Bube, Dame, König, Ass

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Bube, Dame, König, Ass
Nr.
13
Welches Blatt
bewegt was?
Gebührenmafia gegen Wirte
Krebsgefahr vom Rathausturm
Verkehrskonzept schadet Uni
Seite 9
Seite 3
Seite 6/7
Telefon 0851 9346649 – E-Mail: [email protected]
Bube, Dame, König, Ass
Illustration: Fabian Pechstein
März 2008
50 CENT
2
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März 2008
BLICK IN DIE ALTSTADT
März 2008
3
Hier sehen Sie den schönsten, aber auch gefährlichsten Sendemasten unserer Stadt
Außen Hui - innen Pfui!
Verborgen hinter den
Scheiben der Rundbogenfenster strahlen sechs Mobilfunksender über die
Stadt.
Photos: Mobiltech-Net GmbH (3), Alexander Eckmeier
„Menschen sollten sich da
oben nicht zu lange aufhalten, die Strahlung ist gefährlich”, warnt ein Funktechniker.
Ein Strang aus rund 40
dicken Kabeln klettert im
Bauch des Rathausturmes
hoch bis fast unters Dach.
CSU & BB auf
Tuchfühlung
CSU und Bürgerblick waren sich noch nie so nah wie
im Wahlkampf: Auf einer In-
Zwei Tatsachen zum
Rathausturm, die keiner
der
Verantwortlichen
gerne an die große Glocke
hängen will: Aus den
Fenstern unterm Dach
strahlt eine der mächtigsten Mobilfunkanlagen
der Stadt und die renovierte Fassade ist nur schöner
Pfusch, der vermutlich
nicht lange halten wird.
Alles zum Wohle der Passauer? Das Rathaus kriegt
monatlich 2.500 Euro Miete
von den Mobilfunkbetreibern und die Bürger Angst
und Kopfweh.
„Ich habe jetzt sogar im
Keller Empfang”, feixt ein
Geschäftsmann aus der Schustergasse. Die Frauen in der
abendlichen Runde der Cafébar finden es nicht lustig. „Ich
mache mir Sorgen um meine
Kinder”, klagt eine Mutter.
„Ich glaube nicht, dass Kopfschmerzen und Schlafstörungen Einbildung sind”, meint
ihre Nachbarin.
In Bayern kämpft allein die
gegen Firmenspenden immune ödp gegen Handymastten
in Wohnbebauung.
Der österreichische Umweltmediziner Gerd Oberfeld führte im Regierungsauftrag eine Langzeitstudie
bei 1300 Nachbarn einer Sendeanlage durch. Ergebnis:
Im Umkreis von 200 Metern ist die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erk
kranken
3,9 Mal so hoch wie weiter
entfernt.
In diesem Umkreis des
Rathausturmes - vom Domplatz bis zur Ortsspitze - arternetseite werben Partei
und freie Presse Seite an Seite . Die Schwarzen sind auf
Stimmen-, die Blattmacher
auf Kundenfang.Gemeinsam
mit den Kandidaten war Bürgerblick auch auf Plakatwänden und Litfasssäulen vertreten.
www.musterstimmzettel.de
beiten und wohnen tausende
von Menschen, liegen Schulen und Kindergärten. War
der Stadtpolitik unter Zankl
30.000 Euro Jahresmieteinnahmen mehr wert als die
Gesundheit der Bürger?
„Das Geld sollte als Entschädigung an die Menschen
gehen, die der Strahlung
wehrlos ausgesetzt sind”,
empört sich ein Altstädter.
Weitsicht lässt auch ein anderes Rathausturm-Thema
vermissen.
Erinnern Sie sich, wie unglaublich lange das Gerüst
bei der Sanierung stand? Die
Kosten schlugen gewaltig zu
Buche, stattdessen wurde bei
der Sanierung der Fassade
am falschen Fleck gespart.
„Es war ein tolles Objekt,
aber da ist alles schief gelaufen”, sagt die anerkannte Diplom-Restauratorin Angelika Porst (Münchner Residenz, Schloss Neuburg,
Schaiblingsturm).
Aus
falschem Geiz wurde auf eigene Faust statt mit Fachleuten gearbeitet. „Man hat den
Putz abgeschlagen und vorher vergessen, Schablonen
von den Ornamenten abzunehmen”, weiß die Expertin.
Als ein Verantwortlicher der
Stadt sie verzweifelt um Hilfe
bat, war es zu spät. In der Not
wurde nach Augenmaß
„nachgemalt” und „hingezaubert”.
Ob die Schönheit von langer Dauer ist, bleibt zweifelhaft: der verwitterte
Stein wurde nicht gründlich
vorbehandelt und der Anstrich bei Frost erledigt. Schöne Verpackung für eine umstrittene Sendeanlage: Der
Denn plötzlich war Eile an- prächtige Rathausturm (erbaut 1889 bis 1892) misst 38 Meter.
Bei der Sanierung der Fassade wurde leider gepfuscht.
gesagt.
Schluss mit
Schönfärberei
„Stadtturm”, „Stadtgalerie”, „Klostergarten” und
„Viktualienmarkt “ - wie lange wollen wir uns noch mit
schönen Worten für dumm
verkaufen lassen? Die Gehirnwäsche ignorieren und
sich auch von den Medien
nicht manipulieren lassen.
Richtig muss es heißen Kapfinger-Hochhaus, ECE-Center und Nibelungen- oder Exerzierplatz. PS: Wenn je wieder einer vom Klostergarten
spricht oder schreibt, ruft
Bürgerblick zur Demo der
Nonnen und Mönche.
www.euphemismen.de
Grünen-Nachwuchs
Andrea Zaretsky (34,
„Glanz und Gloria”), die
Grünen-Zora der Fußgängerzone gegen Zankl-Politik
und ECE, hat Nachwuchs bekommen.Sohnemann bekam
passend zur Mama den biblischen Namen Carleb (hebräisch für „mutig”).
