Humanistische Rundschau 4/2012
Transcrição
Humanistische Rundschau 4/2012
Foto: M. Lehmann HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Herausgeber: Die Humanisten Württemberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts, FRLG Nach einer arbeitsintensiven Sommerpause ist unser Verbandsleben wieder auf voller Fahrt. Neben den mittlerweile gut laufenden Vorarbeiten für unser Humanistisches Kitaprojekt, dem Humanistischen Hospiz und der Jugendarbeit können Sie dem vorliegenden Heft unser breitgefächertes, teilweise konträres weltanschauliches wie kulturelles Programm entnehmen, zu dem wir wie immer alle Interessierten herzlich einladen. Das alles kostet natürlich erhebliche Summen, die wir nur aufgrund Ihrer Spenden aufbringen können – dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen SpenderInnen herzlich bedanken! Unterstützen Sie unsere Verbandsarbeit bitte weiterhin. Selten gab ein Gerichtsurteil so viel Anlass zu einer grundlegenden gesellschaftlichen Debatte, wie das Urteil des Kölner Landgerichtes zur Beschneidung von Knaben. Seither tobt ein nicht immer mit ausgewogenen Argumenten geführter „Glaubenskrieg“. Von Befürwortern der Beschneidung werden deren angeblich erwiesenen medizinisch-hygienischen Vorteile ins Feld geführt, dabei aber wissenschaftliche Untersuchungen außer Acht gelassen, die diesbezüglich zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Genauso werden die durch die Beschneidung hervorgerufene Desensibilisierung der Eichel und die durch die fehlende Vorhaut bedingten Einschränkungen bei der Masturbation völlig verschwiegen. Dafür werden dem Antisemitismusvorwurf und der unvermeidlichen Anspielung auf den Holocaust, zusammenhängend mit der Frage, ob jüdisches Leben in Deutschland überhaupt noch möglich wäre, wenn das Urteil Bestand hätte, von Vertretern der jüdischen Religionsgemeinschaft breiter Raum eingeräumt. Dabei gibt es durchaus innerjüdische Kritik an dem archaischen Initiationsritus und die Beschneidung ist theologisch nicht unumstritten (http://jewsagainstcircumcision.org/). Schließlich wurde sogar versucht, den tätlichen Angriff arabischstämmiger, (muslimischer) Jugendlicher auf einen Rabbiner in Berlin in den Kontext einer sich angeblich im Urteil offenbarenden, ausbreitenden „humanistischen Religionsfeindlichkeit“ zu stellen. So wollen wir die Debatte auch in unserem Verband mit einer Podiumsdiskussion führen, zu der wir Auf dem Podium Multikulti im Sterben Die Humanistische Hospizinitiative lebt 9 OKTOBER/NOVEMBER/DEZEMBER 2012 Beschneidung: Kindeswohl versus Religionsfreiheit Positionen und Debatte zum Titelthema 4/5 EDITORIAL AUS DEM INHALT 3 Mitten im Wald Generalmobilmachung der Kirche durch Heiligenwege Vertreter der drei großen Religionen einladen. Zunächst werfen wir im Folgenden einen (!) humanistischen Blick auf die aufgeworfenen Fragen mit den vom Philosophen, Theologen und Publizisten Dr. Dr. Kahl (ebenfalls auf dem Podium) formulierten Thesen. Das Kölner Beschneidungsurteil – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum säkularen Rechtsstaat Neun Thesen aus laizistisch-humanistischer Sicht Mit seinem Urteil hat das Kölner Landgericht völlig unverhofft einen rechtspolitischen und kulturellen Meilenstein gesetzt. An einer sensiblen Materie hat es verdeutlicht, dass Kinder nicht die Leibeigenen ihrer Eltern sind, sondern deren Schutzbefohlene. Kinder sind eigene Rechtssubjekte mit allen Menschenrechten, nicht zuletzt denen auf körperliche Unversehrtheit und auf Religionsfreiheit. Eltern haben unstrittig das Recht und die Pflicht, ihre Kinder gemäß ihrer eigenen Weltanschauung, sei sie säkular oder religiös, zu erziehen, freilich nur im Rahmen des verfassungsmäßig geschützten Menschenrechtskanons, der für alle gilt, unabhängig vom Alter. Insofern dürfen atheistische Eltern ihre Kinder religionslos und religionskritisch erziehen. Religiöse Eltern dürfen ihre Kinder in den Anschauungen ihrer jeweiligen Religion erziehen. Verwehrt ist ihnen freilich dabei, irreversible oder als irreversibel vorgestellte Mitgliedschaften überzustülpen. Denn dieser HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 1 unfaire Paternalismus nutzt den kindlichen Zustand der Wehrlosigkeit und Unmündigkeit aus und verletzt das Recht, nur freiwillig und ohne Zwang einer Religion oder Weltanschauung beizutreten oder eben nicht beizutreten. Die Illusion einer neutralen Erziehung sei in diesem Zusammenhang ausdrücklich als solche benannt und zurückgewiesen. Die positive Religionsfreiheit der Eltern findet ihre unüberschreitbare Schranke an der negativen Religionsfreiheit ihrer Kinder. Mit deren Erreichen der Religionsmündigkeit entsteht dann die Möglichkeit, selbständig über die Zugehörigkeit zu einer Religion und die etwaige Teilnahme an ihren Initiationsriten zu entscheiden. Allerdings empfiehlt es sich – angesichts der Komplexität der zu treffenden Entscheidungen und im Interesse ihrer Ernsthaftigkeit – das heutige Alter der Religionsmündigkeit von vierzehn Jahren auf das allgemeine Mündigkeitsalter von achtzehn anzuheben. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland benennt die rechtlichen Regeln zur Lösung der zur Debatte stehenden Probleme in unüberbietbarer Eindeutigkeit. „Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden.“ (§ 140 Absatz 4, vollgültig aus der Weimarer Reichsverfassung ins Grundgesetz integriert) Im Lichte dieser kristallklaren Formulierungen, die nur aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden müssen, erweisen sich die Initiationsriten der drei abrahamitischen Religionen, vollzogen an kleinen Kindern, allesamt als rechtswidrig, ja als verfassungswidrig. Hier werden junge Menschen nicht nur zur „Teilnahme an religiösen Übungen … gezwungen“, hier werden sie zu deren Objekt degradiert, zu deren Opfer gemacht. Unbeschadet dieser Gleichheit in der rechtlichen Unzulässigkeit sollte freilich die beachtliche Differenz zwischen Beschneidung und Taufe nicht unterschlagen werden. Die Taufe ist harmloser, denn sie verletzt nicht schmerzhaft den kindlichen Körper, und es fließt kein Blut. Insofern stellt sie in der Geschichte religiöser Initiationsriten einen zivilisatorischen Fortschritt dar, der mit dem Namen des Apostels Paulus verbunden ist. War noch der als göttlich verehrte Erlöser, Jesus Christus, selbst als Jude beschnitten, so verwarf Paulus die Beschneidung der männlichen Vorhaut als Zeichen eines Gott wohlgefälligen Lebenswandels und setzte an deren Stelle eine spirituelle „Beschneidung des Herzens“. Damit wurde endlich auch die weibliche Hälfte des Menschengeschlechts gleichberechtigt in die unmittelbare Gottesbeziehung mit einbezogen. Paulus lehrte, vor Gott zähle nur die Reinheit der Gesinnung, eben der „Glaube“, der in der Liebe tätig sei. Damit war zugleich auch religi- 2 ösen Kleider- und Speisegeboten argumentativ der Boden entzogen. Das hohe Alter von Traditionen und die identitätsstützende Inbrunst, mit der bestimmte religiös motivierte Praktiken heute verteidigt werden, besagen überhaupt nichts über deren ethische Qualität, über deren lebensdienliche Sinnhaftigkeit und über deren rechtsstaatliche Legitimität. Die Religions- und die Kirchengeschichte sind voll der bizarrsten Verirrungen und schauerlichsten Verbrechen, gepriesen in „heiligen“ Schriften als gottgewollte und gottwohlgefällige Glaubensinhalte. Tieropfer, Menschenopfer, Hexenverbrennungen, Ketzerverbrennungen, Verfolgung Andersgläubiger und Ungläubiger, Judenpogrome, Steinigungen von Ehebrecherinnen – Jahrhunderte lang, oft Jahrtausende lang galten sie als göttlicher Wille, bekräftigt von höchsten, für heilig gehaltenen Autoritäten, oft mit