Gott ist … rund? - Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK

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Gott ist … rund? - Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK
Gott ist …
rund?
Material zur
Fußball-Europameisterschaft
Jugendgottesdienste
Religionsunterrichtsentwürfe
Konfirmanden, Jugendgruppen
Theologische Reflexion
Weiterführendes Material
Impressum:
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich, Severin-Schreiber-Gasse 3, 1180 Wien, [email protected]; Pressestelle
„Kirche 08” der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz, www.kirche08.eu; www.kirche08.at Wien / Zürich 2008
Fotos: fotolia.de, Istockphotos.com, M. Scharf, privat; Layout: Peter List
Inhaltsverzeichnis (inkl. Downloads)
I. Gottesdienstentwürfe, Predigten und Gebete
1. Bausteine für verschiedene Anlässe (Sportplatz und Gottesdienst)
(Prof. Dr. Manfred Josuttis, Professor i.R., Theologische Fakultät der Universität Göttingen). . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2. Gebete. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2a. Psalm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2b. Begeisterung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2c. Dribbling. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2d. Fürbittengebet „Gott, hilf uns zu einem fairen Leben“ (Johannes Barth). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
3. Christusrufe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
4. Bibelstellen für Fußballmeisterschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
5. Predigtentwurf (Pfarrer Mag. Rainer Gottas). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 08
5a. Predigt (Pastor Dr. Thies Gundlach) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
6. Vorschläge für Fürbitten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
7. Vorschlag für Gabenprozession. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
8. Ein afrikanisches Fußball-Gebet (Fritz Pawelzik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
II. Schul- und Jugendgottesdienste
1. Schulgottesdienst-Entwürfe (Tobias Schart). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2. Jugendgottesdienst: Das Spiel des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14
III. Religionsunterricht
1. Fußball im Religionsunterricht – geht das? (Material: Film „Kick it like Beckham“). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18
2. Entwürfe für den Religionsunterricht zur EURO 08. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
IV. Konfirmanden und Jugendgruppen
Gruppenstunde zum Thema „Vorurteile“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22
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1. Überlegungen zu einer Kultur des Zuschauens (Dietrich Kurz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
2. Gewinnen und verlieren (Dietrich Kurz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
3. Fangesänge und ihre religiösen Implikationen (Markus Öhler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26
4. Ein Wort wie Feuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
5. Weltmeister in Gottes Herzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
6. Fußball als Religion? – Religionstheoretische Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
7. Gespräch mit Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DOWNLOAD
8. Gedanken zu Sieg und Niederlage aus biblischer Sicht – Anregungen zu einem Bibelabend . . . DOWNLOAD
VI. Links und weiterführendes Material
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V. Theologische Reflexion und Bibelarbeit: Sport, Doping, Ethik und Religion
1. Kickoff 2008 – Anstoß für den Glauben! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 30
2. Allianz für den freien Sonntag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 31
3. Kein Platz für religiöse Zeichen am Fußballplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32
4. Fußball im Zeichen des Herrn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 33
5. Kampagne „EURO 08 gegen Frauenhandel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34
6. Kampagne „EURO 08 gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 37
7. Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 39
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Begleitwort
V
om 7. – 29. Juni 2008 findet die Fußball-Europameisterschaft in Österreich
und der Schweiz statt. Dann rollt er also bald wieder – der Ball. Und große
Teile der Menschheit scheinen sich zu spalten in solche, die gar nicht genug davon
bekommen können und solche, die froh sind, wenn alles wieder vorbei ist.
Die Kirchen sind mit von der Partie – seit 2008 Jahren am Ball, für die einen wie für die
anderen. Und so kann der Anlass einer Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und
in Österreich mit seiner grossen medialen Präsenz und seinen vielen Gästen vielleicht
auch sogar für Theologie und Kirche, für Glaube und Gemeinde in diesen Ländern einen
vermeintlich unerwarteten Impuls initiieren, um ganz neu Gott ins Spiel zu bringen.
Mit dem vorliegenden Materialheft möchten wir Gemeinden ermuntern und ermutigen,
sich inhaltlich und thematisch von der Euro08 inspirieren zu lassen und den Glauben
alltagsrelevant im Umfeld von Kirche und Sport zur Sprache zu bringen – auch und gerade
in Städten und Regionen, Dörfern und Kreisen, die nicht Austragungsorte der Spiele sind.
So ist es eine Fundgrube für Gottesdienste, Jugendarbeit, theologische Reflexion und
weiterführende Dinge. Es ist die exemplarisch gedruckte Fassung, die in alle Gemeinden
beider Länder geht und ihre aktualisierende Weiterführung vollumfänglich im Internet
auf www.kirche08.eu mit vielen weiteren Anregungen und Beispielen erfährt.
Allen, die zum Gelingen dieses Heftes beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich
gedankt. Möge der Ball nun also auch geistlich reichlich hin- und herlaufen!
Für den binationale ökumenischen Koordinationsausschuss „Kirche 08“ Materialheft
Michael Landwehr
Michael Scharf
Marco Uschmann
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Gottesdienstentwürfe,
Predigten und Gebete
1. Bausteine für verschiedene Anlässe (Sportplatz und Gottesdienst)
(Prof. Dr. Manfred Josuttis, Professor i.R., Theol. Fakultät d. Universität Göttingen) DOWNLOAD
2. Gebete. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Psalm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Begeisterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dribbling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fürbittengebet „Gott, hilf uns zu einem fairen Leben“ (J. Barth) . . . .
3. Christusrufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Bibelstellen für Fußballmeisterschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Predigtentwurf (Pfarrer Mag. Rainer Gottas). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 08
Predigt (Pastor Dr. Thies Gundlach). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6. Vorschläge für Fürbitten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7. Vorschlag für Gabenprozession . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8. Ein afrikanisches Fußball-Gebet (Fritz Pawelzik). . . . . . . . . . . . . . . .
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Predigtentwurf:
„Gott ist vereinsfrei”
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist,
und Gott, was Gottes ist.“ (Mt 22,21)
„T
or, Tor, Tor, Tor … I werd´ narrisch …
Jetzt kemma uns vielleicht a Vierterl
genehmigen.“ Als der frühere ORF-RadioSportchef Edi Finger sen. am 21. Juni 1978 live
diese Worte beim 3:2-WM-Triumph Österreichs
über den regierenden Weltmeister Deutschland
ins Mikrophon schreit, brennt er sich damit ins
kollektive Gedächtnis des Landes und macht sich
selbst zur Legende. Wenige Worte nur und doch
die Kurzfassung für „Cordoba 1978“, für einen
modernen österreichischen Mythos: der große
Bruder Deutschland besiegt und ein Land in
Erregung versetzt …
Mein Vater, der sonst eher besonnene UniProfessor, ist damals laut jubelnd aus seinem
Sessel gesprungen. Wahrscheinlich bin ich in
diesem Moment zum Fußball-Fan geworden …
rund?
Was macht Fußball
so faszinierend?
Da ist zunächst einmal die Lust am Spiel, wo
die Ordnung des Alltags spielend außer Kraft
gesetzt wird. Zugleich wird das Spiel mit
heftigem Einsatz geführt, als ginge es um alles.
Manchmal verschwimmt der Unterschied
zwischen Spaß und Ernst, und das Fußballspiel
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pendelt zwischen Heidenspaß und heiligem
Ernst. Noch dazu ist sowohl das Spiel wie auch
das Verhalten der Anhänger unkalkulierbar:
einmal etwas, das nicht berechenbar und dessen
Ausgang offen ist.
Vielleicht ist es wie mit dem Anfang einer
Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau.
Plötzlich, unerwartet, unerklärbar, vollkommen
unkritisch trifft mich der Donnerschlag. Die
Spannung am Platz, Hoffnung und Lust am Spiel
packen mich mit voller Kraft – unwiderstehlich.
Wer ein Fußballanhänger oder eine Fußballliebhaberin sein will und meint, das träfe auf ihn
oder sie nicht zu, der soll aufzeigen!