BLICK AUF DIE POLITIK
März 2008
Seit sechs Jahren schwingt Zankl sein Zepter
Wahlsplitter
Es ist ein Kreuz mit dem König
ankl zeigt Zähne.
Fürs Wahlplakat hat
er das Lachen gelernt. Aber warum schaut er
uns nicht in die Augen? Grad
so wie einer, der ein schlechtes Gewissen hat. Der kann
das auch nicht.
Aber haben Könige überhaupt ein schlechtes Gewissen? Zankl findet alles gut,
was er in den letzten sechs
Jahren geleistet hat. Wie
schlimm es auch kam, es kam
niemals der Satz: „Liebe Passauer, ich habe es nur gut gemeint, aber was jetzt dabei
heraus gekommen ist, habe
ich nicht so gewollt?”. Wer
keine Einsicht zeigen kann,
verscherzt sich die letzten
Sympathien.
Könige müssen ständig
kämpfen, um an der Macht zu
bleiben. Hinter
seinem
Rücken setzen ihm sogar die
Hofnarren zu. Dagegen helfen nur strenges Zepter, Argwohn und List.
Zimperlich war Zankl noch
nie. Um Willi, den Bärtigen,
vom Thron zu stoßen,war ihm
einst jedes Mittel recht. Er
verkündete dem Volk: "Dieser König spricht Unwahrheiten, mit denen der Bürger für
dumm verkauft wird." Die
Hofschreiber druckten die
Beleidigung auf die Titel ihrer
Z
Erika Träger bringt neue Töne
Eine Dame zankt sich nicht
ie Dame im Spiel
ist grün. Erika Träger kann man getrost Kinder und Katzen anvertrauen - aber gleich eine
ganze Stadt? Auf der Podiumsveranstaltung der vier
Kandidaten wirkt sie blass.
Das einzig kämpferische an
ihr ist ihr rotes Haar. Aber
vielleicht mag sie bewusst
nicht kämpfen,weil Streit und
laute Worte nicht ihre Sache
sind.
Wer im Beruf mit zerrütteten Familien und im Stich gelassenen Schwangeren zu tun
hat, der übt die Sprache der
D
Verständigung und Versöhnung. Ein Ton, der in der Poltik selten geworden ist. Und
genau das könnte ihre Stärke
sein.Lange genug war ,,Teilen
und Herrschen” die Devise
im Rathaus. Wenn die grüne
Dame die Scherbenhaufen in
Familien kitten kann, warum
nicht auch dort?
Passau würde Grün jetzt
gut tun, wie noch nie. Warum? Wenn grüne Wiesen
und Zuschüsse winken, waren die Betonmischer des
Kreuz-Königs nicht zu stoppen.
Apropos Frauen im Rat-
haus: Gegen die spröde
Bürgermeisterin Dagmar
Plenk wirkt Erika Träger
erfrischend
wie
ein
blühendes Veilchen.
Zwei Tage nach der
Kommunalwahl
feiert
die Grünen-Kandiatin,
vom Sternzeichen Fisch,
ihren 51.Geburtstag.
Die geselligen Fische,
so sagt man, haben viele
Freunde. Wenn die Wahl
nicht das große Glück
gebracht hat, dann werden sie dafür sorgen,
dass es kein Tag von
Traurigkeit wird.
Blätter.
Der entmachtete König hat
offenbar sein Gedächtnis verloren. Wie lässt sich sonst erklären, was sechs Jahre später
geschieht. Er tanzt geschmeichelt an, als ihm der neue König einen kleinen Lorbeerkranz aufsetzen will. Es geht
um das Werk der Neuen Mitte. Albert, der Allmächtige,
adelt ihn im Blitzlichtgewitter mit dem Titel „Willi, der
Visionär” und ernennt sich
selbst zum „Macher”.
Spüren sie denn nicht,
dass der Kranz, mit dem
sie sich krönen, mehr Dornen als Blätter trägt?
Die vielen Baustellen sollen dem Volk Sand in die Augen streuen: Wohlstand, Aufschwung, neue Arbeitsplätze.
Es heißt ECE , das Kaufhaus des Königs, schafft
500 neue Arbeitsplätze. In
Wirklichkeit schafft es
Elend. Denn: Wahrscheinlich die Hälfte der Stellen
sind sogenannte 400-Euro-Jobs. Mit diesem Hungerlohn kann sich keiner
selbst, geschweige denn eine Familie ernähren. Verdient er kein Zubrot,
hängt er am Rockzipfel
des Sozialstaates.
König Albert, wir haben
genug gehört und gesehen.
Peinlicher Auftritt für
„Premium-Kandidaten“
Der Wahlkampf spülte
schnell mal knapp 10.000
Euro in die Kassen der
PNP -Onlineausgabe: 40
Euro kostet der „Premium-Eintrag“ für jeden
Kandidaten, der sich ausführlich vorstellen und
mit den Wählern diskutieren will. 240 Anmeldungen aus dem Verbreitungsgebiet, 14 aus Passau. Doch die Rubrik
wird für manche eher
peinlich: Mit Gerhard
Waschler und Willi Mixa
mag keiner reden…
CSU ruft den
„Gelben Engel“
Weil OB Zankl den CSUKarren in den Dreck der
Neuen Mitte gezogen
hat, müssen die alten
Pannenhelfer
wieder
ran: Alois Ortner (60),
CSU-Sympathieträger
und Vorstand der „Gelben Engel“ (ADAC)
lächelt uns seit Wochen
auf der Seite 1 der Am
Sonntag entgegen. Was
das wohl kostet? Bei einem guten Zugpferd
fragt man nicht.
Striptease der
„schwarzen Seelen“
„Testimonial“ heißt es in
der Werbesprache, wenn
man für ein Produkt oder
eine Person überzeugte
Fürsprecher zu Wort
kommen lässt. Albert,
der Angeschlagene, zog
in seiner Not auch dieses
Register. Mehr oder minder bekannte Männer
wie Uni-Professor Holger Altmeppen oder
Apotheker
Christian
Hartmann öffneten für
die Anzeigenkampagne
ihre schwarze Seele: „Ich
bin für Zankl, weil...”
