Eva Weiß - Phil.

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Eva Weiß - Phil.
Erfahrungsbericht
Name: Eva Weiß
Austauschjahr: 2012/13
Gastuniversität: Swansea University
Stadt: Swansea
Land: Großbritannien
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Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik
Erst mal „Herzlichen Glückwunsch!“, falls ihr schon einen ERASMUS-Platz in Swansea erhalten habt. Falls ihr aber noch am Überlegen seid, für welche Stadt ihr euch bewerben sollt,
kann ich euch Swansea sehr empfehlen. Die Lage am Meer und die Umgebung sind einfach
toll und man kann dort sehr viel unternehmen und nette Leute kennenlernen. Ich selbst hatte
Swansea nicht ganz oben auf meiner Prioritätsliste und wusste eigentlich sehr wenig davon
als ich anreiste, war jedoch sehr schnell begeistert von der Stadt, den Leuten und der Umgebung.
Anreise
Die Anreise nach Swansea ist leider nicht ganz unkompliziert, da die nächsten Flughäfen,
die von Deutschland aus angeflogen werden, in London sind. Ich bin im September mit
easyjet von München nach London Gatwick geflogen und von dort aus mit dem Zug über
Reading nach Swansea gefahren. Das ist meiner Meinung nach auch die schnellste und
entspannteste Methode. Wenn man rechtzeitig bei http://www.firstgreatwestern.co.uk/ bucht,
findet man oft sehr günstige Zugverbindungen. Busse sind zwar manchmal noch billiger,
man ist jedoch auch deutlich länger unterwegs und fährt ca. 2 Stunden durch London, da
man an der Victoria Station umsteigen muss. Auch mit RyanAir-Flügen nach London
Stansted habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Das Problem mit Billigfliegern ist auch,
dass man nur 20kg Gepäck mitnehmen darf. Ich habe mir deshalb ein Paket aus Deutschland schicken lassen, was nicht zu teuer war und problemlos funktionierte. Um ein Paket
zurück nach Deutschland zu schicken, empfehle ich den Online Paketservice
http://www.parcel2go.com/, der sehr viel günstiger ist als das Post Office (bis zu 25kg für 24
Pfund), und das Paket sogar noch an der Haustür abholt. Innerhalb von zwei Tagen war
mein Paket zuhause.
Unterkunft
Ich habe mich zunächst für einen Platz in einem der Studentenwohnheime beworben und
habe, wie die meisten ERASMUS-Studenten, einen Platz im Hendrefoelan Student Village
angeboten bekommen. Nach etwas Überlegen habe ich mich aber dagegen entschieden,
worüber ich im Nachhinein sehr froh bin. Das erste Problem beim Student Village ist schon,
dass es ziemlich außerhalb gelegen ist. Man braucht ca. 15 Minuten mit dem Bus zur Uni
und noch länger in die Stadt. Daher müsste man sich auf jeden Fall das Busticket für 160
Pfund kaufen, das aber nur einen Term, also bis Dezember, gilt. Außerdem fahren die Busse
abends und an Wochenenden sehr unregelmäßig und nachts gar nicht. Das Student Village
besteht aus einzelnen Häusern, in denen immer 10 Studenten zusammenwohnen. Diese
sind oft Erstsemester, die jeden Abend in der Küche Party feiern. Die Zimmer sind sehr klein,
die Bäder und Duschen winzig und oft verdreckt. Ich habe einige kennengelernt, die versucht
haben, vom Student Village in ein Wohnheim auf dem Campus zu wechseln, was aber kaum
möglich ist, vor allem wenn man nur für ein Semester bleibt.
Ich habe mich also dafür entschieden, selbst eine Wohnung zu suchen, und habe damit
schon vor meiner Anreise begonnen, indem ich mich über das Studentpad
(http://www.swanseastudentpad.co.uk/) der Accommodation Services über Wohnungsangebote informierte und auch schon Landlords anschrieb. Ich bekam mehrere Angebote für 5
oder 6 Monate, und bei einer Wohnung konnte ich sogar sofort nach meiner Anreise einziehen. Ich sagte also zu und zog für 300 Pfund pro Monat (inkl. Nebenkosten) in ein Haus in
den Uplands. Im Nachhinein war das vielleicht etwas riskant, da ich zuvor nur Fotos davon
gesehen hatte und man auch leicht eine böse Überraschung erleben kann. Es wäre auch
kein Problem gewesen, vor Ort noch auf Wohnungssuche zu gehen, da bis nach Semesteranfang noch viele Zimmer freistanden. Mein Haus war aber wirklich in Ordnung und der
Vermieter hat sich immer um alle Probleme gekümmert. Außerdem hatte ich ein großes
Zimmer mit Meerblick und drei nette Mitbewohnerinnen (zwei Afrikanerinnen und eine Französin). Eine Schwierigkeit am Anfang war nur, dass ich die erste war, die eingezogen ist, und
noch kein Internet hatte. Darum mussten wir uns selbst kümmern und man kann nur einen
Vertrag (für mindestens 9 Monate) abschließen, wenn man ein britisches Konto hat. Ich
musste also die Zeit bis meine Mitbewohner eingezogen waren mit einem Internet-Stick
überbrücken (diesen gibt es im Three Store im Quadrant Centre). Später machten wir einen
Vertrag mit Virgin Media, was für Studenten das günstigste ist und fast immer einwandfrei
funktionierte.