Wie soll man das seltsam prickelnde Gefühl
erklären, das einen beim Anpfiff befällt? Ein
seltsamer Schauder, wenn es losgeht. Während
des Spiels beziehe ich alles auf mich: So wie
die Menschen um mich herum leide ich mit
bei einem Foul, auch wenn ich nicht persönlich
betroffen bin. Ich schöpfe Mut, wenn es wieder
aufwärts geht, hoffe und sehne und wünsche …
Leidenschaft und Anhängerschaft vernünftig
zu erklären, ist wohl nicht möglich, vor allem
wenn sie sich auf österreichische, international
notorisch erfolglose Mannschaften bezieht …
Das Spiel holt mich also aus der Normalwelt
heraus. Es öffnet ein Tor in eine andere Welt.
Dort wird der Alltagsmensch zum Fan, zum
Fan-atiker, zum „fanaticus“, und der gehört
im ursprünglichen Sinn zum Heiligtum
Mt 22,21 …
(lateinisch „fanus“). Dem Fan muss also etwas im weitesten
Sinn „heilig“ sein – etwas, das er von allem Weltlichen
klar unterscheiden kann: üblicherweise sein Verein. Die
eingefleischtesten unter ihnen halten Rapid vielleicht
wirklich für eine Religion. Sie pilgern nach St. Hanappi, zum
Platz, wo der Gott Fußball herrscht.
Der Tormann hütet sein Heiligtum – und wenn es
gegen einen schwachen Gegner nach 90 Minuten immer
noch 0:0 steht, kann das erlösende 1:0 immer noch in der
Nachspielzeit fallen, wenn nicht wie durch ein Wunder ein
Verteidiger auf der Linie steht und zum Retter in höchster
Not wird. So oder ähnlich kann man es in der Zeitung lesen,
im Fernsehen hören. Manchmal erlöst auch der Schlusspfiff
die Zuschauer von ihren Leiden. Ja, da ist die Welt noch in
Ordnung – so übersichtlich in Gut und Böse eingeteilt. Die
Guten werden bejubelt, umarmt, geküsst und auf Händen
getragen, die Bösen mit Gesängen verhöhnt und ihren
Anhängern der Mittelfinger entgegengestreckt.
Wenn die Medien über Fußball reden, gebrauchen sie
häufig Worte, die man genauso gut in einer Kirche hören
könnte. Der Fußball, der Menschen begeistert und fasziniert,
trägt – so scheint es – Züge einer Religion.
Einspruch!
Journalisten mögen Parallelen zwischen Fußball und
Religion entdecken oder die Rituale um den Fußball als
Ausdruck heutiger Religiosität identifizieren. Und doch
befinden wir uns nicht auf dem Feld der Religion. Fußball ist
vielleicht ein starkes Stück Leben, ein wunderbares Abbild
des Lebens, aber er ist nicht das Leben selbst. Wo wäre
dann Gott? Mitglied von Austria Wien oder Real Madrid?
Zuständig nur für eine eingeschränkte Gruppe? Und der Fan
könnte für den Sieg seiner Mannschaft beten? Das nähme
Gott die Freiheit und dem Spiel die Leichtigkeit.
Nein – „Gott ist vereinsfrei“. So hat es die evangelische
Bischöfin Margot Käßmann bei der letzten WM in Deutschland treffend gesagt. Gott ist vereinsfrei – und er zeigt sich
nicht in 90 Minuten.
Und noch einmal Einspruch: „Gebt dem Kaiser, was
des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“, heißt es bei
Matthäus (22,21). Und der Kaiser des Weltfußballs, Franz
Beckenbauer, ist hier nicht gemeint. Heute will ich statt
„Kaiser“ einfach einen anderen „Herrscher“ einsetzen, der
viel Aufmerksamkeit beansprucht: Fußball. „Gebt dem
Fußball, was des Fußballs ist, und Gott, was Gottes ist.”
„Gott geben, was Gottes ist!“
Die Botschaft Jesu ist nicht Selbstzweck, Fußball schon.
Die Botschaft Jesu dient nicht der Pflege des inneren
Seelengemüts. „Gott geben, was Gottes ist“ heißt vielmehr
in der Verantwortung vor Gott die Verantwortung für die
Welt und für andere Menschen ernst zu nehmen. Daraus
erwächst vielfältiges Engagement für unser soziales Leben –
und das kommt nicht aus dem Fußball.
Fußball gehört zu den „ersten“, zu den vorläufigen,
und nicht zu den „letzten Dingen“, die über Leben und Tod
entscheiden. Darum geht es am „Spielfeld“ der Religion.
Beim Fußball, der gerade mal 150 Jahre alt ist, geht es
höchstens scheinbar um Leben und Tod. Der ewige Gott aber
ist der Horizont meines Lebens, die Hoffung im Leben und
über den Tod hinaus.
Aber eines sei hier nicht vergessen: Fußball selbst tritt
von sich aus ja nicht als Religion auf. Und Fans haben in der
Regel – einzelne hard-core-Fans vielleicht ausgenommen –
auch nicht den Anspruch, Fußball zur Religion zu erheben.
Vielmehr reden die Journalisten und
Fußballkritiker wie die Pfarrer, wenn sie über
Fußball berichten, und meinen, hier ginge es
um Religion.
Also: „Gebt dem Fußball, was des Fußballs
ist, und Gott, was Gottes ist.” Freut euch am
Fußball, aber macht ihn – wer auch immer –
nicht zu einer Religion.
Jesus beim Fußball
Eine Geschichte „Jesus beim Fussball“ von
Anthony de Mello, einem indischen Jesuiten,
veranschaulicht das treffend:
rund?
Jesus Christus sagte, er sei noch nie bei
einem Fußballmatch gewesen. Also nahmen
meine Freunde und ich ihn zu einem Spiel mit.
Es war eine wilde Schlacht zwischen christlichen
Europäern und muslimischen Afrikanern. Die
Europäer erzielten das erste Tor. Jesus schrie
laut Beifall und warf seine Kappe in die Luft.
Dann waren die Afrikaner ganz vorne. Und Jesus
spendete Beifall und warf seine Kappe in die Luft.
Das schien den Mann hinter uns zu verwirren.
Er klopfte Jesus auf die Schulter und fragte:
„Für welche Partei brüllen Sie, guter Mann?“
„Ich“, erwiderte Jesus, den mittlerweile das Spiel
sichtlich aufregte, „oh, ich schreie für keine Partei.
Ich bin bloß hier, um das Spiel zu genießen.“
Der Frager wandte sich seinem Nachbarn zu
und feixte: „Hm, ein Atheist!“ Auf dem Rückweg
klärten wir Jesus über die Lage der Religionen in
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der heutigen Welt auf. „Fromme Leute sind ein
komisches Volk, Herr”, sagten wir, „sie scheinen
immer zu denken, Gott sei auf ihrer Seite und
gegen die Leute von der anderen Partei.“
Jesus stimmte zu. „Deshalb setze ich nie auf
Religionen, ich setze auf Menschen“, sagte er.
„Menschen sind wichtiger als Religionen. Der
Mensch ist wichtiger als der Sabbat.“ „Du solltest
deine Worte wägen“, sagte einer von uns etwas
besorgt. „Du bist schon einmal wegen einer
solchen Sache gekreuzigt worden.“ „Ja – und von
religiösen Leuten“, sagte Jesus mit gequältem
Lächeln.
(leicht verändert nach Anthony de Mello;
„Geschichten, die gut tun”, Freiburg 2002)
Gott bleibt vereinsfrei! Beim Fußball geht es
nicht um Religion. Jesus ist hier, „um das Spiel zu
genießen“.
Also halten wir den Ball flach! Fußballfan
bin ich einfach um des Fußballs willen und aus
keinem anderen Grund. Dann macht das Spiel
Spaß und verliert nicht seine Leichtigkeit, und
auch Papst Johannes Paul II. darf Recht behalten:
„Fußball ist die wichtigste unwichtigste Sache
der Welt.“ So wichtig und so schön, dass manche
sogar „narrisch“ zu werden drohen.
Amen
Gebet
Gott,
ich danke dir
für die Freude an Sport und Spiel.
Ich danke dir
für die Freundschaft und die Kameradschaft,
die ich dabei erlebe.
Hilf mir,
auch beim Wettkampf den Freund zu sehen.
