Fischköpfe und andere Fundstücke

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Fischköpfe und andere Fundstücke
Und mittendrin ein Fischkopf: Collagen dieser Art stellt Peter Mayer in der Kunsthalle Kempten aus.
Repro: Köhl
Fischköpfe und andere Fundstücke
Ausstellung Peter Mayer sammelt alles, was ihm in die Finger gerät, und macht daraus Kunst
VON ANNA KÖHL
Kempten Begibt sich Peter Mayer
auf Reisen, so geht er eigentlich
sammeln. Egal wo sich der Künstler
aufhält, stets sucht er nach Fundstücken, nach Eindrücken, Gerüchen
und Stimmungen. Seine gesammelten Briefe, Zettel, Pflanzen, Hölzer,
Fotografien und vieles mehr komponiert er anschließend in seinem
Atelier in Nürnberg zu Collagen, die
er immer weiter überarbeitet und
vervollständigt. Derzeit sind in der
Kunsthalle Kempten seine Werke
unter dem Titel „rausfischen“ zu sehen. Und nicht nur der Titel der interessanten Schau stimmt mit der
Vorgehensweise des Kunstpädagogen überein, sondern er verweist
gleichzeitig auf eine weitere Liebhaberei. Denn es sind auch die Fische,
die es dem 1954 in Kempten geborenen Künstler und heute als Dozent
an der Universität Erlangen-Nürnberg Arbeitenden angetan haben.
Bevor sie verspeist werden, fotografiert Peter Mayer die Körper und
fügt Bilder davon anschließend in
seine Collagen ein: als Foto, als Malerei, als Zeichnung oder Skizze.
Immer
wieder
dominieren in den
groß angelegten
Formaten
die
Fischköpfe.
Direkt auf Offset-Aluplatten
trägt Mayr seine
Collagen auf. Zunächst überzieht Peter Mayer
er die nackten
Platten mit einem Klarlack, in den
er Graphitpulver einrührt. Dann
kommen rostfarbene Erdpigmente
hinzu. Auch diese entnimmt er während seiner Reisen direkt der Erde.
„Ich brauche das Gefühl von echter, verunreinigter Erde, dann bekommt die Arbeit erst den richtigen
Farbton“, erzählt Mayer und sagt
weiter: „Jedes Detail in meinen Ar-
Zur Person: Peter Mayer
● 1954 in Kempten geboren
● 1978-83 Studium an der Akademie
der bildenden Künste Nürnberg
● 1986-89 Lehrauftrag für Freies,
Experimentelles Zeichnen/Gestalten
bei der Werkbund-Werkstatt Nürnberg
● Seit 1992 Kunstpädagoge im
Hochschuldienst am Lehrstuhl für
Kunsterziehung der der Universität Erlangen-Nürnberg
beiten erzählt eine eigene Geschichte. Man kann in den Bildern lesen
und viele Fragmente erkennen.“
Kunstpreisträger im Jahr 2003
Aber es sind nicht nur die Infos und
vielen Einzelteile, die sich zu einem
großen Ganzen fügen, sondern es ist
vor allem die Farbwahl und durchgehende Leuchtkraft der erdigen
Rosttöne auf grauem Grund, die Peter Mayer zu einzigartigen Werkreihen zusammenbindet. Im Jahr 2003
erhielt er für seine Collage „Blütenkleid über Landschaft“ den Kunstpreis der Stadt Kempten im Rahmen
der Allgäuer Festwoche. Nun bestreitet er als erster Künstler aus der
Reihe der Festwochen-Preisträger
eine eigene Ausstellung, die von der
Stadt finanziell und organisatorisch
unterstützt wird. Weitere Preisträger werden folgen.
Im zweiten Teil der imposanten
Werkschau geht Mayer in die dritte
Dimension. Er zeigt Objekte aus
Fundstücken. Etwa Tulpen, die er
in Wachs getaucht hat und die noch
lange unter dieser Schicht sich weiter verändert haben. Auch nimmt er
wieder alte Fotos und Negative her,
die er lose hängend wie zu einem
Mobile arrangiert. Vieles, was Peter
Mayer findet und in die Hand
nimmt, kommt irgendwann in seinen Arbeiten wieder zum Vorschein. Auf Alu, hinter Glas, auf
Bütten, Papier, als Zeichnung, Collage, Malerei oder Objekt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Außerdem hat Mayer eine
preiswerte Vorzugsausgabe (Collagen im kleinen Format) im Angebot.
O
Die Ausstellung in der Kunsthalle
läuft bis 26. April (geöffnet Donnerstag
und Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag
und Sonntag von 11 bis 18 Uhr). Der
Künstler führt an folgenden Sonntagen jeweils um 11 Uhr durch die Ausstellung:
15. und 29. März sowie 3., 12. und 26.
April.
Kunst und Pädagogik
● Seit 2007 Akademischer Direktor
am Lehrstuhl für Kunstpädagogik
Preise (Auswahl):
● 1980 Förderpreis der Dr.-RudolfZorn-Stiftung, Kempten
● 1992 Preisträger beim 1. Deutschen Kunstpreis der Volks- und
Raiffeisenbanken, Schirn-Kunsthalle
Frankfurt
● 2003 Kunstpreis der Stadt Kempten
● Im Rahmen seiner Ausstellung bietet Mayer eine kunstpädagogische
Betreuung an. Anmelden können sich
Schulklassen und Erwachsenengruppen.
● Drei Themen stehen zur Auswahl:
„Collage“, „Umgang mit alltäglichen Dingen im Bild“ und „Bildfindung
und künstlerische Strategien“
● Jede Gruppe kann schwerpunktmä-
ßig zwischen einem Künstlergespräch, einer Entdeckungstour durch
die Ausstellung oder einer kreativen
Arbeit vor Ort wählen – oder sich für
eine Kombination entscheiden.
● Das Angebot richtet sich an Schulklassen, Jugendgruppen oder Erwachsene. Informationen und Anmeldung bei der Museumsverwaltung
der Stadt, Telefon 0831/25 25-369.