Illustration: Fabian Pechstein; Photo: Frank C. Müller
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BLICK AUF DIE POLITIK
5
März 2008
Jungwähler-Stimmen
Super - Dupper setzt auf Sympathie
Dupper duzt und Zankl
befiehlt
Herz ist Trumpf
as Herz-Ass muss
nicht um Sympathie werben.Wer es
in der Hand hält, kann sich
freuen. Denn Herz ist
Trumpf. Die „Dupper- i mog
di”-Kampagne war völlig
überflüssig.Wer den schwarzen König kennt,setzt gern auf
jede andere Karte.
Wo Super-Dupper auftaucht, hat er schon gewonnen. Bei den Sportvereinen
sowieso, aber auch bei denen,
die ihn nicht so gut kennen.
Bei Studenten zum Beispiel.
"Herzblatt", die Politveranstaltung an der Uni, war ganz
seine Bühne. Er spricht die
Sprache der Jungen. Hier saß
kein abgebrühter Politiker,
sondern ein cooler Vater, der
Vespa fährt.Der Hörsaal kürt
ihn zum Sieger des Abends.
Sein Gegenspieler wird
von den Feinden als „Malermeister” verspottet. Wer das
Herz-Blatt Dupper nicht
mag, der könnte noch tiefer
D
ansetzen: „Vom Taxifahrer
zum Bürgermeister.”Weil der
rote Recke das schon befürchtet hat, sorgte er vor.
„Wer von der Straße kommt,
der lernt die Menschen kennen”, lautet sein ehrlicher
Spruch.Die Bodenhaftung zu
bewahren, kann als Politiker
nicht schaden.
Dupper beherrscht die
Doppelrolle: In München
glänzt er im Landtag als
Haushaltsexperte und heizt
Finanzminister Huber ein. In
Passau steht er als braver
Ehemann am Herd.
„Lieber ein Fürst in der
Provinz, als in zweiter Reihe
in Rom.” War es das, was
Dupper trieb? Lassen wir
wieder die Spötter zu Wort
kommen: Die sitzen auch bei
der SPD in den eigenen Reihen. „Das Dupper-Logo ist
doch von TUI geklaut - ein
echter Überflieger!”
Sie haben verkannt, dass
Dupper auf ein Doppel-D
setzt: Durchstarten und Demut bewahren. Als der Redakteur ihn auf dem Podium fragt,
was seine Wunschschlagzeile am
Tag nach der Wahl wäre, trauen
die Genossen ihren Ohren nicht.
„Gestern noch keine Entschei-
dung.”
So zurückhaltend kennen
ihn seine Sozis gar nicht.Aber
genau diese Bescheidenheit
bringt wieder Dupper-Punkte.
Urban Mangold wirbelt den meisten Staub auf
Nur ein lästiger Bube?
Wer mit 45 noch immer „Bubigesicht” genannt wird,braucht sich
eigentlich nicht zu schämen. Verbrauchte Gestalten im Stadtrat gibt
es genug. Trotzdem
setzt der ödp-Mann Urban Mangold neuerdings auf optische
Überlegenheit.
Die
Brille steht ihm gut wie
Günther Jauch.
Mangold in der
Küche ist Geschmackssache, aber im Rathaus
kann er nicht schaden.
Lieber ein Wirbelwind,
der den Staub aus den
Ecken fegt, als ein
Fähnchen im Wind.
Auch davon haben wir
genug. Manche drehen
sich so leise, dass es keiner merkt.
Den großen DupperBonus wird der Bube,
der so gerne mit Windrädern spielt, nicht erreichen. Bei den Jungwählern in der Uni fiel
er kläglich durch. Da
saß einer, der vorgab,
mal wilder Rock´n´Roller gewesen zu sein.
Aber sie sahen einen
bleichen Streber.
Bei den Alten ist das
anders. In der Redoute
rennen ihm die Senioren die Bude ein. Da
kann Zankl noch lernen. Nur Zucker fürs
Volk genügt nicht. Es
kommt darauf an, wer
ihn serviert. Hier ist es
ein Traumschwiegersohn inmitten einer Familienidylle.
Seine Widersacher
werfen ihm vor, seine
vielen Anträge seien
populistische Schaumschlägerei.Andere nennen ihn „Berufspolitiker”, als sei es ein
Schimpfwort.
Aber: Wer sich von
früh bis spät mit der Politik beschäftigt,verfügt
über beste Sachkenntnisse. Dumm sind seine
Anträge nie, nur lästig
für diejenigen, welche
keine lange Diskussionen hören wollen, keinen Widerspruch dulden oder sich selbst
nicht auskennen.
Journalisten müssten
ihn lieben. Er kämpft
dafür, dass Weindler,
Gevatter & Co. künftig
mit offenen Karten
spielen müssen.
Die Post hat auf jeden
Fall gewonnen, denn
unsere
Briefkästen
wurden immer voller.
Manche
Jungwähler
stört der kumpelhafte
oder kecke Umgangston, mit dem sie von Politikern plötzlich angesprochen werden:
SPD-Dupper
duzt
Erstwähler und CSUZankl fordert unverblümt: „Geben Sie Ihre
44 Stimmen bei der
Stadtratswahl uns…”
„Wie kommt der dazu mich zu duzen? Der
kennt mich doch gar
nicht.” Wundert sich
Berufsoberschüler
Michael H. (21). „Lieber Michael”, begrüßt
ihn Dupper superfreundlich auf einer stylischen LangformatPostkarte.
Bei Zankl fühle er
sich dagegen wie ein
„kleiner Junge” behandelt. „Papa Zankl sagt
mir, wo´s lang geht und
entschuldigt sich auch
noch.” Der Oberbürgermeister
schreibt
nämlich: „Auch wenn
ich manchmal eckig
und kantig wirken
mag…”
„Dupper kommt überdreht und Zankl zu langweilig rüber”, beurteilt
Gymnasiast Uli G.(18) die
Wahlkampfpost.
