- Kármán Hochschulzeitung

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- Kármán Hochschulzeitung
Kultur
Hochschule
Der Subkulturwinter
des Hochschulradios
Seite 4
Reaktionen auf die
Bildungsproteste
Seite 2
Eigentlich nicht da
Wenn alle mitdenken
STUDENTISCHE ZEITUNG DER RWTH AACHEN
Herausgegeben vom Verein Kármán Hochschulzeitung e.V.
Nr. 52
Hauptsache Elite
IN DIESER AUSGABE
HOCHSCHULE
Bildung = Herkunftssache
Kommentar zum
Stipendiensystem
Schon die PISA-Studien legten dar, woran die
streikenden Studenten in den letzten Wochen erinnerten: Sozial Schwache und Migranten werden im Bildungssystem benachteiligt
D
Seite 2
HOCHSCHULE
Wenn alle mitdenken
In diesem Jahr machten viele Studenten in
Deutschland auf Missstände im Bildungssystem
aufmerksam und lösten neue Debatten in Politik, Presse und Gesellschaft aus
Seite 2
MELDUNGEN
KurzNotiert
Die wichtigsten Dinge in Kürze notiert: SP gegen Studiengebühren und Hörsaalbesetzung /
MOGAM-Mäzen tot / SuperC: Wieder Belastung / Medizinstudenten der RWTH erfolgreich
/ Schnellerer Fernverkehr / „Aachen sagt ja“
Seite 2
HOCHSCHULE
„Aachen wirkt irritierend schläfrig“
Kármán spricht mit dem RWTH-Politologen
Emanuel Richter über die Studierendenproteste
Seite 3
KULTUR
„It's Love, it's not Santa Claus!“
Gewollt, aber nicht gekonnt: Marc Webbs Kinodebüt „(500) Days of Summer“
Seite 3
KULTUR
Eigentlich nicht da
Der Subkulturwinter vom Hochschulradio und
dem Mörgenstheater bietet junge Kultur von
Film, Musik, Literatur bis Kabarett. So etwas hätte man in Aachen nicht vermutet
Seite 4
WISSEN
Der, die oder das Nutella?
Eine ewige Frage wird geklärt
IMPRESSUM
Seite 4
Kármán erscheint zweiwöchentlich in der
Vorlesungszeit. Kármán fühlt sich keiner
Gruppierung verpflichtet. Für namentlich
gekennzeichnete Artikel übernimmt der Autor
die Verantwortung.
Herausgeber: „Kármán Hochschulzeitung e.V.“
c/o RWTH Aachen, 52056 Aachen
www.karman-aachen.de
twitter.com/kamikarman
Kárm án i m I n tern et:
E-Mail Redaktion:
KW 49
[email protected]
E-Mail Anzeigen: [email protected]
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Till Spieker
Druck: Druckerei Klinkenberg, Aachen
Auflage: 3000
Förderung für die Besten: Bildungsfonds an der RWTH (Foto: flokz, stock.xchng)
Geld für die Besten
Stipendien des RWTH-Bildungsfonds unterstützen die
besten Studierenden an der RWTH
Über 2000 Studierende hatten sich in diesem
Wintersemester um ein Stipendium des RWTHBildungsfonds beworben. Ein Angebot, mit
dem der Rektor Schmachtenberg Nachwuchs gewinnen und Exzellenz fördern möchte.
Seit dem Beginn dieses Jahres arbeitet Angelika
Poth (Fundraising-Beauftragte der RWTH) im
Auftrag des Rektors an dem Aufbau eines Stipendiumsystems, dem Bildungsfonds. „Der Entschluss der Landesregierung im April 2009 hat
uns dabei sehr geholfen", meint Angela Poth.
Ab diesem Wintersemester unterstützt das Land
Nordrhein-Westfalen Stipendien von Firmen
und Bürgern. Mindestens 150 Euro (1800 € im
Jahr) sollen von einem Förderer kommen, weitere 150 Euro schießt das Land NRW zu.
Insgesamt hatte die Landesregierung der RWTH 87 Stipendien zugesagt. Für alle 30 Hochschulen waren 1.400 Stipendien vorgesehen. Da
andere Hochschulen nicht genügend Förderer
fanden und somit ihre Mittel nicht abrufen konnten, wurden es für die TH am Ende 182. Damit
führt die RWTH vor der Universität Duisburg
Essen (136) und der Ruhr-Universität Bochum
(120).
In diesem Semester bekommen etwa zwei Prozent der Studierenden an der RWTH ein Stipendium, der Anteil des Bildungsfonds liegt dabei
weit unter einem Prozent. Die RWTH hat das
Ziel, mittelfristig den besten 20 Studierenden eines Semester ein Stipendium anbieten zu können, dies entspricht in etwa auch dem Ziel der
Landesregierung.
An der RWTH ist man sich der schwierigen
Situation, die die Einführung der Studiengebühren für einige Studierende mit sich gebracht hat
bewusst. Allerdings sieht Rektor Schmachtenberg in dem aktuellen Programm vor allem ein
Mittel, um talentierte Schüler an die RWTH zu
locken und die besten Studierenden eines Jahrgangs finanziell zu unterstützen. Das Exzellenz-
förderprogramm
soll
keine
Ausgleichsmaßnahme für die 2006 eingeführten
Studiengebühren sein. Die soziale Herkunft und
das Einkommen des Eltern spielt bei der Vergabe daher keine Rolle.
Die Verteilung der Stipendien fand in diesem
Jahr aufgrund von Notendurchschnitten und
Credit-Punkten statt. Nach dem Bewerbungsende sandte Angela Poth eine Liste mit den 250
besten Studierenden an die Fachbereiche. Diese
wählten dann anhand eines zweiseitigen Bewerbungsschreibens und von Gesprächen aus. Die
Kriterien waren dabei durchaus unterschiedlich,
berichtet Angela Poth. Manche Fachbereiche
haben eher Wert auf gute Noten gelegt, anderen
war ehrenamtliches Engagement und Auslandserfahrung ebenso wichtig. Die Förderer haben
bei der Auswahl nur bedingt Einfluss. Sie können nur die Fachrichtung festlegen, aus der der
Stipendiat kommen soll. Ab einem Gesamtwert
von 14.400 € können sie außerdem an der Auswahl der Bewerber teilhaben.