Uni
Eine Woche nach meiner Anreise begann an der Swansea University die Fresher’s Week. In
dieser Woche kann man sich für die Kurse, aber auch für Societies und Sport Clubs, anmelden. Die Kursanmeldung verläuft in Swansea noch etwas altmodisch. Wir haben am Montag
auf einer Infoveranstaltung die Anmeldezeiten der verschiedenen Departments bekommen
und mussten dann zu dieser Zeit persönlich mit einem Module Selection Sheet dort hingehen
und uns eintragen lassen. Es empfiehlt sich, schon etwas früher da zu sein, da sich vor den
Departments oft lange Schlangen bilden. Wenn man es geschafft hat, dort einen Platz in
einem Kurs zu erhalten, wird man etwas später dort bei Blackboard (vergleichbar mit Digicampus) eingetragen. Dieses System funktioniert aber leider nicht immer problemlos. Ich
habe mich zum Beispiel beim Department für ein Literaturwissenschaftsseminar angemeldet,
habe Bücher dafür gekauft und habe dann zwei Wochen später eine Nachricht erhalten,
dass das Seminar eigentlich schon voll war und wir Erasmus-Studenten uns eigentlich gar
nicht mehr dafür anmelden hätten dürfen. Nach etwas Betteln wurde mir und einer weiteren
Deutschen aber erlaubt, in dem Seminar zu bleiben.
Ich habe insgesamt vier Kurse besucht. Den Übersetzungskurs Deutsch – Englisch, in dem
man zusammen mit den britischen Deutsch-Studenten ist, kann ich sehr empfehlen. Außerdem hatte ich zwei Literaturwissenschaftskurse: Ein Level 3 Seminar über Jane Austen und
Byron, für das man zwei Essays schreiben musste (war aber sehr interessant), und eine Level 2 Vorlesung über Shakespeare’s Plays mit Klausur im Januar (Erasmus-Studenten hätten stattdessen aber auch einen Essay mit 4000 Wörtern schreiben können). Da ich nur
noch 10 Punkte frei hatte und die meisten Englisch-Kurse 20 Punkte geben, beschloss ich,
noch einen Spanisch Anfängerkurs zu machen.
Selbst damit war mein Stundenplan noch ziemlich leer, also trat ich noch einigen Societies
bei: der German Society, dem Hiking Club, der Surf Society und der Photography Society.
Der Hiking Club organisiert jedes Wochenende einen Wanderausflug und ist wirklich praktisch, wenn man möglichst viel von der Umgebung sehen will. Man muss aber auch bereit
sein, tatsächlich richtig weit zu wandern (bis zu 20km durch Berge, Bäche und Wiesen) und
muss sich auch entsprechende Ausrüstung zulegen (Wanderschuhe und regenfeste Klei-
dung). Die Surf Society ist super, wenn man einfach mal das Surfen ausprobieren will, weil
Anfängerkurse dort um einiges günstiger sind als in einer Surfschule und man sich Ausrüstung ausleihen kann. Das Surfen hat mir sehr viel Spaß gemacht, war aber auch sehr kalt im
Oktober/November (das Sommersemester wäre dafür wohl eher geeignet). Von der Photography Society hatte ich mir mehr erwartet. Die Organisation war ziemlich verplant und es
gab im ganzen Semester nur zwei richtige Treffen.
Außerdem habe ich noch an einem neuen Angebot des Language Departments teilgenommen, dem Sprachcafé. Dort haben deutsche Austauschstudenten den britischen Deutschstudenten beim Deutschlernen geholfen. Wir saßen also in lockerer Atmosphäre zusammen
und haben zum Beispiel Deutsch-Lernspiele gespielt, über aktuelle Themen auf Deutsch
diskutiert oder einfach nur so miteinander geredet. Im Anschluss wurde immer noch gemeinsam ein deutschsprachiger Film angeschaut. Mir hat das Sprachcafé großen Spaß gemacht
und auch die britischen Studenten waren immer mit Begeisterung dabei. Ich kann allen, vor
allem den Lehramtsstudenten, empfehlen, dort mitzumachen, da es wirklich interessant ist,
Deutsch einmal als Fremdsprache zu sehen und man viele nette Leute kennenlernt.
Freizeit
Nutzt eure freie Zeit, um so viel wie möglich von Swansea und Umgebung kennenzulernen.
