„Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht

Transcrição

„Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
SoSe 2004
Seminar: Multimedia im Deutschunterricht
Dozent: Dr. M. Gans
„Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht
- Anregungen für ein Projekt mit SchülerInnen der Sek. I Hauptschule: „Klassenbücherei“
Abgabe: 25.10.2004
Tabea Rügamer
Brunnenstr.30
71384 Weinstadt
Tel.: 07151 / 20 87 30
E-mail: [email protected]
1
Inhalt
1
Inhalt ................................................................................................ 2
2
Internet im Unterricht ........................................................................................................... 3
3
4
2.1
„Lost in Hyperspace?“ .................................................................................................... 3
2.2
Hypertext: Grundbegriffe................................................................................................ 3
2.3
Chancen ......................................................................................................................... 4
2.4
Schwierigkeiten .............................................................................................................. 5
2.5
Ein schwieriges Lernziel................................................................................................. 5
2.6
Arbeitsschritte der Internetrecherche............................................................................. 6
Internetrecherche im Literaturunterricht............................................................................ 7
3.1
Aufgaben des Deutschunterrichts.................................................................................. 7
3.2
Literatur und Internet...................................................................................................... 7
3.3
Internetliteratur ............................................................................................................... 7
Didaktische Überlegungen für die Umsetzung in der Sek. I ( H a u p t s c h u l e ) ........... 11
4.1
Schrittweise ins Netz.................................................................................................... 11
4.2
Projekt: Klassenbücherei ............................................................................................. 13
4.2.1
1.Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit Arbeitsblatt zu Buchrezensionen....... 14
4.2.2
2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe
einer Word-Arbeitsanweisung............................................................................................... 15
4.2.3
3. Schritt: Suche in einem alphabetischen Webverzeichnis, einem „Buchbasar“
mit Buchrezensionen von Kindern ........................................................................................ 16
4.2.4
4. Schritt: Auf mehrere Internetseiten erweiterte Suche zum Autor.................... 17
4.2.5
Zusammenfassendes zum Projekt ...................................................................... 18
5
A b s c h l i e ß e n d e A n m e r k u n g e n ................................................................................ 20
6
Glossar................................................................................................................................. 21
7
Q u e l l e n .............................................................................................................................. 22
2
2
2.1
Internet im Unterricht
„Lost in Hyperspace?“
Diese Frage lässt sich, zumindest bei den ersten Suchgängen nach Informationen im weltweiten,
unendlichen Datennetz, meistens bestätigen. Frust, hierbei, wird jedem bekannt sein, ausgelöst
durch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit angesichts der unüberblickbaren Datenfülle. Das
unendliche Informationsangebot, viele Auswahlmöglichkeiten, ein unübersichtlicher Aufbau
mancher Seiten, genauso wie deren uneinheitliche Gestaltung, erschweren die Suche und
überfordern häufig selbst den Lehrer. Die Beschäftigung mit dem Thema Internetrecherche, für
die Unterrichtsvorbereitung im Fach Deutsch, ist daher sehr sinnvoll - dennoch ist sie nicht
Thema dieser Ausarbeitung. Diese setzt Kenntnisse im Bereich der Internetrecherche und des
Internets voraus (einige Grundbegriffe werden im Glossar erklärt und können hier
nachgeschlagen werden) und konzentriert sich darauf, an konkreten Beispielen, Schritte zur
Internetrecherche im Unterricht
zu zeigen, bezogen auf eine
Umsetzung
Deutschunterricht
in
den
der
http//:www.zum.de/internetkurs
Online-Internetkurs
auf dem Bildungsserver der
ZUM Internet e.V.
Zum Thema Internet:
Entstehung, Dienste
Sehr gut gegliedert,
verständliche Sprache
Hauptschule Sekundarstufe I.
2.2
Hypertext: Grundbegriffe
Doch was meint die Frage „Lost in Hyperspace?“ und woher kommt das Phänomen der
Orientierungslosigkeit im Internet? An dieser Stelle eine kurze Einführung nach Krumme und
Lakemper1:
Die konstitutiven Elemente eines Hypertextes sind die Nodes (Knoten) und die Links
(Verbindungen). Ein Knoten innerhalb eines Hypertextes ist eine Information, die beliebig
übermittelt sein kann: durch Text, Bild oder Ton. Besteht ein Knoten aus allen dreien - ist also
multimedial - so nennt man ihn Hypermedia und nicht mehr Hypertext, denn er setzt sich nun aus
verschieden Medienbeiträgen zusammen. Die Knoten, welche als Basiseinheiten des
Hypertextes zu verstehen sind, werden durch Links miteinander verbunden. Die Vernetzung ist
kennzeichnende Neuerung gegenüber den gedruckten Medien. Hyperspace meint also einfach
den imaginären Raum zwischen den Dokumenten des WorldWideWeb, die diesen durch Links
1
Krumme / Lakemper 1998, S.140ff.
3
durchqueren. Um den Hypertext oder das Hypermedia-Dokument auf dem Computer darstellen
zu können wird ein spezielles Computerprogramm, der Browser benötigt. Das englische „to
browse“ heißt schmökern und weist auf die neue Lesart hin: nicht linear von Anfang bis Ende,
sondern sprunghaft, assoziativ den Links folgend. Rosello beschreibt überspitzt, wie hierdurch
das Phänomen der Orientierungslosigkeit, bekannt unter „getting lost in hyperspace“, entsteht:
In hypertextual environments, the slightest impression that we are losing control of the overall structure may
trigger a reaction of panic, a feeling that one can never get back to where one was. This panic is a tell-tale sign
of an overwhelming desire for the spatial organization printed matter has forces us to be familiar with: the
origin/beginning – versus – end/conclusion system.2
Der Leser weiß häufig nicht, im Gegensatz zu linearen Texten, an welcher Stelle des Dokuments
er sich befindet. Auch innerhalb eines Internetauftrittes, der aus mehreren verlinkten Seiten
besteht, kann es schwer sein, die Übersicht zu bewahren.
Die Hypertextstruktur ist ein Hauptmerkmal des „neuen“ Mediums Internet. Wie jedes neue
Lernmittel und jedes neue technische oder elektronische Medium, hat auch das Internet
Möglichkeiten eröffnet und gleichzeitig die Benutzer vor neue Herausforderungen gestellt.
2.3
Chancen
Was sind allgemein die Vorzüge der Informationsbeschaffung aus dem Internet?
Warum stellt das Internet für den Unterricht ein attraktives Lernmittel dar?
• Menge und Vielfalt an Informationen
• schneller, günstiger, bequemer Zugang zu Informationen
• Aktualität der Informationen
• Multimediale und interaktive Aufbereitung
• Die Vernetzung erleichtert es, tiefer in Wissensgebiete einzudringen.