Die Förderer selbst kommen aus verschiedenen Fachrichtungen. Zu jeweils einem Drittel
haben Stiftungen, Wirtschaftsunternehmen und
Vereine und Verbände Stipendien unterstützt.
Bei der Fachbindung der Stipendien folgt Aachen dem Landestrend, wonach die Stipendien
zu 51,5 Prozent an Ingenieure (NRW 21%) und
7,3 Prozent an Mathematik und Naturwissenschaften (8%) gehen. Ein Drittel der Stipendien
wurde an der RWTH ohne spezielle Fachbindung vergeben. Als eine der wenigen Privatpersonen hat auch Rektor Schmachtenberg ein
Stipendium übernommen.
ie Forderung nach mehr Stipendien hört
man hierzulande nicht nur von streikenden Studenten, sondern auch von Eltern, Bundestagsabgeordneten
und
Professoren.
Stipendien schützen uns davor, eine Geldelite
auszubilden und sollen jeden fördern, der potentiell positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben kann.
Weil man das in anderen Ländern weiß,
kann man dort für jedes Talent in jedem Studiengang gefördert werden: Sport, Musik, Engagement, Noten. In unserem schönen Land
dagegen spricht man zwar gern davon, dass alle
die Möglichkeit zu einem Stipendium haben,
aber trotzdem steht „außerordentlich gute Leistungen“ in jedem ersten Absatz jeden Förderinstituts, egal ob Kirche, Firmen,
Forschungsinstitute oder Staat. Engagement
u.ä. zählen auch, man hat dafür eine 10%-Quote. Unsere Hochschule bzw. das Land NRW
machen es sich noch leichter und interessieren
sich von vornherein nur für die 100 Genies unter den 30.000 RWTH-Studenten, wir sind
schließlich Elite. Auf der Strecke bleibt, wer
nicht ganz so druckresistent ist und sich vom
verschulten BA/MA-System gern mal eine Klausur verderben lässt, nebenher arbeiten muss
und daher nicht genug Zeit zum Lernen hat
oder einfach nur nebenbei noch soziale Tätigkeiten macht, die nicht in die Note eingehen. Davon
können
Fachschaftler
und
AStA-Mitarbeiter ein Lied singen, denn ihre Arbeit für die Studenten und ihr eigenes Studium
unter einen Hut zu kriegen, misslingt oft genug.
Ähnlich geht es Kindern nichtakademischer Eltern- nur 10% der Stipendiaten kommen aus diesen Familien.
Was nun wollen die Freunde und Förderer
unserer Studierenden? Welche Art Student ist
der wahre Arbeitgebertraum? Anscheinend das
zielgerichtete Akademikerkind, dessen erste
Priorität die Arbeit ist- und natürlich der Geniale, der es einfach kann.
(Julia Krawielicki)
Namenswettbewerbe sind in – nicht nur durch
das C-Caffè, das so zu seinem Namen gekommen ist („SuppenC“ setzte sich nicht durch).
Einen Wettbewerb vermisse ich allerdings.
Denn etwas schreit geradezu nach einer Namenswahl der Studierenden – schließlich zahlen
sie es auch weitestgehend selbst: im ehemaligen
Heizkraftwerk hinter dem SuperC entstehen
zwei neue Hörsäle, die mit mindestens fünf Millionen Euro aus Studiengebühren finanziert
werden. Diese zwei Säle brauchen dringend pas(Benjamin Marquardt) sende Namen! Und wer zahlt, benennt, liebe
Hochschule!
INFORMATION
Hier schon mal ein paar Anregungen: Es bieWeitere Informationen zum RWTH-Bildungs- tet sich eine kombinierte Lösung an, denn beide
fonds und zur nächsten Ausschreibung unter: Hörsäle liegen übereinander. Noch nah an der
üblichen Raumbezeichnung der Hochschule wäwww. rwth-aachen. de/go/id/xaz/
re daher „R2-D2“ und „C-3PO“. Kaum durchzusetzen sollten dagegen wohl Namen wie
„Millionengrab“, „Büffelbude 1 und 2“ oder
InfoBox: Die Förderer des Bildungsfonds
„Dick“ und „Doof“ sein. Gleiches gilt auch für
Aixigo AG, Bayer Technology Services, Business Technologie GmbH, ProRWTH e.V., Railistics,
„Hervé“ und „Thea“ – aber einen Bezug zur
Club Aachen Maastricht e.V., BWG Bergwerk- Regina e.V., RWE Dea, Saint Gobain, SchillerHochschule sollte es schon geben. Notfalls eben
und Walzwerk-Maschinenbau GmbH, Cologne Milde-Stiftung, Schmachtenberg, Univ.-Prof.
geschichtlich, nach bekannten Persönlichkeiten
Chip AG, Dr. Carl-Arthur-Pastor-Stiftung, DTG Dr.-Ing. Ernst, Schoonbrood, Dr. Josephus, Sieder RWTH. Obwohl, lieber nicht, der angeGmbH, ENEL, E.ON AG, Generali Deutschland mens AG, Solitem Group, Sparkasse Aachen,
strebten Doppellösung wegen – wer will schon
Holding AG, GKD - Gebr. Kufferath AG, Gude Telekom-Stiftung, The MathWorks, Van den
entscheiden, ob nun der obere „Schwerte“ und
Analog- und Digitalsysteme GmbH, IHK Aa- Boom, Dr. Hans Werner, Voss-Stiftung, Walterder untere „Schneider“ heißen soll, oder umgechen, Kandzi, Dr. Ulrich, Lange, Dr.-Ing. Er- Reiners-Stiftung, Wintershall Holding AG
kehrt?
hard,
Lieven,
Theo,
Oerlikon,
Philips
Quelle: RWTH
(F. E. )
*Ideologisch, dogmatisch, destruktiv und deplatziert
Seite 2
Bildung = Herkunftssache?
