DIE FORSYTHIE - FORSYTHIA X INTERMEDIA - Bonsai
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DIE FORSYTHIE - FORSYTHIA X INTERMEDIA - Bonsai
DIE FORSYTHIE - FORSYTHIA X INTERMEDIA DIE SPRÖDE SCHÖNHEIT IN DER BONSAIGESTALTUNG TEIL 1 von Reiner Vollmari ie Forsythie gehört der Familie der Ölbaumgewächse (Oleacaea) an. Zur Gattung Forsythia gehören neun Arten, die vor allem im ostasiatischen Raum beheimatet sind. Forsythia europaea stammt aus dem südosteuropäischem Raum. Die Forsythie, die wir im April als Frühjahrsblüher bewundern ist eine Hybride (F. x intermedia), die sich aus den Arten F. suspensa und F. viridissima entwickelt hat. Hierbei habe ich bewusst auf die Bezeichnung “unsere heimische Forsythie” verzichtet. Genau belegt ist das Datum, nämlich 1833, als die Forsythie aus ihrer Heimat Japan und China, nach Europa gelangte. Damals wurde sie nach dem englischen Gärtner William Forsyth benannt. Ihre attraktiven Blüten sorgten für eine rasche D Verbreitung in ganz Europa und auch Amerika. Die Forsythie ist ein Strauch, der zu einer Höhe von 1,5 bis 3 Metern heranwächst. Ende März bis Anfang Mai blüht die Forsythie sehr reichlich, noch vor dem Austrieb der Blätter. Die Blüte besteht aus vier Kelchblättern, zwei Staubblättern und vier Kronblättern die glockenartig verwachsen sind. Das hat dem Strauch auch den deutschen Namen “Goldglöckchen” eingebracht. Nach der Bestäubung der Blüte bildet sich eine Kapselfrucht. Die Blätter von F. x intermedia haben ein schmal, lanzettförmigen Umriss und erreichen eine Länge von 7 - 12 cm. Nur an besonders stark wachsenden Trieben kommen dreigeteilte Blätter vor. Austriebsvarianten bei Forsythia x intermedia. Links das normale Blatt. Rechts die Blattform an stark treibenden Trieben. In der Bonsaigestaltung kommen dreigelappte Blattformen sehr selten vor. Sie wären auch kaum zu gebrauchen, da bei diesen Blättern sehr lange Internodien entstehen. Die Rindenfarbe des Stammes und der Zweige schwankt zwischen einem hellen Braun bis leicht olivefarbenen Tönen. Wichtig in der Bonsaigestaltung ist es, die Knospen der Forsythie unterscheiden zu können. Die ockerbraun gefärbten Knospen weisen mehrere gegenständig angeordnete Knospenschuppen auf. Neben Seiten- und Endknospen sind auch Beiknospen und Bereicherungsknospen vorhanden. Beiknospen sind in der Regel etwas unterhalb der Seitenknospen angeordnet, während Bereicherungsknospen in den Achseln der Nebenblätter stehen. Die Beiknospen und Bereicherungsknospen dienen häufig der Blütenbildung. Die Blütenknospen werden bereits im Spätsommer des Vorjahres angelegt. Winterlicher Frost kann den Knospen In allen Fachbüchern wird angegeben, dass Forsythien eine Höhe von 1,5 bis 3 Meter erreichen. An einem geschützten Standort können sie aber auch sechs Meter hoch werden. keinen Schaden zufügen. Dies ist wohl für uns Bonsaifreunde ein äußerst günstiger Umstand. Die Forsythie muss im Winter Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt ausgesetzt werden, damit sie im Frühjahr reichlich blüht. Sobald sich aber die Blüten geöffnet haben, sollte die Forsythie vor drohenden Spätfrösten geschützt werden. Denn in der Blüte ist sie sehr frostempfindlich. Alle Forsythien bilden in ihren Zweigen kein volles Mark aus. Bei F. x intermedia findet man ein volles Mark nur in den Nodien (Knospenknoten). Die Internodien sind zumeist hohl, während die Übergangsstellen zu den Nodien ein gefächertes Mark aufweisen. Die Äste sind vierkantig Die Forsythie liebt einen vollsonnigen Standort. Auch wenn sie mit Halbschatten ebenfalls gut zurechtkommt, bemerkt der Bonsaifreund bei einem vollsonnigen Standort eine schönere Blüten- und Blattfarbe. Der Strauch ist bodentolerant. Das heißt das er mit allen Böden gut zurechtkommt, wenn die Feuchtigkeit stimmt. Die Forsythie ist in allen Teilen leicht