Niederbayerische Schule

Transcrição

Niederbayerische Schule
B 3647 F Juni 2011
3
Niederbayerische Schule
Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND e.V.
Inklusion braucht Zeit und klare Ziele
„Voll krank, auf ne’ andere Schule zu müssen“
Differenzierung – aller Anfang ist schwer
Selektion oder Inklusion?
Editorial / Inhalt
Inhalt
3
Kommentar
Inklusion
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Schule ist für alle da! Bisher werden Kinder mit Behinderungen
oder mit besonderem Förderbedarf in separaten Förderschulen unterrichtet. Das soll sich in Zukunft ändern. „Inklusion“
lautet das Stichwort. Der BLLV Niederbayern hat sich auf zwei
Tagungen mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Ohne Heil- und Sonderpädagogen werden inklusive Schulen
nicht funktionieren können, stellte Professor Ulrich Heimlich
auf dem Niederbayerischen Förderschultag fest. Förderschulen werden zu Kompetenzzentren umgewandelt werden, die
verschiedene Regelschulen, Betriebe, Frühförderstellen und
Kindergärten betreuen.
Die Forderung, Förderschulen zu schließen oder radikal zu
reduzieren, sieht Prof. Dr. Reinhard Lelgemann sehr differenziert. Auch mit diesen Schulen gelinge eine Inklusion, betonte
der Würzburger Professor auf dem Kindergarten-/Grundschultag des BLLV in Landshut.
Inklusion stelle die Systemfrage! Inklusion wolle das real
existierende selektive Schulsystem komplett durch eine Schule der Vielfalt für alle ersetzen. In einer inklusiven Schullandschaft sei weder für Sonderschulen noch für Gymnasium ein
legitimer Platz vorgesehen, betont der Inklusionsexperte Hans
Wocken.
Inklusion übereilt und ohne entsprechende Ressourcen in ein
Schulsystem zu pfropfen, das bisher in hohem Maße von
Selektion und Segregation gekennzeichnet ist, davor warnt die
BLLV-Vorsitzende Judith Wenzl. Inklusion brauche klare Ziele,
Zeit, personelle und finanzielle Ressourcen, damit sie erfolgreich umgesetzt werden kann, fordert Wenzl.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre
Toni Gschrei
Schriftleiter
[email protected]
2
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
4
Förderschultag: Die Inklusion kommt
6
Kindergarten-GS-Tag: „Voll Krank auf ’ne
andere Schule zu müssen“
7
Judith Wenzl: Inklusion braucht Zeit
8
Schöne neue Welt – Inklusion oder Selektion?
13
Tagung FAMOS: Prof. Hans Wocken – Die
inklusive Schule ist eine Schule der Vielfalt
14
Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen
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Lehrer fordern Islamunterricht
16
Herausforderung Einwanderugnsgesellschaft
Recht
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Neue Medien und Urheberrecht
17
Jugendmedienschutz
Unterricht
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Differenzierung – aller Anfang ist schwer
21
Keine Angst vor Zahlen
Pensionisten
24
Besuch in Landshut
Kreisverbände
25
KV Dingolfing / KV Landau
27
KV Regen
28
KV Viechtach
29
KV Grafenau
30
KV Vilshofen
30
KV Wolfstein
Kinderhilfe
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„Helfen Sie mit!“
Service
32
„Schulhausschlüssel“, Wirtschaftsdienst
34
Termine
36
Meditation
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Niederbayern des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.bllv.de/niederbayern
Bezirksvorsitzende: Judith Wenzl, Eisvogelweg 18, 84051 Oberahrain;
Tel.: 0 87 03/85 79, Fax: 0 87 03/71 01, E-Mail: [email protected]
Redaktion: Toni Gschrei, Alte Bahnhofstr. 3, 84556 Kastl;
Tel.: 0 86 71/13 22 6, Fax: 13 23 6, E-Mail: [email protected]
Druck: Erdl Druck Medienhaus GmbH, Geschäftsführer: Renate Zuber, Hans Zuber,
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Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich € 10,50.
Nichtmitglieder können die „Niederbayerische Schule“ bestellen bei:
Sebastian Hutzenthaler, Adolph-Kolping-Str. 1, 84061 Ergoldsbach.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Verfasser dar.
Die Zeitschrift erscheint jährlich zehnmal. ISSN 0350-9953, 27. Jahrgang
Kommentar
INKLUSION
– mehr als nur ein neuer Begriff???
Der Begriff „Inklusion“ begegnet uns
Pädagogen und an Schule Interessierte immer öfter und scheint „modern“
zu sein. Nun ist es ja nicht so, dass
dies der erste „moderne“ Begriff zum
Thema Schule und Unterricht in den
letzten Jahren ist und damit verbunden stellen sich die Fragen: Ist er
wichtig? Ist es wert, sich damit näher
zu beschäftigen? Oder geht er genauso schnell, wie er gekommen ist?
Fragt man nach dem Begriff „Inklusion“,
erhält man vielfältige Antworten: Menschen, die mit Schule nichts zu tun
haben, wissen oft gar nicht, was das
eigentlich ist. Lehrer reagieren bisweilen
mit Unverständnis ob des Raumes, das
dieses Thema nun einnimmt, wo doch
praktisch nichts Neues an den ganzen
Bestimmungen sei. Integrieren müsse
man ohnehin schon lange und der
Elternwille würde sowieso immer mächtiger. Eltern schulpflichtiger Kinder
haben Angst vor der inklusiven Schule –
oder schöpfen Hoffnung, je nachdem,
mit welchen Voraussetzungen sich ihr
Kind in der Unterrichtswelt bewegt.
Allein diese unterschiedlichen Antworten
zeigen, dass bei diesem Thema noch
viel Ungewissheit, Fehlinformation und
Fehlinterpretation herrscht.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach:
Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und
ohne Behinderung am gesellschaftlichen Leben von Anfang an. Also doch
Integration? Nun könnte man sagen, um
eine Menschengruppe integrieren zu
können, muss man sie erst absondern.
In einer inklusiven Gesellschaft kann
man also nicht mehr integrieren, weil es
nichts mehr zu integrieren gibt. Die
Heterogenität wird als Selbstverständlichkeit begriffen und gleichzeitig als
Chance. Und ich glaube ganz fest
daran, dass dies auch möglich ist,
ABER…
Natürlich kommt nun wieder das große
Aber. Aber eine inklusive Schule ohne
entsprechende Ressourcen ist nicht
möglich. Und eine Inklusion braucht
Verständigung aller Beteiligten und
Betroffenen aller Schulen und Schularten. Leider haben wir nicht nur einmal
erlebt, dass Neuerungen (manchmal
auch durchaus sinnvolle Entwicklungen)
viel zu schnell, ohne Konzept, von oben
oktroyiert und erst recht ohne die Bereitstellung finanzieller Mittel durchgeführt
wurden und so von Anfang an zum
Scheitern verurteilt waren. Hier bleibt
nur die Hoffnung.
Zum Scheitern könnte aber auch die
Einstellung beitragen. Die Angst der
Eltern beispielsweise, gemeinsamer
Unterricht mit behinderten Kindern
könne der Förderung des eigenen
Kindes schaden. Oder der Irrglaube
mancher Pädagogen, nur homogene
Gruppen (die es in der Organisation
Schule ohnehin nie gegeben hat und nie
geben wird) sind Grundlage gewinnbringenden Unterrichts.
Natürlich verlangt eine derartige Veränderung Mut. Und Kraft. Die Schullandschaft wird verändert und damit verbunden auch das Berufsbild mancher
Lehrkräfte. Die Klassenbildung wird mit
Sicherheit nicht einfacher und das
Unterrichten darin wahrscheinlich auch
nicht – oder doch?
Dass behinderte mit nicht behinderten
Kindern z. B. in denselben Kindergarten
gehen ist für viele Eltern, Erzieher und
v.a. für die Kinder nicht nur eine Selbstverständlichkeit sondern eine Bereicherung. Die Erzieher berichten von verschwindend geringer Berührungsangst,
gegenseitiger Rücksichtnahme und
großen Lernfortschritten auf beiden
Seiten. Warum sollte dies mit zunehmendem Alter plötzlich aufhören? Eine
Sicht durch die rosarote Brille? Vielleicht! Aber allemal einen Versuch wert!!!
Ich wünsche uns allen den nötigen Mut
und genügend Kraft, diesen Prozess
gewinnbringend zu unterstützen, denn
Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht
und kein Gnadenakt!
Petra Hübl-Ostermeier
3. Vorsitzende des BLLV Niederbayern
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Inklusion
Die Inklusion kommt – noch diesen Herbst
Professor Ulrich Heimlich informiert auf dem 4. Niederbayerischen Förderschultag
„Inklusion und Sonderpädagogik. Zur
Weiterentwicklung sonderpädagogischer Förderung in Bayern“, so lautete
das Thema des diesjährigen niederbayerischen Förderschultag. Rund 60
Sonderpädagogen und Lehrer anderer
Schularten waren in die Herzog-GeorgSchule nach Dingolfing gekommen, um
von Professor Ulrich Heimlich zu
hören, wie Inklusion in Bayern umgesetzt werden könnte und wie es um die
Zukunft der Förderschulen bestellt ist.
Zwei Jahre ist es nun her, dass Stefan
Bauer, Leiter der Fachgruppe Förderschulen im BLLV, zum letzten niederbayerischen Förderschultag geladen
hatte. Der Tag stand unter dem Thema
„Ganztagesschulen“. Damals hatten
sich niederbayerische Sonderpädagogen der Frage gestellt, wie man die
Umstellung auf ein Ganztagesangebot
meistert. Ein Thema, das mittlerweile
keines mehr ist. Ganztagesschulen sind
heute Alltag. Beim Thema des diesjährigen Förderschultages wird die Umsetzung hingegen wohl viel länger auf sich
warten lassen, waren sich alle Beteiligten einig. Und schon gar nicht könne
Inklusion als „Billigmodell“ verwirklicht
werden. „Dann ist es zum Scheitern
verurteilt“, warnte Organisator Stefan
Bauer. Gastgeber Manfred Madersbacher, Rektor des Sonderpädagogischen
Förderzentrums in Dingolfing, stimmte
dem zu. Auch die Position des BLLV ist
eindeutig, wie Petra Hübl-Ostermeier, 3.
Vorsitzende des BLLV Niederbayerns,
betonte: „Wir warnen vor einer übereilten Inklusion ohne entsprechende
Ressourcen.“
Und doch soll es ganz schnell gehen.
So ist es jedenfalls politischer Wille aller
Fraktionen im Bayerischen Landtag.
Derzeit wird ein entsprechender Gesetzesentwurf, der Grundlage für die Inklusion an Bayerns Schulen sein wird, im
Landtag gelesen. Die zweite Lesung soll
im Juli stattfinden. In Kraft treten soll
und wird, so die überzeugte Meinung
der Politiker, das Gesetz noch dieses
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Jahr, nämlich pünktlich zum neuen
Schuljahr.
Geredet wird viel über Inklusion und
doch wissen nur die wenigsten, was das
eigentlich ist. Inklusion kommt aus dem
Lateinischen und bedeutet so viel wie
„Einschluss“ und „Enthaltensein“. Wenn
Politiker und Pädagogen von „Inklusion“
sprechen, dann meinen sie damit, dass
Menschen mit und ohne Behinderung in
gleicher Weise Zugang zu allen gesellschaftlichen Institutionen haben. In
Bezug auf Schule bedeutet dies, dass
Kinder mit Behinderung die Regelschulen wie Haupt- und Realschulen sowie
Gymnasien besuchen dürfen. Grundlage
der Inklusion-Debatte ist die UN-Konvention zum Schutz der Menschenrechte von Menschen mit Behinderung, die
am 13. Dezember 2006 verabschiedet
wurde. Damals ahnte noch niemand,
was für weitreichende Folgen diese
Konvention auf die Zukunft der Schulen
haben wird. Nicht mal Ludwig Spaenle,
Bayerns Kultusminister, war sich damals
dieser Tragweite bewusst, weiß Professor Ulrich Heimlich. „Was hat mich
diese Konvention zu interessieren“, soll
Spaenle noch 2009 gesagt haben laut
Heimlich. Mittlerweile hört man hingegen von Bayerns Schulchef Nummer
eins ganz andere Töne. Jetzt kann es
nicht schnell genug gehen.
Inklusion bedeutet allerdings, dass sich
Bayerns Schulen grundlegend verändern müssen. Nicht nur in der Zusammensetzung der Klassen wird sich das
bald zeigen, sondern auch Unterricht
und Notengebung werden ein anderes
Gesicht haben, als Schüler und Eltern
das bislang von den Schulen gewohnt
waren. Inklusion, das bedeutet laut
Professor Ulrich Heimlich, dass Kinder
mit und ohne Behinderung von Anfang
an miteinander lernen und gemeinsam
zur Schule gehen. Das bedeutet, dass
von vornherein auf eine Trennung zwischen Kindern ohne und mit sonderpädagogischen Förderbedarf verzichtet
wird. Auch auf eine Verteilung auf be-
sondere Schulen, wie das bisher üblich
war, wird damit verzichtet. Weshalb vor
allem nun Sonderpädagogen um ihre
Förderschulen bangen. „Das Denken in
Gruppen steht nun auf dem Prüfstand.
Die Grenzen, wie wir sie bisher gezogen
haben zwischen Behinderten und NichtBehinderten, wird dann aufgehoben
sein“, so Ulrich Heimlich. Der Professor
für Lernbehindertenpädagogik an der
Ludwigs-Maximilian-Universität betont
aber auch, wie schwer uns diese Umstellung fallen dürfte: „Unsere Gesellschaft muss sich erheblich umstellen –
eine Gesellschaft, die bislang die Tendenz zum Ausschließen hatte.“
Professor Ulrich Heimlich, der als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats die
bayerischen Politiker berät, sieht die
Inklusion als Chance für behinderte
Menschen. Er erinnerte die Pädagogen
daran, was das Etikett „Förderschüler“
für manche Schützlinge bisher bedeutet
hatte. Dieses Etikett habe sich bei
manchen Kindern negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt. Für
einige habe sich damit ein regelrechter
Teufelskreis in Gang gesetzt. Dieses
„Etikettierungs-Dilemma“ sei man durch
die Inklusion los, so Heimlich. Dafür
habe man ein neues Problem: Inklusive
Schulen bräuchten einen hohen Qualitätsstandard. Und der kostet. Und
deshalb werde Inklusion nicht überall so
schnell umsetzbar sein, ist sich der
Professor sicher.
Aber ebenso sicher ist sich Heimlich:
„Jede Schule in Bayern kann eine
inklusive Schule werden.“ Auch Realschulen und Gymnasien. Die allerdings
müssten sich in Zukunft sehr umstellen.
Verstärkt müssten sie offenere Unterrichtsformen wie Freiarbeit, Arbeiten
nach einem Wochenplan, Projektarbeiten oder Lernen an Stationen anbieten.
Den Schülern müsste viel mehr Material
bereit gestellt werden, aus dem die
Kinder je nach ihrem Leistungsstand
passendes Material auswählen und
bearbeiten könnten. Behinderte Schüler
Inklusion
derten Schüler eine Erörterung zum
Thema „Piercing“, während ein Kind mit
Down-Syndrom zählen durfte, wie viele
in der Klasse einen solchen Körperschmuck hatten. „So nicht“, kommentierte Professor Ulrich Heimlich den
Artikel. „Vielmehr müsste inklusive
Schule so aussehen: Die nicht-behinderten Schüler bearbeiten das Thema
mit Hilfe von Arbeitsblättern, während
das Kind mit Down-Syndrom ebenfalls
zum Thema arbeitet, aber dafür mit
einem Arbeitsblatt, das viele Bilder
enthält.“ Beide Gruppen könnten danach voneinander profitieren.
könnten in Teamarbeit von nicht-behinderten Mädchen und Buben lernen und
umgekehrt. Kooperatives Lernen in
heterogenen Gruppen nennen Pädagogen das. Problem: Das bayerische
Schulsystem ist auf Selektion und das
Bilden von homogenen Gruppen ausgerichtet. Der Lehrer werde, so der Professor, verstärkt zum Unterstützer von
Lernprozessen. Bayerns Pädagogen
müssten vor allem Methoden vermitteln,
damit die Schüler mit dem vermittelten
Handwerkszeug dann selbstständig
Inhalte erarbeiten.
Aber keinesfalls sollte die Realität so
aussehen, wie es die Süddeutsche
Zeitung erst kürzlich in einem Bericht
geschildert hatte. In einer Münchner
Realschule verfassten die nicht-behin-
Aber nicht nur der Unterricht, auch die
Leistungsmessung müsse sich ändern,
so Heimlich. Bisher stand die Notengebung auch unter dem Gesichtspunkt:
Wie steht der Einzelne im Vergleich zu
der Klasse da? Dieser Aspekt des
sozialen Vergleichs könne an einer
inklusiven Schule nicht mehr aufrecht
erhalten werden. In Zukunft dürfe nur
noch von Relevanz sein, ob der zu
behandelnde Stoff bewältigt worden ist.
Der individuelle Lernfortschritt des
einzelnen Schülers rücke damit in den
Vordergrund. „Schrieb ein Kind im Diktat
eine Sechs und beim zweiten Diktat eine
Fünf, dann war beides bisher eine
Katastrophe. Für das Kind aber war die
Fünf vor allem eines: eine Leistungssteigerung“, so Heimlich. Und die müsste in
Zukunft im Vordergrund stehen. Auf die
Frage, wie Lehrer das in Zeugnisnoten
ausdrücken sollten, antwortete Heimlich, dass es mittlerweile Kollegen gebe,
die das Dilemma gut gelöst hätten. Zum
Zeugnis bekäme jedes Kind von ihnen
einen persönlichen Brief, in dem der
Lehrer das Kind für seine Fortschritte
lobe und ermuntere, in manchen Bereichen noch intensiver zu arbeiten.