KurzNotiert
SP gegen Studiengebüh- Die Chancen und Probleme von Migranten im deutschen Bildungssystem
ren und Hörsaalbesetzung Bereits die PISA-Studien Anfang der 2000er Jah- Einwandererfamilien lässt sich feststellen, dass Die Gründe für die hohen Abbrecherzahlen hänDas Studierendenparlament hat sich erstmals
seit der Einführung mehrheitlich gegen Studiengebühren ausgesprochen. Auf der Sitzung vom
18. November wurde eine entsprechende von
Grüner Hochschulgruppe, Juso-HSG und Allgemeiner Fachschaftsliste eingebrachte Resolution beschlossen, in der es heißt, das SP
"akzeptiert die Erhebung von Studiengebühren
(offiziell Studienbeiträge) nicht und positioniert
sich daher entschieden gegen diese". Ebenfalls
verabschiedet wurde auf Initiative der Liberalen Hochschulgruppe eine Resolution, in der
sich das Parlament Hörsaalbesetzungen als Protestform ablehnt und sich vom "Dauerplenum"
im Fo3 distanziert. Beide Resolutionen sind im
Wortlaut auf der Seite der Studierendenschaft
zu finden unter www.stud.rwth-aachen.de
MOGAM-Mäzen tot
Im November verstarb der Ehrensenator der
RWTH und Mäzen des MOGAM Dipl.-Ing.
Dr. h.c. Young-Sup Huh. Von 1964 bis 1968
studierte der aus Korea stammende Dr. Huh an
der RWTH Eisenhüttenkunde und zählte zu
den ersten Studierenden aus Asien an der RWTH. Nach seinem Studium setzte er sich in seinem Heimatland als langjähriger Vorsitzender
der koreanischen Alumni-Vereinigung für die
Interessen der RWTH ein und förderte so den
exzellenten Ruf der RWTH Aachen in Korea.
SuperC: wieder Belastung
Seit dem Bau des SuperC reißen die Pannen
nicht ab. Bereits im Mai wurde eine zu hohe
Schadstoffbelastung festgestellt. Mehrere Mitarbeiter klagten über Augenbrennen und Reizungen der Haut und der Atemwege (Kármán
berichtete). Das häufigere Lüften und das Reinigen der Luft brachte in den Sommermonaten
zwar Besserung, seit Oktober jedoch steigt die
Belastung wieder. Inzwischen konnte festgestellt werden, dass die Belastung mit mehreren
Alkoholen und Aldehyden aus dem Fußbodenunterboden stammt. Die Ergebnisse werden
jetzt weiter untersucht und Lösungen erarbeitet. Nach Angaben des Hochschularztes führt
die gemessene Schadstoffbelastung nicht zu
schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden.
Dreiviertel der Migranten mit Abitur eine Ausbildung präferieren- zumal diese kein Geld kostet,
sondern Geld einbringt und ein schärferes Berufsprofil zeichnet. Die Studiengebühren weisen zusätzlich für sozial Schwache oder
In keinem vergleichbaren Industrieland spielen so- Zuwanderungsfamilien ein Abschreckungspotenziziale und ethnische Herkunft bei der Bildungs- al auf.
chance eine solch entscheidende Rolle, so PISA.
Trotzdem hat sich nach langen Debatten um Spracherhebungstests im Kindergarten, um G8 (acht
gymnasiale Jahre bis zum Abitur) sowie der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems in puncto sozialer Ausgleich im Bildungssystem wenig
getan.
Die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes 2008 und der am 25. November 2009 veröffentlichte Kinderreport 2010 des Deutschen
Kinderhilfswerkes belegen dies. Zwar haben laut
dem Statistischen Bundesamt mit 21 Prozent
mehr Migranten Abitur als Deutsche (18 Prozent), jedoch klafft die Schere insbesondere bei
Schulabgängern ohne Schulabschluss, die 13 ProQuelle: Statistisches Bundesamt
zent bei den Migranten und nur 2 Prozenten bei
den Deutschen beträgt, sowie bei den Studienan- Ein Blick auf die Abbrecherquoten klärt zudem
fängern auf. So haben nach Sozialerhebungen über die Perspektiven von Migranten an Hochdes Studentenwerkes nur 7 Prozent aller Studen- schulen auf: Nach vorläufigen Angaben des Hochten einen Migrationshintergrund. Da drängen schul- Informations- System (HIS) haben so
sich einige Fragen auf: Wo bleiben 14 Prozent mi- genannte Bildungsinländer (Ausländer mit deutgrantische Abiturienten, wenn man sie in der schem Abitur) geringe Erfolgsaussichten an deutHochschule vergeblich sucht? Was bewegt sie da- schen Universitäten. So blieben im Jahr 2000 von
zu, von der Hochschule fern zu bleiben und 9800 Studienanfängern fünf Jahre später nur
warum gibt es unter den migrantischen Studen- noch 5400 Studenten übrig. Das ergibt mit 45 Proten so wenige Absolventen? Angesichts der niedri- zent eine Abbrecherquote, die doppelt so hoch ist
gen
Studienanfängerzahlen
aus wie die Quote ihrer deutschen Kommilitonen.
re legten dar, woran die bundesweit streikenden Studenten in den letzten Wochen
erinnerten: Sozial Schwache und Migranten werden im deutschen Bildungssystem benachteiligt.