Ob sich Aufwand und
Kosten der Massensendungen lohnen?
„Der Zanklbrief war
so lang wie die Schreiben der Klassenlotterien, das habe ich gar
nicht gelesen und
gleich weggworfen”,
meint Medienstudentin Myriam F. (24).
Informatik-Student
und Neu-Passauer Niklas S. (20) beschäftigt
eine ganz andere Frage: „Woher weiß der
SPD-Kandidat, dass
ich in dieser Stadt
Erstwähler bin? Das
verstößt doch gegen
den Datenschutz.”
BLICK AUF DIE INNSTRASSE
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7
Die neusten Gebäude der Universität Passau: Zentrum
für Informatik und Internationale Beziehungen.
Verkehrskonzept „Neue Mitte” fordert neue Opfer
Autokolonnen
Park
statt Uni-P
Für freie Fahrt in die Innstraße fällt Haus Nummer 11
Uniwiese, Philosophikum.
Das Panoramafoto oben auf
dieser Seite zeigt, wie aufregend und ansprechend
moderne Architektur sein
kann.
Es war sicher eine der größten städtebaulichen Herausforderungen am Innufer der
Dreiflüssestadt die Universität zu planen. Die Gebäude
entlang der Innstraße entstanden in den 70er Jahren,
der Komplex, den Sie oben
sehen, erst vor kurzer Zeit.
Warum ist die Unilandschaft
so gefällig und die Neue Mitte so verfehlt?
Michael Rosner, der verantwortliche Uni-Architekt,
setzte sich nach seinem gelungenstem Werk dort zur Ruhe,
wo Passau noch unberührt ist.
Hinten in Hals hat er sich den
nen Uni-Architektur lässt ihn
weit ausholen und schwärmen:Wir haben geplant nach
goldenen Schnitten und Proportionen, bewusst Blicke
freigegeben und Grün geschaffen, damit die Architektur atmen kann.
„So etwas hat man in Passau
nicht gekannt”, sagt Rosner.
Er meint weitsichtige Planung aus einem Guss.
Die Stadt müsste sich noch
heute den Vorgaben der Regierung fügen: Die Innstraße
bleibt „verkehrsberuhigt”,
damit Studenten und Parklandschaft nicht gestört und
die Kosten nicht gesprengt
werden. „Schallschutzmaßnahmen gegen Autoverkehr
waren an den Unibauten
nicht vorgesehen”, erklärt
Rosner. Die neuen Verkehrszahlen - sie haben sich bereits
verdoppelt - erregen seine
Besorgnis..
Breite Straßen ziehen noch
mehr Verkehr an. Eine alte
Binsenweisheit. Wenn sich
nun die Innstraße öffnet,
könnten nicht nur Stadtbewahrer und Anwohner, sondern auch Uni und Regierung
protestieren. Die Innstraße
zu verbreitern ist ein Tabu der
Uni-Planung.
Denkmalschutz alarmiert
Professor Greipl
greift selbst ein
Innstraße 11: Gewölbe mit
toskanischen Säulen...
...und Schmiedekunst an der
Original-H
Haustüre aus dem
Jahr 1868.
Wer hält jetzt schützend
seine Hand über das
Denkmal Dreiflüsssestadt?
Der für Passau zuständige
Landeskonservator Dr. Mathias Ueblacker ging in Pension. Er hinterlässt eine gefährliche Lücke. Weil die Abrisspolitik kein Ende nimmt,
schaltet sich sein Chef vom
Landesamt für Denkmalpflege persönlich ein.
Generalkonservator Professor Dr. Egon Johannes
Greipl,ein gebürtiger Passauer, versicherte Bürgerblick:
„Wir werden die Denkmaleigenschaften des Objektes
Haus Nummer 11 prüfen.”
Noch im März wird er eine
Mitarbeiterin schicken. Sie
wird den Kern des Gebäudes
auf seine historische Bedeutung überprüfen.
„Jeder zweite Deutsche würde für eine Wohnung in einem
Altbau mehr Miete zahlen,
als für ein Neubauappartement”, zitierte Die Zeit eine
Meinungsumfrage. Nichts ist
beeindruckender als Geschichte zu atmen.
Seit 1945 sind in der Republik mehr Baudenkmale gefallen als im Bombenkrieg.
Greipls Behörde wäre wichtiger denn je. Aber sein Apparat wurde Opfer der Sparpolitik. Er klagt über 10 Prozent
weniger Etat und Einstellungsstopp.
„Weil uns Passau wichtig ist,
werden wir Niederbayern
wieder um eine Referentenstelle verstärken”. Die Planstelle wird anderswo abgezogen und ausgeschrieben.
Die Denkmalschutzlisten
stammen aus den 80ern. Passau wird mit Beginn 2009 einer gründlichen Revision unterzogen und digital erfasst.
Wenn das mal nicht zu spät
ist.
Jahrelang wehrte sich ein Ärzteehepaar gegen den Abriss des
Hauses Innstraße 11. Es betreibt dort seit 2002 eine gutgehende Praxis für Naturheilmedizin. Aber OB Zankl und die WGP
ließen nicht locker.
Als ein Bürgerblick-Reporter irgendwann im Sommer
2006 die Naturheilmedizinerin Dr. Gisela Fritzsche in der
Innstraße 11 besucht, bekommt er eine kostenlose
Führung: die Praxisräume mit
ihren
Entspannungsoasen,
der Gewölberaum mit der
efeubewachsenen
Terrasse
zum Inn. Hier haben im 18.
Jahrhundert die Klosterschuster und später Kunstschmiede gewerkelt.
Wenige Tage vor dem Reporter war der Oberbürgermeister zu Besuch und beschwor die Mieter, „die Presse
aus dem Spiel zu lassen”. Die
heikle Angelegenheit: Das
Haus soll abgerissen werden!
„Am meisten wäre mir leid
um den schönen Kirschbaum
im Garten”, sagt die Ärztin.
Ausziehen, so hieß es damals,
werde sie auf keinen Fall.
