Projekt Information Thema Prävention Am Tag nach der Wahl
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Projekt Information Thema Prävention Am Tag nach der Wahl
Projekt Information Jahrgang 13, Nr. 5 September / Oktober 2005 Herausgegeben von Projekt Information e.V. Betroffene informieren Betroffene Jahrgang 13, Nr. 5, September / Oktober 2005 Thema Prävention ein subjektiver Bericht vom Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress Prävention ist in aller Munde. Und doch ist nur den wenigsten bewusst, wie facettenreich und vielgestaltig dieses Thema interpretiert werden kann. Nach wie vor ist Prävention die wirksamste Waffe gegen eine HIVInfektion. Ein guter Grund, sich näher damit zu beschäftigen................................................................Seite 3 Editorial Editorial von Peter Lechl .......................................................... 2 Medizin und Forschung Silberstreif am Horizont? Heilung scheint theoretisch möglich Nachdem es jahrelang unter Wissenschaftlern als geradezu unseriös galt, über eine mögliche Heilung der HIV-Infektion zu spekulieren, lassen aktuelle Forschungsergebnisse nun wieder etwas Hoffnung aufkeimen....................................................Seite 6 Am Tag nach der Wahl Ein zeitnaher Kommentar aus der Sicht chronisch Kranker Ob Jamaica, Ampel oder Rot-Grün - es muss sich etwas ändern in Deutschland - auch im Gesundheitsund Sozialsystem. Wie werden sich diese Veränderungen auf chronisch Kranke auswirken?............Seite 7 3TC-Monotherapie bei M184V-Mutation .................................. 8 Neue Applikationsform von T-20: Biojector 2000 ....................... 9 HIV/HCV-Koinfektion ............................................................. 10 Neue Studie mit MVA-nef Impfstoffkandidat .............................. 11 Neuer NRTI Reverset ........................................................... 11 Tipranavir plus T-20 .............................................................. 12 Nachrichten aus der Industrie ................................................ 13 Grundlegend & Wissenswert Hysterie Induzierte Verwirrungoder der "New York Patient" ................................................ 13 Leben mit HIV Die Angst des Arztes vor der Moral Ein Bericht vom Berliner Symposium "HIV im Dialog" ........... 14 Politik & Soziales Sozialpolitische Nachrichten ................................................... 16 Zuzahlungen müssen nachgewiesen werden ........................ 17 Gesprochenes Recht ............................................................. 17 Projekt Information e.V. Apothekenliste ....................................................................... 19 Einladung zur Mitgliederversammlung .................................... 23 Vollmacht ............................................................................... 24 Termine Terminkalender 2005 ........................................................... 18 Herausgeber: Projekt Information e.V. - Ickstattstraße 28 - 80469 München - www.projektinfo.de Telefon: 089 / 21 94 96 20 - Fax: 089 / 21 03 12 35 - email: [email protected] Kto. 88 45 500 bei Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00 1 September / Oktober 2005 Projekt Information Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, die dritte Konferenz der International AIDS-Society (IAS) in Rio de Janeiro zeigte im Gegensatz zu den vorangegangenen Konferenzen mit überwiegend medizinischer Ausrichtung einen eindeutigen politischen Trend. Naturgemäß stehen hier die globale HIV-Epidemie, Prävention, Mutter-Kind-Übertragung und Therapieeinsatz in Entwicklungsländern im Vordergrund. Zunehmend zeigt sich, dass eine antiretrovirale Therapie unter Bedingungen, die sich an den lokalen und ethnischen Strukturen orientieren, in diesen Ländern erfolgreich sein kann. Nach einem Bericht der UNAIDS werden in den armen Ländern etwa eine Million HIV-Infizierte antiretroviral behandelt. Ursprünglich sollten es 2005 bereits drei Millionen sein. Wir haben für Sie in der vorliegenden Ausgabe die interessantesten Ergebnisse zu neuen Medikamenten, Resistenzen und Hepatitis-Koinfektion zusammengefasst. Die auf dem 3. IAS-Kongress vorgestellten Daten zu dem Proteasehemmer TMC114 sind sehr ermutigend. Aber auch die Ergebnisse von Tipranavir in Kombination mit T-20 sind unter eingeschränkteren Resistenzbedingungen sehr beachtlich. Endlich können intensivst vorbehandelte Patienten mit fehlenden Therapieoptionen wieder auf eine reelle Chance hoffen, langfristig immunologisch und virologisch wieder auf der sicheren Seite zu sein. Die heutigen verbesserten Therapien sind bei der Mehrzahl der Patienten sehr wirkungsvoll. Aber es gibt auch viele HIV-Patienten in extremer und sehr gefährdeter Gesundheitssituation. Patienten, bei denen die eigentlich in den Hintergrund gerückten opportunistischen Erkrankungen bedrohlich sind und wieder auftreten können. Warten oder doch bald auf eine neue, aussichtsreichere Therapie wechseln? Diese Frage steht jetzt dringend im Vordergrund. Trotz vieler neuer Substanzen in der "Pipeline" werden neue Medikamente eher nur aufeinander folgend verfügbar. Die Studien z.B. zu Tipranavir und TMC 114 zeigen wieder einmal, dass mindestens zwei, besser aber drei voll wirksame Substanzen für einen durchschlagenden Therapieerfolg notwendig sind. Die Vorteile einer Bewahrung neuer Wirkstoffklassen können auch beim Vorliegen von beträchtlichen Resistenzen den Nutzen eines Therapiewechsels überwiegen. Sicherlich kann bei Patienten ohne akutes Erkrankungsrisiko mit stabiler Helferzellzahl unabhängig von der Viruslast zugewartet werden. Beobachtungsdaten zeigen, dass bei Beibehaltung ei- 2 Jahrgang 13, Nr. 5 ner Therapie mit Proteasehemmern die Helferzellen sogar trotz wieder ansteigender Viruslast zunächst kaum abfallen. Neben neuen Medikamenten aus den bisherigen Substanzklassen aber mit andersartigen Resistenzmustern sind die sog. CCR5-Antagonisten auf dem Weg. Weltweit laufen Phase II/III-Studien mit diesen Substanzen an, die den Kontakt von HIV mit seinen Zielzellen verhindern. Sie haben eigenwillige Namen wie Aplaviroc, Maraviroc und Vicriviroc. Damit wird möglicherweise eine neue Ära mit neuen Behandlungsstrategien beginnen. Sehr informativ war der 15. Deutsche Workshop der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e.V. (DAGNÄ) am 3. September in Köln, besonders bei den Vorträgen zu differenzierten Erkenntnissen bei den Resistenztestverfahren und Plasmaspiegelmessungen. Letztere sind auch sehr bedeutsam für die Wechselwirkungen unter den antiretroviralen Medikamenten und den Begleitmedikamenten. Die Plasmaspiegelmessungen können dafür entscheidend sein, dass eine Therapie in schwierigen Behandlungsfällen erfolgreich wird. Weitere Hauptthemen des DAGNÄ-Workshops waren Therapiestrategien, neue Substanzen, besonders in Hinblick auf die Therapie von mehrfach vorbehandelten Patienten, Begleiterkrankungen und langfristige Nebenwirkungen. Im Nachmittagsprogramm mit den Sessions im kleineren Kreis konnten viele Themen intensiv diskutiert und vertieft werden. Wenn auch die heutigen Therapiemöglichkeiten die individualisierte Behandlung begünstigen, so sind doch im Praxisalltag viel mehr komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen. Auch diesmal hat das Thema Prävention einen hohen Stellenwert in unserer Ausgabe. Peter Wiessner hat die Referate und Diskussionen zur Prävention auf dem Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress im Juni 2005 beleuchtet und zusammengefasst. Es überrascht vielleicht auch Sie, wie facettenreich die Präventionsthematik gesehen und analysiert werden muss. Nach einer längeren Zeit der Prävention auf ausgetretenen Pfaden kommen neue Strategien auf den Weg. Diese Publikation bietet ein vielfältiges Spektrum an Neuigkeiten. Wir wünschen uns, dass für Sie viel Lesenswertes dabei ist. Natürlich hoffen wir auf Anregungen von Ihrer Seite. Nach einem eher durchwachsenen Sommer könnten doch noch sonnige, herbstkräftige Tage gemüterhellend wirken. Ihr Peter Lechl Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information Thema Prävention ein subjektiver Bericht Viele Veranstaltungen im Rahmen des DeutschÖsterreichischen AIDS-Kongresses 2005 zu verschiedenen zielgruppenspezifischen Fragestellungen waren meist gut besucht. Ausgangspunkt war die leidige Frage, wie den leicht steigenden Zahlen von Neuinfektionen begegnet werden könne. Dass sich in der Prävention etwas ändern muss, schien stillschweigend den meisten der Referenten und Teilnehmer klar zu sein. HIV Prävention im Wandel: LebensretterSkeptiker-Mahner Karl Lemmen verdeutlichte an unterschiedlichen Printmedien der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), dass sich in den vergangenen Jahren die Prävention und die Präventionisten immer wieder wandelten um auf neue Gegebenheiten zu reagieren. Die zielgruppenspezifische Präventionshistorie der DAH unterteilte er in drei Kategorien: 1985 1995: Der Präventionist als Lebensretter: geprägt vom kollektiven Trauma; Kondome können Leben retten; keine Prävention ohne Emanzipation; Aids hat ein Gesicht. Plakat: Tom of Finland, das Bild der beiden Freunde, einer trägt den anderen.... 