Manuskript ARD radiofeature Trans-Sahara
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Manuskript ARD radiofeature Trans-Sahara
hören, was dahinter steckt! Das Trans-Sahara-Kartell Von Bettina Rühl Besetzung: Erzählerin: Maya Bothe Übersetzer 1: Juan Carlos Lobo Übersetzer 2: Hans Gerd Kilbinger Übersetzer 3: Valentin Stroh Übersetzer 4: Axel Gottschick Technische Realisation: Dirk Hülsenbusch und Barbara Göbel Regieassistenz: Andreas Westphalen Regie: Martin Zylka Redaktion: Dorothea Runge Die Sendetermine im Überblick: SWR 2 27. März, 22.05 Uhr SR 2 30. März, 09.05 Uhr BR 2 30. März, 13.05 Uhr RB Nordwestradio 31. März, 09.05 Uhr | 03. April, 19.05 Uhr NDR Info 31. März, 11.05 Uhr WDR 5 31. März, 11.05 Uhr | 01. April, 00.05 Uhr HR 2-Kultur 31. März, 18.05 Uhr Seite 1 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2013// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 01 Atmo Anrufen, Todesnachricht Stille bis auf Hintergrundgeräusche, Allo? … Lebes ? … Worte in Tamashek. ... zuhören .... aiwa... Kidal. .. Pas de nouvelles ... aiwa... aiwa? Übersetzer 1: Hallo ? Sind alle gesund? Gibt es etwas Neues aus Kidal? Atmo unter dem Text weiter Erzählerin : Ibrahim telefoniert mit einer seiner Schwestern im Nachbarland Mali. Seine Reaktion aus Atmo platzieren: Oh la la .... Als er auflegt, ist er den Tränen nah. Dabei weint ein Targi öffentlich nicht. Atmo wieder frei: Elle ma dit que MUJAO, ils ont fait une embuscade, le fils de ma soeur, il a décédé aussi. Ca ne fait pas longtemps qu’on a perdu un, maintenant le deuxième. Ce n’est pas du travail du tout. Seite 2 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 1: Sie hat mir erzählt, dass der Konvoi in einen Hinterhalt der MUJAO geraten ist. Der Sohn unserer ältesten Schwester ist unter den Toten. Sie hat erst kürzlich einen Sohn verloren, jetzt den zweiten. Wirklich, das ist doch keine Arbeit. Sprecher: Das Trans-Sahara-Kartell. Ein Feature von Bettina Rühl. 02. Atmo Hintergrund Restaurant „Étoile de Ténéré“ Erzählerin: Agadez. Das Hotel „Étoile de Ténéré“. Vier Tage vor dem Telefonat auf dem Hügel. Ich will wissen, was dran ist an den Geschichten vom großen Geld in der Wüste, von Verbindungen zwischen Tuareg, bewaffneten islamistischen Gruppen und dem Schmuggel von Kokain nach Europa. Das Hotelrestaurant ist verwaist. Deshalb haben Ibrahim und Assalek es als Treffpunkt ausgesucht. Sie wollen keine Zuhörer, und möglichst wenige Menschen sollen mich sehen. Die Gefahr einer Entführung ist groß. Im Halbdunkel des Restaurants haben sie ihre Sonnenbrillen abgenommen. Nur ihre Augen und Hände sind zu sehen, die Männer tragen Gewand und Turban der Tuareg. 01. O-Ton « Assalek » Tous les endroits non – habité, ils ont un peu peur de ca. Surtout quand il y a des étrangers. C’ est pour cela qu’ils exigent des escortes. Seite 3 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 2 : Die Militärs sind immer beunruhigt, wenn man in unbewohnte Gegenden will. Vor allem, wenn Weiße dabei sind. Deshalb sind Militär-Eskorten Pflicht. Erzählerin: Wir wollen zusammen in die Ténéré-Wüste im westafrikanischen Niger und dort einen Konvoi von Kokain-Schmugglern treffen. Eine Militäreskorte würde unsere Pläne durchkreuzen. 02. O- Ton Ibrahim On a dit non, mais il a dit qu’il faut au moins un programme parce qua il y a l’armée partout, donc on va écrire un programme et lui donner, mais on ne vas pas écrire tous les point ou on va aller. Übersetzer 1: Wir haben den Begleitschutz abgelehnt. Da hat der Kommandeur verlangt, dass wir ihm wenigstens unsere Route aufschreiben. Wir werden natürlich nicht alle Punkte angeben. Erzählerin: Wir begegnen uns heute zum ersten Mal. Mit Ibrahim bin ich schon seit Monaten in Kontakt, um diese Reise zu planen. Die beiden mustern mich aufmerksam. Auch für sie ist unsere Reise heikel. In den nächsten Tagen werden sie mir vieles erzählen, wodurch sie ihr Leben gefährden könnten. Sie sollen deshalb anonym bleiben, heißen in Wirklichkeit anders. 02. Atmo Hintergrund Restaurant „Étoile de Ténéré“ (Klima-Anlage, Ventilator) Seite 4 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: In e-mails und Telefonaten haben wir nur das Nötigste ausgetauscht, man weiß schließlich nie, wer mithört. Ibrahim kennt etliche Schmuggler. 03. O-Ton Ibrahim Comme c’est la famille, des amis d enfance, ils ont accepté difficilement. Vraiment difficilement. Et c’est vrai, parce qu’ il y a un grand risque pour eux aussi. Übersetzer 1 : Mit einigen bin ich verwandt, mit anderen seit Kindertagen befreundet. Deshalb waren sie nach langem Zögern einverstanden. Aber wirklich nach langem Zögern. Sie haben allen Grund zur Vorsicht, sie gehen damit ein großes Risiko ein. 04. O-Ton Assalek Et la marchandise ? On ne peut pas la voire. Übersetzer 2 : Aber die Ware – sie kann doch die Ware nicht sehen? Erzählerin : Assalek ist irritiert. Die „Ware“: Kokain aus Südamerika und Haschisch aus Marokko. Ibrahim hatte ihm nur gesagt, dass er ihn für eine Fahrt in die Ténéré-Wüste braucht. Keine Details, aus Sicherheitsgründen. Seite 5 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 05. O-Ton Ibrahim, Non, elle ne peut pas la voire. On n a pas le temps d ouvrir, voire – non. Elle peut voire le convoi avec 15 voitures, avec des drogues mélangé de cocaïne et de haschisch, (klappernde Hintergrundgeräusche), et les voitures d escortes. Mais ca, tu ne peux pas parce que c’est bien attaché, c’est bien emballé. Übersetzer 1 : Nein, die Ware kann sie nicht sehen. Wir haben nicht genug Zeit, um die Pakete aufzumachen. Aber sie kann den Konvoi sehen: rund 15 Autos, vollgepackt mit Kokain und Haschisch. Außerdem die Fahrzeuge der bewaffneten Eskorte. Die Drogen selbst sind aber zu fest eingepackt und zu gut versteckt, um sie mal eben auszuwickeln. Erzählerin: Ibrahim ist Malier und lebt in Algerien. Assalek kommt aus der nördlichen Sahelzone im Niger, aus der Stadt Agadez. Und nun sitzen wir drei in dem verwaisten Hotel „Étoile de Ténéré“ in dieser ehemaligen Touristenmetropole. 05. O-Ton Ibrahim Parce que là ou on va les rencontrer, ils ont un rendez-vous de carburant. Übersetzer 1 : Wir werden den Konvoi an einem Punkt treffen, an dem sie auch zum Tanken verabredet sind. Seite 6 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Die Konvois bestehen aus sehr vielen Fahrzeugen, begleitet von schwer bewaffneten Eskorten. Die haben großkalibrige Waffen, Maschinengewehre und größer. Manchmal haben wir Glück und können zumindest einen Teil der Ware oder sogar alles erobern, manchmal nicht. Erzählerin: Der Mann erzählte, ohne seinen Namen zu nennen. Verborgen durch Sonnenbrille und Turban. 07. O-Ton Coupeur 04.45-05.32 (Tamaschek) Seite 7 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 4: Ein Konvoi besteht normaler Weise aus sieben bis zehn Geländewagen. Wenn mehrere zusammen fahren, kommen also 20 oder 21 Autos zusammen, und dann noch der bewaffnete Begleitschutz. 08. O-Ton Coupeur 47.10-47.33 (Tamaschek) Erzählerin (indirekte Übersetzung): Bei erfolgreichen Angriffen falle ihnen meist auch ein Satellitentelefon in die Hände. Früher oder später rufe der Besitzer der Drogen auf dem Telefon an, dann begännen Verhandlungen. Pro Pick-Up böten sie umgerechnet 450.000 Euro, das sei der Standardpreis. Da sei viel Geld im Spiel, sagt auch Ibrahim. 09. O- Ton Ibrahim Il y a beaucoup d’argent. Moi, avec mes propres yeux, j’ai vu des sacs des dollars. Et des sacs des Euro. Ca, ca vient d’ou, et ca va ou ? Übersetzer 1: Ich habe mit meinen eigenen Augen Säcke voller Dollarscheine gesehen. Und Säcke voller Euro. Woher kommt das Geld, und wo geht es hin? Seite 8 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Einige von Ibrahims Erzählungen klingen wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Zum Beispiel die Geschichten über einen Ort in der malischen Sahara, ganz in der Nähe der algerischen Grenze. 