Sie hat hier in ein Lebenswerk investiert und entsprechend vorgesorgt. Der Mietvertrag läuft über Jahrzehnte,
daran änderte auch der Kauf
durch die damalige städtische
GGP nichts. Schnell waren die
zwei Stockwerke entmietet bis auf die Praxis im Erdgeschoss.
Die Innstraße soll an dieser
Stelle verbreitert werden, damit sie für die Verkehrsströme
aus Innstadt und Österreich
attraktiver wird und die
Strecke über Nikolastraße
und Ludwigsplatz entlastet.
Dieser Plan gehört von Anfang an zum Verkehrskonzept
für ECE und Neue Mitte.
Zwei Jahren lang blieben
die Naturheilärztin und ihr
Mann standhaft. Sie hielten an
der Praxis am Fluss fest, weil
„Wasser Leben und Kraft ist”.
Die GGP hat ihnen Räume in
Kohlbruck angeboten zu günstigsten Konditionen - vergeblich.
Jetzt haben sie aufgegeben.
„Ich hatte genug Stress, jetzt
will ich meinen Frieden”, sagt
Frau Fritzsche. OB Zankl bot
ihr die Räume des ehemaligen
WAP-Büros in der Steiningergasse. Sie liegen auch am
Fluss, an der Donau.
Weil der Verkehr für den
Kommerz fließen muss, zieht
das Ärzteehepaar also von der
Sonnen- auf die Schattenseite.
Ganz glücklich ist es nicht.
Ihren geliebten Kirschbaum
möchte die Frau gerne retten:
„Ich habe einen Ableger gezo-
gen, aber es hat nicht funktioniert”.
Es ist zu befürchten, dass
der Kirschbaum seine nächste
Blüte nicht erlebt.
Chronik des geplanten Abrissobjektes
Hinter neuer Hülle historische Fülle
Das Haus Innstraße 11 steht
nicht in der Denkamlschutzliste,
aber liegt zwischen Nikolaschule
und Innufer in einem alten Ensemble. Wurde übersehen, was
sich hinter der schmucklosen
Fassade aus den 60er Jahren verbirgt und welche bewegte Geschichte dieser Standort über 700
Jahre hat?
Das Erdgeschoss blieb trotz
mehrmaliger Abriss- und Neubauarbeiten bis heute erhalten.
Dort befindet sich ein Gewölbe,
getragen von toskanischen Säulen. Heute ist es ein Meditationsraum, davor beherbergte es die
Kneipe Studio 11.
Die Schmiedearbeiten an der
Haustür erinnern an den Kunstschlosser Johann Weidmann und
seinen Einzug 1868. Auch der
kunstvolle Gartenzaun stammt
aus dieser Zeit. Handwerk hat in
dem alten Gebäude Tradition.
Das Haus, ehemals Innstraße
1, wird erstmals im Stadtarchiv
1387 erwähnt. 1512 wurde es
zum Sitz des Klosterrichters.
Ab 1624 erscheint es als Hofwäscherhaus, dann ziehen die
Klosterschuster ein. Beim Krieg
der Österreicher gegen Napoleon 1809 wird es demoliert. Nebenan stand offenbar das Nachtwächterhaus, dass ebenfalls zerstört, aber nicht mehr aufgebaut
wurde.
Sensible Lage am Inn: Totalabriß geplant für einen Neubau. Die WGP hat das Grundstück an Unbekannt verkauft.
„Turm-A
Architekt” Friedl soll wieder ran.
Diese „Engstelle” (links 1910, rechts heute) soll dem Verkehr geopfert werden: Das Haus mit historischem Kern
und der Garten mit den Bäumen müssen weichen.
Photos:Alexander Eckmeier, Hubert Denk, Stadtarchiv Passau
Wird die Innstraße das nächste Opfer des umstrittenen Neue-M
MitteVerkehrskonzeptes, das nur freie Fahrt zum ECE fördert, aber nicht die
Wünsche der Bürger? Die skandalöse Abrisspolitik in der Innenstadt
eder
geht weiter: Das Haus Innstraße 11 soll im April weichen, damit wie
eine Ausweichroute (gesperrte Ringstraße!) zur Neuen Mitte attraktiver
wird. Bürgerblick deckt auf: Das gefährdete Gebäude am Innufer, das
sich ehemals Herbert Wendl für die städtische WGP sicherte, hat einen
historischen Kern mit bewegter Geschichte. Wenn die Straße hiier verbreitert wird, öffnen sich neue Schleichwege. Die Innstraße muss wegen
der Universität „ verkehrsberuhigt” und „ parkähnlich” im Charakter bleiehemaligen Pfarrhof saniert. ben. So steht es in den Vorgaben, die Ende de
er 70er für diesen Standort
Die Frage nach der schö- festgelegt wurden.
Schade um die Architektur
8
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März 2008
BLICK AUF DIE WIRTSCHAFT
März 2008
Bei uns herrschen wirklich italienische Verhältnisse
Gebühren-Mafia
für Sonnenplätze
Linzer Hauptplatz: 24,72 Euro*
Münchener Marienplatz: 29,80 Euro*
Passauer FuZo: 110 Euro!*
*pro qm je Saison/ Jahr
Städtische Ordnungshüter halten solche Szenen heimlich mit
der Digitalkamera fest: Als Beweis für Gebührenbescheide.
Noch ein Gebührenskandal
9
Ob wir mit Wolldecke oder Sonnenbrille unseren Latte
Macchiato schlürfen ist egal. In Passau fühlen wir uns
immer ein bisschen wie in Italien. Die Wirte, von der
Crêperie am Innbrückbogen bis zum Black Bean im
Heuwinkel, müssen sich aus anderen Gründen auch wie im
Süden fühlen: Sie werden für die Freiluftplätze vom
Rathaus abgezockt, dass man wahrlich von einer
Gebührenmafia sprechen kann! Wenn Sie jetzt glauben,
wir übertreiben, lesen Sie was Bürgerblick -R
Reporterin
Anna Brunner beim Städtevergleich erfuhr.
