Sport. - Maxheinzer – Schweizer Spitzenfechter
Transcrição
Sport. - Maxheinzer – Schweizer Spitzenfechter
Sport. | Montag, 17. Oktober 2011 | Seite 22 Bodybuilder lassen Muskeln spielen Steingruber verpasst eine Medaille Basel. An den Schweizer Meisterschaften im Bodybuilding im ausverkauften Saal des Basler Kongresszentrums präsentierten am Samstagabend Muskelmänner (und -frauen) dem Publikum ihre Körper. Seite 15 Tokio. Die Schweizer Kunstturnerin Giulia Steingruber belegte an den Weltmeisterschaften in Tokio in ihrer Paradedisziplin, dem Sprung, den guten fünften Rang. Für eine Medaille hat es ihr knapp nicht gereicht. Seite 17 Der Respekt der Adler Bei Benfica wird die Partie Basel als die wichtigste in der Champions League angesehen Rahmen folgt Fink zum HSV Carlos Bernegger übernimmt beim FC Basel die U21 Von Christoph Kieslich Von Christoph Kieslich Basel. Auch den Weg nach Portimao Basel. Am Sonntagvormittag einigte sich hat Jean-Pierre Gerosa nicht gescheut. Am Freitagabend hat der Scout im Auftrag des FC Basel den Pokal-Match von Benfica Lissabon an der Algarve unter die Lupe genommen. Dabei wird es ihm änhlich gegangen sein wie einem Emmisär von Benfica, der sich Schötz gegen den FCB angeschaut hat: Viel zu sehen gab es nicht. Weil die beiden Mannschaften wenig mit denen zu tun hatten, die morgen in Basel (20.45 Uhr/SF2) in der Champions League aufeinandertreffen werden. Nur die Innenverteidiger Luisão und Garay sowie der Offensive Bruno Cesar spielten beim souveränen 2:0-Erfolg über das klassentiefere Portimonense. Das Urteil von «Gerry» Gerosa stand schon vorher fest: «Dieses Benfica muss man in einem Heimspiel selbst unter Druck setzen.» Fünf Benfica-Spiele hat Gerosa für den FCB seziert. Das Heimspiel gegen Twente in der Champions-League-Qualifikation (3:1) und das 2:2 in der Meisterschaft bei Meister Porto auf DVD. Bei der Partie gegen Galati in Bukarest, wo Benfica mit einem 1:0-Sieg mit dem FCB in der Champions League gleichzog, beim jüngsten 4:1-Heimsieg in der Liga Zon Sagres über den Tabellenvorletzten Paços de Ferreira sowie in Portimao war Gerosa vor Ort. Aus dem Trapattoni-Stab Der 45-jährige Tessiner ist vor einem Jahr zum Späherteam von FCB-Chefscout Ruedi Zbinden gestossen, und mit Debrecen in der Champions-LeagueQualifikation fing es an. Thorsten Fink wusste, von wem er Input für seinen Matchplan bekam: Gerosa gehörte zum Trainerstab von Giovanni Trapattoni in Salzburg – nebst Lothar Matthäus und Fink. Für den FCB beobachtet Gerosa vor allem auf dem internationalen Parkett; für Trapattoni tut er das seit acht Jahren und deshalb aktuell auch für Irlands Nationaltrainer. Gerosas nicht überraschende Benfica-Analyse: eine gute Mannschaft mit technisch sehr guten Individualisten. Von denen hat es reichlich. Der baumlange Captain Luisão im Abwehrzentrum. neben ihm der zur grossen argentinischen Fraktion zählende Garay, die Hauptlast bei der Spielauslösung tragend. Davor lenkt der Stratege Javi Garcia und wirbelt der offensivere Belgier Witsel. Vorne kommen die Adler mit der Wucht des jungen Gaitán sowie des alternden Aimar. Er rotiert mit Landsmann Saviola, einst auch eine Ausnahmeerscheinung. Die einsame Spitze gibt der Paraguayer Oscar Cardozo mit imponierender Quote (siehe rechts). Fast alle sind sie Nationalspieler, aktuelle oder ehemalige, und was ebenso bemerkenswert ist: Portugiesen sitzen bei Benfica nur auf der Auswechselbank. Ausnahmeerscheinung. Gealtert, aber immer noch ein hinreissender Techniker ist der Argentinier Pablo Aimar. Foto Keystone «Sie versuchen wie Barcelona zu spielen: mit viel Ballbesitz, über das Zentrum und mit Doppelpässen», charakterisiert