0.1 Barometrische Höhenformel - Didaktik der Chemie
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0.1 Barometrische Höhenformel - Didaktik der Chemie
0.1 Barometrische Höhenformel Da, wie aus den bisherigen Überlegungen hervorgegeangen ist, Gase kompressibel sind, kann deren Dichte nicht als konstant angesehen werden. Dies hat Konsequenzen auf den Schweredruck der Luft unserer Erde. Es folgt daraus, dass höhere Luftschichten die unteren zusammendrücken. Die Dichte % der Luft ist deshalb eine Funktion der Höhe. % = %(h) Betrachten wir nun allerdings eine unendlich dünne Luftschicht der Dicke dh, h 6 dh 0 Erdoberfläche so kann man innerhalb dieser Schicht die Dichte als konstant ansetzen. Damit ergibt sich über diese Schicht eine Druckänderung von dp = −% g dh (1) Da sich in der Tropossphäre (bis h ≈ 11 · 103 m) das Wettergeschehen der Erde abspielt, kann man davon ausgehen, dass diese Schicht gut vermischt wird und daher die Zusammensetzung der Luft in dieser Schicht konstant ist. Unter dieser Voraussetzung lässt sich nun die molare Masse der Luft (80 % Stickstoff, 20 % Sauerstoff, andere Beiträge, wie Edelgase, seien hier vernachlässigt) berechnen. M (Luft) = 0.8 M (N2 ) + 0.2 M (O2 ) kg = 28.8 · 10−3 mol Die Dichte berechnet sich damit aus der idealen Gasgleichung zu pV = n RT = Mn R T M 1 Mp M = V n RT M Mp %= = Vm RT Vm : molares Volumen von Luft m3 = 2.48 · 10−2 mol bei T = T c = 298 K und p = p−◦ = 1 · 105 Pa Einsetzen in Gleichung (1) ergibt nun Mp g dh RT M dp = − g dh p RT dp = − (2) Temperaturunabhängige Lösung betrachtet man die Temperatur über die Höhe als konstant (T = T c ), was bekanntlich ja falsch ist, ergibt sich folgende Lösung Zp dp M = − g p RT c ◦ p− Zh dh h=0 p ln p ◦ p− p ln −◦ p M g h RT c M = − gh RT c h = − h=0 e... M p(h) = p−◦ e− R Tc g h −% p(h) = p−◦ e − ◦gh ◦ p− barometrische Höhenformel Hieraus ergibt sich nun z.B. der Luftdruck am Mount Everest (h = 8848 m) zu p = 3.65 · 104 Pa Temperaturabhängige Lösung Hierbei muss man sich zunächst Gedanken über den Temperaturverlauf zu machen. Dieser 2 ist in der Tropossphäre linear abnehmend mit der Höhe und in der Stratossphäre konstant 1 T 6 T =T c HH HH H HH H HH H HH H HH T = 227 K - h 0 Tropossphäre 11 km Tropopause Stratossphäre Beschäftigen wir uns mit der Tropossphäre, nur das soll hier behandelt werden, so ergibt sich dT dh = −a wobei sich a aus der Literatur ergibt zu a = 6.5 · 10−3 K m Für den Temperaturverlauf gilt daher ZT Zh dT = −a T =T c dh h=0 T (h) = T c − ah Einsetzen in Gleichung (2) führt nun zu Zp dp Mg = − p R ◦ p− 1 dh T c − ah h=0 p ln p Zh ◦ p− Mg = − R 1 ln (cT − a h) −a 1 R. Lux, Institut für Luftfahrt, TU Dresden; URL http://www.ifl.tu-dresden.de/fach/pdf/ad kap12.pdf 3 h h=0 ln Mg p = ln (cT − a h) − ◦ p aR M g p T c − a h aR = p−◦ T c p(h) = p−◦ ah 1− T c g M aR h e... h=0 barometrische Höhenformel (temperaturabhängig) Hieraus ergibt sich nun der Luftdruck am Mount Everest (h = 8848 m) zu p = 3.26 · 104 Pa also etwa 10 % geringer als bei der temperaturunabhängigen barometrischen Höhenformel. p Pa 105 1.0 6 0.8 0.6 temperaturunabhängig 0.4 1 temperaturabhängig ? 0.2 - 0 2 4 6 Abbildung 1: Höhenabhängigkeit des Luftdrucks So nun zur eigentlichen Frage 4 8 10 h 103 m 1 Druckabhängigkeit der Siedetemperatur des Wassers Hierzu ist es wichtig die Clausius Clapeyron’sche Gleichung − ◦ ∆Hvap p(T1 ) ln = p(T0 ) R 1 1 − T0 T1 Gleichung von Clausius Clapeyron näher zu betrachten. Diese geht aus der Betrachtung des Phasengleichgewichts reiner Stoffe hervor. Eine weitere Herleitung sei hier nicht gegeben. Diese geht aus einschlägigen Lehrbüchern sowie ausführlich aus 2 hervor. Setzt man nun hier die Siedebedingung Eine Flüssigkeit siedet, wenn ihr Dampfdruck gleich dem Umgebungsdruck ist. ein, so ergibt sich − ◦ ∆Hvap p(T1 ) 1 1 ln −◦ = − p R Tb T1 1 1 R p(T1 ) − = ln − ◦ Tb T1 ∆Hvap p−◦ 1 1 R p−◦ = + ln − ◦ T1 Tb ∆Hvap p(T1 ) −1 1 R p−◦ T1 = + ln − ◦ Tb ∆Hvap p(T1 ) kJ − ◦ Mit ∆Hvap = 40.6 mol und der Siedetemperatur Tb = 373 K bei Standardbedingungen ergibt sich damit für die Siedetemperatur von Wasser am Mount Everest zu 346.3 K temperaturunabhängige T1 = barometrische Höhenformel 343.6 K temperaturabhängige Da nun aber der tatsächliche Luftdruck am Mount Everest vom tatsächlichen Luftdruck auf Meereshöhe und nicht von einem genormten Standardluftdruck p−◦ = 105 Pa abhängt, 2 W. Häfner, Physkalische Chemie für Lehramtsstudierende, Thermodynamik, Elektrochemie und Kinetik, Vorl. Skriptum, Universität Bayreuth PC II, 2002. 5 ist die Siedetemperatur natürlich abhängig von den Wetterbedingungen. Bei einem Tiefbzw. Hochdruckgebiet kann der Luftdruck durchaus um ±10 % variieren. Dies führt zu Änderungen der Siedetemperatur im Bereich von Graden. Es ist deshalb an dieser Stelle nicht möglich zu entscheiden, liegt die Siedetemperatur aktuell ober- oder unterhalb von 70 ◦ C. 6