Ausgabe 01 / 2009

Transcrição

Ausgabe 01 / 2009
Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung
– Landesverband Hessen –
Lehrer
und S c h u l e
„Nasser Schwamm“ überreicht
1
33. Jahrgang – Januar/Februar 2009
Heft
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
1
m
Impressu
»Lehrer und Schule«
Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung,
Landesverband Hessen e. V.
Herausgeber:
Verband Bildung und Erziehung (VBE),
Landesverband Hessen e. V.
Landesvorsitzender:
Helmut Deckert
Im Eichhof 5 · 36391 Sinntal
Redaktion:
Hermann Beck
Im Langenmorgen 29 · 35794 Mengerskirchen
Telefon:(0 64 76) 5 62 · Telefax: (0 64 76) 4 19 02 46
E-Mail: [email protected]
Landesgeschäftsstelle:
Niedergärtenstraße 9 · 63533 Mainhausen-Zellhausen
Telefon: (0 61 82) 89 75 10 · Telefax: (0 61 82) 89 75 11
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.vbe-he.de
Gesamtherstellung und Anzeigenverwaltung:
Gebrüder Wilke GmbH
Druckerei und Verlag
Oberallener Weg 1 · 59069 Hamm
Telefon: (0 23 85) 4 62 90-0
Telefax: (0 23 85) 4 62 90-90
E-Mail: [email protected]
Die offizielle Meinung des VBE geben nur gekennzeichnete Verlautbarungen der sat­zungsgemäßen Organe des VBE wieder. • Für ­unverlangte Manu­skripte
wird keine Gewähr über­nommen. Rück­­sendung unverlangt zugesandter Bücher und deren Bespre­chung
bleibt vorbehalten. Nachdrucke nur mit schriftlicher
Genehmigung der Redaktion.
Die Artikel werden nach bestem Wissen veröffentlicht
und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die
Redak­tion behält sich Kürzungen vor. Rechtsansprüche
können aus der Information nicht hergeleitet werden.
INHALT
ISSN 1860-739X
2
3
3
4
4
Kommentar
VBE Hessen
VBE Bund
Informationen
Wie kommt Schule
in Bewegung?
7
11
11
12
Das Ausgangsproblem
Informationen
Bücher und andere Medien
Aus den Keis- und
Regionalverbänden
2
Kommentar
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
sondern zunehmend auch sozial
benachteiligte deutsche Familien.
der Wahlausgang der vorgezogenen
hessischen Landtagswahlen war
überraschend und erwartet zugleich.
strahlende Sieger gab es nicht gerade, aber jede Menge Quittungen – in
jede Richtung. Auch die Bildung der
neuen Landesregierung war ganz
gewiss ein spannendes Procedere.
Der VBE nimmt als parteipolitisch neutraler Verband
dieses (jedes) Wahlergebnis zur Kenntnis und richtet sich darauf ein. Wie stets werden wir mit Sachund Fachverstand die neue Regierung begleiten:
Und es bleibt dabei: Gutes werden wir gut nennen
und Schlechtes werden wir schlecht nennen – das
sind wir Ihnen, unseren Mitgliedern, schuldig.
Die Koalitionsvereinbarung der neuen Regierung
trägt deutlich die Züge einer Koalition – jeder Partner will und muss sich wiederfinden. Auf alles kann
hier im Kommentar naturgemäß nicht eingegangen
werden, aber die bildungspolitischen Fragen werden
uns ja nun eine Legislatur begleiten.
Und um nun mit Guten anzufangen: Es ist gut, dass
die unsägliche Sternchen-Regelung für die Eingangsklassen aller Schulformen wegfallen wird. Wie lange
haben wir das mit guten Gründen gefordert – und
selbst für die Hauptschule gab es kein Pardon. Jetzt
aber ist der Einstieg endlich vollzogen.
Gut ist auch, dass die Mittel für die Lernmittel um 40
% aufgestockt werden. Natürlich kann man sich
immer mehr wünschen, aber der VBE gehört nicht zu
denen, die eher Traumtänzer hätten werden sollen. Es
geht bei allem schließlich auch um Steuergelder.
Wir begrüßen es, dass die durch die demografische
Entwicklung freiwerdenden Stellen im Schulbereich
bleiben sollen, das eröffnet in der Zukunft vielleicht
gute Möglichkeiten.
Ebenso begrüßen wir natürlich, dass – wenn auch nur
teilweise – in den Klassen 5 der Haupt- und Realschule der VBE-Forderung nach einer Gestaltung mit zwei
Eingängen aber drei Ausgängen Rechnung getragen
wird. Da werden wir zugunsten einer Ausweitung nicht
locker lassen. Und die neue Kultusministerin hat sich ja
auch schon in diese Richtung geäußert.
Was die neue Zuweisung von 105 § an die Schulen bedeutet, weiß man noch nicht so genau: Was alles muss
davon abgedeckt werden? Wie frei sind die Schulen
wirklich? Wie wird der anfallende Vertretungsunterricht
abgedeckt? Mit welchen Arbeitsverhältnissen zu welchen Konditionen geschieht das alles? Also mehr Fragen
als – im Moment – Antworten. Wir werden sehen.
Die von der FDP geforderte Kinderschule heißt jetzt
Schulvorbereitungsjahr. Da dieses nicht verpflichtend ist, wird es keine entscheidenden Änderungen
und Fortschritte bringen. Nach wie vor werden die
bildungsfernen Elternhäuser nicht erreicht und das
sind nicht nur solche mit Mögrationshintergrund
Nachgerade Unfug ist es, künftig in
den Zeugnissen ein Plus und Minus
zuzulassen. Sollen wir denn jetzt alle
Zeugnisse in verbaler Notenform
schreiben, um (leichte) Fälschungen
von Minus in Plus auszuschalten? Da
wäre es doch besser, dem VBE-Vorschlag zu folgen, und die bewährte
und aissagekräftige 15-Punkte-Bewertung zu übernehmen, die in vielen Bereichen –
auch europaweit – schon gängig ist.
Die vielen noch nicht konkretisierten Ankündigen
im Koalitionsvertrag wird man in ihren Umsetzungen abwarten müssen, wobei natürlich zwei von
besonderer Bedeutung sind:
Lange Jahre hat der VBE auf ein funktionsloses Beförderungsamt für alle Lehrämter gedrungen, um
dem Umstand ein Ende zu bereiten, dass wir immer
noch niedere und höhere Lehrämter haben. Dagegen
setzen wir beharrlich unser Credo: Alle Lehrer sind
Lehrer! Und deshalb können ihre Lehrämter nicht in
Ausbildung, Bezahlung, Beförderung und Unterrichtsverpflichtung differieren, sondern müssen den
– sicherlich unterschiedlichen – Anforderungen angepasst werden. Dies ist ein erster Schritt dazu!
Ebenso unaufschiebbar ist die Verbesserung der 2.
Phase der Lehrerausbildung. Da dies alle Parteien
wollen, müsste es eigentlich im Konsens möglich
sein. Und als Vertretung auch im Ausbildungsbereich legen wir dazu in diesen Tagen ein umfassendes, durchdachtes Konzept vor, das den Anliegen
sowohl der Ausbildung als auch der Lehrkräfte im
Vorbereitungsdienst gerecht wird.
Beim Lehrersein gibt es schon immer den Unterschied zwischen möchten und können. Nicht jeder,
der möchte, kann auch. Diese Profession werden wir
mit Klauen und Zähnen verteidigen und auch deshalb wird der Verband Bildung und Erziehung Hessen nicht müde werden, für Sie seine Stimme zu erheben, da kann regieren wer will. Wir sind niemanden verpflichtet außer den Anliegen der
Schulen. Das schließt unser Unverständnis ein, dass
unsere Kolleginnen und Kollegen an den Gymnasien
nicht über G 8 und/oder G 9 entscheiden können,
sondern nur die kooperativen Gesamtschulen. Bei
den damaligen sogenannten D-Zug-Klassen war das
offensichtlich noch möglich! Das schafft Schulen
zweiter Klasse und verhindert einen echten und
spannenden Wettbewerb in dieser durchaus gesellschaftspolitisch wichtigen Frage.
Wir verlassen uns auf Ihre Profession, auf Ihr Berufsethos und auf Ihren Einsatz. Sie können sich auf Ihre
Gewerkschaft, den Verband Bildung und Erziehung,
verlassen. Das sichert Ihnen auch für 2009 zu
Ihr
Helmut Deckert
VBE-Landesvorsitzender
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
VBE Hessen
10-Punkte-Sofortprogramm des VBE Hessen
W
ir fordern die Parteien des Hessischen
Landtages auf, zugunsten der nachwachsenden Generationen unabdingbare Vorhaben einvernehmlich und über Parteigrenzen hinweg in Angriff zu nehmen. Hierzu
legen wir nachfolgendes 10-Punkte-Sofortprogramm (bis Ende 2009) vor:
•Die Zukunft für die Hauptschüler und Hauptschülerinnen muss angesichts zunehmend
gefährdeter Hauptschulstandorte durch eine
schnelle Umgestaltung der Klassenstufen 5
+ 6 zum 1.08.2009 gesichert werden.
•Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
und der sozialen Bedingungen muss schrittweise in allen Schulformen die Klassenfrequenz gesenkt werden. Hierzu kann aus der
Sicht des VBE zur Finanzierungshilfe ein
Stufenplan aufgestellt werden:
-Begrenzung der Klassen der Grund- und
Hauptschule und der integrierten Schulsysteme auf max. 25 Schüler und Schülerinnen ab 1.09.2009,
-die Senkung der Klassengrößen an den
Gymnasien und Realschulen auf max. 30
Schüler und Schülerinnen,
-ab dem Schuljahr 2010/2011 eine Senkung in allen Schulformen auf maximal
25 Schüler und Schülerinnen.
Angesichts des zu erwartenden Schülerrückganges und der versprochenen neuen
Stellen sind die dafür benötigten Lehrkräfte
weitgehend vorhanden.
•Bei bestehenden altersgemischten Klassen
kleiner Grundschulen darf nicht der allgemeine Teiler angelegt werden. Zusätzliche
Differenzierungsstunden sind unabdingbar.
•Durch entsprechende tatsächlich vorhandene Fördermaßnahmen muss angestrebt
werden, für jeden Schüler und jede Schülerin einen Schulabschluss zu erreichen. Die
erforderlichen Ressourcen können zum Teil
durch Einsparungen bei dann nicht nötigen
Nicht-Versetzungen erbracht werden.
•Der Kindergarten muss im letzten Besuchsjahr kostenfrei angeboten werden und
verpflichtend sein, um alle Schüler und
Schülerinnen – auch solche mit Migrationshintergrund und aus finanzschwachen Familien - chancengerecht auf die Schule vorbereiten zu können.
Hierzu ist eine Änderung der Ausbildung der
Erzieherinnen und Erzieher anzustreben. In
einem ersten Schritt müssen angehende Kindergartenleiterinnen (und Leiter!) an Fachhochschulen ausgebildet werden. Im Dienst
befindlichem Personal ist umgehend eine entsprechende Weiterqualifizierung anzubieten.
•Die flexible Eingangsstufe muss mit entsprechenden Ressourcen an allen Grundschulen des Landes eingeführt werden.
•Im Rahmen der beabsichtigten Dienstrechtsreform für Beamte ist ein funktionsloses Beförderungslehramt für alle
Lehrämter vorzusehen, um besondere Leistungen anerkennen zu können.
•Die 2. Ausbildungsphase aller Lehrämter
muss neu gestaltet werden. Dabei sind die
Erfahrungen aus der derzeitigen Modularisierung aufzunehmen und die Belastung für
die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ausbildungsgerecht zu senken. Ausbilder und
Ausbildungsbeauftragte müssen über hinreichende Unterrichtserfahrung von mindestens drei Jahren verfügen.
•Nach dem Vorbild einiger Landkreise ist eine
umfassende Schulsozialarbeit für alle Schulen
und Schulformen – beginnend mit Grundund Hauptschulen - einzuführen, um die
Lehrkräfte bei der Erfüllung ihrer Erziehungsund Beratungsaufgaben zu unterstützen.
•Die 6-jährige Mittelstufe muss aus Gründen
der Chancengerechtigkeit wieder hergestellt werden. Zumindest bis zum Ende der
Klasse 6 muss ein Wechsel zwischen den
Bildungsgängen wieder ermöglicht werden.
Der Negativpreis des VBE wurde bereits zum
fünften Mal vergeben. Die bisherigen Preisträger des „Nassen Schwamms“ sind 2004 Klaus
Böger, vormaliger Berliner Schulsenator, 2005
Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität
Berlin, 2006 EU-Kommissarin Viviane Reding
und 2007 Dieter Bohlen als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar“.