giftig. Man muss allerdings schon eine große Menge an Blättern, Blüten und Holz verzehren, bevor es zu Unwohlsein mit starker Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall kommt. Während der Strauch in Europa ausschließlich als Zierpflanze angepflanzt wird, gewinnen die Chinesen von F. suspensa Früchte, die antibakteriell und fungizid wirken. Diese werden bei Entzündungen, Fieber und Vergiftungen eingesetzt. Krankheiten kommen bei der Forsythie nur äußerst selten vor. Selten kommt es zu Zweigsterben (Sclerotinia sclerotiorum). Hierbei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die neben der Forsythie auch viele andere Gehölze befallen kann. Dieser Pilz dringt in die Rinde ein und es kommt sehr schnell zu einem Absterben der Rinde. Man nimmt an, dass die Infektion über die Blüten erfolgt, da man beobachten konnte, dass die erste Infektion zumeist an den Blütenknoten auftritt. Man muss sich allerdings keine zu großen Sorgen machen. An befallenen Forsythien treibt der Strauch unterhalb der befallenen Stellen schnell wieder aus. So hält sich der Schaden in Grenzen. In der abgestorbenen Rinde bilden sich sogenannte Sklerotien. Schneidet man diese auf, kann man unter einer schwarzen Kruste ein helles Myzel erkennen. Darin bilden sich Apothezien, die wiederum Askosporen entwickeln, welche die Wirtspflanze weiter schädigen. Wichtig ist es also, bei Befall, alle toten Äste sofort zu entfernen. Als sonstige Krankheit kann dann nur noch Wurzelfäule genannt werden. Diese ist der Bonsaifreund aber meistens selber in Schuld, da er dann ein ungeeignetes Pflanzsubstrat verwendet hat. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Zuchtsorten von der Forsythie. Hierbei handelt es sich zumeist um Zuchtsorten von F. x intermedia. Sie unterscheiden sich aber in der Regel nur über die Blütenfarben. So gibt es sehr kräftige, dunkle Gelbtöne oder eher blasse Farben. Die Gärtnereien bieten da schon eine große Auswahl an. Eigentlich braucht man aber keine Gärtnerei, um an schöne Exemplare von Forsythien zu kommen. Überall sind wildwachsende Büsche zu finden. Sieht man einmal eine besonders schöne Blütenfarbe, schneidet man sich einfach ein paar Steckhölzer und schon hat man in kurzer Zeit viele neue Forsythiensträucher im Besitz. Von den reinen Arten ist besonders die chinesische Hängeforsythie (F. suspensa) interessant. Als Bonsai kann sie gut in eine Trauerweidenform gestaltet werden. Es gibt auch unterschiedliche Hybriden im Handel, wobei F. x spectabilis sehr interessant sein dürfte. Diese Hybride bringt große Blüten hervor die eine schöne gelborangene Farbe besitzen. Die ungeliebte Fremde Zum Schluss des Baumportraits möchte ich auch noch einige kritische Töne anbringen. Wenn sie eine Forsythie besitzen, werden sie bestimmt schon einmal bemerkt haben, dass dieser Strauch von allen Insekten vollkommen ignoriert wird. Das hat den einfachen Grund, der Strauch gehört nicht hierher, er ist ein Fremdling. Keine Biene kann in den Blüten Honig finden, selbst Blattläuse verschmähen die Forsythie. Keine Raupe frisst ihre Blätter und oben genanntes Zweigsterben kommt auch an ihrem ursprünglichen Standort vor. Hier in Europa ist sie immun gegen die allermeisten Krankheiten. Auch wenn die Forsythie ihren Weg über fast die ganze Erde gemacht hat, eigentlich ist diese Vermehrung nicht gut zu heißen. Sie verdrängt einheimische Blütengehölze, Vögel finden keine Nahrung in ihren Zweigen, ökologisch hat sie in unseren Breiten absolut keinen Wert. Bei der Auswahl meiner Bäume schaue ich eigentlich immer danach, dass es Sorten sind, die man als heimisch bezeichnen kann. Die Ausnahmen machen da Acer palmatum und Forsythia. Gerade die Forsythie hat ja wegen der genannten Gründe eine sehr gute Voraussetzung für die Bonsaigestaltung. Die Forsythie in der Bonsaigestaltung Wie man wohl