Next Generation Engineering Education - TeachING
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Next Generation Engineering Education - TeachING
TeachING-LearnING.EU Fachtagung „Next Generation Engineering Education“ Ursula Bach, Sabina Jeschke (Hrsg.) Herausgebende Ursula Bach M.A. Prof. Dr. Sabina Jeschke ZLW/IMA der RWTH Aachen University Dennewartstraße 27, 52068 Aachen Telefon: +49 241/80911-10 Telefax: +49 241/80911-22 http://www.zlw-ima.rwth-aachen.de Redaktion und Layout: Ursula Bach, M.A. Janina Schmitz Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-9814593-1-9 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier 7 1. Grußwort Sonka Stein 2. Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 3. Challenge and absolute Necessity Fritz Klocke, Mandy Pastohr 4. Gute Lehre – Basis für die Qualität in der Ingenieurausbildung Frank-Stefan Becker 5. Ingenieurwissenschaftliche „Blaupause“ für andere Wissensbereiche Heyno Garbe 6. Gender & Diversity im Ingenieurwesen Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen Susanne Ihsen 7. Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen Klaus Henning, Sabine Schwab 8. Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung Ernst Schmachtenberg 9. Theses on Next Generation Engineering Education TeachING-LearnING.EU Advisory Board Posterbeiträge 9 Grußwort › Sonka Stein Im Namen der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung darf ich Sie alle recht herzlich zur heutigen Tagung begrüßen. Es freut mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind, da es uns ein besonderes Anliegen ist, dass die Hochschullehre in den Ingenieurwissenschaften neue Impulse erhält. Grußwort Sonka Stein Diese Tagung ist die erste große öffentliche Veranstaltung von TeachING.LearnING.EU. Ein Projekt, das im Rahmen des von den beiden Stiftungen initiierten Wettbewerbs Bologna—Zukunft der Lehre gefördert wird. Doch bevor ich auf das Projekt TeachINGLearnING.EU zu sprechen komme, möchte ich zunächst noch einmal kurz auf die Hintergründe der Entstehung dieses Wettbewerbs sowie die der Förderlinien eingehen. Im Jahre 2009 haben wir gemeinsam mit der VolkswagenStiftung besagten Wettbewerb Bologna – Zukunft der Lehre ins Leben gerufen. Bereits im Vorfeld gab es von verschiedenen Seiten, neben wissenschaftspolitischen Vertreten u. a. aus den Fachverbänden, den hochschuldidaktischen Zentren und vielen anderen, Anstrengungen, die Hochschullehre zu verbessern. Jedoch fehlte hierzu oft von öffentlicher Seite die Anerkennung und finanzielle Unterstützung. Lohnt sich gute Lehre überhaupt? In der ersten Runde der Exzellenzinitiative war dies noch kein wesentliches Kriterium. Doch findet hier zurzeit ein Umdenken statt. In den Jahren 2008/2009 wurde seitens des Wissenschaftsrates Empfehlungen zur Verbesserung der Hochschullehre formuliert, die mit ganz konkreten Umsetzungskosten beziffert wurden. Dabei handelte es sich um enorm hohe Summen -- die uns allein als private Stiftung leider nicht zur Verfügung standen. Wir wollten dennoch anfangen, gute Ideen finanziell zu unterstützen, einen Anschub ermöglichen. Und so hatten sich die beiden Stiftungen entschieden, einen gemeinsamen Wettbewerb mit einem Gesamtfördervolumen von 10 Millionen Euro auszurufen. 11 Grußwort › Sonka Stein 2. Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya Während in der ersten Förderlinie innovative BA-Stu- tragskizzen für die zweite Förderlinie wurde neben je- diengänge gefragt waren, richtete sich die zweite För- weils einem Fachzentrum für Medizin und Mathematik derlinie an Ideen für Fachzentren in Anlehnung an die schließlich TeachING.LearnING.EU ausgewählt und wird Frau Stein, ganz herzlichen Dank für Ihren Besuch. Ich Ausgangspunkt: Natürlich, wir wissen, dass sich die sogenannten Subject Center, die in Großbritannien sehr seit vergangenen Jahr mit insgesamt 1,5 Millionen Euro darf Sie sehr herzlich zu dieser TeachING-LearnING.EU- Studierenden von Jahr zu Jahr verändern. Dabei hat in erfolgreich waren. Die Besonderheit liegt in dem Um- von der VolkswagenStiftung und der Stiftung Mercator Tagung begrüßen. den letzten 10-20 Jahren der Einfluss der Informations- stand, dass dort die Lehre nicht universitätsweit an ei- gefördert—die höchste Bewilligungssumme im Rahmen nem hochschuldidaktischen Zentrum, sondern fachbe- des Wettbewerbs. zogen in separaten Fachzentren standortübergreifend Willkommen meine Damen und Herren, technologie eine entscheidende Rolle gespielt. Aber wir Ich möchte Ihnen an dieser Stelle gerne eine Einführung nehmen auch zur Kenntnis, dass diese Kids, die heute in das Projekt TeachING-LearnING.EU von seiner kon- immer früher unsere Universitäten „entern“ – wir wer- weiterentwickelt wird. Das wollten wir fördern. Zudem Noch nicht einmal ein Jahr nach Projektbeginn konnte zeptionellen Seite geben. Der Schwerpunkt liegt auf der den es demnächst mit 16-18-jährigen Studierenden zu hatten wir auf Antragsskizzen aus den Ingenieurwis- diese Kooperation bereits sehr große Erfolge bei der Frage, wie wir über eine moderne Ausbildung in den In- tun haben – dass diese extrem jungen Studierenden zu senschaften gehofft, da es sich hierbei um eine wichtige Bewerbung für den Qualitätspakt für Lehre (BMBF) genieur- und Naturwissenschaften denken und welche einer Generation gehören, die man gerne als „digital na- Fächergruppe handelt. Tatsächlich gab es zwei heraus- verzeichnen. Dies freut uns natürlich sehr, zeigt es uns konzeptionellen und „philosophischen“ Konzepte wir zu- tives“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass diese Kids im ragende Ideen von konkurrierenden Hochschulen: eine doch, dass wir gute Projektpartner ausgewählt haben, grunde legen. Herr Petermann wird anschließend die Ziel- Wesentlichen ihre erste SMS geschrieben haben, bevor aus Aachen und eine von einer Kooperation aus Bochum die den Anschub bereits genutzt haben. An dieser Stel- setzung ergänzen und Herr Tekkaya wird dann den Reigen sie mit dem Bleistift vernünftig umgehen konnten. Oder und Dortmund. Nach längeren Diskussionen und Abwä- le möchte ich mich daher auch bei Ihnen für Ihre gute mit der Frage beschließen, wie es ab dem dritten Quartal dass das Konzept einer Postkarte für sie ins Museum gungen entschied die Kommission im November 2009, Idee bedanken und bin gespannt, wie sich das Projekt bezüglich des BMBF-Projektes mit ELLI weitergeht. gehört, aber Emails, Twitter und Chat selbstverständlich den Antragsstellern vorzuschlagen, die beiden Ideen zu TeachING-LearnING.EU in Zukunft entwickeln wird— kombinieren. Sie war davon überzeugt, dass sich diese und welche Impulse für die Hochschullehre in den In- Ich darf also starten. Normalerweise beginnen solche alle diese Möglichkeiten ganz früh benutzt hat, aber ein hervorragend ergänzen würden. Zudem waren wir auf genieurwissenschaften von hier aus gegeben werden. Vorträge fast immer mit einer Bestandsaufnahme: Wie großer Teil – bis 70 % etwa, und die anderen wurden na- die Reaktion der Antragssteller gespannt, da uns be- Ich freue mich, dass wir auf der heutigen Tagung die verändert sich unsere Welt? Welche Anforderungen re- türlich von dieser Entwicklung um sie herum mit beein- wusst war, dass eine solche Kooperation eine besondere Gelegenheit haben, dieses wichtige Thema ausführlich sultieren daraus? Das werde ich heute nicht machen, flusst. Da kommen junge Leute an die Universitäten, die Herausforderung an die konkurrierenden Hochschu- diskutieren zu können. denn wir werden stattdessen Schwerpunktvorträge ha- mit völlig anderen Vorstellungen und Welten, mit ande- ben von verschiedenen Sprechern, die genau auf diesen ren Lernkonzepten aufgewachsen sind, die in einer ganz Aspekt eingehen. Ich will eher etwas dazu sagen, wie selbstverständlichen Weise von neuen Medien umgeben gefunden – und konnten dadurch die Kommission im wir auf die Studierenden schauen, die heute an unse- sind und mit ihnen umgehen. Februar 2010 umso mehr überzeugen. Aus rund 90 An- re Universitäten kommen. Das ist unser gemeinsamer len stellen würde. Jedoch haben Aachen, Bochum und Dortmund auf Arbeitsebene sehr schnell zueinander Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. sind. Das heißt nicht, dass jedes einzelne dieser Kinder Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 13 Nun wird viel gejammert, dass die Studierenden nicht Das – genau das - ist der Ausgangspunkt, der uns in und wenn man in der Zeit mit seinen Versuchen nicht verbesserte ingenieurwissenschaftliche Ausbildung un- mehr das können, was die ältere Generation von ihnen diesem Konsortium von Anfang an stark verbunden hat. fertig war, dann musste man die Ergebnisse „faken“, weil ter Benutzung der neuen Medien dar. erwartet. Ich lese zurzeit eine große Vorlesung für Ma- Wir gehen von dieser – veränderten - Zielgruppe aus und es keine andere Möglichkeit gab, um das Experiment zu schinenbauer mit 1500 Hörern. Gegenstand ist die objek- überlegen uns, wie wir für sie eine adäquate Lehre ma- wiederholen. Dass man mal aus Spaß ein Experiment Wir haben hier zwei Beispiele mitgebracht. Die Platt- torientierte Programmierung. Ja - es ist „echt schwer“, chen können. Dabei kommt man – gegeben die Affinität wiederholt oder vielleicht mal ein bisschen rumbaut form PeTex kommt von der Technischen Universität die Leute dazu zu bringen, 90 Minuten lang still auf ihren dieser Generation zu den „neuen Medien“ – ganz schnell und schaut was passiert, wenn man etwas verändert, Dortmund. Sie geht von einer klassischen E-Learning- Stühlen zu hocken und einem hochabstrakten Gegen- auf den Bereich E-Learning und Web 2.0. Dieses Gebiet das kann man vergessen, das geht überhaupt nicht, weil Umgebung mit modularisierten Facheinheiten aus, geht stand zu folgen. Aber anstatt zu jammern, sollten wir war in seiner Anfangsphase fast ausschließlich geprägt man keinen Zugang zum Labor hat. aber weit über klassische Lernplattformen hinaus - sie auch mal die Frage stellen, was diese Generation kann - durch das Bereitstellen von Informationen im Netz mit und wir sollten unsere Lernmodelle darauf abstimmen. einer höheren Orts- und Zeitverfügbarkeit. Das hat na- Das ändert sich, wenn man Labore in virtuellen Räumen halten sowie Feedbacktools, um eine direkte Interaktion Diese Kids können nämlich einiges. Sie sind hochgradig türlich große Vorteile, die sollen hier auch keinesfalls in bereitstellt. Hier gibt es zwei zentrale Möglichkeiten: mit den Studierenden und direkte Interpretation der Da- nichtlinear im Denken und sie können unglaublich schnell Frage gestellt werden – aber dabei wurden noch keine Zum einen haben wir Remote-Labore, die irgendwo real Verknüpfungen herstellen. Sie sind stark im bildhaften neuen Lernmodelle adressiert. Die sich verändernden existieren und die man von außen mit entsprechender und visuellen Vorstellen. Sie sind über alle Grenzen und Lern- und Wissensprozesse kann man damit nicht errei- Kameratechnik beobachten und steuern kann, die dann Schwellen hinweg unendlich kooperations- und kommu- chen. Erst in jüngerer Zeit findet eine Entwicklung hin zu immer, auch nachts und am Wochenende, zugänglich nikationsfreudig. Sie spielen mit anderen irgendwelche solchen Lernplattformen statt, die über eine reine Con- sind, wenn andere Labore geschlossen sind. Zum ande- Computerspiele in Sprachen, von denen sie im Wesentli- tent-Zentrierung eine stärkere Community-Zentrierung ren gibt es virtuelle Labore, also komplette Virtualisie- chen keine Ahnung haben – klappt aber prima. Also diese und Kooperation beinhalten, die also Lernen als einen rungen - die skalieren natürlich viel mehr, wenn man neue Generation ist anders. Zwar sind bestimmte Stärken sozialen Prozess begreifen. sie mandantenfähig macht, weil dann das gleiche Ex- weniger ausgeprägt als bei Studierenden vor 30 Jahren, beinhaltet Experimente zu den entsprechenden Fachin- periment von mehreren Gruppen gleichzeitig verwendet aber sie bringen auch völlig neue Fähigkeiten mit. Und Ich möchte ein Beispiel herausgreifen, das für die Lehre werden kann. Dies bietet ein enormes Potenzial zur Stei- möglicherweise sind unsere Schwierigkeiten in der aka- in den Ingenieur- und Naturwissenschaften von großer gerung der Kapazitäten, weil virtuelle Labore Versuche demischen Ausbildung nicht so sehr, dass unsere Stu- Bedeutung ist. Wir hatten schon immer viel zu wenige bereitstellen können, die sich unter normalen Umstän- dierenden nichts können, sondern vielmehr, dass unsere Experiment-Kapazitäten – das war schon immer so und den nicht machen lassen, etwa aus Sicherheitsgründen alten Lernmodelle und unsere heutigen Studierenden ich erinnere mich gut! Das hat große Schwierigkeiten im oder aus finanziellen Gründen. Virtuelle und remote- „sauber aneinander vorbeifliegen“. Studium bereitet: Man hat seine zwei Stunden Laborzeit Experimente stellen heute ganz große Konzepte für eine Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 15 ten zu ermöglichen. Als zweites Beispiel sei das Projekt Bleiben wir in Zukunft bei solchen zweidimensionalen, Und dieses Spielzeug findet dann Eingang in den letzten schungsansatz, der - neben den Disziplinen des MINT- BW-eLabs, das ich in Baden Württemberg begonnen plattformartigen Oberflächen, wie wir sie normalerweise Themenkreis, den ich in dieser Sequenz einleiten möchte. Bereichs - auch gesellschaftliche und ethische Aspekte habe, genannt. Dabei standen zwei Ideen im Zentrum, im Web sehen, oder zwingt uns die Komplexität der Anord- Ein großes Thema für uns in unseren Projekten ist die Fra- abbildet, um attraktive alternative Zugänge zu den Ingeni- zum einen ein fließender Übergang von der Lehre in die nung vielleicht sogar zu einer ganz anderen, möglicherwei- ge, wie man den Übergang zwischen Schule und Universität eurwissenschaften zu bieten. Forschung durch den Bau von Laboren, die von Studie- se dreidimensionalen Darstellung? Wenn ich mir vorstelle, glatter gestaltet kann. Eine Frage ist dabei, wie wir Kinder renden genauso wie von Wissenschaftlern verwendet dass ich mit anderen Studierenden oder Wissenschaftlern auf technische Studiengänge aufmerksam machen können, Mit diesen Impressionen möchte ich gern schließen und Sie, werden, und zum zweiten, das Gebiet der Nanotechnolo- verteilt ein Experiment durchführen soll, dann kann man die vielleicht noch keinen Zugang dazu haben. Eine andere Herr Petermann, bitten, uns zu sagen, was wir denn bisher gie in den Vordergrund zu stellen. Das zentrale Problem sich aus dem Bereich der mittlerweile weit entwickelten Frage ist, wie wir das, was einen später im Studium erwar- in TeachING-LearnING.EU wirklich jetzt gemacht haben. in diesem Gebiet liegt darin, dass aufgrund der kleinen Spielewelten inspirieren lassen. Die Kooperationspartner tet, früher vermitteln können. Wir haben dazu ein Konzept Abmessungen der Objekte jedes Experiment sofort un- sitzen nicht nebeneinander, sie sind geographisch verteilt, für die RWTH entwickelt: die „RWTH Education Labs“. Ein Meine Damen und Herren, ich darf Sie zunächst ganz endlich teuer ist. Das bedeutet im Allgemeinen, dass sie brauchen also eine Art Awareness – also: wer außer Dachlabel über verschiedene Schülerlabore, zwei davon herzlich begrüßen. Wie Frau Jeschke bereits angedeu- man Studierenden überhaupt keinen vernünftigen Zu- mir ist noch da und wie kann ich mit ihm oder ihr zusam- sind inzwischen realisiert: Unser eigenes zum Thema Ro- tet hat, werde ich im Folgenden näher auf das Projekt gang dazu geben kann oder zumindest nicht größeren men arbeiten. In typischen Computerspielen erschlägt botik, ein weiteres zum Thema Informatik, und zwei weitere, TeachING-LearnING.EU selber eingehen. Dabei möchte Zahlen von Studierenden – einzelnen vielleicht im Rah- man zum Beispiel gemeinsam ein Monster . Kein übermä- einmal bei den Bauingenieuren, einmal in der Elektrotech- ich Ihnen die wesentlichen Ziele, die Aufgabenbereiche men einer Bachelor- oder Master-Arbeit. Gleichzeitig wird ßig intelligentes Tun, ok – aber auf einem abstrakten Level nik, sind im Aufbau. Ausgehend von der Wissenschafts- und die ersten Schritte vorstellen. die Nanotechnologie als eines der zentralen Themen der ist das ähnlich zu dem gemeinsamen Durchmessen der disziplin Robotik geben wir in unserem Labor spannende nächsten Dekaden gesehen. Das ist natürlich ein aber- Kennlinie einer Solarzelle – es ist eine komplexe Aufgabe, Einblicke in die Welt der ingenieurwissenschaftlichen und Wenn wir die Lehre neu erfinden wollen, dann brauchen witziger Gap! Wir können also nicht unterrichten, was wir die im Team gelöst wird, die in Teilaufgaben zerlegt werden technischen Disziplinen. Bei der Besichtigung interaktiver wir erstmal eine Bestandsaufnahme von dem, was es unterrichten wollen, obwohl wir die Bedeutung dieses muss, in der unterschiedliche Teamplayer unterschiedliche Roboterexponate in der Demo-Straße, der Projektarbeit in überhaupt gibt. Dabei gilt es, den Blickwinkel auf an- Gebietes schon sehen. Wir haben daher gemeinsam mit Kompetenzen und Fähigkeiten und Verfügbarkeiten haben, der Experimentier-Arena, den Kurzlerneinheiten im Inter- dere Universitäten und auf das Ausland zu richten. Um Freiburg, Karlsruhe und der Universität Stuttgart begon- in der Abstimmungen stattfinden müssen, wer wann was aktiven Klassenzimmer und dem abschließenden Wettbe- zu bewerten, was überhaupt gute Lehre ist, machen wir nen, sowohl Remote- als auch virtuelle Experimente für macht usw. Deswegen können wir von diesen Spielewel- werb in der Wettkampfarena wird Technik hautnah erlebt. ein best practice-Monitoring, bei dem sich auch Exper- Nanotechnologie zur Verfügung zu stellen. ten hinsichtlich Interaktivität und Usability lernen. Wichtige Im Schülerlabor wird aktiv experimentiert - Schülerinnen ten aus unterschiedlichen Fachbereichen beteiligen. Trends gehen genau dahin, nämlich solche Lernplattfor- und Schüler von der Grundschule bis zur Oberstufe konst- Zugleich werden auch Industriepartner mit einbezogen, Von diesem Ausgangspunkt aus haben wir die Frage ge- men stärker als Konzept oder Teile von virtuellen Welten in ruieren und programmieren ihre eigenen Roboter in Teams. bei denen unsere Studierenden später unterkommen. stellt, in was für einer Art Räume wir das eigentlich tun? drei Dimensionen aufzufassen. Wir verfolgen einen hochgradig vernetzten Lehr- und For- Wir hatten gestern ein Advisory Board-Meeting, bei dem Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 17 internationale Fachleute, die sich mit der Ingenieuraus- überprüft werden, ob mit dem dort Erarbeiteten das ge- movenden erwartet, um für die Forschung gerüstet zu ren, was man unter exzellenter Lehre versteht und wel- bildung beschäftigen, eingebunden sind. setzte Ziel erreicht werden kann. sein, und welche zusätzlichen Qualifikationen sind fürs che Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Curriculumentwick- TeachING-LearnING.EU bietet einen großen Bereich an tiv mitgestalten und als Beratung – auch der Politik – zur In der Community of Practice werden Industriepartner lung. Ein wesentlicher Fokus liegt dabei auf der Studie- Dienstleistungen an. Es finden Seminare statt, ebenso Seite stehen. eingebunden, die definieren, was sie von Universitäts- neingangsphase, welche einen Bereich bildet, in dem wie Coachings und Beratungsangebote. Dabei wird nicht die Studierenden große Schwierigkeiten haben. Hier nur die didaktische Ausbildung der Professorinnen und Ich möchte Sie zu einem Besuch auf unserer Homepage verlieren wir die meisten Studierenden, was sich in den Professoren anvisiert, sondern auch die der wissen- www.teaching-learning.eu einladen. Dort finden Sie alle Abbruchzahlen widerspiegelt. Ein Grund liegt in hoher schaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche Informationen zu den aktuellen Maßnahmen und zu der Und wie gesagt: Zehn Projekte sind momentan in der Unzufriedenheit aufgrund mangelnden Praxisbezugs. einen großen Teil der Lehre mittragen. Ebenso wird den heutigen Veranstaltung. Förderung aus den sogenannten flexible Fonds. An der Zugleich dürfen wir aber auch die guten Studierenden studentischen Hilfskräften, die bereits in Mathematik- nicht außer Acht lassen. Ihnen gilt es bessere Perspek- übungen und in Übungsgruppenbetreuungen in der Leh- Was haben wir konkret umgesetzt? Es gab zunächst tiven für einen schnellen Einstieg in eine Promotions- re eingebunden sind, ein gewisses Rüstzeug an die Hand einen Ideenwettbewerb unter Studierenden, den so- phase aufzuzeigen. gegeben, um der Lehre gewachsen zu sein. genannten OpenBologna-Prozess. Dabei haben wir die Ein Wandel des Konzepts der klassischen Vorlesung, in Ein interessantes Instrument von TeachING-LearnING. ihres Studiums vorstellen und welche Maßnahmen sie der sich 500 Studierende in einen Vorlesungssaal drän- EU, sind die sogenannten flexible Fonds, die frei verfüg- ergreifen würden. Wir hatten mehr als 30 Rückmeldun- gen, hin zu einer projektorientierten Ausbildung und zu bare Mittel im Rahmen einer Ausschreibung vergeben. gen, von denen die besten heute hier prämiert werden. forschendem Lernen tut not. Bei den Hörerzahlen sehen Dabei kamen alle Dozenten, die sich bewarben, mit