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LOKALE KULTUR
Montag, 30. März 2009
14
Blumenküsser trifft afrikanische Göttin
Charmante Klangvielfalt und eine Prise Politik bei der dritten Frauen-Kultur-Nacht
Kirchheim. Ganz im Zeichen der
Musik stand die dritte Frauen-Kultur-Nacht. Veranstaltet von der Frauenliste, die auch die Kirchheimer
BRIGITTE GERSTENBERGER
Frauen-Kulturtage koordiniert hat,
begaben sich die zahlreichen Besucher in der Aula der Alleenschule
auf eine faszinierende musikalische
Reise durch zwei Kontinente. Melodischer Bossa Nova aus Brasilien mit
dem Trio „Voz das Flores“ und westafrikanische Rhythmen der Trommlerinnen von „Hakuna Matata“.
Gleich zu Beginn ein Wermutstropfen: Aus dem Trio „Voz das Flores“ das aus dem Portugiesischen
übersetzt Flora und Fauna bedeutet,
wurde kurzfristig ein Duo. Mussten
doch die überwiegend weiblichen
Zuhörer auf die zart schmeichelnde
und gleichzeitig temperamentvoll zupackende Stimme der in Nürtingen
lebenden Brasilianerin Luze Machado, bekannt in der Region auch durch
ihre Combo „Jazz‘n‘Samba“, verzichten. Die Sängerin war kurzfristig erkrankt und so übertrugen die virtuos
aufspielenden Instrumentalisten
Thomas Gert Wagner, Gitarre und
Stephanie Bellmann, Cello den Ge-
sangspart auf ihre Instrumente. Wagner, ein ausgezeichneter Saitenkünstler und leidenschaftlicher Jazzer,
schüttelte mit flinken Fingern die verspielten Läufe geradezu aus dem Ärmel. Melancholie und Freude liegen
bei den brasilianischen Rhythmen
eng beieinander. Die sorgsam arrangierten, elegant kombinierten und
überwiegend eigenen Kompositionen, gepaart mit den meisterlichen
Celloklängen von Stephanie Bellmann, entführten das Publikum in
wärmere Gefilde und wohltuende
Fantasien. Vom musikalischen Spaziergang durch die Millionen-Metropole Rio de Janeiro bis hin zum zauberhaften „Blumenküsser“, dem Kolibri, reichte der Streifzug der lautmalerischen Samba- und Bossa Nova-Klänge.
Zwischen dem musikalischen
Hörgenuss war genügend Raum für
Gespräche aller Art, so auch mit den
Kandidatinnen der Frauenliste, die
durch orangefarbene Buttons für die
Besucherinnen leicht zu erkennen
waren. Ein exquisites Büfett mit süßen und salzigen Leckereien sorgte
für Gaumenfreuden und schmackhaft gestärkt war es ein Leichtes, sich
von den Rhythmus-Knallern „Hakuna Matata“ aus Wendlingen in den
Bann ziehen zu lassen. Mit ihren mit-
„Alles easy“ mit „Hakuna Matata“.
reißenden westafrikanischen Musikstücken und eigenen humorvollen
Foto: Brigitte Gerstenberger
schwäbisch-afrikanischen Arrangements gehören die wirbelnden Frau-
en an der Djumbé zwischenzeitlich
zum festen Bestandteil der Frauen-
Überzeugend in großer Geste und subtiler Nuance
Stadtkapelle Kirchheim vereinte beim Konzert in der Stadthalle effektvollen Glanz mit hohem Anspruch
Kirchheim. Effektvollen Glanz und
hohen Anspruch zu vereinen, diesem
keineswegs geringen Anspruch wurde
FLORIAN STEGMEIER
die Kirchheimer Stadtkapelle bei ihrem
„Concerto“ in der Stadthalle vollauf
gerecht. Einen künstlerisch grundlegenden Aspekt, den der Metamorphose nämlich, stellten die Musiker
unter der Leitung von Harry D. Bath
mit Johan de Meijs „Extreme Makeover“ an den Beginn. Die komplexen
Verwandlungen, die Tschaikowskis
Andante-Thema aus dem Streichquartett op. 1 Nr. 11 darin zu durchlaufen
und zu „durchleiden“ hat, sind in der
Tat extrem und mit besonderen Anforderungen an die Musiker verbunden.