Zur Info: www.spickmich.de ist ein interakrives
Schülerportal mit Lehrer-Benotung und Lehrer-Ranking.
VBE Bund
(vbe Pressedienst von 12.02.2009)
„Nasser Schwamm“ des
VBE für „spickmich“
VBE fordert Aufwertung
des Lehrerberufs
Die Internetplattform www.spickmich.de erhielt heute den „Nassen Schwamm“ des
VBE.
„Der Verband Bildung und Erziehung (VBE)
sieht in dieser Website den lehrerpolitischen
Dauer-Tiefschläger des Jahres 2008“, heißt es
in der Begründung. „Der VBE wendet sich
entschieden gegen Aburteilungen von Lehrerinnen und Lehrern, die auf Stimmungslagen
und Meinungsmache beruhen.“
„Was einst als Schüler-Ulk abgetan werden
konnte, ist heute oftmals ein Vorfall, der in die
Kategorie ‚Mobbing‘ oder ‚mediale Hinrichtung‘ fällt“, betonte Eckinger, Bundesvorsitzender des VBE, anlässlich der Preisverleihung, die
auf der Bildungsmesse didacta in Hannover
stattfand. Weiter sagte Eckinger, Lehrerinnen
und Lehrer seien in einigen gesellschaftlichen
Bereichen zum Freiwild geworden, das in der
Öffentlichkeit zm imaginären Abschuss freigegeben, also der Lächerlichkeit anheim gestellt
oder dem Volkszorn überstellt werde.
Der VBE-Bundesvorsitzende stellte klar: „Unterrichten findet nicht im luftleeren Raum
statt und Feedback von Schülerinnen und
Schülern ist erwünscht und notwendig.“ Öffentliche Aburteilungen von Lehrerinnen und
Lehrern würden aber das Klima in den Schulen
vergiften.
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
Der VBE hege Unbehagen, so Ludwig Eckinger,
wegen der niedrigen Schwelle des Zugangs zu
„spickmich“ und unklarer Kriterien für die redaktionelle Filterung. „Jeder Nutzer kann ganz
leicht reale Lehrerinnen und Lehrer mit
schlechtesten Benotungen für ‚guten Unterricht‘, ‚fachlich kompetent‘, ‚gut vorbereitet‘
oder ‚vorbildliches Verhalten‘ aburteilen, ohne
eigene Fachkompetenz, ohne Ansehen des
Unterrichts der Lehrerin oder des Lehrers, einfach so, vielleicht aus Spaß, sicher aber mit
der Folge, dass ein schlechtes Urteil haften
bleibt“, kritisierte Eckinger.
B
ezug nehmend auf die „Wiener Erklärung“ des VBE, des österreichischen
Lehrerverbands GÖD und der Schweizer Lehrerorganisation LCH vom November
2008 hat der Bundesvorsitzende des VBE,
Dr. Ludwig Eckinger, eine Aufwertung des
Lehrerberufs angemahnt. Im Einzelnen fordert er:
1.Aufwertung des Lehrerberufs durch exzellente universitäre Lehrerausbildung. Alle
Lehramtsstudiengänge müssen von Anfang
an das Berufsziel Lehrer/-in realisieren. Die
berufswissenschaftliche und berufspraktische Ausbildung muss gleichwertig mit
der Ausbildung in den Unterrichtsfächern
werden.
2.Aufwertung des Lehrerberufs durch Gleichwertigkeit aller Lehrämter von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II.
3.Aufwertung des Lehrerberufs durch pädagogische Qualifizierung auch aller Quereinsteiger in den Lehrerberuf.
4.Aufwertung des Lehrerberufs durch bessere
Bedingungen an allen Schulen: Absenkung
der Klassenstärken, Möglichkeiten für individuelle Förderung der Schüler/-innen und
Verstärkung der Angebote der Lehrerfortund -weiterbildung.
5.Aufwertung des Lehrerberufs durch eine
langfristige Personalplanung und Personalentwicklung in allen Bundesländern, um
endlich vom unseligen „Schweinezyklus“
wegzukommen.
km
3
Die putzigste Meldung
„Bis zu 100 Euro will die Stadt Oer-Erkenschwick in der Nähe von Münster Eltern aus Problemfamilien zahlen, wenn ihre Kinder pünktlich zur Schule kommen. Auf einer Bonuskarte soll vermerkt werden, ob die Eltern ihren Kindern Frühstück mitgeben und sie rechtzeitig zur Schule
oder in den Kindergarten gebracht haben. Zur Belohung winken nach vier Wochen Einkaufsgutscheine.“
(aus einer Meldung in der Frankfurter Rundschau vom 28.01.2009)
Da fällt einem nur noch wenig ein. - Vielleicht ist die Maßnahme aber auch gedacht als
Beitrag zum Konjunkturprogramm der Bundesregierung zur Ankurbelung des Konsums ...
Informationen
aus dem Bildungsbereich
Interview mit Kultusminister Henry Tesch, KMKPräsident für das Jahr
2009
R
edaktion: Herr Tesch, Sie vertreten das
Land Mecklenburg-Vorpommern in der
KMK-Konferenz. Was kann ein kooperativer Föderalismus im Bildungsbereich leisten?
Minister Tesch: Ich denke, Vielfalt und Wettbewerb zwischen den Ländern einerseits, Zusammenarbeit in gesamtstaatlicher Wahrnehmung unter den Ländern andererseits. So lässt
sich moderner Föderalismus im Bildungsbereich am besten beschreiben. Deutschland mit
seinen föderalen Bildungsstrukturen gehört zu
einer kleinen Gruppe von Nationen, die in den
vergangenen Jahren absolute Leistungszuwächse verzeichnen und die sich im Vergleich
zu anderen Staaten verbessern konnten. Das
haben die in diesem Herbst veröffentlichten
Schulstudien wie PISA, IGLU und TIMSS noch
einmal bestätigt. Wir sehen in diesen Erfolgen
eine Ermutigung, den Weg durchgreifender
Reformen zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen weiter gemeinsam fortzusetzen.
Die Länder müssen auch in Zukunft auf bundesweit gültige Qualitätskriterien im Bildungsbereich achten und gleichzeitig soviel
Vielfalt, Wettbewerb und Dynamik wie möglich auslösen.
Redaktion: „Bildungsgipfel im Flachland“ –
Was kann man vom Messemotto erwarten?
Minister Tesch: Die didacta beweist ihre bedeutende Stellung im Bildungsbereich jedes
Jahr aufs Neue. In diesem Jahr findet sie in
Hannover, im norddeutschen Flachland statt.
Als Europas führender Kongress für Bildungsfragen ist der Besuch eine Bereicherung für
jeden in Bildung Tätigen. Die Bundesländer sind
4
für die Ausgestaltung ihrer Bildungspolitik
selbst verantwortlich, denn die Rahmenbedingungen gestalten sich überall anders. Ich
möchte aber gar nicht so sehr auf die Flächenländer abheben. Ziel aller Länder muss es sein,
in jeder Region, egal, ob Stadt oder ländlicher
Raum, ein attraktives und vielseitiges Bildungs­
angebot vorzuhalten. Dazu bietet die Messe
einen idealen Ort, um sich auszutauschen,
Ideen zu entwickeln und Kontakte zu knüpfen.
Redaktion: Ohne eine gute Bildung ist kein
Staat zu machen. Welchen Beitrag leistet aus
Ihrer Sicht die Lehrerschaft?
Minister Tesch: Nach meiner Überzeugung
muss es das Ziel aller Bildungsreformen sein,
jedem jungen Menschen die bestmöglichen Voraussetzungen für einen gelingenden Start ins
Berufsleben zu geben. Wegen der gestie-genen
Anforderungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben aber nur solche Bewerber
eine Chance, die über umfassende Kompetenzen verfügen. Ich sehe es deshalb als die
vordringlichste politische Aufgabe an, die Bedeutung guter Bildung noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Deutschland in
die Spitzengruppe der weltweit führenden Bildungsnationen zu bringen, ist ein Ziel, an dem
sich nach meinem Dafürhalten alle anderen
Politikbereiche auszurichten haben. Im Zen-
trum all unserer Bemühungen steht der gute
Unterricht - mit dem Lehrer bzw. der Lehrerin
als Schlüsselperson im Bildungsgeschehen.
Viele Lehrerinnen und Lehrer arbeiten sehr engagiert in ihrem Beruf und sind kreativ. Die Bildungsdebatte der vergangenen Jahre hat erfreulicherweise mit vielen unhaltbaren Vorurteilen aufgeräumt. Lehrerinnen und Lehrer
können zu Recht verlangen, dass sie aus den Elternhäusern, den Schulverwaltungen, der Bildungspolitik und der gesamten Gesellschaft in
ihrem anspruchsvollen und verantwortungsvollen Beruf in Zukunft noch mehr Unterstützung erfahren.
Redaktion: Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen. Hat sich in der Haushaltspolitik bereits ein anderes Verständnis
durchgesetzt?
Minister Tesch: Für mich steht außer Frage,
dass Deutschland in den nächsten Jahren
noch mehr in Bildung und Forschung investieren muss, um in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Schritt zu halten. Gerade sogenannte Schwellenländer wie China oder Indien entfalten im Bildungsbereich eine
ungeheure Wachstumsdynamik. Auch in
Deutschland sollte noch stärker ins Bewusstsein rücken, dass Bildungsausgaben in Wahrheit Zukunftsinvestitionen sind. Wie dies fiskalisch oder haushaltsrechtlich gefasst wird,
ist eine zweite Frage. Wichtig erscheint es mir,
dass die Investitionen in Bildung und Forschung in den nächsten Jahren kontinuierlich
ansteigen werden. Der Bildungsgipfel von
Bund und Ländern hat im Oktober bereits ein
klares Signal für mehr Investitionen in gute
Bildung gesetzt. Gemeinsames Ziel ist es, die
Ausgaben für Bildung und Forschung auf 10
Prozent des Bruttoinlandsproduktes bis zum
Jahr 2015 zu erhöhen. Die Länder werden in
den kommenden Jahren unter anderem die
vorschulischen und schulischen Betreuungsund Bildungsangebote ausbauen und die Zahl
der Studienabschlüsse deutlich erhöhen!
(Quelle: zeitnah 1/2–2009)
Die wichtigste Meldung
„Die Schülerzahl in Hessen wird bis zum Jahr 2020 um gut ein Fünftel sinken. Wie das Statistische Landesamt ... in Wiesbaden berichtete, werden dann nur noch knapp 520 000 Schüler
für die allgemeinbildenden Schulen erwartet.“
(aus einer Meldung in der Frankfurter Rundschau vom 28.01.2009)
„Wir werden den demografischen Wandel nicht zum Anlass nehmen, die Stellen an hessischen
Schulen zu reduzieren.“
(aus den Koalitionsvereinbarungen zwischen CDU und FDP in Hessen)
Dieses Versprechen hatte in der Vergangenheit auch die KMK schon einmal gegeben.
Durch die Begehrlichkeiten der Finanzminister wackelte es dann aber gelegentlich: Wir
werden die Koalitionäre beim Wort nehmen!
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
Wie kommt Schule in Bewegung?
8 Thesen zur Weiterentwicklung von
Professor Dr. Kurt Czerwenka
D
ie Zeit der Illusionen ist vorbei, auch in
der Pädagogik. Niemand kann mehr so
blauäugig sein, dass eine eingeleitete
bildungspolitische Maßnahme zu einem uneingeschränkten Erfolg führt. Es gilt, an die Aussage Eduard Sprangers zu erinnern, dass es
keine pädagogische Wirkung ohne Nebenwirkungen geben kann. Auch für den Hochschulforscher Teichler ist das neue Steuerungsmodell
der Output-Orientierung und des Managements
im Bildungssystem nur ein neuerlicher Versuch,
das Nichtsteuerbare zu steuern (Vortrag am
18.9.08 in Berlin). Deshalb habe ich bei meinen
Thesen auch stets die Risiken mit angeführt.
1. These: „Wir sind ein Team“
Die neue, selbstverantwortete oder eigenverantwortliche Schule soll durch alle Kollegen
im Team gesteuert werden.
Der theoretische Ausgangspunkt geht dabei
von der gestalt-psychologischen Hypothese
aus, dass das Ganze mehr ist als die Summe
seiner Teile. Kreative Gedanken ergänzen sich
nicht nur, sie entzünden sich aneinander und
führen zu einer neuen Qualität. Für die Schule
bedeutet das, dass die Zeit der Einzelkämpfer
vorbei ist. Auch das „Allerheiligste“, der Unterricht, muss gegenseitig geöffnet und miteinander besprochen werden.
