Ein Semester Studieren in Malaysia – Meine Erfahrungen

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Ein Semester Studieren in Malaysia – Meine Erfahrungen
Ein Semester Studieren in Malaysia – Meine Erfahrungen
Vorbemerkung: Ich hoffe sehr, dass der hierauf folgende – leider nicht allzu kompakt
geratene – Absatz nicht dazu führt, dass der geschätzte Leser bereits einschläft, bevor der
eigentlich interessante Teil folgt. Ich habe diesen jedoch ganz bewusst geschrieben, da ich mir
vorstellen kann, dass es sehr vielen meiner Studienkollegen in niedrigeren Semestern ähnlich
ergehen könnte, wie mir damals.
Zu Beginn meines zweiten Semesters im Studiengang ASE besuchte ich im Herbst 2014
etwas widerwillig eine Veranstaltung, die über die Möglichkeiten eines
Auslandsstudiensemesters im Rahmen der Fakultät T1 informierte. Widerwillig deshalb, da
ich eigentlich nur von meinen Kollegen, die mit mir zusammen das kooperative
Studienmodell bei Bosch machen, dazu überredet wurde, da alle ein Auslandssemester
machen wollten. Auch nach der an sich in der Tat interessanten Veranstaltung war ich noch
nicht sehr überzeugt, auch wirklich ein Auslandssemester zu absolvieren. Ich war seit jeher
eher der heimatbezogene Typ gewesen und konnte mir einfach nicht vorstellen, meine
gewohnte Umgebung für längere Zeit zu verlassen. Dadurch, dass sich jedoch tatsächlich alle
meiner Bosch-Kollegen, mit denen ich aufgrund der zusammen begonnenen/abgeschlossenen
Ausbildung und des gemeinsam begonnenen Studiums eng verbunden bin, dazu entschlossen
hatten, ein Auslandssemester zu absolvieren, kam ich dann doch stark ins Grübeln, da ich –
etwas plump formuliert – nicht als einziger meiner Kollegen in Heilbronn „versauern“ wollte,
während sich die anderen in dieses Abenteuer stürzen und die Welt erkunden. Für mich selbst
entschied ich dann zunächst: „Komm schon, alle sagen, dass es eine super Erfahrung ist. Du
hast nichts zu verlieren. Zieh es durch. Jetzt oder nie!“. Nachdem die zugegeben nicht leichte
Entscheidung, es tatsächlich durchzuziehen, gefallen war, überlegte ich mir zunächst, eine
Bewerbung für Newcastle abzugeben, da mir England auf meinen drei vorherigen
Kurzbesuchen immer recht gut gefallen hatte und mir als altem Fußballfan der Gedanke
sympathisch war, in einer Stadt zu leben, in der alle zwei Wochen die Premier League live zu
sehen wäre. Als meine Entscheidung schon fast gefallen war, erwähnte mein Kollege Simon
am Mittagstisch in der Mensa, dass er überlege, nach Malaysia zu gehen, sich aber nicht
sicher sei, ob er sich alleine traue. Ich fragte mich insgeheim zunächst, ob er noch ganz sauber
wäre, informierte mich dann am Abend aber doch interessehalber mal über das Land, von
dem ich ehrlichgesagt nichts wusste, außer dass es irgendwo in Asien liegt und seit vielen
Jahren dort ein Formel1-Rennen stattfindet. Ich fand sehr viele interessante Details über das
Land heraus und als ich dann noch (da ich mich allgemein für die Fliegerei interessiere)
bemerkte, dass es von Kuala Lumpur aus unglaublich günstige Flüge in den gesamten
(südost-)asiatischen Raum gibt, war mein Interesse endgültig geweckt. Nach einigen
Gesprächen mit Simon, meinen Eltern und Moritz – einem weiteren Bosch-Kollegen –
entschied ich mich dann schlussendlich tatsächlich dazu, mich für das Auslandssemester in
Kuala Lumpur an der Universiti Tenaga Nasional (kurz „Uniten“) zu bewerben, ganz nach
dem Grundsatz „Man soll sich im Leben auch mal etwas trauen“. Sofern der werte Leser an
dieser Stelle noch nicht eingeschlafen ist, werde ich im Folgenden noch einige Worte zu den
Vorbereitungen im Vorfeld des Auslandsaufenthaltes loswerden 
Bis zum Ende der Bewerbungsfrist von Seiten den HHN Ende Januar wurden alle nötigen
Unterlagen abgegeben und dann hieß es zunächst erstmal warten. Nach einigen Wochen
bekamen wir dann die Zusage der HHN, dass wir von ihrer Seite aus nominiert sind für ein
Auslandssemester an unserer Wunsch-Universität in Malaysia. Auch einige weitere
Vorbereitungen wie z.B. Gespräche mit einem Tropenarzt bezüglich empfohlener Impfungen
(Achtung sehr teuer (bei mir über 500€), am besten vorher informieren, ob oder in welchem
Rahmen die Krankenkasse das zahlt), Kümmern um einen Zwischenmieter der Wohnung,
Bewerbungen um Auslandsstipendien, Gespräche mit unseren „Malaysia-Vorgängern“ (an
dieser Stelle weise ich darauf hin, dass man mich bei Fragen sehr gerne kontaktieren kann!)
usw. wurden langsam getroffen. Wir mussten dann allerdings sehr schnell erfahren, dass wir
es auf Seiten der Malaysier mit einer anderen Mentalität zu tun haben, was die Bearbeitung
von Unterlagen angeht. Erst Ende Mai erhielten wir unsere Bewerbungsunterlagen von der
Uniten und während alle anderen Kollegen, die nach Spanien, England und in die USA
gingen, schon lange alle Formalitäten erledigt hatten, mussten wir bis Mitte August (!)