Professor Ulrich Heimlich vermittelte
den Teilnehmern des 4. Niederbayerischen Förderschultages vor allem aber
auch eines: Ohne Heil- und Sonderpädagogen werden inklusive Schulen nicht
funktionieren können. Zukünftig werden
Förderschulen zu regelrechten Kompetenzzentren umgewandelt werden, die
verschiedene Regelschulen, Betriebe,
Frühförderstellen und Kindergärten
betreuen. „Wir dürfen nicht mehr in
Institutionen denken, sondern in regionalen Netzwerken“, legte Professor
Heimlich den Zuhörern nahe. Einige
Heil- und Sonderpädagogen werden in
Zukunft nicht mehr in diesen Förderzentren arbeiten, sondern auch fest zum
Kollegium einer Regelschule gehören.
Hauptaufgaben werden sein: Die Kollegen vor Ort zu beraten, ebenso Eltern
und Schüler, Förder- und Therapieangebote ausarbeiten und anbieten, Diagnosen erstellen und Lernmaterial zusammenzustellen. „Die heil- und sonderpädagogische Fachkompetenz ist unverzichtbar!“ Das sagt nicht nur Professor
Ulrich Heimlich. Auch Ludwig Spaenle
weiß das. Der bayerische Kultusminister
hat für den Herbst, in dem die inklusiven
Schulen starten, 100 neue Stellen für
Sonderpädagogen versprochen.
Claudia Rothhammer
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Inklusion
„Voll krank,
auf ’ne andere Schule zu müssen“
8. Niederbayerischer Kindergarten-Grundschultag stellt sich der inklusiven Pädagogik
Ende März hat der Bayerische Lehrerund Lehrerinnenverband e. V. (BLLV),
Bezirk Niederbayern, zu seinem 8.
Niederbayerischen KindergartenGrundschultag in die Fachakademie
für Sozialpädagogik Seligenthal eingeladen. Dr. Stefan Brembeck, Leiter der
Fachakademie für Sozialpädagogik
Seligenthal sowie Judith Wenzl, Bezirksvorsitzende BLLV, begrüßten hier–
zu viele Interessierte. Für den Grundschultag 2011 wählte man das Thema
„Ist Integration schon Inklusion?“. Wie
aktuell man dabei war, zeigte die in
dieser Woche erfolgte Vorstellung
eines Gesetzentwurfes des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag
zur Behindertenrechtskonvention,
einer UN-Resolution.
Prof. Dr. Reinhard Lelgemann von der
Universität Würzburg und beratend im
Bildungsausschuss tätig, hielt hierzu
einen sehr aufschlussreichen Fachvortrag. Ausführlich und praxisnah ging er
auf das in Paragraph 24 zugesicherte
Recht auf Bildung in einem inklusiven
Bildungssystem ein. In Deutschland sei
schon früh aufgrund von Elterninitiativen
mit der Förderung körperlich und geistig
behinderter Kinder angefangen worden.
Bevor andere Staaten Mitte der 70er
Jahre eine Schulpflicht für diese Kinder
eingeführt hätten, habe es bei uns
schon ein Netz von Förderschulen und
Einrichtungen gegeben, welche die
Bildung betroffener Kinder gewährleistet
haben. Heute gehe es nun darum, den
normalen Schulbetrieb für Kinder mit
Handicap weiter zu öffnen. Der Wunsch
der Betroffenen, in sozialer Gemeinschaft zu leben, sei absolut nicht zu
hinterfragen. Dazu müsse das Schulsystem klare Signale aussenden und die
erforderlichen Ressourcen schaffen.
Selbst sieht er die Forderung, Förderschulen zu schließen oder radikal zu
reduzieren, sehr differenziert. Auch mit
diesen Schulen gelinge eine Inklusion.
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Prof. Dr. Reinhard Lelgemann bei seinem Vortrag „Auf dem Weg zu einem
inklusiven Schulsystem“
Sein Wunsch sei es, die Lehrkräfte und
Erzieher zu inspirieren sich der Problematik anzunehmen, die Frage in ihrem
Umfeld zu reflektieren und in „Wertschätzung des Kindes“ umzusetzen. Ein
an eine Förderschule weitergeleitetes
Kind sei ein Scheitern des Kindes.
Untersuchungen hätten ergeben, dass
Betroffene es als „Voll krank, auf ne’
andere Schule zu müssen“ empfinden.
Aber natürlich gebe es viele Arten der
Behinderung und so müsse Raum
geschaffen werden, für jedes Kind die
bestmögliche Bildung zu ermöglichen.
Dafür bedürfe es vor allem des gesellschaftlichen Konsens und eines Schul-
systems mit klaren Signalen. Für die
Umsetzung sind unter anderem genügend notwendige Ressourcen, Fort- und
Weiterbildung der pädagogischen
Mitarbeiter, Qualifizierung regionaler
Einrichtungen, Verfügbarkeit sonderpädagogischer Kompetenz aber auch ein
Stärken des Elternwahlrechts erforderlich. Dann könnten alle Kinder voneinander profitieren. Inklusion setze auch
voraus, dass eine Behinderung offen
angesprochen werde. Nur so könne auf
die speziellen Bedürfnisse der Kinder
eingegangen und vorurteilsfrei mit ihnen
umgegangen werden.
Im Anschluss an den Vortrag fanden
sechs Workshops statt. Verschiedene
Schwerpunkte der alltäglichen Arbeit
wurden gesetzt und die Teilnehmer
hatten so die Gelegenheit, sich in einer
für sie besonders wichtigen Frage
weiterzubilden und von anderen Erfahrungen zu profitieren. Das von Veranstalter und Besucher gezogene sehr
positive Resümee zeigte, wie wichtig die
Frage nach einem inklusiven Bildungssystem ist, aber auch, dass hier noch
viele Antworten ausstehen.
Freda Bauer
Buchtipp:
Jugendjahre unterm Hakenkreuz enden in Sibirien
In seinem Buch beschreibt Heinz
Hager aus eigenem Erleben eines
der dunkelsten Kapitel deutscher
Geschichte – von Hitlerjugend, Krieg
und Gefangenschaft in Sibirien.
Die inhaltlich gedrängte Rückschau
auf die wichtigsten Stationen seines
Lebensweges berge nichts Sensationelles, nichts Besonderes, sondern
„nur“ den Werdegang eines ganz
normalen Menschen mit Höhen und
Tiefen, Freud und Leid, schreibt Heinz
Hager. Und doch zeigt das Buch
gerade auch in der Rückschau auf die
Zeit der Kriegsgefangenschaft in
Sibirien was der Mensch unter extremen äußerlichen Bedingungen körperlich zu leisten und psychisch zu
verkraften vermag.
Heinz Hager: Jugendjahre unterm
Hakenkreuz enden in Sibirien.
Verlag Duschl. Preis: 12,80 €
Inklusion
Inklusion braucht Zeit und klare Ziele
Judith Wenzl fordert auf dem Kindergarten-Grundschultag des BLLV
Ressourcen zur Umsetzung der Inklusion
Wenn Sie den Begriff „Inklusion“ bei
Google eingeben, erhalten Sie binnen
kürzester Zeit die Information, dass es
dazu 615 000 Einträge gibt. Das könnte
einen zu der Ansicht verleiten, als wäre
dieses Thema schon sehr stark im
öffentlichen Bewusstsein angekommen. Fest steht, dass seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 das Thema bei den Fachleuten an Bedeutung gewonnen hat. Fest
steht aber auch, wenn man die öffentliche Diskussion der letzten Monate
verfolgte, dass es bei diesem Thema
noch viel Unwissenheit, Fehlinformationen und Fehlinterpretationen gibt.
Dabei beabsichtigt bereits das Motto
„Ist Integration schon Inklusion?“ auf
ein Kernproblem des Themas hinzuweisen. Integration ist in Deutschland seit
langem ein fest etablierter Begriff und
Bestandteil unseres Schulsystems.
Inklusion dagegen ist eine noch recht
neue, unbekannte Koordinate im Schulsystem.
Unter Fachleuten werden die beiden
Begriffe klar voneinander abgegrenzt. In
Gesprächen mit Politikern und in der
Öffentlichkeit wird allerdings immer
wieder spürbar, dass die Begriffe identisch und damit eben falsch verstanden
werden. Um dieser Konfusion gegenzusteuern und für Aufklärung zu sorgen,
haben wir „Integration und Inklusion“
zum Schwerpunkt des KindergartenGrundschul-Tages gemacht.
In Bayern gewinnt die Umsetzung der
Konvention mittlerweile konkret an
Fahrt. Alle fünf Fraktionen haben sich
trotz unterschiedlicher Ausgangsbasis
auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf
zur Änderung des BayEUG geeinigt, der
bereits zum Schuljahr 2011/12 in Kraft
treten soll. Im Bildungsausschuss wurde
von beiden Vorsitzenden, Hans-Ulrich
Pfaffmann und Georg Eisenreich, betont, dass es sich bei dem Gesetzent-
ist. Dennoch warnen wir davor, Inklusion
übereilt und ohne entsprechende Ressourcen in ein Schulsystem zu pfropfen,
das bisher in hohem Maße von Selektion und Segregation gekennzeichnet ist.
Und wir wissen aus der Vergangenheit,
dass gerade im Bildungsbereich Neuerungen zu oft eingeführt wurden, ohne
rechtzeitig für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen.
wurf um einen ersten Schritt handele,
dem weitere folgen sollen.
Dieser Gesetzentwurf geht weit über
den des KM vom Oktober 2010 hinaus
und bringt uns Lehrerinnen und Lehrern
die vom BLLV eingeforderte Rechtssicherheit. Im Moment tun sich die Schulen ja schwer, Eltern, die ihr behindertes
Kind an der Regelschule anmelden
wollen, abzulehnen. Die Auskunft, dass
die Schulen noch überhaupt nicht auf
diese neue Situation vorbereitet sind in
personeller und finanzieller Hinsicht,
lassen nicht alle Eltern einfach so gelten. Da wird dann schnell dem Rektor
oder der Rektorin der schwarze Peter
zugeschoben, obwohl diese ja aus
gutem Grund einer Aufnahme nicht
zustimmen können.
Der BLLV - und auch das Forum Bildungspolitik in Bayern - hat sich während der 15-monatigen Arbeit der interfraktionellen Arbeitsgruppe intensiv in
die Beratungen eingebracht und Forderungen formuliert. Grundsätzlich begrüßt
der BLLV, dass mit dieser Konvention
die Frage der Beschulung von Kindern
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
ins öffentliche Bewusstsein gekommen
Beispiel:Die Flexible Grundschule. Sie
ist im Moment ja noch im Erprobungsstadium. Allerdings wurde bereits vorab
angekündigt, dass die flächenweite
Einführung nicht unter den günstigen
Rahmenbedingungen stattfinden wird,
wie dies im Modellversuch geschieht.
Damit dies nicht auch bei der Umsetzung der Inklusion der Fall ist, bringen
wir uns als BLLV intensiv in die politische und administrative Arbeit ein.
Unsere Forderungen sind sehr klar:
Inklusion braucht klare Ziele, wie die
Umsetzung kurz- mittel- und langfristig von statten gehen soll.
Inklusion braucht Zeit. Sie darf nicht
übers Knie gebrochen und quasi der
Jetztsituation in unseren Schulen
übergestülpt werden.
Inklusion braucht Verständigung mit
allen Beteiligten und Betroffenen.
Inklusion betrifft alle Schulen und alle
Schularten. Sie ist also keineswegs
nur für Grund- und Förderschulen ein
Thema. Daher muss Inklusion v.a.
auch umgehend in die Ausbildung
von Erziehern/innen und Lehrer/innen
aller Schularten implementiert werden.
Und zu guter Letzt braucht Inklusion
die notwendigen Ressourcen: zeitlich,
personell und finanziell. Nur dann
kann dieser wichtige Prozess erfolgreich für alle umgesetzt werden.
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Inklusion
Schöne neue Welt
– Inklusion oder Selektion?
Jeder ist glücklich in der „Schönen neuen Welt“
Im Befruchtungsraum des Aufzuchtund Normierungszentrums tauchen
emsige Mitarbeiter im weißen Overall
poröse Behälter, voll mit Eizellen, in
eine warme Brühe frei schwimmender
Samenzellen.
In diesem Raum werden Menschen
produziert, und zwar in fünf Variationen:
Alpha, Beta, Gamma, Delta und Epsilon.
Niemand kennt Mutter oder Vater in
dieser Welt. Der Menschenfötus reift im
Reagenzglas heran. Alpha- und Betamenschen landen gleich nach der
Befruchtung in einer gläsernen Gebärmutter, damit ihre Individualität erhalten
bleibt. Die übrigen befruchteten Eier
werden durch ein kompliziertes Verfahren vervielfältigt. So entstehen tausende
von genetisch identischen Menschen,
die genauen Aufgaben angepasst sind.
Den Epsilons, die die primitivste Arbeit
leisten müssen, wird kurz vor der Vervielfältigung die Sauerstoffzufuhr unterbrochen. Sie bleiben lebenslang stumpfsinnig, aber zufrieden. Jeder ist glücklich. Die Alphamenschen, die Elite dieser
Gesellschaft, sind schön, intelligent und
dank der Wohlfühldroge „Soma“ keinen
trüben Gedanken ausgesetzt. Ungezügelter Sex ist der Kitt dieser Welt. Shopping zählt zu den großen Vergnügungen.
Oder man geht ins „Fühlkino, wo Sexfilme laufen. „Schöne neue Welt“, heißt
diese Zukunftsvision von Aldous Huxley,
die im Jahre 632 n.F. spielt. Erschienen
ist der Roman im Jahre 1932. Am 1.
Januar 1934 ist in Deutschland unter
Adolf Hitler das „Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft
8
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
getreten. Das schlimmste Verbrechen
der Nationalsozialisten war die Selektion
von Menschen mit der Absicht einer
Absonderung und Vernichtung ganzer
Personengruppen, die aus ideologischen Gründen als lebensunwert eingestuft wurden: Physisch und psychisch
Kranke, Behinderte, politisch Andersdenkende, Homosexuelle, Priester,
Juden, Sinti und Roma und viele andere.
Krankheiten und Behinderungen darf es
in der schönen neuen Welt von bestimmten Ideologen nicht mehr geben.
In der utopischen Welt von Huxley
wurden Krankheiten durch pränatale
Impfungen ausgemerzt. Mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) wollen nun
Politiker im Bundestag dieser schönen
neuen Welt ein Stück näher kommen.
Wir erleben die Ideologie der Selektion
in der derzeitigen Gesellschaft in verschiedenen Formen. Da sind einmal
diejenigen, die durch Vernichtung von
Embryonen, also durch Tötung menschlichen Lebens, Krankheiten aus der
Öffentlichkeit verschwinden lassen
wollen. Und dann jene, wie die sogenannten Hamburger „Bildungsbürger“,
die mit einem Volksentscheid eine
„gemeinsame Schule“ verhindert haben,
damit ihre Prinzen und Prinzessinen
nicht mit „Hartz-IV-Kindern“ in Berührung kommen.
Selektion durch Zerstörung
menschlichen Lebens
Im Rahmen der PID werden menschliche Embryonen gezielt unter der Bedin-
gung gezeugt, sie bei auffälligem positivem Befund nicht in den Uterus zu
transferieren. Dies führt letztlich zur
Selektion von Embryonen. Die GrünenAbgeordnete Birgitt Bender betonte im
Bundestag, dass sie für ein Selektionsverbot von Embryonen eintrete. Die PID
führe zu bewussten künstlich erzeugten
Embryonen zum Zweck des Aussortierens. Diejenigen Embryonen, die nicht
gesund genug erscheinen, um dem
Kinderwunsch zu genügen, werden
verworfen. Bender warnte, die „Option
auf Selektion“ werde die Gesellschaft
verändern. Und die Situation für Menschen mit Behinderungen hat sich auch
schon verändert. Kinder mit DownSyndrom haben heute zwar bessere
Chancen zur normalen Schule zu gehen,
aber sie haben kaum Chancen, lebendig
zur Welt zu kommen. So würden nach
der Diagnose Down-Syndrom rund 90
Prozent der Föten abgetrieben, berichtet
die Soziologin Silja Samerski. Die Prä-
Inklusion
nataldiagnostik erzeuge eine neuartige
Beziehung zwischen Mutter und Kind.
Durch sie werden Mütter zu Entscheidungen über vormals Unverfügbares
gezwungen. Gerade die Aufforderung
zur vermeintlich freien Selbstbestimmung erzeuge letztlich neuen Zwang,
durch den die Mutter für das Sosein
ihres Kindes verantwortlich gemacht
werde, sagt Silja Samerski.
PID führt zur Diskriminierung
von Menschen mit Behinderungen
Eine PID vorzunehmen, um menschliche
Embryonen mit auffälligem Befund nicht
zu transferieren, impliziert stets ein Urteil
über lebenswertes und nicht lebenswertes Leben. Es liegt nahe, dass ein
solches Verfahren zur Aussonderung
genetisch geschädigter Embryonen
diskriminierende Haltungen gegenüber
den Menschen mit Behinderung innerhalb der Gesellschaft verstärkt. Eine
Diskriminierung von Menschen mit
Behinderung ist aufgrund der Gleichheit
aller Menschen und ihrer individuellen
Rechte nicht zulässig. Sie ist gemäß Art.
