Vorgehensmodelle zur Einführung von ERP Software
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Vorgehensmodelle zur Einführung von ERP Software
Universität Hannover Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschaftsinformatik Prof. Dr. Michael H. Breitner Betreuer: Prof. Dr. Michael H. Breitner René Kuhr (Accenture) Seminar zur Wirtschaftsinformatik WS 06/07 IT-Vorgehensmodelle, It-Homogenisierung und IT-Standardisierung Vorgehensmodelle zur Einführung von ERP Software: AcceleratedSAP (ASAP) und Accenture Delivery Methods (ADM) Erstellt von: Anja Stöckmann Mat.-Nr. 2194324 Königsberger Str. 1A 31535 Neustadt Tel.: 05032/966891 e-mail: [email protected] Abgabedatum:02.01.2007 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ II Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................. III 1. Einleitung............................................................................................................. 1 2. ERP-Systeme und IT-Vorgehensmodelle............................................................ 2 2.1 ERP-Systeme............................................................................................... 2 2.2 IT-Vorgehensmodelle........................................................................................ 3 3. IT-Vorgehensmodelle zur SAP-Einführung.......................................................... 4 3.1 3.1.1 Accenture .............................................................................................. 4 3.1.2 IT-Vorgehensmodell ADM ..................................................................... 5 3.2 4. ADM (Accenture Delivery Methods) ............................................................. 4 AcceleratedSAP ........................................................................................... 6 3.2.1 SAP AG................................................................................................. 6 3.2.2 IT-Vorgehensmodell ASAP ................................................................... 6 Vergleich der Modelle ASAP und ADM ............................................................... 7 4.1 Vergleich der Phasen ................................................................................... 8 4.1.1 Phasen der Modelle .............................................................................. 8 4.1.3 Vergleich der Meilensteine .................................................................. 16 4.2 Vergleich Phasenaufbau ................................................................................. 17 4.3 Vergleich der Themenbereiche .................................................................. 21 4.4 Vergleich des Themenbereiches Training....................................................... 23 5. 6. Organisation mit Hilfe der Modelle .................................................................... 27 5.1 Phasen als Organisationshilfe.................................................................... 27 5.2 Themenbereiche als Organisationshilfe ..................................................... 29 5.3 Rollen als Organisationshilfe...................................................................... 29 Fazit................................................................................................................... 31 Literaturverzeichnis .................................................................................................. 34 -I- Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6a: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: IT-Vorgehensmodell ADM.......................................................................... 5 IT-Vorgehensmodell ASAP ........................................................................ 7 Einfaches Phasenmodell............................................................................ 8 Roadmap AcceleratedSAP ........................................................................ 9 Workstreams und Phasen ADM.............................................................. 11 Zeitliche Anordnung der Aufgabenbereiche in den Phasen ........... 13 Meilensteine der Phase Business Blueprint bei ASAP........................ 16 Übergangspunkte der einzelnen Phasen ADM .................................... 17 Phasenaufbau ASAP ................................................................................ 18 Phasenaufbau ADM .............................................................................. 19 Aufgaben der Workstreams ADM ....................................................... 21 Aufgaben der Subject Areas ASAP .................................................... 22 Workstream Training & Performance Support.................................. 23 Verlinkte Activities ADM ....................................................................... 28 Baumstruktur ASAP .............................................................................. 28 Skills Profile Project Manager ASAP.................................................. 30 - II - Abkürzungsverzeichnis ADM Accenture Delivery Methods ASAP AcceleratedSAP ERP Enterprise Resource Planning IT Informationstechnologie - III - 1. Einleitung Das Thema ERP (Enterprise Resource Planning) und seine Einführung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Informationssysteme werden nicht mehr nur als Kostenfaktor anerkannt. 1 angesehen, sondern als Steigerung des Unternehmenswertes Somit nimmt auch die Zahl der Einführungen stetig zu. Jedoch ist nicht jede Einführung von Erfolg gekrönt. 52 Prozent der IT-Verantwortlichen berichten, dass mehr als die Hälfte aller IT-Anwendungen bei der Live-Schaltung versagen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter 150 europäischen IT-Verantwortlichen.2 Um die Grundlagen für eine erfolgreiche ERP-Einführung zu legen, wurden spezielle IT-Vorgehensmodelle entwickelt. Sie sollen unterstützend bei der Einführung helfen, einen Leitfaden bieten und mögliche Fehlerquellen sowie Risiken minimieren. Neben allgemeinen, theoretischen IT-Vorgehensmodellen gibt es praktische Modelle. In dieser Arbeit werden spezielle Modelle zur Einführung der ERP-Software von SAP beleuchtet. Um eine erfolgreiche ERP-Einführung zu gewährleisten, müssen diese gewisse Grundvoraussetzungen erfüllen, zu denen zum Beispiel die zeitliche Einhaltung des Projektplanes zählt. Im Folgenden wird untersucht, ob die IT-Vorgehensmodelle AcceleratedSAP und Accenture Delivery Methods äquivalent sind. Es stellt sich die Frage, ob beide Modelle zur Einführung der ERP-Software von SAP gleich gut geeignet sind und ob sie sich ähneln oder grundlegend verschieden sind. In Kapitel zwei wird ein Überblick über ERP-Systeme und IT-Vorgehensmodelle gegeben. Kapitel drei beschäftigt sich mit den Unternehmungen Accenture und SAP. Die von Ihnen entwickelten ITVorgehensmodelle werden kurz vorgestellt. Kern dieser Arbeit ist das vierte Kapitel. Hier wird ein weiteres theoretisches Vorgehensmodell vorgestellt. Die Phasen dieses Modells werden mit den Phasen der praktischen Modelle verglichen. Weiterführend werden die Vorgehensmodelle von SAP und Accenture im Bezug auf Inhalte und Strukturen vergleichen. In Kapitel fünf wird die organisatorische Eignung der beiden praktischen Modelle verglichen. Abschluß dieser Arbeit bildet das sechste Kapitel mit einem Fazit über die Eignung der beiden praktischen Modelle. 