1996 2001: Der Präventionist als Skeptiker: Thematisiert wird Die Qual der Wahl; Vorsichtiger Umgang mit dem Test; mit Kombitherapie; HIV ist keine Party; thematisiert werden marginalisierte Gruppen in der Szene; Hepatitis und sexuell übertragbare Infektionen. Ab 2002: Der Präventionist als Mahner: Das Thema Verantwortung steht im Raum; Pass auf dich auf; die Szene bist du; umfassenderes Verständnis von Sexualität ; andere sexuell übertragbare Infektionen nehmen größeren Raum ein; Verantwortung auf das Setting; Wirtevereinbarung; barebacker sind echte Kerle; Benefit frühzeitiger Tests wird herausgearbeitet; Pharmaindustrie wird als Gegenspieler erkannt. Heutige Herausforderungen: - wir befinden uns auf dem Weg vom Krankheitsvermeider zum Gesundheitsförderer - wie soll sich Aids-Hilfe im Spannungsfeld von HIV = Tod versus Behandelbarkeit positionieren? - Aids ist wenig attraktiv September / Oktober 2005 Bochow: Der situative Kontext, Verantwortungsdiskurs und vulnerable Gruppen Bochow hebt in einem Vortrag hervor, dass sich das Konzept der strukturellen Prävention als Gegenkonzept zur Fixierung auf Subrisikogruppen entwickelt habe. Der situative Kontext sei dabei herausgekehrt worden. Situative Kontexte sind: junge Schwule; Verliebte; Depressive, landesunkundige Menschen, etc. Um Diskriminierung abzuwenden hat es eine Wandlung der Begrifflichkeiten gegeben: Von den Hochrisikogruppen zu den vulnerablen Gruppen. Der Verantwortungsdiskurs (Ältere übernehmen Verantwortung für Jüngere; Erfahrene für Unerfahrene; daran hängt ein Mensch etc.) wird von Bochow eher zurückhaltend beurteilt und etwas süffisant unter dem Motto unser Dorf soll schöner werden eingeordnet: Warnleuchten sieht Bochow blinken, wenn den Menschen mit HIV heute eine besondere Verantwortung zuerteilt werde. Wohin führt der Verantwortungsdiskurs? Problematisch ist dies für Bochow vor allem wegen der folgenden, auf der Makroebene zu beobachtenden Phänomene: - Staat fördert Verantwortungslosigkeit - Entsolidarisierung; Neoliberalismus - Sozialpolitik zerbröckelt - Die Situation der Schwulen wird als gesichert dargestellt obwohl es immer noch eine latente Abwehr gegen Schwule gibt Generelle Einschätzung des Themas: Schwardtländer, Pott, Dannecker Bernd Schwardtländer von der Weltgesundheitsorganisation WHO beobachtet eine Verlagerung des Schwerpunkts von der Prävention hin zur Therapie; auch er fragt sich, wie HIV Positive besser in die Prävention mit eingebunden werden können und welche anderen Strategien es noch gibt: Eingegangen wird dabei kurz auf Studien die belegen, dass Beschnittene ein geringeres Risiko haben; eingegangen wird auch auf die Tenofovir PREP Studien (Pre Exposure Prophylaxis) in Kamerun, Malawi, Thailand, den USA etc. Gefordert wird eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesem Thema, da entsprechende Studienergebnisse in den kommenden Jahren zu erwarten sind. Zusammenhang Risikoverhalten und Zugang zu Therapien: Überall kann beobachtet werden, dass das Risikoverhalten zunimmt, sobald Theapiemöglichkeiten vorhanden sind (UK: 2facher Anstieg von 1998 bis 2002) Frau Pott von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) stellte dar, dass die bisherige Prävention in der BRD sehr erfolgreich gewesen sei. Die BRD ist das Land mit der viertniedrigsten Prävalenz in der EU. Insgesamt sei aber eine nachlassende Wahr3 September / Oktober 2005 Projekt Information nehmung des Themas HIV/AIDS im öffentlichen Diskurs zu beobachten: Nur noch 33 % der Bevölkerung denken in 2004, dass Aids eine gefährliche Krankheit sei. Die Prävention sei hier besonders gefordert. Dass Frau Pott in diesem Zusammenhang den leidigen Diskurs um das Supervirus in den USA als gutes Beispiel der Öffentlichkeitsarbeit herausstellte, ist angesichts der darin enthaltenen Schwulenfeindlichkeit und der Anklänge an Old Publik Health Strategien die der New York Case hervorbrachte (praktiziert wurden Suchstrategien / Contact tracing etc.) mehr als peinlich. Noch peinlicher ist es, dass diese Bemerkungen unwidersprochen geblieben sind. Dass Aids endlich wieder einmal wahrnehmbar in den Medien diskutiert wurde, sollte nicht auf Kosten der mit HIV Lebenden gehen. Der New York Case zeigt nichts anderes als dass die Toleranz gegenüber Menschen mit HIV schnell in Diskriminierung und Verfolgungsfantasien umschlagen kann. Eine gute Prävention müsse so Pott weiter in Ihren Ausführungen handlungsleitend sein. Derzeit werden von der BzGA Freier als Zielgruppe entdeckt: auf der Homepage www.sexsicher.de bilden Körperflüssigkeiten das Leitmotiv. Demnächst gibt es im Netz eine Check-Dein-Risiko-Seite; immer wichtiger werde, so Pott weiter, die Rolle der Ärzte in der Prävention. Als gutes Beispiel wird dabei das Saunaprojekt (schwitzen mit dem Arzt / der Doktor kommt) zwischen der Aidshilfe Düsseldorf und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst dargestellt. Die Prävention anderer sexuell übertragbarer Infektionen solle, so Pott weiter, an die HIV Prävention andocken. Da Aids in der Wahrnehmung bereits etabliert sei, mache dies Sinn. Sieben auf einen Streich: warum ist Prävention unter Schwulen heute schwierig? Martin Dannecker erklärte in sieben Thesen warum es momentan bei der Prävention hapert: 1. Die Erosion der Prävention: Kondommüdigkeit; die von der Prävention kanalisierte Sexualität meldet sich zurück; der Sex steht nicht mehr unter der Diktatur der Angst; Schwule haben es satt Verzicht zu üben. 2. Widerstände gegen das Kondom: das Kondom stranguliert Bedürfnisse nach Verschmelzung und Nähe. Ungeschützer Sex ist lustvoller als geschützter; manche Männer bevorzugen das aggressive Eindringen, auch hier hemmt das Kondom; ein weiteres Problem stellt das Thema fragile Erektion beim und durch den Gebrauch von Kondomen dar. 3. Das Gesicht von Aids ändert sich: HIV Positive sehen attraktiv aus; sie werden als gesund wahrgenommen, Aids wird nicht mehr mit Siechtum und Tod assoziiert. 4 Jahrgang 13, Nr. 5 4. Risikostrategien und deren Verkennung: beobachtet werden verstärkt Tendenzen zur negotiated safety (Viruslast, Koitus Interruptus; Überprüfung des Serostatus in Partnerschaften etc.). Problematisch ist, dass ungeklärte bzw. fragwürdige Annahmen zu Risikoverhalten führen können. 5. Barebacking als paradoxe Reaktion zur Prävention: Abspritzen im anderen gibt manchen Männern den besonderen Kick; dieses Thema ist in ganz besonderer Weise psychisch besetzt. 6. Auflösung individueller Zusammenhänge in Gruppen: damit stellt Dannecker in Frage, ob die Idealisierung der schwulen Kultur in der strukturellen Prävention noch aufgeht: Ist die schwule Kultur wirklich Träger und Mittelpunkt einer funktionierenden Prävention? HIV Positive wurden keineswegs vorbehaltlos in die Subkultur aufgenommen, dagegen stellt die Subkultur Orte zur Verfügung, die ungeschützten Sex möglich machen. 7. Prävention für HIV Positive: Dannecker befürwortet eine Diskussion zu dem Thema Verantwortung, HIV Positive sind Subjekte; eine mit übersteigender Inschutznahme einhergehende Infantilisierung HIV Positiver sollte vermieden werden. Eine Präventionsstategie für HIV Positive sei lange überfällig. Der Spruch Aids geht alle an richtet sich bisher nicht an Menschen mit HIV/AIDS. Verantwortung übernehmen: HIV Positive werden infantilisiert, wenn wir ihnen nicht den Teil ihrer Verantwortung zugestehen (Dannecker) In mehreren anderen Beiträgen wurde deutlich, dass es an der Zeit ist Menschen mit HIV in die Primärprävention einzubeziehen. Die Schonhaltung der letzten 20 Jahre wird hinterfragt und problematisiert. Die Zeit, in der die Einbeziehung der Menschen mit HIV in die Primärprävention tabuisiert wurde, scheint sich dem Ende zu nähern. Bevor eine Einbeziehung HIV Positiver stattfinden kann, sollte allerdings Folgendes klar gemacht werden: - Was erwarten wir von den HIV Positiven? Wer ist wir? D.h., wer erwartet etwas? Was sollen HIV Positive tun? Was sollen sie lassen? Warum sollen sie etwas tun bzw. lassen? Welchen Benefit haben Menschen mit HIV, wenn sie präventives Handeln zeigen? - Was ist die Absicht / das Ziel weswegen HIV-Positive in die Primärprävention mit einbezogen werden sollen? - Welche Hilfestellungen brauchen HIV Positive in der und für die Primärprävention? Diese Fragen wurden lebendig und kontrovers diskutiert. Menschen mit HIV forderten, dass die Erwartungen an sie klar, ehrlich und deutlich ausgesprochen wer- Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information den sollten. Um gleichberechtigt miteinander diskutieren zu können, müsse dieses Herumgedruckse ein Ende haben. Heraus mit der Sprache! Sagt, was ihr von uns wollt, so ein HIV positiver Teilnehmer während einer Diskussion. Deutlicher kann die Indifferenz mit der HIV Positive bisher in der Prävention beachtet worden sind, wohl kaum ausgedrückt werden. Eine Prävention, die Menschen mit HIV nicht zu Kindern degradiert, sondern als Erwachsene ernst nimmt, spricht aus was sie will. Der Benefit des präventiven Verhaltens als HIV Positiver besteht für Bernd Aretz ganz egoistisch darin, dass er sich dann morgens noch im Spiegel angucken könne. Es wurde gefordert, dass in die Diskussion eine Kommunikation über Machtverhältnisse einbezogen werden müsse: Opfer und Täter, Wissensvorsprünge etc. müssen thematisiert werden. Bochow beharrt darauf, dass Verantwortung unteilbar sei. Dannecker weist darauf hin, dass die Prävention zu den HIV Positiven bisher eher unfreundlich gewesen sei (s.o.) In der Diskussion wirft ein Teilnehmer die Frage auf, was man den HIV Positiven denn bieten könne, wenn sie schon in die Primärprävention mit einbezogen werden sollen, und was das wohl sein könne? Bernd Aretz Antwort ist unmissverständlich: man könnte ihnen ja einen ehrlichen Umgang anbieten. Zusammenhang zwischen HIV Infektion und Therapie bei jungen Schwulen? Oft wird behauptet, dass