gen vorwiegend mit der schlechten, unangemessenen Betreuung und mit sprachlichen Defiziten
zusammen. Zwar ist ein großer Teil der Migranten in Deutschland geboren und kann sich im
Alltag einwandfrei verständigen. Jedoch weisen
viele Migranten sowie sozial Schwache insbesondere in der Schriftsprache Mängel auf, die noch
aus Schulzeiten verschleppt werden, weil es
kaum ausreichende und kontinuierliche Sprachtrainingskurse gibt, die sie auf ein vergleichbares
Niveau mit ihren Mitschülern aus der Bildungsbürgerschicht heben könnten. Zu einem ähnlichen Fazit kommt auch der Präsident des
Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger:
„Das Deutsche Kinderhilfswerk muss insgesamt
feststellen, dass von einer besonderen Förderung
benachteiligter Kinder in der Schule keine Rede
sein kann. Dies gilt es in den nächsten Jahren zu
verwirklichen– im Interesse aller Kinder und im
Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft!“ Diesen Appell muss die deutsche Bildungspolitik insbesondere in Anbetracht der
Tatsache, dass Deutschland nach einem Bericht
der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2008 in
den kommenden Jahren ein Fachkräftemangel
bevorsteht, ernst nehmen. Schließlich werden paradoxerweise jährlich zehntausende Studenten
und Fachkräfte aus dem Ausland angelockt, anstatt die bereits hier lebenden Migranten zu fördern- was, nach einem Vorbereitungspapier zum
Integrationsgipfel, der deutschen Wirtschaft jährlich 250.000 Ingenieure schenken könnte
(Nabila Abbas)
Wenn alle mitdenken
Der „Bundesweite Bildungsstreik“ führt zu Reaktionen in Politik und Gesellschaft
Medizinstudierende der
RWTH erfolgreich
Nach Ergebnissen des schriftlichen Teils des
zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung waren die Aachener Studierenden im bundesweiten Vergleich sehr erfolgreich. Alle 99
Studierenden des Modelstudiengangs Medizin
bestanden die Abschluprüfung. Vom RegelstuEtwa 3000 Studierende protestierten am 17. November auch in Aachen (Foto: G. Mierau)
diengang Medizin bestanden von 161 Aachener
Studierenden 4% die zentrale Prüfung nicht. In diesem Jahr machten viele Studenten in nach der letzten Konferenz im Oktober die RegeDie bundesweite Durchfallsquote lag bei 27,1%. Deutschland auf Missstände im Bildungssystem lungen der Länder als zu detailliert, sie würden
aufmerksam, ihre Hauptforderungen waren kos- den Fachbereichen ein allgemeines Regelwerk
tenlose Studienplätze, bessere Betreuung, besse- aufzwingen, dass ihnen die individuelle GestalSchnellerer Fernverkehr
re Ausstattung und weniger Verschulung im tung nicht mehr ermöglicht und zur VerschuMit dem Fahrplanwechsel zum 13. Dezember BA/MA-System. Sie forderten Aufmerksamkeit lung führt. Das erkannte auch die KMK und
gibt es neue Fernverkehrsanbindungen ab dem und lösten neue Debatten in Politik, Presse und will nun mehr Wahlmöglichkeiten in einzelnen
Fachbereichen, sowie die Abstimmung der LehrAachener Hauptbahnhof. Der Thalys nutzt ab Gesellschaft aus.
pläne verschiedener Unis unterstützen, um
sofort wie die ICE-Züge die Neubaustrecke
über Lüttich und spart somit zwischen Aachen In einigen Städten wurden die Proteste nicht Standortwechsel zu erleichtern.
Die politischen Parteien sind sich dagegen
und Brüssel eine halbe Stunde Fahrtzeit. Die von der Hochschule gebilligt, in anderen rief der
Fahrtdauer Aachen-Brüssel beträgt dann noch Rektor sogar dazu auf. Dabei ist die Lage bzgl. nicht so einig. Bundesbildungsministerin Annet70 Minuten, nach Paris 2,5 Stunden. Eine neue der Universitäten viel klarer, als es manchmal te Schavan (CDU) hatte im Sommer die Streik
Frühverbindung gegen 7 Uhr ermöglicht einen aussieht: Auf der Hochschulrektorenkonferenz als die "ewig gestrigen" abgetan, heute scheint
längeren Tagesausflug nach Paris als bisher. Zu- (HRK) wurden im Oktober 2009 Forderungen sie die Kritik anzunehmen und trägt das Mandem gibt es freitags einen neue IC-Verbindung beschlossen, die sich mit denen der Studenten tra von den höchsten Bildungsausgaben in der
fast genau deckten. Es geht vor allem um mehr Bundesgeschichte vor sich her (zusätzliche 12
zwischen Aachen und Berlin.
staatliche Finanzierung für bessere Betreuung, Mill. in den nächsten vier Jahren). Sie sieht vor
Ausstattung, Fördermöglichkeiten und For- allem die Vorteile der Bologna-Reform, beson„Aachen sagt ja!“
schung aber auch mehr Studienplatzangebote. ders die Mobilität. Dass diese aufgrund stark speAuf Initiative von Amnesty International, dem Zusätzlich wird auf den Bedarf nach mehr Ko- zialisierter Studiengänge und zugepackten
Aachener Stadtrat und anderen sozialen Ein- operation zwischen Bund und Ländern bzw. Wis- Semesterplänen nicht möglich ist, sei ein Fehler
der Hochschulen. . Das unterstützt auch Andrerichtungen kümmert sich die Save Me-Kampa- senschaft und Wirtschaft hingewiesen.
Ähnlich sieht es auch die Kultusministerkon- as Pinkwart, NRW-Wissenschaftsminister von
gne Aachen um von der UNO als besonders
hilfsbedürftig eingestufte Flüchtlinge aus dem ferenz (KMK), welche besonders für die letzten der FDP. Er ist für eine Überprüfung der StuIrak. Speziell für Kinder und Jugendliche wird beiden Punkte von Bedeutung ist. Die KMK diengänge, aber versteht die Missstände an den
eine Sprach- und Integrationsfördergruppe mit setzt sich aus den für Bildung und Erziehung zu- Unis als Problem, dass von eben diesen ausgeht.
