„Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht
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„Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg SoSe 2004 Seminar: Multimedia im Deutschunterricht Dozent: Dr. M. Gans „Lost in Hyperspace?“ Internetrecherche im Literaturunterricht - Anregungen für ein Projekt mit SchülerInnen der Sek. I Hauptschule: „Klassenbücherei“ Abgabe: 25.10.2004 Tabea Rügamer Brunnenstr.30 71384 Weinstadt Tel.: 07151 / 20 87 30 E-mail: [email protected] 1 Inhalt 1 Inhalt ................................................................................................ 2 2 Internet im Unterricht ........................................................................................................... 3 3 4 2.1 „Lost in Hyperspace?“ .................................................................................................... 3 2.2 Hypertext: Grundbegriffe................................................................................................ 3 2.3 Chancen ......................................................................................................................... 4 2.4 Schwierigkeiten .............................................................................................................. 5 2.5 Ein schwieriges Lernziel................................................................................................. 5 2.6 Arbeitsschritte der Internetrecherche............................................................................. 6 Internetrecherche im Literaturunterricht............................................................................ 7 3.1 Aufgaben des Deutschunterrichts.................................................................................. 7 3.2 Literatur und Internet...................................................................................................... 7 3.3 Internetliteratur ............................................................................................................... 7 Didaktische Überlegungen für die Umsetzung in der Sek. I ( H a u p t s c h u l e ) ........... 11 4.1 Schrittweise ins Netz.................................................................................................... 11 4.2 Projekt: Klassenbücherei ............................................................................................. 13 4.2.1 1.Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit Arbeitsblatt zu Buchrezensionen....... 14 4.2.2 2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe einer Word-Arbeitsanweisung............................................................................................... 15 4.2.3 3. Schritt: Suche in einem alphabetischen Webverzeichnis, einem „Buchbasar“ mit Buchrezensionen von Kindern ........................................................................................ 16 4.2.4 4. Schritt: Auf mehrere Internetseiten erweiterte Suche zum Autor.................... 17 4.2.5 Zusammenfassendes zum Projekt ...................................................................... 18 5 A b s c h l i e ß e n d e A n m e r k u n g e n ................................................................................ 20 6 Glossar................................................................................................................................. 21 7 Q u e l l e n .............................................................................................................................. 22 2 2 2.1 Internet im Unterricht „Lost in Hyperspace?“ Diese Frage lässt sich, zumindest bei den ersten Suchgängen nach Informationen im weltweiten, unendlichen Datennetz, meistens bestätigen. Frust, hierbei, wird jedem bekannt sein, ausgelöst durch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit angesichts der unüberblickbaren Datenfülle. Das unendliche Informationsangebot, viele Auswahlmöglichkeiten, ein unübersichtlicher Aufbau mancher Seiten, genauso wie deren uneinheitliche Gestaltung, erschweren die Suche und überfordern häufig selbst den Lehrer. Die Beschäftigung mit dem Thema Internetrecherche, für die Unterrichtsvorbereitung im Fach Deutsch, ist daher sehr sinnvoll - dennoch ist sie nicht Thema dieser Ausarbeitung. Diese setzt Kenntnisse im Bereich der Internetrecherche und des Internets voraus (einige Grundbegriffe werden im Glossar erklärt und können hier nachgeschlagen werden) und konzentriert sich darauf, an konkreten Beispielen, Schritte zur Internetrecherche im Unterricht zu zeigen, bezogen auf eine Umsetzung Deutschunterricht in den der http//:www.zum.de/internetkurs Online-Internetkurs auf dem Bildungsserver der ZUM Internet e.V. Zum Thema Internet: Entstehung, Dienste Sehr gut gegliedert, verständliche Sprache Hauptschule Sekundarstufe I. 2.2 Hypertext: Grundbegriffe Doch was meint die Frage „Lost in Hyperspace?