Lass mich im Sieg nicht überheblich werden
und in der Niederlage nicht die Flügel hängen lassen.
Alles, was du geschaffen hast,
singt dir dein Lob,
auch der Leib des Menschen,
den du so wunderbar
aus dem Staub der Erde gemacht hast.
Hilf mir durch alles, was ich tue,
dir zu danken,
und schenke mir am Ende den Siegespreis,
den du mir verheißen hast.
Amen
(Rainer Gottas)
Schul- und
Jugendgottesdienste
1. Schulgottesdienst-Entwürfe (Tobias Schart) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Jugendgottesdienst: Das Spiel des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14
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Jugendgottesdienst
„Das Spiel des Lebens”
Inhalt
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Einstieg
rund?
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Gott als Spielmacher lädt uns zum Mitspielen ein
Gemeinschaft Kirche = Fußballmannschaft
Nicht alleine, sondern zusammen
Wichtige Werte werden er-leb-bar
Gott spielt uns immer wieder den Ball zu
„TOOOOOR“ [Fußballtor ist im vorderen Bereich (nicht im Altarraum) aufgebaut] – Jugendliche
spielen Fußball (z. B. Elfmeterschießen) – Zelebrant kommt dazu und fragt, was das soll –
Kids: „Wir spielen gerade das Spiel des Lebens.“ – Zelebrant: „Was ist an Fußball so toll?“ –
Kids zählen auf (Team, an der frischen Luft, Kameradschaft …) – Zelebrant nimmt den Ball:
„Dann lasst Gott auch mitspielen.“
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… lasst Gott auch mitspielen!
Ablauf
Einzugslied: „He´s got the whole world in his hands“
Kreuzzeichen und liturgische Begrüssung
Kyrie: „Herr, erbarme dich unserer Zeit“ oder gelesener Text (siehe Jugendgottesdienstmappe)
Gloria: „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“
Tagesgebet
Lesung oder Text „Zusammenspielen“ (W. Hoffsümmer, Kurzgeschichten 4, Seite 139)
Antwortlied: „Jesus is the way-maker“
Evangelium: freie Wahl
Predigt: Gott ist unser Spielmacher
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: frei (jeder kann Dank oder Bitte aussprechen – nach vorne gehen
und Kerze an Osterkerze entzünden – beim Altar hinstellen)
Gabenbereitung: „Herr, wir bringen in Brot und Wein“
Sanctus (aus der Marchfeld-Messe)
Vater unser (aus Taizé)
Agnus Dei (gebetet)
Kommunion: „If you want a dream to be“ (aus Film „Bruder Sonne, Schwester Mond“),
Lied: „This little light of mine“
Dank (Gebet)
Schlussgebet
Segen
Schlusslied: „Voll Vertrauen gehe ich“
Jeder Messbesucher erhält beim Hinausgehen einen Gummiball als Erinnerung
bzw. als Denkanstoß für zu Hause.
Liedgut aus: „Du wirst mein Segen sein“, „Jerusalem“, „Das Lob“
Religionsunterricht
1. Fußball im Religionsunterricht – geht das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18
(Material: Film „Kick it like Beckham”)
(Prof. Dr. Manfred Josuttis, Professor i.R., Theolog. Fakultät d. Universität Göttingen)
2. Entwürfe für den Religionsunterricht zur EURO 08 . . . . . . . . . . . . .
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Kick it like Beckham
Spielfilm
GB 2002, Spielfilm, f, 112 min, Regie: Gurinder Chadha
Inhalt
J
esminder Bharnra, von ihren Freundinnen auch Jess genannt, spielt leidenschaftlich gerne und
außerordentlich gut Fußball. Sie ist die Stütze ihrer Mannschaft. Das Problem ist, dass Jess
indischer Abstammung ist. Ihre Familie hat ganz andere Pläne für sie. Jess soll, wie es sich für eine
indische Dame geziemt, einen guten Haushalt führen und gut kochen können. Dinge, die ihre
Schwester Pinky scheinbar erfüllt.
rund?
Der Film gibt einen guten Einblick in das Leben einer Immigrantenfamilie und deren Umgang
mit der westlichen Kultur. Der Konflikt entsteht über das Thema „Fußball“. Das Thema hätte sich
sicherlich auch in weniger als 112 Minuten darstellen lassen können. Die Längen lassen sich eventuell
überspringen.
Themen: Mädchenfußball, die indische Kultur, Einwanderer
Fotos: http://www.foxsearchlight.com/benditlikebeckham/
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kick it …
Bausteine und Gedanken zum Weiterdenken
Fussballquiz:
Man benötigt dazu einen Tischfußballtisch, zwei Mannschaften und Quizfragen (durchaus zum
Lernstoff). Zu den normalen Regeln kommt eine neue: Sobald ein Tor geschossen wird, muss eine
Frage beantwortet werden. Erst dann zählt das Tor. Das Quiz eignet sich gut als Abschluss eines
Themengebiets.
Fanverhalten damals und heute:
Fußballfans heute im Vergleich zu den jubelnden Menschen bei Jesus Einzug in Jerusalem
Sport und Religion:
Die Bedeutung des Sports in der Geschichte. Von den kultischen Opfer-Spielen bis hin zum
Freizeitvergnügen. Der moderne Kult des Fußballs.
Regeln beim Fussballspiel und im täglichen Leben:
Fußball ohne Regeln wäre genauso unmöglich wie ein Leben ohne Regeln.
Konfirmanden
und Jugendgruppen
Gruppenstunde zum Thema „Vorurteile“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22
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Gruppenstunde
zum Thema „Vorurteile“
Ziele:
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Stereotype und Vorurteile gegenüber anderen Menschen und Minderheiten
bei den TeilnehmerInnen herausfordern
Die unterschiedlichen Anschauungen der TeilnehmerInnen reflektieren
Auf den Selbstschutz bei Toleranzgrenzen achten lernen
Die TeilnehmerInnen mit ihren Werten und Stereotypen konfrontieren
Zeit: ca. 2 Stunden
rund?
Alter: ab 13 Jahren
Gruppengröße: 5 bis 30 Personen
Material: je ein Arbeitsblatt (siehe unten) pro TeilnehmerIn, Stifte
Ablauf:
Einleitung durch den/die GruppenleiterIn:
Zurzeit findet gerade die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz statt.
Menschen aus den verschiedenen (europäischen) Ländern werden nach Österreich kommen,
um die Fußballspiele live mitzuerleben. Wenn viele Menschen aus unterschiedlichen
Ländern und Kulturen zusammenkommen, ist es eine besondere Herausforderung, dass
alle gut miteinander auskommen und es zu keinen größeren Konflikten kommt. Schuld
an Streitereien sind oft unreflektierte und unerkannte Vorurteile, die fast jede/r von
uns hat. In dieser Gruppenstunde wollen wir uns bewusst mit diesen Vorurteilen und
Stereotypen auseinandersetzen und gemeinsam überlegen, warum sie vorhanden sind.
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Aufgabenstellung:
Jede/r TeilnehmerIn erhält eine Kopie. Das Szenario wird kurz beschrieben, und die
TeilnehmerInnen werden aufgefordert, die Beschreibungen der Personen, die mit dem
Zug reisen, zu lesen. Jede/r TeilnehmerIn sucht die drei Personen aus, mit denen er/sie am
liebsten, und die drei Personen, mit denen er/sie am wenigsten gern reisen würde.
Wenn alle ihre Wahl getroffen haben, bilden sie Kleingruppen mit 4 Personen.
Sie tauschen ihre individuelle Wahl aus und nennen Gründe dafür. Die Wahl der
TeilnehmerInnen wird verglichen – wo sind Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zu
finden? Warum hat er/sie sich genau für jene Personen entschieden?
Die Kleingruppe soll eine gemeinsame Wahl treffen – drei Personen, mit denen
sie gerne reisen, drei Personen, mit denen sie nicht reisen wollen.
In der Großgruppe werden die einzelnen Ergebnisse vorgestellt
und die Fälle, bei denen am meisten diskutiert wurden.
Reflexion:
Wie realistisch ist diese Situation? Was waren die Hauptgründe eurer
persönlichen Wahl? Wie seid ihr zu einer Gruppenmeinung gekommen?