ihren Also, das sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen las- Sie schon die Problematik in kleineren Einheiten. Themenstellungen zu exzellenter Lehre in den Ingeni- sen, denn von den Studierenden kommen ganz wesent- eurwissenschaften und den begleitenden Lehrangebote liche Inputs. spätere Berufsleben notwendig? Dabei möchten wir ak- absolventen erwarten und welche Qualitäten diese mitbringen müssen. E-Technik-Fakultät in Bochum gibt es auch ein For- Studierenden gefragt, wie sie sich eine Verbesserung Kompetenzorientierte Ausbildung: Wir müssen uns die der Naturwissenschaften zusammen. In einem Aus- Frage stellen, welche Kompetenzen erwarten wir von wahlverfahren wurden zehn Projekte ermittelt, welche Gestern fand, wie gesagt, das Advisory Board-Meeting Ingenieuren und wie lässt sich Kompetenz überprüfen? nun gefördert werden. Ein weiteres Feld im Rahmen des statt. Dabei holen wir Spezialisten mit ins Projekt, die Das Modell der klassischen Klausur stößt an seine Gren- Projektes ist die Promotionsphase. Das Hauptaugen- uns kompetente Ratschläge geben. Dabei wurden acht zen. Zusätzlich muss in einfachen Lehrveranstaltungen merk liegt dabei auf den Fragen, was wird von den Pro- Thesen zusammengestellt, die im Wesentlichen definie- schungsfeld namens TopING, das sich mit den sehr gu- Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 19 ten Studierenden eines Jahrgangs beschäftigt und fragt, Ein zentrales Ziel ist es also, alle Beteiligten in das wie ein Master oder eine Promotion ggf. verkürzt werden TeachING-LearnING.EU-Projekt mit einzubinden. Wir kann, um einen besseren Zugang zu sehr guten Studie- möchten Experten, Industriepartner, Studierende und Herzlichen Dank für die Überleitung. Ich möchte Ihnen der Produkte und einer Globalisierung der Fertigung renden zu erreichen. natürlich auch über solche Veranstaltungen Universi- heute einen Einblick in diejenige Zukunft geben, die sich von Produkten. Wir brauchen deswegen eine schnelle täten und Öffentlichkeit in dieses Projekt mit einbinden. aus TeachING-LearnING.EU ergibt. Dabei habe ich die Umsetzung der Innovationen und das erfordert natürlich Im Bereich des best practice-Monitorings muss erst- Guten Tag meine Damen, meine Herren. Herausforderungen bestehen in verkürzten Produktlebenszeiten im Ingenieurwesen, einer höheren Diversity sehr angenehme Aufgabe, über das Projekt ELLI zu be- eine Ausbildung, die auf den drei Dimensionen, Kreativi- mal definiert werden, was denn gute Lehre eigentlich Damit möchte ich überleiten zu Herrn Tekkaya, der Ih- richten. Der sehr schöne Name berührt vielleicht etwas tät, Interdisziplinarität und Internationalität aufbaut. ist. Dazu finden an den drei Standorten Qualifizierungen nen jetzt gleich unser erstes gemeinsames Kind aus auch die Genderfrage: „Exzellentes Lehren und Lernen der wissenschaftlichen Mitarbeiter statt. Beispielsweise hervorgegangen aus TeachING-LearnING.EU, ELLI, vor- in den Ingenieurwissenschaften“. jeder neue Mitarbeitende der Maschinenbau-Fakultät in Was sind unsere Visionen? Unsere Visionen betreffen hauptsächlich den Student stellen wird. Bochum muss im ersten Jahr eine didaktische Ausbil- Wir haben dieses Projekt in dem gemeinsamen Pro- Life-cycle und hier insbesondere das Studium an sich. dung durchlaufen, welche über die Lehrveranstaltung gramm des Bundes und der Länder für bessere Studien- Wir möchten dabei auch die bekannten Probleme in den mit betreut und mit begleitet wird. bedingungen und mehr Qualität in der Lehre beantragt. Studienabbrüchen, Heterogenität und auch niedrige in- Federführend hier sind die drei Maschinenbaufakultäten ternationale Mobilität bearbeiten. Außerdem werden sogenannte Shortcuts angeboten. aus den Standorten Aachen, Bochum und Dortmund. Wir Shortcuts sind Veranstaltungen, Seminare, Workshops bauen dabei auf unser Kompetenz- und Dienstleistungs- zu aktuellen Themen. Das nächste, das stattfindet, ist zentrum für das Lehren und Lernen in den Ingenieur- Was sind die Schwerpunkte dieses neuen Projektes? forschendes Lernen. Es gibt auch hochschuldidaktische wissenschaften TeachING-LearnING.EU auf und nutzen Wir haben hier einmal die virtuellen Lernwelten, wir Meetings, welche als sehr lose und offene Treffen eher die verschiedenen strategischen Instrumente, welche möchten die internationale Mobilität weiter betrachten, vor einem Stammtisch abgehalten werden. Hier können wir für die Vernetzung mit anderen Fachbereichen und wir möchten den Student Lifecycle in den verschiedenen sich alle Bereiche von Professoren bis hin zu wissen- externen Fachleuten entwickelt haben. Stufen betrachten und dabei die Handlungskompetenz erweitern. schaftlichen Mitarbeitern treffen, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Das wird sehr gut aufgenom- Wie sind wir zu diesem Projekt gekommen? men, weil es insbesondere den jungen Dozenten weiter- Die Motivation für dieses Projekt war auf einer Seite die Ich möchte Ihnen jetzt in den verschiedenen Bereichen hilft, wenn diese älteren Kollegen zu konkreten Proble- Herausforderung, die zu einem Paradigmenwechsel in die Maßnahmen ganz kurz erklären, die wir hier für je- men befragen können, wie man zum Beispiel mit Unruhe der klassischen Ingenieurausbildung führen muss. Die den Bereich vorgesehen haben: in einem Hörsaal umgehen kann. Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya Virtuelle Lernwelten: 21 Mobilitätsförderung: Student Lifecycle Wir wissen, dass das Experimentieren eine Form des setzen und vertiefen und dann auch systematisieren, Leider ist es so, dass im Ingenieurwesen, vor allem im ist die Abfolge der verschiedenen Phasen im Studium: forschenden Lernens ist und zwar eine sehr effektive sodass sie dann auch an verschiedenen Orten benutzt Maschinenbau, die internationale Mobilität weit unter Bachelor/Master/Promotion und außerdem die Über- Form. Wir wissen auf der anderen Seite, dass uns die werden können. dem Durchschnitt der gesamten Fachbereiche liegt. Die gänge Schule/Studium/Beruf. Ressourcen für eine vollständige Experimentierung feh- Gründe liegen vor allem in den Curricula, die immer noch len. Hieraus ergeben sich zwei Möglichkeiten: dass wir Ein weiterer Bereich in den virtuellen Lernwelten sind nicht für Mobilität ausgelegt sind. Deswegen möchten Wir setzen uns mit den verschiedenen Bereichen des auf der einen Seite mit remote-labs und auf der anderen die E-Learning-Lösungen. Es ist nicht damit getan, eine wir verschiedene Maßnahmen ergreifen. Die ersten zwei Lifecycles intensiv auseinander. Hier gibt es eine gan- Seite mit virtuellen Labs vorgehen und Maßnahmen er- Vorlesung einfach digital umzusetzen, um eine E-Lear- Maßnahmen sind die Förderung dieser Aufenthalte durch ze Reihe von Maßnahmen, die ich hier jedoch nicht alle greifen. Wir möchten uns hier auf diese zwei Bereiche ning-Vorlesung zu haben. Es gehört wesentlich mehr Einbettung in die Curricula sowie eine interaktive Mobili- nennen kann. Ein Beispiel ist die Karriere-Blockveran- konzentrieren. Ich möchte hier noch ein weiteres Projekt dazu und dies möchten wir hier in zwei Maßnahmen tätslandkarte, die zum Beispiel Attachments hat über staltung im Rahmen der Studieneingangsphase, wo Fall- erwähnen, das wir mit der Förderung der acatech durch- erarbeiten. Einmal soll in Aachen ein Expertenempfeh- die verschiedenen Standorte, was diese für eine Mobi- studien aus Industrie und Wirtschaft zusammen mit den führen. Es geht es in diesem Projekt, um die Labore in lungssystem erarbeitet werden. Das ist ähnlich wie ein lität bei einem Austausch mit ingenieurwissenschaftli- Studierenden als Projektaufgaben bearbeitet werden. den Ingenieurwissenschaften, allerdings ist hier der online-shop, in dem Sie sich die besten möglichen Lö- chen Studenten anbietet. In diesem Bereich haben wir Ein weiteres ist das Meeting mit Alumni, das ebenfalls Blickwinkel allgemeiner. Wir haben bei diesem Projekt sungen aussuchen und dann anwenden können. Damit momentan in Dortmund eine Initiative begonnen, die ab ein sehr effektives Tool ist und in Bochum umgesetzt einen Blick auf reale und nicht nur auf virtuelle Labore schaffen wir eine effektive Unterstützung für Ihre E- dem ersten Oktober starten wird. Es geht um ein neues wird. Übergang Master/Promotion: Alle drei Lehrstühle geworfen. In ELLI dagegen werden wir uns nur auf die Learning-Umgebung. Eine weitere Maßnahme ist die Masterprogrammm Master of manufacturing technology. sind in der Forschung äußerst aktiv. Das heißt, wir ha- remote-labs und auf die virtuellen Labore konzentrieren. Erweiterung der mobilen Anwendungen. Frau Jeschke hat Wir waren sehr positiv überrascht über das extrem gro- ben auch einen sehr großen Stab an Doktoranden und bereits dargestellt, wie die jungen Studentinnen und Stu- ße Interesse. Unser Ziel war es, hochbegabte ausländi- können deswegen hier Erfahrung mitbringen, um diese Ein Beispiel möchte ich hier nennen: Wir haben einen denten agieren und eines dieser typischen Instrumente, sche Studenten zu diesem Studiengang nach Dortmund Maßnahmen umzusetzen. Das sind eigentlich Maßnah- Zugversuch in einem Labor durchgeführt. Allerdings be- die sie benutzen, sind Smartphones. Wir möchten diese zu bringen, weil Dortmund produktionstechnisch sehr men, die zielstrebend sind wie How to become Dr.-Ing als findet sich der Durchführende an irgendeinem Ort auf virtuellen Welten einbinden, damit die Studenten auch fortgeschritten ist. Wir erhielten ein Fünffaches an Be- ein Beratungsseminar oder ein Training Bewerben um der Welt, ist per Internet über eine Webseite verbun- die Möglichkeit haben, schnell und effektiv an Lernma- werbungen, bezogen auf die Kapazität, die wir momen- eine Promotionsstelle und die weiteren Maßnahmen bis den und kann mit dieser Webseite sein Werkstück, sein terial zu kommen. tan anbieten können. Eine weitere Maßnahme bezüglich zur Persönlichkeitsentwicklung und Führungskompe- Material und seine Testdaten wie Temperatur und Ge- incoming ausländischer Studierender ist, dass wir das tenz für die Doktoranden. schwindigkeit aussuchen und bekommt dann über das Studienangebot für die Studierenden vor allem aus den Netz die Ergebnisse seines Versuchs, der real durchge- Industrieländern fördern möchten, und hierzu wird die führt worden ist. Diese Projekte möchten wir hier fort- Ruhr-Universität in Bochum diese Maßnahme umsetzen. Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung – ein Streifzug durch Herausforderungen, Methoden und Modellprojekte › Sabina Jeschke, Marcus Petermann und A. Erman Tekkaya 23 3. Challenge and absolute Necessity Fritz Klocke, Mandy Pastohr Ein weiterer Bereich des Lifecycles ist die Barrierefreiheit als Querschnittsaufgabe der Hochschule: Hier denken wir vor allem an behinderte Studierende, dass hier entspre- Guten Morgen, meine Damen und Herren. chende Maßnahmen ergriffen werden, um diese Studie- mentposition in der Industrie tätig. Diese unterschiedlichen Erfahrungen fließen nun auch logischerweise in renden zu unterstützen. Ein letzter wichtiger Aspekt ist Herzlichen Dank an die Organisatoren, dass ich hier re- die Kreativität und Interdisziplinarität. Ich hatte Ihnen zu den darf. Herzlichen Glückwunsch, dass Sie dieses Projekt Beginn vorgestellt, was die neue Herausforderung für die einwerben konnten. Ich habe jetzt etwas mehr gelernt, Wir haben gedacht, wir fangen den Vortrag generisch an Ingenieurwissenschaft ist. Wir brauchen kreativ agieren- was Sie vorhaben. Ich finde, dies ist eine wunderbare und fragen uns zunächst: wie ist eine gute Ingenieuraus- de Ingenieure, und diese Kreativität können wir lehren Plattform, von der heraus wir die ingenieurwissenschaft- bildung grundsätzlich aufzustellen? Herr Petermann hat und lernen. Dafür muss das Studium entsprechend aus- liche Ausbildung wirklich weiterentwickeln können. Ich eben eine Frage in den Raum geworfen, die es in sich gelegt sein, und dafür haben wir verschiedene Maßnah- wünsche Ihnen viel Erfolg und will gerne schauen, wo wir hat: „Was ist eigentlich gute Lehre?“ und er hat ein paar men vorgeschlagen, die wir umsetzen möchten. helfen und mitarbeiten können. Antworten gegeben. Ich möchte diese Frage auch als Diversity Ich bedanke mich auch bei Mandy Pastohr. Wir haben gute Lehre oder eine gute Ausbildung von Ingenieuren? ist ein Thema, das in diesem Projekt nicht fehlen darf. Und den Vortrag gemeinsam zusammengestellt. Ich darf ihn Wenn man sich diese Frage stellt, darf man sich zu- hier werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, die ich vortragen und werde das in unserer beider Namen gern nächst vielleicht die Frage stellen: Warum benötigen wir hier schlagwortartig nennen möchte: Angebot von inter- machen. eigentlich Ingenieure? Sie sollten wissen, vielleicht ist das an dieser Stelle nicht Hiervon ausgehend möchten ich dann ein Anforderungs- ganz unwichtig, ich bin seit 16 Jahren hier in Aachen und profil ableiten, den einen oder anderen Input zur Ingeni- Das war ein kurzer Einblick in die Zukunft mit ELLI. in diesen 16 Jahren habe auch ich mich weiterentwi- eurausbildung geben, um am Ende Beispiele vorzustel- So sieht man wie TeachING-LearnING in die Elli fließt. ckelt, ich bin auch in diesem universitären Umfeld er- len, die in diesem Umfeld entstanden sind und von denen Nochmaliger Dank gilt Frau Stein, die im Rahmen von zogen worden. Ich habe auch schon Herrn Henning hier wir uns zukunftsorientiert weiterentwickeln können. TeachING-LearnING die notwendigen Kontakte für die gesehen, in seinem Umfeld arbeiten zu dürfen war mir Elli geknüpft und es ermöglicht hat, dass die Elli vom eine Freude und auch eine Lehre. Also ich habe 16 Jah- Fangen wir an: Welche Fragen sind essentiell für unsere BMBF gefördert wird. re Hochschulerfahrung, ich habe aber auch zehn Jahre Gesellschaft? Dies will ich schlagwortartig ausführen: Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihr Interesse. Industrieerfahrung. Ich war in verantwortlicher Manage- den Vortrag mit ein. Leitlinie für meinen Vortrag nehmen: Was ist eigentlich kulturellen Workshops, Ausbildung und Förderung von Diversitykompetenzen und Lead Student Workshops. Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 25 • Wir haben auf der einen Seite natürlich die Menschen lung, dass wir in der Gesamtheit mehr Güter benötigen, Wir sind zu der Feststellung gekommen: alle genannten mit ihren individuellen und kollektiven Bedürfnissen. allein schon aufgrund des Bevölkerungswachstums. Auf gesellschaftlich relevanten Probleme müssen mithilfe • Wir wollen alle, dass unsere Umwelt intakt bleibt, der anderen Seite erkennen wir, dass wir den Ressour- der Technik gelöst werden, Ingenieure müssen diese cenverbrauch so nicht weiter treiben können. Vielleicht Lösungen finden und sie dann auch in der Praxis re- können wir sagen: wir benötigen in der Gesamtheit alisieren. Neben dem Verhalten von Menschen, darauf und wir haben begrenzte Ressourcen. • Auf der anderen Seite benötigen wir die Wirtschaft, wir benötigen die Industrie, mehr Güter, aber mit weniger Ressourcen. Der Bedarf will ich in diesem Vortrag nicht eingehen, ist es also die • wir benötigen Wachstum, qualitatives Wachstum. an mehr Gütern muss nicht zwangsläufig mit Verzicht an Technik, aus der heraus wir gesellschaftlich akzeptier- Wachstum durch Innovation, wie es das Leitthema anderer Stelle realisiert werden. Dies sind aktuelle The- te Lösungen entwickeln müssen. Und dies ist u. a die der acatech ausdrückt. men, mit denen wir uns auseinandersetzen. Natürlich zentrale Aufgabe von Ingenieuren. Auch andere Berufe gibt es noch viel mehr, aber für die Einleitung in unseren sind wichtig, aber heute fragen wir ja ganz gezielt nach Vortrag mag dies ausreichen. neuen Wegen in der Ingenieurausbildung. Wenn man Wir müssen uns an dieser Stelle aber schon fragen, wie wir Wachstum, Wohlstand und die Nutzung von Ressour- aus dem Gesagten eine Mission für die Ingenieure und cen in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringen können. Welche Rolle spielt nun der Ingenieur in diesem gezeich- die Ingenieurausbildung ableitet, dann ist es eben ge- Ich gehe darauf später nochmals ein. neten Szenario? Und was ist dann die Rolle der Ingeni- nau die, technische Lösungsoptionen zu erarbeiten, die eurwissenschaften? Die Ingenieurwissenschaften haben in der Gesellschaft akzeptiert werden und diese dann in Vorab zu der Frage: was sind die Megatrends, die in der wir bisher noch nicht angesprochen. Bisher konnte ich die Anwendung zu überführen. Gesellschaft im Allgemeinen diskutiert werden, mit de- offensichtlich gesellschaftlich durchaus relevante Fra- nen wir uns auseinandersetzen, wenn wir aktuell die gestellungen ansprechen, ohne in besonderer Weise auf Beide Facetten sind gleich wichtig. Engineers make it Zeitung aufschlagen? Dies sind Energiefragen, aus den die Ingenieurwissenschaften Bezug zu nehmen. Andere work. Ingenieure können und dürfen nicht in der Kon- bekannten Gründen. Aber auch die Mobilität. Auch die Disziplinen stehen im Spotlight. Ist das richtig, ist das zeptphase mit den Bemühungen aufhören, sondern sie Informationstechnik spielt eine große Rolle, die Umwelt falsch, ist das angemessen, unangemessen? Die Beant- müssen am Ende die Lösung in die Praxis umsetzen. spielt eine Rolle, Sicherheit ist ein wichtiges Thema und wortung dieser Fragen lasse ich offen. Aber eine andere Wenn wir hier nun das Schlagwort Innovation einordnen, auch das, was wir mit Gesundheit/Lifescience beschrei- Fragestellung drängt sich auf: Was ist die Aufgabe von sollten wir uns immer an die Definition von Schumpeter ben, hat in aktuellen Diskussionen ebenfalls einen ho- Ingenieuren? Und diese Frage ist wohl auch für unsere erinnern. Schumpeter, ein bekannter österreichischer hen Stellenwert. Wenn wir hierzu übergreifende Quer- heutige Tagung und das gesamte Projekt relevant. Ökonom, hat gesagt: Eine Innovation ist Veränderung schnittsthemen definieren, dann gehört hierzu wohl die in Prozessen, Produkten, Abläufen, die im Markt Erfolg Energie- und Ressourceneffizienz und auch die Feststel- haben. Wenn wir diese Definition auch den Ingenieur- Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 27 tätigkeiten zugrunde legen, dann sehen wir, dass z. B. wir unter Fähigkeiten, Skills? Wir haben uns bemüht und Man ist immer gut aufgehoben, wenn man Popper zi- innovatives Wachstum mit überzeugenden Lösungen geschaut, was weise Leute lange vor unserer Zeit schon tieren kann. Er hat gesagt: All life is problem solving. und Marktakzeptanz zusammenhängt. dazu gesagt haben. z. B. George Bernhard Shaw meint, Das ist vielleicht für uns zu allgemein. Aber dieses Zitat dass “Men are wise in proportion, not to their experi- sagt auch: definiere zunächst ein Problem, dann suche Darauf aufbauend haben wir konstatiert: Wir sehen ence, but to their capacity for experience”. Für uns kann die Lösung. Bitte nicht in umgekehrter Reihenfolge. Au- zwei wesentliche Säulen für eine Ingenieurausbildung. das heißen, Fähigkeiten zu entwickeln durch Zurück- ßerdem muss das Problem relevant sein. Das ist bereits greifen auf Erfahrungen. Also das, was man kann muss gute Ingenieurarbeit. Relevant für die Gesellschaft, re- man anwenden und aus der Anwendung heraus lernen, levant für das Unternehmen, relevant für einen neuen Wir benötigen die Grundlagen, ganz ohne Frage, aber Schwachstellen ermitteln, um Lösungen dann adaptiv Markt, relevant für die Ingenieurwissenschaft, um das wir müssen sie auch zu den Studierenden transportie- weiterzuentwickeln. Das ist eine wichtige Fähigkeit für Neue zu erforschen. Wenn dies gegeben ist, beschäfti- ren, sie verständlich machen, im Kontext darstellen, und Ingenieure, dafür müssen wir in der Ausbildung aber gen sich Ingenieure damit, dieses Problem zu lösen. auch ein passendes Umfeld schaffen. Labore sind zum Oder wir zitieren Einstein: “We can never solve prob- Beispiel ein solches Umfeld, von denen wir zu wenig ha- lems by using the same kind of thinking we used when ben, die im Allgemeinen recht teuer sind aufgrund der we created them”: Also Probleme, die man kreiert hat, hat das eben ebenso treffend ausgedrückt: Ingenieur- Einrichtungen, und dies mögen Gründe sein, weshalb kann man meistens nicht mit den gleichen Ansätzen lö- wissenschaften, und das dürfen wir nicht vergessen, wir die Lehre im Labor in den Ingenieurwissenschaften sen, mit denen man sie kreiert hat. Auch dies ist eine sind Experimentalwissenschaften. Das Experiment ist nicht so ausgestaltet haben, wie das wünschenswert wichtige Lehre für die Ingenieure. Wir müssen zum Lö- unverzichtbar. Wir finden häufig nicht die allumfassen- wäre. Wir benötigen aber weitere Kompetenzen, wie z. sen bekannter Probleme zuweilen auch vollständig neue B. soziale Kompetenzen, Kompetenz, Entscheidungen zu Ansätze in Erwägung ziehen. Warum sage ich das alles? fällen und auch Verantwortung zu tragen. Im Wesentlichen muss das, was ich bisher ausgeführt Das sind auf der einen Seite die Grundlagen. Herzlichen Dank, liebe Frau Jeschke, dass Sie ausgeführt haben: dies gegebenenfalls mit anderen Methoden, mit anderen Mitteln, als wir es bisher gewohnt waren. Ich stimme ihnen da uneingeschränkt zu. Und