im Pflanzenportrait gut sehen konnte, ist die Forsythie zur Bonsaigestaltung recht gut geeignet. Bisher wurde sie nur kaum beschrieben, in vielen Baum- und Strauchlexiken nicht und auch nur selten in der Bonsaifachliteratur. Viele Bonsaifreunde haben die Forsythie früher als kaum gestaltbar eingeschätzt, da sie mit den bewährten Techniken oftmals nicht den gewünschten Weg des Gestalters folgte. Oft kam es dabei zum Absterben des ganzen Stammes und der Baum trieb danach nur am Stammfuß wieder aus. Das sie eine Forsythie doch sehr gut zum Bonsai erziehen können, möchte ich ihnen im folgenden gerne erklären. Wenn man als Autor seine Kenntnisse weitergibt, ist es wohl so, dass man dann seine gemachten Fehler nicht gerne erzählen möchte. Hier muss ich es aber machen. Gerade wenn ich ihnen auch meine Fehler bei meinen Versuchen mit der Forsythie erkläre, wird es für sie vorstellbar, warum man bei der Forsythiengestaltung oftmals ungewohnte Techniken nutzen muss. Es ist der Weg von “Versuch und Irrtum” der letztendlich zum Erfolg führt. Pflanzenbeschaffung An geeignete Pflanzen für die Bonsaigestaltung zu kommen ist bei Forsythia kein Problem. Der Strauch wächst überall wild und im April kann man an solchen Exemplaren die Blütenfarbe kontrollieren. Wenn man eine schöne Farbe gefunden hat, schneidet man sich einfach ein paar Stecklinge. Die Forsythie ist ja ein Ölbaumgewächs und wie alle Mitglieder dieser Gattung bewurzelt sie sich enorm schnell und zuverlässig. Nur selten bilden Forsythien im Freistand einen einzelnen, starken Stamm aus. Hat man so ein Exemplar gefunden und möchte ihn ausgraben, braucht man natürlich die Erlaubnis des Besitzers. Solche dicken Exemplare lassen sich ebenfalls sehr gut sammeln. An ihrem Fundort kann man sie zumeist bedenkenlos aus der Erde hacken, sie Eine mehrstämmige Jungpflanze. So ein Material sieht der Bonsaifreund in der Regel als ungeeignet für eine Gestaltung an. Die Jungpflanze hat sich nach zwei Jahren Wachstum im Anzuchtbeet sehr gut entwickelt. Nun muss der Wurzelballen ausgewaschen werden, um ihn zu beurteilen. Nur der ist zu diesem Zeitpunkt von Interesse. Die Stammanzahl und die spätere Höhe des Bonsai wird erst später wichtig. Nach dem Auswaschen kommt ein schöner, breiter Wurzelansatz zu Tage. Das könnte ein Baum mit “verbundener Wurzel” werden. In vier Jahren kann hieraus ein schöner Mehrfachstamm-Shohin werden. verwurzeln recht schnell. Ein Nachteil sind nur sehr große Schnittstellen, die bei alten Exemplaren wohl nicht von einem Wundkallus überwallt werden. So besteht die Gefahr, dass der Baum über die Jahre von innen her verfault. So sind nur sehr wenige große Forsythien bei Ausstellungen zu sehen. Zumeist werden sie in Shohin- oder auch in Mamegröße gezogen. Jungpflanzen in einem Anzuchtbeet vorzubereiten ist ein weiterer Weg der Pflanzenbeschaffung. Man lässt eine Pflanze zwei bis drei Jahre wild wuchern und schaut dann nach, was sich daraus machen lässt. Erst wenn man, bei den meist mehrstämmigen Jungpflanzen den Wurzelansatz begutachtet hat, merkt man, dass hier oftmals sehr interessante “Rohware” herangewachsen ist. Stecklinge Bei der Aufzucht eines Forsythienbonsai in Shohingröße lohnt sich immer der Weg über die Stecklingsvermehrung. Schneiden sie ihre Stecklinge nach der Blüte. Bei meinen Versuchen habe ich Stecklinge von schwach wachsenden und von stark wachsenden Ästen geschnitten. Die Stecklinge von schwach wachsenden Ästen sehen für einen Shohin interessanter aus. Sie haben kurze Internodien und Im Torfquelltöpfchen sehen wir sofort, wenn sich die Stecklinge verwurzelt haben. Jetzt können sie incl. dem Töpfchen einfach in einen Blumentopf gepflanzt werden und da bis zum nächsten Frühjahr bleiben. auch schon etwas Bewegung. Während Stecklinge aus stark wachsenden Ästen immer sehr sparrig aussehen. Die