10. O- Ton Ibrahim Halil, c’est un endroit nul part. C’est 17 kilomètres de Bordj-Mokhtar. C’est l’endroit avec toute la structure avec des ... des briques de l’argile. Ce n’est pas solide, avec un coup de pied, tu peux casser un mur. Et chacun a un grand parc, il a deux ou trois magasins avec des salons, c’est plein avec la drogue, l’argent, des armes, toute sorte des armes. Et là-bas, j’étais chez quelqu’un que je connais, et vraiment, il m’a montré des sacs de dollars. Parce que moi, par curiosité, j’ai dit : « Ces sacs, c’est quoi ? ». Moi, je pense, c’est des pâtes ou des semoules. Il m’a dit : « Non, non, ça, c’est l’argent. ». J’ai dit : « Ecoute, il faut pas ... ». Il m’a dit : « Si, si. Si tu veux, viens voir. ». Après, il m’a ouvert, je te jure, des sacs d’Euros et des sacs de Dollars. Il y a les sacs de 500 Euros, 200 Euros, 100 Euros et 50 Euros. A partir de 50 Euros. Le Dollar aussi, il y a que les gros billets. Vraiment, c’est ... J’ai dit : « Ça vient de où ? ». Il m’a dit : « Il est tombé du ciel. ». Tu vois ? J’ai dit : « Non ? », il m’a dit : « Oui, oui, ils sont tombés du ciel, après ils vont vers le ciel. ». Übersetzer 1 : Halil liegt mitten im Nichts , 17 Kilometer von der algerischen Stadt Bordj-Mokhtar entfernt. Die Häuser sind nicht solide, alle aus Lehm gebaut, mit dem Fuß kannst Du eine Mauer eintreten. Jeder, der in Halil lebt, hat eine Menge Autos, zwei oder drei Geschäfte, große Wohnzimmer. Und die sind voller Drogen, Geld und allen möglichen Waffen. Ich habe neulich einen Bekannten besucht in seinem Wohnzimmer standen etliche Säcke. Aus reiner Neugier habe ich gefragt: „Was hast Du da drin?“ Ich dachte an Nudeln oder Gries. Er sagt: „Nein, nein, da ist Geld drin! Du kannst ruhig gucken.“ Er hat sie aufgemacht, und ich schwöre Dir: Sie waren voller Geldscheine! Es gab Säcke mit 500 Euro-Scheinen, 200 Euro, 100 Euro, 50 Euro.Und Dollar, auch nur große Scheine. Ich war völlig baff und habe gefragt: „Wo kommt das Seite 9 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Geld her?“ Er meinte: „Das ist vom Himmel gefallen, und es wird auch wieder in den Himmel steigen.“ Erzählerin: Das ist wortwörtlich gemeint, wie sich später herausstellen wird. Am nächsten Morgen wollen wir in die Ténéré-Wüste aufbrechen, mit zwei voll beladenen Geländewagen. Mit fünf Reservereifen, Werkzeug und einem Kompressor, um bei noch mehr Pannen die Reifen flicken zu können, weiterem Werkzeug, Diesel, Wasser, Lebensmitteln, Matratzen und Zelten. Mit dabei auch Almoustapha, unser Koch und Assaleks Assistent Mohammed. Wir werden jeden Tag rund sechs Stunden fahren und zuerst die von Schlaglöchern durchsetzte Asphaltpiste gen Norden nehmen, Richtung Arlit. Das Ausmaß der Organisierten Kriminalität in Westafrika nimmt seit Jahren zu. Die Vereinten Nationen sind beunruhig, auch weil sich am Kokainschmuggel islamistische Milizen beteiligen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida in Verbindung stehen. Sie operieren in Mali und anderen Sahelstaaten. 03. Atmo Musikakzent/ Szenenwechsel 12. O-Ton Rhissa Ag Boula Aqmi n’a pas beaucoup de combattants au départ. Übersetzer 4 : Die Aqmi. Die „Al-Qaida im Islamischen Maghreb“ hatte anfangs nicht viele Anhänger. Seite 10 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Rhissa Ag Boula ist Sonderberater des nigrischen Präsidenten Mahamadou Issoufou, war Tourismusminister und an den beiden Tuareg Aufständen im Niger beteiligt. 13. O-Ton Rhissa Ag Boula Mais après, ils ont recruté avec le trafic, avec les jeunes qu’ils ont trouvé, donc, les jeunes des villes de Tombouctou, de Gao et tout ça. Ils ont recruté beaucoup de jeunes. Aujourd’hui, il faut les estimer de 3000 à 4000. Oui, complètement armés. Übersetzer 4 : Aber dank der Einnahmen aus dem Drogenhandel konnten sie immer mehr junge Leute rekrutieren, vor allem in Timbuktu und Gao. Die Islamisten haben jetzt zwischen 3000 und 4000 schwer bewaffnete Kämpfer. Erzählerin: Auch Rhissa Ag Boula trägt Turban und Gesichtsschleier, nur der Blick in seine Augen ist möglich. Sie sind wach und prüfend, ohne Wärme, aber nicht hart. Als Targi hat er die ganze Kommunikationsstruktur des Nomadenvolks zur Verfügung. Weil ein Teil seiner Familie in Mali lebt, ist er über die Ereignisse dort genau informiert. Außerdem hat er Zugriff auf die Nachrichtenquellen des nigrischen Staates. 14. O-Ton Rhissa Ag Boula Bon, on n’a pas de salaire fixe comme ça, mais comme il y a beaucoup d’argent, on distribue, on donne, on donne aux jeunes pour régler leurs problèmes, on les habille bien, on les entretient bien. Dans ce genre de combat, c’est surtout l’entretien ... on habille les hommes, on Seite 11 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer s’occupe de leur santé, on s’occupe de leur transport, on s’occupe de leur nourriture, on s’occupe de tout. Bon, c’est ça, le salaire d’un combattant. Übersetzer 4 : Die Islamisten zahlen keinen Sold, aber sie haben jede Menge Geld, und verteilen viel davon an ihre Kämpfer. Die haben dann genug, um alle ihre finanziellen Probleme zu lösen. Außerdem werden sie gut gekleidet, bekommen zu Essen, werden medizinisch versorgt, bekommen genug Geld für den Transport – die Islamisten bezahlen alles. 04. Musikakzent/ Szenenwechsel 05. Atmo Abfahrt Wechseln zu: 06. Atmo Autofahren Erzählerin: Wir brechen auf. Die flache Landschaft ist grau-gelb und eintönig, Staub hängt in der Luft. Ich trage Turban, Sonnenbrille und ein Gewand der Nomaden. Wenn ein Auto entgegenkommt, überprüft Ibrahim, ob ich den Turban vors Gesicht gezogen habe. Ich soll als Weiße unerkannt bleiben. Gegen Mittag kommt die Lüftung im Auto gegen die Hitze nicht mehr an. Wir halten in einem ausgetrockneten Flussbett, rasten auf Matten unter den Bäumen. Seite 12 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 07. Atmo Flussbett Erzählerin: In einiger Entfernung hat eine Nomadenfamilie ihr Camp aufgeschlagen, von dort sind menschliche Stimmen, Ziegen und Esel zu hören. Sonst gibt es hier kein menschliches Leben. Atmo noch mal frei, dann weiter unter dem Text Erzählerin: Mali und Niger gehören zu den ärmsten Ländern der Erde. Große Teile sind von der Sahara bedeckt. Das Leben in der Wüste ist härter denn je: mit dem Klimawandel trocknen die Gärten in den Oasen aus, mehrere Dürren haben die Herden dezimiert, der Karawanenhandel wurde von LKW abgelöst und der einst einträgliche Tourismus kam wegen der vielen Entführungen zum Erliegen. Es gibt kaum Infrastruktur, wenig Schulen, keine Arbeit. In beiden Ländern kann nur ein Drittel der Bevölkerung Lesen und Schreiben. Im Norden des Niger baut das französische Staatsunternehmen AREVA seit Jahrzehnten Uran für Europa ab. Davon profitiert die lokale Bevölkerung kaum, sondern leidet unter den Folgen des radioaktiven Abfalls. 08. Atmo erster Abend Lager Erzählerin: Der erste Abend. Im letzten Tageslicht bauen wir unser Lager auf: Zelte für die Nacht und Bastmatten samt Matratzen, auf denen wir sitzen und essen. Wir campieren im Windschatten der Autos neben ein paar Büschen im Sand. Während Almoustapha das Essen auf einem Seite 13 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Gaskocher zubereitet, checkt Assalek die Autos. Die Mühe lohnt sich: Am rechten Vorderrad von Ibrahims Geländewagen sind drei der sechs Radbolzen gebrochen. So können wir nicht in die Wüste fahren, wir müssen am nächsten Tag für die Reparatur nach Arlit. Das kostet wertvolle Zeit, in spätestens drei Tagen wollen wir den Konvoi treffen. Sollten wir ihn verpassen, wäre die monatelange Vorbereitung umsonst gewesen. 15. O-Ton Ibrahim Arlit c’est très compliqué, il y a tout. Peut être il y a les MUJAOS, peut être il y a des Islamistes, il y a la Mafia – Arlit pour moi, c est un point ... c est un coin qui est très voyant. Donc, je n’aime pas passer par Arlit. Mais comme on a une panne, on n a pas une choix maintenant, Bettina, n est-ce pas? Übersetzer 1: Arlit ist unangenehm, man kriegt da leicht Probleme. Vielleicht treffen wir auf Mitglieder der MUJAO, vielleicht auf andere Islamisten. Die Drogenmafia ist auch da. In Arlit fällt man einfach den falschen Leuten auf, deshalb meide ich es, wenn ich kann. Aber wegen der Panne haben wir jetzt keine Wahl. Erzählerin: Ich weiß, dass Ibrahim Recht hat. In Arlit sagte mir vor wenigen Wochen ein Targi im Schutz der Anonymität: 16. O-Ton der Anonyme, Seite 14 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Er wisse nicht, ob die „Al-Qaida im Islamischen Maghreb“ genauso viel zahle, aber bei der Ansar Dine sei er sich sicher, die habe er in Mali getroffen. Das Gastrecht ist in der nomadischen Kultur bis heute ein hohes Gut. Ich war mit einem angesehenen Targi unterwegs und stand unter seinem Schutz. Der Fremde gab mir zu verstehen, dass er unter anderen Umständen anders mit mir verfahren würde. Und morgen also wieder Arlit. 