Abschluss:
Jede/r TeilnehmerIn bekommt ein Schoko-Naps: Die Schokolade steht für das,
was mir schmeckt (was ich genieße und mitnehme). Das Papier werfe ich in den
Müll, es steht für das, was ich zurücklasse, wegschmeiße. Jede/r darf reihum das
Schokostück auspacken und zu den beiden Fragen kurz Stellung nehmen.
Arbeitsblatt:
Das Szenario:
Du steigst in den Intercity Express Zug, um in einer Woche von Lissabon nach Bukarest zu fahren. Du
reist in einem Liegewagenabteil, das du mit drei anderen Personen teilst. Mit welchen der folgenden
Personen würdest du bevorzugt reisen?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
rund?
ein serbischer Soldat aus Bosnien
ein übergewichtiger Schweizer Banker
ein italienischer DJ, der, so wie es aussieht, viel Geld hat
eine ältere polnische Katholikin
ein junger Artist aus Spanien, der HIV-positiv ist
ein Roma (Zigeuner) aus Ungarn, gerade aus dem Gefängnis entlassen
ein deutscher Rapper mit einem sehr alternativen Lebensstil
eine blinde Ziehharmonikaspielerin aus Österreich
eine Studentin aus der Ukraine, die nicht nach Hause möchte
eine 40-jährige Rumänin mit einem einjährigen Kind auf ihrem Arm
eine extreme Feministin aus den Niederlanden
ein alkoholisierter Skinhead aus Schweden
ein Fußballfan aus Belfast, der zu einem Fußballmatch fährt
eine französische Bäuerin, die nur Französisch spricht u. einen Korb gefüllt mit Käse bei sich hat
ein kurdischer Flüchtling, der in Deutschland lebt und auf dem Heimweg in die Türkei ist
Aufgabenstellung:
Suche die drei Personen aus, mit denen du am liebsten, und drei Personen, mit denen du am
wenigsten gern reisen würdest. Du hast 15 Minuten Zeit dafür.
In Kleingruppen tauscht ihr eure individuelle Wahl aus und diskutiert die Gründe dafür. Versucht,
auf eine gemeinsame Wahl von je drei Personen zu kommen. Ihr habt dafür 45 Minuten Zeit.
In der Großgruppe werden die Gruppenergebnisse präsentiert und reflektiert.
Idee teilweise übernommen aus: Katholische Jugend Steiermark (Hg.), ANDERSSEIN – Materialpaket.
Unterlage zur Menschenrechtserziehung, Graz 1999, 14–15; für diese Version verantwortlich: Magdalena Reinthaler,
Katholische Jugend Österreich
24
25
Theologische Reflexion
1. Überlegungen zu einer Kultur des Zuschauens (Dietrich Kurz) . . . . . .
2. Gewinnen und verlieren (Dietrich Kurz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Fangesänge und ihre religiösen Implikationen (Markus Öhler) . . . . . . . . . . Seite 26
4. Ein Wort wie Feuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5. Weltmeister in Gottes Herzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6. Fußball als Religion? Religionstheoretische Anmerkungen . . . . . . . . . . .
7. Gespräch mit Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8. Gedanken zu Sieg und Niederlage aus biblischer Sicht –
Anregungen zu einem Bibelabend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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auf www.kirche08.at/
5
Fangesänge und
ihre religiösen Implikationen
M
rund?
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27
it Psalmen, Lobliedern und geistlichen
Liedern singt Gott in euren Herzen in
Gnade!“, so heißt es in Kol 3,16 und Eph 5,18f.
Wird dies leicht verändert: „Werdet voller Geist,
indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern
und geistlichen Liedern redet und dem Herrn
mit eurem Herzen singt und spielt!“
Diese Aufforderung und die Verwendung
von Liedern in den Briefen des NT (Phil 2,6-11;
Kol 1,14-20) demonstrieren recht deutlich, dass
das Singen als Ausdruck der Verehrung Gottes
und zugleich als Ausdruck der Zusammengehörigkeit der Gemeinde bereits im frühen
Christentum eine hohe Bedeutung hatte.
Ein paar der Gesänge, die Fans von
Fußballmannschaften singen, sollen im
Folgenden ein wenig näher beleuchtet werden,
vor allem auch in Hinblick auf ihre Parallelen zu
religiösen Inhalten.
Einer der bekanntesten Fangesänge ist
„You’ll Never Walk Alone“, das vor allem die
Fans des FC Liverpool singen, aber auch jene von
Celtic Glasgow, St. Pauli oder Rapid Wien. Das
Lied stammt aus einem Musical aus dem Jahr
1945 und kam erst später eher zufällig auf den
Fußballplatz. Im Stadion an der Anfield Road
wird es vom Fanblock Liverpools, dem Kop, vor
Beginn des Matches gesungen. Der Text lautet:
Das Singen von Liedern findet sich
freilich in den meisten Gemeinschaften,
die sich etwa aus ethnischen Gründen –
Nationalhymnen –, aus politischen – die
„Internationale“ – oder eben auch sportlichen
Gründen zusammenfinden. Lieder stärken
das Gemeinschaftsgefühl, schweißen für die
gemeinsamen Anliegen zusammen und sollen
zudem auch diejenigen, die diese Anliegen
umsetzen sollen – wie PolitikerInnen oder
SportlerInnen – unterstützen. Während es aber
bei Einzelsportarten fast keine Gesänge für
den/die jeweilige/n Helden bzw. die Heldin gibt,
findet sich dies recht ausgeprägt bei einigen
Mannschaftssportarten wie Eishockey oder
Fußball.
When you walk through a storm,
hold your head up high
and don’t be afraid of the dark.
At the end of the storm there’s a golden sky
and the sweet, silver song of a lark.
Walk on, through the wind, walk on,
through the rain, though your dreams
be tossed and blown.
Walk on, walk on with hope in your heart,
and you’ll never walk alone,
you’ll never walk alone.
Walk on, walk on with hope in your heart,
and you’ll never walk alone,
you’ll never walk alone.
Im Kontext des Fußballstadions ist auffällig,
dass sich im Lied kein Hinweis auf das Spiel
findet. Daraus wird deutlich, dass eine ReKontextualisierung auch für Lieder möglich ist, die
an sich nichts mit Fußball zu tun haben. Für das
bessere Verständnis des Textes als Gesang von
Fußballfans stellt sich aber auch die Frage, wen
die Singenden hier eigentlich ansprechen:
Singen sie den Fußballern oder sich
selbst zu? Wäre Letzteres der Fall, würde die
identitätsstiftende bzw. -bewahrende Funktion
des Singens betont: „You’ll never walk alone“ gilt
dann dem Mit-Fan, der Gemeinschaft, die durch
die Anhängerschaft konstituiert wird und in der
niemand alleine bleibt. Die integrative Funktion
des Fußballfiebers würde so deutlich.
Ist das Lied aber an die Spieler gerichtet, dann
ist es die Zusage aller mitsingenden Fans, dass –
auch wenn die Umstände, sprich: die Ergebnisse,
schlecht sein mögen – sie dennoch weiterhin zur
Mannschaft halten werden.
Eine ähnliche Grundhaltung findet sich
selbstverständlich auch in der Bibel. Eine große
Motivähnlichkeit unseres Liedes besteht etwa
zu Jes 43,2, wo Gottes Zusage an das Volk lautet:
„Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei
dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht
überfluten. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst
du nicht versengt werden, und die Flamme wird
dich nicht verbrennen.“ Die Begleitung durch die
Lebensgefahren, die Gott hier zusagt, entspricht
jener, die die Fans ihrer Mannschaft zusagen, der
sie als 12. Mann zum Sieg verhelfen wollen. Gott
ist der „Fan“ Israels.
Getragen wird „You’ll Never Walk Alone“ –
ähnlich wie in der biblischen Überlieferung – von
der Hoffnung auf einen „goldenen Himmel“.
Für den Fußballfan ist der Sieg im Spiel, der
Meistertitel, jenes innerweltliche Gut, das er sich –
wenigstens zu diesem Zeitpunkt – von seinem
Leben erhofft. Dafür geben Fans viel Geld aus,
schreien sich die Seele aus dem Leib und nehmen
alle Auf’s und Ab’s des Fan-Daseins auf sich.