3 Abs. 3 des Grundgesetzes verboten.
Im UN-Übereinkommen über die Rechte
von Menschen mit Behinderungen, das
in Deutschland am 26. März 2009 in
Kraft getreten ist, wird vom Gesetzgeber
gefordert, die institutionellen Rahmenbedingungen so zu regeln, dass Menschen mit Behinderung nicht länger als
defizitär angesehen werden, Diskriminierung unterbunden und eine volle selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft
ermöglicht wird. Immer wieder sehen
sich Paare im Falle der Geburt eines
Kindes mit Behinderung mit Schuldzuweisungen konfrontiert. Die Geburt
eines Kindes mit Behinderung wird
teilweise als vermeidbares Risiko angesehen. Es ist zu befürchten, dass durch
die Zulassung der PID der gesellschaftliche Druck nach einer unrealistischen
Perfektionserwartung auf das werdende
Leben noch mehr zunimmt. Aus diesem
Grund fordern Behindertenverbände
auch ein Verbot der PID. Dr. Martina
Ahmann, die seit ihrer Geburt mit einer
cerebralen Bewegungsstörung lebt und
im Rollstuhl sitzt, sagt: „ Die PID verletzt
gleich in mehrfacher Hinsicht die Würde
von uns allen! Menschliches Leben wird
technisiert, wird zweckgebunden erzeugt und muss bestimmten Kriterien
entsprechen, um sich entfalten und
Person werden zu können. Menschen
werden bewertet, können nicht mehr mit
der Solidarität aller rechnen und müssen
sich möglicherweise schon bald für ihr
Ja zu der Beeinträchtigung rechtfertigen.“ Auch die Bundesärztekammer
befürchtet, dass die Methode zu einer
sinkenden Bereitschaft der Gesellschaft
führt, behinderte Kinder zu akzeptieren.
Die Würde ist unantastbar
Was macht die Würde des Menschen
aus? Die Menschenwürde ist der Drehund Angelpunkt in dieser Auseinandersetzung. In unserer abendländischen
Geschichte finden wir zwei Ursprünge
für die Idee der Menschenwürde. Der
antike Ursprung liegt in der philosophischen Schule der Stoa. Hier ist es die
Entdeckung der grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen. Die zweite Quelle ist
der jüdisch-christliche Glaube. Der
Mensch erfährt sich hier als Abbild
Gottes. Das Leben ist daher auch der
Verfügbarkeit des Menschen entzogen.
Da alle Menschen unter Gottes Schutz
stehen, darf sich keiner am Leben des
anderen vergreifen. Die Menschenwürde
ist somit unantastbar und kommt allen
Menschen, unabhängig von der Einschätzung anderer oder ihrer Selbsteinschätzung zu, den Geborenen und
Ungeborenen, den Gesunden und
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
9
Inklusion
Kranken, den Behinderten und Sterbenden. Zwar mag die Menschenwürde für
religiöse Menschen anders begründet
sein als für nichtreligiöse, doch für die
Geltung ist das gleichgültig. Das Grundgesetz definiert die Menschenwürde
auch nicht, sondern setzt sie voraus. Die
Menschenwürde kommt somit dem
Menschen schon allein aufgrund seines
Menschseins zu. Menschenwürde ist
voraussetzungslos an das Mensch-Sein
gebunden.
Wann ist der Mensch ein Mensch?
Immer wieder wird argumentiert, Embryonen käme noch keine Menschenwürde zu, da es noch nicht voll entwickeltes menschliches Leben sei. Aber
auch dem Embryo kommt unabhängig
wie er entstand, ob in vivo oder in vitro
Menschenwürde zu. Die Würde ist ihm
intrinsisch als der Mensch, der er von
Anfang an ist. Zu Recht haben die
Abgeordneten des Deutschen Bundestages daher festgelegt, dass der Schutz
des menschlichen Lebens beginne,
wenn es individuelles, in seiner genetischen Identität festgelegtes Leben gebe.
Dies sei der Zeitpunkt, an dem Ei und
Samenzelle miteinander verschmolzen
sind. Der SPD-Politiker und frühere
Bundespräsident Johannes Rau stellte
fest: „Wer die Auffassung nicht teilt, dass
menschliches Leben mit diesem Zeitpunkt beginnt, der muss die Frage
10
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
beantworten: Ab welchem anderen
Zeitpunkt sollte menschliches Leben
absolut geschützt werden? Und warum
genau erst ab diesem späteren Zeitpunkt? ... Es würde bedeuten, das
ethisch Verantwortbare stets neu den
technischen Möglichkeiten anzupassen.“
Sowohl beim religiösen als auch beim
humanistisch-aufklärerischen Menschenbild ist die menschliche Unvollkommenheit etwas Selbstverständliches. Die rasante Entwicklung in der
Biotechnologie nährt allerdings immer
mehr den Wunsch nach einer heilen,
schönen neuen glücklichen Welt, nach
einem perfekten Kind. Unvollkommenheit würde dann immer mehr zu einem
Makel. Gerade für Behinderte kann dies
zu einem Alptraum werden. So könnten
Versicherungen eines Tages Druck auf
Frauen ausüben, die sich für ein behindertes Kind entschieden. Die Frau
würde zur Maschine, die nur ja keinen
Ausschuss produzieren dürfe. Dem
Fötus gegenüber entstünde eine Wegwerfmentalität nach dem Motto: Das
nächste Mal machen wir was „Besseres“. Die Frage nach dem Wert des
Lebens stellt sich immer mehr seit
extrakorporal produzierte Embryonen
auf Genminderwertigkeit getestet werden können. Die vorgeburtliche Selektion hat langfristig auch Auswirkungen
auf die geborenen Menschen mit Behin-
derungen. Ist es im Übrigen tatsächlich
weniger rassistisch, Menschen aufgrund
ihrer genetischen Eigenschaften zu
selektieren, als aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem Volk? Johannes Rau
sagte in seiner Berliner Rede „Wir
müssen uns darüber klar sein, was die
Folgen wären, wenn wir den Wertekanon, den wir in einer langen Geschichte
entwickelt haben, als Grundlage allen
staatlichen Handelns in Frage stellten.
Würden wir dann nicht die Gefangenen
einer Fortschrittsvorstellung, die den
perfekten Menschen als Maßstab hat?
Würden damit nicht Auslese und
schrankenlose Konkurrenz zum obersten Lebensprinzip? Das wäre eine völlig
andere, das wäre eine neue Welt – keine
schöne. ... Wer einmal anfängt menschliches Leben zu instrumentalisieren, wer
anfängt zwischen lebenswert und lebensunwert zu unterscheiden, der ist in
Wirklichkeit auf einer Bahn ohne Halt.“
Pädagogen sind Anwalt
des Menschen und seiner Würde
Es geht in dieser Auseinandersetzung
um unser Menschenbild in der Bildung.
Diese technische Sicht auf den Menschen führt dazu, dass das menschliche
Leben nur noch danach bewertet wird,
wie weit es gesund, leistungs- und
genussfähig ist. Wer das Risiko eines
behinderten Kindes eingeht, verfehlt
nach Ansicht mancher bereits gegen die
Menschlichkeit. Brauchen wir noch
Erziehung und Bildung, wenn nur noch
die Starken, die Nützlichen, die Gesunden und Produktiven zählen? Der
Mensch in dieser schönen neuen Welt
wird nur noch Produkt sein. Das wird
dann auch das Ende der Bildung sein.
Als Lehrer dürfen wir nicht blind sein für
die Gefahren der Zukunft. Wir stehen in
der Mitverantwortung für eine humane
Gesellschaft und Zukunft. Als Pädagogen sind wir Anwalt des Menschen und
seiner Würde. Wir müssen den Menschen, sein Recht auf Leben und seine
Würde in allen Stadien seines Lebens
verteidigen. Wir schulden diese Auseinandersetzung auch den Generationen,
die nach uns kommen und für die wir
die Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens schaffen müssen. Wer die
Hoffnung ein Paradies ohne Schmerzen
Inklusion
erweckt, muss auch die Opfer sehen,
die zur Verwirklichung notwendig sind.
Eine Entscheidung für die PID führt zum
Weg hin zum „Designermenschsein“
Inklusion statt Selektion
Das Grundgesetz der Bundesrepublik
besagt: „Jeder hat das Recht auf Leben
und körperliche Unversehrtheit.“ Jegliche Selektion von Menschen ist daher
zu unterbinden. Dazu gehört ein Verbot
der PID. Dazu gehört auch die Auflösung des selektiven Schulsystems.
Inklusion geht von der Vielfalt
menschlichen Lebens aus
Das Leitbild der Inklusion geht von der
natürlichen Vielfalt menschlichen Lebens
aus. Gesellschaft und politische Ordnung müssen dieser Vielfalt Raum
geben. Ausgrenzende Normalitätsdefinitionen haben daher keine Berechtigung.
Damit geht die Inklusion einen Schritt
weiter als die Integration. Die Integration
setzte nämlich voraus, dass ein Außenstehender in die Gemeinschaft hineingenommen werden muss. Die Inklusion
weiß hingegen alle Menschen von vorneherein als Mitglieder der Gesellschaft.
Für sie gibt es kein Außen. Inklusion ist
unteilbar und schließt alle Menschen ein.
Sie zielt auf eine Lebenswelt ohne
Ausgrenzung. Der Kern der Inklusion ist
die Anerkennung der Vielfalt zwischen
den Menschen. Das bedeutet Akzeptanz
von Heterogenität und individuellen
Unterschiedlichkeiten. Die Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte aus dem
Jahr 1948 legt das Fundament für Inklusion mit universalem Gültigkeitsanspruch. Der Artikel I spricht allen Menschen Freiheit und Gleichheit in Bezug
auf ihre Würde und ihre Rechte zu.
Der Selektionsauftrag
erschlägt die Schulen
Der BLLV-Landesausschuss hat sich im
Dezember 2010 in einer einstimmig
verabschiedeten Resolution gegen den
Ausleseauftrag an den Schulen ausgesprochen. In der Resolution heißt es
u.a.: „Solange die Hauptaufgabe der
Schule Auslese bleibt, solange Lehrkräfte einen Großteil ihrer Energie darauf
verwenden müssen, die Eignung oder
Nichteignung von Schülern für die
einzelnen Schularten möglichst präzise
zu erfassen, solange kann sich keine
echte Förderkultur etablieren.“
Inklusion zielt auf die volle gesellschaftliche Teilhabe und Teilnahme, unabhängig von Geschlecht, kultureller Herkunft,
Religion, sozioökonomischem Status,
individuellen Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen. Ein inklusives Schulsystem bezieht sich daher nicht nur auf
Menschen mit Behinderungen sondern
auf alle Menschen. Auch die Menschen
am Rande der Gesellschaft sind mit
einbezogen wie Flüchtlinge, Straßenkinder und sozial Ausgegrenzte. Ein inklusives Bildungssystem muss auch die
Fragmentierung der Lehrerschaft überwinden.
In Deutschland entscheidet die soziale
Herkunft stärker als in jedem anderen
Land über Bildungschancen. In keinem
anderen Land der Welt werden 10jährige Schulkinder dermaßen früh
ausgesiebt und fallengelassen. Die
Auslese überschattet für viele Eltern ab
der zweiten Klasse den Schulalltag. Den
Kindern bleibt kaum Zeit, einfach mal
zweckfrei drauflos zu lernen. Kinderärzte
behandeln Drittklässler wegen Stresssymptomen, und an manchen Schulen
hat die Hälfte aller Viertklässler Nachhilfe. Es ist schier unerträglich, mitansehen
zu müssen, wie einige Kinder anfangen
sich einzukapseln, weil sie merken, dass
sie, anders als ihre Freunde, es nicht
aufs Gymnasium oder die Realschule
schaffen. Sie fühlen sich mit zehn Jahren als Loser abgestempelt. Nach
Ansicht von Prof. Jutta Allmendinger
verletzte das derzeitige Schulsystem die
Grundprinzipien der Bildungsgerechtigkeit, da es zu sozialer und ethnischer
Abgrenzung führe problematische
Lernmilieus schaffe und schwierige
Ausbildungs- und Berufschancen zur
Folge habe. Die deutschen Schulen
seien Sortiermaschinen, kritisieren
Experten wie Professor Dr. Theo Klauß
von der Lebenshilfe. Oder Türme aus
Schubladen. Jedes Kind muss in eine
Schublade passen. Und die tragen die
Aufschrift Gymnasium, Realschule,
Hauptschule oder Förderschule.
Herausforderungen
für die inklusive Schule
Welche gewaltige Herkulesarbeit sich
die Inklusion auf der Großbaustelle
Schule vorgenommen hat, verdeutlichen
u.a. die Ereignisse in Hamburg. „Nirgendwo“, so schreibt der Stern vor
wenigen Monaten, „lässt sich der Kampf
um den Statuserhalt der Mitte so gut
beobachten wie im Bildungssystem.
Immer offener stellen Mütter und Väter
heute die Kernfrage: Was nutzt meinem
Kind? ... in die Sorge um gute Noten
mischen sich diffuse Ängste vor zu
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
11
Inklusion
langsamen Mitschülern, falschen Spielgefährten und schlecht erzogenen
Freunden. Diese Bildungspanik ließ sich
gerade in Hamburg wie unter einem
Brennglas beobachten. In der Hansestadt wurde ein regelrechter Kulturkampf in der Bildungspolitik ausgetragen. Der Anlass: Die Grundschulzeit
sollte von vier auf sechs Jahre verlängert werden. Doch vor allem Mütter und
Väter aus den besseren Vierteln fürchteten, dass ihre Kinder nicht genug lernen
könnten. Sie wollen ihre Söhne und
Töchter so schnell wie möglich aufs
Gymnasium schicken können. Per
Volksentscheid hat die Initiative ‚Wir
wollen lernen‘ die neue Primarschule
der schwarz-grünen Regierung gekippt.
Zu den Anhängern der Initiative zählen
Chefärzte, Architekten, Anwälte und
Kaufleute. Der Bildungsforscher Jürgen
Oelkers sagt: ‚In Hamburg versucht das
Bürgertum seine Privilegien zu sichern.‘
... ‚Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Umbruch‘, sagt Soziologe
Berthold Vogel. ‚In der Mitte entsteht
eine antisolidarische Haltung, das Recht
des Stärkeren droht sich durchzusetzen.‘ ... Die Folgen des sozialen Rückzugs: Das Land wird geteilt. Immer
mehr. Und immer früher...“
Als Pädagoginnen und Pädagogen bleibt
uns trotz dieser dramatischen Analyse
keine andere Antwort als die Herausforderungen anzunehmen und zu versuchen
die Zukunft menschlich zu gestalten. Der
Pädagoge ist Anwalt des Menschen,
seines Potentials, dessen EntwicklungsFähigkeit, seiner Würde. Hinter der Forderung nach einer menschlicheren
Zukunft steht die Frage nach dem Bild
des Menschen. Diese Frage müssen wir
als erstes beantworten.
Toni Gschrei
Linktipps
www.hans-wocken.de
www.inklusionspaedagogik.de
www.inklusive-menschenrechte.de
www.inclusive-education-in-action.org
www.institut-fuer-menschenrechte.de
www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de
www.nein-zur-selektion.de
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Stellungnahmen zur Selektion
Bundestagsvizepräsidentin Kathrin Göring-Eckardt (Bündnis 90 / Die
Grünen) hat sich für ein Verbot der PID ausgesprochen. Sie sagte, selektive
Gentests seien nicht mit dem Grundgesetz vereinbar.
Wörtlich heißt es in einem Beitrag der Grünen-Politikerin: „Unser Grundgesetz
ist dem christlichen Menschenbild gefolgt, wenn es in Art. 3, Abs. 3 formuliert: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die PID
relativiere dieses Menschenbild, indem sie auswählt und letztlich festlegt,
welches Leben lebenswert ist und welches nicht...“
Ilja Seifert, Linke, sagte im Bundestag, es gebe kein Recht auf ein makelloses Kind. „Es geht um unser humanes Selbstverständnis: Nehmen wir uns an
oder sortieren wir einander aus? Niemand bestreitet, dass ein Leben mit
schweren Beeinträchtigungen nicht sonderlich wünschenswert ist. Aber wer
ein solches Leben hat, für denjenigen gibt es nichts Wichtigeres: Es ist nämlich das einzige.“
Für Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gebe es kein Recht auf
ein gesundes Kind. Eine Zulassung der PID schränke das Prinzip ein, dass
jedes Leben sich um seiner selbst willen entwickeln darf.
Betroffen sei sowohl die Würde derjenigen Embryonen, „die nach einer Untersuchung verworfen werden, weil sie ein hohes Risiko von schweren Erkrankungen oder Behinderungen aufweisen“, als auch die „Würde desjenigen
Embryos, der sich nach einer PID weiterentwickeln darf; denn er darf sich nur
weiterentwickeln, weil er keine genetischen Vorbelastungen und Einschränkungen aufweist“.
„Die Struktur und die Organisation der schulischen Bildung befördert die
Spaltung der Bundesrepublik Deutschland, statt sie abzubauen.
In verstärktem Maße kommt unser Bildungssystem denen zugute, die sowieso schon über die besseren Startchancen aufgrund sozialer Herkunft verfügen. In keinem vergleichbaren Land entscheidet die soziale Herkunft so sehr
über den Bildungserfolg, wie bei uns“, sagt Michael Schäfers von der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB).
Inklusion stellt für Hans Wocken die Systemfrage!
„Inklusion will das real existierende gegliederte Schulsystem komplett durch
eine einzige Schule für alle ersetzen. In einer inklusiven Schullandschaft ist
weder für Sonderschulen noch für Gymnasium ein legitimer Platz vorgesehen.
Das ist der hohe Anspruch!“
Der frühere BLLV-Präsident Albin Dannhäuser sagte auf dem Bayerischen
Förderschultag 2002:
„Wir beziehen als Pädagoginnen und Pädagogen klar Position: Keine Form
der Behinderung darf ein gesellschaftlicher oder politischer Vorwand dafür
sein, Menschen von der sozialen Teilhabe auszugrenzen, in Entfaltungsmöglichkeiten einzuschränken oder ihnen personale Anerkennung zu verweigern.