09. Atmo Abends im Camp Seite 15 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. 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Vielleicht schickt Lamine auch eine SMS mit den genauen Koordinaten. Davor und danach sind alle Geräte aus, Batterien und SIM-Karten entfernt – damit uns keine Aufklärungsdrohnen entdecken. Die Überwachung, sagt Ibrahim, sei inzwischen sehr dicht. Vor allem durch Algerier und Amerikaner. Seite 16 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 11. Atmo Kartenstudium regarde, demain, on va passer cette vallée-la, c est le Talak, on va le suivre comme ca… on met comme ca, par la… parce que c’est en plein Ténéré. parce que eux, ils ne rentrent pas en Algérie. Ils passent peut-être par ici. Des fois, ils rentrent un peux, mais pas grand chose. Diskutieren… donc, nous on est la, d ici a la frontière (vom Treffpunkt aus) peut être 20 ou 40 kilomètres. ils ne prennent pas de pistes. Non, des pleins. Des fois c est des pleins avec des petits cajous, mais la plupart, c est le désert. Pour rejoindre la Libye, tu vois. Übersetzer 2: Schau, morgen fahren wir durch dieses Tal hier, es heißt Talak. Dem folgen wir, fahren dann da entlang, weil wir sie ja mitten in der Ténéré-Wüste treffen. Übersetzer 1: Weil sie nicht nach Algerien reinfahren, nehmen sie diese Route hier. Atmo noch mal frei, dann wieder Übersetzer Übersetzer 1: Die Schmuggler nehmen meist keine Pisten. Seite 17 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. 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Et maintenant, c est un grand village. tu as vue Halil ? quand je l ai vue, c’était rien du tout. mais non, maintenant, c est incroyable. Seite 18 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 1 : Die Flugzeuge landen im Flussbett von Tilemsi, dort wird ausgeladen, dann fahren sie nach Halil. Übersetzer 2: Um da zu tanken. Übersetzer 1 : Und um die Konvois zusammen zu stellen. In Halil laden sie zu dem Kokain noch Haschisch. Das kommt aus Marokko, durch die Westsahara . Halil ist zum Ausgangspunkt der Konvois geworden, weil es da weder malische noch algerische Sicherheitskräfte gibt. Die Region wird von keiner Regierung kontrolliert. Jetzt ist da ein richtiges Dorf entstanden. Kennst Du Halil? (an Assalek) Übersetzer 2: Ja, aber als ich es zuletzt gesehen habe, gab es da noch fast nichts. Atmo wieder frei Rascheln der Karte, zusammen falten 19. O- Ton Ibrahim Il y a l’avion qui vient vers la vallée de Tilemsi. L’avion de la drogue, c’est la cocaïne. Seite 19 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Schon bei unserer ersten Begegnung im Hotel erzählte Ibrahim von den Flugzeugen, die im Flussbett von Tilemsi landen, nicht weit entfernt von der malischen Stadt Kidal. Kidal wurde im Frühjahr 2012 zu einer Bastion der islamistischen Tuareg-Fraktion Ansar Dine. Ansar Dine verdient am Kokain-Schmuggel mit. 20. O- Ton Ibrahim, Ce sont des avions de Venezuela. Toujours l avion, il vient de Venezuela. Des fois tous les mois, des fois deux fois par mois, des fois chaque deux mois – ca dépend. Übersetzer 1 : Alle diese Flugzeuge kommen aus Venezuela. Manchmal ein Mal im Monat, manchmal zwei Mal, manchmal alle zwei Monate. Erzählerin: Eines dieser Flugzeuge machte sogar international Schlagzeilen: Im November 2009 landete eine Boing 727 im Norden von Mali, nicht weit von der Stadt Gao entfernt. Sie wurde als „Air Cocaïne“ bekannt. 21. O- Ton Ibrahim Moi, on était à Gao, et puis, on est sorti parce que l’avion est écrasé à 160 kilomètres de Gao. Donc, on est parti pour une nuit au campement, et on a vue l’avion par coup de chance. On n’avait aucun rendez-vous avec eux, et on a vue l’avion qui avait atterré vers 18 heures, comme ca. Et toujours eux, ils tirent vers la vallée de Tilemsi, ou il y a le passe de l ‘Oued, avec la terre on dirait comme une piste, et il y avait quelque gouts de pluie, et quand l’avion a atterré, le premier pneu a avancé. Donc ils ont descendue la marchandise normale, ils ont arrangé leurs Seite 20 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer affaires, après, ils ont brulé l’avion et les pilotes sont passés par un corps diplomates par l aéroport de Bamako, tranquille. Les pilotes, c’est un américain avec un français. Übersetzer 1: Ich war zufällig in Gao und habe das Flugzeug gesehen, es hat 160 Kilometer von der Stadt entfernt eine Bruchlandung gemacht. Wir waren auf dem Weg zu meiner Familie, die in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen hatte, und wollten da eine Nacht verbringen. Auf das Flugzeug sind wir aus purem Zufall gestoßen. Die Maschine ist gegen 18 Uhr gelandet. Die Piloten hatten wie immer das Flussbett des Tilemsi angesteuert, weil die Erde dort so fest ist, als sei es eine Piste. Aber es hatte etwas geregnet, deshalb kam der Vorderreifen ins Rutschen, das Flugzeug blieb im Sand stecken. Die Schmuggler haben in aller Ruhe ihre Ware ausgeladen, alles zusammen gepackt, und das Wrack dann angezündet. Die Piloten – ein Franzose und ein Amerikaner - haben Mali in aller Ruhe als Diplomaten über den Flughafen von Bamako verlassen. Erzählerin : Das Geld kommt also tatsächlich direkt vom Himmel. Beim gegenwärtigen Schwarzmarktpreis brächte eine Flugzeugladung von fünf Tonnen in Deutschland bis zu 300 Millionen Euro. Atmo wieder frei Autorin: Et est-ce que tu as vue la marchandise? Erzählerin : Und hast Du die Ware gesehen? Seite 21 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Oui, oui, bien sûr. Übersetzer 1 : Ja, ja, natürlich. Autorin: C’était quoi? Erzählerin : Was war es denn? C ‘est la cocaïne. C’est presque quatre tons de Cocaïne. Übersetzer 1 : Kokain. Fast vier Tonnen Kokain. Autorin : Et quand toi, tu est venue évidemment avec des amis, comme ca, est-ce que eux, ils n’était pas inquiet? Erzählerin: Und waren die Schmuggler nicht beunruhigt, als Du da zufällig mit ein paar Freunden aufgetaucht bist und ihr alles gesehen habt? Seite 22 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Non, s’ils te connaissent, ils savent bien que nous sommes de la région, que nous pouvons rien faire pour eux, ils savent qu’on ne va pas déclarer contre eux, donc, chacun prend le chemin qu’il veut. Übersetzer 1 : Nein, wenn sie Dich kennen, ist ihnen das völlig egal. Sie wissen ja, dass wir Leute aus der Region ihnen nichts anhaben können. Sie wissen genau, dass wir sie nicht anzeigen werden. Also geht jeder seiner Wege. Erzählerin: Spätere Ermittlungen ergaben, dass die Maschine direkt aus Venezuela kam. Sachverständige von Interpol und aus den Vereinigten Staaten fanden in dem Wrack trotz des Brandes erhebliche Kokainspuren. Die UN schrieb über das Ereignis, es sei ein weiterer Hinweis auf die erheblichen Versäumnisse, wenn nicht gar die Komplizenschaft malischer Sicherheitskräfte. Die Vereinten Nationen wissen von mindestens sieben weiteren Flugzeugen voller Kokain aus Lateinamerika, die in Mali landeten. 22. O-Ton Rhissa Ag Boula Ce sont des narcotrafiquants qui dirigent au Mali. C’est la connexion entre le narco-trafique, l’extrémisme religieux, et l’identisme indépendantiste. C’est ca ce qui se passe au Mali. // Un cocktail Molotov. Übersetzer 4: Mali wird von den Drogenschmugglern kontrolliert. Es handelt sich um die Verbindung zwischen Drogenschmuggel, religiösem Extremismus, und dem Verlangen der Tuareg nach Unabhängigkeit. Das ist der Hintergrund von dem, was in Mali abläuft. Ein Molotov-Cocktail. Seite 23 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Die Folge: der Zusammenbruch des malischen Staates im Frühjahr 2012, schließlich die Machtübernahme durch islamistische Milizen. 