Gerosa Benficas Spiel. Starke Aussenverteidiger hat Benfica, von denen Maxi Pereira – mit Uruguay im WM-Halbfinal und zuletzt SüdamerikaChampion – sehr offensiv ist. Auf der rechten Seite muss der FCB sehr aufmerksam sein», sagt Gerosa, «aber es könnten dort auch Räume entstehen.» Auf eine Pizza mit Vogel Gestern am späten Nachmittag traf Gerosa in Basel ein, ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Thorsten Fink die Stadt Richtung Hamburg verliess, und traf sich mit Heiko Vogel. Bei einer Pizza präsentierte der Scout dem neuen Chefcoach seine vertieften Erkenntnisse über den seit 15 Spielen ungeschlagenen Gegner. In Lissabon wird der FC Basel als der diffizilste Gegner in Gruppe C taxiert. Und das 3:3 vor drei Wochen in Manchester hat in der Hauptstadt zusätzlich mächtig Eindruck hinterlassen. Dass der FCB in jüngster Vergangenheit zweimal chancenlos war gegen den Lokalrivalen Sporting, davon wollen sie sich in der portugiesischen Hauptstadt keinen Sand in die Augen streuen lassen. Trainer Jorge Jesus macht vor der Abreise in die Schweiz klar, was er von seiner Mannschaft erwartet: «Das Wichtigste für Benfica ist, Respekt zu zeigen.» 2009 ist der 57-jährige Jesus von Braga zu Benfica gestossen. Zwei Systeme praktiziert er mit dem Team: ein 4-1-3-2 und ein 4-2-3-1 für die schwieriger erscheinenden Aufgaben, vor allem auswärts. Dort, heisst es, trete Benfica zuweilen eine Spur vorsichtiger auf als daheim. Benfica Lissabon Cardozo (PAR/28/44/22) Bruno César (BRA/22/4/1) Aimar Gaitán (ARG/31/70/9) (ARG/23/19/2) Javi Garcia Witsel (SPA/24/38/2) (BEL/22/32/8) Emerson Maxi Pereira (BRA/25/26/0) (URU/27/42/4) Luisão (BRA/30/78/7) Garay (ARG/25/14/0) Artur (BRA/30/20/–) Mögliche Startelf; in Klammer Nationalität, Alter, Anzahl Europacupspiele und Tore Patrick Rahmen auf eine Vertragsauflösung mit dem FC Basel, am frühen Abend sass er an der Seite von Thorsten Fink bereits am EuroAirport, um nach Hamburg zu entschweben. Heute um 11.00 Uhr wird Fink beim Hamburger SV als neuer Cheftrainer offiziell vorgestellt und der bisherige U21-Coach des FC Basel als sein Assistent. Finks neuer Heiko Vogel quasi, der in Basel interimistisch die Mannschaft führt. Als Finks Abwerbung durch den HSV sich vorige Woche zuspitzte, war Rahmen noch als Interimslösung für das Fanionteam in Erwägung gezogen worden. «Der Verein wollte unbedingt Heiko Vogel behalten», schilderte Fink gestern kurz vor Patrick Rahmen. dem Abflug. Damit schied Finks langjähriger Weggefährte für Hamburg aus, und Fink setzte auf Rahmen, den er in zweieinhalb Jahren enger Zusammenarbeit zu schätzen lernte: Carlos Bernegger. «Er kennt meine Philosophie, er ist unheimlich loyal und ein guter Arbeiter», so Fink, «es war mein Wunsch, dass er mich begleitet, und ich bin dem FCB dankbar, dass er keine Steine in den Weg gelegt hat.» Der FCB wollte Rahmen, der 2010 schon einmal mit dem HSV flirtete, halten und bot ihm eine längerfristige Vertragsverlängerung an. Doch der 43-Jährige, der in den 80er-Jahren in Rotblau stürmte, seit 2003 im Nachwuchsbereich beim FCB arbeitete und mit der U21 in der fünften Saison stand, sieht in der Bundesliga seine Chance und eine grosse Herausforderung: «Wenn man unter Thorsten Fink Assistent ist, dann bleibt man Trainer und ist nicht der Hütchen-Aufsteller.» St.