Unfehlbarkeitsanspruch. Tradition ist nicht unfehlbar Wer dies kritisierte oder bezweifelte, war selbst der Gottlosigkeit verdächtig. Im Zusammenspiel von interner und externer Kritik, im Bündnis von Aufklärung und Staatsmacht wurden schließlich die gröbsten dieser Verfehlungen beendet oder es wurde deren Beendung eingeleitet. Beispielgebend sei an das Verbot hinduistischer Witwenverbrennungen 1829 durch die britische Kolonialmacht in Indien erinnert. Nach der kuriosen Logik mancher heutiger Beschneidungsapologeten wäre dies als ein arroganter Eingriff in die Religionsfreiheit von Hindus und als kulturell unsensibler Akt eurozentrischer Respektlosigkeit vor Jahrtausende alten religiösen Traditionen zu verdammen, ein frühes Beispiel für „Vulgär-Rationalismus“ (Navid Kermani). Kluge Argumente und hilfreiche Informationen zur intensiven innerjüdischen und innerisraelischen Kritik an Beschneidung finden sich auf der englischsprachigen Internetseite „Jews against Circumcision“. Das Urteil des Kölner Gerichtes steht nicht so isoliert da, wie es auf manche überraschte Kommentatoren gewirkt hat. Es bringt an einem konkreten Einzelfall auf den juristischen Punkt, was hierzulande in den letzten Jahren und Jahrzehnten an gesellschaftlichem Problem- und Wertbewusstsein herangereift ist. Die aufwühlenden Berichte über Genitalverstümmelungen in Afrika und Europa, vorgenommen von Frauen bei Mädchen, haben zugleich ein ebenso breites wie berechtigtes Interesse an der Frage geweckt: Mit welchem Recht amputieren eigentlich Ärzte und so genannte Beschneider an den Geschlechtsorganen kleiner Jungen herum? Kundigen Medizinern mit Praxiserfahrung und mutigen Juristen ist es zu HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 verdanken, dass das Thema „religiös motivierte Knabenbeschneidung“ umfassend in internationalen Fachzeitschriften erörtert wurde. An einem zufälligen Einzelfall wurden dann von einem unabhängigen Gericht in Deutschland die richtigen Konsequenzen gezogen. Die Ideen einer gewaltfreien Erziehung und der individuellen Selbstbestimmung gerade in religiös-weltanschaulichen Fragen sind die beiden tragenden Leitideen, geboren in der europäischen Aufklärung, die den freiwilligen Verzicht auf die abrahamitischen Initiationsriten empfehlen oder notfalls deren Verbot begründen. Die europäische Aufklärung war eine befreiende Wohltat für alle Lebensbereiche nicht nur auf ihrem Ursprungskontinent. Am Beispiel der religionskritischen Hauptschrift Immanuel Kants „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ (1793 / 94) sei das Säurebad vergegenwärtigt, in das er vornehmlich die christliche Religion legte. Diese Kur sei allen jenen heute empfohlen, die meinen, aus welchen Gründen auch immer, die Knabenbeschneidung verteidigen zu sollen. Kant schreibt: “Ich nehme erstlich folgenden Satz als einen keinen Beweises nötigen Grundsatz an: alles, was außer dem guten Lebenswandel der Mensch noch tun zu können vermeint, um Gott wohlgefällig zu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“ ( Viertes Stück, 2.Teil, § 2, erster Satz; Zeichensetzung behutsam modernisiert) Ein starker Text mit starken Worten! Geleitet vom Idealbild einer gereinigten Vernunftreligion prangert Kant all das als „Religionswahn“ (!) und „Afterdienst Gottes“ (!) an, was über den guten Lebenswandel hinausgeht, wie etwa die Beschneidung. In der Tat: ist es nicht absurd sich vorzustellen, der erhabene Schöpfer aller Dinge wolle geehrt werden durch die blutige Amputation der männlichen Vorhaut, die er doch selber in seiner grenzenlosen Weisheit und Güte geschaffen hat? Die Initiationsriten der drei abrahamitischen Religionen, Taufe und Beschneidung, sind archaische Relikte der Zwangsmissionierung. Im kindlichen Zustand der Hilflosigkeit und Unmündigkeit werden massenhaft Mitglieder zwangsrekrutiert, ein Vorgang, den kein Rechtsstaat dauerhaft tolerieren kann. Auch unbeschnitten und ungetauft können wir guten Gewissens, guten Muts, mit guter Laune und mit gutem Erfolg durchs Leben gehen. Um ein sinnvolles Leben zu führen, brauchen wir andere Initiationshelfer: ein liebevolles und bildungsfreundliches Elternhaus, dessen anfängliche Erziehung in eine lebenslängliche Selbsterziehung mündet. Dr. Dr. Joachim Kahl Marburg im August 2012 PODIUMSDISKUSSION Religiöse Knabenbeschneidung – eine Körperverletzung? Altlandesrabbiner Dr. Joel Berger (Jüdische Gemeinde), Hussein Hamdan (Islamwissenschaftler), N. N. (Evangelische Kirche), Dr. Dr. Joachim Kahl (Theologe, Philosoph) sowie ein Stuttgarter Kinderchirurg sind geladen, um ihre Standpunkt darzulegen und vorurteilsfrei voneinander lernen zu können. Mittwoch, 28. November 2012 Die Moderation dieser spannenden Veranstaltung, zu der wir Sie hiermit herzlich einladen wollen, übernimmt Andreas Henschel, Geschäftsführer der Humanisten Württemberg. 19 Uhr im Humanistischen Zentrum Stuttgart, Mörikestraße 14 PODIUMSDISKUSSION Beschneidung mit Religionsvertretern und Dr. Dr. Kahl Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. HVD unterstützt Moratorium in der Diskussion um Beschneidungen Verbandsübergreifende Petition wirbt für sachliche Debatte statt Schnellschuss-Politik. Der Humanistische Verband Deutschlands unterstützt eine aktuelle Petition an den Deutschen Bundestag, die ein zweijähriges Moratorium und die Einrichtung eines Runden Tisches in der Diskussion um die Beschneidung von einwilligungsunfähigen Jungen fordert. „Der Deutsche Bundestag möge beschließen, zunächst für zwei Jahre keine gesetzlichen Schritte zur Legalisierung der nichttherapeutischen Beschneidung von Jungen in Deutschland zu ergreifen“, heißt es in der Petition Nr. 26078, die auf Initiative der Deutschen Kinderhilfe bereits vor einigen Wochen beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zur Zulassung eingereicht und trotz breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützung im Vorfeld schließlich vom Petitionsausschuss abgelehnt wurde. Die Ablehnung wurde damit begründet, dass es bereits zwei Petitionen gebe, die jeweils ein generelles Verbot bzw. eine generelle Erlaubnis der rituellen Beschneidung von ein- willigungsunfähigen Jungen fordern. Gegen die unnötigerweise vorschnelle Zuspitzung auf diese zwei diametral entgegengesetzten Ziele hatte sich auch der Humanistische Verband Deutschlands ausgesprochen und für eine Unterstützung der Petition Nr. 26078 geworben, welcher sich zahlreiche weitere Vereine und Verbände angeschlossen haben, darunter der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte e. V., der Bund Deutscher Kriminalbeamter, MOGIS e. V. (Verband Betroffener sexuellen Kindesmissbrauchs), die Neue Richtervereinigung, der Bundesverband TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V., MANNdat e. V. – geschlechterpolitische Initiative, der Deutsche Pflegeelternverband e. V. und zahlreiche Einzelpersonen aus den Bereichen Recht, Medizin, Kinder- und Jugendhilfe. Die Petenten der Petition Nr. 26078 bilden ein sach- und vernunftorientiertes Netzwerk ab, das die besondere Verantwortung aus der deutschen Geschichte, die Religionsfreiheit, die Integration jüdischen und muslimischen Lebens in Deutschland und die Verpflichtung unseres Staates und unserer Gesellschaft auf Umsetzung der UN-Kinderrechtekonvention fest im Blick hat. Der Deutsche Bundestag solle daher die Einsetzung eines Runden Tisches mit Sachverständigen der betroffenen Religionsgemeinschaften und Fachgebiete beschließen, um das Thema Beschneidung wissenschaftlich fundiert zu diskutieren und Lösungen zu erarbeiten, welche alle Interessen, vor allem aber die Belange des Kindeswohls, berücksichtigt. Mit der Veröffentlichung der Petition Nr. 26078 auf einer eigens erstellten