Bildung ist ein universales Menschenrecht und zielt auf die Gleichwertigkeit
und Selbstbestimmungsfähigkeit des Einzelnen.
Inklusion
Die inklusive Schule
ist eine Schule der Vielfalt
Für Prof. Hans Wocken hat die inklusive Schule
noch einen weiten Weg vor sich
Nicht die Inklusion bedarf der Begründung, sondern Sonderschulen bedürfen
der Begründung. Aufgabe der Erziehung
ist die Annahme aller Kinder, betonte
Prof. Hans Wocken auf einer Tagung
von FAMOS zur Thema Inklusion.
Die Wirklichkeit der Förderschulen
zeichnen sich durch eine Überrepräsentanz von Jungen, Migranten, Kinderreichen, Armen und Arbeitslosen aus. Die
Förderschule eine Harz IV-Schule?
Wenn Inklusion wirklich ein Menschenrecht ist, dann sei es nicht akzeptabel,
dass ein Menschenrecht an Vorbedingungen und Vorbehalte geknüpft werde.
Das Recht auf Leben gelte immer und
überall, es sei nicht gebunden daran, ob
jemand eine Wohnung oder Arbeit habe,
stellte Wocken fest.
Eine Inklusive Schule ist eine Schule
der Vielfalt
Inklusion heiße alle willkommen. Eine
inklusive Schule zeichne sich durch die
Vielfalt der Kinder aus. Es werden alle
Kinder ohne Ausnahme unterrichtet.
Inklusion ist die gewollte Heterogenität.
Eine inklusive Schule zeichne sich durch
gemeinsamen Unterricht aus. Es werden
alle Kinder auch gemeinsam unterrichtet. Dazu gehöre aber die Vielfalt des
Unterrichts nach Zielen, Inhalten, Me-
thoden und Medien. Die homogene
Jahrgangsklasse und das Lernen im
Gleichschritt gehörten seit Comenius zu
den schier unumstößlichen Dogmen der
Schulpädagogik. Die Gleichmacherei
der Kinder setze sich fort im Sitzenbleiberelend. Die integrative Pädagogik
habe mit diesem Homogenisierungswahn der traditionellen Schule radikal
gebrochen. Die Didaktik der Vielfalt will
gleichermaßen der Verschiedenheit der
Einzelnen gerecht werden als auch die
Gemeinsamkeit der Verschiedenen
fördern.
Und eine inklusive Schule zeichne sich
durch die Vielfalt der Pädagogen aus,
stellte Hans Wocken fest. Dazu gehörten u.a. Kinder, Eltern, Lehrer, Assistenten und Mobile Dienste. Zur Anpassung
des Unterrichts gehöre, dass alle Kinder
auch differentiell unterrichtet werden.
Inklusion als Herausforderung
Die ausnahmslose Erfüllung einer voraussetzungslosen Aufnahme aller
Kinder in eine Schule für alle ist eine
große Herausforderung, der sich die
Inklusion zu stellen habe. Das werde
keine leichte Aufgabe sein. Denn die
Integrationsfähigkeit der Kinder habe
eine wichtige Voraussetzung: die Integrationsbereitschaft der Pädagogik.
Was nütze es, wenn die Kinder zwar
integrationsfähig seien, aber die Schu-
len nicht integrationsbereit?, fragte
Professor Wocken.
Die Pädagogik als Barriere für die
Inklusion
Die Konzeption einer Schule für alle
stößt nach Ansicht Wockens auf zwei
erhebliche Barrieren. Die größte Barriere
sei die sogenannte Allgemeine Pädagogik. Die allgemeine Pädagogik – vielleicht mit Ausnahme der Grundschule –
sei in Theorie und Praxis keine Pädagogik für Alle, sondern eine Pädagogik, die
in den Ketten des gegliederten Schulwesens gefangen sei und sich der Logik
der Selektion unterworfen habe. Die
allgemeine Schule sei genauso aufgeteilt wie die Gesellschaft auch. Sie sei
ein Abklatsch einer Stände- und Klassengesellschaft. Unterhalb von Gymnasium, Realschule und Hauptschule ist
im Bildungskeller die Sonderschule
angesiedelt; sie werde einfach beim
sogenannten dreigliedrigen Schulwesen
nicht mitgezählt. Die Inklusion sei in der
allgemeinen Pädagogik nicht wirklich
angekommen.
Die zweite Barriere bleibe die traditionelle Sonderpädagogik. Die Sonderpädagogik befinde sich zwar nicht in einem
offenen Widerstand, sondern verharre
weithin in einer stillschweigenden Opposition und schaue dem inklusiven Treiben mit verschränkten Armen und
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Inklusion
distanzierter Reserviertheit zu. Inklusion
habe die Aufgabe, ihre eigene Exklusion
durch die Allgemeine Pädagogik und
durch die Sonderpädagogik zu beenden.
Inklusion stellt die Systemfrage
Inklusion unterscheide sich von Integration und verstehe sich eher fundamentalistisch. Inklusion stelle die Systemfrage!
Inklusion wolle das real existierende
gegliederte Schulsystem komplett durch
eine einzige Schule für alle ersetzen. In
einer inklusiven Schullandschaft sei
weder für Sonderschulen noch für
Gymnasium ein legitimer Platz vorgesehen. Das ist der hohe Anspruch!
Wocken bezeichnete sich aber als
gealterten Realo, der auch gelten lassen
wolle, dass es auch weiterhin Sonderschulen und Gymnasien gebe. Die
Zielmarke inklusiver Schulpolitik wird
indessen unzweideutig durch die Spit-
zenklasse Europas vorgegeben. Die
Integrationsquote sollte mittelfristig bei
mindestens 80 Prozent liegen.
Inklusion in Bayern
– Reformen sind notwendig
Die Inklusion in Bayern bezeichnete
Hans Wocken als quantitativ zu wenig
und qualitativ zu halbherzig. Inklusion sei
oft nicht viel mehr als Reformrhetorik.
Wocken forderte einen inklusiven Reformprozess. Als mittelfristiges Ziel sei
bis 2020 eine Integrationsquote von 80
Prozent anzustreben. Der Inklusionsprozess müsse wissenschaftlich begleitet
werden.
Alle Schulen müssen bei Umbauten
barrierefrei gestaltet werden. Die Förderschulen „Lernen, Sprache, Verhalten“ müssen auslaufen. Jahrgangsweise habe eine Verlagerung aller perso-
nellen und sächlichen Ressourcen
stattzufinden.
Die Zahl der Schüler sollte in der Grundschule 20-22 Kinder nicht überschreiten.
Max. 3 Kinder sollten sonderpädagogischem Förderbedarf haben. Notwendig
sei eine systemische Zuweisung eines
Sonderpädagogen für 4 Klassen. Die
Frühförderung müsse ausgebaut werden. Ein verpflichtendes, kostenfreies
Vorschuljahr im Kindergarten sei einzuführen. Im Bereich der Sekundarstufe
müsse man sich von den verschiedenen
Schularten, nicht nur von der Hauptschule mit seinem ungünstigem Sozialund Lernklima verabschieden.
Toni Gschrei
Weitere Infos:
www.hans-wocken.de
Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen
an den Grund- und Haupt-/ Mittelschulen im Schuljahr 2011/12
Zur Umsetzung des Art. 24 der UNBehindertenrechtskonvention hat eine
interfraktionelle Arbeitsgruppe des
Bayerischen Landtags einen Gesetzentwurf zur Änderung des BayEUG
eingebracht.
Es wird davon ausgegangen, dass der
Bayerische Landtag die vorgeschlagenen Änderungen im BayEUG noch vor
der Sommerpause beschließen wird, so
dass auf dieser gesetzlichen Grundlage
weitergehende Maßnahmen für die
Unterrichtung von behinderten Schülern
an Regelschulen getroffen werden
können.
Zentrale Anliegen
Folgende Schwerpunkte können als
zentrale Anliegen der Inklusion in Bayern formuliert werden:
Inklusion als Aufgabe aller Schulen
14
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Ausbau des gemeinsamen Unterrichts für Schülerinnen und Schüler
mit und ohne sonderpädagogischen
Förderbedarf
Vielfältige Formen des gemeinsamen
Unterrichts
Ausbau der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste
Einführung der Schule mit dem
Schulprofil „Inklusion“
Stärkung der Elternrechte.
Schulen mit dem Schulprofil Inklusion
Der geplante Art. 30 b Abs. 3 BayEUG-E lautet wie folgt:
„Schulen können mit Zustimmung der
zuständigen Schulaufsichtsbehörden
und der beteiligten Schulaufwandsträger das Schulprofil „Inklusion“
entwickeln.
Eine Schule mit Schulprofil „Inklusion“ setzt auf der Grundlage eines
gemeinsamen Bildungs- und Erzie-
hungskonzepts in Unterricht und
Schulleben individuelle Förderung im
Rahmen des Art. 41 Abs. 1 und 5 für
alle Schülerinnen und Schüler um;
Art. 30a Abs. 4 bis 6 gelten entsprechend.
Unterrichtsformen und Schulleben,
sowie Lernen und Erziehung sind auf
die Vielfalt der Schülerinnen und
Schüler mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf auszurichten.
4Den Bedürfnissen der Kinder und
Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf wird in besonderem Maße Rechnung getragen.“
Quelle:
Bayerisches Staatsministerium für
Unterricht und Kultus.
Auszug aus dem KMS zur Inklusion
vom Mai 2011.
Inklusion
Lehrer fordern Islamunterricht
Expertentreffen in Riedenburg
In Bayern gibt es rund 100 000 muslimische Schüler. Bei einem FachleuteTreffen in Riedenburg ist nun die Forderung erhoben worden, dass diese
Kinder und Jugendlichen Islamunterricht an den Schulen erhalten sollen.
Wolfgang Brey, BBB-Kreisvorsitzender; Bernhard Aschenbrenner, Realschulrektor;
Gül Solgun-Kaps, Referentin; Thomas Dachs, Kreis-und Bezirksvorsitzender des
Realschullehrerverbandes; Martin Neumeyer, CSU MdL, Integrationsbeauftragter
Zu der Veranstaltung hatten sich zahlreiche Lehrer, Schulleiter und Lehrervertreter aus der Region sowie der Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer (CSU),
der erste Integrationsbeauftragte der
bayerischen Staatsregierung, eingefunden. Hauptreferentin war Gül SolgunKaps. Die in der Türkei geborene 43jährige Grundschullehrerin und Lehrbeauftragte an der Universität Augsburg ist
Expertin für die Integration von Muslimen.
Solgun-Kaps plädierte deshalb für den
Islamunterricht an den bayerischen
Schulen, der “einen Beitrag zum Frieden
leisten” werde. Die Schüler könnten sich
mit kulturellen und lebenspraktischen
Fragen beschäftigen und philosophische Probleme erörtern.
Damit werde auch der interkulturelle
Dialog gefördert und eine religiöse
Identität geschaffen, die aber Raum
lasse für subjektive und individuelle
Glaubensbekenntnisse. Allerdings
müsse der Islamunterricht in deutscher
Sprache erfolgen und unter Aufsicht des
jeweiligen Bildungsministeriums stehen,
verlangte Solgun-Kaps.
Solgun-Kaps forderte die Einführung
eines dauerhaften Islamunterrichts an
den bayerischen Schulen. Denn die
religiöse Erziehung ihrer Kinder sei eines
der obersten Ziele muslimischer Eltern.
Wenn die Schulen keinen Islamunterricht böten, würden die Kinder möglicherweise in “so genannte Koranschulen gesteckt, in denen selbst ernannte
Imame einen schwarz-weißen zeichnenden Muslim lehren”, bedauerte SolgunKaps. In diesen Koanaschulen müssten
die Schüler stundenlang Suren auswendig lernen - “in einer Sprache, die sie
kaum verstehen”.
Der Integrationsbeauftragte Neumeyer
und BBB-Kreisovorsitzender Wolfang
Brey schlossen sich diesem Ansinnen
an. Derzeit laufe in Bayern bereits ein
fünfjähriges Pilotprojekt zum Islamunterricht.
Der Freistaat nehme hier gegenüber den
anderen Bundesländern eine Vorreiterrolle ein. In drei Jahren müsse die
Staatsregierung entscheiden, ob der
Islamunterricht fortgeführt werde. “Das
wird nicht einfach”, prophezeiten Neumeyer und Brey unisono. Denn es fehle
auch an qualifizierten Lehrern.
Bernd Aschenbrenner, der Leiter der
Staatlichen Realschule, hielt ebenfalls
ein klares Plädoyer für den Islamunterricht. Probleme sieht Aschenbrenner
aber bei der praktischen Umsetzung.
Derzeit würden pro Jahrgangsstufe nur
zehn bis 15 Schüler am Ethikunterricht
teilnehmen, von denen aber nicht alle
Muslime sind.
Die Integration der muslimischen Schüler stelle an seiner Schule generell kein
Problem dar, so Aschenbrenner, der
selbst Religion lehrt.
In der Klosterrealschule St. Anna gibt es
derzeit keine einzige muslimische Schülerin. Das teilte Konrektor Alfred Henneberger mit.
Wir stehen einem Islamunterricht aber
aufgeschlossen gegenüber. “Denn jeder
echte Glaube, der Achtung vor dem
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
15
Inklusion
Nächsten lehrt, ist wertvoll für die Gesellschaft”, betonte Henneberger,
Ganz anders ist dagegen die Situation
an der Mittelschule in Abensberg. Von
den etwa 350 Schülern seien rund 25%
Muslime, berichtete Schulleiter Wolfgang Brey. Auch er würde sich einen gut
ausgebildeten Lehrer für Islamunterricht
an seiner Schule wünschen. Voraussetzung sei jedoch die staatliche Aufsicht
über diese Person. Laut Brey erhalten
die muslimischen Schüler Ethikunterricht. “Einige Muslime gehen sogar zum
Abschlussgottesdienst der Christen
mit.”
Harald Rast/ Donaukurier
Zur Person Gül Solgun-Kaps:
Gül Solgun-Kaps ist in der Osttürkei
geboren worden. Im Alter von sieben
Jahren kam die Tochter einer nach
Deutschland entsandten Lehrerin in
die Bundesrepublik. Die heute 43Jährige lernte rasch Deutsch und
machte in Augsburg Abitur. Danach
studierte sie Lehramt für Grundschulen (Sozialkunde, Deutsch, Geschichte
und Kunst). Solgun-Kaps war die erste
muslimische Beamtin in Bayern. Sie
hat inzwischen einen deutschen Pass
und ist Referentin für Lehrerfortbildung
sowie Fachbetreuerin für interkulturelle
Erziehung und Islamlehrer. Sie arbeitet
Lehrpläne für den Islamunterricht aus
und hat dazu ein Schulbuch für die
Klassen eins bis vier geschrieben.
Solgun-Kaps bekleidet zudem das
Amt einer Lehrbeauftragten für Politikdidaktik an der Universität Augsburg.
Sie ist Mitglied des Bayerischen Integrationsrates und des Gesprächskreises Christen und Muslime im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die
Beraterin für Integrationsfragen bezeichnet sich selbst als gläubige
Muslimin. Sie ist mit einem deutschen
Katholiken verheiratet und hat vier
Kinder. Sie sieht sich als Türöffnerin
ihrer türkischen Landsleute und möchte ihnen die Probleme ersparen, die sie
als Kind in Deutschland hatte.
Herausforderung Einwanderungsgesellschaft:
Schulleitungen bundesweit berichten über Wege zu einer Schule der Vielfalt
Broschüre Stolperchancen II
erschienen
Der Umgang mit gesellschaftlicher
Heterogenität kann nur gelingen, wenn
an Schulen auf die kulturelle und
sprachliche Vielfalt reagiert wird. Bundesweit gibt es zahlreiche wegweisende Impulse für eine interkulturelle Öffnung von Schule: Einen Einblick bietet
die neue Broschüre Stolperchancen II
in Gesprächen zwischen Schulleitungen
und Lehrkräften mit Migrationshintergrund.
14 Beiträge aus verschiedenen Bundesländern berichten über Chancen und
Herausforderungen einer Schule für alle
– heute und in der Zukunft.
Ein Überblick über bundesweite Initiativen und detaillierte Informationen zu
den Vorreitern in NRW runden die
Broschüre ab. „Stolperchancen II“ ist
ein Kooperationsprojekt des Netzwerkes der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW und des Cornelsen
Verlags. Die Broschüre wird auf der
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
didacta in Stuttgart präsentiert und
Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt.
Wie kann Schule die Vielfalt in den
Klassen systematisch und praxisnah
berücksichtigen? Ein wichtiger Schlüssel zur Veränderung sind Lehrkräfte mit
Migrationshintergrund, doch muss ihre
Arbeit in einen Gesamtprozess der
interkulturellen Öffnung eingebunden
sein. Die Schulaufsicht spielt dabei eine
zentrale Rolle: In Stolperchancen II
fragen Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte ihre jeweilige Schulleitung nach
Projekten, Erfahrungen und Perspektiven. Vertreten sind verschiedene Bundesländer, Schulformen und Einzugsgebiete.
In der Gesamtheit der Beiträge zeichnet
sich ein Mosaik von zukunftsweisenden
Maßnahmen ab, von der Personalentwicklung über Unterrichtsangebote bis
hin zur Elternarbeit. Die Beteiligten
weisen auch darauf hin, wo noch Arbeitsbedarf auf dem Weg zum Ziel
besteht – einer Schule für alle.
