Deutsch - BSZ

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Deutsch - BSZ
Hinweise zur Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung für
die Wirtschaftsoberschule am BSZ Waldkirch
Fach Deutsch
Mit der Aufnahmeprüfung soll sichergestellt werden, dass zukünftige
WO-Schüler im Fach Deutsch über ein zumindest zufriedenstellendes
mittlere Reife-Niveau verfügen. Das heißt konkret, dass man in der Lage
sein sollte, eine Erörterung bzw. Textinterpretation zu verfassen. Dabei
sollte auch deutlich werden, dass die wichtigsten orthografischen und
grammatikalischen Regeln eingehalten werden.
Hierzu finden sich nachfolgend einige grundlegende Hinweise (die man
allerdings weiter vertiefen sollte).
I. Erörterung
1. Was versteht man unter einer Erörterung?
2. Formen der Erörterung: Lineare und dialektische Erörterung
3. Argumentationsstrategien/-schema
4. Aufbau einer Erörterung / Arbeitsschritte
II. Textinterpretation
1. Was versteht man unter einer Textinterpretation?
2. Wie ist ein Interpretationsaufsatz aufgebaut?
III. Orthographie, Interpunktion und Grammatik
1. Beherrschung grundlegender Rechtschreibregeln
a) Groß-/ Kleinschreibung
b) Zusammen-/ Getrenntschreibung
2. Regeln der Zeichensetzung
3. Konjunktiv I und II
Vorbereitungshilfen:
Zu I. und II.:
Bendl/Friepes, Zentrale Klassenarbeit BadenWürttemberg, Deutsch. Mainz Lernhilfen,
ISBN 3-7863-1126-9
Zu III.:
http://www.orthografietrainer.de
MATERIAL
A)
Allgemeines Argumentationsschema
Das nachfolgende Argumentationsschema lehnt sich an das Modell
von A. Folkers (1977) an. Dabei ist die Auswahl der Bindewörter (Konjunktionen) "weil", "denn", "wie" und "daher", insbesondere der begründenden (kausalen) Art ("weil" und "denn") in ihrer Abfolge selbstverständlich willkürlich. Aber zur Einübung der verschiedenen Elemente ist
das zumindest zeitweilige Festhalten an Auswahl und Reihenfolge der
Konjunktionen sicherlich hilfreich.
.
These
Folgerung
daher
weil
Argument
Stützung des Arguments
denn
Beweis/
Beleg
wie
WeilStufe
DennStufe
WieStufe
Beispiel
DaherStufe
B)
Aufbau einer linearen Erörterung
Der Gliederung geht eine Stoffsammlung voraus. Um das Thema solide zu erörtern, sind häufig noch weitere
Informationen notwendig, z. B.:
Begriffsbestimmungen, Daten und Fakten, Beispiele, Meinungen/Stellungnahmen (z. B. Experten)
Nach der Stoffsammlung muss das gesammelte Material den drei Teilbereichen zugeordnet werden. Für den
Hauptteil ist eine aufsteigende Reihenfolge nach der Bedeutsamkeit zu beachten.
1. Einleitung:
Die Einleitung soll den Leser an das Thema heranführen, das im Hauptteil entfaltet wird. Dabei geht es insbesondere darum, das Interesse bzw. die Neugierde des Lesers zu wecken. Folgende Strategien bieten sich hierfür
an:
a)
Erklärung der Fragestellung: Klärung zentraler Begriffe, die den Gesamtzusammenhang verständlich
machen und einen gedanklichen Zugang zum Thema eröffnen. Dies könnte z. B. auch durch die Klärung eines Schlüsselbegriffes geschehen.
b) Wichtigkeit der Fragestellung: Zahlen und Fakten können auf die Bedeutsamkeit des zu klärenden
Sachverhaltes hinführen.
c) Anlass/Aktualität der Fragestellung: Es kann ein konkreter oder aktueller Anlass geschildert werden,
der deutlich macht, warum es sinnvoll erscheint, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