Ein sehr schöner Stadtteil von Swansea, der immer einen Besuch wert ist, sind die Mumbles,
die auf einer kleinen Halbinsel liegen. Lauft dort am besten die Küste entlang bis zum Oystermouth Castle und besucht danach das Kitchen Table, ein süßes kleines Café, in dem es
sehr gute selbstgemachte Kuchen und andere Gerichte gibt.
Ein Muss ist außerdem ein Ausflug nach Rhossili, um von dort zum Worm’s Head zu laufen.
Das ist eine Art (Halb-)Insel, zu der man nur zu bestimmen Zeiten (also bei Ebbe) Zugang
hat. Informiert euch also vorher über die Gezeiten und macht euch auf den Weg. Von dort
hat man eine wunderschöne Aussicht und kann mit Glück sogar Seehunde sehen. Sehr
schön ist es auch am Three Cliffs Bay und eigentlich an der gesamten Küste der Gower
Halbinsel. Etwas weiter entfernt an der Küste liegt das kleine Städtchen Tenby mit seinem
langen Strand, vielen bunten Häusern und einer Festung auf St Catherine’s Island.
Auch ein Ausflug ins Innere des Landes zu den Brecon Beacons ist sehr zu empfehlen. Das
ist ein kleines Gebirge im Süden von Wales, das sich sehr gut für Wanderungen eignet und
auch eine tolle Aussicht bietet.
Es gibt auch einige Städte in der Nähe von Swansea, die einen Besuch wert sind, und mit
dem Bus leicht zu erreichen sind, z.B. Cardiff, Bristol und Bath. Auch ein Wochenende oder
mehr in London sollte bei dem Auslandsaufenthalt auf jeden Fall dabei sein. Ich habe zusammen mit einer Freundin eine Woche in London verbracht und von dort aus auch Ausflüge
nach Oxford und Bristol unternommen, was ich sehr empfehlen kann.
Zum Nachtleben in Swansea wurde ja in anderen Erfahrungsberichten schon sehr viel geschrieben, deshalb will ich darauf jetzt gar nicht näher eingehen. Nur so viel: Einen Wednesday on Wind Street muss man erlebt haben!
Sonstiges
Holt euch am besten gleich nach eurer Anreise eine SIM-Karte fürs Handy. Ich hatte das
Angebot Camel-Orange, bei dem man jeden Monat Freiminuten ins Ausland bekommt. Der
Nachteil dabei ist, dass das Telefonieren im Inland relativ teuer ist (20p pro Minute). Orange
bietet aber auch andere Angebote an, darüber könnt ihr euch im HMV Store im Quadrant
Centre informieren. Das gute an Orange ist der Orange-Wednesday: ihr könnt jeden Mittwoch zum halben Preis (2 for 1) ins Kino und zum Pizza essen gehen.
Es lohnt sich nicht wirklich, für die kurze Zeit ein Konto bei einer britischen Bank zu eröffnen.
Normalerweise kommt man mit einer Kreditkarte gut zurecht. Mit meiner Kreditkarte konnte
ich kostenlos an allen Automaten Geld abheben und man kann auch in den meisten Ge-
schäften mit Kredit- oder EC-Karte bezahlen. Meine Miete habe ich jeden Monat in bar bezahlt. Eine Kreditkarte benötigt man ja auch fürs Buchen von Flügen und Bussen. Stellt nur
vorher sicher, dass der Verfügungsrahmen groß genug ist und dass ihr die PIN kennt.
Die Lebenshaltungskosten sind in Großbritannien auch deutlich höher als bei uns (wobei
Swansea im Vergleich zu anderen Städten noch günstig ist). Es lohnt sich auf jeden Fall, in
den Supermärkten die zahlreichen Deals auszunutzen (2 for 1 und ähnliches) oder natürlich
gleich zu Lidl zu gehen. Dorthin läuft man vom Stadtzentrum aus zwar ca. eine viertel Stunde, aber es lohnt sich preislich sehr und man findet dort auch Sachen, die man aus Deutschland vermisst (Vollkornbrot, Lebkuchen, Glühwein,…).
Übrigens…
… das Wetter ist gar nicht so schlecht wie immer alle sagen. Klar regnet es häufiger mal
(Gummistiefel gibt es günstig bei Primark oder Tesco), aber es gibt auch richtig schöne,
sonnige Tage. Macht am besten am Anfang (September, Oktober) viele Ausflüge und nutzt
jeden schönen Tag aus. Im Winter regnet es dann schon ziemlich viel und es kann auch mal
schneien. Bei 2 cm Schnee bricht dann schon der Notstand aus: Uni und Schulen bleiben
geschlossen, weder Busse noch Züge fahren (z.T. auch keine Taxis, die haben keine Winterreifen) und auch die meisten Geschäfte machen erst gar nicht auf – es geht ja niemand bei
Schnee aus dem Haus.
Insgesamt habe ich in Swansea eine sehr schöne Zeit verbracht und wünsche allen zukünftigen Erasmus-Studenten viel Spaß dort!