Erfahrungsbericht University of Mississippi – Ole Miss 4. Semester

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Erfahrungsbericht University of Mississippi – Ole Miss 4. Semester
Erfahrungsbericht
University of Mississippi – Ole Miss
4. Semester, Spring 2014 (Januar – Mai)
Johannes Rech,
[email protected]
BWL – International Business, Kurs wbu12a
Vorbereitung
Vor der Reise in die USA gab es viel zu erledigen. Der erste Schritt war die Bewerbung zur Zulassung
zum Auslandssemester im International Office der DHBW. Diese musste zum 1.3.2013 im
International Office abgegeben werden, das heißt ca. 10 Monate bevor das Semester an der Ole Miss
begann. Meine Zusage vom IO bekam ich im Mai.
Im Anschluss ging es daran die Bewerbung an die Ole Miss zu erstellen. Dafür mussten folgende
Dokumente eingereicht werden:
- UM Application Form
- Course Request Form
- Affidavit of Financial Support
- Bestätigungen über finanzielle Mittel (wie im Affidavit of Financial Support aufgeführt)
- Empfehlungsschreiben der DHBW (darum kümmert sich das International Office)
- Notenübersicht der DHBW
- Kopie des Ergebnisbogens des DAAD-Sprachtests oder falls vorhanden TOEFL, o.ä.
- Kopie der Ausweisseite des Reisepasses
Diese Unterlagen wurden dann vom International Office in die USA geschickt.
Die Bearbeitung der Bewerbung erfolgte allerdings erst recht spät, da die Bewerbungsfrist an der Ole
Miss am 15. Oktober endete. Erst danach werden alle Bewerbungen bearbeitet, egal wann sie
eingetroffen sind. Ich habe erst Mitte November meine Zusage bekommen. Mit der
Aufnahmebestätigung erhält man auch die notwendigen Unterlagen zur Beantragung des Visums, so
auch das DS-2019. Erst als ich dieses Dokument hatte, konnte ich mich um mein Visum kümmern.
Trotz der diversen Formalitäten hatte ich mein J1-Visum ca. 3 Wochen nach Erhalt des DS-2019 in
den Händen. Im Anschluss daran konnte ich mir auch endlich einen Flug buchen. Die US-Botschaft
betont überall, dass man noch keine festen Reisevorbereitungen treffen soll, bevor man das Visum
endgültig hat.
Meinen Flug habe ich über Lufthansa gebucht und bin von Frankfurt über Chicago nach Memphis
geflogen. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert nach Memphis zu fliegen, da dort der nächste
Flughafen ist und die Uni einen kostenlosen Shuttleservice am offiziellen Anreisetag zur Verfügung
stellt. Der Flug war trotz des späten Buchungszeitpunktes (4 Wochen vor Abflug) mit ca. 750€ noch
relativ günstig.
Extrem wichtig ist es sich vorab mit der Ole Miss und dem International Office bezüglich
Krankenversicherung kurzzuschließen. Abgesehen von Studenten von einigen wenigen Universitäten
verlangt die Ole Miss von jedem Austauschstudenten den Abschluss einer amerikanischen
Krankenversicherung. Diese kostet für ein Semester $870 und hat wesentlich schlechtere Leistungen
als jede deutsche Auslandskrankenversicherung. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam das
International Office darum zu bitten die Ole Miss zu kontaktieren, um dies zu vermeiden. Für mich
war das leider zu spät, es muss vor Ankunft in den USA geregelt werden.
Wohnen in Oxford
Die Ole Miss bietet allen Austauschstudenten einen Platz in einem Wohnkomplex in der Nähe der Uni
an, den University Trails. Auch wenn dies vorerst nicht als die günstigste Alternative erschien, finde
ich es dennoch empfehlenswert dieses Angebot anzunehmen, da man so schnell viele andere
internationale Studenten kennen lernt. Außerdem vermieten die meisten Vermieter in Oxford nur für
eine Dauer von mindestens 12 Monaten.
Die internationalen Studenten wohnen hier in vier separaten Häusern. Jedes Haus hat drei
Stockwerke, jedes Stockwerk vier Apartments und jedes Apartment drei Zimmer, jeweils mit
separatem Badezimmer für jedes Schlafzimmer. Küche und Wohnzimmer sind Gemeinschaftsbereich.
Im Clubhouse der Trails gibt es eine Tischtennisplatte, einen Billardtisch, ein kleines Fitnessstudio
und einen Pool hinterm Haus.
Studium in Oxford
Walk of Champions auf dem Campus
Die Ole Miss wurde 1848 gegründet und ist eine der ältesten Bildungseinrichtungen in Mississippi.
Der Campus der Ole Miss ist im Vergleich zu Lörrach absolut riesig und wunderschön. Er wurde
mehrfach in den vergangenen Jahren unter die schönsten Campus der USA gewählt. Der Campus hat
sehr viel Grün und ist gekennzeichnet durch rote Backsteingebäude.