Petitionsplattform soll nun die Möglichkeit gegeben werden, Solidarität mit den betroffenen Kindern und die Forderung nach einer Versachlichung und Entschleunigung der Debatte öffentlich zu dokumentieren. Hier geht es zur Petition: https://epetitionen. bundestag.de/petitionen/_2012/_07/_23/Petition_26078.mitzeichnen.html Rundschreiben des hvd vom 12.9.2012 PHILOSOPHISCHER GESPRÄCHSKREIS Perspektiven auf Gerhart Hauptmann Hauptmanns Werk kann unter sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Verabschiedet das naturalistische Frühwerk die bürgerlich-klassische Auffassung von einem selbstbestimmten und vollendungsbegabten Individuum zugunsten gesellschaftlicher Prägungen, so werden die späteren Werke wesentlich gekennzeichnet durch eine subtile psychoanalytische Durchdringung. Es sind nun weniger soziale Faktoren als vielmehr die seelischen Verwerfungen inmitten irrationaler Leidenschaften, die das Menschenbild in Hauptmanns Werk bestimmen. Dabei sind kulturgeschichtliche Strömungen wie die aufkeimende Psychoanalyse Sigmund Freuds oder der Symbolismus genauso bedeutsam wie die epochalen Werke wichtiger Zeitgenossen: Friedrich Nietzsches Philosophie des Dionysischen, Arthur Schnitzlers Diagnosen gestörter Geschlechterbezie- hungen, Thomas Manns filigrane Seelenkunde, aber auch der psychodramatische Wahn Salomes und Elektras in den gleichnamigen Opern von Richard Strauss stehen in diesem Kontext. Hauptmanns Aufstieg zum literarischen Repräsentanten der bürgerlichen Kultur (Literaturnobelpreis etc.) und seine spätere Einvernahme durch die Nationalsozialisten ergänzt das widerspruchsvolle Bild eines zutiefst ambivalenten Künstlers. Mittwoch, 14. November 2012 19 Uhr im Humanistischen Zentrum Stuttgart, Mörikestraße 14 PHILOSOPH. GESPRÄCHSKREIS Hauptmann mit Peter Machauer Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. G. Hauptamann, Ölgemälde von Lovis Corinth HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 3 „Multikulti auch im Sterben“ – die erste humanistische Hospizinitiative in Stuttgart Als einziges konfessionsfreies Hospiz in Stuttgart bietet die ambulante humanistische Hospizinitiative der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Stuttgart und der Humanisten Württemberg eine Begleitung Sterbender ganz ohne religiösen Hintergrund an. Am 24. Mai feierten im Humanistischen Zentrum Stuttgart acht Hopizbegleiter ihren Abschluss des zweiten Kurses zur humanistischen Sterbebegleitung. HOSPIZBEGLEITER SEIN „Selbst da, wo in unserer Gesellschaft der Tod als Erlösung empfunden wird, bezieht sich diese Erlösung in der Regel nur auf Erlösung von Leid, das der Sterbende nicht mehr tolerieren möchte oder kann. Sterbehilfe in dieser Situation ist Sterbebegleitung und dient dazu, dass der sterbende Mensch in seinem Leid nicht alleine bleibt.“ Mit diesen Worten des Vizepräsidenten des Humanistischen Verbands, Erwin Kress, fasst Andreas Henschel, Geschäftsführer der Humanisten Württemberg, zumindest einen Teil der Grundsätze humanistischer Hospizarbeit in seinem Grußwort zusammen. Insbesondere in dieser verletzlichen Situation sollten demnach „Selbstbestimmung und Fürsorge“ Basis für jede Sterbebegleitung sein, betont Andreas Henschel. Doch gerade diese Selbstbestimmung im Glauben findet nicht immer die nötige Zustimmung. So berichtet Konstantin Wecker in seinem eigens für die Veranstaltung formulierten Grußwort über seine Schwierigkeiten, einen Sponsor für ein neues Hospiz in Hamburg zu finden. Der politisch aktive Musiker setzt sich schon seit langer Zeit für die humanistische Hospizbewegung ein, die im Sterben stets den Fokus auf das Diesseits richtet. 4 Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um mich als Hospizbegleiter/ in für die humanistische Hospizinitiative ausbilden zu lassen? Interesse an Menschen samt einer gewissen Grundempathie, die sich im Laufe des Kurses weiterentwickelt und die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit. Wie ist der Ablauf des Kurses? Der neue Kurs umfasst Fortbildungsabende, Exkursionen, ein Praktikum und ein Schulungswochenende. Schwerpunkt im Kurs sind Ein Jenseits, gar ein Paradies, ist für humanistische Sterbebegleitung erst einmal irrelevant. Auch bei der Arbeiterwohlfahrt, die bundesweit verschiedene Dienste für ältere Menschen anbietet und in Stuttgart einen ambulanten Pflegedienst sowie drei stationäre Pflegeeinrichtungen betreibt, wurde der Mangel an einer Alternative zur kirchlichen Sterbebegleitung erkannt. Um konfessionsfreie Menschen in ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung auch im Sterben zu unterstützen, ergriff man hier im Jahr 2009 die Initiative und kam auf die Humanisten Württemberg zu: Gemeinsam sollte die erste humanistische Hospizinitative in Stuttgart verwirklicht werden. Abschluss des zweiten Kurses zur humanistischen Sterbebegleitung Bereits im März 2010 wurden erstmals in Stuttgart ehrenamtliche Mitarbeiter in die Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen, die eine konfessionsfreie und humanistisch ausgerichtete Sterbebegleitung wünschen, ausgebildet. Bis dahin wurden sämtliche Hospizdienste in Stuttgart von Seiten religiöser Trägerschaft angeboten. Neben den beiden stationären Ein- die humanistischen Aspekte des Lebens und des Sterbens. Während des Kurses wird man sich auch persönlich mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen. Wie hoch ist die Kursgebühr? Es werden keine Kursgebühren erhoben. Wie werden die Hospizbegleiter später eingesetzt? Die ausgebildeten Sterbebegleiter werden später im stationären und häuslichen Umfeld der Patienten eingesetzt. Der Zeitaufwand ist HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 richtungen in kirchlicher Trägerschaft, gibt es hier eine Vielzahl ehrenamtlicher Hospiz- und Sitzwachengruppen, die ebenfalls aus einem religiösen Umfeld entstammen. Dabei sind nur noch ca. 50 % der Bevölkerung einer Kirche angehörig und viele Sterbende und deren Angehörige würden wohl dementsprechend eine konfessionsfreie Begleitung bevorzugen. hospizliche Versorgung unbefriedigend Es sei wichtig gewesen, das Stuttgarter Hospizangebot um ein konfessionsfreies Hospiz zu ergänzen, meint Dr. Gabriele Will im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung. Die Kinderärztin ist Mitglied des Vorstands der Humanisten Württemberg und hat selbst am zweiten Kurs der humanistischen Hospizinitiative teilgenommen. „Zu einem selbstbestimmten Leben gehört es dazu, selbstbestimmt im Sterben zu sein,“ bekräftigt sie. „Selbstverständlich: Multikulti auch im Sterben,“ bringt es Peter Schmidt, einer der Teilnehmer des ersten Kurses, auf den Punkt. Er und die anderen Teilnehmer hatten zuvor dem zweiten Kurs Wünsche für die zukünftige gemeinsame Hospizarbeit mit auf den Weg gegeben. Man freut sich über die zusätzlichen Unterstützer. Innerhalb der letzten Jahre ist die Zahl der durch Hospizdienste begleiteter Sterbender rapide angestiegen: Allein in Stuttgart waren es 1999 noch weniger als 500, im Jahr 2007 dann schon etwa 1000. Immerhin ist mittlerweile auch die Zahl der ambulanten Hospizund Palliativdienste von 451 im Jahr 1996 auf 1500 im Jahr 2008 bundesweit gestiegen. dabei sehr unterschiedlich. Teilweise wird die Betreuung Einzelner zwischen mehreren Hospizbegleitern aufgeteilt. Wann beginnt der nächste Kurs? Der nächste Kurs beginnt im Frühjahr 2013. Wo kann ich mich für diesen Kurs anmelden? InteressentInnen melden sich bitte bei Andreas Henschel in der Geschäftsstelle der Humanisten Württemberg, (0711) 6493780 oder per E-Mail bei [email protected] kenhaus kam und den Ärzten selbst nur noch schwer vermitteln konnte, dass sie einfach in Ruhe sterben wolle. „Im Vergleich