• neue Kommunikationsmöglichkeiten in alle Welt
• Erreichen von Öffentlichkeit
• Dies alles scheint ein selbstständiges Lernen durch selbstständige Informationsbeschaffung zu
ermöglichen.
2
Rosello 1994, S.139
4
2.4
Schwierigkeiten
Welche Probleme ergeben sich aus den neuen internetspezifischen Möglichkeiten?
• Fülle an Informationen führt Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit.
• Technische Voraussetzungen
• unberechenbare Probleme mit der Computertechnik führen zu Unsicherheit und Hilflosigkeit
• Überprüfbarkeit von Glaubwürdigkeit und Qualität
• Informationen sind nicht didaktisch sinnvoll aufbereitet (Bsp.: Sprache).
Nun hat Rosello das Gefühl der Orientierungslosigkeit im Netz bereits vor einem Jahrzehnt
beschrieben (s. Zitat oben) und seitdem wurde daran gearbeitet, dem entgegen zuwirken und die
Nutzung des Internets zu erleichtern: Programme, wie der Internetexplorer haben hilfreiche
Werkzeuge zur Verfügung gestellt, ein einheitlicher Aufbau der Seiten und der Ausbau und die
Weiterentwicklung der Suchmaschinen gehören dazu. In den letzten zehn Jahren wurde auch in
den Bereichen Schule und Bildung sehr viel über das Internet diskutiert, da darin große Chancen
für ein selbstständiges Lernen gesehen wurden. Die Diskussionen darüber, genauso wie
anfänglicher Enthusiasmus und Widerwille haben sich gelegt, nachdem man versuchte das
Internet in den Schulalltag zu integrieren (z.B. durch die Initiative Schulen ans Netz).
2.5
Ein schwieriges Lernziel
Schülern das Suchen beizubringen, ist eine schwere Aufgabe, denn jede Suche ist letztlich nicht
didaktisierbar, schließlich ist es kennzeichnend für eine Suche, dass man den Weg nicht kennt,
weswegen sie selten gleich verläuft. Dass eine Suche darum auch weniger erfolgreich enden
kann, und von Schüler zu Schüler unterschiedlich verläuft, ohne das dies etwas mit seinen
Fähigkeiten zu tun haben muss, sollte bei jeder Suche im Bewusstsein der Schüler und des
Lehrers bleiben. Recherche nach Informationen ist, meine ich, ein hohes Lernziel: ob im Internet
oder in einer Bibliothek erfordert sie hohe Kompetenzen (sprachliche Kompetenzen,
Selbstdisziplin, Umgang mit Misserfolg, etc.).
Dieses Lernziel ist nur schrittweise zu erreichen – es muss langsam an Suchstrategien
herangeführt werden. Auch wenn eine Suche nicht im eigentlichen Sinn didaktisierbar ist, so gibt
es doch Suchstrategien, die zur Orientierung und zum Erfolg verhelfen können.
5
2.6
Arbeitsschritte der Internetrecherche
In welche Schritte lässt sich die Internetrecherche didaktisch sinnvoll aufgliedern?
In untenstehender Tabelle3 sind die benötigten Kompetenzen auf Seiten der Schüler beschreiben
und wie der Lehrer Hilfestellungen hierfür geben kann.
Arbeitsschritte
Anforderungen
SchülerInnen:
(1.) Recherche
• Abstraktionsvermögen
• Ablenkung widerstehen
• Konzentrationsfähigkeit
• Arbeitsdisziplin
• Trennung von wertvollem
und wertlosem Material
(2.) Auswahl
(Selektion,
Beurteilung)
erste
an
Unterstützende Maßnahmen
von Seiten der LehrerInnen:
•
Präzise
formulierte
Aufgabenstellung
• Saubere Begrifflichkeit
•
Zerlegung
in
einzelne
Arbeitsschritte
•
Vermittlung
von
Wertungsfähigkeiten
• Technische Kompetenz
(3.) Archivierung
(4.)
Zusammenfassung,
Neuformulierung
• Gewissenhaftigkeit
• Auf- und Nachbereitung
des
Materials
(kein
Copy&Paste)
• Fähigkeit zur Reduktion
• Training zum Umgang mit
Texten
• Reflexion über Inhalte
• Prozess des Lernen als
Unterrichtsgegenstand
• Darstellungskompetenz
(5.) Präsentation der
Ergebnisse
• Methodentraining
Auf die Tabelle mit den einzelnen Arbeitschritten der Internetrecherche im Unterricht werde ich
unter 4 genauer eingehen.
3
vgl: Reinhard-Haug, Petra: Handout zu „Workshop Umgang mit dem Internet“ Ph-LB 2001
6
3
Internetrecherche im Literaturunterricht
Wo liegen die Aufgaben des Deutschunterrichts?
Wo sind Chancen für den Literaturunterricht?
3.1
Aufgaben des Deutschunterrichts
Als zentrale Aufgabe des Deutschunterrichts in der Hauptschule nennen die Bildungsstandards
die Entfaltung der sprachlichen Fähigkeiten um geistige Entwicklung und Welterschließung zu
ermöglichen. „Neben gedruckten Texten wächst die Bedeutung elektronischer
Medien. Die Menge und Vielfalt verfügbarer Texte wird immer größer; Jugendliche müssen
lernen, selbst auszuwählen und zu bewerten.“4 Bei der Vermittlung von Medienkompetenz („zu
einem selbstbestimmten und kreativen, aber auch kritischen Gebrauch der elektronischen
Medien
als
Informations-,
Kommunikations-,
Lern-
und
Ausdrucksmittel“)
soll
der
Deutschunterricht die Funktion eines Leitfaches übernehmen.5
Hierin begründet sich das Thema Internetrecherche im Deutschunterricht. Doch wo finden sich
Anknüpfungspunkte für den Literaturunterricht?
3.2
Literatur und Internet
Zum Thema
„Internetliteratur im Deutschunterricht“ hat Kepser6 einen interessanten Aufsatz
veröffentlicht, in dem er unterschiedliche Formen der Internetliteratur vorstellt, dazu Verweise auf
entsprechende,
beispielhafte
Literatur
oder
Internetseiten,
sowie
Vorschläge
für
die
Unterrichtspraxis. Zunächst grenzt er den Begriff ein, indem er gegenseitige Bezüge von Literatur
und Internet vorstellt, die nicht unter dem Begriff „Internetliteratur“ zu verstehen sind: es ist keine
Literatur über das Internet, genauso wenig wie fiktionale Literatur, welche das weltweite Netz
zum Thema hat. Für fiktionale, ambitionierte Kinder- und Jugendliteratur aus dem letzten Bereich
gibt er zwei Beispiele:
Gillian Cross’ „Auf Wiedersehen im Cyberspace (1996 / 2000) und
Dietmar Röslers „Störtebeker im Netz. Eine Science Fiction?“ (1997).