In Fangesängen aus Glasgow, sowohl von
den protestantisch-englischen Rangers wie den
katholisch-irischen Celtics, wird dieser Aspekt der
Lebenshingabe in den Motiv-Zusammenhang der
Nachfolge gestellt.
Die Rangers singen etwa:
Though the streets be broad or narrow,
it’s follow we will, follow we will, follow we will,
though the streets be broad or narrow,
it’s follow we will,
we will follow in the footsteps of our team.
Und bei den Celtics heißt es ganz ähnlich:
Oh! Over and over, we will follow you,
over and over, we will see you through,
we’re Celtic supporters,
faithful through and through,
and over and over, we will follow you.
Wiederum wird man beides hier artikuliert
sehen können: Das „Wir“ wird durch die Nachfolge konstituiert und bestärkt, zugleich wird
aber auch für die Spieler gesungen: Sie werden
nicht allein gelassen. Die Gefolgschaft hält auch
an den schlimmsten bzw. fernsten Orten an, für
Rangers etwa im katholischen Irland (If they go to
Dublin we will follow you), für die Celtics selbst
bis Zaire (!). Dass dies nicht immer wörtlich zu
nehmen ist, wird schon daraus deutlich, dass der
Text des Celtic-Liedes sich auf der Homepage der
nordamerikanischen Fangemeinschaft findet.
Die „Nachfolge“ ist daher auch im übertragenen
Sinn zu verstehen, wenn auch die Treue selbstverständlich ganz real bleibt – einmal Fan,
immer Fan. Es gibt bekanntlich – im Fußball
wie in der Religion – nichts Schlimmeres als
Apostaten.
Das Thema der Nachfolge spielt bekanntlich
in der Evangelientradition auch eine ganz
wesentliche Rolle. Dabei ging es nicht immer
darum, tatsächlich mit Jesus herumzuziehen,
sondern auch die übertragene Bedeutung
ist zu finden, vor allem bei Johannes. Recht
nahe den Fangesängen kommt vor allem das
Treueversprechen des Petrus: „Herr, warum
kann ich dir nicht folgen? Mein Leben will
ich für dich geben!“ (Joh 13,37). Auch hier ist,
wie aus Joh 10 und 21 deutlich wird, nicht das
Individuum im Blick, sondern die Gemeinschaft
der Nachfolgenden. Sie entspricht der Fanschar,
die sich durch die Bindung an die Mannschaft,
die gemeinsamen Erfahrungen, Hoffnungen
und Gesänge als Gemeinschaft erlebt, vor allem,
aber nicht nur im Stadion.
Fangesänge, die es zu Tausenden gibt
(www.fangesaenge.com), sind aber nicht nur zur
Anfeuerung gedacht, sondern können durchaus
auch feindlich ausgerichtet sein. Nicht nur der
Schiedsrichter, vor allem andere Mannschaften
werden zu Feinden, denen höhnische Lieder
gewidmet werden. Auch hier spielt das Element
der Selbstversicherung eine wesentliche Rolle,
hier aber via negationis. In diesen Liedern wird
festgemacht, wer man nicht ist, und zugleich
auch, warum man es nicht ist. Sie verhindern
aber auch (zumeist), dass ein Fan sich an eine
andere Mannschaft hängt.
rund?
28
29
Die frühchristlichen Lieder, noch mehr aber
jene der Reformationszeit, hatten zum Teil auch
diese Funktion. Der Ausschließlichkeitsanspruch
des Christentums wird etwa daraus deutlich, dass
Christus derjenige ist, der alle Mächte unterwirft
(Phil 2,10). Wer sich zu Jesus bekannte, konnte
keine anderen Götter haben. Auch im Liedgut des
Protestantismus wird immer wieder betont, dass
allein Gott zu verehren ist. Dabei wurden die Lieder
nicht nur im Gottesdienst gesungen, sondern
auch öffentlich und demonstrativ als Bekenntnis
zur Reformation. Besonders populär war hier das
Lutherlied „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ von
1543 (EG 193). In der ursprünglichen Version, die von
Luther als Kinderlied gedacht war, lautet der Text
der ersten Strophe:
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort,
und steur´ des Papsts und Türken Mord,
die Jesus Christus, deinen Sohn,
wollen stürzen von deinem Thron.
Wer dies in aller Öffentlichkeit singt, tut dies
nicht nur als Bekenntnis zum Glauben, sondern auch
in der Hoffnung, dass sich sein eigenes Bekenntnis
und Leben gegen das der Widersacher durchsetzen
wird.
Diese wenigen Hinweise zeigen m. E. exemplarisch, dass der Mensch, der Anhänger oder Anhängerin eines Fußballklubs ist, im Wesentlichen
dieselben Bedürfnisse zu stillen versucht wie
jemand, der einer Kirche angehört. Gemeinschaft
und verbindendes Ritual – dazu gäbe es noch viel
mehr zu sagen – dienen einem höheren Ziel, einem
Ziel, das Außenstehenden allerdings völlig rätselhaft
erscheinen mag. Nur der Fußballfan versteht im
eigentlichen Sinn die Begeisterung für dieses Spiel,
nur der Religiöse die Religion.
Links und
weiterführendes Material
1. Kickoff 2008 – Anstoß für den Glauben!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Allianz für den freien Sonntag Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. Kein Platz für religiöse Zeichen am Fußballplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4. Fußball im Zeichen des Herrn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5. Kampagne „EURO 08 gegen Frauenhandel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6. Kampagne „EURO 08 gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution“
7. Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Seite 30
Seite 31
Seite 32
Seite 33
Seite 34
Seite 37
Seite 39
6
Kickoff 2008 –
Anstoß für den Glauben!
W
ir koordinieren und lancieren Projekte
und Produkte zur Unterstützung Ihrer
Aktivitäten vor Ort.
Wie geben Ihnen den Steilpass, damit Sie
positive Zeichen setzen können: Wir wollen
die Liebe Gottes kreativ, lebensfroh und
überzeugend weitergeben. Nehmen Sie den Ball
auf und spielen Sie mit!
rund?
Gemeinsam statt einsam!
Wir helfen Ihnen bei der Übertragung der
Fußballspiele auf Großleinwand, zum Beispiel in
Ihrem Gemeindehaus, im Zelt oder im Freien. Bei
uns ist alles speziell ausgerichtet auf Familien
mit Kindern. Auch sie sollen Orte finden, an
denen sie jenseits riesiger Menschenmassen,
Gedränge oder gar Pöbeleien die Spiele mit
anderen zusammen begeistert verfolgen
können.
Das Veranstalterpaket mit Mini-Fußbällen,
Schminksets, Bandanas, DVD, Kinderzeitschrift,
Sportler-Bibeln und anderem hilft Ihnen dabei,
Ihren Gästen einen Anstoß für den Glauben zu
geben.
Ein begeisterter Pfarrer schrieb nach der
WM 2006: „Es kamen Menschen in unsere
Gemeinde, die sonst niemals gekommen wären.
Viele Jugendliche waren das erste Mal in ihrem
Leben in einem Kirchengebäude.”
30
31
Freundschaft statt Feindschaft!
Nutzen Sie unsere Street-Soccer-Anlagen für ein
cooles Turnier auf dem Dorfplatz.
Hoffnung statt Gewalt!
Der Hip-Hopper und Rapper Gleam Joel lanciert
das Projekt „Stopp Gewalt“. Er kommt mit
moderner Kunst, Clips und kompetenten
Personen in Ihren Verein, Ihre Schulklasse oder
Ihren Konfirmandenunterricht.
Integration statt Ausgrenzung!
Organisieren Sie ein Kulturfest, und
kombinieren Sie es mit einem „internationalen“
Fußballturnier.
Ordnung statt Dreck!
Tragen Sie spielerisch etwas zur Ordnung bei.
Lassen Sie sich vom Trash-Fußball begeistern.
Wohlstand statt Armut!
Helfen Sie mit! Ein Sozialprojekt von „Tearfund“
zur Bekämpfung von AIDS in Malawi. Auch
der Schweizer Ex-National-Torwart Jörg Stiel
unterstützt diese Arbeit.