„Stolperchancen II“ ist Teil einer langfristig angelegten Zusammenarbeit des
Netzwerkes der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte in NRW und des
Cornelsen Verlags, die Unterrichts- und
Schulentwicklung im Zeichen von
Interkulturalität und Sprachförderung
beleuchtet und begleitet. Den Kooperationspartnern ist es ein Anliegen, den
Dialog rund um Schule sowie die Vernetzung der Akteure zu fördern. Die
Ergebnisse der Kooperation fließen in
die Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien des Cornelsen Verlags ein. Teil der
Zusammenarbeit war bereits die Broschüre „Stolperchancen I“, in der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte aus
dem Schulalltag berichten.
Die Broschüre steht zum Download
bereit unter www.cornelsen.de/presse
Quelle:
Judith Krieg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Cornelsen Schulverlage
Recht
Neue Medien und Urheberrecht
Was dürfen wir kopieren? Macht sich
strafbar, wer eine CD oder DVD kopiert? Oder sich einen Film auf der
Computer-Festplatte speichert? Diese
Fragen sind für Laien schwer zu beantworten. Die Veränderungen im Urheberrecht geben bisweilen selbst Juristen Rätsel auf. www.iRights.info , ein
Informationsangebot zum Urheberrecht in der digitalen Welt, hilft bei der
Orientierung.
Die Redaktion von www.iRights.info
bietet eine Informationswebsite zu
verschiedenen Themen:
Eine systematische, sachliche und
allgemein verständliche Darstellung der
Aspekte und Regelungen des geltenden
Urheberrechts. Die Zielgruppe reicht
dabei von Nutzern (Jugendlichen,
Erwachsenen, Lehrern) bis zu Urhebern,
sowohl Laien als auch Profis.
Jugendmedienschutz:
Eltern erhalten Tipps für den Umgang
mit Computer- und Konsolespielen
Kinder lieben Spiele. Vor allem die
virtuelle Spielwelt bietet ihnen ungeahnte Möglichkeiten, die es für ihre
Eltern so nicht gab, als sie jung waren.
Diese erkennen daher oft nur schwer,
wo der Spaß aufhört und wann ihre
Kinder überfordert sind. Mit der Kampagne zum Jugendmedienschutz
„Was-spielt-mein-Kind.de“ möchte das
bayerische Ministerium für Arbeit und
Soziales Eltern Hilfestellung geben für
den richtigen Umgang mit Computerund Konsolespielen.
Die Kampagne „Was-spielt-meinKind.de“ soll für die Bedeutung des
Jugendmedienschutzes werben - vor
allem im Bereich der Computer- und
Konsolenspiele. Angesprochen sind in
erster Linie Eltern, aber auch Lehrkräfte
und Personen, die in der Jugendhilfe
arbeiten. Herzstück der Kampagne ist
der Kinospot „Manche Gefahren sind
offensichtlich, andere nicht“. Er zeigt
einen Jungen mit einer Axt bzw. einen
Jungen mit einer Spielekonsole und ist
in vielen bayerischen Kinos zu sehen.
Nützliche Informationen für Eltern
zum altersgerechten Umgang ihrer
Kinder mit Computer- und Konsolenspielen
Besonders für Eltern ist es wichtig,
bewusst zu beobachten, was ihre Kinder spielen und wie lange sie damit
beschäftigt sind. Die Kampagnenseite
im Internet gibt konkrete Tipps: Wie
können Eltern mit diesem Thema umgehen, wie können sie sich verhalten, wie
ihr Kind an den richtigen Umgang
heranführen. U.a. finden sich Hilfen zu
folgenden Themen:
Hinweise über technischen Schutz
Erklärungen zur Alterskennzeichnung
von Unterhaltungssoftware
Auskunft über Angebote und Ansprechpartner in Bayern, die im
Bereich Computerspiele und Medienkompetenz Unterstützung und Hilfe
anbieten
zahlreiche Materialien zur Kampagne,
vor allem für Multiplikatoren zum
Download: Informationsflyer, Poster
und den Filmspot, der das Thema
problematisiert
Quellen und nähere Informationen
zur Kampagne:
http://www.was-spielt-mein-kind.de
Eine systematische, sachliche und
allgemein verständliche Darstellung der
politischen und gesellschaftlichen
Debatten rund um das Urheberrecht.
Aktuelle Nachrichten mit Verknüpfungen
zu relevanten Presse- und Fachartikeln.
Quellen:
www.iRights.info
Buchtipp:
99 Tipps: Wenn
Schüler Hilfe
brauchen
Was tun, wenn Schüler/innen
gewalttätig sind, selbst zum
Mobbingopfer werden oder psychische und emotionale Probleme
haben? Der Umgang mit auf
verschiedene Weise auffälligen
Schüler/innen steht im Zentrum
des Praxisbandes 99 Tipps: Wenn
Schüler Hilfe brauchen. Lehrkräfte
erhalten hier konkrete Hilfestellungen für schwierige und unvorhersehbare Situationen im Schulalltag. Betrachtet wird eine große
Bandbreite an Fallbeispielen, von
körperlichen, psychosomatischen
und psychischen Problemen über
auffälliges Sozialverhalten und
familiäre Belastungen bis hin zu
Lernschwierigkeiten. Die Tipps
enthalten jeweils Hinweise auf
weitere Informationsquellen und
Fachkräfte, die hinzugezogen
werden müssen.
Hans –Georg Häring,
Walter Kowalczyk:
99 Tipps: Wenn Schüler Hilfe
brauchen.
Verlag Cornelsen Scriptor.
Preis: 15,50 €
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
17
Unterricht
Differenzierung – aller Anfang ist schwer
Unterricht „wie bisher“
– mit kleinen Veränderungen
und anschließend das leisere Weiterarbeiten starten.
Heterogene Klassen in der Grundschule
mit Unterschieden im Leistungsvermögen, in der Lernbereitschaft und im
Arbeits- und Sozialverhalten fordern
immer stärker einen differenzierenden
oder sogar individualisierenden Unterricht. Eine gute Klassenlehrkraft gibt den
Rahmen vor. Sie gibt Anweisungen zur
Bearbeitung der Aufgaben und vereinbart, wo und mit wem diese Aufgaben
innerhalb oder außerhalb des Klassenraumes erledigt werden. Klare Regeln
werden aufgestellt und mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert, damit sie
die Notwendigkeit von Grenzen und
Konsequenzen verstehen können. Alle
diese Vorgaben werden aber nur Erfolge
bringen, wenn man als Lehrkraft keine
„schnellen“ Lösungen erwartet und die
Einhaltung der Regeln auch konsequent
verfolgt.
Selbstverständlich gibt es in der Anfangszeit „Spaßvögel“, die die Regel
unbegründet ausprobieren wollen. Auch
kann es in den ersten Tagen nach
Einführung dieser Vereinbarung manchmal mehr als drei Minuten dauern bis
alle am Unterricht Beteiligten ruhig
werden. Nach einer Anlaufphase wird
ein gehobener Arm aber schnell von
allen bemerkt, da mit der zunehmenden
Anzahl der sich meldenden Schüler, der
Lautstärkepegel in der Klasse rapide
abnimmt. Dabei steht bei dieser Regel
auch der Gedanke im Vordergrund, dass
nicht allein die Lehrkraft über die Ruhe
in der Klasse bestimmt. Besondere
Erfolge erzielt diese Übung dann, wenn
die Lehrkraft, z. B. wegen intensiver
Arbeit mit einer kleinen Gruppe, erst
sehr spät das Ruhebedürfnis der Schülerinnen und Schüler bemerkt. In keinem
Fall dürfen einzelne Schüler oder die
Lehrkräfte etwas zur Klasse sagen,
bevor nicht wirklich alle ruhig geworden
sind, den Arm gehoben haben und auf
die folgende Ansage warten.
Ruhe schaffen in den Klassen
Viele Lehrkräfte klagen über zu große
Unruhe in ihren Klassen. Aber gerade in
der Grundschule gibt es noch viele
Möglichkeiten, weitgehende Arbeitsruhe
herzustellen. Dazu dürfen alle in der
Klasse arbeitenden Personen einen Arm
heben, um den anderen zu zeigen, dass
sie sich durch die Lautstärke beim
Arbeiten gestört fühlen. Die Mitschüler
oder Lehrkräfte, die den gehobenen
Arm sehen, unterbrechen ihre Arbeit,
schließen den Mund und heben ebenfalls ihren Arm. Sobald alle Schüler und
auch die Lehrkraft ruhig geworden sind
und den Arm gehoben haben, darf
derjenige, der
zuerst sich
gestört fühlte,
den anderen
mitteilen, was
ihn vom weiteren Arbeiten
abgehalten hat
18
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Um den Unterschied zu den
meldenden und
um Hilfe suchenden Schülerinnen und
Schülern
darzustellen, haben einige Klassen
begonnen, die Ruhe durch die Fingerstellung „Ohren spitzen – Mund schließen“ zu verdeutlichen.
Vorfahrt achten
Viele Lehrkräfte können die Unruhe
durch differenzierenden Unterricht nur
schwer ertragen. Die Belastungen sind
vielfältig:
miteinander (zum Thema) sprechende
Schüler,
im Klassenraum herumgehende
Schüler, die Material holen oder in
bestimmten „Ecken“ arbeiten wollen,
plötzliche Einzelfragen bei der Lehrkraft,
eine „Schülerschlange“, die sich am
Lehrerpult bildet, weil viele Schüler
Fragen haben,
Symbole, die
den Verkehrsschil-dern aus
dem Straßenverkehr nachempfun-den
sind, können in
der Klasse den Unterrichtsablauf sehr
gut regeln, ohne dass die Lehrkraft
etwas sagen muss. Hierbei hilft das aus
dem Straßenverkehr bekannte „Vorfahrt
achten“-Schild (Dreieck mit rotem
Rand). Dieses Schild wird immer aufgestellt, wenn die Lehrkraft konzentriert
mit einem Schüler am Lehrerpult oder
mit einer Fördergruppe am Lehrertisch
arbeiten möchte. Es signalisiert den
anderen Schülern, dass sie die „Vorfahrt
achten“ müssen. Sobald das Schild zu
sehen ist, darf der Lehrer nicht gestört
werden und ist nicht zu sprechen ist.
Die Klasse weiß, wie man selbstständig
arbeitet und die Mitschüler bei Fragen
und Problemen helfen können. Ganz
entscheidend für den langfristigen Erfolg
dieser Regel ist das Verhalten der Lehrkraft, die konsequent nur mit den besonders betreuten Kindern spricht und
nicht auf Fragen der anderen Schüler
eingeht.
Erst wenn die
Lehrkraft das
„Vorfahrt
achten-Schild“
umdreht, und
der grüne
Punkt auf der
Rückseite zu sehen ist, wird der Klasse
signalisiert „Jetzt habe ich Zeit“.
Selbstständig arbeiten
Differenzierendes und helfendes Arbeiten in einer Klasse setzt voraus, dass
die meisten Schülerinnen und Schüler
es gelernt haben, ihre Aufgaben weitge-
Unterricht
hend selbstständig in Einzel-, Partneroder Gruppenarbeit zu erledigen. Nur
dann kann ich als Lehrkraft die Zeit
gewinnen, mich um Gruppen oder
einzelne Kinder zu kümmern.
In einem ersten Schritt sollen alle Schüler lernen, mindestens zwei Mitschüler
aus der Klasse zu fragen, bevor sie
versuchen, bei der Lehrkraft eine Antwort zu erhalten.
Die vier nebeneinanderstehenden Zeichen kennzeichnen die Reihenfolge, in
der der Schüler bei Problemen von
anderen Hilfe erhalten kann:
Ich frage meinen Tischnachbarn.
Ich frage die anderen Schüler an
meinem Gruppentisch oder in der
Klasse. Besonders helfen können mir
die „Experten“ der Klasse oder die
„Chefs“ bei den Werkstattaufgaben.
Ich frage die Lehrkraft erst, wenn ich
mindestens zwei Schüler aus der
Klasse gefragt habe.
Auf diese Weise werden ca. 90% aller
Fragen bereits von den Mitschülern
beantwortet und die Lehrkraft in ihrer
Arbeit wesentlich entlastet. Sie gewinnt
die erforderliche Zeit und Ruhe, sich am
Lehrerpult oder am Lehrertisch um die
schwächeren Schüler zu kümmern. Es
gibt auch immer häufiger Zeiten, in
denen auch die leistungsstärkeren
Kinder besonders gefordert werden
können.
Schaffen Sie einen Lehrertisch
in die Klasse!
Eine erste wichtige Veränderung des
Unterrichts betrifft die Möblierung des
Klassenraumes. Schaffen Sie einen
Extratisch in die Klasse! Vielleicht gibt
es in der Schule auch noch Tische, die
sich von den üblichen Schülertischen
unterscheiden. Dieser Tisch soll in den
Tafelbuch
nächsten Tagen und Wochen zunächst
nur einfach im Klassenraum stehen.
Lassen Sie sich von diesem Tisch
inspirieren:
Was könnte man dort alles machen?
Welche Kinder könnte man an diesen
Tisch setzen?
Zu welchen Zeiten könnte man ihn
einsetzen?
Nach einigen Tagen werden Sie diesen
Tisch für die Arbeit mit einzelnen Schülern nutzen. Dort kann eine kleine Schülergruppe unter Anleitung der Lehrkraft
arbeiten, wenn diese besonders gefördert oder gefordert werden müssen.
Dieser als „Lehrertisch“ benannte besondere Tisch für Förder- und Fordermöglichkeiten sollte sich möglichst in
Farbe oder Form von den anderen
Tischen unterscheiden. Ein runder
Tisch, der aus zwei Hälften zusammengesetzt wird, wird als besonders vorteilhaft empfunden. Die Lehrkraft kann an
Beim Förderunterricht am „Fördertisch“,
der nicht unbedingt immer in der Nähe
der Tafel steht, benötigt die Lehrkraft
andere Möglichkeiten, etwas für die zu
fördernden Schüler aufzuschreiben.
Erste Möglichkeiten bieten
Whiteboard oder
eine Flipchart.
Da aber das
Fördern für
einzelne Schüler
auch immer
wieder einmal
am Lehrerpult oder auch direkt am
Schülerarbeitsplatz stattfindet, können
DIN-A4-große Kladden (mit Rechenkästchen, Schreiblinien oder ohne Lineatur)
helfen. In dieses Buch werden – wie
sonst an die Tafel- die Erklärungen für
die zu fördernden Schüler geschrieben.
Es entstehen dort (aber mit dicken
Filzstiften) die Tafelbilder in einem
kleineren aber immer noch gut lesbaren
Maßstab.
diesem Tisch wegen der geringen
Entfernung bei allen Schülern sofort
erkennen, wenn nur Ansätze zum
Schreiben eines falschen Buchstabens
oder einer falschen Lösung gemacht
werden. Der Tisch sollte so im Klassenraum stehen, dass leicht um ihn herum
gegangen werden kann, um einzelnen
Schülern zu helfen. Durch Raumteiler
(offene Regale, Schränke usw.) lassen
sich Störungen der übrigen Schüler
vermindern. Zwei halbrunde Tische
können in bestimmten Situationen durch
Schülertische, die man zwischen die
beiden runden Hälften des Tisches
schiebt, schnell unterschiedlichen
Bedürfnissen angepasst werden.
Ein Vorteil dieses
Buches besteht
nun darin, dass
die durch das
Wegwischen am
Ende der Stunde
„flüchtigen“
Tafelbilder
plötzlich dauerhaft vorhanden sind und auch noch
wieder für andere Gruppe verwendet
werden können. Auch lassen sich in
diesen Büchern Tafelbilder sogar zu
Hause vorbereiten, wenn besondere
Sorgfalt oder Genauigkeit (z. B. im
Geometrieunterricht) gefordert ist.
Der größte Vorteil in der Arbeit mit dem
Tafelbuch besteht jedoch darin, dass bei
jedem „Förder- oder Forderunterricht“
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
19
Unterricht
neben dem Datum noch die Namen der
Schüler aufgeschrieben werden können,
die am Lehrertisch unterrichtet wurden.
Auf diese Weise werden die Fördermaßnahmen in der Klasse dokumentiert.
Jederzeit wird mithilfe dieses Buches
nachgewiesen, an welchen Tagen, in
welcher Gruppenzusammensetzung und
auf welche Weise Schüler gefördert
wurden. Für das Erstellen von Schülergutachten genügt es, im Tafelbuch
nachzusehen und die Daten und Inhalte
der Fördermaßnahmen in dem Bericht
zusammenzufassen.
Konsequent sein
Einer der wichtigsten Tipps auf dem
Wege zur Veränderung des eigenen
Unterrichts betrifft das eigene konsequente Handeln. Oft scheitern viele
Veränderungen im Unterricht daran,
dass sie „groß“ in der Klasse eingeführt
werden, dann aber – oft von der Lehrkraft- nicht stetig und unbeirrt durchgehalten werden.
Eine wesentliche Erleichterung für das
konsequente Handeln in der Klasse ist
dann gegeben, wenn die Lehrkraft die
Verantwortung dafür nicht alleine trägt,
sondern ein Teil der Aufsicht über das
Einhalten von Regeln an die Schüler
weiter gibt. So ist nicht allein die Lehrerin oder der Lehrer für die Arbeitsruhe in
der Klasse verantwortlich: Mit dem
Heben eines Armes bemühen sich auch
die Schülerinnen und Schüler gleichermaßen eine ruhige Atmosphäre in der
Klasse zu schaffen.
Auch verliert eine Lehrperson einen Teil
ihrer Glaubwürdigkeit, wenn das „Vorfahrt-Achten-Schild“ aufgestellt ist und
dennoch einzelnen Schülern geantwortet oder geholfen wird, die sich nicht an
die Regeln halten.
Weiterführende Literatur
Boyken, H.-P.: Tobias stört – Vom
richtigen Umgang mit schwierigen
Schülern – Eine Auswahl erprobter
Regeln & Übungen zum Verhaltenstraining in der Grundschule, Academic Transfer Hamburg 2010 – 4.