In der Praxis bedeutet dies, dass regelmäßige
Treffen formell und informell geplant und
durchgeführt werden. Zur Qualitätsverbesserung sind unterschiedliche Kleingruppen mit
verschiedenen Zielen und Aufgaben vorzusehen. Die Feinjustierung von Qualität kann
nicht verordnet werden, sondern muss an der
Basis stattfinden. Wer die Freiheit hat, hat
auch die Verantwortung. Gemeinsame Verantwortung kann gelebte Solidarität sein mit
geteilter Freude und geteiltem Leid.
Die Risiken liegen im Kollegium bzw. im einzelnen Menschen. Wir kennen Kollegen, die
sich auf Kosten der anderen profilieren wollen, indem sie etwa gemeinsame Ergebnisse
als persönliche ausgeben. Manche andere
entlasten sich auf Kosten der anderen, indem
sie diese ihre Arbeit mitmachen lassen. Sie
verstecken sich hinter dem Arbeitsprozess und
versuchen „eine ruhige Kugel zu schieben“.
Andere passen sich nur dem allgemeinen
Trend an, halbherzig, ohne voll dahinterzustehen.
Bei aller Planungseuphorie darf nicht vergessen werden, dass sich Gemeinschaft nicht erzwingen lässt. Jeder muss sich bewusst einbringen. Sollten emotionale Probleme befürchtet werden unter den Kollegen, müssen
die Regeln des Umgangs miteinander strikt
eingehalten werden (Höflichkeit, Takt, Kommunikation).
2. These: „Fehler, ja bitte“
Es geht dabei um eine neue Fehlerkultur in den
Schulen. Nur in Schulen werden Fehler als äußerst sanktionswürdig angesehen. In allen Feldern der Wissenschaft sind Fehler heute ein wichtiges Indiz, dass noch nach neuen Wegen Ausschau gehalten werden muss (negatives Wissen).
In allen Zukunftsfeldern der Welt (Krankheiten,
Weltwirtschaft, Ernährung, Ökologie, Energie)
werden heute täglich Tausende von Fehlern gemacht, um den richtigen Weg zu finden. Da hilft
ein „Fehlerfetischismus“ nicht weiter.
Persönlich bedeutet Fehler machen zu dürfen
den höchsten Grad an Sicherheit, denn Unvollkommenheit entlastet, wie uns alle Weltreligionen sagen. (Schwäche wird zur Stärke
werden!)
Für die schulische Praxis sollten Fehleranalysen als förderdiagnostisches Instrument angesehen werden. Dazu muss erfasst werden,
welcher Art sind die Fehler und wo sind die
Potenziale, an denen angesetzt werden kann.
Auch Lehrer dürfen selbstverständlich Fehler
machen, nur sie selbst verbieten sich das oft.
Jeden Tag sollte eine Fehlermach-Stunde anberaumt werden, in der neue Dinge ausprobiert werden, ohne auf Fehler zu achten.
Schüler sollten lernen, sich selbst mehr zuzutrauen. Ein Jahrmarkt der Möglichkeiten in
der Schule kann Mut zu Neuem machen.
Es darf nicht verschwiegen werden, dass Fehler auch Risiken enthalten. Sie können gefährlich sein oder viel Geld kosten. Unsere hoch
entwickelte Technik (Auto, Medien, Informatik) lässt Fehler oft nicht zu oder bestraft sie
umgehend. Deshalb dürfen schulische Prozesse auch nicht der Technik folgen, sondern
eher die Muße in den Mittelpunkt stellen. Dies
bedeutet Freiheit in den Lernprozessen, ohne
einen Schlendrian einziehen zu lassen.
3. These: „Findet gute Ideen“
Dem menschlichen Geist sind zwar Grenzen
gesetzt, aber viele Felder werden noch nicht
genügend exploriert. Kreativität heißt, auch
einmal neben eingefahrenen Spuren zu denken.
Nichts war immer so, alles hat sich entwickelt.
In vielen Betrieben der Industrie gibt es Prämien für neue Ideen, die von der Basis, also beispielsweise von Facharbeitern, kommen.
In der Schule kennen wir die Zukunftswerkstatt, in der neue Ideen entwickelt werden,
ohne sie gleich zu kritisieren. Aber auch schon
entwickelte Fähigkeiten von Lehrkräften können in die Schu-le eingebracht werden (musikalische, lyrische, technische, sportliche,
künstlerische, soziale). Denn selbst erlebte Begeisterung kann sich auf Schüler übertragen.
Manche Kräfte der Schüler toben sich noch
auf unerwünschten Feldern wie der Gewalt
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
oder dem Fanatismus aus. Sie gilt es zurückzuholen und in konstruktive Bahnen zu
lenken: sich einsetzen für eine wich-tige
Sache, Schwache unterstützen, gemeinsame
Projekte gestalten. Denn auch Gewalt ist
menschliche Kraft, nur falsch angewendet.
Auch bei neuen Ideen sind Risiken zu sehen,
etwa in der Beliebigkeit von Ideen und Vorhaben, die nicht alle vervielfacht werden müssen.
Bei allen Theorien ist die Anwendung mit zu
sehen, denn von der Theorie zur Praxis ist es oft
ein langer und schwieriger Weg. Auch „professionelle Kritikaster“ sind zu bremsen, denn ein
Kritikaster kann mehr vernichten als zehn Erfindungsreiche produzieren können. „Kommunikationskiller“ sind zu entlarven und zurückzuweisen („Geht sowieso nicht“, „Haben wir noch nie
so gemacht“, „Wo kämen wir dahin“ ... usw.).
4. These: „Leben ist mehr als Schule“
Schule muss sich noch stärker an den Zukunftsfeldern der Welt orientieren und den
Schulstoff als durch den Fleischwolf der Rationalität gedrehtes Leben erweitern. Viele
Schüler, aber auch Lehrer kennen die Berufswelt zu wenig, da sie von vielen existenziellen
Fragen nicht betroffen sind. Schule produziert
entsprechend zu viel „träges Wissen“, also
Buchwissen, das nicht auf tägliche Lebenssituationen angewendet werden kann („situiertes Wissen“). Schüler zeigen oft entsprechende Reaktionen, da sie Schule für „Trockenschwimmen“ halten, das wenig mit dem
Ernst des Lebens gemein hat. Neuere Versuche
wie Praxisklassen, Werkstattschulen und Praktika sind interessanter als Schule.
Kulturtechniken lassen sich für viele Schüler nur
noch im Kontext von Projekten erwerben, denn
regelbezogenes Lernen bleibt meist ohne Innenanschauung und damit „träges Wissen“. Sicher
wird unsere Lebenswelt ökonomischer, aber
Schule muss sich darauf einstellen, die Zeche
zahlen meist die Schwächsten, die nicht mehr
gebraucht werden. Nur eine hoch differenzierte
und gezielte Ausbildung vermag Benachteiligten
noch eine Berufsbiografie zu geben.
Die Risiken dieser Schulorientierung liegen
auf der Hand: Projekte und Handlungsorientierungen benötigen viel Zeit und gehen auf
Kosten anderen Stoffs. Systematisches Wissen
wird am effektivsten frontal vermittelt. Und:
Wenn wir „Leben“ sagen, wessen Leben meinen wir dann (Probleme sind schichtabhängig). Vor dem Risiko des Gar-nicht-mehr-Lernens ist Weniges (mit anderen Methoden)
immer noch mehr.
5. These: „Bis zum nächsten Event“
Wir wissen aus der Hirnforschung: Emotional
besetzte Inhalte werden schneller gelernt
und besser behalten. Deshalb sollten in der
Schule immer wieder emotional besetzte Situationen geschaffen werden, die den Alltagstrott durchbrechen. Dazu eignen sich
Events besonders. Allerdings dürfen sie nicht
nur vage angekündigt sein („Wir machen mal
ein Fest“), sondern ihre Ziele und der Weg
dahin müssen klar, transparent und über-
5
Die bemerkenswerteste Meldung
„In Deutschland dominierten seit dem Mittelalter Vornamen christlicher und deutscher
Herkunft. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich dies massiv: Anglophone und romanische
Vornamen wie Jennifer, Natalie oder Marco gewannen an Bedeutung. Diese Tendenz gab es
auch in der DDR, wobei hier andere Namen wie Peggy, Mandy und Meik beliebt waren. Ende
des 20. Jahrhunderts besaßen knapp zwei Drittel der Vornamen weder einen christlichen noch
einen deutschen Hintergrund.“
(aus einem Artikel „Los oder Strafe“ zu Vornamen von Claudia Götz aus den
Sprachnachrichten, Dezember 2008)
Da können wir in der Schule ein Lied davon singen – so geht es zwar nicht um die Allerweltsnamen, die in einer Klasse gleich mehrfach vorkommen, aber um die bedauernswerten Kinder, deren Eltern ihren eigenen Geltungsdrang (um nicht -wahn zu sagen!) mit
so dekorativen Namen wie Cheyenne, Winnetou und ähnlichem Unfug ausgestalten. Wir
dürfen dann erzieherisch wirken, um den Spott zu verhindern ...
schaubar sein. Sie sollten die ganze Person
des Schülers fordern und die Öffentlichkeit
einbeziehen. Ganzheitliches Lernen hinterlässt mehr Gedächtnisspuren als rein kognitives Aufnehmen.
Wir haben die Erfahrung gemacht (Czerwenka 2008), dass emotional besetzte,
überschaubare Ziele zu immensen Motivationssteigerungen verhelfen. Unsere positiven
Ergebnisse beziehen sich auf unser Schülercamp mit Musical, Schülerfirma oder Bewerbungstrainings. Auch schwächere Schüler sehen bei ganzheitlichen Anforderungen
(Theateraufführung, Schulfest, Schülerfirma, ökologisches Projekt, Benefizveranstaltung) noch Leistungsmöglichkeiten. Wer nur
schlechte Noten zu erwarten hat, strengt
sich dafür nicht mehr an, aber möchte
durchaus beim sozialen Ereignis dabei sein
und eine wichtige Rolle spielen. Bei neuen
Herausforderungen (etwa Auftritten, Spielen, Tanzen, Dienstleistungen) sind die Gewinnchancen nicht schon im Vorhinein an
die Privilegierten vergeben. Andere Menschen (Zuschauer, Nutznießer von Dienstleistungen, Benachteiligte) haben oft andere Bewertungskriterien als Lehrer. Die Risiken derartiger Projekte liegen auf der
Hand: Unsere Jugendlichen leben sowieso
schon in einer Medien- oder Spaßgesellschaft, denen Schule auch etwas entgegensetzen muss. Trotzdem müssen wir unsere
Schülerinnen und Schüler dort abholen, wo
sie stehen.
Schüler mit negativen Schulerfahrungen
sollten nicht noch mehr Misserfolge erleben,
das muss abgesichert werden. Oft sind nämlich auch bei Events die gleichen Schüler wieder die Stars. Auch sollte nicht alles zum
Event „aufpoliert“ werden. Die geplanten Vorhaben sollten auch Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzielen.
6. These: „Schulleiter in Form“
Mit dieser Forderung tragen wir heute schon
„Eulen nach Athen“. Dass Schulleiter Spitzenfunktionen einnehmen, sollte allerdings auch
vom Arbeitgeber entsprechend honoriert wer-
6
den. Wenn Schulen sich eigenverantwortlich
entwickeln und Schulleiter Vorreiter eines
neuen Steuerungsmodells (Output-Orientierung) werden, sollten bei Ihrer Auswahl und
Ausbildung Managerfähigkeiten im Vordergrund stehen. Durch diese Manager- und
Machtbefugnisse kann er einer eigenverantwortlichen Schule seinen Stempel aufdrücken.
Dazu sind allerdings eine wirksame Personalentwicklung und eine kompetente Mitarbeiterführung notwendig.
Als besonders wichtig erscheinen heute ein im
Kollegium gut verankertes Steuerungsmodell,
ein wirksames Fortbildungssystem und wechselseitige Rückmeldungen unter Schülern,
zwischen Schülern und Lehrern sowie zwischen Lehrern und Schulleiter.
Die Risiken eines derartigen Schulleitermodells sind hoch; deshalb gibt es auch immer
weniger Bewerber auf diese Stellen. Die neue
Aufgabenfülle lässt potenzielle Bewerber zögern. Auch kann seine Funktion zum Konflikt
zwischen Management (Ökonomie) und Kollegium (Pädagogik) führen, etwa beim Sponsoring. Bei hoher Verordnungsdichte kann
Abhängigkeit zur Administration entstehen
(Handlanger der Obrigkeit) und er kann
schnell zum Einzelkämpfer werden. Durch die
vielen unterschiedlichen Anforderungen besteht die Gefahr der Überforderung und des
Burnouts.