1 Vgl. mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006, Kapitel 1 2 Vgl Homepage Computerwocheo. V., “Läuft nicht!” – Altes Leiden mit neuer Software, Heftarchiv 45/2006 2. ERP-Systeme und IT-Vorgehensmodelle Die in dieser Arbeit betrachteten praktischen IT-Vorgehensmodelle beziehen sich nur auf die Einführung der ERP-Software von SAP. In diesem Kapitel wird als Grundlage der Bergriff ERP erläutert. Im Anschluß wird der Begriff IT-Vorgehensmodell grob umrissen. 2.1 ERP-Systeme Der Begriff „ERP“ – Enterprise Resource Planning - entstand vor ca. 10 bis 15 Jahren und wird im Zusammenhang mit betriebswirtschaftlicher Software benutzt. Damals lag die Hauptaufgabe Materialbedarfsplanung, dieser Finanzwesen und Systemlösung in den Bereichen Personalwirtschaft. Auch einfache Planungen der Versorgungskette (Supply Chain Planning) konnten abgebildet werden. Weitere Bereiche, wie zum Beispiel Planung und Konstruktion, Beschaffung, ein ausgebautes Versorgungskettenmanagement und Vertrieb erweiterten in den vergangenen Jahren Schwerpunkt der Geschäftsprozesse den ERP-Horizont. meisten und einer ERP-Systeme verstärkten Außerdem in einer liegt heutzutage der Rationalisierung der Automatisierung einfacher sowie komplexer Aufgaben.3 Die Dynamik der Märkte fordert ein leistungsstarkes Informationssystem, welches bei der Unternehmungsführung unterstützt. Somit entwickelte sich das ERP-System im Laufe der Zeit zum IT-Mittelpunkt des Unternehmens. Hier werden alle Informationen an einer Stelle zusammengeführt und es läßt sich ermitteln, ob die Aktivitäten letztendlich zu einem Gewinn oder Verlust führen. Ein gut in die vorhandene ITLandschaft integriertes ERP-System ist eine wichtige Grundlage, um flexibel und effizient handeln und arbeiten zu können.4 Der sicherlich bekannteste Anbieter für ERP-Software ist der Marktführer SAP (R/3, mySAP). Aktuell teilt sich SAP den Markt zum Beispiel mit Oracle (PeopleSoft) oder Microsoft (Axapta und Navision).5 In Deutschland ist ebenfalls das ERP-System Baan vertreten, allerdings existiert die gleichnamige Firma nur noch als Aktiengesellschaft, betreibt ihr Geschäft aber nicht selber weiter. 3 Vgl. mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006, Seite 19 4 Vgl. mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006, Seite 20 5 Vgl. Industrieanzeiger o. V., ERP-Studie 2005, ERP-Einsatz und Marktanteile der Hersteller (Teil 1), 4/2005 -2- Neben den oben bekannten ERP-Systemen gibt es zahlreiche Anbieter für ERPSoftware. Gerade für Mittelständische Unternehmen ist die Investition in ein System der führenden Anbieter oft ein zu hoher Kostenfaktor. Kleinere Systeme wie zum Beispiel APOLLO!-PPS oder myfactory sind daher hier ebenfalls vorzufinden.6 2.2 IT-Vorgehensmodelle Durch IT-Vorgehensmodelle werden Abläufe für die verschiedensten Bereiche festgelegt, wie zum Beispiel der Ablauf von Softwareentwicklung oder in diesem Fall die Einführung einer neuen Software. Sie dienen zur Planung, Steuerung und Kontrolle des Projektes. Innerhalb des IT-Vorgehensmodelles ist unter anderem eine Gliederung Meilensteine in Phasen und vorzufinden benötigten sowie Kapazitäten. durchzuführende Durch den Arbeitsschritte, Einsatz von IT- Vorgehensmodellen kann die Komplexität des IT-Projektes verringert werden. Die großen Arbeitspakete werden in viele Teilaufgaben zerlegt.7 Die Anwender des IT-Vorgehensmodelles erhalten einen Überblick über alle Aktivitäten, die zu erledigen sind, bekommen eine Information, mit welchen Standards, Methoden, Verfahren und Werkzeugen zu arbeiten ist, definieren einen Zeitplan, eine Aufgabenverteilung und ein Rahmenbudget. Durch Meilensteine ist der jeweilige Stand des Projektes erkennbar und Fehler oder auftretende Probleme können frühzeitig aufgespürt und behoben werden.8 Bekannte und weit verbreitete IT-Vorgehensmodelle sind unter anderem das Wasserfallmodell, dass moderne Spiralmodell sowie das V-Modell. Diese theoretischen Vorgehensmodelle sind meist sehr technisch ausgerichtet und vernachlässigen die soziale Ebene, wie zum Beispiel die End-Anwender mit einzubeziehen und so für Akzeptanz der neuen Software zu sorgen. 6 Vgl. www.softguide.de Vgl. Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner „Systementwicklung und Softwareengineering“, WS 05/06 (1) 8 Vgl. Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner „Systementwicklung und Softwareengineering“ WS 05/06 (2) 7 -3- 3. IT-Vorgehensmodelle zur SAP-Einführung Gerade zu Beginn des Einführungsprojektes tauchen eine Menge Fragen auf: • Welches Budget wird benötigt? • Wie lange wird das Projekt dauern? • Sind interne Ressourcen vorhanden oder wird Hilfe benötigt? • Wie ist die Vorgehensweise und wer übernimmt welche Rollen? • Wie wird die Qualität gesichert? • Welche Werkzeuge stehen zur Verfügung? • Was für Aufgaben sind zu erledigen? • Wie werden Schulungen durchgeführt? Dieses ist nur ein kleiner Bereich der Fragen, die sich beim Projektstart ergeben. Gerade die Einführung von mySAP ist eine sehr große Aufgabe und daher sehr komplex. Die IT-Vorgehensmodelle von SAP und Accenture sollen helfen, Antworten auf diese Fragen zu geben, die Komplexität zu verringern sowie unterstützend zu wirken.910 3.1 ADM (Accenture Delivery Methods) 3.1.1 Accenture Bei der Firma Accenture handelt es sich um ein weltweit tätiges Unternehmen. Als führender Anbieter in dem Bereich der Unternehmensberatung unterstützt Accenture seine Kunden dabei, Innovationen umzusetzen und Geschäftsprozesse und – modelle zu optimieren. Somit bietet Accenture nicht nur die Beratung beim Kunden an, sondern auch die Umsetzung und Implementierung neuer Geschäftsprozesse oder Informationssysteme.11 Für Beratungs- und IT-Dienstleistungen hat Accenture eigene IT-Vorgehensmodelle entwickelt. Im Bezug auf die Einführung von ERP Systemen, wurde daher ein separates IT-Vorgehensmodell entwickelt. Grundlage hierfür war das bereits existierende „ADM for Packaged Development“. Neben „ADM for SAP“ gibt es eine 9 Vgl. Vorlesungsunterlagen SAP 1, Prieß und Schubert, SS 06 Vgl. PowerPoint Präsentation ASAP Implementation Roadmap 11 Vgl. www.accenture.de 10 -4- Vielzahl weiterer Modelle wie zum Beispiel „ADM for Siebel“, „ADM for Peoplesoft“ oder „ADM for Oracle“.12 Accenture verwendet ausschließlich seine eigenen IT-Vorgehensmodelle. Um immer gleiche Abläufe zu gewährleisten, Fehler im Vorfeld zu vermeiden und um von den Erfahrungen der vergangenen Jahre zu profitieren, ist bei Accenture die Benutzung dieser Modelle Pflicht.13 3.1.2 IT-Vorgehensmodell ADM Im Nachfolgenden wird das speziell auf SAP Applikationen abgestimmte ADM for SAP vorgestellt. Im Fokus von ADM liegt die Planung und Analyse, das Design und Erstellen der speziellen SAP Anwendung sowie das Testen und der anschließende Einsatz der SAP Software. Über diese sechs vertikal angeordneten Projektphasen legen sich horizontal vier Workstreams. Workstreams sind zu bearbeitende Themenbereiche. Die bei ADM vier wichtigen Worksteams sind: Application, Technical Architecture, Training & Performance Support sowie Service Introduction. Das Projektmanagement ist als fünfter Workstream alles übergreifend angeordnet. Der Themenbereich Training wird in Kapitel 4 näher beleuchtet. Abbildung 1: IT-Vorgehensmodell ADM Quelle: 12 13 ADM Vgl. Quick Reference Guide von Accenture