Internodien sind oft sehr lang und so bleibt das erste Stammstück bei unserem Steckling kerzengerade und kann auch nicht mehr umgeformt werden. Hier müssen sie einen Mittelweg finden. Anfänger neigen dazu anzunehmen, wenn sie einen Steckling schneiden und Beim ersten Umtopfen ist es sehr wichtig, die senkrecht wachsenden Wurzeln zu entfernen. Nur so wird sich ein breites Nebari entwickeln können. der anwächst haben sie irgendwann einen Bonsai. Das ist natürlich Blödsinn. Um einen guten Bonsai zu erhalten sollte man eine ganze Menge Stecklinge schneiden, mindestens 20 Stück. Im Laufe der Entwicklung der Stecklinge kann so einiges passieren. Jeder Steckling entwickelt sich, trotz identischer Bedingungen, anders. So siebt man die guten Stecklinge über die Jahre immer wieder aus und es werden immer weniger. Am Ende bleibt dann der beste Zögling über und man ist Stolz einen schönen Bonsai aus einem Steckling entwickelt zu haben. Der frühe Sommer ist eine gute Zeit um Stecklinge zu schneiden. Die frischen Zweige sollten leicht verholzt sein. Stecklinge können sie mit einem scharfen Messer, oder einer Schere schneiden. Schneiden sie immer schräg direkt an einer Nodie (Blattknoten). Nicht zwischen den Nodien schneiden, da dort die hohlen Bereiche des Zweiges liegen. Wurzelhormon kann man natürlich verwenden, aber es ist absolut nicht notwendig. Ihre Stecklinge werden auch so innerhalb von drei bis vier Wochen verwurzeln. Als Stecksubstrat können sie einfache Torfquelltöpfchen nehmen oder einfach nur feuchten Bims. Die Forsythie bewurzelt so gut wie in jedem Substrat. Natürlich sollte das Pflanzsubstrat keinen Dünger enthalten. Wenn ihre Stecklinge verwurzelt sind, pflanzen sie diese bis zum nächsten Frühjahr in einen Blumentopf. Bis dahin machen sie noch nichts an den Wurzeln, die sollen sich erst einmal ein wenig verstärken. Im darauffolgenden Jahr nehmen sie die Stecklinge ganz aus der Erde. Nun Ein Steckling im ersten Jahr. Die löchrigen Blätter sind bei einem Hagelschauer entstanden. Beim zweiten Umtopfen hat sich schon eine kleine Stammverdickung entwickelt. Optimale Wurzelentwicklung. Wieder werden alle senkrecht wachsenden Wurzeln entfernt. Nach dem ersten Wurzelschnitt. Nur radial wachsende Wurzeln sind erhalten worden. Wie man sieht will dieses zarte Pflänzchen schon gleich ein breites Nebari wachsen lassen Nach einem Jahr im Teichpflanzkorb. Sieht soweit ganz OK Eingetopft in Gluthitze. Bisher hatten alle Stecklinge überaus, aber es wäre viel mehr Zuwachs möglich. Die Blätter lebt. Bei dieser Aktion hat es ebenfalls keinerlei Ausfälle sind etwas blass, von der Sommerhitze. gegeben. Forsythien sind enorm belastbar. beginnt direkt die Gestaltung. Hierbei sem frühen Stadium nicht die stark wachgestalten wir aber noch nichts an den senden Bereiche den schwächeren an, Stämmchen, die interessieren noch nicht. erreicht man später kein wirklich gutes Wichtig ist zunächst eine korrekte Nebari mehr. Hat man die Wurzeln Gestaltung des Wurzelansatzes. Alle geschnitten, setzt man die jungen senkrecht wachsenden Wurzeln müssen Pflänzchen wieder für ein Jahr in einen wir entfernen, diese tragen nicht gut geeigneten Topf. Als Substrat für solche genug zur Stammverdickung bei, außer- Jungpflanzen hat sich bei mir für die ersdem soll unser Bäumchen ja später ein- ten zwei Jahre eine Mischung aus gromal in einer flachen Schale hineinpassen. bem Torf und Akadama bewährt. Bei den radial wachsenden Wurzeln müs- Forsythien haben ein enormes Der Wurzelballen hat sich bei den sen wir auch ein Gleichgewicht herstel- Wurzelwachstum. Oftmals heben sie sich meisten Stecklingen sehr gut ent- len. Von allen Seiten sollten die Wurzeln schon im Sommer aus zu kleinen Töpfen wickelt. gleich dicht wachsen. Passt man in die- heraus. Man sollte seinen Stecklingen Da Forsythien im Nebaribereich