7. These: „Unterstützung punktgenau“
Wenn zuvor ein etabliertes Fortbildungssystem gefordert wurde, muss berücksichtigt
werden, dass die bisherigen Fortbildungspartner stark kritisiert werden. Allerweltsprogramme sind eher wirkungslos, die Hilfen
müssen viel mehr konkret geleistet werden.
Schule und Unterricht verbessern sich dann,
wenn Probleme selbst erkannt, formuliert und
Hilfe konkret und spezifisch gegeben wird
(Coaching). Coaching bedeutet: Probleme
selbst erkennen, Widerspruch zwischen eigenen Zielen und realisierten Handlungen feststellen, Veränderung wollen und mit gezielter
Unterstützung (konkreter Hilfe) selbst in Angriff nehmen.
Individuelle Helfer können manchmal grundlegende Änderungen im Unterrichtskonzept
von Lehrern erreichen („Conceptual Change“).
Die Forderung konkreter Hilfen bedeutet:
Jede Schule sollte eine eigene Fortbildungskultur
erzielen: Probleme benennen, sammeln und
kategorisieren, dann konkrete Hilfsangebote
ausfindig machen (Literatur, Referenten, videobasierte Hilfen, überregionale Angebote) und
gemeinsame Unterstützungshilfen entwickeln.
Dazu braucht jede Schule eine spezifische
Lehrerbücherei, aber auch eine Videothek mit
gefilmten Unterrichtsbeispielen und internetbasierte Unterstützungen, die heute bereits
von Fortbildungsinstituten angeboten werden.
Durch die individuellen Hilfen verändern sich
auch die Risiken. Hilfsbedarf zu formulieren,
fällt vielen Lehrkräften schwer, es muss sich
erst eine neue Fehlerkultur auch bei Lehrpersonen entwickeln. Auch müssen gegenseitige
Hilfen im Persönlichen gut abgestützt sein
(„Chemie“ muss stimmen). Oft sind noch keine
spezifischen Hilfen vorhanden bzw. Coaches
zu erreichen. Auch gibt es zu wenig Mittel für
qualifizierte Fortbildungen.
8. These: „Wir machen uns auf den Weg“
Wer setzt den Anfang und die Initialzündung?
Beginn erfordert Mut, aber bringt auch neue
Emotionen (Gemeinsamkeit, Freude, Solidarität, Befriedigung). Nicht alle müssen mitgehen, schon einige können den Wagen anschieben. Die Zögernden werden nicht gezwungen, sondern neugierig gemacht. Häufige
kleine Schritte sind besser als lange Durststrecken. Eine optimistische Berufsauffassung
führt meist zu einem positiven Pygmalion-Effekt. Irgendwann haben alle einmal begonnen.
Die euphorischen Anfangsgefühle können aber
auch täuschen. Wichtig bleibt immer, was bei
den Schülern ankommt. Manchmal wird auch
nur viel heiße Luft produziert: Die Schulentwicklung präsentiert sich auf Glanzpapier, die
Schüler haben nichts davon gemerkt. Den Königsweg gibt es nicht, und man muss viele
Frösche küssen, bevor ein Prinz zum Vorschein
kommt. Bei einer guten Abstimmung und
einem ausgewogenen Weg lässt sich pädagogisch bei allen Heranwachsenden viel erreichen. Ich habe es erfahren.
Bezugsliteratur:
Czerwenka, Kurt:
Sommercamp
Fit für die Lehrstelle. Beltz, 2008.
Kontakt:
Prof. Dr. Kurt Czerwenka,
Leuphana Universität Lüneburg,
Institut für Schul- und Hochschulforschung
E-Mail: [email protected]
(Aus „zeitnah“ Heft1/2 – 2009)
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
Manfred Bönsch
Erfolgreicheres Lernen durch Differenzierung im Unterricht
Das Ausgangsproblem
N
ach wie vor hat der Frontalunterricht
eine große Dominanz im Schulalltag.
Eine gute Vermittlung und die gute
Erklärung von Unterrichtsinhalten sind zweifellos wichtig. Die Frage aber ist, ob die Lernprozesse der Schüler/-innen in dieser Unterrichtskonstellation auf Dauer genug Unterstützung
erfahren. Die große Illusion von Lehrenden ist zu
glauben, dass die Lernprozesse der Schüler einer
Klasse immer auf der Höhe des vom Lehrers
geführten Unterrichtsprozesses sind (Synchronität von Unterrichtsprozess und Lernprozessen).
Die Bewusstseinslagen, Motivationen und Lernbedingungen sind zu unterschiedlich. Die Verständnis- und Speichermöglichkeiten differieren,
sodass Abkoppelungen schon am Anfang des
Unterrichts oder eben etwas später die Regel
sein werden. Die Folge ist häufig, dass die Lernergebnisse, festgestellt über Leistungskontrollen,
unterschiedlich sind und enttäuschen. Im Allgemeinen werden schlechte Lernergebnisse auf
das Konto der Schüler gebucht. Selten wird
gefragt, ob der Unterricht vielleicht Lerndefizite
verursacht hat. Dazu kommt, dass die Unterrichtsorganisation insgesamt – vor allem in den
Sekundarstufen – häufig so angelegt ist, dass im
Stakkato Stunde auf Stunde, Fach auf Fach,
Lehrer auf Lehrerin folgt, Lernprozesse wegen
Zeitknappheit nicht zum Ende kommen, der eine
Inhalt den anderen überlagert oder geradezu
verdrängt. Zugespitzt kann man sagen, dass auf
diese Weise häufiger Vergessensprozesse statt
erfolgreiche Lernprozesse produziert werden.
Das ist genau das Gegenteil von dem, was die
Schule will!
Die Grundfrage ist also, ob das Lernen anders als
im Geleitzugprinzip, variabler und einfallsreicher
für den einzelnen Lerner gestaltet werden kann.
Differenzierung im Unterricht heißt der Ansatz,
um an Verbesserungen heranzukommen.
Differenzierungsstrategien
A
n sich liegt das Thema „Differenzierung“ gut ausgearbeitet vor (z. B.
Bönsch, 2004, 2. Aufl.; 2008, 3. Aufl.).
Die folgenden Ausführungen extrahieren aus
dem Gesamtrepertoire drei Differenzierungsstrategien, die für eine Schule Erwägungen
anbieten, eine gute Differenzierungsstruktur
zu entwickeln. Die Ansätze greifen unterschiedlich weit, sodass man überlegen kann,
mit welcher Konsequenz bei den jeweils gegebenen Ressourcen differenziert werden kann.
Die Differenzierungskriterien sind an sich
auch bekannt. Zur Erinnerung seien sie noch
einmal aufgeführt:
Der Weg zu einer elaborierten Differenzierungspraxis kann grundsätzlich über die zwei
Differenzierungskriterien
1. Kriterium: Er-, Be- und Verarbeitungsweisen
-Unterschiedliche Begegnungsweisen (Realität, Objekte, Modell, Schema, Bild, Texte)
-Unterschiedliche Bearbeitungsweisen (Text rezipieren, Medien ansehen und analysieren,
erkunden/recherchieren, lesen, hören, sehen, fühlen, experimentieren, verändern, neu
strukturieren)
-Unterschiedliche Verarbeitungsweisen (Aufgaben ausführen, Texte erstellen, memorieren, trainieren, anwenden, umsetzen)
2. Kriterium: Quantität der Unterrichtsinhalte
-Basistexte oder differenzierte Quellenbearbeitung
-4 Grundoperationen oder 10 Anwendungsaufgaben
-fachliche Systematik oder exemplarische Themen
3. Kriterium: Anspruchsniveau (Qualität)
-einfache Aufgaben – komplexe Aufgaben
-schlichte Wiedergabe – selbstständige Verarbeitung
-komplexe Texte – vereinfachtes Exzerpt
-Teilkompetenzen (Vokabellernen) – mehrdimensionale Aufgaben (Text mit Vokabeln
-und Grammatik)
-reproduktives Denken – produktives Denken
4. Kriterium: Selbständigkeit – Umfang benötigter Hilfen
-völlig selbstständige Bearbeitung von Aufgaben
-geringe Selbstständigkeit und größerer Beratungs-/ Unterstützungsbedarf
5. Kriterium: Zeit
-schnelle Erledigung von Lernaufgaben – langsame Arbeitsweisen
6. Kriterium: Kooperationskompetenz
-gute Zusammenarbeit mit anderen – geringe Kooperationsfähigkeit
-selbst gut Hilfen geben können – geringe Vermittlungsfähigkeit
7. Kriterium: Zieldifferenzierung
-Orientierung an den Zielen der Klasse – geringere Zielmargen – notwendige Zusätze
8. Kriterium: Planerfüllung oder zusätzliche Interessen
-Erledigung der Pflichtaufgaben – eigenständige Aktivitäten
-Sollerfüllung – eigenständiges Nachforschen
Modi der inneren und äußeren Differenzierung angegangen werden. Wenn man das
Thema aus der Dialektik von Integration und
Differenzierung angeht – das heißt gemeinsames Lernen mit optimalem, individuellem
Lernen bei relativ großer Heterogenität in
Einklang zu halten –, wird man die Möglichkeiten der äußeren Differenzierung eher kritisch betrachten, weil der am meisten praktizierte Ansatz der Fachleistungsdifferenzierung (Setting) z. B. schnell zu Verfestigungen
(Niveauzuordnungen) führen kann, die ähnlich der Zuordnung zu den Schularten wenig
Mobilität zulassen (Abstiegsmobilität zwar
immer, aber wenig Aufstiegsmobilität). Aber
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
es muss natürlich auch dieser Bereich mit seinen Varianten erörtert werden. Zunächst sei
ein Basiskonzept entwickelt, das der inneren
Differenzierung zuzuordnen ist, von einem
einzelnen Lehrer/einer einzelnen Lehrerin realisiert werden kann, besser aber im Team zu
praktizieren ist.
1. Unterrichtsprozessgebundene
innere Differenzierung
U
nterrichtsprozessgebundene innere
Differenzierung heißt, zunächst von
der herkömmlichen Planung und
Gestaltung des Unterrichtsprozesses – Lehrer/-
7
schon als Instruktionsdifferenzierung Lernproinnen planen und gestalten die Er- und Bearbeizesse befördern und damit erfolgreicher matung von Unterrichtsinhalten für Klassen – auschen könnte. Wenn man weiß, dass das sog.
zugehen, um dann zu prüfen, wo Differenzierungen
concept mapping, also die Favorisierung von
angebracht sein könnten. Da wird es am ehesten
dem eigenen Lerntyp entsprechenden Zugänim Bereich der sog. nachgehenden Differenziegen, das Lernen häufig bestimmt – der eine
rung schnell Notwendigkeiten geben. Die ErarLerner kann Mathematik abstrakt-kognitiv lerbeitung einer neuen Unterrichteinheit/Lektion
nen, der andere braucht Zugänge zur Matheist erfolgt. Fast immer wird es so sein, dass nicht
matik über Sachaufgaben und Alltagsphänoalle Schüler/-innen der Klasse die gesetzten
mene; die einen lernen eine Fremdsprache eher
Lernziele sicher erreicht haben. Nachgehende
situations­orientiert, also in VerwendungssituaDifferenzierung heißt dann, Lernangebote zu
tionen, die anderen eher systematisch Vokabeln
machen, die es den Schüler(innen)n ermögliund Grammatik, ehe sie sprechen lernen; die
chen, zu einer Vervollständigung ihrer Lernproeinen erkennen physikalische Phänomene eher
zesse zu kommen. Wenn im Fremdsprachenunan konkreten Beispielen (Hebelgesetz an der
terricht z. B. eine UNIT erarbeitet worden ist,
Wippe), die anderen sofort an der Formel – ersteht ein sog. Set von activities zur Verfügung
hebt sich die Frage, ob man den Unterricht in
(Aufgaben in den Bereichen reading, grammar,
einem Jahrgang nicht mithilfe von zwei bis drei
writing, translation, vokabulary u. a. m.), aus
Instruktionsvarianten beginnen könnte, um
dem die Lernenden auswählen können, was für
möglichst optimale Einstiegswege anzubieten.
sie zu bearbeiten wichtig ist. Arbeits- und
Hier liegt ein noch entwickelbares didaktischÜbungsstunden – vielleicht nach dem Konzept
methodisches Arbeitsfeld.
der Wochenplanarbeit organisiert – erlauben,
Eine Übersicht fasst noch einmal zusammen:
sich mit noch nicht gelösten Aufgaben zu befassen. Karteisysteme
oder Computerlernprogramme ermöglichen, Mathematikoperationen
oder
naturwissenschaftliche Sachverhalte
Unterrichtsprozess
kleinschrittig durchzugehen und sich
Lernprozesse
anzueignen (neuerliche Instruktion). Da
dabei der Zeitfaktor
InstruktionsBearbeitungsvariabler gehanddifferenzierung
differenzierung
habt werden kann,
die Übungen unter- situationsorientiert
- einfache komplexe Aufgaben
schiedliche Schwie- theorieorientiert
- Grundmuster – Addita
rigkeitsgrade anbiehandlungsorientiert
- arbeitsteilige Gruppenarbeit
ten,
entstehen
- Selbstständiges Lernen und
Chancen, das noch
Intensivlernen in Kleingruppen
Unverstandene/noch
mit dem Lehrer / der Lehrerin
nicht Beherrschte zu
klären und zu Lernerfolg zu kommen.