Das geschmeidig-kantable Thema,
das zunächst von den Holzbläsern vorgestellt wurde, erfährt eine Behandlung mit dem Skalpell. Forcierte Crescendi setzen harte Kontraste, abgerissene Tonfolgen blitzen neben irisierenden Clustern auf. Mit Nonchalance
und einer geradezu genialen Unverfrorenheit verleibt Johan de Meij weitere Zitate aus Tschaikowskis 4. und 6.
Sinfonie, den Ballettmusiken oder der
„1812“-Ouvertüre der raffinierten Instrumentierung und den Untiefen seines Tonsatzes ein. So bekommt schon
einmal die Kesselpauke vom Hauptthema seltenen Besuch, bevor sich in
bester neoklassizistischer Manier ein
martialisch-straffer Marsch entrollt. In
den Mittelpunkt eines klangfarbigen,
synkopisch aufgeheizten Intermezzos
stellte sich ein virtuoses Solo für Marimbafon, das Perkussionistin Vanessa
Wünsch willkommene Gelegenheit zu
brillieren gab.
Kontrolliert führt Johan de Meij im
Finale die Ordnung ins Chaos. Bis an
die Schmerzgrenze ziehen sich die Maschen eines polyfonen Netzes zusammen, aus dessen Verstrickungen, die
ein Höchstmaß an Koordination abverlangen, erst ein mächtiges Unisono
befreit. Die Dimensionen solcher thematischer Verwandlungen klanglich
zu greifen und plastisch erlebbar zu
machen, bei aller Vielgestaltigkeit auch
die große Form nicht aus den Augen
zu verlieren, war hier das interpretatorische Verdienst der Stadtkapelle.
Ein Abstecher in mittelamerikanische Gefilde folgte mit Herbert Owen
Reeds „La Fiesta Mexicana“. Das Werk
ist die Frucht einer sechsmonatigen
Reise durch Mexiko, die der Komponist 1948 unternommen hat. Verschiedenste Eindrücke finden sich darin
wieder: Die nachhallende Größe aztekischer Kultur, eine sakral gehaltene
Innerlichkeit aber auch unverstellte
Lebenslust, wie sie sich im „Carnival“Satz mit munter umherwirbelnden
Folkloremotiven freie Bahn bricht.
Hier konnte die Stadtkapelle einmal
mehr den Reichtum ihrer Register und
Solistimmen ausspielen, die sich agil
und dynamisch differenziert in temperamentvollen Gegensätzen bewegten.
Zumindest seinen Tonschöpfungen
nach ist John Williams jedem Cineasten ein Begriff. Die Filmmusiken zu
„Harry Potter“, „Star Wars“ oder „Indiana Jones“ sind nur einige seiner
Beiträge zu namhaften HollywoodProduktionen. Auch „The Cowboy and
the Girl“ mit John Wayne in der Hauptrolle verdankt Williams den Soundtrack. Besonders in dessen ruhigem,
von epischer Breite gezeichnetem Mittelteil gelang es der Kirchheimer Stadtkapelle einen sensibel gezeichneten
Klangraum aufzuspannen, der nicht
von ungefähr an die Weite der nordamerikanischen Prärie erinnerte.
Einen originellen Soundtrack ohne
Film hat Paul Hart mit „Cartoon“ geschrieben. Das denkbar klassischste
Sujet des Zeichentrickfilms, eine Katzund-Maus-Jagd, setzte die Stadtkapelle als perfekte fantasievolle Unterhaltung um. Meisterhaft aufeinander
eingespielt waren die Musiker als
Klangmaler und ausgefuchste EffektSpezialisten, die pointiertes, temporeiches Hör-Kino kredenzten.