3.3
Internetliteratur
Als Internetliteratur beschreibt er Texte, „[…] bei denen das Netzt der Netze zur Produktion,
Distribution und/ oder Rezeption tatsächlich benutzt wird.“7 Als weiteres Kennzeichen sollte der
Text aus Schriftsprache bestehen mit dem Bezugssystem der Fiktion. Ohne die letzte
Eingrenzung wären alle Internetangebote Internetliteratur, da alle Daten, die zwischen Rechner
und Rechner über das weltweite Netz ausgetauscht werden, aus Zeichen bestehen, wozu sich
beispielsweise auch Programmcodes zuordnen lassen, welche dem Computer Anweisungen
geben.
4
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2004, S.2
Vgl.: Ebda. S.5
6
Vgl.: Kepser 2000, S.107-124
7
Ebda. S.109
5
7
Bei Internetliteratur beobachtet Kepser drei Phänomene:
3.3.1 „Fiktionale Literatur, die über das Internet verbreitet wird und die ansonsten keine
intendierten
medienspezifischen
Besonderheiten
aufweist
(Literaturarchive,
Ezines
und
Newsgroups).“8
Der Vorteil des Internets, kostengünstig Texte zu vertreiben und zu veröffentlichen wird hier
genutzt. Mit Schülern könnte man beispielsweise im Literaturarchiv des Projekts Gutenberg (s.
rechter Kasten) weitere Gedichte (aufgrund der Textlänge vorteilhaft) zum bereits behandelten
Autor recherchieren.
Anschließend soll eine begründete und kommentierte „Hitliste“ zu den
Werken des Autors erstellt werden. Newsgroups und E-zines ermöglichen unbekannten
Hobbyautoren,
entsprechend
auch
Schülern, ihre literarischen
http://gutenberg.spiegel.de/index.htm
Literaturarchiv auf Spiegelonline
Texte zu veröffentlichen und
1994 entstandenes
Freizeitprojekt.
Textsammlung aller Art
(Autorenbiog., Gedichte,
Erzählungen, Romane)
Einfacher Aufbau nach Genres und
Alphabet
zur öffentlichen Diskussion
ins Netz zu stellen.9
http://www.schulweb.de
ezine
Subportal des Deutschen
Bildungsserver
Webring und Links zu Schülerzeitungen
(Außerdem: Schulradio, Links, Schulmaterialien,
Chat, Foren, Mailingliste, etc.)
übersichtlich
aufgebaut,
aktuell
3.3.2 „Literatur, die die Möglichkeiten der Seitenbeschreibungssprache HTML und die
Programmierwerkzeuge „Java“ bzw. „Java-Script“ ästhetisch nutzt, aber keine Online-Verbindung
zur Produktion oder Rezeption voraussetzt (Schein-Internetliteratur).“10
Mit den computerspezifischen Ausdrucksmitteln wollen Autoren eine neue experimentelle Art der
Literatur schaffen, welche letztlich kaum Neuerungen gegenüber der bekannten Literatur (wie
visuelle Poesie) hervorbringt. Hierzu gehört die sogenannte Hyperfiction: in fiktionale Texte
werden zu entsprechenden Schlüsselwörtern Links integriert. „Hyperfiction lebt u.a. von einer
Ästhetik des „Was steckt dahinter?“.“11 Indem die Hyperlinks einer solchen Textseite unter dieser
Fragestellung genauer betrachtet werden kann dieses Prinzip im Unterricht deutlich gemacht
werden. Wichtig ist, dass eben nicht sofort „geklickt“ wird, sondern schriftlich allein Hypothesen
entwickelt werden.12 Die Schwierigkeit bei der Rezeption bleibt folgende: „Hypertexte verführen
zu einer flüchtigen Rezeption, denn das bloße Vorhandensein eines Hyperlinks baut Spannung
8
Ebda, S.109
Vgl.: ebda. S.109ff.
Ebda. S.109
11
Ebda. S.117
12
Vgl. Wichert 1997, S.126
9
10
8
auf, die gerade bei anspruchsvollen Hyperfictions oft größer ist als diejenige, die der gerade
aufgerufene Text erzeugt.“13
Da eine Rezeption dieser Art der Internetliteratur auch ohne Online-Internetverbindung möglich
ist (indem die Seiten auf den Rechner gespeichert werden) bezeichnet sie Kepser als „ScheinInternetliteratur“.
Hier möchte ich darauf hinweisen, dass die internetspezifische Hypertext-Struktur eines Textes,
mittlerweile selbst mit dem allgemein genutzten Textverarbeitungsprogramm MicrosoftWord
gelesen und erstellt werden kann. Schüler können so, auch ohne Internet, Texte in der
internettypischen, neuen Hypertextstruktur lesen und, um diese besser zu verstehen, selbst
verlinkte Texte erstellen.
3.3.3 „„Echte“ Internetliteratur, die die Ästhetik des neuen Mediums literarisch fruchtbar macht.“14
Diese Literaturform erfordert das Internet und eine Online-Verbindung. Die Autoren nutzen die
internetspezifischen Möglichkeiten, welche sind: die schnelle Aktualisierbarkeit, die Möglichkeit
der weltweiten Vernetzung, die zweiseitige Kommunikationsmöglichkeit.
„Work in Progress“,
„Collaborative Writing“, Hyperfictions mit Links ins globale Netz und “Multiuser Dungeons/
Dimensions” (MUDs) zählt Kepser zur echten Internetliteratur. Ich werde auf diese Formen nicht
genauer eingehen. Allerdings bieten „Work in Progress“-Projekte eine gute Möglichkeit Autoren
beim Schreibprozess über die Schulter zu schauen. Produktion und Rezeption, Autor und
Rezipient sind hier durch das Internet eng verwoben.15
Nino
Moritz
stellt
das
Thema
„Literatur
im
Internet“
ebenfalls
bezogen
auf
seine
Unterrichtstauglichkeit vor. Er gibt Ideen für Unterrichtsmodule (Jahrgangsstufe 11-13), die sich
mit den unterschiedlichen Bereichen der Internetliteratur befassen: Internetlyrik, Konkrete Poesie,
Lyrikgeneratoren, welche er aufgrund der Textlängen für den Einsatz im Unterricht bevorzugt. Bei
Internetprosa komme neben dem zeitlichen Aufwand, das Problem hinzu, dass die Texte häufig
nicht jugendfrei sind. Allerdings gibt er ein einfaches, kurzes Beispiel einer Hyperfiction für Kinder
von Franziska Schröder: „Was nun Tim?“ (auch über www.textgalerie.de). Der fiktionale
Hypertext lässt sich gut mit Schülern der Sekundarstufe I behandeln, stellt somit eine Rarität
dar.16
Dahingegen sind die Vorschläge Kepsers, die die neuen Formen der Literatur im Unterricht
bearbeiten, zwar sehr empfehlenswert, sind allerdings für die Sekundarstufe I der Hauptschule
zu anspruchsvoll. Leider finden sich für den Einsatz des Internets im Literaturunterricht meistens
allein Anregungen, die für die Sekundarstufe II oder gar die gymnasiale Oberstufe geeignet sind.