junge Schwule aufgrund der Behandelbarkeit auf Kondome verzichten. Dirk Sander aus Berlin hat in einer Befragung keinen Zusammenhang finden können. Die jungen, von ihm befragten Infizierten, hatten kaum Kenntnisse über Therapiemöglichkeiten. Sie hatten durchwegs noch das alte Aids im Sinn und waren entsprechend geschockt über das Testergebnis. Einen Zusammenhang zwischen Infektion und anderen Faktoren sieht Sander eher im Themenbereich vulnerable Karriere, und fragiles Selbstbewusstsein. Gesundheit sei für Jugendliche eben etwas Selbstverständliches, Jugendliche haben Unverwundbarkeitsfantasien und Schutzillussionen wie bspw. die, dass nur ältere Schwule infiziert sein können. Entsprechend isoliert und alleine kommen sie sich auch vor, wenn sie infiziert sind. Grenzübergreifendes: Migration und Prävention Frank Amort von der AH Wien berichtet von der Gründung eines grenzüberschreitenden Netzwerkes zur Prävention zwischen Wien und Bratislava. Zwischen beiden Städten, die sehr nahe beieinander liegen, kommt es zu erhöhter Mobilität, grenzüberschreitendem Sextourismus, Arbeitsmigration etc., von den Slowaken wird die damit einhergehende Gefahr bislang nicht wahrgenommen. September / Oktober 2005 Georg Bröring von Aids & Mobility (www.aidsmobility.org) thematisierte unterschiedliche Abschiebepraktiken in den EU Ländern. Die für Migranten vorteilhaftesten Regelungen existieren in Frankreich. Bärbel Knorr stellt die Ergebnisse einer Studie zum Thema Sex in Haftanstalten vor. In Bayerischen Haftanstalten wird der Test flächendeckend angeboten. 100 % der befragten Gefangenen willigen freiwillig in den Test ein. Wie schön ist doch die Welt! Bärbel Knorr geht in einem weiteren Vortrag auf das Thema Abschiebehaft und HIV als Abschiebehindernis ein. Auch das ist Prävention. Elfriede Steffan, SPI Berlin, verdeutlicht, dass Migranten weniger Aids spezifisches Basiswissen haben als die Allgemeinbevölkerung (64% vs. 100%)). Auffallend sei, dass es einen Unterschied zu den anderen sexuell übertrabaren Infektionen gebe: So seien Hepatitis B / C und Gonnorhoe unter Migranten wesentlich besser bekannt. Ein Teilnehmer aus Österreich regte an, HIV Präventionsmaterialen für Migranten in allgemeine Infos zu STDs einzubetten. Dadurch könne eine höhere Akzeptanz erreicht werden. Prävention im Internet / Zielgruppe Freier und Schwule Harriet Langanke berichtet von ihrem offensichtlich sehr erfolgreichen Internetprojekt in der Bordellcommunity (www.sexsicher.com), 35 Millionen Personen sind in der BRD bereits online; jeder Dritte ruft sog. Adult Seiten auf, mit 45 Minuten im Monat hat dieser Bereich durchschnittlich die längste Verweildauer (zum Vergleich: 19 Minuten Bildung/Kultur). Ihre Homepage hat 10.000 Zugriffe im Monat. Freier gelten herkömmlich als schwer erreichbar. Die Aidshilfe Österreich bietet einmal wöchentlich einen einstündigen Internetchat an. Der Chat hat jede Woche ein anderes Thema. Wichtig sei dabei die Einbindung des Themas HIV/Aids in das Thema sexuell übertragbare Infektionen. Um User anzulocken und in ein Gespräch zu verwickeln, ist es den Österreichern wichtig, das Thema interessant und reißerisch zu präsentieren. Beispielhaft sei ein Titel genannt: sind große Schwänze interessant?. Nachdem man eine Weile über dieses Thema geplaudert habe, geht der Moderator dann sanft zum eigentlichen Thema des Chat über... Die Aidshilfe Schweiz hat mit Dr. Gay ein Online Beratungsangebot für Schwule. Nach dem Muster des Dr. Sommer aus der Bravo treibt Dr. Gay bereits seit 99 sein virtuelles Unwesen. In dem Internetforum wer5 September / Oktober 2005 Projekt Information den täglich etwa sechs Fragen gestellt. Schwerpunkt liegen bei Fragen zum Thema Oralsex. Immer wieder neu müssen die bekannten Thesen (raus bevors kommt etc.) an reale Situationen der Fragenden angepasst werden. Das kennen wir ja. Wie ein Kreis in einer Welt von Quadraten. Prävention mit jungen Schwulen D. Norenkamp aus Köln berichtet von seinen Erfahrungen in der HIV/Aids Prävention mit 12-14jährigen schwulen Jugendlichen im Jugendzentrum anyway. Schwule Jugendliche werden durch Broschüren nicht erreicht weil diese oft die Perspektive der schwulen Erwachsenenwelt widerspiegeln. Sowohl Sprache als auch Bilder sind zu deutlich und schrecken Jugendliche ab. Die Bedürfnisse der Jugendlichen nach Beziehung, Liebe, Freundschaft etc. müssen / sollten in den Broschüren für Jugendliche reflektiert werden, wenn sie diese auch ansprechen sollen. Das Thema HIV/AIDS wird im Jugendzentrum nie separat behandelt, sondern ist Querschnittthema im Cafebereich, bei Neueinsteigertagen, in Beratungsgesprächen, in der Internetpräsenz etc. Risikominimierungsstrategien Bist du sicher? Dieses Thema wurde vielfach diskutiert. Die Schweizer haben eine Broschüre herausgegeben in welcher die einzelnen Strategien erwähnt werden. Fokus und Titel der Broschüre: Bist Du sicher? Risikominimierungsstrategien werden darin hinterfragt. Fazit ist: Risikominimierungsstrategien reichen nicht aus. Nur ein Kondom ist sicher. Für die Schweiz ist das die erste Broschüre. Man hat sich diesem Thema bisher bewusst nicht zugewandt. Rainer Schilling berichtet in diesem Zusammenhang, dass die Briten aufgrund der rasant steigenden Infektionszahlen ihre offensiv nach außen getragenen Risikominimierungsstrategien bereits wieder eingestampft hätten: Diese Strategien hätten sich nicht bewährt: Es besteht die Angst, dass entsprechende Harm Reduction Strategien zu einem falschen Gefühl der Sicherheit führen können. Ein Risiko zu minimieren hieße eben nicht es zu eliminieren. Angesichts der Behandelbarkeit von Aids sei es heute nötig, die Bedeutung der Krankheit in Broschüren und Präventionsmaterialien mit zu transportieren. Das sei auch der Grund gewesen, weshalb einige der DAH Broschüren hätten zurückgezogen werden müssen. Aus dem Kontext genommene Aussagen von Interviewpartnern hätten zu missverständlichen Interpretationen geführt. Dass dies möglich ist zeige, dass die Bedeutung des alten Aids nicht mehr automatisch mitgedacht werde. 6 Jahrgang 13, Nr. 5 Neue Broschüren neue Wege? Die Konferenz hat deutlich gemacht, dass das Thema Prävention im Fluss ist. Die Einbeziehung von HIV Positiven in Strategien ist ein Schritt in eine neue Richtung, eine Richtung, die ich persönlich wirklich begrüße. Es ist während der Konferenz nicht so ganz deutlich geworden, ob dieser Schritt aus freien Stücken oder eher aus der Not geboren gegangen wird. Wer ist die ziehende/ schiebende Kraft? Die Geldgeber? Die steigende Prävalenz? Die Angst um knapper werdende Ressourcen? Die Angst vor einem gesundheitspolitischem Roll back (Old Public Health)? Die Fragen sind nicht eindeutig geklärt worden, man eierte rum, scheute konkrete Forderungen, redete um den heißen Brei. Die Bitte der Positiven Community um Klarheit spiegelt diese Unsicherheit wieder. Bei den folgenden Schritten ist es wichtig, Menschen mit HIV einzubeziehen. Im Sinne von Dannecker könnten dadurch aus Kindern Kooperationspartner, in anderen Worten, aus Schonobjekten handelnde Subjekte werden. Man darf gespannt sein. Die eigentliche Arbeit muss Aids-Hilfe machen, klug und sensibel, wie Bochow meint. Wir sollten uns der Herausforderung stellen. Peter Wiessner Silberstreif am Horizont? Heilung scheint theoretisch möglich Als seinerzeit die Proteasehemmer auf der Bildfläche erschienen, hatten einige Forscher die Hoffnung, dass eine relativ kurze Zeit unter einer hochaktiven antiretroviralen Therapie die HIV-Infektion heilen könnte. Inzwischen wissen wir, dass diese Forscher zu optimistisch waren. HIV beherrscht mehr Tricks als man damals glaubte. Das Hauptproblem ist, dass sich HIV zwar nur in aktivierten Zellen vermehren kann, dass das Virus aber sein Erbmaterial auch in das Erbmaterial von ruhenden Körperzellen integrieren kann. Und solange diese Zellen überleben, kann HIV jederzeit wieder reaktiviert werden. Seit geraumer Zeit gibt es nun Überlegungen, wie man HIV aus seinen Verstecken hervorlocken könnte, indem man die ruhenden Zellen aktiviert. Bisher war das aber automatisch auch mit einer neuerlichen Vermehrung des Virus verbunden. Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information Nun glauben Wissenschaftler, einen Weg gefunden zu haben, wie man dieses Problem umgehen könnte. Mit einer Substanz, die schon lange zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird, ist es gelungen, bei drei von vier Patienten die Menge an HIV in ruhenden Zellen deutlich zu verringern ohne die Vermehrung von HIV von neuem anzukurbeln. Das Konzept scheint umso besser zu funktionieren, je weniger sich HIV vermehrt, d.h. je besser die Viruslast durch die HAART kontrolliert wurde. Deshalb führte man die Untersuchung an Patienten durch, deren Viruslast für mindestens zwei Jahre unter 50 Kopien/ml gelegen hatte. Um eine mögliche Restviruslast noch weiter abzusenken, bekamen die vier Patienten zusätzlich noch Fuzeon®. Damit gelang es bei drei der vier untersuchten Patienten die Viruslast zumindest zeitweise unter 1(!) Kopie/ml zu senken. Um dies überhaupt messen zu können, musste ein spezieller Viruslasttest eingesetzt werden. Anschließend bekamen die Patienten für vier Monate zusätzlich Valproinsäure um HIV aus seinem Versteck zu locken. Nach dieser Zeit hatte sich die Menge an verstecktem HIV im Blut der vier Patienten um 29%, 68%, 72% und 84% verringert. So ermutigend diese Zahlen auch sind, es wurde nicht untersucht, ob und wie sich HIV-Reservoirs außerhalb des Bluts (z.B. im Darm oder im Gehirn) mit diesem Verfahren beeinflussen lassen. Außerdem reicht theoretisch eine einzige HIV-infizierte Zelle im ganzen Körper um die Infektion von neuem zu starten. Die Autoren der Studie betonen selbst, dass ihre Ergebnisse mit großer Vorsicht interpretiert werden müssen und dass keinesfalls HIV-Patienten nun eigenmächtig anfangen sollten, Valproinsäure zu schlucken. Andere Forschergruppen haben kürzlich ähnliche Ergebnisse mit Interleukin-7 berichtet. Vielleicht werden auch auf diesem Feld in Zukunft mehrere Therapieansätze kombiniert werden müssen, um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen. Der eigentliche Wert dieser Untersuchung liegt darin, dass er die Wissenschaftler wieder ermutigt hat, über das Konzept einer Heilung nachzudenken. Doch selbst wenn es tatsächlich möglich sein sollte, werden wir noch geraume Zeit darauf warten müssen. Quelle: Lehrman et al. Depletion of latent HIV-1 infection in vivo: a proof-of-concept study. Lancet 2005 Aug 13-19;366(9485):549-55 Siegfried Schwarze September / Oktober 2005 Am Tag nach der Wahl Ein zeitnaher Kommentar aus der Sicht chronisch Kranker Der außergewöhnliche Wahltermin hat ein außergewöhnliches Ergebnis nach sich gezogen. Und das steht noch nicht einmal fest, Dresden spricht ein letztes Machtwort. Mit Verwunderung betrachte ich am Morgen nach der Wahl, was deutsche Wählerinnen und Wähler der Politik mit auf den Weg gegeben haben: Zwei fast gleichgroße Volksparteien, einen wieder erstarkten Gerhard Schröder, eine geschwächte Angela Merkel, eine neue Linke, stabile Grüne und Freie Demokraten knapp unter der Zweistelligkeit. Alle könnten mit allen koalieren und auch wieder nicht. Wer hat nun eigentlich gewonnen, wer verloren, welche Inhalte sollen umgesetzt werden, wer hat wofür einen demokratisch legitimierten Auftrag erhalten? Die deutsche Bevölkerung hat weise entschieden. Einerseits standen weit reichende Einschnitte ins Steuer- und Solidarsystem zur Debatte damit hatten Union und Freidemokraten für sich geworben. Dem gegenüber wirkten die Reformansätze der rotgrünen Koalition geradezu zaghaft und unzureichend. Nun soll eine breiter angelegte Koalition von der am Tag nach der Wahl niemand weiß, wie sie aussehen wird Politik aus einem dicker gewordenen Reformkatalog und gleichzeitig aus einem Guss umsetzen. Letztlich hat Deutschland entschieden, dass eine neue Regierung aus einem größeren Fundus schöpfen soll. Dazu gehören Vorschläge der alten Oppositionsparteien genau so wie Vorschläge der ehemaligen rotgrünen Regierungskoalition. Wie könnte Regierungspolitik da aussehen? Ein erster Versuch aus der Sicht chronisch Kranker! Zu den politischen Inhalten, die bei dieser Wahl keine Mehrheit bekommen haben, gehören ein einheitlicher Steuersatz von 25 Prozent und die Gesundheitsprämie der Union. Beides ist nicht finanzierbar und würde soziale Gräben eher vertiefen denn überwinden. Umsetzbar erscheint nun eher ein entschlacktes Steuersystem unter Beibehaltung der alten Steuersätze sowie ein Solidarsystem, das schrittweise bei Pflege, Rente und Gesundheit die Eigenanteile erhöht und gleichzeitig einen gesamtgesellschaftlichen Kapitalstock bildet. Erstarkt ist mit den Freien Demokraten die Absicht, Subventionen abzubauen sowie der Arbeitsagentur Fördermittel zu entziehen. Beides kann für chronisch Kranke bedeutsam werden, denn sowohl das Steuerwesen als auch das Arbeitsrecht sichern wichtige integrative Aspekte wie die gezielte Förderung kranker Menschen auf dem 7 September / Oktober 2005 Projekt Information Arbeitsmarkt oder die steuerliche Besserstellung von Behinderten. Die Linke wird zwar an keiner der möglichen Koalitionen beteiligt sein, trotzdem kann ihr Einzug in den Bundestag regierungspolitische Auswirkung haben, denn Hartz IV wird nun im Rahmen jeder Koalition Korrekturen erfahren müssen. Das betrifft die differenzierte Anhebung des Regelsatzes, die Einbeziehung von Partnerinnen und Partnern bei der Arbeitsförderung, vor allem aber die Zumutbarkeits- und Zuverdienstregelungen. Einige Projekte wird jede mögliche Koalition ohne großen Streit angehen. Dazu gehört die Reform der Unternehmenssteuer und eventuell die vorsichtige Flexibilisierung der Betriebsverfassung. Spannungsgeladen dürfte die energiepolitische Auseinandersetzung werden. Aber all diese politischen Bereich sind aus der Sicht chronisch Kranker eher Sekundärthemen. Eigentlich hat uns die Wahl ein gutes Ergebnis gebracht, denn die groben Einschnitte ins deutsche Sozialsystem haben keine Mehrheit gefunden. Andererseits ist jeder Tag nach der Wahl auch ein neuer vor der nächsten. Stefan Boes Medizin & Forschung 3TC-Monotherapie bei M184V-Mutation vs. Therapiepause Vorbehandelte Patienten mit der M184V-Resistenzmutation und Nachweisbarkeit der HI-Viruslast hatten einen signifikant geringeren CD4-Zell-Verlust und einen geringeren Anstieg der HI-Viruslast, wenn sie 3TC (Epivir®) weiter einnahmen, als Patienten mit Therapiepause. Bereits 1995 zeigten 3TC-Monotherapie-Studien eine anhaltende Wirkung gegen das HI-Virus auch bei der Anwesenheit der 3TC-Schlüsselmutation M184V mit einem Abfall der HI-Viruslast von 0,5 log. Eine kürzlich in Clinical Infections Diseases veröffentlichte Studie fand heraus, dass umgekehrt das Weglassen von 3TC in der Therapie bei sechs Patienten mit multiresistenten HIV und einer versagenden hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) zu einem Anstieg der Viruslast um 0,5 log führte. 8 Jahrgang 13, Nr. 5 Die auf der IAS präsentierte Studie war eine prospektive, randomisierte (zufällige Verteilung), offene Studie mit 50 Teilnehmern. Die Patienten mit einer 3TC-enthaltenden HAART, hoher CD4-Zellzahl aber virologischem Versagen wünschten eine Therapiepause. Sie wurden in zwei Gruppen mit Weiterführung einer 3TCMonotherapie oder komplettem Therapieabbruch randomisiert. Die wesentlichen Studienendpunkte waren das immunologische Versagen, CD4-Zell-Abfall unter 350 Zellen/mm³ und das Auftreten von Erkrankungen, die der HIV-Infektion zuzuordnen sind oder AIDSdefinierende Erkrankungen. Außerdem wurden Veränderungen der Viruslast und die gesamte Zahl von Resistenzmutationen bei jedem einzelnen Patienten gemessen. Patienten mit Hepatitis B-Koinfektion oder geringer Blutplättchenzahl wurden von der Studie ausgeschlossen. Zum Studienbeginn lag die CD4-Zellzahl bei allen Patienten über 350 Zellen/mm³, im Mittel waren es 629 Zellen/mm³. Die durchschnittliche Viruslast betrug annähernd 7.000 Kopien/ml. Der mittlere Tiefstpunkt der CD4-Zellen waren 283 Zellen/mm³. Die Gruppen mit Therapieunterbrechung und Weiterführung der 3TC-Einnahme hatten ähnliche Charakteristika, im Mittel sieben Jahre antiretrovirale Therapie und im Durchschnitt mit vier Nukleosidanaloga vorbehandelt. Nach 48 Wochen war im Therapiepause-Arm die CD4-Zellzahl um 189 Zellen/mm³ vermindert. In der Gruppe mit 3TC-Weitereinnahme betrug der Verlust 143 Zellen/mm³. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Aber der Abfall des prozentualen Anteils der CD4-Zellen war mit 8% im Therapiepausen-Arm signifikant höher als im 3TC-Arm mit 3% (p=0,003). Außerdem war der Anstieg der Viruslast bei den Patienten mit Therapieunterbrechung mit 1,23 log höher als im 3TC-Arm mit 0,67 log (p=0,001). Bei den Patienten mit fortgeführter 3TC-Monotherapie wurde ein weniger fittes HI-Virus festgestellt. Die Replikationskapazität des HI-Virus war im Therapieunterbrechungsarm zum Studienende signifikant größer (p=0,013). Außerdem wiesen die Patienten mit fortgeführter 3TC-Einnahme in der 48. Woche weniger Resistenzmutationen auf. Insgesamt beendeten 69% der Patienten im Therapieunterbrechungsarm wegen des in der Studie definierten immunologischen Versagens (CD4-Zellzahl < 350 Zellen/mm³) vorzeitig die Studie und wechselten zu einer HAART. Im 3TC-Arm waren es 41% der Patienten. Die Zahl klinischer Ereignisse Grad III oder IV, mindestens der HIV-Infektion zuzuordnen, waren in der Gruppe mit Therapieunterbrechung mit 20,7% gegenüber der 3TCGruppe mit 0% signifikant höher (p<0,001). Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information Quelle: Edwin J. Bernard, Michael Carter, IAS: Remaining on 3TC despite resistence leads to better immunological and clinical outcomes, aidsmap news, July 28th, 2005 Peter Lechl Neue Applikationsform von T-20: Biojector 2000 Eine nadelfreie Anwendung von T-20 (Enfuvirtide, Fuzeon®) mit dem Biojector 2000-System vermindert Reaktionen an der Einstichstelle. Diese Applikationsform mit dem Biojector 2000 (B2000) ist gegenwärtig weltweit nur für etwa 5% der Patienten, die T-20 anwenden, verfügbar. Die Hersteller von T-20, Roche und Trimeris, haben bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA um eine Genehmigung für die Information über B2000 in der amerikanischen Gebrauchsinformationen von T-20 eingereicht. Damit könnte eine verbreitete Anwendung des Biojectors im günstigsten Fall innerhalb eines Jahres möglich werden (siehe auch Kommentar am Ende des Artikels). Biojector 2000 Das B2000-Injektionssystem, Hersteller ist Bioject Medical Technologies Inc., ist ein nadelfreier mit CO2Gas betriebener Injektor, der flüssige Medikationen durch die Haut verteilt. In der Pilotstudie T-20-405 im vergangenen Jahr zeigten sich mehrere Vorteile von B2000 gegenüber der üblichen Nadelanwendung von T-20: September / Oktober 2005 Vergleich der Reaktionen an der Einstichstelle T-20 wird zweimal täglich unter die Haut gespritzt Reaktionen an der Einstichstelle sind die Hauptnebenwirkung von T-20. In den TORO-Studien zu T20 trat diese Nebenwirkung