warten, bis wir überhaupt mal die Bestätigung (offer letter) von Seiten der Uniten bekamen,
dass wir für das Austauschprogramm angenommen sind. Ein weiteres Problem war dann, dass
wir eigentlich von der Uniten Unterlagen bekommen hätten müssen, mit denen wir in
Frankfurt auf dem malaysischen Generalkonsulat ein sog. „Single Entry Visum“ beantragen
hätten müssen, welches dann vor Ort in Malaysia in ein Studentenvisum umgewandelt werden
hätte müssen. Von der Leiterin des Frankfurter Generalkonsulats wurde mir persönlich
erklärt, dass dies so gemacht werden müssen und ich wurde eindringlich gewarnt, ohne das
Single Entry Visum einzureisen, da ich sonst als Student illegal im Land wäre. Nachdem wir
über unser Heilbronner IO (International Office) und Prof. Dr. Meroth über mehrere Wochen
immer wieder versucht hatten, diese Unterlagen doch noch zu bekommen und aufgrund der
ungeklärten Sachlage sogar unseren Flug um eine Woche verschoben hatten, mussten wir
einsehen, dass es wahrscheinlich bis Weihnachten nichts wird, wenn es über den offiziellen
Weg gehen funktionieren soll. Deshalb entschieden wir uns dann (was zumindest mir
Bauchschmerzen bereitete) auf Anraten von Herrn Muzaimi vom IO der Uniten dazu,
zunächst als Touristen einzureisen und uns vorerst nicht als Studenten registrieren zu lassen,
bis die Visumsangelegenheit geklärt wäre. Somit stand die Entscheidung fest, Anfang
Oktober würde es dann endlich losgehen nach Malaysia. Einige Monate zuvor hatten uns
bezüglich unseres „Carriers“ bereits für Emirates entschieden, da wir zum einen noch einen
eintägigen Zwischenstopp in Dubai machen wollten und zum anderen vom großen Vorteil
profitieren wollten, auch als Economy-Flieger 30kg Gepäck mitnehmen zu dürfen (was sich
im Nachhinein auch als sehr gute Entscheidung erwies). Als kleiner Tipp noch an dieser
Stelle: Unsere Flüge haben wir beim Reisebüro „STA Travel“ gebucht, welches den großen
Vorteil bietet, dass es spezielle, zum Teil deutlich billigere Studententarife anbietet und man
zusätzlich je nach Airline sehr günstig umbuchen kann (im Falle von Emirates für 50€).
Unsere Flüge haben dann insgesamt ca. 700€ gekostet (Hin- und Rückflug), was ich in
Anbetracht der wirklich überragenden Servicequalität, den 30kg Freigepäck und der Tatsache,
dass es sich um insgesamt vier, jeweils knapp siebenstündige Flüge handelt, wirklich mehr als
angemessen finde. So, nun aber wirklich genug Worte zur Vorbereitung, irgendwann sollte es
dann ja auch mal losgehen 
Am Morgen des 05. Oktober 2015 ging es dann endlich los. Sehr gespannt, was uns wohl
erwarten würde (jedoch und auch mit etwas Sorge aufgrund der Visumsproblematik) stiegen
wir in die Boeing 777 von Emirates und flogen mit dem Flug EK44 von Frankfurt nach
Dubai, wo wir nach einem sehr komfortablen Flug (mit tollem Essen und Entertainment!)
dann am frühen Abend landeten (2h Zeitverzögerung). Da wir uns wie schon erwähnt auch
Dubai mal kurz anschauen wollten, hatten wir uns für einen eintägigen Stopover entschieden.
Wir ließen uns also von durchaus nicht sonderlich freundlichen arabischen Grenzbeamten ein
Touristenvisum in unseren noch jungfräulichen Reisepass stempeln, holten unser Gepäck,
verließen den Flughafen und erlebten zum ersten Mal (meine Kollegen Simon und Moritz
waren noch nie außerhalb Europas gewesen, ich außer einmal USA auch noch nicht) eine
„nicht-westliche“ Kultur hautnah. Auch wenn es schon Oktober war, war es noch unglaublich
schwül-warm in der Nacht und unfassbar heiß am Tag (sogar Bushäuschen sind kleine
klimatisierte Kabinen, dass man nicht verdampft beim Warten). Wir aßen zum ersten Mal
Original arabisches Essen, schauten uns das höchste Gebäude der Welt (Burj Khalifa, 828m)
von unten und von oben an, schlenderten durch die riesige Dubai Mall in Downtown und
schauten ins aus kleinerer Entfernung auch das berühmte Burj al Arab Hotel außerhalb des
Stadtkerns an. Alles in allem würden wir den eintägigen Stopover in Dubai (länger ist aber
eher nicht nötig) jedem weiterempfehlen, es lohnt sich! 