12. Atmo Musik vom Fest Erzählerin: Rhissa Ag Boula, den Berater des nigrischen Präsidenten, traf ich vor einigen Wochen am Rande eines Tuareg-Festes im Aïr-Gebirge. Im Lichtkegel weniger Lampen, die ihren Strom von Generatoren bezogen, trafen in der Dunkelheit nach und nach die Gäste ein. Alle trugen Gewänder und Kopfbedeckung der Tuareg, die meisten Männer hatten auch ihre Gesichter verschleiert. Viele kamen auf ihren Kamelen, die geduldig auf das Ende des Festes warteten. 23. O-Ton Rhissa Ag Boula Les AQMI, c’est les Algériens qui ont créé ça. C’est le GSPC, c’est le GIA, qui est devenu GSPC et ... après qui est devenu AQMI. Donc, c’est les Algériens qui ont créé ça, c’est les Algériens qui dominent ça, c’est les Algériens qui commandant. Maintenant, dans le développement, dans l’évolution d’AQMI dans l’espace // sahélo-saharien, elle a recruté donc beaucoup de mauritaniens, beaucoup de Sahraoui, beaucoup donc de Maliens Übersetzer 4: Die Algerier haben „Al-Qaida im Islamischen Maghreb“ gegründet, die AQMI. Sie ist aus früheren islamistischen Terrorgruppen Gruppen hervor gegangen, den „Bewaffneten Islamischen Gruppen“, kurz GIA, und der „Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf“, GSPC. Die AQMI wird bis heute von Algeriern dominiert und kommandiert. Im Laufe der Jahre breitete sie sich im Sahel und in der Sahara aus und rekrutierte Kämpfer aus anderen Ländern: viele Mauretanier, viele Sahraoui aus der Westsahara, viele Malier. Seite 24 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Auch Rhissa Ag Boula, der an allen Tuareg-Aufständen der früheren Jahre beteiligt war, soll noch immer eine eigene Miliz befehligen und seine Finger bei vielen Dingen im Spiel haben. Er mag eine schillernde Figur sein, aber seine tiefe Abscheu für die Islamisten scheint echt. Er ist selbst ein Muslim wie fast alle Tuareg, aber er fühlt sich in seinem Stolz verletzt, wenn ihm ein Fremder erklären will, wie er zu seinem Gott zu beten habe. Von Arabern wird er sich als letztes belehren lassen. 24. O-Ton Rhissa Ag Boula L’argent de la drogue a beaucoup financé le Printemps Arabe, parce que tous les Printemps Arabes ont connu leurs groupes internationaux, les groupes internationaux intégristes internationaux, des Salafistes et ... des gens d’Al Qaida qui ont débarqué et avec les financements de la drogue. Übersetzer 4: Das Geld aus dem Drogenschmuggel hat den Arabischen Frühling zu einem guten Teil finanziert. In all diesen Ländern gibt es islamistische Gruppen mit internationalen Verbindungen: Salafisten oder Mitglieder von Al-Qaida, die Geld aus dem Drogenschmuggel mitgebracht und sich damit in Kämpfe in den jeweiligen Ländern eingeschaltet haben. 25. O-Ton Rhissa Ag Boula Tous les circuits des états, il est arrosé par l’argent de la drogue pour complicité, que ça passe. Donc, tu trouves ça au gouvernement, au sommet de l’état, dans les forces armées, dans la police, dans la gendarmerie, dans la douane et dans le ... dans la politique, les partis politiques, voilà. C’est l’argent, c’est ça. C’est comme ça. Seite 25 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 4: Die Schaltkreise der Macht in den betroffenen Staaten werden von dem Geld aus dem Drogenschmuggel geschmiert. Die Kartelle haben überall Komplizen: in der Regierung, an der Spitze des Staates, in der Armee, bei der Polizei, der Gendarmerie, dem Zoll, den politischen Parteien. Das Geld macht alles möglich. Erzählerin: Auch Malis ehemaliger Präsident Amadou Toumani Touré hatte gute Verbindungen zu den Kartellen und war ihr Komplize. Vor allem die Ehefrau des Präsidenten kümmerte sich um diesen Teil des Einkommens. Bei einem Großeinkauf in Europa zahlte sie im September 2011 mit Geldscheinen, deren Seriennummern deutsche und französische Sicherheitskräfte notiert hatten. Die Scheine waren Al-Qaida im Islamischen Maghreb als Lösegeld für die Freilassung von Geiseln gezahlt worden. 26. O-Ton Rhissa Ag Boula Le trafic a contrôlé l’armée malienne depuis longtemps. Übersetzer 4: Die Kartelle kontrollierten die malische Armee schon lange. Erzählerin: Rhissa Ag Boula beschreibt die Situation vor dem Putsch in Mali im Frühjahr 2012. Seite 26 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 27. O-Ton Rhissa Ag Boula Tous les généraux maliens sont achetés, ils sont contrôlés par les narcotrafiquants. Et maintenant, la jeune, la troupe, les soldats, les jeunes officiers, ils voient ça, ils savent que les ... leurs chefs sont corrompus, leurs chefs sont contrôlés par le trafic. Ils savent que quand ils les envoient à la guerre, eux, ils ... eux, ils prennent l’argent du trafic et ils les envoient à la guerre. Donc, c’est ça qui a fait que ... ce retournement de situation, de jeunes officiers qui ont dit « Bon, on va balayer le régime d’ATT (Amadou Toumani Touré), on va trouver une solution avec la guerre. » Mais, malheureusement, le régime était déjà pourri et quand il tombé, c’est toute l’armée qui est partie en l’air. Tout le commandement de l’armée malienne est parti en l’air. Übersetzer 4: Alle malischen Generäle sind gekauft, werden von den Drogenschmugglern gelenkt. Die jungen Soldaten der niedrigen Ränge beobachten das und wissen, dass ihre Chefs korrupt sind, für die Kartelle arbeiten. Dass die oberen Ränge viel Geld aus dem Schmuggel bekommen, während sie selbst gegen die aufständischen Tuareg in den Krieg geschickt werden. Irgendwann haben sie sich gesagt: „Wir werden diesen Dreckstall ausmisten, das Regime von Amadou Toumani Touré.“ Leider war das gesamte Regime schon so zersetzt, dass mit dem Putsch der ganze Staat zusammenbrach und die Armee sich in Luft auflöste. Erzählerin: Die Verwicklung von Amadou Toumani Touré in den Kokainschmuggel war schon lange bekannt, zumindest den Vereinten Nationen, US-Sicherheitskräften und westlichen Geheimdiensten. Trotzdem tat die ganze Welt überrascht, als Mali im Frühjahr 2012 kollabierte. Seite 27 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 13. Atmo TV France 24 in Arlit Erzählerin: Weil Ibrahim vermeiden möchte, dass ich gesehen werde, hat er mich am nächsten Morgen in Arlit bei Bekannten abgesetzt. Sie haben einen großen Bungalow im Zentrum der Stadt, die Frau des Hauses hat für mich einen Ventilator und den französischen Sender France 24 eingeschaltet. Dann ist sie in der Küche verschwunden, um das Mittagessen zu kochen. Manchmal kommt eines der Kinder vorbei. Niemand wundert sich über die fremde Weiße, die in dem riesigen Wohnzimmer zwischen Kissen auf dem Teppich liegt und fern sieht. Am Rande der Wüste erfahre ich über Satellit aus Brüssel das Neuste über die Eurokrise. 15. Atmo Reifenwechsel und Musik Erzählerin: Am späten Nachmittag sind wir mit drei neuen Radbolzen wieder unterwegs. Aber schon wieder ist ein Reifen platt, der dritte in zwei Tagen. Um uns Sand, vereinzelte Büsche, Geröll. In Arlit haben wir viele Geländewagen ohne Nummernschilder gesehen. Meist Pick-Ups mit Benzinmotoren, die bis zu 200 Stundenkilometer schnell sind. Fast alle Autos ohne Nummern gehören den Kartellen oder ihren Helfern. Das Fahren ohne Nummer ist ein Zeichen an die staatlichen Sicherheitskräfte: Von diesem Auto lasst ihr besser die Finger. Und tatsächlich werden die Fahrzeuge an allen Kontrollpunkten durchgewunken. Seite 28 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 16. Atmo Abfahrt Erzählerin: Auf der Multi-Media-Anlage von Ibrahims Auto läuft Musik der Tuareg-Band Tinariwen, ein Video-Konzertmitschnitt aus Paris. Ibrahim spielt ihn über einen USB-Stick ab, während wir durch die fahlgelbe Wüste fahren. Kreuzblende zu Musik ohne Unterhaltung: 17. Atmo im Auto, Musik Musik unter O-Ton, bzw. zwischendurch als Trenner Erzählerin: Morgen Nachmittag wird Ibrahim von Lamine die Koordinaten unseres Treffpunkts erhalten. Für einige GPS-Punkte haben die beiden Code-Namen ausgemacht, eine Vorsichtsmaßname, weil Gespräche über Satellitentelefone häufig abgehört werden. 