“ und woher kommt das Phänomen der Orientierungslosigkeit im Internet? An dieser Stelle eine kurze Einführung nach Krumme und Lakemper1: Die konstitutiven Elemente eines Hypertextes sind die Nodes (Knoten) und die Links (Verbindungen). Ein Knoten innerhalb eines Hypertextes ist eine Information, die beliebig übermittelt sein kann: durch Text, Bild oder Ton. Besteht ein Knoten aus allen dreien - ist also multimedial - so nennt man ihn Hypermedia und nicht mehr Hypertext, denn er setzt sich nun aus verschieden Medienbeiträgen zusammen. Die Knoten, welche als Basiseinheiten des Hypertextes zu verstehen sind, werden durch Links miteinander verbunden. Die Vernetzung ist kennzeichnende Neuerung gegenüber den gedruckten Medien. Hyperspace meint also einfach den imaginären Raum zwischen den Dokumenten des WorldWideWeb, die diesen durch Links 1 Krumme / Lakemper 1998, S.140ff. 3 durchqueren. Um den Hypertext oder das Hypermedia-Dokument auf dem Computer darstellen zu können wird ein spezielles Computerprogramm, der Browser benötigt. Das englische „to browse“ heißt schmökern und weist auf die neue Lesart hin: nicht linear von Anfang bis Ende, sondern sprunghaft, assoziativ den Links folgend. Rosello beschreibt überspitzt, wie hierdurch das Phänomen der Orientierungslosigkeit, bekannt unter „getting lost in hyperspace“, entsteht: In hypertextual environments, the slightest impression that we are losing control of the overall structure may trigger a reaction of panic, a feeling that one can never get back to where one was. This panic is a tell-tale sign of an overwhelming desire for the spatial organization printed matter has forces us to be familiar with: the origin/beginning – versus – end/conclusion system.2 Der Leser weiß häufig nicht, im Gegensatz zu linearen Texten, an welcher Stelle des Dokuments er sich befindet. Auch innerhalb eines Internetauftrittes, der aus mehreren verlinkten Seiten besteht, kann es schwer sein, die Übersicht zu bewahren. Die Hypertextstruktur ist ein Hauptmerkmal des „neuen“ Mediums Internet. Wie jedes neue Lernmittel und jedes neue technische oder elektronische Medium, hat auch das Internet Möglichkeiten eröffnet und gleichzeitig die Benutzer vor neue Herausforderungen gestellt. 2.3 Chancen Was sind allgemein die Vorzüge der Informationsbeschaffung aus dem Internet? Warum stellt das Internet für den Unterricht ein attraktives Lernmittel dar? • Menge und Vielfalt an Informationen • schneller, günstiger, bequemer Zugang zu Informationen • Aktualität der Informationen • Multimediale und interaktive Aufbereitung • Die Vernetzung erleichtert es, tiefer in Wissensgebiete einzudringen. • neue Kommunikationsmöglichkeiten in alle Welt • Erreichen von Öffentlichkeit • Dies alles scheint ein selbstständiges Lernen durch selbstständige Informationsbeschaffung zu ermöglichen. 2 Rosello 1994, S.139 4 2.4 Schwierigkeiten Welche Probleme ergeben sich aus den neuen internetspezifischen Möglichkeiten? • Fülle an Informationen führt Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit. • Technische Voraussetzungen • unberechenbare Probleme mit der Computertechnik führen zu Unsicherheit und Hilflosigkeit • Überprüfbarkeit von Glaubwürdigkeit und Qualität • Informationen sind nicht didaktisch sinnvoll aufbereitet (Bsp.: Sprache). Nun hat Rosello das Gefühl der Orientierungslosigkeit im Netz bereits vor einem Jahrzehnt beschrieben (s. Zitat oben) und seitdem wurde daran gearbeitet, dem entgegen zuwirken und die Nutzung des Internets zu erleichtern: Programme, wie der Internetexplorer haben hilfreiche Werkzeuge zur Verfügung gestellt, ein einheitlicher Aufbau der Seiten und der Ausbau und die Weiterentwicklung der Suchmaschinen gehören dazu. In den letzten zehn Jahren wurde auch in den Bereichen Schule und Bildung sehr viel über das Internet diskutiert, da darin große Chancen für ein selbstständiges Lernen gesehen wurden. Die Diskussionen darüber, genauso wie anfänglicher Enthusiasmus und Widerwille haben sich gelegt, nachdem man versuchte das Internet in den Schulalltag zu integrieren (z.B. durch die Initiative Schulen ans Netz). 2.5 Ein schwieriges Lernziel Schülern das Suchen beizubringen, ist eine schwere Aufgabe, denn jede Suche ist letztlich nicht didaktisierbar, schließlich ist es kennzeichnend für eine Suche, dass man den Weg nicht kennt, weswegen sie selten gleich verläuft. Dass eine Suche darum auch weniger erfolgreich enden kann, und von Schüler zu Schüler unterschiedlich verläuft, ohne das dies etwas mit seinen Fähigkeiten zu tun haben muss, sollte bei jeder Suche im Bewusstsein der Schüler und des Lehrers bleiben. Recherche nach Informationen ist, meine ich, ein hohes Lernziel: ob im Internet oder in einer Bibliothek erfordert sie hohe Kompetenzen (sprachliche Kompetenzen, Selbstdisziplin, Umgang mit Misserfolg, etc.). Dieses Lernziel ist nur schrittweise zu erreichen – es muss langsam an Suchstrategien herangeführt werden. Auch wenn eine Suche nicht im eigentlichen Sinn didaktisierbar ist, so gibt es doch Suchstrategien, die zur Orientierung und zum Erfolg verhelfen können. 5 2.6 Arbeitsschritte der Internetrecherche In welche Schritte lässt sich die Internetrecherche didaktisch sinnvoll aufgliedern? In untenstehender Tabelle3 sind die benötigten Kompetenzen auf Seiten der Schüler beschreiben und wie der Lehrer Hilfestellungen hierfür geben kann. Arbeitsschritte Anforderungen SchülerInnen: (1.) Recherche • Abstraktionsvermögen • Ablenkung widerstehen • Konzentrationsfähigkeit • Arbeitsdisziplin • Trennung von wertvollem und wertlosem Material (2.) Auswahl (Selektion, Beurteilung) erste an Unterstützende Maßnahmen von Seiten der LehrerInnen: • Präzise formulierte Aufgabenstellung • Saubere Begrifflichkeit • Zerlegung in einzelne Arbeitsschritte • Vermittlung von Wertungsfähigkeiten • Technische Kompetenz (3.) Archivierung (4.) Zusammenfassung, Neuformulierung • Gewissenhaftigkeit • Auf- und Nachbereitung des Materials (kein Copy&Paste) • Fähigkeit zur Reduktion • Training zum Umgang mit Texten • Reflexion über Inhalte • Prozess des Lernen als Unterrichtsgegenstand • Darstellungskompetenz (5.) Präsentation der Ergebnisse • Methodentraining Auf die Tabelle mit den einzelnen Arbeitschritten der Internetrecherche im Unterricht werde ich unter 4 genauer eingehen. 3 vgl: Reinhard-Haug, Petra: Handout zu „Workshop Umgang mit dem Internet“ Ph-LB 2001 6 3 Internetrecherche im Literaturunterricht Wo liegen die Aufgaben des Deutschunterrichts? Wo sind Chancen für den Literaturunterricht? 