13
Kepser 2000, S.117f.
Ebda. S.117
15
Vgl.: ebda. S.120ff.
16
Vgl.: Moritz 2003, S.199.
14
9
Im Folgenden werden Möglichkeiten der Verbindung von Internetrecherche im Literaturunterricht
der Sek. I betrachtet.
10
4
Didaktische Überlegungen
S e k . I (Hauptschule)
4.1
für
die
Umsetzung
in
der
Schrittweise ins Netz
Die Praxis zeigt, dass die freie, ungelenkte Internetrecherche SchülerInnen der Sekundarstufe I
weit überfordert. Das Internetforum „Learn-line“ (Landesbildungsserver von Nordreihnwestfalen)
bietet eine gut strukturierte Einführung zur Internetrecherche im Unterricht. Nach ihren
Erfahrungen sollte „[…] die
Nutzung von Suchdiensten
erst in der Sekundarstufe 2
systematisch
http://www.learn-line.nrw.de/angebote/recherchieren/
Learn:line des
Landesinstituts für Schule NRW
Großes Internetportal zur Schule
mit Foren, aufbereiteten Themen,
Linklisten, etc.
Sehr gut, aber
viel (nicht ganz so
übersichtlich).
"trainiert"
werden, da die Schüler vorher kaum zu einem kritischen Umgang mit der Informationsfülle in der
Lage sind. Insbesondere bei größeren Projekten empfiehlt es sich, den eigentlichen RechercheVorgang zumindest teilweise aus dem Unterricht auszulagern und in die Hausaufgaben zu
verlegen.“17
Auch Ute Fenske, Autorin einiger Aufsätze und Unterrichtshilfen zu Computer und Internet im
Unterricht, bestätigt die Zeitproblematik. Allerdings hält sie es für sinnvoll, die SchülerInnen
bereits ab der 5./6. Jahrgangsstufe schrittweise (siehe links unten) an die Internetrecherche
heranzuführen: „[…] Die Internetrecherchen [sollten] von der Lehrperson unbedingt gut
vorbereitet werden. Die Schülerinnen sollen hier das Gefühl bekommen, dass sich eine gezielte
Such im Netz auch Lohnt und kein Frust entsteht, weil keine erfolgreichen Suchergebnisse zu
bekommen sind.“18
• spezielle Suchmaschinen für Kinder und
In der Sekundarstufe I sind die
5./6.
Jugendliche
sprachlichen
Klasse
• gut vorbereitete Internetrecherche (durch
HauptschülerInnen meistens noch
LehrerIn)
nicht ausreichend, um sich auf
=> die SchülerInnen sollen das Suchen im Netz
Fähigkeiten
der
einer Internetseite einen schnellen,
als Erfolg kennen lernen.
informativen
• Suchdienste für Erwachsene
verschaffen,
7./8.
• vorbereitete Internetrecherche (durch LehrerIn)
Suchergebnisse
mit
Klasse
• Übungen zur Suche mit mehreren Begriffen
entsprechenden
Beschreibungen
• Vergleich von zwei Suchmaschinen
zu
Der
• Anwenden von Suchstrategien
9./10.
•Protokollieren der Ergebnisse, daraufhin ein
Klasse
Vergleich mit den Ergebnissen und
Suchstrategien anderer MitschülerInnen
Überblick
oder
überfliegen.
Fenskes,
gar
zu
die
Vorschlag
altersgerechte
Suchmaschinen zu verwenden, ist
hauptsächlich wegen der Sprache
sinnvoll, aber vorteilhaft ist ebenso,
=>selbstständiges Recherchieren.
17
18
Neschen. 2004 auf: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/recherchieren/info/schuelertr.html.
Fenske 2003, S.10.
11
dass sich die Auswahl an Internetseiten verringert (schließlich gibt es für
Kinder und Jugendliche nicht ganz so viele Internetseiten). Kurze, klare
Texte
mit
einfacher
Wortwahl,
genauso
wie
Bilder
und
eine
übersichtliche Seitengestaltung und –vernetzung zur Orientierung,
sowie einfache Navigation sind wichtig.
Außer den altersspezifischen sprachlichen und entwicklungsbedingten
Voraussetzungen,
sollte
beachtet
werden,
dass
nicht
davon
auszugehen ist, dass jedes Kind den Umgang mit dem Computer
beherrscht oder gar kennt. Das Heranführen der Kinder an den
Computer ist allerdings ein anderes Thema und würde den Rahmen
WWW für Kinder
Suchmaschinen
www.blinde-kuh.de
www.kidlane.de
http://www.wasistwas.de
www.trampeltier.de/kidsearch
Online-Zeitschriften
www.sowieso.de
www.geolino.de
www.kindersache.de
sprengen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert die SchülerInnen in 23er Gruppen am PC arbeiten zu lassen und auf die Zusammenstellung
der Gruppen zu achten (ein Kind mit guten Kenntnissen wird
angewiesen, einem weniger bewanderten Kind vorzuführen, dann aber
dieses auch selbst ausprobieren zu lassen).
Wie bereits in der Tabelle unter 2.6 aufgeführt, ist es sinnvoll die Suche zu didaktisieren und in
Arbeitsschritte zu gliedern:
(1.) Suche
(2.) Beurteilung => Auswahl
(3.) Verwaltung
(4.) Zusammenfassung, Neuformulierung => für
(5.) Präsentation
12
4.2
Projekt: Klassenbücherei
Wie kann eine konkrete Umsetzung in die Unterrichtspraxis aussehnen?