Unterstützung der ESG und KHG eingerichtet, ständigen Ministern und Senatoren der Länder Die Grünen stellen sich auf die Seite der Univerdie sich aus Aachener Studenten zusammen- zusammen, die für einheitliche Standards (z.B. sitäten. Sie bemängeln vor allem fehlende Chansetzt. Das nächste Treffen für alle Interessenten von Zeugnissen) und Koordinierung sorgen. cengleichheit und stehen im Konsens mit der
Die HRK-Präsidentin Wintermantel kritisierte SPD, welche offiziell die Forderungen nach freiist am 10.12. (20 Uhr, Nizzaallee 20).
er und kostenloser Bildung unterstützt und für
eine Überarbeitung der Hochschulreform ist.
Die Aktionen der Studierenden lösten in Politik und Gesellschaft eine neue öffentliche Bildungsdebatte aus, die eben jene klaren
Stellungnahmen forderten. Das spiegelt sich
auch in der Presse wider – während im Sommer
noch viele kritische Stimmen den Bildungsstreik
als Aufruhr fauler linker Studenten abtaten, waren die Reaktionen auf den Herbst einhellig auf
Seiten der Fordernden. Die Süddeutsche Zeitung nannte die Studentenproteste im Mai 2009
noch „Linke Rebellion“, im November dagegen
erkannte sie bereits „berechtigte Klage“ an. Die
FAZ schrieb im November „Das Studium muss
besser werden“ und kritisierte in zahlreichen Artikeln und Interviews die Umsetzung von Bologna und die schlechte Finanzierung der
Hochschulen. Die Bild-Zeitung blieb meist neutral, ordnete den Streik am 17.Juni allerdings
noch allein der Linksjugend zu: "Linke Chaoten
mischten sich unter die Schulschwänzer"- auch
im Herbst änderte sich daran wenig, die Proteste wurden als Aufruhr einer "kleinen Minderheit" abgetan. Berliner Protestanten dankten es
mit einem Stopp ihres Zuges durch die Stadt
vor dem Axel-Springer-Verlag.
Aachener Studenten ließen es ruhiger angehen, durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und
die medienwirksame Besetzung des Fo3 konnte
die Anzahl der Protestanten von rund 500 auf
3000 gesteigert werden. Das Studierendenparlament (SP) sah jedoch kaum Übereinstimmungen mit der Organisation, wodurch einer von
LHG beantragten Resolution des AStA gegen
die Hörsaalbesetzung verabschiedet wurde.
Auch als Reaktion auf die Proteste hat das SP
eine Resolution gegen Studiengebühren beschloßen, darin wird für Aachen "konkret die Abschaffung der Studiengebühren für alle
Studierenden" gefordert.
Rektoren und Politiker erwecken den Eindruck, sich die Schuld gegenseitig zuzuschieben.
Als Reaktion auf die wachsende öffentliche Kritik findet am 16. Dezember der nächste Bildungsgipfel statt. Dabei sitzen die
Bundeskanzlerin, die Ministerpräsidenten und
die Bildungsministerin im zu gemeinsamen Gesprächen im Kanzleramt. So soll die Großbaustelle Bildung angegangen werden – ob eine
Anhöhung des Bafög-Satzes Kernprobleme
löst, ist umstritten.
(Julia Krawielicki)
Seite 3
„Aachen wirkt
irritierend
schläfrig“
Politologe Richter zu den
Studierendenprotesten
Kármán befragte Emanuel Richter, Professor
für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen mit dem Schwerpunkt Politische Systeme
und Comparative Politics, über die aktuellen
Studentenproteste.
Wie schätzen Sie aus politikwissenschaftlicher
Sicht die Studentenproteste der letzten Wochen ein und was halten Sie davon?
Das Demonstrationsrecht ist in der Bundesrepublik Deutschland, wie in vielen Staaten, durch
die Verfassung geschützt und insofern eine völlig legitime Form der Meinungsäußerung, die
auch genutzt werden sollte. Die Studierenden in
einigen europäischen Ländern – und übrigens
verstärkt auch in den USA – nutzen dieses
Grundrecht nun, um eklatante Mängel in ihrer
gegenwärtigen Ausbildungssituation aufzuzeigen und um die Politikerinnen und Politiker sowie die Öffentlichkeit auf einen dringenden
Handlungsbedarf hinzuweisen. Leider ist die
studentische Aktionsbereitschaft in der BRD
sehr ungleich verteilt, Aachen wirkt irritierend
schläfrig. Immerhin verbreiten die Medien die
Botschaft der Studierenden erstaunlich offensiv
und schaffen damit ein breites Forum für den
Protest, den die Hochschulpolitiker nicht länger
still ignorieren können.
„It's Love, it's not Santa Claus! “
Marc Webbs Kinodebüt „(500) Days of Summer“
„(500) Days of Summer“ ist das als Independent- Film gefeierte Debüt von Marc Webb,
dass eine eher unkonventionellen Liebesbeziehung thematisieren will. Doch wie unkonventionell ist der Film selbst?
Er liebt sie. Und sie? Sie hält Liebe für Phantasie. So spielt sich in einfachen Worten ausgedrückt, die Story des Spielfilmdebüts „(500)
Days of Summer“ vom Musikvideo-Regisseur
Marc Webb ab. Der ironisch klingende Erzähler
der „boy meets girl“- Geschichte stellt zu Anfang klar, dass es sich hier keineswegs um eine
Liebesgeschichte handelt und so beginnt der
Film auch mit dem leisen Versprechen, dass der
Zuschauer weder mit einem Happy End noch
mit einer prototypischen Liebesbeziehung gelangweilt wird. Stattdessen wird eine moderne Beziehung zwischen einem hoffungslos romantischen,
verliebten jungen Mann und einer abgeklärten
jungen Frau skizziert, die sich als „Freundschaft
mit Gelegenheitssex“ versteht.