zu Angehörigen hat man als Fremder eine gewisse Distanz, die einen schützt,“ meint er dazu. „In der humanistischen Weltsicht steht das Diesseits im Mittelpunkt,“ erklärt Gabriele Will. „Für uns gibt es keine Heilsversprechung“. Dennoch gebe es auch eine weltliche Spiritualität, die es den humanistischen Hospizbegleitern ermögliche, die Fotos: Jens Volle Doch laut einer Studie der Deutschen HospizStiftung aus dem Jahr 2009 ist die hospizliche Versorgung, die Sterbenden ein Stück an Lebensqualität wiedergeben kann, deutschlandweit „weiterhin unbefriedigend“. Die Nachfrage gerade nach einer konfessionsfreien Sterbebegleitung ist hoch, bestätigt Christoph Keiper, Projektleiter der AWO: „Die zweite Gruppe der humanistischen Hospizbegleiter in Stuttgart ist dringend erforderlich, um die erste Gruppe zu unterstützen“. Dass ein Hospizbegleiter – auch oder gerade dann, wenn Angehörige an ihre Grenzen stoßen – bei der Vermittlung zwischen Arzt und Patient eine wichtige Rolle einnehmen kann, weiß Peter Schmidt. Er selbst sah sich in solch einer Dolmetscherposition, als eine Frau, die er vor einigen Monaten betreute, ins Kran- persönlichen Bedürfnisse der Sterbenden und ihrer Angehörigen zu erspüren. Wichtig für die humanistische Hospizarbeit sei es, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandergesetzt zu haben, betont Will. „Denn es ist die große Kränkung, alt und gebrechlich zu werden und sterben zu müssen.“ Diese Auseinandersetzung hiermit, da sind sich die humanistischen Hospizbegleiter alle einig, ist in jedem Falle eine Bereicherung für das eigene Leben. Und so war es kaum eine Überraschung, dass ob solch eines ernsten Themas dieser Abend dennoch voller Lebensfreude war. Besonders dazu beigetragen hat Wilma Heuken mit ihrer atmosphärischen Akkordeon-Musik. Die Künstlerin trug unter anderem selbst vertonte Gedichte von Mascha Kaleko vor. Sie hatte sich gerade deren lebenslustige Werke dafür ausgesucht und gab ihr Können auch nach den Grußworten als stimmungsvolle Begleitmusik zum Besten. Auch die ehrenamtlichen Helferinnen sorgten sich ums Wohlbefinden aller Gäste. Bei Finger Food in Bio-Qualität und Stuttgarter Wein nutzte man bis spät abends die Möglichkeit zu ungezwungenem Austausch im Humanistischen Zentrum. Julia von Staden Humanistische Totengedenkfeier 2012 Gemeinsame Auftaktveranstaltung für den im kommenden Frühjahr geplanten Kurs ist unsere Humanistische Totengedenkfeier. Nachdem in den letzten Jahren trotz interessanter Vorträge, unterschiedlicher zum Thema passender Ausstellungseröffnungen und immer höchsten Ansprüchen genügender musikalischer Umrahmung die Zahl der Besucher an unserer traditionell morgendlichen Feier zum Totengedenken stark rückläufig wurde, wollen wir es in diesem Jahr einmal ganz anders probieren. Neben der Ehrung der Verstorbenen und einer wie immer vorzüglichen musikalischen Begleitung durch Elena Benditskaja am Klavier und Jonathan Schirmer am Cello werden wir diesmal die AUTOREN- LESUNG 100 Jahre 'Der Fuhrmann' (Körkarlen) des Dramatikers, Schauspielers und Regisseurs Gerald Friese erleben, der aus seinem jüngsten Theaterstück „Der Fuhrmann des Todes” nach einer Erzählung der Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (Erstveröffentlichung 1912) liest. Im Buch geht es um die dramatische Szenen einer Nahtod-Erfahrung in der Silvesternacht. Der Autor vergleicht in einer außergewöhnlichen Performance Passagen aus seinem Stück und der literarischen Vorlage. Das Thema Nahtod-Erfahrung erregt zunehmende Aufmerksamkeit – immer mehr Menschen trauen sich, über ihre Erlebnisse zu erzählen – und ist seit Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Auch im Kino ist die Frage nach dem, was sich beim Tod eines Menschen ereignet, schon angekommen („Hereafter" mit Matt Damon). Nun endlich steht dies bedeutende Thema auch für die Bühne bereit und wir wollen uns innerhalb unserer Humanistischen Totengedenkfeier damit beschäftigen. Sonntag, 25. November 2012 16 Uhr, Humanistisches Zentrum Stuttgart, Mörikestraße 14 TOTENGEDENKFEIER mit Performance mit Gerald Friese Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 5 V E R A N S T A L T U N G E N 2012 Oktober Dienstag, 2. Oktober Sa., 27. + So., 28. Oktober Sonntag, 25. November, 16 Uhr Feldenkrais-Herbstkurs I Leitung Knut Störmer im Humanistischen Zentrum Stuttgart An 12 Abenden im Herbst führt Knut Störmer seinen Feldenkraiskurs fort. Auch Anfänger sind jederzeit herzlich willkommen. Kosten: 145 € pro Teilnehmer, für Mitglieder 135 €. Feldenkrais-Wochenendkurs: „Alles atmet – Alles bewegt” Leitung Knut Störmer im Humanistischen Zentrum Stuttgart Sa., 10 – 17 Uhr, So., 10 – 13 Uhr Atmen ist eine komplexe Bewegung – wir wollen nicht den Geist überlasten, sondern wieder zur Einfachheit zurückkehren. Kosten: 140 €, für Mitglieder 130 € . Anmeldungen bitte bei Knut Störmer, (0711) 6408415 Totengedenkfeier 2012 „Der Fuhrmann des Todes“ im Humanistischen Zentrum Stuttgart Musikalische Umrahmung: Elena Benditskaja (Klavier) und Jonathan Schirmer (Cello); Theatralische Lesung mit Gerald Friese nach einer Erzählung von Selma Lagerlöf (siehe S. 5). Mittwoch, 3. Oktober, 19 Uhr Chorprobe Avanti Comuna Kanti Leitung Lena Spohn im Humanistischen Zentrum Stuttgart Auch am Tag der Deutschen Einheit proben wir. Wenn Sie Lust zum Mitsingen haben, erfragen Sie die Chortermine für dieses Quartal bitte bei Caroline Herre, (0711) 6152098 Donnerstag, 4. Oktober Feldenkrais-Herbstkurs II Leitung Knut Störmer im Humanistischen Zentrum Stuttgart An 12 Abenden im Herbst führt Knut Störmer seinen Feldenkraiskurs fort. Auch Anfänger sind jederzeit herzlich willkommen. Kosten: 145 € pro Teilnehmer, für Mitglieder 135 €. Samstag, 6. Oktober, 12.00 Uhr JuHu-Treffen: Kart fahren im Humanistischen Zentrum Stuttgart Nach gemeinsamen Mittagessen, geht’s auf die Kartbahn. Anschl. evtl. Bummel über den Cannstatter Wasen. Kosten: 35 € p. P. Do., 11. bis Mo., 15. Oktober VERBANDSREISE Istanbul Leitung: Andreas Henschel Die angemeldeten Teilnehmer treffen sich am 11.10. um 9.30 Uhr im Terminal 1 des Stuttgarter Flughafens vor den Check-In-Schaltern von Turkish Airlines. Planmäßige Rückkehr ist am Montag, 15. Oktober um 21.30 Uhr. Sonntag, 21. Oktober, 16 Uhr Herbstfest mit Jazz-Konzert und Vernissage im Humanistischen Zentrum Stuttgart Es spiel die Frauenband WitchCraft zur Eröffnung der Bilderausstellung 6. Wand – Wahrnehmung, Irritation, Auflösung von Christiane Winkler & Elke Martin (s. auch Seite 10/11). 6 Mittwoch, 31. Oktober, 15 Uhr Senioren- und Freundeskreis Leitung: Heidi und Walter Tannert im Humanistischen Zentrum Stuttgart Nach dem Kaffeetrinken sehen wir heute auf der großen Leinwand im Saal den zugleich bedrückenden wie auch mutmachenden Film „Überwindungen“, der von Depressionen im Seniorenalter handelt. November Freitag, 9. bis Sonntag, 11. November Start am Freitag, ca. 19 Uhr Juleica- Ausbildung im Humanistischen Zentrum Stuttgart Mit den Nürnberger JuHus setzen wir die Jugendleiterausbildung fort. Neueinsteiger bitte bald anmelden. Programm: Ersthelferausbildung sowie juristische Fragen zum Thema Jugendarbeit. Weitere Infos sowie Kosten etc. auf Anfrage in der Geschäftsstelle. Samstag, 10. November, 18 Uhr Vorbereitungstreff Jugendfeier 2013 im Humanistischen Zentrum Stuttgart Leitung: Petra Häneke/Andreas Henschel Kennenlernen und erste Terminabsprachen stehen im Mittelpunkt. Weiter besprechen wir Wünsche und Vorstellungen zu den weiteren Vorbereitungen. Anmeldung bitte bis 1.11. in der Geschäftsstelle, (0711) 6493780. Mittwoch, 14. November, 19 Uhr PHILOSOPHISCHER GESPRÄCHSKREIS Perspektiven auf Gerhart Hauptmann mit Dr. Peter Machauer, Lichtenstein im