ITP verstehen
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ITP verstehen
ITP verstehen Patienten-Informationen zur Immunthrombozytopenie (ITP) AMGEN Switzerland AG bedankt sich ganz herzlich bei Herrn Dr. med. Axel Rüfer für die medizinische Beratung zum Thema ITP bei der Erstellung dieser Broschüre. Die Inhalte, Angaben, Informationen und Abbildungen in dieser InformationsBroschüre („ITP verstehen“) sind nur für Nutzer innerhalb der Schweiz bestimmt. Sofern die Broschüre Informationen zu oder im Zusammenhang mit Gesundheitszuständen, Krankheitsbildern, medizinischen Fragen oder Therapiemöglichkeiten enthält, ersetzt sie nicht die Empfehlungen oder Anweisungen eines Arztes. Das Layout der Informations-Broschüre, die verwendeten Grafiken und Bilder, die Sammlung sowie die einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt (© 2010). Alle Rechte vorbehalten. AMGEN Switzerland AG, 2010. AMGEN SWITZERLAND AG Zählerweg 6 Postfach 1459 6301 Zug www.amgen.ch ©07.2010 AMGEN SWITZERLAND AG NPO-CH-018-2010 / 08/10 Was ist ITP? Welche Formen der ITP gibt es? Liebe Patientin, lieber Patient Kinder mit ITP leiden meist an einer akuten Form der Krankheit. Diese klingt häufig nach wenigen Wochen von allein wieder ab. Bei zirka 10 – 20 % dieser Kinder entwickelt sich aus der akuten ITP eine chronische Form. Mädchen und Jungen sind gleichermassen betroffen. Als Auslöser für die akute ITP bei Kindern werden Virusinfektionen wie beispielsweise Mumps, Masern, Röteln oder Windpocken diskutiert. Das Risiko einer schweren, lebensgefährlichen Blutung ist bei Kindern eher gering. Die vorliegende Patienten-Information zur Immunthrombozytopenie (ITP) soll Ihnen ermöglichen, sich über Details dieser Erkrankung auf übersichtliche Art und Weise zu informieren. Sie kann den persönlichen Kontakt mit dem Arzt Ihres Vertrauens keinesfalls ersetzen, kann Ihnen aber bei der Beantwortung Ihrer Fragen helfen. Die ITP wurde erstmals durch den deutschen Arzt Paul Gottlieb Werlhof (1699 - 1767) beschrieben. Sie ist eine sogenannte Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem einen ansonsten gesunden Teil des Körpers angreift, in diesem Fall die Blutplättchen (Thrombozyten). Bei der ITP bildet das Immunsystem irrtümlich Antikörper gegen die körpereigenen Thrombozyten. Warum genau diese Antikörper gebildet werden ist noch unklar.1,2 Die mit Autoantikörpern beladenen Thrombozyten werden durch Zellen in der Milz erkannt und vermehrt abgebaut. Zusätzlich wird die Produktion der Thrombozyten im Knochenmark durch die Thrombozyten bildenden Megakaryozyten beeinträchtigt. Dies kann zu einer verringerten Produktion von Thrombozyten führen.1 Resultat der Wirkung der Antikörper ist daher ein Mangel an Thrombozyten, welche eine wichtige Aufgabe bei der Blutgerinnung spielen, in dem sie bei Verletzungen der Blutgefässe im Zusammenspiel mit anderen Gerinnungsfaktoren einen Pfropfen bilden und so die Blutgefässe abdichten. Sind zu wenige Thrombozyten in der Blutzirkulation kann diese Aufgabe nicht mehr vollständig erfüllt werden und es resultiert eine Blutungsneigung. Ziel der Therapie der ITP ist somit die Thrombozyten in einen Bereich zu bringen, in dem eine Blutungsneigung verhindert werden kann. Neben seit vielen Jahren etablierten therapeutischen Möglichkeiten stehen hierfür nun auch neue Medikamente zur Verfügung, um dieses Ziel zu erreichen. Bei den betroffenen Erwachsenen verläuft die ITP meist chronisch. In der Schweiz erkranken geschätzt etwa 200 Erwachsene pro Jahr an einer chronischen ITP. Von einer chronischen ITP spricht man, wenn der Thrombozytenmangel länger