Unter dem Stichwort Bearbeitungsdifferen1. Äußere Differenzierung
zierung ist die Möglichkeit zu verstehen, in
den gesellschaftwissenschaftlichen Fächern z.
enn die Heterogenität einer SchülerB. die Bearbeitung von unterrichtlichen Thepopulation wie z. B. in einer intemen auf unterschiedliche, eben differenziegrierten Haupt- und Realschule als
rende Weise anzubieten. Das bekannte Konzu groß erscheint, ist es ein bekanntes Organizept des wahldifferenzierten Unterrichts kann
sationsmuster, mithilfe konstanter oder tempodafür im Dreischritt „Grundinformation und
rärer Umgruppierungen relativ homogene LernAusdifferenzierung von Teilthemen – arbeitsgruppen zu schaffen. Trotz der oben kritisch
teilige Bearbeitung von Teilthemen auf unterformulierten Bemerkungen zu dieser Differenschiedlichen Wegen – Darstellung der Arzierungsstrategie muß man sich auf sie einlasbeitsergebnisse im Klassenplenum“ besonders
sen.
dienen. Da die Lehrerin/der Lehrer in der DifDas am meisten praktizierte Differenzierungsferenzierungsphase von der Führung des Unmodell ist die Fachleistungsdifferenzierung, das
terrichts befreit ist, kann sie/er sich Kleinsog. setting. Nach gemeinsamem Anfang wergruppen besonders zuwenden, um das Lernen
den relativ schnell – mitunter auch von Anfang
organisieren und befördern zu helfen. Im Prinan – zwei, drei oder vier Levels geschaffen
zip aber ist die Idee, dem eigenverantwort(ABCD oder FEGA oder eben A und B oder A, B
lichen Lernen Raum zu geben.
und C), auf denen nach qualitativ und quantiEin noch wenig beachteter und praktizierter
tativ differenzierten Ansprüchen die Lernarbeit
Ansatz liegt in der Frage, ob Differenzierung
unterschiedlich gestaltet wird. Die Probleme
sind bekannt: Unter der Hand kann schnell eine
Fixierung auf Hauptschul-, Realschul- und
Gymnasialniveau entstehen, die selfull-fillingprophecy kann wirksam werden (ich bin eben
nur ein Hauptschüler!), die Mobilität zwischen
den Levels ist gering, am ehesten noch als Abstiegsmobilität verwirklicht. Das Modell ist relativ starr und festlegend. Das Systemelement
von Lift- und Stützkursen ist kaum wirklich installiert worden.
Deshalb sind immer wieder andere Modelle
erörtert und erprobt worden. An Gesamtschu-len, die Schwierigkeiten mit der Fach2
leistungsdifferenzierung
sehen, ist die sog.
gleitende Differenzierung realisiert worden.
Sie folgt dem Gedanken, dass der Klassenverband die Grundformation ist. In einer ersten Variante werden z. B. bei fünf Wochenstunden in einem sog. Langfach (Englisch,
Mathematik, Deutsch) drei Stunden gemeinsam im Klassenverband unterrichtet.
Die zwei weiteren Stunden bieten einerseits für lernstärkere Schüler ein Additum,
Unterrichtsprozessgebundene innere Differenzierung
W
8
Ziele
wenn noch
nicht erreicht:
Nachgehende
Differenzierung
- Vervollständigung von
Lernprozessen
- variable Übungsmöglichkeiten
- Anwendung, Transfer
- Neuerliche Instruktion
während die lernschwächeren im langsamer
bearbeiteten Fundamentum bleiben oder
gar Hilfen bekommen, um in der Muttersprache besser den Grundanforderungen
entsprechen zu können. Pro-gressiver ist die
zweite Variante, aus zwei Stammgruppen
(Klassen) drei neue Lerngruppen zu bilden.
Zwei zahlenmäßig größere Gruppen gehören zum A-Kurs, während die dritte Lerngruppe zahlenmäßig kleiner gehalten wird,
um mit ihr intensiver auftretende Lerndefizite bearbeiten zu können. Zu den Grundgedanken aber gehört wesentlich, dass das
Gleiten, also das unkomplizierte Hin- und
Herwechseln aufgrund sich verändernder
Leistungsdispositionen jederzeit möglich ist.
Dies könnte man sich von Unterrichtseinheit zu Unterrichtseinheit denken, mehr
aber noch in den verschiedenen Leistungsbereichen eines Faches (Wortschatz, Grammatik, Sprechen, Schreiben).
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
Das Modell der flexiblen Differenzierung ist
früh in der Entwicklung der Gesamtschulen
erprobt worden. Es ist auf eine Unterrichtseinheit ausgelegt und stellt nach der Vermittlung des Fundamentum per diagnostischem
Test fest, wer welche Ziele erreicht hat und
wer welche noch nicht. Dann wird differenziert nach Gesamtwiederholerkurs (die Ausfälle sind in der Breite groß), nach Wiederholer-/Nachkurs (Aufarbeitung parzieller Lerndefizite) und nach Zusatzkurs (Additum für
die lernstarken Schüler, die die Lernziele des
Fundamentum erreicht haben). Durch Lern­
erfolgstests unterschiedlicher Art (Nachtest
oder Additum-Test) wird der Lernstand für die
Unterrichtseinheit festgestellt, ehe es mit der
nächsten Unterrichtseinheit in eben der
Weise weitergeht. Die Grundannahme des
Modells ist, dass man mit solch einer Unterrichtskonzeption (fast) alle Schüler zu den
gesetzten Lernzielen des Fundamentum führen kann. Das ist eine sehr optimistische Annahme, die eben auf die Effekte differenzierter Lernarbeit hofft. Eine breite Realisierung dieses Modells hat nicht stattgefunden.
Der ständige Wechsel der Lerngruppen, die
ständige Adaption von Maßnahmen an aktuelle Gegebenheiten, die hohen Anforderungen
an die Flexibilität der Lehrer/-innen sind die
Gründe dafür. Die Idee einer temporären
Gruppenbildung für je neu anfallende Lerngegebenheiten, versehen mit einem großen pädagogischen Optimismus, bleibt aber eine
große Herausforderung!
Eine Übersicht bündelt wieder die verschiedenen Modelle:
einen ganz neuen Schub für eine effektive
Lernorganisation bringen könnten. Hier liegt
die Zukunft der Differenzierung!
Freigebende innere Differenzierung heißt, das
Lernen nicht mehr zu portionieren und Schüler/-innen in den festen Bindungen des jahrgangsweisen Vorgehens zu halten. Sie bedeutet vielmehr, jeden Lerner nach seinen Möglichkeiten „laufen“ zu lassen. In der Didaktik
für altersheterogene Lerngruppen (Jenaplan,
Montessori-Pädagogik, auch neue Schuleingangsphase) ist dies immer schon bedacht
und realisiert worden. Petersen hatte früh
vom Bankrott der Jahresklasse gesprochen.
Allgemein bekannt ist, dass in jeder normalen
Jahrgangsklasse Altersheterogenität geben
ist (1–2 Jahre). So war die Idee schon lange
virulent, in altersheterogenen Gruppierungen
dem Lernen offenere Chancen zu geben. Beim
Stand der Diskussion kann man unabhängig
von reformpädagogischen Konzepten drei
Ansätze beschreiben.
Die Arbeit an Modulen oder Lernprogrammen
entlang ist so zu denken, dass der zu bewältigende Lernstoff im Nach-/Nebeneinander von
Modulen organisiert ist. Der den Schülern bekannt gemachte Lernplan zeigt diese auf. Die
Schüler/-innen können diese Module nach
Maßgabe von nötiger Lernzeit und individuell
kalkuliertem Arbeitsumfang bearbeiten. Leistungskontrollen stehen jederzeit zur Verfügung, um zu prüfen, ob man die gesetzten
Ziele erreicht hat. Lehrer/-innen stehen ihnen
zu Beratung und Erklärung/Vermittlung zur
Verfügung. Wie z. B. in schwedischen Schulen
können die Lernenden variabel mit Lernzeit
Programmen oder von Computerlernprogrammen wird das selbstständige Lernen noch effektiver gefördert. Der Lerner wird durch
Lernsequenzen geführt, er bekommt sofort
Rückmeldung, bei Fehlern bekommt er Wiederholungen, Vereinfachungen, Schleifen angeboten, um über Klippen hinwegzukommen.
Richtig gelöste Aufgaben werden bilanziert.
Aufmunternde Motivationshilfen sprechen
ihn sehr persönlich an. Progressive Vertreter
des E-Learning behaupten, dass die Vermittlungsaufgabe der Schule längst von Computerangeboten komplett übernommen werden
könnte. Die Schule könnte von dieser Aufgabe
befreit werden, um sich schwerpunktmäßig
auf Begründung, Sinnvermittlung, Strukturhilfen (Inhaltsaspekt) und auf das soziale Lernen, also auf Besprechung, Ermutigung, Aussprache und Austausch (Beziehungsaspekt)
zu konzentrieren.
Die von mir vor vielen Jahren schon entwickelte Fachlehrerkette – bisher leider kaum
realisiert – mutet demgegenüber fast konventionell an. Ihr Grundgedanke ist, statt des
jahrgangsweisen Vorgehens die Inhalte in
einer Kette von Lernabschnitten (halbjährlich
oder vierteljährig) anzubieten. Für jedes Glied
der Kette steht ein Lehrer bereit. Die Schüler/-innen können je nach Lernkapaziät, Lerntempo und Lernanspruchsniveaus an der
Kette entlang lernen. Wenn sie sich in einem
Abschnitt fit fühlen, stehen ihnen auch hier
Lernerfolgskontrollen zur Verfügung, mit
deren Hilfe sie prüfen können, ob sie das beherrschen, was in dem jeweiligen Abschnitt
von ihnen verlangt wurde. Sie können aber
3
Äußere Differenzierung
1. Modell: Setting
2. Modell: Flexible Diffenzierung
1. Variante:
Klassenverband ist die Grundformation
3 Stunden
2 Stunden
in der Klasse
für lernstärkere Schüler
Fundamentum im Klassenverband
A - Level
Diagnostischer Test:
Wer kann was, was noch nicht?
Gemeinsamer
3. Modell: Gleitende Differenzierung
2. Variante:
2 Stammgruppen / Klassen
B - Level
Wiederholer-/
Nachkurs
Anfang
Zusatzkurs
Gesamtwiederholerkurs
75 % A-Kurse
C - Level
Nachtest
Additum-Test
Nachtest
3 Lerngruppen
25 % B-Kurse
Das Gleiten (das Hin und Her )
Ist jederzeit möglich
Fundamentum im Klassenverband
Differenzierungskriterien:
Qualitativer Anspruch
Quantitativer Anspruch
Lerntempo
1. Freigebende innere Differenzierung
Wenn die Schule aus ihrer relativ statischen
Organisation ausbrechen könnte, wäre an
Differenzierungskonzepte zu denken, die
Mischzugehörigkeiten in den
leistungsdifferenzierten Fächern
umgehen, da länger verweilen, weil es schwer
ist, dort schneller vorankommen, weil man es
schnell beherrscht. Bei der Programmierung
des Lernstoffes in Gestalt von gedruckten
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
auch in einem Abschnitt verweilen, wenn
noch Defizite bestehen. Sie schreiten voran,
wenn ihnen Erfolg bescheinigt wird. Sie
können z. B. in vier Jahren den Stoff der
9
Schuljahre 7–10 in einem Fach erarbeiten,
aber auch in drei Jahren und bekommen
dann Lernzeit frei für andere, für sie vielleicht schwierigere Lernbereiche. Freigebende innere Differenzierung heißt also, mit
Lernzeit und Lernaufwand flexibel und ökonomisch umgehen zu können. Und wenn jemand mehr Zeit braucht, als in den zur Verfügung stehenden Stunden der vier Schuljahre vorgesehen ist, kann eine bewegliche
Lernorganisation dies auffangen. Vielleicht
fällt ihm Englisch leicht, sodass er mehr Zeit
für Mathematik freimachen kann.
