Praktikumsbericht Dylan Thomas House in Swansea, Wales
Transcrição
Praktikumsbericht Dylan Thomas House in Swansea, Wales
Praktikumsbericht Dylan Thomas House in Swansea, Wales Gastland: Wales Praktikumsfirma: Dylan Thomas House 5 Cwmdonkin Drive Uplands Swansea SA2 0RA, Wales, UK http://www.dylanthomasbirthplace.com Telefon: +441792 472555 Email: [email protected] Zur Zeit meines Praktikums war ich im 8. Semester. Ich habe im Sommer 2012 ein zweimonatiges Praktikum im Geburtshaus des Dichters Dylan Thomas gemacht, welches heute ein privat geführtes Museum ist. Die Leiterin dieses Hauses ist Anne H., die mich auch während des Praktikums betreut hat. Das Haus wurde 2005 von Anne und ihrem Ehemann übernommen und 2008 offiziell eröffnet. Die gesamte Inneneinrichtung ist nicht die Originaleinrichtung der Familie Thomas, da das Haus nach deren Auszug 1937 von anderen Familien als Wohnhaus genutzt wurde, doch die Leiterin hat sämtliche Möbel nach Vorgaben von Zeitzeugen gekauft und versucht, die ursprüngliche Wohnsituation so detailgenau wie möglich nachzubilden. Ihr Anliegen war es, das Jahr 1914 zu rekonstruieren, das Jahr, in welchem das Haus neu gebaut war und die Eltern von Dylan Thomas einzogen. Der interessanteste Aspekt des Hauses ist, dass es nicht in 1914 verharrt, sondern mit der Zeit mitgeht. Das heißt, dass zu der Zeit meines Praktikums, 2012, die Einrichtung das Jahr 1917 widerspiegelt. Der Vorteil dieses Konzepts ist, dass Besucher dadurch animiert werden, mehr als einmal zu kommen, da sich das Haus jedes Jahr ein wenig verändert. Des Weiteren kann man das Haus auch als Unterkunft mieten. Dabei wird das gesamte Haus als Unterkunft genutzt. Ich hatte durch ein Schulpraktikum vom Dylan Thomas Birthplace erfahren. Einer meiner Betreuungslehrer an dieser Schule hatte privat im Sommerurlaub das Museum besucht und war mit der Leiterin dessen in Kontakt geblieben. Er gab mir ihre Kontaktdaten und nach einem Anruf meinerseits war sie bereit, mich als Praktikantin bei sich aufzunehmen. Wir blieben daraufhin weiterhin stets in Kontakt, 1 Anne erwies sich als sehr hilfsbereit und alle organisatorischen Fragen wurden von ihr zügig geklärt. Ich wandte mich daraufhin an Student- und Arbeitsmarkt, weil ich bereits durch einen Computerkurs gute Erfahrungen mit dessen Angeboten gemacht hatte, und durch die Emails, welche ich von Student- und Arbeitsmarkt auf meiner Campus-Adresse erhielt, war mir bekannt, dass auch Praktika im Ausland gefördert werden. Bevor ich mein Praktikum antrat, wusste ich verhältnismäßig wenig über den Schriftsteller Dylan Thomas und sein Heimatland, Wales. In meinem Studium waren mir sowohl der Dichter als auch das Land nie begegnet. Insofern hoffte ich, durch das Praktikum mit beiden vertraut zu werden und mehr über das Land und seine Bewohner zu erfahren. Da ich zweisprachig (Deutsch und Englisch) aufgewachsen bin, war die Verbesserung meiner Englischkenntnisse durch einen Aufenthalt in einem englischsprachigen Land nicht von Bedeutung, aber ich war zuvor nie in Großbritannien gewesen und sehr gespannt darauf, mit verschiedenen Dialekten konfrontiert zu werden. Da das Haus vor allem davon lebt, Touristen das Leben und Werk von Dylan Thomas näher zu bringen, hoffte ich, viele Leute aus unterschiedlichen Kulturen und Lebensbereichen kennen zu lernen. Meine Erwartungen wurden über die oben genannten hinaus erfüllt. Meine Betreuerin wies mich zu Beginn in alle Abläufe des Hauses ein und ich lernte von ihr viel über Dylan Thomas, Swansea und Wales in einem Umfang, den ich im Studium sicher nicht erworben hätte. Da die Betreuerin, Anne, auch ein staatlich anerkannter „tourist guide“ für Swansea und Umgebung ist, konnte sie mir sehr viel Informationen über die Stadt selbst und auch über Wales im Allgemeinen beibringen. Dabei erklärte sie mir viel über die Geschichte des Landes, seiner Sprache und Kultur, der Politik und der Tourismusbranche des Landes. Zu ihren Aufgaben als Betreuerin zählte sie nicht nur