Am Abend des 06. Oktober ging es dann also weiter mit Flug EK344 von Dubai nach Kuala
Lumpur, wo wir schließlich am Morgen des 07. Oktobers landeten (weitere 4h
Zeitverschiebung). Nachdem wir zum Glück ohne Probleme unser 90-tägiges Touristenvisum
bekommen und unser Gepäck geholt hatten, sollten wir von einem Mitarbeiter des
International Office am Flughafen empfangen werden. Wie aufgrund der zuvor gemachten
Erfahrungen bezüglich der Organisation der Malaysier im Vorfeld nicht anders zu erwarten
war, war natürlich keiner da, um uns abzuholen. Nachdem ich mich dann geopfert hatte, mit
meiner deutschen Nummer einen Mitarbeiter des malaysischen IOs auf dessen Handy
anzurufen, wurde uns erklärt, dass bald jemand käme, was dann nach einer Stunde tatsächlich
auch der Fall war. Immerhin wurden wir sehr nett von Herrn Muzaimi empfangen und er
kümmerte sich dann zusammen mit Simon gleich darum, dass wir eine malaysische SimKarte bekamen, um erreichbar zu bleiben. Danach wurden wir dann in einem klapprigen,
älteren Van der Universität zu eben dieser gefahren und bekamen auf dem Weg schon einmal
einige Eindrücke, die gleich eine komplett andere Welt zu Deutschland offenbarten, aber auch
nochmal etwas ganz anderes waren als Dubai. Alles war etwas chaotischer, eine gewisse
britische Unsitte (Linksverkehr) sorgte zunächst auch noch für etwas Unbehagen und auch die
Hitze war nochmal eine ganz andere als wir es jemals erlebt hatten, leider auch bedingt durch
das Phänomen „Haze“ zu dem ich später noch etwas sage. An der Uni angekommen (ca. 30
km südlich der Stadt) wurden wir von Dr. Zuhaidi Ali (genannt Dr. Zue), einer Mitarbeiterin
des IO nett empfangen und gleich zum Essen in der Mensa eingeladen. Wir bekamen gleich
etwas über das malaysische Essen erzählt und probierten neben dem obligatorischen Reis (Dr.
Zue war lustigerweise überrascht, dass wir diesen kannten) auch einige völlig unbekannte
Dinge. Danach rief uns Dr. Zue noch zwei Taxis (in eines gingen unsere drei riesige Koffer
nicht rein ), mit denen wir in die Innenstadt zu unserem Hostel „Back home“ (nicht das
billigste, aber sehr empfehlenswert!) gefahren wurden. Dort bekamen wir die Stadt dann
gleich nochmal von einer anderen Seite zu Gesicht, denn es war gerade Rush Hour als wir
ankamen und beim Ausladen des Gepäcks erlebten wir das erste Mal die asiatischen
Rollerarmadas, die sich unaufhaltsam ihren Weg zwischen den Autos hindurch bahnten und
wahlweise zum schnelleren Vorwärtskommen auch nicht davor zurückschreckten, den
Gehsteig mitzuverwenden. Da es mir, wahrscheinlich aufgrund des Zusammenkommens
vieler Umstände (Aufregung, Hitze, neue Umgebung, ungewohntes Essen, Unfähigkeit in
Flugzeugen zu Schlafen…), gelinde gesagt mittelprächtig bescheiden ging, legte ich mich
dann, als wir nach 2h warten endlich ins Zimmer konnten erstmal hin und schlief. Am Abend
ging ich dann mit Simon und Moritz, die die Umgebung schon etwas erkundet hatten während
ich geschlafen hatte, zu einem indischen Corner Shop in der Nähe des Hostels, um eine
Kleinigkeit zu Abend zu essen. Ich aß ein „Naan Garlic“, was ein frisches fladenartiges Brot
mit Knoblauch ist. Es relativ bekannt und wird meist in Kombination mit „Tandoori Chicken“
(geröstetes, lecker gewürztes Hühnchen). Danach ging ich wieder früh schlafen und damit
ging der erste aufregende Tag in Malaysia zu Ende.
Da ich zum einen bezweifle, dass ein 100-seitiger Bericht überhaupt gelesen werden würde
und ich zum anderen auch nicht wochenlang mit dem Schreiben dieses Berichts beschäftigt
sein will, werde ich die folgenden Wochen und Monate nicht mehr in der Ausführlichkeit
beschreiben, wie ich es auf den vergangenen Seiten getan habe. Ich hoffe und denke, dass die
ausführlich geschilderten Vorbereitungen und der erste Tag ganz interessant zu lesen waren 
In den folgenden ersten Tagen haben wir dann erstmal unsere neue Heimat erkundet. Immer
wieder interessantes Essen gegessen (vom Hostel aus hatten wir auch eine „food experience
tour“ gemacht), im Hostel viele nette Leute kennengelernt (Einheimische und Touristen) und
die komplett andere Kultur mit allen Sinnen eingeatmet. Wenn wir gerade schon beim Thema
atmen sind… Vorhin erwähnte ich bereits den „Haze“. Dieses mächtig unangenehme
Phänomen ist eine Art Smog, der in Malaysia und einigen Nachbarstaaten leider im Herbst
oft auftritt, wenn in Indonesien auf Sumatra und Borneo großflächige Brandrodungen
stattfinden und oft auch außer Kontrolle geraten. In Kombination mit dem 2015 besonders
stark auftretendem Wetterphänomen El Niño war der Haze in Indonesien, Malaysia und
Singapur so schlimm wie seit längerem nicht mehr. Unsere ersten drei Wochen in Malaysia
waren deshalb sehr geprägt von grauem, verschleiertem Himmel und schlechter Sicht. Da in
der geplanten ersten Vorlesungswoche dann die Luftverschmutzung (Malaysia API =
Malaysia Air Pollution Index, abzulesen von gleichnamiger Smartphone-App) auf ein
gesundheitsschädliches Niveau stieg, fiel diese sogar komplett aus. Erst nach knapp drei
Wochen konnten wir dann das erste Mal wieder blauen Himmel sehen. Zum Glück ging es
dann ab Ende Oktober steil bergauf und der Haze hatte sich entgegen teilweise anders
lautender Befürchtungen innerhalb weniger Tage komplett verzogen.