Beachten Sie unsere aktuelle Homepage, und
tragen Sie sich für den Newsletter ein.
Allianz für den
freien Sonntag Österreich
S
onn- und Feiertage stellen für die meisten
Menschen einen unverzichtbaren Wert dar.
Dies gilt besonders für jene, die im kulturellen,
religiösen, sportlichen, sozialen und politischen
Bereich tätig sind. Gemeinsame freie Zeit, wie
sie in besonderer Weise im freien Sonntag
zum Ausdruck kommt, leistet einen wichtigen
Beitrag zur Sicherung der Lebensqualität und
fördert den gesellschaftlichen und familiären
Zusammenhalt.
Die „Allianz für den freien Sonntag
Österreich” arbeitet daran, Bewusstsein
für den sozialen Wert gemeinsamer
freier Zeit zu schaffen. Seit der offiziellen
Gründung am 3. Oktober 2001 sind bereits 54
Mitgliederorganisationen in diesem Netzwerk
zusammengeschlossen. Eine Auswahl der
Mitglieder verdeutlicht, welcher Reichtum an
Sichtweisen und Erfahrungen in der Allianz
zusammenkommt. Neben den meisten
christlichen Kirchen, Ordensgemeinschaften
oder dem ÖGB mit seinen Fachgewerkschaften
zählen Organisationen wie beispielsweise
das Wirtschaftsforum der Führungskräfte,
alpine Vereine und Musikvereinigungen
dazu. Koordiniert wird diese
Nichtregierungsorganisation von der
Katholischen Sozialakademie, einer kirchlichen
Einrichtung mit gesellschaftspolitischem
Auftrag. Darüber hinaus gibt es in allen
Bundesländern regionale Sonntagsallianzen.
Gemeinsam arbeitet die Allianz daran,
ihre Überzeugung politisch zu artikulieren.
Dabei ist die Information und Sensibilisierung
der Öffentlichkeit über gegenwärtige
gesellschaftliche wie globale Trends besonders
wichtig. Als Akteurin der Zivilgesellschaft
versucht sie etwa die Sonntagsöffnung
oder die Liberalisierung im Handel in einen
gesellschaftlichen Dialog überzuführen und das
Prinzip des Gemeinwohls hier stark zu vertreten.
Näheres auf der Homepage:
www.freiersonntag.at
Kontakt
Mag. Christine Riegler
Allianz für den freien Sonntag
c/o ksoe, Katholische Sozialakademie
Österreichs
Schottenring 35/D, A-1010 Wien
Tel: +43 (0)1/310 51 59-79
Fax: +43 (0)1/310 68 28
Handy: +43 (0)676/550 24 00
E-Mail: [email protected]
www.freiersonntag.at
Kein Platz für religiöse Zeichen
am Fußballplatz
Diskussion über den Artikel aus der „Presse“
vom 8. Oktober 2007 – „Keine religiösen
Missionen in Fußballstadien”
Die Ausrüstung eines Spielers oder Vereins
darf keine religiösen, politischen oder
persönlichen Botschaften transportieren.
rund?
Hamburg (DPA)
er Brasilianer Cacau widmet seine Tore,
die er für Stuttgart schießt, dem Himmel.
Trifft er, dreht er mit nach oben gerichtetem
Blick und in die Höhe gestrecktem Zeigefinger
ab. Aber der gläubige Christ sorgt nicht nur mit
seinen Treffern und seinem Torjubel für Furore.
Für Aufsehen sorgen in den vergangenen Jahren
auch Botschaften wie „Jesus liebt dich“, die
er auf einem T-Shirt unterm weißroten Dress
trägt. Wenn er nach Spielschluss sein Leiberl
auszieht, ist seine Aussage in aller Öffentlichkeit
zu sehen. Seine Einstellung trägt der Stürmer
offensiv nach außen – doch genau das hat die
FIFA untersagt.
Aus Respekt vor anderen Glaubensrichtungen
hat der Weltverband religiöse Botschaften auf
dem Fußballplatz verboten. „Was dem einen lieb
und teuer ist, ist für andere eine Provokation.“
D
32
33
Deswegen erweiterte der internationale Fußballverband die Regelung in die Richtung, die
Slogans und Werbung auf der Spielerkleidung
gänzlich zu untersagen. Die komplette Ausrüstung eines Spielers oder Vereins darf keine
religiösen, politischen oder persönlichen Botschaften transportieren. „Das ist der einfachste
Weg, um Problemen vorzubeugen!“
Wie Cacau ziehen viele Profis die Kraft für
ihre sportlichen Leistungen aus ihrer Religion.
Darunter sind vor allem Südamerikaner, aber
auch der deutsche Christ Gerald Asamoah
oder der französische Moslem Franck Ribery,
umjubelter Neuzugang im überwiegend
katholischen Bayern.
Der Glaube führt die Profis zu Erfolgen und
hilft ihnen bei Niederlagen oder Verletzungen.
Durch die FIFA-Regel sollen Diskriminierung und
Provokation verhindert werden. Widersetzt sich
ein Spieler den Anforderungen und trägt ein
T-Shirt mit einer Aufschrift, erwarten nicht nur
ihn Sanktionen, sondern das ganze Team kann
dafür bestraft werden. Wie die Strafe ausfällt,
hängt vom Einzelfall ab.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 08.10.2007)
Fußball im Zeichen des Herrn
Diskussion über den gleichnamigen Artikel aus
der Presse vom 8. Oktober 2007 – „Ist Religion und
Fußball vereinbar?”
Fußball ganz im Zeichen des Herrn
und der Erziehung
Katholiken und das Sportzentrum (CSI) der
italienischen Bischofskonferenz kauften
80 Prozent des Drittliga-Vereins AC Ancona.
ANCONA (red)
ls erster Klub in Italien stellte die
„Mannschaft der Priester” einen EthikKodex auf. Damit sollen Gewalt und Intoleranz
im Fußball Einhalt geboten werden, berichtete
die Zeitung „La Stampa”. So müssten Spieler, die
auf dem Feld ein schweres Foul begehen oder
sonst unangenehm auffallen, als Strafe mehrere
Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Und für die Fans des ehemaligen ErstligaKlubs AC Ancona kosten die Tickets sogar
weniger als bei anderen Vereinen – unter
der Voraussetzung, dass die „Tifosi” auf
Spruchbänder verzichten, die den Gegner
beleidigen. Auch allfällige Gewinne des Vereins
werden nicht kommerziell investiert – die Gelder
kommen Projekten in Entwicklungsländern zu
Gute. „Wir wollen die wahre Bedeutung des
Sports hervorheben”, sagte CSI-Präsident Edio
Costantini. „Fußball soll wieder ein Instrument
der Erziehung werden und nicht nur auf
wirtschaftliche Interessen abzielen.”
A
Eine eigene Nationalmannschaft
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zeigte
sich bereits begeistert von der Initiative der
Bischöfe. Er wünsche sich jetzt eine eigene
Mannschaft des Vatikans, die in der obersten
Liga „Serie A“ mitkickt. Der Club „Ancona Calcio“
ist derzeit Tabellenführer in der Serie CI.
Einige Beobachter sehen in dem Projekt
in Ancona allerdings nur einen Testballon
für einen viel größeren Plan der Katholiken.