die Betreuung ihrer Praktikanten im Haus selbst, sondern fuhr mit den anderen Praktikanten und mir an Stätten von Interesse, wie zum Beispiel dem Regierungssitz von Wales, dem „Welsh Assembly“ und dem „folk museum“ St Fagan’s in Cardiff, wo sie uns vor Ort über Geschichte und Politik des Landes aufklärt. Ebenso besuchten wir das „National Eisteddfod“, ein Druidenfest, welches alljährlich stattfindet und wo walisisch die dominante Sprache ist. Dort wurde ich am meisten mit der Sprache walisisch konfrontiert, die in Südwales – im Gegensatz zum Norden des Landes – kaum im Alltag gesprochen wird. Außerdem erklärte Anne mir die kulturelle Bedeutung dieses Festes, welches heute als fester Bestandteil der nationalen 2 Identität gewertet wird. Weitere Ausflüge waren eine Fahrt zur Royal Welsh Show, ein weiteres großes kulturelles Ereignis in Wales und eine Fahrt nach Laugharne, wo Dylan Thomas seine letzten Lebensjahre mit seiner Familie verbrachte. Auch dieses Haus wurde in ein Museum umgewandelt und ist heute für Besucher zugänglich. Meine Erwartungen wurden also insofern übertroffen, als das ich zuvor nicht erwartet hatte, an so viele verschiedene Orte von landeskundlichem Interesse zu kommen und dabei noch von der Leiterin des Hauses auch außerhalb der Arbeitszeit betreut zu werden. Im Haus selbst war meine Hauptaufgabe die Betreuung der Touristen, die das Haus besuchen. Diese kommen vorwiegend aus England und den USA, ansonsten noch aus Deutschland und Frankreich. Die Betreuung bestand aus der Bewirtung der Besucher mit Tee und Kaffee, der Einführung in Leben und Werk von Dylan Thomas und einer Rundführung durch das Haus. Weitere Aufgaben waren vor allem die Organisation von musikalischen und literarischen Veranstaltungen, welche in dem Haus stattfanden, unter anderem ein Jazzabend und ein Buchvorstellung. Diese Ereignisse waren immer sehr interessant, da ich hier viele Leute aus Swansea kennen lernen konnte, aber auch aus anderen Ländern (bei dem Jazzabend trat zum Beispiel ein schwedisches Musikerduo auf). Meine Kenntnisse der Literaturwissenschaft waren mir hier von großem Nutzen, da ich sie in den Gesprächen mit den Besuchern des Hauses über Dylan Thomas einbringen konnte. Da zu den Besuchern auch einmal eine Schülergruppe gehörte, welche in Swansea eine Sprachschule besuchte, konnte ich auch meine didaktischen und pädagogischen Kenntnisse einsetzen und erweitern. Ich habe durch die Betreuung der Besucher viel über die Tourismusbranche gelernt und über den Umgang mit kleinen und großen Gruppen von Leuten in verschiedenen Altersund Lebensbereichen. Ich musste manchmal nur eine Person durch das Haus führen, meine größte Gruppe bestand aus 14 Personen. Insgesamt hat mir das Praktikum sehr viel Spaß gemacht, was nicht zuletzt an der Leiterin, Anne, und der entspannten Arbeitsatmosphäre lag. Natürlich gab es auch weniger interessante Aufgaben, wie das Putzen und Aufräumen nachdem Besucher das Haus verlassen hatten, diese hielten sich aber in Grenzen. Da es sich hierbei um ein Praktikum innerhalb der Tourismusbranche handelte, war die Arbeitsauslastung natürlich saisonalen und anderen Bedingungen unterworfen. Während an manchen Tagen ein kontinuierlicher Fluss an Besuchern kam, konnte es vorkommen, dass an 3 anderen Tagen niemand kam. An diesen Tagen gestalteten sich die Arbeiten aber entsprechend anders. Die meiste Zeit war ich alleine als Praktikantin mit Anne im Museum, neben mir arbeiteten zeitweise aber auch zwei weitere Praktikanten aus Swansea und eine deutsche Praktikantin im Haus. Diese waren aber nicht wie ich vollzeitbeschäftigt und kamen daher nicht so regelmäßig. Ich hatte aber auch außerhalb unserer gemeinsamen Praktikantenstelle Kontakt zu ihnen. Da Anne mich auch zu „community meetings“ mitnahm, bei denen sich Vertreter verschiedener Gemeindegruppen trafen um Probleme innerhalb der einzelnen Stadtviertel Swanseas zu besprechen, lernte ich auch außerhalb der Arbeit viele Leute kennen. Auch durch die