In den ersten vier Wochen war unser Leben vor Ort dann auch noch etwas chaotisch, da wir
zunächst zweimal je ca. 2 Wochen in zwei verschiedenen Hostels wohnten und erst Anfang
November in eine Wohnung eingezogen sind. Wir hatten uns dafür entschieden, nicht auf dem
Campus wohnen zu wollen, da die Wohnungen laut eines Studenten, der vor uns in Malaysia
war, nur sehr spartanisch ausgestattet sind (keine Klimaanlage, kein Kühlschrank, kein
Warmwasser etc…). Wie wir dann zu unserer Wohnung kamen und unter welchen
Umständen wir sie mieteten ist allerdings keine Empfehlung wert, denn wir schlossen auf
Anraten unseres Immobilienvermittlers mit dem Besitzer der Wohnung einen Einjahresvertrag
ab, da wir die Wohnung ansonsten nicht bekommen hätten. Die Wohnung selbst befand sich
in einem komplett neuen Hochhauskomplex und war auch noch komplett neu. Da wir am
Ende (was aufgrund des verfrühten Auszuges allerdings auch wenig überraschend war) unsere
zweimonatige Kaution nicht mehr zurückbekamen, belief sich unsere monatliche Miete pro
Person dann doch auf knapp 300€, was ich persönlich für die 100qm Maisonette Wohnung im
19./20. Stock mit Pool und Fitnessstudio im 21. Stock jedoch auch immer noch akzeptabel
fand. Bezüglich der Anmietung einer solchen Wohnung kann ich leider keinen Tipp geben,
denn so wie wir das abgewickelt haben, war es sicher nicht der reibungslosestes und sicherste
Weg. Ein weiterer Heilbronner Student, der allerdings schon im Master ist und einen
wirtschaftlichen Studiengang absolviert, sprich nicht mit uns, hauste auf dem Campus und
war eigentlich im Großen und Ganzen auch ganz zufrieden, da er – wie wir auch – fast mehr
am Reisen war als in der Wohnung. Zum Thema Reisen komme ich gleich nochmal, nun
jedoch erstmal einige Worte zur Uni.
Der Campus der Uni im Süden von Kuala Lumpur (Google Maps: UNITEN, Jalan IKRAMUNITEN, 43000, Malaysia) ist leider kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Die nächste Bahnstation (Serdang) ist knapp 10km entfernt. Da wir jedoch nur 15km entfernt
wohnten und Taxifahren unglaublich günstig ist (für die 15km zahlten wir immer um die 15
Ringit, was nicht mal 4€ entspricht und bei drei Leuten durchaus verschmerzbar war), ließen
wir uns immer zur Uni kutschieren. Das Gelände der Uni selbst ist nicht mit dem von
Heilbronn zu vergleichen, denn es ist schlichtweg riesig. Es gibt unter anderem mehrere
Sportplätze, eine olympische Schwimmhalle, eine Moschee, mehrere Food courts und
dutzende Vorlesungsgebäude. Das Administrationbuilding war dann unser erster
Anlaufpunkt, als wir uns als Studenten registrieren sollten, was jedoch aus zwei Gründen
nicht klappte. Zum einen wollten wir uns wie schon erwähnt erst registrieren lassen, sobald
wir ein vernünftiges Visum in der Tasche hatten, was zu Beginn ja leider nicht gegeben war.
Zum anderen wurde uns gegenüber leider nicht erwähnt, dass es für die Registrierung
„compulsory“ (also vorgeschrieben) ist, sich offiziell zu kleiden, was für uns Männer
mindestens Anzughemd, Krawatte und eine elegantere Hose bedeutete. Wie wir im
Nachhinein erfahren mussten, fühlten sich einige Mitarbeiter der Uniten dann wohl sogar in
irgendeiner Art persönlich angegriffen, dass wir an diesem Tag in T-Shirt und Jeans
erschienen waren. Kurz bevor wir dann Anfang November (nach immerhin über 4 Wochen)
dann endlich mal unser Visum bekamen, registrierten wir uns dann doch, da uns versprochen
wurde, dass der Erhalt des Visums kurz bevor stünde. Zuvor konnten wir uns bereits
zusammen mit der Leiterin des Departments „Electrical Engineering“ (kurz „EE“) unsere
Kurse aussuchen. Hier war unsere Devise, dass wir zumindest gerne 2-3 Kurse belegen
wollten, diese jedoch so auswählen, um genug Zeit zum Reisen zu haben. Wir entschieden
uns schließlich für Technical Communication (technisches Englisch), Engineering Economics
(BWL) und Image Processing (Bildverarbeitung), da wir bei diesen Fächern zugesichert
bekamen, sie angerechnet zu bekommen und diese relativ günstig, an zusammenhängenden
Wochentagen stattfanden. Grob zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich das Studieren in
vielerlei Hinsicht komplett vom Studieren in Deutschland unterscheidet. Zum einen ist die
Schwierigkeit des Stoffes im Allgemeinen zwar leichter als in Deutschland, zum anderen ist
es aber auch wieder schwerer, da diese Inhalte oftmals komplett stupide auswendig gelernt
werden müssen, was uns angehenden Ingenieuren schon sehr gegen den Strich ging. Das
Studiensystem ist im Allgemeinen auch viel verschulter als in Deutschland und
eigenständiges Denken wird nicht sehr groß geschrieben. Man bekommt stets genau gesagt,
was man tun muss und wird viel mehr an die Hand genommen, als das in Deutschland der
Fall wäre. Das äußert sich auch darin, das bereits unter dem Semester viel mehr von einem
gefordert wird und über das gesamte Semester in allen Fächern immer schon kleine Quizzes,
Zwischentests und Assignments, aber teilweise auch ganze Project paper geschrieben bzw.
