Wie entscheidend ist der Klimawandel?
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Wie entscheidend ist der Klimawandel?
Die Zukunft der Wasserressourcen Wie entscheidend ist der Klimawandel? Wolfram Mauser Department für Geographie Ludwig-Maximilians-Universität München Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Die Globale Wasserkrise Historische Perspektive auf 2025 IMWI 1995 Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Die Erde ist der Wasserplanet 3.5% 0.03% Grundwasser 1.7% Ocean Salzwasser 96.5% Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan Atmosphäre 0.001% Eisschilde und Gletscher 1.77% Bodenwasser, Feuchtgebiete, Permafrost, und Flüsse 0.03% 5.2.14 Der Wasserkreislauf ist dynamisch Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Die Biosphäre folgt dem Regen Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Das dritte Gleichgewicht der Erde atmosphärisches CO2 und H2O wenig viel Gorshkov (2000) Ohne Leben besitzt die Erde wegen ihrer Wasservorkommens zwei stabile Zustände: 1. bei etwa -80 Grad Durchschnittstemperatur 2. bei etwa +320 Grad Durchschnittstemperatur Das Leben hat einen dritten Gleichgewichtszustand geschaffen: 3. bei etwa +15 Grad Durchschnittstemperatur Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Die Schwankungen im 3. Gleichgewicht IPCC Projektionen Jahr 2100 CO2 (450-1100) CH4 (1500-3700) heute-> Quelle: Petit et al., (1999) Nature 399 Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wasser ist Niederschlag IPCC Report 2007 – Änderung des Niederschlags 2080-2099 vs. 1980-1999 Zusammenfassung aus 20 globalen Klimamodellen gepunktet: mind. 80% der Modelle stimmen im Vorzeichen überein Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wie nutzt die Erde das Wasser? Das Konzept des grünen und blauen Wassers 3 3X 3 3 Grüner Wasserstrom 3 in die Atmosphäre 3 3 3 3 3 3 3 Blauer Wasserstrom in Flüssen/Seen nach Falkenmark (1999) • grünes Wasser: wird von der Vegetation verdunstet (Einmalnutzung) • blaues Wasser: fliesst in Flüssen und Seen (Mehrfachnutzung) Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wasser und die Menschen Niederschlag [mm/a] Bevölkerungsdichte [pro km²] Menschen leben dort, wo es Wasser gibt! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Bevölkerungswachstum 1. Wir werden mehr – Wachstum mit Grenzen? Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wie nutzt der Mensch das grüne Wasser? Landnutzungsänderungen USA Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Ertragssteigerung im Getreideanbau Resultat von Sortenwahl, Düngung und Pestiziden Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Grünes Wasser und Landwirtschaft Wasser und CO2 benutzen die gleichen Diffusionspfade enge Beziehung zwischen grünem Wasserstrom und Kohlenstofffixierung Nutzpflanze Transpirationskoeffizient (l/kg Trockenmasse) Kartoffel 250 – 500 Zuckerrübe 350 – 450 Hafer 400 – 600 Mais 300 – 400 Weizen 250 – 550 Roggen 400 – 700 Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Stickstoff als Treiber des Wasserkreislaufs Biological N2 Fixation 90-130 Combustion of Fossil Fuels 21 Synthetic Fertilizer 78 Lightning <3 N2 Fixation Rice, Soybeans, Alfalfa 43 in Tg N pro Jahr, Kroeze(1998) Green (2002) Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wie nutzt der Mensch das Wasser? Das Konzept des grünen und blauen Wassers 3 3X 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 • grünes Wasser: der Mensch nutzt heute bereits 67% der Weltreserven Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wofür nutzen Menschen das Wasser? Globaler durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Tag: Blaues Wasser: Trink-, Sanitär- und Industriewasser Grünes Wasser: Nahrung 2400 kcal pflanzlich 600 kcal tierisch 2300 Liter 1200 Liter tierisch pflanzlich Die globale Wasserknappheit steht in enger Beziehung zur Frage der Nutzung grünen Wassers für die Nahrungsmittelproduktion!! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wieviel grünes Wasser steckt in unseren Grundnahrungsmitteln? 