Humanistischen Zentrum Stuttgart Zu Leben und Werk des berühmten Repräsentanten bürgerlicher Literatur (s. S. 3) HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 Mittwoch, 28. November, 19 Uhr Podiumsdiskussion „Religiöse Knabenbeschneidung – eine Körperverletzung? im Humanistischen Zentrum Stuttgart Welchen Stellenwert hat die religiöse Knabenbeschneidung für das Judentum und den Islam und wie geht die moderne Gesellschaft mit archaischen Traditionen um? (s. Seite 3) Dezember Sonntag, 2. Dezember , 16 Uhr Buchvorstellung / Lesung Homezone – Ausflüge in die fremde Nähe im Humanistischen Zentrum Stuttgart Mit Ingeborg Gleichauf. Im Anschluss Umtrunk und Gespräch mit der Autorin sowie Verkauf und Signatur des Buches (s. Seite 7). Sonntag, 9. Dezember, 15 Uhr Wintersonnwendfeier Zuffenhausen AWO-Begegnungsstätte, Lothringer Str. 13 A Wintersonnwendfeier des Ortsverbandes Zuffenhausen-Stammheim-Neuwirtshaus. Gäste willkommen! Ansprache, Musik, Textbeiträge, Filme und Gespräche. Für die Kinderbescherung bitte bis Anfang Dezember telefonische Angabe zu Namen und Alter der Kinder bei Walter Tannert, (0711) 875563. Sonntag, 16. Dezember, 15 Uhr Humanistische Wintersonnwendfeier im Humanistischen Zentrum Stuttgart Ansprache: Andreas Henschel; Musikalische Umrahmung: Elena Benditskaja. Nach traditioneller Kaffee- und Kuchentafel hören wir kuriose Geschichten und unerhörte Klänge. Samstag, 22. Dezember, 10.30 Uhr Philosophisches Café der Anstifter Mit Philosoph Boris Wandruszka Hegelhaus Stuttgart, Eberhardstraße 53 Eintritt 8 € inkl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf (siehe auch Seite 11). BUCHVORSTELLUNG »Homezone« Ausflüge in die fremde Nähe Die Autorin Ingeborg Gleichauf liest aus ihrem jüngst erschienenen Buch über die erstaunlichen Momente, in denen sich Heimat offenbart. Auf verschiedentliche, manchmal ziemlich skurrile Weise basteln Menschen an einem Nest, einem Zuhause. Für sich selbst oder für andere. Unterwegs zu solchen Möglichkeitsweisen von »Heimatgefühl« begegnen uns in diesem Buch »Homezone« ganz »normale« Menschen: Bestatter, Dichterwitwen, Mütter und auch Schriftsteller. Sie durchqueren Landschaften zu Fuß oder im Zug, sie sitzen auf Bäumen, sie zählen die Sterne. Und wir erleben lesend und staunend lauter »Exkursionen in die Nähe«. Ein paar Zeilen zur Probe: »Auch ein Heimatloser kann ein Zuhause haben, an einem Ort, an mehreren, in einer Stadt, einem Haus, einer Landschaft, im Wald, am Meer, im Telefonhäuschen, auf dem Balkon, im Weltall, in einer Musik, in einem Bild, in einem Gedicht, im Leben eines anderen Menschen. Wo ich zuhause bin, braucht nicht meine Heimat sein und die Sehnsucht nach der Heimat ist nicht identisch mit dem Wunsch, ein Zuhause zu haben.« »Die Dinge des Alltags sind sprechend, sprechender als manch kluger Satz. Dass ein wichtiges Utensil des mobilen Menschen im Namen so etwas wie Heim, Zuhause, Heimat Impressum Die Humanistische Rundschau erscheint vierteljährlich als Organ der Humanisten Württemberg Redaktion: Andreas Henschel Lektorat: Walter Tannert Layout: www.monikalehmann.de Druck: frechdruck, Stuttgart Die veröffentlichten Beiträge stellen nicht in jedem Fall die Meinung des Verbandes dar. DIE HUMANISTEN WÜRTTEMBERG Körperschaft des öffentlichen Rechts Freireligiöse Landesgemeinde Mörikestraße 14 · 70178 Stuttgart Geschäftsführung: Andreas Henschel, M. A. (0711) 6493780 Fax (0711) 6493886 (Bitte nutzen Sie unseren Anrufbeantworter) E-Mail: [email protected] Internet: http://www.dhuw.de Girokonto 2493529 bei der BW-Bank (BLZ 60050101) Vorstandssprecher: Dr. Gabriele Will, (07152) 948093 Walter Tannert, (0711) 875563 Ingeborg Gleichauf: »Homezone« Ausflüge in die fremde Nähe. Geschichten Klöpfer & Meyer, Tübingen 2012 200 Seiten, gebunden, 18,90 € Hannah Arendt (dtv 2000) Was für ein Schauspiel! Porträts deutschsprachiger Dramatikerinnen des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. (aviva 2003) ISBN 978-3-86351-039-8 Ich will verstehen. Geschichte der Philosophinnen. hat, zeigt, wie wichtig (Reihe Hanser 2005) es offenbar ist, auch Sein wie keine andere. Simone de Beauvoir. den mobilen Menschen (Reihe Hanser 2007) nicht zum heimatlosen Worte mir nach. Acht Dichterinnen und ihr Nomaden machen zu Leben. (Reihe Hanser 2008) wollen, der nirgendwo Denken aus Leidenschaft. Acht PhilosophinRuhe findet: homezone, nen und ihr Leben. (Reihe Hanser 2008) das ist der Bereich, in dem jemand auf seinem Heimatkunde Schwarzwald (Hoffmann und Mobiltelefon, unter einer Festnetznummer zu Campe 2009) erreichen ist. Es gibt also offenbar Zonen der Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch Eine Ruhe im ruhelosen Heute. Oder: Man tut so, Biografie. September 2010 (Nagel & Kimche) als gäbe es diese Zonen.« Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch. Ingeborg Gleichauf wurde am 20. Juli 1953 Eine Biografie. Überarbeitete Neuauflage. Erin Freiburg geboren und wuchs in Neustadt/ scheint März 2013 bei Reihe Hanser dtv. Schwarzwald auf. Nach dem Abitur studierte Für „Sein wie keine andere“ hat die Autosie Philosophie und Germanistik in Freiburg rin den Preis der Jungen Kritiker Wiens 2008 und schloss dieses Studium mit dem Staatsex- erhalten. amen ab. Nach ihrer Heirat und der Erziehung von drei Sonntag, 2. Dezember 2012 Töchtern promovierte sie 16 Uhr, Humanistisches Zentrum Stuttgart, schließlich über Ingeborg Mörikestraße 14 Bachmann und ist seither LESUNG/BUCHVORSTELLUNG freie Autorin und Dozentin mit Ingeborg Gleichauf in der Erwachsenenbildung. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Weitere Veröffentlichungen: Mitteilungen Wir gratulieren zur Hochzeit Tobias und Melanie Scheitza geb. Heß · Leinfelden-Echterdingen Dominic und Maria Richter · Pforzheim Wir gedenken unserer Toten Mathilde Käss · Benningen Rudolf Heinel · Kornwestheim Frieda Münderle · Stuttgart-Wangen Else Fischer · Esslingen Hildegard Gross · Stuttgart-Botnang Elisabeth Bonz · Leonberg Josef Diessner · Aidlingen Margot Fitterling · Stuttgart-Bad Cannstatt Elfriede Franz · Stuttgart-Zuffenhausen Hildegard Gruber · VS-Schwenningen Renate Weißer · Winterbach Zur Vermeidung von Terminüberschneidungen bitten wir um Rücksprache vor Festlegung von Terminen für Namensfeier, Hochzeit oder Trauerfeier, an denen ein Sprecher unseres Verbandes die Zeremonie leiten bzw. die Ansprache halten soll. Anmeldung Jugendfeier 2013 Wir bitten die Eltern der Kinder, die im nächsten Jahr an der Jugendfeier/Jugendweihe unseres Verbandes teilnehmen wollen, sich bis spätestens 1. November in unserer Geschäftsstelle zu melden! Den Termin fürs erste Vorbereitungstreffen finden Sie im Veranstaltungskalender. Gerne können Sie auch beiliegende Postkarte zur Anmeldung benutzen. Mitgliedsbeiträge 2012 Die meisten Mitglieder haben ihre Beiträge für dieses Jahr entweder selbst überwiesen oder sie wurden per Lastschrift von uns eingezogen. Doch der/die eine oder andere ist noch im Rückstand und wir möchten Sie herzlich bitten, den von der Landesversammlung festgelegten Mindestbeitrag 2012 von 50 € für die Einzelmitgliedschaft beziehungsweise 75 € für die Familienmitgliedschaft nun zu überweisen. Bei bis 1. November 2012 noch ausstehenden Zahlungen werden wir uns erlauben, ein Mahnschreiben zu schicken. HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 7 WANDER- UND KULTURREISE 2013 „Fränkisches Seenland/Naturpark Altmühltal“ In Mittelfranken, 50 km südlich von Nürnberg, erstreckt sich inmitten einer reizvollen Hügellandschaft zwischen Gunzenhausen im Westen und Kelheim im Osten ein von Menschenhand erschaffenes Seengebiet, durch das sich in zahlreichen Schleifen und Bögen die Altmühl windet und mit idyllischen