als sechs Monate besteht. Die Krankheit kann ein Leben lang andauern und im Verlauf können sich Phasen mit ausgeprägtem und geringem Thrombozytenmangel abwechseln. Bei Patienten im mittleren Alter sind mehr Frauen als Männer betroffen. Diese Tendenz steigt mit zunehmendem Alter.3 Bei Erwachsenen ist das Risiko lebensbedrohlicher Blutungen höher als bei Kindern. Ob und inwieweit die ITP auch bei Erwachsenen mit einer vorangegangenen Virusinfektion zusammen hängt, ist unklar. Bei vielen Patienten wird die Krankheit eher zufällig entdeckt, da der Thrombozytenmangel – wenn keine Symptome auftreten – vom Patienten nicht bemerkt wird. Was ist eine Thrombozytopenie? Gesunde Menschen haben 150‘000 – 450‘000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut (μl, 1 Mikroliter ist ein Tausendstel Milliliter). Von einer Thrombozytopenie, also einem Mangel an Thrombozyten, spricht man, wenn weniger als 150‘000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut vorliegen. Dem Thrombozytenmangel können verschiedene Fehlsteuerungen zugrunde liegen: Das Knochenmark produziert nicht genügend Thrombozyten.4 Die Leber bildet nicht genügend Thrombopoetin (TPO), welches benötigt wird, um das Knochenmark zur Bildung neuer Thrombozyten anzuregen.5 Zu viele Thrombozyten geraten in die Milz – das Organ, in dem die meisten Thrombozyten abgebaut werden. Bei der ITP ist es der Autoimmunprozess, also die Zerstörung der Thrombozyten durch das Immunsystem, der zur Thrombozytopenie führt Das Immunsystem zerstört Thrombozyten schneller als neue Thrombozyten gebildet werden können. Grund dafür sind Autoantikörper, die die Thrombozyten angreifen und gleichzeitig eine zu niedrige Konzentration des Hormons Thrombopoetin (TPO) bewirken, das für die Bildung der Thrombozyten notwendig ist. Die Autoantikörper greifen darüber hinaus die Megakaryozyten an und beeinflussen so zusätzlich die Bildung von Thrombozyten. Diese Art der Thrombozytopenie ist typisch für die ITP.1,6,7 Die ITP ist mit einem Thrombozytenwert von < 100’000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut definiert. 2 3 Ursachen für die ITP Symptome und Diagnose Die Auslöser der ITP sind nicht bekannt. Man weiss nicht, warum das Immunsystem die eigenen Thrombozyten angreift. Doch mittlerweile hat man Erkenntnisse darüber, wie die Thrombozyten angegriffen werden. Generell besteht bei ITP-Patienten eine erhöhte Anfälligkeit für Blutungen. Bei kleinen Verletzungen, wie sie im Alltag zum Beispiel beim Anstossen an einen Gegenstand oder kleineren Schnittverletzungen auftreten können, dauert es länger als üblich, bis diese aufhören zu bluten. Unter normalen Umständen hat ein Thrombozyt eine Lebensdauer von acht bis zwölf Tagen, bevor er aus dem Blutstrom entfernt wird. Bei einem ITP-Patienten markieren jedoch Antikörper die Thrombozyten in der Blutbahn zum Abbau, so dass diese viel schneller zerstört und entfernt werden, teilweise sogar bereits einige Stunden nachdem sie in den Blutkreislauf eingetreten sind.6 Die aus dem Abbau und der reduzierten Bildung der Thrombozyten resultierenden niedrigen Thrombozytenwerte würden im gesunden Organismus durch eine verstärkte Thrombozytenbildung im Knochenmark ausgeglichen werden. Massgeblich für die Stimulation der Megakaryozyten zur Thrombozytenbildung ist freies Thrombopoetin (TPO) im Blut, welches nicht an Thrombozyten gebunden ist. Bei ITP wird TPO zwar in konstanter Menge in der Leber produziert, aber gemeinsam mit den daran gebundenen Thrombozyten abgebaut, wodurch ein relativer TPO-Mangel entsteht. Es gelangt nicht mehr ausreichend Thrombopoetin zum Knochenmark. 