Zum Verständnis: Die sogenannten
Freischankflächen, die Stühle und Tische
benötigen, werden von den
Kommunen pro Saison und
Quadratmeter abgerechnet.
Es gibt eine Preisstaffel je
nach Lage.
Blick nach Linz, die Einkaufsstadt, die wir gerne als
Konkurrenz sehen. „Am
Hauptplatz kostet es 24,72
Euro. Der niedrigste Satz ist
14,83 Euro”, sagt der Magistratsbeamte.
Die Gebührenliste der
Stadt Passau wurde gerade
verabschiedet: 110 Euro in
den Bestlagen der Fußgängerzone. Unter 50 Euro geht
gar nichts.
Mehr als viermal so teuer
wie in Linz. Aber vielleicht
liegt das daran, dass Passau
eine Perle an der Donau ist?
Nach dem Gespräch mit
der Stadt München, dem teuersten Pflaster Deutschands,
das große Entsetzen: Die
wahren Abzocker sitzen in
Passau! Klaus Kirchmann,
Pressesprecher vom Münchner Kreisverwaltungsreferat
erklärt: „Toplagen, wie der
Marienplatz, kosten 29,80
Euro.” Die Staffel beginnt bei
7 Euro.
Wirtin Gisela Bortolazzi
Zum
Gebührenwucher
kommt die Pedanterie der
Passauer Beamten. Ich muss
nachzahlen, weil Tische und
Stühle schon im Februar
draußen standen, ärgert sich
Gisela Bortolazzi aus der Rosengasse. Sie meinte es nur
mit den Raucher gut.
In München regiert die
Freiheit. ,,Die Saison hat keine zeitliche Beschränkung”,
sagt Klaus Kirchmann. Jeder
Wirt entscheidet selbst.
Als
Stadtrat
Urban
Mangold
wegen
ECE
freundlichere Gebühren in
der FuZo beantragte, blieb er
mit seiner Forderung allein.
Werbeaufsteller dürfen unbegrenzt wuchern
Photos: Alexander Eckmaier
Parkhausabzocke Wieder schaut Stadt nur aufs Geld
wegen Ösi-Knebel
Wir haben es immer schon
gewusst: Die Ösis haben uns
die saftigen Gebühren in
den Parkhäusern eingebrockt.
Auf dem PNP-Podium haben sich Zankl und Dupper
wegen der Preise in den städtischen Parkhäusern gestritten. „Die Stadtwerke-Parkhäuser müssen nachgeben:
Halbe Stunde kostenlos und
fairer Viertelstundentakt”,
fordert der SPD-Mann. Er
kann nicht wissen, dass das
nicht so einfach geht.
Beim Verkauf des Parkhauses Zentralgarage an eine
oberöstereichische Bank haben sich die Stadtwerke vertraglich verpflichtet: Mindestgebühr 1,30 Euro pro
Stunde für a l l e Häuser!
„Wir werden daran festhalten”, heißt es von drüben.
Darum flüchtete sich
Zankl in Ausreden: Tarifsenkungen würden die „Stadtwerke ruinieren” und „Parksuchverkehr” fördern.
Die Ludwigsstraße wurde entrümpelt und neu gestaltet. Sie wirkt aber wie
ein Ramschladen: Bunte
Werbeaufsteller versperren allenthalben den Weg.
„Passantenstopper”
werden die Taferl im
Händlerjargon genannt.
Eine Flut von Plakaten
und Postern statt Werbung
mit Maß und Ziel.
Wie reagiert die Stadt?
Sie beschränkt sich aufs
Abkassieren. Jeder Quadratmeter FuZo bringt
mindestens 135 Euro. Die
Optik ist egal.
„Passantenstopper”: Wer stoppt die billige Werbeflut?
BLICK AUF DIE KULTUR
10
März 2008
Mit Büchern helfen
Festival „Alles im Fluss” startet durch
Frühling bringt neue Töne
Nach Neue Mitte kommt
Neue Musik – und die
könnte die Bürger wirklich
begeistern. Alles im Fluss,
ein von Berlin gefördertes
Kulturprojekt, wirft für
vier Jahre - oder vielleicht
für immer- seinen Anker in
die Dreiflüssestadt. Das
neue Festival fängt am 8.
März an.
So überraschend wie das
Programm war der Zulauf
bei der Präsentation im Café
Museum. Alle Vertreter aus
dem Rathaus waren da. Lag
es am Wahlkampf oder am
schlechten Gewissen?
Die städtische Tochter
Event GmbH hätte die
Chance für Passau, dem
kleinsten Bewerber, beinahe
verspielt,weil sie auf die Fördertöpfe starrte statt auf die
Muse. Zum Glück ergriffen
lokale Kulturschaffende Eigeninitiative und Großveranstalter Till Hoffmann (Eulenspiegelfestival und Münchner Lustspielhaus) sprang
mit einer Bürgschaft bei.
Neue Musik klingt dem
Vorurteil
nach
schräg,
schwer verdaulich und abschreckend. Alles im Fluss
will diese Bedenken wegschwemmen und einen neu-
Wieder Stadtmanager
vor Gericht angeklagt
Stadtmanager Joseph Gevatter (56, Boss derEvent
und WGP) muss sich wahrscheinlich noch im März
wegen Beihilfe zum Bankrott vor dem Amtsgericht
Landshut verantworten.
Er hat als Beirat im maroden Unternehmen einer
verurteilten
Betrügerin
mitgewirkt, wollte sogar
staatliche Zuschüsse einfädeln (Bürgerblick berichtete). Gleich anderen städtischen
Funktionären
lehnte er den Strafbefehl
ab. „Eine Schuldanerkenntnis - niemals! Das
ziehe ich durch bis zum bitteren Ende”, erklärte er
vor Stadträten.
en Zugang schaffen.
So lässt Projektleiterin Elke Burmeister-Haug ein ausgewähltes Testpublikum,von
der Bäuerin bis zum Studenten, nach den Konzerten in
der Lokalpresse von ihren
Erfahrungen berichten. Diese sogenannte Spiegelgruppe soll das Interesse in die
Breite tragen.