abgegeben werden müssen. Die Note des final exam zählt dann jeweils nur noch zwischen 40
und 50 Prozent, was ein Vorteil sein kann, aber nicht muss. Wir drei waren uns jedoch einig,
dass uns das Studieren in Deutschland deutlich besser gefällt, da es einem mehr Freiheiten
lässt und man auch mal selber Denken muss. Wir strengten uns in den drei Fächern die wir
belegten dann auch ordentlich an und wurden am Ende dann auch mit (sehr) guten
Ergebnissen belohnt. Um die Fächer oder das Studieren allgemein noch genauer zu
beschreiben, könnte ich wahrscheinlich alleine mehrere Seiten schreiben, ich wollte es jedoch
kurz halten und verweise darauf, dass ich gerne Genaueres erkläre, sollte mich jemand
kontaktieren.
Nun noch einige Worte zu dem, warum man im Allgemeinen ein Auslandssemester macht.
Wir wollten natürlich nicht ausschließlich Studieren, sondern in die für uns drei komplett
neue südostasiatische Kultur eintauchen und so viel wie möglich Reisen und erleben. Auch
hier muss ich leider sagen, dass es den Rahmen eindeutig sprengen würde, wenn ich alle
unsere Reisen bis ins Detail erkläre würde. Für Reisen innerhalb von Malaysia bzw. der
westlichen malaysischen Halbinsel auf der Kuala Lumpur liegt, hat sich der Bus als
komfortables und sehr günstiges Fortbewegungsmittel bewährt. Wir fuhren vom relativ neu
errichteten Busterminal „Terminal Bersepadu Selatan“ (kurz TBS) zu insgesamt 4 Zielen, die
ich kurz beschreibe: Als erstes fuhren wir nach Melaka, eine Unesco Weltkulurerbestadt etwa
150 km südlich von Kuala Lumpur am Meer gelegen. Die Stadt ist architektonisch mit einer
Altstadt aus der holländischen und portugiesischen Kolonialzeit ein kompletter Gegensatz
zum restlichen Malaysia. Ehrlichgesagt hatten wir uns noch etwas mehr versprochen, aber
einen Tagesausflug von Kuala Lumpur aus kann man schon mal machen, mehr ist aber nicht
nötig. Unser zweiter Ausflug führte in die Cameron Highlands, eine Bergregion ca. 200km
nördlich von Kuala Lumpur. Dort blieben wir mehrere Tage, was auch die richtige
Entscheidung war, da die Landschaft rund um die bedeutendste Stadt der Region „Tanah
Rata“ einfach atemberaubend ist. Zum einen ist das Klima für längere Wanderungen durch
den umliegenden Regenwald dort deutlich angenehmer ist (tagsüber um die 25°, nachts sogar
nur um 10-15°). Ein weiteres toll anzusehendes Highlight der Cameron Highlands ist der weit
über die Region bekannte Tee, der dort in riesigen Plantagen angebaut wird. Unsere dritte
Busfahrt führte nach Penang, eine Insel im Norden von Malaysia in unmittelbarer Nähe zur
westlichen Küste der westlichen Halbinsel. Dort besuchten wir eine Mitabiturientin von
Simon, die dort bei Bosch ihr Praxissemester absolvierte. Auch auf Penang gibt es mit der
Hauptstadt dieses Bundesstaates Georgetown eine Unesco Weltkulturerbestadt. In der Altstadt
gibt es viele sehenswerte Moscheen und Tempel, aber auch die künstlerische Streetart an den
Häusern ist schön anzusehen und bietet tolle Fotomotive. Von Penang aus haben wir dann
noch einen zweitägigen Ausflug nach Langkawi, eine wunderschöne, grüne Insel mit
Bilderbuchstränden, die nochmal etwas nördlich von Penang, direkt an der Seegrenze zu
Thailand, liegt. Dort fuhren wir allerdings mit einem Schiffchen hin, was auch nicht sehr teuer
war und flogen am Ende zurück nach Kuala Lumpur. Zu den Flügen sage ich gleich auch
noch etwas, doch erstmal noch zu unserer letzten Busreise, welche über Silvester nach
Singapur ging. Bei den anderen Busfahrten kann ich mich an die genauen Preise nicht mehr
erinnern (auf jeden Fall sehr günstig), aber bei diesem Trip (ca. 350km) weiß ich noch, dass
es ziemlich genau 10€ waren. Die Busse sind nicht immer die neusten (natürlich gibt es auch
moderne Luxusbusse für mehr Geld), dafür aber sehr komfortabel, da sie in einer Reihe nur
drei sehr breite Sitze haben (zumindest war das bei unseren vier Bussen der Fall). Zu
Singapur muss man nicht viel sagen, außer dass man die Chance auf keinen Fall verpassen
sollte, dieser in jeglicher Hinsicht absolut faszinierenden Metropole einen Besuch abzustatten,
wenn man schon mal in der Nähe wohnt. Was man allerdings sagen muss ist, dass es über
Silvester Städte gibt, in denen es deutlich mehr „abgeht“. Durch die bekanntlich sehr strenge
singapurische Gesetzgebung, ist alles etwas eingeschränkt und auch das staatlich organisierte
Feuerwerk, das vor dem berühmten Marina Bay Sands stattfindet, war etwas enttäuschend, da
sehr kurz und auch räumlich eben auf genau diesen Bereich beschränkt. Ansonsten kann ich
aber nur eine uneingeschränkte Empfehlung geben, sich diesen Schmelztiegel mal anzusehen.