Nicht zuletzt der Anwesenheit und
den einführenden Worten des Komponisten wegen, erwies sich die Uraufführung von Thomas Krauses „Eden
– der Engel mit dem Flammenschwert“
als besonderes Glanzlicht des „Concerto“. Ein Aufenthalt auf dem anatolischen „Götterberg“ Nemrud, nahe
den Quellen von Euphrat und Tigris,
hatte Krause zu diesem Werk angeregt,
in dem klangliche Reiseimpressionen
und imaginierter Mythos einander
kunstvoll durchdringen. In surrealem
Kolorit, rufenden Muezzinen im Morgengrauen abgelauscht, schweben
Posaunenstimmen umher. Verhängnisvoll erwacht das Paradies zu drastisch-pulsierendem Leben, bevor es
wieder in orientalisch schimmernder
Dämmerung versinkt. Im Nachspüren
dieses Spannungsbogens zwischen
Traum und Wirklichkeit zeigte sich die
Stadtkapelle als famoser, auch szenisch versierter Interpret.
Schon aufgrund der geschmackvollen Programmauswahl, die den
Hörer mit Entdeckungen reich beschenkte, stellte sich das „Concerto“
als außergewöhnliches Konzertereignis dar, bei dem die Kirchheimer Stadtkapelle in großer Geste wie in subtiler
Nuance gleichermaßen zu überzeugen
wusste.
Kultur-Nacht. Die sympathischen
Trommlerinnen und Tänzerinnen
Beate Gerbach-Reichertz, Elke Müller, Karin Schäffer und Bettina Schulze überzeugten farbenfroh gewandet
nicht nur durch ihre große Spielfreude, sondern auch durch groovende
Rhythmen. Vom kraftvoll vorgetragenen Stocktrommeltanz bis hin zum
eigens für diesen Abend arrangierten
Stück über die Göttin Yemaja, wurden
die Musikerinnen ihrem Namen mehr
als gerecht, bedeutet doch „Hakuna
Matata“ alles easy. Wissenswertes erfuhr das Publikum auch über die Göttin Yemaja, „hat diese doch trotz der
Christianisierung ihre erotische Wirkung nicht verloren“. Yemaja, eine
afrikanisch-karibische Santeria-Göttin des Meeres, war ursprünglich als
Ymoja bekannt, die Flussmutter der
westafrikanischen Yoruba. Aber so
ganz „easy“ gingen die heißen afrikanischen Rhythmen dann doch nicht
in die Gelenke, ein zarter Hüftschwung hier, ein vorsichtiges Wippen mit dem Fuß dort, viel zu wenig
für die temperamentvoll agierenden
Frauen von „Hakuna Matata“. Und so
animierte die Gruppe erfolgreich
zum guten Schluss die Anwesenden
zum „Punta“, einem Imitationstanz,
„da werden die Mädchen zur Frau“,
schallte es lustvoll von der Bühne.
GE BURTSTAG FEI ERN
am 31. März
Bissingen: Helga Schaal, Meisenweg
3, 81 Jahre; Claudia Granz, Amselweg
5, 72 Jahre
Dettingen: Katharina Mack, Alte
Bissinger Straße 82, 94 Jahre; Lucia
Steinberg, Alte Bissinger Straße 82, 79
Jahre; Ruth Majer, Schlossgasse 1, 78
Jahre
Erkenbrechtsweiler: Kurt Kammerer,
Robert-Kempel-Straße 11, 70 Jahre
Neidlingen: Elfriede Hepperle, Mühlstraße 29, 76 Jahre; Else Hitzer, Schloßstraße 14, 72 Jahre
Notzingen: Friedrich Roppelt, Herdfeldstraße 35, 73 Jahre
Weilheim: Maria Koch, Kalixtenbergstraße 28, 97 Jahre; Paula Schuh, Kalixtenbergstraße 25, 82 Jahre; Hermann
Müller, Herzogenau 1, 77 Jahre
BEI LA G EN HINWEI S
Unserer heutigen Ausgabe (außer Postvertriebsstücken) liegen Prospekte folgender Firmen bei:
Vögele Moden, Kirchheim, Teilbelegung;
Schuhhaus Dürr, Kirchheim;
Fußgold, Rauner-Apotheke, Teilbelegung;
Steingass, Kirchheim;
Toto-Lotto, Stuttgart
IM P RES SU M
DER TECKBOTE
Die Stadtkapelle bescherte ihren Zuhörern ein außergewöhnliches Konzertereignis.
Foto: Gerald Prießnitz
Kirchheimer Zeitung
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