Abendprogramm
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Abendprogramm
KLASSIK: JUNGES PODIUM PROGRAMM 28.10.12 | 11 uhr arcadia string quartet werke von haydn, wolf und zemlinsky Präsentiert von: arcadia string quartet „...ein ausgesprochen hochrangiger Kulturexport.“ (Göttinger Tagblatt) „Brillant, kernig und kraftvoll.“ (Schaumburger Nachrichten) KLASSIK: JUNGES PODIUM PROGRAMM arcadia string quartet Ana Török (1. Violine) R Ă svan Dumitru (2. Violine) Traian Boal Ă (Viola) Zsolt Török (Violoncello) J. Haydn (1732-1809) Quartett g-moll op. 20,3 Hob. III:33 „Sonnenquartett“ 1. Allegro con spirito 2. Minuet: Allegretto 3. Poco adagio 4. Finale: Allegro di molto H. Wolf (1860-1903) Italienische Serenade Molto vivo pause A. Zemlinsky (1871-1942) Quartett Nr. 2 op. 15 1. Sehr mäSSig – Heftig und leidenschaftlich – 2. Moderato – Andante mosso – Allegretto – Adagio – 3. Schnell – 4. Andante – Mit energischer Entschlossenheit – Allegro molto – Langsam – Andante „Seit einiger Zeit beginne ich mein Tagewerk mit einem reizenden Morgensegen“, bekannte der Komponist Ferdinand Hiller (1811-1885) in seinen Briefen: „Ich lese täglich ein Quartett von Haydn – dem frommsten Christen kann ein Capitel aus der Bibel nicht wohler thun. Welch eine gebenedeite Erscheinung ist dieser Tondichter! Könnte alle Welt Musik lesen, er wäre einer der größten Wohlthäter der Menschheit.“ Hiller entdeckte in Haydns Streichquartetten „einen unerschöpflichen Quell von Belehrung. Denn in dem kleinsten Zuge liegt eine Meisterhaftigkeit, die umso größer ist, als sie durchaus nicht groß thut – der man fast nachforschen muß.“ 83 Streichquartette schrieb der ‚Vater des Streichquartetts‘ und entwickelte die neue Gattung zur Königsdisziplin der Kammermusik. Die sechs sogenannten Sonnenquartette nehmen auf diesem Weg eine Sonderstellung ein. Ihr Namen bezieht sich auf die aufsteigende Sonne auf dem Titelblatt des Erstdrucks. Sie steht symbolisch für das Zeitalter der Aufklärung und den Beginn einer Wissensgesellschaft, die sich in den Salons der Adels- und Bürgerhäuser traf und über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaften, Kunst und Politik unterhielt. Komponiert hat sie Haydn 1772 für den Fürsten Nikolaus Esterhazy. Haydn hat im Verlauf der Jahrzehnte, die er in der Abgeschiedenheit von Eisenstadt zubrachte, alle musikalischen Gattungen reichlich mit Musterexemplaren ausgestattet. Schloss Esterházy war nicht nur ein Ort geselliger Zusammenkünfte, gelegentlicher Repräsentation und eines privat ausgelebten fürstlichen Musizierbedürfnisses. Esterházy war für Haydn auch eine Art Forschungslabor für kühne und bis dahin schier unerhörte Konstruktionen von Musik. Haydn nannte seine Stücke nicht mehr lange ‚Divertimenti‘, er fand und erfand und etablierte buchstäblich die experimentelle Form des Quartetts für 4 Streicher, für 2 Violinen, Bratsche und Cello. Und mit dieser ungewohnten Form des Musizierens stieß er in der Öffentlichkeit nicht etwa auf Befremden und Misstrauen, ganz Europa wurde aufmerksam. Das Ungewohnte, das da plötzlich aus dem entlegenen Südosten Österreichs kam, wurde auf dem ganzen Kontinent schnell populär. Nicht nur Haydns originale Partituren fanden reißenden Absatz, auch eine Flut von Fälschungen erfreute sich großer Beliebtheit und hatte gute Chancen auf dem Musikmarkt. „Mit dem Opus 20 – den Sonnenquartetten erreicht die historische Entwicklung von Haydns Quartetten ihren Höhepunkt. Keine spätere Gruppe von sechs Quartetten, nicht einmal Opus 76, ist so einheitlich gewichtig und so vielgestaltig wie Opus 20.“ Dies schrieb der Musikologe Donald Tovey vor rund 70 Jahren. Und der Haydn-Experte Ludwig Finscher meint: „Weder früher noch später hat Haydn Streichquartette geschrieben, die so dunkel und schwer zugänglich sind, in denen sich so viele Sphären so verwirrend durchdringen wie hier.“ Das g-moll-Quartett geht dabei am weitesten: Der Kopfsatz, der das bereits erregte Hauptthema in der Durchführung geradezu zertrümmert, ist von enormer Heftigkeit und Leidenschaftlichkeit, ja Grimmigkeit. Das Menuett löst sie in Melancholie auf. Heitere Leichtigkeit bestimmt den einzig ausgeführten Satz von Hugo Wolfs Sere- nade. Er entstand in nur drei Tagen vom 2. bis 4. Mai 1887. Ein zweiter Satz wurde später skizziert, eine Tarantella war geplant; doch es blieb beim freien Rondo mit seinem Charme und seiner Eleganz. Wolf wird diese Atmosphäre vier Jahre später in einigen Liedern seines ‚Italienischen Liederbuchs‘ wieder aufnehmen. Alexander Zemlinsky hatte seit der Jahrhundertwende mehr als genug mit Widrigkeiten zu kämpfen gehabt. Eine leidenschaftliche Affäre mit seiner Schülerin Alma Schindler endete abrupt im Dezember 1901, als sie Mahlers Heiratsantrag annahm. Mahler lehnte sein dreiaktiges Ballett ‚Der Triumph der Zeit‘ ab. Felix Weingartner, Mahlers Nachfolger an der Wiener Hofoper setzte die Premiere seiner dritten Oper ‚Der Traumgörge‘ ab, und Zemlinskys vierte Oper, ‚Kleider machen Leute‘, wurde von der Wiener Presse nur mit mäßiger Begeisterung aufgenommen. Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, sein geliebtes Wien zu verlassen, war er froh, als man ihm 1911 die Stellung des Musikdirektors am Neuen Deutschen Theater in Prag anbot. Zemlinsky spürte ein Bedürfnis, sich diese traumatischen Jahre noch einmal zu vergegenwärtigen, als er 1913 die Arbeit an seinem Streichquartett Nr. 2 op. 15 aufnahm. „Vielleicht wird es einen gewissen Eindruck auf Sie machen“, schrieb er Alma Mahler. „Namentlich wenn Sie wissen, welcher Zeitabschnitt meines Lebens darin zum Ausdrucke gekommen ist.“ Der gesamte musikalische Diskurs entwickelt sich, direkt oder indirekt, aus den einleitenden drei Noten der ersten Violine, D–E–G; dieses Monogramm spielt bereits im ersten Quartett eine zentrale Rolle und taucht in Zemlinskys gesamtem OEuvre immer wieder auf. Das Werk nimmt auch Schönbergs Metapher des Quartetts als Familienkreis auf, hier mit ständig wechselnden Gruppierungen und Beziehungen, in denen Schönbergs eigenes Instrument, das Cello, häufig dominiert. Hinter der komplexen kontrapunktischen Struktur, die von Polyrhythmen und ungewöhnlichen Spieltechniken ausgiebig Gebrauch macht, verbirgt Zemlinskys Partitur eine Fülle an Symbolen und außermusikalischen Andeutungen. Doch natürlich kann man dieses Werk auch allein wegen seiner schieren Schönheit, seinem Erfindungsreichtum und wegen der Logik und Kohärenz seiner Großform hören. BESETZUNG Das Arcadia String Quartet gründete sich 2005 an der „Gh. Dima“ Music Academy in Cluj-Napoca (deutsch: Klausenburg/Siebenbürgen) auf Anregung von Nicuşor Silaghi, einem Mitglied des Transylvanian Quartets. Erste Erfahrungen sammelten die jungen Musiker bei Kammermusikfestivals und Kon- zertreihen in ihrem Heimatland Rumänien. Darüber hinaus trat das Ensemble u. a. beim „Enescu Festival“ in Heidelberg, den Classic Open 2007 in Chemnitz, dem Orlando Festival (NL), der Internationalen Sommerakademie Prag-Wien-Budapest, in Eisenstadt (Österreich), beim Kalkalpen Kammermusik Festival in Steyr sowie in Zürich, beim Budapest Spring Festival, in Peking, Wien, Bukarest (mit dem Belcea Quartet) und mehrfach in London auf. Meisterkurse absolvierte das Arcadia String Quartet bei Musikerpersönlichkeiten wie Hatto Beyerle (Alban Berg Quartett), György Kurtag, Anner Bylsma, dem Bartók, Artis, Ad Libitum und Voces Quartett und ist Mitglied der ECMA (European Chamber Music Academy). Einen ersten Erfolg markiert der 1. Preis bei einem nationalen Wettbewerb in Rumänien im Dezember 2006, im Februar 2007 erhielt das Quartett ein Stipendium für eine Masterclass beim Belcea Quartett in London. Bei seiner ersten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb im September 2009, dem „Gianni Bergamo Classic Music Award“ in Lugano (Schweiz) wurde dem Quartett der 2. Preis (bei Nichtvergabe des 1. Preises) zugesprochen. In kurzer zeitlicher Folge gewann das Arcadia String Quartet beim 1. Int. Kammermusikwettbewerb Hamburg (ICMC) den 1. Preis, den Mendelssohn-Preis der Oskar und Vera Ritter Stiftung für die beste Interpretation eines Werkes von Mendelssohn, einen Brahms-Preis sowie eine CD-Produktion. Beim Almere Wettbewerb in den Niederlanden erspielte sich das Ensemble im Juni 2011 erneut den Sieg. Die erste CD mit Werken von Mendelssohn und Brahms erschien im November 2010. Bei namhaften Festivals wie dem SchleswigHolstein Musik Festival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie diversen renommierten deutschen Kammermusikzyklen war das Quartett seither zu Gast. 2012 war das Arcadia String Quartet u. a. bei den Schwetzinger Festspielen, in Aachen, der Laeiszhalle Hamburg und in der Alten Oper Frankfurt zu hören. 28.10.12 arcadia string quartet werke von haydn, wolf und zemlinsky 18.11.12 sasha grynyuk (klavier) werke von bach/busoni, schumann, rachmaninow und strawinsky 10.03.13 duo przybyl-mörk 1919: werke von hindemith, clarke und bloch 21.04.13 Ramón ortega quero (Oboe) & Kateryna Titova (Klavier) werke von Mozart, schumann, lalliet und pasculli Alle Veranstaltungen der Reihe Junges Podium werden klimaneutral durchgeführt. www.burghof.com