560 KByte
Transcrição
560 KByte
4 1 abwechslungsreicher Stil-Cocktail geworden. Zu den oben genannten Einflüssen gesellen sich nun noch Soul und Folk hinzu. Insgesamt kommt das Album deutlich reifer und weniger ungestüm als das Debüt herüber, zeichnet sich aber immer noch durch eine sympathische Schnoddrigkeit aus. Zwar ist es zugänglicher, besitzt aber noch genug Ecken & Kanten, so daß es sich erst nach mehrmaligem Hören richtig erschließt. der sich seine ersten Lorbeeren als DJ Ende der 80er im legendären Hacienda Club in Manchester verdiente, kannte ich bisher mehr vom Hörensagen und hatte ihn so in die Techno- und House-Ecke gesteckt. Dass man ihn aber keineswegs darauf festlegen kann, beweist er eindrucksvoll mit seinem 5. Studioalbum, denn darauf fusioniert er die elektronischen Spielarten House, Techno und Drum’n’Bass ohne Scheuklappen mit Jazz, Soul, Dub, Chanson, Rap und TripHop. Das ist nur selten straight-to-thedancefloor, dafür öfter experimentell, fiebrig, hypnotisch und relaxt groovend. Beim Hören d. Albums spürt man förmlich den Puls der nächtlichen Großstadt. Schön ist auch, dass das Album mit satten und niemals langweiligen 75 Minuten das CDFormat voll auschöpft. Eine echte Überraschung und Entdeckung für mich ... Laurent Garnier “Tales Of The Kleptomaniac” (PIAS) 8.5. Zugegeben, den 43-jährigen französischen DJ und Musikproduzent weniger zum Abtanzen geeignet, sondern eher zum gepflegten Abhängen. Die LAUSCHBAR Nr. 46 - Neues vom Plattenmarkt Moderat “Moderat” (BPitch Control) 8.5. Moderat ist sowas wie die Supergroup d. Berliner Elektronik-Szene, denn es ist d. gemeinsame Projekt von Modeselektor (Sebastian Szary & Gernot Bronsert) und Apparat (Sascha Ring). Nach einer gemeinsamen EP 2002 erscheint erst jetzt das Debüt-Album. Der Projektname ist dabei Programm, denn man trifft sich stilistisch ziemlich genau zwischen den beiden Polen elektronischer Musik, für die die beiden beteiligten Projekte sonst stehen: dem energetischen Rave-Electro-Techno von Modeselektor und den introvertierteren Elektronica-Sounds von Apparat. So sind die Stücke auch Air “Love 2” (Aircheology/Virgin/EMI) 2.10. Mit ihrem 5. Studioalbum kehrt das französische Duo Dunckel/Godin zurück zu dem luftigen Sound des Debüts "Moon Safari" (1998). Wie damals auch ist das eine Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch, die ihnen über weite Strecken gut gelingt. Positiv fallen neue Facetten in ihrem Soundkosmos auf, inbesondere Rock- und Surfgitarren hier und da, aber auch hippieske und psychedelische Momente und eine Brise Funk und Afro Beats. Eine Veranstaltungsreihe des bc-Studentenclubs in Ilmenau, unterstützt von Müller Drogerie Ilmenau. Die nächste Lauschbar findet am 17. Januar 2010 (zum Clubgeburtstag) statt. Bis dahin gibt es auf www.dj-paulus.de jede Woche eine Platten-Neuvorstellung. Crippled Black Phoenix “200 Tons Of Bad Luck” (Invada/Cargo) 24.4. Beim Hören der ersten 3 Stücke, die alleine schon mit 33 Minuten knapp die Hälfte des 2. Albums d. britischen Projekts ausmachen, greift man unwillkürlich zum Booklet, um nachzuschauen, ob da irgendein Mitglied von Pink Floyd die Finger mit im Spiel hat, denn die 3 Stücke bieten so einige Pink Floyd-Zitate: Das erste Stück beginnt mit sphärischen Keyboards wie in "Shine On You Crazy Diamond", das zweite Stück mit einem genialen Groove wie in "One Of These Days" vom Album "Meddle", und der 3. Teil des 18-minütigen dritten Stücks eröffnet mit einer Reminiszenz an "Pigs" von "Animals". Nachweislich ist aber keiner von Pink Floyd mit im Bunde, vielmehr handelt es sich um ein Musikerkollektiv um den MultiInstrumentalisten Justin Greaves. Andere Beteiligte mischen zum Teil auch noch in anderen Bands mit, z.B. der Bassist von Mogwai. Nach den genialen ersten drei Stücken, die das Herz jedes ProgRock-Fans höher schlagen lassen, zerfasert das Album stilistisch