In den Jahrgangsstufen 5 und 6 bietet sich ein Projekt zu Kinder- und Jugendbüchern an, da der
Bildungsplan Themen aus diesem Bereich vorsieht (s. Kasten links):
Bildungsplan für die 6.Klasse Hauptschule:
Texte und Medien nutzen
Die Schülerinnen und Schüler können …
• Informationen aus verschiedenen Medien nach
Anleitung beschaffen (Büchereibesuch,
Internetrecherche,
multimediale Datenbank, Lexika);
• in ersten Schritten lokale Netze und das Internet
als Informationsquelle und Kommunikationsplattform
nutzen (Browser, E-Mail, Intranet,
Internet, Recherche);
• Texte zu persönlichen Interessengebieten selbstständig
finden und Informationen nutzen;
• Texte auf verschiedene Art – auch handlungsorientiert
– umsetzen: Texte vertonen, Bilder zu
Texten;
• computergestützte Lernhilfen verwenden;
• die Gefahren bei der Preisgabe persönlicher
Daten erkennen;
[…]
Literatur als Gesprächspartner
• Bücher in Büchereien finden und ausleihen;
[…]
Inhalte
• mindestens ein selbst ausgewähltes Buch lesen
• ein Jugendbuch als Klassenlektüre
Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
2004, S.60
Die
folgenden
Anregungen
für
das
Unterrichtsprojekt sind als erste Schritte einer
Klasse im Internet gedacht. Das Ziel ist somit
zunächst
mit
Internetseiten,
der
Hypertextstruktur und Hypertextlesart vertraut
zu machen, um daher dann Informationen für
den Unterricht beziehen zu können.
Das, für die Schüler ersichtliche, Ziel des
Projekts ist, eine eigene Klassenbücherei mit
den
Lieblingsbüchern
(zunächst
fiktionale
Kinder- und Jugendliteratur) der SchülerInnen
zusammenzustellen.
Rezensionen
und
Dafür
wird
nach
Buchbeschreibungen
gesucht, um anschließend aufgrund einer
Klassen-Hitliste einige Bücher anzuschaffen.
Die Anschaffung der Bücher kann über einen
Internetshop erfolgen: wie „amazon“ oder dem Internet-Auktionsmarkt „e-bay“. Wenn jede
Kleingruppe mit Hilfe der Lehrkraft über das Internet ein Buch einkaufen oder gar ersteigern darf,
ist das ein krönender Abschluss des Buchprojektes und der Beginn einer ausbaufähigen
Klassenbücherei.
13
4.2.1
1.Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit Arbeitsblatt zu Buchrezensionen
Bei Hauptschülern muss damit gerechnet werden, dass sie keine eigenen Lieblingsbücher
haben. Darum sollen die SchülerInnen Rezensionen aus dem Internet suchen, lesen und sich
ihre Favoriten notieren (zunächst schriftlich). Mit den Kurzbeschreibungen der Bücher und dem
Motivationsfaktor Internet soll die Lust am Lesen geweckt werden. Die Recherche findet vom
Lehrer geleitet und in Kleingruppen von 2-4 Schülern statt. Ute Fenske beschreibt ein ähnliches
Projekt19 und empfiehlt, in der ersten Stunde die Grundbegriffe für den Umgang mit dem Internet
einzuführen: Browser, Server, Web-Adresse. So ist eine Verständigung über das Internet und
den Suchvorgang möglich.
Die erste Suche findet auf einer einzigen Internetseite statt (s. unten), angeleitet durch ein
(gedrucktes) Arbeitsblatt. Die Internetseite „LilipuzLesepuz“ ist zum Einsteig sinnvoll, weil sie
einfach und kindgerecht aufgebaut ist und zudem, durch Bilder der Buchcover, das Interesse
weckt.
Da für manche SchülerInnen
das
Lernen
mit
dem
Computer neu sein wird, wird
http://www.wdr5.de/lilipuz/lesepuz/neue_buecher/lesepuz.phtml
„Lilipuz“ ist die KinderInternetseite des wdr5.
„Lesepuz“ ist eine Subsite.
Beschreibung von Kinderund Jugendbüchern
die erste Suche im Netz nur
Kindgerecht: Bilder,
einfach aufgebaut,
verständliche Sprache.
Altersangabe zu Buchtipps.
die ersten beiden RechercheSchritte umfassen: (1.) Suche und (2.) Beurteilung/ Auswahl. Wichtig ist, dass die
SchülerInnen eine Zeitvorgabe bekommen: z.B. 10 min Suchen und Lesen und anschließend 5
min Auswahl. Die Fragen des Arbeitsblattes sollen die Suche lenken und dokumentieren. Zum
einen damit sie anschließend ein Ergebnis „in der Hand haben“ und sich nicht das Gefühl
einstellt, viel gesehen, aber doch nichts erreicht zu haben, und zum anderen, damit die Suche
nachvollzogen werden kann. Am Ende sollte jedes Kind ein bis zwei Bücher gefunden haben, die
ihn interessieren und dazu Autor und Titel notiert haben. Um ein flüchtiges Lesen, eventuell allein
der Bilder, und ein schnelles, inhaltsloses Surfen zu vermeiden, sollen die SchülerInnen eine
Buchbeschreibung verinnerlichen, so dass sie sie anschließend nacherzählen können (hierfür
muss der anschließende Unterricht Raum geben).
Der Microsoft Internetexplorer bietet zwei Hilfswerkzeuge für die Internetrecherche, mit denen
man die Kinder vertraut machen sollte: den Verlauf, er listet die Seiten auf, auf denen man war,
und die Favoriten (bei Netscape: Lesezeichen), unter denen man die gefunden Internetseiten
abspeichern kann. Auf das Verlaufswerkzeug kann man die SchülerInnen am Ende ihrer Suche
aufmerksam machen, um nochmals zu reflektieren wo sie im WWW gesurft haben.
Am Ende des ersten Suchganges empfiehlt es sich über die Suche und den Umgang mit dem
Internet in der Klasse zu reflektieren, so dass aufgekommene Fragen geklärt werden können.
19
Ebda., S.10f.
14
4.2.2
2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe
einer Word-Arbeitsanweisung
Ebenfalls auf einer einzigen Internetseite findet der zweite Suchgang statt: diesmal auf einer
weniger kindgerechten, dafür aber gut strukturieren Internetseite: dem Suchkatalog für Lehrer der
AJuM. Auf diese Weise kann man die SchülerInnen zur Recherche mit Suchmaschinen und
Katalogen
heranführen.
Während
Parameter
gewisse
vom
Lehrer
vorgegeben
sind
(Einsatzmöglichkeit
und
Medienart),
SchülerInnen
weisen
Fragen
http://www.ajum.de/
Arbeitsgemeinschaft
Jugendliteratur und Medien
der GEW
Katalog von Kinder- und
Jugendbüchern.
Parameter: Suchtext, Alter,
Einsatzmöglichkeit,
Schlagwort, Gattung,
Medienart.