Von Singapur flogen wir dann wieder zurück nach KL.
Womit wir beim Thema Fliegen wären. Wir wählten aufgrund des unschlagbar guten PreisLeistungsverhältnisses AirAsia sozusagen als unseren „personal carrier“. Nicht alle Reisen
machten wir zu dritt, zu meinen diversen Flugreisen (18 Flüge kamen insgesamt
zusammen) will ich aber noch einige Worte verlieren. Die erste Reise ging gleich in der
zweiten Woche (um dem Haze in KL ein wenig zu entfliehen) nach Kota Bharu, von wo aus
wir mit Taxi und Boot auf die Perhentian Islands fuhren, die sich im Norden nahe der
östlichen Küste der westlichen malaysischen Halbinsel im südchinesischen Meer befinden.
Insgesamt ein lohnenswerter Ausflug auf diese traumhaften Inseln mit azurblauem Wasser,
der dank der niedrigen Preise von AirAsia auch ein Schnäppchen war (Hin- und Rückflug
unter 50€ ). Zwei Mankos waren nur, dass die Saison eindeutig gerade zu Ende ging und,
dass es der Haze leider auch noch (zwar etwas abgeschwächt…) in den Norden geschafft
hatte. Dennoch reichte es für den ersten deftigen Sonnenbrand bei Simon und mir…
Meine zweite Reise ging dann Ende Oktober zusammen mit Simon nach Siem Reap in
Kambodscha. Der Ort selbst ist nicht ganz so bekannt, umso berühmter ist jedoch die in
unmittelbar in der Nähe befindliche Tempelanlage Angkor Wat, die einfach nur
beeindruckend ist und den Besuch auf jeden Fall wert ist. Auch Siem Reap selbst ist eine
interessante Stadt mit einem lebendigen Nachtleben und einem tollen riesigen Markt auf dem
man günstig allerlei interessante Dinge erwerben kann (Handeln konnte ich nicht bevor ich
nach Asien ging, jetzt würde ich mich schon als Fortgeschritten bezeichnen).
Die dritte Flugreise ging dann mit Moritz raus aus Südostasien in eine komplette andere Welt,
nämlich nach Hongkong. Wir waren beide von Hongkong sehr beeindruckt und verstehen
nun, warum diese Weltstadt zu den schönsten der Welt gezählt wird. Die britische
Kolonialvergangenheit (Unabhängigkeit erst seit 1997) ist noch allgegenwärtig und ist gepaart
mit viel chinesischer Kultur eine sehr interessante Mischung. Die Stadt, deren diverse
Stadtteile auf der einen Seite zu den dichtest besiedelten Gebieten der Erde gehören, ist
dennoch sehr grün, hat viele Parks und unweit der Stadt noch richtige Wälder. Von Hongkong
aus machten wir noch zwei Tagesausflüge. Am einen Tag fuhren wir mit dem Katamaran in
die zweite bekannte chinesische Sonderverwaltungszone, die auch das Las Vegas des Ostens
genannt wird, obwohl sie eben diese Stadt bezüglich der Umsätze schon längst 6- oder 7-fach
übertrumpft hat. Es ging also in die Glücksspielmetropole Macau, welche ihrerseits erst seit
1999 seine Unabhängigkeit von Portugal erhielt. Ich selbst schaute mir vor Ort jedoch lieber
den zu dieser Zeit stattfindenden Macau Grand-Prix an, welcher auf einem Stadtkurs, ähnlich
dem von Monaco (nur noch enger teilweise) ausgetragen wird. Während ich also über 40€ für
die Karte ausgeben musste, verspielte Moritz erfolgreich einen höheren Betrag im Venetian,
dem weltgrößten Kasino  Insgesamt hätten wir dort gerne noch etwas länger Zeit verbracht,
da es auch kulturell und architektonisch aufgrund der portugiesischen Vergangenheit noch
einiges mehr zu sehen gegeben hätte, aber eine Übernachtung dort konnten wir uns nicht
leisten. Da in China das Glücksspiel nämlich offiziell verboten ist, in Macau aber nicht,
kommen alle reichen und/oder zocksüchtigen Chinesen dort hin, was die Übernachtungspreise
ziemlich treibt… Nach unserer Rückkunft aus Macau, nahmen wir uns am nächsten Tag noch
vor, einmal nach Festlandchina rüber zu gehen, was von Hongkong aus als Sonderfall ohne
zuvor zu beantragendes Visum möglich ist, solange man die Grenzstadt Shenzhen nicht
verlässt und nicht länger als 24-48h bleibt. Nachdem wir dann mit etwas Verzögerung an der
U-Bahn/Grenzstelle „Lo Wu“ unser Eintagesvisum in den Pass geklebt bekommen hatten und
eingereist waren, konnten wir für einige Stunden nochmals eine merklich andere Welt
erleben. Während in Hongkong und Macau eigentlich alles zusätzlich zu Chinesisch auch auf
Englisch erklärt war, war das dann in Shenzhen, das zur „normalen“ VR China gehört so gut
wie gar nicht mehr der Fall. Nachdem wir ein wenig durch die Stadt geschlendert waren und
einen sehr interessant schmeckenden Reis-Burger (statt Brot hatte dieser oben und unten
gepressten Reis) beendeten wir das Kurzabenteuer China schon wieder, welches sich aber
auf jeden Fall gelohnt hatte. Am letzten Tag erkundeten wir mit den doppelstöckigen
Straßenbahnen, für die Hongkong auch bekannt ist nochmal die Stadt und statteten am Ende
noch „Tian Tan“, der weltweit größten, sitzenden Buddha-Statue einen Besuch ab, bevor wir
wieder zurückflogen.