Vgl. Information aus Mitarbeiterinterview mit René Kuhr, Mitarbeiter der Firma Accenture -5- Durch eine gute visuelle Darstellung, kommt der Anwender des Modells von den großen Phasen und Workstreams in immer genauer werdende Phasen und Aufgabenbereiche, bis er zum Schluß ein definiertes, kleines Arbeitspaket mit genauer Vorgehensweise vorliegen hat.14 3.2 AcceleratedSAP 3.2.1 SAP AG Bei der SAP AG handelt es sich um den drittgrößten Softwarelieferanten der Welt, welcher auf Kundenwünsche zugeschnittene Unternehmenslösungen entwickelt. Die SAP wurde 1972 gegründet und kann somit auf einen Erfahrungsschatz von mehr als 30 Jahren zurückblicken. Durch ein breit gefächertes Software- und ServiceSpektrum deckt SAP standardisierte, wie auch ganz spezielle Anforderungen ab.15 Eines der führenden ERP-Systeme stammt von der SAP AG. Die derzeit aktuelle Version ist das mySAP ERP. mySAP ERP unterstützt die Kern- und erweiterten Geschäftsprozesse von Mittelstandskunden, sowie auch von großen Unternehmen, egal in welchen Geschäftsfeldern oder Ländern sie tätig sind.16 mySAP ERP bietet unter anderem die Standardmodule eines ERP-Systems an (zum Beispiel: Materialbedarfsplanung, Finanzwesen und Personalwirtschaft), aber ist auch in der Lage, die internen Geschäftsprozesse, Lieferantennetzwerke und die Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten zu unterstützen.17 3.2.2 IT-Vorgehensmodell ASAP Hinter der ASAP Implementation Roadmap versteckt sich das Vorgehensmodell zur Einführung oder Erweiterung von SAP Software. Es handelt sich hierbei um eine Entwicklung direkt von SAP. Wie in der Abbildung 2 zu sehen, gliedert sich die Roadmap in fünf Phasen: Projektvorbereitung, Konzeption, Realisierung, Produktionsvorbereitung sowie Go-Live und Support. In jeder Phase gibt es die gleichen horizontalen Stränge. Schaut man tiefer in die einzelnen Stränge hinein, 14 Vgl. Software ADM – Bereich Methodology Vgl. www.sap.de 16 Vgl. mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006, Seite 44 17 Vgl. mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006, Seite 45 15 -6- sind die einzelnen Aufgabenbereiche zu erkennen. Es ist nicht automatisch jeder horizontale Strang in jeder Phase mit Aufgaben gefüllt. 18 Abbildung 2: IT-Vorgehensmodell ASAP Quelle: ASAP Auch bei ASAP gelangt der Anwender über die linke Baumstruktur in immer genauer werdende Phasen, so dass zum Schluß das endgültige Arbeitspaket erreicht wird. 4. Vergleich der Modelle ASAP und ADM Beide Modelle, sowohl ADM als auch ASAP haben ähnliche Aufgaben. Hierzu zählen zum Beispiel die Neueinführung von SAP Software, die Erweiterung einer bereits bestehenden SAP Software oder Umstellungswechsel, wie sie unter anderem bei einem Releasewechsel vorkommen.19 Trotz ähnlicher Aufgaben sind die beiden Modelle unterschiedlich aufgebaut. Wichtige Elemente von IT-Vorgehensmodellen sind die Projektphasen, der Aufbau dieser Phasen sowie die zu bearbeitenden Themenbereiche. Diese drei Punkte werden in Kapitel vier untersucht und mit einander verglichen. Hinzu kommt die vertiefende Betrachtung des Themenbereiches Training. Gerade das Training ist ein sehr wichtiger Projektpunkt, da mit ihm die Anwenderschulungen zusammenhängen, in welchen viel zur Akzeptanz der neuen Software beigetragen werden kann. 18 19 Vgl. Software ASAP – Bereich ASAP Implementation Complete Vgl. mySAP Einführung, Türk u. a., Addison-Wesley Verlag, München 2003, S. 450 -7- Die in Kapitel vier vorgenommenen Ausführungen und Vergleiche basieren, wenn nicht anders angegeben, auf Informationen aus der Software AcceleratedSAP und Accenture Delivery Methods. 4.1 Vergleich der Phasen Bei dem Vergleich der Phasen wird hier ein theoretisches Vorgehensmodell mit herangezogen. Es wird geprüft, ob die praktischen Modelle sich im Bezug auf die Einteilung der Phasen an das theoretische Modell anpassen oder ob es große Unterschiede gibt. Hierzu werden die einzelnen Phasen der drei Modelle kurz beschrieben. Weiterhin werden die einzelnen Phasen von ADM und ASAP anhand von später definierten Kriterien verglichen. Zum Schluß des Phasenvergleiches wird die Anordnung von Meilensteinen untersucht. Der Vergleich der Meilensteine ist ein sehr wichtiger Punkt, da diese zur zeitlichen Projekteinhaltung beitragen. 4.1.1 Phasen der Modelle Einfaches Phasenmodell Als Beispiel eines theoretischen Modells ist ein einfaches Phasenmodell in der Abbildung 3 zu sehen. Abbildung 3: Einfaches Phasenmodell Quelle: Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner -8- Dieses Modell gliedert sich in die fünf Phasen Vorphase, Analyse, Entwurf, Realisierung und Einführung. Innerhalb dieser sind einzelne Aktivitäten und Meilensteine zu finden.20 AcceleratedSAP Auch das Vorgehensmodell von SAP gliedert sich in fünf Phasen: Abbildung 4: Roadmap AcceleratedSAP Quelle: PowerPoint Präsentation ASAP Implementation Roadmap 1) Project Preperation (Projektvorbereitung) Hier findet die erste Projektphase statt, Standards werden festgelegt und die technischen Voraussetzungen werden ermittelt sowie geplant. 2) Business Blueprint (Konzeption) Erstellung des Business Blueprints (Sollkonzept) und anschließendes Projektteamtraining, sowie Aufsetzen der Systemumgebung und Definition der Geschäftsprozesse. Hier wird unter anderem auch das Berechtigungskonzept entwickelt sowie viele weitere Punkte, die in der Realisierungsphase umgesetzt werden. 3) Realization (Realisierung) Inhalte hier sind das Training der Projektteams, Konfiguration und Abnahme des Grundsystems und im Anschluß Fertigstellung des SAP-Systems inklusive Abnahme, Entwicklung von Anwendungsschnittstellen sowie von Konvertierungsprogrammen zur Übernahme von Altdaten. Im Anschluß wird das Berechtigungskonzept angelegt und es wird ein endgültiger Integrationstest vorgenommen. 20 Vgl. Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner „Systementwicklung und Softwareengineering“, WS 05/06 (1) -9- 4) Final Preparation (Vorbereitung der produktiven Phase) Hier werden die End-Anwender geschult sowie die Aktivitäten für die produktive Phase festgelegt 5) Go Live & Support (Übergang zur produktiven Phase) Das Projektmanagement wird abgeschlossen und es wird eine detaillierte Projektplanung für die produktive Phase erstellt. Das Produktivsystem wird eingespielt, geprüft und es erfolgt nun die Freigabe des Systems.2122 Es zeigt sich, dass zwar gleich viele Phasen verwendet werden, allerdings ist bereits an der Benennung der Phasen erkennbar, dass die Abläufe unterschiedlich sind. Was bei ASAP in der Businiess Blueprint Phase stattfindet (Analyse und Entwurf des Grundkonzeptes) ist in dem theoretischem Phasenmodell auf die zweite und dritte Phase aufgeteilt. Die vierte Phase bei ASAP, die der Vorbereitung der Produktiven Phase, ist in dem einfachen Phasenmodell gar nicht speziell ausgewiesen. 21 22 Vgl. mySAP Einführung, Türk u. a., Addison-Wesley Verlag, München 2003, S. 453 Vgl. Vorlesungsunterlagen SAP 1, Prieß und Schubert, SS 06 - 10 - Accenture Delivery Methods Im Gegensatz zu diesen beiden Vorgehensmodellen hat Accenture nicht nur fünf, sondern sechs Phasen gewählt: Abbildung 5: Workstreams und Phasen ADM Quelle: ADM 1) Plan Der Solution Blueprint wird definiert und die Projektziele, Anwendungsbereiche sowie die groben Anforderungen und technische Voraussetzungen werden festgelegt. 