„Man beginnt mit Ancona, doch der Traum
ist eine Nationalmannschaft des Vatikan“,
schrieb unlängst die Turiner Tageszeitung
„La Stampa“. Besonders Bertone unterstützt
die Idee vom eigenen Auswahlteam. Im
Frühjahr fand erstmals der „Clericus Cup“
statt. 16 Mannschaften aus Seminaristen,
Kollegbesuchern und jungen Priestern sowie ein
Team der Schweizer Garde kämpften dabei um
den Titel.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 08.10.2007)
Der barmherzige Samariter, oder die
Kunst, Anhänger anderer Mannschaften
zu tolerieren
Spielen damals und heute:
Vergleich von Kinderspielen zur Zeit Jesu
und den heutigen Spielen der Kinder
Literatur: Connolly, Peter, Das Leben zur Zeit des Jesus von
Nazareth, Nürnberg, 1984, S. 53
(Sportler in der Bibel: Das Rätsel von Tikki
Küstenmacher als Grundlage zur Besprechung
über die Bedeutung des Sports in biblischer Zeit)
Kampagne
«Euro 08 gegen Frauenhandel»
D
ie Kampagne «Euro 08 gegen
Frauenhandel» ist eine Initiative von
über 25 Frauen-, Männer- und Menschenrechtsorganisationen, Fachstellen für
Gleichstellung, Beratungsstellen, Hilfswerken, kirchlichen Organisationen und
Gewerkschaften. Mit der Kampagne
informieren wir über Frauenhandel in der
Schweiz und mobilisieren gegen diese schwere
Menschenrechtsverletzung. Weiter lancieren die
Trägerorganisationen der Kampagne im Vorfeld
der Euro 08 eine Petition für einen verbesserten
Schutz und mehr Rechte für die Opfer von
Frauenhandel.
rund?
Der Hintergrund der Kampagne
Laut Schätzungen der Internationalen
Arbeitsorganisation werden weltweit jedes
Jahr zweieinhalb Millionen Menschen Opfer
von Menschenhandel. Achtzig Prozent von
ihnen sind Frauen und Mädchen, viele werden
in der Prostitution ausgebeutet. Hintergründe
von Frauenhandel sind Armut in den
Herkunftsländern, eine bestehende Nachfrage,
aber auch die restriktiven Migrationsgesetze in
den Zielländern.
Der Handel mit Menschen ist eine moderne
Form der Sklaverei – und ein profitables
Geschäft. Der Gewinn daraus wird jährlich
auf weltweit rund 35 Milliarden US-Dollar
34
35
geschätzt. Damit zählt Menschenhandel
neben Drogen- und Waffenhandel zu den
lukrativsten kriminellen Geschäften. Den Preis
bezahlen die Betroffenen – Menschen auf der
Suche nach einer Zukunft für sich und ihre
Familien. VermittlerInnen versprechen ihnen
eine existenzsichernde Arbeit im Ausland. Am
vermeintlichen Ziel ihrer Hoffnungen warten
stattdessen Ausbeutung und Zwangsarbeit.
Schuldknechtschaft, Drohungen und Gewalt
machen es Opfern von Frauenhandel enorm
schwierig, sich aus ihrer Zwangssituation zu
befreien.
In der Schweiz werden Betroffene
bei Polizeikontrollen oft wegen illegalen
Aufenthalts ausgewiesen. Aber auch wenn sie
als Opfer von Frauenhandel erkannt werden,
haben sie nicht automatisch das Recht, in
der Schweiz zu bleiben und Schutz sowie
professionelle Begleitung zu erhalten. Bleiben
dürfen sie nur, wenn sie bereit sind, gegen die
Täter auszusagen – und auch in diesem Fall
nur für die Dauer des Verfahrens. Opfer sind
jedoch traumatisiert und oft gefährdet. Sie
brauchen eine sichere Unterkunft, spezialisierte
Betreuung und die Möglichkeit, sich von den
traumatischen Ereignissen zu erholen und
wieder eine Perspektive zu entwickeln.
Alle an der Euro 08 beteiligten Länder
sind von Frauenhandel betroffen: Einige
sind Herkunftsländer, andere – wie die
Schweiz und Österreich – sind Zielländer
oder Durchgangsländer, viele sind beides.
ausgebauten Webseite, Veranstaltungen und
Bildungsmaterialien präsent.
Was will die Kampagne?
Was können Sie tun?
•
•
Information und Prävention: Frauenhandel ist
ein wenig bekanntes Thema. Im Vorfeld und
während der Fußball-Europameisterschaft
im Juni 2008 informieren wir eine große
Öffentlichkeit über Frauenhandel und
leisten damit Sensibilisierungs- und
Präventionsarbeit.
Schutz und Rechte für die Opfer: Opfer sind
zu wenig geschützt. Das muss sich ändern.
Die Trägerorganisationen der Kampagne
lancieren deshalb eine Petition für den
verbesserten Schutz und für die Rechte
der Opfer von Frauenhandel.
Warum zu diesem Zeitpunkt?
Das Großereignis der Fußballmeisterschaft
bietet eine einzigartige Gelegenheit, um ein
breites, heterogenes Publikum zum Thema
Frauenhandel zu sensibilisieren. Insbesondere
auch Menschen, die mit Betroffenen von
Frauenhandel in Kontakt kommen können. Dazu
gehören zum Beispiel potenzielle Freier, die sich
auch unter Fußballfans finden.
Die Kampagne findet aber nicht nur
während der Euro 08 statt: Sie beginnt am
8. März 2008 mit einer Auftaktaktion in
den vier Schweizer Austragungsstädten der
Euro 08. Bis in den Juni ist die Kampagne mit
Informationsmaterialien und der Petition für
einen verbesserten Schutz und mehr Rechte
für die Opfer, mit Straßenständen, mit einer
Die Dekade zur Überwindung von Gewalt ruft
uns dazu auf, Menschen, die systematisch von
Gewalt unterdrückt werden, handlungsfähig
zu machen und Solidarität mit allen zu üben,
die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die
Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die
Kampagne «Euro 08 gegen Frauenhandel»
verfolgt die gleichen Ziele.
Was kann Ihre Kirchengemeinde tun?
•
•
•
•
•
•
•
Die Kampagne in Ihrer Kirchengemeinde
bekannt machen und ihr damit zu einer
größeren Wirksamkeit verhelfen;
die Petition für einen verbesserten Schutz
und für mehr Rechte der Opfer unterstützen
und in Ihrer Kirchengemeinde zur
Unterstützung auffordern;
einen Gottesdienst zum Thema Frauenhandel
gestalten;
eine Kollekte zugunsten der Kampagne
durchführen;
Veranstaltungen zum Thema Frauenhandel
organisieren (Ideen siehe unten);
im Konfirmationsunterricht, in der
Jugendarbeit Frauenhandel zum Thema
machen (für Material siehe Webseite);
längerfristig: die schweizweit einzige
Beratungsstelle für Opfer von Frauenhandel,
FIZ Makasi, unterstützen.
Materialien:
•
•
•
•
•
rund?
•
Petition (ab März 2008): Sie fordert einen
verbesserten Schutz und mehr Rechte
für die Opfer von Frauenhandel. Dazu
gehört beispielsweise, dass Opfer nicht
wegen fehlender Arbeitsbewilligung
ausgewiesen werden dürfen, sondern
Schutz und spezialisierte Betreuung
erhalten – unabhängig davon, ob sie in einem
Strafverfahren gegen die Täter aussagen.
(Die Forderungen werden auf www.
frauenhandeleuro08.ch zu finden sein)
Informationsbroschüre
Spot der Kampagne (ab ca. Ende Mai 2008)
Ausstellung „Ohne Glanz und Glamour”
Bildungsmaterial für Schulen, Konfirmationsunterricht, Jugendarbeit
Gottesdienst-Entwurf
•
Kontakte:
•
•
•
Ein paar Ideen für mögliche
Rahmenveranstaltungen:
•
•
•
•
•
36
37
Film, z.B. „Lilja-4-ever” oder „Trade”
(ab Frühjahr auf DVD)
eine Autorinnenlesung mit Petra Ivanov,
Autorin von „Fremde Hände“, einem in Zürich
situierten Kriminalroman rund um das Thema
Frauenhandel
eine Veranstaltung zur Situation der Opfer
von Frauenhandel mit Fachfrauen von FIZ
Makasi
eine Veranstaltung zur Situation und
Prävention in den Herkunftsländern, zum
Beispiel mit dem HEKS
eine Veranstaltung zur Würde der Frau im
interkulturellen Kontext
eine Veranstaltung von Männern für
Männer, an welcher Männer unter sich den
Themenkreis Gewalt und Respekt diskutieren.