Der neueste Ansatz ist der des kompetenz­
orientierten Unterrichts, im Zuge der europäischen Sprachkompetenzentwicklung
angestoßen, sehr konkret im Institut Beatenberg in der Schweiz und später auch in
der Max-Brauer-Schule in Hamburg entwickelt. Inzwischen gibt es Initiativen auch
stehen auch hier jederzeit bereit, um das
faktische Können überprüfen zu können
und keine Illusionen entstehen zu lassen.
Der Zeitrahmen ist beweglich organisiert.
Wenn z. B. vier Mathematikstunden pro
Woche zur Verfügung stehen, sind diese
Lernzeit für die Schüler/-innen. Besprechungs- und Planungsphasen werden nach
Bedarf eingerichtet. Genügend Hilfen stehen für das eigenverantwortliche Lernen
bereit. Erste Erfahrungen zeigen, dass mehr
Schüler als im herkömmlichen Unterricht
die gesetzten Ziele erreichen. Grund ist
wohl, dass Selbstverantwortung und Eigenplanung zu häufigeren Erlebnissen des
Könnens führen und sich dadurch eine produktive Lerndynamik entwickelt. Ständige
Misserfolgserlebnisse nehmen ab.
Eine Übersicht veranschaulicht wieder die
Ausführungen:
von kleinrahmigen Ansätzen bis zu einer
recht konsequenten Veränderung der Unterrichtsorganisation. Das sollen die vorstehenden Ausführungen aufzeigen. Was davon
realisiert werden kann, hängt von den
Grundeinstellungen der Lehrer/-innen und
den konkreten Bedingungen ab. Aber ehe
die Lernressourcen eines Schülers/einer
Schülerin als ausgeschöpft definiert werden
(das ist ein ziemlich hoffnungsloser Fall!),
ist zu prüfen, ob tatsächlich alle Möglichkeiten, Lernwege differenziert zu gestalten,
ausgeschöpft worden sind.
4
Freigebende innere Differenzierung
1. Arbeit an Modulen oder
Lernprogrammen entlang
1.Variante:
Der Lernstoff in Mathematik
im 7. – 10. Schuljahr ist z. B. in
Module (Großeinheiten)
aufgeteilt, die bewältigt werden
müssen. Sie werden nach Lehrplan
angeboten. Die Schüler können
entscheiden, wie lange sie jeweils
in den Modulen bleiben.
2.Variante:
Der Lernstoff ist durchgehend
programmiert (gedruckte bzw.
Computerprogramme).
Die Schüler lernen an ihnen
entlang.
Besprechungsphasen werden
regelmäßig angeboten.
2. Fachlehrerkette
3. Kompetenzorientierter
Unterricht
Statt der Anordnung nach Schuljahren:
7.
Schj.
8.
Schj.
9.
Schj.
Kompetenzraster geben die Soll’s vor
10.
Schj.
wird eine Fachlehrerkette organisiert.
Die Lehrer stehen
1. Hj.
z. B. in einem Mathe2 .Hj.
Band je für den Stoff
eines Halbjahres bereit.
8.
1. Hj.
Die Schüler lernen nach
Schj.
2. Hj.
ihren Möglichkeiten
9.
1. Hj.
(Lernkapazität, LernSchj.
2. Hj.
tempo) an der Fachlehrerkette entlang.
10.
1. Hj.
Leistungskontrollen
2. Hj.
Schj.
sind jederzeit möglich.
Der Stoff kann nach
vier Jahren, aber auch
Nach drei Jahren erarbeitet
werden.
7.
Schj.
Die Schüler orientieren sich an ihnen und
planen und organisieren ihr Lernen auf sie
hin.
Das Referenzieren (Vergleich eigener
Lernleistungen mit den Referenzwerten
(Soll’s)) erlaubt Orientierung und Verortung.
Bereitgestellte Materialien und personelle
Beratung geben Hilfen.
Leistungskontrollen stehen jederzeit bereit.
Der Zeitrahmen ist beweglich organisiert.
im Primarbereich. Der Grundgedanke hier
ist, Schüler(innen)n mit den sog.
Kompetenz­r astern zu Beginn eines Unterrichtsabschnitts (Monat, Vierteljahr, Halbjahr) aufzuzeigen, welche Kompetenzen
auf welchen aufsteigenden Niveaustufen
sie sich aneignen sollen. Der Weg zu diesen
Kompetenzen wird mit personellen und
sächlichen Hilfen gestützt. Wichtig aber
ist, dass die Lernwege selbst geplant und
realisiert werden und Selbstreferentialität
(Das kann ich, das noch nicht!) den Lernprozeß steuert. Eine opti­mistische Pädagogik liegt zugrunde: Der Schüler will lernen,
und die wichtigen Ich-kann-Erlebnisse tragen ihn vorwärts. Lernerfolgskontrollen
10
Kurze Bilanz
E
rfolgreiches Lernen heißt in der Schule
normalerweise, gesetzten Lernansprüchen genügen zu können. Der auch
mögliche Definitionsansatz, dass erfolgreiches Lernen die Entwicklung von Interessen meint, ist hier außer Acht gelassen
worden. Da Menschen, und eben auch Kinder und Jugendliche, unterschiedlich lernen,
wird erfolgreiches Lernen am ehesten dann
Realität werden, wenn der von außen
gesetzte Anspruch in eine positive Passung
zu den individuellen Lernkapazitäten, Lerntempi und Lernpräferenzen gebracht wird.
Diese Passung zwingt geradezu zu Differenzierung im Unterricht. Ihr Repertoire reicht
Literatur
M. Bönsch: Differenzierung in Schule und
Unterricht, München, 2004, 2. Aufl.
M. Bönsch: Intelligente Unterrichtsstrukturen, Baltmannsweiler, 2008, 3. Aufl.
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
Informationen
Neuregelung für das
Fotokopieren an Schulen
beachten
D
urch den jüngst mit den Verwertungsgesellschaften und der Kultusministerkonferenz abgeschlossenen Vertrag
gestatten die Schulbuchverlage den Lehrkräften bundesweit das Kopieren in Klassenstärke
für den Unterrichtsgebrauch. Allerdings gilt
dabei der Grundsatz: Die Kopien dürfen die
Werke nicht ersetzen. Es gilt daher folgende
Regelung:
Kopiert werden darf nur bis zu 12 % eines
jeden urheberrechtlich geschützten Werkes,
jedoch höchstens 20 Seiten und außerdem
aus jedem Werk pro Schuljahr und Klasse nur
einmal. Die digitale Speicherung sowie das digitale Verteilen von Kopien (z. B. per E-Mail)
ist nicht erlaubt. Ausnahmen von der
12-%-Regelung: Musikeditionen von maximal
sechs Seiten, sonstige Druckwerke von maximal 25 Seiten und Bilder, Fotos und sonstige
Abbil-dungen.
Der Vertrag wurde abgeschlossen von den 16
Bundesländern, der Vereinigung der Schulbuch- und Bildungsmedienverlage (VdS Bildungsmedien) sowie den Verwertungsgesellschaften WORT, Bild-Kunst und Musikedition.
Er tritt rückwirkend zum 1. Januar 2008 in
Kraft und ist zunächst befristet bis zum 31.
Dezember 2010. Die Länder übernehmen die
Zahlung der Lizenzvergütungen.
Schulen, die einen größeren Fotokopierbedarf
haben, müssen sich direkt an die betreffenden
Verlage wenden, um ergänzende Fotokopier­
lizenzen einzuholen, die dann von den Schulen bzw. Schulträgern zu bezahlen sind.
Anlass für den o. a. Vertrag war die Änderung
des Urheberrechts zum 1. Januar 2008, nach
dem die Herstellung von Kopien aus Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien nur noch
mit Zustimmung der Rechte-Inhaber erlaubt
war.
(Quelle: zeitnah 1/2 – 2009)
Altersteilzeitregelung läuft 2009 aus
Die im Hessischen Beamtengesetz geregelte Möglichkeit, Altersteilzeit zu beantragen, läuft 2009 aus. In § 85 b heißt es
hierzu, dass eine Bedingung für die ATZ ist,
dass sie „vor dem 1. Januar 2010 beginnt“.
Für Lehrkräfte bedeutet dies, dass der späteste Beginn der Altersteilzeit der 1. August 2009 ist. Altersteilzeit kann somit
nur für Lehrkräfte genehmigt werden, die
vor dem 01.08.1951 geboren sind.
Ob es eine Nachfolgeregelung gibt, lässt
sich derzeit nicht absehen.
Musterverfahren gegen die „Absenkung
der Kindergeld-Bezugsdauer“
Mit dem Steueränderungsgesetz 2007
wurde die Bezugsdauer des Kindergelds
von früher bis zum vollendeten 27. auf das
25. Lebensjahr herabgesetzt. Gegen diese
Verschlechterung führt der Deutsche Beamtenbund ein Musterverfahren vor dem
Finanzgericht Niedersachsen (Az: 15 K
101 / 08). Um im Falle einer positiven Entscheidung im Musterverfahren hiervon
profitieren zu können, muss grundsätzlich
Einspruch gegen die entsprechenden Kindergeldbescheide eingelegt werden. Es ist
gleichzeitig ein Ruhen des Einspruchsverfahrens bis zur Entscheidung im Musterverfahren zu beantragen. Der Text für
einen Mustereinspruch sowie eine Mus­
terklage kann von der Homepage des
Deutschen Beamtenbunds heruntergeladen werden. Rechtsschutz und weitergehende Beratung in dieser Frage werden
vom VBE und dbb nicht gewährt.
km
Bücher und
andere Medien
So weit die Füße tragen
R
eader’s Digest präsentiert die unglaubliche Geschichte von der Flucht aus dem
Arbeitslager in Sibirien als packendes
Hörbuch – mit Bernhard Bettermann, dem
Hauptdarsteller des Kinofilms, als Sprecher.
Aus heutiger Sicht beinahe unvorstellbar:
Nach dem Zweiten Weltkrieg floh der Kriegsgefangene Clemens Forell zu Fuß von Sibirien
durch die Sowjetunion, den Iran, die Türkei,
Bulgarien, Jugoslawien und Österreich nach
Deutschland – dabei legte er über 14.000 Kilometer zurück und erreichte seine Heimat
erst nach vielen Jahren. Die unglaubliche, aber
wahre Geschichte des Oberleutnants Forell
wurde als Buch ein Welterfolg und in 15 Sprachen übersetzt. Jetzt präsentiert Reader’s Digest die Erlebnisse des Clemens Forell als Hörbuch So weit die Füße tragen auf sechs CDs,
vorgetragen von Bernhard Bettermann, dem
Hauptdarsteller des gleichnamigen Kinofilms.
Plastisch und einprägsam trägt der international renommierte Theater- und Filmschauspieler Bernhard Bettermann die Odyssee des
deutschen Oberleutnants Clemens Forell durch
das menschenfeindliche Sibirien vor. Forell
hieß im wirklichen Leben Cornelius Rost, doch
der weigerte sich zeitlebens, seinen Namen
preiszugeben – aus Angst vor dem KGB, dem
Geheimdienst der Sowjetunion.
Nachdem er die Schrecken des Krieges überlebt hat, wird der junge Mann am 24. Oktober
1945 in einem Massenurteil zu 25 Jahren
Zwangsarbeit am Kap Deschnjow, dem öst-
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
lichsten Punkt des eurasischen Festlands, verurteilt. Hautnah erlebt der Hörer, wie die Gefangenen in engen Eisenbahnwaggons gepfercht ins Straflager transportiert werden,
den Hunger, die Kälte und die Erschöpfung bei
der Zwangsarbeit im Bleibergwerk fernab
jeder Zivilisation. Allein die zweimonatige
„Anreise“ überlebt nur jeder Dritte. Den sicheren Tod vor Augen, entschließt sich Forell
zur Flucht. „Live“ ist der Hörer dabei, wie er
sich allen Prüfungen, Entbehrungen und Gefahren zum Trotz durchschlägt und mit viel
Glück und Geschick tatsächlich 1952 in die
Heimat zurückkehrt. Seine Geschichte vertraut Cornelius Rost alias Clemens Forell dem
Journalisten Josef Martin Bauer an. Das
Fluchtdrama erscheint im September 1955
und ist eine Sensation in der noch jungen
Bundesrepublik. Als mehrteilige Serie schreibt
der Roman Fernsehgeschichte. 2001 diente er
als Vorlage für einen großen Kinofilm.