immer wieder neue Triebe Haben sie ihre Arbeit getan, schneidet man sie ab. Es wird wachsen lassen, kann man diese sehr gut als “Opfertriebe” nicht lange dauern, bis sich neue Triebe entwickeln, die man einsetzen. Sie verdicken gut die Stammbasis. dann wieder als Opfertriebe nutzt. also reichlich Platz für ein ordentliches Wurzelwachstum zur Verfügung stellen. Zu der Zeit (2004) hatte ich schon sehr gute Ergebnisse bei der Aufzucht von Jungpflanzen in Teichpflanzkörben erzielt. So war es für mich absolut klar, dass meine Forsythienstecklinge sich in einem Teichpflanzkorb rasant entwickeln würden. Auch war ich mir sicher, dass sie dabei ein sehr beeindruckendes, breites Nebari erreichen würden. Also topfte ich im Sommer 2003 alles in Teichpflanzkörbe um. und im Sommer 2004 topfte ich alle Stecklinge im Sommer um. Sie haben richtig gelesen, im Sommer. Das habe ich gemacht, um festzustellen wie robust Forsythien wirklich sind. An diesem Tag habe ich meine Stecklinge wirklich gequält. Unter meiner Terrassenbedachung waren über 40°C Hitze. Die Bäumchen ließen sowieso die Blätter hängen, da ich meistens erst in den Abendstunden gieße. Aber trotz dieser Tortur gab es keinerlei Ausfälle. Bis dahin hatte ich schon einmal Forsythien Ende Mai umgetopft und es ist nichts passiert. Aber Anfang Juli, dass war schon gewagt. Nun stelle ich, die Behauptung auf, dass man Forsythien zweimal im Jahr umtopfen kann. In der Bonsaischale heben sie sich oft schon im Sommer heraus, wegen dem enormen Wurzelwachstum. Bei einer älteren Pflanze habe ich es schon einmal probiert, auch hier gab es keinerlei Probleme. Ob das grundsätzlich so machbar ist, muss ich aber erst noch mit mehreren Versuchen beweisen. Das hier beschriebene sollten sie aber bitte nur als Hinweis auf die Vitalität der Forsythie verstehen. Die beste Umtopfzeit ist nach wie vor Ende April, direkt nach der Blüte. Vor dem Umtopfen kann man alle verblühten Knospen mit den Fingern entfernen. Das sichert einen besseren Austrieb aus Blattknospen an altem Holz. Opfertriebe Forsythien haben den Drang immer wieder neue Triebe aus dem Wurzelansatz So eine dichte Mykhorizza wächst nur, wenn das Substrat eine Gesteinsart enthält die zur Ansiedlung von Bodenbakterien hervorragend geeignet ist. Solche Substrate, wie Zeolithe oder Vitakraft Pond, findet man im Teichzubehör. wachsen zu lassen. Kommen diese Triebe an geeigneten Stellen der Stammbasis, kann man sie sehr gut als Opferäste wachsen lassen. Sie helfen dann mit, die Stammbasis noch schneller zu verbreitern. Diese Triebe lässt man nicht zu dick werden und entfernt sie rechtzeitig, damit keine großen Schnittnarben entstehen. Sehr bald werden dann wieder neue Triebe erscheinen, die man wiederum als Opferäste nutzt. Substrat Wie in der Baumbeschreibung, im ersten Teil dieses Artikels, zu lesen ist, sind Forsythien Bodentolerant. Das heißt sie kommen mit jeder Erde und jedem Substrat zurecht. Für uns Bonsaifreunde ist das natürlich eine schöne Sache. Man hat immer irgendein Substrat, indem man seine Forsythien pflanzen kann. Im Laufe der Jahre standen meine Forsythien in reinem Akadama, oder in grobem Torf, oder in Bims und auch in purem Lava. Nie hat es irgendwelche Probleme gegeben, sie wuchsen immer ausreichend stark und blühten zuverlässig. In der Bonsaischale rate ich aber auch hier dringend von Blumenerde ab. Die verdichtet in kurzer Zeit stark und es kommt zu Staunässe. Eine gute Mischung ist etwas grober Torf, Akadama, Bims und noch etwas Das Bodenbakteriensubstrat liegt in einer Körnung von 6 -8mm vor. Es ist staubfrei und kann jeder Substratmischung beigemengt werden. Zeolythe. Darin stehen alle meine Forsythien. Bei der Aufzucht in einer Holzkiste, mit einem Substrat das Zeolythe oder ein anderes Gestein aus dem Teichzubehör enthält, kann man dann schon einmal eine