Für Lehrer: kurze Texte, jedoch
ohne Bilder.
Schlicht und übersichtlich.
die
und
Aufgaben
auf
einem
Word-Dokument
zum
Erpoben
der
unterschiedlichen Such-Parameter an. Neben den Antworten soll in das Word-Dokument
außerdem das Suchergebnis durch Markieren und Kopieren eingefügt werden. Das Einführen
des Textverarbeitungsprogrammes und die Kopier- und Speicherfunktionen müssen bei der
Stundenplanung zeitlich berücksichtigt und gut vorbereitet werden.20 Auch der zweite Suchgang
sollte insgesamt eine Zeit von 20 Minuten nicht überschreiten, damit die Kinder nicht Ziel und
Überblick verlieren und anschließend kaum mehr etwas über die gelesenen Buchbeschreibungen
wissen. Ich halte eine zeitliche Gliederung der Suche durch ein Zeichen oder Signal des Lehrers
für sinnvoll. So könnten die Kinder die ersten 5 Minuten stöbern und sich einen Überblick über
die Seite und ihre Suchparameter verschaffen, anschließend haben sie 10 Minuten Zeit Texte zu
suchen und zu lesen und
in der letzten Phase aus zu wählen,
ab zu speichern und zu
reflektieren. Um die gefundenen Seiten ab zu speichern, werden die SchülerInnen mit der,
bereits beim 1.Schritt erwähnten, Favoriten-Funktion vertraut gemacht.
Neu eingeführt wird in dieser Einheit somit die Archivierung als (3.) Such-Schritt und die
archiv- bzw. suchmaschinenähnlichen Internetseite, welche auf die Arbeit mit Suchmaschinen
vorbereiten soll.
Nun sollte jedes Kind ein bis zwei weitere Bücher gefunden haben, die ihn näher interessieren.
Da die Beschreibungen auf dieser Internetseite für Erwachsene allerdings sehr knapp ausfallen,
können die SchülerInnen im nächsten Suchgang, auf einer anderen Internetseite, weitere
Informationen zum Buch, sowie eine Buchkritik von anderen Kindern lesen.
20
Vgl.: Fenske 2003, S.222.
15
4.2.3
3. Schritt: Suche in einem alphabetischen Webverzeichnis, einem „Buchbasar“ mit
Buchrezensionen von Kindern
Im Buchbasar der „learn-line“ (s.rechts) ist eine große Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur
zunächst nach dem Alphabet geordnet zu finden. In dieser Einheit sollen die SchülerInnen nach
ihren
notierten
weitere
suchen,
bietet
Buchtiteln
Informationen
denn
nicht
die
Seite
nur
eine
Buchbeschreibung
Kindern
für
Kinder
http://www.learn-line.nrw.de/angebote/buchbasar/index.jsp
Learn:line des
Landesinstituts für Schule
NRW
von
unter
Alphabetischer Katalog mit
Buchbeschreibungen für
Kinder und Kommentaren
von Kindern. Kinder werden
aufgefordert selbst
Rezensionen zu schreiben.
Schwarzes Brett (Forum).
Übersichtlich, einfach, wenig
Ablenkung
Kindgerechte Sprache
„Informationen zum Buch:“,
sondern auch umfassendere Angaben: „Ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch:“, „So urteilt
(Schüler):“ und „Bibliographische Angaben:“.
Die klassisch aufgebaute Buchbeschreibung kann als Anregung für die SchülerInnen dienen, ihre
gefundenen Bücher selbst zu beschreiben. Da die Kinder die Texte für eine Veröffentlichung auf
der Internetseite nicht einfach übernehmen dürfen, sind wir beim nächsten Schritt einer
Internetrecherche angelangt: (4.) Zusammenfassung / Neuformulierung. Bei der Suche nach
einem Titel auf unterschiedlichen Internetseiten, kann es passieren, dass unterschiedliche
Informationen über das Buch zutage gebracht werden. Das wiederum bietet den Anlass über
Internetquellen, ihre Glaubwürdigkeit und Urheberrechte zu sprechen. Die Frage nach dem Autor
(sachkundig, professionell?) wird hier aufgeworfen und sollte behandelt werden. Auch im
Rahmen der geplanten eigenen Buchvorstellungen (auf der Seite des Buchbasars oder der
Schulhomepage), wird der öffentliche, auch unzensierte Aspekt des Internets erkenntlich.
Des Weiteren bietet die Internetseite einfache Suchtipps für
Internetralleys und WebQuests
Ob vom Lehrer erstellt, aus dem
Internet oder ob von den SchülerInnen,
WebQuests und Internetralleys bieten
sich als geleitete thematische Suche
den Buchbasar, die als Grundlage für eine Internetralley (s.
links) auf dieser Seite verwendet werden kann. Mit der,
vom Lehrer erstellte Internetralley zur Homepage, findet
eine geführte Suche auf der Seite statt und, sie soll den
oder als Nachbereitung eines Themas
SchülerInnen nahe bringen, eine Seite, ihren Aufbau, ihre
an. Sie ähneln einer Schnitzeljagd
Funktionen und die dazugehörige Gebrauchsanweisung
durch’s Netz und bestehen aus Fragen,
(später bezogen auf Suchmaschinen) näher bringen. So
die ausschließlich durch die
lernen
angegebenen Links aus dem Internet
Suchfunktion, auch nach Schlagwörtern oder Autoren
beantwortet werden können.
gesucht werden kann.
die
SchülerInnen,
dass
über
eine
einfache
Quelle: Fenske 2003, S.212
16
*Weitere Anregungen:
* An dieser Stelle könnte der Besuch einer Bücherei angebracht sein, wo
jedes Kind seinen Buchfavorit suchen und ausleihen darf.
* Zuvor könnte noch der Aufbau eines Buches behandelt werden
(Buchtitel
mit
Überschrift,
Angaben
zum
Autor
und
Verlag,
Inhaltsverzeichnis, Klappentext).
4.2.4
4. Schritt: Auf mehrere Internetseiten erweiterte Suche zum Autor
Nachdem die SchülerInnen mit Hilfe der Internetrecherche ihr Lieblingsbuch gewählt und es
vielleicht bereits gelesen haben, wird es interessant sein, mehr über den Autor zu erfahren
(Biografie) und andere Werke von ihm kennen zu lernen. Die Recherche dehnt sich diesmal auf
mehrere
Internetseiten
aus
rechts).
(s.
Die
http://www.sbf.fellbach.de/Autorenverzeichnis/autor.htm
Stadtbücherei Fellbach
gleichzeitige Suche auf
mehreren
Seiten,
erfordert das Einbeziehen
der
Hilfswerkzeuge
Verlauf und Favoriten.