Ob zu Hause oder unterwegs im Auto, das
aufwühlende Fluchtdrama öffnet den Nachgeborenen ein Fenster in eine Zeit und Welt,
die sonst für immer verschlossen bliebe. Denn
auch in Geschichtsbüchern wird dieses düs­
tere Kapitel der Nachkriegsgeschichte kaum
behandelt. Insgesamt sollen bis 1991 circa 39
Millionen Menschen in den Lagern der Sowjetunion ums Leben gekommen sein.
Bis wann das grausame System Gulag Bestand
hatte, wie der Alltag in den Arbeitslagern aussah, wer Clemens Forell war und warum er
seine wahre Identität verbarg – darüber informiert die beiliegende 24-seitige Broschüre
Schicksal Sibirien in allen Einzelheiten,
illustriert mit historischem Bildmaterial sowie
Szenenfotos aus dem Kinofilm.
So weit die Füße tragen
Sechs CDs, Preis 39,90 Euro inkl. Versand
Artikelnummer: 081 610.
Reader’s Digest Deutschland:
Verlag Das Beste GmbH, 70160 Stuttgart,
www.readersdigest.de
Gigamaus 2008:
Elektronisches Wörterbuch von CASIO erhält
Multimedia-Preis
A
usgezeichnete Fremdsprachenhilfe – mit
dem EX-word EW-G300 lernen Schüler
leichter. Wer Englisch oder Französisch
lernen möchte, ist mit einem elektronischen
Wörterbuch der EX-word-Generation von CASIO
gut ausgestattet. Dieser Ansicht ist jedenfalls die
Jury der diesjährigen „Gigamaus“. Das speziell
für Schüler entwickelte, handliche Modell EXword EW-G300 hat bei der Verleihung der
Gigamaus 2008 auf der Frankfurter Buchmesse
die begehrte Auszeichnung in der Kategorie
„Bestes Nachschlagewerk“ erhalten. Mit je einem
mono- und einem bilingualen Wörterbuch für
11
die englische und französische Sprache – alle
vier gehören zum Standard in deutschen Klassenzimmern – sowie vielen praktischen Suchmöglichkeiten ist das EX-word EW-G300 wirkungsvoll als Lernhilfe einsetzbar.
Die Gigamaus ist nicht der erste Preis für das
EX-word EW-G300. Im Juni 2008 hat das
elektronische Wörterbuch bereits eine Comenius-Auszeichnung erhalten.
„Fremdsprachenkenntnisse sind für die heutige
Schülergeneration unerlässlich. Die GigamausAuszeichnung zeigt uns, dass wir mit elektronischen Wörterbüchern eine wirksame Unterstützung für Schüler, die Fremdsprachen lernen,
anbieten“, betont Günter Riegerl, Produktmanager elektronische Wörterbücher bei CASIO. Der
Multimedia-Preis Gigamaus wird seit 1998 von
der Zeitschrift Eltern family jährlich zur Frankfurter Buchmesse an hervorragende Softwareund Onlineangebote für Kinder und die ganze
Familie sowie für empfehlenswerte PC- und
Konsolenspiele verliehen.
Lernerfolge mit elektronischer Unterstützung,
Lesekompetenz und ein großer Wortschatz sind
zwei der wichtigsten Ziele, die Schüler im
Fremdsprachenunterricht erreichen sollen. Das
EX-word EW-G300 ist dafür eine sinnvolle Unterstützung. Beim Lesen ist die hohe Nachschlagegeschwindigkeit hilfreich. Unbekannte
Vokabeln lassen sich schnell übersetzen, sodass
der Lesefluss nicht gestört wird. Um systematisch ihren Wortschatz zu erweitern, können
Schüler mit dem Gerät eigene Lernkarteien
pflegen. Gelernte Wörter erhalten einen Haken,
und wenn eine neue Vokabel noch nicht so gut
sitzt, können die Schüler sie so lange wiederholen, bis sie das neue Wort wirklich beherrschen
– der Lernfortschritt ist so jederzeit sichtbar.
Wichtig für die Kommunikation in der Praxis:
Mit vielen Beispielsätzen hilft das Gerät dabei,
von Anfang an authentische Sätze in der
Fremdsprache zu bilden.
Aus den Kreisund Regionalverbänden
Regionalverband EderSchwalm
Große Resonanz bei Fortbildung
„Schwierige Kinder im Unterricht“
D
ie Vernachlässigung der Werteerziehung in den Schulen, aber auch in
Elternhäusern haben ganz neue, eigene
Probleme bei allen am Erziehungsprozess
Beteiligten hervorgebracht. Unsere Kinder
können sich immer häufiger schlechter konzentrieren und weniger aufmerksam sein.
Disziplin und Selbstdisziplin werden den Kinder nicht mehr vorgelebt bzw. abverlangt. In
12
den Elternhäusern fehlen zunehmend die dauerhaften Bezugspersonen. Es mangelt an
Zuwendung für die Kinder, weil Eltern kaum
Zeit haben oder sie sich nicht nehmen,
gemeinsam mit ihren Kindern etwas Sinnvolles zu unternehmen. Permanente Reizüberflutung durch Fernsehen und Computerspielen
belasten die Kinderpsyche stärker denn je! Vor
dem Hintergrund dieser Problematik haben
wir es immer häufiger mit „schwierigen“ Kindern zu tun. Selbst erfahrene Pädagoginnen
und Pädagogen klagen über problematische
Grundschulkinder. Eltern suchen Rat: „Was
soll ich bloß noch machen?“ Verzweiflung und
Entmutigung, ja tiefe Frustrationen setzen
sich bei Lehrern wie bei Eltern gleichermaßen
fest! Der VBE-RV Eder-Schwalm hat auf diese
Hilferufe reagiert. Wir haben daher erstmals
auch über die Presse Eltern mit eingeladen
und hoffen, so die Zusammenarbeit mit den
Elternhäusern zu bestärken, denn nur gemeinsam werden wir diese schwierige Aufgabe
bewältigen können.
Mit diesen Worten übergab der Regionalvorsitzende K.-H. Auel die Veranstaltung in Borken an den Referenten Dieter Krowatschek.
Von „verträumten Chaos-Prinzessinnen“,
ausrastenden Lehrern und von Schülern, die
vom Stuhl fallen, war die Rede im Borkener
Bürgerhaus, als der Marburger Diplom-Psychologe zum Thema „Schwierige Kinder im
Unterricht“ referierte. Fast hundert Pädagogen und Eltern waren gekommen, um sich
Tipps geben zu lassen, wie mit dem Problem
unkonzentrierter, verhaltensauffälliger Schü-
ler umzugehen sei. Dass alle Zuhörer drei
Stunden aufmerksam durchhielten, war nicht
zuletzt der lockeren Art und Weise geschuldet, in der Krowatschek anhand zahlloser
Beispiele aus seiner eigenen Lehrerzeit seine
Darlegungen unterfütterte, wobei er immer
wieder das Auditorium zum Schmunzeln oder
gar Lachen zu animieren vermochte. Mit
Leitsätzen wie „Ein Lehrer darf auch mal ausrasten, aber dann sollte er anschließend den
Schüler viermal loben; wenngleich das Lob
eine Speise ist, die nur in Krümeln vom Tische des Herrn fällt“, regte Krowatschek zum
eher dosierten Umgang mit positiven Verstärkern an. Dass „grobmotorische Übungen“,
Regelspiele, bei denen man gewinnen und
verlieren kann, spielerisches Eintrainieren
von richtigem Verhalten, die konsequente
und sofortige Anwendung des Katalogs der
pädagogischen Maßnahmen, aber auch Umsetzungen in eine andere Klasse für den
schulischen Erziehungsauftrag von erheblicher Bedeutung seien, wurde mehrfach hervorgehoben. Vielerorts unterschätzt werde
auch die bewusst angewandte Methode des
Ignorierens von destruktivem Verhalten, die
nichts mit „Laisserfaire“ zu tun
habe. Sie verlange eine souveräne,
führungsstarke Lehrerpersönlichkeit.
Die Hälfte der Zuhörerschaft bildeten Grund- und Förderschullehrer/­
Innen, anwesend waren auch elf Eltern. Die Diskussion am Ende zeigte,
dass Lehrer/-innen Rat und Hilfe suchen. Sie seien oft mit ihrem Latein
am Ende, weil auch die nötige Unterstützung aus den Elternhäusern
fehle. Angesichts dieser Entwicklung
ist es ein dringendes Gebot, die angesprochenen Aspekte der Lern- und Verhaltenspsychologie und insbesondere das Konzentrationstraining mit in die Lehrerausbildung aufzunehmen. Als am Ende der
Veranstaltung der VBE-Vorsitzende die Fortbildungsnachweise aushändigte, meinte er,
selten zuvor so viele zufriedene Lehrergesichter gesehen zu haben.
K.-H. Auel/R. Siebert
Die wiederholungsbedürftigste Meldung
„Lehrer sind Lehrer – hat in den sechziger Jahren der Pädagoge, Curriculum-Forscher und Chef
des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung, Saul Robinsohn, mehr gefordert als festgestellt. Doch die Realität sieht leider anders aus. Zwischen den Lehrergruppen liegen buchstäblich Welten – in Ausbildung, Arbeitszeit, Status – sprich: Bezahlung und Aufstiegs-möglichkeiten.“
(aus einem Artikel über die Forderung nach Gleichstellung der Lehrerinnen und Lehrer
von Gerhard Bleß, Forum E, Dezember 2008)
Da werden wir genau aufpassen, was in der neuen Legislatur passiert: Schließlich hat
Hessen eine große Dienstrechtsreform für den Beamtenbereich – und damit auch für die
Lehrerinnen und Lehrer – angekündigt. Wir werden sehen, ob die versprochenen Beförderungsmöglichkeiten für alle Lehrämter geschaffen werden ...
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
KÖRPERWELTEN & Der
Zyklus des Lebens
N
Die schlechteste Meldung
„Nach einer Untersuchung der Bundesagentur für Arbeit meldeten sich rund 5.200
Vertretungslehrer über die Sommerferien arbeitslos und meldeten sich danach wieder zurück.
... ... ... Grund sind die von den Ländern abgeschlossenen Arbeitsverträge, die vor den
Sommerferien enden ... ... ... Am häufigsten wurde die umstrittene Praxis in Hessen angewendet.
Dort meldeten sich rund 1.800 Pädagogen über die Ferien arbeitslos.
Kosten: 5,2 Millionen Euro.“
(aus einer Meldung der Frankfurter Rundschau vom 11. Dezember 2008)
ach 26 Millionen Besuchern weltweit sind
die KÖRPERWELTEN erstmals in der Heimatstadt Heidelberg zu sehen: vom 10.
Januar bis 26. April 2009 in der Halle 02 in der
Bahnstadt. Nach fast fünf Jahren in Nordamerika
kehrt die erfolgreichste Sonderausstellung der
Welt in die deutsche Heimat zurück. Über 35.000
Menschen haben Gunther von Hagens‘ „KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens“ in den ersten
drei Wochen bereits besucht.
Die neu geschaffene Ausstellung KÖRPERWELTEN
& Der Zyklus des Lebens zeigt unseren Körper im
Kreislauf von Entstehen und Vergehen. Die Ausstellung ist als Selbstentdeckungsreise konzipiert. Über 200 echte menschliche Präparate in
plastinierter Form zeigen den Körper im Lauf der
Zeit: wie er entsteht, reift und wächst, vor Gesundheit strotzt, den Höhepunkt erreicht und
schließlich schwächer wird – die Palette reicht
von der Zeugung bis ins hohe Alter. Sogar die
über Hundertjährigen bekommen einen Platz: Besucher lernen von den Lebensweisen der jung gebliebenen Alten, die an Orten dieser Erde wohnen,
wo man überdurchschnittlich alt wird: von Okinawa in Japan über Ovadda in Sardinien bis zur
Hunza-Region Pakistans.
Die Ausstellungen ermöglichen Schülern und
Studenten den Körper und seine Funktionen
besser zu verstehen. Sie helfen dabei, die Natürlichkeit des Körpers wieder ins Bewusstsein des Betrachters zu rufen und eine Vorstellung von der Individualität und anatomischen Schönheit des Körperinneren zu
gewinnen.
Die Echtheit der gezeigten Präparate ist dabei
für den Erkenntnisgewinn essenziell. Jeder
Mensch ist einzigartig. Nicht nur in seinem
sichtbaren Äußeren offenbart er seine Individualität, auch im Inneren gleicht kein Körper
Das oberste Ziel von KÖRPERWELTEN ist die
gesundheitliche Aufklärung. Die vielen Einzelpräparate, darunter z. B. eine gesunde Lunge
im Vergleich zu einer Raucherlunge, demonstrieren, wie wichtig eine gesunde Lebensführung zur Erhaltung der Körperfunktionen ist.