2) Analyze Die genauen Anforderungen werden zusammengetragen, identifiziert sowie analysiert. Es wird eine Leistungsbeschreibung inklusive Prozeßabläufe sowie eine technische Spezifikationen erstellt. Anschließend wird erörtert, ob diese mit dem SAP Standardtools abgedeckt werden oder ob Anpassungen bei Geschäftsprozessen, teilweise sogar in SAP, vorgenommen werden müssen. - 11 - den 3) Design Die Anwendungen, technische Architektur und Infrastruktur werden definiert. Außerdem gibt es ein Application Training. 4) Build Umsetzung der in der Designphase festgelegten Designs anhand der zuvor erstellten Dokumentationen. 5) Test Alle Komponenten werden geprüft. Es muß jeder einzelne Bereich geprüft werden, sowie auch das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Modulen oder angebundenen System und eingebundenen Altdaten. 6) Deploy Live-Schaltung des Systems sowie Training der Anwender.23 ADM hat zwar eine Phase mehr, als das allgemeine theoretische Vorgehensmodell, ist aber in der Einteilung sehr ähnlich. Alle Phasen, die im einfachen Phasenmodell genannt sind, finden sich auch bei ADM wieder. Accenture hat als zusätzliche Phase die Testphase eingeschoben und diesen Bereich somit aus der Realisierungsphase herausgenommen. Dadurch kommt das Modell auf insgesamt sechs Phasen. Zu erkennen ist, dass das Modell von SAP, als auch das von Accenture, jeden im theoretischem Modell zu findenden Punkt aufgenommen haben. Einzig und alleine die Definition und Aufteilung der Phasen ist individuell erstellt worden. 23 Vgl. Software ADM – Bereich Methodology - 12 - 4.1.2 Vergleich der Phaseninhalte Stellt man nun die beiden Modelle von SAP und Accenture gegenüber, lassen sich unter anderem Unterschiede in der zeitlichen Reihenfolge der zu erledigenden Aufgaben erkennen. Im Folgenden werden die ausgewählten Aufgabenbereiche • Grundvoraussetzungen • Blueprint • Realisierung • Test • Training auf ihre zeitliche Anordnung untersucht. Abbildung 6a: Zeitliche Anordnung der Aufgabenbereiche in den Phasen Quelle: Eigendarstellung Abbildung 6a zeigt die zeitliche Anordnung der oben genannten Aufgabenbereiche. Im Folgenden Text werden diese vertiefenden erklärt. - 13 - Der erste Aufgabenbereich ist die Definition des Anwendungsbereiches und das Abklären der technischen Voraussetzungen, also eine Sicherstellung und Festlegung der Grundvoraussetzungen. Dieses wird bei beiden Modellen gleich zu Beginn des Projektes angesetzt, womit die erste Phase relativ ähnlich ist. Allerdings beginnt Accenture in der ersten Phase schon mit dem Aufgabenbereich der Erstellung des Business Blueprints. In der „Analyze“ Phase wird dieser verfeinert und technische Aspekte kommen hinzu. Erst in der „Design“ Phase wird das System definiert. Dieses alles liegt bei ASAP erst in der zweiten Phase. ASAP hat dem Blueprint eine gesamte Phase gewidmet. In dieser Phase werden die Anforderungen aufgenommen, fixiert und in die Realisierungsphase übergeben. Was sich also bei ASAP in einer Phase abspielt, ist bei Accenture in drei Phasen unterteilt. Die Umsetzung des Konzeptes ist der nächste wichtige Aufgabenbereich. Dieses erfolgt bei beiden Modellen in einer einzigen Phase. Bei Accenture in der „Build“ Phase, bei SAP in der Phase „Realization“. Allerdings weichen die Modelle in der nächsten Phase schon wieder voneinander ab. Accenture hat eine „Test“ Phase eingerichtet, um die Gesamtheit des Systems zu testen. Bei SAP ist diese einzelne Phase nicht zu finden. Das Testen findet hier in der Realisierungsphase mit statt. Die Prüfung des Systems findet bei beiden Modellen in der letzten Phase statt. Ein weiterer großer Unterschied findet sich im Aufgabenbereich des Trainings. SAP hat in vielen Phasen Training für das Projektteam eingebaut. Das Training der EndAnwender findet in der Phase zur Vorbereitung der produktiven Phase statt. Accenture hat das End-Anwender Training ganz ans Ende des Projektes gelegt, also in die „Deploy“ Phase. Das heißt, dass die Live-Schaltung des Systems und die Anwenderschulungen in der gleichen Phase und somit sehr kurz nacheinander folgen. Dadurch, dass SAP diese beiden Vorgänge zeitlich getrennt voneinander betrachtet, kann es hier nicht zur Überschneidung von Kapazitäten kommen. In kleineren Projekten ist der Verantwortliche für die Schulungen unter Umständen auch Verantwortlich für das Ausrollen des Systems. Treten nun Probleme auf, gelangt der Mitarbeiter in eine Zielkonflikt. Eine der beiden Tätigkeiten muß nach hinten gestellt - 14 - werden und kann nicht mehr mit voller Beachtung weiter bearbeitet werden. Im schlimmsten Falle bemerken die End-Anwender, dass es Unklarheiten beim LiveSchalten des Systems gibt. Dieses führt schnell zu Akzeptanzproblemen, so dass die Einführung des Systems erschwert wird. Allerdings führt Accenture in der Testphase einen User Acceptance Test durch. Dieser löst zwar nicht das Problem, dass die End-Anwender unsicher werden, wenn Sie Störungen beim Live-Schalten bemerken, aber es macht die Projektleitung auf eventuelle Probleme aufmerksam, so dass diese schnell reagieren kann. Beide Modelle schließen mit der Übergabe des Systems in die produktive Phase. Abschließend ist festzuhalten, dass die Modelle mit ähnlichen Inhalten und Aufgaben gefüllt sind. Allerdings ist die zeitliche Bearbeitung der Aufgaben oftmals unterschiedlich und auch in den Prioritäten fallen Unterschiede auf, was sich aber beides auf die abweichende Anzahl der Phasen zurückführen läßt. So ist jedes Konzept für sich schlüssig und die Inhalte der Phasen gut auf das jeweilige Modell abgestimmt. - 15 - 4.1.3 Vergleich der Meilensteine Nicht nur die zeitliche Reihenfolge der Aufgabenbereiche spielt eine Rolle, sondern auch die Anordnung der Meilensteine. An jedem Ende einer Phase sind bei ADM und ASAP Meilensteine gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt müssen die gesamten Deliverables der Phase zur Verfügung stehen, so dass sie in die nächste Phase übergeben werden können. SAP hat zusätzlich zu den Phasenend-Meilensteine noch weitere in die einzelnen Phasen eingebaut. Dieses hat zum Vorteil, dass die fünf relativ großen Phasen in einzelne Bereiche unterteilt werden. So wird schnell erkannt, ob das Projekt noch im Zeitplan liegt und wo eventuelle Probleme auftreten können. Abbildung 7: Meilensteine der Phase Business Blueprint bei ASAP Quelle: Software ASAP mit Eigendarstellung Accenture hat diese zusätzlichen Meilensteine leider nicht eingebaut. Allerdings ist durch die sechste Phase ein kleiner Ausgleich geschaffen worden. Das Projekt gliedert sich dadurch schon in kleinere Phasen, so dass dadurch eine gute Kontrolle des Projektes möglich ist und ein ähnlicher Effekt erzielt wird wie bei ASAP. Bei genauerer Betrachtung des Modells von Accenture ist zu erkennen, dass die Meilensteine am Ende jeder Phase sich noch einmal aufgliedern. Somit hat jeder Workstream seinen eigenen Meilenstein (T = Transition Point) am Ende einer Phase. - 16 - Abbildung 8: Übergangspunkte der einzelnen Phasen ADM Quelle: Software ADM Schaut man an dieser Stelle noch einmal zu der Abbildung 3, dem einfachem Phasenmodell, dann ist hier deutlich zu erkennen, dass weder SAP noch Accenture die gesamte Aufstellung der Meilensteine übernommen hat. Das theoretische Modell hat nicht an jedem Phasenende einen Meilenstein, allerdings sind innerhalb der Phasen Meilensteine zu finden. Anzumerken ist jedoch, dass zum Beispiel das ebenfalls weit verbreitete Wasserfallmodell an jedem Phasenende einen Meilenstein vorgibt. Eines haben letztendlich die meisten Vorgehensmodelle gemeinsam: ein weiterziehen in eine neue Phase ist nicht möglich, bevor die vorherige durch die Abnahme des Meilensteines beendet wurde. AcceleratedSAP sowie Accenture Delivery Methods behandeln Meilensteine mit einer sehr hohen Priorität. Dieses ist ein wichtiger Punkt, um der Anforderung den zeitlichen Projektplan einzuhalten, gerecht zu werden. 