verblüffende Entdeckung machen. Bei einer Forsythie, die weiter unten noch beschrieben wird, nutzte ich das Teichsubstrat “Vitakraft Pond”. Nach einem Jahr hatte das kleine Bäumchen die riesige Holzkiste vollkommen durchwurzelt. Als ich den Baum aus der Kiste schnitt (herausheben ging nicht mehr, die Wurzeln waren so dicht, dass der Baum in der Kiste klebte), konnte ich meinen Augen kaum trauen. Der ganze Wurzelballen sah aus wie ein Camembert. Es hatte sich eine Mykhoriza entwickelt. Der Wurzelballen war vollkommen mit diesem Pilz durchgewachsen. So eine dichte Mykhoriza habe ich bis dahin nur an wenigen Kiefern gesehen. Es ist also von Vorteil, wenn man seiner Substratmischung solche Bodenbakteriensubstrate zufügt. Teichpflanzkorb, der Irrtum Wie oben beschrieben, hatte ich den größten Teil der Stecklinge ab dem dritten Entwicklungsjahr in Teichpflanzkörbe umgesetzt. Wer sich zum ersten Male mit der Aufzucht einer Forsythie aus einem Steckling beschäftigt, wird es selber vielleicht gar nicht bemerken. Aber entgegen meiner Vermutung, dass darin ein enormes Wachstum stattfinden wird, musste ich nach zwei Jahren feststellen, dass dies absolut nicht der Fall ist. Natürlich war auch der Teichpflanzkorb innerhalb eines Jahres gut durchwurzelt. Aber die Stecklinge verdickten sich nur spärlich. In dieser Zeit stagnierte das Wachstum und ich musste es im Nachhinein als verlorenen Zeit verbuchen. Andere Forsythien, die ich in geräumigen Holzkisten heranzog, machten ein wirklich befriedigendes Dickenwachstum und entwickelten in der selben Zeit ein sehr breites Nebari. Eine Holzkiste mit dem vierfachen Volumen der Teichpflanzkörbe war jährlich auch völlig durchwurzelt. Daraus lässt sich ein Fazit ziehen. In einem Teichpflanzkorb werden die Wurzeln nur relativ kurz. Haben sie das Substrat durchdrungen, wachsen sie nicht weiter. Nun kommen aus dem inneren Wurzelballen immer wieder neue, feine Wurzeln. Die reichen aber nicht aus, um das Nebari durch eigenes Dickenwachstum weiter zu verbreitern. In der Holzkiste ist wesentlich mehr Der Wurzelballen ist nicht sehr dicht geworden, im Teichpflanzkorb. Hier konnte man ihn ganz einfach ausschütteln, was ungewöhnlich ist für Forsythien. Der ganze Ballen füllte nur die Hälfte des Korbes aus. Der Zuwachs aus einem Jahr hielt sich in Grenzen. Bis zur Entscheidung, die Stecklinge in Teichpflanzkörbe zu pflanzen, war die Wurzelentwicklung und die Stammverdickung recht ordentlich. Im Teichpflanzkorb war dann aber nur wenig Fortschritt zu bemerken. Platz. Dort wachsen die Wurzeln immer weiter. Dabei werden sie an der Wurzelbasis immer dicker und das überträgt sich auf das Nebari. Im Teichpflanzkorb kann man mit den meisten Baumarten sehr schöne Ergebnisse beim Verdicken der Stammbasis erreichen. Mit der Forsythie klappt das leider nicht so gut, hier ist der Effekt ins Gegenteil gekehrt. Um die Entwicklung der Stecklinge voran zu treiben, wurden sie alle wieder in Trainingsschalen umgetopft. Hier ist bereits ein erster Rückschnitt gemacht. Beachten Sie bitte weiter unten, was zu den Schnitttechniken zu sagen ist. Aufzucht in der Holzkiste Eines vorneweg, dieser Weg der Jungpflanzenaufzucht wird ihnen viel Freude bereiten. Es wird wohl kaum eine andere Gehölzart geben, die sich auch nur annähernd so schnell zu einem Bonsai entwickeln lässt, wie die Forsythie, in der Holzkiste aufgezogen. Zur Holzkiste selbst braucht man wohl nicht mehr so viel erklären. Um eine Forsythie in Shohingröße zu entwickeln sollte man sich eine Kiste in den Maßen 30 x 40 x 10cm bauen. Sorgen sie für großzügige Abzugslöcher, um Staunässe zu vermeiden. Bei diesem Weg der Aufzucht kann ich Ihnen auch eine Pflanze zeigen, die ich seit 2001 aus einem Steckling entwickelt habe. Der Steckling wurde im Frühjahr 2001 bewurzelt und kam direkt nach der Bewurzelung in mein