-Jakob-Park fast ausverkauft Die U21 beim FCB übernimmt Carlos Bernegger. Der 43-jährige schweizerisch-argentinische Doppelbürger ist ein hoch angesehener Ausbildner, kam 2008 von den Grasshoppers zum FCB und ist als Leiter Formation Vorgesetzter sämtlicher Nachwuchstrainer. Der FCB setzte sich im Cup locker mit 5:1 beim FC Schötz durch und trifft in den Achtelfinals auswärts auf Wil. Die Champions-League-Partie gegen Benfica Lissabon am Dienstag ist fast ausverkauft: Rund 1000 der 36 000 in den Verkauf gelangten Tickets sind noch zu haben. Seiten 20, 21 Nach 29 Jahren hat das Warten ein Ende An der Fecht-WM in Catania gewann das Schweizer Team am Samstag die Bronzemedaille Catania. Die Schweizer Degenfechter konnten bei der WM in Catania (It) eine zweite Bronzemedaille gewinnen. Nach Fabian Kauter schaffte auch das Team mit Kauter und den Fechtern der FG Basel Max Heinzer, Benjamin Steffen und Florian Staub dank eines 15:14-Erfolges im Gefecht um Platz 3 gegen Südkorea den Sprung aufs Podest. Den entscheidenden Punkt holte Heinzer. Der Schwyzer, der im Einzel die Erwartungen nicht hatte erfüllen können, war als jeweiliger Schlussfechter die überragende Figur im Team der Schweizer. Die einzige Niederlage kassierte die Schweiz im Halbfinal gegen Ungarn (22:45). Gegen das erfahrene osteuropäische Team verkaufte sich das eidgenössische Quartett unter Wert. Es unterliefen den Schweizern zu viele technische und taktische Fehler. Schon früh lagen sie vorentscheidend zurück. Dass sich Heinzer dabei auch noch am Fuss verletzte, passte zum völlig verunglückten kollektiven Auftritt. Dank des Einsatzes des Physiotherapeuten konnte Heinzer gegen Südkorea auflaufen. Weil er aber stark handicapiert war, entschieden sich die italienischen Nationalcoachs Angelo Mazzoni/ Gianni Muzio im Kampf um Platz 3 für eine passive und damit kräfteschonende Taktik. Entscheidung in der Zusatzminute So stand es nach fünf von neun Kämpfen 1:0. Erst zum Schluss wurden die Schweizer gegen die traditionell abwartenden Südkoreaner aktiver. Den entscheidenden Treffer zum 15:14 in der Zusatzminute machte ausgerechnet der angeschlagene Heinzer. Schon bevor er die siegbringende «Touche» gegen die Südkoreaner ansetzte, war Heinzer mehrfach entscheidend in Szene getreten. Dem 24-jähri- gen Weltranglisten-Achten verdankte das Team den Vorstoss unter die letzten vier zu einem grossen Teil. Denn nach dem souveränen Auftaktsieg gegen Brasilien war die Schweiz jeweils bis zuletzt gefordert worden. Den Weltmeister ausgeschaltet Im Achtelfinal gegen den letztjährigen WM-Zweiten USA ging Heinzer mit einem knappen Rückstand ins letzte Duell mit Weston Kelsey. Dank des 16:10 in den letzten drei Minuten sprang am Ende doch noch ein klarer 31:26-Erfolg heraus. Und auch im Viertelfinal gegen Italien war es Heinzer, dem die entscheidenden Punkte zum 36:33 gelangen. Dabei behielt er im Schlussgefecht gegen den frisch gekürten Einzel-Weltmeister Paolo Pizzo die Oberhand, Pizzo, der im Einzel-Halbfinal am Mittwoch Fabian Kauter bezwungen hatte. Leistungssportchef Gabriel Nigon zeigte sich sehr zufrieden mit den Schweizer Leistungen in Sizilien, und dies nicht nur wegen der Medaillen: «Auch Tiffany Géroudet und Simone Näf haben gut gefochten. Bei den Männern hatten wir drei starke Fechter im Hauptfeld und haben einen durchgebracht.» Besonders freute ihn aber der Podestplatz der Männer-Mannschaft, erst der siebte seit den ersten Weltmeisterschaften 1937. Vor 29 Jahren hatte letztmals eine Schweizer MännerMannschaft eine Medaille gewonnen. 1982 in Rom ging die silberne Auszeichnung an das Quintett Daniel Giger, Olivier Carrard, Gabriel Nigon, Patrice Gaille und Michel Poffet. Bis auf Poffet, der inzwischen Sportlehrer ist, sind heute alle beim Schweizerischen Fechtverband tätig. Nigon eben als Leistungssportchef, Giger als Teamchef der Männer, Gaille als Teamchef der Junioren und Carard als Präsident. SI Die Erlösung. Max Heinzer behielt gegen Korea die Nerven und sicherte den Schweizern eine Medaille. Foto Keystone