Die Erzählstruktur des Films ist so sprung-
Realität entspricht. In der Retrospektive des
vom Liebeskummer geschüttelten Toms lassen
sich sowohl die Wunschvorstellung als auch die
Wirklichkeit rekonstruieren, in dem Marc
Webb geschickt zwei Perspektiven auf einen
Abend, an welchem Tom bei einer Party zu
Summer eingeladen ist, per Splitscreen nebeneinander herlaufen lässt. Links im Bild gestaltet
sich die Szene nach den Wünschen und Erwartungen Toms: Sie empfängt ihn herzlich und
überschwänglich und freut sich wie ein kleines
Kind an Weihnachten über sein Mitbringsel.
Das rechte Bild klärt über den tatsächlichen
Verlauf des Abends auf: Sie verhält sich kalt, distanziert und arrogant zu ihm — zudem nimmt
sie das Geschenk kaum wahr. In dieser Achterbahn der Gefühle, in der Tom die Rolle des sensiblen Idealisten und Summer die der
realistischen Pragmatikerin einnimmt, schleichen sich immer wieder übertriebene Sequenzen
der Euphorie ein, die dem Film mal musicalhafte, mal Walt-Disney anmutende Bilder mit
reichlichen Tanz- und Musikeinlagen besche-
Schätzen Sie die, von den Studenten angeprangerten Missstände, wie beispielsweise Studiengebühren, die vollen Bachelor- Lehrpläne
und die Unterfinanzierung der Hochschulen,
auch als Probleme ein oder verorten Sie als
Professor die grundlegenden Mängel des Bildungssystems auf einer anderen Ebene?
Ich stimme an vielen Stellen der studentischen
Mängelliste zu – wie eben überraschenderweise
auch große Kreise der Hochschulpolitiker. Insofern gibt es wenig sachlichen Dissens, sondern
nur Diskrepanzen über die Wege und die Geschwindigkeit der Umsetzung.
(Das Interview führte Nabila Abbas)
Anzeige
BWL Party
Die BWLer Party der Fachschaft WiWi der
RWTH.
Apollo Theater, 23 Uhr
Freitag, 4. Dezember 2009
Tag der Informatik
23. Tag der Informatik (TDI) mit zahlreichen
Veranstaltungen und Präsentationen aktueller
Forschung
www.informatik.rwth-aachen.de
Kullenfete Winter 2009
Musik mit DJ Jiro, Cocktailtheke, Bier (0,3l für
1,50€)
Studentenwohnheim Gut Kullen, 21 Uhr, Eintritt frei
Dienstag, 8. Dezember 2009
Energie 2.0
Wo kommt morgen der Strom her?
RWTH Asta Forum präsentiert Kurzvorträge
mit anschließender Podiumsdiskussion
17:30 Uhr Einlass, 6. Etage im SuperC
Uni Cup
Jährlicher Eishockeywettkampf von Studierenden und Professoren aus Maschienenbau, Elektrotechnik und Medizin.
18 Uhr, Tivoli-Eissporthalle, anschließend Party im Starfish
Kowi/TK-Party
Party der Fachschaft Kowi/TK
Musik: Charts, Rock, Pop & 80s-90s
Apollo Theater, 22:30 Uhr
„Kapita“ kann auch aus einer medial unterstützten Öffentlichkeit bestehen - und die hat
der Protest der Studierenden längst erreicht. Zudem stoßen die Studierenden allerorten – übrigens völlig anders als 1968 – auf breite
Zustimmung in der Politik und in den hochschupolitischen Führungskreisen. Man fragt
sich, wer denn überhaupt in Deutschland die
Kurzsichtigkeit der ersten „Bologna-Reform“
mitgetragen hat und dafür heute bereit wäre,
die Verantwortung zu übernehmen.
Öffentlicher Protest und konstruktive Bereitschaft zur Mitwirkung an der „Reform der Reform“ – das ist die richtige Mischung, die ich
übrigens an vielen Stellen bei den Studierenden
beobachte. Das Wissen der Studierenden um
die Bereiche, in denen die Bologna-Reform
nicht gelungen ist, bleibt jedenfalls für die „Reform der Reform“ unerlässlich.
Donnerstag, 3. Dezember 2009
Donnerstag, 1 0. Dezember 2009
Glauben Sie, dass Studenten – auch ohne ökonomisches Kapital – Druck auf die Politik ausüben können?
Was müssen die Studenten tun, um nachhaltig
auf den Entscheidungsprozess in puncto Reformierung des Bildungssystems Einfluss üben
zu können?
Veranstaltungen
Samstag 1 9. Dezember 2009
Mad Squirrels
Konzert (Indie-Rock) veranstaltet von der
KHG
www.madsquirrels.de
Chico Mendes, 21 Uhr, Eintritt frei
Gewollt, aber nicht gekonnt: (500) Days of Summer (Foto: Nabila Abbas)
haft, launisch, eigenwillig und manchmal auch
unverständlich und willkürlich wie die Liebesbeziehung selbst. Clipfilmartig und absolut unchronologisch werden 500 Tage aus der Zeit
zwischen der ersten Begegnung des Protagonisten Tom Hansen (Joseph-Gordon Levitt) und
Summer Finn (Zooey Deschanel) erzählt. Tom
Hansen ist ein Mittzwanziger, dessen Leben
über dem Mittelmaß nicht hinauszureichen
scheint: mittelgroß, mittelschön, mittelnormal,
mittelbraun und mittelglücklich, findet er sich
mit seiner Existenz als Glückwunschkarten- Designer und – Schreiber ab, anstatt seinen Träumen als Architekt nachzugehen. Kurz: Tom
Hansen könnte auch Max Mustermann oder Otto Normalverbraucher sein — bis SIE in sein Leben tritt und seinen Gefühlshaushalt
durcheinander würfelt. Wer Summer genau ist,
was sie — abgesehen von ihren sehr blauen, sehr
kullerartigen Kulleraugen und ihren braunen langen Haaren — so liebenswert macht, was sie
vom Leben erwartet, woher sie kommt und wohin sie will, das bleibt in der allzu schemenhaften, holzschnittartigen Zeichnung der Figuren
völlig unklar. Der Film verbleibt auf der Perspektive eines Mannes, der sowohl beim Versuch das
Mysterium „Frau“ zu knacken als auch beim jenem die „moderne“, unabhängige Frau, welche
sich vor ernsthaften Bindungen sträubt, von der
bedingungslosen Liebe zu überzeugen, scheitert.