Alphabetisch geordnetes
Archiv mit Informationen zu
Autoren, sowie Interviews.
Übersichtlich
einfach
Kindgerechte Sprache
Nicht aktuell (2000)
http://www.stuttgart.de/chilias/
Internetseite der Zentralen
Kinderbücherei in Stuttgart
Stadtbücherei Stuttgart
Autorengalerie
Spielerische
Erkundungsmöglichkeit oder
Suche nach der alphabetisch
geordneten Autorenliste.
Übersichtlich
Kindgerechte Sprache
Bilder und Animationen
Der letzte Schritt einer Internetrecherche ist die Präsentation der Ergebnisse (5.). Selbstständig
erarbeitetes Wissen anderen zu präsentieren, ist nicht nur ein Motivationsfaktor, sondern
vertiefendes Lernen. In den Recherche-Prozess von vornherein die Präsentation zu integrieren,
halte ich für sehr sinnvoll, da so eine zielstrebigere Suche ermöglicht wird.
Da aus finanziellen Gründen wohl nicht alle Lieblingsbücher für die Klassenbücherei angeschafft
werden können, wird die Entscheidung durch einen Wettbewerb gefällt. Um die Ergebnisse der
letzten Recherchestunden zu präsentieren, erstellen die SchülerInnen eine Internetralley zu
ihrem Autor und Buch. Jedes Kind gibt Bewertungspunkte für gelungene, bzw. weniger
gelungene Internetralleys und bekommt Punkte für das erfolgreiche Lösen einer Internetralley.
Natürlich kann nicht jeder Schüler, jedes Internetquiz durchlaufen, weswegen der Wettbewerb in
Gruppen stattfindet.
17
4.2.5
Zusammenfassendes zum Projekt
Die einzelnen Schritte des Projekts stellen keine Unterrichtsstunden dar, sondern sollen nur als
Anregung dienen für ein progressives Vorgehen. Sie sind ein ausbaufähiger Rahmen. Dies gilt es
auf Klassensituation, informationstechnische Voraussetzungen, parallel behandelte Themen des
Deutschunterrichts, etc. an zu passen. Der Grundgedanke des Projekts ist, die einzelnen
Rechercheschritte schrittweise in einzelnen Unterrichtseinheiten ein zu üben und zu
thematisieren. Die SchülerInnen lernen im Laufe des Projektes unterschiedliche Arten von
Internetseiten zur Recherche kennen (Suche über Schlagwörter, über alphabetische Archive,
oder durch Eingabe mehrere Suchparameter), die jedoch alle übersichtlich und einfach
aufgebaut sind. Die Seiten zur Recherche können abschließend verglichen werden und daraufhin
kann besprochen werden, wann sich welche Art der Suche eignet (Suchstrategien).
Arbeitsschritte
der Internetrecherche
(1.) Recherche
Schritte im Unterricht:
1. Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit
• Grundbegriffe Internet
Arbeitsblatt zu Buchrezensionen
• Internetseite als (neues)
(2.) Auswahl
(Selektion, erste
Beurteilung)
Informationsmedium kennen lernen
• Suche von Buchrezensionen
• Auswahl treffen
• Verlauf der Suche notieren / beachten
( Verlaufswerkzeug des Internetexplorers)
(3.) Archivierung
2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur
• passende Schlagworte wählen
Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe einer
• Textverarbeitungsprogramm Word
Word-Arbeitsanweisung
(Kopierfunktionen)
• Speichermethoden (Favoriten: Speicherhilfe
des Internetexplorers)
(4.)
Zusammenfassung,
Neuformulierung
3. Schritt: Suche in einem alphabetischen
• Suche in alphabetischem Verzeichnis
Webverzeichnis,
• Buchbeschreibung
einem
„Buchbasar“
mit
Buchrezensionen von Kindern
• Internetseite genauer erkunden
• Internetralley kennen lernen
• Urheberrechte, Autor <=> Glaubwürdigkeit
der Quelle
4.
(5.) Präsentation der
Ergebnisse
Schritt:
Auf
mehrere
erweiterte Suche zum Autor
Internetseiten
• erweiterte Suche auf mehreren
Internetseiten
• Erstellen einer Internetralley
• (Präsentieren)
18
„Nach erfolgreichen vom Lehrer bestimmten Recherchen erlernen die Schülerinnen und Schüler
schrittweise selbstständiges Vorgehen, wobei die Abfolge der Schritte festgelegt und immer
gleich verlaufen sollte.“ Das Vorgehen, sowie die Rechercheziele sollten für die SchülerInnen
immer transparent sein, um es für die angestrebte, selbständige Recherche nutzen zu können.
Aus den Arbeitsschritten zur Internetrecherche (Tabelle oben) wird ein, für jede Suche, wichtiger
Schritt,
nicht
direkt
ersichtlich:
Das
Erkennen
und
Nachvollziehen
des
gegebenen
Rechercheziels, bzw. selbst ein Rechercheziel einzuschränken und festzulegen. Wer sucht,
sollte wissen wonach er sucht. Daraufhin kann eine Suchstrategie ausgewählt werden und am
Besten gehen die SchülerInnen erst daraufhin an den Computer. Das Rechercheziel festzulegen
und eine Suchstrategie zu wählen gehören zum 1.Rechercheschritt unbedingt dazu.21
*Weitere Anregungen:
* Aus der Klassenbücherei wird mit Hilfe der Internetralleys (Buchvorstellungen)
die Klassenlektüre gewählt. Vielleicht wirft diese Fragen auf - zum Verständnis
des Buches sind Hintergrundinformationen gefordert. Hier könnte man das erste
Mal eine „echte“ Internetrecherche mit Suchmaschinen – natürlich für Kinder beginnen (s. Kasten 4.1)
* Recherche in Büchereien und ihr Aufbau macht den Suchvorgang
anschaulicher, handgreiflicher.
* Es bietet sich an, zwischen 1. und 3. eine Unterrichtseinheit zu
Nachschlagetechniken im Allgemeinen, und vor Allem zum Aufbau und zur Arbeit
mit Lexika (alphabetisch oder nach Kategorien) ein zu bauen.
* Wird das Thema Buch parallel bearbeitet, liegt es nahe einen Medienvergleich
durch zu führen.
Ähnliche Projekte werden auf folgenden Internetseiten beschrieben und dokumentiert, wobei sich
das
zweite
nur
für
7.-9.Klassen
eignet:
http://www.buchvorschlag.de/projekt.htm
und
http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=3D357103.htm .
21
Fenske 2003, S.221f.