etwas mit Tendenz zum melancholischen Indie-Rock, bevor mit den letzten beiden Stücken wieder in die Prog-Rock-Spur zurückgefunden wird. Aufgrund der Länge und der sich durchziehenden Schwermut die Band bezeichnet ihre Musik selber als Endzeit-Balladen ist das Album sicher keine leichte Kost, bietet dem geneigten Hörer aber ein exzellentes Kopfkino. Long Distance Calling “Avoid The Light” (Superball/SPV) 24.4. Seit 1, 2 Jahren bringen einige Bands frischen Wind in das zuvor doch etwas auf ausgetretenen Pfaden dahinwandelne PostRock-Genre, indem sie es mit Elementen aus Prog Rock, Psychedelic Rock und auch Metal anreichern bzw. kreuzen. An dieser Stelle wurden in dieser Richtung bereits die letzten Platten von Russian Circles, Leech und From Monument To Masses vorgestellt. Das Quintett aus Münster setzt mit seinem 2. Album diesen Trend fort, und alle Freunde der 18.10.09 oben genannten Bands werden definitiv auch an dieser Gefallen finden. Im Gegensatz zu alten Post-RockGrößen wie Mogwai setzen LDC nicht auf einen langwierigen Spannungs- und Stimmungsaufbau, sondern auf den Wechsel von filigranen, atmosphärischen Passagen aus ambienten KeybordSounds und zauberhaften Gitarrenfiguren einerseits, mit druckvollen, lauten Passagen und knackigen Gitarren-Riffs auf der anderen Seite. Die 6 Stücke des Album haben stattliche Längen von 7 bis 12 Minuten und sind bis auf "The Nearing Grave", dem Jonas Renske, Sänger von Katatonia, seine charismatische Stimme leiht, alle rein instrumental. Sehr schönes Artwork inklusive. Ein Album von hypnotischer Sogwirkung! 2 3 Neben den satt-fiesen Gitarrenriffs und dem scheppernden Drumming lebt das Album vor allem von der verruchten, mal fauchenden, mal röhrenden Stimme Mossharts, die hier ansatzweise in die Fußtapfen von Janis Joplin tritt. The Dead Weather “Horehound” (Third Man/Sony) 10.7. Sogenannte Supergroups konnten mich in der Vergangenheit meistens nicht wirklich begeistern. In dem vorliegenden Fall ist das aber anders, denn die 4 beteiligten Musiker - Sängerin Alison Mosshart (The Kills), Bassist Jack Lawrence (The Raconteurs), Gitarrist Dean Fertita (Queens Of The Stoneage), sowie Drummer (!) Jack White (White Stripes) - agieren nicht als Ensemble von Einzelkönnern, sondern als harmonische Einheit, die mit herrlich knarzigem und schwer groovendem, psychedelisch angehauchtem Blues-Rock begeistert. Auch wenn produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit: die Band schert sich nicht um den Zeitgeist, sondern suhlt sich lieber im Erbe des Psych-Blues-Rock Ende der 60er, Anfang der 70er. schrecken. Produziert wurde das Album u.a. von Josh Homme von The Queens Of The Stone Age. Und so schimmert hier und da tatsächlich etwas Stoner und Psychedelic Rock durch. Auch die Arbeit von Sänger Alex Turner mit seinem Nebenprojekt The Last Shadow Puppets (LB 41) zeigt Wirkung in Gestalt von Spaghetti-WesternSound und Sixtie-Pop-Anleihen. Die Songs klingen alle sehr durchdacht, aber auch nicht zu sehr vergeistigt. Ausnahme ist "Pretty Visitors", das als einziger Song noch an den rotzigen Stil des Debüts erinnert. Insgesamt ein echtes Grower-Album, das man mit jedem Hören lieber gewinnt. Arctic Monkeys “Humbug” (Domino) 21.8. Die 4 Jungs aus Sheffield sind erwachsen geworden: statt rebellischen und hyperaktiven Indie-Rock zelebrieren sie auf ihrem 3. Album nun gut abgehangenen WüstenRock. Mit der Abkehr von ihrem bisherigen und so erfolgreichen Stil, insbesondere von ihrem Debüt aus Regina Spektor “Far” dem Jahre 2006 mit dem Hit "I Bet (Sire/Warner) 26.6. You Look Good on the Dancefloor", gehen sie einen mutigen Schritt, denn den einen oder anderen Fan Die 29-jährige, gebürtige Russin dürfte der neue Stil doch etwas ab- siedelte Ende der 80er mit ihren Eltern nach New York über, wo sie eine klassische Klavier-Ausbildung erfuhr. Später kam sie in Kontakt zur Singer/Songwriter- und