auch Herr Tekkaya de, in sich geschlossene Lösung. Dann müssen wir experimentieren und die gefundenen Erkenntnisse in dem definierten Gültigkeitsraum anwenden. Wir haben als Engineering Competence Solving problems and implementing applications Mastering the fundamentals Developing skills habe, von den jungen Leuten, den in Ingenieurausbil- zweites gesagt: Ingenieure benötigen auch Fähigkeiten, Wenn Problemlösungen wichtig sind, darf die Fragen dung befindlichen Studierenden, realisiert werden. Aber die Skills. Damit haben wir zwei relevante Säulen auf de- gestellt werden: Was ist im ingenieurwissenschaftlichen es ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Lehrenden, den nen die Ingenieurausbildung ruht. Es ist eine gute Basis, Sinne ein Problem? Wir können an dieser Stelle, um es notwendigen Rahmen und die Randbedingungen in der um relevante Probleme zu definieren, Problemlösungen mal ganz philosophisch auszudrücken, Popper fragen, Ausbildung zu schaffen. (-optionen) zu erarbeiten, zu bewerten und die besten dann gezielt in die Praxis zu überführen. Was verstehen den berühmten österreichisch-britischen Philosophen. Bild 1 Säulen der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 29 Wir möchten im Folgenden jetzt mit einigen Beispielen Mobilität, speziell die Mobilität in der Luftfahrt, aber lestones zu erreichen und Termintreue zu realisieren, Erkenntnis, nicht alles selbst wissen zu müssen und die aus Aachen zeigen, was wir bisher getan haben, wie wir auch die Energiewandlung in Gasturbinen und Dampf- wie man auf in der Projektbearbeitung auftretende neue persönliche Stärke, dies zuzugeben und in anderen Be- die eine oder andere Facette des zuvor Gesagte umge- turbinen. Fragestellungen: Ressourceneffizienz, Ener- Probleme reagiert, sie lernen also genau das Umfeld reichen nach Lösungen zu fragen, muss auch vorgelebt setzt haben, um anwendungs- und industrieorientierte gieeffizienz, Reparaturmöglichkeiten, Verfügbarkeit der kennen, in dem sie später selbst arbeiten werden. An werden, um sie zu Studierenden als Fähigkeit zu trans- Ingenieurausbildung zu realisieren. Daraus wollen wir Anlagen. Das gilt für alle Strömungsmaschinen und jetzt dieser Stelle handelt es sich um ein nationales Team und portieren. Wenn wir nun die durch Forschung optimier- zunächst ableiten, ob nicht auch ein Forschungspro- werde ich technisch. Diese Fragen sind für eine Turbine die Studierenden erleben hautnah, dass Industrievertre- ten Linsen produzieren könnten und so zur Verfügung gramm eine geeignete Plattform sein kann, um Ingeni- im Kraftwerk, für eine Dampfturbine, für eine Gasturbine ter aus einem anderen Erfahrungsbereich heraus argu- hätten, wäre selbst dieser wunderbare Beamer am Ende eurausbildung zu betreiben, mindestens zu unterstüt- und eine Flugturbine relevant. Aus diesem Umfeld her- mentieren und ganz andere Anforderungen haben als sie in seiner Brillanz und in seiner Ausleuchtungsqualität zen. Man könnte dies als forschungsgetriebene oder aus ist ein Industriekonsortium gefunden, dass die prak- das in der Hochschule bisher gelernt haben. noch besser, als er das heute schon ist. Was ist aus die- eine forschungsgeleitete Ingenieurausbildung bezeich- tisch relevanten Fragestellungen mit definiert hat und nen, als eine Möglichkeit, Ingenieurausbildung zu be- sich selbst in der Problemlösungsfindung ebenfalls mit Ein zweites Beispiel – es kommt aus dem Bereich der schungsbereich. Dieser Sonderforschungsbereich ist treiben. Wir haben hier in Aachen recht gute Randbe- eigener Kompetenz eingebracht hat. Als Forschungsin- Optics und Photonics. Das ist ein spannender Bereich, an drei verschiedenen Standorten realisiert. Dies sind dingungen für diese Art der Ausbildung, insofern ist das stitute aus Aachen haben das Fraunhofer IPT und das der sehr wichtig für viele unserer Fragestellungen ist Aachen und Bremen und ein Standort in den USA. Die manchmal auch standortbedingt. Im Folgenden möchte Fraunhofer ILT mitgearbeitet. Hier haben wir jetzt ein und der auch spannend ins Außenfeld transportiert Sprecherhochschule ist Bremen, der Sprecher ist Pro- ich auf folgende Bereiche eingehen: typisches Ingenieurproblem definiert und sind dabei, es werden kann. Die Studenten sind im Allgemeinen sofort fessor Brinksmeier. Die Forschungswelt in den USA bie- zu bearbeiten und technischen Fortschritt mit neuen Lö- begeistert und können sich ein eigenes „Bild“ von den tet gar nicht so wunderbare Möglichkeiten, wie Sonder- sungen zu generieren. Dieses Problem kann die Hoch- anstehenden Fragen machen. forschungsbereiche, um sich solchen Fragestellungen • Was kann forschungsgeleitetes Lehren und Lernen leisten? • Was sind die Chancen von Lernfabriken? ser Problembeschreibung entstanden? Ein Sonderfor- zu nähern. Wir haben aber der NSF1 überzeugend dar- schule nicht umfassend allein lösen. Hier ist die Mitarbeit der „erfahrenen“ Industrie notwendig. So werden die Um das Beispiel der Linse zu konkretisieren: Sie müs- stellen können, dass es eine einmalige Möglichkeit ist, Lösungen in reale Produkte umgesetzt. Was hat dieses sen ausgelegt, berechnet und hergestellt werden. Mit hier mitzumachen, zu kooperieren. Damit konnte auch Was kann forschungsgeleitetes Lehren und Lernen Projekt für Auswirkungen auf die Ingenieurausbildung? den Grundlagenkenntnissen hat man erste Zugänge zur Don Lucca aus Stillwater mitarbeiten. Ich komme jetzt leisten? In so einem Projekt sind in etwa 30 Studenten involviert. lichtoptischen Auslegung optischer Elemente, Studie- zum Thema Teaching and Learning. Wir haben unsere Sie arbeiten am Problem und an der Problemlösung mit. rende lernen hier aber auch, dass das häufig notwen- Standards: Studien-, Bachelor- und Masterarbeiten. Im Fallbeispiel TurPro Innovation Cluster war folgendes Sie sitzen in den entsprechenden Projektsitzungen mit dige Spezialwissen zur Problemlösung auch durch Aber das besondere hieran ist nun, dass wir in diesem Problem definiert, für das Lösungen bereitgestellt wer- am Tisch. Sie lernen, wie Menschen in einem industrie- Kooperation mit anderen Wissenschaftsdisziplinen ge- Forschungsumfeld nun auch mit unseren Studieren- den mussten: Ausgangssituation, Gestaltungsrahmen: getriebenen Umfeld kommunizieren, was es heißt, Mi- wonnen werden darf, ja, in vielen Fällen sogar muss. Die den Leute in beiden Richtungen austauschen, um sich 1 NSF = amerikanische National Science Foundation, vergleichbar mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 31 international zu vernetzen. Die Studenten können ihre den. Hier müssen dann wohl die Lehrenden helfen und Studienleistungen an den drei Standorten, ohne organi- überzeugend in der Lage sein, das zu lösende Problem satorische Hürden überwinden zu müssen, anfertigen. ingenieurwissenschaftlich zu formulieren. Manchmal An allen drei Standorten transportieren wir das, was wir klappt das, manchmal nicht. Hier gibt es dann wohl neue dort an Wissen erarbeitet haben, auch zu den Studenten. Herausforderungen und Aufgaben für die Lehrenden. Am Ende der Ausbildungen müssen sie auch Prüfungen Ggf. darf und muss man dann über Ausbildung-Fähig- ablegen, aber sie dürfen die Prüfungen an allen drei Uni- keiten-Weiterentwicklung der Lehrenden nachdenken. versitäten machen. Wir erkennen die Prüfungsleistun- Wenn die Problembeschreibung für die von Ingenieuren gen gegenseitig an. zu lösenden Fragen aber gut gelingt, dann sind diese interdisziplinären Fragestellungen hoch interessant, die Engineering meets Lifescience, eine Leitthema, das wir Studierenden sind wieder hellwach, und sie lassen sich uns u. a. in Aachen gesetzt haben. Es steht für ein ge- begeistert darauf ein, z. B. eine Fettpresse und einen Ge- sellschaftlich hoch relevantes Themengebiet und zeigt webehacker zu konstruieren und zu realisieren, mit de- außerdem bereits im Thema: hier steht in besonderer nen die Biologen menschlich Zellen isolieren, um daraus Weise Interdisziplinarität im Mittelpunkt und weil wir z. B. Hautmodelle zu erzeugen, an denen Salben, Cre- dieses Thema auch in unserem Institutsteil in Boston men und andere Pharmazeutika getestet werden, was im Mittelpunkt stehen haben, sagen wir zuweilen auch: heute in Tierversuchen geschieht. Ein anderes Beispiel engineering beyond traditional boarders. Wenn wir Stu- aus dem Bereich der Zusammenarbeit mit der Biologie. dierende motivieren wollen, hier mitzuarbeiten, dann Was hatten die Biologen entdeckt und auch patentiert erfahren wir im Allgemeinen schnell begeisternde Zu- (vgl. Bild 2)?: stimmung. „Oh, das ist ja interessant.“ Aber wenn wir ausführen und sagen: „Jetzt müsst ihr aber mit medical doctors zusammenarbeiten und möglicherweise sogar mit Biologen.“ Dann erleben wir Zurückhaltung und häufig die Reaktion: Chemie und Biologie war noch nie unsere Stärke, darum wollen wir ja auch Ingenieure wer- Bild 2 Vaccines from plants Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 33 Was sind die Chancen von Lernfabriken? Sie haben herausgefunden, dass man Impfstoffe über eine Modifikation bestimmter Pflanzenzellen erzeugen den auch die sozialen und interkulturellen Probleme berücksichtigt und mitbehandelt. Deshalb ist hier auch kann. Das heißt, die Pflanze erzeugt Impfstoff. Diese Er- Learning factories sind Ihnen bekannt. Hier lernen Stu- die Katholische Fachhochschule mit eingebunden, die kenntnis ist das eigentliche intellectuell Property IP, diese dierende, wie eine Fabrik in der Gesamtheit funktioniert, in schwierigen Stresssituationen mithelfen, angemes- Erkenntnis ist in Aachen am IME (Institute for Molecular wie sie tickt. Sie lernen, was ein „Bestand“ ist, in der senen Problemlösungen innerhalb der jeweiligen Team- Engineering) gefunden worden, nicht von den Ingenieu- Produktion, im Rohmateriallager im Fertigteilelager, strukturen zu finden. ren. Aber um diese Idee umzusetzen, um im Markt er- und warum Bestände in der Fabrik „Geld“ kosten. Das, folgreich zu sein, fand hier, und sie dauert immer noch was ich Ihnen hier jetzt zeige, ist eine Lernfabrik aus Die Rolle der Akademien in der Ingenieurausbildung an, eine intensive Zusammenarbeit mit den Ingenieuren Darmstadt. Lernfabriken finden Sie bundesweit. In einer soll der letzte Punkt in unserem Vortrag sein, den wir statt. Es entstand eine Pilotanlage, in der der gesamte Lernfabrik agieren die Studierenden selbst und sie se- reflektieren. Akademien können in diesem Zusam- Erzeugungsprozess, vom Saatkorn zum Impfstoff, reali- hen, erleben, bewerten die realen Konsequenzen. menhang eine wichtige Funktion ausfüllen. Akademien siert wurde. Erst wenn die Produktion reproduzierbar zu können eine Plattformen schaffen, sie können Leute vorgegebenen Kosten funktioniert, darf man Markterfolg Ein anderes Beispiel zur realitätsnahen Ingenieuraus- zusammenführen, sie können auch zuweilen ein Pro- erwarten. Garantiert ist er auch dann noch nicht. Aber Sie bildung ist die Durchführung von wettbewerblichen Pro- jekt fördern, wie das von Herrn Tekkaya initiierte, zur merken schon, jetzt sind wir wieder gedanklich in einem jektaufgaben. Diese Idee wurde ursprünglich in Darm- Bedeutung und Neugestaltung der Laborausbildung von typischen Ingenieurumfeld. Hier sind Ingenieure gefragt. stadt entwickelt, von der FH Aachen aufgenommen und Ingenieuren. Aber Akademien sind immer auch unab- Bild 3 Pilotanalage auch hier am Standort in die Realität umgesetzt. Es hängige Institutionen zur Beratung der Politik und zur Die Anlage muss ausgelegt werden, sie muss berechnet werden jedes Jahr 160 bis 180 Studenten geschult. Sie Information der Gesellschaft. Wenn Ingenieure Lösun- werden, sie muss gebaut werden. Die Biologen definieren machen eine Projektarbeit, in der ein reales Problem gen erarbeiten, sind sie nur dann nützlich, wenn sie von sozusagen die Randbedingungen, wie sollten die Pflanzen aus der Industrie angesprochen wird. Was geschieht als der Gesellschaft akzeptiert werden. Deshalb müssen die gesetzt werden, in welchem Umfeld gedeihen sie am besten erstes? Als erstes muss das Problem definiert werden. gesellschaftlichen Grundnormen ethischer und kultu- usw. In solchen interdisziplinären Teams, Ingenieure plus Am Ende der Laufzeit muss die Lösung funktionieren, reller Natur berücksichtigt werden. Biologen, in diesem Umfeld entwickelt sich dann wirklich ein Kostenrahmen darf nicht überschritten werden und Neues und die Studierenden der Biologie und der Ingeni- die realisierte Lösung muss in einem fest vorgegebe- Einige Worte zur acatech, denn die acatech gibt es noch eurwissenschaften sind fester Bestandteil der Teams. nen Zeitrahmen fertiggestellt sein. Diese Teams waren gar nicht so lange. acatech ist die von Bund und Ländern international und auch mit Schülern besetzt. Es wer- geförderte nationale Akademie und Stimme der Technik- Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 35 wissenschaften im In- und Ausland. Acatech erfüllt ihren sen junge Menschen auch für die Technik interessieren, in föderalen Systemen, in denen Bildung Länderaufgabe ren und aus Vielfalt Alleinstellung abzuleiten. Neben der Beratungsauftrag unabhängig, wissenschaftsbasiert und sie interessiert machen und mitnehmen zur Diskussion ist, nicht so einfach. Uns interessierten natürlich auch acatech müsste ich jetzt noch die BBAW und die Leo- gemeinwohlorientiert. von Fragen, die uns relevant erscheinen. Ein weiteres die Bachelor- und Masterprogramme. Die acatech erar- poldina erwähnen. Es gibt aber auch noch viele Landes- Projekt, Monitoring of motivation concepts for young beitet sich mit solchen Studien wertfrei den Stand der akademien und die europäische Plattform EuroCase. Das Besondere an dieser Akademie ist, dass sie aus zwei people in science and technology (MoMoTech) (2011), Technik, um hiervon ausgehend z.B. best practice Bei- Auch auf der europäischen Ebene tauscht man sich Säulen besteht. Die eine Säule repräsentiert die Wissen- ist unter der Leitung von einem Kollegen aus Stuttgart, spiele abzuleiten und zu kommunizieren. Natürlich ist in den Technikwissenschaften aus und sammelt best schaft, die andere die Industrie. Dies ist nicht gerade ty- Herrn Professor Renn, durchgeführt worden. Er hat mit auch die Ingenieurpromotion ein wichtiges Thema. Auch practice Beispiele. Und als letzte Akademie, das müs- pisch für Akademien. Aber Ingenieure können nicht ohne sozialwissenschaftlicher Methodik in Deutschland un- dazu gibt es eine Veröffentlichung. sen Herr Tekkaya und ich natürlich hier erwähnen, weil die Industrie arbeiten. Die Realisierung einer Lösung tersucht, was wir in Deutschland für Projekte initiiert gehört eben immer und untrennbar zur Ingenieurtätig- haben, in denen wir Menschen mit Technik in Berührung Vielleicht darf ich hier ein Zwischenfazit ziehen. Ich demie für Produktionswissenschaften (CIRP) zu nennen. keit dazu und dies geschieht nun mal in der Industrie. bringen. Der Untersuchungsbereich umfasst Hochschu- glaube, es gibt nicht einen Weg, den einen und allein Und ich will nur Eigenschaften erwähnen, die im Kontext Die Akademie wird von zwei Präsidenten geführt, der len, Kindergärten, als die frühkindlichen Erziehung, ausgewiesenen Ansatz. Es gibt viele Wege, über die dieses Projektes und dieser Tagung von Interesse sein eine kommt aus der Wissenschaft, der andere aus der und auch die Schulen. Sie werden überrascht sein, was ingenieurwissenschaftliche Ausbildung erfolgreich re- könnten. Diese Akademie bringt die Produktionswissen- Industrie. Im Gründungsjahr hatte die Akademie nur es in Deutschland alles schon gibt. Ich war auch über- alisiert werden kann. Dies hängt auch schon damit zu- schaften weltweit zusammen. Sie ist ebenfalls über eine einen Präsidenten, Professor Milberg. Der konnte nun rascht. Ggf. werden Sie aber auch überrascht sein, wie sammen, dass über unterschiedliche Schwerpunkte an wissenschaftliche und eine industrielle Mitgliedersäu- zufällig in seiner Person beide Bereiche kompetent wenig koordiniert, mindestens abgestimmt, die Initiati- Hochschulstandorten auch unterschiedliche Rahmen- le getragen. CIRP hat ebenfalls, noch nicht sehr lange, vertreten und repräsentieren. Die acatech ist eine Ar- ven innerhalb naheliegender Regionen verlaufen, über bedingungen vorgegeben werden. Dies gilt auch für die einen Bereich für junge Forscher eingerichtet, die Re- beitsakademie, sie bekommt auch öffentliche, instituti- Landesgrenzen hinweg finden sie fast gar keine Verbin- Fachhochschulen, denn in der Summe werden an den search Affiliates. Es werden Fragen zur Ingenieuraus- onelle Förderung. Die acatech hat zwischenzeitlich etwa dungen. Hier verliert eine grundsätzlich gute Idee ganz Fachhochschulen etwa 2/3 der Ingenieure ausgebildet, bildung, jetzt auf internationalem Level, diskutiert und 80 Mitarbeiter. Ich empfehle Ihnen, die acatech einmal offensichtlich Breitenwirkung. Eine generelle Aussage an den Universitäten damit ein Drittel. Aber einen na- kommuniziert. Ich denke, das ist eine wichtige Mission. etwas genauer kennenzulernen, in dem Sie auf die In- der Studie ist, die Initiativen sind absolut notwendig. Es tional anerkannten, für alle Lehrinstitutionen verbind- ternetseite gehen www.acatech.de. Oder im Zusam- wäre jetzt eigentlich an Zeit, aus dieser Vielfalt aus Ide- lichen Grundrahmen sollte es schon geben, sozusagen Ich komme zum Ende unseres Vortrages mit vielen Zu- menhang mit unserer Tagung und dem anstehenden en, die wir realisiert haben, zu lernen, noch einmal zu einen Pflichtbereich, für alle bindend, und einen Kürbe- sammenfassungen und einigen Lücken dazwischen. Ich Projekt kann es hilfreich und informativ sein, sich fol- analysieren, was erfolgreich ist, welche Ansätze weniger reich, zur standortbezogenen Ausgestaltung. Und wenn will nur die Lücken kommentieren und an dieser Stel- gende Publikation anzuschauen: „Strategy of promoting zielführend zu sein scheinen, um daraus ein größeres wir in Deutschland eine generelle Stärke finden wollen, le kritisch fragen: Wenn dem so ist, dass wir Gestal- interests in science and engineering“ (2009). Wir müs- nationales Programm zu generieren. Aber so etwas ist dann ist es vielleicht die Fähigkeit, Vielfalt zu organisie- tungsrahmen für zeitgemäße Ingenieurausbildung an wir beide hier Mitglied sind, ist die Internationale Aka- Challenge and absolute Necessity › Fritz Klocke, Mandy Pastohr 37 einigen Stellen grundsätzlich verändern müssen, dann Zusammenfassung: sollten wir dieses rechtzeitig und durch Einbindung der Jetzt können Sie sagen, das sind ja große Worte. Ich richtigen Partner auch beherzt und mutig angehen. Sie stimme zu, ja, sie sind es, alles Gute ist bereits gesagt. sind auf einem guten Weg. Wenn das Ergebnis uns über- Und deshalb kann es vielleicht besonders motivieren, zeugt, sollten wir aber auch den Mut haben und kritisch es auch zu tun. Es liegt einzig und allein an uns. What is engineering education about? hinterfragen, welche Fähigkeiten denn Lehrer der Ingenieurwissenschaften haben müssen und ob auch hier Herzlichen Dank. Knowledge Knowing is not enough; Capability? Problem solving options. Willingness? Willing is not enough; ggf. Handlungsbedarf erkannt wird. So könnte sich eine gesamtheitliche Strategie zur zukunftsorientierten Ingenieurausbildung generisch entwickeln, die als Handlungsleitfaden dienen kann. Und hierzu gehören auch best practices und benchmarks, warum eigentlich nicht? we must do! Kurz und gut, ich versuche eine generelle J.W. von Goethe Source: Wilhelm Meisters Wanderjahre Goethe, 1821 (Wilhelm Meister´s Journeyman Years) 39 4. Gute Lehre – Basis für die Qualität in der Ingenieurausbildung Frank-Stefan Becker An dieser Stelle ist es ganz interessant, sich einmal an- im ersten Studienteil eine starke Fokussierung auf ab- zuschauen, wie die Auffassungen von Qualität zwischen prüfbare Fähigkeiten, das so genannte „Formel lösen“. Mein Versuch, gute Lehre zu definieren, nähert sich dem dem universitären Umfeld und dem industriellen diver- Dabei handelt es sich (im Gegensatz zum industriellen Gegenstand nicht von der intrinsischen Seite, also von Sei- gieren können. Zwar reden alle von Qualität, es sind aber Umfeld, in dem die Suche ergebnisoffen ist) um die Lö- ten des Prozesses aus, sondern aus der Perspektive des nicht unbedingt dieselben Erwartungen, die mit diesem sung geschlossener Probleme, das heißt die nachvoll- gewünschten Ergebnisses: gute Lehre vermittelt einer Begriff verbunden werden. Diese Unterschiede in den ziehende Lösung von Aufgaben, deren Ergebnis vorher größtmöglichen Zahl von Absolventen die Kenntnisse und Erwartungen schlagen sich in unterschiedlichen Priori- feststeht. Im zweiten Teil des Studiums liegt der Fokus Fähigkeiten, die sie anschließend zu einer erfolgreichen täten und Zielen nieder: im Unternehmen bestimmt die dann vermehrt auf der Generierung neuen Wissens. Ei- Bewältigung ihrer beruflichen und privaten Herausforde- Eingangsqualifikation den Einstieg, aber die Leistung in nerseits ist dies zwar sehr gut und wichtig und ohne Fra- rungen benötigen. Das Wort, an dem man sich hier stoßen ganz unterschiedlichen und wechselnden Funktionen ge die Aufgabe der Universität, aber andererseits ist dies könnte, ist „größtmögliche Zahl“. Eine gute Qualität der den Aufstieg. Ziel ist dabei die Umsetzung neuer Ideen kein Thema, das in der Industrie an erster Stelle steht. Lehre bemisst sich nicht daran, dass ich aus einer gro- in Innovationen, das heißt in marktfähige Produkte, für ßen Menge an Einheiten durch scharfe Qualitätskontrolle die der Kunde bezahlt. Bahnbrechend neue Ideen sind Um festzustellen, welche Fähigkeiten in der Industrie möglichst viele herausfiltere. Ziehen wir den Vergleich zur kein Ziel, von dem eine Industrie leben kann. Zur Er- benötigt werden und infolge dessen gefragt sind, ist es industriellen Produktion: wenn wir 100 Stück produzie- füllung dieser Anforderungen brauchen wir offene und sinnvoll zu betrachten, wo Ingenieure überall arbeiten. ren, dann wollen wir 100 Stück haben, die funktionieren. wechselnde Strukturen und wir brauchen die Zusam- Beispielhaft wird hier die Firma Siemens Deutschland Ein Qualitätsmanagement, das in diesem Fall sagt: „Na ja, menarbeit vieler Mitarbeiter mit unterschiedlichen Vor- herangezogen. Da arbeiten in dem Bereich Research fünfzig % können wir gebrauchen, aber fünfzig % müssen kenntnissen in Teams. Eine Universität demgegenüber und Development nur 17% der Maschinenbau-Ingenieu- wir wegschmeißen“, ist zwar zweifellos ein scharfes Instru- ist durch den öffentlichen Dienst geprägt, sowohl in ihrer re, obwohl man klassischerweise vermuten würde, dass ment, aber die Fertigung hat dann leider ein Problem. Gute Gehaltsstruktur als auch in ihrem Aufbau. Es herrscht die Mehrzahl dort tätig sein würde. Von diesen 17% sind Lehre orientiert sich deshalb an den beruflichen Anforde- eine ganz starke Bedeutung der Eingangsqualifikation. wiederum 90% im Bereich Development, also mit pro- rungen aus dem voraussichtlichen Arbeitsgebiet. Denn die Während es also in der Industrie tatsächlich den Auf- duktnahen Verbesserungen in den Industriesektoren, Qualität eines Produktes bemisst sich an den Anforderun- stieg vom Tellerwäscher oder Büroboten zum Unter- beschäftigt. Weiterhin findet man Ingenieure in eher un- gen der Praxis. Und zwar an der Praxis, die für die überwie- nehmenschef geben mag, wird es wohl kaum einen Prä- gewöhnlichen Arbeitsfeldern wie beispielsweise Human gende Zahl der jungen Menschen hinterher relevant sein sidenten geben, der denselben Weg zurückgelegt hat. Resources. Nicht alle kommen bereits beim Einstieg in wird, das heißt, an den industrienahen Tätigkeiten. Dementsprechend finden wir in der Universität gerade diese Funktionen hinein, aber sie diffundieren in der Herzlich Willkommen zu meinem Vortrag. großen Firma in diese Positionen. Dafür brauchen wir eben Mitarbeiter, die neben der fachlichen Ausbildung die Offenheit mitbringen, die Schlüsselqualifikationen, um diese Entwicklungen und Herausforderungen zu bewältigen. Das ist das, was wir unter Berufsfähigkeit verstehen. Dabei handelt es sich um die Summe der Handlungskompetenzen, die an dieser Stelle in fünf Gruppen aufgeteilt werden: 1. Fundierte Fachkenntnisse sind der Einstieg und damit das primäre Kriterium. Wenn nach den Fähigkeiten eines Ingenieurs, Elektrotechnikers oder Mechatronikers gesucht wird, kann sich nun einmal kein Jurist bewerben. Gute Lehre – Basis für die Qualität in der Ingenieurausbildung › Frank-Stefan Becker 41 2. In der nächsten Gruppe finden sich analytische Ur- verrechnet hat. Doch es ist nicht unbedingt ratsam, Zusammenfassend lässt sich Folgendes als Wunsch der schlecht um 17 Uhr das Operationsbesteck zur Seite le- teilsfähigkeit, Strukturierung, Plausibilitätscheck, einen Firmenchef in einer ähnlichen Situation mit Wirtschaft an die Hochschulen formulieren: die Ausbil- gen und Ihren Patienten damit trösten, dass Sie morgen Informationsrecherche und -bewertung und Prob- einem sachlichen Fehler in seinem Vortrag zu kon- dung von qualifizierten Absolventen der richtigen Fächer wieder kämen. lemidentifikation. Bei diesen beiden ersten Gruppen frontieren. Team- und Integrationsfähigkeit gehören in genügender Anzahl, das heißt die volle Ausschöpfung handelt es sich um klassische Stärken einer akade- ebenfalls dazu und gutes Englisch ist heutzutage unseres Potenzials. Wir können es uns in Anbetracht ge- Dass diese Ausschöpfung unseres Potentials bisher mischen Ausbildung. selbstverständlich. ringerer Jahrgangsstärken nicht mehr leisten, leichtfer- nicht ausreichend geschieht, liegt natürlich nicht nur in tig zu sagen, eine bestimmte Anzahl Studierender verlie- der Verantwortung der Hochschulen, sondern vielfältige 3. Die Fähigkeit, über die Grenzen des eigenen Kompetenzbereichs hinaus zu blicken und andere Fakto- Der erste Teil dieser Qualifikationen kann gut an den ren wir nun einmal auf dem Weg. Vielmehr müssen wir Faktoren in der Gesellschaft sind hier von Bedeutung, ren zu berücksichtigen. Dazu gehören zum Beispiel Universitäten und Fachhochschulen gelehrt werden, unser intellektuelles Potenzial bestmöglich nutzen und auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann. Tat- rechtliche und finanzielle Fragen, Sicherheitsfragen, andere Dinge müssen die Studierenden selbstständig zwar mit den am Markt gesuchten Ausbildungsgängen. sache ist jedoch, dass die Lehre eine zentrale Rolle dabei Umweltschutz oder auch Akzeptanz in der Gesell- lernen. Wir erwarten aber von den Ausbildungsstätten, Dabei entscheidet nicht die akademische Bezeichnung, spielt. Die Industrie kann keine Ingenieure ausbilden, sie schaft. Diese Faktoren sind wichtig und müssen be- dass sie die jungen Leute zumindest auf die Bedeutung sondern der Inhalt des Studiums. Also was der- oder kann sie lediglich nachher weiter trainieren. Sie kann sie rücksichtigt werden, sonst bleibt eine Innovation nur dieser Faktoren hinweisen und ermuntern, diese selber diejenige gelernt hat an den im Berufsleben benötigten einsetzen, sie kann für den Berufsweg werben, aber er- eine Idee und wird kein Erfolg. zu trainieren. Kompetenzen, sowohl den Fachkenntnissen als auch zeugen kann sie sie nicht. Anders gesprochen: die Indus- den sonstigen Fähigkeiten, auf die oben eingegangen trie ist nicht processowner des Fabrikationsprozesses. 4. Jetzt kommen die persönlichen Dinge, wie Selbstständigkeit, Initiative, Kreativität, Frustrationstole- Eine aktuelle Umfrage mit 500 beteiligten Unternehmen, worden ist. Dabei müssen nicht zuletzt auch die gesell- ranz, Arbeitstechniken, Prioritätensetzung, eigen- mit der Fragestellung worauf Personalchefs bei der Be- schaftlichen Anforderungen berücksichtigt werden, z. B. Noch ständiges Lernen usw. einmal zusammenfassend: Hochschulbildung werbung Wert legen, ergab dass die Art des akademi- mehr junge Frauen. Hier wird nun oft die Schwierigkeit spielt die zentrale Rolle, gute Lehre ist dabei der Schlüs- 5. Die letzte Gruppe der Schlüsselqualifikationen um- schen Abschlusses eine eher geringe Priorität besitzt. der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschworen. sel, um potentiell interessierte junge Menschen zum Stu- fasst die Interaktionskompetenzen. Dazu gehört die Wichtig hingegen sind Persönlichkeit und praktische Wenn man sich jedoch die Zahlen ansieht, muss man dium von Ingenieur- und Naturwissenschaft zu bewegen. Kommunikation im Allgemeinen, aber auch Feedback Erfahrung. So wurde mangelnde praktische Erfahrung feststellen, dass in der Medizin 73% der Studierenden Man darf nicht die Rückmeldungen unterschätzen, den es geben und nehmen. Das ist eine der schwierigsten als zentrales Knock-Out-Kriterium bei der Bewerbung Frauen sind, in der Elektrotechnik dagegen nur 8,6. Es über ältere Geschwister oder Bekannte gibt, die einen in- Sachen überhaupt, vor allem, wenn unterschiedliche angeführt. Auch DIHK-Untersuchungen ergeben immer ist jedoch kaum anzunehmen, dass in der Medizin die genieurwissenschaftlichen Studiengang studieren. Zwei- Altersgruppen und Rangstufen aufeinander treffen. wieder, dass der häufigste Grund, warum sich Unter- Vereinbarkeit durch flexible Arbeitszeiten fast 10mal tens müssen bereits eingeschriebene Studierende für das Weiterhin findet sich situatives Gespür in dieser nehmen von neu eingestellten Akademikern trennen, besser ist als in der Elektrotechnik. Als Ingenieurin kön- Fach begeistert und Unsichere vor dem Studienabbruch Gruppe: in der Mathematikvorlesung mag man den ist, dass diese ihre theoretischen Fähigkeiten nicht in nen Sie tatsächlich pünktlich nach Hause gehen, wenn bewahrt werden. Das ist ein ganz aktuelles Thema. Das Professor darauf hinweisen können, dass er sich der Praxis umsetzen konnten. Ihr Kind da ist. Im Operationssaal hingegen können Sie Problem des Ingenieurmangels wäre schlagartig gelöst, Gute Lehre – Basis für die Qualität in der Ingenieurausbildung › Frank-Stefan Becker 43 wenn von denjenigen, die sich schon eingeschrieben ha- hier wird nichts erfunden. Vor vier Jahren hat der von ben, nicht mehr als 10% herausfallen würden. Und es mir persönlich sehr geschätzte Professor Rauhut, ehe- wandelten Anforderungen gefördert oder behindert? den Studierenden die Chance geboten werden, sich gäbe wahrscheinlich sogar einen Überschuss, wenn es in maliger Rektor der RWTH Aachen, bei einer VDI-Veran- Hilft es der Industrie, geeignete Bewerber für die diese Fertigkeiten durch Einbettung in einen breiteren den Ingenieurwissenschaften einen ähnlichen Zuspruch staltung in Düsseldorf auf die Frage, warum so wenig immer zahlreicheren Schnittstellenfunktionen Kontext lebensnah und damit effektiv anzueignen. Auf junger Frauen gäbe, wie beispielsweise in der Chemie, junge Leute Ingenieurwissenschaft studieren, geant- „Mensch/Technik“ zu finden? diese Weise würde die Vermittlung auch nicht zulasten wo der Anteil etwa 45% beträgt. In der Mathematik sind wortet, es läge an der mangelnden Quälbereitschaft. es sogar 50%. Sicherlich enthält diese Äußerung ein gewisses Maß stimuliert,um die Attraktivität des Ingenieurstu- hohe Abbruchquote nach Auffassung des VDI mittel- bis Man muss sich also die Frage stellen, wie sich das Inge- an Humor, aber es muss immer bedacht werden, dass diums z. B. für breit Interessierte, Schüler mit langfristig deutlich reduziert werden. Das ist das un- nieurstudium präsentiert? Viel Theorie und Selektion. zu solche Äußerungen auch die öffentliche Wahrnehmung Migrationshintergrund oder Frauen zu erhöhen und mittelbarste Potential, an dem angesetzt werden kann. wenig Ermunterung! Das ist meine These. prägen. Und immer noch höre ich von Studienanfängern, die Abbruchquoten zu senken? Die Hochschulen müssen den Studienabbruch als stra- • Wird die Reform der Studieninhalte gemäß den ge- • Wird der Einsatz neuer didaktischer Formen eines Rhetorikkurses erfüllt werden. Vielmehr sollte der wesentlichen Fachinhalte gehen. Drittens muss die dass der Professor sie aufgefordert habe, ihren Nach- • Schaffen Aussagen und Maßnahmen mehr Klarheit tegische Herausforderung auffassen und Gegenmaß- „Es muss etwas geben, woran man nachvollziehbar barn anzusehen – einer von beiden würde nämlich in ei- im Markt? Vermindern sie Ängste und Unsicherheit nahmen konsequent umsetzen. Mit einer Vielzahl von scheitern kann“, dieses Zitat habe ich selber vor kur- nem Jahr hier nicht mehr sitzen! bei Studierwillligen, Studierenden, den Personal- geeigneten Maßnahmen sollte das ambitionierte Ziel verantwortlichen speziell kleinerer Unternehmen einer Halbierung der Abbruchquote erreicht werden. und nicht zuletzt im Ausland? Weiterhin sollten die bereits vorhandenen Maßnahmen zem in einer Diskussion gehört. Es war die Antwort auf die Frage, warum so viele Ingenieurstudierende an der Schaffe ich so Begeisterung für das Fach? Wohl kaum. Mathematik scheitern. Man sollte sich dieses Zitat auf Um einen Vergleich zu ziehen: gibt es einen Fußballtrai- der Zunge zergehen lassen. Kann es wirklich unsere ner, der schon mal sein Team mit dem Hinweis zum Er- Zum Ende werden einige beispielhafte Empfehlungen mathematischnaturwissenschaftlichen Grundlagen, Be- Sorge sein, dass nachvollziehbar, also nicht rechtlich folg geführt hat, dass die gegnerische Mannschaft fast des VDI zum Thema Bologna-Prozess in den Ingeni- ratung über die Eignung und Auswahlverfahren geeigne- angreifbar, bewirkt wird, dass junge Leute scheitern? unschlagbar sei und außerdem statistisch gesehen je- eurwissenschaften vorgestellt. Ausführlicher wird dies ter Studierender, weiter ausgebaut werden. Allerdings Ich bestreite, dass dies der richtige Ansatz ist. Wenn die des zweite Spiel verloren geht? Entscheidend sind doch in einem umfangreichen Papier des VDI behandelt, das darf der hierfür notwendige personelle und finanzielle Mathematik tatsächlich so wichtig ist und wenn sie so die Motivation und die Fähigkeit, den Studierenden zu bald veröffentlicht wird. An erster Stelle steht die Bitte, Aufwand nicht zu Lasten der Hochschullehre gehen. Zu- zentral ist, was hier nicht diskutiert werden soll, muss vermitteln, wozu das Ganze gut ist. Als Ingenieur kann die Berufspraxis stärker bei der Formulierung der dif- mal sich die Situation in Zukunft noch verschärfen wird: mehr Aufwand getrieben werden, um den jungen Leuten und muss man diese Begeisterung vermitteln, wenn ferenzierten Anforderungsprofile einzubeziehen. Was es gibt durch das verkürzte Abitur und das Wegfallen diese Kenntnisse zu vermitteln. man junge Leute anziehen und ausbilden möchte. soll ein Bachelor können? Was soll ein Master können? des Militärdienstes immer jüngere Studierende, die das Weiterhin sollten die überfachlichen und personenbezo- Studium abbrechen werden, weil sie dem mental, nicht in der Vorphase des Studiums, wie Brückenkurse in den Ein weiterer Punkt: ist „Quälbereitschaft“ eine zentra- Im Folgenden wird eine kleine Checkliste zur Beurtei- genen Schlüsselqualifikationen stärker integriert ver- fachlich, nicht gewachsen sind. Um dem zu begegnen, le Qualifikation für ein Ingenieurstudium? Noch einmal, lung bildungspolitischer Aktivitäten aus Sicht der Indus- mittelt werden. Diese Anforderung kann nicht in Form brauchen wir mehr Mentoring. Daran anschließend trie vorgestellt: Gute Lehre – Basis für die Qualität in der Ingenieurausbildung › Frank-Stefan Becker 45 5. Ingenieurwissenschaftliche „Blaupause“ für andere Wissensbereiche Heyno Garbe sollten unterschiedliche Studienprogramme durch eine größere Variationsbreite Studierende mit unterschiedlichen Vorbildungen, Begabungen und Berufsvorstellungen ansprechen. Damit würden sie zu einer besseren Ausschöpfung des Potenzials an jungen Menschen beitragen, die für ein technisches Studium gewonnen werden können. Weiterhin sollten sich die Angebote an Masterprogrammen an den Anforderungen des Arbeitsmarktes orientieren. Transparente und realistische Übergangsquoten ergeben sich nicht durch finanz- oder hochschulpolitische Vorgaben, sondern durch Marktverhältnisse. Hier bietet das gestufte Studienprogramm mehr Möglichkeiten. Allerdings muss der Übergang dabei nicht konsekutiv erfolgen, sondern ist auch durch ein späteres (berufsbegleitendes) Master-Studium möglich. Der Bedarf der Industrie lag traditionell bei etwa 60% Fachhochschul- und 40% Universitätsabsolventen. Der Bedarf der Industrie an dem Bachelorprofil wird insofern vermutlich hoch bleiben. Und letzten Endes: die Überprüfung der Studienprogramme sollte sich nach Zum Abschluss ist es vielleicht einmal ganz interessant, sich in einem Rückblick zu vergegenwärtigen, was früher schon einmal gedacht worden ist: „Es ist zudem die Tragik des Ingenieurberufes, dass der Grad der Tüchtigkeit abhängt von der Vertiefung in die Einzelheiten. Die Spezialisierung verengt naturgemäß das Gesichtsfeld, und es bedarf schon einer großen geistigen Anstrengung, dieser im Beruf begründeten Einseitigkeit und Enge nicht anheim zu fallen“, so lautet eine Stellungnahme Waldmar Hellmichs, die 1948 in der ersten Zeitschrift des VDI nach dem Krieg gedruckt wurde. Dabei scheint die Problematik, dass wir über unser Bild hinaus, über unser enges Fachgebiet hinaus denken müssen, heute noch größer zu sein in Anbetracht der Internationalisierung, mit den vielfältigen Anforderungen, die an das Ingenieurarbeitsergebnis gestellt werden und die kooperativen und interdisziplinären Arbeitsverfahren in den Unternehmen. Auffassung des VDI bei den Ingenieurwissenschaften im Sinne einer Produktqualität auf die Ausbildungsziele beziehen. Diese kann nur durch eine Programmakkreditierung gewährleistet werden. Die Überprüfung der Prozessqualität im Rahmen einer Systemakkreditierung ist dafür nicht ausreichend. Herzlich willkommen. Schließlich werde ich darauf eingehen, wie die zukünfIch freue mich, dass ich Ihnen hier über den Transfer der tigen Entwicklungen hinsichtlich anderer Berufsfelder ingenieurmäßigen Denkweise auf andere Wissensgebie- aussehen können. te vortragen darf. Was wir formal unter dem Begriff „Ingenieur“ verstehen, Ich spreche heute als Vorsitzender von 4ING, dem Dach- ist in den verschiedenen Ländergesetzen geregelt: verband der ingenieurswissenschaftlichen Fakultäten „Ein Ingenieur ist jemand, der ein naturwissenschaft- Bauingenieurswesen, Elektrotechnik und Maschinen- liches oder technisches Studium in einer Regelzeit von bau sowie der Informatik, zu Ihnen. Meine Heimat ist die mindestens drei Jahren an einer staatlich anerkannten Leibnitz-Universität Hannover. Hochschule absolviert und das Studium mit einem Diplom oder einem vergleichbaren Befähigungsnachweis Ich werde darüber sprechen, wie der Begriff „Ingeni- abschließt.“ eur“ eingeordnet werden kann, d. h. welche besonderen Es erscheint typisch deutsch, dass man sich auf ein Ge- Kompetenzen und Denkweisen den Beruf des Ingenieurs setz beruft, um einen Ingenieur zu definieren. Aber ist es kennzeichnen. Darüber hinaus werde ich ansprechen, wirklich typisch deutsch? Wir haben zurzeit in der EU die welche überfachlichen Kompetenzen somit vorhanden Situation, dass eine Berufsanerkennungsrichtlinie gültig sein müssen, und wie man, nach diesen Erkenntnissen, ist. Diese regelt die Berufsbezeichnungen für viele Be- diese spezifischen Kompetenzen vermitteln sollte. Zur rufe, u. a. auch in einem Teilbereich für die Ingenieure, Erreichung des Ziels „Ingenieur“ müssen daher folgen- speziell für Ingenieure aus dem Baubereich. Das heißt, de Fragen beantwortet werden: wir haben generell eine Tendenz, die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ formalgesetzlich zu reglementieren ver- Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! ∙ Wie müssen wir unsere Lehre hinsichtlich des erwarteten Outputs konstruieren? ∙ Wie gestalten wir die Lehre damit genau die gewünschten Kompetenzen vermittelt werden? ∙ Wie wird das Erreichen der Kompetenzen überprüft? sucht. Das ist nicht typisch „deutsch“, das ist „europäisch“. Insbesondere im angelsächsischen Raum ist dies der Fall. Z. B. wird dies an den Regelungen hinsichtlich der Berufsbezeichnungen „Professional Engineer (PE)“ Ingenieurwissenschaftliche „Blaupause“ für andere Wissensbereiche › Heyno Garbe 47 in USA oder „Chartered Engineer (CE)“ in UK deutlich. Hier stellt die Arbeits- und Vorgehensweise und die diesen Naturgesetzen das Leben einfacher, bequemer Hier liegen strikte formale, nationale Kriterien zugrunde. Methodenkompetenz einen entscheidenden Baustein in und sicherer gestalten? diesem „Fähigkeitsgebäude Ingenieur“ dar. KennzeichDiese formalen Kriterien basieren auf der Frage, wel- nend für die Arbeit eines Ingenieurs sind che fachwissenschaftliche Kompetenz ein Ingenieur mit Ein typisches Beispiel: Es war kein Physiker, der die Fernbedienung für den Fernseher erfunden hat, sondern sich bringt. Wir haben heute gesehen, dass fachwissen- ∙ der pragmatische Ansatz ein Ingenieur, der einfacher die Kanäle beim Fernseher schaftliche Kenntnisse ein wesentlicher Bestandteil der ∙ und die Lösung einer gegebenen Fragestellung. umschalten. Er wollte nicht wissen, wie die Infrarotre- ingenieurmäßigen Arbeitsweise ist. zeption auf einem Sensor fundamental funktioniert. Sie Ein Ingenieur benutzt sein Fachwissen, welches er müh- sehen an diesem Beispiel: Die Lösung eines Problems Dies ist aber nicht die ganze Wahrheit. Offensichtlich sam im Studium erarbeitet hat, als Werkzeug¬satz. Er steht im Vordergrund bei den Ingenieuren, und nicht die haben wir „neue Ingenieure“, z. B. im Bereich Bioengi- ist deswegen nicht originär an der Weiterentwicklung Erforschung neuer Erkenntnisse über Naturgesetze. neering, System Engineering, Medical Engineering etc. dieses Fachwissens interessiert, sondern in erster Linie Diese erfüllen, laut Gesetz, nicht die formalen, fachwis- an dessen Nutzung. Er will wissen, was ein Integral lei- Dieser Aspekt der problemorientierten Denkweise ist senschaftlichen Voraussetzungen für die Berufsbezeich- sten kann und wie es ihm hilft, ein gegebenes Problem übertragbar. Welche Kompetenzen werden dazu ge- nung „Ingenieur“. Sie haben nur noch in Einzelfällen ein zu lösen. Er nutzt z. B. die Mathematik als Werkzeug- braucht? naturwissenschaftliches oder ingenieurwissenschaftli- satz, als „Hilfswissenschaft“, wie es jemand mal be- ches Studium absolviert, sondern haben mehrere Jah- zeichnet hat, und nicht als eigenständige Fachdisziplin. Wir müssen hierfür einen Anforderungsvektor der Kom- re