3.1 Aufgaben des Deutschunterrichts Als zentrale Aufgabe des Deutschunterrichts in der Hauptschule nennen die Bildungsstandards die Entfaltung der sprachlichen Fähigkeiten um geistige Entwicklung und Welterschließung zu ermöglichen. „Neben gedruckten Texten wächst die Bedeutung elektronischer Medien. Die Menge und Vielfalt verfügbarer Texte wird immer größer; Jugendliche müssen lernen, selbst auszuwählen und zu bewerten.“4 Bei der Vermittlung von Medienkompetenz („zu einem selbstbestimmten und kreativen, aber auch kritischen Gebrauch der elektronischen Medien als Informations-, Kommunikations-, Lern- und Ausdrucksmittel“) soll der Deutschunterricht die Funktion eines Leitfaches übernehmen.5 Hierin begründet sich das Thema Internetrecherche im Deutschunterricht. Doch wo finden sich Anknüpfungspunkte für den Literaturunterricht? 3.2 Literatur und Internet Zum Thema „Internetliteratur im Deutschunterricht“ hat Kepser6 einen interessanten Aufsatz veröffentlicht, in dem er unterschiedliche Formen der Internetliteratur vorstellt, dazu Verweise auf entsprechende, beispielhafte Literatur oder Internetseiten, sowie Vorschläge für die Unterrichtspraxis. Zunächst grenzt er den Begriff ein, indem er gegenseitige Bezüge von Literatur und Internet vorstellt, die nicht unter dem Begriff „Internetliteratur“ zu verstehen sind: es ist keine Literatur über das Internet, genauso wenig wie fiktionale Literatur, welche das weltweite Netz zum Thema hat. Für fiktionale, ambitionierte Kinder- und Jugendliteratur aus dem letzten Bereich gibt er zwei Beispiele: Gillian Cross’ „Auf Wiedersehen im Cyberspace (1996 / 2000) und Dietmar Röslers „Störtebeker im Netz. Eine Science Fiction?“ (1997). 3.3 Internetliteratur Als Internetliteratur beschreibt er Texte, „[…] bei denen das Netzt der Netze zur Produktion, Distribution und/ oder Rezeption tatsächlich benutzt wird.“7 Als weiteres Kennzeichen sollte der Text aus Schriftsprache bestehen mit dem Bezugssystem der Fiktion. Ohne die letzte Eingrenzung wären alle Internetangebote Internetliteratur, da alle Daten, die zwischen Rechner und Rechner über das weltweite Netz ausgetauscht werden, aus Zeichen bestehen, wozu sich beispielsweise auch Programmcodes zuordnen lassen, welche dem Computer Anweisungen geben. 4 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2004, S.2 Vgl.: Ebda. S.5 6 Vgl.: Kepser 2000, S.107-124 7 Ebda. S.109 5 7 Bei Internetliteratur beobachtet Kepser drei Phänomene: 3.3.1 „Fiktionale Literatur, die über das Internet verbreitet wird und die ansonsten keine intendierten medienspezifischen Besonderheiten aufweist (Literaturarchive, Ezines und Newsgroups).“8 Der Vorteil des Internets, kostengünstig Texte zu vertreiben und zu veröffentlichen wird hier genutzt. Mit Schülern könnte man beispielsweise im Literaturarchiv des Projekts Gutenberg (s. rechter Kasten) weitere Gedichte (aufgrund der Textlänge vorteilhaft) zum bereits behandelten Autor recherchieren. Anschließend soll eine begründete und kommentierte „Hitliste“ zu den Werken des Autors erstellt werden. Newsgroups und E-zines ermöglichen unbekannten Hobbyautoren, entsprechend auch Schülern, ihre literarischen http://gutenberg.spiegel.de/index.htm Literaturarchiv auf Spiegelonline Texte zu veröffentlichen und 1994 entstandenes Freizeitprojekt. Textsammlung aller Art (Autorenbiog., Gedichte, Erzählungen, Romane) Einfacher Aufbau nach Genres und Alphabet zur öffentlichen Diskussion ins Netz zu stellen.9 http://www.schulweb.de ezine Subportal des Deutschen Bildungsserver Webring und Links zu Schülerzeitungen (Außerdem: Schulradio, Links, Schulmaterialien, Chat, Foren, Mailingliste, etc.) übersichtlich aufgebaut, aktuell 3.3.2 „Literatur, die die Möglichkeiten der Seitenbeschreibungssprache HTML und die Programmierwerkzeuge „Java“ bzw. „Java-Script“ ästhetisch nutzt, aber keine Online-Verbindung zur Produktion oder Rezeption voraussetzt (Schein-Internetliteratur).“10 Mit den computerspezifischen Ausdrucksmitteln wollen Autoren eine neue experimentelle Art der Literatur schaffen, welche letztlich kaum Neuerungen gegenüber der bekannten Literatur (wie visuelle Poesie) hervorbringt. Hierzu gehört die sogenannte Hyperfiction: in fiktionale Texte werden zu entsprechenden Schlüsselwörtern Links integriert. „Hyperfiction lebt u.a. von einer Ästhetik des „Was steckt dahinter?“.“11 Indem die Hyperlinks einer solchen Textseite unter dieser Fragestellung genauer betrachtet werden kann dieses Prinzip im Unterricht deutlich gemacht werden. Wichtig ist, dass eben nicht sofort „geklickt“ wird, sondern schriftlich allein Hypothesen entwickelt werden.12 Die Schwierigkeit bei der Rezeption bleibt folgende: „Hypertexte verführen zu einer flüchtigen Rezeption, denn das bloße Vorhandensein eines Hyperlinks baut Spannung 8 Ebda, S.109 Vgl.: ebda. S.109ff. Ebda. S.109 11 Ebda. S.117 12 Vgl. Wichert 1997, S.126 9 10 8 auf, die gerade bei anspruchsvollen Hyperfictions oft größer ist als diejenige, die der gerade aufgerufene Text erzeugt.“13 Da eine Rezeption dieser Art der Internetliteratur auch ohne Online-Internetverbindung möglich ist (indem die Seiten auf den Rechner gespeichert werden) bezeichnet sie Kepser als „ScheinInternetliteratur“. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass die internetspezifische Hypertext-Struktur eines Textes, mittlerweile selbst mit dem allgemein genutzten Textverarbeitungsprogramm MicrosoftWord gelesen und erstellt werden kann. Schüler können so, auch ohne Internet, Texte in der internettypischen, neuen Hypertextstruktur lesen und, um diese besser zu verstehen, selbst verlinkte Texte erstellen. 3.3.3 „„Echte“ Internetliteratur, die die Ästhetik des neuen Mediums literarisch fruchtbar macht.