Auch wenn ihr schon vorab mit der Bewerbung eine Wunschliste für Kurse abgegeben habt, heißt das
leider noch nicht, dass ihr auch einen Platz in diesen Kursen habt. In welche Kurse ihr schon
eingetragen seid erfahrt ihr während der Einführungstage zu Beginn des Semesters. Ich kam nur in
zwei meiner vier benötigten Kurse. Dies war allerdings kein Problem. Zum Ende der
Einführungsveranstaltung wurden die Studenten nach Fachrichtungen aufgeteilt und konnten in den
Computerräumen der einzelnen Fachbereiche ihre Kurswahl anpassen. Diese läuft ausschließlich
über ein SAP-Portal (https://my.olemiss.edu), in dem man sich auch schon vorab von Deutschland
aus Kurse aussuchen kann. Über dieses Portal kann man sich auch Teacher Evaluations von
Studenten der letzten Jahre zu allen Fächern ansehen, eine sehr große Hilfe, wenn man wählen muss,
zu welchem Dozenten man gerne in den Kurs möchte. Falls ihr in einen Kurs vorab nicht hinein
gekommen seid, könnt ihr euch über dieses Portal auch auf eine Warteliste setzen lassen und mit
dem Professor sprechen oder ihm eine Email schreiben, ob ihr trotzdem noch in seinen Kurs kommen
könnt. Ich bin so auch in meinen anderen beiden gewünschten Kurse gelandet.
Ich habe die Kurse Legal Environment of Business (BUS 250), Business Finance (FIN 331),
Organizational Behavior (MGMT 391) und Management and Strategic Planning (MGMT 493) gewählt.
Ich kann alle diese Kurse ohne Einschränkungen weiterempfehlen. Vor allem in MGMT 493 fand ich
sehr interessant, dass hier nicht wirklich neue Sachen gelehrt wurden, sondern Zusammenhänge und
strategische Ausrichtungen näher erläutert wurden, die einem vorher noch nicht unbedingt klar
waren.
Der Buchstabencode bezeichnet das Department, welches den Kurs anbietet (z.B. Business
Administration, Finance, Management, Accounting, etc.), die Zahl orientiert sich an dem Studienjahr,
in dem dieser Kurs normalerweise belegt wird (z.B. 300er im dritten Studienjahr). Dies sind jedoch
keine Vorgaben, sondern viel mehr Orientierungshilfen auf welchem Niveau der Kurs ist.
Von der Unterrichtsstruktur her sind die Vorlesungen ganz anders als an der DHBW. Aufgrund der
Größe der Kurse sind die Vorlesungen nicht so sehr auf die Beteiligung der Studenten ausgelegt,
allerdings kann das je nach Kursgröße und von Dozent zu Dozent variieren. In meinen Kursen saßen
jeweils 30-60 ausschließlich einheimische Mitstudenten, was zwar größer als an der DHBW ist, aber
trotzdem noch ein recht angenehmes Lernklima bietet.
Business School
Es ist jedem Dozenten selbst überlassen wie er die Noten vergibt. Die meisten schreiben 2-3
Midterms während des Semesters und ein Final Exam am Ende, manche geben zusätzlich jede Woche
Hausaufgaben auf und überprüfen regelmäßig die Anwesenheit mit unterschiedlichen Methoden
(Quizzes, Student ID Scanner oder Anwesenheitslisten). All diese Faktoren fließen am Ende mit
unterschiedlichen Gewichtungen in die Endnote ein. Im Kurs Management and Strategic Planning
mussten wir beispielsweise anstatt eines Midterms in Dreiergruppen eine 30-seitige Ausarbeitung zu
einer Fallstudie schreiben und präsentieren. Zusätzlich musste jeder Student vier kleine Fallstudien
bearbeiten und einreichen. Dies sind allerdings keine wissenschaftlichen Ausarbeitungen, sondern
eher Essays.
Manche Dozenten stellen Midterms und Finals in Multiple Choice Form, andere verwenden offene
Fragen, wie es in Deutschland üblich ist. Man kann nicht wirklich sagen was einfacher ist, da
entgegen meiner Erwartungen auch Multiple Choice Tests keine geschenkten Noten sind.
Falls man in Vorlesungen Probleme irgendeiner Art haben sollte, kann man jederzeit mit den
Dozenten sprechen. Alle sind sehr hilfsbereit und oft auch etwas nachsichtig mit
Austauschstudenten.
Leben in Oxford
County Courthouse am Square
Oxford ist mit gut 20.000 Einwohnern eine eher kleine Stadt. Das gesamte städtische Leben orientiert
sich sehr stark an der Uni. Oxford wurde in den vergangenen Jahren oft unter die lebenswertesten
amerikanischen College-Kleinstädte gewählt.