28. O-Ton Ibrahim C’est un ami d’enfance, je le connais très bien. Il est née pas loin de Timbuktu. Après, il est venue a Kidal. Il a resté presque 15 ans à Kidal. Après, il a fait la première rébellion avec nous, 92 jusqu’à 94 (Störgeräusche ,Rascheln Kleidung und Mikro), donc il a fait la rébellion avec nous, et même au moment de l’intégration, on lui voulait donner une grade de capitaine. Mais lui, il a refusé, il a resté comme ca. Lui, au début, il faisait transport des passagers entre Tessalit, Bordj, Kidal – toujours la frontière. Seite 29 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 1 : Wir waren schon als Kinder miteinander befreundet, ich kenne Lamine deshalb sehr gut. Er wurde in der Nähe von Timbuktu geboren, dann kam er nach Kidal. Da ist er 15 Jahre lang geblieben. Wir haben zusammen in den 1990er Jahren im Tuareg-Aufstand gekämpft. Nach dem Friedensvertag bot die malische Regierung ihm an, ihn im Rang eines Hauptmanns in die Armee zu integrieren. Das hat er abgelehnt. Er fing an, mit illegalen Migranten zu arbeiten, brachte sie über die Grenze zwischen Algerien und Mali. Erzählerin: Bald verdiente Lamine ein Vielfaches von dem, was die malische Armee ihm geboten hätte, wäre er dort Hauptmann geworden. 29. O-Ton Ibrahim, Dans les année 1998, 1999. Il a commencé faire le trafic des cigarettes, avec ses voitures. Et après, quand ils ont du couvert le réseau du haschisch, il a commencé faire l’escorte, // a partir de la frontière entre l’Algérie et le Maroc, Polisario, il a fait l’escorte jusque à Halil. Après ils ont découvert d’aller jusque à Egypte, il a commencé de faire le transport. Mais maintenant, comme il a trouvé des armes, il a amené des armes de la Libye, et de la Mauritanie, et même de l’armée malienne parce que il est en complicité. Il connaît bien des gens, des hauts placés, donc peut-être il a …. Parce que avant, au Mali il était facile d’avoir des armes chez l’armée (meint wohl : von der Armee zu bekommen) si tu connais bien un commandant ou un colonel, il peut te rendre quelques de ca…. (einige Waffen) donc il a fait ca, il a commencé avec trois voitures, maintenant il a une dizaine de voitures. Il fait l’escorte. Seite 30 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Lamine kannte einige Leute sehr gut, die einen hohen Rang hatten. Mit drei Autos hat er angefangen, jetzt hat er zehn. Erzählerin: Und bewacht die Ladung der Konvois aus Haschisch und Kokain. 30. O- Ton Ibrahim Toujours il a dix voitures pour lui même. Et chaque voiture, il a huit jeunes soldats, avec Kalash ou Smirnoff ou RPG – lui, il est bien équipé. Lui aussi, il est un grand baron, mais lui, il fait le convoi lui même avec eux. Pas comme les autres. Mais lui, il fait l’escorte seulement. -Einschub 46 :40 ff Lui il escorte toujours des convois entre 15 et 20 voitures. Pas plus. Toujours. 15 a 20 voitures charge entre haschisch et cocaïne, et lui, il a dix voitures. Toujours trois devant, trois au milieu et quatre derrière. ---- Ils donnent par ex peut être chaque voyage 700.000 Euro, ou bien, peut être comme ca, si ce n est pas plus. Et lui, chaque voyage, il paye les soldats, les chauffeurs, les apprentis et tous ca. Au chauffeur, seulement au chauffeur, ils donnent juste a 12 a 13 mille euro par voyage. Übersetzer 4 : Seite 31 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Auf jedem seiner zehn Autos hat er acht junge Soldaten. Sie sind mit Kalaschnikows bewaffnet, und mit Maschinengewehren und mit Panzerabwehr-Granatwerfern. Er ist also gut ausgerüstet. Lamine ist einer der großen Barone, aber im Unterschied zu den anderen fährt er selbst noch mit. Er schmuggelt nicht mehr selbst, sondern stellt immer die Eskorte. Er begleitet Konvois von 15 bis 20 Autos, nie mehr, die mit Haschisch und Kokain beladen sind. Drei der bewaffneten Fahrzeuge fahren vorne, drei in der Mitte, vier am Schluss. Seine Auftraggeber geben ihm pro Fahrt vielleicht 700.000 Euro, vielleicht sogar mehr. Nach jeder Fahrt bezahlt er die Bewaffneten, die Fahrer, die Lehrlinge. Schon dem Fahrer, einem einfachen Fahrer, zahlen sie 12.000 bis 13.000 Euro pro Fahrt. Erzählerin: Zwei von Ibrahims Neffen arbeiten für Lamine. Einer gehört zu den Bewaffneten, einer ist Fahrer. 31. O- Ton Ibrahim J’ai mon neveu chauffeur avec eux, chaque voyage, il prend presque 13 mille euros, mais presque, il a rien. Toujours. Il prend ca, il achète les vêtements chique, chaque jour, il égorge un mouton, il sort avec les filles, tu vois, et il part ca dans un mois. Übersetzer 1: Mein Neffe bekommt also als Fahrer jedes Mal 13.000 Euro. Und trotzdem bleibt nichts übrig. Sobald er bezahlt wird, kauft er sich schicke Kleidung, schlachtet jeden Tag einen Hammel, geht dauernd mit Frauen aus, und binnen eines Monats ist das ganze Geld weg. Erzählerin: Seite 32 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Lamine dagegen ist ein reicher Mann geworden. Ibrahim selbst ging einen anderen Weg. Im Norden Malis geboren, zog er als Jugendlicher zu einem Onkel nach Algerien, weil es in seiner Heimatstadt weder Schulen noch Arbeit gab. Als sich die Tuareg in Mali und Niger 1990 erhoben, schloss sich Ibrahim den Aufständischen an. Aus dieser Zeit rührt seine Freundschaft mit Assalek, der im Niger kämpfte. Dasselbe gilt für Mohammed, den dritten Targi in unserem Team. Die Tuareg-Rebellen forderten mehr politische Teilhabe, Arbeitsplätze und Investitionen in ihre wenig entwickelte Region. Alle drei beteiligten sich 2007 an einem weiteren Aufstand der Nomaden. Vor allem im Niger ging es damals schon um die Kontrolle der Schmuggelrouten für Drogen. Wie viele andere Tuareg auch, verdingten sich Ibrahim, Assalek und Mohammed zwischendurch als Söldner bei Muammar al-Gaddafi, dem inzwischen gestürzten libyschen Herrscher. 33. O-Ton Ibrahim Moi, personnellement, et tous les Touaregs le savent bien que Kadhafi, c’est un dictateur. C’est un fou même. Il est très égoïste mais, mais vers les Touaregs vraiment, il a compris bien la situation au Mali, au Niger des Touaregs. Donc, c’est pour cela, on est avec lui. Et lui, il a aidé les Touaregs par les bases militaires, par l’instruction des jeunes et tout ça. Übersetzer 1 : Ich und alle Tuareg wussten, dass Gaddafi ein Diktator ist. Sogar ein Verrückter. Und ein Egoist. Aber für die Tuareg hat er immer viel gemacht. Er hat ihnen Militärbasen zur Verfügung gestellt, und junge Nomaden zu Kämpfern ausgebildet. Erzählerin: Nach Gaddafis Sturz kehrten Tausende afrikanische Söldner in ihre Heimatländer im Sahel zurück. Aus seinen Arsenalen brachten sie Unmengen von Waffen mit: Kalaschnikows und Seite 33 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Panzerfäuste, Boden-Luft-Raketen, panzerbrechende Waffen und ähnliches. Als Gaddafi stürzte, war Ibrahim in Algerien bei seiner Familie und kümmerte sich um seine Reiseagentur. Ein Verwandter rief ihn an, sagte, dass hunderte Kämpfer aus Mali zurückkämen. Ibrahim mobilisierte weitere Rebellen, die er von früheren Aufständen kannte und gründete mit seinem Verwandten eine neue Miliz. Die „Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad“, kurz MNLA. Mit ihrem Aufstand begann im Januar 2012 der Zusammenbruch des malischen Staates. 18. Atmo Packen morgens Erzählerin: Nach einer weiteren Nacht in der Wüste packen wir ein. Almoustapha, der Koch, verstaut alles sorgfältig in Blechkisten. Geübte Griffe, ein vertrautes System. Am Ende wird eine Plastikplane über Kisten, Pakete und Taschen gelegt. Trotzdem dringt der feine grau-gelbe Sand Tag für Tag durch alle Ritzen in jeden Winkel des Gepäcks. Fast unvermittelt kommt Assalek auf das Thema des Vorabends zurück. 34. O-Ton Assalek Anfang: Et ca, ca devient un problème. Et ca commence à gagner du terrain. Maintenant des fois, même une famille des fois, 0 :17 tu vas trouver une famille – il y a des gens qui sont la – dedans donc chaque famille – tu vas trouver quelqu'un qui est là-dedans. Dans cette trafic. Übersetzer 2 : Seite 34 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Diese Sache greift immer mehr um sich. Inzwischen gibt es in vielen Familien mehrere, die mit dem Schmuggel zu tun haben. Und in jeder Familie gibt es mindestens einen. 