“14 Diese Literaturform erfordert das Internet und eine Online-Verbindung. Die Autoren nutzen die internetspezifischen Möglichkeiten, welche sind: die schnelle Aktualisierbarkeit, die Möglichkeit der weltweiten Vernetzung, die zweiseitige Kommunikationsmöglichkeit. „Work in Progress“, „Collaborative Writing“, Hyperfictions mit Links ins globale Netz und “Multiuser Dungeons/ Dimensions” (MUDs) zählt Kepser zur echten Internetliteratur. Ich werde auf diese Formen nicht genauer eingehen. Allerdings bieten „Work in Progress“-Projekte eine gute Möglichkeit Autoren beim Schreibprozess über die Schulter zu schauen. Produktion und Rezeption, Autor und Rezipient sind hier durch das Internet eng verwoben.15 Nino Moritz stellt das Thema „Literatur im Internet“ ebenfalls bezogen auf seine Unterrichtstauglichkeit vor. Er gibt Ideen für Unterrichtsmodule (Jahrgangsstufe 11-13), die sich mit den unterschiedlichen Bereichen der Internetliteratur befassen: Internetlyrik, Konkrete Poesie, Lyrikgeneratoren, welche er aufgrund der Textlängen für den Einsatz im Unterricht bevorzugt. Bei Internetprosa komme neben dem zeitlichen Aufwand, das Problem hinzu, dass die Texte häufig nicht jugendfrei sind. Allerdings gibt er ein einfaches, kurzes Beispiel einer Hyperfiction für Kinder von Franziska Schröder: „Was nun Tim?“ (auch über www.textgalerie.de). Der fiktionale Hypertext lässt sich gut mit Schülern der Sekundarstufe I behandeln, stellt somit eine Rarität dar.16 Dahingegen sind die Vorschläge Kepsers, die die neuen Formen der Literatur im Unterricht bearbeiten, zwar sehr empfehlenswert, sind allerdings für die Sekundarstufe I der Hauptschule zu anspruchsvoll. Leider finden sich für den Einsatz des Internets im Literaturunterricht meistens allein Anregungen, die für die Sekundarstufe II oder gar die gymnasiale Oberstufe geeignet sind. 13 Kepser 2000, S.117f. Ebda. S.117 15 Vgl.: ebda. S.120ff. 16 Vgl.: Moritz 2003, S.199. 14 9 Im Folgenden werden Möglichkeiten der Verbindung von Internetrecherche im Literaturunterricht der Sek. I betrachtet. 10 4 Didaktische Überlegungen S e k . I (Hauptschule) 4.1 für die Umsetzung in der Schrittweise ins Netz Die Praxis zeigt, dass die freie, ungelenkte Internetrecherche SchülerInnen der Sekundarstufe I weit überfordert. Das Internetforum „Learn-line“ (Landesbildungsserver von Nordreihnwestfalen) bietet eine gut strukturierte Einführung zur Internetrecherche im Unterricht. Nach ihren Erfahrungen sollte „[…] die Nutzung von Suchdiensten erst in der Sekundarstufe 2 systematisch http://www.learn-line.nrw.de/angebote/recherchieren/ Learn:line des Landesinstituts für Schule NRW Großes Internetportal zur Schule mit Foren, aufbereiteten Themen, Linklisten, etc. Sehr gut, aber viel (nicht ganz so übersichtlich). "trainiert" werden, da die Schüler vorher kaum zu einem kritischen Umgang mit der Informationsfülle in der Lage sind. Insbesondere bei größeren Projekten empfiehlt es sich, den eigentlichen RechercheVorgang zumindest teilweise aus dem Unterricht auszulagern und in die Hausaufgaben zu verlegen.“17 Auch Ute Fenske, Autorin einiger Aufsätze und Unterrichtshilfen zu Computer und Internet im Unterricht, bestätigt die Zeitproblematik. Allerdings hält sie es für sinnvoll, die SchülerInnen bereits ab der 5./6. Jahrgangsstufe schrittweise (siehe links unten) an die Internetrecherche heranzuführen: „[…] Die Internetrecherchen [sollten] von der Lehrperson unbedingt gut vorbereitet werden. Die Schülerinnen sollen hier das Gefühl bekommen, dass sich eine gezielte Such im Netz auch Lohnt und kein Frust entsteht, weil keine erfolgreichen Suchergebnisse zu bekommen sind.“18 • spezielle Suchmaschinen für Kinder und In der Sekundarstufe I sind die 5./6. Jugendliche sprachlichen Klasse • gut vorbereitete Internetrecherche (durch HauptschülerInnen meistens noch LehrerIn) nicht ausreichend, um sich auf => die SchülerInnen sollen das Suchen im Netz Fähigkeiten der einer Internetseite einen schnellen, als Erfolg kennen lernen. informativen • Suchdienste für Erwachsene verschaffen, 7./8. • vorbereitete Internetrecherche (durch LehrerIn) Suchergebnisse mit Klasse • Übungen zur Suche mit mehreren Begriffen entsprechenden Beschreibungen • Vergleich von zwei Suchmaschinen zu Der • Anwenden von Suchstrategien 9./10. •Protokollieren der Ergebnisse, daraufhin ein Klasse Vergleich mit den Ergebnissen und Suchstrategien anderer MitschülerInnen Überblick oder überfliegen. Fenskes, gar zu die Vorschlag altersgerechte Suchmaschinen zu verwenden, ist hauptsächlich wegen der Sprache sinnvoll, aber vorteilhaft ist ebenso, =>selbstständiges Recherchieren. 17 18 Neschen. 2004 auf: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/recherchieren/info/schuelertr.html. Fenske 2003, S.10. 11 dass sich die Auswahl an Internetseiten verringert (schließlich gibt es für Kinder und Jugendliche nicht ganz so viele Internetseiten). Kurze, klare Texte mit einfacher Wortwahl, genauso wie Bilder und eine übersichtliche Seitengestaltung und –vernetzung zur Orientierung, sowie einfache Navigation sind wichtig. Außer den altersspezifischen sprachlichen und entwicklungsbedingten Voraussetzungen, sollte beachtet werden, dass nicht davon auszugehen ist, dass jedes Kind den Umgang mit dem Computer beherrscht oder gar kennt. Das Heranführen der Kinder an den Computer ist allerdings ein anderes Thema und würde den Rahmen WWW für Kinder Suchmaschinen www.blinde-kuh.de www.kidlane.de http://www.wasistwas.de www.trampeltier.de/kidsearch Online-Zeitschriften www.sowieso.de www.geolino.de www.kindersache.de sprengen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert die SchülerInnen in 23er Gruppen