6,8,9 Bei ITP Patienten werden also nicht nur Thrombozyten zerstört, sondern darüber hinaus kann auch die Thrombozyten-Neubildung beeinträchtigt werden.1,6 Vermehrter Abbau von Thrombozyten Verringerte Bildung von Thrombozyten Manchmal treten bei ITP-Patienten deutliche Symptome wie die sogenannten Petechien (punktförmige, braunrote Hauteinblutungen, meist an den Beinen) auf. Einige Patienten klagen über grossflächige Blutergüsse auf Armen und Beinen, einige über verstärktes Nasenbluten oder Blutungen im Mundraum.2 Selbst bei leichtem Anstossen bilden sich rasch unverhältnismässig grosse blaue Flecke (Hämatome). Schleimhautblutungen können neben Nase und Mundraum auch den Magen, die Vagina oder die Harnwege betreffen. Frauen mit einer chronischen ITP haben häufig eine stärkere und länger andauernde Menstruationsblutung. Im schlimmsten Fall kann es im Rahmen der ITP auch zu inneren Blutungen in den Organen und im Gehirn kommen, die zum Teil lebensbedrohlich verlaufen können. Einige ITP-Patienten haben jedoch gar keine Symptome. Manchmal fällt dem Arzt der geringe Thrombozytenwert bei einer aus einem anderen Grund durchgeführten Blutuntersuchung auf.1,2 Bei einem Verdacht auf ITP führt der Arzt zur Diagnose Untersuchungen durch, um andere Krankheiten als Ursache für den verringerten Thrombozytenwert auszuschliessen (Ausschluss-Diagnose): Blutentnahme Mit der Untersuchung des Blutes wird üblicherweise die Anzahl der Thrombozyten bestimmt. Andere krankhafte Ursachen für einen Thrombozytenmangel können erkannt oder ausgeschlossen werden, die ITP selbst lässt sich jedoch nur selten über die typischen Antikörper nachweisen. EntnahmevonKnochenmark Sprechen alle Untersuchungsergebnisse für eine Immunthrombozytopenie, können aber die Antikörper nicht nachgewiesen werden oder bestehen noch Unklarheiten zur Diagnose, besteht die Möglichkeit, eine Knochenmarksprobe (Knochenmarkspunktion) durchzuführen. Dafür wird unter örtlicher Betäubung eine Probe aus dem Knochenmark der Hüfte (des Beckenkammes) entnommen, um anschliessend den Zustand der Megakaryozyten zu bewerten. ITP ist eine Krankheit, bei der das Immunsystem die eigenen Thrombozyten vermehrt abbaut.1 4 Durch den relativen TPO-Mangel werden die Megakaryozyten im Knochenmark nicht mehr ausreichend zur Thrombozytenbildung angeregt.6,8,9 Auch andere Erkrankungen können einen Mangel an Thrombozyten auslösen. Diese müssen als Ursache ausgeschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise Infektionen wie Malaria, Röteln, HIV/AIDS, Leukämie, eine alkoholbedingte Gerinnungsstörung, eine Thrombozytopenie hervorgerufen durch Schwangerschaft oder ein angeborener Thrombozytenmangel. Aber auch einige Medikamente können die Anzahl der Blutplättchen vorübergehend verringern. 5 Behandlungsmöglichkeiten Welche Behandlungsziele verfolgt man bei der ITP? Chemotherapie Herkömmliche Therapien zielen darauf ab, den beschleunigten Abbau der Thrombozyten in der Milz zu verringern und auf diese Weise die Thrombozytenzahl anzuheben. Wirkungen und Nebenwirkungen einer Behandlung müssen für jeden einzelnen Patienten individuell abgewogen und der Patient umfassend aufgeklärt werden. Der Thrombozytenwert eines Patienten (d.h. die Anzahl der Thrombozyten im Blut) ist häufig der einzige Parameter, an dem ein Arzt den Grad der Notwendigkeit einer Behandlung misst. Das Risiko für Blutungen ist jedoch bei jedem Patienten anders und sollte gemeinsam mit dem Arzt individuell bestimmt werden. Medikamente aus der Krebstherapie (Zytostatika) wirken nicht nur auf Krebszellen, indem sie deren Teilung verhindern, sondern sie