mindestens einmal bei 98% der Patienten während der Studiendauer von 48 Wochen auf. 4% der Teilnehmer beendeten deswegen die Anwendung von T-20. Die Symptome bestehen überwiegend aus Rötung, Schwellung, Verhärtung und Schmerzen an der Einstichstelle. Es können sich Zysten oder Knoten entwickeln und in seltenen Fällen entstanden Abszesse. Marianne Harris und Kollegen in Vancouver, Canada, führten insbesondere im Hinblick auf die Reaktionen an der Einstichstelle eine Studie mit 32 Patienten zum Vergleich der Nadelinjektion mit dem Bioject 2000 durch. Zusätzlich wurden die T-20-Plasmaspiegel gemessen und die Anwendungsfreundlichkeit. Der Vergleich der T-20-Plasmaspiegel ergab keinen signifikanten Unterschied, sowohl der Talspiegel vor der Anwendung als auch der Plasmaspiegel eine Stunde danach. Die Reaktionen an der Einstichstelle wurden mit einem Punktesystem von 0-31 nach Anzeichen und Symptomen, Zahl und Andauer von einzelnen Knötchen beurteilt. Die Patienten beurteilten die Anwendungsfreundlichkeit von 0 (leicht) bis 3 (schwierig). Die mittlere Punktezahl für die Nebenwirkungen sank von 11 (Bereich 5-17) mit der Nadel auf 5 (Bereich 0-11) mit dem Biojector nach einer mittleren Anwendungszeit von 12 Wochen (p<0,001). Die Anwendung des B2000 wurde von allen Patienten als leicht beurteilt. - verbesserte Verteilung, ohne Reiben an der Applikationsstelle - immer gleiche Injektionstiefe - größere Flexibilität bei der Wahl der Injektionsstelle, auch mit einer Hand zu bewerkstelligen (z.B. Oberarm) - attraktiver für Patienten mit Nadelphobie - weniger Reaktionen an der Injektionsstelle Allerdings gab es auch mit dem Biojector Reaktionen an der Einstichstelle. Von den 32 Patienten, die mit dieser Applikationsform anfingen, benutzen nur noch 20 (63%) den Biojector. Drei Patienten benutzen abwechselnd die Nadelinjektion. Allerdings ereigneten sich vier Fälle von Nervenbündelschmerzen mit der Biojector-Anwendung. So kam es bei der Injektion im Gesäßbereich zu Schmerzen am entsprechenden Bein mit Taubheit für zwei Wochen. Ähnliches passierte bei einer Anwendung oberhalb des Ellenbogens. Deshalb wird geraten, den Biojector nicht zu nahe an Gelenken einzusetzen. Zwei Patienten beendeten wegen dieser Probleme nach vier Wochen die Anwendung von T-20. Das Ziel der Pilotstudie war es, die relative Bioverfügbarkeit von T-20 nach einer einzelnen Dosierung mit B2000 und dem Standardnadelsystem zu vergleichen. Die T-20-Konzentrationen im Blut waren in beiden Applikationsformen gleich. 75% der 25 Teilnehmer hatten einen insgesamt positiven Eindruck bei dem Einsatz von B2000, 58% würden B2000 bevorzugen und 38% hatten dazu eine neutrale Meinung. Zusammengefasst kann das Biojector-System für die Anwendung von T-20 als sicher, nebenwirkungsärmer und als anwendungsfreundlich beurteilt werden. Auch das Training mit dem Biojector ist einfacher und schneller als die Nadelanwendung zu vermitteln. Im individuellen Fall wird aber auch die Nadelanwendung als weitgehend unproblematisch empfunden. Die Biojector-Applikation ist aber sicher ein bedeutsamer Vorteil für viele 9 September / Oktober 2005 Projekt Information Patienten, die T-20 wegen der Nadelanwendung sehr scheuen. Kommentar von Projekt Information: Leider ist der Biojector 2000 derzeit in Deutschland nicht erhältlich und hat auch keine Zulassung für Deutschland. Hoffmann La-Roche, die Herstellfirma von Fuzeon®, führt aber derzeit Gespräche, um den Biojector möglichst auch in Deutschland verfügbar zu machen. Quelle: Edwin J. Bernard, IAS: Neede-free-T-20 delivery reduces but does not eliminate, injection site reactions; aidsmap news, July 29th, 2005 Peter Lechl HIV/HCV-Koinfektion: auch bei HCV Subtyp 2/3 über 48 Wochen behandeln? Für HIV-positive Patienten koinfiziert mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) Genotyp 2/3 galt bisher eine HCVTherapie über 24 Wochen für eine dauerhafte Ausheilung der chronischen Hepatitis C als überwiegend ausreichend. Eine randomisierte, kontrollierte Studie in Italien ergab jetzt allerdings, dass eine 48-Wochen-Therapie mit Peginterferon alfa2a (Pegasys®) einen weitaus besseren, dauerhaften Therapieerfolg bedeutet. Um die Auswirkung der Behandlungsdauer bei HIVkoinfizierten Patienten zu überprüfen, wurden 128 Patienten mit einer CD4-Zellzahl über 200 Zellen/mm³ und HI-Viruslast unter 10.000 Kopien/ml in die Studie aufgenommen. Alle Patienten hatten eine HCV-Infektion bestätigt durch HC-Virusnachweis und eine Leberbiopsie mindestens drei Jahre vor dem Beginn der Studie. Die Studie war auf die HCV-Genotypen 2 oder 3 beschränkt, aber fast alle Patienten wiesen den Genotyp 3 auf, weil der Genotyp 2 unter den HIV-koinfizierten Patienten in Italien sehr selten ist. In den ersten 24 Wochen erhielten alle Patienten eine Kombination aus 180 µg Peginterferon alfa 2b (Pegasys®) einmal wöchentlich und Ribavirin 800 bis 1.200 mg einmal täglich, abhängig vom Körpergewicht. Zum Ende dieser Periode waren 74 von den 82 Patienten, die nicht vorzeitig ausgeschieden waren, HCV-negativ. Diese Patienten wurden dann in der 28. Woche randomisiert zu weiteren 20 Wochen anti-HCV-Therapie oder Behandlungsende. 20 Wochen später hatten 15 10 Jahrgang 13, Nr. 5 (40%) der 38 Patienten, die nach 28 Wochen die Behandlung beendet hatten, einen Rückfall mit nachweisbarem HC-Virus im Blut. Im Gegensatz dazu hatten nur 2 (10%) der 20 Patienten, die noch immer nach kompletter Beendigung der 48 Wochen HCV-negativ waren, einen Rückfall. Das war eine signifikant niedrigere Rückfallrate als bei 28 Behandlungswochen (p=0,02). Eine spezielle Analyse ergab, dass die Patienten mit 48 Wochen-Behandlung eine 5,46 mal größere Wahrscheinlichkeit haben, eine andauernd virologische Antwort zu haben, definiert durch anhaltende HCV-Negativität 24 Wochen nach Behandlungsende. Andere Faktoren in signifikantem Zusammenhang mit dauerhaftem Therapieansprechen war eine höhere Blutplättchenzahl (p=0,019) und HCV-negativ nach vier Behandlungswochen (p<0,001). Das bedeutet nach Ansicht der Studienärzte aber nicht, dass ein Therapieansprechen nach vier Wochen bei einem individuellen Patienten eine insgesamt kürzere Behandlungsdauer ermögliche. Ein großer Anteil der Patienten in der Studie brach vor allem wegen schwerer Nebenwirkungen und Unverträglichkeit der HCV-Therapie die Behandlung vorzeitig ab (46 Patienten, d.h. 36% vor 24 Wochen). Nach den 28 Wochen war im zweiten Therapieabschnitt die Nebenwirkungshäufigkeit geringer. Mehr als die Hälfte der Patienten mit vorzeitigem Studienabbruch hatte danach einen Rückfall mit HCV-positivem Nachweis. Diesen Studienergebnissen zufolge ist von einer optimalen Behandlungsdauer von 48 Wochen bei HIV-Positiven mit HCV Genotyp 2 oder 3 auszugehen. Kommentar von Projekt Information: Die Ergebnisse dieser Studie zur HCV-Therapie mit Genotyp 2 oder 3 bei HIV/HCV-koinfizierten Patienten sorgte für Aufsehen bei der IAS-Konferenz. Andere Studien zeigen, dass nach einem sehr frühen Ansprechen, d.h. negative HC-Viruslast nach 4 Wochen, eine Therapiedauer von 24 Wochen bei einem sehr hohen Anteil der HIV/HCV-Koinfizierten erfolgreich und andauernd ist. Möglicherweise haben HIV-Infizierte mit dem Genotyp 2 oder 3 mit hoher CD4-Zellzahl und nicht nachweisbarer HI-Viruslast, nicht fortgeschrittener Lebererkrankung und niedriger HC-Viruslast zu einem sehr hohen Anteil ein erfolgreiches und dauerhaftes Therapieansprechen. Weitere differenzierte Studien können erweisen, ob für diese Patienten 24 Wochen nicht doch völlig ausreichend sind. Quelle: Chris Gadd; Hepatitis C treatment should last for 48 weeks in HIV co-infected patients, study shows; aidsmapnews, July 26, 2005 Peter Lechl Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information Neue Studie mit MVA-nef Impfstoffkandidat Eine Imfpung gegen HIV ist trotz intensiver Bemühungen immer noch nicht in Sicht. Umso wichtiger ist es, weiterhin zu erforschen, wie ein Impfstoff gegen HIV beschaffen sein muss. Ein weiterer Schritt in diese Richtung wird von der Firma Bavarian Nordic, Martinsried, mit dem MVA-nef Impfstoff untersucht. Dieser beruht auf einem abgewandelten Pockenvirus, das sich nicht mehr vermehren und damit auch keine Krankheit mehr verursachen kann. Diesem Virus wurde noch ein Gen von HIV (das nef-Gen) eingesetzt, mit dem man versucht, eine Immunantwort gegen HIV hervorzurufen, wie in vorangegangenen Studien mit diesem experimentellen Impfstoff gezeigt werden konnte. Nun werden zwei verschiedene Dosierungen des Impfstoffs untersucht. Eine dritte Gruppe erhält als Kontrolle nur das Impfvirus ohne das HIV-Gen. Patienten, die an dieser Studie teilnehmen wollen, müssen u.a. - in den letzten sechs Monaten vor Studienbeginn eine stabile antiretrovirale Therapie gehabt haben (d.h. kein Therapieversagen) - in den letzten sechs Monaten vor Studienbeginn eine Viruslast < 50 Kopien/ml gehabt haben (zwei Blips mit max. 200 Kopien/ml sind erlaubt) - dürfen keine CD4-Zellzahl unter 100/mm³ gehabt haben und müssen eine aktuelle CD4-Zellzahl über 250 /mm³ haben. Des weiteren gibt es noch einige Ein- und Ausschlusskriterien (Laborwerte, Vorerkrankungen etc.). Die Studie wird an den nachfolgend aufgeführten Zentren durchgeführt. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, kann sich dort genauer informieren. Zentren: - Uniklinik Erlangen, Prof. Harrer - Praxis Dr. Jäger / Dr. Jaegel-Guedes, München - Praxis Dr. Helm, Nürnberg - Praxis Dr. Schneider, Fürth - Praxis Dr. Gorriahn / H. Hartl, München. Siegfried Schwarze September / Oktober 2005 Neuer NRTI Reverset: Wirksam bei intensiv vorbehandelten Patienten Der neue Reverse Transkriptase-Hemmer (NRTI) Reverset (D-d4FC) wurde in einer Phase IIb-Studie bei 199 Patienten in 25 Studienorten in den USA, Frankreich und Deutschland getestet. Es zeigte sich eine gute Wirksamkeit bei den Patienten mit erheblicher Therapieerfahrung und NRTI-Resistenz. Die Entwicklung und Erprobung erfolgt gegenwärtig durch die Pharmafirmen Incyte und Pharmaset. Die Substanz verbleibt lange Zeit im Körper mit einer Halbwertszeit von 17 Stunden. Die Studienteilnehmer mit einer mittleren Ausgangsviruslast von 31.600 Kopien/ml hatten viele mit NRTI verbunden Mutationen: 60% hatten die M184V-Mutation, 60% M141L, 50% hatten zwischen vier und sechs Thymidin-Analoga-Mutationen (TAMs), die durch den Einsatz von AZT (Retrovir®) und d4T (Zerit®) bedingt sind. 6% der Patienten hatten die K65R-Mutation. Während den ersten zwei Studienwochen wurden die Patienten entweder auf einen Placeboarm oder auf einen der drei Dosierungsarme von Reverset zusätzlich zu ihrer versagenden Therapie randomisiert (zufällig verteilt). Nach dieser Zeitspanne hatten die Patienten mit Placebo eine Absenkung der Viruslast im Mittel um 0,03 log. Bei den Patienten, die 200 mg Reverset einmal täglich erhielten, sank die Viruslast um durchschnittlich 0,7 log. Diese virale Unterdrückung war somit signifikant größer als in der Placebogruppe (p<0,001). Das traf auch für die 100 mg-Reverset-Gruppe (p=0,002) zu. Die Wirkung der Hinzugabe von Reverset auf das versagende Regime wurde nicht durch Tenofovir (Viread®), AZT (Retrovir®) oder Abacavir (Ziagen®) beeinflusst. Allerdings wurde die Wirksamkeit von Reverset gemindert, wenn entweder 3TC (Epivir®) oder FTC (Emtriva®) in den Kombinationen enthalten war. Wurden bei dem Ergebnis Kombinationen mit 3TC oder FTC nicht berücksichtigt, dann betrug die mittlere Absenkung der Viruslast 1,1 log. Weil 3TC und FTC eine ähnliche chemische Struktur wie Reverset haben, ist die Kombination möglicherweise ungünstig. Die Wirksamkeit der 200 mg Dosis wurde durch die Anwesenheit von TAMs, M41L oder M181V allein nicht beeinträchtigt. Jedoch minderte sich die Wirksamkeit durch die Kombinationen von TAMs mit M184V, L74V/ I oder K65R. Nach der anfänglichen zweiwöchigen Studienphase mit Hinzufügung von Reverset oder Pla- 11 September / Oktober 2005 Projekt Information cebo erhielten die Patienten weiterhin das Placebo oder ihre spezifische Reverset-Dosierung, aber alle mit einer neuen Medikamentenkombination. Die Therapiegrundlage wurde individuell für jeden Patienten je nach Resistenzprofil optimiert. Nach 16 Wochen hatten die Patienten im 200mg-Reverset-Arm eine mittlere Absenkung der Viruslast um 1,2 log unter dem Ausgangswert. 54% erreichten einen Abfall um mindestens 1 log10. Diese Werte betrugen 0,4 log und 14% der Patienten in der Placebogruppe. Mit dem Weglassen der Werte von Patienten, die auch 3TC oder FTC einnahmen, ergab sich ein eindrucksvolles Resultat mit einer Viruslastminderung im Mittel um 1,4 log. Und 80% dieser Patienten erreichten eine Absenkung um 1 log oder mehr. Die leichten Nebenwirkungen traten in allen vier Studienarmen in ähnlicher Zahl auf. Jedoch führte die Kombination von Reverset mit ddI zu einer hohen Rate von erhöhten Lipasewerten. Das weist auf eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hin. Im Arm mit 200 mg Reverset hatten zwei (5%) von 37 Patienten ohne ddI erhöhte Lipasewerte. Dagegen trat dies bei sieben (50%) von 14 Patienten, die ddI einnahmen, ein. Es ereigneten sich vier Fälle von Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), aber immer bei den Kombinationen mit ddI. Auf Grund der bisher günstigen Ergebnissen sind größere und längere PhaseIII-Studien zu Reverset gegenwärtig in Planung. Quelle: Chris Gadd, IAS: New NRTI D-d4TC active in treatment-experienced patients, July 29,2005 Peter Lechl HIV-Therapie-Hotline Telefon: 089 - 54 46 47 - 21 Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr [email protected] Betroffene infomieren Betroffene zu Therapiefragen Projekt Information e.V. BAGNÄ e.V. Münchner AIDS-Hilfe e.V. 12 Jahrgang 13, Nr. 5 Tipranavir plus T-20: Gute Wirksamkeit bei Patienten mit wenig Therapiemöglichkeiten Eine Subanalyse der RESIST-Studien hat gezeigt, dass die Hinzunahme des Fusionsinhibitors T-20 (Enfuvirtide, Fuzeon®) zu einer Kombination einschließlich mit Ritonavir (Norvir®) geboostetem Tipranavir (Aptivus®) die HI-Viruslast bei Patienten mit sehr begrenzten Behandlungsoptionen erheblich unterdrücken kann. Tipranavir erhielt kürzlich in den USA die Zulassung für die Behandlung von intensiv vorbehandelten Patienten mit nachweisbarer HI-Viruslast. Die Dosierung beträgt 500 mg, geboostet mit 200 mg Norvir®, zweimal täglich. Tipranavir ist ein nicht peptidischer Proteasehemmer mit Wirkung gegen HI-Viren mit vielfacher Medikamentenresistenz. Von Patienten, die an den RESIST-Studien teilnahmen, dabei wurde Tipranavir mit anderen Proteasehemmern verglichen, wurden randomisiert (zufällig verteilt) 450 Proben ausgewählt. Die Forscher berechneten den Tipranavir-Hemmungs-Quotienten aus den Talspiegeln der Medikamentenkonzentrationen, die bei den Patienten in der Woche 2 und Woche 4 gemessen wurden. Sie analysierten die 24-Wochenergebnisse der Viruslastsenkung entsprechend dem Hemmungsquotienten und den Einsatz von T-20. Die sehr intensiv vorbehandelten Patienten hatten bisher im Mittel 12 antiretrovirale Medikamente eingenommen, einschließlich vier Proteasehemmer. Die mittlere Ausgangsviruslast betrug 63.000 Kopien/ ml, die durchschnittliche CD4-Zellzahl 155 Zellen/mm³. Der Hemmungsquotient ist eine Messung der Medikamentenmenge im Blut der Patienten relativ zur minimalen Konzentration, die nötig ist, um wirksam zu sein. Ein höherer Hemmungsquotient bedeutet, dass das Medikament in ausreichender Konzentration im Körper vorhanden ist, um das Virus zu hemmen. Ein niedrigerer Hemmungsquotient bedeutet dagegen, dass die Medikamentenkonzentrationen zu niedrig sind oder die Resistenz gegenüber dem Medikament hoch ist. Insgesamt erreichten 58% der Patienten mit Tipranavir/ Ritonavir und T-20 mindestens eine Absenkung der Viruslast um 1 log (-90%) in der Woche 24. Der Hemmungsquotient wurde bei 99 Patienten bestimmt. Insgesamt hatten davon 57 (58%) einen Hemmungsquotienten über 60. 81% dieser Patienten hatten eine Senkung der Viruslast um mindestens 1 log. 60% erreichten eine Absenkung unter 400 Kopien/ml und 37% hatten eine Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information Viruslast unter 50 Kopien/ml nach 24 Wochen. Ein anderer signifikanter Faktor war eine weitere wirksame Substanz bei der optimierten Therapiegrundlage mit einer weiteren Absenkung der Viruslast um -0,24 log (p<0,01). Insgesamt sind diese Therapieergebnisse mit der Kombination von Tipranavir und T-20 bei intensivst vorbehandelten Patienten ohne andere Therapieoptionen sehr beachtlich. Quelle: Chris Gadd, Michael Carter, IAS: Tipranavir combined with T-20 achieves good virologic results in the highly treatment experienced, aidsmap.com, 7/28/ 2005 Peter Lechl Nachrichten aus der Industrie Viramune® in neuer Packungsgröße Ab 1. September 2005 steht Viramune auch als Packungsgröße N2 mit 120 Tabletten (Zweimonatsvorrat) zur Verfügung. Der Preis liegt um 1% unter dem von zwei Einzelpackungen und verringert die Zuzahlung der Patienten um die Hälfte. Retrovir® als Generikum In den USA ist der Patentschutz für Retrovir® abgelaufen. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde hat am 19.9.2005 drei Nachahmerpräparate (jeweils Zidovudin 300 mg Tabletten) zugelassen. Diese waren auch bisher schon verfügbar, allerdings nur zur Abgabe in bestimmten Ländern mit geringen Resourcen, z.B. Indien. Gelockerte Einschlusskriterien beim ExpandedAccess-Programm für TMC-114 Das Expanded-Access-Programm für den neuen Proteasehemmer TMC-114 der Firma Janssen-Cilag bzw. Tibotec wird voraussichtlich noch im 4. Quartal dieses Jahres beginnen. Noch kann die Firma keine definitiven Einschlusskriterien für das deutsche Programm veröffentlichen, da die behördliche Genehmigung noch aussteht. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden eine Vorbehandlung mit Medikamenten aller drei Klassen (nRTI, NNRTI und PI), ungenügende Virussuppression oder Unverträglichkeit unter den bisherigen Medikamenten und eine CD4-Zellzahl unter 200/mm³ erforderlich sein, um TMC-114 vor Zulassung erhalten zu können. September / Oktober 2005 Grundlegend & Wissenswert Hysterie Induzierte Verwirrungoder der "New York Patient" Die Hysterie war Anfang dieses Jahres tatsächlich enorm: In den Medien wurde über einen besorgniserregenden AIDS-Fall berichtet, der Anlass zu der Vermutung gab, HIV hätte sich zu einem Super-Virus gewandelt (Projekt Information berichtete in der März/April-Ausgabe bereits ausführlich). Zur Erinnerung noch einmal die Hauptmerkmale dieses Falles: - Der Patient hatte in der fraglichen Zeit mit sehr vielen Partnern Sex (von einigen hundert war die Rede), davon oft unter Drogeneinfluss (v.a. Metamphetamin) - Dabei infizierte er sich mit HIV und schon kurz darauf entwickelte er AIDS so zumindest die Berichte - Dieses Virus sei multiresistent und mit keinem der gängigen Medikament zu bekämpfen. Damit waren wieder alle Zutaten beisammen, die in der unseligen Gauweiler-Ära zur Diskriminierung HIV-Infizierter führten: Sex & Drugs & eine nicht behandelbare, tödliche Krankheit. Doch mittlerweile ist gottseidank etwas Hirn vom Himmel gefallen und wir können uns nun den Fakten zuwenden: - der letzte negative HIV-Test des Patienten datierte vom Mai 2003 - der erste positive HIV-Test stammte vom Dezember 2004 - zwischen Dezember 2004 und Februar 2005 stieg die Viruslast stark an und die Zahl der Helferzellen fiel unter 200/mm³ - der Virusstamm erwies sich als resistent gegen die meisten Nukleosidanaloga und Proteasehemmer - daraufhin wurde eine Behandlung mit Efavirenz (Sustiva®) und Enfuvirtide (Fuzeon®) eingeleitet - mittlerweile ist die Viruslast des Patienten unter der Nachweisgrenze und die CD4-Zellzahl ist wieder angestiegen. Soweit also die nackten Tatsachen. Ausgehend davon gibt es zwei Möglichkeiten: 13 September / Oktober 2005 Projekt Information Entweder der Patient infizierte sich kurz nach seinem letzten negativen HIV-Test. Dann wäre er ein typischer rapid progressor, d.h. ein Patient, dessen HIV-Infektion deutlich schneller fortschreitet als die des Durschschnitts. Aus Studien weiß man, dass etwa 1% der Patienten zu dieser Gruppe gehört. Außerdem hätte er sich ungünstigerweise auch noch mit einem multiresistenten Virus infiziert. Aus Untersuchungen weiß man, dass im fraglichen Zeitraum etwa 1% der Neuinfektionen mit solchen mehrfach resistenten Viren stattfanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Ereignisse (rapid progressor plus multiresistentes Virus) zusammentreffen liegt also bei etwa 1:10.000. In den USA infizieren sich jährlich etwa 50.000 Menschen neu mit HIV, man kann also davon ausgehen, dass es etwa fünf vergleichbare Fälle pro Jahr in den USA geben müsste. Tatsächlich meldeten sich kanadische Forscher zu Wort, die schon 2001 über einen ähnlichen Fall berichtet hatten wenn auch ohne Mediengetöse. Die zweite Möglichkeit wäre, dass sich der Patient erst kurz vor seinem positiven Test infiziert hatte. Dann wären der rasche Viruslastanstieg und der Verlust der Helferzellen als ganz normale Symptome einer frischen HIV-Infektion zu werten. Vermutlich wäre die Viruslast auch ohne Beginn einer Therapie nach einigen Wochen abgefallen und die Helferzellen hätten sich zumindest etwas erholt. Doch nach der amerikanischen Definition bedeutet eine Helferzellzahl unter 200/mm³ automatisch AIDS und deshalb wurde sofort mit einer Behandlung begonnen. Bis dahin ist der Fall also bestenfalls ungewöhnlich aber keinesfalls völlig neuartig von einem Supervirus keine Spur. Super ist allerdings der Medienrummel, der inszeniert wurde. Eigenartigerweise genau eine Woche bevor der größte HIV-Kongress, die Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections kurz CROI in Boston begann. Und der Forscher, der besonders laut tönte, war David Ho, einst von Time wegen seiner HIVForschung zum Mann des Jahres gekürt. Doch in den letzten Jahren war es etwas still um ihn geworden. Wollte er mit dem Supervirus wieder in das Licht der Öffentlichkeit zurückkehren? Und da gibt es noch ein kleines Detail, das einen stutzig machen könnte: David Ho ist Berater der Firma ViroLogic, die Resistenztests herstellt. (Wir erinnern uns: Da es sich um eine multiresistentes Virus handelte, wurden vehement Resistenztestungen vor Therapiebeginn gefordert was an sich ja durchaus vernünftig ist). Außerdem ist David Hos Bruder, Sydney Ho, Chef der Presseabteilung von ViroLogic. Zufälle gibts 14 Jahrgang 13, Nr. 5 In der Zwischenzeit begann eine Jagd nach dem Indexpatienten, also demjenigen, bei dem sich der New Yorker Patient infiziert hatte. Der ist mittlerweile gefunden. Er und sein Partner haben ein sehr ähnliches Virus, aber bei beiden ist der Verlauf der HIV-Infektion unspektakulär. Jetzt ist noch zu klären, ob es sich bei dem New Yorker Patienten tatsächlich um einen rapid progressor handelt und wenn ja, warum. Möglicherweise hat er ungünstige genetische Faktoren, die eine Fortschreiten der HIV-Infektion begünstigen und / oder der Drogengebrauch hat seinen Teil dazu beigetragen. Sobald auch diese Fragen geklärt sind, können wir das Supervirus hoffentlich endgültig zu den Akten legen. Siegfried Schwarze Leben mit HIV Die Angst des Arztes vor der Moral Ein Bericht vom Berliner Symposium "HIV im Dialog" Ein Mann kommt mit einem Tripper in die ärztliche Praxis. Es ist sein dritter innerhalb eines viertel Jahres. Er erwartet zurecht, dass ihm medizinisch geholfen wird: durch eine korrekte Diagnose, eine angemessene Behandlung mit den für ihn richtigen Medikamenten, so dass er schnellstmöglich von seiner Krankheit geheilt wird. Dafür wird der Arzt schließlich bezahlt. Wie aber würde der Patient reagieren, wenn er mit folgender Aussage des Arztes konfrontiert würde: Ich habe den Eindruck, dass sie Schwierigkeiten haben, sich präventiv zu verhalten. Können Sie sich vorstellen, warum? Würde er es als unrechtmäßige Überschreitung der ärztlichen Kompetenz, gar als Vertrauensbruch ansehen, da plötzlich seine Sexualität und nicht nur die konkrete Erkrankung zum Thema geworden ist? Oder wäre er vielmehr dankbar, seine sexuellen Erfahrungen problematisieren, sich über mögliche Risiken mit ernsthafteren sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs) wie Hepatitis aufklären zu lassen? Hat der Arzt in diesem Sinn nicht sogar eine ethische Verpflichtung, beratend Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information und präventiv tätig zu werden? Und zwar nicht nur im offensichtlichen Fall eines HIV-Negativen, dessen wiederholter Tripper auf ein bedenkliches Risikoverhalten hinweist, sondern auch im Hinblick auf Positive, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr andere gefährden können und ihre eigenen Therapiechancen durch Koinfektionen und Resistenzübertragungen verschlechtern. Mit anderen Worten: Wie viel Moral verträgt (oder verlangt) das vertrauensvolle Verhältnis von Arzt und Patient? Kontrovers diskutierte Fragen wie diese standen im Zentrum des diesjährigen Symposiums HIV im Dialog, das am 20. August im Roten Rathaus in Berlin veranstaltet wurde. Vor dem Hintergrund eines sich veränderndes Bildes von HIV und AIDS, eines zunehmenden Risikoverhalten schwuler Männer in Deutschland und rasant steigender Neuinfektionszahlen vor allem in Osteuropa widmete sich die Veranstaltung der Zukunft der HIV-Prävention: der Diskussion neuer Wege und Strategien im Kampf gegen die Krankheit in Deutschland und auf internationaler Ebene. Das Konzept von HIV im Dialog, ein Forum für das Gespräch zwischen wissenschaftlichen Fachleuten, Ärzten, in der psychosozialen AIDS-Arbeit Tätigen und HIV-Positiven zu bieten, kann nach wie vor als Erfolg verstanden werden. Der Austausch von nicht selten unterschiedlichen Erkenntnissen, Erfahrungen und Perspektiven macht die Grenzen der jeweiligen Arbeit und somit die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit deutlich und liefert Ansatzpunkte für die konkrete Praxis. Deutlich wurde dies zum Beispiel bei der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion, die zukunftsfähige Reaktionen der Präventionsarbeit auf die Normalisierung von HIV zum Gegenstand hatte. Die Bestandsaufnahme heutigen Sexualverhaltens fiel durchaus ambivalent aus: Zum einen sei, so der Berliner Soziologe Michael Bochow, der Trend von Risikoverhalten und die damit einhergehende Zunahme von Neuinfektionen durchaus moderat; zum anderen jedoch wurden gerade aus der Beratungspraxis Anzeichen für einen besorgniserregenden Wandel im Sexualverhalten in Richtung unsafen Sexes gesehen. Konsens bestand darin, dass für eine erfolgreiche Prävention die psychische Logik des Einzelnen, der sich auf eine Risikosituation einlässt, sein un- oder vorbewusster innerer Monolog Beachtung finden muss. Nur wenn klar ist, warum sich jemand in einer bestimmten Situation auf ungeschützten Geschlechtsverkehr einlässt, können auch effektive Präventionsstrategien entwickelt und schützende Faktoren gestärkt werden. Gerade bei jüngeren Schwulen scheint das, was man als Statusprojektion bezeichnen könnte, eine bedeutende Rolle zu spielen, also die Zuschreibung des eige- September / Oktober 2005 nen (vor allem negativen) HIV-Status auf den (auch unbekannten) Sexpartner. Wie soll oder kann auf die gegenwärtige Situation reagiert werden? Dass Prävention zielgruppenspezifisch erfolgen muss und nur effektiv sein kann, wenn sie von der Szene mitgetragen wird, dass HIV und AIDS wieder verstärkt ins mediale Bewusstsein gebracht werden müssen, dass hierzu gerade das Internet zentral sein wird und dass die HIV-Infektion im Zusammenhang mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gesehen werden muss viele der gegebenen Antworten waren alles andere als neu. Eine aufschlussreiche Kontroverse entzündete sich jedoch an der Frage des Infektionsrisikos bei erfolgreicher Therapie, d.h. bei Senkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze. Welche Aussage solle hier vermittelt werden: nur mehr wenig infektiös oder eben doch ein unkalkuliertes Risiko, das nur durch Kondome ausgeschlossen werden kann. In diesem Zusammenhang plädierte der Frankfurter Sexualwissenschaftler Martin Dannecker für ein risk reduction in risk management, also den präventiven Versuch, möglichst viele Menschen zu risikoarmem (nicht risikolosem) Verhalten zu bewegen, indem die eigenen inneren Entscheidungsprozesse transparent gemacht werden, um Anhaltspunkte für ein gelingendes Risikomanagement zu erhalten. Einfache Botschaften wie Kondome schützen, die sich schnell im Kopf festsetzen und Verhalten beeinflussen können, müssten demnach differenzierteren und komplexeren weichen. Diese wäre dann jedoch nicht mehr so eingängig und damit wirkungsvoll. Wie weit