am PC arbeiten zu lassen und auf die Zusammenstellung der Gruppen zu achten (ein Kind mit guten Kenntnissen wird angewiesen, einem weniger bewanderten Kind vorzuführen, dann aber dieses auch selbst ausprobieren zu lassen). Wie bereits in der Tabelle unter 2.6 aufgeführt, ist es sinnvoll die Suche zu didaktisieren und in Arbeitsschritte zu gliedern: (1.) Suche (2.) Beurteilung => Auswahl (3.) Verwaltung (4.) Zusammenfassung, Neuformulierung => für (5.) Präsentation 12 4.2 Projekt: Klassenbücherei Wie kann eine konkrete Umsetzung in die Unterrichtspraxis aussehnen? In den Jahrgangsstufen 5 und 6 bietet sich ein Projekt zu Kinder- und Jugendbüchern an, da der Bildungsplan Themen aus diesem Bereich vorsieht (s. Kasten links): Bildungsplan für die 6.Klasse Hauptschule: Texte und Medien nutzen Die Schülerinnen und Schüler können … • Informationen aus verschiedenen Medien nach Anleitung beschaffen (Büchereibesuch, Internetrecherche, multimediale Datenbank, Lexika); • in ersten Schritten lokale Netze und das Internet als Informationsquelle und Kommunikationsplattform nutzen (Browser, E-Mail, Intranet, Internet, Recherche); • Texte zu persönlichen Interessengebieten selbstständig finden und Informationen nutzen; • Texte auf verschiedene Art – auch handlungsorientiert – umsetzen: Texte vertonen, Bilder zu Texten; • computergestützte Lernhilfen verwenden; • die Gefahren bei der Preisgabe persönlicher Daten erkennen; […] Literatur als Gesprächspartner • Bücher in Büchereien finden und ausleihen; […] Inhalte • mindestens ein selbst ausgewähltes Buch lesen • ein Jugendbuch als Klassenlektüre Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2004, S.60 Die folgenden Anregungen für das Unterrichtsprojekt sind als erste Schritte einer Klasse im Internet gedacht. Das Ziel ist somit zunächst mit Internetseiten, der Hypertextstruktur und Hypertextlesart vertraut zu machen, um daher dann Informationen für den Unterricht beziehen zu können. Das, für die Schüler ersichtliche, Ziel des Projekts ist, eine eigene Klassenbücherei mit den Lieblingsbüchern (zunächst fiktionale Kinder- und Jugendliteratur) der SchülerInnen zusammenzustellen. Rezensionen und Dafür wird nach Buchbeschreibungen gesucht, um anschließend aufgrund einer Klassen-Hitliste einige Bücher anzuschaffen. Die Anschaffung der Bücher kann über einen Internetshop erfolgen: wie „amazon“ oder dem Internet-Auktionsmarkt „e-bay“. Wenn jede Kleingruppe mit Hilfe der Lehrkraft über das Internet ein Buch einkaufen oder gar ersteigern darf, ist das ein krönender Abschluss des Buchprojektes und der Beginn einer ausbaufähigen Klassenbücherei. 13 4.2.1 1.Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit Arbeitsblatt zu Buchrezensionen Bei Hauptschülern muss damit gerechnet werden, dass sie keine eigenen Lieblingsbücher haben. Darum sollen die SchülerInnen Rezensionen aus dem Internet suchen, lesen und sich ihre Favoriten notieren (zunächst schriftlich). Mit den Kurzbeschreibungen der Bücher und dem Motivationsfaktor Internet soll die Lust am Lesen geweckt werden. Die Recherche findet vom Lehrer geleitet und in Kleingruppen von 2-4 Schülern statt. Ute Fenske beschreibt ein ähnliches Projekt19 und empfiehlt, in der ersten Stunde die Grundbegriffe für den Umgang mit dem Internet einzuführen: Browser, Server, Web-Adresse. So ist eine Verständigung über das Internet und den Suchvorgang möglich. Die erste Suche findet auf einer einzigen Internetseite statt (s. unten), angeleitet durch ein (gedrucktes) Arbeitsblatt. Die Internetseite „LilipuzLesepuz“ ist zum Einsteig sinnvoll, weil sie einfach und kindgerecht aufgebaut ist und zudem, durch Bilder der Buchcover, das Interesse weckt. Da für manche SchülerInnen das Lernen mit dem Computer neu sein wird, wird http://www.wdr5.de/lilipuz/lesepuz/neue_buecher/lesepuz.phtml „Lilipuz“ ist die KinderInternetseite des wdr5. „Lesepuz“ ist eine Subsite. Beschreibung von Kinderund Jugendbüchern die erste Suche im Netz nur Kindgerecht: Bilder, einfach aufgebaut, verständliche Sprache. Altersangabe zu Buchtipps. die ersten beiden RechercheSchritte umfassen: (1.) Suche und (2.) Beurteilung/ Auswahl. Wichtig ist, dass die SchülerInnen eine Zeitvorgabe bekommen: z.B. 10 min Suchen und Lesen und anschließend 5 min Auswahl. Die Fragen des Arbeitsblattes sollen die Suche lenken und dokumentieren. Zum einen damit sie anschließend ein Ergebnis „in der Hand haben“ und sich nicht das Gefühl einstellt, viel gesehen, aber doch nichts erreicht zu haben, und zum anderen, damit die Suche nachvollzogen werden kann. Am Ende sollte jedes Kind ein bis zwei Bücher gefunden haben, die ihn interessieren und dazu Autor und Titel notiert haben. Um ein flüchtiges Lesen, eventuell allein der Bilder, und ein schnelles, inhaltsloses Surfen zu vermeiden, sollen die SchülerInnen eine Buchbeschreibung verinnerlichen, so dass sie sie anschließend nacherzählen können (hierfür muss der anschließende Unterricht Raum geben). Der Microsoft Internetexplorer bietet zwei Hilfswerkzeuge für die Internetrecherche, mit denen man die Kinder vertraut machen sollte: den Verlauf, er listet die Seiten auf, auf denen man war, und die Favoriten (bei Netscape: Lesezeichen), unter denen man die gefunden Internetseiten abspeichern kann. Auf das Verlaufswerkzeug kann man die SchülerInnen am Ende ihrer Suche aufmerksam machen, um nochmals zu reflektieren wo sie im WWW gesurft haben. Am Ende des ersten Suchganges empfiehlt es sich über die Suche und den Umgang mit dem Internet in der Klasse zu reflektieren, so dass aufgekommene Fragen geklärt werden können. 