unterdrücken auch das körpereigene Abwehrsystem. Bei therapieresistenter Immunthrombozytopenie – also wenn vorherige Therapiemassnahmen versagt haben – haben sich Medikamente aus der Gruppe der Vinca-Alkaloide, Cyclophosphamid oder Azathioprin etabliert. Bisher werden damit vornehmlich Patienten behandelt, die nach einer Entfernung der Milz weiterhin nicht auf eine Therapie ansprechen. Meist treten Blutergüsse sowie andere leichtere Blutungen ab einem Thrombozytenwert von weniger als 50‘000 Thrombozyten pro Mikroliter auf, schwerwiegendere Blutungen oft ab einem Thrombozytenwert von weniger als 30‘000 Thrombozyten pro Mikroliter. Laut der Praxisleitlinie der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) ist ein Thrombozytenwert von 50‘000 Thrombozyten pro Mikroliter hoch genug, um das Blutungsrisiko bei den meisten Patienten zu minimieren. 10 Bluttransfusion (Thrombozytenkonzentrat) Medizinische Behandlungsmöglichkeiten Generell sollten Sie die möglichen Therapieformen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile im Detail mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Kortison (Glukokortikoide) Thrombozyten können aus menschlichem Blut gewonnen, angereichert (Thrombozytenkonzentrat) und als Bluttransfusion direkt über die Venen ins Blut gegeben werden. Patienten mit Immunthrombozytopenie erhalten diese Konzentrate zumeist nur im Notfall und zusammen mit Kortison, wenn bei lebensbedrohlichen Blutungen das Blut möglichst schnell gerinnen muss. Nach solchen Bluttransfusionen erhöht sich nicht nur kurzfristig die Anzahl der Thrombozyten, sondern auch die Anzahl der für die ITP typischen Antikörper. Dies kann dazu führen, dass der Thrombozytenwert erneut abfällt. Bei nicht lebensbedrohlichen Blutungen werden im Allgemeinen zunächst Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide – auch als Kortison bekannt – eingesetzt. Glukokortikoide sind körpereigene Hormone und werden in der Nebennierenrinde gebildet. Sie erfüllen wichtige Aufgaben für verschiedene Körperfunktionen, unter anderem für das Immunsystem. Die Nebenwirkungen von Kortison nehmen üblicherweise mit der Dauer der Therapie und steigender Dosis zu. Immunglobuline Immunglobuline sind Eiweissstoffe, die der Körper zur Abwehr körperfremder Substanzen bildet. Wie Immunglobuline auf die Anzahl der Thrombozyten wirken, ist im Einzelnen bisher nicht geklärt. Diskutiert wird, dass die Immunglobuline den Abbau des Thrombozyten-Antikörper-Komplexes verhindern und auf diese Weise die Anzahl der Blutplättchen im Blut erhöhen. Dieser Anstieg hält in der Regel meist nur vorübergehend an. Generell sollten Sie die möglichen Therapieformen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile im Detail mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. 6 7 Was kann ich selbst tun? Thrombozyten-Produktion/Thrombopoetin-Mimetika Beim Arztbesuch Bei ITP ist nicht nur der Thrombozyten Abbau erhöht, sondern auch die Bildung neuer Thrombozyten beeinträchtigt. Eine weitere Option ist daher die Behandlung mit Medikamanten, die die Bildung von Thrombozyten erhöhen.6 Der Wirkansatz zielt darauf ab, die Produktion der Thrombozyten zu stimulieren. Die Blutplättchen entstehen im Knochenmark aus Vorläuferzellen der Thrombozyten, den Megakaryozyten. Gesteuert wird die Blutplättchenbildung über den körpereigenen Wachstumsfaktor Thrombopoetin. Bei ITP-Patienten scheint die körpereigene Produktion dieses Wachstumsfaktors nicht auszureichen, um genügend Throm bozyten zu bilden. Bei diesen Wachstumsfaktoren handelt es sich um eine neue Klasse von Therapeutika. Wie bei allen