Auflage, 187 S und umfangreiche CD
mit Kopiervorlagen und Cliparts.,
ISBN 978-3938198056
Boyken, H.-P., Kleine Schritte: Vom
Frontalunterricht zur Individualisierung, Coverport Hamburg – 2. Auflage, 228 S und umfangreiche CD mit
Kopiervorlagen und Cliparts, ISBN
978-3938198285
Boyken, H.-P.: Werkstattunterricht Arbeit in Projekten/ fächerübergreifendes Lernen, Eigenverlag (nur über
den Autor zu beziehen), - 2. Auflage,
48 S. und umfangreiche DVD mit
druckfertigen Materialien & umfangreichen Kopiervorlagen
Boyken, H.-P.: Rechtschreiben ohne
Diktate, Eigenverlag (nur über den
Autor zu beziehen), - 2. Auflage, 45 S.
und umfangreiche CD mit Kopiervorlagen & Cliparts
Fortbildungsangebote
Zu den Themen „Schwierige Schüler“,
„Kleine Schritte vom Frontalunterricht
zur Individualisierung“, „Werkstattunterricht“, „Rechtschreiben ohne Diktate“
sowie „Qualitative Fehleranalyse“ werden halb- und ganztägige Fortbildungskurse in Schulen und schulübergreifend
angeboten.
Kontaktaufnahme:
Heinz-Peter Boyken,
Brandenburger Straße 8,
26316 Varel, E-Mail: [email protected],
Homepage: www.boyken-pädagogik.de
Urlaub auf Schloss Fürstenstein
120 Meter über dem Markt Berchtesgaden liegt Schloss Fürstenstein.
Steigt man den steilen Kälbersteig
hinauf wird man belohnt von einem
wunderschönen Blick auf den ge-
schichtsträchtigen Ortskern Berchtesgadens mit seinen zahllosen Kupferdächern, über die die beiden Türme der
spätgotischen Franziskanerkirche
herausragen.
Auf Schloss Fürstenstein befinden sich
sechs gut ausgestattete Ferienwohnungen, die gerne besucht werden. Alle
sechs Ferienwohnungen bestehen aus
einem Schlafzimmer und einem Wohnraum (zusätzliche Schlafmöglichkeit für 2
Personen), einer Kochnische, einer
Dusche mit WC, einer separaten Toilette
und einem Balkon. Außerdem kann das
alleinstehende Apothekerhaus gemietet
werden. Es besteht aus einem Wohnzim-
20
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
mer, einer Wohnküche mit Essecke, fünf
Schlafzimmern, zwei Bädern und zwei
Toiletten. Das Apothekerhaus ist die
ideale Unterkunft für befreundete Familien mit Kindern oder mehrere Paare.
Nähere Infos und Buchungen:
über:
BLLV-Ferienwohnungen
Roswitha Müller-Eisenberger
Postfach 15 02 09,
80042 München
Telefon: 089 721001 32
Fax: 089 721001 49
E-Mail: [email protected]
Unterricht
Keine Angst vor Zahlen
– Mathematische Kompetenzen
bei Kindern fördern
Summary: Der schulische Mathematikunterricht stellt bei der Entwicklung
von Rechenfähigkeiten nicht die „Stunde Null“ dar – bereits im Vorschulalter
wird durch die sogenannten „pränumerischen Fähigkeiten“ das Fundament
für grundlegendes mathematisches
Verständnis gelegt. Defizite im Bereich
der pränumerischen Basiskompetenzen erschweren daher den darauf
aufbauenden schulischen mathematischen Kompetenzerwerb in hohem
Maße. Förderunterricht und Nachhilfe
auf dem Niveau des aktuellen Schulstoffes sind demnach wenig effektiv –
eine Schulung pränumerischer Fähigkeiten ist indes intendiert. Wie Schüler
mit Defiziten im Bereich der pränumerischen Fähigkeiten erkannt und gefördert werden können, wird im folgenden
Artikel näher beleuchtet.
Pränumerische Fähigkeiten werden zu
großen Teilen schon vor dem Schuleintritt ausgebildet, bilden die Basis eines
grundlegenden mathematischen Verständnisses und haben daher einen sehr
starken Einfluss auf den mathematischen Kompetenzerwerb im späteren,
schulischen Lernprozess (Kaufmann,
2003). Defizite bei diesen elementaren
Grundfertigkeiten zeigen sich, wenn
SchülerInnen auch im fortgeschrittenen
Grundschulalter noch erhebliche Defizite
im Bereich des elementaren Zahlenverständnisses und den Grundrechenarten
haben. Schnell wird dann der Verdacht
einer „Rechenschwäche“ oder „Dyskalkulie“ geäußert. Häufig liegt aber nicht
eine schwerwiegende Entwicklungsstörung vor, sondern vielmehr eine unzureichende Ausbildung und Schulung
pränumerischer Fähigkeiten.
Aber was versteht man nun eigentlich
unter pränumerischen Fähigkeiten?
Sie beinhalten zwei Aspekte (Laschkowski, 2004): Die allgemein grundlegenden Fähigkeiten beschreiben Kompetenzen wie Merkfähigkeit, grob- und
feinmotorische Fertigkeiten, Konzentration sowie sprachliche, intellektuelle,
soziale und emotionale Fähigkeiten. Der
zweite Bereich umfasst spezielle mathematische Grundfertigkeiten. Darunter
werden Kompetenzen wie Klassifikations- und Seriationsleistung, Einschätzung von Größenrelationen, räumliches
Vorstellungsvermögen, Zählen und
Zahlenkenntnisse subsummiert (Laschkowski, 2004). Im Folgenden werden
exemplarisch vier dieser Kompetenzen
genauer erörtert und Fördermöglichkeiten beschrieben.
„p-q“ oder „b-d“, da Unsicherheiten bei
Spiegelungen bestehen.
(i) Raum-Lage-Orientierung
Raum-Lage-Orientierung beschreibt die
Fähigkeit, sich selbst in räumlichen
Bezug zu anderen Objekten zu setzen.
Dies umfasst den sicheren Umgang mit
Begriffen wie „links-rechts“, „vornehinten“, „unter“ oder „über“ und ist von
elementarer Bedeutung für die Entwicklung des räumlichen Denkens. Defizite
in diesem Bereich äußern sich z. B.
durch häufiges Verdrehen von Zehnern
und Einern oder durch Probleme, Texte
von der vertikalen Tafel-Ebene auf die
horizontale Ebene des Schulhefts zu
übertragen. Auch beim Umgang mit
dem Zahlenstrahl oder der korrekten
Anwendung der „Größer-Kleiner-Relation“ werden Richtungsunsicherheiten
deutlich. Im Schriftspracherwerb äußern
sich Defizite durch Verwechslungen von
Die Förderung kann spielerisch im
Rahmen des Unterrichtsalltags erfolgen,
z. B. durch Spiele wie „Mein rechter
Platz ist leer“ oder „Ich sehe was, was
du nicht siehst“ mit Raum-Lage-Angaben als Hinweisen, sowie Lockerungsübungen, die ein asynchrones Schwingen/Überkreuzen von Armen und Beinen erfordern (Bettner & Dinges, 2009),
(Maras, Ametsbichler, & Eckert-Kalthoff,
2005). Auch der Einsatz von Arbeitsblättern zur gezielten Lagebeschreibung
von Gegenständen (siehe Abbildung 1)
ist denkbar. Außerdem können z. B.
Muster auf Steckbretter oder auf KaroPapier übertragen werden.
Abbildung 1:
Übung zur Raum-Lage-Orientierung:
„Wo liegt was?“ (Merdian, 2005)
Abbildung 2:
Beispiel zur Figur-Grund-Unterscheidung: „Welches Tier siehst Du?“
(ii) visuelle Fähigkeiten
Visuelle Fähigkeiten beinhalten einerseits die Kompetenzen zur Figur-Grund-
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
21
Unterricht
o“, Probleme beim Erkennen einzelner
Ziffern in mehrstelligen Zahlen, Schwierigkeiten beim Stellenwertrechnen oder
beim Nachzeichen von Formen und
Figuren (Kaufmann, 2003).
Alexander Prölß ist Schulpsychologe
Unterscheidung, welche es ermöglicht,
Formen innerhalb komplexer Strukturen
wahrzunehmen. Kinder mit Defiziten in
diesem Bereich können beispielsweise
die Ente im Liniengewirr in Abbildung 2
nicht erkennen. Andererseits werden
auch visuelle Differenzierungsfähigkeiten
darunter subsummiert, welche Kinder
die kleinen Unterschiede zwischen
Formen und Strukturen erkennen lassen. Defizite zeigen sich durch Verwechslungen ähnlich aussehender
Buchstaben wie „m-n“, „v-w“, oder „a-
Abbildung 3:
Übung zur visuellen Differenzierung:
„Einige Puzzleteile fehlen. Welche gehören in die Lücke?“ (Merdian, 2005)
22
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Zur Förderung können Arbeitsblätter
zum Erkennen von Figuren in komplexen Strukturen, Vergleichen von Abbildungen oder Ergänzen fehlender Elemente eingesetzt werden oder Übungsmaterial zum Benennen von dargestellten Abbildungen, Farbserien und räumlichen Beziehungen (siehe Abbildung 3).
Desweiteren kann haptisches Material
zum Ertasten von Gegenständen und
Symbolen Anwendung finden, wie z. B.
mit dem Spiel „Blinde Kuh“, bei dem
verschiedene Einzelfiguren erkannt
werden bzw. die ertasteten Formen
nachgezeichnet werden sollen (Bettner
& Dinges, 2009; Ganser, 2000).
(iii) Klassifikation
Neben dem Erkennen von Unterschieden zwischen Objekten muss das Kind
auch in der Lage sein, diese nach
bestimmten Kriterien zu ordnen und zu
sortieren, was als Klassifikationsfähigkeit bezeichnet wird. Dies erfordert ein
gewisses Abstraktionsniveau, um relevante von irrelevanten Merkmalselementen unterscheiden zu können. Defizite in
der Klassifikationsfähigkeit zeigen sich
bei folgenden Aufgabentypen: Erfassen
von Mengenmächtigkeiten oder von
Zahlenrelationen und Zahleigenschaften
(gerade-ungerade), Zuordnung von
Mengen zu Ziffern, Bündeln/Aufteilen,
Bildung von Schnittmengen und Vereinigungsmengen, Gleichungen/Ungleichungen oder Erkennen geometrischer
Formen (Ganser, 2000).
Die Förderung zielt darauf ab, Mengen
bestimmte Oberbegriffe zuzuordnen,
Formen nach verschiedenen Kriterien zu
klassifizieren oder gleichmächtige
Mengen zu markieren (siehe Abbildung
4). Mit haptischem Material kann man
beispielsweise Knöpfe, Muggelsteine
oder Ähnliches nach Farbe oder Form
sortieren lassen (Bettner & Dinges,
2009).
(iv) Serialität
Unter der Fähigkeit der Serienbildung
versteht man die Fertigkeit, Elemente
gemäß zeitlicher (zuerst, dann,…),
qualitativer (äußere Merkmale bei der
Mengenbildung) oder quantitativer
Gesetzmäßigkeiten (Anzahl) in einer
Reihenfolge anzuordnen.
Diese Fertigkeit ist unabdingbar beim
Erlernen des ordinalen Zahlenaspekts.
Abbildung 4:
Übung Klassifikation: „Was passt nicht in die Reihe?“ (Merdian, 2005)
Unterricht
Literatur:
Bettner, M., & Dinges, E. (2009).
Komm mit – Rechne mit!:
Wahrnehmung / Pränumerik (Vol. 1).
Abbildung 5: Übung Seriation I:
„Setze das Muster fort!“ (Merdian, 2005)
Ganser, B., & Akademie für
Lehrerfortbildung Dillingen,
D. (2000).
Rechenstörungen: Unterrichtspraktische Förderung ; ein Fortbildungsmodell der Akademie für
Lehrerfortbildung und Personalführung (1. Aufl.).
Donauwörth: Auer.
Abbildung 6:
Übung Seriation II: „Was passt in die Lücke? Wähle aus!“ (Merdian, 2005)
Probleme in diesem Bereich äußern sich
durch das Nicht-Einhalten von Reihenfolgen (z. B. beim Auf- und Abwärtszählen), oder dem Ziehen unlogischer
Schlüsse (Annahme falscher WennDann-Beziehungen). Teilweise findet
auch ein Nichteinhalten der Arbeitsrichtung (von links nach rechts) statt (was
allerdings auch bei Linkshändern gehäuft vorkommt) (Maras et al., 2005).
Zur Förderung der Serialität können
Zeichen-Folgen weiter gemalt oder
gelegt (siehe Abbildung 5), Reihen
sinnvoll ergänzt (siehe Abbildung 6)
oder Formen nach der Größe sortiert
werden. Außerdem können viele Elemente der Montessori-Pädagogik
Verwendung finden, wie beispielsweise
das Auffädeln von unterschiedlichen
Perlen in der vorgegebenen Reihenfolge, exaktes Ausführen von Handlungsanweisungen, wie „Wir kochen ein
Rezept nach“ oder das gleichmäßige
Füllen von Taschen und Kartonagen,
wie z. B. beim Befüllen von Nikolaussäckchen (Ganser, 2000).
Ein paar abschließende Worte…..
Mangelndes grundlegendes mathematisches Verständnis – verursacht durch
defizitäre pränumerische Fähigkeiten –
haben weitreichende Auswirkungen, da
die Lernanstrengungen trotz größter
Bemühungen seitens des Kindes, der
Eltern und auch der Lehrkraft nicht zum
Ziel führen. Dies bedingt beim chronisch
überforderten Kind Versagensängste,
Resignation und Schulunlust, vielleicht
auch Verhaltensauffälligkeiten – Eltern
sind durch die problematische Hausaufgabensituation frustriert, überfordert
und wissen nicht mehr weiter.
Die gezielte Schulung pränumerischer
Fähigkeiten im Rahmen des Anfangsunterrichts bietet eine gute Möglichkeit
derartigen Problemen prophylaktisch zu
begegnen.
Alexander Prölß, Schulpsychologe
Kaufmann, S. (2003).
Früherkennung von Rechenstörungen in der Eingangsklasse der
Grundschule und darauf abgestimmte remediale Maßnahmen.
Zugl.: Ludwigshafen, Pädag.
Hochsch., Diss., 2002. Europäische Hochschulschriften : Reihe
11, Pädagogik: Vol. 880. Frankfurt
am Main Wien u.a.: Lang.
Laschkowski, W. (2004).
Rechenstörung: Hilfen für Kinder
mit besonderen Schwierigkeiten
beim Erlernen der Mathematik. In
Akademie für Lehrerfortbildung
und Personalführung Dillingen
(Ed.) (pp. 32–58).
Donauwörth: Auer.
Maras, R., Ametsbichler, J., &
Eckert-Kalthoff, B. (2005).
Handbuch für die Unterrichtsgestaltung in der Grundschule:
Planungshilfen, Strukturmodelle,
didaktische und methodische
Grundlagen (2. Aufl.).
Donauwörth: Auer.
Merdian, G. (2005).
Training mathematischer Grundfertigkeiten für Vorschule und Schuleingangsphase: 15. Kongress des
BVL in der Humboldt-Universität
zu Berlin 22. 9. – 25.9. 2005.
Retrieved April 02, 2011, from
http://www.paepsy-verlag.de/fachinformationen/theorie.pdf.
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
23
Pensionisten
BLLV – Pensionisten zu Besuch im Agrarzentrum
und beim OB im Rathaus von Landshut
Landshut. Einen rundum gelungen
Pensionistentag verbrachten rund 140
Ruheständler des BLLV-Lehrerbands
Niederbayern in Landshut.
Schönes Frühlingswetter empfing die
Teilnehmer, die wieder aus ganz Niederbayern angereist waren. Als erste Station organisierte die Referatsleiterin und
Initiatorin Alexandra Schuster - Grill
einen Besuch bei der Blumenausstellung der Fachrichtungen Gartenbau
sowie Garten- und Landschaftsbau der
Staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft Landshut-Schönbrunn, die dort
alljährlich von den Lehrlingen der Einrichtung gestaltet wird. Unter dem
Motto „Opflanzt is!“ konnten die Besucher viele Blumenkreationen der Auszubildenden bewundern. Geführt wurde
die Gruppe von dem stellvertretenden
Leiter des Agrarzentrums Herrn Peter
Mair, der intensiven Einblick in die Arbeit
des Hauses gab. Nach der Mittagspause, das im Hotel „Sonne“ eingenommen
wurde und wo auch wieder genug Zeit
zum Gespräch blieb, wurde die Gruppe
im Rathaus vom Landshuter OB Hans
Rampf und der Stadträtin und MdL a.D.
Frau Ingeborg Pongratz zum SektempBLLV – Pensionisten im Landshuter
Rathaus
v.l. Ingeborg Pongratz MdL a.D.,
OB Hans Rampf und Referatsleiterin
Alexandra Schuster - Grill
fang geladen. Hans Rampf informierte
die Gruppe über seine Wirkungsfelder
und den Stand seiner Arbeit und seine
Erfolge für Landshut und lobte das
große Interesse der Teilnehmer. Ingeborg Pongratz untermauerte die Ausführungen und begrüßte ebenfalls herzlich
in der Hauptstadt des Regierungsbezirkes Niederbayern. Bei den anschließenden Stadtführungen genoss man die
Geschichte von und rundum die geschichtsträchtige Stadt. Ausklingen
ließen die Pensionisten den Tag in einen
der schönen Cafes der Stadt, für den
Alexandra Schuster – Grill und der
Bezirksgeschäftsführer Otto Paintner
viel Lob von den Ausflüglern zu hören
bekamen.
Herr Mair (dritter von links) informiert die Pensionisten und die Referatsleiterin
Alexandra Schuster – Grill (ganz rechts) des BLLV`s über die Frühjahrsaustellung.