2. Hauptteil:
Im Hauptteil einer linearen Erörterung geht es i. d. R. nur um die Entfaltung einer These. Die Gliederungspunkte
eines Hauptteils sind demnach nur Argumente, Belege und Beispiele, die diese These stützen. Die Inhalte eines
Hauptteils kann man …
reihen,
mit Hilfe von Beispielen logisch verknüpfen,
durch steigernde Anordnung gewichtend aufbauen.
Argumentation für die These  Argument 1 (weniger wichtig)  Argument 2 (wichtig) Argument 3 (sehr
wichtig).
Reihende Verknüpfungswörter sind z. B.:
zusätzlich, ferner, schließlich, weiterhin, auch, (so) dann, überdies
Steigernde Ausdrücke sind z. B.:
aber vor allem, aber besonders, noch wichtiger ist, ausschlaggebend aber ist, noch überzeugender ist, viel bedeutsamer erscheint jedoch/aber,
3. Schluss:
Im Schlussteil sollte die zentrale Aussage noch einmal akzentuiert werden und damit den Aufsatz abrunden.
VORSICHT - Nicht in Phrasen abgleiten!
Folgende Gestaltungsstrategien bieten sich an:
**
**
**
eine Zusammenfassung bzw. ein abschließendes Gesamturteil
eine persönliche Stellungnahme
Ausblick (wie es weiter gehen könnte, was man auch noch tun müsste)
C)
Aufbau einer dialektischen Erörterung
Stoffsammlung
I.
Einleitung
Siehe lineare Erörterung
II.
Hauptteil
Alternative A
Alternative B
Sie ordnen die Pro- und Kontra-Argumente
im Block an.
Sie ordnen die Pro- und Kontra-Argumente
im Wechsel an.
These 1
Argument 1
Argument 2
Argument 3 usw.
Zunächst werden These und Gegenthese
erläutert.
Argument für These
These 2
Argument 1
Argument 2
Argument 3 usw.
Argument für Gegenthese
Argument für These
Drehpunkt: Hier wird von einem Proauf ein Kontra-Argument übergeleitet.
Sprachlich erkennt man das an Wörtern wie
z. B.: trotzdem, aber, andererseits, dagegen,
doch, jedoch, gleichwohl
Gegenthese 1
Argument 1
Argument 2
Argument 3 usw.
Gegenthese 2
Argument 1
Argument 2
Argument 3 usw.
Argument für Gegenthese
Argument für These
Argument für Gegenthese
Drehpunkt: Hier wird von einem Proauf ein Kontra-Argument übergeleitet. Die
Drehpunkte sind bei dieser Form häufiger zu
formulieren, immer zwischen den wechselnden Argumenten (These, Gegenthese, These, Gegenthese usw.).
Sprachlich erkennt man das an Wörtern wie
z. B.: trotzdem, aber, andererseits, dagegen,
doch, jedoch, gleichwohl
SYNTHESE
Hier gilt es abzuwägen, also eine abschließende Gewichtung der Pro- und Kontra-Argumente
vorzunehmen. Man begründet kurz, welcher These man sich anschließt. Hier könnte das wichtigste Argument z. B. noch einmal aufgegriffen und den abgewiesenen Argumenten gegenübergestellt werden. Die Schlussfolgerung kann auch ein Kompromiss oder ein ganz neuer Aspekt
sein, der sich aus der Erörterung der Pro- und Kontra-Argumente ergeben hat.
Sprachliche Wendungen sind z. B.: Stellt man … gegenüber …. // Vergleicht man … // Führt
man sich abschließend vor Augen, dass … // Betrachtet man …, dann erscheint doch viel einschneidender … // Es muss sicher zugegeben werden, dass …, aber gerade die Tatsache,
dass, … beweist …
III.
Schluss
Im Schluss thematisiert man mögliche Konsequenzen der getroffenen Entscheidung (Synthese) oder
gibt einen Ausblick. Er soll den Aufsatz abrunden und zum weiteren Nachdenken anregen.
D)
Aufbau eines Interpretationsaufsatzes
A. EINLEITUNG