Anzuchtbeet. Dort ließ ich die Pflanze bis zum Sommer 2003 frei wachsen. Eingetopft in die Holzkiste habe ich den Baum dann im Juli 2003. Wie oben bereits beschrieben, stellt ein so spätes Umtopfen für Forsythia kein Problem da und ist von mir schon sehr oft so gehand- habt worden. Auch im Freiland hatte sich schon ein schöner, dichter Wurzelballen entwickelt. Dazu sah das Nebari ebenfalls schon sehr knorrig aus. Die Verteilung der Äste und wie hoch der Baum ist, war zu diesem Zeitpunkt noch von keinerlei Interesse. Hier kam es zunächst darauf an, alle senkrecht wachsenden Wurzeln zu entfernen. Des weiteren wurden alle seitlichen Wurzeln in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht. Es ist also wichtig, dass man mit dem schon sichtbaren Nebari zufrieden ist. Als erstes Pflanzsubstrat benutzte ich eine Mischung aus Bims, Vitakraft Pond Akadama und ein wenig grobem Torf. Das Substrat war sehr durchlässig und schloss Staunässe weitestgehend aus. Das Substrat sollte so gewählt sein, dass Ihr Baum, auch wochenlangen Dauerregen ohne große Schutzmassnahmen unbeschadet übersteht. Forsythien brauchen Sie nicht übermäßig zu Düngen. Der Gedanke, je mehr Dünger umso mehr Zuwachs, ist bei der Forsythie auch ein Märchen aus der Bonsaifabelwelt. Die Forsythie wächst ziemlich stark, ganz ohne Dünger. Natürlich bekommen meine Forsythien auch Dünger, sie sollen ja Gesund bleiben. Das aber in ganz normalen Verhältnissen und wenn sie in der Aufzucht sind. Sie sollten also auf den Einsatz von Düngern mit sehr hohen Stickstoffanteilen Abstand nehmen. Ein paar Brocken Bio-Gold sind sehr gut oder wenn Sie nicht auf diese teuren Sachen schwören, dann geht ein guter Flüssigdünger auch gut. Eine Forsythie wächst dann immer sehr gut, wenn sie reichlich Auslauf für ihre Wurzeln hat. In einer großen Holzkiste hat sie das zunächst. Im ersten Jahr durfte die vorgestellte Pflanze dann noch einmal kräftig durchwachsen. Es sollte sich zunächst das Nebari verbreitern und es sollte sich schon eine Verjüngung des Stammes entwickeln. Bis zum Spätherbst war sie anderthalb Meter hoch geworden. Der Stamm hatte sich schon weiter verdickt und um das gesamte Nebari waren neue Triebe entstanden. Die Forsythie neigt dazu, als vielstämmige Staude zu wachsen. Deshalb entstehen immer wieder neue Triebe aus ihrem Wurzelballen oder auch Die Rohpflanze nach zwei Jahren Wachstum im Anzuchtbeet. Die Äste und die Wurzeln sind zurückgeschnitten. Der restliche Wurzelballen wird noch weiter zurückgeschnitten. Nur Wurzeln, die das Nebari verbreitern, bleiben stehen. Dann kommt die junge Pflanze ohne weitere gestalterische Massnahmen in eine geräumige Holzkiste. Über das Jahr entwickeln sich immer wieder neue Triebe. Die kann man als Opferäste zur Nebarientwicklung nutzen. In nur einem Jahr füllt der Wurzelballen die komplette Holzkiste aus. Nach dem Umtopfen und einem ersten Rückschnitt des Stammes. Nach einem Jahr freien Wachstum ist die Forsythie schon um einiges stärker geworden. aus dem Stammansatz. Diese Triebe nutze ich immer für eine gewisse Zeit um das Nebari zu verbreitern. Das klappt sehr gut. Nach spätestens einem halben Jahr entferne ich diese Triebe und die entstandenen Wunden schließt der Baum schnell mit überwallender Rinde. Im Frühjahr 2004 wurde der Baum dann umgetopft. Auch in einer großen Holzkiste ist jährliches Umtopfen Pflicht. Die Wurzeln füllen in dieser Zeit die komplette Holzkiste aus. Die Wurzeln wachsen innerhalb dieser kurzen Zeit derartig dicht, dass sie den Baum sehr wahrscheinlich aus der Kiste herausschneiden müssen. Sie können dabei sehr robust vorgehen. Ein scharfer Spaten löst den Wurzelballen vom Rand. Wenn der Spaten wirklich gut geschärft ist, können Sie den freigelegten Wurzelballen damit auch gleich in Form hauen. Den restlichen Wurzelschnitt sollten Sie dann aber doch lieber wieder mit einer Schere machen. Schneiden Sie dabei bis ans Nebari zurück. Wie gehabt entfernen Sie alle senkrecht wachsenden Wurzeln und die seitlichen Wurzeln werden wieder sortiert. Es verbleiben auf diese Art und Weise nur wenige kurze und feine Wurzeln. Die reichen aber aus, um den Baum nach dem Eintopfen erneut sehr stark weiter wachsen zu lassen. 