben nach Angaben der Polizei, als Aufständische ihren Bus in Latifija südlich
von Bagdad unter Beschuss nahmen. Drei weitere seien verletzt worden. Die Arbeiter waren auf dem Weg
nach Bagdad.
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Irakische und amerikanische Sicherheitskräfte fassten im Zuge ihrer Anti-Terror-Operation «Blitz» in
Bagdad indes einen wichtigen El-Kaida-Terroristen. Die Polizei teilte mit, es handele sich bei Nadschim
Abid Mohammed al-Taefi um «das gefährlichste kriminelle Element von El Kaida in Bagdad». Einzelheiten
wurden nicht genannt.
Wie Minister Solagh vor der Presse weiter sagte, nahm die Polizei acht Aufständische fest, die hinter einem
Bombenanschlag in Bagdad stecken sollen, bei dem am Freitagabend mindestens 10 Zivilisten ums Leben
gekommen und 28 verletzt worden waren. Das Sprengstoffauto war auf einem belebten Marktplatz
explodiert.
Nach seinen Angaben sind bei der am 22. Mai begonnenen Operation «Blitz» bislang insgesamt 1318
Terrorverdächtige festgenommen worden. Vier Sicherheitskräfte und 35 Zivilisten kamen demnach dabei
ums Leben, 36 Bewaffnete seien bei Zwischenfällen getötet worden. Bei einer neuen US-irakischen
Militäraktion wurden in Latifija und Iskandarija am Samstag südlich von Bagdad nach Behördenangaben
zwei Aufständische getötet.
Die am 5. Januar im Irak verschleppte französische Journalistin Florence Aubenas ist nach Angaben der
Organisation «Reporter ohne Grenzen» am Leben und hat Chancen auf eine Freilassung. Die französische
Regierung habe glaubwürdige Vermittler gefunden, sagte der Generalsekretär der Journalistenorganisation,
Robert Ménard, am Samstag in Paris.
Noch am selben Tag nahm Ménard seine kurz zuvor gemachte Aussage zurück, im Januar hätten
Vermittler 15 Millionen Dollar Lösegeld für die Reporterin der Zeitung «Libération» und ihren irakischen
Fahrer Hussein Hanun gefordert. Das Pariser Außenministerium hatte erklärt, dass Ménards Erklärung «zu
einem so genannten Lösegeld in keiner Weise der Wirklichkeit» entspreche. «Ich habe mich schlecht
ausgedrückt», sagte Ménard. Er habe nur allgemein sagen wollen dass bei Entführungen Lösegeld im Spiel
sei. «Nichts erlaubt heute, das so präzise zu bestätigen.» (DPA)
Bei Luftangriffen der US-Streitkräfte im Irak sind nach US -Angaben rund 40 Aufständische getötet worden.
Es seien sieben Präzisionsschläge auf Vororte der Stadt Karabila im Westen des Landes ausgeführt
worden, erklärte das US-Militär. Die Maschinen hätten US-Marineinfanteristen bei Gefechten mit mehreren
großen Rebellen-Gruppen unterstützt. Opfer unter den US-Soldaten habe es nicht gegeben. Auch gebe es
keine Berichte über Opfer unter der Zivilbevölkerung, teilte die US -Armee weiter mit. Die Angaben konnten
zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Nach Tagen relativer Ruhe war es zuvor zu einer
ganzen Serie von Anschlägen Aufständischer gekommen. Insgesamt meldeten die Behörden am Samstag
36 Todesopfer. In Bagdad wurden drei Polizisten bei einem Selbstmordanschlag auf eine Elite-Einheit der
Sicherheitskräfte getötet. Die meisten Opfer gab es in der Nacht auf Samstag bei einem Anschlag in einem
Schiiten-Viertel in Bagdad: Eine Autobombe tötete elf Menschen und verletzte 29. (REUTERS)
12. Juni: Nach mehr als fünfmonatiger Geiselhaft im Irak ist die französische Journalistin Florence Aubenas
wieder frei. «Florence ist bei guter Gesundheit, eine ganze Nation ist glücklich», sagte Präsident Jacques
Chirac am Sonntag in einer TV-Ansprache. In Frankreich herrschten Freude und Erleichterung über die
Freilassung. Die 44-jährige Reporterin der Pariser «Libération» und ihr Übersetzer Hussein Hanun seien
bereits am Samstag freigekommen, berichtete die Zeitung. Hanun blieb nach diesen Angaben bei seiner
Familie im Irak. Die Umstände der Freilassung waren zunächst unklar. Auch die Forderungen der Entführer
an Paris, das den Irak-Krieg abgelehnt hatte und dort auch keine Truppen stationiert hat, blieben im
Dunkeln. Kurz vor Weihnachten 2004 waren die Journalisten Georges Malbrunot und Christian Chesnot
nach langer Geiselhaft im Irak freigekommen.
Chirac wollte Aubenas am Abend auf der Luftwaffenbasis Villacoublay bei Paris persönlich begrüßen.
Aubenas Schwester Sylvie erklärte, sie sei «verrückt vor Freude». Das Komitee, das in den vergangenen
Monaten für die Freilassung eingetreten war, bereitete ein abendliches Freudenfest am Pariser Platz der
Republik vor. Die Leiterin des Komitees, Marie-Ange Rodeaud, sagte, Ärzte hätten ihr gesagt, Florence sei
«lebhaft» und «bei guter Gesundheit». Der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, Robert Ménard,
nahm nach Intervention des Außenministeriums die Aussage zurück, Vermittler hätten im Januar 15
Millionen Dollar Lösegeld für die Geiseln verlangt. Die Entführung der Reporterin am 5. Januar vor ihrem
Bagdader Hotel hatte in Frankreich große Betroffenheit und eine Welle der Solidarität ausgelöst. Anfang
März war ein Video der Entführer veröffentlicht worden, auf der die sichtlich mitgenommene Geisel um Hilfe
flehte und erklärte, sie sei bei schlechter Gesundheit. Aubenas, die seit 1986 für die linksliberale
«Libération» arbeitet, gilt als sehr gewissenhafte Journalistin mit langer Irak-Erfahrung.
Im Irak geht die Gewalt indes weiter. Die US-Truppen töteten am Samstag in Al-Kaim im Westen des
Landes bei einer Serie von Luftangriffen nach eigenen Angaben rund 40 Rebellen. Der Direktor des
Krankenhauses der Stadt sagte, die Zahl der Opfer sei viel niedriger gewesen. Bei Al-Kaim waren zuvor die
Leichen von 16 Zivilisten gefunden worden. Der TV-Sender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf
Augenzeugen, den Opfern seien die Augen verbunden und die Hände auf dem Rücken gefesselt worden.
Zwei Männer seien geköpft worden. In der Region waren mehrfach Soldaten und Fahrer ermordet worden,
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die Nachschub für die US-Armee transportiert hatten. Wie die irakische Übergangsregierung mitteilte,
verurteilte das Zentrale Strafgericht in Bagdad in den vergangenen Tagen 321 «Terroristen» wegen
Beteiligung an Anschlägen und unerlaubten Waffenbesitzes zu Haftstrafen von 18 Monaten bis lebenslang.
259 Festgenommene seien wegen mangelnder Beweise freigelassen worden. Bei einem
Selbstmordanschlag auf das Hauptquartier einer Anti- Terror-Einheit der Polizei in Bagdad starben am
Samstag vier Menschen. Vor der Botschaft der Slowakei in Bagdad sprengte sich ein weiterer
Selbstmordattentäter in einem Lieferwagen in die Luft. Nach Angaben des Außenministeriums in Bratislava
wurden vier Iraker verletzt. Die Slowakei hat etwa 100 Soldaten im Irak stationiert. Zehn Arbeiter starben
nach Angaben der Polizei, als Aufständische ihren Bus in Latifija südlich von Bagdad unter Beschuss
nahmen. (DPA)
13. Juni: Das Sondertribunal in Bagdad hat ein Video veröffentlicht, das den früheren irakischen
Machthaber Saddam Hussein bei einer erneuten Befragung vor dem Untersuchungsrichter zeigt. Wann und
wo die Befragung stattfand, blieb unklar. Der arabische FernsehSender Al-Arabija berichtete, Saddam sei
zu einem Massaker in der Kleinstadt Dedscheel 1982 befragt worden. Saddam hatte damals nach einem
fehlgeschlagenen Attentatsversuch auf ihn das Stadtzentrum aus der Luft bombardieren und Dutzende von
Männern hinrichten lassen. Frauen und Kinder wurden in Gefangenenlager in der Wüste verfrachtet, wo
viele von ihnen durch Folter und unmenschliche Haftbedingungen ums Leben kamen. Einer der Anwälte
von Saddam Hussein erklärte am Montag, der inhaftierte irakische Ex-Präsident wolle den gegen ihn
geplanten Prozess nach Schweden oder in ein anderes westeuropäisches Land verlegen lassen. Ein
Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest.
Al-Arabija zeigte am Montag außerdem Bilder von 20 Leichen, die am Wochenende in Nahrawan östlich
von Bagdad entdeckt worden waren. Die Männerleichen wiesen Folterspuren auf. Bei Anschlägen kamen
im Irak zahlreiche Menschen ums Leben, fast 40 wurden verletzt. Einer der schwersten Anschläge
ereignete sich in Tikrit, wo sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Fahrzeug in die Luft sprengte. Laut
Polizei wurden drei Iraker getötet und 12 Polizisten verletzt. In Bagdad tötete eine Autobombe nach
Augenzeugenberichten einen Zivilisten und verletzte acht weitere. Al-Arabija meldete außerdem fünf
getötete Polizisten bei einem Anschlag in Bakuba. Ein Zivilist starb Berichten zufolge in Falludscha und
weitere drei wurden verletzt, als die irakische Armee Schüsse abgab, um damit einen Verkehrsstau
aufzulösen. In Kirkuk entführten Unbekannte unterdessen ein weibliches Mitglied der Kurdischen
Demokratischen Partei (KDP), Dschimin Ahmed Kadir. Das teilte ein KDP-Sprecher mit. (DPA)
14. Juni: Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Gruppe von Zivilisten sind im nordirakischen Kirkuk 21
Menschen ums Leben gekommen. Der Attentäter zündet e seinen Sprengstoffgürtel inmitten von Irakern,
die vor einer Bank Schlange standen, um ihre Gehälter und Pensionszahlungen abholen. 83 weitere Iraker
wurden nach Angaben der Polizei verletzt, 16 von ihnen schwer. In der Kleinstadt Kanaan nördlich von
Bagdad tötete kurz eine Autobombe fünf irakische Soldaten. Der Sprengsatz explodierte neben einer
Militärpatrouille. Zwei US-Soldaten wurden nach Armeeangaben nahe der westirakischen Stadt Ramadi bei
einem Sprengstoffanschlag auf Fahrzeug getötet.
Unterdessen wurden in Deutschland drei Iraker wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung
festgenommen. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, sollen die drei in Nürnberg, München
und Bühl wohnenden Männer im Alter zwischen 33 und 43 Jahren die terroristische Vereinigung Ansar alIslam mit Geld unterstützt haben. Die Gruppe, die vor dem Sturz des Saddam-Regimes im nordirakischen
Kurdengebiet aktiv gewesen war, soll sich später anderen sunnitischen Terrorgruppen angeschlossen
haben. Irakische und amerikanische Soldaten stürmten das Haus des Generalsekretärs des sunnitischen
Rates der Religionsgelehrten, Scheich Harith al-Dhari. Dieser hatte im Mai der Schiiten-Miliz BadrBrigaden die Schuld an Morden und Festnahmen sunnitischer Geistlicher gegeben, was die Spannungen
zwischen den Religionsgruppen angeheizt hatte. Nach Angaben des Rates war Al-Dhari zum Zeitpunkt der
Razzia nicht im Haus. Der Vorsitzende der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), Massud Barsani,
wurde am Dienstag als erster Präsident der Kurdenprovinzen im Nordirak vereidigt. Er betonte, IrakischKurdistan werde ein Teil des Iraks bleiben. US-Präsident George W. Bush gratulierte nach Angaben der
Kurdenparteien telefonisch. Keine andere Region des Iraks hat einen eigenen «Regional-Präsidenten». Vor
der Bildung der irakischen Übergangsregierung hatten sich Barsani und dessen einstiger Rivale Dschalal
Talabani, der Gründer und Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) ist, darauf verständigt,
dass Talabani ein hohes Amt in Bagdad anstreben soll und Barsani dafür das höchste Amt im
nordirakischen Kurdengebiet erhält. Talabani ist seit zwei Monaten Präsident des Iraks. (DPA)
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15. Juni: Aufständische im Irak haben bei zwei Anschlägen in und um Bagdad mehr als 30 Menschen
getötet. In Chalis, 65 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, riss ein Selbstmordattentäter in einem ArmeeRestaurant 24 irakische Soldaten mit in den Tod. 38 Menschen wurden verletzt. In Bagdads südlicher
Vorstadt Safranija lockten Aufständische sieben Polizisten unter einem Vorwand zu einer Videothek und
erschossen sie.
Eine gute Nachricht aus dem Irak erhielt die Familie des vor sechs Wochen entführten australischen
Ingenieurs Douglas Wood, den irakische Soldaten aus der Gewalt seiner Entführer befreiten. In Chalis
brachte nach Berichten von Augenzeugen der Attentäter mitten in der Kantine der Kaserne des «Friedens Bataillons» einen Sprengstoffgürtel zur Explosion. Zu dem Anschlag bekannte sich angeblich die
Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi. Ein entsprechendes Bekennerschreiben, dessen
Echtheit nicht überprüft werden konnte, wurde in einem Islamisten-Internetforum veröffentlicht. Zu einem
Selbstmordanschlag vom Vortag in Kirkuk mit 21 Toten soll sich derweil die Terrorgruppe Ansar al-Islam
bekannt haben. In Deutschland waren am Dienstag drei Iraker festgenommen worden, weil sie im Verdacht
stehen, Ansar al-Islam mit Geld unterstützt zu haben. Bei einer Patrouille stießen nach Angaben des USMilitärs irakische Soldaten am Vormittag im Nordwesten Bagdads auf ein Geiselversteck, in dem Wood und
ein Iraker gefangen gehalten worden seien. Die Entführer hätten kaum Widerstand geleistet. Drei
Verdächtige seien festgenommen worden. Nach Angaben von Australiens Premierminister John Howard, ist
der 63-jährige Woods wohlauf. In den vergangenen Monaten sind nur etwa ein Dutzend von unzähligen
Geiseln im Irak von Soldaten oder Polizisten befreit worden, so vor fast genau einem Jahr drei Italiener und
ein Pole. Die US-Armee berichtete, bei Angriffen seien drei amerikanische Soldaten getötet worden.
Aufständische verübten einen Bombenanschlag auf eine wichtige irakische Ölpipeline. Nach Angaben des
Innenministeriums wurden bei einer weiteren Explosion auf dem Markplatz von Nahrawan bei Bagdad zwei
Zivilisten get ötet. (DPA)
16. Juni: Die von der US-Armee schon mehrfach angegriffene westirakische Rebellenhochburg Ramadi
kommt nicht zur Ruhe. Wie das US -Militär am Donnerstag mitteilte, töteten Aufständische in der Stadt
innerhalb eines Tages sechs amerikanische Soldaten. Seit Beginn der Irak-Invasion im April 2003 kamen
bereits mehr als 1700 US-Soldaten durch Gefechte und Anschläge im Irak ums Leben. Fünf Soldaten
starben als am Mittwoch in Ramadi ein Sprengsatz neben ihrem Fahrzeug explodierte. Ein Angehöriger der
US-Marine wurde von Rebellen erschossen. Nach Angaben von Krankenhausärzten kamen im Kreuzfeuer
zwischen den Aufständischen und den US -Soldaten zudem drei Zivilisten ums Leben, 18 Menschen erlitten
Verletzungen. Bei einem Autobombenanschlag nördlich von Bagdad starben am Donnerstag nach
Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija 14 Iraker. Unter den Opfern seien acht Soldaten,
berichtete ein Reporter des Senders. Das Verteidigungsministerium erklärte dagegen, bei dem Anschlag in
Sulaich sei lediglich ein Soldat getötet worden. Vier Soldaten und ein Zivilist hätten Verletzungen erlitten.
Augenzeugen berichteten am Donnerstag, am Vorabend seien in Süd-Bagdad fünf Angehörige einer
Familie getötet worden, als eine Mörsergranate ihr Haus traf. In Amara, im Süden des Irak, starb ein
Ehepaar bei einem ähnlichen Zwischenfall. Zwei Kinder wurden verletzt. In beiden Fällen war unklar, wem
der Angriff galt. Im nordirakischen Mossul starben ein Richter und sein Leibwächter bei einem
Autobombenanschlag. Am Mittwochabend waren im Nordirak drei Polizeioffiziere von Aufständischen
ermordet worden. Bei einer Razzia des irakischen und amerikanischen Militärs in Jussifija töteten Soldaten
zwei Kämpfer. 73 Rebellen seien gefangen genommen worden, erklärte die Armee. Zwei von ihnen seien
arabische Kämpfer aus dem Ausland. In Tikrit, Duluija und Samarra wurden 30 mutmaßliche Rebellen
festgenommen, darunter auch vier Polizisten.
Amerikanische Soldaten haben im nordirakischen Mossul nach eigenen Angaben den Statthalter von TopTerrorist Abu Mussab al-Sarkawi in der Stadt festgenommen. Das US -Militär berichtete, Mohammed Chalaf
Schakir, alias Abu Talha, sei mit Unterstützung der irakischen Truppen in einem ruhigen Wohnviertel von
Mossul aufgespürt worden. Er habe sich ergeben. Abu Talha soll als «Emir» der Sarkawi-Gruppe in Mossul
an der Planung von zahlreichen Anschläge mit Hunderten von Toten beteiligt gewesen sein. Die US -Armee
hatte früher erklärt, mehrere Extremisten hätten sich von ihm abgewandt, weil er Terroroperationen mit
Lösegelderpressung und anderen kriminellen Machenschaften finanziert habe. Bei einer Razzia in Jussifija
töteten Soldaten zwei Kämpfer und nahmen 73 mutmaßliche Rebellen gefangen. In Tikrit, Duluija und
Samarra wurden 30 Rebellen festgenommen, darunter vi er Polizisten. In der vom US-Militär schon
mehrfach angegriffenen Stadt Ramadi töteten Aufständische innerhalb eines Tages sechs amerikanische
Soldaten. Fünf Soldaten starben, als in Ramadi ein Sprengsatz neben ihrem Fahrzeug explodierte. Ein
Angehöriger der US- Marine wurde von Rebellen erschossen. Nach Angaben von Krankenhausärzten
kamen im Kreuzfeuer zwischen Aufständischen und US- Soldaten drei Zivilisten ums Leben, 18 wurden
verletzt. Bei einem Autobombenanschlag nördlich von Bagdad starben nach Informationen des
Nachrichtensenders Al-Arabija 14 Iraker. Unter den Opfern seien acht Soldaten, berichtete ein Reporter des
Senders. Das Verteidigungsministerium erklärte dagegen, bei dem Anschlag in Sulaich sei lediglich ein
Soldat getötet worden. Vier Soldaten und ein Zivilist hätten Verletzungen erlitten. Augenzeugen berichteten,
am Vorabend seien in Süd- Bagdad fünf Angehörige einer Familie getötet worden, als eine Mörsergranate
ihr Haus traf. In Amara, im Süden des Iraks, starb ein Ehepaar bei einem ähnlichen Zwischenfall. Zwei
132
Kinder wurden verletzt. In beiden Fällen war unklar, wem der Angriff galt. In Mossul starben ein Richter und
sein Leibwächter bei einem Autobombenanschlag. (DPA)
17. Juni: Arabische Sunniten im Irak beklagen sich immer häufiger über Diskriminierung durch schiitische
und kurdische Polizisten und Soldaten. Diese benähmen sich eher wie Parteimilizen denn als Vertreter der
Staatsmacht. Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten warf der irakischen Regierung vor, sie habe die
Kontrolle über Polizei, Armee und Geheimdienst verloren. «85 Prozent der Angehörigen der
Sicherheitskräfte unterstehen nicht der Kontrolle der Regierung», sagte Abdul Salam al-Kubaisi, ein
führendes Mitglied des Rates, der arabischen Zeitung «Al-Hayat» (Freitagausgabe). Als Beispiel führte er
die kürzlich von Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari angekündigte Freilassung von 107 Mitgliedern des
unniten-Rats an. Die Männer, die alle ohne Anklage festgehalten würden, seien immer noch nicht frei. Auch
habe die Schiiten-Partei Hoher Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI) eine Untersuchung der
Welle von Morden an Mitgliedern des Rates sowie von umstrittenen Festnahmen verhindert. Innenminister
Bajan Bakr Solagh gehört zum SCIRI. Die neuen irakischen Sicherheitskräfte bestehen zum Teil aus
ehemaligen Milizionären der SCIRI-Partei und der Kurdenparteien. Unter dem Regime von Saddam
Hussein waren dagegen die meisten wichtigen Posten mit sunnitischen Arabern besetzt worden. UNGeneralsekretär Kofi Annan hatte begrüßt, dass die schiitisch-kurdische Mehrheit im Parlament den
Sunniten mehr Mitspracherechte bei der Ausarbeitung der neuen Verfassung eingeräumt haben. Sein
Sonderbeauftragter für den Irak, Aschraf Qasi, sei daran maßgeblich beteiligt gewesen, sagte Annan in
New York. Sieben Iraker starben am Freitag bei Gefechten zwischen der US - Armee und Aufständischen
nahe der syrischen Grenze. Unter den Opfern seien auch eine Frau und ein sechs Jahre altes Kind
gewesen, berichteten Krankenhausärzte in Al-Kaim. In Tuz, rund 180 Kilometer nördlich der Hauptstadt
Bagdad, sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto vor dem Haus eines hochrangigen
Armeeoffiziers in die Luft. Drei Wächter und drei Passanten wurden verletzt. Ein Autobombenanschlag
setzte im Osten Bagdads zwei Öltanklastwagen in Brand. Die Explosion habe Opfer unter den Passanten
gefordert, berichteten Augenzeugen. (DPA)
Ein Selbstmordattentäter hat sich nahe einer schiitischen Moschee in Bagdad in die Luft gesprengt und
mindestens vier Menschen verletzt. Der Täter zündete nach Polizeiangaben den Sprengsatz in seinem
Auto genau zu dem Zeitpunkt, als das Freitagsgebet zu Ende ging. In diesem Moment sei an der Moschee
auch eine irakische Militärpatrouille vorbeigefahren, die möglicherweise das Ziel des Angriffs gewesen sei.
(REUTERS)
18. Juni: Bei Gefechten zwischen Aufständischen und US-Soldaten an der irakisch-syrischen Grenze sind
mindestens 20 Zivilisten ums Leben gekommen. Seit Beginn der Operation «Speer», an der seit
Freitagmorgen rund 1000 Soldaten mit Flugzeugen und Panzern beteiligt sind, seien zudem 30 verletzte
Iraker ins Krankenhaus der Stadt Al-Kaim eingeliefert worden, berichteten Ärzte. Unter den Trümmern von
Häusern, in denen sich offenbar Aufständische verschanzt hatten, würden weitere Opfer vermutet. Nach
Augenzeugenberichten hielt der Flüchtlingsstrom aus Al-Kaim in die Wüste trotz Temperaturen um 45 Grad
unvermindert an. Nach US - Darstellung sollen bei den Angriffen rund 50 Aufständische getötet worden sein.
Am Samstagmorgen begannen weitere 1000 amerikanische Soldaten nach Angaben des USMilitärkommandos zudem eine Operation am Tharthar-See, 85 Kilometer nordwestlich Bagdads. Ziel der
Operation «Dolch» sei es, Waffenverstecke auszuheben und Aufständische daran zu hindern, die Region
als logistische Basis für Anschläge zu nutzen. Derweil starben bei einem Feuergefecht bei Buhris, gut 50
Kilometer nordwestlich von Bagdad, zwei US -Soldaten, zwei irakische Zivilisten sowie ein Verdächtiger, den
die Soldaten festgenommen hatten, wie das US-Militär berichtete. Bei einem Autobombenanschlag auf
einen Militärkonvoi auf einer Überlandstraße bei Baia westlich von Bagdad wurden mindestens drei
irakische Soldaten getötet. In der 150 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Samara wurden die
Leichen von von zwei bei der amerikanischen Armee als Vertragsarbeiter beschäftigten Irakern gefunden.
Sie wiesen nach Angaben der Polizei zahlreiche Kopfschüsse auf. In der Stadt Bedschi, 200 Kilometer
nördlich von Bagdad, befreite die Polizei zwei am Vortag entführte Ingenieure. (DPA)
19. Juni: Bei blutigen Gefechten im Westen des Iraks und einem Selbstmordanschlag in einem
vollbesetzten Bagdader Restaurant sind bis zu 100 Menschen ums Leben gekommen. Ein Attentäter
zündete in einem Restaurant neben der so genannten Grünen Zone im Zentrum von Bagdad einen
Sprengstoffgürtel. Nach Augenzeugenberichten starben mit ihm mindestens 20 Menschen, 34 weitere
wurden verletzt. Unter den Opfern waren mehrere Polizisten. In der streng abgeriegelten Grünen Zone, die
auch von den Amerikanern genutzt wird, trifft sich die Übergangsregierung.
Die Übergangsregierung berichtete, irakische Sicherheitskräfte hätten bei einer Razzia Ende Mai einen
Terroristen mit Beziehungen zu dem jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al- Sarkawi festgenommen.
Er sei an mehr als 60 Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen. Bei einem Selbstmordanschlag auf ein
133
Verbindungsbüro der amerikanischen und irakischen Armee in Tikrit starben der Attentäter, ein irakischer
Soldat und zwei Zivilisten. In Sadat al-Hindija südlich von Bagdad ermordeten Unbekannte einen ExOffizier, der unter Saddam Hussein eine wichtigen Position in der Baath-Partei bekleidet hatte und an der
Niederschlagung des Schiiten- Aufstandes von 1991 beteiligt gewesen war. Nach Polizeiangaben war er
vor dem Sturz des Saddam-Regimes nach Syrien geflohen und erst vor einigen Tagen zurückgekehrt. Es
war das dritte Attentat auf einen Baathisten in der Region innerhalb einer Woche. In Samarra wurden die
Leichen von zwei bei der US-Armee als Vertragsarbeiter beschäftigten Irakern gefunden. In Bedschi
befreite die Polizei zwei am Freitag entführte Ingenieure. (DPA)
20. Juni: Extremisten haben bei acht Autobomben-Anschlägen im Irak mindestens 29 Menschen getötet
und mehr als 120 verletzt. In Erbil sprengte sich nach Behördenangaben ein Selbstmordattentäter mit
seinem Fahrzeug mitten in einer Gruppe von Auszubildenden für die Verkehrspolizei in die Luft. Dabei
kamen zwölf Iraker ums Leben, mindestens 100 wurden verwundet. Die etwa 200 Auszubildenden
absolvierten gerade eine Übung auf einem Fußballplatz. Bei Autobombenanschlägen in den ebenfalls
kurdischen Städten Halabdscha und Kirkuk kamen mindestens acht Menschen ums Leben. In Bagdad
explodierten fünf weitere Autobomben, bei denen fünf irakische Sicherheitskräfte getötet wurden.
In Halabdscha im Nordirak starben nach Behördenangaben der Sicherheitschef der Stadt und drei seiner
Leibwächter, als ein Selbstmordattentäter sein Auto nahe einer Gedenkstätte für die Opfer des
Giftgasangriffs 1988 unter dem Ex-Diktator Saddam Hussein an ihr Fahrzeug heranfuhr und sich in die Luft
sprengte. In Bagdad zerstörten Rebellen eine der Hauptwasserleitungen, wodurch rund zwei Millionen
Bürger bei Temperaturen von mehr als 40 Grad auf dem Trockenen saßen. Erst die US-Luftwaffe und USBodentruppen brachten die Situation wieder unter Kontrolle. Die irakische Polizei sagte, zahlreiche
Aufständische seien bei den Kämpfen getötet oder gefangen genommen worden. Zu dem Angriff bekannte
sich der von Abu Mussab al-Sarkaui angeführte irakische Ableger der Extremisten-Organisation Al-Kaida,
der für zahlreiche Attentate in dem Land verantwortlich ist. Seit der Bildung der neuen, von Schiiten
geführten Regierung im Irak ist in den vergangenen Wochen die Zahl der Anschläge sprunghaft gestiegen.
Dabei wurden bislang rund 1000 Iraker und 120 US-Soldaten getötet. Die USA haben ein Kopfgeld von 25
Millionen Dollar auf Sarkaui ausgesetzt. (REUTERS)
21. Juni: Ein schwedischerGeschäftsmann ist nach 67 Tagen Geiselhaft im Irak befreit worden. Das
schwedische Außenministerium bestätigte die Freilassung. Nach Angaben der Zeitung 'Aftonbladet' wurde
der Öl-Händler bereits Ende Mai befreit. In dem Bericht hieß es, Schweden habe eineinhalb Monate nach
der Entführung von dem Vorfall erfahren. Nach ergebnislosen Lösegeldverhandlungen habe das Land die
Angelegenheit an den britischen Geheimdienst übergeben. (REUTERS)
Die USA wollen voraussichtlich im Frühjahr mit dem Truppenabzug aus dem Irak beginnen. General
John Vines sagte bei einer aus dem Irak ins US-Verteidigungsministerium übertragenen Videokonferenz,
bis März 2005 könnten vier bis fünf US-Brigaden aus dem Irak abrücken. Er
rechne damit, dass sich die gespannte Lage in dem Land beruhige, sobald sich die Bevölkerungsgruppen
auf eine Verfassung geeinigt haben. Der neue US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, kündigte eine
intensive Zusammenarbeit mit den Irakern bei der Bekämpfung der Aufständischen im Land an. Er kündigte
weiter an, mit Blick auf die Ausarbeitung einer irakischen Verfassung und die für Dezember geplanten
Wahlen mit der UNO zusammenarbeiten zu wollen.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad blieben gut eine Million Menschen von der Trinkwasserversorgung
abgeschnitten. In den betroffenen Stadvierteln verteilten Feuerwehrwagen Wasser, das aber nicht trinkbar
war. Das Jarmuk -Krankenhaus, eine der größten Kliniken der irakischen Hauptstadt, wurde per Tanklaster
mit Frischwasser versorgt. (AFP)
22. Juni: Im Irak sind bei drei Autobomben-Anschlägen mindestens 18 Menschen getötet worden. Weitere
48 seien verletzt worden, teilten die Polizeibehörden mit. Die nahezu zeitgleichen Anschläge hätten sich
nach Einbruch der Dunkelheit in einem vornehmlich von Schiiten bewohnten Bezirk im Westen der
Hauptstadt Bagdad ereignet.
Auf der ersten gemeinsam von der EU und den USA organisierten Irak-Konferenz haben die
transatlantischen Partner die Regierung in Bagdad aufgefordert, die sunnitische Minderheit stärker an der
Macht zu beteiligen. In ihrer Abschlusserklärung plädierten sie zudem für einen weit reichenden
Schuldenerlass. Die Kriegskritiker Frankreich und Deutschland vermieden bei dem Treffen in Brüssel alte
Streitthemen und betonten mit den USA das Interesse an raschen Fortschritten des
Demokratisierungsprozesses in Irak. Iraks Ministerpräsident, Ibrahim al-Dschaafari, forderte vor den
Delegierten aus rund 80 Staaten mehr Unterstützung, um den Aufstand in seinem Land niederzuschlagen.
(REUTERS)
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23. Juni: Bei einer Serie von Autobombenanschlägen sind bis zu 40 Menschen getötet und Dutzende
verletzt worden. Allein in Bagdad starben bei drei Anschlägen innerhalb weniger Minuten mindestens 31
Menschen. Das Verteidigungsministerium sprach dagegen von 17 Toten. Das US -Militär gab indes das
Ende der fünftägigen Operation «Speer» gegen Aufständische in und um die Stadt Karabila
an der syrischen Grenze am Mittwoch bekannt.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat sich strikt dagegen gewandt, einen Zeitplan für den Abzug
der amerikanischen Truppen aus dem Irak aufzustellen. In einer Senatsanhörung wieß er zudem Vorwürfe
von demokratischer Seite entschieden zurück, die USA befänden sich im Irak in einer aussichtslosen
Situation und hätten den Krieg völlig falsch gehandhabt. Zugleich wandten sich Rumsfeld wie auch
Generalstabschef Richard Myers dagegen, einen Termin für einen US -Abzug aus dem Irak festzulegen.
(DPA)
24. Juni: US-Präsident George W. Bush sieht trotz der anhaltenden Gewalt im Irak Grund für Optimismus.
«Es gibt gute Fortschritte», sagte Bush am Freitag, wenige Tage vor dem ersten Jahrestag der
Machtübergabe im Irak. Er hatte zuvor im Weißen Haus erstmals den Ministerpräsidenten der irakischen
Übergangsregierung, Ibrahim al-Dschafari, empfangen. Bush bekräftigte, dass die US - Regierung
keinen Termin für den Truppenabzug aus dem Irak nennen werde. Bei dem Gespräch ging es um die
bevorstehenden Aufgaben der irakischen Regierung, darunter die Verabschiedung einer neuen Verfassung,
die Volksabstimmung darüber und die im Dezember geplanten Neuwahlen. In der US -Regierung wächs t
nach dem langen Prozess, der zur Formierungder Übergangsregierung nötig war, die Sorge vor
Verzögerungen. «Das sind monumentale Aufgaben, aber bislang haben die Iraker alle strategischen Ziele
erreicht und den Terroristen ist es nicht gelungen, sie zu stoppen», sagte Bush. «Keine Frage, der Feind
will unseren Willen brechen und erreichen, dass wir abziehen», sagte der Präsident auf die Frage, ob seine
Entschätzung der Lage nicht zu optimistisch sei. «Aber wir werden sie besiegen. Wir glauben fest daran.»
Vizepräsident Richard Cheney hatte vor kurzem gesagt, die Aufständischen lägen in den letzten Zügen.
Der Chef des für Irak zuständigen Zentralkommandos, John Abizaid, räumte dagegen im Kongress ein,
dass der Aufstand nicht schwächer geworden ist. Nach Angaben des Weißen Hauses will sich Bush am
kommenden Dienstag in einer Grundsatzrede zu der Situation im Irak äußern. Dienstag ist der erste
Jahrestag der US-Übergabe der Macht an die Iraker. Wie Bush äußerte sich auch al-Dschafari optimistisch,
dass die Aufständischen im Irak besiegt werden. Die Sicherheitslage verbessere sich stetig, sagte der
Ministerpräsident. Das irakische Volk wolle Frieden und Demokratie. Er dankte Bush für die Unterstützung
im Kampf gegen den Terror. «Ohne Zweifel wird unser Land diejenigen nie vergessen, die uns zur Seite
standen.» Al-Dschafari äußerte die Hoffnung, dass die Amerikaner «eine Art Marshall-Plan» für den Irak
auflegen, wie sie es nach dem Zweiten Weltkrieg für Deutschland getan hatten.
Bei einem Autobombenanschlag in der Nähe der westirakischen Stadt Falludscha kamen nach USMedienberichten fünf US-Marineinfanteristen ums Leben, darunter drei Frauen. Der Anschlag am
Donnerstag traf nach einem Bericht des Senders NBC einen Truppentransporter mit 19 Insassen. Das
Militär bestätigte zunächst nur zwei Tote und 13 Verletzte. (DPA)
25. Juni: Nahe der nordirakischen Stadt Mossul wurden 15 irakische Zivilisten getötet, wie das
Verteidigungsministerium in Bagdad mitteilte. Danach zündete ein Selbstmordattentäter vor einem
Stützpunkt der irakischen Streitkräfte inmitten einer Menge einen Sprengsatz am Körper und riss die 15
Menschen mit in den Tod. Weitere 15 Zivilisten seien verletzt worden. Der Nachrichtensender Al-Arabija
hatte zuvor von mindestens 31 Getöteten bei zwei Anschlägen vor dem Stützpunk t berichtet. Außerdem
starben in Mossul bei einem Autobombenanschlagmindestens drei Polizisten. Sieben weitere wurden nach
Polizeiangaben verletzt, als der Täter mit seinem Wagen eine Polizeiwache rammte. Von verschiedenen
blutigen Zwischenfällen in der Hauptstadt Bagdad wurden mindestens vier Tote gemeldet, darunter ein
amerikanischer Soldat.
Die jordanische Zeitung «Alghad» will erfahren haben, dass der Stellvertreter des El-Kaida-Anführersim
Irak, Abu Musab el Sarkawi, bei einem US -Angriff getötet wurde. Suleiman Darwisch sei bei dem Luftangriff
auf Aufständische nahe der Stadt Al-Kaim an der syrischen Grenze ums Leben gekommen, berichtete das
Blatt. Sarkawis Gruppe habe den Tod bisher aus Sorge um die Moral ihrer Anhänger noch nicht bekannt
gegeben. (DPA)
26. Juni: Innerhalb weniger Stunden sind bei drei Selbstmordanschlägen im Nord-Irak mindestens 26
Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden verletzt. Ziel der Anschläge in und um die Stadt
Mossul waren einmal mehr irakische Polizisten und Soldaten, denen die Aufständischen Zusammenarbeit
mit den USA vorwerfen. Es kamen jedoch auch Zivilisten ums Leben. Zu zwei Anschlägen bekannte sich
der irakische Zweig der Extremisten-Organisation Al-Kaida, der vom Jordanier Abu Mussab al-Sarkaui
135
angeführt wird. Ein dritter Selbstmordattentäter zündete seinen Sprengsatz in einem Krankenhaus in
Mossul, in dem die Opfer der beiden anderen Anschläge behandelt wurden.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kündigte an, der Aufstand in dem Golfstaat werde vermutlich
noch Jahre dauern. Letztlich müssten aber die Iraker und nicht US-Soldaten die Rebellen besiegen. Ein
Attentäter sprengte sich in einer irakischen Militärbasis in Kassak nahe Mossul in die Luft. Dabei starben
nach US-Angaben bis zu 16 Menschen. Die irakische Regierung sprach von 15 Toten. Die meisten Opfer
seien irakische Zivilisten. Nach Angaben von Sanitätern arbeiteten sie auf dem Stützpunkt. Kassak liegt
nahe der Stadt Tal Afar, wo sich US -Truppen seit Wochen heftige Kämpfe mit Aufständischen liefern. Die
USA gehen davon aus, dass sich in der Stadt viele aus Syrien eingesickerte Extremisten aufhalten. Bereits
Stunden zuvor hatte Polizeiangaben zufolge ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes
Fahrzeug in ein Polizei-Hauptquartier im Zentrum Mossuls gesteuert. Bei der Explosion seien mindestens
sechs Menschen getötet worden, die meisten davon Polizisten, berichteten Krankenhausangestellte. Ein
US-Militärsprecher sagte, Berichte, wonach bei diesem Anschlag 15 Menschen ums Leben kamen, würden
geprüft. Helfer suchten unter den Trümmern des teilweise eingestürzten, zweistöckigen Gebäudes weiter
nach Verschütteten. Nach den beiden Attentaten sprengte sich nach Polizeiangaben am Mittag an einem
Polizeiposten im größten Mossuler Krankenhaus ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete vier
irakische Sicherheitskräfte. Vor allem die Notaufnahme sei stark beschädigt worden, wo zum Zeitpunkt der
Explosion gerade Opfer der beiden vorangegangenen Anschläge behandelt wurden. (REUTERS)
27. Juni: Die USA wollen mit 50 MillionenDollar ihre Gefängnisse für mutmaßliche Aufständische im Irak
ausbauen und eine weitere Haftanstalt eröffnen. Das Gefängnis Abu Ghraib sei bereits um 400 Plätze
erweitert worden, teilte das US-Militär mit. Weitere 400 kämen noch hinzu. Nach dem Skandal um Folter in
der Einrichtung hatten Regierungsvertreter die Hoffnung geäußert, das Gefängnis zu schließen. Im 330
Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Sulaimanija solle eine ehemalige Kaserne in eine Haftanstalt
umgebaut werden. Insgesamt wollen die USA nach dem Erweiterungsprogramm bis zu 16.000 Häftlinge in
irakischen Gefängnissen unterbringen können. Dazu kommen weitere 1550 in Zellen von Brigaden und
Divisionen. Derzeit halten die USA im Irak nach eigenen Angaben mehr als 10.000 so genannte
Sicherheitsgefangene fest. Die Zahl steige aber wegen der erfolgreichen Operationen gegen die
Aufständischen, sagte ein US -Sprecher. In den US -geführten Einrichtungen halten Iraker und die
internationalen Besatzungstruppen mutmaßliche Aufständische fest. Gewöhnliche Kriminelle sitzen in
irakischen Gefängnissen ein. (REUTERS)
Das amerikanische Militärkommando in Bagdad berichtete, ein Apache-Hubschrauber mit zwei US -Piloten
an Bord sei nordwestlich der Hauptstadt abgestürzt. Beide seien ums Leben gekommen. Augenzeugen
sagten arabischen Reportern, der Helikopter sei abgeschossen worden. In Bagdad erschossen
Aufständische nach Armeeangaben einen amerikanischen Soldaten.