Zwischen einem verzweifelten „Unbedingt“ und
einem unsicheren, orientierungslosen "Vielleicht, vielleicht auch nicht" schwankt der Film
vor und zurück. Während in einer Sequenz dem
Zuschauer noch suggeriert wird, hier handele es
sich um eine außerordentlich schöne Beziehung,
die auf Umwegen noch zum Ziel finden wird,
wird man in der nächsten Sequenz Zeuge von einem kalten, unpersönlichen Verhältnis, welches
mehr der libidinösen Einbildung Toms als der
ren: Nach der ersten gemeinsamen Nacht tritt
Tom grinsend wie ein Honigkuchenpferd auf
die Straße und plötzlich feiert alles um ihn herum singend und tanzend seinen ersten Erfolg —
samt einem animierten, blauen Comic-Vögelein.
Ob es Marc Webb gelungen ist eine nicht typische Hollywood- Liebesfilmstimmung zu kreiieren, ist höchst fraglich. Selbst stickige,
schrecklich langweilige, konventionelle IKEA
Kaufhäuser, in denen sich moderne junge Paare
im wirklichen Leben stundenlang um das Muster ihres neuen Klippan- Sofas streiten, gestalten sich in „(500) Days of Summer“ zu
paradiesischen Aufenthaltsorten — Hauptsache
man ist zusammen. Was bitte ist daran so neu
oder alternativ? Wie in jeder xten Hollywood
Liebesfilmproduktion, wird hier versucht, das
Publikum, welches stupide Heile-Welt-Geschichten und Bilder gewohnt ist, mit Klamauk und
Weichspülerei in die Kinos zu treiben, um die
Kassen klingeln zu lassen. Filmisch überzeugen
die Bilder auf der Ebene des Designs lediglich
aufgrund ihres Einfallsreichtums, der sich beispielsweise in den animierten Zeichnungen
Toms, die sich über die realistischen Bilder legen, äußert.
Der Anspruch eine Liebesgeschichte besonders realistisch und ehrlich zu erzählen und
gleichzeitig endlich mit ausgelutschten Klischees aufzuräumen, ist zwar löblich, bleibt
aber in diesem Film nur eine Ambition: gewollt,
aber leider nicht gekonnt. Schließlich verbleibt
der Film auf einer sehr konventionellen Ebene,
die Männer als unreflektierte Kindesköpfe und
Frauen als desillusionierte Zeitgenossen beschreibt, die durch zahlreiche schlechte Erfahrungen mit Männern endlich einsehen, dass
Liebe eine Erfindung ist, die dem Weihnachtsmann gleicht.
KinoProgramm
www.filmstudio-aachen.de
Wenn nicht anders angegeben: Beginn 20:00
Uhr in der Aula im Hauptgebäude, Eintritt
2.50 €
Mittwoch, 2. Dezember 2009
Inglourious Basterds
Starbesetzer Film von Quantin Tarantino
Dienstag, 8. Dezember 2009
Sunshine Cleaning
Tragikkomödie, zwei Schwestern gründen eine
Reinigungsfirma für Tatorte
Mittwoch, 9. Dezember 2009
Public Enemy No. 1 -- Todestrieb
franz. Gangsterfilm, OmU
Dienstag, 1 5. Dezember 2009
9to5: Days in Porn
Dokumentation übers Pornographiegewerbe
Mittwoch, 1 6. Dezember 2009
Zack and Miri Make a Porno
Komödie
Dienstag, 22. Dezember 2009
Ist das Leben nicht schön?
Weihnachtsfilm
Seite 4
Der, die oder das Nutella?
Eigentlich gar nicht da
Wie ein ausgelassenes Sonntagsfrühstück im wütenden Das Hochschulradio lädt zum Aachener Subkulturwinter
Artikelkleinkrieg enden kann
Der Subkulturwinter vom Hochschulradio und kann und wenn man nur aus seinem Lieblings-
dem Mörgenstheater bietet junge Kultur von buch vorliest.“ Subkultur soll dabei heißen, dass
Film, Musik, Literatur bis Kabarett. So etwas hät- „wir nicht festgelegt sind auf eine Art von Kulte man in Aachen nicht vermutet.
tur“. Für den Hochschulradio Chefredakteur
Maskulinum,Femininum, Neutrum? Jeder, wie er's mag (Foto: Florian Eßer)
Für nicht wenige ist er der unangefochtene
Frühstücksdauerbrenner Nummer eins! Die
Einen genießen das italienische Nussnougaterzeugnis am liebsten auf einer warmen Scheibe
Toast, die Anderen präferieren die bräunlich
matte Creme so, wie es das Etikett des Glases
hergibt, auf einer frischen Scheibe Weißbrot.
Als Untergrund bevorzugt man vom Frischkäse
über amerikanische Erdnussbutter bis hin zum
holländischen Gouda so ziemlich alles, was
Phantasie und Geschmack hergeben.