Behandlungsmöglichkeiten können auch hier Nebenwirkungen auftreten. Stellen Sie sicher, dass Ihrem Arzt Ihre gesamte Krankengeschichte bekannt ist. Das beinhaltet alle Krankheiten, die Sie haben bzw. hatten, so zum Beispiel: Splenektomie/Entfernung der Milz Wenn Kortikosteroide und andere Medikamente nicht ausreichen, um den Thrombozytenwert hoch genug zu halten, kann der Arzt eine Splenektomie in Betracht ziehen.10 Eine Splenektomie ist die operative Entfernung der Milz, welche ein Teil des Immunsystems ist. Mit Antikörpern bedeckte Thrombozyten werden in der Milz aus dem Blutkreislauf entfernt. Ohne die Milz ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Thrombozyten länger im Blut verbleiben. Allerdings bedeutet eine Milzentfernung auch, dass man anfälliger für Infektionen ist, da der Körper ohne Milz einen Teil seiner Fähigkeit verliert, Bakterien und Fremdorganismen zu bekämpfen.1,11 Viele Hämatologen empfehlen, sich vor der Milzentfernung gegen Hepatitis B, Pneumokokken, Haemophilus influenza und eventuell auch Meningokokken impfen zu lassen. Sie sollten alle bestehenden Behandlungsmöglichkeiten mit Ihrem Arzt besprechen. Strikte Überwachung Bei einigen Patienten empfiehlt der Arzt anstelle der Verabreichung von Medikamenten eine strikte Überwachung des Thrombozytenwertes.10 Diesen Patienten wird ein Medikament erst dann verschrieben, wenn der Thrombozytenwert so gering ist, dass ein akutes Blutungsrisiko besteht. Generell sollten Sie die möglichen Therapieformen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile im Detail mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. 8 Ihre Krankengeschichte Herzerkrankungen Krebs HIV-Infektion Virale Hepatitis Blutgerinnsel Hauttuberkulose (Lupus) andere Autoimmunerkrankungen Informieren Sie Ihren Arzt auch über alle Medikamente, auch die frei verkäuflichen, die Sie eingenommen haben. Er sollte ebenfalls über Ihre körperlichen Aktivitäten im Beruf und beim Sport in Kenntnis gesetzt werden. Die Behandlung Ihrer ITP sollte durch einen Spezialisten (Hämatologen) erfolgen. Einige Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen sollten Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Fragen stellen Wann weiss ich, ob die Behandlung anschlägt? Wie oft muss ich meinen Thrombozytenwert überprüfen lassen? Welche Nebenwirkungen gibt es? Über welche Symptome oder Beschwerden, die bei der Behandlung auftreten können, sollte ich sofort berichten? Dokumentation Ihres Krankheitsverlaufs Es ist ratsam, dass ITP-Patienten immer einen entsprechenden Patientenpass oder einen Notfallausweis mit sich führen, in dem die Erkrankung, Medikamente und gegebenenfalls die Entfernung der Milz dokumentiert sind. Auch sollte eine entsprechende Kontaktadresse für Notfälle sowie die Telefonnummer des behandelnden Arztes enthalten sein. Dokumentieren 9 Schwangerschaft Worauf muss ich sonst noch achten? Glossar Stellt eine Schwangerschaft ein Risiko dar? Antikörper Ein Protein, das vom Immunsystem zur Bekämpfung von Fremdzellen gebildet wird. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Schwangerschaft bei ITP. Vor allem nicht, wenn der Thrombozytenwert über 50‘000 Thrombozyten pro Mikroliter beträgt und keine Blutungsneigung besteht. Es kommt nur in seltenen Fällen zu bedrohlichen Situationen für die Mutter oder das Kind. Alle Vorsichtsmassnahmen, Verlaufskontrollen und Vorsorgeuntersuchungen sollten zwischen dem betreuenden Hämatologen und dem Frauenarzt abgestimmt werden. Muss ich meinen Lebensstil ändern? Wie sieht es mit Sport aus? Sportliche Aktivitäten Die Diagnose ITP ist bei den meisten Patienten