US-Präsident George W. Bush will sich an diesem Dienstag mit einer Rede zur Irak-Politik an seine
Landsleute wenden. Genau ein Jahr zuvor hatte die US -geführte Koalition nach 14 Monaten Besatzung im
Irak die Souveränität an die Iraker übertragen. (DPA)
Bei der Explosion einer Autobombe im Osten von Bagdad sind mindestens vier Menschen getötet und 16
weitere verletzt worden. Der Sprengsatz detonierte in einem belebten Geschäftsviertel zwischen einem
Kino und einer Moschee, wie die Polizei mitteilte. Ziel des Anschlags sei offenbar ein US-Militärkonvoi
gewesen, der gerade die Hauptstraße passiert habe. Möglicherweise habe ein Selbstmordattentäter sein
Auto in die Luft gesprengt, sagte ein Polizeisprecher. (APD)
28. Juni: Ein Selbstmordanschlag auf den Alterspräsidenten des irakischen Parlaments hat am die
Feierlichkeiten zum Jahrestag der Machtübergabe in Bagdad überschattet. Wie ein Sprecher des
Innenministeriums berichtete, war Scheich Dhari al-Fajadh (87) auf dem Weg zu der Feierstunde im
Parlament, als die Autobombe des Attentäters nördlich von Bagdad neben dem Konvoi des schiitischen
Politikers explodierte. Mit ihm starben ein Sohn und drei Leibwächter. «Der Aufbau des neuen Iraks fordert
Opfer und Patriotismus», sagte der schiitische Abgeordnete Hussein al-Sadr nach dem Attentat vor dem
Parlament. Es war seit den Wahlen Ende Januar bereits der zweite tödliche Anschlag auf einen
Abgeordneten. Auch das erste Opfer, die im April getötete Lamia Abed Chadawi, gehörte zum SchiitenBündnis, der größten Fraktion im Parlament.
In Al-Musajib, 60 Kilometer südlich von Bagdad, riss ein Selbstmordattentäter in Polizeiuniform drei
Menschen mit in den Tod, als er sich am Eingang des Krankenhauses der Stadt in die Luft sprengte. 13
weitere Iraker wurden verletzt, unter ihnen Polizisten, die den Eingang bewacht hatten. Ein dritter
Selbstmordanschlag richtete sich gegen den Direktor der Verkehrspolizei in der nordirakischen Stadt
Kirkuk. Dabei kam außer dem Attentäter nach Polizeiangaben ein Leibwächter ums Leben.
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In Bagdad erschossen Extremisten einen hochrangigen Polizeioffizier und einen Freund, der mit ihm im
Wagen gesessen hatte. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, bei einem Anschlag in der Nähe einer
sunnitischen Moschee im Stadtteil Neu- Bagdad seien vier Menschen ums Leben gekommen.Die USArmee startete am Dienstag nach eigenen Angaben eine neue Offensive im Westirak. An der Operation
gegen Extremisten in der Umgebung um die Stadt Haditha seien 1000 Soldaten beteiligt. Ein US- Soldat
starb durch die Explosion einer Autobombe nahe eines Militärstützpunktes in Balad.
Ein Jahr nach der Übergabe der Macht an die Iraker halten immer mehr Amerikaner den Irak-Krieg für
einen Fehler und zweifeln an einem Erfolg des Einsatzes.
Außenministerin Condoleezza Rice kündigte in einem Interview des Senders NBC an, Bush wolle die
Öffentlichkeit zur Geduld aufrufen. Sie räumte ein, dass die anhaltende Gewalt im Irak es für die
Amerikaner schwer mache, sich auf die erzielten Fortschritte zu konzentrieren. Bush selbst sei sich darüber
im Klaren und werde darauf auch in seiner Rede eingehen. (DPA)
29. Juni: US-Präsident George W. Bush hat in einer Grundsatzrede zur Irak-Politik seine Landsleute auf
neue Opfer vorbereitet und sie zur Geduld aufgerufen. Zugleich machte Bush in einer Rede anlässlich des
ersten Jahrestages der formellen Machtübergabe im Irak am Dienstag vor 750 Soldaten und Offizieren in
Fort Bragg (North Carolina) deutlich, dass die US -Armee den Kampf so lange fortsetzen werde, bis er
gewonnen sei. Einen Zeitplan zum Rückzug der US-Truppen lehnte Bush erneut ab. Der US-Präsident
stellte außerdem den Irak-Krieg als Element des weltweiten Anti- Terror-Kampfes nach den Anschlägen
vom 11. September dar. Der Einsatz im Irak sei schwierig und gefährlich, sagte Bush. Wie die meisten
Amerikaner sehe er auch die Bilder von Gewalt und Blutvergießen. Die Ziele wie ein freier Irak und eine
sichere Welt seien aber die Opfer wert, sagte er. Der Präsident erinnerte indiesem Zusammenhang auch an
Äußerungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder bei dessen Washington-Besuch am Montag, wonach
ein stabiler Irak auch Deutschland und Europa sicherer mache. Bush listete außerdem eine Reihe von
Erfolgen der von den USA angeführten Koalitionstruppen beim Wiederaufbau des Iraks auf vorlegt.
Der irakische Vizepräsident Adel Abdelmahdi hat sich über Verzögerungen im Verfahren gegen Ex-Diktator
Saddam Hussein beklagt. Es gebe sowohl im Irak als auch aus dem Ausland Druck auf die Regierung, mit
dem Ziel, den Prozessbeginn aufzuschieben, sagte der schiitische Politiker. «Wir werden aber jeder Form
von Druck trotzen, gleichgültig ob dieser von innen oder von außen kommt, und wir werden die Rechte
unseres Volkes verteidigen», erklärte er im staatlichen TV-Sender Al- Irakija. Der ehemalige irakische
Präsident und seine Clique müssten so schnell wie möglich vor Gericht gestellt werden: «Wir haben
tonnenweise Dokumente, die seine Verbrechen beweisen.»
Die US-Regierung soll sich aus einer ganzen Reihe von Gründen gegen einen raschen Beginn des
Saddam-Prozesses ausgesprochen haben. Unter anderem wird befürchtet, das Verfahren könnte die für
diesen Sommer vorgesehene Ausarbeitung einer neuen Verfassung behindern, außerdem könne der
Prozess gegen den Sunniten Saddam zu verstärkten Aktivitäten der sunnitischen Aufständischen führen.
Saddam war zuletzt am 12. Mai dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden.
Unterdessen mehren sich die Hinweise auf Spannungen zwischen den Schiiten-Parteien und der KurdenAllianz, die nach den Wahlen Ende Januar ein Bündnis geschlossen hatten. Eine kurdische Zeitung
veröffentlichte einen Brief des kurdischen Präsidenten Dschalal Talabani an den Ministerpräsidenten
Ibrahim al-Dschafari. Darin wirft Talabani dem schiitischen Regierungschef vor, er treffe wichtige
Entscheidungen, ohne die kurdischen Bündnispartner zu konsultieren. Als Beispiel nannte er die
Ernennung von Regierungssprecher Leith Kubba. Außerdem habe sich Al-Dschafari bislang nicht eindeutig
zum Prinzip des Föderalismus bekannt.
Krankenhausärzte im westirakischen Hit berichteten am Mittwoch, US-Truppen hätten bei Gefechten mit
Aufständischen fünf Iraker getötet. Sechs Zivilisten seien verletzt worden. (DPA)
Juli 2005
1. Juli: Ein enger Vertrauter des einflussreichsten Schiitenführers im Irak, Großayatollah Ali Sistani, ist am
Freitag bei einem Anschlag in Bagdad getötet worden. Scheich Kamaleddin el Ghuraifi sei gemeinsam mit
zwei Begleitern von Unbekannten erschossen worden, als sie in einem Auto in der belebten Haifa-Straße
auf dem Weg zu einer Moschee gewesen seien, teilten Sistanis Büro in Nadschaf und Mitarbeiter des
Verteidigungsministeriums übereinstimmend mit. Ghuraifi sei einer von Sistanis wichtigsten Vertretern in
der irakischen Hauptstadt gewesen.
Laut dem Ministerium wurden drei weitere Menschen bei dem Attentat verletzt. Derweil wurde ein
Autobombenanschlag nahe einem Büro von Ministerpräsident Ibrahim el Dschaafari im Westen Bagdads
137
verübt. Laut Verteidigungsministerium starb der Attentäter. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden. Der
Anschlag sei in der Nähe einer Vertretung von Dschaafaris schiitischer Dawa-Partei verübt worden.
Die irakischen Parteien sind uneins in der Frage von Verhandlungen mit den Aufständischen. Der
Vorsitzende der größten Fraktion im irakischen Parlament, Abdelasis al-Hakim, sagte in der Nacht zum
Freitag in Nadschaf, Verhandlungen mit den Aufständischen seien ausgeschlossen. Dagegen sagte
Außenminister Hoschiar Sebari: «Wir sind bereit, uns mit denjenigen an einen Tisch zu setzen, die sich
entscheiden, die Waffen niederzulegen.»
Extremisten töteten unterdessen in Bagdad einen Vertrauten des geistigen Oberhauptes der irakischen
Schiiten, Großajatollah Ali al- Sistani, und zwei seiner Begleiter. Nach Angaben des Nachrichtensenders AlArabija wurden drei weitere Menschen verletzt. Bei einem Autobombenanschlag im Westen der irakischen
Hauptstadt kam ein Wachmann ums Leben. Augenzeugen berichteten, ein Selbstmordattentäter habe sich
mit seinem Fahrzeug vor einem Haus in die Luft gesprengt, in dem früher die schiitische Dawa-Partei von
Regierungschef Ibrahim al-Dschafari ein Büro unterhalten hatte. «Es gibt keine Verhandlungen mit
Terroristen und Baathisten (Anhängern der Ex-Regierungspartei von Saddam Hussein) und Verbrechern,
die Unschuldige töten und versuchen, Gewalt zwischen den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen zu
säen», sagte Al-Hakim, der Vorsitzende der Schiiten-Partei SCIRI der dpa in Nadschaf. Diese Gruppen
könnten nicht in den politischen Prozess integriert werden. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
hatte am vergangenen Wochenende eingeräumt, dass Pentagon-Mitarbeiter mit einzelnen ExtremistenGruppen im Irak verhandelt hatten. Außenminister Sebari bestätigte dies, betonte jedoch, die
Übergangsregierung sei daran nicht beteiligt.
Bei einer am Donnerstagabend ausgestrahlten Befragung von Al- Arabija hatten sich die meisten Iraker für
Verhandlungen zwischen der Regierung und den Aufständischen ausgesprochen. Sie erklärten, AlDschafaris Regierung solle aber nur mit den «Widerstandsgruppen sprechen, die gegen die
amerikanischen Besatzer kämpfen» und nicht mit den «Terroristen, die Iraker ermorden».
2. Juli: Bei zwei Selbstmordattentaten sind am Samstag im Irak mindestens 27 Menschen ums Leben
gekommen. Ein Attentäter lief auf eine Gruppe von Rekruten vor einer Polizeistation in Bagdad zu und
zündete einen Sprengstoffgürtel. Nach Angaben des staatlichen Rundfunks riss er 20 Polizeirekruten mit in
den Tod und verletzte zwei Dutzend Menschen. Es war bereits der zweite Anschlag vor dieser
Polizeistation. Wenige Stunden später sprengte sich ein Mann in seinem Auto in der Stadt Mahmudija
südlich von Bagdad an einer Polizeisperre in die Luft. Dabei tötete er fünf Menschen, vor allem Zivilisten.
Außerdem wurde ein hoher Vertreter des Innenministeriums auf einer Inspektionsreise südlich von Bagdad
erschossen. Bei Rebellenangriffen in und um Kirkuk starben insgesamt sieben Menschen:
Bei einem Überfall auf eine irakische Polizei- und Armeepatrouille auf der Hauptstraße zwischen Bagdad
und Kirkuk wurden einer der Angreifer und ein Zivilist getötet. In der nordirakischen Stadt selbst eröffneten
Aufständische das Feuer auf einen Wagen und töteten dabei zwei Wachleute eines Krankenhauses und
zwei Zivilisten - darunter eine Frau. Bei einem anderen Zwischenfall wurde ein ehemaliger Wachmann vor
einem Laden erschossen, in dem er arbeitete.
In den nördlichen und westlichen Stadtteilen der irakischen Hauptstadt waren Millionen Menschen ohne
Wasser. Rebellen hatten eine Elektrizitätsstation außer Kraft gesetzt, die ein Wasserwerk versorgt. In der
Metropole mit mehr als sechs Millionen Einwohnern herrschen gegenwärtig Temperaturen von über 40
Grad. Nach Angaben der Behörden könnte es drei Tage dauern, um den Schaden zu reparieren.
Unterdessen waren 1000 US-Soldaten zusammen mit einheimischen Militärs zwischen den Städten
Haditha und Hit entlang des Euphrat- Flusses gegen Aufständische im Einsatz.
3. Juli: Bei Anschlägen und Überfällen sind im Irak am Wochenende mehr als 50 Menschen getötet
worden, darunter zahlreiche Polizisten. Das ägyptische Außenministerium berichtete unterdessen, Kairos
Botschafter Ihab al-Scharif sei in Bagdad verschwunden. Inoffiziell hieß es, Al-Scharif sei wahrscheinlich
entführt worden. Bei Temperaturen um 45 Grad blieben in der Hauptstadt Bagdad am Wochenende
Millionen von Menschen ohne Wasser, nachdem Rebellen am Freitag ein Wasserwerk lahm gelegt hatten.
Unterdessen sieht sich die US-Armee neuen Vorwürfen ausgesetzt. Der irakische Botschafter bei den
Vereinten Nationen in New York, Samir Sumaidaie sagte der «New York Times», US -Soldaten hätten
seinen 21 Jahre alten Neffen Mohammed vergangene Woche bei einer Razzia im westirakischen Haditha
«kaltblütig» ermordet. Mohammed habe die Soldaten, die «vermutlich auf der Suche nach Waffen und
Terroristen» in das Haus eindrangen, in das elterliche Schlafzimmer geführt, um ihnen ein nicht geladenes
Gewehr zu übergeben. Eine Stunde später hätten die Militärs das Haus «grinsend» wieder verlassen. Der
junge Mann lag im Schlafzimmer tot in einer Blutlache.
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Das Schweizer Außenministerium bestätigte unterdessen, dass ein Schweizer, der auch einen irakischen
Pass besaß, vergangene Woche von US-Soldaten erschossen wurde. Die Soldaten hätten auf seinen
Wagen gefeuert, als er an einem Konvoi vorbeifahren wollte.
In Bagdad zündete ein Selbstmordattentäter am Samstag vor einer Polizeistation inmitten einer Gruppe von
Rekruten einen Sprengstoffgürtel. Nach Angaben des staatlichen Rundfunks riss er 20 Menschen mit in
den Tod, zwei Dutzend wurden verletzt. Wenige Stunden später sprengte sich ein Mann in seinem Auto in
Mahmudija südlich von Bagdad an einer Polizeisperre in die Luft. Dabei tötete er fünf Menschen, vor allem
Zivilisten.
In den nördlichen und westlichen Stadtteilen der irakischen Hauptstadt waren am Wochenende Millionen
Menschen ohne Wasser. Rebellen hatten eine Elektrizitätsstation zerstört, die ein großes Wasserwerk
versorgt. Nach Angaben der Behörden könnte es bis Anfang der Woche dauern, den Schaden zu
reparieren.
In Hilla rissen zwei Selbstmordattentäter am Samstagabend an einer Straßensperre zwölf Iraker mit in den
Tod, darunter neun Polizisten. Wie die Polizei am Sonntag berichtete, brachten die Terroristen im Abstand
von vier Minuten zwei Autobomben zur Explosion. 40 Menschen wurden nach Angaben der Polizei verletzt.
Bei mehreren anderen Anschlägen und Kämpfen im Irak starben mindestens elf Menschen.
Die Londoner Regierung zeigte sich am Sonntag besorgt über Berichte, wonach paramilitärische
Kommandos im Auftrag der irakischen Regierung ein ganzes Netz geheimer Gefängnisse geknüpft hätten,
in denen Verdächtige gefoltert würden. Die Kommandos würden teilweise mit amerikanischen und
britischen Hilfsgeldern finanziert, berichtete «The Observer». Am Wochenende traf US-Justizminister
Alberto Gonzales zu einem Überraschungsbesuch im Irak ein. Nach Angaben seines Ministeriums wollte er
mit irakischen Regierungsmitgliedern zusammentreffen.
4. Juli: Das Außenministerium in Kairo hat bis zum Montag noch kein Lebenszeichen des in Bagdad
entführten ägyptischen Botschafters Ihab al-Scharif erhalten. Der 51-Jährige war am Wochenende in der
irakischen Hauptstadt verschleppt worden. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, in Bagdad habe es
am Montag zahlreiche Razzien gegeben, wobei jedoch unklar sei, ob diese in Zusammenhang mit der
Geiselnahme stehen.
Drei Iraker, die angeblich Terroristen beherbergt haben sollen, starben bei einer irakisch-amerikanischen
Razzia in Hilla südlich von Bagdad. Sieben Iraker seien verletzt worden, berichtete die Polizei. Die Soldaten
hätten 45 Verdächtige festgenommen. Fünf weitere mutmaßliche Aufständische nahmen US-Soldaten am
Montag in Bagdad fest, nachdem sie in einem Haus Waffen, Munition und drei neue Polizeiuniformen
entdeckt hatten. Attentäter und Entführer verkleiden sich im Irak häufig als Polizisten. Die US-Armee hat
unterdessen durch die Gefangennahme eines tunesischen El-Kaida-Terroristen Einblick in die
Vorgehensweise der ausländischen Extremisten im Irak erhalten. Das amerikanische Militärkommando in
Bagdad berichtete am Montag, der bereits vor knapp einem Monat in Mossul geschnappte Tunesier Emad
Amara, alias Abu Hamsa, habe in der Region Mossul mehrere Häuser unterhalten, in denen ausländische
Kämpfer und potenzielle Selbstmordattentäter versteckt worden seien. Insgesamt soll er mehr als 100
Extremisten durch diese Verstecke geschleust haben.
Die Zeitung «Arab News» berichtete indes, Saudi-Arabien wolle trotz der Entführung des ägyptischen
Botschafters Ihab al-Scharif in Bagdad am Wochenende bald selbst einen Botschafter in die irakische
Hauptstadt entsenden. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten waren vor 13 Jahren
offiziell abgebrochen worden. In den vergangenen Wochen haben sich die Hinweise darauf gemehrt, dass
ein großer Teil der ausländischen Terroristen im Irak aus Saudi-Arabien stammt.
5. Juli: Die Extremisten im Irak nehmen nun auch Diplomaten aus islamischen Staaten ins Visier. Der
pakistanische Botschafter Yunus Khan entkam am Dienstag einem Attentat in Bagdads Mansur-Viertel.
Augenzeugen berichteten, sein Konvoi sei beschossen worden. Der Nachrichtensender Al-Arabija
berichtete, Pakistan habe seinen Botschafter nach dem Attentatsversuch aufgefordert, den Irak
vorübergehend zu verlassen. Kurz zuvor war der Geschäftsträger der bahrainischen Botschaft im gleichen
Viertel bei einem gescheiterten Entführungsversuch verletzt worden. Der Diplomat, Hassan al-Ansari, sagte
nach Angaben der bahrainischen Nachrichtenagentur BNA, die Entführer hätten ihm auf dem Weg von
seinem Haus zur Arbeit aufgelauert. Im Mansur-Viertel liegen zahlreiche Botschaften, darunter auch die
deutsche Vertretung.
Vor der iranischen Botschaft explodierte am Dienstag ein Sprengsatz. Augenzeugen berichteten allerdings,
der Anschlag habe möglicherweise einem Konvoi von Ausländern gegolten. Ein irakischer Passant wurde
nach Angaben von Krankenhausärzten verletzt. Am vergangenen Wochenende hatten Unbekannte den
Botschafter Ägyptens in Bagdad, Ihab al-Scharif, entführt. Über mögliche Forderungen der Entführer wurde
bislang nichts bekannt. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, sagte in Kairo, Ziel der
Geiselnahmen und Angriffe auf arabische Diplomaten sei es wohl, die Beziehungen des Irak zu den
139
arabischen Staaten zu stören. In Bagdad erschossen Extremisten am Dienstag mindestens sechs
Flughafenbeschäftigte in einem Bus, als diese auf dem Weg zur Arbeit waren. Unter den Toten waren vier
Frauen. In Bakuba nördlich von Bagdad töteten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag drei Zivilisten. Die
Polizei der Stadt teilte zudem mit, am Freitag seien acht Bauarbeiter entführt worden, als sie auf einen
Minibus warteten, der sie zur Arbeit bringen sollte. Von den Männern, die für die die US-Armee gearbeitet
haben sollen, fehlt jede Spur. Das irakische Verteidigungsministerium teilte am Dienstag mit, irakische
Soldaten hätten in den vergangenen zwei Tagen bei Razzien in Bagdad, Ramadi und Kirkuk insgesamt
zwei Terroristen getötet und 127 Verdächtige festgenommen. Die US -Armee hatte zuvor berichtet, bei
Razzien westlich des Flughafens von Bagdad seien am Montag mehr als 100 «mutmaßliche Terroristen»
festgenommen worden.
6. Juli: Der Topterrorist Abu Mussab al-Sarkawi hat islamische Rechtsgelehrte kritisiert, die Anschläge
seiner Gruppe auf Muslime im Irak zur «Sünde» erklärt haben. Es sei falsch, wenn sich Islam-Gelehrte zu
Gunsten der arabischen Regime von den «Gotteskriegern» abwendeten, heißt es in der am Mittwoch auf
einer Islamistenseite im Internet veröffentlichten Botschaft, die dem Jordanier zugeschrieben wird. «Die
irakische Armee wurde gegründet, um die Sunniten zu liquidieren», rechtfertigte er die Attacken auf die
irakischen Sicherheitskräfte. Am Mittwoch veröffentlichte Al-Sarkawis Gruppe zudem ein Foto mit
Ausweisen des entführten ägyptischen Diplomaten Ihab al-Scharif. Der Geschäftsträger der Botschaft war
am Wochenende in Bagdad entführt worden. Der stellvertretende jordanische Ministerpräsident Marwan
Muaschar sagte am Mittwoch in Amman, seine Regierung werde sich durch die Entführung nicht von ihrem
Vorhaben abbringen lassen, demnächst einen Botschafter nach Bagdad zu schicken. Am Dienstag hatten
Terroristen auf Konvois der Geschäftsträger der pakistanischen und der bahrainischen Botschaft in Bagdad
geschossen. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatten Unbekannte bereits am Sonntag ein Auto der russischen
Botschaft beschossen. Niemand kam zu Schaden. Zu den radikalen Scheichs, die sich von den Anschlägen
auf irakische Zivilisten distanziert hatten, gehört auch Al-Sarkawis ehemaliger Mentor Abu Mohammed alMakdissi. Al-Makdissi war vergangene Woche in Jordanien aus der Haft entlassenen worden. In der Nacht
zum Mittwoch wurde er jedoch nach einem Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira
erneut inhaftiert. Der jordanische Regierungschef Muascher sagte dazu: «Er wurde wieder verhaftet,
nachdem die Behörden Informationen erhalten haben, wonach er neue Kontakte zu Terrorgruppen
aufgenommen haben soll.» Die Stimme auf dem Sarkawi-Tonband gibt auch die Gründung einer eigenen
Brigade zum Kampf gegen die schiitischen Badr-Brigaden bekannt. Al-Sarkawi kritisiert außerdem, viele
Irakerinnen seien nicht bereit, ihre Söhne und Ehemänner in die Schlacht zu schicken. Andere Frauen
hätten ihm dagegen bereits Botschaften zukommen lassen, in denen sie sich für Selbstmordattentate
angeboten hätten. Der Vorsitzende von Saudi-Arabiens Oberstem Rat für islamisches Recht, Scheich Aleh
al-Luhaidan warnte die Jugend des Landes in einem Interview mit der Zeitung «Okaz» davor, zum Kampf in
den Irak zu ziehen: «Der Irak braucht vielmehr Menschen, die das Feuer des Bösen löschen und den
Ausbruch eines Bürgerkrieges verhindern.» In Bedschi nördlich von Bagdad erschossen Aufständische
zwei irakische Soldaten und einen Ladenbesitzer, bei dem die Soldaten eingekauft hatten. Ein
Polizeioffizier kam bei einem Angriff auf eine Patrouille in Bagdad ums Leben. Zehn seiner Kollegen wurden
verletzt.
7. Juli: Der im Irak entführte ägyptische Diplomat Ihab al-Scharif ist von den Terroristen um den Jordanier
Abu Mussab al-Sarkawi ermordet worden. Eine entsprechende Erklärung und ein Video, auf dem Al-Scharif
zu sehen ist, wurden am Donnerstag in einem Islamisten-Internetforum veröffentlicht. In der Erklärung, die
mit El Kaida im Zweistromland unterzeichnet war, heißt es unter anderem: «Ägypten war einer der ersten
Staaten, die Botschafter zu der üblen (irakischen) Regierung geschickt haben.» Al-Scharif war am
vergangenen Samstag in Bagdad entführt worden. In der Erklärung der Extremisten hieß es, sie habe ihr
erstes Bekennerschreiben nach der Entführung nicht direkt veröffentlicht, weil sie die Chancen zur
Entführung weiterer Diplomaten nicht habe schmälern wollen. Terrorexperten hatten spekuliert, der
Diplomat sei möglicherweise von einer kriminellen Bande entführt worden, die ihn später an die SarkawiGruppe verkauft habe.
Die irakische Übergangsregierung verschärfte unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen rund um die
Botschaften in Bagdad. Ein Beamter des Innenministeriums sagte am Donnerstag, Hunderte von Polizisten
seien ausgeschwärmt, um die diplomatischen Vertretungen zu schützen. Innenminister Bajan Bakr Solagh
erklärte, die Tatsache, dass die Terroristen nun Diplomaten angriffen, zeige, dass sie nicht mehr in der
Lage seien, «mindestens zehn Autobomben pro Tag zu zünden».
Bei einem Autobombenanschlag auf einem Gebrauchtwagenmarkt in Hilla starben am Mittwochabend 15
Menschen. Wie Krankenhausärzte in Hilla am Donnerstag berichteten, wurden 31 weitere Zivilisten verletzt,
als kurz hintereinander zwei Autobomben explodierten. Hilla liegt südlich von Bagdad und ist mehrheitlich
von Schiiten bewohnt.
Innenminister Solagh, der zur Schiiten-Partei SCIRI gehört, hatte zuvor versprochen, Folterer in den Reihen
der Polizei zu bestrafen. Es habe schon erste Verhaftungen gegeben. Der Minister beteuerte, er sei schon
140
auf Grund seiner persönlichen Erfahrung - Mitglieder seiner Familie seien von Saddam Husseins Schergen
gefoltert und getötet worden - nicht bereit, derartige Übergriffe zu tolerieren. Vertreter der Sunniten hatten
über Menschenrechtsverletzungen durch Mitglieder der SCIRI-Miliz geklagt, die heute zur Polizei gehören.
In Kerbela starben ein Mann und ein Mädchen, als ein Sprengsatz neben dem Haus eines irakischen
Soldaten explodierte. In Kirkuk starb ein Aufständischer beim Anbringen eines Sprengsatzes, der vorzeitig
explodierte. Ein Kind wurde verletzt.
8. Juli: Nach den Anschlägen auf am gestrigen Tag in London, sagte der Londoner Bürgermeister Ken
Livingstone: «Die Stadt wäre nicht das Ziel von Anschlägen gewesen, wenn Großbritannien keine Truppen
im Irak hätte.»
Im Irak ist erneut ein Vertrauter des einflussreichen Großajatollahs Ali al-Sistani ermordet worden. Wie
Augenzeugen berichteten, wurde Haschim al-Fadili in der Nacht zum Freitag in seinem Auto auf einer
Schnellstraße in Bagdad erschossen.
Al-Sistani ist das Oberhaupt der Schiiten im Irak. Bereits vor einer Woche fiel einer seiner Vertrauten einem
Attentat auf der berüchtigten Haifa-Straße in Bagdad zum Opfer, die schon mehrfach Ort blutiger
Anschläge war.
Die Gewalt im Irak geht weiter. Bei einem Angriff Aufständischer in Samarra starben drei US-Soldaten und
ein irakischer Sicherheitsmann; 18 weitere Männer wurden verletzt. In Bagdad tötete eine Autobombe einen
früherere Funktionär der Baath-Partei.
Unterdessen stoppte die Regierung in Manila nach der Morddrohung gegen eine entführte philippinische
Geisel die Ausreise weiterer Arbeiter in den Irak. Die Entführer hatten den Rückzug der philippinischen
Truppen verlangt.
9. Juli: Die US-Armee hat im Irak eine weitere Offensive gegen Rebellen begonnen. Sie richtet sich wie die
Serie von Angriffen in den Wochen zuvor gegen Zentren der Aufständischen im westlichen Euphrat-Tal,
das bis an die Grenze zu Syrien reicht.
An dem Einsatz unter dem Namen "Scimitar" (Krummsäbel) seien 500 US-Marineinfanteristen und rund 100
irakische Soldaten beteiligt, teilte die Armee mit.
Die Truppe ist damit nur ungefähr halb so groß wie bei den Offensiven "Schwert" und "Speer" in den
vergangenen drei Wochen. 22 mutmaßliche Rebellen seien seit dem Beginn des neuen Einsatzes vor zwei
Tagen festgenommen worden, hieß es weiter.
Die USA gehen davon aus, dass das Euphrat-Tal ein Rückzugsgebiet der meist sunnitischen Rebellen ist,
die ihre Selbstmordanschläge seit der Regierungsübernahme durch Schiiten und Kurden im April verstärkt
haben.
Unterdessen setzten Aufständische ihre Angriffe auf US-amerikanische und irakische Soldaten fort. Bei der
Explosion einer selbst gebastelten Bombe gab es in der ehemaligen Aufständischen-Hochburg Falludscha
westlich von Bagdad mehrere Opfer, berichteten Augenzeugen.
10. Juli: Bei insgesamt sechs Selbstmordanschlägen sind im Irak mindestens 48 Menschen in den Tod
gerissen worden. Der folgenschwerste Terrorakt richtete sich gegen eine Rekrutierungsstelle der irakischen
Streitkräfte bei Bagdad. Dort kamen 25 Menschen ums Leben, 49 wurden verletzt. Der Täter zündete die
Bombe, nachdem sich rund 400 Bewerber für den Militärdienst versammelt hatten.
In der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul steuerte ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff
präpariertes Auto in einen Polizeikonvoi. Dabei wurden vier Polizisten getötet und drei verletzt. In dem
Konvoi befand sich ein Brigadegeneral, der unverletzt blieb. Ein dritter Anschlag kostete in Kirkuk
mindestens vier Zivilpersonen das Leben, 15 wurden verletzt. Die Autobombe explodierte auf einer
Schnellstraße, die meisten Opfer waren Einwohner auf dem Weg zum Krankenbesuch in einer nahe
gelegenen
An der Grenze zu Syrien sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Mindestens sieben irakische
Zollbeamte wurden getötet, wie ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte, Jeffrey Pool, erklärte. Die USTruppen hätten den Grenzübergang nach dem Anschlag auf irakischer Seite geschlossen.
In Bagdad wurde eine schiitische Familie ermordet aufgefunden. Sieben Kinder und ihre Mutter seien in
ihren Betten erschossen worden, teilte die Polizei mit. Nur ein Sohn habe seine Verletzungen überlebt. Der
Familienvater war zur Tatzeit nicht zu Hause. Er machte eine sunnitische Familie für die Morde
verantwortlich.
12. Juli: Trotz täglicher Anschläge im Irak hat der irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Dschaafari
vorgeschlagen, die USA könnte aus einigen Städten ihre Soldaten abziehen.
Bei einem Treffen mit dem Vize-Außenminister der USA, Robert Zoellick, lehnte er allerdings einen
genauen Zeitrahmen für den kompletten Abzug der US-Truppen ab.
Nach Aussagen des irakischen Außenministers wären einheimische Sicherheitskräfte durchaus in der Lage,
die Städte in den meisten der 18 Regionen zu kontrollieren.
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13. Juli: Nach den schweren Londoner Anschägen durch Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida, bei
denen 56 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden waren, wird die Stationierung Britischer Truppen
im Irak als ein ausschlaggebendes Motiv in der Öffentlichkeit diskutiert .
Nach eigenen Angaben gelang es US Soldaten einen engen Vertrauten des Al-Kaida-Anführers im Irak Abu
Musab el Sarkawi festzunehmen. US-General Richard Myers berichtete dem US-Fernsehsender PBS der
verhaftete Abu Abd al-Asis sei US-Soldaten bei einem Kampfeinsatz in die Hände gefallen und bedeute
eine deutliche Schwächung der Terroristengruppe in Bagdad. Auf Sarkawi selbst ist weiterhin ein Kopfgeld
von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.
Bei einem Selbstmordattentat in Bagdad kamen am Mittwoch mindestens 25 Menschen ums Leben, die
meisten von ihnen irakische Kinder sowie ein US-Soldat. Nach Angaben des Innenministeriums sollen
weitere 25 Menschen verletzt worden sein. Der Attentäter fuhr in einem Kleinlastwagen voller Sprengstoff
auf eine Gruppe von Kindern zu, die sich um ein paar Soldaten geschart hatten welche Süßigkeiten
verteilten und zündete den Sprengsatz. Bei einer weiteren Explosion in einer sunnitischen Moschee im
Norden des Landes waren am Dienstagabend weitere zwei Menschen getötet sowie 16 Menschen verletzt
worden. Dabei schließt die Polizei nicht aus, dass die Moschee zur Vorbereitung eines
Selbstmordanschlags gedient hatte. Gegen Mittag kam ein nicht gekennzeichnetes Auto der griechischen
Botschaft unter Beschuss. Verletzt wurde dabei niemand. Griechenland hat keine Soldaten im Irak
stationiert, aber investiert 300000 Euro für die Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte.
Den neuerlichen Anschlägen war eine Stellungnahme des irakischen Ministerpräsidenten Ibrahim alDschafari vorrausgegangen, wonach die Situation sich in vielen Provinzen soweit stabilisiert habe, dass
irakische Sicherheitskräfte in der Lage seien, die Kontrolle zu übernehmen. Gleichzeitig warf die irakische
Regierung den US-Truppen vor, den Prozess gegen den ehemaligen Regierungschef Saddam Hussein
hinauszuzögern. "Es ist zu befürchten, dass die Zeit für die Übergangsregierung abläuft, ohne dass dem
Diktator der Prozess gemacht wird" sagte Justizminister Abdul Hussein Schendel. Ein Termin für den
Prozess steht weiterhin nicht fest.
14. Juli: Die irakische Regierung veröffentlichte neue Zahlen, nach denen in der ersten Hälfte dies es
Jahres von Januar bis Juni 2005 1594 Zivilpersonen Opfer der Auseinandersetzungen wurden. Neben
ihnen wurden weitere 620 Polizisten und 275 irakische Soldaten getötet. Unter dessen gelang es der
irakischen Polizei in Bagdad drei Selbstmordattentate zu vereiteln. Zwei der drei Täter wurden vor der
Ausführung der Tat niedergeschossen – ein dritter konnte festgenommen werden. Auch an diesem
Donnerstag kam es jedoch zu Anschlägen mit Toten: In Kirkuk im Nordirak wurden mindestens vier
Polizisten und Soldaten getötet.
Die Annäherung der früher verfeindeten Staaten Irak und Iran schreitet weiter voran. Die Regierungen
beider Länder einigten sich auf ein Energieabkommen welches den Bau einer 40 Kilometer langen Pipeline
zwischen dem irakischen Basra und der iranischen Küstenstadt Abadan umfasse.
Alliierten Truppen gelang die Festnahme von 30 mutmaßlichen Terroristen, unter ihnen auch der
sogenannte "Emir von Bagdad" Abu Seba. Dieser soll auch in direktem Zusammenhang mit dem Mord an
einem agyptischen Botschafter eine Woche zuvor stehen.
Der Amerikanische Präsident George Bush büßt einer Umfrage des "Wall Street Journals" und der NBC
zufolge weiter an Vertrauen ein. Dennoch befürworten weiterhin 57 Prozent der Amerikaner das
Engagemant der USA im Irak
15. Juli: Bei einem Sieg der Union bei den anstehenden Bundestagswahlen ist eine Stationierung
Deutscher Soldaten im Irak weiterhin ausgeschlossen. Dies stellte CDU-Spitzenkandidatin Angela Merkel
klar und kündigte gleichzeitig an die Beziehungen zwischen Europa und der USA wieder auf eine
"vernünftige Basis" zu stellen.
Bei insesamt sieben Autobombenanschlägen kamen auch am Freitag wieder 23 Menschen ums Leben und
über Hundert wurden verletzt. Einer der Attentate ereignete sich unweit enfernt der Wohnung des
Präsidenten Schalal Talabani. In zwei Vierteln im Norden der Hauptstadt schlugen Granaten ein. Nachdem
einige Tage zuvor schon einmal zehn Leichen entdeckt wurden, kamen an diesem Freitag weitere fünf
hinzu. Sie waren gefesselt und wurden mit verbundenen Augen erschossen.
Die Zahl der US-Soldaten die seit Kriegsbeginn im März 2003 im Irak ihr Leben verloren stieg auf
mittlerweile 1761 an.
16. Juli: Bei mehreren schweren Anschlägen kamen mehr als 110 Menschen im Irak ums Leben. Die
meisten Opfer waren in Musajjib ca. 60 Kilometer südlich von Bagdad zu beklagen. Der Attentäter hatte
sich mit seinem mit Propagan gefüllten Tanklastwagen in die Luft gesprengt und riss mindestens 90
142
Menschen mit sich in den Tod. Die Regierung teilte zusätzlich mit, dass mindestens 150 weitere Menschen
verletzt wurden. In Bagdad wurde die von Folterspuren gezeichnete Leiche eines ranghohen Mitarbeiters
des Justizministeriums entdeckt. Bei einem anderen Anschlag im Süden Iraks nahe dem Ort Al Amarah
kamen drei britische Soldaten ums Leben. Insgesamt forderte der Einsatz im Irak mittlerweile das Leben
von 92 britischen Soldaten.
Unter dessen äußerten sich Politiker der Labour-Party in Großbritannien erstmals über mögliche
Zusammenhänge zwischen der Stationierung von britischen Soldaten im Irak und den schweren
Terroranschlägen in London.
Trotz der erneut heftigen Anschläge soll die neue irakische Verfassung planmäßig Mitte August vorgelegt
werden. Dies bestätigte der Vorsitzende des Verfassungskomitees Fuad Maasum. Die Bevölkerung soll
demnach im Oktober über den Entwurf abstimmen.
Der Irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari besuchte als erster Regierungschef seit dem Sturz
von Saddam Hussein den Iran. Der Iran hatte zuvor sein Angehen gegen mutmaßliche Terroristen von AlKaida betont. Nach eigenen Angaben wurden in den vergangenen Jahren bereits 3000 Mitglieder
festgenommen.
17. Juli: Es erfolgten erneut vier Bombenanschläge, bei denen mindestens 22 weitere Personen starben,
darunter sechs Polizisten. Drei der vier Anschläge waren Selbstmordattentate und waren gezielt auf
Polizeipatrouillen und –posten gerichtet. Einen weiteren Anschlag in mitten einer Menge von Trauernden
konnte die Polizei verhindern.
Die Regierungen des Iraks und des Iran kündigten gemeinsam den Krieg gegen den Terrorismus und den
Missbrauch des Islam als Rechtfertigung. "Wir müssen der Welt zeigen, dass der Islam immer die Religion
von Frieden und Menschlichkeit gewesen ist.", sagte der irakische Ministerpräsident al Dschafari. Dessen
Besuch wurde vom iranischen Präsidenten als "Wendepunkt" in den bilateralen Beziehungen bezeichnet.