Seitentälern, bizarren Felsformationen, weiten Feldern auf der Jura-Hochfläche, dichten Wäldern und sonnigen Wiesen eine der faszinierenden Naturlandschaften bildet sowie den zweitgrößten 25. bis 30. September 2013 Fränkisches Seenland/Naturpark Altmühltal WANDER- UND KULTURREISE ab 350 €/Person Naturpark Deutschlands darstellt. Hierhin werden wir im nächsten Jahr vom Mittwoch, 25. bis Montag 30. September 2013 unsere Wander- und Kulturreise unternehmen. Stilvoll logieren werden wir in der HotelBurg Abenberg, von wo aus wir unsere täglichen Wander- bzw. Besichtigungstouren unternehmen. Am Abend erwartet uns dann auf unserer Burg entweder ein Fränkisches Menü, ein italienisches Buffet, ein Rittermahl im Gewölbekeller, ein Barbeque-Grillabend sowie ein Fondue-Abend je nach Wetter, Wunsch und vorheriger Absprache. Kosten Bei individueller Anreise mit dem PKW (wenn möglich in Fahrgemeinschaften, Anreise mit dem Zug ist natürlich auch möglich, nur brauchen wir für unsere Ausflüge auch genügend Kraftfahrzeuge) betragen die Kosten für Unterkunft, Halbpension (Frühstück und Abendessen, exklusive Getränke) sowie Organisationspauschale im Einzelzimmer 80 €/pro Nacht und Person (gesamt 400 € pro Person), im Doppelzimmer 70 €/pro Nacht/pro Person (gesamt 350 € pro Person). Anmeldungen können ab sofort schriftlich oder telefonisch in der Geschäftsstelle erfolgen. Anmeldeschluss ist der 1. Mai 2013. Eine ausführliche Reiseaus- und -beschreibung erfolgt in der nächsten bzw. übernächsten Ausgabe dieser Humanistischen Rundschau (1. bzw. 2. Quartal 2013). Bitte merken Sie sich den Reisetermin in Ihrer Jahresplanung 2013 vor! Überwindungen – Ein Film über Depressionen im Seniorenalter Die Volkskrankheit Depressionen betrifft alle Altersgruppen, aber gerade ältere Menschen leiden unter einer großen Scham, innere Nöte auszusprechen. Der Weg zur professionellen Hilfe erfordert sehr viel Überwindung. In diesem 80-minütigen Dokumentarfilm erzählen drei Betroffene, wie sie diesen Schritt erfolgreich bewältigt haben. Norbert ist 63 Jahre alt und ist manischdepressiv. Bis vor acht Jahren hat er sich mit exzessivem Alkoholkonsum betäubt. Obwohl er mit seiner Erkrankung stets offen umgegangen ist, hat er erst sehr spät den Weg zur Mittwoch, 31. Oktober 2012 15 Uhr im Humanistischen Zentrum Stuttgart, Mörikestraße 14 SENIOREN- UND FREUNDESKREIS Film: Überwindungen Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Therapie gefunden. Inzwischen hat er gelernt, seine manischen und depressiven Phasen wahrzunehmen. Ein Großteil seiner Energie fließt in die Selbsthilfearbeit. In der Beratung und Begleitung depressiver Menschen hat er seinen Lebensinhalt gefunden. Frauke ist 71 und hat gerade einen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik beendet. Immer wieder fällt sie in tiefe Depressionen, aus denen sie ohne fachliche Unterstützung nicht herauskommt. Die Ursachen reichen bis in ihre Kindheit zurück. Hinzu kommt eine traumatisierende Trennungsgeschichte. Einerseits ist sie sehr aktiv, schreibt, malt und ist vielfältig engagiert, gleichzeitig leidet sie unter quälender Einsamkeit. Doch seit ihrem letzten Klinikaufenthalt hat sie das Gefühl, dass so etwas wie Heilung doch möglich erscheint. Gisela ist 72 und lebt allein in einer sehr bunten Wohnung. Blumen und fröhliche Farben sind ihr sehr wichtig. Diese Dinge symbolisieren, dass sie es geschafft hat, sich in das Leben zurück zu kämpfen. Ihr Leidensweg begann vor 30 Jahren, als sich ihr Mann das Leben nahm – bis heute hat sie keine Antwort darauf, warum er das getan hat. Erst viele Jahre später traten Anzeichen einer schweren Depression auf. Nach einem längeren Klinikaufenthalt hat sie angefangen, sich in ihrem Viertel zu engagieren, besucht regelmäßig ein Nachbarschaftsheim und beteiligt sich an Kunstprojekten. Oft ist sie noch sehr traurig, aber sie hat sich für das Leben entschieden. Der Film macht Mut, weil er Menschen zeigt, die trotz schrecklicher Traumatisierungen das Leben anpacken und gestalten. Sie überwinden sich und erzählen von großer seelischer Not. Sie geben nicht auf, die tückische Krankheit Depression überwinden zu wollen. und Küchenkräfte einen Verkündigungsauftrag und müssen sich den Theologien ihrer Arbeitgeber verpflichten. Wer dies nicht tut, wird entlassen. Der Titel bezieht sich auch auf den Arbeitsdruck, dem Arbeitnehmer bei Kirchenunternehmen ausgesetzt sind. Gewerkschaften sind die Hände gebunden. Streiks werden untersagt und innerbetriebliche Interessenvertretungen stoßen auf Widerstand. Dagegen regt sich zunehmend Widerstand. + Beschneidung + Gleichberechtigung + Kinderflaute bei Säkularen + Plädoyer für eine säkularhumanistische Kultur + Rechtspopulismus + Bundeswehr + Weltuntergang 2012 + Kinder- und Jugendliteraturpreisanwärter diesseits 3/2012 „Anständig arbeiten“ ist Titel der aktuellen Ausgabe von diesseits. Es geht um den religiös definierten Anstand, den die kirchlichen Arbeitgeber in ihren Einrichtungen durchsetzen wollen und damit Nicht- und Andersgläubige diskriminieren. Sie bedienen sich am kirchlichen Arbeitsrecht, das einen besonderen Tendenzschutz einräumt. Allerdings legen Diakonie, Caritas & Co. diesen Tendenzschutz weit aus. Plötzlich haben selbst Ärzte, Putzfrauen 8 HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 Heiligenwege im Stuttgarter Wildpark am halben Mantel sofort zu erkennen), und sich „mit seinem Glaubenszeugnis, seinem Leben und seinem Wirken auseinander zu setzen“! So könne der Martinsweg zur „Spurensuche“ werden: „nach den Spuren des Hl. Martin, aber mehr noch, nach den Spuren Gottes in unserem Leben“. Wieder zurück aus diesen „Schwindelhöhen“ und auf festem Boden gelandet, denkt man vielleicht im gastlichen Bärenschlössle „diesen Spuren“ weiter nach und fragt sich jetzt ganz weltlich, ob denn dieses religiöse Beschildern der Natur überhaupt zulässig ist? Ob da nicht der schöne Wildpark als billige Werbefläche missbraucht wird? Zulässig ist das nicht, denn eindeutig sagt das Waldgesetz u. a., dass unbefugtes Anbringen von Zeichen, die als Wegweiser dienen, verboten sind und als Ordnungswidrigkeit mit „Bußgeld“ geahndet werden. Wegweiser zu den Spuren Gottes sind in diesem Fall noch nicht privilegiert. Erschwert wird die Sache, weil der rechtswidrige Zustand als fortgesetzte Handlung herbeigeführt wurde. Weiterer Erschwerungsgrund: die Ordnungswidrigkeit wurde im Zusammenhang mit der Ausübung eines Berufes oder Gewerbes begangen. Wie? Die christliche Kirche sei kein Gewerbe? Obacht, da muss man die Augen öffnen! Wenn die Nachfrage sinkt, wird geworben. Längst sind findige Absatzstrategen und Medienpfarrer am Werk, mittels „heiligen Verpackungen“ verstaubte Ladenhüter unters Volk zu bringen. Wird bald aus dem Erholungswald ein „Gotteswald“? Hängen bald Heiligenbilder an den Bäumen? Finden Andachten mit Posaunenchor an den Schießhäuschen statt, die das Waldfest übertönen? Mir wird unbehaglich bei dieser „pastoraler Erneuerungsprozess“ genannten religiösen Generalmobilmachung, die sich da und dort zur Zeit deutlich ausbreitet! Der öffentliche Raum sollte neutrales Gebiet bleiben, das nicht dauerhaft durch weltanschauliche Symbole markiert wird – es sollten alle Bürger gleiche Wertschätzung erfahren. Erich Dengler Foto: Erich Dengler Im Stuttgarter Wildpark um Parkseen und Bärenschlössle wurden jetzt zahlreiche hölzerne Wegschilder mit goldenen Kreuzen an den Bäumen angenagelt. Auf Nachfrage beim dortigen Revierförster S., was das zu bedeuten habe, wusste er, dass die Zeichen den Weg des hl. Martin weisen und dass das von der Diözese Rottenburg ausgehe. Weiteren Aufschluss über die „neuen Wegweiser“ erhält man im Magazin für die Diözese Rottenburg/Stuttgart, wo