mit Unsicherheit und Angstgefühlen verbunden. Patienten mit Thrombozytenwerten über 30‘000 Thrombozyten pro Mikroliter, die keine Blutungen haben, sollten so normal wie möglich leben. Bei niedrigeren Werten sollte der Patient risikoreichen Sport und Arbeiten mit einem hohen Verletzungsrisiko meiden. Sportarten wie Kampfsport, Fussball, Handball oder Mountainbiking können eher zu (potentiell) gefährlichen Verletzungen führen. Dagegen sind Sportarten mit einem geringen Verletzungsrisiko wie Joggen, Tennis, Schwimmen und Fahrrad fahren auch für Patienten mit ITP geeignet, vorausgesetzt der Thrombozytenwert ist ausreichend hoch und es besteht keine Blutungsneigung. Den Urlaub sollte man dort verbringen, wo im Notfall eine adäquate medizinische Versorgung gewährleistet ist. Worauf muss ich sonst noch achten? Acetylsalicylsäure Schmerzmittel Einige Schmerzmittel, die es ohne Rezept in der Apotheke gibt, verlangsamen die Blutgerinnung, so beispielsweise Acetylsalicylsäure (ist auch in vielen Kombinationspräparaten enthalten) und nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR). Sie sollten nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden. Zahnbehandlungen Operative Eingriffe Grössere zahnärztliche Eingriffe wie das Ziehen eines Zahnes oder eine Wurzelbehandlung, werden in der Regel erst ab einer Thrombozytenzahl, die für den Patienten kein Risiko darstellt, durchgeführt. Eventuell muss eine solche Behandlung verschoben werden, bis dieser Wert erreicht ist. Einfache Zahnbehandlungen sind dagegen weniger kritisch. Vor Beginn einer Zahnbehandlung muss der Zahnarzt auf jeden Fall über die bestehende ITP informiert werden. Autoantikörper Autoantikörper sind Antikörper, die der Organismus gegen körpereigene Moleküle bildet. Autoimmunerkrankung Eine Krankheit, bei der das körpereigene Immunsystem einen ansonsten gesunden Teil des Körpers angreift. Azathioprin Ein Arzneistoff aus der Gruppe der Immunsuppressiva. Azathioprin unterdrückt die Immunabwehr und wird zum Beispiel zur Vorbeugung von Abstossungsreaktionen nach Organtransplantationen sowie in der Behandlung verschiedener Erkrankungen angewendet, die mit einer Störung der Immunreaktion einhergehen (wie ITP). Cyclophosphamid Ein Zytostatikum, das ausser in der Krebstherapie auch zur immununterdrückenden Behandlung bei Autoimmunerkrankungen wie der ITP eingesetzt wird. Immunthrombozytopenie (ITP) Eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem Thrombozyten angreift und zerstört. ITP steht auch für idiopathische Thrombozytopenie oder Immunthrombozytopenische Purpura – und ist auch unter der Bezeichnung Morbus Werlhof bekannt. Knochenmark Knochengewebe, in dem Blutzellen gebildet werden. Megakaryozyten Zellen im Knochenmark, die für die Bildung von Thrombozyten verantwortlich sind. Petechien Rot oder violett gefärbte Flecken auf der Haut. Ein typisches Symptom für einen zu geringen Thrombozytenwert. Vinca-Alkaloide Vinca-Alkaloide sind Alkaloide aus der Pflanzenart Rosafarbene Catharanthe (Catharanthus roseus, früher Vinca rosea genannt). Sie werden in der ITP Therapie und als Mitosehemmer in der Chemotherapie bei Krebspatienten eingesetzt. Thrombozytenwert Ein Grössenwert, der die Menge an Thrombozyten im Blut angibt. Meist wird dieser in 1‘000 pro Mikroliter (z. B. 50‘000) oder in 109 pro Liter (z. B. 50 × 109/l) angegeben. Ein Wert von 50 × 109/l entspricht 50‘000 Thrombozyten pro Mikroliter. Referenzen 10 1. Cines DB, Blanchette VS. Immune thrombocytopenic purpura. N Engl J Med. 2002;346:995-1008. 2. Provan D,Newland A. 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