2004 wuchs der Baum dann auch erwartungsgemäß weiter. Im Sommer war er schon wieder sehr lang und dicht geworden und man konnte an einen zweiten Rückschnitt denken. Die Entwicklung des Stammes sollte bei der Forsythie immer in der Zeit des starken Wachstums liegen. In dieser Zeit ist sie in der Lage auch große Wunden mit neuer Borke zu überwallen. Bei dem rigorosen Rückschnitt kam es dann aber zu dem Verlust der halben Pflanze. Jeder, der sich mit Forsythien beschäftigt wird irgendwann diese Erfahrung machen. Man schneidet beherzt zurück und erwartet dann einen explosionsartigen Neuaustrieb. Das Nebari nach einem Jahr in der Holzkiste. Nach dem Rückschnitt auf wenige Äste ist der Strauch in nur zwei Monaten wieder eineinhalb Meter hoch wie breit. Ein Fehler mit Folgen. Diese Schnitttechnik kann zum teilweisen Verlust der Pflanze führen. Dies ist die Forsythie, die mit besonders gutem Substrat eine sehr gesunde Mykhoriza entwickelte. Das ist der gesamten Entwicklung des Baumes zu Gute gekommen. Das Nebari entwickelte sich sehr gut. Der Wurzelschnitt wird immer sehr knapp am Wurzelansatz gemacht,. trotzdem bleiben genügend Feinwurzeln zum Überleben. Links: Der linke Ast starb durch eine falsche Schnitttechnik ab. Wie das zu vermeiden ist, beschreibe ich weiter unten. Rechts: Bei der Verwendung von Wundknete schließt sich eine Schnittwunde besonders gut und schnell. 2007 nach dem Umtopfen in die erste Schale. Den Frühjahrsaustrieb ließ ich lang durchwachsen. Nach dem Rückschnitt im Mai. Allmählich zeigt sich eine schöne Form. Forsythie neigen dazu, ganze Äste oder auch den ganzen Stamm absterben zu lassen, wenn ein Rückschnitt zu hart ist. Das passiert oft an den Ästen, an denen der ganze Austrieb mit abgeschnitten wurde. Mit dieser Forsythie ist das auch passiert. Da sie noch in der Entwicklung war, konnte man dann einen neuen Weg gehen. So wurde der Baum bis ins Frühjahr 2007 in der Holzkiste belassen und er entwi- ckelte sich prächtig weiter. Das Nebari wurde immer breiter und es werden in Zukunft, ähnlich wie ein Nebari an einem Dreispitzahorn, die Wurzeln zu einer Einheit verwachsen. Im Frühjahr 2007 kam der Baum in seine erste Schale. Die war farblich nicht passend, und auch noch zu groß. Petra Hahn fertigte mir eine passende Schale an und der Baum steht seit dem Frühjahr 2008 darin und wird jetzt nur noch Nur mit Mühe liess sich der Baum in die neue Schale pflanzen. Feinverzweigt. Das Nebari ist ebenso breit wie diese neue Schale. Deshalb musste sie etwas tiefer sein, damit sich noch genügend Wurzeln für ein gesundes Weiterwachsen entwickeln können. Ende Teil 1 Im August 2008. Das Substrat hatte sich als zu grob erwiesen. Der Baum wurde noch einmal mit feinerem Substrat umgetopft. Danach trieb er noch einmal mit schönen, kleinen Blättern aus. In der nächsten Ausgabe von “Bonsai” beschreibe ich ausführlich die Schnitttechniken für die Forsythie. Sie lernen, wie man zu lange, schlechtverzweigte Äste vermeidet, wie man das häufig auftretende Absterben von Ästen nach einem Rückschnitt verhindert und wie man alle vorhandenen Knospen nach dem Frühjahrsschnitt gleichzeitig zum Austreiben zwingen kann. Die dazu nötigen Techniken sind bisher noch nie beschrieben worden. Die angesprochenen Mängel der Forsythie wurden bisher immer als unumgänglich in Kauf genommen. Mit den von mir entwickelten Techniken werden Sie nach dem Lesen der nächsten Ausgabe ein/e Forsythienfachfrau/mann sein, dass garantiere ich Ihnen.