19 Ebda., S.10f. 14 4.2.2 2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe einer Word-Arbeitsanweisung Ebenfalls auf einer einzigen Internetseite findet der zweite Suchgang statt: diesmal auf einer weniger kindgerechten, dafür aber gut strukturieren Internetseite: dem Suchkatalog für Lehrer der AJuM. Auf diese Weise kann man die SchülerInnen zur Recherche mit Suchmaschinen und Katalogen heranführen. Während Parameter gewisse vom Lehrer vorgegeben sind (Einsatzmöglichkeit und Medienart), SchülerInnen weisen Fragen http://www.ajum.de/ Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW Katalog von Kinder- und Jugendbüchern. Parameter: Suchtext, Alter, Einsatzmöglichkeit, Schlagwort, Gattung, Medienart. Für Lehrer: kurze Texte, jedoch ohne Bilder. Schlicht und übersichtlich. die und Aufgaben auf einem Word-Dokument zum Erpoben der unterschiedlichen Such-Parameter an. Neben den Antworten soll in das Word-Dokument außerdem das Suchergebnis durch Markieren und Kopieren eingefügt werden. Das Einführen des Textverarbeitungsprogrammes und die Kopier- und Speicherfunktionen müssen bei der Stundenplanung zeitlich berücksichtigt und gut vorbereitet werden.20 Auch der zweite Suchgang sollte insgesamt eine Zeit von 20 Minuten nicht überschreiten, damit die Kinder nicht Ziel und Überblick verlieren und anschließend kaum mehr etwas über die gelesenen Buchbeschreibungen wissen. Ich halte eine zeitliche Gliederung der Suche durch ein Zeichen oder Signal des Lehrers für sinnvoll. So könnten die Kinder die ersten 5 Minuten stöbern und sich einen Überblick über die Seite und ihre Suchparameter verschaffen, anschließend haben sie 10 Minuten Zeit Texte zu suchen und zu lesen und in der letzten Phase aus zu wählen, ab zu speichern und zu reflektieren. Um die gefundenen Seiten ab zu speichern, werden die SchülerInnen mit der, bereits beim 1.Schritt erwähnten, Favoriten-Funktion vertraut gemacht. Neu eingeführt wird in dieser Einheit somit die Archivierung als (3.) Such-Schritt und die archiv- bzw. suchmaschinenähnlichen Internetseite, welche auf die Arbeit mit Suchmaschinen vorbereiten soll. Nun sollte jedes Kind ein bis zwei weitere Bücher gefunden haben, die ihn näher interessieren. Da die Beschreibungen auf dieser Internetseite für Erwachsene allerdings sehr knapp ausfallen, können die SchülerInnen im nächsten Suchgang, auf einer anderen Internetseite, weitere Informationen zum Buch, sowie eine Buchkritik von anderen Kindern lesen. 20 Vgl.: Fenske 2003, S.222. 15 4.2.3 3. Schritt: Suche in einem alphabetischen Webverzeichnis, einem „Buchbasar“ mit Buchrezensionen von Kindern Im Buchbasar der „learn-line“ (s.rechts) ist eine große Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur zunächst nach dem Alphabet geordnet zu finden. In dieser Einheit sollen die SchülerInnen nach ihren notierten weitere suchen, bietet Buchtiteln Informationen denn nicht die Seite nur eine Buchbeschreibung Kindern für Kinder http://www.learn-line.nrw.de/angebote/buchbasar/index.jsp Learn:line des Landesinstituts für Schule NRW von unter Alphabetischer Katalog mit Buchbeschreibungen für Kinder und Kommentaren von Kindern. Kinder werden aufgefordert selbst Rezensionen zu schreiben. Schwarzes Brett (Forum). Übersichtlich, einfach, wenig Ablenkung Kindgerechte Sprache „Informationen zum Buch:“, sondern auch umfassendere Angaben: „Ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch:“, „So urteilt (Schüler):“ und „Bibliographische Angaben:“. Die klassisch aufgebaute Buchbeschreibung kann als Anregung für die SchülerInnen dienen, ihre gefundenen Bücher selbst zu beschreiben. Da die Kinder die Texte für eine Veröffentlichung auf der Internetseite nicht einfach übernehmen dürfen, sind wir beim nächsten Schritt einer Internetrecherche angelangt: (4.) Zusammenfassung / Neuformulierung. Bei der Suche nach einem Titel auf unterschiedlichen Internetseiten, kann es passieren, dass unterschiedliche Informationen über das Buch zutage gebracht werden. Das wiederum bietet den Anlass über Internetquellen, ihre Glaubwürdigkeit und Urheberrechte zu sprechen. Die Frage nach dem Autor (sachkundig, professionell?) wird hier aufgeworfen und sollte behandelt werden. Auch im Rahmen der geplanten eigenen Buchvorstellungen (auf der Seite des Buchbasars oder der Schulhomepage), wird der öffentliche, auch unzensierte Aspekt des Internets erkenntlich. Des Weiteren bietet die Internetseite einfache Suchtipps für Internetralleys und WebQuests Ob vom Lehrer erstellt, aus dem Internet oder ob von den SchülerInnen, WebQuests und Internetralleys bieten sich als geleitete thematische Suche den Buchbasar, die als Grundlage für eine Internetralley (s. links) auf dieser Seite verwendet werden kann. Mit der, vom Lehrer erstellte Internetralley zur Homepage, findet eine geführte Suche auf der Seite statt und, sie soll den oder als Nachbereitung eines Themas SchülerInnen nahe bringen, eine Seite, ihren Aufbau, ihre an. Sie ähneln einer Schnitzeljagd Funktionen und die dazugehörige Gebrauchsanweisung durch’s Netz und bestehen aus Fragen, (später bezogen auf Suchmaschinen) näher bringen. So die ausschließlich durch die lernen angegebenen Links aus dem Internet Suchfunktion, auch nach Schlagwörtern oder Autoren beantwortet werden können. gesucht werden kann. die SchülerInnen, dass über eine einfache Quelle: Fenske 2003, S.212 16 *Weitere Anregungen: * An dieser Stelle könnte der Besuch einer Bücherei angebracht sein, wo jedes Kind seinen Buchfavorit suchen und ausleihen darf. * Zuvor könnte noch der Aufbau eines Buches behandelt werden (Buchtitel mit Überschrift, Angaben zum Autor und Verlag, Inhaltsverzeichnis, Klappentext). 