Informationen über Verfasser, Lebenslauf, Gesamtwerk  falls vorhanden!
Entstehungszeit des Textes
Titel, Thema, Textsorte (Überblicksinformation)
Bei kurzen Texten: Erweiterter Einleitungssatz wie bei einer Inhaltsangabe
B. HAUPTTEIL
1. Inhaltsangabe
o
o
Der für Inhaltsangaben notwendige Einleitungssatz steht im Grunde schon in
der Gesamteinleitung für die Interpretation!
Kein Schluss, da im Anschluss an die Inhaltsangabe erst noch die Interpretation erfolgt.
2. Textbeschreibung

Form- und Sprachanalyse: Aufbau des Textes, rhetorische Mittel, Satzbau,
Wortwahl

Analyse des Textes unter Berücksichtigung der in der Arbeitsanweisung
enthaltenen Gesichtspunkte (z.B. Personen, Personenkonstellation, Situation,
Handlungsverlauf, Analyse des Titels ...)
2. (Gesamt)interpretation

Gesamtwertung, persönliche Stellungnahme, Bezugnahme auf das dargelegte Vorverständnis des Textes, Bearbeitung der Interpretationsaufgabe(n)
Achtung: Dieser Teil muss vom Umfang her der größte sein! Wenn der
Aufsatz z. B. drei Seiten umfasst, dann sollten eineinhalb bis zwei Seiten
für die Interpretation vorgesehen sein!
3. SCHLUSS
Im Schlussteil kann Folgendes zum Thema gemacht werden:
1. Zusammenfassung der Ergebnisse. Nur wenn einem gar nichts einfällt!
2. Bedeutung des Textes für die Gegenwart
beste Lösung!
3. Beurteilung der Wirkung des Textes
Im Schluss keine Wiederholungen von Argumenten bzw. Interpretationsgedanken des Hauptteils!
E)
Übungsaufgaben
1. Lineares Erörterungsthema
Junge Leute lassen sich piercen oder tätowieren.
Wo liegen die Ursachen für diesen Trend, welche Probleme können entstehen?
2. Dialektisches Erörterungsthema?
Die Politik fordert, dass der Bürger mehr Geld für den Konsum ausgeben soll,
um die Wirtschaft anzukurbeln. Ist das SPAREN daher heute noch zeitgemäß?
3. Textinterpretation
Franz Kafka (1883-1924): Der Nachbar (1917)
Mein Geschäft ruht ganz auf meinen Schultern. Zwei Fräulein mit Schreibmaschinen und Geschäftsbüchern im Vorzimmer, mein Zimmer mit Schreibtisch, Kassa, Beratungstisch, Klubsessel und Telephon, das ist mein ganzer Arbeitsapparat. So einfach zu überblicken, so leicht zu führen. Ich bin jung
und die Geschäfte rollen vor mir her, ich klage nicht. Ich klage nicht. Seit Neujahr hat ein junger Mann
die kleine leerstehende Nebenwohnung, die ich ungeschickter Weise so lange zu mieten gezögert
habe, frischweg gemietet. Auch ein Zimmer mit Vorzimmer, außerdem aber noch eine Küche. Zimmer
und Vorzimmer hätte ich wohl brauchen können, meine zwei Fräulein fühlen sich schon manchmal
überlastet, aber wozu hätte mir die Küche gedient. Dieses kleinliche Bedenken war daran schuld,
dass ich mir die Wohnung habe wegnehmen lassen. Nun sitzt dort dieser junge Mann. Harras heißt
er. Was er dort eigentlich macht, weiß ich nicht. Auf der Tür steht nur "Harras, Büro". Ich habe Erkundigungen eingezogen, man hat mir mitgeteilt es sei ein Geschäft ähnlich dem meinigen, vor Kreditgewährung könne man nicht geradezu warnen, denn es handle sich doch um einen jungen aufstrebenden Mann, dessen Sache vielleicht Zukunft habe, doch könne man zum Kredit auch nicht geradezu
raten, denn gegenwärtig sei allem Anschein nach kein Vermögen vorhanden. Die übliche Auskunft,
die man gibt, wenn man nichts weiß. Manchmal treffe ich Harras auf der Treppe, er muss es immer
außerordentlich eilig haben, er huscht förmlich an mir vorüber, genau gesehen habe ich ihn noch gar
nicht, den Büroschlüssel hält er schon vorbereitet in der Hand, im Augenblick hat er die Tür geöffnet,
wie der Schwanz einer Ratte ist er hineingeglitten, und ich stehe nur wieder vor der Tafel "Harras,
Büro", die ich schon viel öfter gelesen habe, als sie es verdient. Die elend dünnen Wände, die den
ehrlich tätigen Mann verraten, den Unehrlichen aber decken. Mein Telephon ist an der Zimmerwand
angebracht die mich von meinem Nachbar trennt, doch hebe ich das bloß als besonders ironische
Tatsache hervor, selbst wenn es an der entgegengesetzten Wand hing, würde man in der Nebenwohnung alles hören. Ich habe mir abgewöhnt, den Namen der Kunden beim Telephon zu nennen, aber
es gehört natürlich nicht viel Schlauheit dazu, aus charakteristischen aber unvermeidlichen Wendungen des Gesprächs die Namen zu erraten. Manchmal umtanze ich, die Hörmuschel am Ohr, von Unruhe gestachelt, auf den Fußspitzen den Apparat, und kann es doch nicht verhüten daß Geheimnisse
preisgegeben werden. Natürlich werden dadurch beim Telephonieren auch meine geschäftlichen Entscheidungen unsicherer, meine Stimme zittrig. Was macht Harras, während ich telephoniere? Wollte
ich sehr übertreiben, aber das muss man oft, um sich Klarheit zu verschaffen, so könnte ich sagen:
Harras braucht kein Telephon, er benutzt meines, er hat sein Kanapee an die Wand gerückt und
horcht, ich dagegen muss, wenn geläutet wird zum Telephon laufen, die Wünsche des Kunden entgegennehmen, schwerwiegende Entschlüsse fassen, großangelegte Überredungen ausführen, vor allem
aber während des Ganzen unwillkürlich durch die Zimmerwand Harras Bericht erstatten. Vielleicht
wartet er gar nicht das Ende des Gespräches ab, sondern erhebt sich nach der Gesprächsstelle die
ihn über den Fall genügend aufgeklärt hat, huscht nach seiner Gewohnheit durch die Stadt und ehe
ich die Hörmuschel aufgehängt habe, ist er vielleicht schon daran, mir entgegenzuarbeiten.
Aufgabenstellung:
Verfassen Sie einen Interpretationsaufsatz zu obigem Text.