Die britische Regierung erwägt unter dessen die Reduzierung der Stationierung seiner Truppen von 8500
auf 3000 Mann. Großbrittanien verfolge wie die USA keine "imperialistischen Ziele" und sei folglich bereit,
den irakischen Streitkräften die Verantwortung für die Sicherheit zu übergeben.
18. Juli: Nach Untersuchungen der seriösen Britischen Institution "Chatham House" hat die Intervention
das Netzwerk der Terrororganisation El-Kaida weiter gestärkt und ein "ideales Ziel und Erprobungsgebiet"
geschaffen. Die Beteiligung Großbrittaniens erhöhe dabei zusätzlich die Anschlagsgefahr. Sowohl der
britische Verteidigungsminister John Reid als auch der Außenminister Jack Straw widersprachen dieser
Schlussfolgerung: "Die Terroristen wollen jeden töten, der ihrer perversen Ideologie im Wege steht."
Zum Ende des "historischen" Besuches des irakischen Ministerpräsidenten Dschafari sagte der Iran seinem
Nachbarland Unterstützung beim Wiederaufbau - u.a. in Form eines Kredites von einer Milliarde US-Dollar zu. Die internationalen Geldgeber des Irak haben die Regierung unter dessen um die Zusammenstellung
der wichtigsten Wiederaufbauprojekte gebeten. Von den insgesamt zugesicherten 14 Milliarden Dollar
wurden bilang nur einige hundert Millionen gezahlt. Grund dafür war die weiterhin unsichere Lage und die
fehlende Stabilität im Irak. Die zusätzlichen Hilfen der USA, die weitere 18 Millionen Dollar umfassen sollen,
wurden bisherhauptsächlich für Sicherheitsvorkehrungen verwendet.
Das US-Militär rechnet mit einem weiteren Gewaltanstieg im Irak. Der US -Generalstabschef Richard Myers
äußerte sich jedoch gleichzeitig optimistisch, dass die politische, wirtschaftliche und sicherheitstechnische
Situation eine positive Entwicklung im Irak zulassen werde.
19. Juli: Der General in Ruhestand Barry McCaffrey betonte die enorme Bedeutung der nächsten 18
Monate für den Irak. Nach seiner Einschätzung stehen die Chancen dabei auf Erfolg bei 80%. Der
Höhepunkt der Irakischen Aufstände würde allerdings erst zwischen Januar und September 2006 erreicht,
sodass eine Verringerung der stationierten US-Truppen erst ab Ende 2006 möglich sei.
Die Europäische Union unterstützt das irakische Verfassungsprojekt mit 20 Millionen Euro. Gefördert
werden sollen mit diesen Mitteln die Zusammenarbeit mit europäischen Experten, die Öffentlichkeitsarbeit
sowie das anstehende Referendum selbst. Insgesamt beträgt die finanzielle Unterstützung der EU für den
Wiederaufbau des Irak bislang mehr als eine halbe Milliarde Euro.
21. Juli: Laut einer Studie des US-Verteidigungsministeriums ist derzeit nur ein geringer Teil der irakischen
Streitkräfte selbstständig einsatzfähig. Im Moment umfassen die Streitkräfte über 100 Bataillone mit
insgesamt über 171000 Mann, davon seien 77000 Soldaten und ca. 93000 Mitglieder der Polizei. Der
Kampf gegen Aufständische sei in den meisten Fällen jedoch nur mit Unterstützung durch Koalitionstruppen
möglich.
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Bei zwei Selbstmordanschlägen und weiteren Attacken in Bagdad und Umgebung sind erneut mindestens
15 Menschen ums Leben gekommen, mindestens sieben davon Soldaten. Nach einem Bericht des
Pentagons sei die Anzahl der Anschläge seit den Wahlen im Januar jedoch insgesamt von 500 auf 400
Anschläge pro Woche zurückgegangen.
Das Repräsentantenhaus sprach sich unter dessen gegen einen baldigen Rückzug aus dem Irak aus. In
einer Resolution hieß es unter anderem die USA sollte den Irak nur verlassen, wenn die nationale
Sicherheit und die außenpolitischen Ziele im Zusammenhang mit einem freien und stabilen Irak erreicht
seien. Gleichzeitig billigte auch das italienische Parlament gegen die Stimmen der Opposition die
finanziellen Mittel für eine Verlängerung des Irak-Einsatzes bis zum Ende des Jahres.
Die Sunniten beschlossen den Boykott von Sitzungen des Verfassungskonvents. Begründet wurde dies
durch den jüngsten Mordanschlag auf das Fraktionsmitglied Midschbil Issa und mit einem zu kleinen
Mitspracherecht der sunnitischen Vertretung. Die Sunniten stellen einen Anteil von etwa 20 Prozent der 27
Millionen Iraker.
Das algerische Außernministerium bestätigte die Entführung zweier ihrer Botschafter im Irak. Nach der
Verschleppung und Ermordung zweier agyptischer Botschafter zuvor hatte die irakische Regierung
angekündigt, die Sicherheitsvorkehrungen für Diplomaten zu verstärken.
22. Juli: Zwei Wochen nach den schweren Attentaten wurde London erneut das Ziel mehrerer Anschläge.
Durch die kleineren Sprengsätze wurde ein Mensch verletzt. Der britische Premierminister Tony Blair
bestritt weiterhin den Zusammenhang der Anschläge mit dem militärischen Engagement im Irak. Auch der
amerikanische Präsident Bush äußerte sich zu den Anschlägen: "Wie in unserem Land werden sich die
Bürger jenes Landes nicht von Verbrechern und Mördern einschüchtern lassen." Er bekräftigte weiterhin,
dass nur ein offensiver Weg effektiv sei um die USA zu beschützen und die Ideologie der Demokratie und
der Freiheit zu verbreiten.
Zur selben Zeit forderten mehrere Anschläge in Bagdad erneut mindestens sieben Menschenleben,
darunter drei irakische Polizisten, so verkündete der arabische Sender Al-Arabija. Immer noch fehlt derweil
jederlei Spur der zwei entführten algerischen Botschafter.
23. Juli: Nach dem Ausstieg der Sunniten aus dem irakischen Verfassungskonvent werden die Beratungen
nur teilweise fortgesetzt. Einer baldigen Rückkehr der Sunniten stehen die verbleibenden
Konventsmitglieder jedoch optimistisch gegenüber, die Bearbeitung der Schlüsselfragen wurde bis dahin
aufgeschoben. Das Dokument sollte spätestens am 15. August dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt
werden.
Die Zahl der Amerikaner, die die Sicherheit der USA durch den Irak-Krieg gefährdet sehen, steigt stetig an.
Nach Auswertung einer Umfrage des Pew Research Center glaubten rund 47 Prozent, dass die militärische
Intervention dem Kampf gegen den Terrorismus geschadet habe. Nur 27 Prozent der Befragten seien
dagegen davon überzeugt, dass George W. Bush einen klaren Plan davon besitzt, wie der Krieg erfolgreich
zu Ende zu bringen sei.
Drei Tage nach der Entführung der zwei algerischen Diplomaten erschien nun ein Bekennerschreiben der
Al-Kaida im Internet. Gleichzeitig wurden erneut vier Leichen aufgefunden – drei davon waren zuvor
vermisste Polizeibeamte. In Bagdad wurde am Abend ein Mitarbeiter des Innenministeriums erschossen.
24. Juli: In einem internen Bericht beklagt die US-Regierung den Aufbau der irakischen Polizei. Die
irakischen Sicherheitskräfte seien von Aufständischen unterwandert berichtete das Nachrichtenmagazin
"Time". Weitere Probleme seien die hohe Rate der Analphabetisten sowie das Gewaltniveau. Ebenso
meldete das Magazin Irakische Polizisten seien von den Amerikanischen Streitkräften als Kanonenfutter
missbraucht worden. Diese Meldung wurde jedoch allgemein dementiert.
Auch die Anschläge gehen weiter: Bei einem Mörserbeschuss wurde ein US-Soldat getötet, zwei weitere
wurden in Balad verwundet.
25. Juli: In Großbritannien steigt der Anteil der Bevölkerung, der einen direkten Zusammenhang zwischen
den Londoner Terroranschlägen und der Beteiligung britischer Streitkräfte am Irak-Krieg sehen. Nach einer
Umfrage des "Daily Mirror" sind inzwischen 62 Prozent davon überzeugt, dass die Entscheidung von Tony
Blair auf ein militärisches Engagement im Irak zumindest zu den Anschlägen beigetragen hat.
Die Sunniten stehen offenbar kurz vor der Rückkehr in den Verfassungsrat. Das irakische Parlament hatte
sich bereit erklärt auf die gestellten Forderungen einzugehen um die Vorlage eines vollständigen
Verfassungsentwurfes Mitte August nicht zu gefährden.
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Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski bestätigte in einem Radiointerview den Abzug der
meisten der 1700 im Irak stationierten polnischen Soldaten. Bis Ende Januar sollen diese weitgehend durch
kleinere Gruppen ersetzt werden, die bei der Ausbildung irakischer Soldaten helfen sollen.
Bei zwei Anschlägen in Bagdad kamen 15 Menschen ums Leben und mindestens 27 wurden verletzt. Zwei
der Opfer waren irakische Soldaten die ihr Leben verloren, als eine Bombe vor dem Hauptquartier der
Nationalgarde explodierte.
Nach der Entführung der algerischen Botschafter verließen nun auch die übrigen Algerischen Diplomaten
den Irak. Unter dessen traf überraschend der australische Premierminister John Howard zu einem Besuch
in Bagdad ein. Derzeit sind ungefähr 900 australische Soldaten im Einsatz
26. Juli:Die Terrorgruppe Al- Kaida hat die Sunniten vor einer Beteiligung an dem für Oktober geplanten
Referendum über die neue Verfassung gewarnt und reagierte damit auf jüngste Appelle einiger
sunnitischer Führer, die dazu aufgerufen hatten, sich an dem politischen Prozess im Irak zu beteiligen.
In der Regierungszeitung „Sabah“ wurde am Dienstag folgender Auszug aus dem Verfassungsentwurf
zitiert: „Der Islam ist die offizielle Religion des Staates, die wichtigste Quelle der Gesetzgebung- kein
Gesetz kann dem Islam widersprechen.“
Die irakische Al- Kaida Gruppe um den Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi kündigte die Tötung von
zwei in der vergangenen Woche entführten algerischen Diplomaten an.
Der polnische Ministerpräsident Marek Belka kündigte an die rund 1400 im Irak stationierten Soldaten zu
belassen, diese jedoch mehr in Trainings- und Stabilisierungsaufgaben einzubinden. An einer Anlage zur
Trinkwasseraufbereitung wurden 12 Iraker erschossen.
27. Juli: Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US- Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der zu
einem Überraschungsbesuch in Bagdad war, forderte der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari,
einen frühen Abzug der US Truppen. Der General George Casey nannte das kommende Frühjahr und den
Sommer als mögliche Termine.
Ein Vertreter der Kurden stellte klar, dass diese nicht auf die Forderung nach einem föderalen Staat
verzichten werden, was zu Schwierigkeiten bei der Ausarbeitung der Verfassung führen könnte.
Der irakische Arm der Al- Kaida Organisation hat die auf einer Internetseite mitgeteilt, die beiden entführten
Diplomaten Belaroussi und Belkadi, getötet zu haben.
Eine unabhängige US - Untersuchung ergab, dass die unzureichende Vorbereitung der Nachkriegszeit
Mitschuld an der derzeitigen chaotischen Lage im Irak habe.
Bei Beschüssen wurde ein Mitarbeiter des Handelsministeriums getötet.
Die irakische Polizei meldete, Hamdi Tantaui, einen Verbündeten von Aiman al-Sauahiri der Nummer zwei
Al- Kaidas, festgenommen zu haben.
28. Juli: Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert die Rechte von Frauen in der
Verfassung zu verankern. Die bisherige Übergangsverfassung enthält eine Klausel, die garantiert, dass alle
irakischen Bürger vor dem Gesetz gleich sind.
Im Süden Bagdads hat es einen Bombenanschlag gegeben. Ein mit Benzin beladener Güterzug
explodierte, wobei zwei Menschen getötet wurden.
Ein halbes Dutzend Anschläge hat innerhalb der vergangenen zehn Tage nach Regierungsangaben die
Stromversorgung in der irakischen Hauptstadt und mehreren angrenzenden Provinzen erheblich
beeinträchtigt.
Bei seinem Besuch in Washington, wo er überraschend von Präsident Bush empfangen sagte Schäuble,
dass eine Unions - geführte Regierung nicht die Absicht habe, deutsche Soldaten in den Irak zu schicken.
29. Juli: US-Regierungsbehörden und Bauunternehmer haben durch die schlechte Sicherheitslage im Irak
unerwartete Mehrausgaben in Höhe von 760 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Die Kosten aufgrund der
Sicherheitslage hätten in mehreren Fällen auch zur Kürzung von Wiederaufbauprojekten geführt. So wurde
etwa der geplante Bau zweier Kraftwerke im Süden Bagdads gestrichen.
30. Juli: Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Rekrutierungsstelle der irakischen Streitkräfte in Rabiah
nahe der syrischen Grenze wurden 52 Menschen getötet und weitere 93 verletzt. Bei einem weiteren
Bombenanschlag auf einen britishcen Konsulatskonvoi nahe der Stadt Basra starben zwei Mitarbeiter eines
privaten Sicherheitsdienstes. Zwei irakische Kinder sollen nach Polizeiangaben schwer verletzt worden
sein.
Nach der Ermordung des schiitischen Stammesführers Faisal Saad Essa sind die Beziehungen zwischen
dem sunnitischen und dem schiitischen Bevölkerungsteil weiter strapaziert. Für erneute Spannungen sorgte
die Entlassung des Leiters der Sunnitischen Stiftung für die Instandhaltung von sunnitischen Moscheen Al
Dulaimi. Al Dulaimi selbst erklärte, er sei auf Grund seiner Kritik an der ungerechten Behandlung von
Sunniten aus dem Amt gedrängt worden.
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31. Juli: Nach den erneuten Anschlägen von London am 21. Juli wurde ein mutmaßlicher Beteiligter
gefasst. Osman Hussain nannte den Irak-Krieg als ausschlaggebendes Motiv für die Attentate. Eine
Verbindung seiner Gruppe zur Al-Kaida habe dagegen nicht bestanden.
Bei zwei Autobombenexplosionen starben am späten Abend fünf US-Soldaten. Eine Statistik des irakischen
Innen- und Gesundheitsministeriums sprach von 4000 Opfern seit Jahresbeginn. Mehr als die Hälfte der
Menschen seien Zivilisten. Die US -Menschenrechtsinitiative "Iraq Body Count" veröffentlichte derweil
Zahlen, nach denen seit März 2003 mindestens 25000 Zivilisten getötet wurden.
Durch anhaltende Unstimmigkeiten gerade bei den Fragen nach der föderalen Struktur des Iraks und der
doppelten Staatsbürgerschaft sowie der Rolle des Islams ist der eigenlich vorgesehene 15. August als
Termin für die ausgearbeitete Verfassung des Irak wohl nicht durchführbar. Die sunnitischen und
schiitischen Mitglieder des Konvents hätten sich auf eine Verlängerung der Frist um 30 Tage entschieden.
Inzwischen ist in Italien ein heftiger Streit um den Einsatz italienischer Truppen im Irak entfacht.
Oppositionsführer Romano Prodi hatte angekündigt im Falle eines Wahlsieges die "Besatzungstruppen"
zurückzuziehen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi sprach danach von einem "Bruch mit internationalen
Vereinbarungen der westlichen Solidarität". Italien hat zurzeit 3000 Soldaten im Irak.
August 2005
1. August: Die Vereinigten Staaten wollen einem Bericht der amerikanischen Zeitschrift "Newsweek"
zufolge bis zur Mitte des folgenden Jahres die Zahl der stationierten US-Soldaten von derzeit rund 140000
auf 80000 verringern. Ende 2006 sollen demnach nur noch 40000 bis 60000 Soldaten im Irak sein. Donald
Rumsfeld erklärte zur gleichen Zeit, dass ein Abzug der US -Truppen keinen Abbruch der Anschläge zur
Folge hätte. Dieser These wiedersprach der britische Außenminister Jack Straw zumindest teilweise. Über
die außländischen Truppen sagte er: "Denn anders als in Afghanistan, wo wir auch für die Sicherheit
mitverantwortlich sind, sind wir (im Irak) Teil des Problems".
Bei weiteren Anschlägen sind erneut fünf Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen ein ranghoher
Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums. Trotz bisheriger Meinungsverschiedenheiten soll die irakische
Verfassung dem Parlament pünktlich am 15. August zur Beratung vorgelegt werden. Die Ergebnisse der
Verhandlungen will der Verfassungsausschuss am 12. August mitteilen. Sowohl die USA als auch
Großbritannien hatten sich gegen eine Verzögerung ausgesprochen.
2. August: Bei weiteren Anschlägen kamen erneut mindestens zwanzig Menschen ums Leben, weitere 27
wurden verletzt. Sechs Marine-Soldaten starben bei Kämpfen in der Nähe von Haditha – einer wurde Opfer
eines Selbstmordanschlages bei der Stadt Hit. Derweil untersucht das irakische Innenministerium 440 Fälle
von mutmaßlicher Korruption in Justizfällen. Nach Angaben der irakischen Zeitschrift "Al Maschrik" hatten
viele Angeklagte hohen Summen bezahlt um Zeugenaussagen zu manipulieren und der Klassifizierung als
"Aufständische" zu umgehen.
In Washington beginnen Beratungen der USA mit dem Irak und der Türkei. Grund hierfür ist das weitere
Vorgehen gegen kurdische Rebellen im Norden Iraks. Diese waren vorher unter anderem für
Bombenanschläge in türkischen Urlaubsgebieten verantwortlich gemacht worden. Ziele seien zum Beispiel
eine Auflistung gesuchter Untergrungkämpfer zu erstellen.
Nach den Spekulationen um Zusammenhänge der Londoner Anschläge mit der Stationierung britischer
Soldaten im Irak bezeichnete der US -Verteidigungsminister Donald Rumsfeld diese als "völligen Unsinn",
ebenso wie das Argument, dass ein Abzug der US -geführten Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan
weitere Terroranschäge verhindern könne.
3. August: Bei schweren Anschlägen kamen insgesamt 21 US-Soldaten ums Leben. In der Nähe der Stadt
Haditha starben allein 14 Soldaten sowei ein Übersetzer, als ein Fahrzeug von einem Sprengsatz getroffen
wurde. Die amerikanische Botschaft in Bagdad teilte den Tod des freien Journalisten Steven Vincent mit.
Seine Leiche wurde in der Nähe der Stadt Basra gefunden. Die Führung der US-Streitkräfte räumte
angesichts der hohen Verluste ein, immer noch einen "sehr tödlichen und leider sehr anpassungsfähigen
Feind" als Gegner zu haben. Seit Beginn des Krieges sind im Irak mindestens 1820 Soldaten ums Leben
gekommen.
Immer mehr Kurden kehren nach Kirkuk zurück, die Stadt, aus der sie einst vom gestürzten Staatschef
Saddam Hussein vertrieben worden waren. Kurdische Kommunalpolitiker forderten die Angehörigen ihrer
Volksgruppe auf, sich polizeilich anzumelden, um den Kurden eine klare Mehrheit in Kirkuk und Umgebung
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zu verschaffen. Der geplante Verfassungsentwurf wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine föderale
Aufteilung des Staates vorsehen.
Nach Berichten der "Washington Post" hatte die amerikanische Regierung bereits vor dem Einmarsch im
Irak konkrete Strategien zum Sturz von Saddam Hussein. Demzufolge unterhielt die CIA über im Exil
lebende Kurden eine paramilitärische Einheit mit dem Namen "Skorpione". Als der Krieg beendet war hätte
die CIA aber allmählich die Kontrolle über die "Skorpione" verloren.
4. August: Die Verluste der US -Truppen im Irak nehmen weiter zu. Insgesamt kamen mindestens zwölf
Menschen ums Leben – drei davon waren US-Soldaten, die der Explosion einer Autobombe zum Opfer
fielen. Zuvor war mit Haidar Mohammad Ali Dudschaili der Zuständige für die Öffentlichkeitsarbeit des
stellvertretenden Regierungschefs von Unbekannten ermordet worden. Fünf Schiiten verloren ihr Leben bei
einem Selbstmordattentat im Norden des Landes .
Der stellvertretende Chef der Al-Kaida Ajman al Sawahri drohte den USA zur gleichen Zeit mit weiteren
großangelegten Terroranschlägen mit Hunderttausenden von Toten. "Die bisherigen Verluste seien nur ein
Vorgeschmack", erklärte er in einem im arabischen Sender Al-Dschasira ausgestrahlten Video.
Auch nach den erneuten schweren Anschlägen und Drohungen will die USA gegenüber der
Terrororganisation Al Kaida in der Offensive bleiben. George W. Bush erklärte die USA würden ihre Arbeit
im Irak zu Ende bringen und schloss einen vorzeitigen Rückzug der Truppen erneut aus : "Wir sind im
Krieg". US-Vertiedigungsminister Donald Rumsfeld räumte derweil ein, dass sich die Streitkräfte in einem
Dilemma befinden. Nur über "Fortschritte an der politischen Front" sei die Mission erfolgreich
abzuschließen, sagte er in Los Angeles.
Jordanischen Sicherheitskräften ist es gelungen, 17 mutmaßliche Extremisten mit Verbindung zur Al-Kaida
im Irak festzunehmen. Verhöre hätten zu dem Ergebnis geführt, dass sechs der Verdächtigen im Kontakt
zum irakischen Anführer der Mussab al-Sarkaui gestanden hätten. Sie hätten in Jordanien Anschläge auf
Ausländer geplant, so hieß es weiterhin.
Der UN-Sicherheitsrat rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich aktiv für die Prävention weiterer
Terrorakte gegen Zivilisten, Politiker und Diplomaten im Irak einzusetzen. Eine entsprechende Resolution
war von der USA und Großbritannien eingebracht und eintimmig verabschiedet worden.
5. August: Die für Freitag geplanten Beratungen der politischen Kräfte des Irak über die noch strittigen
Punkte der Verfassung sind auf Sonntag verschoben worden. Die Versammlung sei vertagt worden, um
eine «größere Beteiligung» zu ermöglichen, sagte ein Mitarbeiter des Büros von Präsident Dschalal
Talabani der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Einige Parteien hätten die Einladungen zu der
Versammlung nicht erhalten
Der Verfassungsausschuss muss sich bis zum 12. August einigen. Ab 15. August soll das Parlament über
die neue Verfassung beraten. Nach dem Willen des irakischen Großayatollahs Ali Sistani soll der Islam eine
der Hauptquellen für die neue Gesetzgebung sein. Was eine föderale Struktur des Staates angehe, so
lehne der Großayatollah dies nicht ab, wenn die Bevölkerung sich dafür entscheide.
Nach den hohen Verlusten der vergangenen Tage haben die US-Streitkräfte im Irak ihr Vorgehen gegen die
Aufständischen am Freitag erneut verstärkt. In der Provinz Anbar riegelten amerikanische und irakische
Soldaten eine Stadt ab, wie Augenzeugen berichteten. Kampfflugzeuge seien zu sehen gewesen, und es
habe mehrere heftige Explosionen gegeben.
US-Truppen haben zusammen mitirakischen Streitkräften eine neue Militäroffensive in der
Rebellenhochburg Haditha gestartet. Insgesamt seien rund 1000 Soldaten aufgeboten, um
Rebellengruppen in der Umgebung der westirakischen Stadt Aufständische zu zerschlagen, teilte die US Armee am Freitag mit. In Haditha waren diese Woche bei einer Explosion 14 US-Soldaten getötet worden.
Am Abend fanden vier koordinierte Anschläge statt. Rebellen griffen demnach zunächst einen Posten der
irakischen Streitkräfte an, fast zeitgleich steuerte ein Selbstmordattentäter einen Lastwagen in einen nahe
gelegenen Kontrollpunkt. Dabei wurde ein irakischer Soldat getötet. Die US-Streitkräfte setzten
Kampfhubschrauber gegen die Aufständischen ein, Panzer sicherten die Gegend. Ein weiterer
Selbstmordattentäter habe von US-Soldaten gestoppt werden können, seine Autobombe sei dabei vorzeitig
explodiert. Wenige Minuten später sei ein vierter Angriff gestartet worden, bei dem niemand zu Schaden
gekommen sei. Insgesamt wurden nach US -Angaben zwölf Aufständische festgenommen.
6. August: US-Soldaten haben am Samstag in Bagdad den Angriff eines Selbstmordattentäters vereitelt.
Der Mann war mit einem mit Sprengstoff beladenen Auto auf einen US-Konvoi zugefahren, wie ein USMilitärsprecher mitteilte. Die Soldaten eröffneten das Feuer und brachten den Wagen vorzeitig zur
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Explosion. Drei unbeteiligte Personen wurden dabei verletzt, mehrere Häuser beschädigt.
Bei einem Anschlag auf zwei gepanzerte Militärfahrzeuge im Irak ist mindestens ein britischer Soldat
verwundet worden. Das bestätigte das britische Verteidigungsministerium am Samstag in London.
Augenzeugen berichteten dagegen von drei Verwundeten.
Die Terrororganisation Al Kaida im Irak hat die sunnitische Bevölkerung am Samstag vor einer weiteren
Mitarbeit an der geplanten Verfassung gewarnt. In einer im Internet veröffentlichten Erklärung hieß es, jede
Unterstützung des Verfassungsentwurfs komme einer Ablehnung des Islams gleich. Bei einer Reihe von
Angriffen im Süden der Hauptstadt Bagdad wurden unterdessen sechs Aufständische getötet, wie die USStreitkräfte mitteilten.
7. August: Unbekannte Bewaffnete haben amSonntag in der irakischen Hauptstadt Bagdad zwei
Angestellte des Ölministeriums erschossen. Zwei weitere Ministeriumsmitarbeiter seien verletzt worden,
teilte die Polizei mit. Die Angreifer hätten aus ihrem Auto heraus das Feuer eröffnet.
Sieben irakische Soldaten starben bei einem Selbs tmordanschlag vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in
der nordirakischen Stadt Tikrit, wie die irakische Armee mitteilte. 17 weitere Soldaten seien verletzt worden.
Der Attentäter habe sich in einem Lastwagen in die Luft gesprengt. Drei weitere irakische Soldaten wurden
den Angaben zufolge bei einem Angriff in Bagdad getötet.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Sonntag Vertreter der verschiedenen politischen Lager
zusammen gekommen, um über eine künftige Verfassung des Landes zu beraten.
Der US-Oberbefehlshaber für den Nahen Osten hat nach einem Zeitungsbericht einen Plan für die
Reduzierung der US-Truppen im Irak erstellt. Wie die «New York Times» am Sonntag berichtete, sieht der
Entwurf von General John Abizaid vor, die Truppen bis Mitte kommenden Jahres um 20.000 bis 30.000
Mann zu verringern. Eine solche Verkleinerung hänge aber von den Bedingungen vor Ort ab, zitierte die
Zeitung ranghohe Vertreter von Armee und Pentagon. Dem Bericht zufolge warnte Abizaid zudem bei
einem geheimen Briefing vergangenen Monat, dass die Truppenstärke im Irak möglicherweise bis 2006 bei
rund 138.000 Soldaten gehalten werden müsse, wenn die politische und die Sicherheitslage sich nicht
verbesserten.
Aufständische im Irak haben nach einem Bericht des arabischen Ferns ehsenders Al-Dschasira drei Türken
entführt. Der Sender strahlte am Sonntag Teile eines Videos der Gruppe 'Ritter-Brigade' aus, auf dem drei
Männer zu sehen waren, die in die Kamera sprachen.
Die Aufständischen im Irak verlieren nach den Worten von US-Außenministerin Condoleezza Rice politisch
an Boden. Man dürfe die Entwicklung im Irak nicht nur nach der steigenden Zahl der Toten beurteilen,
erklärte sie in einem Beitrag auf der Web-Site des Magazins «Time». Es sei viel einfacher, nur die Gewalt
und die Selbstmordanschläge zu sehen, statt den stillen politischen Prozess, der sich parallel vollziehe,
erklärte Rice.
8. August: Wegen eines Sandsturms über Bagdad haben die politischen Führer Iraks Beratungen über die
neue Verfassung am Montag um einen Tag verschoben. Dies erklärte das Büro von Staatspräsident
Dschalal Talabani. Ein Treffen am Sonntag hatte noch keinen Durchbruch bei der Lösung der offenen
Streitpunkte gebracht.
Die US- geführten Koalitionstruppen im Irak sollten nach Ansicht des ehemaligen Heereschefs der
australischen Streitkräfte bis Ende nächsten Jahres abziehen. Die Präsenz ausländischer Streitkräfte sei
die stärkste Motivation für Terrorgruppen, sagte der General a.D. Peter Cosgrove in einem Interview, das
am Montagmittag im australischen Fernsehen ausgestrahlt werden sollte.
Nach neuen schweren Vorwürfen gegen zwei Beamte der Vereinten Nationen hat UN-Generalsekretär Kofi
Annan deren diplomatische Immunität aufgehoben. Dabei handelt es sich um den russischen Einkaufschef
der UN für das Programm "Öl für Lebensmittel" Alexander Jakowlew und um den früheren Leiter dieses
Programms, den Zyprer Benon Sevan, der kurz zuvor seinen UN Posten niedergelegt hatte.
Die radikalislamische Gruppe Ansar el Sunna, die Verbindungen zur Terrororganisation El Kaida haben
soll, hat nach eigenen Angaben einen irakischen «Spion» getötet, der den US -Truppen zugearbeitet hat.
Aufständische haben südlich von Bagdad auf fahrende Autos geschossen und mindestens sieben Iraker
getötet.
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Die Familie des früheren irakischen Staatschefs Saddam Hussein hat dessen riesiges internationales
Verteidigungsteam entlassen. Künftig werde Saddam Hussein vor Gericht nur noch von dem irakischen
Rechtsanwalt Khalil Dulaimi vertreten, teilte die Familie am Montagabend in einer von der ältesten Tochter
Raghad unterzeichneten Erklärung in Amman mit. Mehr als 1500 internationale Rechtsexperten hatten sich
auf die Verteidigung des im April 2003 gestürzten Diktators vorbereitet.
9. August: Nach einigen relativ ruhigen Tagen im Irak sind am Dienstag bei mehreren Anschlägen
mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Im Zentrum von Bagdad tötete ein Selbstmordattentäter
nach Krankenhausangaben drei Menschen und verletzte etwa 30 weitere. Ziel des Anschlags war ein USMilitärkonvoi, mehrere Aut os gingen in Flammen auf. Bei mehreren Anschlägen auf irakische Polizeistreifen
kamen in Bagdad mindestens neun Sicherheitskräfte ums Leben.
Der frühere irakische Außenminister Tarik Asis will nicht gegen Exmachthaber Saddam Hussein aussagen.
«Ich werde nicht gegen meine Ehre und mein Gewissen aussagen», hieß es in einer Erklärung.
Alexander Jakowlew, der frühere Chef der Einkaufsabteilung der Vereinten Nationen, hat sich in Bezug auf
die Korruptionsaffäre um das Hilfsprogramm "Oil for food" vor einem New Yorker Bundesgericht schuldig
bekannt.
Dutzende von irakischen Frauen haben am Dienstag im Zentrum Bagdads für die Berücksichtigung ihrer
Rechte in der neuen Verfassung demonstriert
10. August: Wenige Tage vor Ablauf der Frist für den Entwurf einer neuen Verfassung hat im Irak die
Gewalt wieder zugenommen. Bei mehreren Attentaten im ganzen Land wurden am Mittwoch mindestens 15
Iraker und vier US-Soldaten getötet. Der irakische Präsident Dschalal Talabani traf indes mit mehreren
Politikern zusammen, um strittige Punkte im Verfassungsentwurf zu diskutieren.
In Bagdad detonierte am Mittwoch eine Autobombe in der Nähe eines US -Militärkonvois und riss nach
Augenzeugenberichten mindestens fünf Iraker in den Tod. Am Vortag waren im Zentrum der Hauptstadt
bereits sieben Menschen bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen.
Im Westen Iraks, wo die US -Armee gerade massiv gegen mutmaßliche Aufständische vorgeht, erschossen
Bewaffnete zehn irakische Ärzte, die gemeinsam auf dem Weg zur Arbeit waren. Der Anschlag ereignete
sich bereits am Dienstagabend in Ramadi, einer Stadt im Tal des Euphrats. In Falludscha wurde ein
irakischer Journalist getötet, als er in die Nähe eines irakischen Militärkonvois kam. Außerdem erschossen
US-Soldaten mehrere mutmaßliche Aufständische in Tikrit und Hilla.
In Bedschi, etwa 180 Kilometer nördlich von Bagdad, kamen vier US- Soldaten bei einem Bombenanschlag
auf ihren Konvoi ums Leben, sechs weitere wurden nach Militärangaben verletzt. Allein in den vergangenen
zehn Tagen kamen insgesamt 30 US-Soldaten im Irak ums Leben, seit März 2003 sind es mehr als 1800.
Unterdessen betonte der französische Rechtsanwalt Emmanuel Ludot an, dass der irakische Ex-Staatschef
Saddam Hussein sich weiterhin von einem Team internationaler Rechtsexperten verteidigen lassen möchte.
«Saddam hat wiederholt den Wunsch geäußert, um sich herum ein großes und möglichst internationales
Anwaltskollektiv zu haben», sagte der Anwalt dem Radiosender RTL. Saddams Familie hatte am Vortag
mitgeteilt, dass sie sich von dem bisherigen Team getrennt habe.
Etwa 1000 schiitische Frauen demonstrierten am Mittwoch in der südirakischen Stadt Kerbela gegen eine
«importierte Verfassung». «Wir wollen einen islamischen Irak», stand auf einem ihrer Transparente
11. August: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das Mandat für die UN-Mitarbeiter im Irak am
Donnerstag um ein Jahr verlängert. Mit einem einstimmigen Votum erneuerte das Gremium das Mandat,
das an diesem Freitag ausgelaufen wäre, bis zum 11. August 2006.
Eine Miliz der irakischen Schiiten hat die Schaffung eines eigenen autonomen Bundesstaates in dem an
Erdöl reichen Süden des Landes gefordert. Die Schiiten müssten einen solchen Staat bekommen, um ihre
Rechte zu sichern, sagte der Chef der so genannten Badr-Miliz, Hadi al-Ameri, am Donnerstag vor
zehntausenden Anhängern in Nadschaf. 'Was haben wir von der Zentralregierung außer dem Tod?'Auch
der Chef einer mit der Miliz verbundenen schiitischen Regierungspartei unterstützte die Forderung. 'Es ist
nötig eine zusammenhängende Region im Süden zu schaffen', sagte Parteichef Abdul Asis al-Hakim.
Unterdessen kamen bei einem Angriff auf einen Kontrollposten im Norden des Iraks fünf irakische Soldaten
ums Leben. Bei einer Attacke auf eine Straßensperre südlich von Bagdad wurden drei irakische Polizisten
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und ein Soldat getötet. Bei gemeinsamen Razzien westlich und südlich von Bagdad nahmen amerikanische
und irakische Militärs etwa 60 Verdächtige fest. Dabei wurde auch ein Waffenlager entdeckt.
US-Präsident George W. Bush hat im Urlaub auf seiner Ranch im heimischen Texas einen unerwünschten
Zaungast erhalten. Eine trauernde Soldatenmutter campiert schon seit Ende vergangener Woche in der
Nähe seines Domizils, fordert ein Gespräch mit ihm über den Irakkrieg und will partout nicht das Feld
räumen.
12. August: El Salvador hat am Donnerstag ein fünftes Kontingent mit 380 Soldaten zu einer humanitären
Mission in den Irak entsandt. Es ist der einzige Staat in Lateinamerika, der noch am Irak-Krieg beteiligt ist.
Im Nordirak ist am Freitag ein US -Hubschrauber abgestürzt. Zwei amerikanische Soldaten wurden verletzt,
wie die Streitkräfte mitteilten. Ob der Helikopter angegriffen worden war, werde noch überprüft, sagte ein
Militärsprecher. Die US-Armee teilte unterdessen mit, einer ihrer Soldaten sei am Freitag bei einem
Sprengstoffanschlag auf eine Patrouille bei Tikrit ums Leben gekommen.
Die Verhandlungen über eine irakische Verfassung stehen auf der Kippe. Sunnitische Politiker lehnten am
Freitag die Forderungen von Schiiten und Kurden nach einer föderalen Staatsform ab. «Das Ziel des
Föderalismus ist die Teilung des Iraks entlang religiöser und ethnischer Grenzen», sagte Hamal Hamdun,
der für die Sunniten im Verfassungskonvent sitzt. «Wir lehnen dies ab.» Am Montag solle der
Verfassungsentwurf stehen. Eine Einigung in letzter Minute scheint kaum noch möglich. «Wir akzeptieren
die kurdische Region, so wie sie vor dem Krieg war», sagte der Sunnite Hamdun. Doch einen schiitischen
Bundesstaat im Süden werde man nicht tolerieren.
Mitglieder einer schiitischen Miliz haben in Bagdad ein Haus gestürmt und vier Geiseln befreit. Wie ein
Sprecher des radikalen Geistlichen Muktada al Sadr am Freitag mitteilte, befanden sich ein Syrer und zwei
Libanesen unter den Gefangenen, der vierte war ein Iraker. Die Männer wurden in einer Wohnung im
Bagdader Viertel Schaab festgehalten. Ihre Befreiung sei am Donnerstagabend erfolgt, sagte Amer al
Husseini. Ein Kidnapper sei bei der Stürmung durch Al Sadrs Mahdi-Armee verletzt worden, die übrigen
hätten fliehen können.
Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag einen Bruder der irakischen Frauenministerin Ashar Abdul
Karim ermordet. Sahir Abdul Karim war in ihrem Ministerium als Sicherheitschef angestellt. Wie der
staatliche Fernsehsender Al-Irakija berichtete, wurde er im Stadtzentrum in seinem Auto erschossen.
13. August: Bei den Verhandlungen über eine neue irakische Verfassung haben sich die Beteiligten in der
wichtigen Frage des Verbleibs der Öl-Einnahmen des Landes geeinigt. Das am Freitagabend erzielte
Grundsatzabkommen sehe eine Aufteilung der Erlöse zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden vor, sagte
Saleh el Motlag, Mitglied des Verfassungsausschusses, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Das
Geld solle von der Regierung in Bagdad kontrolliert und nach einem Schlüssel an die Provinzen verteilt
werden. Trotzdem wird die Ausarbeitung der neuen irakischen Verfassung möglicherweise nicht pünktlich
abgeschlossen werden können. Zwei Tage vor der Übergabe des Entwurfs an das Parlament überlegte die
Regierung in Bagdad, noch umstrittene Passagen vorerst zurückzustellen. «Ich gehe davon aus, dass viele
der strittigen Teile ausgeklammert werden», zitierte die amtliche Zeitung «Al-Sabah» am Samstag
Regierungssprecher Leith Kabbah.
Der geplante Export von 180 Schützenpanzern an den Irak gerät in der neutralen Schweiz zunehmend in
die Kritik. Mitglieder der sicherheitspolitischen Kommission des Schweizer Parlaments haben
herausgefunden, dass die Lieferung der M113- Schützenpanzer nicht, wie von der Schweizer Regierung
behauptet, dem Aufbau der irakischen Polizei und Grenzwache diene, wie die «Basler Zeitung» am
Samstag berichtete. Vielmehr sei das Kriegsgerät für die Ausrüstung einer Panzerdivi sion der neuen
irakischen Armee vorgesehen, die vom US-Militär aufgebaut und geführt wird, erfuhren die Abgeordneten
nach Recherchen bei der US-Rüstungsagentur DID.
Unterdessen meldete der Fernsehsender CNN, dass US-Truppen bei einer Razzia am vergangenen
Dienstag auf eine chemische Produktionsstätte der Aufständischen gestoßen seien. In der
Produktionsstätte bei Mossul seien Fässer mit fast 5700 Litern Chemikalien gefunden worden, berichtete
der Sender unter Berufung auf das Pentagon. Um welche Stoffe es sich handele, werde zurzeit noch
untersucht. Irakische Sicherheitskräfte nahmen am Samstag in der Nähe von Hilla südlich von Bagdad 27
mutmaßliche Aufständische fest. Darunter waren nach Polizeiangaben auch zwei Imame einer sunnitischen
Moschee.
Italien hat nach Angaben ausMilitärkreisen mit der angekündigten Truppenreduzierung im Irak einen Monat
früher als geplant begonnen. Grund dafür seien aber nicht politische, sondern finanzielle und logistische
150
Gründe, hieß es in den Kreisen am Samstag. 130 der insgesamt geplanten 300 Soldaten hätten mit dem
eigentlich erst für September geplanten Abzug bereits begonnen.