900 l => 1 kg 900 l => 1 kg 3,400 l => 1 kg 1,300 l => 1 kg 1,000 l => 1 l 6,100 l => 1 kg 3,900 l => 1 kg 4,800 l => 1 kg 16 000 l => 1 kg Der Wasser (grün oder blau), das für die Produktion von Nahrungsmitteln gebraucht wird, wird als “virtuelles Wasser” bezeichnet Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Virtuelles Wasser in Produkten Produkt Gehalt an virtuellem Wasser [Liter] 1 Tomate (70g) 10 1 Kartoffel (100 g) 25 1 Glas Bier (250 ml) 75 1 Tasse Kaffee (125 ml) 140 1 Hamburger (150 g) 2400 1 Paar Schuhe 8000 1 iPhone / aufladen 16000 / 0.5 Fazit: • Wenns nach dem virtuellen Wasser geht ist ein Glass Bier allemal besser als eine Tasse Kaffee! • Für den Gehalt an virtuellem Wasser ist es wichtig wo (und wie) Nahrung produziert wird! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan Land Getreide Rind [l/kg] [l/kg] USA 849 13193 China 690 12560 Indien 1654 16482 Russland 2375 21028 Indonesien - 14818 Australien 1588 17112 Brasilien 1616 16961 Japan 734 11019 Mexiko 1066 37762 Italien 2421 21167 Niederlande 619 11681 Global 1300 15500 5.2.14 Anzahl der Länder mit McDonalds Restaurants Anzahl der McDonalds Restaurants weltweit Warum steigt der virtuelle grüne Wasserverbrauch? Restaurants Länder Land Verbrauch grünen Wassers [m³/P/Jahr] USA 2400 Deutschland 1700 China 700 Indien 500 Jahr Der Verbrauch an virtuellem Wasser ist eng verbunden mit Lebensstilen und Essgewohnheiten Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wie stark sind wir heute vom Handel mit virtuellem Wasser abhängig? Handel mit realen Produkten ist zugleich Handel mit virtuellem Wasser Interner Grüner Wasser-Verbrauch (109 m³/yr) Externer Grüner Wasser-Verbrauch (109 m³/yr) Abhängigkeit vom Import grünen Wassers % Indonesien 242 28 10 Ägypten 56 13 19 Südafrika 31 9 22 Mexiko 98 42 30 Spanien 60 34 36 Deutschand 60 67 53 Japan 52 94 64 UK 22 51 70 Jordanien 1.7 4.6 73 4 16 82 Land Niederlande Hoekstra (2009) Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Was bringt die Zukunft? Szenarien zukünftiger Entwicklung bis 2050: • Anwachsen der Erdbevölkerung auf ca. 9.5 Milliarden Menschen • Anstieg des Erdtemperatur um 1.2 bis 5 Grad (IPCC). • Auftauen von Permafrostböden in Kanada, Skandinavien und Sibirien, • Reduzierung der Niederschläge im Mittelmeerraum • Ausweitung der Wüsten um 50 000 km²/Jahr (~ Fläche Bayerns) • Moderate Veränderungen des Niederschlags in Mitteleuropa • Anstieg des Lebensstandards v.a. in China und Indien mit Erhöhung des Fleischkonsums in beiden Ländern Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Zukunftsperspektive Wasser Verdopplung des Bedarfs!! Zweck Grüne Wasserflüsse weltweit 2050 [km³/Jahr] Nahrungsmittelversorgung heute 7 800 Auslöschung des Hungers 2 200 Nahrungsmittel für 3 Milliarden Menschen 3 900 Total 13 900 Woher nehmen? Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Es gibt keinen goldenen Weg! Aber mehrere Optionen bis 2050: • Ausweitung der Agrarflächen zur Nutzung von mehr grünem Wasser: Niederschlag [mm/a] Bevölkerungsdichte [pro/km²] wirkliche eine Option? weil fast alles schon genutzt wird! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen - Klimawandel Globale Landeigung für Landwirtschaft: 1961-1990 1.0 very good 0.4 barely suitable Veränderung bei +4 Grad: 2071-2100 vs. 1961-1990 Globaler Durchschn: 1960-90: 0.51 2071-00: 0.53 better equal worse Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen - Klimawandel Veränderung der landwirtschaftlichen Eignung bei einem Temperaturanstieg von 4 Grad bis zum Jahr 2100, Szenarion IPCC-SRES A1B 1961-1990 Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen - Klimawandel Veränderung der landwirtschaftlichen Eignung bei einem Temperaturanstieg von 4 Grad bis zum Jahr 2100, Szenarion IPCC-SRES A1B 2070-2100 1961-1990 Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Ausweitung der landwirtschatlichen Flächen - Klimawandel Aber Flächenexpansionen durch Klimawandel Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan Quelle: Ramakutty(2008) 5.2.14 Es gibt keine goldenen Weg! Aber mehrere Optionen bis 2050: • Ausweitung der Bewässerung: möglich auf bis zu etwa 150 % der heutigen Fläche (FAO, 2006) • Wasser effizienter nutzen: – More crop per drop = Reduzierung der Wasserverluste