26. O-Ton Assalek Agadez, c est plein. Il y a plein de gens.Beaucoup de gens y vivent. Pc c’est vraiment pour la vie que les gens rentrent là-dedans. Ce n est pas un plaisir. C’est pour gagner son pain. Mais c’est très inquiétant quand même. Übersetzer 2 : Agadez ist voll von Leuten, die davon leben. Denn darum geht es den meisten: Sie müssen halt irgendwie Geld verdienen und machen das nicht zum Vergnügen oder aus Abenteuerlust. Trotzdem ist das sehr beunruhigend. 28. O-Ton Assalek Dès qu’il y a la possibilité de gagner cet argent facile, la tentation est très forte. Donc, je peux vous donner un exemple il y avait quelqu’un, en qui j’avais beaucoup confiance, il a confiance en moi aussi. On était ensemble Il a une très grande entreprise d’import-export. Donc ... Mais tout est en règle. Et un matin, il vient me voir, il me dit : « On va ... On va aller ensemble, je vais prendre la voiture. On va causer un peu. ». Après, il me dit : « J’ai un petit problème. Il me faut un endroit où je vais stocker trois tonnes de ... ». Il m’a dit : « ... de drogue. Pendant juste deux semaines. ». Il m’a dit : « Vraiment, il faut réfléchir. » // Il m’a dit : « Maintenant, il faut réfléchir. Si y a quelqu’un en qui tu as confiance. Moi, je suis prêt à lui donner jusqu’à 10 millions. » Übersetzer 2 : Seite 35 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Sobald es einfaches Geld zu verdienen gibt, ist die Versuchung für jeden groß. Ich bin dafür selbst ein Beispiel. Es gab da jemanden, zu dem ich großes Vertrauen hatte, und das war gegenseitig. Ich habe für ihn gearbeitet. Er war Analphabet, hatte aber ein großes ImportExport-Unternehmen. Ich habe mich um alles gekümmert, was legal war. Seine Bücher sind also sauber. Eines morgens kam er zu mir und sagte: „Steig ins Auto ein, wir müssen mal reden.“ Er erklärte mir, dass er ein kleines Problem habe. Er brauche einen Ort, an dem er mal drei Tonnen Drogen lagern könne. Es sei nur für zwei Wochen, und er zahle dafür umgerechnet über 15.000 Euros. Erzählerin: Assalek bot sein Haus an. In einem Zimmer stapelten sich mehr als 120 Kartons. Sie sahen unterschiedlich aus, laut der Aufkleber enthielten sie Whiskey und andere Lebensmittel. Assalek rührte sie nicht an, schloss das Zimmer ab. Nach zwei Wochen wurde die Ware wieder abgeholt. 29. O-Ton Assalek D’abord, lui, l’équivalent de l’argent, il m’a donné un véhicule tout neuf, un 4x4. C’est l’équivalent de 10 millions. Après, je l’ai échangé, pour payer un nouveau véhicule. Je l’ai vendu et j’ai payé un autre véhicule pour travailler avec. C’est des ... C’est un métier parce que je, tellement c’est pas mon travail que je fais, je fais un autre travail, je ... pour gagner un peu ma vie. Übersetzer 2 : Er gab mir einen neuen Geländewagen im Wert von 15.000 Euro. Den habe ich verkauft und mir einen geländegängigen Pick-Up gekauft. Damit verdiene ich jetzt meinen Lebensunterhalt. Erzählerin: Seite 36 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Mit genau diesem Pick-Up begleitet Assalek uns durch die Wüste. Außerdem ist er Consultant für ein Mobilfunkunternehmen, fährt dessen Ingenieure in die abgelegenen Dörfer, wo sie Funkmasten installieren oder warten und Telefonanschlüsse legen. Manchmal vermietet er den Pick-Up und sich als ortskundigen Fahrer an humanitäre Organisationen. 19. Atmo Fahrt Erzählerin: Wir sind am Rande der Ténéré-Wüste angekommen. In der Nähe des GPS-Punktes, an dem wir den Konvoi treffen wollen, fahren wir an einigen Treibstofffässern vorbei. Notdürftig wurden sie unter Büschen versteckt. Sie stehen für einen Konvoi bereit. In der Ferne eine Nomadenfrau und Kinder. Anderswo gibt es Depots mit Lebensmitteln und Wasser. Helfer der Kartelle stellen diese Dinge an Koordinaten ab, die sie vorher von Mittelsmännern erhalten haben. Die Kartelle unterhalten ein dichtes Netz von Informanten. Die warnen per Telefon oder Textnachricht, wenn sie eine Militäreskorte sehen, oder was immer die Pläne der Schmuggler durchkreuzen könnte. Eine aufwändige Logistik, perfekt organisiert, und mit Schmiergeld geschmeidig gehalten. 20. Atmo von der Absage Assalek : …. détails... Tippen handy... le numéro... c’est lui, c’est un Thuraya... Assalek : (Macht Auto aus, seufzt, tippt auf dem Thuraya rum, sagt): Ce n’est pas bon, ca. Pas loin de but. Ts ts ts .. (Tippt weiter ... Wind, Motor aus) Übersetzer 2 : Seite 37 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Die Nachricht muss von ihm sein, sie kommt von einem Satellitentelefon. Erzählerin: Es ist 14 Uhr. Ibrahim hat das Satellitentelefon eingeschaltet, Lamine eine Textnachricht geschickt. Weil Ibrahim die kleine Schrift schlecht lesen kann, hat er Assalek das Telefon gegeben. Atmo wieder frei Assalek : Désolé, // je vous ai faussé le rendez-vous, il y a trop de problèmes avec les MUJAOs, et .... Assalek, nachdenklich : On dirait qu’il y a un autre message qui n est pas arrivé. // Assalek liest: celui là... Lamine (fragend) Ah! Lamine! Il a dit que c’est Lamine. Ibrahim : Oui, c’est lui. Ce nom, c’est lui. Assalek : Donc, c’est Lamine. Bon. Alors. Le résultat c est quoi maintenant? Übersetzer 2: Es tut mir leid, ich kann nicht kommen, wir hatten zu viele Probleme mit der MUJAO, und..... Man könnte meinen, dass er noch eine zweite Nachricht geschickt hat, die nicht angekommen ist. Da ist noch eine ... Lamine... Ah! Lamine! Die Nachricht ist also von ihm. Und jetzt? Seite 38 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Atmo weiter Ibrahim : Je ne sais pas. Übersetzer 1: Ich weiß es nicht. Assalek : A 50 kilomètres de près. // À peu près. Oh la la. Übersetzer 2: Und das höchstens 50 Kilometer vom Ziel entfernt. Atmo Schweigen etwas frei Erzählerin: Der Konvoi ist offenbar in einen Hinterhalt der islamistischen MUJAO geraten. Weil Lamine sein Telefon wieder ausgestellt hat, kann Ibrahim nicht nachfragen. Die Stimmung ist gedrückt und angespannt. Sich mit einem Konvois zu verabreden, ist nicht üblich. Was, wenn Ibrahim den anderen jetzt als Verräter gilt? Und was ist mit seinen beiden Neffen? Atmo wieder frei Seite 39 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Mohammed: (ganz leise von hinten): Ici il y a tout les dangers. On est dans un coin qui n’est pas bien. 21. Atmo Mohammed warnt von Gefahr Assalek: Ce n’est pas possible .... C’est quoi la solution maintenant... Ibrahim: Est- ce qu’il y a des choses à manger ? Assalek: Donc, on va dormir ici aussi? Ibrahim: Non non Assalek: Ou est-ce qu’on va aller? Ibrahim: Je ne sais pas. Assalek: Il vaut mieux qu’on s arrête une seule fois. Ici, ce n est pas bon. Ibrahim: Donc, on va ou? Assalek: Maintenant d’abord il faut qu’on sache ce qu’on fait. Entfernt ein Esel Atmo weiter, verlängern Zu benutzen unter dem nächsten Text, einer indirekten Übersetzung, oder auch freistehen lassen 22. Atmo von 121123_10 Entscheidung nach Absage Lamine Assalek: Ce n’est pas ici .Le lieu n est pas bon. Il faut qu on retourne un peu et après un trouve un coin un peu loin de la piste. Et puis on fait ce qu on décide de faire. Ibrahim: Bon, donc, on retourne, // comme lui il est encore au Mali Seite 40 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Schweigen Ibrahim: On va partir. Erzählerin: Mohammed, der etwas abseits steht, bringt Bewegung in das ratlose Schweigen: Der Ort ist gefährlich, wir müssen weiter. Die beiden anderen schrecken aus ihren Gedanken hoch, stimmen ihm zu. Nur Ibrahim überlegt, ob wir hier erst noch was essen sollen. Aber auch Assalek treibt weiter: Selbst wenn wir nicht wissen, wo wir jetzt hinfahren sollen – hier müssen wir weg, und das so schnell wie es geht. Wir sollten eine sichere Stelle für unser Nachtlager suchen und dann entscheiden, was zu tun ist. 23. Atmo von 121123_09 Atmo Absage Lamine Ibrahim: bon.... Assalek: il faut réfléchir ... Schritte, einsteigen ... Autotüren... Motor an.... 24. Atmo Nachtlager Erzählerin : Assalek führt uns am Abend zu einem Versteck, das er aus der Zeit der letzten Rebellion kennt. Das Dünental ist von der Hauptpiste her nicht zugänglich. Um unsere Spur zu verwischen, fährt Assalek einige Schleifen, kreuzt alle Fahrspuren, die er findet, bis er von hinten in das Tal fährt. Kaum angekommen beginnt Almoustapha wie immer Fleisch und Gemüse mit Wasser aus dem Kanister zu putzen und das Abendessen zu kochen. Seite 41 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Atmo noch mal frei, dann weiter unter dem Text Erzählerin : Unser Zeltplatz liegt idyllisch. Wir lagern umgeben von Sanddünen, in die der Wind ein Wellenmuster schrieb. An einer Seite wird das kleine Tal von einem Berg aus Geröll abgeschirmt. Das Grundwasser kann nicht tief sein, es gibt einige Bäume und Sträucher. Trotz des Verstecks fühlen sich die Männer nicht sicher. Die Vorstellung unser Lager könnte heute Nacht überfallen werden, macht mir Angst. 