Studium - Verwaltung

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Studium - Verwaltung
Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der
Swansea University, Swansea, Wales, Großbritannien
Wintersemester 2011/2012
Laut Studienverlaufsplan ist im fünften Studiensemester ein Auslandssemester vorgesehen, das
entweder in Form eines Praktikums oder eines Semesters an einer Universität abzuleisten ist. Ich
entschied mich schon früh für das Studium an einer Universität im englischsprachigen Ausland, um
nicht nur das alltägliche Leben in einem anderen Land, sondern auch das universitäre
kennenzulernen und um eher mit „Einheimischen“ ähnlichen Alters in Kontakt zu kommen als es bei
der Ableistung eines Praktikums möglich ist.
Auf die Swansea University in Swansea, Wales, kam ich durch eine Kommilitonin, die bereits im
Vorjahr in Swansea war sowie durch den Besuch der Informationsveranstaltung zu den ERASMUSPartneruniversitäten mit gesonderten Bewerbungsregelungen. Für die Swansea University gibt es pro
akademisches Jahr nur zwei Plätze, sodass zusätzlich zu dem ERASMUS-Bewerbungsformular noch
ein Motivationsschreiben eingereicht werden muss. Einige Wochen nach Einreichung der
Bewerbungsunterlagen erhielt ich auch schon die Zusage meiner Betreuungsdozentin; bald darauf
auch die der Swansea University samt Formularen zur Einschreibung, Informationsbroschüren zur
Universität, zur Stadt sowie dem Leben vor Ort, zu den Wohnheimen, aber auch eine Karte des
Universitätsgeländes (Campus-Universität) sowie eine Karte des Stadtzentrums.
Swansea ist, nach der Landeshauptstadt Cardiff, die zweitgrößte Stadt Wales‘ und liegt direkt am
Meer. Der Schriftsteller Dylan Thomas bezeichnete Swansea einst als „ugly, lovely Town“, wegen
ihres Charmes trotz industrieller Prägung.
Von London aus erreicht man Swansea entweder mit dem Zug von Paddington (ca. 3-4 Stunden) aus
oder mit dem Bus von Victoria (ca. 6 Stunden) aus. Hier lohnt sich ein Preisvergleich. Und: Je früher
man bucht, desto günstiger sind die Fahrten. Ist man dann endlich in Swansea angekommen, nimmt
man sich am besten erst einmal ein Taxi zur Unterkunft, bevor man sich verirrt. Anschließend kann
man dann ohne Gepäck die Stadt erkunden.
Die Universität bietet einige eigene Unterkünfte an, zwischen denen man wählen kann: es gibt
Wohnheime on campus, d.h. auf dem Gelände der Universität, aber man kann auch etwas außerhalb
im Student Village wohnen. Die universitätseigenen Unterkünfte auf dem Gelände sind meist mit
Catering zu buchen, im Village dagegen herrscht vornehmlich Selbstversorgung. Doch das stellt
eigentlich kein Problem dar, da es dort einen kleinen Supermarkt gibt. Hierbei ist zu bedenken, dass
man Anmeldefristen zu beachten hat und es keine Garantie gibt, einen Platz dort zu bekommen,
wenn man nur ein Semester bleibt, da diese Unterkünfte hauptsächlich an full year students, d.h.
solche, die das volle akademische Jahr ableisten, aus dem In- und Ausland vergeben werden.
Möchte man lieber privat wohnen, kann man sich dennoch ebenso an die Universität wenden, da sie
einige Häuser in der Stadt verwaltet und dementsprechend gerne hilft und vermittelt.
Doch auch wenn man sich dieses Angebot nicht zunutze macht, hat man gute Chancen auf eine
Unterkunft.