Südlich von Bagdad sind am Samstag die Leichen von sechs Irakern entdeckt worden. Nach Angaben der
Polizei handelt es sich bei drei der Toten offenbar um Angehörige einer von der irakischen Regierung
aufgestellten Schutztruppe, die ausländische Botschaften und Regierungsgebäude in Bagdad bewacht.
14. August: Aufständische haben im Irak seit Freitag (12. August) sechs amerikanische Soldaten getötet.
Wie das US-Militär am Sonntag mitteilte, starben bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Patrouille in Tus
am Freitag drei Soldaten. In Bagdad wurde am gleichen Tag ein US -Soldat erschossen. Am Samstag kam
ein weiterer Amerikaner bei einem Sprengstoffanschlag in der irakischen Hauptstadt ums Leben. Am
Sonntag explodierte in Rutba nahe der jordanischen Grenze ein Sprengsatz, der einen US-Soldaten das
Leben kostete. Drei seiner Kameraden wurden verletzt.
US-Regierungsbeamte haben eingeräumt, dass viele der amerikanischen Zielsetzungen im Irak
unrealistisch waren und die Erwartungen zurückgeschraubt werden müssen. Die USA müssten sich damit
abfinden, dass weitaus weniger Fortschritte erzielt werden könnten als erhofft, zitierte die «Washington
Post» am Sonntag namentlich nicht genannte US-Offizielle in Washington und Bagdad. So erwarteten die
USA nun nicht mehr eine neue «Modelldemokratie«, eine auf eigenen Füßen stehende Ölindustrie oder
eine Gesellschaft, in der die Mehrheit der Menschen frei von Sorgen um ihre Sicherheit oder wirtschaftliche
Probleme leben könne. «Wir wollten eine Demokratie schaffen, aber wir kommen langsam zur Erkenntnis,
dass wir eine Art islamische Republik erhalten werden», sagte ein Beamter der Zeitung. Insbesondere
hätten die USA das Streben der Schiiten und Kurden nach einem «Sonderstatus» unterschätzt.
Der Iran unterstützt einemUS -Magazinbericht zufolge Aufständische im Irak und will so seinen Einfluss in
dem Nachbarland stärken. Unter Berufung auf US-Geheimdienstberichte und geheime iranische
Dokumente berichtete das Wochenmagazin 'Time' am Sonntag, der Iran habe Rebellengruppen finanziert
und stelle ihnen neuartige Bombentechnik zur Verfügung.
15. August: Das irakische Parlament hat am Montagabend die Abgabefrist für den neuen
Verfassungsentwurf um eine Woche verschoben. Übereinstimmend änderten die Abgeordneten dafür die
Bestimmungen des vorläufigen Grundgesetzes. Diese sahen vor, dass der Verfassungsentwurf bis
Mitternacht im Parlament eingebracht werden sollte. Neuer Termin ist nun der 22. August.
Bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Konvoi der Familie von Vizepräsident Adel Abdul Mahdi wurden
am Montag nahe der Stadt Bakuba zwei Leibwächter getötet. Der schiitische Politiker selbst war aber nicht
mit seiner Familie unterwegs.
Die irakische Polizei hat im Südirak ein Massengrab mit 30 Leichen entdeckt. Die Verscharrten seien
offensichtlich zunächst gefoltert und dann erschossen worden. Nach Angaben von Ärzten hätten die
Leichen seit etwa einem halben Jahr in dem Massengrab bei der Ortschaft Uwarige gelegen.
Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am Montag sechs Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen
vier irakische Soldaten. Der Angriff ereignete sich südlich von Baakuba, der 60 Kilometer nördlich von
Bagdad gelegenen Hauptstadt der Provinz Dijala. Ein weiterer Soldat wurde im Stadtteil El Amirijah im
Osten Bagdads getötet, als Unbekannte das Feuer eröffneten. Ein Kamerad sei verletzt worden. 20
Kilometer nördlich von Baakuba wurden ein Mitglied des Gemeinderats von El Chaliss und sein Fahrer
getötet. In der Nähe des Innenministeriums im Zentrum der irakischen Hauptstadt wurden fünf Polizisten
und drei Zivilisten bei einem Granateneinschlag verletzt.
In Washington forderten die beiden einflussreichen US -Senatoren John McCain und Joseph Biden wegen
der anhaltenden Gewalt im Irak den Rücktritt von Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld.
Bei einem Selbstmordanschlag in der irakischen Stadt Mahawil sind in der Nacht zum Montag drei Zivilisten
und der Attentäter ums Leben gekommen. Wie Krankenhausärzte berichteten, wurden vier weitere
Menschen verletzt, als der Extremist vor dem Gebäude der Lokalregierung der 80 Kilometer südlich von
Bagdad gelegenen Stadt einen Sprengstoffgürtel zur Explosion brachte.
In Bakuba, im Nordosten der Hauptstadt, erschossen Aufständische am Montag an einer Straßensperre
vier irakische Soldaten, drei wurden verletzt. Die US -Armee berichtete unterdessen, eine irakische Einheit
habe am vergangenen Freitag in Mossul Mohammed Sultan, genannt Abu Subeir, einen «Leutnant der
Terrorgruppe El-Kaida» getötet.
Unbekannte haben am Montag nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira versucht,
den irakischen Vizepräsidenten Adel Abdul Hamid zu töten. Der schiitische Politiker habe den
Attentatsversuch in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba überlebt, hieß es.
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16. August: Die derzeit in Japan in der Opposition sitzende Demokratische Partei hat angekündigt, bei
einem Wahlsieg die japanischen Truppen aus dem Irak abzuziehen. In Japan sind für September
vorgezogenen Neuwahlen angesetzt. Beobachter räumen der Demokraten durchaus Siegc hancen ein.
Ein im Irak entführter Kanadier ist nach Angaben der kanadischen Regierung getötet worden. Die
Geiselnehmer hätten den am 2. August entführten Zaid Meerwali getötet, gab Ministerpräsident Paul Martin
am Montag bekannt.
Britische Soldaten werden erneut der Misshandlung von irakischen Zivilisten beschuldigt. Zwei Iraker
behaupteten am Dienstag in einer Sendung des britischen Senders BBC, sie seien misshandelt worden, als
britische Soldaten vor zwei Jahren ihr Haus in Basra stürmten. Nach einem vertraulichen Bericht des
Internationalen Roten Kreuzes ähneln die Aussagen der beiden Iraker einer langen Liste von Beschwerden,
die britischen Soldaten in dem Lager Umm Kasr schwere Misshandlungen vorwerfen. Das britische
Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben 176 Beschwerden gegen Soldaten im Irak untersucht.
In 156 Fällen habe es aber keine Beweise für die Anschuldigungen gegeben. Insgesamt wird elf britischen
Soldaten wegen krimineller Vergehen im Irak der Prozess gemacht.
US-Soldaten in Bagdad haben am Dienstag offenbar versehentlich eine Gruppe von Zivilisten beschossen
und dabei 26 Menschen verletzt. Amerikanische Soldaten hätten am frühen Morgen eine Gruppe von
Arbeitern beschossen, weil sie sie für Verdächtige hielten.
Bei einem Überfall auf ein Gebäude der Zivilverteidigung im Osten Bagdads wurden am Dienstag zwei
Polizisten getötet und vier weitere verletzt, wie aus dem Innenministerium verlautete. In Baakuba nördlich
von Bagdad starb ein Mitarbeiter des Rundfunks der Provinz
Dijala, als ein Sprengsatz neben seinem Auto explodierte. Drei weitere Menschen wurden nach
Polizeiangaben verletzt.
Amerikanische Soldaten haben am Dienstag im Nordirak nach Polizeiangaben fünf Kinder gefangen
genommen, um dadurch die Einwohner eines Dorfes zur Auslieferung von Aufständischen und mehreren
anderen Kindern zu bewegen.
Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari verteidigte die Verschiebung, die das Parlament in
Bagdad am Montag gebilligt hatte. «Die Verfassung darf nicht angeschlagen geboren werden», sagte er.
Man sei sehr daran interessiert, schnell fertig zu werden, doch müssten alle Punkte geklärt sein.
17. August: Erstmals seit dem Sturz Saddam Husseins vor mehr als zwei Jahren werden im Irak wieder
Menschen hingerichtet. Präsident Dschalal Talabani gab am Mittwoch grünes Licht, wie sein Büro mitteilte.
Betroffen sind drei Männer aus Kut, die wegen des Mordes an mehreren Polizisten verurteilt worden waren.
Sie waren zudem wegen Entführung und Vergewaltigung angeklagt.
Extremisten haben am Mittwoch in Bagdad mit einer koordinierten Anschlagserie Dutzende von irakischen
Zivilisten getötet. Polizisten und Augenzeugen vor Ort sprachen von rund 60
Toten und 75 Verletzten. Das staatliche Fernsehen berichtete, 44 Menschen seien getötet, 115 verletzt
worden. Vier Verdächtige seien festgenommen worden. Sie hätten Fernzünder bei sich getragen.
Die erste Autobombe explodierte morgens im Stadtteil Al-Nahda an einem Bahnhof für Busse und
Sammeltaxis. Zehn Minuten später zündete der zweite Attentäter seinen ebenfalls in einem Fahrzeug
versteckten Sprengsatz in unmittelbarer Umgebung der ersten Explosion. Die Autobombe des dritten Täters
explodierte nach einer weiteren halben Stunde vor dem Al-Kindi-Krankenhaus, als Helfer gerade dabei
waren, die Opfer der ersten beiden Anschläge dorthin zu bringen.
Nach den drei Anschlägen in Bagdad hat die irakische Polizei am Mittwoch vier Verdächtige
festgenommen. Die Männer hätten zum Zeitpunkt der Festnahme zwei Kassettenrekorder bei sich
getragen, teilte der irakische Innenminister Bajan Baker Sulagh im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender
Irakia mit. Zuvor hatte der Sender mitgeteilt, die vier Verdächtigen hätten Fernbedienungen bei sich
getragen. Der Minister fügte hinzu, zurzeit konzentrierten sich die Ermittlungen auf die Frage, wie zwei
Autobomben in den zentralen Busbahnhof von Bagdad gelangen konnten.
Die Familien von 17 im Irak getöteten britischen Soldaten fechten vor einem Londoner Gericht die
Rechtmäßigkeit des Krieges an. Ihr Ziel ist eine unabhängige Untersuchung darüber, ob der Krieg im
Einklang mit dem Völkerrecht steht. Die Anwälte der Familien reichten am Mittwoch die Klageschrift beim
High Court ein. Das Gericht muss sich zunächst mit der Frage befassen, warum die Regierung von
Premierminister Tony Blair bislang eine Untersuchung abgelehnt. Eine Anhörung darüber soll noch vor
Ende des Jahres stattfinden.
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18. August: Angesichts der stark gestiegenen Anzahl von Gefangenen im Irak verstärken die USA ihre
Truppen in dem arabischen Land um 700 Soldaten. Wie die «Washington Post» (Donnerstag) unter
Berufung auf das Pentagon berichtet, sollen die Soldaten bei der Bewachung der annähernd 11 000
Insassen von US- Gefangenenlagern helfen.
In der Nacht zum Donnerstag gedachten tausende Menschen mit landesweiten Mahnwachen der mehr als
1.800 US-Soldaten, die bisher im Irak ihr Leben verloren. Zugleich forderte der demokratische Senator
Russ Feingold ein Datum für ein Ende des Militäreinsatzes. Bis zum 31. Dezember 2006 müssten alle USTruppen aus dem Irak abgezogen werden, forderte der Senator in Milwaukee.
Bei einem Sprengstoffanschlag in der nordirakischen Stadt Samarra sind am Donnerstag nach
Armeeangaben vier amerikanische Soldaten getötet worden. In Falludscha im Westirak starben vier
irakische Soldaten. Wie ein Polizeisprecher berichtete, wurden die Männer von einer Handgranate
getroffen. Zwei weitere Soldaten erlitten bei dem Angriff Verletzungen.
In Ost-Bagdad starben drei irakische Zivilisten, als ein Sprengsatz auf der Straße explodierte.
Augenzeugen berichteten, unter den Opfern sei auch ein Kind.
Südlich von Bagdad erschossen US -Soldaten nach Polizeiangaben drei Zivilisten, die mit einem Taxi auf
der Straße zwischen Mahawil und Bagdad unterwegs waren. Ein Polizeioffizier in Mahawil berichtet e, der
Fahrer und seine zwei Fahrgäste hätten versucht, einen Defekt an dem Auto zu beheben, als die
Amerikaner das Feuer auf sie eröffnet hätten. Die Soldaten hätten angenommen, die Iraker wollten einen
Sprengsatz am Straßenrand anbringen oder ein Sprengstoffauto
präparieren.
Vertreter der arabischen Sunniten im Irak haben am Donnerstag mit Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari
über die strittigen Punkte im Entwurf für eine neue Verfassung gesprochen. Sie übergaben eine Liste der
noch offenen Fragen. Ein Sprecher der Sunniten zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Volksgruppen im
Verfassungskonvent rechtzeitig vor Ablauf der neuen Frist am kommenden Montag auf einen Entwurf
einigen werden.
Als erstes Land außerhalb des Pariser Clubs der Gläubigerländer hat Rumänien dem Irak einen Großteil
seiner Schulden erlassen. Vertreter der Finanzministerien beider Länder unterzeichneten am Donnerstag in
der jordanischen Hauptstadt Amman ein Abkommen, dem zufolge Rumänien auf zwei Milliarden der
insgesamt 2,5 Milliarden Dollar verzichtet.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus
dem Irak gefordert. «Wir halten die Ausarbeitung eines Zeitplans für den schrittweisen Abzug der
ausländischen Truppen für erforderlich», sagte Putin am Donnerstag bei einem Besuch des jordanischen
Königs Abdullah II. in Sotschi am Schwarzen Meer. Putin regte an, vor Jahresende eine internationale
Konferenz über den Irak abzuhalten. Damit könnten der «Normalisierung der Lage neue Impulse gegeben
werden», erklärte der russische Staatschef.
19. August: Die US-Regierung hat die Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin
zurückgewiesen, einen Zeitplan für den Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak vorzulegen. Die
US-Truppen und ihre Verbündeten würden sich erst dann zurückziehen, wenn die Iraker in der Lage seien,
selbst für ihre Sicherheit zu sorgen, sagte Außenamtsspprecher Sean McCormack am Donnerstag.
London (KNA) Human Rights Watch (HRW) hat Großbritannien aufgefordert, Abschiebungen irakischer
Asylbewerber zu stoppen. Die Lage im Irak sei instabil, betonte die Menschenrechtsorganisation am Freitag
in London. Das britische Innenministerium hatte zuletzt bestätigt, dass abgelehnte Asylbewerber in
Abschiebezentren versammelt würden.
Aufständische haben am Freitag in der Nähe der nordirakischen Stadt Kirkuk einen Lokalpolitiker
erschossen. Wie die Polizei mitteilte, wurde das Mitglied des Gemeinderates der mehrheitlich von
sunnitischen Arabern bewohnten Kleinstadt Riad vor seinem Haus getötet.
Die amerikanische Kriegsgegnerin Cindy Sheehan brach wegen einer Erkrankung ihrer Mutter ihre
Mahnwache vor der Ranch von US-Präsident George W. Bush ab. Sheehan sagte am Donnerstag, sie
reise zu ihrer Mutter in Los Angeles, die einen Schlaganfall erlitten habe. Sie harrte seit zwölf Tagen vor der
Ranch in Texas aus, um mit Bush über den Tod ihres Sohnes Casey zu sprechen, der im Alter von 24
Jahren in Bagdad getötet wurde. Mittlerweile haben sich ihr mehr als 100 Menschen anges chlossen.
In der nordirakischen Stadt Mossul sind am Freitag drei Mitglieder der sunnitischen Islamischen Partei vor
den Augen zahlreicher Zeugen hingerichtet worden. Die drei Parteimitglieder seien am Vormittag im
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Westen der Stadt von Bewaffneten verschleppt worden, als sie Plakate klebten, auf denen zur Teilnahme
an der Parlamentswahl aufgerufen werde, teilte ein Sprecher der größten sunnitischen Partei im Irak mit.
Später seien sie vor einer Moschee im Osten von Mossul erschossen worden. Zahlreiche Menschen hätten
zugesehen, aber niemand versucht, einzugreifen.
Bei weiteren Angriffen im Irak kamen am Freitag vier Menschen ums Leben. Zwei Zivilisten wurden nach
Polizeiangaben bei einer Bombenexplosion auf der Straße zwischen Tikrit und Baidschi nördlich von
Bagdad getötet. Ein örtlicher Beamter wurde 35 Kilometer westlich von Kirkuk vor seinem Haus
erschossen. Ein für die US-Armee tätiger Unternehmer wurde in der Nähe von Kirkuk erschossen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan erinnerte unterdessen an den Anschlag auf das Hauptquartier der
Vereinten Nationen in Bagdad vor zwei Jahren. Bei dem Anschlag waren 22 Menschen getötet worden,
unter ihnen der UN-Sondergesandte im Irak, Sergio Vieira de Mello. Annan beklagte, dass die Täter immer
noch nicht gefasst wurden.
20. August: Im Wettlauf gegen die Zeit bei der Ausarbeitung einer irakischen Verfassung wollen die Kurden
offenbar auf ihren Autonomiestatus verzichten. «Unser Selbstbestimmungsrecht stößt bei Sunniten und
Schiiten nicht auf Zustimmung», sagte Mullah Bachtiar vom Vorstand der kurdischen PUK-Partei am
Samstag. «Deswegen haben wir die Forderung schon fast fallen gelassen.»
Im Irak haben dieVerfassungsverhandlungen Wendepunkt erreicht, nachdem die USA Zugeständnisse
gemacht haben sollen. Nach der Übereinkunft könne das irakische Parlament kein Gesetz gegen
islamische Prinzipien verabschieden, sagte der Sunniten- Vertreter Saleh al-Mutlak. 'Die Amerikaner haben
dem zugestimmt, unter einer Bedingung: dass die Prinzipien der Demokratie respektiert werden.'
Unterdessen haben im Irak am Samstag mehrere tausend Menschen gegen die Arbeit des zutiefst
zerstrittenen Verfassungskonvents demonstriert. In Ramadi versammelten sich 5.000 Menschen zu einer
Protestkundgebung gegen den Verfassungsprozess. Im nordirakischen Kirkuk demonstrierten mehrere
hundert Araber gegen eine föderalistische Verfassung.
Im Zusammenhang mit den Raketenangriffen von Akaba haben die jordanischen Behörden am
Samstagabend einen irakischen Verdächtigen festgenommen. Zudem seien am Ort der drei
Raketenabschüsse vier weitere Raketen gefunden worden, was daraufhin deute, dass insgesamt sieben
Anschläge geplant gewesen seien. Am Freitag(19. August) waren von einer Lagerhalle im Hafen von Akaba
aus drei Katjuscha-Raketen abgeschossen worden. Zwei von ihnen wurden auf ankernde US-Kriegsschiffe
gefeuert, verfehlten jedoch ihr Ziel. Ein jordanischer Soldat kam ums Leben und ein weiterer wurde verletzt.
Die dritte Rakete landete im südisraelischen Küstenort Eilat am Roten Meer, wo niemand verletzt wurde.
Mit einer Handgranate haben Aufständische im Irak am Samstag vier irakische Soldaten getötet und drei
weitere verletzt. Die US -Armee teilte derweil mit, bei einer Razzia am Donnerstag sei in Iskandarija, 40
Kilometer südlich der Hauptstadt, ein gefangener 65-jähriger Iraker an Herzversagen gestorben.
Ein Schusswechsel zwischen Aufständischen und irakischen Polizisten in Bagdad kostete zwei
Polizeibeamte das Leben. Zudem wurden zwei Zivilisten von Unbekannten erschossen. Bei der Explosion
einer Granate wurde eine Frau verletzt.
Ein früherer Mitarbeiter des US-Konzerns Halliburton hat gestanden, dass er von einem irakischen
Unternehmen mehr als 100.000 Dollar Bestec hungsgeld angenommen habe.
Ein irakischer General ist bei einem Attentat in Bagdad schwer verletzt worden. Wie ein Beamter des
Innenministeriums am Samstag mitteilte, wurde Generalmajor Ali Hamadi al Mussawi von Unbekannten
niedergeschossen, als sein Auto gerade eine amerikanische Militärpatrouille passierte.
Die US-Streitkräfte richten sich nach den Worten ihres Heereschefs darauf ein, notfalls auch die nächsten
vier Jahre noch mit über 100.000 Soldaten im Irak präsent zu sein.
Soldaten eines US-Spezialkommandos haben in Bagdad ein Rebellenversteck gestürmt und eine Geisel
befreit. Das teilten die Streitkräfte am Samstag mit. Der Mitteilung zufolge fand der Einsatz bereits am
Donnerstagabend statt. Nähere Angaben zur befreiten Geisel wurden nicht gemacht.
21. August: Im Streit über die neue irakische Verfassung hat die sunnitische Minderheit die internationale
Gemeinschaft um Unterstützung gebeten. Einen Tag vor Ablauf der neuen Frist zur Vorlage des Entwurfs
riefen die sunnitischen Mitglieder im Verfassungskonvent am Sonntag die USA und die Vereinten Nationen
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auf, eine Verabschiedung des Dokuments im Parlament gegen die Stimmen ihrer Volksgruppe zu
verhindern.
In Jordanien ist am Sonntag ein Brief von Saddam Hussein veröffentlicht worden. Darin erklärt der irakische
Expräsident, er werde sich für Palästina und den Irak opfern und stellt sich als Märtyrer dar. Es ist das erste
Mal seit Saddam Husseins Festnahme im Dezember 2003, dass ein Brief von ihm an die Öffentlichkeit
gelangte. Die Authentizität des Schreibens konnte zunächst nicht überprüft werden.
Der Schiitenprediger Moktada Sadr rief unterdessen seine Anhänger auf, sich für alle kommenden
Abstimmungen schon einmal in die Wählerlisten eintragen zu lassen. Dies bedeute aber noch nicht, dass
sie sich an den Abstimmungen auch beteiligen werden, sagte Sadrs Vertrauter Saheb el Amiri. Sollte die
neue Verfassung «nicht islamisch» sein, «haben wir eine andere Position».
Das US-Militär hat Berichtezurückgewiesen, nachdem der für die Verteidigung der Landesgrenzen
zuständige irakische General von US- Soldaten angeschossen wurde. 'Task Force Bagdad hatte zum
Zeitpunkt des Vorfalls keine Soldaten in der Nähe', sagte ein Militärsprecher am Samstagabend.
Generalmajor Ali Hamadi war zuvor mit einer Schusswunde im Bauch ins Jarmuk-Krankenhaus eingeliefert
worden. Krankenhauskreisen zufolge erklärt er, mit dem Auto zu einem Arzttermin unterwegs gewesen zu
sein, als er von US-Soldaten angeschossen wurde.
In der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Hilla starben zwei Zivilisten und ein Polizist, als am Sonntag ein
Sprengsatz neben einer Polizeipatrouille explodierte. In Falludscha wurden bei einem ähnlichen Anschlag
zwei irakische Soldaten getötet, ein Zivilist kam ums Leben, als die Soldaten nach dem Angriff das Feuer
eröffneten.
In der nordirakischen Stadt Samarra töteten Aufständische fünf Angehörige einer Familie, darunter drei
Kinder. Nach Angaben der Polizei überlebte nur ein neun Jahre alter Junge das Gemetzel. Sein Vater habe
als Vertragsarbeiter für die US-Armee gearbeitet, teilte die Polizei mit. In Bedschi starb ein zwölf Jahre alter
Junge, als eine Katjuscha-Rakete neben dem Haus seiner Familie einschlug. Wer die Rakete abgefeuert
hatte, blieb unklar.
Die jordanischen Behörden haben nach eigenen Angaben zwei weitere Verdächtige nach den
Raketenangriffen nahe des Urlaubsortes Akaba festgenommen. Bei den beiden Verdächtigen handele es
sich um bereits gesuchte Ägypter, sagte ein Sicherheitsbeamter am Sonntag. Damit sind bereits drei von
vier ursprünglich zu Fahndung ausgeschriebenen Verdächtigen gefasst worden.
22. August: Über die Verfassung für den Irak ist auch am Montag nicht entschieden worden. Zwar habe
das Parlament am Montag einen Text-Entwurf für die Verfassung präsentiert bekommen, sagte
Parlamentspräsident Hadschem al-Hassani. Allerdings sei der Entwurf weniger als fünf Minuten vor Ablauf
der Frist um Mitternacht vorgelegt worden. Daher habe es keine Abstimmung mehr über das Papier
gegeben. Der endgültige Text werde nun innerhalb der kommenden drei Tage ausgearbeitet. Ursprünglich
sollte der Entwurf am 15. August präsentiert werden. Die Frist war dann um eine Woche verlängert worden.
Irak hat am Montag sämtliche Ölexporte aus den Förderanlagen im Süden des Landes unterbrochen.
Vertreter der Erdölindustrie begründeten die Maßnahme mit einer Strompanne in einem Pumpwerk südlich
von Basra.
Der SPD-Außenpolitiker Hans -Ulrich Klose hat sich gegen einen raschen Abzug der US-Truppen aus dem
Irak ausgesprochen. Ein schneller Rückzug würde die Probleme des Landes auf dem Weg zur Demokratie
nicht lösen, sagte der Vize-Vorsitzende des Auswärtigen Ausschus ses im Bundestag.
Bulgarien will seine 450 im Irak stationierten Soldaten zum Jahresende abziehen. «Die Mission wird dort
(im Irak) bis Ende 2005 bleiben», sagte Verteidigungsminister Wesselin Blisnakow am Montag nach
Meldungen des Staatsrundfunks.
Angesichts verschärfter Kritik an seiner Irak-Politik hat US-Präsident George W. Bush am Montag eine
mehrtägige Initiative gestartet, um den Krieg in dem arabischen Land zu verteidigen.
Elf im Irak entführte Pakistaner sind nach Angaben eines Sprechers des Auß enministeriums in Islamabad
vom Montag wieder frei. Die Männer waren am 15. August auf dem Weg nach Bagdad verschleppt worden.
Die US-Streitkräfte wollen den Tod des 21 Jahre alte Mohammed al Sumaidaie, einem Vetter des
irakischen UN-Botschafters Samir al Sumaidaie, untersuchen. Dessen Angaben zufolge starb der Student,
nachdem er Marineinfanteristen in ein Schlafzimmer führte, um ihnen zu zeigen, wo seine Familie ein nicht
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geladenes Gewehr aufbewahrte. Nach dem Abzug der Soldaten sei der 21-Jährige mit einem
Genickschuss tot aufgefunden worden.
Die Aufständischen im Irak haben am Montag bei zahlreichen Angriffen auf die Sicherheitskräfte des
Landes erneut zahlreiche Menschen getötet. Sieben irakische Soldaten starben nach Angaben aus
Militärkreisen bei Angriffen in der Nähe der Stadt Baidschi. Die Angreifer feuerten demnach mit einem
Mörsergeschoss auf ihren Stützpunkt und setzten einen selbstgebauten Sprengsatz ein. Zuvor wurden acht
Polizisten bei einem Angriff auf ihren Bus in der Ortschaft Tarmijah getötet, wie das Innenministerium
mitteilte. In der Region von Baakuba starben laut Polizei bei verschiedenen Angriffen sieben Menschen,
unter ihnen sechs Zivilisten. In Bagdad verübten Aufständische nach Angaben des Innenministeriums am
Nachmittag einen Aut obombenanschlag auf einen US-Militärkonvoi, durch den zwei Zivilisten getötet und
drei weitere verletzt wurden. Am Montagmorgen wurde bei einem Anschlag im nordirakischen Kirkukb der
Chef des örtlichen Anti-Terror-Dienstes und seine Frau erschossen. Bei Tel Afar sind in der Nacht zum
Montag zwei amerikanische Soldaten ums Leben gekommen, als sich ihr Militärfahrzeug aus bislang
ungeklärter Ursache überschlug. Wie die US-Armee außerdem mitteilte, starb ein weiterer Soldat in der
Ortschaft Al-Dur durch einen Sprengstoffanschlag auf sein Fahrzeug.
Die jordanischen Behörden haben nach eigenen Angaben den mutmaßlichen Haupttäter der
Raketenangriffe nahe des Urlaubsortes Akaba, einen Syrer namens Mohamad Hassan Abdallah el Sehli,
gefasst.
23. August: Bei der Ausarbeitung der irakischen Verfassung sind nach Angaben von Regierungschef
Ibrahim Dschaafari zwei der 153 Artikel noch umstritten. «Wir haben einen wichtigen Schritt gemacht»,
sagte Dschaafari am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Bagdad. Angaben dazu, welche Artikel noch
umstritten sind, machte er nicht. Einigkeit bestehe hinsichtlich des Status der Bundesregierung, der
Regionen und Provinzen. Auch über die Menschenrechte und die Rechte der Frauen hätten sich die
Unterhändler geeinigt. Wie Parlamentspräsident Hadschem el Hassani am Montagabend mitteilte, wird
noch über die bundesstaatliche Organisation des Irak und die Machtverteilung zwischen Präsident,
Regierungschef und Parlamentspräsident gestritten.
Die irakische Umweltministerin Narmin Othman ist offenbar nur knapp einem Attentat entgangen. Der
Konvoi der Ministerin sei südlich von Kirkuk von Bewaffneten angegriffen worden, berichtete das staatliche
irakische Fernsehen am Dienstag. Drei ihrer Leibwächter seien dabei verletzt worden.
Ein amerikanischer Soldat ist in der Nacht zum Dienstag bei einem Raketenangriff im Süden Bagdads ums
Leben gekommen. Wie die US-Armee weiter mitteilte, starb ein 37 Jahre alter Iraker in einem
amerikanischen Militärlazarett in Bagdads westlichem Vorort Abu Ghoreib. Der «Terrorist» habe bei einem
Gefecht mit amerikanischen Soldaten am 6. August Schussverletzungen erlitten, an deren Folgen er nun
gestorben sei.
Ein Selbstmordattentäter hat am Dienstag in Bakuba bei einem Bombenanschlag auf ein amerikanischirakisches Militärzentrum sechs Menschen mit in den Tod gerissen. In der Stadt wurden außerdem elf
Polizisten bei einem Granatenangriff auf das Hauptkommissariat getötet. Zuvor waren im westlich von
Bagdad gelegenen Ramadi in der Nähe von US-Soldaten kurz hintereinander drei Autobomben detoniert.
Augenzeugen und der Polizei zufolge handelte es sich offenbar um einen koordinierten Angriff. Über Opfer
des Anschlags wurde zunächst nichts bekannt.
Nach den Raketenangriffen im Golf von Akaba haben jordanische Fahnder eine Spur entdeckt, die zu einer
Terrorgruppe im Irak führt. Wie die jordanischen Staatsmedien am Dienstag berichteten, nahm die Polizei in
Amman inzwischen einen Hauptverdächtigen, den Syrer Mohammed al-Sihli, fest. Seine drei Komplizen,
zwei seiner Söhne und ein Iraker, sollen Jordanien bereits verlassen haben. Ein Regierungssprecher
erklärte, die Täter hätten ihre Befehle telefonisch aus dem Irak erhalten.
24. August: In einem sunnitischen Viertel der irakischen Hauptstadt ist es am Mittwoch zu heftigen
Kämpfen zwischen Aufständischen und irakischen Sicherheitskräften gekommen. An dem Feuergefecht
sollen mehr als drei Dutzend Rebellen beteiligt gewesen sein. Wie der amerikanische Nachrichtensender
CNN weiter berichtete, wurden fünf Menschen, darunter zwei Polizisten, getötet und 30 verletzt.
Das Feuergefecht folgte einem Selbstmordattentat, das einem Konvoi des irakischen
Verteidigungsministeriums galt. Bei dieser Explosion wurde ebenfalls eine große Zahl von Menschen
verletzt. Bei einem Anschlag auf den irakischen Justizstaatssekretär Haschim Ibrahim wurden in Bagdad
fünf seiner Leibwächter getötet und vier weitere verletzt. Der Spitzenbeamte selbst überlebte unverletzt.
Das Marschland im Südirak hat sich mit Hilfe eines millionenschweren Projekts der Vereinten Nationen gut
erholt. Neue Satellitenbilder zeigten, dass die Wasserpegel und die Vegetation in den vergangenen drei
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Jahren deutlich zugelegt hätten, erklärte das UN-Umweltprogramm (UNEP) am Mittwoch in Tokio. Das
Marschland habe jetzt etwa 37 Prozent seiner ursprünglichen Ausmaße erreicht. 2002 seien es noch etwa
zehn Prozent gewesen.
Saddam Hussein will sich in seinem bevorstehenden Prozess nur von einem Anwalt verteidigen lassen. Bis
auf den Iraker Chalik al Dulaimi entließ der gestürzte Staatschef alle anderen Verteidiger, wie das
Sondertribunal am Mittwoch in Bagdad mitteilte.
Aus Protest gegen einen Übergriff auf ein Büro der Schiiten in Nadschaf haben 21 irakische
Parlamentsabgeordnete sowie ein Minister einen Boykott ihrer Mandate angekündigt. Verkehrsminister
Salam al Maliki erklärte am Mittwochabend, der Unmut richte sich gegen einen Brandanschlag auf das Büro
des schiitischen Predigers Muktada al Sadr. Der Schritt könnte die stockenden Verhandlungen über eine
neue irakische Verfassung weiter belasten. In Nadschaf war es am frühen Abend zu blutigen
Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Al Sadrs gekommen. Dabei wurden mindestens vier
Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Gegner, offenbar selbst Schiiten, hatten versucht, die
Wiedereröffnung von Al Sadrs Büro gegenüber dem Imam-Ali-Schrein, dem höchsten schiitischen
Heiligtum, zu verhindern
Die USA entsenden 1500 zusätzliche Soldaten in den Irak. Damit soll die Sicherheit im Land in der
bevorstehenden Wahlperiode verbessert werden, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in
Washington mit. Bislang waren 138 000 US-Soldaten im Irak stationiert. Zwei Bataillone am Stützpunkt Fort
Bragg in North Carolina hätten am Dienstag den Marschbefehl erhalten.
US-Präsident George W. Bush hat am Mittwoch die internationale Staatengemeinschaft aufgerufen, im
Kampf gegen den weltweiten Terrorismus durchzuhalten. Es war die zweite Bush-Rede in dieser Woche
zum Thema Irak und Terrorismus. Der Präsident lud dazu auch Eltern im Irak getöteter Soldaten ein, die
trotz ihres Verlustes seine Irak-Politik unterstützen. Darüber hinaus traf er in Idaho auch mit einer Gruppe
von Soldaten-Angehörigen zum Gespräch zusammen. Die Begegnung fand vor dem Hintergrund des
Aufsehen erregenden Irak-Protestes der Amerikanerin Cindy Sheehan statt, die ihren Sohn im Irak verloren
hat .
25. August: Der irakische Parlamentspräsident Hadschim al Hassani hat am Donnerstagabend die Frist für
den Abschluss der Verhandlungen über die neue Verfassung abermals um einen Tag verlängert. Sollte es
keine Einigung zwischen den Abgeordneten der verschiedenen Volksgruppen geben, sollen die Wähler
nach Worten al Hassanis auch ohne vorherige Parlamentsentscheidung am 15. Oktober in einem
Referendum über die Annahme der Verfassung entscheiden.
Papst Benedikt XVI. hat den irakischen Außenminister Hoschjar Sebari am Donnerstag in seiner
Sommerresidenz in Castelgandolfo in Audienz empfangen. Wie der stellvertretende Leiter des
vatikanischen Presseamtes, Pater Ciro Benedettini, weiter mitteilte, führte Sebari anschließend ein
Gespräch mit Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano.
Im Norden Iraks sind am Donnerstag Autos des Präsidenten Dschalal Talabani beschossen worden. Der
Staatschef befand sich zum Zeitpunkt des Überfalls nicht in dem Konvoi, wie die Polizei mitteilte. Jedoch
wurden zwei Leibwächter Talabanis getötet und sieben Menschen verletzt. Der Ort des Angriffs lag in der
Nähe von Tuz Chormato, 88 Kilometer südlich von Kirkuk.
Die irakische Polizei hat in einem Flussbett südöstlich von Bagdad die Leichen von 36 Männern gefunden.
Die mit Folterspuren übersäten Leichen der Männer lagen in einem Nebenarm des Tigris nordöstlich der
Stadt Al-Kut. Wie die Polizei in Al-Kut am Donnerstag mitteilte, hatten ihnen die Mörder die Augen
verbunden und die Hände gefesselt. Ein Polizist sagte, nach Einschätzung von Krankenhausärzten in AlKut seien die Männer vor zwei bis drei Tagen getötet worden. Die Polizei fand die Toten bei einer Patrouille
in einem ländlichen Gebiet. Die Identität der Männer war zunächst
unklar.
Das italienische Rote Kreuz hat im Zuge der Freilassung zweier Geiseln im Irak vier mutmaßliche
Terroristen medizinisch behandelt und ihnen das Leben gerettet. Von der Aktion zur Freilassung der beiden
Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation «Eine Brücke für..» Simona Pari und Simona Torretta im
vergangenen September sei ein italienischer Geheimdienstagent informiert worden, sagte der ehemalige
Sonderkommissar des nationalen Roten Kreuz, Maurizio Scelli, der Turiner Zeitung «La Stampa»
(Donnerstagausgabe). «Die vier Terroristen wurden von Ärzten des Roten Kreuzes operiert und gerettet.»
Bedingung der Aktion zur Freilassung der beiden Italienerinnen sei es gewesen, dass die US-Truppen im
Irak von der
Behandlung nichts erfahren. Die Regierung in Rom reagierte auf die Äußerungen mit dem Hinweis,
das Rote Kreuz handele unabhängig. Die Regierung habe die Aktion weder angeordnet noch geführt.
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Während Cindy Sheehan - nach mehrtägiger Unterbrechung aus familiären Gründen - am Mittwoch wieder
an den Straßenrand nahe der Bush-Ranch in Crawford zurückkehrte, präsentierte der Präsident in Boise
(Idaho) Tammy Pruett. Vier ihrer Söhne sind im Irak stationiert, ein weiterer Sohn und ihr Mann kehrten
jüngst vom Einsatz dort zurück. Vor gut einer Woche, so sickerte inzwischen durch, klingelte bei ihr das
Telefon. Ein Anruf vom Weißen Haus: Tammy möge doch am Mittwoch
in Boise dabei sein, wenn der Präsident vor Militärangehörigen eine Rede zur Verteidigung seiner IrakPolitik hält.
26. August: Nachdem es am morgen so aussah, als würden sich die Kurden und die Schiiten in der
Föderalismusfrage über die Sunniten hinwegsetzen und den Verfassungsentwurf in fast unveränderter
Form zur Abstimmung vorlegen, ist trotz Schlichtungsversuchen von George W. Bush keine Einigung in
Sicht.
Die streitenden Parteien im Irak haben sich auch bis zum Ablauf einer neuen Frist am Freitag nicht auf
einen Entwurf für die neue Verfassung einigen können. Der sunnitische Verhandlungsführer Saleh al Mutlak
rief am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) im arabischen Fernsehsender Al Dschasira die Iraker auf, den
von Schiiten und Kurden vorgelegten Entwurf bei der am 15. Oktober geplanten Volksabstimmung
abzulehnen. Die Schiiten hatten zuvor nach einer persönlichen Intervention von US-Präsident George W.
Bush einen letzten Kompromissvorschlag vorgelegt. Bush hatte Schiitenführer Abdul Asis al Hakim in einem
Telefonat zu Zugeständnissen an die Sunniten gedrängt. Tatsächlich habe man Schlüsselforderungen
hinsichtlich einer föderalistischen Staatsform und der Entbaathifizierung der Verwaltung modifiziert, sagte
ein Sprecher Al Hakims. Nach dem Kompromissvorschlag gefragt sage Al Mutlak: «Wir sind noch immer
weit von dem weg, was wir brauchen und was das Volk braucht.» Ein schiitischer Unterhändler hatte
demgegenüber kurz vorher erklärt, es sei ein Konsens erzielt worden und die überarbeitete Fassung werde
am Samstag dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt.
Die Verfassungsdebatte wurde von Gefechten zwischen zwei schiitischen Milizen überschattet. In
Nadschaf, Nassirija, Amar Basra und Bagdad schossen in der Nacht zum Donnerstag Milizionäre der
schiitischen SCIRI-Partei und Anhänger des radikalen Predigers Muktada al-Sadr aufeinander. Mehr als
zwei Dutzend Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 80 wurden verletzt. Al-Dschafari appellierte an
die Konfliktparteien, sich zusammenzureißen. Die Iraker müssten lernen, Konflikte anders auszutragen und
abweichende Ansichten zu ertragen. Al-Sadr forderte seine Anhänger später zur Ruhe auf.