4.2 Vergleich Phasenaufbau Jede Phase hat definierte Punkte, zu denen Informationen enthalten sind. Durch diese immer gleiche Darstellung der einzelnen Phasen ist eine gewisse Konstanz gegeben, so dass sich für die Anwender des Modells ein Wiedererkennungseffekt einstellt. Es sind zwar in jeder Phase sehr unterschiedliche Aufgaben zu erledigen, - 17 - allerdings immer nach ähnlichen Vorgaben. Im Folgenden ist ein Vergleich der beiden Strukturen aufgeführt. Eine gut aufgebaute und einheitliche Struktur ist wichtig, um einen geplanten und organisierten Ablauf gewähren zu können. SAP hat eine Baumstruktur gewählt, anhand welcher sich der Anwender orientieren kann. Diese Aufstellung gibt somit einen guten Überblick über alle zu erledigenden Aufgaben. Abbildung 9: Phasenaufbau ASAP Quelle: PowerPoint Präsentation ASAP Implementation Roadmap Als oberste Instanz ist die bereits erläuterte Phase angesetzt. Innerhalb dieser finden sich verschiedene Deliverable Groups, die wiederum in einzelne Deliverables24 unterteilt sind. Deliverables vereinen mehrer Outputs25 in sich, sowie Methods26. Die Methods bestehen aus Aktivitäten, die sich in Tasks27 aufteilen. Durch die Bearbeitung der Tasks oder Activities werden die Outputs generiert. Am Ende einer bearbeiteten Deliverable Group wurden also alle Outputs (zum Beispiel Dokumente, PowerPoint Präsentationen etc.) erstellt und stehen zur weiteren Bearbeitung zur 24 Deliverable = zu lieferndes Arbeitspaket; setzt sich zum Beispiel aus mehreren Dokumenten zusammen Output = meistens zu liefernde Dokumente 26 Method = Activity = Aktivitäten, die zur Erstellung von zum Beispiel Dokumenten notwendig sind 27 Task = Aufgabenteil einer Aktivität 25 - 18 - Verfügung. Positiv ist hier, dass genau zu erkennen ist, welche Aktivitäten getan werden müssen um einen gewissen Output, wie zum Beispiel ein Dokument, zu generieren. Zum besseren Verständnis ist die Abbildung 8 aufgeführt. In dem Modell von Accenture ist dieser Bereich ebenfalls vorzufinden, allerdings anders aufgegliedert. Bei ASAP ist der Einstieg über die Deliverable Group gegeben. Accenture hat den Einstieg über die Activity gewählt. Hier sind alle in dieser Phase zu erledigenden Tasks vorzufinden, welche – genau wie bei ASAP – einzelne Aufgaben beinhalten. Weiterhin sind ebenfalls Deliverables vorzufinden. Manche Deliverables sind direkt das endgültige zu liefernde Objekt, andere gliedern sich in weitere zu liefernde Outputs auf. Also auch in diesem Punkt sind die beiden Modelle sehr ähnlich. Abbildung 10: Quelle: Phasenaufbau ADM ADM - 19 - Die einzig große Abweichung ist, dass Accenture weiterführend einen Unterscheidung macht zwischen Primary und Secondary Deliverables. Die zu liefernden Objekte werden also nach Ihrer Wichtigkeit noch einmal in zwei Gruppen aufgeteilt. Dieses ist bei dem Modell von SAP leider nicht vorzufinden. Durch die Unterteilung wird der Anwender dazu gezwungen, nicht nur die anstehenden Arbeiten zu erledigen, sondern Prioritäten auf die wichtigen Arbeiten zu setzen und diese somit nach vorne zu ziehen. Falls das Projekt durch äußere Störungen in Verzug geraten sollte, ist somit gewährleistet, dass nicht die am einfachsten zu bearbeitenden Objekte zuerst erstellt wurden, sondern das die kritischen Objekte als erstes erstellt wurden. Accenture hat außerdem noch den Punkt der Inputs. In jeder Activity sind Inputs verlinkt, die in diese Acitvity einfließen oder upgedatet werden. Dieses hat den Vorteil, dass beim Betrachten eines Deliverables ersichtbar ist, ob es neu entsteht, weiterentwickelt wird oder in einer späteren Phase als Input benötigt wird. In dem Modell von SAP sind die Inputs zwar ebenfalls erkennbar, aber leider sind diese nicht verlinkt. Daraus folgt, dass der Benutzer des Tools keinen Überblick über den gesamten Verlauf des Deliverables hat. Desweiteren sind in beiden Modellen Project Rolls vorzufinden. Also die Mitarbeiter, die an den einzelnen Punkten beteiligt sind. Bei ASAP gibt es nur einen Typ von Rollen. Accenture teilt in Rollen auf, die Verantwortlichkeiten haben und in solche, die nur zuarbeiten. Dieses ist ein sehr wichtiger Punkt, da jeder beteiligte Mitarbeiter so genau seinen Platz in der zu bearbeitenden Activity kennt. Das Gefühl, dass alles in einem Team erarbeitet wird, in welchem sich niemand verantwortlich fühlt, kann so nicht entstehen. Es ist noch eine weitere Gemeinsamkeit hervorzuheben. Beide Modelle haben in jeder Phase, jedem Delivery, jeder Activity etc. den Sinn und Zweck der zu erfüllenden Aufgabe aufgeführt. Somit kann der Anwender sich direkt zu Beginn seiner Arbeit einen Überblick über die Ziele und Resultate seiner Arbeit machen. Weiterführend sind in beiden Modellen Vorlagen zur Erstellung der Deliverables, wie zum Beispiel Exceltabellen, Worddokumente oder PowerPoint Präsentationen - 20 - vorzufinden. Sehr schön ist bei ADM der Zusatz, dass es für die zu erstellenden Dokumente Beispieldokumente gibt. Dieses erleichtert das Verstehen der Aufgabe, bietet dem Anwender eine gute Hilfestellung und gewährleistet, dass es keine Mißverständnisse bei der Art und Weise der Erstellung der Dokumentation gibt. Dokumente werden somit standardisiert. SAP hingegen bietet – gerade für die Einführungsphase – relativ viele PowerPoint Präsentationen an, die bei der Einführung des Projektes und zum Beispiel der Verdeutlichung der ASAP Methodology unterstützend wirken. Somit hat im Bereich der Dokumentation jedes Modelle seine Vor- und Nachteil, aber keines bietet eine vollkommene Unterstützung des Anwenders. 4.3 Vergleich der Themenbereiche Über die Phasen legen sich bei ADM die sogenannten Workstreams, welche wiederum in kleine Phasen unterteilt sind. Bei ASAP gibt es sogenannte Subject Areas, welche sich über die einzelnen Phasen legen. Innerhalb dieser sind ebenfalls weitere, untergeordnete Phasen zufinden. Unter den Begriffen Workstream und Subject Area sind Themenbereiche zu verstehen, wie zum Beispiel das Training. Abbildung 11: Aufgaben der Workstreams ADM Quelle: ADM - 21 - Accenture organisiert sich über diese Workstreams. In fast jeder Phase sind Aufgaben aus den Workstreams zu erledigen. In Abbildung 10 sind die Aktivitätsbereiche den einzelnen Phasen zugeordnet. Jeder Workstream kann für sich alleine eingesehen werden, so dass man auf einen Blick eine Übersicht erhält was für Aufgaben dieser Workstream im Gesamten umfasst. Abbildung 12: Aufgaben der Subject Areas ASAP Quelle: ASAP Bei SAP gibt es eine solche Übersicht nicht. Es ist also nicht grafisch auf einen Blick erkennbar, welche Aktivitätsbereiche in den verschiedenen Phasen abgearbeitet werden müssen. Was jedoch in der ASAP Roadmap vorhanden, ist eine Visualisierung der Aufgabenbereiche für die einzelnen Phasen. Jede Phase hat eine Visualisierung ihrer Hauptaufgaben, wie in Abbildung 11 zu ersehen ist. Im Unterschied zu Accenture kann man sich hier also nur die Themenbereiche auf eine Phase bezogen ansehen. Es ist nicht möglich, sich alle Aufgaben z.B. des Themenbereiches „Training Plans“ anzusehen. - 22 - Somit bietet Accenture in diesem Bereich das flexiblere Tool. Zum einen die Ansicht der Aufgaben über die Phasen, zum anderen die Ansicht durch die einzelnen Workstreams. 