in der Landwirtschaft durch verbesserte Produktionsweisen – Verbesserte Wassernutzungseffizienz der Pflanzen durch Züchtung (genetisch oder konventionell) – Water sparen durch den Handel mit virtuellem Wasser – Änderung der Lebensstile und Konsummuster Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 More Crop per Drop Fazit: fast der gesamte Globus (speziell sub-Sahara Afrika and Zentralasien) kann die Wassernutzungseffizienz gewaltig steigern Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 More Crop per Drop Gewaltige Potentiale für Effizienzsteigerung: • In SSH liegt der Maisertrag bei ca. 1 Tonne pro Hektar • In Europa liegt der durchschnittliche Maisertrag bei ca. 8 Tonnen pro Hektar • Die theoretische Grenze liegt wohl bei 20 Tonnen pro Hektar Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 More Crop per Drop Produktivität des grünen Wassers (kg/mm/ha) Produktionsniveau Europa Globaler Durchschnitt Mehr Ertrag - Mehr Effizienz! Getreide-Ertrag (t/ha) • je höher der Ertrag, desto weniger Wasser braucht man, um 1 Tonne Getreide zu erzeugen! • Wasser sparen durch intensivere Landnutzung, Steigerung bis 6 t/ha scheint bei Getreide sinnvoll! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Energieumwandlungs-Effizienz Verbesserte Wassernutzungseffizienz durch CO2-Anstieg morgen heute gestern Temperatur [oC] Resultat: Stomata schliessen sich und passen sich dem höheren CO2Gehalt an -> gleiche Photosyntheserate bei weniger Wasserverbrauch -> Bodenwasserspeicher ist später leer -> mehr Ertrag (10-25%) Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Handel mit virtuellem Wasser spart reales Wasser Bespiel Mexiko: • Mexiko importiert Getreide, Mais und Hirse aus den USA. Es braucht dort 7.1 Milliarde m³ grünes Wasser pro Jahr, um zu wachsen, • wenn Mexiko die importierten Güter im Land produzieren würde, würde das dort 15.6 Milliarden m³ grünes Wasser pro Jahr benötigen • aus globaler Sicht hat der Handel virtuellen Wassers zwischen USA to Mexiko in Form von Getreiden 8.5 Milliarden m³ grünes Wasser gespart! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wo bleibt das Virtuelle Wasser? Beispiel Weizen Quelle: Hoekstra (2012) Wir wissen schon recht gut, wohin das virtuelle Wasser fließt. Die Kunden kommen allerdings in der Regel nicht für die Umweltschäden auf! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wie entscheidend ist nun der Klimawandel? • Die Zukunft der Wasserressourcen wird primär von der Nachfrage durch den Menschen und die Nachhaltigkeit ihrer Befriedigung bestimmt. - und nicht durch den Klimawandel!! • Klimawandel ist das Symptom und nicht die Ursache. Er verändert regional das Angebot an Wasser, aber wohl kaum das globale Angebot. • Regionale Ungleichgewichte des Angebots als Folge des Klimawandels wären leicht durch Handel mit virtuellem Wasser ausgleichbar. • Entscheidend für die Nachfrage ist die Entwicklung von Bevölkerungszahlen und Lebensstilen • Zukünftiges Verhalten wie die Siedler: • „expansion into great wild open“ • Autarkie in der Nutzung grünen Wassers zur Nahrungsmittelerzeugung kann Wasserknappheit nicht lösen. • ökologische Effizienzsteigerung bei der Nutzung ist die einzige Lösung!! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Wassernutzung in einer globalisierten Welt effizient, nachhaltig und gerecht! Wir brauchen globale institutionelle Übereinkommen um: • die Landwirtschaft weltweit darin zu unterstützen, grünes Wasser effizienter zu nutzen, • uns auf auf den maximale zulässgen nachhaltigen Wasserverbrauch pro Person zu einigen, • uns auf eine globale Preispolitik für Wasser zu einigen. Sie muß die vollen Kosten für die Wassernutzung abdecken (Investitionen, Betrieb, Wartung, Wasserknappheitsaufschläge, Kosten für Umweltschäden), • die minimalen Wasser-Grundrechte für jeden Menschen umzusetzen: – Zugang zu sauberem Drinkwasser, – Minimaler Anteil an den grünen Weltwasserreserven für jeden Menschen, • uns auf Regeln für einen globalen Handel mit virtuellem Wasser zu einigen! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14 Danke für die Aufmerksamkeit! Hans-Eisenmann Akademie Weihenstephan 5.2.14