Gesprächsleitung beispielsweise durch einen
Männerverein oder ein Männerbüro
•
Kampagne Euro 08 gegen Frauenhandel
www.frauenhandeleuro08.ch
(frz: www.traitedesfemmes2008.ch),
[email protected],
Tel. +41 (0)79/598 80 51
Ausstellung „Ohne Glanz und Glamour“ zu
buchen bei: Reformierte Kirche Baselland,
Fachstelle Kommunikation,
Tel. +41 (0)61/926 81 86, www.kirchenbl.ch
Informationen zu Frauenhandel: FIZ – Fraueninformationszentrum für Frauen aus Afrika,
Asien, Lateinamerika und Osteuropa (in
der Schweiz die einzige Fachstelle gegen
Frauenhandel sowie Beratungsstelle für
Opfer), www.fiz-info.ch, [email protected],
Tel. +41 (0)44/240 44 22
HEKS, Koordinationsstelle Gender
und Entwicklung, [email protected],
Tel. +41 (0)44/ 360 88 77
Kampagne Euro 08 gegen Frauenhandel
Projektporträt/Kurzinformation zuhanden interessierter PartnerInnen
Hintergrund
Ziel der Kampagne
Vom 7. bis 29. Juni 2008 wird in der Schweiz und
in Österreich die Fußball-Europameisterschaft
durchgeführt. Hunderttausende von
Zuschauerinnen und vor allem Zuschauern
werden die Euro 08 in den acht Stadien, vor
öffentlichen Großleinwänden, im Rahmen von
Volksfesten und am heimischen Bildschirm
mitverfolgen.
Frauenhandel ist europaweit ein akutes
Problem. Alle an der Euro 08 vertretenen
Länder sind damit konfrontiert. Die Schweiz
und Österreich sind wichtige Zielländer,
andere Länder sind vor allem Herkunfts- oder
Durchgangsländer, viele sind beides.
Männer können im Kampf gegen
Frauenhandel wichtige Verbündete sein. Viele
Männer sind irgendwann auch Freier und
können als solche mit Zwangsprostitution
konfrontiert sein. Sportverbände, in denen
viele Männer zusammenkommen, können
eine wichtige Rolle in der Aufklärung und
Öffentlichkeitsarbeit spielen.
Aus allen diesen Gründen bietet sich im
Rahmen der Euro 08 die einmalige Chance, sehr
viele Menschen über das Thema Frauenhandel
und Zwangsprostitution zu informieren und
gezielte Prävention zu betreiben.
Die Kampagne will in erster Linie die
Öffentlichkeit informieren, sie fokussiert auf
Präventions­arbeit besonders bei Männern und
will dazu beitragen, politische Forderungen
durchzusetzen. Wir wollen erreichen, dass:
• die Besucherinnen und Besucher der Euro 08
und der damit verbundenen Anlässe mehr
über die Problematik Zwangsprostitution
und Frauenhandel wissen;
• mehr Männer sich bewusst sind, dass sie als
Freier mit Zwangsprostitution konfrontiert
sein können, und sie ihre Verantwortung in
solchen Fällen besser wahrnehmen;
• 25 000 Personen die politischen Forderungen
der Kampagne mit ihrer Unterschrift
unterstützen.
Politische Forderungen
Verbesserung des Opfer- und
ZeugInnenschutzes:
Keine Kriminalisierung von Opfern wegen
Verstößen gegen das Ausländerrecht; Schaffung
eines Rechtsanspruchs auf Aufenthaltsund Arbeitsbewilligungen für Opfer und
ZeugInnen; Information und Aufklärung der
Opfer; wirksamer Schutz der Opfer, ZeugInnen
und ihrer Familien auch im Herkunfts­land;
mehr Ressourcen für Beratung und Begleitung
von Opfern in der ganzen Schweiz.
Verbesserung der Prävention:
Regelmäßige und gezielte Schulung
der zuständigen Behörden und Stellen,
die mit Opfern von Frauenhandel und
Zwangsprostitution in Kontakt kommen
(Verbesserung der Identifikation und
Verhinderung von Traumatisierung); Erhebung
der erforderlichen statistischen Daten;
vermehrte Kooperation der Behörden mit den
Fach- und Beratungsstellen, Schaffen von
runden Tischen.
rund?
Unterzeichnung und Ratifzierung
der Konvention des Europarates zur
Bekämpfung des Menschenhandels
durch die Schweiz:
Trägerschaft (Kampagnenkoalition)
Die Kampagne wird von einer breiten Koalition
von Fachstellen und NGOs lanciert und
getragen (Trägerschaft – vgl. untenstehende
Liste). Es wurde ein Verein gegründet, dem
alle Organisationen und Einzelpersonen
beitreten können, die die Ziele der Kampagne
unterstützen. Nach Möglichkeit sind darin alle
Schweizer Landesteile vertreten. Eine enge
Zusammenarbeit mit Fußballverbänden wird
angestrebt.
Politische Positionierung
der Trägerschaft
Die Koalition „Euro 08 – Kampagne gegen
Frauenhandel“ ist parteipolitisch unabhängig.
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Ihre wichtigste Grundlage ist die Forderung
nach Garantie und Verwirklichung der
Menschenrechte und der Menschenwürde für
alle, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und
Aufenthaltstatus. Sie bezieht keine Stellung für
oder gegen Prostitution, hingegen klar gegen
jede Form erzwungener Prostitution.
Zeitrahmen
Die Kampagne wird im Vorfeld der Euro 08
(Winter 07) gestartet, während der Austragung
der Euro 08 mit höchster Intensität geführt und
im Herbst 08 abgeschlossen.
Umsetzung
Die Ziele der Kampagne sollen vor allem mit
folgenden Mitteln erreicht werden:
Massenkommunikation (gesamtschweizerisch
sowie dezentral an Austragungs- und
Veranstaltungsorten): Verbreitung von
Informationsmaterialien für verschiedene
Zielpublika (Allgemeinheit, SportlerInnen, Freier,
Opfer …); TV-und Bildschirm-Spots; Plakate;
Website, Web-Actions, evtl. SMS-Aktionen etc.
Identifikationsmöglichkeit über MarketingArtikel, gadgets: z. B. T-Shirts, Werbung auf
Bierflaschen etc.
Medienarbeit: gezielte mediale Begleitung
der Kampagne, Versorgung der Medien mit
Hintergrundinformationen, Vermittlung von
Auskunftspersonen/InterviewpartnerInnen,
evtl. Medienpartnerschaft
Reflexions- und Diskussionsangebote:
Roundtables, TV-Diskussionen, Debatten
mit Prominenten etc. zum Thema
Zwangsprostitution und Frauenhandel und zu
den politischen Forderungen; wenn möglich
in Zusammenarbeit mit PartnerInnen aus der
Sportwelt
Lancierung einer Petition und/oder
Kartenaktion zur Unterstützung der politischen
Forderungen, auch online denkbar
Einrichtung einer Hotline für Betroffene,
Opfer wie auch Freier
Die Kampagnenkommunikation erfolgt
grundsätzlich in deutsch und französisch sowie
je nach Erfordernis in weiteren Sprachen.
Finanzierung
Die Kampagne wird über Beiträge der Trägerschaftsorganisationen, Mitgliederbeiträge
der Vereinsmitglieder, staatliche Beiträge,
Sponsoring und Einzelspenden finanziert. Es
wird mit einem Budget von rund 900 000
Franken gerechnet.
Trägerschaft
Liste der Organisationen, die die Kampagne
lancieren und bisher tragen (Stand 10.01.2007):
• Fraueninformationszentrum für Frauen aus
Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa
(FIZ)
• Die Dachorganisation der Frauenhäuser DAO
• Amnesty International
• Die feministische Friedensorganisation cfd
• maenner.ch, Dachverband der Schweizer
Männer- und Väterorganisationen
• Schweizerische Konferenz der
Gleichstellungsbeauftragten
LINKS:
http://www.verlagruhr.de
http://www.brot-fuer-die-welt.de/downloads/FairPlay_Unterricht.pdf
http://www.fussball-fuer-strassenkinder.de
http://www.fairplay-fairlife.de
http://www.entwurfe-online.de/hefte/IVerz2006-1.htm
http://www.die-bibel.ch
http://www.oefb.at
http://wwwkickoff08.com
http://www.ejoe.net
http://www.christen-am-ball.at
http://www.jungschar.at
http://www.katholisch.at
http://www.kirchen.at
http://www.caritas.at
http://www.diakonie.at
http://www.donboscohaus.at
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