In Tikrit überfielen nach Angaben der Polizei Aufständische einen Konvoi von Mitarbeitern des
Planungsministers Barham Saleh. Angaben über mögliche Verletzte lagen zunächst nicht vor. Derweil
dementierte eine Sprecherin von Vize-Ministerpräsident Rosh Nuri Shawis, in der Region sei ein Anschlag
auf den kurdischen Politiker verübt worden. In der gleichen Gegend starben wenige Stunden später bei
einem Überfall zwei Leibwächter von Talabani.
Der irakische Sender Al-Scharkija berichtete, am Donnerstag seien in Scharkat drei Mitglieder einer
irakischen Familie ums Leben gekommen. Bei einem Angriff von Aufständischen in Bakuba seien sechs
Zivilisten getötet worden.
Rund 5000 Iraker haben am Freitag in Bakuba gegen den von Schiiten und Kurden formulierten
Verfassungsentwurf demonstriert. Sie kritisierten vor allem, dass der Irak ein föderaler Staat sein soll und
riefen: «Wir wollen einen vereinten Irak». Unter den vorwiegend sunnitischen Demonstranten waren auch
einige Mitglieder der nach dem Krieg aufgelösten Baath-Partei von Ex- Präsident Saddam Hussein. In
Sprechchören riefen sie: «Mit unserem Blut und unserem Leben opfern wir uns für dich, oh Saddam.»
Die US-Lufwaffe hat am Freitag ein mutmaßliches Versteck von Mitgliedern des Terrornetzwerks El Kaida
im Irak bombardiert. Die Angriffe hätten einem Ziel in der Unruheprovinz El Anbar nahe der Grenze zu
Syrien gegolten, teilte die US -Armee mit. Dort hätten sich etwa 50 «Terroristen», die mit dem jordanischen
Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi verbündet seien, in einem Haus im Ort Husaibah aufgehalten.
Über mögliche Opfer wurden zunächst keine Angaben gemacht.
27. August: Einen Tag vor der geplanten Parlamentsabstimmung zur neuen irakischen Verfassung haben
sich die
sunnitischen Unterhändler hingegen auf neue Gegenvorschläge zum Entwurf der Schiiten und Kurden
geeinigt. «Wir glauben, dass alle, die einen einigen und starken Irak wollen, unseren Vorschlägen
zustimmen müssen», sagte Chefunterhändler Saleh el Motlak am Samstag nach Ende der Beratungen
zwischen den sunnitischen Gruppierungen in Bagdad. Die Vorschläge sollten noch im Laufe des Tages an
die Vertreter der anderen Volksgruppen verteilt werden.
Nach den jüngsten Vorschlägen der Sunniten sollen allein die Kurdengebiete im Norden des Landes für
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autonom erklärt werden. Für den Rest des Irak sehen sie ein dezentralisiertes System mit geringeren
regionalen Vollmachten vor. Der Islam soll demnach «Hauptquelle der Gesetzgebung» sein; Amtssprache
wird Arabisch, mit Ausnahme der Kurdengebiete. Nach dem Vorschlag der Sunniten sollen künftig alle
Parteien verboten werden, die «rassistische» oder «terroristische» Ideen verbreiten. Die ausdrückliche
Erwähnung der Baath-Partei, der früheren Partei von Saddam Hussein, strichen sie aus dem schiitischkurdischen Entwurf. Weiter heißt es, der Irak sei Teil der «arabischen und moslemischen Welt».
Die Schiiten hatten am Freitag einen nach ihren Angaben allerletzten Kompromissvorschlag unterbreitet,
der aber vor allem wegen der Festschreibung eines föderalistischen Staatssystems bei der sunnitischen
Minderheit sofort auf Ablehnung stieß. Nach den Worten des sunnitischen Parlamentspräsidenten
Hadschem el Hassani wird das Parlament am Sonntag in jedem Fall über den
Verfassungsentwurf abstimmen.
Die US-Armee im Irak kündigten unterdessen an, dass etwa 1000 Gefangene aus dem berüchtigten
Gefängnis Abu Ghoreib bei Bagdad freikommen. Die bisher umfangreichste Freilassungsaktion habe am
Mittwoch begonnen. Die Auswahl umfasse Häftlinge, denen keine schweren Verbrechen wie
Bombenanschläge, Folter, Mord oder Geiselnahme zur Last gelegt würden. Das US-Militärgefängnis war im
vergangenen Jahr nach Berichten über die Erniedrigung und Misshandlung irakischer Gefangener durch
das Wachpersonal zum Skandalfall geworden.
Unterdessen ging die Gewalt im Irak weiter. In der nordirakischen Stadt Kirkuk wurde ein irakischer ArmeeOffizier bei einem Attentat getötet. Bei einem zweiten Anschlag wurden dort nach Polizeiangaben acht
irakische Soldaten verletzt. Mehr als 20 Menschen starben bei seit vier Tagen andauernden
Zusammenstößen zwischen zwei Stammesgruppen in der Nähe der Stadt Kaim nahe der Grenze zu Syrien.
Nach Augenzeugenberichten wurden mindestens 40 Menschen verletzt. Das
US-Militär tötete nach eigenen Angaben bei einem Feuergefecht in der nördlichen Stadt Mossul einen
mutmaßlichen Anführer der Aufständischen sowie einen weiteren Rebellen.
Unter einer Ölpipeline südlich von Bagdad ist am Samstag nach Polizeiangaben eine Bombe explodiert. Die
Detonation ereignete sich im Mahmudija, 30 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt. Die Pipeline
versorgt die Raffinerie Dora mit Rohöl aus einem Lager im nahe gelegenen Latifija. Sicherheitskräfte
riegelten den Anschlagsort ab, wo nach Berichten von Augenzeugen ein Feuer wütete. Aufständische im
Irak nehmen häufig Ölpipelines ins Visier.
28. August: Nach mühsamen Debatten und mehrmaligem Aufschub hat der irakische Verfassungskonvent
am Sonntag den abschließenden Entwurf der Verfassung im Parlament eingebracht. Abgestimmt wurde
nicht mehr, da das Parlament eine erste Version bereits am Montag gebilligt hatte. Präsident Dschalal
Talabani sagte anschließend, damit sei der Weg frei für die Mitte Oktober geplante Volksabstimmung über
die Verfassung. Trotz einiger Konzessionen lehnte die sunnitische Minderheit Teile der Verfassung weiter
ab.
Bis zuletzt hatten die Mitglieder des Verfassungsausschusses noch an Details des neuen Entwurfs gefeilt,
um den Forderungen der Sunniten entgegenzukommen. Danach wurde der Text von Präsident Talabani
und seinen beiden Stellvertretern unterzeichnet und im Parlament verlesen. Er unterscheidet sich nur
unwesentlich von der ersten Version. Auch in der nun präsentierten Fassung wird der Irak als
«demokratisch, parlamentarisch und föderal» bezeichnet, der Islam bleibt demnach «eine Hauptquelle der
Gesetze».
Wie die neuen Bundesstaaten beschaffen sein werden, soll nun erst das neue Parlament nach seiner Wahl
im Dezember entscheiden. Eine Autonomie wird bis dahin allein den Kurdengebieten zugestanden. Die
Sunniten sperren sich vor allem gegen eine Autonomie der Schiitengebiete, weil sie fürchten, dann restlos
von der Ölvorkommen des Landes abgeschnitten zu sein.
In einer ersten Reaktion lehnten die 15 sunnitischen Unterhändler im Verfassungskonvent den Kompromiss
erneut ab, ohne aber die gesamte Verfassung in Frage zu stellen. Sie könnten jene Artikel der neuen
Verfassung nicht akzeptieren, welche die «territoriale Einheit des Irak, die Einheit seines Volks und seine
Identität» bedrohten. An dem Referendum am 15. Oktober und den für Mitte Dezember geplanten
Parlamentswahlen wollten sie dennoch teilnehmen, um weiterhin um die «Einheit des Landes» kämpfen zu
können. Kopien des neuen Entwurfs sollen vor dem Referendum in Millionenauflage im ganzen Land
verteilt werden. Nach den Bestimmungen tritt die Verfassung nicht in Kraft, wenn in drei Provinzen zwei
Drittel der Bevölkerung dagegen stimmt. Mindestens drei der 18 Provinzen sind aber mehrheitlich
sunnitisch.
Als «einen Meilenstein im politischen Prozess» bezeichnet e die britische EU-Ratspräsidentschaft die
Vorlage des Verfassungstextes. Eine breite öffentliche Unterstützung bei dem Referendum werde zur
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Stabilität des Landes beitragen. US-Botschafter Zalmay Khalilzad sagte in Bagdad, der Verfassungsentwurf
sei der «fortschrittlichste innerhalb der moslemischen Welt». Bis zuletzt hatten die USA versucht, die
Sunniten beim verfassunggebenden Prozess mit ins Boot zu holen. Wie am Wochenende bekannt wurde,
setzte die US -Armee am Donnerstag rund tausend Häftlinge, unter ihnen zahlreiche Sunniten, aus dem
berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad auf freien Fuß.
US-Soldaten haben am Sonntag in Bagdad versehentlich einen irakischen Tontechniker von Reuters TV
erschossen und einen irakischen Kameramann verletzt. Wie die irakische Polizei mitteilte, eröffneten die
Soldaten im westlichen Stadtteil Adel das Feuer auf das Fernsehteam, als es nach einem Überfall auf einen
irakischen Konvoi filmen wollte. Bei dem Überfall waren zwei Menschen getötet und einer verletzt worden.
Für die tödlichen Schüsse der US-Soldaten auf den Tontechniker gab es zunächst keine Bestätigung durch
die US-Armee.
29. August: Einen Tag nach der Vorlage des Verfassungsentwurfs haben sunnitische Geistliche im Irak
eine Kampagne gestartet, um die Verfassung bei der Volksabstimmung im Oktober zu Fall zu bringen. Bei
einem von Religionsgelehrten angeführten Protestzug von Hunderten Anhängern des Ex-Präsidenten
Saddam Hussein am Montag in Tikrit riefen die Demonstranten die Iraker dazu auf, sich an dem
Referendum zu beteiligen und mit Nein zu stimmen. Scheich Jahja al-Atawi, ein Mitglied des sunnitischen
Rats der Religionsgelehrten, sagte, die Verfassung sei ein Schritt auf dem Weg zur Spaltung des Landes.
Dagegen würdigten neben den USA die UN und die EU die Arbeit der Verfassungskommission.
Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari betonte unterdessen, für die Baath-Partei von Saddam
Hussein gebe es keinen Platz mehr im Irak. Wer aber einst nur zur Partei gehört und sich nicht an den
Verbrechen des Regimes beteiligt habe, müsse sich genauso wenig fürchten, wie die Angehörigen der
Parteifunktionäre.
An der Volksabstimmung über die neue irakische Verfassung wollen sich nach einer Umfrage mehr als 80
Prozent der Wahlberechtigten beteiligen. Nur fünf Prozent der 3667 im Auftrag der Zeitung «Al- Sharq AlAwsat» Befragten gaben an, sie wollten der Volksabstimmung fernbleiben, der Rest ist noch
unentschlossen.
In Bagdad wurde am Montag ein irakischer Mitarbeiter von Reuters TV zu Grabe getragen, der in der
Hauptstadt von einem US -Soldaten erschossen worden war. Die Journalistenorganisation Reporter ohne
Grenzen berichtete, der Tontechniker Walid Chaled habe am Sonntag in Bagdad zusammen mit einem
Kameramann nach einem Angriff auf einen Polizei-Konvoi drehen wollen. «Chaled wurde absichtlich mit
fünf Schüssen getötet», erklärte die Organisation. Der bei dem Vorfall leicht verletzte Kameramann sei von
den US-Truppen gefangen genommen worden. Das US-Militär erklärte lediglich: «Ein Zivilist wurde
während des Angriffs durch Schüsse getötet, ein zweiter wurde verletzt.» Seit Beginn des Irak-Krieges im
März 2003 wurden laut Reporter ohne Grenzen bereits 66 Journalisten im Irak getötet.
Südlich von Samarra fand die Polizei die Leichen von zwölf getöteten Zivilisten. Ihre Identität ist noch
ungeklärt. Eine Spezialeinheit des Innenministeriums nahm nach Angaben der irakischen Zeitung «AlMashreq» im Westen Bagdads drei mutmaßliche Entführer fest, die den ägyptischen Diplomaten Ihab alScharif vor zwei Monaten gek idnappt und ermordet haben sollen.
30. August: Bei schweren Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen im Westirak sind am Dienstag
mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen. In der nahe der syrischen Grenze gelegenen Stadt Kaim
gingen Angehörige des Bumahl- und des Karabila-Stammes aufeinander los, wie Klinikärzte in Kaim
mitteilten. Der Bumahl-Stamm unterstützt die Übergangsregierung in Bagdad, während Karabila auf Seiten
der Aufständischen steht. Mehrere hundert Bewohner verließen nach Berichten von Augenzeugen die Stadt
mit weißen Fahnen.In Bagdad fiel der Polizeichef des Bezirks Ghasalija am Dienstag einem Mordanschlag
zum Opfer; drei seiner Leibwächter wurden bei dem Überfall verletzt. In der nordirakischen Stadt Kirkuk
wurde ein weiterer Polizeioffizier erschossen, der für den Schutz von Ölförderanlagen zuständig war. In
Samarra, 95 Kilometer nördlich von Bagdad, wurden zwei Polizisten bei einem Selbstmordanschlag auf
einen Konvoi getötet.
Die Sunniten im Irak wollen sich in ihrer Gegnerschaft zur irakischen Verfassung mit Gleichgesinnten
anderer Volksgruppen verbünden. «Wir wollen alle vereinen, die gegen den Föderalismus sind», sagte
Chefunterhändler Saleh el Motlak am Dienstag. Deshalb wollten die Sunniten schon bald mit den radikalen
Schiiten-Prediger Moktada Sadr verhandeln. Ein Vertreter Sadrs in Bagdad teilte mit, seine Bewegung habe
noch keine endgültige Position zur Verfassung gefunden.
Bei Luftangriffen der US-Armee gegen mutmaßliche Islamisten-Verstecke im Irak sind mindestens 56
Menschen getötet worden. Das verlautete am Dienstag aus Sicherheitskreisen in Bagdad. Die US -Luftwaffe
160
hatte nach eigenen Angaben mutmaßliche Verstecke der Terrororganisation El Kaida an der irakischsyrischen Grenze ins Visier genommen.
Die US-Armee in Bagdad sprach von drei Angriffen, bei denen es «mehrere Tote» gegeben habe.
Arabische Fernsehstationen hatten zuvor berichtet, zwischen 40 und 60 Menschen seien bei den
Angriffen getötet worden.
Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy sprach sich indirekt für eine Regelung des Abzugs
der US-Truppen nach dem Verfassungsreferendum aus. Die Teilnehmer der Irak-Konferenz von Scharm el
Scheich sollten im November erneut zusammenkommen, um «die Perspektiven des Abzugs der
ausländischen Truppen zu bekräftigen und die kommenden Etappen des Verfassungsprozesses zu
begleiten», sagte Douste-Blazy auf einer Botschafterkonferenz in Paris.
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen werden derzeit rund 20 irakische Stabsoffiziere an einem
Sonderlehrgang der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg fortgebildet. Für die Dauer des
Lehrgangs wurde der sonst zivile Wachdienst von Militärstreifen abgelöst, bestätigte Major Ralf Burmeister,
Sprecher der Akademie.
31. August: Bei einer Massenpanik unter schiitischen Pilgern sind in Bagdad am Mittwoch mindestens 843
Menschen ums Leben gekommen. Nach Warnungen vor Selbstmordattentätern sprangen die Pilger in
Scharen von einer Brücke im Norden der irakischen Hauptstadt. Bis zum Abend wurden 843 Tote gezählt.
Die meisten ertranken im Tigris, viele Alte, Gebrechliche und Kinder wurden nach Angaben von
Sicherheitskräften tot getrampelt oder erstickten. Die Notdienste versorgten 388 Verletzte. Kurz vor der
Massenpanik wurden zudem sieben Menschen durch einen Granatenangriff getötet, weitere 25 kamen
durch giftige Nahrungsmittel ums Leben. Am blutigsten Tag seit dem Sturz Saddam Husseins kamen in
Bagdad damit mindestens 875 Menschen ums Leben.
"Irgendjemand schrie, dass es Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln in der Menge gebe», sagte ein
Überlebender. «Dann sind die Leute in alle Richtungen gelaufen.» Zum Zeitpunkt des Unglücks
überquerten tausende Pilger die El-Aimah-Brücke, um zum Mausoleum des von den Schiiten verehrten
Imams Mussa el Kasim zu gelangen. Bis zu einer Million Schiiten, die zum Teil auch aus
dem Iran gekommen waren, pilgerten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Kasim-Mausoleum. Als
die Panik unter den Pilgern ausbrach, gab unter dem Druck der Menschenmenge nach Angaben aus
Sicherheitskreisen das Brückengeländer nach. Hunderte Menschen fielen oder sprangen ins Wasser.
Gesundheitsminister Abdel Muttaleb Mohammed Ali forderte den Rücktritt von Innenminister Bajan Baker
Sulag und Verteidigungsminister Sadun el Dulaimi, da sie die Sicherheit der Pilger nicht gewährleistet
hätten. Der Innenminister wies seinerseits darauf hin, dass in dem zuständigen Stadtbezirk der sunnitische
Verteidigungsminister die Verantwortung für die Sicherheit trage. Während sunnitische Würdenträger nach
der Massenpanik von einem «Schicksalsschlag» sprachen, gingen Vertreter der Schiiten davon aus, dass
das Gerücht über die Anwesenheit von Selbstmordattentätern absichtlich gestreut worden
sei.Regierungschef Ibrahim Dschaafari ordnete eine dreitägige
Staatstrauer an.
Kurz vor der Massenpanik hatten Unbekannte Granaten auf das Mausoleum gefeuert, dabei wurden
mindenstens sieben Menschen getötet und 37 weitere verletzt. Eine bewaffnete sunnitische Gruppierung
mit Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida bekannte sich im Internet zu diesem Angriff, die
Glaubwürdigkeit stand zunächst nicht fest.
September 2005
1. September: Bagdad trauert um die fast 1.000 Opfer der Massenpanik. Das Innenministerium gab die
Zahl der Toten bei der Massenpanik vom Mittwoch mit mindestens 953 an. 815 Menschen wurden verletzt.
Viele von ihnen sind in kritischem Zustand.
Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschafaari erklärte, die Nachbarländer Jordanien und Iran hätten
ihre Hilfe angeboten. «Wir sind bereit, jeden Patienten ins Ausland zu bringen, der dort behandelt werden
muss», sagte der Regierungschef. Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Einen Tag nach einer Massenpanik hat der irakische Präsident Dschalal Talabani islamistischen
Extremisten die Schuld am Tod der schiitischen Pilger gegeben. Dagegen machte der sunnitische Rat der
Religionsgelehrten am Donnerstag fremde Mächte für das Unglück verantwortlich und drückte gleichzeitig
den Schiiten sein Beileid aus. Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari sagte in Bagdad, nach der
161
Massenpanik habe die Polizei in der Umgebung der Imam Mussa Kazhim Moschee drei Autobomben
entdeckt. Zudem seien drei Männer mit Sprengstoffgürteln festgenommen worden. Augenzeugen hatten
berichtet, die Panik sei ausgebrochen, als sich das Gerücht verbreitet habe, Selbstmordattentäter hätten
sich unter die Pilger gemischt.
Die Katastrophe hat die Angst vor einem Bürgerkrieg im Irak geschürt. Der kurdische Politiker Talabani
sagte in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede: «Dieses bestialische Verbrechen
gegen die Besucher des heiligen Schreins beweist, wie kriminell und grausam diese Verbrecher sind, die
andere zu Ungläubigen erklären. Sie nennen die Schiiten Ungläubige, doch sind diese die wahren
Muslime. Sie nennen die Kurden Verräter, dabei sind diese die wahren Patrioten in diesem Land», sagte
das irakische Staatsoberhaupt.
Zahlreiche Staaten, darunter die USA und der Iran, boten Hilfe bei der Versorgung der Verletzten an. Die
EU, die NATO und der Iran machten Terroristen für die Tragödie verantwortlich. Die Massenpanik sei die
«schockierendste und fürchterlichste Tragödie, die von Terroristen verursacht worden ist», sagte der
britische Außenminister Jack Straw im Namen der EU.
Italien will die Zahl seiner Soldaten im Irak weiter abbauen. «Es ist wahrscheinlich, dass wir sehr bald
eine weitere Verringerung vornehmen», sagte Verteidigungsminister Antonio Martino in Rom. Zu Umfang
und Termin des Truppenrückzugs äußerte er sich nicht. Bei der kürzlich erfolgten
ersten Etappe des Truppenabzugs seien bereits 300 italienische Soldaten heimgeholt worden.
Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte angekündigt, von September an die Zahl der italienischen
Soldaten im Irak schrittweise zu verringern.
Mit der Erhängung von drei radikalislamischen Rebellen hat die irakische Justiz am Donnerstag
erstmals seit dem Sturz von Saddam Hussein im April 2003 die Todesstrafe vollstreckt. Die drei Männer
seien Mitglieder der El Kaida-nahen Gruppe Ansar el Islam gewesen und im Mai wegen Mordes und
Entführung zum Tode verurteilt worden, sagte Regierungssprecher Leith Kubba in Bagdad. Um 10.30 Uhr
Ortszeit seien sie gehängt worden. Kritik an der Hinrichtung wies Kubba zurück. Sie helfe dabei, «Kriminelle
abzuschrecken».
2. September : Knapp eine Woche nach der Veröffentlichung eines Verfassungsentwurfs bemühen sich die
Volksgruppen im Irak noch einmal um einen neuen Kompromiss, der auch von der sunnitischen Minderheit
akzeptiert werden könnte. Derzeit liefen Beratungen über kleinere sprachliche Änderungen. Die
Diskussionen konzentrierten sich auf drei oder vier Artikel, die der Verfassung bei dem Referendum am 15.
Oktober zur Zustimmung verhelfen sollten. Ein Vertreter der Sunniten bestätigte die neuen Verhandlungen.
Am Wochenende hatte der Verfassungskonvent den Entwurf gegen den Willen der Sunniten vorgelegt. Ein
westlicher Diplomat erklärte, auch die Kurden säßen wieder mit am Verhandlungstisch. Al Attijah sagte, die
Änderungen könnten am Sonntag vorgestellt werden. Streitpunkte sind die von den Sunniten abgelehnte
Umwandlung des Iraks in einen föderalen Bundesstaat, die Bewertung des von Sunniten dominierten
Regimes der Baath-Partei von
Saddam Hussein sowie die Rolle des Islams. Mindestens 5.000 schiitische Demonstranten bekundeten
derweil in der südirakischen Stadt Basra ihre Unterstützung für den vorliegenden Verfassungsentwurf
bekundet. In Ramadi, einer überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt westlich von Bagdad,
demonstrierten hunderte Menschen dagegen.
Vier Tage nach dem Verfassungsreferendum soll der erste Prozess gegen den ehemaligen Machthaber
Saddam Hussein beginnen, wie aus Justizkreisen verlautete. Saddam Hussein und drei Mitangeklagte
müssen sich wegen eines Massakers aus dem Jahr 1982 an 150 Schiiten in der Stadt Dudschail nördlich
von Bagdad verantworten. Bei einem Schuldspruch droht dem ehemaligen Machthaber die Todesstrafe. Er
dürfte sich in einem Dutzend weiteren Prozessen für Verbrechen seines Regimes verantworten müssen.
Die Gewalt im Land dauerte unterdessen an. Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi in
Beidschi kamen nach Angaben der irakischen Streitkräfte fünf Soldaten ums Leben. In zwei Moscheen in
Bagdad eröffneten Unbekannte beim Freitagsgebet das Feuer auf sunnitische Gläubige. Dabei kamen nach
Polizeiangaben zwei Menschen ums Leben, vier weitere wurden verletzt. In Iskanderija und Bagdad wurden
bei Gefechten insgesamt drei US-Soldaten getötet, wie die US -Streitkräfte am Freitag erklärten. Bei der
Explosion einer Autobombe in einem sunnitischen Viertel Bagdads in der Nähe einer Polizeipatrouille wurde
eine Zivilperson verletzt.
Bulgarien kündigte den baldigen Abzug seiner Truppen aus dem Irak an. Der neue Ministerpräsident Sergej
Stanischew erklärte, seine sozialistische Partei werde mit den Koalitionspartnern über den Rückzug der 400
im Irak stationierten Soldaten beraten. Bulgarien wolle zwar weiterhin einen Beitrag zur Stabilisierung des
Landes leisten, «aber auf eine andere Art», sagte Stanischew.
162
Trotz der verheerenden Zerstörungen nach dem Hurrikan «Katrina» will US-Präsident George W. Bush
keine Truppen aus dem Irak in die Katastrophenregionen im Süden der USA verlegen. Die Vereinigten
Staaten hätten genug Ressourcen, um beide Aufgaben zu erledigen, sagte Bush. Die USA müssten sich
vor Terroristen verteidigen und gleichzeitig den Menschen in den Südstaaten Hilfe leisten.
3. September : Bei drei Anschlägen in der irakischen Stadt Bakuba und ihrer Umgebung sind 19 Polizisten
und Soldaten getötet worden. 16 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. Beim ersten Anschlag am
Morgen starben an einem Kontrollpunkt der irakischen Armee 30 Kilometer nördlich der überwiegend von
Sunniten bewohnten Stadt vier Soldaten. Später wurde ein Kontrollpunkt im Zentrum Bakubas angegriffen.
Dabei wurden vier Polizisten getötet. Der dritte und schwerste Angriff richtete sich gegen einen
gemeinsamen Kontrollpunkt von Armee und Polizei vier Kilometer südlich der Stadt. Sieben Polizisten und
zwei Soldaten kamen ums Leben. Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern, ob die drei Angriffe auf das
Konto der selben Täter gehen. Auch wollte sie keine Stellung dazu abgeben, ob es Vergeltungsschläge von
Schiiten nach der Massenpanik waren. Die irakischen Sicherheitskräfte kämpfen gegen einen sunnitischen
Aufstand, der sich gegen die US-geführten Truppen im Land und die von ihnen unterstützte Regierung aus
Schiiten und Kurden richtet. Vor der Volksabstimmung über eine Verfassung am 15. Oktober haben die
Spannungen wieder zugenommen.
Wegen eines Anschlags auf eine Öl-Pipeline im Norden des Iraks sind Teile der Ölausfuhr des Landes
zum Erliegen gekommen. Aufständische hätten aus der Pipeline austretendes Öl entzündet und so eine
Explosion ausgelöst, teilte ein für die Sicherung der Ölanlagen zuständiger Beamter mit.
Betroffen war der Abschnitt zwischen den Ölfeldern von Kirkuk und der Raffinerie Baidschi rund 200
Kilometer nördlich von Bagdad.
Nach dem Hurrikan «Katrina» schickt die US-Armee 300 Luftwaffensoldaten aus dem Irak und Afghanistan
zurück in ihren Heimat -Bundesstaat Mississippi. Die 300 normalerweise auf der Luftwaffenbasis Keesler in
Biloxi stationierten Soldaten der Air Force könnten von ihren Einsätzen im Irak und in Afghanistan nach
Hause zurückkehren, um ihren Familien nach dem Durchzug des Hurrikans zu helfen, sagte ein Sprecher
des für Afghanistan und Irak zuständigen US-Zentralkommandos in Doha.
4. September : Der Prozess gegen Saddam Hussein soll am 19. Oktober beginnen, vier Tage nach dem
Referendum über die neue Verfassung. Das gab Regierungssprecher Leith Kubba am Wochenende in
Bagdad bekannt.
Unterdessen bildete sich eine neue Allianz gegen den Verfassungsentwurf. Die Allianz, die in dem darin
festgeschriebenen Prinzip des Föderalismus den ersten Schritt zu einem Auseinanderbrechen des Staates
sieht, wurde auf Initiative sunnitischer Politiker gegründet und nennt sich «Einwohner des Irak». Ihr gehören
auch Vertreter der Stämme an. Adnan al-Duleimi, der Vorsitzende eines sunnischen Bündnisses, betonte
im Nachrichtensender Al-Arabija, der Allianz hätten sich auch viele Schiiten angeschlossen. Die Schiiten
und Kurden im Parlament hatten sich im vergangenen Monat auf einen Verfassungsentwurf geeinigt, der
von der Minderheit der Sunniten mehrheitlich abgelehnt wird.
Islamistische Extremisten haben in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf vor den Augen Dutzender
Passanten einen Sprengsatz vor einem Friseursalon für Frauen gezündet. Wie die Polizei in der
vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt im Zentralirak berichtete, starb die Besitzerin des Salons, zwei
ihrer Angestellten wurden verletzt. Zwei Wochen zuvor hatte die schiitische Extremistengruppe der Friseurin
in einer schriftlichen Warnung mit Gewalt gedroht, falls diese ihr Geschäft nicht schließen sollte. Es war
bereits die dritte Attacke auf einen Friseursalon in der Stadt innerhalb von drei Monaten. Ähnliche Angriffe
von Fundamentalisten hatte es im Irak zuvor schon auf Alkoholgeschäfte und Kinos gegeben. In Nadschaf
hatten radikale Islamisten in den vergangenen Wochen auch Videotheken und CD-Shops angegriffen. Die
Frauen in Nadschaf tragen auf der Straße Kopftücher.
5. September : Bei neuer Gewalt im Irak sind in den vergangenen zwei Tagen mehr als 30 Menschen ums
Leben gekommen. In einem der spektakulärsten Angriffe feuerten in der Innenstadt von Bagdad rund 30
Aufständische auf Polizisten an einer Straßensperre vor dem Innenministerium. Zwei Polizisten starben,
fünf weitere wurden verletzt, wie Augenzeugen berichteten. Die Täter seien in Autos unterwegs gewesen.
Bei einem Bombenanschlag im Südirak kamen zwei britische Soldaten ums Leben. Das
Verteidigungsministerium in London erklärte, neben dem gepanzertem Fahrzeug der Soldaten sei nahe
Basra ein Sprengsatz explodiert. Nach einer Aufstellung des Senders BBC sind seit der Stationierung
britischer Truppen im Süden des Landes 92 Soldaten getötet worden. Wie der Nachrichtensender AlArabija unter Berufung auf die Übergangsregierung berichtete, rissen in der westirakischen Stadt Hit zwei
Selbstmordattentäter bei einem Anschlag auf einen Militärstützpunkt elf Menschen mit in den Tod, darunter
drei irakische Soldaten. Im nordirakischen Tel Afar töteten US-Soldaten bei einem Luftangriff nach eigenen
Angaben sieben Menschen. Wie das US-Militär am Montag mitteilte, wurden die Soldaten am Vortag mit
Maschinengewehren und Panzerfäusten aus einer Moschee beschossen. Sie hätten daraufhin die
163
Kampfhubschrauber als Verstärkung angefordert. In dem Dorf Al-Safra, 75 Kilometer östlich der Ölstadt
Kirkuk, zerstörte ein Sprengsatz einen Tanklastwagen. Der Fahrer starb. In Kirkuk nahmen irakische
Sicherheitskräfte und US -Soldaten den Imam der sunnitischen Al-Sur- Moschee fest. Bei einem
fehlgeschlagenen Mörserangriff von Aufständischen auf einen US -Militärstützpunkt in Bakuba, rund 60
Kilometer nordöstlich von Bagdad, kamen vier Zivilisten ums Leben. In Kahlidija, westlich von Bagdad,
starben drei Insassen eines Autos, als irakische Soldaten das Feuer auf den Wagen eröffneten, der mit
hohem Tempo auf sie zuraste.
Eine Klausel in der geplanten Verfassung des Irak könnte nach Sicht des katholischen Erzbischofs von
Westminster verheerende Folgen für die christliche Minderheit des Landes haben. Der Repräsentant der
katholischen Kirche in England und Wales, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, hat den britischen
Außenminister Jack Straw in einem Brief darauf aufmerksam gemacht. Der Kirchenführer bezieht sich auf
die nach seiner Ansicht alarmierende Bestimmung «kein Gesetz kann verabschiedet werden, das im
Widerspruch zu den unbestrittenen Bestimmungen des Islam steht». Diese Klausel könne dazu dienen,
Christen und Anhängern anderer Minderheiten die fundamentalen Bürgerrechte vorzuenthalten, warnte der
Erzbischof.
Die Vereinten Nationen haben gegen die Hinrichtung von drei verurteilten Mördern im Irak protestiert. Trotz
der Herausforderungen durch Terrorismus und Gewalt im Land sei die Todesstrafe eine schlechte Antwort,
heißt es in einer veröffentlichten Erklärung der UN-Mission im Irak (UNAMI). Sie forderte die irakische
Regierung auf, künftig auf die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe zu verzichten. Auch «Die EU
ist strikt gegen die Todesstrafe und verurteilt jeden Vollzug», erklärte die britische Ratspräsidentschaft in
Brüssel. Man erkenne die Entscheidungsgewalt der irakischen Regierung im Rechtswesen an, fordere aber
dennoch den Verzicht auf Hinrichtungen. «Etwaige Fehler bei Gerichtsprozessen, die es in jedem System
geben kann, können nicht mehr gutgemacht werden», hieß es. «Die Todesstrafe stellt kein geeignetes
Mittel für Abschreckung dar.»
6. September: Kurdische Sicherheitskräfte haben im Nordirak die mutmaßlichen Planer eines der
blutigsten Anschläge im Irak gefasst. Masrur Barsani, der Bruder des Präsidenten der kurdischen
Autonomieregion, Massud Barsani, sagte am Dienstag in Erbil, drei Mitglieder der Extremistengruppe Ansar
al-Sunna, unter ihnen eine Frau, seien festgenommen worden. Sie hätten ihre Beteiligung an dem Anschlag
auf ein Büro von Barsanis Kurdischer Demokratischer Partei (KDP) in Erbil im Mai gestanden. Das Büro
war damals als Rekrutierungsstelle für Polizisten genutzt worden. Rund 70 Bewerber für den Polizeidienst
und Zivilisten kamen damals um. Ansar al-Sunna hatten sich zu dem Anschlag bekannt.
Derweil nahm eine Spezialeinheit der irakischen Armee bei einer Razzia in Mossul 13 weitere mutmaßliche
Mitglieder von Ansar al-Sunna fest. In der Nähe von Bakuba - rund 60 Kilometer nordöstlich Bagdads befreite die Polizei am Dienstag einen Ingenieur des Innenministeriums, der von Extremisten entführt
worden war. Nach Polizeiangaben wurden zwei Kidnapper festgenommen. Nach Angaben Barsanis fassten
die kurdischen Sicherheitskräfte auch sechs El- Kaida-Terroristen. Sie sollen im Juni an einem Anschlag
auf eine Wache der Verkehrspolizei in Erbil mit mehr als 20 Toten beteiligt gewesen sein.
Die US-Armee bombardierte unterdessen zwei Brücken im Westirak, über die nach ihren Angaben ElKaida-Terroristen Kämpfer und Waffen transportiert hatten. In einer Mitteilung des Militärs hieß es, die
Brücken seien unpassierbar gemacht aber nicht zerstört worden. Bei einem Angriff auf ein Versteck
ausländischer Extremisten hätten US- Soldaten am Dienstag in Karabila zudem zwei Kämpfer getötet und
drei weitere gefangen genommen. Bei dem Sturm auf das Versteck wurde ein US -Soldat von einem
Kameraden angeschossen.
In Mossul töteten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag drei kurdische Kämpfer der Peschmerga, die zur
Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Präsident Dschalal Talabani gehören. Vier irakische Soldaten
und drei Zivilisten starben bei einem Sprengstoffanschlag in Chalidija. Ein amerikanischer Soldat starb bei
einem Anschlag in Tel Afar im Norden. Die US-Armee nahm in der Umgebung von Mossul und Tel Afar seit
Montag 22 mutmaßliche Aufständische gefangen. Die Soldaten erschossen nach eigenen Angaben drei
Kämpfer.
Derweil erwägt Südkorea offenbar den Abzug von knapp einem Drittel oder 1000 seiner 3200 im Irak
stationierten Soldaten. Über einen Teilabzug berate zur Zeit das Parlament, zitierte die nationale
Nachrichtenagentur Yonhap den Abgeordneten Kim Sung Gon: «Es ist unvermeidlich, einen Teil der
Soldaten zurückzuziehen, da die amerikanischen, britischen und anderen ausländischen Truppen einen
Abzug oder eine Verringerung der Zahl ihrer Soldaten vorantreiben.»
Eine unabhängige Untersuchungskommission hat grundlegende Reformen der Vereinten Nationen (UN)
angemahnt, um Korruptionsfälle wie beim Hilfsprogramm Öl für Lebensmittel für den Irak zu verhindern. Die
UN verfüge derzeit nicht über angemessene Kontrollmechanismen, um ein Programm wie das 64 Milliarden
164
Dollar schwere Irak-Projekt zu managen, hieß es in dem vorliegenden Vorwort zum Bericht der vom
früheren US-Notenbankchef Paul Volcker geleiteten Kommission.
7. September: Inmitten neuer Gewalt haben die Iraker am Mittwoch mit einer Schweigeminute der 1011
Opfer der Massenpanik auf einer Bagdader Brücke vor einer Woche gedacht. In Bagdad stoppten um 12.00
Uhr alle Fahrzeuge.
Bei der Explosion einer Autobombe in Bagdads Innenstadtviertel Karrade kamen am Mittwoch nach
Augenzeugenberichten fünf Iraker ums Leben. Weitere sechs Menschen seien bei dem Anschlag verletzt
worden, der offenbar einem Fahrzeug von Ausländern gegolten habe. In einem belebten Einkaufs- und
Vergnügungsviertel der südirakischen Stadt Basra sind bei der Explosion einer Autobombe am
Mittwochabend mindestens 16 Menschen getötet worden. Wie aus dem Innenministerium weiter verlautete,
wurden etwa 20 Leute verletzt. Bei einem Autobomben-Anschlag im südirakischen Basra sind am Mittwoch
neun Menschen getötet und vier weitere verletzt worden. Wie die Polizei weiter mitteilte, explodierte der
Sprengsatz vor einem Restaurant, in dem sich üblicherweise viele Polizisten aufhalten. Die Bombe befand
sich den Angaben zufolge in einem Wagen, der als Taxi gekennzeichnet war. In Jussifija erschossen US Soldaten nach Polizeiangaben zwei Iraker, die mit ihrem Auto einen Militärkonvoi überholt hatten.
Das Sondergericht für die ehemaligen Spitzenfunktionäre des Saddam-Regimes bestätigte am Mittwoch
nicht die Angaben von Präsident Dschalal Talabani über ein angebliches Geständnis des Ex-Diktators.
Talabani hatte am Dienstag im irakischen Fernsehen gesagt, ein Untersuchungsrichter habe ihm mitgeteilt,
Saddam habe zugegeben, dass er Hinrichtungen und andere «Verbrechen» selbst angeordnet habe
Zehn Monate nach seiner Entführung im Irak ist der US-Armee-Angestellte Roy Hallums wieder frei.
Hallums sei von den multinationalen Truppen im Irak befreit worden, teilte die US -Armee in Bagdad mit.
Hallums' Ex-Frau Susan sagte dem US-Nachrichtensender CNN, er habe sie am Mittwochmorgen
angerufen und gesagt, dass er frei sei.
Der Irak hat einer Untersuchungskommission zufolge 1996 versucht, den damaligen UN Generalsekretär
Boutros Boutros-Ghali im Zusammenhang mit dem Öl-für-Lebensmittel-Programm zu bestechen. Der
ölreiche Golftstaat habe mehr als eine Million Dollar gezahlt, aber es gebe keinen Beweis dafür, dass
Boutros-Ghali das Geld jemals erhalten habe, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht einer
unabhängigen Untersuchungskommission. Ebenso gebe es keinen Beweis, dafür, dass Boutros-Ghali von
dem Bestechungsversuch gewusst hat.
8. September: Eine Einheit des Innenministeriums hat nach Meldungen des irakischen Staatsfernsehens
vom Donnerstag den Terroristen gefasst, der den Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad im August
2003 mit geplant haben soll. Damals kamen 23 Menschen ums Leben, unter ihnen der Irakbeauftragte der
UN, Sergio Vieira de Melo. Der Terrorist sei auch an der Ermordung eines ägyptischen Diplomaten und
dem Anschlag auf den Vorsitzenden des irakischen Regierungsrats, Issedin Salim, 2004 beteiligt gewesen.