19
5
Abschließende Anmerkungen
Die Schnelllebigkeit der Daten des Internets hat es mir erschwert aktuelle Internetliteratur und
Beispiel hierfür zu finden. Die in der gedruckten Literatur angegebenen URLs sind gewöhnlich
nicht mehr auffindbar. Das ist natürlich eine für „echte Internetliteratur“ kennzeichnende Eigenart:
das Prozesshafte und somit Flüchtige verdrängt das Endprodukt. Ich könnte mir vorstellen, dass
dies einen Einsatz im Deutschunterricht behindert, zum einen weil es um den exemplarischen
Charakter von Inhalten und Lernstoff geht, zum Anderen erfordert die Arbeit mit dem Internet
einen weit größerer Aufwand für den Lehrer, denn eine gute Vorbereitung ist dringend notwendig.
Im Gegensatz zu gedruckten Texten, bei denen die einmal vorbereitete Unterrichtseinheit im
nächsten Jahr wieder zum Einsatz kommen kann, muss die Einheit nochmals überarbeitet
werden - eventuell sogar komplett erneuert werden. Aufgrund dessen ist die Arbeit von
Internetportalen mit Unterrichtsvorschlägen (wie z.B. Learn:line) im Bereich der Arbeit mit dem
Internet enorm wichtig.
Hier wird wieder deutlich, dass jeder Vorteil – hier die Aktualität, auch seine Eigenarten und
Nachteile mit sich bringt.
20
6
Glossar
Browser (vom engl. to browse = durchblättern)
sind Programme zur Darstellung von
Informationen im WWW (z.B. Internet Explorer von Microsoft oder Navigator / Comunicator von
Netscape). Ein Browser interpretierte die Befehle in HTML-Dateien, so dass die Seiten auf dem
Bildschirm grafisch dargestellt werden. […]*
Client (engl. Kunde): Rechner, der die Daten vom Server anfordert.
E-zine, e-Zine ist ein Kunstwort aus electronic und magazine. Elektronische Zeitschrift, die in
Form von E-mails oder WWW-Seiten publiziert wird.[…] Viele E-Zines können auch abonniert
werden.**
HTML ist die engl. Abkürzung für Hypertext Markup Language, einer Programmiersprache für die
Erstellung von Seiten im WWW. HTML beschreibt allein die Struktur eines Dokuments, aber nicht
dessen Erscheinungsbild. HTML-Dateien sind reine Textdateien.*
Internet (interconnected Network)
• Weltweites Datennetz aus kleinen lokalen Datennetzen
• zur Datenübertragung und Kommunikation
• es gehört niemandem
• Seine Dienste: E-mail, Newsgroups, FTP, Chat, www
Java ist eine plattformunabhängige Programmiersprache für das WWW, mit der Animationen und
interaktive Anwendungen erstellt werden können (z.B. Lernprogramme). Java wurde von SunMicrosystems entwickelt.*
Java-Script ist -> Java sehr ähnlich, wurde aber von Netscape entwickelt.*
Newsgroup: Das „schwarze Brett“ des Internet, auf dem ein Thema öffentlich diskutiert werden
kann.
Provider (to provide, engl. = anbieten / zur verfügung stellen) sind Anbieter eines
Internetzugangs (z.B. t-online). […]*
Server (engl. Bediener): Rechner, der Daten bereitstellt.
URL (Uniform Ressource Locators): Internetadresse. Sie besteht aus unterschiedlichen Teilen:
http://
www.
Google
.de
Übertragungsprotokoll
Internetdienst
Domain:
(engl.:Gebiet)
.org
.com
.it
(Hypertext
Transfer
Protocol)
WorldWideWeb, WWW: Ein Dienst (von vielen anderen) des Internets, der sich seit 1990 zum
Massenmedium und multimedialen Informationsdienst entwickelt hat. Auf WWW-Servern liegen
Internetseiten in der Sprache HTML diese können vom Computer durch Browser dargestellt
werden. Über einen Provider erhält man Zugang zum Netz.
* vgl.: Bremer / Jäger 2001, S.126ff.
** Serges Medien: Wörterbuch der Neuen Medien, Köln 2002.
21
7
Quellen
Breilmann, Sybille / Grunow, Cordula / Schopen, Michae (Hrsg.): Computer, Internet & Co. Im DeutschUnterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003.
Bremer, Claudia / Michael, Jäger: Per Anhalter durchs Internet. Anregungen für den Unterricht.
Wiesbaden 2001.
Fenske, Ute: Recherchieren mit Suchdiensten in: Breilmann / Grunow / Schopen (Hrsg.): Computer,
Internet & Co. Im Deutsch-Unterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003, S.9-14.
Moritz, Nino: Internetliteratur – Literatur im Internet in: Breilmann / Grunow / Schopen (Hrsg.):
Computer, Internet & Co. Im Deutsch-Unterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003, S.192-202.
Fenske, Ute: Recherchieren mit Suchdiensten - in zwei Stufen, in: ebda. S. 55ff.
Fenske, Ute: Internetralleys durchführen und erstellen in: ebda. S.212ff.
Fenske, Ute: Tipps und Tricks, in: ebda. S.217.
Kepser, Matthis: Internetliteratur im Deutschunterricht. In: Thomé, Günther / Thomé Dorothea (Hrsg.):
Computer im Deutschunterricht der Sekundarstufe, Braunschweig 2000, S.107-123
Krumme, Ulf / Lakemper, Udo: Hypertext und Intertextualität im Unterricht. In: Köhnen, Ralph (Hrsg.):
Philologie im Wunderland. Medienkultur im Deutschunterricht. Frankfurt am Main. 1998, S.140-151.
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Bildungsstandards Hauptschule/
Werkrealschule.
10.2004,
auf:
http://www.bildung-staerkt-
menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Hauptschule_Werkrealschule/Hauptschule_Deutsch_Bi
ldungsstandard.pdf , S.2ff.
Neschen, Birgit (Ansprechpartner): Recherchieren im Internet. 10.2004, auf: http://www.learnline.nrw.de/angebote/recherchieren/index.html
Rosello, M: The Screener’s Maps: Michel de Cereau’s „Wandersmänner“ and Paul Auster’s Hypertextual
Detective“ in Landow (Hrsg.) 1994, S.121-158 zit in: Krumme / Lakemper 1998, S.141.
Wichert, A: Hypertext im Deutschunterricht. Überlegungen zur Rhetorik und Didaktitk des
Hypertextes. In: E.-B. Berndt, U. Schmitz (Hrsg.): Neue Meiden im Deutschunterricht. Osnabrück:
Redaktion OBST, S. 126. In: Kepser 2000, S. 117.
22

Documentos relacionados