4.2.4 4. Schritt: Auf mehrere Internetseiten erweiterte Suche zum Autor Nachdem die SchülerInnen mit Hilfe der Internetrecherche ihr Lieblingsbuch gewählt und es vielleicht bereits gelesen haben, wird es interessant sein, mehr über den Autor zu erfahren (Biografie) und andere Werke von ihm kennen zu lernen. Die Recherche dehnt sich diesmal auf mehrere Internetseiten aus rechts). (s. Die http://www.sbf.fellbach.de/Autorenverzeichnis/autor.htm Stadtbücherei Fellbach gleichzeitige Suche auf mehreren Seiten, erfordert das Einbeziehen der Hilfswerkzeuge Verlauf und Favoriten. Alphabetisch geordnetes Archiv mit Informationen zu Autoren, sowie Interviews. Übersichtlich einfach Kindgerechte Sprache Nicht aktuell (2000) http://www.stuttgart.de/chilias/ Internetseite der Zentralen Kinderbücherei in Stuttgart Stadtbücherei Stuttgart Autorengalerie Spielerische Erkundungsmöglichkeit oder Suche nach der alphabetisch geordneten Autorenliste. Übersichtlich Kindgerechte Sprache Bilder und Animationen Der letzte Schritt einer Internetrecherche ist die Präsentation der Ergebnisse (5.). Selbstständig erarbeitetes Wissen anderen zu präsentieren, ist nicht nur ein Motivationsfaktor, sondern vertiefendes Lernen. In den Recherche-Prozess von vornherein die Präsentation zu integrieren, halte ich für sehr sinnvoll, da so eine zielstrebigere Suche ermöglicht wird. Da aus finanziellen Gründen wohl nicht alle Lieblingsbücher für die Klassenbücherei angeschafft werden können, wird die Entscheidung durch einen Wettbewerb gefällt. Um die Ergebnisse der letzten Recherchestunden zu präsentieren, erstellen die SchülerInnen eine Internetralley zu ihrem Autor und Buch. Jedes Kind gibt Bewertungspunkte für gelungene, bzw. weniger gelungene Internetralleys und bekommt Punkte für das erfolgreiche Lösen einer Internetralley. Natürlich kann nicht jeder Schüler, jedes Internetquiz durchlaufen, weswegen der Wettbewerb in Gruppen stattfindet. 17 4.2.5 Zusammenfassendes zum Projekt Die einzelnen Schritte des Projekts stellen keine Unterrichtsstunden dar, sondern sollen nur als Anregung dienen für ein progressives Vorgehen. Sie sind ein ausbaufähiger Rahmen. Dies gilt es auf Klassensituation, informationstechnische Voraussetzungen, parallel behandelte Themen des Deutschunterrichts, etc. an zu passen. Der Grundgedanke des Projekts ist, die einzelnen Rechercheschritte schrittweise in einzelnen Unterrichtseinheiten ein zu üben und zu thematisieren. Die SchülerInnen lernen im Laufe des Projektes unterschiedliche Arten von Internetseiten zur Recherche kennen (Suche über Schlagwörter, über alphabetische Archive, oder durch Eingabe mehrere Suchparameter), die jedoch alle übersichtlich und einfach aufgebaut sind. Die Seiten zur Recherche können abschließend verglichen werden und daraufhin kann besprochen werden, wann sich welche Art der Suche eignet (Suchstrategien). Arbeitsschritte der Internetrecherche (1.) Recherche Schritte im Unterricht: 1. Schritt: Gelenkte Internetrecherche mit • Grundbegriffe Internet Arbeitsblatt zu Buchrezensionen • Internetseite als (neues) (2.) Auswahl (Selektion, erste Beurteilung) Informationsmedium kennen lernen • Suche von Buchrezensionen • Auswahl treffen • Verlauf der Suche notieren / beachten ( Verlaufswerkzeug des Internetexplorers) (3.) Archivierung 2. Schritt: Suche in einem Suchkatalog zur • passende Schlagworte wählen Kinder- und Jugendliteratur mit Hilfe einer • Textverarbeitungsprogramm Word Word-Arbeitsanweisung (Kopierfunktionen) • Speichermethoden (Favoriten: Speicherhilfe des Internetexplorers) (4.) Zusammenfassung, Neuformulierung 3. Schritt: Suche in einem alphabetischen • Suche in alphabetischem Verzeichnis Webverzeichnis, • Buchbeschreibung einem „Buchbasar“ mit Buchrezensionen von Kindern • Internetseite genauer erkunden • Internetralley kennen lernen • Urheberrechte, Autor <=> Glaubwürdigkeit der Quelle 4. (5.) Präsentation der Ergebnisse Schritt: Auf mehrere erweiterte Suche zum Autor Internetseiten • erweiterte Suche auf mehreren Internetseiten • Erstellen einer Internetralley • (Präsentieren) 18 „Nach erfolgreichen vom Lehrer bestimmten Recherchen erlernen die Schülerinnen und Schüler schrittweise selbstständiges Vorgehen, wobei die Abfolge der Schritte festgelegt und immer gleich verlaufen sollte.“ Das Vorgehen, sowie die Rechercheziele sollten für die SchülerInnen immer transparent sein, um es für die angestrebte, selbständige Recherche nutzen zu können. Aus den Arbeitsschritten zur Internetrecherche (Tabelle oben) wird ein, für jede Suche, wichtiger Schritt, nicht direkt ersichtlich: Das Erkennen und Nachvollziehen des gegebenen Rechercheziels, bzw. selbst ein Rechercheziel einzuschränken und festzulegen. Wer sucht, sollte wissen wonach er sucht. Daraufhin kann eine Suchstrategie ausgewählt werden und am Besten gehen die SchülerInnen erst daraufhin an den Computer. Das Rechercheziel festzulegen und eine Suchstrategie zu wählen gehören zum 1.Rechercheschritt unbedingt dazu.21 *Weitere Anregungen: * Aus der Klassenbücherei wird mit Hilfe der Internetralleys (Buchvorstellungen) die Klassenlektüre gewählt. Vielleicht wirft diese Fragen auf - zum Verständnis des Buches sind Hintergrundinformationen gefordert. Hier könnte man das erste Mal eine „echte“ Internetrecherche mit Suchmaschinen – natürlich für Kinder beginnen (s. Kasten 4.1) * Recherche in Büchereien und ihr Aufbau macht den Suchvorgang anschaulicher, handgreiflicher. * Es bietet sich an, zwischen 1. und 3. eine Unterrichtseinheit zu Nachschlagetechniken im Allgemeinen, und vor Allem zum Aufbau und zur Arbeit mit Lexika (alphabetisch oder nach Kategorien) ein zu bauen. * Wird das Thema Buch parallel bearbeitet, liegt es nahe einen Medienvergleich durch zu führen. Ähnliche Projekte werden auf folgenden Internetseiten beschrieben und dokumentiert, wobei sich das zweite nur für 7.