explizit einen Studiengang studiert, nach dem man Als Ingenieure kennzeichnet uns genau diese problem- petenzen für das jeweilige Berufsprofil erstellen. Die sich z. B. „Medical Engineer“ nennen darf. Das heißt, es orientierte Arbeitsweise aus. wichtige fachliche Kompetenz ist dabei nur eine der entsteht hier ein neuer Typus von Ingenieur, der abge- entscheidenden Komponenten. Die andere Komponen- koppelt ist von der vorherrschenden fachwissenschaft- Um abzugrenzen: Die Grundlagenforschung ist dadurch te dieses Anforderungsvektors ist eben die problemlö- lichen Definition. Deswegen drängt sich für mich nicht gekennzeichnet, dass Naturgesetze untersucht und sungsorientierte Arbeitsweise. Wir müssen uns über die Frage auf, was ein Ingenieur ist, sondern was einen fundamentale Zusammenhänge erkannt werden. Um dieses Ziel klar sein, denn daran krankt es meiner An- Ingenieur kennzeichnet. Goethe zu zitieren, „wissen was die Welt im Innersten sicht nach, wenn wir über Gestaltung von Lehre und zusammenhält“. Das interessiert mich als Ingenieur ei- Prüfungen reden: Wir müssen deshalb zuerst wissen, gentlich gar nicht! Ich will nur wissen: Wie kann ich mit was wir eigentlich von einem Ingenieur erwarten wollen. Ingenieurwissenschaftliche „Blaupause“ für andere Wissensbereiche › Heyno Garbe 49 Wenn wir dies in dem Anforderungsprofil beschrieben • Dann das pragmatische, analytische Denken. Er sollte Zurzeit wird teilweise heftig über die Zuordnung der ver- will ich für ein definiertes Berufsziel erreichen“ auswäh- haben, können wir uns auch darüber unterhalten, wie sein Fachgebiet – das muss nicht unbedingt ein na- schiedenen Berufsabschlüsse zu den einzelnen Stufen len. Da ist es natürlich dumm, wenn wir nur das Formel- wir diese Kompetenzen an den angehenden Ingenieur turwissenschaftliches sein – durchdrungen haben. des DQR diskutiert. Ich halte diese Diskussion nicht für lösen trainieren, denn das bringt einem Ingenieur bei vermitteln. Er sollte die Fähigkeit zum Methodentransfer haben „outcome-orientiert“. Man nimmt einen bestehenden Siemens im Berufsalltag nachher nichts. Aber er muss und sollte teamfähig sein. Berufsabschluss und versucht diesen einer bestimmten in der Lage sein, ein Integral auf den Dreisatz reduzieren Stufe zuzuordnen. Wie ich eingangs schon sagte, sollte zu können, um schnell eine Abschätzung des Problems Mir ist heute aufgefallen, dass wir oft darüber reden, dass wir möglichst viele Schüler ins Studium bringen Je nach Berufsfeld kommen hier noch eine Reihe ande- man besser zunächst feststellen, welche Kompetenzen zu erreichen. Damit ich nicht falsch verstanden werde: und ein interessantes Studium gestalten wollen. Das rer Punkte hinzu. von einem Gesellen, Meister oder Ingenieur erwartet Ich fordere nicht weniger mathematische Kenntnisse Ziel muss aber anders liegen: Wir wollen diesen Studie- werden. Für diese Beschreibung liefert die Pädagogik sondern eigentlich sogar mehr. Die Umsetzung einer renden die Fähigkeit vermitteln, in einem interessanten, Die Beurteilung, die Leitlinien für die Klassifikation der interessante Systeme. Insbesondere die Lernzieltaxo- Formel erfordert eine höhere Kompetenz als die bloße herausragenden Beruf tätig zu sein. Dazu brauchen sie Kompetenz, muss sich an den Erwartungen des späte- nomie von Bloom ist mir immer wieder aufgefallen. Ich Anwendung der Formel. Wir müssen die Lehre ganz klar bestimmte Kompetenzen. Darüber müssen wir reden, ren Berufsalltags ausrichten. Wir haben immer grund- finde es sehr schön, wie dort den verschiedenen Ausbil- auf die vorher erwarteten, definierten Kompetenzen wenn wir über die Gestaltung der Lehre sprechen: sätzlich ähnliche fachliche Kompetenzen, müssen aber dungshöhen, den verschiedenen erwarteten Kompeten- ausrichten. auf den verschiedenen Ausbildungshöhen hinsichtlich zen Begriffe zugeordnet werden, die beschreiben, was der Anwendung des Fachwissens differenzieren. wir von entsprechend ausgebildeten Menschen erwar- Die Konsequenz lautet weiter: Wenn wir die Lehre auf ten. Diese Begriffe sollten in den entsprechenden Qua- diese Kompetenzen ausgerichtet und die Methoden ent- Die Berufsausbildung der fachlichen Kompetenz sieht lifikationsrahmen stehen und bilden somit das Ziel, auf sprechend ausgewählt haben, müssen wir das Erreichte jeweils auf der Ebene der Gesellenausbildung, der Meis- das ich meine Lehre ausrichten muss. auch kontrollieren. Wie stellen wir fest, ob die erwartete Wie können wir die Lehre so gestalten, dass Kompetenzen geschult werden, die wir später in dem Beruf des Ingenieurs erwarten? Ich definiere jetzt die erwarteten Kompetenzen für einen terausbildung, auf der Ebene der Fachhochschule oder beliebigen „Engineer“ – ich habe bewusst nicht Ingeni- der Ebene der Universität anders aus. Hierfür bietet der Ich muss zuerst darauf achten, dass diese Kompeten- die Prüfung lautet: „Schreibe die Formel Nr. 84 aus der eur gesagt, denn die erwarteten Kompetenzen für einen europäische Qualifikationsrahmen EQF (European Qua- zen gemäß der Lernzieltaxonomie auch erreicht werden. Formelsammlung ab und setze dort entsprechend die vor- Ingenieur sind vergleichbar. lification Framework) eine gute Anleitung. Im nationalen Nicht überzogene Anforderungen stellen, aber auch gegebenen Werte ein!“ Es muss stattdessen eine Prüfung Bereich ist hier der Qualifikationsrahmen für die Hoch- nicht unterfordern, sondern nach einer didaktischen stattfinden, die zu den definierten Kompetenzen passt: schulen (HQR) und auch der Deutscher Qualifikations- Analyse der Lerngruppen ausbilden. Wir müssen die rahmen (DQR) zu nennen. Methode, die wir wählen, angepasst auf die Lerngruppe Das Prüfungsverfahren wird bestimmt durch die erwar- und unter dem Blickwinkel des „Welche Kompetenzen tete Kompetenz. Wie man das machen kann, können Sie • Zum einen ist es die Problemlösungskompetenz. D.h. er sollte über ein breites und transferierbares Fachwissen verfügen. Kompetenzstufe erreicht wurde? Es kann nicht sein, dass Ingenieurwissenschaftliche „Blaupause“ für andere Wissensbereiche › Heyno Garbe 51 6. Gender & Diversity im Ingenieurwesen Susanne Ihsen auf den Internetseiten nachlesen, auf denen über den lemlösungsstrategien sind durchaus übertragbar. Wir gemeinsamen Workshop berichtet wird2, den wir bei hätten aber große Bedenken, wenn ein „Medical Engi- 4ING zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz neer“ am Schluss auch die Berufsbezeichnung „Inge- in Bremen durchgeführt haben. Dort sind Ansätze dar- nieur“ führen darf. Dass er ingenieurswissenschaftlich gestellt, wie man eben mit Blick auf die Kompetenzen tätig ist, mit ingenieurswissenschaftlichen Methoden ar- Prüfungen durchführen kann. beitet, und wenn dieser strukturierte Ansatz auch in anderen fachwissenschaftlichen Disziplinen übernommen In meinem Beitrag möchte ich Ihnen aufzeigen, was rums Technik, Diversity und Chancengleichheit, welches Gender und Diversity in Ingenieurwissenschaften be- jedes Jahr bundesweit den Girls Day veranstaltet und die deutet und was Gender und Diversity Studies mit Lehre Geschäftsstelle für den MINT Pakt führt. (und Forschung) in den Ingenieurwissenschaften zu tun haben. Ich vertrete die These, dass nachhaltige Veränderung nur aus den Strukturen heraus und nicht von außen in Für die Zukunft folgt jedoch auch, dass die ingenieurmä- wird, ist hingegen hervorragend, und ich befürworte das ßigen Problemlösungsstrategien auf andere Fachgebie- Mein Fachgebiet ist 2004 eingerichtet worden und nach ausdrücklich. die Strukturen hinein stattfinden kann. Das heißt, es ist fünf Jahren an der Fakultät für Elektrotechnik und In- nicht nur wichtig sich mit Diversity zu beschäftigen, son- formationstechnik wurde meine Professur, mit der dern auch mit internen und externen Konflikten umzu- Neugründung der TUM School of Education, verstetigt gehen. Die Ingenieurausbildung muss nicht nur verbes- und dieser neuen Fakultät zugeordnet. Durch die TUM sert, sondern es sollten auch vorhandene Strukturen School of Education, die deren Schwerpunkte sich aus und Kulturen überprüft werden. Die Konflikte zwischen Bildungsforschung und Lehrerbildung zusammenset- Veränderung und Bewahrung auszubalancieren ist oft zen, habe ich mich organisatorisch neu orientiert und schwer. Dabei liegen die Forschungsschwerpunkte heu- führe nun auch künftige Lehrer/innen in die Genderfor- te bereits vor allem im interdisziplinären Feld, während schung ein. Ein großer Schwerpunkt meiner Lehre ist die Ingenieurausbildung noch sehr stark disziplinenori- aber in den Ingenieurwissenschaften, vor allem in der entiert ist. te übertragbar sind. Dort, wo es darum geht, adäquate Methoden zu finden wie man ein Problem in den Griff Als Fazit: Die neuen Berufsfelder und Herausforderun- bekommt und es löst, sind in jedem Fachgebiet – auch gen fordern eine entsprechende problemlösungsorien- im Bereich der Geisteswissenschaften oder den Sozi- tierte Vorgehensweise. Diese problemlösungsorientierte alwissenschaften – diese Strategien und Verfahren an- Vorgehensweise ist ein Kennzeichen der ingenieurswis- wendbar. Herr Klocke hat in seinem Vortrag Beispiele senschaftlichen Arbeitsweise. Die Systematik und die dargestellt, was eigentlich typische ingenieurwissen- Struktur der ingenieurswissenschaftlichen Denkweise schaftliche Aufgabenstellungen sind. sind also übertragbar, die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ sollte davon aber unberührt bleiben. Wir von 4ING haben jedoch ein Problem damit, wenn der Begriff Ingenieur „verwässert“ und zu intensiv gebraucht wird. Denn der Begriff Ingenieur ist im Moment – und wird zukünftig – immer mehr durch entsprechende Gesetze und Richtlinien geregelt. Diese Regelungen umfassen ein technisch-ingenieurswissenschaftliches Fachwissen, sowohl in angelsächsischen Ländern als auch in den deutschen Ingenieursgesetzen. Die ProbVgl. http://4ing.net/index.php?id=260 und http://www.hrk.de/de/projekte_und_initiativen/125_5972.php 2 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Elektrotechnik, verblieben. Zwei Beispiele: Zu meinen Forschungsprojekten zählt Ein weiterer Grund, warum Sie mich zu Ihrer Veranstal- der Exzellenzcluster CoTeSys (Cognition for Technical tung eingeladen haben, ist, dass ich den Chair für Gen- Systems), wo es um die Weiterentwicklung der Robotik der and Diversity bei der European Association for Engi- geht. Ein weiteres Projekt ALIAS entwickelt den Proto- neering Education (SEFI) innehabe. Hier versuchen wir typen eines Roboters, der die sozialen Kontakte e-mo- auf europäischer Ebene, die Studienreform in Ingeni- bil werdender, älterer Menschen unterstützt. In beiden eurwissenschaften voran zu bringen. Ebenso bin ich hier Projekten wird interdisziplinär zusammengearbeitet, in als stellvertretende Vorsitzende des Kompetenzzent- beiden Projekten stehen Fragen der Kundenorientierung Gender & Diversity im Ingenieurwesen › Susanne Ihsen 53 auf der Agenda. Die Mitarbeiter/innen lernen also zum gestaltung. Es ähnelt einem Lektürekurs, wie man ihn eines Ingenieurs erzählt hat, wie Projekt- und Krisen- Studiums. Mit Hilfe von Kleingruppendiskussionen, Rol- einen, mit anderen Disziplinen eine gemeinsame Spra- eher aus den Sozialwissenschaften kennt. In diesem Se- management von Großprojekten funktioniert. Außerdem lenspielen und Übungen aus Assessment Centern ent- che zu finden und zum anderen, sich mit verschiedenen minar wird diskutiert, gelesen und auf Fragen bezüglich kommt Klaus Siebertz, ein Politikberater aus Berlin, um wickeln die Studentinnen eigene Zielvorstellungen für Kunden- bzw. Zielgruppen auseinander zu setzen. Es Diversity, Intersektionalität und Technikgestaltung ein- mit den Studierenden zu diskutieren, welche Einfluss- ihre Lebensentwürfe und behandeln Fragen zu „Karri- geht also konkret um die soziale Akzeptanz von Robo- gegangen. möglichkeiten Ingenieur/innen im politischen Feld ha- erefrauen und Rabenmüttern“. Dies lässt sich sehr viel ben. Dr.-Ing. Beate Stoffels von der Audi AG erläutert besser in einem monoedukativen Kontext diskutieren, als in gemischter Runde. tik hinsichtlich Schüler/innen und Lehrkräften und um die Bedürfnisse älterer Menschen. Gender als Quer- Im Hauptseminar stelle ich Referatsthemen zu Verfü- die verschiedenen Schnittstellen erfolgreicher Technik- schnittsforschung wird mit weiteren Diversitykompo- gung, die sich mit fachübergreifenden Kompetenzen entwicklung. Diese Vorträge werden hochschulöffentlich nenten verknüpft. auseinandersetzen. Die Studierenden recherchieren angeboten und stoßen auf eine große Resonanz. ihre Themen selbst, allerdings achte ich darauf, dass Work-Life-Balance ist in den Seminaren, ob nur für Frauen oder auch gemischt, immer ein besonderes The- In meinen Lehrveranstaltungen, wobei ich sowohl Stu- sie nicht nur aus Wikipedia zitieren, sondern auch echte Gemeinsam mit der Fakultät Elektrotechnik und Infor- ma. Viele junge Frauen stehen heute unter dem Druck, dierende in Bachelor- als auch Master-studiengängen Bücher zu Rate ziehen. Teil der Leistungsanforderung ist mationstechnik biete ich aus Studienbeiträgen ein Tu- alles miteinander vereinbaren zu müssen. Da aus der betreue, versuche ich, sozialwissenschaftliche Themen ein ordentlicher Vortrag, ein Handout und die Diskussi- torium an, das sich an die Frauen der Fakultät richtet. Gesellschaft signalisiert wird, dass Frauen nun alle und Methoden mit den Bedürfnissen der Studierenden onsleitung im Anschluss an den Vortrag. In diesem Som- Das Tutorium trägt den Namen „Engineera“. Bei nur Möglichkeiten besitzen und diese auch nutzen sollten. zu verknüpfen. Gender und Diversity Studies werden in mer zum Beispiel befasste sich ein Thema mit aktuel- 13% Frauenanteil in der Elektrotechnik an der TU Mün- Junge Frauen denken schon von vorneherein, dass sie größere Themenblöcke integriert, da meine Studieren- len Großprojekten in Deutschland wie Stuttgart 21, dem chen hilft das Tutorium den Studentinnen dabei, sich sich beruflich so positionieren müssen, dass sie jeder- den zunächst damit nicht viel anfangen können. Großflughafen in Berlin oder anderen großtechnischen untereinander kennenzulernen und zu vernetzen. Die zeit für alles gewappnet sind. Bei den jungen Männern Projekten. Die Frage dabei war, welche Rolle Ingenieur/ Studentinnen organisieren, mit Unterstützung von zwei hingegen wird der Wunsch immer größer, eine andere Was jedoch alle Studierenden interessiert, sind die über- innen in diesen kontrovers diskutierten Projekten spie- Tutorinnen (eine Ingenieurin und eine Pädagogin) ihr Rolle einzunehmen als die ihrer Väter. Sie wollen neben fachlichen Anforderungen im Ingenieurberuf, zu denen len. Aktuelle Themen mit einem konkreten Technikbezug Programm selbst, führen Löt- und LED-Kurse durch, dem Beruf auch am Familienleben teilhaben, ihre Kinder ich auch Gender- und Diversitykompetenz zähle. Für sind besonders interessant für unsere Studierenden. Zu besuchen Unternehmen. Auch unsere Alumnae halten groß werden sehen und soziale Kontakte behalten. Lehramtstudierende biete ich Seminare zu Gender und den unterschiedlichen Themenblöcke des Seminars regelmäßig kleine Vorträge, in denen sie einen Einblick Diversity in Schule und Unterricht an, was zum Beispiel kommen deshalb externe Fachexpert/innen dazu, die in das Berufsfeld und die Welt nach dem Studium geben. die genderspezifischen Zugänge zum Technikinteresse den Studierenden einen genaueren Einblick ermögli- beinhaltet. Ein neues Seminar, das sich vor allem an die chen. So war erst letzte Woche Herr Dr.-Ing. Sebastian Ebenfalls ausschließlich für Studentinnen ist das Se- „Überlebensstrategien im Beruf“ an. Die von Sabina Je- Ingenieurstudierenden richtet, ist das Seminar Technik- Kutscha von der Xenium AG zu Gast, der aus der Sicht minar „Lebens- und Karriereplanung“ gegen Ende des schke skizzierten „Digital Natives“ haben häufig keine Neben Personalentwicklung und Potenzialanalysen bieten wir in den verschiedenen Lehrveranstaltungen auch Gender & Diversity im Ingenieurwesen › Susanne Ihsen 55 Ahnung, wie die Do’s and Don´ts im Berufsleben funk- nur die Fächer in Einzelprüfungen abzubilden, sondern erst die Grundlagen und dann – viel später – die An- entwickeln. Was sie fachlich hervorragend tun, können tionieren und welche Spielregeln sie im geschäftlichen eine andere Denkweise zu vermitteln, so dass unsere wendungsfelder unterrichtet. Diese verschiedenen Bot- sie auch überfachlich. Es geht darum, diese charakte- Kontext einhalten müssen. Absolvent/innen nachzuvollziehen können, was jemand schaften führen zur Verwirrung besonders bei denen, ristischen Merkmale der Ingenieurwissenschaften nun meint wenn er etwas sagt. Dies sind für mich immer die in das Studium noch unentschlossen starten. auch konsequent im Bezug auf Erweiterung von Ziel- Eine weitere Diversitykomponente ist bei uns an der TUM noch Punkte im Qualifikationsprofil, gerade in den Ba- die Internationalität. Wir haben einen Anteil von ca. ei- chelorangeboten, die nur teilweise umgesetzt werden. nem Drittel ausländischer Studierender und die treffen Diese Themen hängen immer noch davon ab für wie re- bei uns auf deutsche bzw. bayerische Kolleg/innen, die levant die entsprechende Lehrkraft sie hält. These 2) Studierende werden nicht systematisch und überfachlich für Zukunftsaufgaben ausgebildet. Zum Abschluss meine drei Thesen zur Diskussion: Es gibt keine systematische Möglichkeit für die Studie- gruppen und einer zukunftsorientierten Ausbildung der nicht nur wegen des exzellenten Rufs der TUM an unserer Universität sind, sondern weil sie z. B. den Großraum renden unter all den Angeboten an der Uni ihre eigenen München nicht verlassen wollen. Das ist gelebte Interkulturalität, wenn unsere deutschen Studierenden andere Menschen erleben, die sehr wettbewerbsorientiert sind, extra Prüfungen gemacht, und viel Geld investiert haben, um nach München zu kommen. Das allgemeine These 1) Das Veränderungs- und Bewahrungsverhalten gegenüber weiteren Zielgruppen liegt in den Ingenieurwissenschaften zwischen „viel hilft viel“ und „die wollen ja gar nicht“. Profile zu entwickeln. In aller Regel bekommen sie eine unübersichtliche Menge an grundverschiedenen überfachlichen Kursen angeboten; eine individuelle Beratung, welche Kompetenzen für das eigene Profil, und was beruflich relevant ist, fehlt. Dabei ist eine richtige Diversity Potenzial an der TUM sehe ich aber nicht vollkommen ausgeschöpft. Die Ingenieurwissenschaften Alle Hochschulen haben eine unsystematische Menge Mischung überfachlicher Kompetenzen für den Berufs- könnten dies noch viel stärker nutzen. an PR-, Motivations- und Recruitingmaßnahmen, die erfolg relevant. wir alle anwenden. Dabei bietet die RWTH ungefähr die- These 3) Die ingenieurwissenschaftliche Fachkultur bietet viele Ansätze zukunftsfähig zu sein – dies muss aber konsequent genutzt werden. Zum Abschluss möchte ich noch einmal auf den Anfang selben Motivationsprogramme an wie München, Berlin meines Vortrags zurück kommen: Unsere Innovationen oder Stuttgart. Eine Ausrichtung am jeweiligen Hoch- finden seit langem nicht mehr in den Fachdisziplinen schulprofil gibt es kaum. Ich behaupte, dass wir teilwei- sondern an den Grenzen und den Schnittstellen der ver- se über spannende, manchmal simple, Projekte für das schiedenen Fächer statt. Dafür bilden wir jedoch nicht Studium motivieren, dass wir dann aber in den ersten Ingenieurwissenschaften verfügen über Pragmatismus, systematisch aus. Wie wird der Medical Engineer zum Semestern von den Student/innen ganz andere Lern- die Fähigkeiten und Methoden Probleme zu erkennen / Beispiel ausgebildet? Der spannende Punkt ist, nicht und Arbeitsformen erwarten. Hier werden noch immer zu analysieren und angemessene Problemlösungen zu Studierenden systematisch anzuwenden. Vielen Dank. Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 57 Exzellenzinitiative: Maßnahmen des Zukunftskonzepts 7. Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen RWTH 2020 - Meeting Global Challenges Klaus Henning, Sabine Schwab Sehr geehrte Damen und Herren, sich die RWTH der Stärkung der universitären Manage- Schärfung des wissenschaft. Profils mentstrukturen. In diesem Rahmen hat die Hochschule ich darf Ihnen zunächst die Koautorin vorstellen, Frau begonnen strukturelle Fragen anzugehen. Sabine Schwab. Der heutige Vortrag mit dem Titel „Next Generation Fakultätsmanagement – Drei Thesen“ fußt Ich selbst war vier Jahre lang, von 2004 bis 2008, Dekan auf ihrem Dissertationsthema. Die Arbeit von Frau der Maschinenbaufakultät der RWTH Aachen. Heute, Schwab durchläuft derzeit das Prüfungsverfahren an drei Jahre später, kann ich mit entsprechendem Abstand der RWTH Aachen University. Sabine Schwab ist Diplom- sagen, dass viele Erfahrungen, die ich in dieser Zeit ma- kauffrau und promoviert zum Thema leistungsorientier- chen durfte, nicht spezifisch für diese eine Fakultät sind, te Ressourcenallokation für Fakultäten am Beispiel der sondern für Fakultätsmanagement generell. Ich finde Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen Univer- sie im Rahmen meiner Beratungstätigkeiten als ein ganz sity. Sie hat nach ihrer Tätigkeit am Dekanat der Fakul- zentrales Problem an vielen Universitäten in Deutsch- tät für Maschinenwesen der RWTH Aachen University land wieder. und am Institut für Unternehmenskybernetik e. V. ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in die USA verlegt. An Was ist eigentlich das Hauptproblem beim Fakultätsma- dieser Stelle erlauben Sie mir bitte noch eine weitere nagement? Dafür werfen wir einen kurzen Blick auf die Randbemerkung: Vielen Dank, dass dieses Dissertati- Entwicklungslinien und Reformprozesse vergangener onsvorhaben aus Mitteln der Exzellenzinitative der drit- Jahrzehnte an deutschen Hochschulen (vgl. Bild 2). ten Linie finanziert wird. Bild 1 zeigt die Verortung der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Thema Fa- Wir verfolgten bis in die 70er Jahre das „reine“ Hum- kultätsmanagement an der RWTH Aachen University. Im boldtsche Bildungsideal. In den 70er Jahren haben wir Rahmen der Maßnahmen des Zukunftskonzeptes, RWTH die Gruppenuniversität eingeführt und als Folge dessen 2020 – Meeting Global Challenges, finden wir vier Säu- massenhaft Professuren bewilligt. Anschließend haben len. Neben der Schärfung des wissenschaftlichen Profils wir bemerkt, dass dies nicht die beste Lösung ist. Die- dieser Hochschule, der Jülich-Aachen Research Alliance ser Erkenntnis folgte die Einführung von Public Manage- (kurz JARA) und dem Ziel des Mobilising People widmet mentsystemen. Stärkung der Naturwissenschaften Förderung der Interdisziplinären Forschung JARA Jülich - Aachen Reserach Alliance Mobilising People - Menschen in Gewegung setzen Stärkung der universitären ManagemntStrukturen Seed Fund Exploratory Research Space (ERS) JARA Brain Integration Team Strategierat Juniorprofessuren Project House HumTec JARA FIT MINT Fakultätsmanagement Undergraduate Funds Project House IMP JARA SIM UROP Neue Förderpolitik JARA Energy Internationale Rekrutierung Starter Kits Dual Career Programme Bild 1: Maßnahmen des Zukunftskonzeptes im Rahmen der Exzellenzinitiative an der RWTH Aachen University Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 59 Heute reden wir über Exzellenzinitative, StudiengebühReformprozesse Hochschule / Fakultät Merkmal im Haushalt Reformtreiber 68er Revolte Haushaltskriese bis 70er Humboldtsches Bildungsideal Klassische Kameralistik Demographischer Wandel Hochschulen als Unternehmen Profilierung Verwandlungskomplexität 70er Gruppenuniversität Alle reden mit ... „Professoren-Inflation“ ren und Performancemanagement. Hier sind immer wieder ein paar Rückschritte zu beobachten, nachdem Deutschland endlich seinen Sonderweg „Studium ohne Studiengebühren“ verlassen hat. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass wir über kurz oder lang ohne Studiengebühren nicht auskommen werden – schon allein Fakultätsmanager sind Mehrkämpfer aus mindestens drei Ebenen aus Ressourcengründen nicht. Wir dürfen nicht wie den 68er Jahren der Versuchung erliegen, neue Professoren inflationär einzuführen, um sie später nicht mehr finan- Fakultätsmanagement der Next Generation ist zieren zu können. professioneller, autonomer, internationaler und Performance-Orientierter. 90er Public Management Ressourcen-Knappheit Globale Budgets Vor diesem Hintergrund haben Sie am Anfang meines Vortrages gesehen, wo das Thema „Professionalisierung“ an unserer Hochschule verortet ist (vgl. Bild 1). Doch wir reden an dieser Stelle lediglich über einen klei- Exzellenzinitiative, ab 2005 Studiengebühren, Performance Management Budgetierungskonzepte Strategische Allianzen nen Baustein, nämlich über das Fakultätsmanagement. Leistungsorientierte Allokation der Ressourcen führt zu Verbesserung universitärer Lehrer und Forschung Die erste These besagt, Fakultätsmanager, egal ob Akademiker oder Angestellte, sind Mehrkämpfer auf mindestens drei Ebenen. Auf diese Ebenen komme ich selbstverständlich zu sprechen. These zwei sagt, dass Fakultätsmanagement der nächsten Generation professioneller, autonomer, internationa- Bild 2: Entwicklungslinien und Reformprozesse an der Hochschule; Quelle: In Anlehnung an Hilgers, 2008. ler und stärker orientiert an Kennzahlen werden muss. Bild 3: Drei These zum Fakultätsmanagement Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 61 die in der These angesprochen werden? universitären Lehre und Forschung. Institution (Dekanat) Gehen wir in das Dekanat, in die eigentliche FührungsVor allem letztere These hätte ich vor meiner Zeit als De- crew der Fakultät. Dort existiert zum Beispiel das Pro- kan in dieser Form nicht aufgestellt. Vorher hatte ich viel blem der Teamarbeit. Sie sehen sich schnell der Frage über die Realität „im Großen“ gelernt, z. B. als Mitglied gegenüber, ob die Professoren im Dekanatsteam ge- des Präsidiums des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). meinsam arbeiten können und wollen. Die Formierung In „meine“ Zeit fiel die Konzeption des Bachelor- und und die Einhaltung von regelmäßigen Treffen im Team Mastersystems sowie die Einführung und Durchsetzung dauert seine Zeit. Doch ebendieses wöchentliche, ver- des W-Tarifs für Professoren. Als Dekan durfte all dies in bindliche Zusammensetzen ist essentiell für eine Fakul- seinen Auswirkungen „im Kleinen“ erleben… Kommen tät und ihre Stärke. Denn wenn die Führungskräfte einer wir zu These 1: Fakultät nicht regelmäßig miteinander reden, haben Unwelt (z.B. Rektorat, Geldgeber,...) Was macht das Rektorat ? Organisation (Fakultät) Jeder macht, was er will ... Sind überhaupt alle da ? können beschließen, was sie wollen, sie werden zerrie- Was machen die denn wirklich ? ben zwischen partikulären Interessen. Echte Teamarbeit auf Führungsebene ist einer der Schlüssel zum Erfolg. An der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen der Gladiatorenkampfarena, heute im Stadion und bei University ist der Jour Fixe bereits seit Jahren Standard. Olympia. Was macht die Verwaltung ? Stiftungsprofessuren (DFG, Industrie) ??? Wer bunkert was ...? sie keine Chance, signifikanten Einfluss auszuüben. Sie Mehrkampf gab es schon immer. Früher mit Waffen oder Der Mehrkampf von Dekanen oder Prorektoren ist ver- Geschäftsprozesse ? q These 1: Fakultätsmanager sind Mehrkämpfer auf drei Ebenen Professoren als Team ? q q Es stellt sich nun die Frage: Was sind die drei Ebenen, kation der Ressourcen führt zu einer Verbesserung der q Dabei sind unter anderem folgende Fragen zu stellen: gleichbar mit einer typischen Sandwichfunktion des mittleren Managements: Von oben Druck, von der Seite Druck Gibt es im Dekanat eigentlich Geschäftsprozesse? Wenn und von unten Druck. Extrem gesprochen heißt es: Alle sind die Antwort auf diese Frage mit Ja beantwortet werden unzufrieden! Es spielt keine Rolle, was man genau macht. kann, schließt sich die nächste Frage an: Wurden diese Es wird in jeden Fall von vielen als falsch betrachtet. Geschäftsprozesse jemals aufgeschrieben? Eine ande- Bild 4: Drei Ebenen des Fakultätsmanagements q Und die dritte These lautet: Leistungsorientierte Allo- q Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 63 re Frage könnte lauten: Wurde bisher darüber nachge- Doch der Feinde immer noch nicht genug, denn sie sit- dacht, wie eine Beratungssprechstunde ablaufen sollte? zen auch unter Ihnen: Ein guter, initiativer Professor Oder aber wie der Prozessablauf im Praktikantenamt macht primär, was er für wichtig hält. Er achtet in erster aussieht? Die Fragen beschreiben eine Situation, in der Linie darauf, dass er erfolgreich wird. Ein Dekanat stellt die Notwendigkeit von Qualitätsmanagement und Pro- sich unter diesen Umständen die Frage: Welche Aufgabe zessorganisation sehr deutlich wird. hat dann das Dekanat noch? Sie merken, meine Damen und Herren, ich spreche vor Um dem entgegenzutreten haben wir innerhalb der Fa- allem von nicht gemachten „Hausaufgaben“. kultät für Maschinenwesen mit etwas Einfachem ange- Die Next Generation Universities sind Unternehmensuni- Industrieerfahrung erlitten haben und diese Erfahrung fangen: Das Dekanatsteam besuchte die Institute. Wir versitäten auf der einen und akademische Unternehmen jetzt nicht mehr machen wollten. In Zukunft werden gro- Gehen wir nun auf die zweite Ebene: Die Umwelt, die durch haben festgestellt, dass viele Institutsmitglieder keine auf der anderen Seite. Dies gilt mindestens für die Inge- ße Fakultäten jedoch diese Strategiekonferenzen immer das Rektorat und potenzielle Geldgeber gegeben ist. Ahnung hatten, wie die Prozesse in der eigenen Fakultät nieurwissenschaften mit der Dualität von Industrie und mehr brauchen. Hinzu kommt der Bedarf nach einem aussehen. Die Folge ist: Das Dekanat erhält zum wieder- Wissenschaft. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass hauptamtlichen Geschäftsführer, mit einem leistungs- holten Mal keine Antwort. es für die meisten Wissenschaftsdisziplinen gilt, wie z. B. fähigen und flexiblen Team; zusätzlich zu einem haupt- die Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Politologie. amtlichen Dekan mit Prodekanen im Nebenamt. Kommen wir damit zu These 2. Was glauben Sie, was auf einer solchen Strategiekonfe- These 2: Fakultätsmanagement der nächsten Generation ist professioneller, autonomer, internationaler und performanceorientierter. Was wurde dort längst entschieden, ohne dass es je- renz passiert? Nicht dass die Maschinenbau-Professorinnen und Professoren nicht zu einem solchen Treffen in der Lage gewesen wären. Sie waren es einfach nicht gewohnt! Zum Teil waren sie vielleicht auch insgeheim Akzent „Professioneller“ Wie genau sieht die Arbeit im Rektorat eigentlich aus? und umfasst ca. 50 Professorinnen und Professoren. froh darüber, dass sie die ständigen Meetings, Konferenzen und Strategietreffen „nur“ etliche Jahre in der mand mitbekommen hat? Was macht die Verwaltung ei- Letztlich möchte ich die Frage aufwerfen: Wer nutzt wel- Bei letzterer treten dann entsprechend an die Stelle der gentlich? Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass neue che Fakultätsressourcen? Haben Sie sich schon einmal Industrie andere Beschäftigungssysteme. In diesem Pa- Vorschriften durchs Land gejagt werden, die bisher in Gedanken darüber gemacht, wer in Ihrer Fakultät die radigma sind heute schon viele Institute erfolgreich. Das der Verwaltung, aber nicht im Dekanat angekommen Energiefresser sind (gemeint ist Strom, Dampf, Gas, …)? heißt aber auch: Strategisches Denken und Handeln für Wir sollten uns bewusst machen, dass die Universitäten sind? Oder ein anderes Thema: Die Berufung neuer Pro- Haben Sie Regeln zum Umgang mit derartigen Res- Forschung und Lehre wird zu einer absoluten Notwendig- in Deutschland eine große Autonomie genießen. Das ist fessuren. Plötzlich sind die Hochschulen gezwungen, sourcen aufgestellt? keit! Die regelmäßige Durchführung von Strategiework- in NRW besonders ausgeprägt. Es gibt nun zwei Mög- shops wird zu einer notwendigen Rahmenbedingung. lichkeiten mit dieser Autonomie umzugehen. Stiftungsprofessuren einzuführen, weil die Industrie, ein Akzent „Autonomie“ Ministerium oder das Rektorat Geld zur Verfügung stellt Ich sage das alles so deutlich, weil ich der festen Über- und als Gegenzug eine Professur dafür erwartet. zeugung bin, dass in der Nachhaltigkeit elementarer Ich war Teilnehmer von mehreren solcher Konferenzen. 1. Die Rektorate werden zukünftig die ihnen zugetrage- Geschäftsprozesse der eigentliche Schlüssel zu einem Die Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen ist ne Autonomie immer mehr auf die Fakultäten vertei- erfolgreichen Fakultätsmanagement liegt. eine der größten Maschinenbaufakultäten Deutschlands len, die Dekanate immer mehr auf die Institute und die Institute immer mehr auf die Mitarbeiter. Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 65 2. Die Rektorate ziehen die Autorität komplett an sich an den Universitäten: „Wir kriegen die Bachelorabsol- Kosten-Leistungsrechnungen durchzuführen. Hierbei che parametergestützte Überprüfung der Leistungen und behandeln die Hochschule wie ein straffgeführtes venten von anderen Unis, aber die haben ja gar nicht den ist zu unterscheiden zwischen direkten und indirekten der einzelnen Institute. Das ist aus meiner Sicht eine Unternehmen und entmachten dabei die Fakultäten. gleichen Ausbildungsstand wie von unserer Hochschule. Kosten. Diese Differenzierung ist im Rahmen der Dritt- Überlebensnotwendigkeit für die Fakultäten und für die Die Einen haben sieben, die Anderen haben sechs Se- mittelakquise notwendig, sonst droht die EU z. B. mit Hochschulen. mester studiert. Das passt ja alles gar nicht…!“ dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Häufig ist es Die zweite Strategie halte ich nicht für zukunftsweisend, aber sie ist leider auch eine Realität in Deutschland. In je- nicht transparent, an welcher Stelle indirekte Kosten Nun wovon rede ich im Kontext der Leistungsmessung? dem Fall gilt es aber, in diesem Kontext, Personal, Finan- Ein weiteres Phänomen: Nicht nur Studierende, auch entstehen. Auf den ersten Blick erscheinen alle Kos- Und damit komme ich zu dem eigentlichen „Reizthema“ zen und Organisation professionell zu managen. immer mehr Wissenschaftler gehen ins Ausland bzw. ten direkt, außer den Verwaltungskosten. Dem ist je- meines Vortrags. kommen aus dem Ausland zu uns. Das heißt, die deut- doch nicht so. Besonderes Augenmerk ist zudem auf die Bei großen Hochschulen heißt das, die Fakultäten wer- schen Hochschulen werden lernen müssen, das Thema Leistungserstellung in Form von Drittmitteleinwerbung, Ich möchte zunächst erklären, wofür Bemessungs- den in einer vernünftigen Entwicklung zu eigenständi- Bildung als Produkt zu begreifen und international zu Sonderforschungsbereichen und Exzellenzclustern zu grenzwerte notwendig sind. Es geht um Rechenschafts- gen Verwaltungseinheiten mit eigener Bilanzhülle. Sie vermarkten. Dieses Verständnis dient dazu, international legen. Doch damit noch nicht genug. Ein heutiger De- ablegung, z. B. über den Vorlesungsaufwand, die Vorbe- werden Subunternehmen des Unternehmens Hoch- wettbewerbsfähig zu bleiben. Unsere Nachbarländer ha- kan sieht sich zudem der Problematik gegenüber, dass reitungszeit und Durchführung einer Vorlesung, Übung schule. Sie haushalten über ihre Stellen, sie allokieren ben aber längst verstanden, die Bildung entsprechend zu Zielvereinbarungen geschlossen werden müssen. Diese oder Prüfung – all dies abhängig von den Parametern eine bestimmte Summe an Sachmitteln. Die Dekane exportieren. Und Bildung hat dort ihren Preis. In Deutsch- werden zwar formal beim Kanzler verhandelt, aber die Größe der Vorlesung, Prüfungsaufwand, Anzahl der Wie- geben anschließend bei der Berufung Eingruppierungs- land läge der Selbstkostenpreis für ein Maschinenbaustu- Ausarbeitung für den Kanzler erstellt das Dekanat – so derholungsprüfungen, Zusatzangebote wie Kleingrup- empfehlungen an das Rektorat unter Berücksichtigung dium an den großen Hochschulen derzeit bei ca. 25.000 zumindest ist der Ablauf an der RWTH Aachen Univer- penübungen, etc. strategischer Entscheidungen. Dies muss natürlich dis- Euro pro Jahr. Ich bin sicher: Solange Bildung keinen Preis sity. Zielvereinbarungen beinhalten Befristungsaspekte. kret und professionell ablaufen. hat, werden wir die Besten der Welt nicht nach Deutsch- Darüber werden Fragen zu Teilzeitprofessur laut. Auch Wenn ein Dekanat z. B. keinen Bonus für Kleingruppen land bekommen, weil die Welt gewohnt ist, dass Bildung der leistungsabhängige Gehaltsanteil wird adressiert, anbietet, dann braucht es sich nicht wundern, wenn die kostet. Wie wir dies refinanzieren ist eine andere Frage. der inzwischen bei Professoren bis zu 50 % ihres Gehal- Kollegen keine Kleingruppenübungen durchführen las- Möglichkeiten der Refinanzierung sind zum Beispiel Sti- tes beträgt. All dies ist sehr flexibel gestaltet und Re- sen. Die gleiche Frage gilt für die Promotion: Wie wird pendien, Fundraising, Alumni-Netzwerke, etc. alität an den meisten Hochschulen Deutschlands. Das diese Arbeit bewertet? Ist ein Zweitgutachten einer Kleingedruckte müssen die Dekanate gestalten. Sie Promotion eine ehrenamtliche Tätigkeit oder lässt sich Akzent „Internationalisierung“ Kommentare zur Mobilität von Studierenden werden laut: „Was ist das für eine Katastrophe, mit dem Bachelor?! Die Studierenden gehen plötzlich zu einer anderen Unter Einführung der doppelten Buchführung galt es regeln das Verfahren und tragen die Konsequenzen für diese Korreferat in den Kennzahlen wiederfinden? Dies Uni! Wo kommen wir denn da hin?“ Umgekehrt hört man während meiner Amtszeit als Dekan darüber hinaus, die Entscheidungen. Ein Schlüssel dabei ist die jährli- sind nur einige Beispiele und leider, meine Damen und Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 67 Herren, gibt es dazu keine Standardlösung. Jede Fakul- Beispielsweise sind Noten für die Lehre zu vergeben und tät muss hier den mühsamen Weg gehen und ein für sie eine Evaluierungskommission muss einberufen werden. adäquates Indikatorensystem schaffen. Sie müssen Audits machen. Es stellt sich die Frage, wie Lehrveranstaltungen bewertet werden. Oftmals gibt es Von außen können nur die grundsätzlichen Prinzipien auch Forderungen zu Lehrproben. Sie müssen Quali- vorgegeben werden, aber das eigentliche Erfinden und tätsmanagement einführen und/oder didaktische Semi- Aushandeln geht nur in dem innerfakultären Prozess. nare und Preise vergeben. Meine Haupterfahrung dabei ist: Wenn dieser mühsame Prozess geschafft ist und der Fakultätsrat den Prinzi- Zusammengefasst: Ein unkoordinierter Wust von Maß- pien befürwortet hat, hört die „Meuterei“ auf. Am bes- nahmen, mit denen Sie getrieben werden, von irgend- ten ist es, wenn das Indikatorensystem abgesegnet ist, welchen Organisationsmoden, die durch die Dekanate bevor es irgendwo Probleme gibt. Dann herrscht die gejagt werden. Dabei können Sie sich nur ganz ruhig mit Einstellung vor: „Ja, wenn wir das beschlossen haben, dem eigenen Team zusammensetzen und die Frage ad- super, dann müssen wir das so machen.“ ressieren, was von dem Allen gemacht werden soll und was davon eigentlich zielführend ist?! Nach allen unseren Untersuchungen wird bei der heutigen Verfügbarkeit von Mitteln, um die gesetzten Auf- Zielführend ist, meine Damen und Herren, dass sie sich gaben umzusetzen, 70 % für die Lehre und 30 % für die auf eine Grundausstattung verständigen. Die Insider Forschung benötigt. So kann noch gute Lehre gemacht könnten jetzt ein paar Zahlen nennen. Beispielsweise werden; gute Forschung wird über Drittmittel finanziert. als Antwort auf die Frage: Wie viele wissenschaftlichen Das ist ein geeigneter Anreiz, der bewiesenermaßen Personalstellen sollte eine W3 Professur bekommen? Noten für die Lehre Evaluationen Lehrwettbewerbe Regeln zur Allokation Der Mittel für Audits Regeln zur Be D Coaching Leistungsorientierte Lehrveranstaltungsbewertungen der Mittel für Lehrproben Ausstattung NWM Regeln zur Allokation Planstellen der Exkursionsmittel Lei Aus Preise für beste Lehre Planstellen Ich bin aufgrund meiner Tätigkeiten an anderen Uni- Moment keine Studiengebühren mehr gibt. versitäten der Auffassung, dass eine W3 Professur, die Grundausstattung vernünftig arbeiten kann. Wie soll skaliert werden, wenn Mechanismen überrollt (vgl. Bild 5): nicht eine Mindestmenge an Personal vorhanden ist, mit der angefangen werden kann?! Didaktische Seminare erte Bürofläche Grundausstattung Grundausstattung Planstellen Belohnungs- und Kontrollsysteme Bürofläche weniger als drei wissenschaftliche Mitarbeiter hat, nicht Für das Controlling wird ein Dekanat mit einer Flut von tattun Sachmittel funktioniert. Bei der Lehre durch Drittmittel ist zugegebener Maßen etwas schwieriger, noch dazu wo es im ungec Qualitätsmanagement Bild 5: Mechanismen zur Qualitätssicherung in der Lehre Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 69 Es mag Sondergebiete geben, wo man mit kleinen spe- Um leistungsbezogen steuern zu können, bedarf es je- ziellen Professuren eine Ausnahme machen kann. Aber doch keines strengen Zielwertes, sondern eines Zielkor- auch ein Institut für Politologie braucht Skalierungsfä- ridors. Erfahrungsgemäß liegt ein solcher Zielkorridor higkeit. Wenn Sie die größten sozialwissenschaftlichen zwischen 0,8 und 1,2. Sie fragen sich, was dies bedeu- Einrichtungen bei uns im Land ansehen, werden Sie tet? Wenn die Belastung mit einem Leistungsindikator feststellen, dass alle eine wirkliche Grundausstattung von 1,2 (also 20% über dem Durchschnitt) gemessen haben und deswegen erfolgreich sind. wird, dann erhält diese Kostenstelle zusätzliche Sachmittel und Personalstellen. Diese werden wieder verlo- Grundausstattung Lehranteil Forschungsanteil Wiss. Personal Vorlesungen, Übungen, Dissertationen, Drittmittel, W3: 1 Prof., 4 Wiss. Scheine, Labore, etc., Veröffentlichungen W2: 1 Prof., 1 Wiss. 50% der Studien- und Diplomarbeiten 50% der Studien- und Diplomarbeiten Ressourcenverteilung ca. 70% ca. 30% In Bild 6 wird in einer Grafik beispielhaft zur Grundaus- ren, wenn die Obergrenze von 1,2 erreicht wird. An der stattung ein Lehr- und ein Forschungsanteil ausgewie- Untergrenze ist es schwieriger zu steuern. Denn das ist sen. Die weiteren Mitarbeiter werden durch einen Faktor die Interventionsgrenze, bei der das Dekanat aktiv wer- an das wissenschaftliche angeschlossen. So können die den muss. Dazu gehört auch die Frage, warum schlechte Mittel jährlich variabel und leistungsbezogen innerhalb Kennzahlen entstanden sind? Ein Grund kann sein, dass Fixer Anteil Variabler Anteil der Fakultät gesteuert werden. eine neue Professur eingerichtet wurde und der Kollege ca. 50% ca. 35% Variabler Anteil ca. 15% vier Jahre Zeit braucht, sich einzuarbeiten, um das Soll Die Schwankungen im Rahmen der Leistungserstellung zu erfüllen. In anderen Fällen, d. h. bei bereits bestehen- von einem Jahr zum anderen in Lehre und Forschung den Professuren, wird im Dekanat dann der Sanierungs- der Professuren sind glücklicherweise nicht sehr stark. plan ausgearbeitet. Hier können Vorschläge unterbreitet Mit anderen Worten: Ein wenig Fleißiger wird in der Re- werden, wie z. B. Ausleihen von Mitarbeitern an andere gel nicht gleich fleißig und der Fleißige wird nicht gleich Institute. So werden Kennwerte automatisch besser. Technisches Personal Büro/Support W3: 4 NWM W2: 2 NWM Variabler Anteil angekoppelt an das wissenschaftliche Personal (Faktor 0,5 bis 1,5 faul. Um diesen Zustand „regeln“ zu können, brauchen Sie eine bestimmte Summe an Ressourcen, damit nach- Die beabsichtigte Vernachlässigung der Rigidität hat gesteuert werden kann. Denn wir sprechen an dieser auch einen ganz praktischen Grund. Sie haben als Dekan Stelle von einer relativen Allokation sowie von Ressour- genügend zu tun, die Diskussionen und Sanierungsver- cenallokation. einbarungen mit den unter 80% Performance-Kandidaten durchzuführen. Bild 6: Beispielvorschlag zur Verteilung der Ressourcen Dto. Next Generation Fakultätsmanagement – drei Thesen › Klaus Henning, Sabine Schwab 71 8. Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung Ernst Schmachtenberg Sachmittel werden analog der Steuerung mit Personal- Zusammenfassung Sehr geehrte Damen und Herren, Ich komme zurück auf meine drei Thesen: lassen Sie mich kurz an den soeben gehaltenen Vortrag ausforderung, wie sie mit dem Prozess der Angleichung mitteln verteilt. Die Büroflächenbewertung erfolgt auf der Basis von Quadratmetern. Und wenn Sie die Fläche Lassen Sie mich hieraus ein kurzes Grundsatzstatement ableiten: Die Universitäten stehen vor der Her- nicht zur Verfügung haben, dann geben sie stattdessen von Kollegen Henning anknüpfen: Wenn wir die Situati- bzw. der Ausdifferenzierung der Bildungssysteme in Sachmittel oder ziehen Sachmittel ein. Bis zu diesem Fakultätsmanager sind Mehrkämpfer auf mindestens on an den Universitäten betrachten, stellt sich die Fra- Deutschland (und auch global) und hier insbesondere Punkt ist es an der Fakultät für Maschinenwesen der drei Ebenen. Deshalb braucht es starke Mitglieder des ge, welche Ressourcen für unsere beiden wesentlichen mit der forschungsorientierten Lehre umgehen wollen. RWTH Aachen University realisiert bzw. in der Umset- Dekanats, die Teil eines Teams sind. Fakultätsmanage- Aufgaben, die Forschung und die Lehre, zur Verfügung Dabei stehen sie vor der Situation, dass die Träger ih- zung. Noch nicht realisiert ist die Bewertung von Labor- ment ist professioneller aufzustellen. Deswegen braucht stehen. Von der gesetzlichen Lage ist das eigentlich rer Einrichtungen, die Landesregierungen, sich nicht flächen oder Werkstätten. Diese gesonderten Flächen es professionelle Geschäftsführerinnen und Geschäfts- klar vorgegeben: Auf die einzelnen Fächer sind Profes- mehr umfassend dazu bekennen, dass Universitäten können im Prinzip in Bedarfsklassen eingeteilt werden. führer, die die Geschäftsprozesse des Dekanats optimie- sorinnen oder Professoren berufen. Zur Erfüllung ihrer Einrichtungen sind, die einen Forschungsauftrag haben. Die Simulationsrechnungen dazu haben gezeigt, dass es ren und überwachen. Um diese Allokation durchführen Dienstaufgaben verfügen sie über eine personelle und So wie ja auch im Umkehrschluss die Fachhochschulen funktionieren kann, wenn man will. Man muss allerdings zu können, müssen die Gesamtressourcen (x Euro pro eine sächliche Ausstattung. Ihre Dienstaufgaben sind ermuntert werden, auch in der Forschung tätig zu wer- die Großanlagen, wie sie an einer technischen Hoch- Professur und Jahr für Personal, Sachmittel und Fläche) neben der universitären Selbstverwaltung (20%) je zur den, ohne ihnen hierfür eine ausreichende Ausstattung schule existieren, wie z. B. Windkanäle, KfZ-Versuchs- mit Leistungsindikatoren jährlich neu festgelegt werden. Hälfte die Forschung und die Lehre. zuzugestehen. Die Hochschulen stehen damit vor dem strecken, etc. herausrechnen. Diese müssen als zentra- Wir haben damit die Erfahrung gemacht, dass durch die- len Einrichtungen einer Fakultät geführt werden. Was ist se konsequente Bewertung eine Umverteilung innerhalb Aber was ist, wenn man die Realität befragt: Dazu hat zer: Es wird hier und da marginal nachgesteuert, aber das Ziel dieser Bemühungen? Es geht um eine jährlich der Fakultät von Mitteln zu Gunsten der Lehre stattfin- ja der ehemalige Dekan der Fakultät für Maschinenwe- dem Grunde nach sind wir längst aus den gesetzlichen aktualisierte Aussage über den „Wert“ einer Professur det, weil deutlich geworden ist, dass alle überlasteten sen, Herr Kollege Henning, eben in seinem Vortrag eine Vorgaben herausgelaufen und betreiben Flickschusterei. in Euro pro Professor und Jahr. Darin sind alle notwen- Bereiche eine Überlast in der Lehre haben. In der Regel klare Analyse gegeben. Ich fasse dies hier noch einmal Aber es ist die Zeit gekommen, die Rolle der Forschung digen Bewertungsinformationen über eine Professur in muss also bei der Einführung Personal zu Gunsten der kurz zusammen: An der RWTH können wir nur des- im deutschen Hochschulsystem als Aufgabenstellung einer einzigen Zahl zusammengefasst. Diese Zahl ist der Lehre stark belasteter Fächer umgeschichtet werden. halb qualitativ hochwertige Lehre anbieten, weil wir in wieder anzuerkennen und ihr den ihr angemessenen Kennwert für die Performance einer Professur. Eine solche nachvollziehbare Allokierung der Ressour- erheblichem Maße Ressourcen und Arbeitsinhalte aus Stellenwert zurückzugeben. cen und der Leistungsüberprüfungen, das Verfahren der Grundausstattung Forschung und aus der Drittmit- „X Euro pro Professor und Jahr, jährlich neu bewertet“ telforschung in die Lehre exportieren. Ich hoffe, dieses Nun aber zurück zu dem mir vorgegebenen Thema: Die muss zur Normalität deutscher Fakultäten werden. ehrliche Statement wird nun nicht mit einer Rüge des Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung. Ergebnis von 50 Jahren akademischem Durchlauferhit- Landesrechnungshofes quittiert. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 73 In diesem Vortrag möchte ich drei wichtige Aspekte an- aussuchen, also eigentlich die, die bereits exzellent sind. Ingenieuren nicht erfüllte und das Y-Modell durch die Liegt der Grund für den Studienabbruch an den zu hohen sprechen: Die Studienaufnahme, das Studium mit sei- Diese, so kann man leicht folgern, werden auch mit einer Bologna-Reform überrollt wurde (eine Bildungsrevolu- Anforderungen? Müssten wir diese reduzieren? Nein, nen Inhalten und den Beruf bzw. die Befähigung den In- nur einigermaßen guten Ausbildung zu exzellenten In- tion tötet die andere). Nach der Umwandlung der Ge- damit wäre der Markenkern der exzellenten Ingenieu- genieurberuf auszuüben. Ich spreche sowohl für die TU9 genieuren. Den umgekehrten Weg kenne ich noch per- samthochschulen in NRW und Hessen in durchweg un- rausbildung der RWTH oder, wie ich gerne einbeziehe, als auch für die RWTH, wenn ich sage: Wir wollen eine sönlich aus meiner Gesamthochschulzeit in Essen. Die terkritische Universitäten (Ausnahme Duisburg-Essen, der TU9 zerstört. exzellente, forschungsbefähigende Ingenieurausbildung Gesamthochschule war geöffnet für alle, die zumindest was durch eine Fusion und Reorganisation der Fächer anbieten. Anders gesagt: Wir wollen exzellente Ingeni- einen Fachoberschulabschluss hatten. Wir versuchten, die Grundlage für eine angemessene Ausstattung für die Könnte es sein, dass die Professoren an der RWTH eine eurinnen und Ingenieure für die Forschung in Wirtschaft aus allen gute Akademiker zu machen. Es gab dafür Forschung sorgte), wurden gerade in NRW dann neue schlechte Fachdidaktik bieten? Nein, dieser Ansatz ist und Wissenschaft ausbilden. Der Fokus in der akademi- zwei Wege: Im sogenannte Y-Modell stiegen alle in die Fachhochschulen gegründet. dem Grunde nach falsch. Wir bewegen uns im Bereich schen Ausbildung liegt auf der Herstellung der Berufs- gleichen Grundlagen ein, die Schnelllerner und fürs ab- fähigkeit von solchermaßen qualifizierten Ingenieurin- strakte Denken Begabten erkannten ihre Fähigkeiten Ich komme also zu der Erkenntnis, dass es einen guten wachsene. Ein wesentliches Ziel der Ausbildung ist das nen und Ingenieuren. und wählten die anspruchsvollen grundlagenorientier- Prozess der Auswahl geben muss, um die Studierwilli- selbstständige, eigenmotivierte Lernen. Es mag ärger- der Ausbildung technischer Eliten, wir lehren junge Er- ten, umfangreicheren Vertiefungskurse und erreichten gen in das richtige Studium zu bringen. Dabei muss es lich sein, wenn der Hochschullehrer seine Fachinhalte Um dieses Ziel zu erreichen, könnten wir nun eine stren- den universitären Abschluss Dipl.-Ing. (DII), die anderen uns gerade in den Ingenieurwissenschaften gelingen, die nicht anschaulich erklären kann, davon aber den Erfolg ge Auswahl betreiben, uns die Besten der Besten her- studierten etwas länger in Veranstaltungen mit weniger unterschiedlichen Ausbildungsprofile zur Anwendung des Studiums abhängig zu machen, würde dem Konzept theoretischem Hintergrund und erhielten dann schließ- befähigend oder zur Forschung befähigend herauszu- des eigenständigen, forschungsorientierten Lernens lich den dem Fachhochschulabschluss gleichgesetzten stellen. Dies ist wichtig, denn wir haben beispielsweise völlig zuwiderlaufen. Wobei ich damit nicht schlechte akademischen Grad Dipl.-Ing. (DI). an der RWTH Aachen in den Ingenieurstudiengängen Wissensdarbietung in Vorlesungen und anderen Lern- immer noch viel zu hohe Studienabbruchquoten im Be- formen verteidigen will. Hier gibt es immer viel zu tun. Ich darf aus eigener Erfahrung aus nun mehr als 20 Jah- reich von 50%. ren akademischer Lehre sagen: Auch mit viel exzellenter Oder mögen die hohe Zahl der Studienabbrüche die Ur- Pädagogik ist es nicht möglich, aus praktisch Begabten Um jeden einzelnen dieser Studienabbrecher ist es im sache haben, dass die Studierenden für diese heraus- abstrakt denkende Ingenieure zu machen. Das Experi- doppelten Sinne schade. Zu dem persönlichen Scheitern fordernde Ausbildung nicht motiviert, begabt oder reif ment der Gesamthochschule wurde Ende der 90er Jahre kommt die Investition in eine nun nicht abgeschlossene genug sind? Fehlt ihnen die Grundlage für solch ein her- des vorigen Jahrhunderts begraben, da es seine Erwar- Ausbildung. ausforderndes Studium? tungen an eine effektive Ausbildung beider Gruppen von Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 75 re Ausbildungszeit eingespart. Ich bin sehr gespannt, wie hohen intellektuellen Arbeitsanteilen verlängern ihre die Hochschulen mit 17-jährigen Erstsemestern umgehen Schaffensperiode erheblich. Bei näherer Betrachtung werden, denen in einem noch eher pubertären Alter eine fällt besonders auf, dass im vorderen Bereich der Aus- sehr hohe Leistungsbereitschaft abgefordert werden wird. bildung eine im Grunde genommen paradoxe Veränderung stattgefunden hat. Wir haben eine gestiegene Le- Ich rate allen Studierenden heute, sich Zeit zu nehmen, benserwartung und verkürzen die Ausbildungszeiten! um erwachsen zu werden, um sich selbst mit seinen Zielen und Aktivitäten zu organisieren. Das Studium ist Warum tun wir das? Wir wollen wirklich diejenigen, die ein wichtiger Platz, um sich als Persönlichkeit zu finden, zukünftig über lange Zeit die wesentlichen Entscheidun- zu formen, zu bilden. Dabei zeigen viele Untersuchun- gen in Industrie und Technik prägen werden, weniger gen, dass die Einhaltung der Regelstudienzeit für den ausbilden? Den einzigen Grund, den ich für diese Ent- späteren beruflichen Erfolg nicht die höchste Priorität wicklung sehen kann, liegt in der Reduzierung der Aus- hat. Möglicherweise ist es hilfreich, noch vor Aufnahme bildungskosten. Ansonsten sehe ich dafür keine Begrün- des Studiums im Rahmen einer Berufsausbildung sei- dung. Diese Entwicklung erstreckt sich auf alle Bereiche: ne Neigungen und Fähigkeiten zu erproben. Gerade in die schulische Bildung wird um ein Jahr verkürzt, der den Ingenieurwissenschaften bietet eine Berufsausbil- Wehr- und Zivildienst wird abgeschafft. Wir gaben das dung etwa zum Werkzeugmacher, Industrieelektroniker Diplom auf und haben stattdessen Bachelor und Master o. ä. nicht nur eine gute fachliche Grundlage, sondern eingeführt, mit der Erwartung der Kultusminister, dass hilft auch, sich an den Anforderungen des Arbeitslebens die Bachelorausbildung nun die Regelausbildung ist. schon vor dem Studium zu orientieren. Alter tung ist erheblich gestiegen. Gerade Menschen mit +10-15 Jahre Senioren Schon auf diese Weise werden in der Summe vier Jah- -1 Jahr +10 Jahre Vorruhestand Zunächst einmal ein klarer Befund: Die Lebenserwar- -1 Jahr aPhD? schule. Ich sehe die Botschaft, allein mir fehlt der Glaube. Promotion dann zurück aus der Industrie und wieder in die Hoch- che Einteilung (siehe Bild 1). Diplom a Bachelor Master Dabei geht es um unsere Lebensspanne und ihre zeitli- -1 Jahr -2 Jahre Wehr- und Zivildienst sein. Nach ein paar Jahren kommen die Studierenden Schulische Bildung Weiterhin soll der Master nun vor allem berufsbegleitend Frage in den letzen 50 Jahren dramatisch verändert hat. Kindheit & Jugend Lassen Sie mich auf etwas hinweisen, was sich ohne Lebensarbeitszeit NEU: Phasen beruflicher Weiterbildung -5 Jahre ? 0 10 20 30 40 50 Alter Bild 1: Lebensarbeitszeit von Akademikern 60 70 80 90 100 Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 77 Auf der anderen Seite der Lebenszeitachse sieht man Mechaniker machen, also die beruflich Ausgebildeten, Denn ich halte es für die wesentliche Errungenschaft Ansporn, es dann trotzdem zu versuchen. Wenn sie dann auch eine interessante Entwicklung. Früher gingen entspricht in Taiwan dem Bachelor. Die Statistiken sind einer freien Gesellschaft, dass jeder sich für seinen Be- erfolgreich sind, gibt es einen doppelten Glückwunsch. manche schon mit 55 Jahren in den Vorruhestand. Heute nicht vergleichbar! Warum verteidigt niemand das dua- rufsweg selber entscheiden kann, selbst wenn all die Al- Insgesamt beschäftigen wir uns noch viel zu wenig mit wollen viele meiner Professoren bis zu einem Alter von le Ausbildungssystem, das Deutschlands Industrie und ten und Weisen das Scheitern prognostizieren. Scheitern diesen Fragen von vorhersehbarer Eignung und abseh- 67 oder 68 weiter ihren Dienst ausüben. An dieser Stelle Handwerk so stark gemacht hat? kann eben nur, wer sich den Herausforderungen stellt! barem Studienabbruch. eine interessante Zahl aus der RWTH: Die Zahl der eme- Deshalb ist ja auch Scheitern ein wesentlicher positiver ritierten Professoren übersteigt heute die Zahl der ak- Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, dass Bega- tiven. Wegen der gestiegenen Lebenserwartung ist so- bungen höchst individuell sind. Wir sollten uns damit zusagen die Hälfte des akademischen Potentials außer beschäftigen, dass diejenigen, die etwas am besten kön- Wir organisieren deshalb an der RWTH Aachen den Art Propädeutikum genutzt werden, um weitere junge Dienst. Welch ein Wohlstand. Ich halte die Verkürzung nen, an den Stellen eingesetzt werden, an denen sie es Studienauswahlprozess in folgendem Weg: Im Rahmen Menschen an die so dringend benötigte Ausbildung zum der Ausbildungszeiten für eine paradoxe Entwicklung, am Besten einsetzen können. Tatsächlich haben wir in verpflichtender Self-Assessments mit fachspezifischer Ingenieur heranzuführen. genau so wie die Abschaffung der Studienbeiträge, aber der Bundesrepublik Deutschland durch die allgemeinen Ausprägung erkunden die Studierenden vor der Imma- das ist ein anderes abendfüllendes Thema. Regeln, die derzeit in Bezug auf die Studienaufnahme trikulation ihre Studierfähigkeit. Diese internetbasierten Ich fasse an dieser Stelle noch einmal zusammen: Es herrschen, keine wirklichen Auswahlmechanismen, die Self-Assessments werden in Abstimmung mit den Fa- gibt leider zu viele Studierende in Studiengängen, für 2007 machten 34% eines Jahrgangs eine akademische das oben formulierte Ziel unterstützen. Einzelne Hoch- kultäten durchgeführt. Die Fakultäten verpflichten sich die sie nicht begabt genug sind. Und wir haben zu vie- Ausbildung. Deutschland hat den großen Vorteil gegen- schulen haben sich auf den Weg gemacht, dies zu än- in Zielvereinbarungen mit dem Rektorat, zumindest 75 le Studierende ohne ein eindeutigeres Commitment für über anderen Ländern, dass die Berufsausbildung oft dern. Etwa die TU Darmstadt ist an dieser Stelle sehr er- % der für das Fach als „studierfähig“ Eingestuften auch unsere anspruchsvollen Studiengänge. Beliebigkeit und wieder in die akademische Ausbildung zurückführt. Dies folgreich aktiv, ebenso wie die TU München: Dort gibt es zum Abschluss zu führen. der Wille zu einer exzellenten Ausbildung im Studium ist ein völlig unterschätztes Prinzip. Es ist sehr wichtig, inzwischen individuelle Interviews vor der Aufnahme in auch für die Ingenieurausbildung, um Bodenhaftung zu einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang. Dies ist Soweit darüber hinaus Studienplätze verfügbar sind, beiden Stellen, was den Studieneingang und die Studi- behalten. Es wird behauptet, dass die Akademikerquote allerdings mit erheblichem Mehraufwand für die Hoch- können auch als „nicht-geeignet“ eingestufte Studieren- enbegleitung angeht, noch Handlungsbedarf haben. zu gering ist. Man schaut auf andere Länder, zum Bei- schule verbunden. Auch scheint mir nachteilig, dass die de das Studium aufnehmen - sozusagen unter erhöhtem spiel auf Taiwan mit einer Quote von 79% Akademikern. Entscheidungshoheit zurück an die Hochschule gegeben Risiko - wobei deren möglicher Studienabbruch nicht in Ich möchte nun gerne kurz auf den Studienverlauf sel- Ich hatte gerade das Vergnügen, Taiwan zu besuchen. wird, wer letztendlich zum Studium zugelassen ist. die Quote der Zielvereinbarung mit den Fakultäten nega- ber eingehen. Fragen, die sich auf das Studium bezie- Dort wird der Bachelor in der Fabrik gemacht. Das, was tiv angerechnet wird. Vielleicht ist das für diejenigen, die hen: Wie ist das neue Lern- und Mediennutzungsver- in Deutschland die Laboranten, die Techniker und die als „nicht-geeignet“ eingestuft wurden, ein besonderer halten? Wie gehen wir mit der zunehmenden Diversität und motivierender Bestandteil des Lernens. Auch dies ist wohl nicht der einzige mögliche Weg! Vielleicht kann auch das erste und zweite Semester als eine passen nicht zusammen. Ich glaube, dass wir an diesen Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 79 unserer Studienjahrgänge um? Wie setzen wir dies kre- Ein weiterer Punkt scheint mir diskussionswürdig, nämlich den Beruf wechseln. Aber die Ausbildungsmission ist ativ um? Unsere Zielgruppen wandeln sich. Wir haben in die Folgen der Umstellung der Diplomstudiengänge auf Ba- erst beendet, wenn auch der Master studiert ist. Daher Zukunft wahrscheinlich eine noch größere Spreizung der chelor und Master. Ich glaube, dass noch große Verwerfun- sagt die TU9: „Der Bachelor ist der Weg, der Master ist Altersgruppen und eine Spreizung der Fähigkeiten, also gen auf uns zukommen, aber auch, dass es keinen Weg zu- das Ziel.