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
An dieser Stelle möchte ich als Referatsleiterin es nicht versäumen, allen
Pensionisten in Niederbayern für Ihr
treues Kommen auch im Namen unserer
Bezirksvorsitzenden Judith Wenzl herzlich zu danken. Bleiben Sie bis zu einem
Wiedersehen im September in Kelheim
alle gesund.
Ihre
Alexandra Schuster - Grill
Kreisverbände
KV Dingolfing / KV Landau
BLLV zu Gast im Kloster Mallersdorf
Nähert man sich der Stadt Mallersdorf,
liegt weithin sichtbar ein großer Klosterkomplex auf einem „heiligen Berg“.
Neugierig geworden machten sich
etliche Mitglieder der BLLV-Kreisverbände Dingolfing und Landau auf,
dieses Kloster zu erkunden. Sie wurden von Schwester Cäcilie, einer
ehemaligen Lehrerin, empfangen.
Schwester Cäcilie verstand es, den
Teilnehmern kurzweilig und mit großer
Sachkenntnis viele Informationen
anschaulich zu vermitteln.
Gegründet wurde das Kloster 1109 von
Benediktinermönchen aus der Benediktinerabtei Michelsberg in Bamberg. Nach
einem raschen Aufschwung nahm die
Zahl der Mönche in der Reformation ab,
lebte ab 1596 wieder auf und kam im 18.
Jahrhundert zu einer neuen Blüte. Nun
entwickelte sich eine rege Bautätigkeit.
So erhielt die Klosterkirche ihre prächtige
Ausstattung. Die Abtei erhielt den Titel:
„Sedes sapientiae“ (Sitz der Weisheit)
und stellte etliche Lehrer und Professoren. Im Zuge der Säkularisation wurde
das Kloster 1803 aufgehoben und die
Besitztümer in staatliche Sammlungen
verbracht oder versteigert. Ein Teil der
Gebäude wurde Amtsgericht, Rentamt
und Gefängnis. Auch die Klosterkirche
ging in den Besitz des Staates über.
1869 begann ein neues Kapitel in der
Geschichte des Klosters. Die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von
der Heiligen Familie kaufte Gebäude des
ehemaligen Klosters und siedelte von
Pirmasens nach Mallersdorf über. Während der beiden Weltkriege waren in
Teilen des Komplexes Lazarette eingerichtet. Erst nach dem zweiten Weltkrieg
konnten die Schwestern wieder ungehindert tätig sein.
wurde 1821 in Germersheim am Rhein
geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums zu Speyer studierte er in Speyer
und München und wurde 1846 zum
Priester geweiht. 1853 trat er dem 3.
Orden des heiligen Franziskus bei und
gründete dann 1855 den Orden der
Armen Franziskanerinnen. 1862 starb er
und wurde 2006 selig gesprochen.
Auftrag der Gemeinschaft war und ist die
Erziehung und Bildung von Kindern und
die Pflege von alten und kranken Menschen. In diesem Sinne wirken auch
heute noch Mallersdorfer Schwestern vor
allem in Bayern, in der Rheinpfalz, in
Südafrika und in Rumänien.
Nach einem Rundgang durch einen Teil
der Klosteranlage sowie der Besichtigung eines kleinen Nardini-Museums
und der neuen Klosterkirche erlebte die
Gruppe noch eine Führung durch die
ehemalige Klosterkirche Sankt Johannes.
Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts sind
ein Turm und das eindrucksvolle romanische Westportal erhalten. Im 17. und 18.
Jahrhundert erhielt die Kirche ihre jetzige
Ausstattung, überwiegend im Stil des
Rokoko. Gestiftet von dem Freisinger
Kaufmann J. Oberbucher, dessen Stiefsohn P. Heinrich Prenner Mönch in
Mallersdorf war, erhielt die Kirche 1768
eine kühne Hochaltarkomposition von
Ignatz Günther. Aber auch viele andere
Künstler hinterließen ihre Werke, beispielsweise Mathias Obermayr, Christian
Jorhan oder Johann Adam Schöpf.
Zum Ausklang dieses interessanten
Nachmittags versammelten sich die
Teilnehmer noch im gegenüberliegenden
Bräustüberl. Hier stärkte man sich mit
dem berühmten, von Schwester Doris
gebrauten Mallerdorfer Klosterbräu und
einer herzhaften Brotzeit.
Hans Fischer
Die Ordensgemeinschaft der „Armen
Franziskanerinnen von der Heiligen
Familie“ zu Mallersdorf wurde von
Dr. Paul Josef Nardini gegründet. Nardini
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Kreisverbände
KV Dingolfing / KV Landau
Kulturfahrt führte nach Dresden
Monteverdis „L`incoronazione di Poppea“ in der Semperoper besucht
Ein Traum für die Teilnehmer an den
alljährlichen Kulturfahrten der Kreisverbände Dingolfing und Landau des
Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) erfüllte sich in diesem Jahr. Auf dem Programm stand
eine Aufführung der Oper „L`incoronazione di Poppea“ („Die Krönung der
Poppea“) von Claudio Monteverdi an
der weltberühmten Semperoper in
Dresden. Im herrlichsten Frühlingssonnenschein konnten darüber hinaus das
beeindruckende Flair der sächsischen
Landeshauptstadt bewundert sowie
deren zahlreiche Sehenswürdigkeiten
bestaunt werden.
erste Eindrücke von den Sehenswürdigkeiten Dresdens zu vermitteln. Über die
Augustusbrücke führte der Weg zum
Theaterplatz, eingerahmt von Semperoper, Zwinger, Hofkirche und Italienischem Dörfchen. Durch den Zwinger
gelangte man zum Residenzschloss und
schließlich auf den Neumarkt, wo der
imposante Anblick der Frauenkirche und
der den Platz umschließenden historischen Bauten heute in keiner Weise
mehr erkennen lässt, dass alle diese
herrlichen Gebäude seit der Bombennacht vom 13. Februar 1945 bis zur
Wiedervereinigung Deutschlands vor 20
Jahren noch Schuttberge waren.
Nachdem am frühen Samstagmorgen in
Dingolfing und anschließend in Landau
alle Mitfahrer in den Bus gestiegen
waren, ging es in zügiger Fahrt auf der
Autobahn nach Regensburg und von
dort in nördlicher Richtung vorbei an
Hof, Plauen, Chemnitz nach Dresden.
Eine angenehme Unterbrechung während der gut 400 Kilometer langen
Anreise bildete die „Weißwurstpause“
etwa auf halbem Weg.
Den Höhepunkt des Tages bildete am
Abend die Aufführung von „L`incoronazione di Poppea“ in der Semperoper.
Die Handlung ist kurz erzählt: Roms
Kaiser „Nerone“ verliebt sich in „Poppea“, deren eigentlich vorgesehener
Gatte „Ottone“ davon wenig begeistert
ist, und noch weniger Nerones Gemahlin, Kaiserin „Ottavia“. Diese zwingt
unter Androhung von erfundenen Vergewaltigungsvorwürfen Ottone zur Ermordung Poppeas, welche inzwischen hell
begeistert davon ist, Kaiserin der Römer
zur werden.
Kaum hatte man in einem luxuriösen
Hotel in der „Inneren Neustadt“ Quartier
bezogen, warteten bereits Stadtführerinnen, um der Reisegesellschaft in zwei
Gruppen aufgeteilt bei einem Rundgang
An dieser Stelle soll verraten werden,
dass alle Sänger und weiteren Akteure
Die Reisegruppe in den Gärten von Schloss Pillnitz bei Dresden.
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
nicht in historischen Gewändern auf der
Bühne stehen, sondern in fast zeitgenössischer Kleidung. Auch die Requisiten entsprechen der Gegenwart, Ottone
fährt beispielsweise mit einem Sportwagen vor, als Mordwaffen benützt man
Pistolen.
Die Handlung wird fortgesetzt mit dem
Auftritt des Philosophen „Seneca“, der
Nerone Vorwürfe wegen seines Lebenswandels macht und von diesem deswegen die Selbsttötung befohlen
bekommt. Das erledigt Seneca in
stoischer Ruhe eigenhändig per Kopfschuss mittels Pistole.
Ottone hat inzwischen die Liebe zu
seiner Verflossenen, „Drusilla“, wiederentdeckt, mit ihrer Hilfe schleicht er in
Frauenkleidung zur schlafenden Poppea, wird gestört und flieht unverrichteter Dinge unter Zurücklassung des
ausgeliehenen Kleidungsstückes von
Drusilla. Diese wird verhaftet, zum Tode
verurteilt. Da gibt sich Ottone als wahrer
Täter zu erkennen. Kaiser Nerone zeigt
sich beeindruckt von so viel Liebe,
begnadigt beide und schickt sie in die
Verbannung. Das gleiche Schicksal trifft
Ottavia als Anstifterin zur Ermordung
Kreisverbände
KV Regen
Schafkopfturnier
der Kreisverbände Regen und Viechtach
der Konkurrentin, im grünen Hosenanzug tritt sie den Weg ins Exil an. Dankbar für diese elegante Gelegenheit, die
Gattin losgeworden zu sein, stimmen
Poppea und Nerone eines der berühmtesten Liebesduette der Operngeschichte an „Pur ti mio“ („Dich nur sehen“).
Die zunächst ungewöhnlich anmutende
Kostümierung und ebenso das Bühnenbild, inszeniert von Florentine Klepper,
erschienen vielen der Opernbesucher
am Ende dem Musikgenuss eher förderlich gewesen zu sein. Und auch das nur
etwa zwölfköpfige Orchester „Capella
Sagittariana Dresden“ mit seiner dezenten Begleitung der Sänger unter Stabführung von Rubén Dubrowski wurde
als angenehm empfunden.
Der Sonntag begann mit einer Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten
außerhalb der Altstadt, bei der untere
anderen die im Bau befindliche „Waldschlösschenbrücke“ besichtigt werden
konnte. Sie wurde von den Dresdener
Bürgern per Volksabstimmung befürwortet.
Die Unesco hat der Stadt 2009 allerdings den Titel „Weltkulturerbe“ entzogen, weil durch die Errichtung der
Brücke angeblich „die Natur im Stadtraum mit den Elbwiesen“ verbaut werde.
Der frühe Nachmittag galt dem Besuch
der Schlossanlage Pillnitz mit seinen
imposanten Berg- sowie dem gegenüberliegenden Wasserpalais und der
sehenswerten Kamelienblüte.
Einhelliges Lob aller Teilnehmer an der
„Jubiläumskulturfahrt“ nach Dresden
galt Marlene Lex, die es nun zum 20.
Mal geschafft hat, mit einem beeindruckenden Programm unvergessliche
Erinnerungen, in diesem Jahr an die
Landeshauptstadt des Freistaates
Sachsen mit ihrer Semperoper, bei der
Reisegruppe zu hinterlassen.
wieder ein voller Erfolg
Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Schularten
kämpften leidenschaftlich um jeden Stich
Zum traditionellen Schafkopfturnier der
Kreisverbände Regen und Viechtach
fanden sich auch dieses Jahr wieder
viele Kartenfreunde im Gasthof Tremml
in March ein. Kreisvorsitzende Evi Wenig
konnte 40 Lehrerinnen und Lehrer aus
dem Schulamtsbezirk Regen begrüßen,
die für Grund-, Haupt-, und Förderschulen, sowie für das Gymnasium Zwiesel
an den Start gingen. Auch heuer waren
wieder viele Pensionisten mit von der
Partie. Evi Wenig wies darauf hin, dass
Spielwitz und mathematisches Denken
gefragt sind, jedoch nicht Sieg oder
Niederlage im Vordergrund stehe, sondern das gemütliche Zusammensein in
geselliger Runde. Die Vorsitzende
wünschte allen Teilnehmern einen schönen Spielverlauf und ein „gutes Blatt“.
Bevor sie das Wort an Spielleiter Hans
Pongratz übergab, dankte sie ihm für
seine wertvolle Arbeit und stellte heraus,
wie unverzichtbar er für diese Veranstaltung ist. Im Anschluss klärte Pongratz
das Organisatorische des Spielablaufs.
Er erläuterte in gekonnter Weise die
Spielregeln und sorgte wie jedes Jahr für
den reibungslosen Ablauf des Turniers.
Nach dreistündigem, leidenschaftlichem
Dauerschafkopf und 72 Spielen standen
die Sieger fest. In der Einzelwertung
siegte Josef Köck (88 Punkte) vor Markus Scholz (80) und Franz Grötzner (79).
In der Mannschaftswertung wurden die
Plätze wie folgt vergeben:
Platz 1: VS Kirchberg 2 (269 Punkte),
Platz 2: GS Frauenau 1 (260 Punkte),
Platz 3: Christopherus-Schule (256
Punkte).
Spielleiter Hans Pongratz und Vorsitzende Evi Wenig beglückwünschten die
Gewinner und überreichten an die
ersten 10 Sieger Sachpreise, die durch
Herrn Hermann Hilgart von der Sparkasse Bayerisch Eisenstein zur Verfügung
gestellt wurden. Alle Teilnehmer erhielten Presssack und Bauernbrot, so dass
niemand enttäuscht oder hungrig nach
Hause gehen musste.
Evi Wenig
v. li. n. re.: Spielleiter Hans Pongratz, die Sieger Markus Scholz (80 P.),
Josef Köck (88 P.) und Franz Grötzner (79 P.), BLLV-Kreisvorsitzende Evi Wenig.
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Kreisverbände
KV Viechtach
Minister Brunner und Abgeordneter Sibler
stellen sich BLLV
Zum 7.schulpolitischen Gespräch hatte
der Viechtacher Kreisverband des
Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenvereins (BLLV) Minister Helmut Brunner
und den Abgeordneten Bernd Sibler
geladen. Vorsitzender Sigmund Mandl
konnte zu dieser Aussprache ebenso
die Kreisvorstandschaft, verschiedene
Rektoren sowie interessierte Lehrer
auch aus dem Nachbarkreis Regen
willkommen heißen. Fazit aus allen
angesprochenen Problemfeldern: Die
Schulen brauchen mehr pädagogische
Ressourcen, um die Probleme der Zeit
bewältigen zu können.
In drastischen Worten umriss Rektorin
Hermine Englmeier vom Förderzentrum
Viechtach die prekäre Personalsituation
an den Förderschulen. 50 % der Schüler
hätten emotionalen Förderbedarf, 40 %
würden in Ganztagsklassen geführt.
Schwierige Familienverhältnisse fänden
ihren Niederschlag im Lern- und Sozialverhalten der Kinder, was Einzelbetreuung durch Sozialpädagogen erforderlich
mache. Die Ganztagsklassen und die
verstärkte personale Hinwendung zum
einzelnen Kind zögen Mehrarbeit für alle
im sonderpädagogischen Bereich tätigen
Lehrer nach sich. Obendrein stünden
Schulleitungen keine vollen Verwaltungskräfte zur Verfügung, obwohl Gespräche
mit den Eltern und dem Jugendamt viel
Zeit in Anspruch nähmen. Stundenermäßigung für Schulleitungen und die Einstellung zusätzlicher pädagogischer
Kräfte wären dringend nötig.
Zum Modell der „Inklusion“, das die
Integration behinderter Kinder in eine
Regelklasse vorsieht, meinte Bernd
Sibler, es handele sich hierbei nicht um
ein Sparmodell, um sonderpädagogischen Mehrbedarf wegzurationalisieren,
sondern um eine Maßnahme, die es
behinderten Kindern ermögliche, in
gewohnter Umgebung, sozusagen auf
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
BLLV-Kreisvorsitzender Sigmund Mandl bedankt sich bei Staatsminister Helmut
Brunner und beim Abgeordneten Bernd Sibler dafür, dass sie beim 7.schulpolitischen
Gespräch Rede und Antwort standen.
„Augenhöhe“ zu lernen und am Vorbild
der anderen zu wachsen. Allen Unkenrufen zum Trotz könne er entgegenhalten:
Um „Inklusion“ zu einem gelingenden
Modell zu machen, seien 100 Lehrerstellen zusätzlich geschaffen worden.
Allgemeiner Tenor der anwesenden
Lehrer war, dass auch in Grund- und
Mittelschulen vermehrt Förderbedarf
festgestellt werde und auch da noch
mehr Sozialpädagogen eingestellt
werden sollten.
Was die Grundschulen vor allem belaste, sei die stressige Übertrittsphase in
den vierten Klassen. Der gesamte
Unterricht focussiere sich auf die Proben und auf den dafür zu lernenden
Stoff. Der Kraftaufwand für die Fächer
Deutsch, Mathematik und Heimat- und
Sachkunde verdränge außerdem, so
Gisela Altmann-Pöhnl, die Wertschätzung anderer Fächer, die zur emotionalen Persönlichkeitsbildung wichtig seien.
Katharina Wenig, Rektorin an der Viechtacher Grundschule, plädierte für die
Relativierung der für den gymnasialen
Übertritt erforderlichen Durchschnittsnote: Entscheidend für den Übertritt solle
der Elternwille sein, so wie es bereits in
anderen Bundesländern mit Erfolg
praktiziert werde. Ihren Erfahrungen
nach könnten die meisten Eltern das
Leistungsvermögen ihrer Kinder sehr
wohl einschätzen.Demgegenüber äußerte sich Sigmund Mandl überhaupt
skeptisch über die zu frühe Auslese,
zumal, so Schulleiter Karl Feuerecker, in
der Mittelschule mit Blick auf die MKlassen schon wieder sortiert werde. Ob
die daraus zu folgernde kulturpolitische
„Revolution“ in Bayern realistisch sei,
bezweifelte Helmut Brunner.