25. Atmo Frühstück Erzählerin : Am Morgen treffen wir uns wie gewohnt im Windschatten der Autos zum Frühstück auf den Matten. Ungewaschen, denn unser Wasser ist knapp. Die Mischung aus Staub und Schweiß auf der Haut wird täglich dicker. Ibrahim eröffnet mir, er habe für den Fall vorgesorgt, dass etwas schief geht. Wenn ich zum Beispiel entführt werde. Er habe einem der militärischen Führer der MNLA, einem Verwandten, vor unserer Reise Bescheid gesagt und ihn gebeten, an der Grenze zwischen Mali und Niger ein paar Pick-Ups mit Bewaffneten für uns bereit zu halten. 26. Atmo Auto packen Erzählerin : Nach dem Frühstück packen wir zusammen, brechen auf, Richtung Südwesten. Seite 42 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 28. Atmo Oase Timia Erzählerin: Timia. Wir sind in einer Oase im Aïr-Gebirge angekommen, in dem Ort Timia. Wir dürfen in einem der Gärten campieren. 29. Atmo Tee einschenken Erzählerin: Mohammed hat Tee gemacht, den süßen Pfefferminztee der Nomaden. Er ist auf dieser Reise dafür zuständig. Im Tee-Kochen ist er ein Meister. Im Leben hat er zur Zeit nichts anderes zu tun. 30. O-Ton Mohammed On est là, on espère, on espère tout simplement. On vit dans l’espoir. Übersetzer 3: Ich hoffe, das ist alles. Ich lebe von der Hoffnung. Erzählerin: Die Schule musste er nach der sechsten Klasse abbrechen, seine Eltern konnten nicht länger bezahlen. Mohammed saß also zu Hause und kochte Tee. Dann begann 1990 die Rebellion der Seite 43 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Tuareg, er war erst 14 und schloss sich an. Fünf Jahre später kam der Frieden, und Mohammed fiel wieder in ein Loch. Seine einzige Chance sah er in Libyen und verdingte sich als Söldner. 31. O-Ton Mohammed Oui, oui. Parce que je n’ai rien à faire ici, chez moi. Il y a pas grand-chose à faire au lieu d’être toujours mêler dans ... entre les femmes et les enfants, je préfère m’éloigner un peu. Et surtout dans le dignité saharienne où l’homme se veut digne. A un certain âge, tu dois être un peu différent. L’homme, il doit quitter la maison. Il doit ramener quelque chose si il ne travaille pas. Il doit voyager quand même. Il doit pas passer son temps mêlé aux ... C’est la bassesse. Ce n’est pas digne en fait. Übersetzer 3: Ja, weil ich hier nichts zu tun hatte. Ich saß untätig rum, immer zwischen den Frauen und Kindern. Für uns in der Sahara ist die Würde ein hohes Gut. Ein Mann muss das Haus verlassen. Wenn er keine Arbeit hat, muss er auf andere Weise etwas verdienen und nach Hause bringen. Er muss reisen. Ständig untätig zwischen den Frauen zu sitzen, ist eine Schande. Erzählerin: 2007, als sich die Tuareg im Niger noch einmal erhoben, kehrte Mohammed aus Libyen zurück und schloss sich den Aufständischen an. Vor allem im Aïr-Gebirge war diese Rebellion ein gnadenloser Krieg. Mohammed sah viele Menschen sterben und überlebte selbsst nur knapp. Danach ging er, bis zu Gaddafis Sturz, erneut nach Libyen. Seitdem bleibt ihm nur noch das Kochen von Tee. Die Schule, sagt er, habe ihm die Augen für die Moderne geöffnet, die ihm trotzdem verschlossen sei. Seite 44 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Alle anderen haben im Leben ihre Rolle, aber wir spielen nicht mit. Wir sind bloß die Zuschauer. Erzählerin : Es ist spät geworden, die anderen sind schlafen gegangen. Unbeobachtet von ihnen, erzählt Mohammed immer weiter. 33. O-Ton Mohammed Aujourd’hui, ce phénomène de trafic, c’est vraiment un phénomène qui prend beaucoup d’ampleur. Beaucoup de gens voudraient introduire ce réseau. Mais le réseau leur est pratiquement impossible. Il ... C’est un réseau fermé. Personne n’a accès que ... au clan. C’est des clans. Pour beaucoup comme les ... moi, qui ont fait des expériences des rébellions, des voyages, des conflits internationaux-là, ils veulent, ils veulent parce que dans ça, c’est l’enrichissement rapide. C’est le rêve de tout le monde ici. Übersetzer 3: Seite 45 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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O-Ton Mohammed Si ce n’est pas vraiment un miracle qui tombe du ciel, tu n’as pas d’espoir. Tu es obligé parfois de faire quelques sourires, mais pas des sourires qui vient du fond, c’est, c’est des sourires mécaniques. Ça veut dire forcé, tu fais semblant d’être heureux, mais au fond, tu es déjà mort. En fait, tu es un mort-vivant. Übersetzer 3: Wenn nicht noch ein Wunder passiert, habe ich für mein Leben keine Hoffnung mehr. Ich zwinge mich, manchmal zu lächeln, aber das ist nicht echt, ein rein mechanisches Lächeln. Ich zwinge mich manchmal, glücklich zu wirken, aber im Grunde bin ich schon tot. Ich bin ein lebendiger Toter. 30. Atmo Ibrahim versucht, Lamine anzurufen Seite 46 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer im Vordergrund noch andere Stimmen, Ibrahim leise, dann kommt er näher, Tamaschek, dann frz, „ca va .... Ecoute..... Allô? Okay... je suis dans le bon réseau ... écoute... Allô? Allô? (wiederholt das immer wieder) on sort, on va se mettre dans le bon réseau... c’est lui, il a répondu ....- stößt Atem erleichtert aus … dann weiter als Atmo unter dem weiteren Text Erzählerin: Am nächsten Morgen versucht Ibrahim, Lamine über das Handy zu erreichen. In der Oase Timia gibt es zum ersten Mal seit Tagen ein Handynetz. Nach einigen Worten bricht die Verbindung wieder zusammen. Übersetzer 1: Lass uns auf den Hügel gehen. Er war es, er hat mit mir gesprochen. Erzählerin: Ibrahim gilt also nicht als Verräter, eine große Sorge fällt von ihm ab. Andernfalls hätte es sein können, dass die Schmuggler sich rächen, ihn womöglich töten. 31. Atmo Anruf auf Hügel Erzählerin: Dann stehen wir auf dem Hügel. Unter uns der Oasengarten, in dem wir campieren: Grapefruit-Bäume, Feigen, Weintrauben. Nicht weit von hier, beginnt die große Wüste Ténéré. Selbst auf dem Hügel kommt die Verbindung zu Lamine nicht mehr zustande. Seite 47 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Ibrahim ruft seine jüngste Schwester an und erfährt von ihr, dass sein Neffe und zwei weitere Milizionäre bei dem Überfall erschossen wurden. Lamine wurde durch eine Kugel verletzt. Nicht lebensgefährlich, aber er muss ärztlich behandelt werden. Ibrahim ringt um Fassung. Er trauert um seinen Neffen und sorgt sich um seine Schwester, die binnen kurzer Zeit ihren zweiten Sohn verlor. 32. Atmo Abstieg und Bericht über letztes Gespräch mit Neffen Schritte, wir steigen von dem Hügel ... en discutant comme ca, il ma dit: peut être j arrête parce que je travaille avec grand risque, et maintenant il n y a pas de confiance, même avec les gens qui sont avec moi. Il a dit ca, ca ne fait pas longtemps. Schritte.... Übersetzer 1: Mein Neffe hat erst kürzlich zu mir gesagt: „Ibrahim, vielleicht höre ich bald damit auf. Diese Arbeit ist sehr riskant, und ich kann keinem mehr vertrauen. Nicht einmal denen, mit denen ich zusammen arbeite.“ 33. Atmo Agadez Erzählerin: Nach einem weiteren langen Tag auf der Piste sind wir zurück in Agadez. Wieder telefoniert Ibrahim, jetzt erreicht er Lamine in einem Krankenhaus in Mali, spricht auch mit anderen Bekannten, erfährt die ganze Geschichte. 