“ An dieser Stelle befinden wir uns in Dissonanz eine größere Heterogenität. Da entsteht wiederum die rückgibt. Es war richtig, diese Umstellung zu machen, aber mit den berufspolitischen Sprechern von BDI und BDA. Frage: Bedeutet größere Heterogenität, dass wir einen die Hochschulsysteme in sich sind relativ komplex und trä- Diese sind der Auffassung, dass vor allem Bachelor-Ab- Studiengang haben wollen, der die Heterogenität besser ge, so dass verschiedene Probleme noch nicht wirklich ge- schlüsse benötigt werden. abdeckt, oder wollen wir die Studiengänge so anpassen, sehen, geschweige denn richtig behandelt werden konnten. dass wir im Angebot breiter werden und damit in den Ich folge dieser Auffassung insoweit, dass wir in den In- verschiedenen Studiengängen wieder relativ homogene Eine ganz wesentliche Veränderung bestand in der Um- genieurberufen sehr viele kurz ausgebildete Akademiker Gruppen haben? Ich glaube, der zweite ist der richtige stellung von der Einzügigkeit auf die Zweizügigkeit der brauchen. Aber diese können wegen der Forderung nach Weg. Was aber zu der vielerorts beklagten Zunahme der Studiengänge. Die Idee dahinter war, in den Universitä- kurzer Ausbildungszeit eben nicht forschungsbasiert Studiengänge und der Unübersichtlichkeit der Studien- ten wissenschaftsbasierte Studiengänge mit frühen Ab- ausgebildet werden. Hier ist es vielmehr notwendig, die angebote führt. Also muss hier wie immer mit Maß ver- schlüssen zu verbinden. Zu beachten ist aber weiterhin Ausbildungsinhalte auf die Vermittlung des Standes der ändert werden. der Umstand, besonders in Bezug auf solche Studien- Technik zu konzentrieren. Das bedeutet, dass wir für diese gänge wie Medizin, Psychologie oder Jura, dass die Be- Ausbildung ganz andere Curricula haben müssen, als sie Wir sind an der RWTH Aachen stolz darauf, dass wir rufsverbände den Bachelor für einen nicht berufsbefähi- die Ingenieurausbildung an den Universitäten heute bietet. im Wettbewerb Exzellente Lehre erfolgreich waren. Im genden Abschluss halten. Das heißt, es werden zunächst Rahmen der Umsetzung bearbeiten wir im Bereich der einmal Absolventen erzeugt, die in ihren angestrebten Auch kann ich nicht einsehen, dass eine Ausbildung mit Lerninhalte folgende Maßnahmen: Berufen nicht unterkommen. Auch bei in den Ingenieur- dem Ziel der Qualifikation für die Forschung für eine wissenschaften sind wir der Auffassung, dass es sich bei kleinere Gruppe von Ingenieuren zunächst in einer an- • individuelles, flächendeckendes Mentoringsystem, dem Bachelor an den Universitäten um ein erweitertes wendungsbezogenen Berufsqualifizierung enden soll, • Vorkurse und Einführungsveranstaltungen, Grundlagenstudium mit nur mäßiger Anwendungsbe- um dann später die Grundlagen für forschungsorientier- • flächendeckende Blended Learning-Konzepte und fähigung handelt. Dies kann dennoch ein interessantes tes Arbeiten zu legen. Insoweit verbietet es sich aus der • verstärkte Gruppen- und Projektarbeit (z. B. in der Ausbildungsprofil sein und jemand kann gerne, wenn Sicht der Universitäten, den grundlagenorientierten er den beruflichen Erfolg nach dem Bachelor sucht, in Teil des Studiums aus den ersten Studiensemestern zu Leonardo-Reihe oder im Exploratory Teaching Space) Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 81 Ausbildung von Fachhochschulen und Universitäten. An plomstudiengang auf den nun zweizügigen universitären den Universitäten herrscht hier und da noch immer der Bachelor-Master-Studiengang im Bolognasystem (siehe Irrglaube vor, dass es die „höherwertige universitäre Bild 2) Ausbildung“ gäbe. Dies ist, insbesondere auch juristisch gesehen, eine Fiktion. Die Kultusminister haben rechts- Übrigens wäre die Forderung, die anwendungsbezoge- wirksam festgestellt, dass die Bachelor- bzw. Master- nen Anteile des universitären Ingenieurstudiums erst abschlüsse von Universitäten und Fachhochschulen einmal an den Anfang des Studiums zu legen, um dann gleichwertig sind. Basta! 20 Wochen Fachpraktikum Grundstudium Hauptstudium Fachwiss. Grundlagen Allgemeine naturund ingineurwiss. Grundlagen später mit den Grundlagen fortzufahren, genau so un- Bisheriger DiplomStudiengang Diplomarbeit Eine oft gestellte Frage betrifft die Gleichwertigkeit der stellung der Curricula von dem ehemals einzügigen Di- Vorpraktikum verlegen. Und in genau dieser Weise erfolgte die Um- Spezialisg. Vertiefung Studienarbeit(en) Dipl.-Ing. Vordiplom schen, die befähigt sind zu abstraktem Denken, analyti- und Fähigkeiten grundsätzlich anders aufgestellt sind. schen Verstand haben, motiviert sind, können gar nicht Die Fachhochschulen, an denen Professorinnen und früh genug mit forschungsorientierter Lehre beginnen, Professoren zwar forschen dürfen, die aber nicht für dazu die Grundlagen jeder ingenieurwissenschaftlichen die Forschung ausgestattet sind, haben vor allem die Logik, die Mathematik und die Naturwissenschaften ler- Aufgabe der Lehre. Dies drückt sich nicht zuletzt in der nen und sich dann auf die Erkundung neuen Wissens in Festlegung des Lehrdeputates aus, dass in der Regel bei einem ingenieurbezogenen Kontext zu machen. Deshalb Professoren der Fachhochschule einen doppelten Um- bin ich nach wie vor der Meinung, wir sollen die dazu fang einnimmt. Dies bewirkt ein anderes Profil der Fach- befähigten jungen Menschen in der universitären Inge- hochschulen mit erhöhter Lehrkapazität und wesentlich nieurausbildung gleich in die Wissenschaft führen und reduzierter Forschungskapazität im Vergleich zu den die sind dann – und das wissen wir ja auch von unseren Universitäten. Dies befähigt die einen eher zu anwen- Absolventen – nicht nur in der Wissenschaft, sondern dungsbezogener Lehre auf der Grundlage des Standes auch in der Industrie sehr gefragt. der Wissenschaft und Technik und die anderen eher zu einer Lehre, die zu Forschung befähigt. Semester 1 2 3 4 5 6 Bachelor - Studium: Allgemine naturund ingineurwiss. Fachwissenschaftliche Grundlagen und Fährigkeiten Orientierungsphase 7 8 9 MasterStudium: Spezialisg. Vertiefung 10 Master - Arbeit bildungseinrichtungen, die bezüglich ihrer Aufgaben Fachpraktikum Abitur erst mal eine Lehre zu absolvieren. Junge Men- Bachelor - Arbeit Das Problem liegt an einer anderen Stelle: Es sind Aus- Vorpraktikum sinnig, wie die Forderung, vor der Oberstufe und dem Bachelor/ MasterStudiengang MSc.l Dipl.-Ing BSc. Bild 2: Universitärer Diplomstudiengang und universitärer Bachelor-Studiengang. Quelle: DFG-Konzeptpapier des Präsidiums zur Umsetzung der Bolognareform in den Ingenieurwissenschaften an den Universitäten Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 83 Ich glaube, die Unterscheidung zwischen anwendungs- wäre, wenn von den etwa 400.000 Ingenieurstudieren- getragen wird, mit höchst differenziertem Wissen. Die differenziert ist, dass ohne Frage eine Professur „Pho- bezogen oder zur Forschung befähigenden Studiengän- den, die wir in Deutschland haben, vielleicht 80.000 in Zahl der Wissenschaftler steigt also an, und die Men- tonische Technologien in der Kunststofftechnik“ sehr gen in den Ingenieurwissenschaften ist sehr sinnvoll. Ich den Universitäten wären. ge des verfügbaren Wissens steigt noch stärker an. Der sinnvoll sei. Dabei muss man aber sehen, dass selbst bei einzelne Wissenschaftler verfügt also als Resultat viel den TU9-Universitäten überhaupt nur vier einen Ordina- bin ebenso davon überzeugt, dass es einen hohen Bedarf an kurzen Studiengängen, an anwendungsbezogen aus- Tatsächlich haben wir eine massive Fehlsteuerung. Es weniger von der Gesamtheit des Wissens. In der per- rius für Kunststofftechnik haben. Bei den anderen wird gebildeten Ingenieuren gibt. Ich ziehe diese Erkenntnis gibt tatsächlich doppelt so viele Studierende in den Uni- fekten Wissensgesellschaft also, in der das Wissen ge- dieses Fach von den Werkstoffkundlern gelehrt. aus meiner eigenen Industrietätigkeit, bei der ich grö- versitäten und die Fachhochschulen sind meiner Kennt- gen unendlich strebt, geht der Anteil des Wissens des ßere Entwicklungsgruppen geleitet habe. Hier haben wir nis nach oft unterausgelastet. einzelnen Wissenschaftlers also gegen Null, er kennt Weiterhin gibt es die Verkürzung von Innovations- und also von der Wissenschaft nichts mehr (Bild 3). Wissenszyklen. Ein Ingenieur, der kein Erfahrungs- und wunderbar in einem Team von Ingenieuren zusammengearbeitet, in einem Verhältnis von 4:1, also seinerzeit Ich plädiere dafür, die Ausbildung von Ingenieuren in 80% Absolventen aus kurzen Studiengängen, auf die zwei unterschiedlichen Profilen, wie wir Sie in Deutsch- Es ist eine interessante Frage, wie wir damit umgehen. nach, nicht kreativ sein. Je mehr er jedoch von dem jeweiligen Anwendungsbezüge fokussiert, und nur etwa land schon seit vielen Jahren erfolgreich betrieben ha- Es zeigt allerdings auch sehr deutlich, dass das anwen- Methodik- und dem Erfahrungswissen hat, desto mehr 20% Absolventen mit einem forschungsbezogenen Aus- ben, weiter zu pflegen, anstatt eine Angleichung auf ei- dungsbezogene Wissen, das in der Umsetzung benötigt droht, dass seine Kreativität unter diesem Wissen er- bildungsprofil. Dies ist jedenfalls meine Erkenntnis aus nem einheitlichen Niveau zu suchen. Die Formel muss wird, und mit dem die meisten Ingenieure folglich aus- stickt wird. Wie erreiche ich, dass Methoden- und Erfah- meiner damaligen Berufserfahrung. also beim Bachelor lauten: Gleichwertig, aber andersar- gebildet werden müssten, sehr kurze Lebenszyklen hat. rungswissen mit der Kreativität in die richtige Balance tig. Und das Andersartige ist ein Wert, den wir alle ver- Das Methodische, was an den Universitäten gelehrt wird, kommen? Ich glaube, wer dies für sich individuell löst, stehen und fördern sollten. also durch Forschung neues Wissen erzeugen, wird des- kann sehr fähig durch seinen Beruf gehen. Meiner Meinung nach ist es für die kurzen Studiengänge nicht erforderlich, dass die Hochschullehrer selbst akti- kein methodisches Wissen hat, kann meiner Meinung halb notwendigerweise eine große Rolle spielen. ve Forscher sind. Es stellt sich doch die Frage: Wenn wir An dieser Stelle möchte ich etwas zu den Anforderungen 40% eines Jahrganges akademisch ausbilden wollen, im Beruf sagen, bezogen auf meine eigenen Erfahrungen. wie viele der staatlichen Ressourcen in den Hochschulen Außerdem: Die Flexibilisierung der Berufswege. InnoIch versuche ein paar allgemeine Trends noch einmal vative Prozesse existieren heute nur noch als Teamleis- zusammenzufassen, so wie ich sie beobachtet habe. tung. Deshalb ist es wichtig, dass die Absolventen Team- können wir uns dann noch für die Forschung leisten? Die Es gibt ein wunderbares Paradoxon in der Wissensge- Fachhochschule soll nahezu alle Ressourcen in die Leh- sellschaft. Bei Leonardo da Vinci haben wir die Vorstel- Einer ist die immer weiter um sich greifende Spezialisie- die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens, um mit re investieren, die Kollegen haben das doppelte Lehr- lung, dass er die gesamte Wissenschaft in seinem Kopf rung. So konnte ich bei einem Symposium über optische der Geschwindigkeit der Wissenserneuerung im Beruf deputat. Sie haben damit bei gleicher Personalstärke hatte. Er war der Universalgelehrte. Heute wissen wir, Technologien in der Kunststofftechnik beobachten, dass Schritt zu halten. doppelte Lehrkapazität. Auch, glaube ich, dass es richtig dass die Wissenschaft von vielen tausenden Menschen dieser Bereich in der Industrie inzwischen so breit aus- fähigkeit und soziale Fähigkeiten entwickeln. Wir haben Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 85 nahmen. Vielleicht führen Sie sich vor Augen: Wenn die genieurausbildung an unserer Universität sagen. Die RWTH die Exzellenzinitiative in der Forschung gewinnt, RWTH Aachen ist eine typische technische Universität, erhält sie aus dem Exzellenzprogramm des Bundes und wie ich gerne sage: vermutlich die technischste aller der Länder pro Jahr ungefähr 45 Millionen Euro. Wenn Technischen Universitäten in Deutschland. Das sieht wir die Auszeichnung „Exzellente Lehre“ des Stifter- man daran, dass die Mehrzahl der Studierenden in der verbands gewinnen, erhalten wir 1 Million Euro. Daran Ingenieurausbildung zu finden ist, und dann nochmal ist eine Schwerpunktsetzung erkennbar. Erst als der ein zusätzliches Viertel in den Naturwissenschaften. Bund sich entschloss, in einem Wettbewerb für exzel- Das heißt, wir sind stark natur- und ingenieurwissen- lente Lehre weitere Fordermittel bereitzustellen, kann schaftlich geprägt. Wir sind aber sehr stolz darauf, eine die RWTH nun auch in der Lehre langfristig sich auf eine integrierte Technische Hochschule zu sein, mit unseren bessere Finanzierung einstellen. Menge des verfügbaren Wissens Wissen Zum Schluss möchte ich gerne noch etwas zu der In- Wirtschaftswissenschaften, unseren Sozial- und Geisteswissenschaften und unserer Medizin. Das ist ein Meiner Meinung nach ist ein wichtiger Faktor für eine zukunftsweisendes Profil, denn, soweit ist das heute exzellente Lehre das Betreuungsverhältnis. Wenn man unbestritten, wissenschaftliche wie auch technische In- alle Professuren und wissenschaftlichen Angestellten, novationen finden an den Rändern der Disziplinen, diszi- also auch die, die aus Drittmittelforschungsvorhaben plinenübergreifend statt. finanziert werden, addiert, so hat die RWTH etwa 2.800 Anzahl der Wissensträger (wissenschftler) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das ergäbe Insgesamt studieren an der RWTH 33.500 Studierende ein Betreuungsverhältnis von 1/12, was wahrscheinlich bei etwa 450 Professorinnen und Professoren. Ist dies im Vergleich zu vielen anderen Universitäten recht or- nicht ein Ausweis der Vermassung der Lehre gegen alle dentlich ist. Das scheint mir das wesentliche Element didaktischen Prinzipien? Ich glaube, dass dies leider zu zu sein, was dazu führt, dass wir immer wieder in den großen Teilen die Realität in unserer Lehre ist. Die ein- Rankings gut sind: Anteil des einzelnen Wissensträgers am gesamt verfügbaren Wissen zige wirksame Maßnahme wäre, die Relation zwischen den Lehrenden und den Studierenden in ein rechtes Lot Wir lernen leider im Grundstudium in Massenveranstal- zu bringen. Dies versuchen wir mit verschiedenen Maß- tungen, im Hauptstudium aber später, in den Vertiefun- Zeit Bild 3: Paradoxie der Wissensgesellschaft Die Zukunft exzellenter Ingenieurausbildung › Ernst Schmachtenberg 87 Theses on Next Generation Engineering Education TeachING-LearnING.EU Advisory Board Learning Outcome Next generation engineering education will prepare graduates to solve open problems and to fulfill specific as well as competing requirements. This is based on mastery of problem definition and analysis skills, domain specific knowledge in required areas, interaction collaboration, and self management skills as well as self guided initiative and creativity. Personal development gen, in den Fachstudien, in den Instituten von Mensch zu Mensch im Dialog und aus der Vorbildfunktion. Ein wesentliches Element dabei ist die Hands-On-Forschung. Das müssen wir uns erhalten: Ein gutes Betreuungsverhältnis; eine gute Ausstattung der Laboratorien, dort hervorragende Fachwissenschaften, die jeweils die Spitze des wissenschaftlichen Fortschritts in ihrem Fach repräsentieren. Dies wird verkörpert durch exzellente Professorinnen und Professoren, die aus den Naturwissenschaften, wo es um die Grundlagen geht, und aus der Industrie, wo es um die Anwendung geht, wegen ihrer herausragenden wissenschaftlichen Leistungen berufen Ich glaube nämlich zum guten Schluss, dass man nicht Lehre alleine dadurch machen kann, indem man sich abends nochmal an den Computer oder das Fachbuch setzt. So kann man natürlich Gleichungen auswendig lernen, aber erleben, was Forschung ist, sich an Vorbildern orientieren, ist so nicht möglich. Dabei ist es für Menschen sehr wichtig, an diesen Vorbildern selbst zu wachsen. Aus diesem Grund ist auch das Tutorienprinzip so wichtig. Dies scheinen mir die wichtigen Aspekte für Exzellente Lehre zu sein. wurden, die in ihren Forschungseinrichtungen zeigen zu können, wie der Ingenieurberuf und die Forschung funktionieren – das ist das zentrale Element. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Next generation engineering education will be aware of the fact, that especially the first year of study is crucial for the personal development and thus requires personal coaching of the students by experienced mentors. Especially underrepresented groups can make a valuable contribution to engineering education and can benefit from strong role models in order to remain motivated. Didactics Next generation engineering education will move from teacher centered (passiv to student centered (active) learning. Add to this it will make effective use of technologies and new media for learning. Employability Next generation engineering education will deliver the necessary generic skills (e.g. teamwork, leadership, communication …) as well as business, commercial and entrepreneurship skills. That enables graduates to be successful in professional life, create value and make a contribution to society. Culture of the profession Next generation engineering education will prepare engineers to serve society. This entails a preparation for creative, caring, and interdisciplinary work. It also entails issues concerning social and intergenerational justice. It links technology, engineering profession, and broader society. This necessarily invites and requires a diverse range of participants. Systematic transformation Next generation engineering education will be based on systematic processes of quality and change managment. This entails aspects of accountability of education systems and a closed educational research - practice loop. Talent pipeline Next generation engineering education will introduce engineering studies to students across their entire primary and secondary school curriculum (including math, science and liberal arts). As they are exposed to engineering within the curriculum, all students, regardless of social background, will have opportunities to develop their engineering- related talents in preparation for college or university study. Work environment of the future Next generation engineering education will provide a preparation on challenges of the future like for example distributed interdisciplinary team work, work across countries, discussion of socio - technical aspects etc. by adequately integrating anticipated professional practice into existing study formats. TeachING-LearnING.EU Posterbeiträge Posterbeiträge 91 Posterbeiträge 93 Posterbeiträge 95 Posterbeiträge 97 Posterbeiträge 99 Posterbeiträge 101 103 Posterbeiträge Hands-on IE! TrainING Units for Industrial Engineers Entwicklung modularer Lehrbausteine zum bedarfsgerechten und anwendungsnahen Lernen in der Ausbildung von Industrial Engineers Hintergrund Zielsetzung Der Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssysteme (APS) setzt seinen Schwerpunkt in die interdisziplinäre Ausbildung von Industrial Engineers. Zentrale Aufgabe des Industrial Engineering (IE) ist die Planung, Implementierung und kontinuierliche Verbesserung sozio-technischer Arbeitssysteme mit dem Ziel, ein optimales Zusammenwirken von Menschen, Betriebsmitteln und Arbeitsgegenständen zu ermöglichen. Diese Gestaltung von Arbeitssystemen verlangt von einem Industrial Engineer fundierte Methodenkenntnisse, Systemverständnis und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. Diesen Kompetenzanforderungen begegnet das Ausbildungskonzept angehender Industrial Engineers am APS u.a. durch die Einbindung des IE-Labors in die Lehre. Für das IE-Labor soll daher basierend auf den bereits geschaffenen Grundlagen ein modulares Lehrkonzept entwickelt werden, welches zwei Ziele verfolgt: Individuelle Aufarbeitung fehlender IE-spezifischer Grundlagen praxisnahe und bedarfsorientierte Vertiefung bestehender Vorlesungsinhalte. Vorlesungen im Bachelor of Science Vorlesungen im Master of Science Arbeitswissenschaften Arbeits- und Produktionssysteme III Arbeits- und Produktionssysteme I Arbeitssystemgestaltung I Arbeits- und Produktionssysteme II Arbeitssystemgestaltung II Modulare Lehrbausteine im IE-Labor Zeitermittlung (MTM/REFA) Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung Materialbereitstellung Fertigungslayoutplanung Prozessablaufplanung Leistungsabstimmung / Austaktung Digitale Fabrik Weitere Bausteine Lehrmodule zur Unterstützung der industrienahen Ausbildung von Industrial Engineers Lehrveranstaltung im IE-Labor des APS Die gesammelten Erfahrungen zeigen, dass die Möglichkeit, innerhalb einer Experimentierumgebung wie dem IE-Labor zu arbeiten, bei den Studierenden großes Interesse weckt. Dabei zeigt sich jedoch, dass die Teilnehmer durch das zweigliedrige Bachelor- und Mastersystem unterschiedliche IE-spezifische Vorkenntnisse mitbringen. Hieraus erwächst die Herausforderung des Umgangs mit heterogenen Wissensspektren. Parallel zu den angebotenen Vorlesungen kann so im Masterstudium eine frühzeitige Heranführung an konkrete Problem-stellungen der industriellen Produktion erfolgen. Die Studierenden erfahren „hands-on“ die einzelnen Planungsschritte und den ganzheitlichen Prozessgedanken bei der Gestaltung sozio-technischer Arbeitssysteme. Dabei ermöglicht die Experimentierumgebung nicht nur Wissen zu erarbeiten bzw. zu vertiefen, sondern fördert auch die Entwicklung eigener Ideen und innovativer Gedanken. Bei der Arbeit in Projektteams und anschließenden Ergebnispräsentationen werden zudem die Sozialkompetenz und die damit verbundene Kommunikationsfähigkeit der angehenden Industrial Engineers weiterentwickelt. Vorgehensweise Die Vorgehensweise im Projekt umfasst die folgenden Arbeitsschritte: Konzepterstellung und Definition der Module Ausarbeitung der didaktischen Konzepte gefördert im Rahmen der Initiative von Pilotanwendung in der Lehre und Evaluation Weiterentwicklung der Module Ansprechpartner: Dipl.-Logist. Markus Droste Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssysteme Leonhard-Euler-Str. 5 44227 Dortmund Tel.: (0231) 755-2796 Fax: (0231) 755-2649 E-mail: [email protected] Internet: www.aps.mb.tu-dortmund.de Dipl.-Wirt.-Ing. Marlies Steffen Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssysteme Leonhard-Euler-Str. 5 44227 Dortmund Tel.: (0231) 755-5712 Fax: (0231) 755-2649 E-mail: [email protected] Internet: www.aps.mb.tu-dortmund.de Posterbeiträge 105 Posterbeiträge 107 gefördert im Rahmen der Initiative von