Auch wenn allgemein Konsens darüber herrschen dürfte, dass der regelmäßige Verzehr einer täglichen Nutellaschnitte die Karriere zum
künftigen Fußballstar so gut wie sicher stellt, so
verwundert auf der anderen Seite doch, dass einer unter Deutschlands beliebtesten Brotaufstrichen immer wieder für Furore und Kleinkrieg
am ein oder anderen Frühstückstisch sorgen
kann: Spätestens wenn Studenten unterschiedlichster Provenienz und Sozialisation zum gemeinsamen Brunchen aufeinander treffen, ist
eine hitzige Auseinandersetzung über den Gebrauch um den korrekten Artikel vorprogrammiert.
Dem vehement geführten Streitgespräch
geht meist eine nicht intendierte Provokation
voraus, die in etwa durch den Satz „Gib mir
mal bitte die Nutella“, ausgelöst wird. Sogleich
verursacht die Verwendung des vermeintlich
falsch gebrauchten Artikels Irritationen und innerliches Unbehagen im Gegenüber, wodurch
er oder sie sich unter verstörten Gesichtsentgleisungen zur entsprechenden correctio veranlasst
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fühlt: „Du meintest wohl das Nutella! Es heißt
DAS Nutella…“
Spätestens jetzt ist klar, dass im Folgenden
auch die übrigen Frühstücksteilnehmer – gewichtige Mienen aufsetzend und großspurige
Argumente vorlegend - versuchen werden, den
Diskurs in ihrem Sinne mitzugestalten und
nicht selten ist es am Ende eine erdrückende
Mehrheit, die entscheidet, welcher Artikel für
den Rest des Vormittags korrekterweise zu gebrauchen ist.
Doch wie verhält es sich eigentlich rechtens
mit dieser Angelegenheit, mag sich der ein oder
andere angesichts einer zu unrecht verloren geglaubten Debatte gelegentlich schon einmal gedacht haben. Eine Antwort auf diese
hochbrisante Frage liefert der Erzeuger glücklicherweise selbst. Und zur großen Überraschung
derer, die sonst mit allzu großer Beharrlichkeit
auf der Wahrheit ihres persönlichen Vorliebeartikels insistieren, ist sie weitaus diplomatischer,
als man gemeinhin vielleicht erwarten mag.
Denn zu unserer Streitfrage heißt es auf der von
Ferrero eigens für Nutella eingerichteten Homepage: „nutella ist ein im Markenregister eingetragenes Fantasiewort, das in der Regel ohne
Artikel verwendet wird. Es bleibt somit jedem
selbst überlassen, welchen Artikel er vor nutella
setzt.“
Na immerhin! Hätten wir dieses schwierige
Thema damit endlich aus der Welt!! Wurde
aber auch langsam Zeit!!! Herzlichen Dank dafür, Ferrero.
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(Felix Kampel)
Eigentlich gibt es sie gar nicht. Eigentlich. Denn
breite Bekanntheit ist für sie ein Widerspruch.
Per Definition ist Subkultur eben verborgen. So
wie ein Submarine unter Wasser sein Zuhause
hat, ist die Subkultur unter der oder neben der
„großen Kultur“ heimisch. Auch in Aachen gibt
es eine Szene von Musikern, Filmemachern und
Autoren, die nicht wirklich bekannt sind, Einzelnen aber durchaus ein Begriff sind. Daher veranstaltet das Hochschulradio Aachen in
Zusammenarbeit mit dem Mörgens-Theater, am
11.Dezember um 20 Uhr schon zum zweiten
Mal einen „Subkulturwinter“.
Mit dabei sind diesmal „Mit Ohne Alles“ eine fünfköpfige Acapella-Band aus Aachen. Die
mit deutschen Texten den bekannteren „Wise
Guys“ in nichts nachstehen. Die junge Autorin
Judith C. Vogt aus der Eifel liest aus ihrem noch
unveröffentlichen Fantasyroman: „Die Geister
des Landes“. Neben der fantastischen Geschichte normaler und nicht ganz normaler Jugendlicher in der Eifel, schiebt sie immer wieder
Gedanken und Beschreibungen der modernen
SMS und Webwelt dazwischen. Scheinbar nebenher gibt es viel Musik von den Djs aus Hochschulradios und diverse Kurzfilme. Ein
Highlight des Abends wird dann eine Liveschalte nach Schweden zum Literaturnobelpreis sein.
Wem das nach zu kopflastiger Kultur klingt,
den zwingt Mathis Trapp mit Kabarett über
sein abgebrochenes Architekturstudium zum Lachen. Ebenfalls für gute Laune sorgt die Krimilesung, in orginalem Wienerisch.
Es wird also eine lange Nacht. Bisher sind
knapp 3 Stunden Programm geplant. Wem das
zu wenig ist, der kann sich auch gleich selbst engagieren. Denn der Subkulturwinter soll laut
Mitorganisatorin Marijke Duis zeigen, dass „jeder in irgendeiner Form selber Kultur machen
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Martin Oelmeier ist die Motivation „Jungen
Künstlern ein Forum bieten, welches sie ansonsten in Aachen nicht haben.“
Die Idee einen Subkulturwinter zu machen
kam einigen Radioten, als sie in Aachen auf den
„Kultursommer“ aufmerksam wurden. „Das
können wir auch“ sagte sich Duits und so wurde
die Idee verwirklicht. Der erste Subkulturwinter
an einem Abend war dann reichlich chaotisch
und mit 6 Stunden Programm für manchen zu
viel. Inzwischen gibt es aber ein Konzept und
man erwartet das Mörgens mit 100 Personen zu
füllen. Solch ambitionierte und frische Kultur
gibt’s eigentlich gar nicht in Aachen. Eigentlich.
INFORMATION
(Till Spieker)
Freitag, 11. 12. 2009 | 20:00 Uhr Einlass: 19:30
Uhr 4 Euro| Mörgensstr. 24

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