4.4 Vergleich des Themenbereiches Training Das Thema Training ist ein sehr umfangreiches und wichtiges Thema. Es stellt sich nicht nur in Form des End-Anwender-Trainings dar, sondern ist in jeder Projektphase von Relevanz. Wie bereits erläutert, gibt es in jeder Phase Deliverables, also Objekte, die in bestimmten Phasen zu liefern sind. Auch in dem Themenbereich des Trainings gibt es eine Vielzahl von Deliverables. Sehr wichtig und somit auch hier betrachtet sind dabei zum Beispiel: • die Trainingsstrategie • der Trainings Plan • die Schulungen • sowie das Trainingsmaterial. In der Abbildung 12 ist der gesamte Bereich des Trainings bei ADM zu sehen. Eine Übersicht in dieser Art bietet ASAP nicht. Abbildung 13: Workstream Training & Performance Support Quelle: Accenture Trainingsunterlagen - 23 - Trainingsstrategie Im Bereich des Trainings gibt es eine Vielzahl zu erledigender Aufgaben und zu erstellender Dokumentationen. In der Anfangsphase des Projektes wird die Trainingsstrategie festgelegt. Dies geschieht im Modell von Accenture in der „Analyze“ Phase. Hier werden unter anderem die Anforderungen an das Training aufgestellt, wie das Training durchgeführt wird, welcher Personenkreis mit welchen Inhalten geschult wird, welche Datenbank bei der Schulung genutzt wird und letztendlich auch, wer die Schulungen durchführt und wie die Evaluation auszusehen hat. Die Ergebnisse werden in einem Worddokument festgehalten und eventuell zusätzlich anhand einer PowerPoint Präsentation verkürzt dargestellt. Auch SAP legt in seinem Modell in der „Business Blueprint“ Phase die Trainingsstrategie fest. Der Zeitpunkt ist somit bei beiden Modellen ähnlich gewählt – jeweils direkt nach der Grobplanung des Projektes. Auch der Inhalt stellt sich ähnlich dar, wird allerdings nicht so komprimiert aufgenommen, wie bei Accenture. Die Strategie wird in dieser Phase nur grob festgelegt. Allerdings finden sich in vielen späteren Phasen immer wieder kleine Phasen, die die Strategie näher beschreiben, wie zum Beispiel formale Standards, nach welcher das Schulungsmaterial zu erstellen ist. Doch im Gegensatz zu Accenture verlangt ASAP keine schriftliche Festlegung der Strategie, was zum Nachteil haben kann, dass Strategien nicht einheitlich umgesetzt werden oder im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Durch ein effizientes und definiertes Erarbeiten der Trainingsstrategie werden die folgenden Schritte erheblich erleichtert, da der zu bearbeitende Rahmen festgelegt wird. Trainingsplan In beiden Modellen wird ein Trainingsplan erstellt. Accenture hat die Erstellung dieses Planes in der „Design“ Phase plaziert. SAP hingegen sieht diese Aufgabe direkt zu Beginn des Projektes in der „Project Preperation“ Phase. - 24 - Bei Accenture liefert der Trainingsplan unter anderem folgende Informationen: • Trainingsziele • Teilnehmer • zu welchem Zeitpunkt geschult wird • was für Meilensteine einzuhalten sind • wann die Trainingsagenda für die Teilnehmer erstellt wird • dass Trainingsmaterial definiert wird etc. Die Software bietet hier ein Worddokument, welches alle zu erledigenden Punkte aufgliedert, so dass die Erstellung des Planes vereinfacht wird und nichts in Vergessenheit gerät. SAP gibt ähnliche Punkte vor, allerdings werden diese Punkte wieder nicht ausführlich in Word- oder Excelvorlagen aufgegliedert, sondern in einem Fließtext beschrieben. Anzumerken ist, dass SAP eine andere Reihenfolge bzgl. der Strategie und des Trainingsplanes hat. SAP erstellt erst einen Trainingsplan und im Anschluß erst die Strategie. Allerdings liegt beides in der ersten Phase und somit sehr zeitnah beieinander. Accenture hat die umgekehrte Reihenfolge gewählt und zusätzlich befinden sich beide Bereiche nicht in der gleichen Phase, sondern in nacheinanderfolgenden, so dass sie in einigem Abstand zueinander liegen. Dadurch, dass ADM zuerst die Strategie erstellt und erst im Anschluß den Projektplan, kann die Strategie direkt in den Projektplan mit eingearbeitet werden. Zum Beispiel kann eine Strategie die frühe Einbindung von End-Anwendern sein. Dieses kann nun terminiert werden und ist gleich ab dem Beginn im Trainingsplan sichtbar. Schulungen Durch den Trainingsplan wird auch der Zeitpunkt der Schulungen festgelegt. Die Schulung ist ein wichtiger Höhepunkt im Themenbereich Training. Gerade in diesem wichtigen Bereich ist ein großer Unterschied zwischen den beiden Modellen vorzufinden. Accenture berücksichtigt nur Schulungen für die End-Anwender, welche in der sechsten Phase geschult werden. ASAP hingegen hat viele Schulungsbereiche. Unter anderem wird relativ früh im Projekt das Projektteam geschult, so dass die betroffenen Mitarbeiter beim Kunden sehr früh im Projekt einen - 25 - Überblick über die SAP-Lösung bekommen und eine Idee erhalten, wie die Software in der Unternehmung eingeführt werden kann. Somit gibt ASAP die Erstellung zweier Trainingspläne vor – einen für das Projektteam sowie einen für die End-Anwender, welche in der vierten Phase geschult werden. Trotz dieser guten Aufteilung zwischen Trainingsplänen für zwei verschiedene Anwendergruppen, gibt es auch negative Aspekte bei ASAP. Es sind keine definitiven Vorgabe vorhanden, wie der Projektplan aussehen sollte. Auch sind die Inhalte leider nur grob beschrieben und nicht – wie bei Accenture – detailliert vorgegeben. Der bereits erwähnte Vorteil von ADM, also die gute Vorgabe von zu erstellenden Dokumenten, erleichtert dem Anwender hier die Arbeit. Trainingsmaterial Die Erstellung des Trainingsmaterials sieht Accenture als eine Aufgabe, die zusammenhängend in einer Phase abgearbeitet werden sollte. In der Phase „Build“ ist daher die Aktivität „Develop Training Materials“ vorzufinden. Hier wird nicht nur das Trainingsmaterial entworfen und getestet, sondern es wird auch ein Evaluationsbogen für die Bewertung des Materiales, der Schulung etc entworfen. Desweiteren findet ein Review der Dokumentation statt, unter anderem mit Hilfe der Stakeholder. Außerdem wird der Support Plan erstellt. Der einzige Punkt der in eine andere Phase ausgegliedert ist, ist das Testen des Trainingsmaterials. Dieses findet in der Testphase statt. ASAP hat die Erstellung des Trainingsmaterials ein wenig anders gestaltet. Bereits in der Phase „Business Blueprint“ gibt es eine Teilphase „Design Documentation Prototype“ in welcher ein Entwurf des Trainingsmaterials erstellt und getestet wird. In einer späteren Phase des „Business Blueprint“ findet ein Review durch die Stakeholder, End-Anwender sowie weiterer relevanter Personen statt. Das Trainingsmaterial wird solange überarbeitet, bis es von den vorgeschriebenen Rollen abgenommen werden kann. In der nun folgenden Phase Realization werden unter dem Punkt „Training Material, Documentation Standards and Naming Conventions“ Standards festgelegt, wie zum Beispiel das Format der Screen Shots, Dokumentenname etc.. In vielen kleinen weiteren Phasen wird das Trainingsmaterial weiterentwickelt. - 26 - Im Vergleich ist zu erkennen, dass bei Accenture die Erstellung des Trainingmaterials erst relativ spät beginnt und in einem abgearbeitet wird. Bei ASAP hingegen beginnt die Erstellung direkt in der zweiten Phase und endet in der dritten Phase. Die Erstellung des Trainingsmaterials zieht sich durch viele kleine Unterphasen und wird somit nicht an einem Stück abgearbeitet. Als Ziel und Ergebnis haben somit beide Modelle die rechtzeitige Fertigstellung des Trainingsmaterials, allerdings mit unterschiedlichen zeitlichen Vorgaben. 