es heißt, der neu gewählte Diözesanrat hätte mit dem Konzept „Glaubhaft Kirche leben“ dem „pastoralen Erneuerungsprozess in der Diözese“ zugestimmt und am 15. April hätte der Bischof mit Eröffnung des Hl. Martinsweges durch das Bistum die Erneuerung begonnen. Das war dringend erforderlich, denn die Wundertaten des Heiligen Martin (im 4. Jahrhundert Soldat (!), Missionar und Bischof von Tours/Frankreich) drohten in Vergessenheit zu geraten. Weiter wird in der Schrift dazu eingeladen, sich mit dem Hl. Martin auf einen „geistlichen Weg zu begeben“ (nach seiner Exhumierung Religiöse Generalmobilmachung mitten im Wald HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 9 HERBSTFEST Geballte Damen-Power im Humanistischen Zentrum Jazzkonzert der Gruppe WitchCraft mit Nicole Metzger, Lindy Huppertsberg, Angele Frontera und Yelena Jurayeva sowie Ausstellungseröffnung „Die 6. Wand – Wahrnehmung, Irritation, Auflösung“ von Christiane Winkler & Elke Martin Zum Konzert „WitchCraft“ – internationale Frauenpower Seit 2006 besteht die Zusammenarbeit von Nicole Metzger mit der Kontrabassistin Lindy Huppertsberg und deren Frauenband „WitchCraft“. Neue Wege gehen, zeitgemäße Strömungen aufnehmen, Impulse aus allen Musikrichtungen verarbeiten, die eigenen Wurzeln mit einbeziehen, kreative Möglichkeiten ausschöpfen, das ist das Wesen von „WitchCraft“. Mit Nicole Metzger, Lindy Huppertsberg, der aus Kasachstan stammenden Pianistin Yelena Jurayeva und der brasilianischen Schlagzeugerin und Percussionistin Angela Frontera stehen vier Ausnahmemusikerinnen auf der Bühne, die sich gegenseitig durch ihre unterschiedlichen musikalischen Backgrounds und Temperamente inspirieren. In ihrem Repertoire, das sowohl aus Eigenkompositionen als auch aus eigenwilligen Arrangements bekannter Songs besteht, vereinen sie brasilianische Grooves mit Jazz und europäischen Klassik-Elementen. Nicole Metzger, Gesang … zählt zu den großen Stimmen des deutschen Jazz. Mit Projekten wie „Nicole Metzger sings Gershwin“ sorgte sie über Jahre hinweg für Aufsehen in der deutschen Jazzszene. Die Stimme von Nicole Metzger ist facettenreich und nicht mit einem Wort zu beschreiben. Sie reicht von bluesig bis soulig, sie ist klar und wandlungsfähig. Die Sängerin interpretiert absolut stilsicher die großen Jazzsongs; Anleihen aus Blues und Gospel fließen wie natürlich in ihren Sound, ebenso wie Anklänge der europäischen Musik. Ihre Stimme wandelt sich von „Schwarzen Einflüssen“ zu weichen, feinen Klängen und schlägt mühelos eine Brücke von der reichen Jazztradition zu unserer heutigen Musik. Besonders faszinierend ist ihr mitreißender Scatgesang, eine improvisierende, textfreie Gesangsform, bei der die Stimme als eigenständiges Instrument zur Geltung kommt. Nicole Metzger bewegt sich seit langem mit ihren verschiedenen Bandprojekten auch auf 10 internationalem Parkett. So tourt sie zum Beispiel seit 2002 regelmäßig mit einem amerikanischem Trio, den New Yorker Jazzgrößen Michael Jefry Stevens (Piano), Joe Fonda (Kontrabass) und Harvey Sorgen (Schlagzeug) durch die USA und Europa, und war auch schon im Humanistischen Zentrum zu Gast „That´s what I want to do“ heißt die neueste, gerade veröffentlichte Scheibe von „Nicole Metzger & The New York Connection“, die ausschließlich Eigenkompositionen von Stevens, Fonda und Metzger zu Gehör bringt und Publikum und Kritiker gleichermaßen begeistert. Ihre Zusammenarbeit mit den französischen Musikern Jean-Yves Jung (Piano), Marcel Löffler (Akkordeon), Jean-Marc Robin (Schlagzeug) und einem Programm, bei dem Nicole Metzger mit ihrer „French Connection“ den Bogen zwischen Chansons und Jazzstandards spannt, unterstreicht ihren internationalen An- spruch und ihre musikalische Flexibilität. Seit 2000 musizieren Nicole Metzger und der Gitarrist Wesley „G“ miteinander. Die beiden Musiker überraschen ihr Publikum immer wieder mit neuen Duoprogrammen, bei denen sie sich gesangliche und musikalische Bälle in gekonnter Weise zuspielen. Zum 10-jährigen Bestehen von „Body & Soul“ veröffentlichten sie ihre erste gleichnamige CD. 2006 gewannen sie den 1. Preis beim „Internationalen Duowettbewerb Voice & Guitar“. Lindy Huppertsberg („Lady Bass“), Kontrabass Europas bekannteste Kontrabassistin spielte von 1979-89 bei der Frankfurter „Barrelhouse Jazzband“. Gleichzeitig studierte sie an der Mainzer Hochschule für Musik Schulmusik. 1987 gründete sie ihr eigenes, deutsch-amerikanisches Quartett „Lady Bass & The Real Gone Guys“, 1994 kam die Aufsehen erregende, amerikanische Mainstream-Band „The Swinging Ladies“ dazu. 2003 gründete sie die „erfolgreichste Frauen-Jazzband Europas“ (Pressezitat): „WitchCraft“, zunächst mit Anke HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 Helfrich (piano) und Carola Grey (drums). Mit vielen berühmten Jazzstars stand sie bereits auf der Bühne und im Studio: z.B. Harry „Sweets“ Edison, Clark Terry, Arnett Cobb, Herb Ellis, Bobby Durham, Al Grey, Butch Miles, DeeDee Bridgewater, Benny Golson, Kenny Burell, Roy Hargrove, Nicholas Payton, Pete York, Joy Fleming, Charly Antolini, Paul Kuhn u.v.m. Ihr Vorbild und Lehrer Ray Brown gab ihr den Namen „Lady Bass“. Der kräftige und swingende Bass von Lindy Huppertsberg ist in vielen internationalen All-Star-Besetzungen sehr gefragt. Tourneen führten sie bereits in über 50 Länder dieser Erde. 2001 wurde ihr die Ehrenbürgerschaft der Stadt New Orleans verliehen. Angela Frontera, Schlagzeug, Percussion Die brasilianische Ausnahme-Percussionistin, Schlagzeugerin und Sängerin wurde in Belo Korizonte geboren und wuchs in São Paulo auf. Sie blieb der Tradition ihrer Musikerfamilie treu und begann ihre Karriere in den großen Night Clubs von São Paulo. Angela Frontera ist eine Meisterin der lateinamerikanischen Rhythmen wie Samba, Bossa Nova, Olodum, Salsa und Merengue, aber auch im Jazz, Funk und Pop zuhause. Rund um den Globus gibt Angela mehr als 150 Konzerte im Jahr. Auftritte mit Grace Jones, Cauby Peixoto, Airto Moreira, Hector Cosita, Edo Zanki, Six was Nine, Nina Hagen und Rosanna & Zélia sowie Tourneen mit Joe Zawinul oder Buena Vista Social Club sind Belege dafür, welchen Stellenwert Angela Frontera im internationalen Musik-Business inne hat. Spätestens seit ihren zahlreichen TV-Auftritten, z. B. mit der Harald Schmidt Show Band, ist sie auch in Deutschland keine Unbekannte mehr. Yelena Jurayeva (Kasachstan), Piano In einer musikalischen Familie aufgewachsen, begann Yelena Jurayeva mit sechs Jahren Klavier zu spielen im Tchaikovsky's Musiccollege, an der Hochschule für Musik in Almaty/ Kasachstan und in der Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst absolvierte sie ihre Ausbildung sowohl im klassischen als auch im Jazz-Bereich mit Auszeichnung. Während des Studiums gewann sie mehrere Preise, unter anderem den ersten Preis beim Tchaikovsky-Wettbewerb Astana/Kasachstan 1996. 