Bei einem Autobombenanschlag in der von britischen Truppen kontrollierten südirakischen Stadt Basra
kamen am Mittwochabend mindestens 16 Menschen ums Leben. Nach US-Medienberichten wurden zwei
Dutzend Menschen verletzt. Ziel des Attentats sei ein Restaurant gewesen, in dem sich oft Polizisten
aufhalten. Zuvor waren in Basra vier amerikanische Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma getötet worden. Zu
den Anschlägen bekannte sich die Terrorgruppe um den Jordanier Abu
Mussab al-Sarkawi.
Der Hauptverteidiger von Saddam Hussein dementierte unterdessen Angaben von Übergangspräsident
Dschalal Talabani über ein angebliches Geständnis seines Mandanten. In einer am Donnerstag
veröffentlichten Erklärung warf Chalil al-Dulaimi Talabani außerdem vor, er versuche
schon vor Prozessbeginn, Einfluss auf das Urteil zu nehmen. Der Übergangspräsident hatte zuvor erklärt:
«Saddam Hussein verdient 20 Mal am Tag die Todesstrafe.» «In einer derartigen Atmosphäre, wo Herr
Talabani erklärt, dass der Präsident (Saddam) sterben sollte, gibt es keine Aussicht auf einen fairen
Prozess», kritisierte der irakische Anwalt.
Irakische Soldaten und Polizisten haben dem Innenministerium zufolge innerhalb einer Woche in der
Aufständischen-Hochburg Tel Afar 200 mutmaßliche Terroristen festgenommen. Die Mehrheit der
Verdächtigen stamme aus anderen arabischen Staaten, hieß es. Tel Afar liegt im Nordwestirak in der Nähe
der syrischen Grenze. Ein Teil der Einwohner der Stadt war in den vergangenen Wochen vor den
Gefechten zwischen Armee und Aufständischen geflohen.
Die US-Armee bombardierte in der ebenfalls nahe der syrischen Grenze gelegenen Stadt Al-Kaim erneut
ein mutmaßliches Versteck der Sarkawi-Gruppe. In dem Haus soll sich ein El-Kaida-Mitglied mit dem
Kampfnamen Abu Mohammed aufgehalten haben, das auch eine Rolle bei den Kämpfen zwischen den
165
Stämmen in der Region gespielt haben soll. Dabei sollen Terroristen in den vergangenen zwei Wochen
Angehörige eines Stammes getötet haben, der ihre Anschläge ablehnt.
Die Vereinten Nationen haben die anhaltend schwierige Menschenrechtslage im Irak erneut angeprangert.
Neben der Gewalt durch Aufständische trügen vor allem örtliche Sicherheitskräfte zu
Menschenrechtsverstößen bei, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der
UN-Unterstützungsmission im Irak (UNAMI). Die UNO sei beunruhigt über den mangelnden Schutz der
bürgerlichen, kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rechte der
Iraker. Zahlreiche gefundene Leichen wiesen Spuren von Folter und außergesetzlichen Hinrichtungen auf.
Der UN-Bericht berücksichtigt den Zeitraum zwischen Anfang Juli und Ende August dieses Jahres.
9. September: Der frühere US-Außenminister Colin Powell hat seinen Auftritt im UN-Sicherheitsrat im
Vorfeld des Irak- Kriegs als «Schandfleck» in seiner Karriere bedauert. Dem Sender ABC sagte Powell, er
fühle sich «furchtbar» wegen seiner Behauptung im Februar 2003, der Irak habe
Massenvernichtungswaffen. Auf die Frage, ob er glaube, dies habe seinem Ruf geschadet, antwortete
Powell, «natürlich». Powell nahm den damaligen Chef des Geheimdienstes CIA George Tenet in Schutz.
Tenet habe die Informationen geglaubt, sagte Powell.
Iraks Regierung hat vor den Folgen eines sofortigen Abzugs der US -Truppen gewarnt. 'Ein Abzug der
amerikanischen und multinationalen Truppen in nächster Zeit könnte zu einem Sieg der Terroristen im Irak
und zu neuen ernsten Bedrohungen für die Region führen', sagte Iraks Präsident Dschalal Talabani am
Freitag in Washington. Die Truppenstärke solle viel mehr über einen Zeitraum von zwei Jahren reduziert
werden. Die Soldaten würden nicht nur im Kampf gegen den Terrorismus gebraucht, sagte Talabani. 'Wir
brauchen einige von ihnen, um unseren Nachbarn Angst einzujagen und sie davon abzuhalten, sich in
unsere inneren Angelegenheiten zu mischen.' Die USA haben zurzeit etwa 140.000 Soldaten im Irak
stationiert.
Japan will erst nach dem Referendum über die irakische Verfassung im Oktober und anschließenden
möglichen Wahlen über eine Verlängerung seiner Militärmission in dem Land entscheiden. Laut der
Nachrichtenagentur Kyodo will Ministerpräsident Junichiro Koizumi die 600 japanischen Soldaten noch bis
zum kommenden Sommer im Irak lassen. Ihre humanitäre Mission endet bislang am 14. Dezember.
10. September: Die irakische Regierung hat die Schließung des nördlichen Grenzübergangs Rabia nach
Syrien
angekündigt. Der Grenzübergang werde ab Sonntag geschlossen, sagte Innenminister Bajan Baker Sulagh
am Samstag im Fernsehen. Zudem verkündete der Minister im Namen des Kabinetts ein
nächtliches Ausgehverbot für die umliegende Region. Die Ausgangssperre gelte ab Sonntag von 20.00 Uhr
bis 06.00 Uhr Ortszeit. Das Tragen von Waffen sei verboten. Ausländern sei es
nicht erlaubt, sich in der Region um Rabia aufzuhalten. Die Ankündigung des Innenministers kam inmitten
einer Offensive irakischer und US-Truppen in der Rebellenhochburg Tal Afar, die
rund einhundert Kilometer östlich des Grenzübergangs Ragia liegt. Bei der Offensive in der nordirakischen
Stadt wurden nach Angaben der Regierung in Bagdad binnen zwei Tagen mindestens 141 Aufständische
getötet und 197 weitere festgenommen worden. Bei mehreren Anschlägen und Rebellenangriffen in
Bagdad und nördliche der Hauptstadt wurden am Samstag nach Angaben der irakischen Sicherheitskräfte
14 Menschen getötet.
Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell sieht entgegen anders lautenden Erklärungen des Weißen
Hauses keinerlei Verbindung zwischen den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem irakischen
Ex-Diktator Saddam Hussein. «Ich habe das auch nie gesagt», sagte Powell in seinem ersten großen
Interview nach Ausscheiden aus dem Amt. Es wurde am Freitagabend von dem US Fernsehsender ABC ausgestrahlt. Dennoch habe er Präsident Bush in seiner Kriegsentscheidung
unterstützt, sagte Powell in dem Interview. Der irakische Diktator Saddam Hussein habe eine Bedrohung
dargestellt.
11. September: Der irakische Präsident Dschalal Talabani rechnet nach eigenem Bekunden damit, dass
sein Land binnen zwei Jahren in der Lage sein wird, sich selbst zu verteidigen. Er verwies auf die
wachsende
Zahl irakischer Polizisten und Soldaten. Mit dem fortschreitenden Aufbau der Sicherheitskräfte werde die
Last verringert, die die USA derzeit zu tragen hätten. Ganz könne der Irak aber dennoch nicht
auf die US-Truppen verzichten. Sie würden nicht nur im Innern des Iraks im Kampf gegen den Terrorismus
gebraucht, sondern auch als Abschreckung gegen Nachbarn, die sich in die Angelegenheiten des Landes
einmischen wollten. Damit spielte Talabani offenbar auf Syrien an. Sowohl der Irak als auch die USA haben
Damaskus wiederholt vorgeworfen, zu wenig gegen das Vordringen ausländischer Kämpfer über die
Grenze unternehmen.
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Der jordanische Extremistenführer Abu Mussab el Sarkawi hat den US -Streitkräften in einer ihm
zugeschriebenen Tonbandbotschaft im Internet vorgeworfen, bei ihrer Militäroffensive in der RebellenHochburg Tall Afar im Nordirak «tödliches Gas» gegen die Bevölkerung einzusetzen. Die «Feinde»
bedienten sich der «zerstörerischsten Waffen» und setzten gegen die Menschen in Tall Afar «tödliches
Gas» ein, erklärte Sarkawi auf dem Tonband. In Tall Afar werde eine «entscheidende Schlacht»
geschlagen. In einer Erklärung drohten die Aufständischen am Sonntag mit dem Einsatz
chemischer und konventioneller Waffen gegen Ziele der Koalition für den Fall, dass die Offensive nicht
binnen 24 Stunden beendet werde.
In Bagdad erschossen Aufständische am Sonntag einen Polizeigeneral, der im Innenministerium für die
Polizeiausbildung zuständig war. In Samarra starb ein US -Soldat bei der Explosion einer am Straßenrand
versteckten Bombe. Eine Bombenexplosion in Basra im Süden des Landes kostete einen britischen
Soldaten das Leben, wie die irakische Polizei mitteilte. Südlich von Bagdad entdeckte die Polizei am
Samstag die Leichen von 18 an den Händen gefesselten Männern. Sie seien erschossen
worden, sagte ein Polizeisprecher. Bei einer Bombenexplosion wurden fünf Menschen getötet, darunter drei
Zivilpersonen. Nach einem Streit zwischen der irakischen Regierung und einer
privaten britischen Sicherheitsfirma wurde der Flughafen von Bagdad am Samstag wieder geöffnet.
13. September: Syrien hat den US -Vorwurf einer Mitverantwortung für die Lage im Irak scharf
zurückgewiesen. Syrien bemühe sich um den Schutz seiner Grenzen, da die Sicherheit des Irak auch die
Sicherheit Syriens ist. Zuvor hatte der US -Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, gesagt, die Geduld
Washingtons mit Syrien gehe zu Ende und dabei auch ein militärisches Vorgehen nicht ex plizit
ausgeschlossen. Die USA führen die widerspenstige Haltung der irakischen Sunniten im
Verfassungsprozess auf den Einfluss Syriens zurück. Auch der irakische Außenminister Hoschjar Sebari
prangerte am Montag in
Washington das «gefährliche Spiel» Syriens an, nichts gegen den Transit von Aufständischen in den Irak
zu unternehmen.
US-Präsident George W. Bush hat erneut eine Verbindung zwischen dem Irak und den Anschlägen vom
11. September hergestellt. «Die Mörder im Irak folgen der selben Ideologie wie jene, die vor vier Jahren die
USA angegriffen haben», sagte Bush am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Iraks Präsident Dschalal
Talabani. Er lehnte erneut einen Zeitplan für einen Abzug amerikanischer Truppen ab. Die Soldaten würden
abziehen, wenn die Mission abgeschlossen sei, sagte Bush. Der irakische PräsidentDschalal Talabani hat
sich von seinem überraschenden Vorschlag an die USA distanziert, bis zum Jahresende rund 50.000 ihrer
Soldaten aus dem Irak abzuziehen. 'Wir werden keinen Zeitplan für einen Abzug setzen, Herr Präsident',
sagte Talabani am Dienstag in Washington auf einer Pressekonferenz im Beisein von US-Präsident George
W. Bush. 'Ein Zeitplan würde nur den Terroristen helfen und sie ermuntern, dass sie die Supermacht der
Welt und das irakische Volk besiegen können.'
Die US-Streitkräfte teilten unterdessen mit, dass bei der Offensive gegen Aufständische in Tal Afar mehr als
400 Verdächtige festgenommen worden seien. Die irakische Armeeführung betonte, dass die Offensive von
ihr geleitet wurde.
14. September: Riad/Kairo, Kurdische Sicherheitskräfte haben im Nordirak zwei der meistgesuchten
Terroristen Saudi-Arabiens festgenommen. Das berichtete die saudi-arabische Zeitung «Okaz» am Montag.
Bei den zwei Saudis soll es sich um Abdullah Al-Ramijan (26) und Saleh al-Raschudi (24) handeln. Ihre
Namen stehen auf einer Liste der 36 gefährlichsten El-Kaida-Terroristen des Königreichs, die das
Innenministerium in Riad im vergangenen Juni veröffentlicht hatte.
Der Führer der Terrorgruppe Al Kaida im Irak, Abu Mussab al Sarkawi, hat offenbar allen schiitischen
Muslims, den irakischen Streitkräften und der Regierung in Bagdad den Krieg erklärt. Ein Tonband tauchte
an dem Tag auf, an dem Aufständische mit einer Serie koordinierter Anschläge in Bagdad mindestens 160
Menschen töteten. In einer anderen Erklärung hatte Al Kaida im Irak dies als Rache für die Militäraktion in
Tal Afar bezeichnet.
Bei weiteren Anschlägen im Irak wurden zahlreiche Menschen getötet und verwundet.
15. September: Bagdad, Nach der Kriegserklärung der Al-Kaida an die Schiiten im Irak sind am
Donnerstag in Bagdad erneut 24 Polizisten bei Selbstmordanschlägen getötet worden. Die
Extremistenorganisation Al-Kaida bekannte sich zu den Anschlägen, die offenbar eine koordinierte Serie
von Anschlägen vom Vortag fortsetzten, bei der mindestens 150 Menschen getötet worden waren. Zu den
Anschlägen hatte sich der irakische Arm von Al-Kaida bekannt. Ihr Chef Abu Mussab al-Sarkaui hatte sie
als Beginn eines Kriegs gegen die Schiiten bezeichnet, denen er ihre Zusammenarbeit mit den USA
vorwarf.
New York, Der irakische Präsident Dschalal Talabani hat die internationale Gemeinschaft am Donnerstag
«verzweifelt» um Unterstützung im Kampf gegen die Gewalt in seinem Land aufgerufen. Der Irak sei «einer
der brutalsten terroristischen Kampagnen» von «Mächten der Finsternis» ausgeliefert, sagte Talabani
beimUN-Gipfel mit rund 170 Staats- und Regierungschefs in New York. Die Aufständischen täten alles, um
den Wiederaufbau des Landes, die Wiedereinführung einer Verfassung und einer gerechten Regierung zu
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verhindern. Der Irak sei daher auf Erfahrung, moralische Unterstützung und Investitionen der
internationalen Gemeinschaft angewiesen. Die Regierung in Bagdad hofft aber, dass es die US-Ausbildung
irakischer Soldaten den Amerikanern ermöglichen wird, das Land wieder zu verlassen. Nach US-Angaben
wurden bereits 190.000 irakische Soldaten ausgebildet.
Washington, Mehr als jeder zweite US-Bürger befürwortet laut einer Umfrage die sofortige Erstellung eines
Zeitplans zum Rückzug der US-Truppen aus dem Irak. 57 Prozent der Befragten sprachen sich für die
Ausarbeitung eines solchen Papiers aus, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des USMeinungsforschungsinstituts Pew Research hervorgeht. In einer Erhebung des Instituts vom Juli waren es
49 Prozent gewesen. 45 Prozent der Befragten wünscht en sich laut der Umfrage einen schnellstmöglichen
Truppenabzug aus dem Irak. Gleichzeitig sprach jeder Zweite den Truppen seine Unterstützung bis zu
einer Verbesserung der Lage im Land aus.
16. September: New York, Das Recht auf Leben der Zivilisten im Irak ist nach den Worten von UNGeneralsekretär Kofi Annan nicht mehr geschützt. Es sei einer Mischung aus Terrorismus,
Gewaltverbrechen und militärischen Exzessen zum Opfer gefallen, sagte Annan am Donnerstag dem
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN). Neben den Angriffen von Aufständischen geben Annan zufolge
auch militärische Aktionen der US -geführten Truppen Anlass zur Sorge. Der exzessive oder
augenscheinlich übertriebene Einsatz von Gewalt habe zum Tod von Zivilisten, zu Verletzungen und
Vertreibungen geführt.
Kirkuk/Bagdad, Gemäßigte sunnitische Gelehrte verurteilten Sarkawis Kriegserklärung an die Schiiten.
Diese sei «sehr gefährlich», erklärte der Rat der Ulemas, die führende Vereinigung religiöser Sunniten. Die
Ulemas erklärten, mit Sarkawis Drohung könne das eintreten, was die «Besatzungs -mächte anstreben": Die
Zerrüttung des Landes und ein Religionskrieg. Die sunnitischen Gelehrten forderten die Aufständischen im
Irak erneut zum Dialog auf und riefen Sarkawi auf, seine Drohungen zurückzunehmen, da sie dem Bild des
Heiligen Krieges schadeten. «Die irakischen Schiiten sind (...) nicht verantwortlich für die Militäraktion in Tall
Afar», erklärten die Ulemas. Bei mehreren Anschlägen in Bagdad und Umgebung kam es zu zahlreichen
Opfern unter den Sicherheitskräften und Zivilisten.
17. September: Washington, Die Spannungen zwischen den USA und Syrien nehmen weiter zu. Der
stellvertretende US-Außenamtssprecher Adam Ereli machte am Freitag Damaskus für die jüngste
Anschlagsserie im Irak verantwortlich und forderte die syrische Führung auf, das Eindringen
radikalislamischer Kämpfer in den Irak über seine Grenze zu verhindern. Es könne nicht geduldet werden,
dass mit Syriens Unterstützung unschuldige Menschen im Irak getötet würden. Der Sprecher kündigte
Gegenmaßmahmen an, weil Syrien «in der Region zunehmend destabilisierend» wirke. Zur möglichen
Einschaltung des UN-Sicherheitsrats äußerte sich Ereli nicht.
Bei Selbstmordanschlägen und Überfällen von Gegnern der US-Besatzung im Irak waren seit Mittwoch fast
200 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer waren schiitische Moslems.
Bagdad, Den alliierten Truppen ist nach eigenen Angaben ein schwerer Schlag gegen die
Terrororganisation Al Kaida im Irak gelungen. In einer Stellungnahme der US-Streitkräfte hieß es am
Samstag, Soldaten hätten Anfang September in Mossul zwei mutmaßliche Anführer der Organisation
festgenommen. Bei den Männern handele es sich um Taha Ibrahim Jassin Becher, auch Abu Fatima
genannt, und Hamed Said Ismael Mustafa, bekannt als Abu Schahed. Einer der beiden Fest-genommenen
sei der El-Kaida-Chef von Mossul, Taha Ibrahim Jassin Bescher alias Abu Fatima, der diese Position nach
der Festnahme seines Vorgängers im Juni erst seit zwölf Tagen innegehabt habe. Der zweite
Festgenommene sei Hamed Said Ismail Mustafa alias Abu Schahid, der für die Taten El Kaidas westlich
von Mossul verantwortlich sei.
18. September: New York, Die Zustimmung der US-Bürger zum Irakkrieg ist einer Umfrage zufolge auf
einen neuen Tiefstand gesunken. Lediglich 44 Prozent der Befragten seien der Meinung, dass die USA mit
der Invasion des Irak das Richtige getan hätten, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Erhebung der
US-Medien 'New York Times' und CBS News. Das ist die geringste Rate, seitdem die Umfrage vor mehr als
zwei Jahren zum ersten Mal gemacht wurde.
Bagdad (AP) Die Aufständischen im Irak setzen ihre Anschläge gegen die schiitische Bevölkerungsmehrheit mit unverminderter Härte vor. Bei der Explosion einer Autobombe auf einem Markt östlich von
Bagdad wurden nach Angaben der Polizei mindestens 30 Menschen getötet und 38 verletzt. Der Anschlag
ereignete sich am Samstag in Nahrawan, einem vorwiegend von Schiiten bewohnten Vorort der irakischen
Hauptstadt. In der zweitgrößten Stadt des Landes, Basra, errichteten etwa 200
Aufständische Straßensperren und forderten mit automatischen Waffen und Granaten in den Händen die
Freilassung von Scheich Ahmed Fartosi. Fartosi ist einer der Kommandeure der Al-Mahdi-Armee des
radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr. Er wurde am Freitag von britischen und irakischen
Truppen festgenommen. Ihm werden Angriffe auf die Sicherheitskräfte der Stadt vorgeworfen.
Ungeachtet der jüngstenGewaltwelle im Irak hat sich Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari optimistisch
über die weitere Entwicklung des Golfstaats gezeigt. 'Wir bewegen uns auf zu auf politische Stabilität und
wirtschaftlichen Wohlstand', sagte Dschaafari am Samstag vor der Vollversammlung der Vereinten
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Nationen (UN) in New York. Die irakischen Sicherheitskräfte bereiteten sich darauf vor, alle Aufgaben von
den multinationalen Truppen unter US-Führung zu übernehmen. Derzeit sei es für den Irak jedoch noch zu
früh, auf sich allein gestellt zu sein, räumte Dschaafari ein.
London, Der britische Verteidigungsminister John Reid hat eine geplante Reduzierung der britischen
Truppen im Irak nicht nur zurückgewiesen, sondern sogar eine Aufstockung versprochen, «wenn es nötig
sein sollte». Die Soldaten aus Großbritannien blieben an ihrem Platz, bis die Bedingungen für ihre
Rückkehr gegeben seien, sagte Reid am Sonntag dem Fernsehsender ITV. Diese Bedingung sei, dass die
Iraker selbst die Kontrolle über die Sicherheit ihres Landes ausübten.
19. Septembe r: London, Der Irak hat seit dem Sturz Saddam Husseins nach Regierungsangaben mehr als
eine Milliarde Dollar wegen Korruption im Staatsapparat verloren. 'Dies ist der vielleicht größte Diebstahl
aller Zeiten', zitierte die britische Zeitung 'The Independent' am Montag Finanz -minister Ali Allaui. Dem
Bericht zufolge kaufte das Verteidigungsministerium der im Februar abgelösten Regierung zum Beispiel
gepanzerte Autos, die nicht einem einzigen Schuss aus einem Sturmgewehr standgehalten hätten. Allaui
sagte, die durch Korruptionsfälle verlorene Summe sei fast so hoch wie der gesamte Beschaffungshaushalt
des Ministeriums. Der Vor-wurf der Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist einer der meist
genannten Kritikpunkte der Iraker an ihrer Regierung. Die meisten jetzt kritisierten Verträge wurden dem
'Independent' zufolge von der Vorgängerregierung abgeschlossen, die vom Juni 2004 bis zum Februar
2005 amtierte. Der Verteidigungsminister dieser Regierung, Hasim Schaalan, lebt jetzt in Jordanien und hat
alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Basra, Nach Schüssen auf irakische Polizeibeamte sind am Montag zwei Briten in der süd-irakischen
Ölmetropole Basra festgenommen worden. Bei anschließenden Angriffen ver-ärgerter Bewohner der Stadt
auf einen britischen Panzer kamen dem irakischen Innen-ministerium zufolge zwei Iraker ums Leben. Ein
irakischer Behördenvertreter sagte, das britische Militär habe ihn mittlerweile informiert, die beiden Männer
seien verdeckte er-mittelnde Soldaten gewesen. Sie würden von einem irakischen Richter befragt. Das
britische Militär in Basra teilte mit, es untersuche den Vorfall. Dem Behördenvertreter zufolge hatte einer der
Briten auf die irakischen Polizisten geschossen, als sich diese den beiden Männern genähert hätten. Der
Polizei sei es aber schließlich gelungen, die Männer festzunehmen.
20. September: Basra/London (AP) Eine britische Militäraktion zur Befreiung von zwei Soldaten in Basra
hat bei den irakischen Behörden Empörung ausgelöst. Mit dem Einsatz von Panzern stürmten britische
Soldaten am Montagabend das Zentralgefängnis der südirakischen Stadt und
befreiten die dort festgehaltenen Soldaten. Sie sollen auf zwei irakische Polizisten geschossen haben, von
denen einer später starb. Der irakische Gouverneur Mohammed al Waili sagte, die Briten hätten bei dem
Angriff auf das Gefängnis zehn gepanzerte Fahrzeuge und Hub-schrauber eingesetzt. Er sprach von einem
«barbarischen, primitivenundunverantwortlichen» Akt. Ein Augenzeuge, der irakische Kameramann Akuil
Dschabbar, berichtete, bei dem
Sturmangriff auf das Gefängnis seien auch etwa 150 irakische Häftlinge geflohen. Mindestens vier
Menschen kamen ums Leben, drei britische Soldaten sollen verletzt worden sein.
Der britische Verteidigungsminister John Reid verteidigte am Dienstag das Vorgehen der Truppen. Es sei
vereinbart gewesen, dass die festgenommenen Soldaten den britischen Streitkräften übergeben werden
sollten. Nachdem dies nicht geschehen sei, sei eine Wand
einbrochen worden. Das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte eine Erklärung des in Basra
kommandierenden Generals John Lorimer, er würde nicht zögern, in einem solchen Fall wieder so zu
handeln. Es habe die Gefahr bestanden, dass die britischen Soldaten in die Hände einer Miliz hätten
geraten können.
Bagdad/Amman, Nach der gewaltsamen Befreiung zweier britischen Soldaten durch die britische Armee in
Basra hat die irakische Regierung sich bemüht, die Wogen zu glätten. Trotz des Vorfalls gebe es «keine
Krise» zwischen Bagdad und London, erklärte ein Regierungssprecher am Dienstag. Entgegen den
Berichten «einiger Medien» über Spannungen seien die Regierungen beider Staaten in «engem Kontakt».
Das irakische Innenministerium werde den Vorfall in Basra aufklären.
Washington (dpa) - US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat die Kritik am Einsatz der USA in
Afghanistan und im Irak zurückgewiesen. Die Geschichte werde entscheiden und nicht die tägliche Gewalt,
die kurz fristigen Rückschläge oder die vorausgesagte Endzeit-stimmung, sagte Rumsfeld am Dienstag in
Washington. Die Geschichte werde urteilen, dass die Schlachten in beiden Ländern hart und hässlich
gewesen und dass Millionen von Men-schen durch Hunderttausende von Koalitionstruppen befreit worden
seien.
21. September: London/Basra, Nach den Angriffen auf britische Soldaten im südirakischen Basra sieht
sich die Regierung in London Forderungen nach einem Abzug der Truppen ausgesetzt.
«Bringt sie nach Hause zurück», titelte am Mittwoch die konservative Zeitung «Daily Express», die den
Einsatz im Irak bislang unterstützte. Der irakische Regierungschef Ibrahim Dschaafari wollte in Gesprächen
mit Verteidigungsminister John Reid in London versuchen, die Wogen nach den Angriffen zu glätten. Der
irakische Sicherheitsberater Muwaffak el Rubaje bestätigte, dass die Sicherheitskräfte des Irak von
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Aufständischen unterwandert sind. Verteidigungsminister Reid sagte dem Sender BBC, die britischen
Streitkräfte würden so lange wie nötig und so lange wie die irakische Regierung dies wünsche im Land
bleiben. Die schwerwiegenden Angriffe auf die britischen Soldaten im vergleichs-weise ruhigen Basra und
die entsprechenden Bilder in den Medien schreckten die britische Öffentlich-keit auf. Die britische Armee
hatte am Montag zwei bei einem Geheimdiensteinsatz von der irakischen Polizei festgenommene und
später in die Hände von Schiitenmilizen geratene britische Soldaten gewaltsam befreit. Aufgebrachte
Demonstranten in Basra schleuderten später Brandbomben auf britische Panzer und zwangen deren
Besatzung zur Flucht. Auch am Mittwoch gingen in Basra rund 300 Menschen auf die Straße und
demonstrierten gegen die Befreiungsaktion der britischen Armee. «Wir fordern, dass die beiden Soldaten
der irakischen Justiz übergeben werden», hieß es auf Spruchbändern der Demonstranten. Dass die beiden
von der irakischen Polizei festgenommenen britischen Soldaten in die Gewalt von Milizionären gelangten,
hatte den Verdacht genährt, die irakischen Sicherheitskräfte seien von Aufständischen unterwandert. In
einem BBC-Interview bestätigte der irakische Sicherheitsberater Muwaffak el Rubaje diese Einschätzung.
«Aufständische und Terroristen haben sich in unsere irakischen Sicherheitskräfte im Allgemeinen, und in
die Polizei im Besonderen, in zahlreichen Teilen des Landes ein-geschleust», sagte Rubaje. Der Iran wies
am Mittwoch Anschuldigungen von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zurück, das Land habe
etwas mit den Unruhen in Basra zu tun. Die Äußerungen des Pentagonchefs seien «erfunden und ohne
Grundlage», zitierte die iranische Nachrichtenagentur Irna einen Sprecher des Außenministeriums in
Teheran.
22.September: Basra, Aus Protest gegen den umstrittenen Einsatz britischer Soldaten in Basra haben die
örtlichen Behörden jede Zusammenarbeit mit den Briten abgebrochen. Alle regelmäßigen Beratungen
zwischen der Provinzregierung und der britischen Armee seien abgesagt worden, sagte Nadim el
Dschaabari, der Sprecher des Gouverneurs von Basra, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Zudem sei es britischen Soldaten ab sofort verboten, irakische Verwaltungsgebäude in Basra zu betreten.
Der 41-köpfige Provinzrat von Basra beschloss nach Angaben seines Vorsitzenden Mohammed Saadun el
Abidi einen «Boykott der britischen Truppen». Zudem forderte er die Briten auf, die beiden Soldaten an die
Iraker zu überstellen, die bei dem Militäreinsatz am Montag von den Briten aus der Gewalt der SchiitenMiliz von Moktada Sadr befreit worden waren.
Washington, US-Präsident George W. Bush hat am Donnerstag erneut seine Irak-Politik verteidigt. Ein
Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Irak würde die gesamte Welt gefährden und dem Terrorismus
«einen historischen Sieg über die Vereinigten Staaten» ermöglichen, sagte Bush. Über die Jahre hinweg
hätten die Terroristen den Eindruck gewonnen, «dass uns der Mut und der Charakter fehlt, uns zu
verteidigen». Dabei könnten sie nur gewinnen, «wenn wir die Nerven verlieren und die Mission abbrechen»,
betonte der Präsident. Der Einsatz im Irak hat bislang mehr als 1.900 US-Soldaten das Leben gekostet. Ihr
Opfer solle durch die Fortsetzung ihrer Mission und den Sieg über den Terror geehrt werden, erklärte Bush.
Für Samstag ist in Washington eine Großdemonstration gegen den Irak-Krieg geplant, an der auch die als
«Peace Mom» bekannt gewordene Friedens -aktivistin Cindy Sheehan teilnehmen will, deren Sohn in
Bagdad getötet wurde.
23. September: Der einflussreiche Schiitenführer Ali Sistani wird die irakische Bevölkerung in Kürze per
Fatwa zur Teilnahme an dem für den 15. Oktober geplanten Verfassungsreferendum aufrufen. Wie am
Freitag aus der Umgebung des gemäßigten Großayatollahs verlautete, wird dieser in dem Rechtsgutachten
dazu auffordern, bei dem Volksentscheid mit Ja zu stimmen. Das irakische Parlament hatte dem
Verfassungsentwurf Ende August nach zähen Verhandlungen und mehrmaligem Aufschub zugestimmt. Die
sunnitische Minderheit lehnt den Entwurf ab und will versuchen, ihn zusammen mit radikalen Schiiten zu
Fall zu bringen. Die Sunniten sperren sich vor allem gegen eine Autonomie der Schiiten- und
Kurdengebiete, weil sie fürchten, dann von den Ölvorkommen des Landes abgeschnitten zu sein.
US-Präsident George W. Bush rechnet im Irak demnächst mit noch mehr Gewalt. Die Terroristen
versuchten, das geplante Referendum über die Verfassung zu stoppen, sagte er am Donnerstag (Ortszeit)
in Washington. Bush lehnte einen Rückzug der US-Truppen erneut ab. «Unser Rückzug aus dem Irak
würde den Terroristen gestatten, einen historischen Sieg über die Vereinigten Staaten zu erklären», sagte
er.
Derweil kommt die von den Briten kontrollierte südirakische Hafenstadt Basra nicht zur Ruhe. Das britische
Militär im Südirak befürchtet nach Medienberichten neue Konfrontationen mit der Polizei. Die Soldaten
sollen trotz der angespannten Lage mehr Präsenz auf den Straßen zeigen, wie die Zeitung «The
Independent» am Donnerstag unter Berufung auf Angaben des Außenministeriums in London berichtete.
Nach der gewaltsamen Befreiung zweier britischer Armeeangehöriger am Montag haben in den
vergangenen Tagen Hunderte Polizisten gegen das britische Militär demonstriert
Die zur Leitfigur der Friedensbewegung in den USA gewordene Soldatenmutter Cindy Sheehan tritt am
Samstag bei einer Großdemonstration gegen den Irak-Krieg in Washington auf. Sheehan fordert den
sofortigen Abzug der US-Truppen aus dem Irak. Zu der Demonstration in der Hauptstadt haben auch
170
zahlreiche andere Friedens-gruppen aufgerufen, die in dem Bündnis «ANSWER» (Antwort) verbündet sind.
Die Veranstalter erwarten bis zu 100.000 Teilnehmer.
Washington, Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat dem Irak eine Kreditlinie in Aussicht gestellt.
Wenn das Reformprogramm so vorangehe wie geplant, könne dem IWF-Exekutivrat das Paket bis Ende
des Jahres zur Genehmigung vorgelegt werden, sagte IWF-Direktor Rodrigo Rato am Freitag nach
einem Treffen mit dem irakischen Finanzminister Ali Allawi und dem Notenbankchef Sinan al-Schabibi in
Washington. Über den Umfang wollte er sich zunächst nicht äußern. Die Unterredung vor Beginn der
Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington sei produktiv gewesen, teilte Rato mit. Der IWF hatte
dem Irak im vergangenen Jahr als Soforthilfe 436 Millionen Dollar bewilligt. Daran waren wenige Auflagen
gebunden. Für eine längerfristige Kreditlinie muss das Empfängerland zahlreiche Bedingungen erfüllen.
Rato nannte vergangene Woche als Forderung bereits bessere Qualität bei den statistischen Daten, mehr
Transparenz über die Ressourcen der Zentralbank und eine Aufhebung der Subventionen auf dem
heimischen Ölmarkt. In allen Bereichen seien
Fortschritte bereits auf gutem Weg.
24. Septembe r: London - Ein Richter in der südirakischen Stadt Basra hat nach Informationen der BBC
einen Haftbefehl zur Festnahme der beiden britischen Soldaten erlassen, die in vor wenigen Tagen
gewaltam aus irakischem Gewahrsam befreit worden waren. Ihnen werde zur Last gelegt, dass sie einen
Zivilisten erschossen und einen Polizisten verwundet hätten, berichtete der britische Sender am Samstag
unter Berufung auf den Richter. Er sei nicht davon überzeugt, dass es sich bei den beiden Männern in
Zivilkleidung um britische Soldaten gehandelt habe, die Immunität genießen. Ein Sprecher des britischen
Verteidigungsministeriums betonte, dass britische Soldaten im Irak britischer Gesetzgebung unterliegen.
Ein Haftbefehl irakischer Behörden entbehre jeder juristischen Grundlage. Sein Ministerium arbeite aber
weiter mit irakischen Behörden bei der Untersuchung des Vorfalls vom vergangenen Montag zusammen,
der zu Zusammenstößen zwischen irakischen Demonstranten und britischen Streitkräften geführt hatte.
Washington (AP) Amerikanische Soldaten sollen auf einem Stützpunkt im Irak erneut Häftlinge misshandelt
haben - teilweise auf Anordnung ihrer Vorgesetzten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch
bezichtigte in einem Bericht Truppen der 82. Luftlandedivision, Gefangene verprügelt und ihnen
Lebensmittel, Wasser und Schlaf verweigert zu haben. Die Organisation stützte sich besonders auf
Aussagen eines Hauptmannes, der auf einem US-Stützpunkt bei Falludscha Zeuge solcher Vorfälle
gewesen sein will. Die Soldaten hätten Häftlinge gezwungen, 20 Liter Kanister mit Wasser mit
ausgestreckten Armen zu halten, sie zu menschlichen Pyramiden aufgetürmt und ihnen Chemikalien auf
die Haut und in die Augen gespritzt, hieß es in dem Bericht. Human Rights Watch beruft sich in der Studie
auf einen Hauptmann und zwei Gefreite. Der Hauptmann habe beklagt, dass seine Beschwerden über die
Vorfälle 17 Monate lang ignoriert worden seien. Er habe schließlich Mitglieder des Senats in Washington
aufsuchen wollen, doch seien ihm die notwendigen Papiere verweigert worden. Die Streitkräfte erklärten
dagegen, die Ermittlungen seien sofort aufgenommen worden, nachdem die Militärführung über die
Anschuldigungen unterrichtet worden sei. Dies sei vor gut zwei Wochen der Fall gewesen. Der Direktor von
Human Rights Watch in Washington, Tom Malinowski, erklärte, der Bericht unterscheide sich von den
vorangegangenen Anschuldigungen gegen die US -Soldaten. In diesem Fall habe erstmals ein Offizier mit
einer Elite-Ausbildung ausgesagt und erklärt, dass die Misshandlungen systematisch geschehen seien.
25. September: Nach Massenprotesten in Washington und London gegen den Truppeneinsatz im Irak
haben auch in den kalifornischen Metropolen Los Angeles und San Francisco Kundgebungen statt
gefunden. In Los Angeles demonstrierten etwa 15.000 Menschen friedlich gegen die Irak-Politik von USPräsident George W. Bush. In San Francisco forderten auf den Straßen ebenfalls Tausende, die Soldaten
fast 30 Monate nach dem Einmarsch im Irak abzuziehen. In Washington erhöhte sich die Zahl der
Demonstranten nach Angaben der Veranstalter im Laufe des Tages auf 300.000
Frankreich setzt sich für eine internationale Irak-Konferenz ein, um eine Teilung des Landes zu verhindern.
Angesichts der täglichen Gewalt und der politischen Zersplitterung stelle sich im Irak die Frage, «ob der
nationale Zusammenhalt bestehen bleiben wird», sagte Außenminister Philippe Douste-Blazy am Sonntag
dem jüdischen Radio J. Alle politischen Kräfte im Irak sollten an der Konferenz teilnehmen und ausloten,
«wie das Land erhalten bleiben kann, also nicht von der einen oder anderen Seite aufgeteilt wird.»
Im Irak sind am Sonntag bei Selbstmordanschlägen mindestens 26 Menschen getötet worden. Bei
Gefechten mit US-Truppen starben der Polizei zufolge in Bagdad zudem acht Anhänger eines radikalen
Schiiten-Predigers. In Ramadi demonstrierten mehr als 1000 Menschen gegen die neue Verfassung des
Landes, über die die Iraker in drei Wochen abstimmen sollen. Der britische Premierminister Tony Blair
kündigte unterdessen an, trotz wachsender Kritik am Militäreinsatz seines Landes keine Abstriche machen
zu wollen.
26. September: Mehrere hundert Gegner des Irak-Kriegs sind am Montag zum Weißen Haus in
Washington gezogen und haben dort den Abzug der US-Truppen aus dem Irak gefordert. Erst am Samstag
171
hatten rund 100.000 Menschen gegen die Irak-Politik der Regierung Bush demonstriert. Es war der größte
Protestmarsch in der amerikanischen Hauptstadt seit Beginn des Krieges vor zweieinhalb Jahren.
Im Prozess um die Häftlingsmisshandlungen im Gefängnis von Abu Ghoreib bei Bagdad ist die US -Soldatin
Lynndie England am Montag in Fort Hood (Texas) schuldig gesprochen worden. Die 22-Jährige gilt als
zentrale Figur der Vorgänge von 2003, die weltweit Empörung auslösten.
27. September: Die Nummer zwei des irakischen Ablegers der El Kaida ist bei der Erstürmung seines
Verstecks
in Bagdad getötet worden. Die US-Armee teilte mit, Abdullah Abu Assam habe am vergangenen Sonntag
Widerstand geleistet und sei daher erschossen worden. Abu Assam habe seit Frühjahr 2005
die Terroranschläge der El Kaida in Bagdad mit geplant und organisiert. Derweil wurden nach Angaben der
Polizei in der Provinz Wasit nahe der iranischen Grenze 22 Leichen gefunden. Die Männer seien gefesselt,
offenbar gefoltert und durch Kopfschüsse getötet worden, berichtete CNN.
Derweil wies Tony Blair Forderungen nach einem Abzug der Streitkräfte seines Landes aus dem Irak
zurück. Auf der Jahreskonferenz seiner Labour-Partei in Brighton sagte er, fanatische Terroristen führten
einen «vormittelalterlichen Krieg», der mit dem Islam nichts zu tun habe. Den unschuldigen Opfern des
Kampfes helfe man nicht dadurch, dass man die eigenen Truppen abziehe.
Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des irakischen Parlaments, Salama al-Chafadschi, warf
der Polizei, der irakischen Armee und den US -Truppen indes vor, sie folterten Häftlinge. Zu den
Foltermethoden der irakischen Sicherheitskräfte zählten «das Ausreißen von Fingernägeln, das
Ausdrücken von Zigaretten auf der Haut und Schläge», sagte sie der arabischen Zeitung «Al-Hayat».
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer eröffnete in Bagdad eine neue irakische Militärakademie.
Die Akademie im Vorort Al-Rustumija soll künftig mehrere hundert Offiziere der irakischen Streitkräfte
ausbilden. Die NATO bildet bereits seit längerem irakische Soldaten aus. Bisher seien in Bagdad rund 700
Offiziere trainiert worden.
In Bakuba, 65 Kilometer nordöstlich von Bagdad, riss ein Selbstmordattentäter in einem Rekrutierungsbüro
der irakischen Polizei zehn Menschen mit in den Tod. 28 weitere Iraker seien verletzt worden, berichteten
Krankenhausärzte. In Iskanderija, südlich der irakischen Hauptstadt, starb ein Selbstmordattentäter, als er
auf einem Markt eine Autobombe zündete. Dabei wurden sechs Menschen verletzt. In Kirkuk starben zwei
Polizisten bei Anschlägen.
28. September: Zwei Jahre nach den Gefangenenmisshandlungen von Abu Ghoreib ist die Zentralfigur des
Skandals, die US -Soldatin Lynndie England, zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Eine Militärjury blieb
damit am Dienstag in Fort Hood im US-Bundesstaat Texas unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die
eine Gefängnisstrafe von vier bis sechs Jahren gefordert hatte.
Die 22-Jährige hatte sich zuvor vor Gericht entschuldigt. Sie habe den Rädelsführer der Gruppe, Charles
Graner, geliebt, ihm vertraut und sei am Ende nur ausgenutzt worden, sagte England nach
US-Medienberichten. Graner war bereits zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er ist der Vater
des knapp einjährigen Kindes von England.Die Misshandlungen in dem Gefängnis im Irak waren im
Frühjahr 2004 durch Fotos bekannt geworden und hatten weltweit Abscheu und Empörung ausgelöst.
England ist auf vielen dieser Bilder zu sehen; unter anderem mit einem nackten, auf dem Boden
kriechenden Häftling, den sie an einer Hundeleine führt. Diese Bilder machten sie zum Mittelpunkt des
Skandals, in dem gegen insgesamt neun Soldaten Anklage erhoben wurde.
Vor seinem Abschied aus dem Amt hat US -Generalstabschef Richard Myers einen flammenden
Durchhalte-Appell an die kriegsmüde US-Öffentlichkeit gerichtet. Im
Irak stehe für die USA mehr auf dem Spiel als beim Vietnam-Krieg, sagte Myers am Dienstag auf seiner
letzten Pressekonferenz als Generalstabschef in Washington. Die USA müssten der Versuchung
widerstehen, bald aus dem Irak abz uziehen. Andernfalls würde das Terrornetzwerk El Kaida dort die
Herrschaft übernehmen, «und dann hätten wir meiner Ansicht nach verloren, und der nächste 11.
September würde auf uns warten, ganz bestimmt», sagte der General. «Wenn wir in dem langen Krieg
gegen den Terror keinen Erfolg haben,
steht uns er Lebensstil auf dem Spiel.»
Der US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, hat den Kurdenführern eine Liste von Forderungen der
Sunniten für Änderungen am Entwurf einer irakischen Verfassung vorgelegt. Ein kurdischer Politiker sagte
am Mittwoch, die Sunniten wollten unter
anderem, dass in der Verfassung eindeutig erklärt wird, dass der Irak nicht «unter dem Deckmantel des
172
Föderalismus» in mehrere Staaten zerfallen darf. Außerdem wollten sie keine zu starke Schwächung der
Zentralmacht zu Gunsten der Regionen. Diese Änderungen sollten noch vor dem Verfassungsreferendum
am 15. Oktober vorgenommen werden. Khalilzad traf sich am Mittwoch nördlich von Suleimanija mit dem
irakischen Präsidenten Dschalal Talabani, der gleichzeitig Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans
(PUK) ist, sowie mit dem Präsidenten des nordirakischen Kurden-Autonomiegebietes, Massud Barsani,
dem Chef der Kurdischen Demok ratischen Partei (KDP). Beide sollen erklärt haben, sie wollten diese
Forderung «studieren».
US-Präsident George W. Bush rechnet im Irak mit einer Welle von Gewalt vor der Verfassungsabstimmung
im Oktober und der anschließenden Wahlen. «Die Terroristen versuchen mit aller Macht, den
Friedensmarsch zu stoppen - unsere Truppen stehen bereit», sagte er am Mittwoch im Weißen Haus. Dort
hatten der Oberbefehlshaber für die Region, General John Abizaid, und der Kommandeur der
Koalitionstruppen im Irak, General George Casey, ihn über die jüngsten Entwicklungen informiert. Bush
lobte die Fortschritte der irakischen Streitkräfte, die immer mehr Sicherheitsaufgaben übernähmen. «Wir
haben einen Siegesplan, unsere Strategie ist klar», sagte Bush. «Die Terroristen werden scheitern, die
Iraker wollen frei sein.»
Bei einem Anschlag vor dem Haus eines
Leibwächters des radikalen Schiitenpredigers Moktada al-Sadr im Irak sind am Mittwoch einem SadrAnhänger zufolge mindestens sechs Menschen getötet worden. Durch den Sprengsatz seien in Nadschaf
zudem acht Menschen verletzt worden, hieß es weiter. Die den Schiiten heilige Stadt Nadschaf 160
Kilometer südlich von Bagdad gilt als relativ ruhig im Vergleich zum Zentrum des Irak, wo sunnitische
Aufständische gewaltsam Widerstand gegen die Schiiten und Kurden dominierte Regierung in Bagdad
leisten.
29. September: Bei einer Anschlagserie mit drei Autobomben sind am Donnerstagabend in der irakischen
Stadt Balad mindestens 62 Menschen getötet, sowie weitere 100 Personen verletzt worden. Dies berichtete
der US- Nachrichtensender CNN unter Berufung auf die Polizei.
Im Westirak töteten Aufständische mit einem Sprengsatz fünf US- Soldaten. Wie die US -Armee am
Donnerstag berichtete, war am Mittwoch in Ramadi ein Sprengsatz neben ihrem Militärfahrzeug explodiert.
Ramadi gehört zu den Hochburgen der Aufständischen im Irak.
Einwohner der vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt Balad berichteten, die Anschläge hätten sich im
Abstand von rund 15 Minuten ereignet. Nach ihren Angaben sprengte sich zuerst ein Attentäter auf einer
Geschäftsstraße in die Luft. Als die Menschen von dort in Panik flohen, fuhr ein zweiter Attentäter mit seiner
Autobombe mitten in die Flüchtenden und zündete seinen Sprengsatz. Die dritte Bombe ex plodierte auf
dem Bab al-Sur Markt in der Nähe des Grabes des Imams Mohammed bin Ali al-Hadi, der von den
irakischen Schiiten verehrt wird. Die Verletzten wurden auf mehrere Krankenhäuser der Region verteilt.
US-Präsident George W. Bush rechnet im Zusammenhang mit der Verfassungsabstimmung im Oktober
und den Wahlen im Dezember mit einer neuen Welle von Gewalt im Irak. Das sei das übliche Muster, die
Aufständischen wollten den demokratischen Prozess torpedieren, sagte Bush am Mittwoch (Ortszeit). Das
werde ihnen aber nicht gelingen.
Im Raum Balad, wo sich ein Militärstützpunkt befindet, hat es in der Vergangenheit wiederholt Anschläge
von Aufständischen gegeben. Vor knapp zwei Wochen waren bei der folgenschwersten Anschlagsserie seit
Jahresbeginn im Irak in der Hauptstadt Bagdad rund 150 Menschen
getötet worden. Zu den Attentaten hatte sich der irakische Ableger
der Terrorgruppe El Kaida bekannt.
Der Befehlshaber der Koalitionstruppen, General George Casey, betonte am Donnerstag in Washington,
trotz einer erwarteten Gewaltwelle hielten die USA an der geplanten Truppenreduzierung im Irak fest. Der
genaue Zeitplan hänge vom politischen Prozess im Irak ab. «Die nächsten 75 Tage sind entscheidend»,
sagte Casey bei einer Anhörung im Streitkräfteausschuss des Senats. Im Irak sind insgesamt gut 130 000
US-Soldaten stationiert. Wieviele genau abgezogen werden sollen, wird aus taktischen Gründen nicht
bekannt gegeben.
Japan erwägt einem Zeitungsbericht zufolge einen baldigen Abzug seiner Truppen aus dem Irak. Die
Regierung prüfe, die rund 600 in der relativ friedlichen Schiiten-Stadt Samawa stationierten Soldaten in der
ersten Hälfte des kommenden Jahres in die Heimat zurückzuholen, berichtete die Tageszeitung «Yomiuri
Shimbun» am Donnerstag. Grund sei der für Mai 2006 geplante Abzug der australischen und britischen
Truppen aus der südirakischen Stadt, die zurzeit für die Sicherheit der mit einer Wiederaufbaumission
betrauten Japaner zuständig sind.
Japan, die USA, Australien und Großbritannien wollten in den kommenden Tagen in London über die
Zukunft der Truppen in Samawa diskutieren, heißt es in dem Bericht weiter. Das Pazifismus -Gebot
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in der japanischen Verfassung verbietet Soldaten den Gebrauch von Waffen. Die Mission im Irak ist der
erste Auslandseinsatz japanischer Soldaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Internationale Medienvertreter haben den US-Streitkräften im Irak vorgeworfen, Journalisten mit Gewalt an
der Arbeit zu hindern. Die Nachrichtenagentur Reuters klagt in einem Beschwerdebrief an den US-Senator
John Warner über «eine lange Liste beunruhigender Vorfälle», bei denen Journalisten von US-Soldaten
getötet, vorübergehend festgehalten oder misshandelt worden seien.
Das bestätigte die Agentur am Donnerstag. Gleichzeitig protestierte das Komitee zum Schutz von
Journalisten (CPJ) in einem Brief an US- Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gegen die Inhaftierung
irakischer Journalisten durch amerikanische Truppen.
30. September: Die Terrorgruppe Al Kaida im Irak hat sich zu der Anschlagsserie in Balad bekannt, bei der
nach jüngsten Angaben mindestens 102 Menschen getötet wurden. Auch am Freitag setzte sich die Gewalt
fort: Bei der Explosion einer Autobombe in Hilla wurden mindestens zehn Menschen in den Tod gerissen. In
Bagdad wurde nach Angaben der irakischen Streitkräfte eine mutmaßliche Selbstmordattentäterin
festgenommen.
Bei den meisten Toten in Balad handelt es sich nach Krankenhausangaben um Zivilpersonen, darunter 13
Kinder. 150 Menschen seien verletzt worden, sagte der Arzt Chaled al Assawi.
In einer am Freitag im Internet verbreiteten Erklärung bekannte sich Al Kaida im Irak zu der Terrorserie.
Ein weiterer Anschlag ereignete sich in Hilla, rund 100 km südlich von Bagdad. Der Sprengsatz in war in
einem Auto versteckt, das auf einem belebten Gemüsemarkt geparkt war. Unter den zehn Toten waren
nach Angaben eines Arztes drei Frauen und zwei Kinder. 41 Menschen wurden verletzt.
Al Kaida im Irak hat vor dem geplanten Referendum über den Verfassungsentwurf einen Krieg gegen die
schiitische Mehrheit im Land angekündigt. Schiiten und Kurden unterstützen den Verfassungsentwurf, über
den die Iraker am 15. Oktober abstimmen sollen. Die Sunniten lehnen ihn ab, weil sie ihrer Ansicht nach zu
wenig Einfluss auf die Regierung nehmen können.
In der südlichen Stadt Basra kamen bei einem Überfall auf ihren Konvoi vier irakische Polizisten ums
Leben. Ein weiterer wurde nach Polizeiangaben verletzt.
Die in Bagdad festgenommene Frau habe unter ihrer Kleidung Sprengstoff versteckt, sagte General
Dschalil Chalaf. Sie sei auf dem Weg zu einem belebten Markt gewesen. Erst am Mittwoch hatte
eine Selbstmordattentäterin sechs Menschen in den Tod gerissen. Der einzige bis dahin bekannte
Selbstmordanschlag von Frauen im Irak fand kurz vor der Einnahme von Bagdad im April 2003 statt.
Der amerikanische Oberbefehlshaber im Irak, General George Casey, machte einen Abzug der USTruppen aus dem Irak vom Ergebnis des Verfassungsreferendums und der für Dezember geplanten
Parlamentswahl abhängig. Vor einem Senatsausschuss in Washington sagte Casey am Donnerstag,
derzeit sei nur ein irakisches Bataillon in der Lage, ohne amerikanische Unterstützung gegen die
Aufständischen zu kämpfen. Casey erklärte nicht, warum die Zahl der ohne US-Hilfe voll kampffähigen
Bataillone von drei im Juni auf jetzt nur noch eins gesunken sei. Die US-Strategie sieht vor, mit dem Abzug
der amerikanischen Truppen zu beginnen, wenn die Iraker allmählich in der Lage sind, den Kampf gegen
die Rebellen selbst zu führen.
Oktober 2005
1. Oktober: US-Präsident George W. Bush rechnet im Irak angesichts der bevorstehenden Wahlen mit
einer neuen Welle von Terroranschlägen. «Die Terroristen verstärken erfahrungsgemäß ihre Angriffe vor
wichtigen politischen Ereignissen im Irak», sagte Bush in seiner wöchentlichen Radioansprache am
Samstag. Deswegen stünden «noch weiter schwierige und gefährliche Aufgaben» bevor.
Das Referendum über eine neue Verfassung im Irak in zwei Wochen und die allgemeinen Wahlen später im
Jahr seien wichtige Schritte auf dem Weg zur Freiheit und Demokratie, meinte der Präsident. Deshalb
würden «die Terroristen alles tun, um diesen Prozess aufzuhalten und unseren Willen zu brechen». Das
aber werde nicht gelingen. «Der Sieg über die Terroristen im Irak wird mehr Zeit und mehr Opfer fordern»,
sagte er.
US-Außenministerin Condoleezza Rice hat Gewaltanwendung für Demokratie und Freiheit gerechtfertigt.
Die Bereitschaft zur Anwendung militärischer Gewalt sei «die einzige Garantie für wirkliche Stabilität und
dauerhafte Sicherheit», sagte Rice am Freitag (Ortszeit) in einem Vortrag an der Universität Princeton im
US-Bundesstaat New Jersey. Demokratische Prinzipien müssten mit Macht in allen ihren
Erscheinungsformen verteidigt werden, fügte Rice hinzu. Dazu zählte sie politische und wirtschaftliche,
kulturelle, moralische und «manchmal» militärische Macht.
Wer Demokratie als Prinzip hochhalte, ohne dafür zur Anwendung von Gewalt bereit zu sein, könne «im
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Leben unterdrückter Völker keine Wechsel herbeiführen», sagte Rice in Anspielung auf den Widerstand
etwa Deutschlands und Frankreichs gegen den Irak-Krieg. Im Nahen Osten sei eine «extremistische
Ideologie» verwurzelt, die mit Unterdrückung einhergehe. Der von den USA gestürzte irakische Machthaber
Saddam Hussein sei ein «Monster», sagte Rice. Im Irak seien derzeit «gnadenlose Killer» am Werk, die
einen «Bürgerkrieg unter den Moslems im ganzen Nahen Osten provozieren» wollten. Sie wollten «ein
Reich des Terrors und Unterdrückung» errichten, fügte Rice hinzu. Daher komme ein baldiger Abzug der
US-Truppen aus dem Irak nicht in Frage.
Im Irak hat die US -Armee derweil eine weitere Offensive gegen Aufständische an der syrischen Grenze
begonnen. Zum Auftakt der Operation «Eiserne Faust» rückten am frühen Samstagmorgen nach
Militärangaben rund 1000 Soldaten in die Aufständischen-Hochburg Sada in der Provinz Al-Anbar ein. Sie
wurden von Panzern und Hubschraubern unterstützt. Nach Angaben von Ärzten kamen dabei mindestens
zehn Zivilisten, darunter drei Kinder, ums Leben. Die Menschen hätten nach Angaben von Augenzeugen
versucht, in Autos aus der Stadt zu fliehen, berichtete der britische Rundfunksender BBC.
Ziel der Operation ist es nach Angaben der US-Armee, Angriffe des El-Kaida-Ablegers im Irak zu stoppen,
die Kämpfer aufzureiben und ihre Verstecke zu zerstören. Zudem solle die Sicherheit für das
Verfassungsreferendum am 15. Oktober verbessert werden, hieß es. Die Provinz Al-Anbar ist Hochburg
des sunnitischen Widerstands gegen die Regierung in Bagdad und die US -Armee. Die US-Truppen haben
in den vergangenen Monaten wiederholt Hochburgen islamistischer Terroristen im Westirak angegriffen.
Über die syrische Grenze sollen ausländische Kämpfer eingeschleust und dann oft als Selbstmordattentäter
im Irak eingesetzt werden.
Der irakische Ministerpräsident Ibrahim Al-Dschafari betonte unterdessen, der Prozess gegen den früheren
Machthaber Saddam Hussein solle am 19. Oktober beginnen. «Diese Angelegeheit wird nicht weiter
verschoben», zitierte die Zeitung «Al-Sabbah» den Regierungschef aus der schiitischen Pilgerstadt
Kerbela. Aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghoreib wurden am Samstag zum bevorstehenden
Fastenmonat Ramadan mehrere hundert Gefangene entlassen.
Die US-Armee ließ am Samstag eine Frau frei, die sie am Vortag in der wes tirakischen AufständischenHochburg Falludscha unter dem Verdacht verhaftet hatte, mit El-Kaida-Terroristen zu kooperieren. Nach
der Verhaftung der 22-jährigen hatten die Religionsgelehrten und Stammesältesten der Stadt die Bewohner
zum «zivilen Ungehorsam» aufgerufen, um die Freilassung der Frau zu erreichen. In der konservativen
Stammesgesellschaft von Falludscha gilt die Verhaftung einer Frau als Verletzung der Ehre ihrer Familie.
2. Oktober 2005: In Bagdad ist am Sonntag eine Autobombe explodiert. Gleichzeitig sind mehrere
Ganatengeschosse in der Nähe des irakischen Innenministeriums in eingeschlagen. Nach Polizeiangaben
wurde in beiden Fällen aber niemand verletzt.
3. Oktober 2005/ Zusammenfassung der Ereignisse vom Wochenende : Der irakische Ölminister
Ibrahim Bahr Al-Ulum ist am am Montag in Bagdad einem Attentat entgangen. Zwei Menschen starben
dabei, zwei weitere wurden verletzt, wie der TV-Sender El Dschasira berichtete. Die US-Armee hat
unterdessen bei ihrer Operation im Westirak nach eigenen Angaben bisher rund 33 «Terroristen» getötet.
Das amerikanische Militär räumte zudem ein, seine Soldaten hätten am Sonntag fünf irakische Zivilisten
verletzt, als sie Panzergranaten auf ein Gebäude abfeuerten, in dem sich Kämpfer verschanzt hatten. Die
Operation nahe der syrischen Grenze hatte am Samstag begonnen.
Derweil traten Spannungen zwischen dem Irak und Saudi-Arabien zu Tage. Der irakische Innenminister
Bajan Bakir Solagh feuerte am Sonntag in Amman eine verbale Breitseite auf das Königreich und seinen
Außenminister Prinz Saud al-Faisal ab. Der schiitische Politiker sagte, während Iraks Außenminister
Hoschiar Sebari in Saudi-Arabien an einem arabischen Ministertreffen zum Irak teilnahm, zur Kritik des
Prinzen an Irans Einflussnahme im Irak: «Wir akzept ieren nicht, dass uns ein Beduine auf einem Kamel
Lektionen in Menschenrechten und Demokratie erteilt.» Saudi-Arabien werde von «Tyrannen» regiert.
Knapp zwei Wochen vor dem Verfassungsreferendum verschärfen sich die politischen Spannungen im Irak:
In der Regierung eskalierte der Streit zwischen Kurden und Schiiten, Präsident Dschalal Talabani forderte
Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari offen zum Rücktritt auf. Das mehrheitlich schiitische Parlament
änderte die Abstimmungsregeln des Referendums zu Lasten der Sunniten, von denen viele den
Verfassungsentwurf ablehnen.
Ein Rücktritt Al Dschaafaris würde dem politischen Prozess dienen, sagte Talabanis Sprecher Asad
Dschundijani am Sonntag. Talabani, ein Kurde, hatte dem schiitischen Regierungschef vorgeworfen,
Koalitionsversprechen gebrochen zu haben und die Regierung beherrschen zu wollen.
In den Abstimmungsregeln für das Referendum war bislang festgelegt, dass die Verfassung nicht in Kraft
175
tritt, wenn in drei der 18 Provinzen jeweils zwei Drittel der Wähler dagegen stimmen sollten. Die
sunnitischen Araber stellen in vier Provinzen die Bevölkerungsmehrheit. Die mehrheitlich schiitischen
Abgeordneten stimmten am Sonntag jedoch einer Regierungsvorlage zu, mit der die Hürden für eine
Ablehnung des Dokuments erhöht werden. Demnach ist die Zwei-Drittel-Mehrheit auf alle registrierten
Wähler zu beziehen, nicht nur auf diejenigen, die sich tatsächlich an dem Referendum am 15. Oktober
beteiligen. Das Quorum für eine Verhinderung der Verfassung dürfte damit deutlich schwerer zu
erreichen sein.
Die US-Streitkräfte töteten bei ihrer Großoffensive im Westen des Landes am Wochenende 36
Aufständische. Rund 1.000 Soldaten waren am Samstag in das 2.000-Einwohner-Dorf Sadah nahe der
syrischen Grenze eingerückt. Die Ortschaft gilt als Durchgangsstation für ausländische Kämpfer, die von
Syrien aus in den Irak einsickern. Am Sonntag weiteten die Truppen ihre Operation «Eiserne Faust» auf die
nahe gelegene Ortschaft Karabila aus.
Der irakische Ölminister Ibrahim Bahr al Ulum entging am Montag nur knapp einem Attentat. Nach Angaben
der Polizei explodierte in der Nähe seines Konvois eine am Straßenrand versteckte Bombe, dabei wurden
zwei seiner Leibwächter getötet und zwei weitere verletzt. Al Ulum blieb unverletzt.
In Bagdad wurde am Sonntag vorübergehend ein Bruder des irakischen Innenministers Bajan Dschabr
Solagh entführt, außerdem wurde nach Angaben des Innenministeriums der Sohn eines weiteren hohen
Beamten gekidnappt. Ebenfalls in der irakischen Hauptstadt wurde am Sonntag
ein Geschäftsmann aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. In Kerbela töteten Bewaffnete einen
irakischen Soldaten. An drei Stellen in Bagdad wurden die Leichen von vier Irakern entdeckt, deren Hände
auf dem Rücken gefesselt waren. Die US-Streitkräfte wiesen eine am Sonntag im Internet verbreitete
Erklärung von Al Kaida im Irak zurück, wonach die Terrorgruppe zwei US-Marineinfanteristen in ihrer
Gewalt hat.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat den Aufständischen im Irak Kriegsverbrechen
vorgeworfen. Massenmorde an der Zivilbevölkerung, Entführungen und Enthauptungen erfüllten zum Teil
den Tatbestand von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, heißt es in einem am Montag veröffentlichten
Bericht der in New York ansässigen Organisation. Human Rights Watch hat in der Vergangenheit
wiederholt Übergriffe der US-Streitkräfte im Irak angeprangert. In ihrem jüngsten Bericht konzentriert sich
die Menschenrechtsorganisation auf Terrorgruppen wie Al Kaida im Irak oder Ansar al Sunna, die sich zu
zahlreichen Anschlägen auf Moscheen, Märkte, Busbahnhöfe und andere zivilen Ziele bekannt haben.
4. Oktober 2005: Zum zweiten Mal verlegt die Bundeswehr in diesem Jahr Soldaten in die Vereinigten
Arabischen Emirate (VAE) zur Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte. Am späten Montagabend flog ein 16
Mann starkes Vorauskommando von Frankfurt am Main aus in Richtung VAE, wie ein Sprecher am
Dienstagmorgen bestätigte. Die 60 Soldaten der Hauptkräfte sollen am 8. Oktober folgen.
Die Ausbildung werde in zwei Phasen im Zeitraum vom 15. Oktober bis 14. Dezember in der Nähe von Abu
Dhabi durchgeführt, hieß es. Damit werde nach erfolgreicher Ausbildung eines Transportbataillons im
vergangenen Jahr auch die Aufstellung eines Pionierbataillons abgeschlossen.
Das als Hilfe zur Selbsthilfe angelegte Programm in den Vereinigten Arabischen Emiraten startete 2004 mit
der Ausbildung von rund 120 Irakern als Kraftfahrer und Mechaniker. Im April begannen die
Ausbildungsschritte für Pioniere.
Weil die Bundesregierung einen Einsatz deutscher Soldaten im Irak ablehnt, hat sie Hilfe für den
Wiederaufbau der irakischen Streitkräfte vereinbart. Neben dem Einsatz am Persischen Golf gehört dazu
die Ausbildung irakischer Offiziere an der Bundeswehr-Führungsakademie in Hamburg.
Die US-Armee hat Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten. In diesem Jahr bleibt die Zahl der
Neuzugänge acht Prozent hinter den Vorgaben zurück, wie der stellvertretende Generalstabschef Richard
Cody am Montag (Ortszeit) in Washington mitteilte. Bis zum 30. September seien etwas mehr als 73.000
Rekruten angeworben worden; geplant waren 80.000. Damit werde das Ziel verfehlt, die US-Streitkräfte auf
502.000 Soldaten aufzustocken. Die Stärke werde nun bei etwa 494.000 liegen.
Derzeit formieren die US-Streitkräfte zehn neue Kampfbrigaden und erhöhen die Zahl ihrer kämpfenden
Einheiten von derzeit 315.000 Soldaten um mindestens 30.000. Cody sagte, trotz der fehlenden Rekruten
laufe der Aufbau der neuen Brigaden planmäßig. Die Armee reagiert auf die fehlenden Bewerbungen,
indem sie die Anforderungen für die Einstellungstests herunterschraubt. Auch sollen neue Anreize etwa in
Form von Geldprämien geschaffen werden.
Mit dem ersten Tag des Fastenmonats Ramadan hat die US -Armee am Dienstag im Westirak nach eigenen
Angaben ihre bislang größte Offensive gegen mutmaßliche Al-Kaida-Extremisten in diesem Jahr gestartet.
Bei Kämpfen in drei Städten am Euphrat wurden vier US-Soldaten getötet. Die Terrororganisation Al Kaida
im Irak rief dazu auf, den Ramadan zu einem «Monat des Sieges für die Muslime» zu machen.
Amerikanische Kampfflugzeuge und Hubschrauber bombardierten am Dienstagmorgen mutmaßliche
Stützpunkte von Rebellen. Zahlreiche Explosionen erhellten den Himmel über den Städten Haklanija,
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Parwana und Haditha. Gleichzeitig war Geschützfeuer zu hören. In einem großen Teil von Haklanija brach
die Stromversorgung zusammen. Oberstleutnant Christopher Starling sagte, bei den Luftangriffen seien
Brücken in Haditha und Haklanija zerstört worden, um die Aufständischen daran zu hindern, in die Wüste
zu fliehen.
US-Scharfschützen bezogen Stellungen auf Hausdächern in Haklanija, während andere Soldaten die
Bevölkerung über Lautsprecher aufriefen, in der Wohnung zu bleiben. An dem Einsatz waren etwa
2.500 US-Soldaten und mehrere hundert irakische Soldaten beteiligt. Nach Angaben von
Marineinfanteristen wurde mindestens ein Verdächtiger verhaftet. Außerdem wurde ein Versteck mit
Mörsergranaten entdeckt. Bei der Explosion von Bomben wurden vier US-Soldat getötet; ein fünfter kam
bei einem anderen Einsatz im Westirak ums Leben.
Ziel der Operation «River Gate» (Flusstor) sei es, der Al Kaida im Irak die Möglichkeit zu nehmen, sich in
den drei Städten am Euphrat frei zu bewegen, erklärten die US-Streitkräfte. Außerdem solle die
Einschüchterung von Frauen, Kindern und Männer durch die Aufständischen gestoppt werden. Erst am
Samstag hatten weiter westlich etwa 1.000 US -Soldaten eine Offensive nahe der syrischen Grenze
begonnen. Dieser Einsatz mit der Militärbezeichnung «Iron Fist» (Eiserne Faust) wurde am Dienstag
fortgesetzt; nach US-Angaben wurden mindestens 57 Aufständische getötet.
In Bagdad zündete am Dienstag ein Selbstmordattentäter die in seinem Auto versteckte Bombe. Dabei
wurden zwei Polizisten getötet. Der Anschlag ereignete sich an einem Kontrollpunkt nahe der Grünen Zone,
dem hermetisch abgeriegelten Gebiet mit dem US-Hauptquartier und dem irakischen Parlament.
Die Al Kaida im Irak rief die Sunniten zu einem Boykott des Verfassungsreferendums am 15. Oktober auf.
Kopien mit dem Verfassungstext wurden in Bagdad, Kerbela und Basra verteilt, wie ein UN-Sprecher in
New York mitteilte. Insgesamt sollen über fünf Millionen Exemplare gedruckt werden, davon vier Millionen in
arabischer Sprache, eine Million auf Kurdisch und 250.000 auf Turkmenisch.
5. Oktober: Auf Druck der Vereinten Nationen und der USA hat das irakische Parlament eine von ihm erst
drei Tage zuvor beschlossenen Änderung des Wahlrechts für das Verfassungsreferendum rückgängig
gemacht. Nach einer kurzen Debatte stimmten am Mittwoch 119 Abgeordnete für eine erneute Änderung
des Paragrafen. 28 Parlamentarier stimmten dagegen. Sowohl Wahlexperten der UN als auch Washington
hatten kritisiert, die arabischen Sunniten würden durch die erste Wahlrechtsänderung benachteiligt.
Das von schiitischen und kurdischen Abgeordneten dominierte Parlament hatte am Sonntag beschlossen,
das Wahlrecht zu ändern. Danach sollte der Verfassungsentwurf als angenommen gelten, wenn mehr als
die Hälfte der Iraker dafür stimmen und wenn der Entwurf nicht von jeweils zwei Dritteln der registrierten
Wähler in mindestens drei Provinzen abgelehnt wird. Nach der ursprünglichen Regelung wäre die
Verfassung dann nicht in Kraft getreten, wenn in drei Provinzen zwei Drittel derjenigen mit Nein stimmen,
die zu den Urnen gehen.
Beobachter sahen in der Änderung einen Versuch der Schiiten und Kurden zu verhindern, dass die
Sunniten den Verfassungsentwurf in den drei Provinzen, in denen sie die Bevölkerungsmehrheit stellen, zu
Fall bringen. Die Vereinten Nationen und die Amerikaner hatten den Parteien der Regierungskoalition zuvor
geraten, den Entwurf so zu ändern, dass er auch von einem Teil der Sunniten unterstützt wird.
Der Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein könnte möglicherweise auf
einen Termin nach den für Dezember geplanten Wahlen verschoben werden. Eine Verschiebung könne
aus logistischen Gründen notwendig werden, sagte ein ranghoher Vertreter Großbritanniens am Mittwoch in
London. Manche Vorbereitungen seien noch nicht getroffen worden. Unter anderem fehlten bislang
schusssichere Scheiben für den Gerichtssaal und geeignete Zeugenschutzprogramme. Nach bisheriger
Planung soll der Prozess vor einem Sondertribunal in Bagdad am 19. Oktober beginnen.
Dem irakischen Ex-Machthaber werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit,
Kriegsverbrechen und Verstöße gegen irakisches Recht zur Last gelegt. In dem ersten Verfahren geht es
exemplarisch um ein Massaker in dem Schiitendorf Dudschail im Jahr 1982. Bei einer Verurteilung droht
Saddam Hussein die Todesstrafe.
Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Hilla sind am
Abend mindestens 25 Menschen getötet worden. Wie der arabische Fernsehsender Al-Dschasira unter
Berufung auf Angaben der Rettungsdienste berichtete, wurden weitere 87 Menschen verletzt. Ein
Polizeisprecher schloss nicht aus, dass eine Bombe in der Moschee und eine Autobombe vor dem
Gebäude gleichzeitig explodierten.
Nach Berichten des US-Senders CNN fand zum Zeitpunkt des Anschlags in der Moschee ein
Trauergottesdienst für einen schiitischen Muslim statt, der zuvor bei einem anderen Anschlag getötet
worden war. Bei dem Gottesdienst seien auch Polizisten anwesend gewesen. Möglicherweise habe ihnen
der Anschlag gegolten, hieß es bei dem Sender weiter. Teile der Moschee seien durch die
Wucht der Explosion zerstört worden.
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7. Oktober: Bei Militäraktionen im Westen des Irak hat die US-Armee seit Mittwoch mindestens 29
Aufständische getötet.
Nach Militärangaben vom heutigen Freitag bombardierten Flugzeuge der Koalitionstruppen am
Mittwochabend (5. Oktober) ein leerstehendes Hotel in Hussaibah nahe der Grenze zu Syrien. Dabei seien
20 Rebellen getötet worden. Das dreistöckige Hotel sei von einer dem Terrornetzwerk El Kaida nahe
stehenden Gruppe als Waffenversteck und zur Vorbereitung von Anschlägen genutzt worden, teilte die USArmee mit. Am Donnerstag töteten US -Soldaten demnach bei Karabilah im Euphrat-Tal zwei
Aufständische. Östlich von Karabilah zerstörten Militärflugzeuge drei Häuser und töteten dabei sieben
Rebellen.
Die USA haben ihrTruppenkontingent im Irak vor dem für Mitte Oktober geplanten Verfassungsreferendum
verstärkt. Es seien inzwischen rund 152.000 US-Soldaten in dem Land stationiert und damit etwa 14.000
mehr als üblich, sagte Brigadegeneral Carter Ham in Washington. Vor dem Referendum werde die Zahl
nicht wieder reduziert, betonte er.
Der US-Senat hat zusätzliche 50 Milliarden Dollar (41,2 Milliarden Euro) für die Militäreinsätze im Irak
und in Afghanistan genehmigt. Diese Gelder sind in einen Gesetzentwurf zum Verteidigungshaushalt
2006 vorgesehen, der am Freitag vom Oberhaus des Kongresses in Washington einstimmig
verabschiedet wurde. Insgesamt soll der Verteidigungsetat in dem bereits am 1. Oktober begonnenen
Haushaltsjahr nach diesem Entwurf ein Volumen von 440,2 Milliarden Dollar haben.
Die 50 Milliarden Dollar addieren sich zu etwa 330 Milliarden Dollar, die nach Angaben des
wissenschaftlichen Dienstes des Kongresses in den vergangenen Jahren bereits für den «Krieg gegen
den Terror» bereitgestellt wurden; davon entfielen allein 255 Milliarden Dollar auf den Einsatz im Irak.
Bei den Kriegen in Afghanistan und im Irak hat US -Präsident George W. Bush angeblich im Auftrag Gottes
gehandelt. Entsprechende Äußerungen habe Bush im Juni 2003 bei seinem ersten Treffen mit dem
damaligen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas und dem damaligen palästinensischen
Außenminister Nabil Schaath gemacht, berichtete der britische Fernsehsender BBC am Donnerstagabend
vorab aus einer neuen dreiteiligen Fernsehserie über den Nahen Osten.
Schaath, inzwischen Informationsminister, zitiert Bush in dem TV-Beitrag mit den Worten: «Ich handele im
Auftrag von Gott. Gott hat mir gesagt: 'George, geh nach Afghanistan und bekämpfe diese Terroristen.' Das
habe ich getan, und dann hat Gott mir gesagt: 'George, beende die Tyrannei im Irak...' Und das habe ich
getan. Und nun fühle ich, dass Gott wieder zu mir spricht: 'George, gib den Palästinensern ihren eigenen
Staat und den Israelis Sicherheit, und bring dem Nahen Osten Frieden.' Und, so Gott es will, das werde
ich tun.» Abbas, der damals ebenfalls an dem Treffen in dem ägyptischen Badeort Scharm el Scheich
teilnahm, erinnerte sich laut BBC an Bushs Worte: «Ich habe eine moralische und religiöse Verpflichtung.»
.
8. Oktober: Die US-Armee hat ihren Militäreinsatz «Eiserne Faust» im Westen des Irak beendet. In
Sadah nahe der syrischen Grenze seien neue Kontrollposten errichtet worden, um die «Präsenz in
dem Gebiet aufrecht zu erhalten», teilte die Armee am Samstag mit. Damit solle besser als bisher das
Eindringen von Anhängern des Terrornetzwerks El Kaida aus Syrien über das Euphrat-Tal in den Irak
verhindert werden. Der Einsatz mit rund tausend US-Soldaten hatte am vergangenen Samstag
begonnen. Laut US-Armee wurden mehr als 50 Aufständische und ein US-Soldat getötet. Seit Ende
September haben die US-Streitkräfte bereits drei weitere Einsätze im Euphrat-Tal geführt. Damit steigt
die Zahl der getöteten US-Streitkräfte im Irak auf mindestens 1948.
Um die Sicherheit in den rund 6000 Wahllokalen während des Referndums im Irak zu gewährleisten,
sollen der Regierung zufolge besonders strikte Vorkehrungen getroffen werden. So würden die Tage
vom 13. bis 16. Oktober zu Feiertagen erklärt und sowohl die Landes- als auch die Provinzgrenzen
vom 14. bis 16. Oktober geschlossen, teilte Dschabor mit. Dann würden nur noch Lebensmittel- und
Öllieferungen durchgelassen. Zudem gelte mit Ausnahme für das Militär und die Polizei ein Verbot für
das Tragen von Waffen. Wie viele irakische Sicherheitskräfte und US-Soldaten in diesem Zeitraum im
Einsatz sein werden, teilte die Regierung nicht mit. Sie kündigte aber an, dass sie die Präsenz vor
allem an Brennpunkten wie Falludscha und Ramadi erhöhen werde. Ein Ende der Gewalt in dem
Golfstaat ist nach Einschätzung der Arabischen Liga nicht in Sicht. 'Die Situation ist so angespannt,
dass ein Bürgerkrieg jederzeit ausbrechen könnte', sagte Liga-Chef Amr Mussa am Samstag dem
britischen Sender BBC. Es gebe noch immer keine klare Strategie, um die Bevölkerungsgruppen
zusammenzubringen.
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9. Oktober/ Zusammenfassung der letzten Ereignisse: Dem Irak droht nach den Worten seines
Außenministers das «totale Chaos», sollte die neue Verfassung bei dem Referendum am kommenden
Wochenende nicht die erforderliche Mehrheit erhalten. Das Land würde dann schnell in politische
Anarchie versinken, sagte Hoschiar Sebari der britischen Zeitung «Daily Telegraph»
(Sonntagausgabe). Die Bemühungen um eine Verfassung hatten am Samstag einen weiteren
Rückschlag erlitten, als sunnitische Gruppen dazu aufriefen, den Grundgesetzentwurf am 15. Oktober
zurückzuweisen. Die Sunniten sehen sich darin benachteiligt und fürchten, von den Erdöleinnahmen
in anderen Teilen Iraks ausgeschlossen zu werden. Sie könnten den maßgeblich von den Schiiten
und Kurden formulierten Verfassungsentwurf möglicherweise durch ihre Nein-Stimmen in drei
irakischen Provinzen kippen.
In Bagdad traf am Wochenende eine Delegation aus Kairo ein, um den ersten Besuch des
Generalsekretärs der Arabischen Liga, Amre Mussa, seit dem Sturz des Saddam-Regimes
vorzubereiten. Die Beziehungen zwischen der irakischen Übergangsregierung und der Liga waren
bisher eher frostig. Schiitische und kurdische Politiker beschuldigten die Liga, sie habe einst das
Regime von Saddam Hussein unterstützt. Nun sucht die Regierung aber die Unterstützung der Liga,
um die Sunniten des Irak wieder in den politischen Prozess einzubinden. Der Kurde Sebari begrüßte
den für Ende Oktober geplanten Besuch Mussas, der sich um eine Versöhnung der verschiedenen
Volksgruppen in dem verwüsteten Land bemühen will.