5. Organisation mit Hilfe der Modelle Der Begriff Organisation und Geschäftsprozessoptimierung hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Somit wird versucht, Prozesse zu optimieren, sie effizient zu strukturieren und sich somit optimal zu organisieren.28 Durch die beiden vorgestellten IT-Vorgehensmodelle soll die Organisation der täglich zu erledigenden Arbeit vereinfacht sowie optimiert werden. Dabei bieten die Modelle verschiedene Arten an, sich zu organisieren. Der Anwender kann die Phasen, Themenbereiche sowie die dargestellten Rollen als Organisationshilfe wählen. Wie im Folgenden zu erkennen ist, bieten nicht beide Modelle die gleiche Flexibilität an Organisationswegen an. Die in Kapitel fünf vorgenommenen Ausführungen und Vergleiche basieren, wenn nicht anders angegeben, auf Informationen aus der Software AcceleratedSAP und Accenture Delivery Methods. 5.1 Phasen als Organisationshilfe Sich über die Phasen zu organisieren ist der klassische zu wählende Weg, wenn die Einführung von SAP mit Hilfe eines Vorgehensmodells durchgeführt wird. Daher bieten beide Modelle diesen Weg sehr komfortabel, strukturiert sowie gut organisiert an. Bei Accenture sowie bei ASAP ist eine gute Visualisierung der Phasen vorzufinden. Der einzige organisatorische Unterschied ist zu sehen, wenn tiefer in die Phasen hineingeschaut wird. Accenture wählt hier den visuellen Weg über Links innerhalb von Diagrammen, ASAP wählt den Weg über eine gut gegliederte Baumstruktur. 28 Vgl. Ganzheitliches Management, Prof. Dr. Steinle, Gabler Verlag, Wiesbaden 2005 - 27 - Abbildung 14: Verlinkte Activities ADM Quelle: ADM mit Eigendarstellung Abbildung 15: Baumstruktur ASAP Quelle: ASAP Diese beiden Wege sind zwar sehr unterschiedlich, allerdings sind sie jeweils sehr ausgefeilt und bieten daher beide ein komfortables Arbeiten an. Für Mitarbeiter die zum ersten Mal mit dem jeweiligen Modell arbeiten, ist es allerdings einfacher, sich in der Roadmap von SAP zurechtzufinden, da bei ADM relativ viele Verzweigungen möglich sind und der Anwender schnell den Überblick verliert. Arbeitet der Anwender öfter mit dem Modell, ist dieses das flexiblere und praxisnähere Modell. - 28 - 5.2 Themenbereiche als Organisationshilfe Die Workstreams (Themenbereiche) bei Accenture bieten eine sehr große Hilfe, damit sich der Anwender hierdurch organisieren kann. Die Themenbereiche sind ebenfalls visuell dargestellt und es ist auf einen Blick sichtbar, welche Aufgaben in einer vorgegebenen Reihenfolge zu erledigen sind. Siehe hierzu auch Abbildung 8 in Kapitel 4.3. ASAP bietet diese Möglichkeit nicht. Es gibt nur die in Kapitel 4.3 Abbildung 9 vorgestellten Diagramme, die in einer Phase die Hauptaufgaben der Subject Areas (Themenbereiche) darstellen. Diese Diagramme eignen sich nur als grobe Übersicht, aber nicht als Organisationshilfe. 5.3 Rollen als Organisationshilfe Wie auf Anhieb zu erkennen ist, unterscheiden sich die beiden Modelle in der Definition der Rollen. Accenture Delivery Methods unterscheidet in verantwortungsübernehmende Rollen und in Rollen, die nur zuarbeiten oder unterstützend tätig sind. ASAP unterscheidet hier nicht. Durch die Entscheidung, Rollen in zwei Bereiche zu unterteilen, gibt es bei ADM, im Gegensatz zu ASAP, eine viel größere Anzahl an beteiligten Rollen. Dieses bedeutet nicht, dass mehr Personal benötigt wird. Eine Person kann auch mehrere Rollen in sich vereinen. Auch die Beschreibung der Rollen ist unterschiedlich dargestellt. ADM zeigt ganz genau auf, welche Deliverables die betrachtete Rolle zu liefern hat, an welchen sie beteiligt ist und für welche Prozesse sie verantwortlich oder zuarbeitend ist. Die Person, die eine bestimmte Rolle annimmt, kann über ADM zum Beispiel direkt in ihre zu erstellenden Deliverables klicken und sieht hier die genau zu liefernden Aufgaben. Das heißt, dass die betroffene Person all ihre ToDo`s im Überblick sehen kann. ASAP wählt hier eine andere Herangehensweise. Innerhalb der Phasen sind ebenfalls die verantwortlichen Rollen genannt. Beim genauen Betrachten der spezifischen Rolle eröffnet sich ein Worddokument. In diesem ist in Form eines Textes beschrieben, welche Aufgaben die Rolle zu erledigen hat. Allerdings hat dieses eher einen Überblickscharakter. Das heißt, von hieraus können die einzelnen ToDo`s nicht erreicht werden, was zur Folge hat, dass der Anwender sich nicht über diesen Bereich organisieren kann. Jedoch hat ASAP bei vielen Rollen einen weiteren Punkt mit eingebracht, welcher in dieser Form nicht bei ADM vorzufinden ist. Es gibt Worddokumente, welche die Rollen beschreiben. Hier sind Skills Profiles - 29 - vorzufinden. Ein Beispiel eines Skills Profiles ist in der Abbildung 15 zu sehen. Dieses ist gerade für die Auswahl der am Projekt beteiligten Mitarbeiter von Nutzen. Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden hier klar definiert, so dass nicht im Laufe des Projektes erkannt wird, dass der betroffene Mitarbeiter der Rolle nicht gewachsen ist. Abbildung 16: Skills Profile Project Manager ASAP Quelle: Software AcceleratedSAP Es ist zu erkennen, dass das Modell von Accenture sich dafür anbietet, den Arbeitsablauf auch über Rollen zu organisieren. ASAP bietet diese Möglichkeit durch die eher oberflächlich beschriebenen Rollenaufgaben nicht. Hinzu kommen die bereits in Kapitel 4.2 erwähnten Vorteile bei ADM, wie zum Beispiel das genaue Bewußtsein über die Wichtigkeit und Verantwortung einer zu besetzenden Rolle. - 30 - 6. Fazit Bereits in den vorherigen Kapiteln läßt sich erkennen, dass sowohl das ITVorgehensmodell von SAP, als auch das von Accenture in vielen Bereichen Stärken aufweist, aber auch Schwächen. Beide Modelle sind im Vergleich zu einem theoretischem Modell vollständig. Die in theoretischen Modellen grob definierten Phasen sind vorzufinden und wurden teilweise sogar noch produktiv ergänzt. Durch die Betrachtung einzelner Aufgaben ist zu erkennen, dass beide Modelle gut durchgeplant und in sich stimmig sind. Sie setzen jedoch unterschiedliche Prioritäten. Im Bereich der Anwenderunterstützung gehen sie sehr unterschiedlich vor. AcceleratedSAP unterstützt das Projektteam durch die Vorgabe vieler gemeinsamer Schulungen und somit durch einen stetigen Wissenstransfer von Seiten des Unternehmensberaters hin zum Kunden. Accenture Delivery Methods hingegen unterstützt durch eine große Vielfalt an Dokumentenvorlagen und genauen Beschreibungen der zu erledigenden Aufgaben. Einen klare Stärke besitzt ASAP in der durch einen Meilenstein getrennten Phase von End-Anwender Schulungen und Live-Schaltung. Der Meilenstein wirkt somit als Puffer. Sind die Schulungen nicht abgeschlossen, kann das Projekt nicht weiter bearbeitet werden. Gerade in kleinen Projekten werden somit Mitarbeiterressourcen nicht