35. O-Ton Ibrahim, Seite 48 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Donc il y a eu une grande embuscade, c’est le MJUAO qui a fait ca contre le convoi. Parfois ca arrive, mais pas avec des dégâts comme ca. Il y a un règlement de compte entre le boss d’ici et l’autre de Tamanrasset, qui s’appelle Farayahka, et celui d’ici qui s’appelle Chérif. Il y a nos voitures qu’ils ont chargé entre le cocaïne et le haschisch, ce sont 23 voitures, il y a peut être dix ou sept voitures qui sont chargé de cocaïne, et les autres de haschisch. Übersetzer 1 : Die MUJAO hat dem Konvoi mit sehr vielen Kämpfern einen Hinterhalt gelegt. So etwas passiert manchmal, aber selten mit so schweren Folgen. Drei junge Leute sind gestorben, viele weitere verletzt, ein paar davon schwer. Bei dem Überfall ging es um offene Rechnungen zwischen zwei Bossen, dem Baron hier von Agadez, der Chérif heißt, und dem Baron von Tamanrasset namens Farayahka. In dem Konvoi waren 23 Fahrzeuge, davon sechs oder sieben beladen mit Kokain, die anderen mit Haschisch. 36. O-Ton Assalek Tout ca, c’est Chérif. Les MUJAO, c’est lui. C’est que des trafiquants. C’est Chérif Ould Abidine. C’est confirmé. Beaucoup de gens le savent déjà. Tous les jeunes qu’il fait travailler, c’est MUJAO là-bas. Et tout ce qu’ils font là-bas au Mali, ils ne le font pas pour le Sharia, ils le font uniquement pour garder leur système qui fonctionne très bien, pour garder leur trafic et tout cela. Ca n’à rien avoir avec la Sharia. Übersetzer 2: Chérif Ould Abidine steckt hinter allem, viele Mitglieder der MUJAO arbeiten für ihn. Die MUJAO-Miliz ist nichts als ein Haufen von Schmugglern, das wissen alle in der Region. Wir Seite 49 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer kennen viele von denen, die für Chérif arbeiten. Drüben in Mali nennen sie sich MUJAO und reden von der Scharia. Aber das tun sie nur, um ihr Netzwerk zu kaschieren. 37. O-Ton Mano Aghali Ils voulaient créer une perturbation pour mieux faire le trafic de drogue. Übersetzer 4 : Sie wollten Unruhe stiften, um besser schmuggeln zu können. Erzählerin: Mano Aghali ist ein angesehener Führer der Tuareg. In den 1990er Jahren war er Teil der Rebellion, studierte dann Wirtschaftswissenschaften, war später Parlamentarier. Ich suche ihn auf, weil ich seine politischen Analysen der Lage im Niger schätze. 38. O-Ton Mano Aghali L’Islam a été mise à contribution comme un moyen pour justifier ce trafic-là. Il doit y avoir quelques-uns pieux qui rêvent d’un Islam pur, qui rêvent d’un pantalon court ou d’une barbe longue, ça y en a, ça peut pas manquer. Übersetzer 4 : Die Schmuggler nutzen den Islam, um dank des Chaos möglichst lange bei ihren Geschäften ungestört zu bleiben. Dass es unter ihren Anhängern immer auch ein paar gibt, die wirklich von einem reinen Islam träumen, von wadenlangen Hosen und einem langen Bart, ist klar. Seite 50 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Man müsse heute nur nach Mali gucken, um das System zu verstehen, sagt Aghali. Denn hinter den islamistischen Milizen stünden die Kartelle. Aghali, selbst ein tief gläubiger, liberaler Muslim, verabscheut die Islamisten zutiefst. Die verschiedenen islamistischen Milizen seien unterschiedlich stark in den Drogenschmuggel verstrickt. Am stärksten die MUJAO: diese Miliz bestehe ausschließlich aus Schmugglern. Zuletzt machte die MUJAO durch ihr fanatisches und grausames Auftreten im benachbarten Mali international Schlagzeilen. Wie sich jetzt rausstellt, ist sie längst auch im Niger gut vernetzt und aktiv. 40. O-Ton Ibrahim Et on a une information presque officielle que les drogues qui ont pris les MUJAO, pc ils sont en complicité ici avec Chérif, donc a 80 ou même 90 pourcent tous le haschisch et le cocaïne et ici, a Agadez. Übersetzer 1 : Wir haben außerdem noch eine Information, die so gut wie bestätigt ist: Die Drogen, die bei dem Überfall auf den Konvoi von der MUJAO erbeutet wurden, sind hier in Agadez, bei Chérif. Das ist zu 80 oder 90 Prozent sicher. 41. O-Ton Assalek Ce n’est pas seulement… C’est même le président de Niger. Lui. Pc lui, au PNDS, au parti qui dirige aujourd’hui le Niger, c’est le numéro deux. Et il est ici à Agadez. Et il est dans tout. La mairie, c’est lui. La région, c’est lui. Tout Agadez est géré par lui. Donc tu ne peux rien faire. Personne ne peut rien faire. Et c’est le plus grand Baron au Niger. Seite 51 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Übersetzer 2: Chérif ist der zweite Mann hinter dem Präsidenten des Niger. Denn in der Regierungspartei PNDS ist er der zweite Mann, und der lebt hier, in Agadez! Er hat seine Hände in allem. Er hat die Kommunalpolitik von Agadez gekauft. Die Politik in der Region. Deshalb kann man hier gegen die Kartelle nichts machen. Er ist der größte Baron im Niger. Erzählerin: Die beiden sind nicht die einzigen die erzählen, Chérif Ould Abidine habe dem heutigen Präsidenten des Niger den Wahlkampf finanziert, und Präsident Issoufou sei deshalb sein Mann. Sie sind außerdem nicht die einzigen die sagen, Chérifs Leute hätten bei den letzten Kommunal– und Distriktwahlen unter Waffengewalt kontrolliert, dass alles in seinem Sinne läuft. In bekannten Hochburgen der Opposition hätten sie Wahllokale gestürmt und die Urnen mitgenommen. Die Polizei tue gegen all das nichts. 35. Atmo kochen Erzählerin: Wir treffen uns in Agadez für einen letzten Abend. Noch einmal kocht Almoustapha für uns, bevor sich morgen unsere Wege trennen. Durch die Reise hat sich die Freundschaft zwischen Ibrahim und Assalek verändert: Während sie bei den Tuareg-Rebellionen noch Seite an Seite standen, haben sie zum Drogenschmuggel eine gegensätzliche Meinung. Ibrahim war spürbar irritiert, als er erfuhr, dass Assalek seinen Pick-Up von Drogen-Geld gekauft hat. Er selbst verbiete seinen Neffen sogar, bei Besuchen Gastgeschenke mitzubringen. Er wolle nichts im Haus haben, was aus dem Drogenschmuggel finanziert worden sei. Seite 52 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer 44. O-Ton Ibrahim Vraiment, j’ai peur beaucoup pour mes enfants, pour les enfants de la famille et des amis, et c ‘est ca le problème. Parce que au moins, quand tu as des enfants, tu as une grande responsabilité. Übersetzer 1: Ich habe wirklich Angst um meine Kinder. Und um die anderen Kinder aus meiner Familie und dem Freundeskreis. Spätestens wenn man Kinder hat, trägt man eine sehr große Verantwortung. 45. O-Ton Assalek Vraiment je ne vois pas quel mal ils font. C’est des gens qui font passer quelque chose, ça n’est même pas consommé ici. C’est vrai que c’est consommé par des humains quelque part. Mais pour nous, ici, ça nous aide beaucoup. En tout cas, Malheureusement, jusqu’ici, notre gouvernement ne fait rien pour la région, donc, les gens vivent de ça, beaucoup de gens, beaucoup de familles vivent de ça. Übersetzer 2 : Ich sehe nicht, dass die Schmuggler etwas Schlechtes täten. Sie bringen Waren von A nach B, mehr nicht. Und die Drogen werden hier ja noch nicht einmal konsumiert. Sicher, irgendwo gibt es Menschen, die diese Drogen nehmen. Aber uns hier hilft der Kokainschmuggel sehr. Die Regierung tut ja nichts für die Region. Deshalb leben viele Menschen vom Schmuggel. Viele Familien überleben nur dadurch. 36. Atmo Check am Flughafen Seite 53 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Der Anführer Erzählerin: Als ich Agadez und den Niger verlasse, habe ich vor allem Rhissa Ag Boulas Worte im Ohr. 46. O-Ton Rhissa De tous les pays de la bande sahélo-saharienne, de la Mauritanie jusqu’à, jusqu’au Tchad, nous avons la peur bleue d’être embrasé par ces ... par ces mouvements intégristes et ces mouvements de narco trafiquants et des revendications identitaires et tout ça. Donc, c’est une peur bleue, un risque monumental qui menace cet espace. Übersetzer 4 : Die Situation ist in allen Sahelländern ähnlich, von Mauretanien bis zum Tschad. Wir alle haben Angst, regelrecht nackte Angst, von den Islamisten, den Kokainschmugglern und den Tuareg-Milizen überrannt zu werden. Die Gefahr, die den Sahelraum bedroht, ist kaum zu überschätzen. Atmo – weiter das Check – In am Flughafen und Flughafenatmo Seite 54 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2012// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht ) werden.