-9.Klassen eignet: http://www.buchvorschlag.de/projekt.htm und http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=3D357103.htm . 21 Fenske 2003, S.221f. 19 5 Abschließende Anmerkungen Die Schnelllebigkeit der Daten des Internets hat es mir erschwert aktuelle Internetliteratur und Beispiel hierfür zu finden. Die in der gedruckten Literatur angegebenen URLs sind gewöhnlich nicht mehr auffindbar. Das ist natürlich eine für „echte Internetliteratur“ kennzeichnende Eigenart: das Prozesshafte und somit Flüchtige verdrängt das Endprodukt. Ich könnte mir vorstellen, dass dies einen Einsatz im Deutschunterricht behindert, zum einen weil es um den exemplarischen Charakter von Inhalten und Lernstoff geht, zum Anderen erfordert die Arbeit mit dem Internet einen weit größerer Aufwand für den Lehrer, denn eine gute Vorbereitung ist dringend notwendig. Im Gegensatz zu gedruckten Texten, bei denen die einmal vorbereitete Unterrichtseinheit im nächsten Jahr wieder zum Einsatz kommen kann, muss die Einheit nochmals überarbeitet werden - eventuell sogar komplett erneuert werden. Aufgrund dessen ist die Arbeit von Internetportalen mit Unterrichtsvorschlägen (wie z.B. Learn:line) im Bereich der Arbeit mit dem Internet enorm wichtig. Hier wird wieder deutlich, dass jeder Vorteil – hier die Aktualität, auch seine Eigenarten und Nachteile mit sich bringt. 20 6 Glossar Browser (vom engl. to browse = durchblättern) sind Programme zur Darstellung von Informationen im WWW (z.B. Internet Explorer von Microsoft oder Navigator / Comunicator von Netscape). Ein Browser interpretierte die Befehle in HTML-Dateien, so dass die Seiten auf dem Bildschirm grafisch dargestellt werden. […]* Client (engl. Kunde): Rechner, der die Daten vom Server anfordert. E-zine, e-Zine ist ein Kunstwort aus electronic und magazine. Elektronische Zeitschrift, die in Form von E-mails oder WWW-Seiten publiziert wird.[…] Viele E-Zines können auch abonniert werden.** HTML ist die engl. Abkürzung für Hypertext Markup Language, einer Programmiersprache für die Erstellung von Seiten im WWW. HTML beschreibt allein die Struktur eines Dokuments, aber nicht dessen Erscheinungsbild. HTML-Dateien sind reine Textdateien.* Internet (interconnected Network) • Weltweites Datennetz aus kleinen lokalen Datennetzen • zur Datenübertragung und Kommunikation • es gehört niemandem • Seine Dienste: E-mail, Newsgroups, FTP, Chat, www Java ist eine plattformunabhängige Programmiersprache für das WWW, mit der Animationen und interaktive Anwendungen erstellt werden können (z.B. Lernprogramme). Java wurde von SunMicrosystems entwickelt.* Java-Script ist -> Java sehr ähnlich, wurde aber von Netscape entwickelt.* Newsgroup: Das „schwarze Brett“ des Internet, auf dem ein Thema öffentlich diskutiert werden kann. Provider (to provide, engl. = anbieten / zur verfügung stellen) sind Anbieter eines Internetzugangs (z.B. t-online). […]* Server (engl. Bediener): Rechner, der Daten bereitstellt. URL (Uniform Ressource Locators): Internetadresse. Sie besteht aus unterschiedlichen Teilen: http:// www. Google .de Übertragungsprotokoll Internetdienst Domain: (engl.:Gebiet) .org .com .it (Hypertext Transfer Protocol) WorldWideWeb, WWW: Ein Dienst (von vielen anderen) des Internets, der sich seit 1990 zum Massenmedium und multimedialen Informationsdienst entwickelt hat. Auf WWW-Servern liegen Internetseiten in der Sprache HTML diese können vom Computer durch Browser dargestellt werden. Über einen Provider erhält man Zugang zum Netz. * vgl.: Bremer / Jäger 2001, S.126ff. ** Serges Medien: Wörterbuch der Neuen Medien, Köln 2002. 21 7 Quellen Breilmann, Sybille / Grunow, Cordula / Schopen, Michae (Hrsg.): Computer, Internet & Co. Im DeutschUnterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003. Bremer, Claudia / Michael, Jäger: Per Anhalter durchs Internet. Anregungen für den Unterricht. Wiesbaden 2001. Fenske, Ute: Recherchieren mit Suchdiensten in: Breilmann / Grunow / Schopen (Hrsg.): Computer, Internet & Co. Im Deutsch-Unterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003, S.9-14. Moritz, Nino: Internetliteratur – Literatur im Internet in: Breilmann / Grunow / Schopen (Hrsg.): Computer, Internet & Co. Im Deutsch-Unterricht ab Klasse 5. Berlin, 2003, S.192-202. Fenske, Ute: Recherchieren mit Suchdiensten - in zwei Stufen, in: ebda. S. 55ff. Fenske, Ute: Internetralleys durchführen und erstellen in: ebda. S.212ff. Fenske, Ute: Tipps und Tricks, in: ebda. S.217. Kepser, Matthis: Internetliteratur im Deutschunterricht. In: Thomé, Günther / Thomé Dorothea (Hrsg.): Computer im Deutschunterricht der Sekundarstufe, Braunschweig 2000, S.107-123 Krumme, Ulf / Lakemper, Udo: Hypertext und Intertextualität im Unterricht. In: Köhnen, Ralph (Hrsg.): Philologie im Wunderland. Medienkultur im Deutschunterricht. Frankfurt am Main. 1998, S.140-151. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Bildungsstandards Hauptschule/ Werkrealschule. 10.2004, auf: http://www.bildung-staerkt- menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Hauptschule_Werkrealschule/Hauptschule_Deutsch_Bi ldungsstandard.pdf , S.2ff. Neschen, Birgit (Ansprechpartner): Recherchieren im Internet. 10.2004, auf: http://www.learnline.nrw.de/angebote/recherchieren/index.html Rosello, M: The Screener’s Maps: Michel de Cereau’s „Wandersmänner“ and Paul Auster’s Hypertextual Detective“ in Landow (Hrsg.) 1994, S.121-158 zit in: Krumme / Lakemper 1998, S.141. Wichert, A: Hypertext im Deutschunterricht. Überlegungen zur Rhetorik und Didaktitk des Hypertextes. In: E.-B. Berndt, U. Schmitz (Hrsg.): Neue Meiden im Deutschunterricht. Osnabrück: Redaktion OBST, S. 126. In: Kepser 2000, S. 117. 22