Ich fand meine Wohnung im Stadtteil Uplands, in dem es neben kleineren Einkaufsmöglichkeiten
(Tesco express und Sainsbury’s local) diverse Fast-food-Ketten (KFC und Subway), einen Diner und
nette Pubs gibt und in dem viele Studenten leben, über eine eMail-Anfrage eines ERASMUSStudenten aus Österreich, der auf diesem Wege darauf aufmerksam machte, dass in mindestens
dieser Wohnung noch genügend Platz vorhanden ist. Unsere Wohngemeinschaft bestand schließlich
aus eben jenem Österreicher, einer Polin, einem Niederländer, einem Nigerianer, einem SaudiErfahrungsbericht Swansea University
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Araber, einer weiteren Deutschen und mir.
Der Stadtteil Uplands liegt, je nachdem, wo man dort wohnt, etwa 15 Gehminuten von der
Universität entfernt, doch der Weg dahin ist bei schönem Wetter wirklich lohnenswert. Unterwegs
durchquert man den Brynmill Park im Stadtteil Brynmill sowie teilweise den Singleton Park, der direkt
an das Universitätsgelände grenzt. Dort finden sich, in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht,
die verschiedenen Fakultäten, ein kleines Café, das International Office, die Bibliothek und das
Taliesin Gebäude, in dem sich ein weiteres kleines Café, eine kleine Filiale der Buchhandelskette
Waterstones sowie ein Geldautomat befinden. Betritt man den Campus über diesen „Seiteneingang“,
so muss man an den meisten dieser Gebäude vorbei, ehe man das Haupthaus Fulton House erreicht,
in dem sich die Mensa, das universitätseigene Café JC’s, ein kleiner Supermarkt (Achtung, teurer als
außerhalb!) und ein Laden befinden, in dem man sich sowohl mit Bürobedarf als auch mit
Sportkleidung und Klamotten, die den Namen der Universität auf der Brust tragen, ausstatten kann.
Darüber hinaus finden in einigen Räumen des Fulton House ausgewählte Kurse statt; die meisten sind
jedoch in den Gebäuden der jeweiligen Fakultät untergebracht. Neben der klassischen
Willkommensveranstaltung für alle ERASMUS- und internationale Studenten finden dort auch die
Treffen diverser sogenannter societies statt, die die verschiedenen Räumlichkeiten zum Üben nutzen.
Direkt vor dem Fulton House befindet sich auch eine Busstation, von der aus man Richtung
Stadtzentrum oder aber auch Richtung Mumbles fahren kann. Dahinter ist eine große Rasenfläche,
auf der in der ersten Woche, der Freshers’ week, ein großer Pavillon aufgestellt ist, in dem diverse
Informationsveranstaltungen u.a. die Vorstellung der einzelnen societies, und am letzten Abend der
Einführungswoche auch eine Party stattfinden.
Im Universitätsleben spielt die Student Union eine große Rolle, da sie nicht nur studentische
Interessen gegenüber der Universität repräsentiert, sondern ebenfalls viele Freizeitaktivitäten für
Studierende organisiert und die societies im Hintergrund unterstützt. Die societies an britischen
Hochschulen sind in etwa vergleichbar mit den AGs aus unserer Schulzeit, in die man über das ganze
Semester geht, weil man Interesse an einer bestimmten Sache hat. So gibt es zum Beispiel eine
Hiking Society für Wandervögel, verschiedene Chöre („klassisch“, Gospel oder Glee), oder diverse
sportliche Aktivitäten wie Fußball, Basketball oder Rugby. Auch Sprachenliebhaber kommen in den
societies auf ihre Kosten, da es zu vielen Sprachen ein solches Angebot gibt. Besonders beliebt sind
hier die French, Italian, German und Spanish Societies als die vier „Hauptsprachen“ aus den
Studienrichtungen der Sprachen, die in der Regel jeweils eine große Veranstaltung pro Semester
anbieten und an Weihnachten gemeinsam den EuroBall organisieren. Während meiner Zeit an der
Swansea University war ich hauptsächlich in den sprachenorientierten societies, aber auch in der
Choral Society, dem „klassischen“ Chor und in der Dance Society. Es sollte vielleicht erwähnt werden,
dass für die meisten societies einmalig eine Art Mitgliedsbeitrag zu Beginn des Semesters fällig ist,
die, je nach society, bei 2 bis 10 Britische Pfund liegt. Eine Anmeldung erfolgt meist bei der
Informationsveranstaltung im Rahmen der Freshers’ week, ist jedoch nicht verbindlich.