Am darauffolgenden Wochenende hieß es „nächster Stopp Indonesien“, denn wir flogen nach
Medan auf Sumatra, wo wir einen Dschungeltrip gebucht hatten, auf welchen wir durch die
Mitabiturientin von Simon aufmerksam wurden. Nach einer fast sechsstündigen Fahrt vom
Flughafen in den tiefsten Dschungel in einer Nacht im „Dschungelbasishotel“ des
Veranstalters starteten wir zu einer atemberaubenden, dreitägigen Tour durch den Dschungel
(mit 2 Übernachtungen in der absoluten Wildnis), auf welcher wir Tiere und Pflanzen in freier
Wildbahn sahen, die man eben nur im Dschungel sehen kann. Alles genau aufzuzählen würde
wieder mal den Rahmen sprechen, deshalb vielleicht nur noch mein Highlight. Das war, als
mich eine – unserem Dschungelführer bekannte – Orang-Utan Dame als „Geisel“ nahm und
mich erst wieder losließ, nachdem sie unsere kompletten Obstvorräte erpresst hatte. Diese
Aktion, die nicht ganz so ungefährlich war, wie sie klingt, ist so eine, die man in einem Zoo
niemals erlebt hätte und obendrein auch etwas, das ich meinen Enkeln noch erzählen kann.
Nach den drei wahnsinnig spannenden Tagen im tiefsten Dschungel ging es (leicht stinkend)
wieder zurück nach KL.
Wieder ein Wochenende später war der Penang/Langkawi Ausflug, von dem ich vorhin schon
erzählt hatte.
Das Wochenende darauf hieß das Ziel Bangkok. Wie nicht anders zu erwarten war, war auch
diese Stadt (nach allem was man schon im Vorfeld so gehört hatte) mehr als nur
beeindruckend. Durch den wenige Wochen zuvor verübten Terroranschlag und eine
Terrorwarnung, die kurz vor unserer Abreise für ganz Thailand ausgegeben wurde, war uns
(oder zumindest mir) zwar auch etwas mulmig gewesen, doch glücklicherweise blieb während
unseres Aufenthaltes alles ruhig. Am ersten Tag war die Innenstadt von Bangkok größtenteils
lahmgelegt und auch sehr viele Geschäfte/Märkte hatten geschlossen, was mit dem FahrradKorso zusammenhing, das unter dem Motto „Bike for Dad“ zu Ehren des thailändischen
Königs und dessen 88. Geburtstag veranstaltet wurde. In den folgenden Tagen war dann alles
wieder normal und wir konnten uns ohne größere Einschränkungen in die bebende Weltstadt
stürzen. Wir sahen uns tagsüber viele Tempel, Märkte und weitere Sehenwürdigkeiten an und
meine Kollegen probierten natürlich auch das weltberühmte Nachleben auf der „Khaoson
Road“ aus. Da die Feierei allgemein nicht meine Lieblinsgbeschäftigung ist und ich aufgrund
eines in der Vorwoche auf Langkawi durchgeführten Stunts auch noch nicht komplett
schmerzfrei laufen konnte, verzichtete ich darauf dankend  Nach einem Besuch auf einem
der größten Märkte Bangkoks am letzten Tag (zu dem wir mit einem Bus fuhren, bei dessen
Zustand ein deutscher TÜV-Prüfer wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen wäre…) flogen wir
wieder zurück ins „heimatliche“ KL.
Der nächste Ausflug war dann der bereits erwähnte nach Singapur über Silvester, zu dem ich
an dieser Stelle nichts mehr schreibe.
Darauffolgend flog ich mit meiner Schwester, die mich in KL besuchte, anlässlich ihres
Geburtstages nochmal nach Thailand, diesmal allerdings nach Krabi. Dort konnten wir neben
Entspannen am Strand, Elefantenreiten und leckerem Essen auch noch eine tolle Bootstour
machen, die unter anderem auf die berühmten Phi-Phi-Islands führte und auch den aus Filmen
bekannten Maya-Bay nicht ausließ. Noch nie in meinem Leben hatten meine Schwester und
ich Wasser gesehen, welches so Türkis war. Auch dieser Ausflug lohnte sich also ganz
eindeutig.