• Auftakt am 8. März im
Großen Rathaus mit der Initiatorin und in Passau gebürtigen Geigerin Annette
Reisinger und ihrem Kölner
Minguet-Quartett.
• Alles im Fluss holt internationale Künstler nach Passau: Das Barock-Ensemble
von Ars Antiqua Austria
spielt auf historischen Instrumenten. Der begnadete
Kontrabassist Berry Guy
(60) aus Großbritannien gibt
ein Gastspiel, ebenso der 71jährige argentinische Komponist Gerardo Gandini, sowie einer der führenden zeitgenössischen Akkordeonspieler für Welt- und Jazzmusik, der 44-jähriger Franzose
Jean-Louis Matinier.
• Die „Neue Musik“ trifft auf
alte Filme: In der Jahnturnhalle (Innstadt) untermalen
Reisinger & Co. musikalisch
einen Stummfilm, den ihr
Großvater Otto Stürminger
1940 in Passau drehte. Eine
echte Rarität.
• Die „Holzmesse“, eine
kleine Provokation des Passauer Künstlers Rudi Klaffenböck,wird irgendwann im
August aufgeführt. Sie ist,
auch wenn es nicht so im Programm steht, den „Holzmesse-Experten” der städtischen Event-GmbH gewidmet.
www.allesimfluss.eu
Die erfolgreiche Idee
nennt sich Book Aid. Jeder,
der Bücher spendet oder
gespendete Bücher erwirbt, trägt bei zum Erlös.
In Passau eröffnet der neu
gegründeten Verein Anfang April seinen Laden.
Das gesammelt Geld geht
an lokale Einrichtungen
wie etwa dem HospizVerein.
Book Aid, Passau-Innstadt,
Schmiedgasse 16, Tel. 0851 316 46
Kulturkasten
• Woody Allens
erfolgreichste Komödie:
Spiel´s nochmal Sam
1.März, 19.30 Uhr, 2. März, 18 Uhr
Stadttheater
• Austria-Hip-Hop mit
Schmäh:Texta
1. März, 20 Uhr, Zeughaus
• Schwarze Komödie über
Hitlers Lehrjahre: George
Taboris Mein Kampf,
8. März, 19,30 Uhr, 9. März, 18 Uhr
Stadttheater
• Große Jazzgeschichte:
Alvin Queen (USA)und
Band, I ain´t looking at
you!
2. März, 20.30 Uhr, Café Museum
• Willkommen im Dschungel: Michael Mittermeiers
Safari.
3./ 4. März, Dreiländerhalle
• Sie doans wieda: Passauer Saudiandln, Gstanzl II
23 März, 20 Uhr, Scharfrichter
Auftakt: Kölner Minguet-Q
Quartett mit der Passauer Geigerin Annette Reisinger (links).
Wenn überhaupt, dann kommt sie nicht vor 2014
Zweite Brücke nur Wahlbluff?
Immer wieder zu den
Kommunalwahlen die aufgeregte Forderung nach
einer zweiten Innstadtbrücke. Albert Zankl hat
sich ins Zeug gelegt. Alles
nur Schaumschlägerei und
Stimmenfang?
Tatsache ist: Das Bauwerk
bleibt Zukunftsmusik. Wenn
alles optimal laufen würde,
könnte es frühestens in sechs
Jahren fertiggestellt werden.
Da sind schon wieder Oberbürgermeisterwahlen.
Selbst
„Brückenbauer”
Zankl war schnell bewusst,
dass die Gutachten immer
wieder dasselbe sagen: Egal
wo die Brücke gebaut wird,sie
entlastet die alte Marienbrücke lediglich um rund
3.000 Fahrzeuge - das sind
nicht einmal 15 Prozent.
Im Endeffekt bringt die
zweite Brücke so gut wie
nichts. Sie schafft nur Luft für
mehr Verkehr: Die Gutachter
von Gevas gehen davon aus,
dass bis zum Jahr 2020 über die
Marienbrücke 3000 Fahrzeuge zusätzlich fahren. Das sind
auch die Kunden,die ECE aus
dem Innviertel erwartet.
Es bliebe für die Innstadt also alles beim Alten oder es
kommt schlimmer: Eine Do-
naubrücke irgendwo unten
bei Achleiten würde das untere Haibach und den Neutorgraben mehr belasten.
Weil die Innstädter zur
Wahl bei der Stange gehalten
werden sollen, beschloss der
Stadtrat auf Zankls Geheiß
noch flugs eine Machbarkeitsstudie.
Was Gevas mit der neuen
Studie verdient, wissen wir
noch nicht. Was eine neue
Brücke kosten würde, ungefähr: mindestens 30 Millionen
Euro.
Ob München bei diesem
fraglichen Nutzen 70 Prozent
Zuschüsse gewährt?
IMPRESSUM
Herausgeber und
verantwortlicher Redakteur:
Hubert J. Denk
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BLICK AUF DEN BRENNPUNKT
Markus, 16: Alki, Autoknacker und Hip-Hop-Gangsta
Die Kinder vom
Bahnhof „ZooB“
In unserer Provinzstadt leben Straßenkinder wie in den
Elendsvierteln der Großstädte. Einbrechen, Stehlen,
Abtauchen vor Gläubigern, Geschädigten und der Polizei.
Das ist der Passauer Alltag von Markus, 16.
Markus beim Gangsta-G
Gruß: Sein Vorbild ist Aggro Berlin
Markus stopft sich seine
Baggyjeans in die Socken,
trägt Käppi und Kapuzenjacke wie seine Idole von
„Aggro Berlin“. Das sind die
Hip-Hop-Helden, die wegen
gewaltverherrlichenden Texte schon auf dem Index standen. Das machte sie nur noch
interessanter. Markus identifiziert sich mit ihnen so sehr,
dass er sich im Internet den
Spitznamen „Aggro-…“ gegeben hat.