Veranstaltungen im Haus konnte ich Kontakt zu vielen Leuten aus Swansea knüpfen. Meine Unterkunft in Swansea wurde durch Anne vermittelt. Sie gab mir die Emailadresse einer Frau, die dort Unterkünfte organisiert. In der Regel wird man bei einer Familie oder einer alleinstehenden Person untergebracht, entweder direkt in Swansea (wie bei mir der Fall) oder in einem der Vororte, von wo man leicht mit dem Bus in die Stadt kommt. Meine Unterkunft gefiel mir gut, die Frau, bei der ich untergebracht war, war sehr nett und gab sich viel Mühe, mir meinen Aufenthalt angenehm zu gestalten, indem sie mich durch die Stadt führte und mir Tipps für Ausflüge und Aktivitäten gab. In ihrem Haus waren auch andere Leute untergebracht, unter anderem zum Beispiel Jugendleiter einer Gruppe französischer Sprachschüler, mit denen ich viel unternehmen konnte. Die Unterkunft war nicht teuer, für 16 Pfund die Nacht bekam ich ein Zimmer für mich, drei Mahlzeiten am Tag, Internetzugang und die Möglichkeit, meine Kleidung zu waschen. Ich fand zwei Monate angemessen als Praktikumsdauer. Wie bereits gesagt handelt es sich um eine Stelle im Tourismusgewerbe, daher wäre ein Praktikum im Sommer (Juli und August) zu empfehlen, da in den anderen Monaten nicht so viele Touristen kommen. Das Haus ist allerdings das ganze Jahr geöffnet und es finden immer unterschiedliche Veranstaltungen dort statt, man kann also auch zu einer anderen Zeit kommen, falls ein Praktikum im Sommer nicht möglich ist. Generell wurde ich sehr freundlich von allen in Swansea empfangen, denen ich begegnet bin, und ich hatte keine Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen. Die Lebensgewohnheiten weichen, meiner Meinung nach, nicht wesentlich von denen 4 der anderen Bewohner Großbritanniens ab. In kultureller Hinsicht gibt es jedoch einige Unterschiede zu England, Schottland oder Irland, die es lohnenswert machen, das Land zu besuchen, um einen eigenen Eindruck zu gewinnen. Ich für meinen Teil wusste zu Beginn meines Praktikums nicht sehr viel über Wales, und nach meiner Ansicht wird einem im Studium nicht viel darüber vermittelt. Dafür habe ich während meines Aufenthalts dort sehr viel darüber gelernt und zahlreiche positive Eindrücke gewonnen (vor allem die Landschaft um Swansea herum ist sehr lohnenswert). Das Praktikum hat an meinen Plänen für mein Studium nichts geändert, ich fand den Einblick in die Tourismusbranche interessant, werde aber weiterhin Lehramt studieren. Allerdings schließe ich nach dieser Erfahrung eine weitere Beschäftigung in diesem Gebiet nicht aus. Die Kenntnisse, die ich während meines Praktikums erworben habe, werde ich definitiv in mein Studium und später im Unterricht einbringen können. Das Museum muss sich selbst finanzieren, da es privat geleitet wird und somit keine staatliche Unterstützung bekommt. Man bekommt als Praktikant also kein Geld. Die Unterkunft ist jedoch sehr günstig und Swansea ist generell nicht teuer. Es gibt viele billige Einkaufsmöglichkeiten, und da die Stadt nicht groß ist, kommt man überall bequem zu Fuß hin. Ich kann das Dylan Thomas Haus als Praktikumsstelle nur empfehlen, da man dort durch den ständigen Kontakt zu englischen Muttersprachlern viele Möglichkeiten hat, sein Englisch zu verbessern. Man wird auch viel in die Aufgaben des Hauses eingebunden und die Betreuerin gibt sich viel Mühe mit der Betreuung ihrer Praktikanten, wie hoffentlich aus meinem Bericht ersichtlich geworden ist. Da sie auf die Hilfe von Praktikanten zur Führung des Museums angewiesen ist, nimmt sie gern jederzeit neue Praktikanten auf. Da sie bereits in einem anderen Betrieb als Ausbilderin tätig war (vor der Leitung des Museums) hat sie viel Erfahrung im Umgang mit Praktikanten und hat an der Arbeit mit ihnen, wie sie selbst sagt, viel Spaß. Die Organisation von Student- und Arbeitsmarkt verlief reibungslos. Meine Fragen wurden schnell beantwortet und ich hatte keine Probleme mit der Betreuung. Ich kann also keine Verbesserungsvorschläge machen. 5