In Falludscha erschossen US-Soldaten einen mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen, bevor dieser seinen
Sprengstoffgürtel zünden konnte. Wie das US-Militär am Sonntag berichtete, soll Abu Sarmad die
Einreise ausländischer Terroristen über Syrien in den Irak koordiniert haben. Dabei habe er
«Unterstützung und Weisungen» von Geldgebern aus Saudi-Arabien erhalten, erklärte die Armee.
Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Büro der schiitischen Badr-Brigaden in Basra kam am Sonntag
ein Kind ums Leben. Augenzeugen berichteten, ein zweites Kind sei verletzt worden, als der hinter
einer alten Holztür versteckte Sprengsatz explodierte. Die Badr-Brigaden sind die Miliz der Partei des
Hohen Rates für die Islamische Revolution (SCIRI).
Im nordirakischen Bedschi erschossen Aufständische am Sonntag zwei Iraker, die auf ihrem Weg zur
Arbeit in einem US -Militärstützpunkt waren. Nach Polizeiangaben wurden zudem fünf Iraker verletzt.
Bei weiteren Zwischenfällen kamen im Irak am Wochenende mindestens sechs Menschen ums
Leben.
10. Oktober: Großbritannien will seine Truppenstärke im Irak im kommenden Monat um 500 Mann
auf dann 8000 Soldaten verringern. Das sagte Verteidigungsminister John Reid am Montag im
Parlament in London. Reid sprach nach Angaben des Senders BBC von einer «relativ kleinen»
Anpassung. Als Gründe nannte der Labour- Minister unter anderem die Schließung zweier kleinerer
Stützpunkte im südirakischen Basra und die Verlagerung von Trainingsaufgaben auf irakische
Einheiten. Großbritannien müsse im Irak bleiben, «bis die Arbeit gemacht» sei, betonte Reid.
11. Oktober: Vier Tage vor demVerfassungsreferendum sind im Irak bei zwei Anschlägen fast 30
Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Mindestens fünf Menschen starben nach
Behördenangaben in der Hauptstadt Bagdad, wo ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto einen
Konvoi einheimischer Soldaten angegriffen hatte. Zwölf Menschen seien verletzt worden. In Tal Afar
im Nordwesten des Golfstaats sprengte sich der Polizei zufolge ein Selbstmordattentäter in seinem
Auto in der Nähe eines Marktes in die Luft. Mediziner sprachen dort von mindestens 24 Toten und 36
Verletzten.
Die irakische Regierung hat einer Forderung der Sunniten nachgeben, im Frühjahr
Verfassungsänderungen zu prüfen. Einem Vertreter einer der größten politischen Sunniten-Gruppen
zufolge will die Irakische Islamische Partei den Verfassungsentwurf nun unterstützen. Sie werde ihre
Anhänger auffordern, dem Entwurf bei der für Samstag geplanten Volksabstimmung zuzustimmen.
Eine mögliche Überarbeitung des von Schiiten und Kurden unterstützten Entwurfs war eine der
zentralen Forderungen der Sunniten in den Verhandlungen gewesen. Die Zustimmung der Minderheit
gilt als wichtig, um eine weitere Entfremdung der Volksgruppen zu verhindern, die zum Bürgerkrieg
führen könnte. Es sei vereinbart worden, vier Monate nach der Wahl des ersten Parlaments im
Dezember Änderungen an der Verfassung zu prüfen, sagte ein Sprecher für Präsident Dschalal
Talabani. 'Es gibt eine grundsätzliche Einigung, die Verfassung zu ergänzen', sagte er. 'Sie
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diskutieren jetzt, welche Abschnitte dafür in Frage kommen.' Sollte der Entwurf am Samstag
angenommen werden, sind für Dezember Wahlen geplant. Ein Vertreter der von Schiiten und Kurden
geführten Regierung sprach nach der Einigung von einer wichtigen Entwicklung, um die Wut der
Sunniten über die Verfassung zu besänftigen. Es bestand jedoch zunächst keine Einigung darüber,
wie die Verfassung geändert werden kann. An den seit Tagen geführten Verhandlungen nehmen auch
US-Vertreter teil. 'Einige unserer Forderungen wurden erfüllt und so hat die Partei die Verfassung
gebilligt und wird das Volk aufrufen mit 'Ja' zu stimmen', sagte ein Vertreter der Irakischen Islamischen
Partei, der namentlich nicht genannt werden wollte. Der Generalsekretär der Partei zeigte sich jedoch
vorsichtiger. Die Partei werden wahrscheinlich ihren Widerstand gegen den Entwurf fallen lassen,
sollte es eine rechtliche Bestätigung der geforderten Änderungen geben, sagte Tarek al-Haschemi
dem Sender Al-Dschasira in der Nacht zum Mittwoch. Die Partei sei optimistisch, der Verfassung nach
einer rechtlich bindenden Änderung zustimmen zu können, sagte er. 'Dann werden wir eine andere
Position beziehen, wahrscheinlich eine positive Position ... Aber wir sollten die Dinge nicht übereilen.'
Auf welche Form der legalen Bestätigung er sich bezog, war unklar. Andere Sunniten-Gruppen haben
abgekündigt, ihren Widerstand gegen die Verfassung fortzusetzen.
12. Oktober: Regierungsbeamte in London haben den Vorwurf verschärft, Iran sei an terroristischen
Mordanschlägen auf britische Soldaten im Irak direkt beteiligt. Danach würden Mitglieder der
iranischen Revolutionären Garde in Iran sowie in Libanon Bombenattentäter ausbilden und in die
Gegend der südirakischen Hafenstadt Basra schicken, berichtete der Sender BBC am Mittwoch.
Dort würden die Bombenleger weitere Iraker in der Ausführung von Sprengstoffanschlägen
unterweisen.
Sollten sich die Vorwürfe als korrekt erweisen, wäre die Regierung Irans in die Anschläge gegen
Briten verwickelt, erklärte ein BBC-Militärkorrespondent. Premierminister Tony Blair hatte Iran
in der vergangenen Woche erneut vor einer Einmischung im Irak gewarnt. Er räumte aber ein, dass es
keine völlig eindeutigen Beweise dafür gebe. Die Regierung in Teheran hat bislang alle Vorwürfe als
unwahr zurückgewiesen.
Drei Tage vor dem Verfassungsreferendum hat ein Selbstmordattentäter in der nordirakischen Stadt
Tel Afar mindestens 30 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Eine große
Anzahl weiterer wurde verletzt, wie Bürgermeister Abdulla Nadschim am Mittwoch mitteilte. Der mit
einer Sprengstoffweste ausgestatte Attentäter hatte sich vor einem Rekrutierungsbüro der irakischen
Armee unter die dort Wartenden gemischt und anschließend in die Luft gesprengt. Am Vortag waren
in derselben Stadt ebenfalls mindestens 30 Menschen bei einem Autobombenanschlag ums Leben
gekommen. Das US - Militär war erst im September in Tel Afar massiv gegen mutmaßliche
Aufständische vorgegangen.
Auch der irakische Minister für Provinzangelegenheiten, Saad al- Hardan, wurde am Mittwoch in
Bagdad Ziel eines Anschlags. Nach Polizeiangaben blieb der Politiker unverletzt, als sich ein
Selbstmordattentäter mit seinem Wagen neben dem Ministerkonvoi in die Luft sprengte. Zehn Iraker,
darunter vier Leibwächter des Ministers, wurden verletzt.
Indes soll die Führung des Terrornetzwerks El Kaida dem jordanischen Terrordrahtzieher Abu Mussab
al-Sarkawi im Irak geraten haben, keine schiitischen Zivilisten mehr zu töten. In einem angeblich vom
El-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri verfassten Brief an den Anführer der El Kaida im Zweistromland, den
die US-Regierung am Mittwoch öffentlich machte, heißt es: «Viele Deiner muslimischen Bewunderer
unter den einfachen Leuten fragen sich, was Eure Angriffe auf die Schiiten sollen.»
Al-Sawahiri behauptet weiter, die irakischen Schiiten seien zwar Verräter, die sich mit den
Amerikanern verbündet hätten, dennoch schadeten Angriffe auf schiitische Moscheen und Zivilisten
dem Ziel der «Gotteskrieger», einen islamischen Staat im Irak zu gründen. Ob der Brief, der im
Sommer verfasst worden sein soll, authentisch ist, blieb unklar.
14. Oktober: Das Verfassungsreferendum im Irak findet am Samstag in einem Klima der Angst statt.
Aufständische verübten am Freitag einen Bombenanschlag auf das Büro der größten sunnitischen
Partei. Die Irakische Islamische Partei befürwortet den Entwurf eines neuen Grundgesetzes, dessen
Verabschiedung nach der ersten freien Parlamentswahl im Januar ein weiterer wichtiger Schritt zu
einer Demokratisierung des Landes wäre.
Aus Angst vor Anschlägen am Wahltag wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft.
Hunderte irakische Polizisten und Soldaten errichteten in Bagdad Kontrollpunkte und schützten
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Wahllokale mit Stacheldraht und Mauern. Seit Donnerstagabend galt eine nächtliche Ausgangssperre,
zudem rief die Regierung Feiertage aus. Am Samstag darf kein Zivilfahrzeug im Land unterwegs sein,
was Autobombenanschläge auf die 6.100 Wahllokale verhindern soll. Am Freitag wurden die Grenzen
und der Internationale Flughafen von Bagdad geschlossen.
Bei dem Anschlag auf das Büro der Irakischen Islamischen Partei in der Hauptstadt am Freitag wurde
niemand verletzt. Angriffe der Rebellen auf sunnitische Ziele sind selten. Die Partei hatte sich nach
letzten Änderungen am Mittwochabend entschlossen, den Verfassungsentwurf zu unterstützen.
Andere sunnitische Organisationen sind jedoch weiter dagegen. Sie befürchten, dass der Irak in drei
Gebiete zerfallen könnte: zwei machtvolle Kleinstaaten der Kurden im Norden und der Schiiten
im Süden, die von den Öleinnahmen profitieren, sowie eine schwache sunnitische Region in der Mitte
und dem Westen Iraks. Der irakische Industrieminister, der Sunnit Osama al Nadschafi, sagte, er
rechne mit einem Scheitern des Verfassungsentwurfs. «Wenn die Iraker die Möglichkeit haben, frei zu
wählen, werden sie 'Nein' sagen», erklärte al Nadschafi bei einem Besuch in Malaysia. Die sunnitische
Minderheit könnte den Entwurf zu Fall bringen. Wenn in drei Provinzen zwei Drittel der Wähler den
Entwurf ablehnen, gilt er als gescheitert. Die Sunniten stellen die Bevölkerungsmehrheit in vier der 18
Provinzen. Die USA befürchteten eine Zunahme der Gewalt vor der Volksabstimmung. In den letzten
19 Tagen starben fast 450 Menschen bei Anschlägen. Ein Sprecher der US-Streitkräfte, Generalmajor
Rick Lynch, gab sich dennoch optimistisch und erklärte, die Gefahr, die von den Rebellen ausgehe,
sei geringer als vor der Parlamentswahl.
Die irakischen Sicherheitskräfte verfügten mittlerweile über 200.000 Mann, im Januar seien es nur
138.000 gewesen. Dennoch rechnet Lynch mit Anschlägen gegen die Volksabstimmung: «Die
Aufständischen haben der Demokratie den Krieg erklärt und werden furchtbare Gewalttaten verüben.»
Am Freitag verletzte ein Sprengsatz in Bagdad vier Iraker, wie die Polizei mitteilte. 3.000
amerikanische und irakische Soldaten setzten ihre Offensive in der westlichen Provinz Anbar fort,
einer Hochburg mehrerer Widerstandsgruppen, um die Sicherheit in den Städten Hadithah,
Haqlaniyah und Parwana zu gewährleisten.
In den schiitischen Stadtteilen Bagdads warben hunderte Plakate für die Verfassung, im so genannten
Dreieck des Todes, einem sunnitisch dominierten Gebiet südlich der Hauptstadt, war davon nichts zu
sehen. Dort durchsuchten am Donnerstag US-Soldaten unter dem Schutz von
aschinengewehrstellungen Autos. Hubschrauber flogen über das Gebiet. Es gab nur wenig Verkehr,
auch in Bagdad und den anderen Städten des Landes waren weniger Menschen unterwegs als an
normalen Tagen.
15. Oktober: Millionen Iraker haben am Samstag in einem landesweiten Referendum unter scharfen
Sicherheitsmaßnahmen über die künftige demokratische Verfassung ihres Landes abgestimmt. Die
Volksabstimmung, die mit der Schließung der Wahllokale um 17.00 Uhr (16.00 Uhr MESZ) endete,
verlief ohne große Zwischenfälle. Rund 14 Millionen wahlberechtigte Iraker waren zur Teilnahme an
dem Referendum aufgerufen.
US-Präsident W. George Bush nannte das Referendum einen «schweren Schlag» gegen die
Terroristen und eine deutliche Absage der Iraker an die Terrororganisation EL Kaida und ihrer
«verzerrten Version des Islam». Die Iraker sendeten die klare Botschaft in die Welt, dass
sie «ihre Zukunft in friedlichen Wahlen und nicht in gewalttätigen Aufständen entscheiden wollen»,
sagte Bush in seiner wöchentlichen Radioansprache am Samstag.
Nach schleppendem Beginn der Abstimmung in der Hauptstadt Bagdad, bedingt auch durch die
Regeln des Fastenmonats Ramadan, zeichnete sich nach den Beobachtungen von dpa-Reportern in
etlichen Landesteilen eine hohe Wahlbeteiligung ab.
Enorme Sicherheitsvorkehrungen sollten einen möglichst gewaltfreien Ablauf der Abstimmung sichern.
Am Samstag galt im ganzen Land ein umfassendes Fahrverbot, um Anschläge mit Autobomben
zu verhindern. Die Bürger gingen zu Fuß in die Wahllokale, in den von Autos verwaisten Straßen
spielten Kinder Fußball. Nächtliche Ausgangssperren, die Schließung der Grenzen und der Flughäfen
und massive Polizei- und Militäraufgebote im Umkreis der über 6000 Wahllokale schufen - wie schon
bei den Parlamentswahlen im Januar - ein Umfeld, das Terror- und Gewalthandlungen stark
erschwerte.
Dennoch wurde der Abstimmungsprozess in der westlichen sunnitischen Provinz Anbar erheblich
behindert. In Ramadi hatten sich Aufständische und US-Soldaten die ganze Nacht zum Samstag
hindurch heftige Gefechte geliefert, weshalb sich dort am folgenden Morgen viele Menschen nicht aus
den Häusern wagten. In den Euphrat- Städten Haditha, Hit und Kaim blieben die
Abstimmungsberechtigten wegen anhaltender US-Militäroperationen der Volksabstimmung fern.
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Eine hohe Beteiligung zeichnete sich jedoch in der vom US -Militär befriedeten Stadt Falludscha ab.
Zahlreiche Bürger erschienen zur Abstimmung, um, wie sie sagten, ihre Ablehnung der Verfassung
zum Ausdruck zu bringen.
In Dschelaula (Provinz Dijala) kamen bei der Explosion eines Sprengsatzes drei kurdische Milizionäre
ums Leben. In Latifija (40 Kilometer südlich von Bagdad) wurden drei irakische Soldaten durch
Mörsergranaten verletzt. In der schiitischen Stadt Kut (160 Kilometer südöstlich von Bagdad) drängten
sich schon nach Öffnung der Abstimmungslokale um 7.00 Uhr (6.00 Uhr MESZ) zahlreiche Menschen
vor den Wahlurnen. Bereits in den ersten Stunden habe eine große Mehrheit der Wahlberechtigten
ihre Stimme abgegeben, berichteten Wahlhelfer.
Die Unabhängige Wahlkommission (IECI) wolle die Ergebnisse in etwa drei Tagen bekannt geben,
sagte deren Vorsitzender Adel al-Lami auf einer Pressekonferenz in Bagdad. Teilergebnisse könnten
bereits früher vorliegen. Als erste ranghohe Politiker hatten Staatspräsident Dschalal Talabani und
Regierungschef Ibrahim al- Dschafari in der abgeschirmten Grünen Zone in Bagdad abgestimmt. Das
Referendum wurde von 46 000 irakischen und über 600 ausländischen Beobachtern überwacht.
Die neue Verfassung definiert den Irak als demokratische, föderale und einheitliche Republik, in der
der Islam eine der Hauptquellen des Rechts ist. Der Entwurf räumt den Regionen und Provinzen eine
weitgehende Selbstständigkeit ein, die bis zur Bestimmung über Rohstoffvorkommen wie Erdöl und
Erdgas reicht.
Die neue Verfassung wird von Schiiten und Kurden, die zusammen etwa 80 Prozent der Bevölkerung
ausmachen, überwiegend begrüßt. Von der Minderheit der Sunniten, die ihre Interessen im
geschwächten Zentralstaat nicht gewahrt sehen, wird sie dagegen mehrheitlich abgelehnt. Die
meisten Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die notwendige Mehrheit für das irakische
Grundgesetz zu Stande kommt.
An dem Verfassungsreferendum im Irak haben sich nach einer ersten Einschätzung der
Wahlkommission mehr als 61 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt. Diese Zahl nannte ein Vertreter
der Wahlkommission, Abdel Hussein Hindaui, am Samstag in Bagdad kurz nach Schließung der
Wahllokale. 15,5 Millionen Iraker waren aufgerufen, über die neue Verfassung für ihr Land
abzustimmen. Mit der Auszählung der Stimmen wurde unmittelbar nach der Schließung der
Wahllokale begonnen. Das Ergebnis soll voraussichtlich in drei Tagen vorliegen.
16. Oktober: UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Iraker für ihre Teilnahme am
Verfassungsreferendum gelobt. In einer am Samstag in New York verbreiteten Erklärung hieß es:
«Zum zweiten Mal in diesem Jahr haben die Iraker den schwierigen Bedingungen und der Bedrohung
durch Gewalt die Stirn geboten, um ihr Wahlrecht auszuüben.» Das Referendum sei «eine wichtige
Chance» für die Iraker gewesen, ihre politischen Ansichten auszudrücken. Unabhängig vom Ausgang
eröffne die Volksabstimmung einen Weg weg von der Gewalt und hin zu einem demokratischen,
vereinten und blühenden Irak.
US-Außenministerin Condoleezza Rice nannte die weitgehend gewaltfreie Abstimmung einen
«wichtigen Meilenstein». Während eines Besuchs in London sagte sie dem Sender BBC am Samstag,
der Demokratisierungsprozess im Irak schreite weiter voran. Er bringe den Irakern Nutzen. Dennoch
werde es auch weiter Anschläge mit Toten geben.
Die EU-Kommission hat das Verfassungsreferendum im Irak als einen wichtigen Schritt hin zu
Demokratie und Stabilität begrüßt. «Trotz der schwierigen Sicherheitslage war das ein großer Tag für
die Demokratie im Irak», erklärte Außenkommissarin Benita Ferrero- Waldner am Samstagabend im
Brüssel. Sie verurteilte Gewalttaten während des Referendums.
17. Oktober: Kurz nach dem Verfassungsreferendum im Irak ist das Land von neuer Gewalt
erschüttert worden. Bei US-Luftangriffen auf zwei Dörfer in der Nähe der Widerstandshochburg
Ramadi wurden rund 70 Menschen getötet. Anwohnern zufolge befinden sich unter den
Opfern fast 40 Zivilpersonen. Unterdessen erklärte die Wahlkommission am Montag, sie werde die
ungewöhnlich hohen Abstimmungsergebnisse in einigen Wahlbezirken überprüfen.
182
Insgesamt mehrten sich die Anzeichen, dass das neue Grundgesetz angenommen wurde. Ein
ausländischer Wahlbeobachter bestätigte dies gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Nur in der
Provinz Anbar im westlichen Irak zeichnete sich eine deutliche Ablehnung ab: In der
Provinzhauptstadt Falludscha votierten dem regionalen Wahlamt zufolge 97 Prozent gegen das
Vertragswerk. Um die Verfassung zu kippen, hätten die Sunniten eine Zweidrittelmehrheit in drei
Provinzen zu Stande bringen müssen. Doch selbst in Ninive, wo viele Sunniten leben, sollen 78
Prozent der Wähler mit Ja gestimmt haben.
Gerade diese hohen Abstimmungsergebnisse in einigen Wahlbezirken lösten allerdings Vorwürfe von
Wahlbetrug aus. Der sunnitische Parlamentsabgeordnete Meschaan al Dschuburi machte dafür vor
allem Schiiten verantwortlich, die in Nachbarregionen ein zweites Mal gewählt hätten, um das für sie
günstige Vertragswerk durchzusetzen.
Die Wahlkommission erklärte, den Vorwürfen werde gezielt nachgegangen. Die Auszählung
verzögerte sich dadurch weiter. Staatspräsident Dschalal Talabani setzte am Sonntagabend per
Dekret für den 15. Dezember eine Parlamentswahl an. Sollte die Verfassung tatsächlich angenommen
werden, würde aus dieser Wahl das erste Parlament hervorgehen, das nicht nur für eine
Übergangszeit bestimmt wurde. Scheitert die Vorlage, würde abermals eine Interimsregierung
ernannt, die binnen eines Jahres einen neuen Verfassungsentwurf erarbeiten müsste.
In einer Erklärung der US-Streitkräfte hieß es, in der Gegend von Ramadi seien Terroristen getötet
worden. Augenzeugen sprachen dagegen von mindestens 39 getöteten Zivilpersonen. Auf Bildern
eines Kamerateams der Fernsehagentur APTN waren auch getötete und verwundete Kinder zu sehen
sowie mindestens eine tote Frau. Nach Militärangaben waren die Luftangriffe eine Reaktion auf einen
Anschlag in der Nähe von Ramadi sowie auf den Beschuss eines US-Militärhubschraubers im Dorf Al
Bu Faradsch. Das Gebiet gehört zu den Zentren des sunnitischen Widerstands im Westirak. Am
Samstag waren dort bei einer Bombenexplosion fünf US -Soldaten getötet worden.
Nach US -Angaben wollten Extremisten am Sonntag einen weiteren Sprengsatz deponieren. Ein F-15Kampfjet habe daraufhin eine Rakete abgefeuert und 20 mutmaßliche Aufständische getötet.
Irakische Augenzeugen berichteten hingegen, Schaulustige hätten sich ein Fahrzeugwrack ansehen
wollen. Die plötzlich einschlagende Rakete habe dann 25 Zivilpersonen getötet.
Im Dorf Al Bu Faradsch eröffneten nach US -Angaben Aufständische das Feuer auf einen
Militärhubschrauber. Daraufhin seien zehn Angreifer getötet wurden. Zahlreiche Menschen flüchteten
in ein nahe gelegenes Gebäude, auf das ein F-18-Kampfflugzeug dann eine Bombe warf. Nach US Angaben wurden 40 Aufständische getötet. Augenzeugen zufolge waren mindestens 14 der Opfer
Zivilpersonen.
18. Oktober: Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein muss sich von diesem (morgigen)
Mittwoch an vor einem irakischen Sondertribunal in Bagdad für Verbrechen seines Regimes
verantworten. Dabei geht es zunächst um Massaker in der Stadt Dedscheel, wo 1982 nach einem
Attentatsversuch 143 Männer und Jungen hingerichtet wurden. Dem 68- jährigen Saddam und
weiteren Angeklagten droht die Todesstrafe. Mit Saddam sind vor dem Sondergericht sieben weitere
Funktionäre der damals herrschenden Baath-Partei angeklagt, darunter sein Halbbruder Barsan alTikriti und der ehemalige Vizepräsident Taher Jassin Ramadan. Sie können gegen die Urteile
Berufung einlegen. Saddams Anwalt Chalil al-Dulaimi will am ersten Verhandlungstag eine Vertagung
beantragen. Er habe die Prozessakten später erhalten als nach irakischem Recht vorgesehen.
Der Prozessauftakt wird von starken Sicherheitsmaßnahmen und strikter Geheimhaltung begleitet. Bis
zum Prozessbeginn waren weder der genaue Beginn, noch der genaue Ort der Verhandlungen noch
die Namen der fünf Richter bekannt. Beobachter gingen davon aus, dass das Verfahren in der schwer
bewachten «Grünen Zone» stattfinden wird.
Die Anklage wegen Dedscheel ist eine von zwölf Anklagen, die das Sondergericht gegen Saddam
erhoben hat. Dazu gehören die Ermordung und Vertreibung von Zehntausenden Kurden in den 80er
Jahren, der Einsatz von Giftgas gegen die Zivilbevölkerung in der kurdischen Stadt Halabdscha 1988,
der Krieg gegen Kuwait 1990, die Tötung zehntausender Schiiten nach deren Aufstand 1991 sowie
die Verfolgung, Folterung und Ermordung politischer Gegner und religiöser Führer.
Der Prozess wurde im Vorfeld von Experten und internationalen Menschenrechtsorganisationen
kritisiert. Der deutsche Richter Wolfgang Schomburg, der an den UN-Kriegsverbrechertribunalen für
Jugoslawien und Ruanda tätig ist, bezweifelte die Möglichkeit eines fairen Verfahrens in einer
Atmosphäre fortdauernder Gewalt und ethnischer Spannungen. Die Organisation Human Rights
Watch gab zu bedenken, dass «das labile politische Klima die Legitimität des Gerichts in Frage stellen
könnte». Die gesamte Logistik des Sondertribunals wird vom US -Militär gestellt.
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Das ursprünglich für diesen Dienstag erwartete Ergebnis des Verfassungsreferendums wird erst in
einigen Tagen bekannt gegeben. Angesichts widersprüchlicher inoffizieller Angaben verschob die
Wahlkommission die Bekanntgabe.
Bei einem Feuergefecht mit Aufständischen nahe der westirakischen Stadt Rutba seien am Montag
zwei US-Soldaten und vier Rebellen getötet worden, teilte das US-Militärkommando am Dienstag mit.
Gleichfalls am Montag zerstörte das US-Militär bei Haklanija im Westirak ein Höhlensystem, das den
Aufständischen als Waffenlager gedient hatte. Die unterirdischen Räume wurden aus der Luft
bombardiert. Zuvor hatten US-Soldaten drei Aufständische erschossen.
19. Oktober: Zweieinhalb Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins hat der mit Spannung erwartete
Prozess gegen den irakischen Ex- Diktator mit der Anklageverlesung begonnen. Der 68-Jährige
machte dabei am Mittwoch von Anbeginn an deutlich, dass er die Autorität des Gerichts nicht
anerkennt und erklärte sich ebenso wie seine sieben Mitangeklagten für nicht schuldig. Nach etwa
dreistündiger Verhandlungsdauer wurde der Prozess auf Ende November vertagt. Im ersten Teil des
Verfahrens geht es um ein Massaker in der Stadt Dedscheel mit über 140 Toten.
Bereits in den ersten Minuten machte Saddam seine Haltung dem Gericht gegenüber deutlich. Er
weigerte sich auf die Frage nach seiner Identität, den Namen zu nennen. Als der Richter nach einem
längeren Wortwechsel schließlich seinen Namen vorlas und sagte, Saddam sei der frühere Präsident,
unterbrach ihn der Angeklagte und erklärte: «Ich bin der Präsident des Irak.» «Was auf Unrecht
gegründet ist, bleibt Unrecht», sagte er in Anspielung auf die US- Invasion im März 2003, die zu
seinem Sturz und der Bildung einer neuen Regierung führte. Richter Risgar Mohammed Amin erklärte
ihm lächelnd, dass er noch später Gelegenheit haben werde, sich zu äußern, und wies ihn an, sich zu
setzen.
Nach der Anklageverlesung erklärte Saddam, er sei nicht schuldig. Er habe auch alles gesagt, was zu
sagen sei. Die anderen Angeklagten erklärten ebenfalls, sie seien unschuldig. Die meisten
Angeklagten trugen traditionelle arabische Gewänder; Saddam erschien im grauen Anzug und
weißem Hemd.
Awad Hamad al-Bandar, der einst als Vorsitzender Richter des Revolutionsgerichts zahlreiche
Menschen zum Tode verurteilt hatte, beschwerte sich im Gerichtssaal darüber, dass man den
Angeklagten ihre arabischen Kopfbedeckungen weggenommen hatte. «Man hat uns unsere Identität
weggenommen», rief er in den Saal. Darauf wurden ihnen die Kopfbedeckungen gebracht. Saddam
und seine Mitangeklagten saßen in etwa hüfthohen, nach oben hin offenen Gitterkäfigen.
Geleitet wurde der Prozess von dem kurdischen Richter Risgar Mohammed Amin. Ihm stehen vier
weitere Richter zur Seite. Die Namen der Richter waren bis zum Prozessbeginn geheim gehalten
worden, um ihr Leben nicht zu gefährden. Nach dreistündiger Verhandlung erklärte der Richter, der
Prozess werde auf den 28. November vertagt. Saddams Verteidiger Chalil al-Dulaimi hatte vor
Prozessbeginn erklärt, er wolle eine Verschiebung um drei Monate beantragen. Grund dafür sei,
dass er die Akten erst vor 25 Tagen und damit viel zu spät erhalten habe.
Der weltweit beachtete Prozess stößt bei US-Präsident George W. Bush nach Angaben des Weißen
Hauses nur auf geringes Interesse. Bush habe über den Fall in letzter Zeit nicht gesprochen und sein
Augenmerk auf eine Reihe anderer Fragen und Prioritäten gerichtet, sagte der Sprecher des Weißen
Hauses, Scott McClellan, am Dienstag. Nach den Worten McClellans handelt es sich um ein
irakisches Verfahren. Die USA hätten das Sondertribunal mit Rechtsexperten und technischer Hilfe
unterstützt, damit internationale Rechtsstandards eingehalten würden.
Angesichts anhaltender Gewalt will die US- Regierung ihre Präsenz im Irak neu strukturieren. Danach
sollen bereits ab November halb-militärische Wiederaufbauteams in wichtigen Landesteilen ihre Arbeit
aufnehmen und bei der Ausbildung von Polizisten, dem Aufbau von Gerichten und bei
Bewässerungsprojekten helfen, sagte Außenministerin Condoleezza Rice am Mittwoch in Washington
bei einer Anhörung im US-Senat. Außerdem würden Diplomaten, Polizeiausbilder und Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen in US-Militärbasen eingebunden, um sich dann im Schutz von US- Einheiten
bewegen zu können. Vorbild sei das erfolgreiche Vorgehen in Afghanistan.
Ziel bleibe es, das Rückgrat des Aufstandes zu brechen, damit die irakischen Sicherheitskräfte mit
den Aufständischen ohne weit reichende Unterstützung der US -Streitkräfte klarkommen könnten,
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sagte Rice weiter. Außerdem solle die Unterstützung für die Aufständischen aus dem Ausland
unterbrochen werden. Rice warf Syrien und Iran vor, die Durchreise von ausländischen Kämpfern
sowie Militärhilfe für die Aufständischen zu gestatten. «Syrien und Iran müssen sich entscheiden, ob
sie Grund für Krieg oder Frieden sind», sagte Rice.
Nach den Worten von Rice muss die neue irakische Regierung, die nach den Parlamentswahlen im
Dezember ihre Arbeit aufnehmen wird, die Spaltung zwischen ethnischen und religiösen Gruppen
überwinden. Die US-Regierung werde Parteien und Politiker aller Richtungen unterstützen, die sich für
eine friedliche und demokratische Zukunft des Irak einsetzten.
20. Oktober: Nur einen Tag nach seiner Entführung in Bagdad ist der irische Journalist Rory Carroll
(33) am Donnerstagabend wieder freigekommen. Die Londoner Zeitung «Guardian», berichtete auf
ihrer Internetseite, ihr Korrespondent habe seine Eltern in Dublin am Donnerstagabend angerufen und
ihnen mitgeteilt, er sei unversehrt freigelassen worden. Die näheren Umstände waren noch unklar. Die
irische Regierung hatte sich für die Freilassung Carrolls eingesetzt. Nach britischen Medienberichten
haben Aufständische seit Beginn des Irak-Krieges bislang mehr als 220 Ausländer entführt und rund
40 von ihnen getötet.
Ein seit März 2003 im Irak vermisster französischer Journalist ist nach Angaben des
Außenministeriums in Paris tot. Wie Außenminister Philippe Douste-Blazy mitteilte, starb der
Journalist bei einem Feuergefecht zwischen Irakern und amerikanischen Soldaten. Die Leiche
des Journalisten ist bisher nicht gefunden worden.
Unterdessen wurde die Entführung eines Anwalts im Prozess gegen Saddam Hussein bekannt. Der
US-Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf Angaben der irakischen Polizei, fünf
Bewaffnete hätten das Büro von Saadun al-Dschanabi gestürmten und ihn verschleppt. Der Anwalt sei
ein Verteidiger von Awad Hamed al-Bandar, dem früheren Chef des Revolutionären Gerichtshofes,
der am Mittwoch neben dem Ex- Diktator auf der Anklagebank saß.
Bei einem Autobomben-Anschlagauf einen US -Militärkonvoi in der nordirakischen Stadt Bakuba sind
am Donnerstag mindestens vier irakische Zivilisten getötet worden. Bei dem Selbstmordanschlag etwa
65 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad wurden nach Polizeiangaben 14 weitere Menschen
verletzt. Es gab zunächst keine Informationen über US-Opfer. In der 50 Kilometer entfernten Stadt
Balad kamen am Vortag drei US -Soldaten ums Leben, wie das Militär weiter mitteilte. Sie seien Teil
eines Konvois gewesen, auf den ein Bombenanschlag verübt wurde. Seit dem Einmarsch im März
2003 sind damit knapp 2000 US-Soldaten im Irak ums Leben gekommen.
Nach dem Verfassungsreferendum im Irak versucht die Arabische Liga im Konflikt zwischen Sunniten
und der Übergangsregierung zu vermitteln. Liga-Generalsekretär, Amre Mussa, reiste am Donnerstag
dazu erstmals seit dem Sturz von Saddam Hussein vo r mehr als zweieinhalb Jahren nach Bagdad.
Die irakische Führung reagierte mit Skepsis auf Mussas Idee, noch vor Jahresende eine «Konferenz
der nationalen Eintracht» zu organisieren. Regierungschef Ibrahim al- Dschafari sagte: «Der politische
Prozess ist ohnehin offen. Jeder kann daran teilnehmen, ausgenommen sind nur die Baathisten
und Terroristen.» Eine Delegation der Liga, die Mussas Besuch vorbereitet hatte, war in Bagdad
beschossen worden. Mehrere Leibwächter starben. Die Delegierten blieben unverletzt.
Derweil nahmen Sicherheitskräfte nur wenige Stunden nach Beginn des Prozesses gegen Saddam
Hussein einen Neffen des Ex-Machthabers fest. Jassir Sabawi al-Tikriti hatte sich nach Angaben der
Armee am Mittwochabend in Tikrit unter die Demonstranten gemischt, die vor der Saddam-Moschee
für die Freilassung seines Onkels demonstrierten. Der Verwandte und ehemalige Leibwächter
Saddams soll an der Organisation der Demonstration beteiligt gewesen sein. Die US-Armee vermutet,
er seit dem Sturz des Regimes Angriffe auf US-Soldaten organisiert und Aufständische mit Geld
versorgt hat.
Die US -Armee erklärte, ihre Soldaten hätten am vergangenen Samstag im Westirak Saad al-Dulaimi
festgenommen, der alle El-Kaida-Anschläge auf Soldaten in Ramadi und Falludscha geplant habe.
Auf einem Tonband, das auf einer Islamisten-Internetseite veröffentlicht wurde, bestätigte die Gruppe
El Kaida im Zweistromland von Abu Mussab al- Sarkawi außerdem den Tod ihres Führungsmitgliedes
Abu Assam, der zuvor von den US-Truppen bekannt gegeben worden war.
Bei Anschlägen im Irak starben innerhalb von 24 Stunden mindestens 25 Menschen, darunter vier USSoldaten. Bei einer Explosion nahe einer Schule in Bagdads Villenviertel wurde am Donnerstag
mindestens ein Kind getötet worden. Im so genannten Todesdreieck südlich von Bagdad fand die
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Polizei die Leichen von fünf Zivilisten, die von Unbekannten erschossen worden waren.
21. Oktober: Ein Anwalt aus dem Prozess gegen den früheren irakischen Diktator Saddam Hussein
ist in der Nacht zum Freitag (21.10.05) ermordet worden. Dies bestätigte die Polizei in Bagdad. Sadun
Sughair
al-Dschanabi hatte in dem am Mittwoch begonnenen Prozess den ehemaligen Chefrichter des
Revolutionsgerichts, Awad Hamid al-Bander, vertreten und war einer von 13 Verteidigern im
Gerichtssaal. Al-Dschanabi war am Donnerstagabend von unbekannten, maskierten
Bewaffneten aus seiner Kanzlei im Bagdader Stadtteil Schaab verschleppt worden. Seine Leiche
wurde am Freitag bei einer Moschee unweit seiner Kanzlei gefunden. Das Motiv der Tat war unklar.
22. Oktober: Das US-Militär tötete am Samstag (22.10.05) in Husaibah an der syrischen Grenze nach
eigenen Angaben 20 Aufständische. US-Truppen hatten dort fünf Rebellenverstecke ausgehoben und
dabei mehrere Waffenlager und eine präparierte Autobombe entdeckt. Bei den Getöteten habe es sich
um «Terroristen» gehandelt, die arabischen Kämpfern der irakischen El-Kaida-Organisation
Unterschlupf gewährt haben sollen. Ein US - Soldat starb am Freitag bei einem Kampfeinsatz gegen
Aufständische nahe der westirakischen Ortschaft Haklanija, teilte das US- Militärkommando am
Samstag mit. In dem Gefecht wurden auch vier Rebellen getötet. Unbekannte Bewaffnete ermordeten
am Samstag in Kerbela zwei ehemalige Mitglieder der unter Saddam Hussein herrschenden BaathPartei.
23. Oktober: Millionen von Irakern halten nach einer geheimen Umfrage Selbstmordanschläge auf die
in ihrem Land stationierten ausländischen Truppen für gerechtfertigt. Das berichtet die britische
Sonntagszeitung «Sunday Telegraph» unter Berufung auf eine Umfrage, die Forscher einer irakischen
Universität im Auftrag des britischen Verteidigungsministerium im August durchgeführt hatten.
Demnach befürworten im Landesdurchschnitt 45 Prozent der Iraker Angriffe auf die ausländischen
Soldaten. Nur weniger als ein Prozent glaubt, der Einsatz der Alliierten verbessere die
Sicherheitslage.
Die irakische Wahlkommission veröffentlichte am Samstag erste Teilergebnisse zum
Verfassungsreferendum. Demnach stimmten die Wähler in 12 von 13 ausgewerteten Provinzen für die
Annahme der Verfassung. Nur in Salaheddin, der Heimatprovinz von Ex-Präsident Saddam-Hussein,
stimmten 81 Prozent der Wähler gegen den Verfassungsentwurf. Allerdings lagen bis Sonntag noch
keine Ergebnisse aus den fünf restlichen Provinzen vor, zu denen auch Anbar und Ninive zählen. In
Anbar wird mit einem klaren Nein gerechnet. Das Ergebnis aus Ninive ist schwer vorherzusagen. Es
könnte den Ausschlag geben.
Unterdessen bemühte sich der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, im Irak um eine
Versöhnung zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Er erhielt dabei nach eigenen Worten
Rückendeckung vom religiösen Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großajatollah Ali alSistani. «Al-Sistani fördert und segnet die Initiative der Arabischen Liga», erklärte Mussa am Samstag
nach dem Treffen mit dem Geistlichen in Nadschaf.
Der schiitische Übergangsministerpräsident Ibrahim al-Dschafari bekräftigte dagegen erneut seine
abweisende Haltung. Er könne einer Initiative nicht zustimmen, die «Baathisten, Terroristen und
Saddam- Anhänger» an den Verhandlungstisch zu bringen trachte. Mussa, der am Sonntag vor dem
kurdischen Regionalparlament in Erbil sprach, will in der zweiten Novemberhälfte in Kairo eine IrakKonferenz mit allen politischen Gruppen des Landes organisieren.
Bei einem Selbstmordanschlag im Zentrum von Bagdad starben am Sonntag fünf Menschen. Drei
Polizisten und zwei Passanten wurden getötet, bestätigte die Polizei in Bagdad. Ein Bombenanschlag
vor dem Haus eines Polizeioffiziers in Tikrit tötete den Beamten, zwei seiner Kinder und zwei
Mädchen, die auf ihrem Schulweg das Haus passierten.
In Kirkuk sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Fahrzeug vor einer US -Patrouille in die
Luft. Ein Iraker starb, 13 weitere wurden verletzt, bestätigte die Polizei. Der Attentäter sei ein
Sudanese, der einen gefälschten irakischen Ausweis bei sich getragen habe, hieß es.
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