Schule, Lehre – Fehlanzeige.Morgens um 7.30 Uhr lungert Markus manchmal am
Römerplatz herum, damit er
seine 14-jährige Freundin
vom Klostergymnasium treffen kann. Für den Sockenstopfer schwärmen viele junge Mädchen.Er gibt sich cool
wie die Hip-Hop-Stars auf
Viva und MTV. Kaputte
Kindheiten flüchten sich gerne in Traumwelten.
„Freunde treffen, Rauchen, SAUFEN“, schreibt er
als Hobby in sein Plauderprofil. Als „Alki“ bezeichnet
er sich, als einen, „der nicht
lesen kann“ und nennt als ne-
gative Eigenschaft „aggressiv“.
Die
pupertierenden
Mädchen stört das nicht:
„Ändere dich nie um anderen zu gefallen!! Wenn einer
dich nicht so mag wie du bist,
hat er dich nicht verdient“,
schreibt ihm eine seiner
„Hip-Hop-Prinzessin“.
Der ehemals beste Kumpel von Markus steht auch
auf „Aggro Berlin“, ist aber
weniger cool. Um eine
Lehrstelle zu ergattern,
bemüht er sich gerade bei einem Praktikum in einer
Schlosserei.
Es gab Zeiten, da drehten
sie gemeinsam krumme Touren. Sie griffen sich in der Nibelungenstraße aus einem
Abstellraum zwei BMX-Räder. Dann stand Autoknacken auf dem Plan.
In der Tiefgarage am Römerplatz radeln sie hinab ins
siebte Untergeschoss. Die
Überwachungskamera
schnell ein bisschen verbogen. Ein weißer Kastenwagen verbirgt die Sicht des Videoauges auf ein Oldtimer-
Cabrio mit blauem Stoffdach. Die zwei BMX-Räder
biegen in den toten Winkel
ein. Ratsch! Der schwere
Stoff über dem Beifahrersitz
zerreißt…
Es gab nichts zu holen.Der
Besitzer hatte den 35 Jahre
alten BMW nur zum Überwintern abgestellt.
Erst viele Tage später wird
der Aufbruch entdeckt. Ein
Kripobeamter wedelt mit einem Pinsel schwarzes Pulver
über die Fensterscheiben.
Die Fingerabdrücke stammen von Markus. Der Beweis fürs Gericht.Als Tatverdächtiger stand er für die Polizeibeamten schon vorher
fest: Sie sichteten das Videoband und entdeckten die
Burschen mit den gestohlenen Rädern. „Moment Mal,
den kennen wir doch!“. Zufällig hatten sie Markus nach
dem Fahrraddiebstahl in der
Mangel.
Der Cabrio-Besitzer hofft
auf Schadensersatz. Er wird
nicht einmal eine Entschuldligung bekommen.
Der
Hip-Hop-Gangsta
pfeift sogar auf diejenigen,
welche es gut mit ihm meinen. Den Ex-Mann seiner
Schwester zum Beispiel. Der
hat das Sorgerecht. Markus
zeigte ihn beim Jugendamt
an, er würde nichts zu essen
bekommen.
Die Eltern seines Kumpels
bettelte er an,weil er kein Taschengeld erhalte. War auch
gelogen. Der Kumpel hat
jetzt Umgangsverbot. „Mein
Sohn hat mit den Straftaten
nichts zu tun. Er war nur Mitläufer“, sagt der Vater.
Wo Markus zu finden ist?
„Nachmittags sicher am
ZOB“, weiß der ehemalige
Mitläufer.
Der Busbahnhof buchstabiert sich in der Internet-Jugendsprache „ZooB“. Das
klingt ein bisschen nach Berlin und beschissenem Leben .
11
Kempingers
starke Sprüche
Ein U-B
Boot-K
Kapitän ruft
seine Befehle vom sinkenden Turm. „Hier spricht
der Zankl-M
Meister!” Die
starken Sprüche des Kabarettisten Manfred Kempinger („Planet Passau”)
beim Starkbierfest zu
Kohlbruck.
Über Willi Schmöller:„Da
neie Taferl-Bua der CSU.
Der kennt den Feind wie koa
anderer.”
Neue Mitte: „Des hamms
uns ja a nur hingstellt nach
dem Motto: Jetzt zoang ma
eana erst des Greislige, dann
findns des Schiache a sche.”
Wendl & Co.: „Am Rathaus und am Dom, ja da
steht überm Eingangtürl
„Bete und arbeite!„ - „Ora
et labora”. Und da gehst
durch ein barockes Türl.
Und oben, in der WGP, da
steht „Oral et laboral”. Und
da marschierst durchs Hosentürl”.
Schiefe Ebene mit abfallenden Steinbänken am Exerzierplatz: „Überall bauns
schene Gartal- an Japanischen, an Englischen Garten- und was kriagn mir?
Mia sand weltweit die erstn
mit am orthopädischen...”
Viktualienmarkt:
”Mein
Gott, wo sich da Rammelsberger des ausdenkt hat? Da
muss er ja im Sommer im
überhitzten Turm z´lang am
Visionshockerl
gstanden
sein.”
Kabarett mit Kempinger, ,,Planet Passau”, 14./ 15. März, Scharfrichter
Alla Turca und Hellers Magazin
Abschied von Originalen
„Was weg ist, ist nicht mehr
da”, formulierte ironisch
der
Kabarettist
Rudi
Klaffenböck.
Porzellan, Bücher, Postkarten - Passauer Vergangenheit
verschwand in einem Berg
von Bananenkisten. Thomas
Heller jun. (Foto) kehrte dem
Residenzplatz nach 18 Jahren
den Rücken. Er verlegt sein
Kunst- und Antiquitätenladerl ins weltweite Netz.
Keine noch so leckere
Dönerbude ersetzt Ufuk
Kaptan (52) und sein Alla
Turca im Unteren Sand.Nach
21 Jahren ist der türkische
Zauber verklungen, wie die
gleichnamige Mozartsonate.
Photos: Hubert Denk
März 2008
12
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März 2008

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