Kritisch betrachtet wurde auch die
Tatsache der unzureichenden LehrerReserve. An vielen Schulen müssten
Lehrer Überstunden leisten, da Krankheitsfälle nicht ausgeglichen werden
könnten. Andererseits sprach sich Inge
Ebnet gegen die Verheizung von Fachlehrern als „Mobile Reserve“ aus, da es
absolut demotivierend sei, völlig fachfremd unterrichten zu müssen.
Schließlich stand die Standespolitik auf
dem Prüfstand: Licht und Schatten
seien hier zu vermelden. Als Fortschritt
in der Gleichbehandlung der Lehrämter
wurde das funktionslose Beförderungsamt bezeichnet. Demotivierend auf
Junglehrer wirke aber die Absenkung
der Eingangsbesoldung: So bleibe man
Kreisverbände
obendrein von den Eltern finanziell
abhängig. Allerdings, so Bernd Sibler,
sei dieses – zugegeben – schmale
Gehalt auf 18 Monate beschränkt.
Brunner und Sibler rechneten vor, dass
das neu geschaffene Beförderungsamt
und die Erhöhung der Planstellen aufgrund der Mehrung der gebundenen
Ganztagsklassen ihren Tribut forderten.
Minister Helmut Brunner und der Abgeordnete Bernd Sibler nahmen wohlwollend die Stimmung an der pädagogischen Basis auf und versicherten, die
angesprochenen Probleme den zuständigen Gremien weiterzuvermitteln.
Thomas Richwien (Mit-arb. 1282)
Meldung:
Caritas Passau
und Budweis –
Zusammenarbeit
soll belebt werden
Seit vielen Jahren besteht zwischen dem Diözesan-Caritasverband Passau und der Caritas
Budweis ein unverbindliches
partnerschaftliches Kooperationsabkommen. Jetzt soll die
Zusammenarbeit neu belebt und
verbessert werden.
KV Grafenau
Es ostert!
Was macht man/frau, wenn nach dem
Frühjahrsschnitt Hartriegel in verschiedenen Farben, Weidenzweige, Birkenästchen, Buchs, Efeu und Immergrün
nutzlos im Garten herumliegen?
durch Moos, Heu und Eierschalen
wirken sie wie Designstücke. Dazu
tragen auch die selbst gefilzten Bänder
bei, die zusätzliche Farbe in die Kränze
bringen.
Richtig! Man trifft sich mit der Fachlehrerbetreuerin Beate Baumandl und
gestaltet einen Osterkranz für die Tür
oder für den Ostertisch. Aufgepeppt
Ein rundum gelungener Nachmittag, der
gemütlich und kreativ aufzeigte, wie
man aus wenig wirklich etwas ganz
Besonderes machen kann.
Michaela Cermakova berichtete
über die Arbeit der Caritas Budweis und über die Möglichkeiten
der Zusammenarbeit, die sich aus
Sicht der tschechischen Caritas
ergeben könnten.
Sie meldete vor allem Bedarf bei
den Freiwilligendiensten, im Bereich Migration und bei Projekten
für Jugendliche an. Es gebe bei
den Jugendhilfe-Projekten bereits
Erfahrungen mit anderen deutschen Diözesan-Caritasverbänden, die man sich zunutze machen
sollte.
„Wir haben miteinander zu tun.
Und beide Seiten sehen die Notwendigkeit einer guten partnerschaftlichen Zusammenarbeit
auch im sozial-caritativen Bereich“, brachte Dr. Kues den
intensiven Austausch auf den
Punkt. „Von Seiten der EU stehen
Gelder für diverse grenzüberschreitende Maßnahmen und
Projekte zur Verfügung. Es muss
jetzt geprüft werden, wie sich
solche Dinge finanzieren lassen“,
meinte Kues, der überzeugt davon
ist, dass sich erste Projekte mit
relativ wenig Aufwand zeitnah
realisieren lassen.
Sichtlich Spaß an der Sache hatten Beate Braumandl und Irene Pauli.
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Kreisverbände
KV Vilshofen/ KV Osterhofen
Spielerisch lernen – leichter lernen
Neue Erkenntnisse der Gehirnforschung
Über eine hochkarätige Referentin
sowie ein voll besetztes Haus durften
sich die beiden Kreisverbände Vilshofen und Osterhofen bei ihrer letzten
gemeinsamen Veranstaltung freuen.
Die extra aus Ulm angereiste Referentin,
Frau Laura Walk, ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und wissenschaftliche
Mitarbeiterin am TransferZentrum für
Neurowissenschaften und Lernen (ZNL)
am Universitätsklinikum Ulm unter
der Leitung von Prof. Dr. Dr. Manfred
Spitzer.
Interessant, fundiert und in charmanter
Art und Weise erläuterte Frau Walk
anschaulich die Wichtigkeit der sog.
„Exekutiven Funktionen“ als Basis für
gelingendes Lernen und ein erfolgreiches Sozialleben. „Exekutive Funktionen“, also die Fähigkeiten sich Ziele zu
setzen, Impulse zu kontrollieren und die
Aufmerksamkeit bewusst zu steuern,
enatwickeln sich schon im Kindesalter
und sollten so früh wie möglich geför-
30
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
dert werden. Leider erwerben nicht alle
Kinder diese Fähigkeit in ausreichendem
Maß.
Jedoch, so Frau Walk, können diese
komplexen Fähigkeiten im Unterrichtsvormittag, besonders im Spiel und
durch Sport, ganz beiläufig und mit viel
Spaß trainiert, geübt und gelernt werden. Einige praktische Möglichkeiten
wurden von ihr aufgezeigt und zum Teil
mit dem Plenum erprobt.
Bei Getränken und Knabbereien ließ
man den Vortrag gemütlich und mit
vertiefenden Gesprächen ausklingen.
Besonders freuten sich die Initiatorinnen
Irmgard Hötzinger, Maxi Springinklee
und Susanne Höglinger-Winter, dass so
viele Kolleginnen und Kollegen aus dem
Realschul- und Gymnasialbereich der
Einladung zu dieser schulartübergreifenden Veranstaltung gefolgt sind.
Susanne Höglinger-Winter
Kreisverbände / Kinderhilfe
KV Wolfstein
Hans Petzi ist nicht mehr
auch zur Stelle, wenn es galt die Interessen der Kollegen zu vertreten. Von 1969
bis 1974 im Alt-Landkreis Wolfstein und
von 1974 bis 1990 im Landkreis Freyung-Grafenau erhielt er immer in überwältigender Weise das Vertrauen ausgesprochen, als Personalratsvorsitzender
tätig zu werden. Seit dem Eintritt in den
Ruhestand (1990) nach einer Karriereleiter vom Hauptlehrer in Kreuzberg, über
den Konrektor der HS Freyung und
schließlich als Rektor der GS Freyung
widmete er sich vermehrt der Erforschung der Heimatgeschichte und ein
Regal in seiner Bibliothek mit diesbezüglichen Forschungsarbeiten reichte
schon bald nicht mehr aus.
Hans Petzi ist nicht mehr, die Erinnerung
an ihn lebt im Kreisverband.
Die Welt von Hans Petzi, Rektor a. D.,
ist nicht mehr. Die private, die beruflich-schulische, die politische und die
heimatkundliche, forschende Welt ist
nicht mehr. Das spitzbübische Lachen
wird allen fehlen, die mit ihm in irgendeiner Form zu tun hatten.
Im Alter von 84 Jahren wurde das Herz
müde, bei einer Persönlichkeit, die nicht
nur im Landkreis Freyung-Grafenau, in
der Stadt Freyung und besonders im
Kreisverband des BLLV fehlen wird.
Seine schulpolitische Heimat war mit
der 1. Planstelle in Haidmühle immer der
Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband. Schon als Junglehrer erkannte
Petzi, dass Schule auch außerhalb der
Schule gemacht werde. Als langjähriger
Stellvertreter im Kreisverband Wolfstein
griff er dann kräftig in das Verbandsruder, wenn der KV vom Kurs abkommen
sollte. Er war zu sehr im Stadtrat (1972 2002) und im Kreistag (1966 -2002) für
die SPD engagiert, um im BLLV in der
Verbands-Hierarchie hochzuklettern. Er
war aber zur Stelle, wenn es galt, einen
neuen Vorsitzenden zu küren. Er war
Es folgten Ehrungen in Gold, Silber und
Bronze im Bereich der Kommunalpolitik,
der BLLV ehrte Petzi 2008 für 55 Verbandsjahre mit einer Urkunde und
einem Erinnerungsgeschenk. Sein
Gegengeschenk war bei jeder Ehrung,
die anlässlich der Weihnachtsfeier
stattfand, eine Weihnachtsgeschichte,
die immer wieder für Überraschung
sorgte. Die letzte Weihnachtsfeier fiel für
Petzi krankheitsbedingt aus und der
Kreisverband war schon in Sorge. Zum
Pensionisten-Treffen am Aschermittwoch warteten die Pensionisten vergebens auf die obligatorische telefonische
Einladung.
Am 24. März kam dann endgültig die
Zeit des Abschiednehmens. Besonders
schmerzhaft war dies für seine Gattin
Julia und seinen Sohn Wolfgang. Msgr.
Josef Wagmann, Bürgermeister Dr. Olaf
Heinrich, der stellvertretende Landrat
Behringer, die SPD-Kreisvorsitzende
Rita Hagl, und der Personalratsvorsitzende Reinhold Hartl würdigten in ihren
Nachrufen die vielfältige und auch
erfolgreiche Schaffensbreite von Hans
Petzi. Jeder versuchte aus seiner Sicht,
seinem Lebenswerk gerecht zu werden.
Georg Koelbl
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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32
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
33
Termine / Service
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Kraft schöpfen, den Horizont erweitern
1. August 9.00 Uhr
bis 5. August 13.00 Uhr
Erzabtei St. Ottilien,
7 km nordwestlich des Ammersees
Vortragsreihe und Veranstaltungen
zum Thema „Verantwortung für die
Schöpfung“.
Antworten aus Religion, Politik und
Gesellschaft auf Wandel und Veränderungen in der Welt:
Die 10 Gebote unter Aspekten des
21. Jahrhunderts
Musische Bildung:
Kurs: Trommel und Tanz , afrikanisch
Chorarbeit: Stimmbildung und
Singen S/AT/B, auch Instrumentalisten willkommen
Kunst: religiös / profan im Rahmen
der Exkursion
Persönlichkeitsbildung:
Seminar Wertziehung (abhängig von der
Anzahl der Teilnehmenden)
alternativ Beratungsangebot (s.u.)
Weitere Angebote und Inhalte:
Morgenmeditation am 2./3./4. August
als spirituelles Angebot
Exkursion nach Benediktbeuern /
Kochel am 3. August
Kulturabend am 4. August mit Büfett
/ Spende für Hilfsprojekt
Schlussfeier mit Teilnehmer – Chor
am 5. August in der Klosterkirche
Gregorianik, Angebot der Teilnahme
am spirituellen Leben der Benediktiner
Beratungsangebot, z.B. Konfliktlösung, Stressbewältigung, Zeitmanagement, Sinnsuche
Verkaufsausstellung: Bücher und
Materialien
Gedankenaustausch: abends in
angenehmer Atmosphäre
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im Internet
www.erzabtei.de
siehe Kurse ...Halbjahresprogramm
Auskunft bei Herfried Glaab,
Tel. 09405 – 963988
Wirtschaftsdienst
Anmeldung „Schlüsseldienst“
für alle BLLV-Mitglieder im Ruhestand
Planung / Organisation: Herfried Glaab,
Bad Abbach / vor Ort mit Jörg Fischer,
Donauwörth
Spirituelle Begleitung: Prior P. Claudius
Bals, Erzabtei St. Ottilien
Kosten:
je nach Unterbringungskomfort (EZ / DZ)
inklusive Teilnahmegebühr
271,50 € bis 343,50 €.
Im Preis nicht enthalten sind Mittagund Abendessen am Mittwoch (Exkursion) sowie Abendessen am Donnerstag
(Benefizveranstaltung).
Übernachtung für Weitreisende (über 2
Std. oder ab 150 km) ist wie bisher
schon am Sonntag (31. Juli) möglich.
Anmeldung:
Sekretariat Exerzitienhaus St. Ottilien,
Telefon: 08193 – 71600
Mail: [email protected],
verbindliche Anmeldung bis spätestens
1. Juli 2011 erbeten
BLLV-Wirtschaftsdienst
Postfach 34 02 29
80099 München
Tel.: 089 – 28 67 62 6
Fax: 089 – 28 67 62 88
E-Mail: [email protected]
Bitte senden Sie uns die kostenlose Anmeldung so bald wie möglich an unser Büro in München, per Fax an 089 286762 88 oder
über das Internet unter www.bllv-wd.de. Sie erhalten dann umgehend Ihre Versichertenkarte. Vielen Dank für Ihre Bemühungen!
Ja, ich möchte die Kostenerstattung für den Schlüsseldienst meiner Wahl!*
Daten zum Antragsteller:
Name: _______________________________________________Geb.datum: __________________________________________________
Vorname:_____________________________________________E-Mail: ______________________________________________________
Straße:_______________________________________________Telefon: ______________________________________________________
PLZ, Ort: _____________________________________________Mobil: _______________________________________________________
Ort, Datum:___________________________________________Unterschrift __________________________________________________
Kostenlose Absicherung für den Schlüsseldienst · Versicherungssumme: 150,- € je Schadensfall, max. 2 mal im Jahr.
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
Termine
Termine
Datum
Veranstaltung
Ort
23./24. September
2011
PT II: „Multiplikatorenschulung Regen
zum Umgang mit Aggressionen und Gewalt – Zivilcourage
ohne selbst Opfer zu werden“
Referenten: Schulungsteam
von „packmas“
8. Oktober
25. Niederbayerischer
Lehrertag
25. November 2011
150 Jahre BLLV
23./24. März 2012
Bezirksdelegiertenversammlung
Essenbach
Schönberg
Redaktionsschluss
„Niederbayerische Schule“
Heft
Redaktionsschluss
Erscheinungstermin
Juli
15. Juni 2011
23. Juli 2011
September
20. Juli 2011
10. September 2011
Oktober
20. September 2011
29. Oktober 2011
Dezember
1. November 2011
10. Dezember 2011
Pferdebegegnung
und Selbsterfahrung
Workshop für Pädagogen
vom 24. bis 25.9.2011
Pferdegestütztes Managertraining –
stark im Trend.
Was können wir von Pferden lernen?
Präsenz zeigen
kongruente Kommunikation
und Authentizität
Selbstbewusstsein
Beziehungsfähigkeit
Lehrer sind
FÜHRUNGSKRÄFTE!
Beginn: Samstag 10:00 Uhr
Ende: Sonntag ca. 16:00 Uhr
Anmeldung: bis 30.7.2011
Pferdeerfahrung nicht erforderlich!
Der Fährmann
von Haunreit
Historisches Theaterspiel von
Martin Winklbauer im Theaterstadl von Piesing, Gemeinde
Haiming Landkreis Altötting
Man schreibt das Jahr 1806. Das letzte
Fuder Getreide wird eingefahren. Die
Ernte ist nicht schlecht ausgefallen
und auch die plündernden Soldaten
Napoleons sind wieder abgezogen. So
sind die Leut’ zwar geschunden und
ausgemergelt, aber auch voller Hoffnung und Zuversicht.
Da fängt der blinde Knecht Balthes zu
erzählen an: Die Sage, wie in finsterer
Nacht der Fährmann eine dunkle Gestalt
übersetzt und erkennen muss: Es ist der
Pest-Tod.
Aber das Spiel erzählt nicht nur von der
Not sondern auch von den Freuden und
Hoffnungen der Menschen, von ihrem
Ringen um Glück und Besitz und –
worum es uns allen geht – um Leben.
Und das Ende? Auch wenn der Pesttod
365 Menschen dahinrafft, kommt einer
zu der Erkenntnis:
„Du bist nicht der Tod
– Du bringst uns das Leben!“.
Termine: Sa 4.6., Fr 10.6., Sa 11.6.,
Fr 17.6., Sa 18.6., Mi 22.6., Fr 24.6.
jeweils 20.30 Uhr; Sa 25.6. um 17.00 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 14 €,
Jugendliche bis 16 Jahre 8 €.
Vorverkauf ab 2. Mai, Busse ab sofort:
Elisabeth Herleder 08678/1678;
Infos: www.haiming.de
Veranstalter:
„Neustart“ – Impulse für Jugendliche
und Erwachsene
Kontakt: Eva Winter
Herrneich 2, 84529 Tittmoning
Tel.: 08687/984666
E-mail: [email protected]
Aktuelle Fortbildungen des Bildungswerks und der Akademie des BLLV
finden Sie unter: www.biwak.bllv.de
Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011
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Meditation
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Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule.
Der Unterricht bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen,
und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.
Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als der Lehrer.
Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall.
Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, musste sie nachsitzen
und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben.
Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war.
Durchschnittliche Noten waren aber akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum,
außer: die Ente.
Der Adler wurde als Problemschüler angesehen und unnachgiebig und streng gemaßregelt,
da er, obwohl er in der Kletterklasse alle anderen darin schlug, darauf bestand,
seine eigene Methode anzuwenden.
Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse,
aber es bekam einen Nervenzusammenbruch und musste von der Schule abgehen
wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen.
Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber sein Fluglehrer
ließ ihn seine Flugstunden am Boden beginnen, anstatt vom Baumwipfel herunter.
Es bekam Muskelkater durch Überanstrengung bei den Startübungen
und immer mehr „Dreien“ im Klettern und „Fünfen“ im Rennen.
Die mit Sinn für’s Praktische begabten Präriehunde gaben ihre Jungen zum Dachs in die Lehre,
als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln in den Unterricht aufzunehmen.
Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal,
der gut schwimmen und etwas rennen, klettern und fliegen konnte,
als Schulbester die Schlussansprache.
Quelle: unbekannt
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Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011