Während der enrolment week, die sich zeitlich mit der Freshers‘ week überschneidet, erfolgt das
Eintragen und Anmelden der Kurse. Dies erweist sich als ein wenig aufwendig, da man sich als
ERASMUS-Student nicht wie die anderen online anmelden kann, sondern mit einer Tabelle, die man
zuvor ausgehändigt bekommt und in die man die gewünschten Kurse einträgt, zu den jeweiligen
Dozenten muss um es sich dort abzeichnen zu lassen. Zudem gestaltet es sich ein wenig schwierig,
wenn man Kurse aus anderen Fakultäten besuchen möchte als der „eigenen“. In meinem Fall war
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dies aufgrund des Studiengangs an der Heimatuniversität das department for German language im
College of Arts and Humanities. Möchte man nun als Student dieses language departments Kurse
einer anderen Fakultät besuchen, was prinzipiell für ERASMUS-Studenten möglich ist, so muss man
sich erst endlos durch die Onlinelisten zu den Kursen durchklicken, um etwas zu finden, bei dem
fakultätsfremde Studenten erlaubt sind und dann noch hoffen, dass es in diesem Semester auch
tatsächlich funktioniert, was auch nicht immer gegeben ist. Wie gesagt, es ist prinzipiell möglich,
aber sehr aufwendig. Außerdem ist das Angebot im language department groß genug, um dort auf
die geforderte Punktzahl für die Anerkennung zu kommen.
Sind die Kurse zusammengestellt, eingetragen und genehmigt, geht auch schon bald der Unterricht
los. Viele Kurse, vor allem die Kurse im language department, sind zweisemestrig ohne
Zwischenprüfung angelegt, d.h. Abschlussprüfungen zu den einzelnen Kursen werden erst am Ende
des akademischen Jahres geschrieben, aber für ERASMUS-Studenten, die nur ein Semester bleiben,
werden hier Ausnahmen gemacht.
Ansonsten sind die Kurse selber in der Regel ähnlich aufgebaut wie hier, gehen aber nur 50 Minuten
pro Sitzung. Die meisten Dozenten stellen ihre Folien, Skripte, etc. auf der Plattform Blackboard
(entspricht unserem Ilias) zur Verfügung. Diese ist oftmals auch zur Abgabe schriftlicher Aufgaben
oder Essays zu benutzen und funktioniert recht unkompliziert und selbsterklärend. Ein bisschen
‚Herumprobieren‘ kann jedoch nicht schaden.
Zu Beginn des Aufenthaltes bekommt man durch die Universität eine Matrikelnummer zugewiesen,
zu der auch eine eMail-Adresse gehört. Über diese Adresse sollte man nach Möglichkeit die
Kommunikation mit den Dozenten abwickeln, sofern man Fragen, o.ä. hat. Was Fragen zum
Unterricht angeht, so kann man sich immer gut an die Dozenten wenden, da sie sehr hilfsbereit sind.
In der Freizeit kann man im Stadtzentrum einkaufen. Neben einer Vielzahl kleinerer Läden der
großen Supermarktketten finden sich auch ein großer Tesco, an der zentralen Busstation, und ein
großer Sainsbury’s, gegenüber Toys’R’Us, in Swansea, wobei ich sagen muss, dass Tesco für
Studenten ohne eigenes Auto besser zu erreichen ist, da sowohl von Uplands als auch von der
Universität, aber auch aus den anderen Stadtteilen Swanseas, Busse bis zur zentralen Busstation
fahren, von der es nicht mehr weit bis zu Tesco ist. Der große Sainsbury’s ist zu Fuß ein wenig weiter,
vor allem, wenn man gerade vom Großeinkauf kommt, doch gibt es auch da eine Busverbindung bis
zur zentralen Station und von dort aus weiter, also ist ein Umsteigen in diesem Fall Pflicht.