An 20 lebensnah positionierten Ganzkörperpräparaten können sich Besucher darüber informieren, wo diese Organe liegen und was
wir sind: fragile Natur in einer technisierten
Welt.
dem anderen. Lage, Größe, Form und Beschaffenheit von Skelett, Muskulatur, Nerven und
Organen bestimmen unsere „inneren Gesichtszüge“. Künstliche Modelle könnte diese anatomische Individualität niemals vermitteln,
denn ein Modell ist Interpretation, vereinfacht
komplexe Zusammenhänge und gleicht anderen Modellen. Die Echtheit der Präparate hingegen fasziniert und macht das Wunderwerk
Mensch ganz real erfahrbar. Dieses innere, individuelle Erscheinungsbild des Menschen für
Na - wenigstens beim Pädagogen-Hopping sind wir in Hessen Spitze. Nach den Aussagen
der neuen Landesregierung soll mit dieser Praxis ja jetzt Schluss sein: Da müssten die
Zahlen der Bundesagentur nach den Sommerferien 2009 aber dann ganz anders aussehen:
Hessen vorn – mit der kleinsten Zahl arbeitslos gemeldeter Pädagogen ...
Wir werden sehen!
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
ein breites Publikum erfahrbar zu machen, ist
Ziel der Ausstellung.
Die KÖRPERWELTEN ermöglichen Lehrern und
Schülern das authentische Studium des
menschlichen Körpers:
•Die Erkundung der Anatomie System für
Sys­tem, von dem Bewegungsapparat bis hin
zum Nervensystem.
•Das Verständnis der unabhängigen Funktionen einzelner Systeme und ihr Zusammenspiel im Körper.
•Den Vergleich von gesunden Organen und
krankhaften Veränderungen – z. B. eine gesunde Leber und Leberzirrhose oder eine
Nichtraucher- und eine Raucherlunge.
•Ganzkörperplastinate ohne Haut eröffnen
den Blick auf Muskeln, Knochen, Sehnen,
Nerven, Blutgefäße und Organe.
•Detaillierte Beschreibungen begleiten alle
Präparate, um ein Maximum an Lernerfolg
zu erzielen. Idealerweise begleitet durch
zusätzliche und weiterführende Informationen der Audio-Führung.
•Plastinate in lebensnahen Posen, demonstrieren, wie unser Körper strukturiert ist
und wie die dargestellten Systeme bei alltäglichen Aktivitäten interagieren.
Für die Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuches mit Schülern stehen umfangreiche Materialien über die Homepage (www.
koerperwelten-deutschland.de) zum Download zur Verfügung. Lehrer können die Ausstellung vorab kostenfrei besichtigen, um sich
ein Bild von den KÖRPERWELTEN machen zu
können, bevor sie die Ausstellung mit ihren
Schülern besuchen.
A. S.
✆
Nutzen Sie unser
aktuelles InfoTelefon unter
06182-897512
13
Beitragsangleichung zum 01.01.2009
Gemäß einem Beschluss der LVV ist eine Beitragsangleichung erforderlich, wenn eine lineare Anhebung der Bezüge erfolgt. Deshalb gelten ab 01.01.2009 Beitragssätze, die die 3 %ige Erhöhung
im Jahr 2008 beinhalten. Für Pensionäre wurde die Angleichung niedriger angesetzt, da bei der
Erhöhung Abstriche vom Gesetzgeber gemacht wurden.
01
02
03
04
05
06
07
Besoldungsgruppe
A 10 / BAT IV b
A 11 / BAT IV a
A 12 / BAT III
A 13 / BAT II a / II b
A 14 / BAT I b
A 15 / BAT I a
A 16 / BAT I
01 = Vollzahler
10,80 €
12,85 €
13,70 €
15,15 €
16,00 €
18,00 €
20,00 €
02 = Teilzahler
  7,40 €
  8,25 €
  9,10 €
10,30 €
10,50 €
12,30 €
13.30 €
03 = Pensionäre
  6,40 €
  6,75 €
  7,25 €
  7,80 €
  8,10 €
  9,50 €
10,90 €
04 = Referendare = 2,50 €
05 = Studenten, Beurlaubte, ohne Bezüge = 0 €
Liebe Kolleginnen und Kollegen im VBE Hessen!
Einige von Ihnen wechseln ihren Dienstort und/oder ziehen um oder wechseln die Bankverbindung, andere bestehen Prüfungen, werden befördert …
Es gibt noch mehr Gründe, die Sie uns bitte mitteilen sollten, damit wir Sie auch in Zukunft gut
betreuen können.
Mitteilung bitte an den Landeskassenwart – er leitet Ihre Information unmittelbar an die Geschäftsstelle weiter. Seine Anschrift lautet:
Franz Schrehardt
Am Berg 23 • 36145 Hofbieber
Tel.: 06684 – 471 oder 919471 • Fax: 006684 – 919472
E-Mail: [email protected]
Für Ihre eventuellen Änderungsmitteilungen bedanken wir uns im Voraus ganz herzlich.
Bei vergeblichem Bankeinzug nach Wechseln der Bankverbindung entstehen dem Verband
erhebliche Unkosten. Wir bitten auch daher um entsprechende Mitteilung.
Ihr Versicherungsschutz noch umfangreicher in unserem neuen Komforttarif,
z. B. Überspannungsschäden 100 %
Erstattung; Diebstahl aus Kfz, Garage und
am Arbeitsplatz; erhöhte Wertsachenentschädigung und vieles mehr.
Finanztest bestätigt
immer wieder:
✔ Günstige Beiträge
✔ zuverlässige Beratung
✔ schnelle Schadensabwicklung
Für das Hessische Schulgesetz haben wir
zusätzlich ein Stichwortverzeichnis angelegt und den Gesetzestext mit Links versehen vorangestellt.
Leistungsverbesserungen auch in der
Glasversicherung.
Keine Selbstbeteiligung!
Wir sind der Versicherer für Erzieher und
Beschäftigte im öffentlichen Dienst und
deren Angehörige in Baden-Württemberg,
Hessen und Rheinland-Pfalz.
Ius fix ist zu bestellen bei:
Versicherungssumme 50.000,– w
Basistarif
Komforttarif
Tarifzone 1 (z. B. Heilbronn, Pirmasens, Marburg)
Jahresbeitrag
40,– D 47,50 D
Tarifzone 2 (z. B. Darmstadt, Mainz, Stuttgart)
Jahresbeitrag
60,– D 67,50 D
Tarifzone 3 (z. B. Frankfurt, Offenbach)
Jahresbeitrag
70,– D 80,– D
Glasversicherung inkl. Wintergarten (Jahresbeiträge)
Wohnung
18,– D
Haus
24,– D
Glaskeramik-Kochfeld
9,– D
Alle Beiträge verstehen sich inkl. Versicherungssteuer und
ohne Selbstbeteiligung im Schadensfall.
14
Damit die Suche leichter wird,
haben wir die Inhaltsverzeichnisse
mit Links versehen:
Ein Mausklick reicht und Sie sind an der
gewünschten Textstelle.
Mindestanforderung für das Arbeiten mit
der CD ist Microsoft WORD 97
Als Hausratversicherer im Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar!
8 HEB – preiswert, schnell, zuverlässig
präsentiert Ihnen
Die vorliegende CD wird ständig überarbeitet und erweitert. Für Anregungen und
Hinweise sind wir dankbar.
Test bestanden ✔
Noch Fragen? Dann sprechen Sie uns einfach an:
Hausratversicherung für Erzieher und Beschäftigte im öffentlichen Dienst
Darmstädter Straße 66 - 68 · 64372 Ober-Ramstadt
Tel.: 0 61 54/63 77 77 · Fax: 0 61 54/63 77 57
E-Mail: [email protected] · www.heb-hessen.de
Das Hessische Schulgesetz
und wichtige Verordnungen und Erlasse
für den Schulalltag auf einer CD
der Verband Bildung und
Erziehung, Landesverband
Hessen e. V.
Ich bitte um Beachtung der neuen Beitragssätze ab 01.01. 2009.
Beispielrechnungen:
Ius fix (R)(r)echt
schnell
VBE-Landesgeschäftsstelle Hessen
Postfach 1209
63530 Mainhausen
Fernruf 06182-897510
Fernkopie 06182-897511
E-Mail: [email protected]
Kostenbeitrag: 18,- € (Mitglieder 10, - €)
einschließlich Versandkosten
Im Preis ist ein zweimaliges Update enthalten.
gegründet
1897
Der VBE ist für den Inhalt der Gesetze,
Verordnungen und Erlasse nicht verantwortlich. Rechtliche Ansprüche lassen
sich aus dieser Veröffentlichung gegen
den VBE nicht ableiten. Das Copyright
für die Zusammenstellung und Gestaltung liegt beim VBE Hessen. Das unberechtigte und unerlaubte Kopieren ist
deshalb nicht gestattet.
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
VERBAND BILDUNG UND ERZIEHUNG
Landesverband Hessen e. V.
Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher im dbb
Postfach 1209 – 63530 Mainhausen – Telefon 0 61 82 – 89 75 10 – Telefax 0 61 82 – 89 75 11
Beitrittserklärung
Name: __________________________________
Vorname: ______________________________
Straße: __________________________________
PLZ/Wohnort: ___________________________
Tel.:___________________ Fax: _________________ E-Mail: ____________________________
Geb.-Datum: ________________ Amtsbezeichnung: ____________ Bes.-/(Verg.-)Gruppe: ________
Lehramt: _____
Fächer: _______________ Einsatz in Schulart: ______ im Dienst seit: __________
(Monat/Jahr)
Dienststelle/Schulanschrift: ___________________________________________________________
_________________________________________________________________________________
(Name, Ort)
o
o
Beamter
o
Angestellter
Lehrkraft im Vorbereitungsdienst
o
o
Teilzeit mit ____ Std.
o
Student
o
Pensionär
ohne Stelle und Bezüge
(Zutreffendes bitte ankreuzen!)
Beginn der VBE-Mitgliedschaft ab: ___________________________
Ich bin bereit, in Gremien des VBE Hessen mitzuarbeiten und bitte ggf. um Kontakt.
O Ja O Nein
Mit meiner Unterschrift erkenne ich die Satzung und die mit ihr verbundenen Ordnungen des VBE
Hessen an. Meine Angaben dürfen zur Abwicklung VBE-interner Arbeitsvorgänge gespeichert und
verarbeitet werden.
___________________________________
____________________________________________
Ort, Datum
Unterschrift
Einzugsermächtigung
Hiermit ermächtige ich den VBE-Landesverband Hessen widerruflich, die von mir zu entrichtenden
Beiträge bei Fälligkeit zulasten meines Girokontos
Konto-Nr.: ________________________________
BLZ: _______________________________
bei der ________________________________________________________________________
(viertelj., halbj., jährlich*) mittels Lastschrift abzubuchen.
____________________________________________________
Ort, Datum
(*Nichtzutreffendes bitte streichen!)
__________________________________________
Unterschrift
L&S
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen
15
Postvertriebsstück – Gebühr bezahlt
D 5119 · Gebrüder Wilke GmbH · Postfach 2767 · 59017 Hamm
Verband Bildung und Erziehung
Kreisverband Limburg-Weilburg
Referat
und anschließende Diskussion
Die Ganztagsschule – Pädagogik des ganzen Tages versus
„Mogelpackungen“
Referent: Prof. Dr. Manfred Bönsch
Universität Hannover
Mittwoch, 18.03.2009
15.30 Uhr
Aula
Fürst-Johann-Ludwig-Schule, Hadamar
Die Ganztagsschule ist derzeit in einer expansiven Entwicklung. Es verbinden sich viele Hoffnungen mit ihrer Einrichtung. Das
Problem ist, dass nur in wenigen Fällen an eine Pädagogik des ganzen Tages gedacht wurde und häufiger Halbtagsschulen mit
Nachmittagsangeboten verbunden werden. Dies kann die erhofften Effekte schnell beeinträchtigen. In einem Referat wird zunächst die Entwicklungslage beschrieben und eine Pädagogik des ganzen Tages skizziert.
Die Veranstaltung wird akkreditiert.
Anmeldungen sind ab sofort möglich
Es wird ein Unkostenbeitrag von 5,- Euro erhoben. Mitglieder frei
Telefonisch: 0 64 31/97 68 74
Fax: 0 64 31/97 68 75
E-Mail: [email protected]
16
LEHRER UND SCHULE – Januar/Februar 2009
Verband Bildung und Erziehung (VBE) · Landesverband Hessen