2002 erhielt sie ein Stipendium der Yehudi Menuhin Stiftung „live music now“, 2007 ein Jazz-Arbeitsstipendium der Stadt Frankfurt nach New York. Sie spielt Konzerte in Deutschland und zahlreichen europäischen und asiatischen Ländern. Ihr Konzertrepertoire umfasst ein breites Spektrum sowohl der Jazzals auch der klassischen Musik und ihre eigenen Kompositionen und Arrangements aus verschiedenen Stil-Epochen und -Richtungen. Zur Ausstellungseröffnung Die 6. Wand – Wahrnehmung, Irritation, Auflösung Wie künstlerische Intuition und Inspiration es uns ermöglichen, der Realität eine reflektierte und damit subjektiv wohltuende Gestalt zu geben. Am Anfang aller emotionalen und intellektuellen Prozesse im Menschen steht dessen sinnliche Wahrnehmung der Realität. Oft genug führt diese Wahrnehmung zu Irritationen: Konflikte, Kriege, Not, Streit, Verlust, Paradoxien, Tod, Lügen etc. überfordern dann unsere angelernten und angeborenen Bewältigungsstrategien. Wir suchen nach Lösungen. Künstler, in diesem Fall Maler, werden intuitiv die kreative Gestaltung als Weg zur Katharsis wählen. Der Realität das eigene Bild entgegensetzen, dem Erlebten eine neue Form geben, es verstärken, abschwächen, erklären, umgestalten, dekorieren, durch Symbolisierung neu erfinden – das ist Reflektion: die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Leben. So nimmt der Maler alles, was in ihm ist, und bringt es mit Hilfe seiner Intuition und seines Könnens auf die 6. Wand, die Leinwand. Und für ihn (oder sie), und nur für ihn, bannen sich Schrecken und Schönheit der Welt in seiner subjektiven Bildsprache und werden so zur erträglich eingeschmolzenen Essenz einer oft unbegreiflichen Wahrheit. Christiane Winkler wurde in Eilenburg/ Sachsen geboren und lebt seit 1990 in Fellbach. Sie arbeitet abstrakt und gegenständlich mit verschieden Materialien. MALERISCHE AUSBILDUNG 1995 bis 2003 Walter Thumm 2003 bis 2010 Selbststudium 2010 bis 2012 Andrej Dugin (KA Moskau) Seit 2012 Barbara Armbruster PROJEKTE Bildnerische Arbeit mit Kindern der Klassen 1 bis 4 einschließlich etlicher Ausstellungen bei z. B. Fellbacher Zeitung, Bibliothek Fellbach, Kreissparkasse, Fellbacher Bank und mehr. AUSSTELLUNGEN Kunstverein Fellbach Daiker Werke Berufsakademie Stuttgart Kesselhaus Schorndorf uvm. Elke Martin wurde in Stuttgart geboren, lebte zwei Jahre in Berlin. Sie arbeitet hauptsächlich gegenständlich mit Öl auf Leinwand. PROJEKTE Spiegelbilder: eine Reihe von Werken, die bildnerische und schriftliche Elemente auf einem Medium vereinen. MALERISCHE AUSBILDUNG Bis 2006 Autodidaktin 2006 bis 2009 Otto Engbarth (KA Stuttgart) 2009 bis 2012 Andrej Dugin (KA Moskau) AUSSTELLUNGEN Kraftwerk Berlin Restaurant Remstal BHS Anlagenberatung Stuttgart Kreissparkasse Fellbach uvm. Seit 2012 stellen die beiden Künstlerinnen gemeinsam aus. Die abstrakte und die gegenständliche Malerei treten dabei in einen spannenden Dialog. Erleben Sie Kunst und Musik im Humanistischen Zentrum bei unserer Herbstfeier! Sonntag, 21. Oktober 2012 16 Uhr, im Humanistischen Zentrum Stuttgart, Mörikestraße 14 HERBSTFEIER Vernissage und Jazzkonzert Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. VERANSTALTUNGSHINWEIS Philosophisches Café im Hegelhaus Warum hat der Mensch Religion? Religionspsychologische und religionsphilosophische Überlegungen zum ,,religiösen Apriori" des Menschen Es gab Zeiten in der Wissenschaft, da hat man die Religion grundsätzlich als ein abgeleitetes Phänomen betrachtet, das keinen Sinn und keinen Wert in sich hat, sondern irgendeine psychologische oder gesellschaftliche Funktion erfüllt, meistens – wie im Falles des ,,Opiums fürs Volk" – eine ,,negative", sprich verschleiernde, verdrängende, trügerische Funktion. Der Vortrag versucht zu zeigen, dass Religiosität, die sich in allen, auch den frühesten Kulturen findet, keineswegs ein Zeichen ,,verblendeten Bewusstseins" (Adorno) ist, dass vielmehr in der Religion eine ursprüngliche Seinsdimensi- on, ein fundamentales Bedürfnis zum Ausdruck kommt, das tief im Wesen des Menschen verankert ist und Entscheidendes zur Stellung des Menschen im Kosmos mitteilt. Dabei ist klar, dass auch das Religiöse, wie jede menschliche Kulturerscheinung, verfallen und sich gegen das Menschliche kehren kann. Boris Wandruszka promovierte in Medizin und Philosophie; er ist Arzt und Psychotherapeut mit eigener Praxis in Stuttgart. Buchveröffentlichungen: ,,Der Traum und sein Ursprung – eine neue Anthropologie des Unbewussten" (2008), ,,Philosophie des Leidens zur Seinsstruktur des pathischen Lebens" (2009). Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Das Philosophische Café der AnStifter im Hegelhaus“, mit dem wir ab dem kommenden Jahr eine verstärkte Kooperation anstreben. Weitere sehr interessante Veranstaltungen dieser Reihe sowie weitere Veranstaltungen der AnStfter, finden Sie im „Programm Philosophisches Café September bis Dezember 2012“, das im Humanistischen Zentrum ausliegt, bzw. unter www.die-anstifter.de/. Samstag, 22. Dezember 2012 10.30 Uhr im Hegelhaus Stuttgart, Eberhardstraße 53 Philosophisches Café der Anstifter Eintritt 8 € inkl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf. HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 11 BERICHT Alle Wetter für JuHus in Stuttgart JUHUTREFFEN IN STUTTGART IM JULI Am ersten Juliwochenende trafen sich die Teilnehmer der Jugendfeier 2012 und JuHus vom letzten und vorletzten Jahr zu einem gemeinsames Wochenende im Humanistischen Zentrum Stuttgart. Angeleitet von dem Berliner Erlebnispädagogen Ingo Grießbach in Zusammenarbeit mit unserer Jugendreferentin Petra Häneke, unserem Geschäftsführer Andreas Henschel und dem Tübinger Marcel Kronberg erhielten die 14 Jugendlichen beste Betreuung und leckere Verpflegung, abwechslungsreiche Angebote und genug Zeit zum Chillen. Auf dem Programm stand u. a. eine Paddeltour auf der Enz bei Bietigheim, die obligatorische lange Filmnacht auf der Großleinwand im Saal des Humanistischen Zentrums und am Sonntag, wegen des Regens, statt des geplanten Geocoachings ein spontaner Bowlingevent. Auch das im strömenden Regen stattfindende Beachvolleyballturnier im benachbarten Silberburgpark begeisterte die sich vom Wind und Wetter nicht abschrecken lassenden JuHus. Schade, dass das Wochenende so schnell um war und es bis September dauert, bis einige der Jugendlichen als Delegation der Württemberger JuHus zum Bundestreffen der Jungen Humanisten nach Bremen fliegen. Einladung zur Juleica Ausbildung und zum Treffen der Jugendfeierteilnehmer 2013 Auch im kommenden Quartal wird wieder einiges für die Jugendlichen unseres Verbandes geboten sein. Neben dem Besuch einer Kartbahn wird auch die JuLeiCa-Ausbildung für die Jugendlichen, die daran bisher beteiligt waren bzw. für alle, die Lust haben sich in der Jugendarbeit zu engagieren, weitergehen. Dafür treffen wir uns am Wochenende 9. bis 11. November mit Übernachtung im Humanistischen Zentrum und dieser 2. Teil der Ausbildung wird sich vor allem mit rechtlichen Fragen, die die Jugendarbeit betreffen und einer Erste Hilfe Ausbildung beschäftigen. Stuttgart Hierzu werden auch die Nürnberger Jugendlichen zusammen mit der Jugendreferentin Anita Häfner wieder bei uns zu Gast sein. Und schließlich werden wir an diesem Wochenende, und zwar am Samstag, 10. November um 18 Uhr im Humanistischen Zentrum Stuttgart die Interessierten und Teilnehmer an der Jugendfeier 2013 sowie deren Eltern und Geschwister bei uns begrüßen. Hierzu bitten wir alle interessierten Jugendlichen und Familien, sich mit beiliegender Postkarte anzumelden. … und beim Chillen – cool war’s! Mit der Slackline … AUSSICHT IN DER S-BAHN … auf der Enz … 12 Die Alternative zu Konfirmation, Kommunion und Jugendweihe Mehr Infos erhalten Sie auf unserer Website, per Post, Telefon oder Mail bei: DIE HUMANISTEN WÜRTTEMBERG Körperschaft des öffentlichen Rechts · FRLG Mörikestraße 14 · 70178 Stuttgart · (0711) 6493780 · E-Mail: [email protected] Zur Jugendfeier siehe auch Seite 7 und beiliegende Postkarte. HUMANISTISCHE RUNDSCHAU Oktober/November/Dezember 2012 Halte ab 15. September mal in S-Bahnen in und um Stuttgart Ausschau nach unserem Fenster-Aufkleber (siehe Bild). Wir bieten damit eine schöne Abwechslung zu missionarischen Sprüchen, über die wir berichtet haben (hr 2 und 3/2012). Wer einen Aufkleber sichtet: fotografieren und mailen an [email protected]. Die besten Schnappschüsse werden in der nächsten Rundschau abgedruckt und die Entdecker erhalten eine kleine Belohnung!