doppelt belastet, durch gleichzeitiges Schulen und Live-Schalten des Systems. Im Bereich der Abnahmen von einzelnen Projektphasen zeigt das Modell von SAP große Stärken. Es sind nicht nur am Ende der Phasen Meilensteine gesetzt worden, sondern auch sinnvolle Meilensteine innerhalb der Phasen. Durch die Vorgabe, dass zu diesen Meilensteinen definierte Aufgaben erledigt sein müssen, ergibt sich ein strenger Zeitplan und die Anwender des Modells werden gedrängt, Aufgaben fristgerecht zu erledigen. Accenture gleicht diesen Punkt aus, in dem die Projektleitung, oder andere Verantwortliche Rollen, selbst zusätzliche Meilensteine definiert. Wie bereits in Kapitel 4.2 erläutert, bietet Accenture im Bezug auf die Struktur Informationen an, die SAP nicht anbietet. Deliverables, also zum Beispiel zu erstellende Dokumente, sind in zwei Prioritätsstufen unterteilt. Somit ist gewährleistet, dass die wichtigsten Dokumente zuerst erstellt werden und bei - 31 - Zeitverzug später folgende Phasen nicht blockiert werden. Auch Rollen werden bei Accenture in verantwortliche sowie zuarbeitende Rollen unterteilt. Somit sind sich die Anwender des Modells im Klaren über die Verantwortung, die sie tragen. Außerdem können Sie hierdurch Prioritäten in ihren zu bearbeitenden Aufgaben setzen. Ebenfalls positiv bei ADM ist der einzusehende Verlauf von Dokumenten. Wann und durch wen entsteht zum Beispiel ein Trainingsplan, in welcher Phase wird er weiterentwickelt und welche Aktivitäten benötigen diesen als Grundlage. Diese Möglichkeiten bietet ASAP nicht und büßt somit ein bißchen an organisatorischem Komfort und Sicherheit ein. Bei der Unterstützung durch Dokumente bietet keines der Modelle einen perfekte Lösung an. ASAP bietet sehr viele fertige PowerPoint Präsentationen an, die gerade zu Beginn dem Kunden eine große Hilfestellung sein können. ADM hingegen gibt zu jedem zu erstellenden Dokument ein fertig ausgefülltes Beispieldokument mit, an welchem sich der Anwender orientieren kann. Dadurch wird ein hoher Grad an Standardisierung erreicht. Im Bereich der Trainingsvorbereitung ist der wichtige Punkt der Schulungen für Projektmitarbeiter ein großer Unterschied. ASAP bindet auch die Projektmitarbeiter des Kunden durch diese Schulungen sehr früh in den Prozeß mit ein. Der Kunde erhalt so eine gute Übersicht über das Projekt und wird sensibilisiert auf mögliche auftretende Probleme. ADM bindet die Kunden durch Gespräche, Aufgaben etc. auch mit ein, allerdings nicht über den definierten Prozeß der Schulungen In der Dokumentation der Trainingsstrategie oder auch des Trainingsplanes liefert ADM wieder sehr gut definierte Vorgaben, so dass der Anwender die optimale Unterstützung bekommt und nichts in Vergessenheit gerät. Gerade die schriftliche Fixierung der Trainingsstrategie ist ein Punkt, welchem eine hohe Priorität zukommen sollte. Wird eine einheitliche und gut durchdachte Strategie gefahren, ist der erste Schritt gesetzt um bei den Mitarbeitern auf Akzeptanz zu stoßen. IT-Vorgehensmodelle sind eine wichtige Grundlage zur Organisation der Prozeßschritte. Somit ist es wichtig, dass die praktischen Modelle ASAP und ADM dem Anwender hier eine gute und flexible Unterstützung anbieten. Der klassische - 32 - Weg, den beide Modelle anbieten ist die Organisation über die einzelnen Projektphasen. ASAP geht hier über eine ausführliche Baumstruktur, ADM über verlinkte Abbildungen. Zu Beginn ist die Baumstruktur sicherlich übersichtlicher, allerdings ist das flexible Konzept von ADM vielfältiger. Aus den Phasen heraus kann relativ schnell jede weitere Aufgabe, Rolle usw. eingesehen werden. Mit Hilfe der Themenbereiche bzw. Workstreams kann sich nur mit ADM organisiert werden. Sehr gut aufgelistet zeigt ADM hier alle zu erledigenden Aufgaben und Meilensteine je nach Themengebiet. ASAP bietet dieses nicht an. Sich über Rollen zu organisieren ist ebenfalls nur mit ADM möglich. Hier sind für jede Rolle aufgegliedert, was ihr für Aufgaben zugeteilt sind und was für Dokumente sie zu liefern hat. Bei ADM nicht definiert sind die Anforderungen an die Mitarbeiter, die die entsprechenden Rollen übernehmen. Dieses ist bei ASAP in Form eines Skill Profils sehr gut visualisiert und hilft somit bei der Auswahl der Mitarbeiter, welche an dem Projekt mitarbeiten werden. Sowohl Accenture Delivery Methods, wie auch AcceleratedSAP sind in der Praxis viel erprobte und gut definierte Vorgehensmodelle. Die Entscheidung, welches Modell eingesetzt wird, muß sicherlich an die jeweiligen Gegebenheiten angepaßt werden. Die Firma Accenture hat durch die Verwendung eines eigenen Modells den Vorteil, sich selber einheitliche Standards definieren zu können und ihr Modell durch tägliche Praxiserfahrungen kontinuierlich zu verbessern. Sie sind somit nicht abhängig von einem anderen Anbieter. Firmen, welche kein eigenes ITVorgehensmodell besitzen, sind jedoch auch sehr gut mit der Lösung von SAP beraten, müssen sich allerdings an die dortigen Abläufe anpassen oder eigene Erweiterungen vornehmen. Die Grundlage für eine erfolgreiche ERP Einführung ist mit beiden Vorgehensmodellen gegeben. Beide sind sehr umfangreich, praxiserprobt und legen viel Wert auf eine zeitliche Projekteinhaltung (Meilensteine) sowie auf standardisierte Abläufe. - 33 - Literaturverzeichnis IT-Vorgehensmodell Accenture Delivery Methods Eigenentwicklung der Firma Accenture Software inklusive PowerPoint Präsentationen sowie weiterer Dokumente Version 3.0 (Juli 2006) IT-Vorgehensmodell AcceleratedSAP Eigenentwicklung der Firma SAP Software inklusive PowerPoint Präsentationen sowie weiterer Dokumente Version 2006 Quick Reference Guide Unterlagen der Firma Accenture, Überblick über die verschiedenen Vorgehensmodelle der Firma Accenture Version August 2004 mySAP Einführung Türk, Gratzl, Petri u. a., Addison-Wesley Verlag, München 2003 mySAP ERP Forndron, Liebermann, Thurner u. a., Galileo Press, Bonn 2006 Ganzheitliches Management Prof. Dr. Steinle, Gabler Verlag, Wiesbaden 2005 Homepage Accenture http://www.accenture.com/Countries/Germany/About_Accenture/default.htm abgerufen am 30.12.2006 Homepage SAP http://www.sap.com/germany/company/index.epx abgerufen am 30.12.2006 - 34 - IT- Homepage Softguide Bereich Software (A-Z), Suchbegriff: ERP Mittelstand http:/www.softguide.de/programmverzeichnis/pia.htm abgerufen am 30.12.2006 Homepage Computerwoche o. V., “Läuft nicht!” – Altes Leiden mit neuer Software, Heftarchiv 45/2006, http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/45/1216720/ abgerufen am 30.12.2006 Homepage Industrieanzeiger o. V., ERP-Studie 2005, ERP-Einsatz und Marktanteile der Hersteller (Teil 1), 4/2005 http://www.industrieanzeiger.de/ia/live/erp_studie/psfile/pdf/64/ERP05Beitr43d63852 a2b94.pdf abgerufen am 30.12.2006 Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner (1) „Systementwicklung und Softwareengineering“, Universität Hannover WS 05/06 http://www.iwi.uni-hannover.de/lv/SeuSe/SE&SE300106sw.pdf abgerufen am 30.12.2006 Vorlesungsunterlagen Prof. Dr. Breitner (2) „Systementwicklung und Softwareengineering“, Universität Hannover WS 05/06 http://www.iwi.uni-hannover.de/lv/SeuSe/SE&SE160106sw.pdf abgerufen am 30.12.2006 Vorlesungsunterlagen, Prieß und Schubert SAP 1, Universität Hannover SS 06 http://www.iwi.uni-hannover.de/lv/gpm_ss06/iwisap-ss06-v02.pdf abgerufen am 30.12.2006 - 35 -