Anti-FolkSzene der Stadt und begann eigene Songs zu schreiben, in denen sich sowohl ihre russisch-jüdischen Wurzeln als auch der bunte Kultur-Mix ihrer neuen Heimatstadt widerspiegelten. Nach 2 Alben, die sie Anfang des Jahrtausends in Eigenproduktion herausbrachte, kam sie über ihre Kontakte mit den Strokes zu einem Plattenvertrag mit Sire, auf dem sie nun ihr drittes Album veröffentlicht. Bereits mit dem Vorgängeralbum "Begin To Hope" (2006), aber auch dank gemeinsamer Touren mit den Kings of Leon hat sie sich inzwischen auch diesseits des Atlantiks einen guten Ruf erspielt. Der dürfte sich mit dem neuen Album verfestigen, das einen sympathischen, teilweise bezaubernden Indie-Pop bietet, der nicht zu kitschig, aber auch nicht zu avantgardistisch daherkommt, und bei dem das Piano und die ausdrucksstarke Stimme der zierlichen Sängerin im Vordergrund stehen. Die Stücke sind mal beschwingt, mal melancholisch, und erzählen leicht skurrile, mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken anregende Geschichten. ironische - Geschichten und Begebenheiten aus ihrem Leben. die beiden Sänger in Französisch und English ab. Auffällig an der Entwicklung der Band ist auch, daß sich zwischen bzw. auch in die tanzbaren Stücke nachdenkliche und melancholische Töne einschieben, und es inhaltlich nicht mehr nur um Politik, sondern auch um das Leben an sich und die Liebe geht. den zentralen Figuren in dem wechselndem Musiker-Kollektiv sind Yuriy Gurzhy (von der Russendisko) und der Ungar Simon Wahorn. Zusammen mit den zahlreichen Mitstreitern zelebrieren sie eine wilde Mixtur aus Ska, Reggae, Dub, HipHop, Polka, Klezmer, Rock und Cumbia. Passend dazu auch ein Sprachgewirr aus Russisch, Ungarisch, Deutsch und Englisch bei den Texten, die vom Leben in der Großstadt Berlin handeln. Speech Debelle “Speech Therapy” (Big Dada) 29.5. Die junge Rapperin aus London hat 5 Jahre an ihrem Debüt gebastelt, das nichts mit dem aus den Charts bekannten Rap zu tun hat, sondern eher in der Tradition von intelligenten, jazz-orientierten Rapund Spoken Words-Vertretern wie Silent Poets, DJ Krush, 4Hero und Roots Manuva steht. Letzterer ist denn auch an dem sehr schönen Stück "Wheels In Motion" beteiligt. Im Gegensatz zum aktuellen Rap kommt ihre Musik fast ohne Samples, Scratches und elektronische Beats aus, stattdessen dominiert transparente Akustik aus Gitarre, Drums, Bläsern und Streichern. Die Stimmung wechselt zwischen ruhigeren, souligen Stücken und hibbeligeren mit abstrakten Beats. Mit ihrer mal warmen, mal kindlichen Stimme erzählt sie - oft Babylon Circus “La belle etoile” (Skycap) 30.4. Die seit 1995 bestehende Band aus hat sie sich bisher durch energiegeladene und politisch engagierte Ska’n’Reggae-Konzerte, u.a. Auch Rotfront “Emmigrantski auf dem Open Air am 13.5.2003 Raggamuffin” zwischen bc- und BD-Club, eine (Essay/Indigo) 5.6. weltweite Fangemeinde erspielt. Jamie T Auf dem 4. Album der Band sind “Kings & Queens” Ska’n’Reggae aber nur noch zwei Nach Dancehall von Seeed, der Facetten von vielen. So mischen Russendisko und Shantel’s Balkan (Virgin/EMI) 4.9. die 9 Musiker um die beiden Sänger Beats mischen Rotfront das alles und Bandgründer David Baruchel & auf ihrem Debüt-Album nun gut Vor 2 Jahren erregte der inzwischen Manuel Nectoux auf gekonnte und durcheinander und laden zur ultima- 23-jährige Brite mit einer wilden Mixvergnügliche Weise noch Chanson, tiven urbanen Multi-Kulti-Party ein! tur aus Rap, Ska, Punk und elektroJazz, Swing, Gypsy und Blues hin- Rotfront wurde 2003 gegründet und nischen Beats auf seinem Debüt zu. Zum Teil werden die Stile auch ist die Hausband d. Berliner Kaffee "Panic Prevention" einiges Aufsehen. innerhalb eines Liedes vermischt, Burger, wo ja auch die legendären Auch das vorliegende Album ist und passend dazu wechseln sich Russendiskos stattfinden. Die bei- wieder ein wunderbar =>