Als letzte Reise vor unserer Klausur- und Projektabgabephase, suchten wir uns dann noch die
Philippinen aus. Auch hier hatte ich zunächst etwas Bauchschmerzen, da das Deutsche
Auswärtige Amt schrieb, dass auf der Insel, auf der wir unser Wochenende verbringen
wollten, ein Entführungsrisiko nicht völlig ausgeschlossen werden könne. Am Flughafen von
Kalibo angekommen, gab es ein Überangebot an Vans, die einen nach Caticlan fahren
wollten, weshalb wir durch Handeln dann auch einen guten Preis für die zweistündige Fahrt
erzielen konnten. Von Caticlan aus musste dann noch eine nur etwa fünfminütige Bootsfahrt
auf unsere angestrebte Insel „Boracay“ absolviert werden, welche im Preis sogar enthalten
war. Zur Insel selber kann ich nur sagen, dass sie landschaftlich wirklich wunderschön war
und auch einen tollen, weißen Sandstrand hatte. Mir war es jedoch zu viel Party und Sauferei
dort (die Insel ist auch bei den Chinesen eine sehr beliebte Urlaubsinsel), meinen beiden
Kommilitonen gefiel das aber sichtlich  Was die Sicherheit angeht, waren meine Bedenken
glücklicherweise nicht gerechtfertigt, aber ein wenig Vorsicht schadet ja nie. Am zweiten Tag
machten wir einen Ausflug zurück nach Kalibo, um uns dort das sog. „Ati-Atahan Festival“
anzusehen. Hierbei handelt es sich um ein sehr buntes, karnevalsähnliches, religiöses Fest, das
durch sehr fröhliche Musik und Tänze geprägt ist. An unseren letzten Tag auf Boracay
machten wir noch einen sehr coolen Segeltörn auf einige umliegende Inselchen, bei dem wir
die Beine richtig schön in das warme, glasklare Wasser baumeln lassen konnten.
Mein letzter Ausflug ging dann nach dem letzten final exam in unserer letzten Woche nach
Vietnam, genauer nach Ho-Chi-Minh-City (ehem. Saigon). Auch dieser spontane letzte Trip,
erwies sich als sehr lohnenswert, zumal ich mit umgerechnet 47€ für Hin- und Rückflug
(knapp zweistündiger Flug) wieder mal ein echtes Schnäppchen ergattert hatte  In den zwei
Tagen vor Ort sah ich mir zunächst zu Fuß die beeindruckende, quirlige Metropole an (in der
man aufpassen muss, nicht von einem/einer der zigtausend, teilweise völlig kamikazeartig
fahrenden Rollerfahrer(innen) über den Haufen gefahren zu werden. Am zweiten Tag schaute
ich mir mit einer geführten Tour die etwa 60km nördlich der Stadt liegenden Cu Chi Tunnel
an, die damals im Vietnamkrieg von den Vietcong gegraben wurden. Es hatte durchaus etwas
sehr bedrückendes (nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes), durch diese Gänge zu robben
und ich würde es klaustrophobischen Menschen auch nicht unbedingt ans Herz legen, allen
anderen abenteuerlustigen aber durchaus  Nach drei wiederum mehr als interessanten Tagen
stiegt ich dann das letzte Mal in eine AirAsia Maschine und flog zurück nach KL.
Am folgenden Tag war dann Packen und Auszug aus unserer Wohnung angesagt, da wir am
nächsten Morgen nach einer Nacht in unserem Hostel der ersten zwei Wochen („back to the
roots“) abreisen würden. Wir gingen abends ein letztes Mal in eine Rooftopbar (auf dem Dach
des Traders Hotel im KLCC) mit Blick auf die auch nach knapp 5 Monaten in Malaysia noch
immer beeindruckenden Petronas Twin-Towers (sie sind nach wie vor die höchsten
Zwillingstürme der Welt) und sinnierten ein wenig über unseren Aufenthalt in Malaysia. Nach
einer sehr kurzen Nacht, dem glücklicherweise erfolgreich – sprich ohne Zuzahlung –
gelungenen Abgeben unserer zusammen exakt 92,4kg schweren Koffer und einem
Abschiedsfrühstück mit Dr. Zue vom IO bestiegen wir dann wiederum eine Boeing 777
Richtung Dubai, womit der Lebensabschnitt „Ein Semester Studieren in Malaysia“ endgültig
endete. Nach einem zweistündigen Zwischenstopp in Dubai und dem anschließenden
Weiterflug (als „Abschlusshighlight“ in einem fast neuen Airbus A380) waren wir dann dank
der uns in diesem Fall (Flug nach Westen) entgegenkommenden Zeitverschiebung noch am
selben Abend in Frankfurt und wurden von Verwandtschaft und Begleitung emotional
empfangen.
Abschließend kann ich nur sagen, dass meine Entscheidung, dieses Auslandssemester zu
absolvieren wohl eine der besten meines Lebens war. Niemals möchte ich all die Erfahrungen
und Eindrücke missen, die ich in diesen knapp fünf Monaten gemacht und erlebt habe! Zum
einen haben sie ein Stück weit einen anderen Menschen aus mir gemacht, da ich an den vielen
ungewohnten Herausforderungen, die der Umgang mit komplett fremden Kulturen nun mal so
mit sich bringt – denke ich – sehr gereift bin und auch meiner Kommunikationsfähigkeit tat
das ganze ungemein gut. Gerade in der heutigen Zeit und aktuellen politischen Lage, zeigte
mir die Zeit in teilweise ungleich ärmeren Ländern auch eines ganz deutlich: Wie gut es uns
in Deutschland doch eigentlich geht.
Als Fazit vom Fazit kann ich Leuten, die sich wie auch ich zunächst nicht trauen, die
Auslandserfahrung (alleine) zu machen, nur Folgendes raten: Schnappt euch einen guten
Freund, überzeugt ihn davon, dieses Abenteuer mit euch zu bestreiten und macht es einfach.
Es wird euch nicht schaden, ganz im Gegenteil 
Matthias Feser
Lohr am Main, März 2016
P.S. Wie bereits im Text erwähnt, bei weiteren Fragen gerne eine Mail an:
[email protected]