Ansonsten findet man im Stadtzentrum auch Filialen einer weiteren Supermarktkette, The co-op. Es
bleibt also jedem selber überlassen, wo er oder sie einkaufen geht. Jedoch empfehle ich, alle Läden
einmal auszuprobieren und nach Preis-Leistungsverhältnis zu beurteilen.
Darüber hinaus bieten das Einkaufszentrum Quadrant und die Einkaufsstraßen nahe der Busstation
viele Geschäfte, um sich mit allerhand Kleidungsstücken, Schuhen, Accessoires, CDs, DVDs, etc.
einzudecken. Der Swansea Market ist ebenfalls im Zentrum angesiedelt; ein Besuch lohnt sich immer,
da man dort nicht nur frisches Obst und Gemüse kaufen kann, sondern auch Fisch, Käse, Brot und die
traditionellen Welsh cakes, aber auch Adapter, falls daheim vergessen, damit man die mitgebrachten
Gerätschaften an die britischen Steckdosen anschließen kann sowie allerhand andere Dinge.
Hat man alles, was man braucht, so kann man im Stadtzentrum in eines der beiden Kinos oder mit
Freunden tanzen gehen. In der Wind Street reiht sich ein Club an den anderen und hier ist eigentlich
immer was los.
Besonders montags (Partyreihe I love mondays) geht man jedoch lieber ins Oceana, eine große
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Diskothek mit mehreren Ebenen und Räumen, in direkter Nähe der zentralen Busstation (etwa 5-10
Min. Fußweg). Sollte es recht spät werden, ist eine Fahrt mit dem Taxi meist ratsam und noch dazu
nicht teuer.
Interessiert man sich für Geschichte, sollte man das
National Waterfront Museum an der Marina besuchen.
Der Eintritt dort ist frei, man bekommt die Geschichte
Swanseas gezeigt und es liegt nur wenige Gehminuten
von der Innenstadt entfernt.
National Waterfront Museum
Ansonsten ist eine Wanderung nach Mumbles, ein
ehemaliges Fischerdorf, immer empfehlenswert, am
besten am Strand entlang. Auch Busfahrten auf die
Gower Halbinsel, an dessen östlichen Ende Swansea liegt,
sollten unbedingt unternommen werden. Rhossili Bay
und Worms Head sind hierbei besonders herausragend,
weil am bekanntesten. Doch auch im Umland gibt es
weitere sehr schöne Ecken und Strände zu entdecken.
Um die Erkundung ein wenig leichter zu machen oder
einfach nur um Anregungen zu bekommen, kann man an
der Universität einen kleinen Reiseführer für Wales bekommen.
Worms Head
Für mich war es ein sehr schönes Semester voller Entdeckungen, Erfahrungen und Spaß mit neuen
Freunden. Durch die Teilnahme an verschiedenen Aktivitäten vor Ort konnte ich nicht nur die Stadt
und die Umgebung kennenlernen, sondern auch viele einheimische britische oder walisische
Studenten, was Gerüchten zufolge bei ERASMUS-Aufenthalten nicht immer selbstverständlich ist.
Die Stadt selber wirkt zwar anfangs recht klein, ist es aber dann doch nicht und das Meer und die
Strände verleihen ihr einen zusätzlichen Charme.
Dozenten und Kommilitonen sind sehr nett und aufgeschlossen und das Gefühl, fremd zu sein, wird
einem schnell genommen.
Ich kann also nur empfehlen, Swansea in die engere Auswahl zu nehmen – ich jedenfalls würde es
sofort wieder tun.
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