Die absoluten Highlights des Jahres sind die Spiele des American Football Teams der Uni, den Ole
Miss Rebels, wie alle Sportteams hier heißen. Von hier aus haben Spieler wie Eli Manning (zweifacher
Super Bowl Gewinner und Quarterback der New York Giants) oder Michael Oher (dessen Geschichte
im Film „The Blind Side“ mit Sandra Bullock verfilmt wurde) den Sprung in die Profiliga NFL geschafft.
Die Spiele finden im Herbstsemester samstags statt. Zu diesen Spielen kommen bis zu 180.000
Menschen nach Oxford, um auf dem Campus zu grillen, sich zu unterhalten und das Team im 60.000
Menschen fassenden Stadion anzufeuern. Besonders reizvoll sind Spiele gegen Rivalen aus der
Southeastern Conference (SEC), vor allem gegen die Louisiana State University (LSU). Diese Spiele
werden landesweit im Fernsehen übertragen.
Neben American Football sind auch Basketball und Baseball sehr beliebt. Außerdem wird Tennis,
Softball, Eishockey und Golf gespielt. Abgesehen von den Footballspielen können alle Spiele der
Sportteams von Studenten gegen Vorlage ihres Studentenausweises umsonst angeschaut werden.
Für Footballspiele muss ein ermäßigter Studentenpreis gezahlt werden.
Wer anstatt Sport zu schauen lieber selber Sport machen will, hat die Möglichkeit dazu im Turner
Center. Dies ist das Sportcenter der Ole Miss. Hier können kostenlos Fitnessstudio, Schwimmbecken,
Laufstrecke und Felder zum Basketball, Fußball oder Volleyball genutzt werden.
Abgesehen vom regulären Betrieb bietet das Turner Center auch Turniere in vielen verschiedenen
Sportarten an, für die man sich online mit Teams anmelden kann. Angeboten werden unter anderem
Fußball, Basketball, Volleyball, Beach-Volleyball, Flag Football, Handball uvm.
Abgesehen von der Ole Miss ist der Square ein zentraler Punkt von Oxford. Hier gibt es viele
Restaurants und Bars, in denen man sehr gut und recht preiswert essen gehen kann. Abends spielen
vor allem donnerstags, freitags und samstags oft Bands in verschiedenen Bars. Mindestalter für so
gut wie alle Bars in Oxford ist 21 Jahre, egal ob ihr trinken wollt oder nicht.
Reisen
Vom Study Abroad Office der Ole Miss werden jedes Semester verschiedene Ausflüge angeboten. So
gibt beispielsweise einen Ausflug nach Memphis zur Beale Street und einem NBA-Spiel. Außerdem
sind mehrtägige Ausflüge in verschiedene Städte im Angebot, wie Nashville, New Orleans oder
Chicago. Diese mehrtägigen Trips sind allerdings häufig teurer als wenn man sich mit ein paar Leuten
ein Auto mietet und sich alles selber organisiert.
Die nächsten mit dem Auto erreichbaren größeren Städte sind Memphis (ca. 1 Stunde), Nashville (ca.
4 Stunden) und New Orleans (ca. 5 Stunden). Vom Flughafen Memphis aus kann man in eine andere
Region der USA fliegen. Das wohl empfehlenswerteste Ziel aus meiner Sicht ist New Orleans. Die
Atmosphäre in der Stadt und das French Quarter mit der Bourbon Street sind absolut faszinierend
und sehenswert.
New Orleans
Zusätzlich zu Wochenendausflügen bieten sich die jeweils eine freie Woche zu Thanksgiving (Herbst)
und Spring Break (Frühling) an, um eine längere Reise zu planen. Zu Spring Break reisten viele
Studenten nach Florida, andere nach New York, Las Vegas oder Kalifornien. Wir haben mit zehn
Leuten einen kleinen Bus gemietet, sind nach Florida gefahren und haben eine Kreuzfahrt auf die
Bahamas gemacht: absolut zu empfehlen, relativ günstig und mit wesentlich besserem PreisLeistungsverhältnis als eine Woche Florida.
Fazit
Auch wenn der Süden der USA und im speziellen Mississippi mit großen Vorbehalten belastet sind,
habe ich die USA und besonders die Südstaaten lieben gelernt. Egal mit wem man spricht, alle sind
freundlich, hilfsbereit und kommunikativ.
Abschließend kann ich sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, mein Auslandssemester in
Mississippi anstatt im ebenfalls zur Auswahl stehenden Kalifornien zu absolvieren, wo ich vor einigen
Jahren schon einmal mehrere Monate verbracht habe.
Auch wenn es in Oxford weder Strand noch Meer gibt, kann ich jedem Amerika-Interessierten nur
empfehlen ein Semester an der Ole Miss zu verbringen, da die Uni und die Gegend kulturell absolut
einzigartig sind.
Abschließend möchte ich mich bei der Baden-Württemberg Stiftung und dem International Office der
DHBW Lörrach bedanken, das sich bei Problemen und Stress immer Zeit genommen hat.
Coco Cay, Bahamas