muss man vereinfachen, ohne gleichzeitig falsche oder problematische Aussagen zu treffen? Fest steht: Präventionsarbeit wird in Zukunft schwieriger werden. Zudem: Prävention betrifft, das machte die letzte Veranstaltung des Symposiums deutlich, nicht nur bislang nicht infizierte Menschen, die eben vor möglichen Infektionsrisiken aufgeklärt werden sollen, sondern auch (und verstärkt) bereits mit dem HI-Virus Infizierte. Diese Positivenprävention bezieht sich dabei zum einen auf den Schutz anderer, etwa in Beziehungen, wo nur ein Partner positiv ist und die genaue Kenntnis von Infektionsrisiken und -wegen unverzichtbar ist; zum anderen geht es aber auch um den Schutz des HIVInfizierten vor schwer oder kaum zu behandelnden Koinfektionen (Hepatitis u.a.) oder Resistenzübertragungen, welche die Therapie unnötig erschweren. Damit gerät das Verhältnis von Arzt und Patient ins Blickfeld von Präventionsarbeit. Ein schwieriges Feld, das von vielen Ärzten, die in der HIV-Arbeit tätig sind, oft und allzu gern umgangen wird. In der medizinischen Ausbildung ist die Frage nach präventiven Aspekten in Bezug auf die Sexualität des Patienten kaum präsent: zu aufgeladen scheint das Thema Sexualität noch mit 15 September / Oktober 2005 Projekt Information Sprechtabus zu sein, zu nah ist hier der moralische Zeigefinger, zu leicht kann ein beratendes Gespräch bezüglich einer unter Drogen stattfindenden Sexparty mit unbekannten Partnern als Abwertung promisken schwulen Sexes missverstanden werden. Hinzu kommt nicht selten ein Missverständnis: Hinter einem vordergründig oft sehr exakten Wissens bezüglich sexuell übertragbarer Krankheiten, die Ärzte zu erkennen glauben, sind nicht selten eklatante Defizite, die aus Scham verschwiegen werden: Was genau ist denn eine Hepatitis-C-Infektion? Was würde sie für meine HIV-Infektion bedeuten? Welche Übertragungswege gibt es? Wie groß sind hier die Risiken? Mit der NichtThematisierung solcher Fragen befindet sich der Patient allzu oft im Einverständnis mit seinem Arzt. Gerade im Kontext von HIV und AIDS konnte eine weitgehende Vorurteilsfreiheit hinsichtlich schwuler Lebensweise und Sexualität erreicht werden, so dass eine Problematisierung sexueller Verhaltensweisen als Rückschritt, als vermeintliche Offenbarung von wertbesetzten Stereotypen, die es nicht mehr geben dürfe, gesehen wird. Ist man heute so unglaublich tolerant (und stolz darauf), dass bestimmte Aspekte schwuler Sexualität nicht mehr als Problem existieren dürfen? Ist das in Umfragen als sehr gut bewertete Verhältnis von Arzt und Patient in Schwerpunktpraxen nicht oft dem Verlust professioneller Distanz geschuldet, dem Ausklammern zentraler Aspekte von sexueller Identität und Präferenz? So ist das Schweigen des Arztes eine Form der Angst, moralisch zu sein und damit ein imaginiertes Vertrauensverhältnis zu beschädigen. In diesem Zusammenhang können wiederholte sexuell übertragbare Infektionen, so Martin Dannecker, geradezu als Appell des Patienten verstanden werden, ein Gespräch über eine unbewusst als problembehaftet erfahrene Sexualität zu beginnen. Klar ist: Behandlung, Beratung und Prävention sind nur dann untrennbar miteinander verbunden, wenn ein gegenseitiges Verhältnis des Vertrauens gewährleistet ist, die auch schwierige Themen wie Sexualität umfasst. Der Arzt wird mit dieser Aufgabe meist allein gelassen. In seinem Studium ist das kein Thema, eine gleichzeitige psychologische Ausbildung ist selten, Fortbildungen dazu gibt es kaum. An dieser Stelle anzusetzen und Abhilfe zu schaffen, könnte eine nachhaltige Forderung sein, die vielleicht bis zum nächsten HIV im Dialog im kommenden Jahr verwirklicht sein sollte. Natürlich kann es nicht darum gehen, die Aufgabe von Prävention in Zukunft in die ärztliche Arbeit zu verlagern. Aber gerade in HIV-Schwerpunktpraxen kann der Einbezug des Themas Sexualität die konkrete ärztliche 16 Jahrgang 13, Nr. 5 Arbeit erleichtert und das gesundheitsfördernde Bewusstsein des Patienten deutlich gestärkt werden und sei es durch Verweise an psychosoziale Beratungsstellen oder Aidshilfen, wo über die medizinische Versorgung hinaus Gesprächsangebote vorhanden sind. Keine Angst also davor, moralisch zu werden: Dieses Risiko einzugehen lohnt. Phil C. Langer Politik & Soziales Sozialpolitische Nachrichten Praxisgebühr - Beiträge Millenniumsziele - Infizierte Fallpauschalen - Versorgungsbericht Die Einführung der Praxisgebühr hält viele Menschen vom Arztbesuch ab. Vor allem sozial Schwache werden abgeschreckt. Nun gab das Wissenschaftliche Institut der AOK bekannt, dass der Anteil der Geringverdiener und Arbeitslosen, die wegen der Praxisgebühr auf einen Arztbesuch verzichten, von anfangs 20 auf heute 8,2 Prozent gesunken ist. Die Techniker Krankenkasse widersprach diesen Ergebnissen und hielt Untersuchungen des Instituts TNS Emnid entgegen, wonach 35 Prozent der Befragten mit einem Netto-Einkommen von unter 1.500 Euro auf einen Arztbesuch ganz verzichten und 32 Prozent ihn zumindest verschieben. Immerhin hätten sich aber 59 Prozent an die Praxisgebühr gewöhnt. *** Die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen bleiben in der Diskussion. Einerseits erwartet Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt eine schnelle Entschuldung aller Kassen, die noch Ende 2003 bei sechs Milliarden Euro lag und 2004 auf 1,8 Milliarden Euro gesenkt werden konnte. Andererseits wird die Entschuldung erst 2007 abgeschlossen sein. Ein Schätzerkreis der Kassen geht davon aus, dass die Kassenbeiträge vorerst nicht sinken und auf Grund der wirtschaftlichen Lage sogar steigen können. *** Projekt Information Jahrgang 13, Nr. 5 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Millenniumsziele nicht erfüllt. Ihrem Bericht nach wird die Weltgemeinschaft die Länder der Dritten Welt nicht wie vorgesehen in ihrem Einsatz gegen Armut, Kindersterben und Infektionskrankheiten unterstützen können. Nach wie vor sei AIDS in Asien und Afrika auf dem Vormarsch. Mittlerweile sterben deutlich mehr Kinder unter fünf Jahren als noch Anfang der Neunziger. Auch die anderen Millenniumsziele, auf die sich die meisten UN-Mitgliedstaaten zum Jahrtausendwechsel geeinigt hatten wie sauberes Trinkwasser, Gleichberechtigung der Frauen, Verringerung von Analphabetismus und Krankheit, bleiben weitgehend unerreicht. Die WHO rief zu stärkeren Anstrengungen auf. *** Die Zahl der HIV-Infizierten nimmt in Deutschland zu. Das geht aus dem Sozialbericht der Bundesregierung hervor, den diese kürzlich vorlegte. Demnach wurden 2002 insgesamt 1.725 Erstdiagnosen registriert, im Jahr 2004 waren es bereits 1.928. Die Angaben beruhen auf Mitteilungen des Robert-Koch-Instituts, das wiederum die Zahl der Menschen mit HIV und AIDS in Deutschland mit 44.000 angab, darunter 9500 Frauen. In dem Sozialbericht geht die Bundesregierung davon aus, dass 100 Prozent der Bevölkerung wüssten, wie sie sich vor einer Infektion schützen könnten. *** Die Fallpauschalen zeigen Wirkung. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der stationär behandelten Patienten um 3,4 Prozent zurück. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, mussten 2004 etwa 16,7 Millionen Menschen ein Krankenbett belegen, wobei die durchschnittliche Verweildauer um 0,2 auf 8,7 Tage sank. Auch die Zahl der Krankenhausbetten verringerte sich, ebenso die tarifliche Arbeitszeit, allerdings nicht beim ärztlichen Personal, das um 2,3 Prozent zunahm. *** September / Oktober 2005 Quittung oder Heft Zuzahlungen müssen nachgewiesen werden Praxisgebühr und Zuzahlungen müssen quittiert werden. Nur so werden sie von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt. Für chronisch Kranke gilt eine Obergrenze von einem Prozent des Einkommens. Ist diese überschritten, kann auf Antrag eine Befreiung für das restliche Jahr ausgesprochen werden. Einige, zum Beispiel Freiberufler oder Selbstständige, müssen erst die Höhe ihres Jahreseinkommens abwarten, um belegen zu können, wann sie die Einprozentgrenze überschritten haben. Sie können erst im Nachhinein einen Antrag auf Rückerstattung zu viel bezahlter Praxisgebühren sowie Zuzahlungen stellen. Bis zum Antrag auf Rückerstattung oder zum Befreiungsausweis heißt es in jedem Fall: Quittungen sammeln! Das kann auf dreierlei Art passieren: - die Apotheke stellt ein Heft aus, in dem alle Zuzahlungen mit Stempel, Datum und Unterschrift bestätigt werden, - die Apotheke gibt eine maschinell erstellte Quittung aus, - die Apotheke bestätigt alle Zuzahlungen eines Monats, Vierteljahres oder Jahres mit einem einzigen Gesamtausdruck. Davon unabhängig müssen Belege einer Praxis, Klinik oder Heilanwendung extra gesammelt werden. Hinweise und Informationen einzelner Apotheken, dass ab 1. Juli nur noch Nachweishefte verwendet werden dürfen, sind falsch. Es bleibt weiterhin bei den drei geschilderten Möglichkeiten, sich Zuzahlungsbeträge quittieren und anerkennen zu lassen. Stefan Boes Laut einem Versorgungsbericht der Bundesregierung wird die Zahl der Versorgungsempfänger bei Bund, Land und Kommune von derzeit über 900.000 bis zum Jahr 2030 auf 1.536.000 ansteigen. Danach wird die Zunahme geringer ausfallen. Verschiedene Faktoren haben die Entwicklung beschleunigt. So müssen immer mehr Menschen immer länger gepflegt werden, auch die Zahl der Behinderten nimmt zu. Stefan Boes 17 Projekt Information September / Oktober 2005 Gesprochenes Recht Regelsatz - Risikostrukturausgleich Betriebsrenten - Arbeitslosengeld Das Sozialgericht Berlin stellte fest, dass die Höhe des Arbeitslosengeldes II nicht gegen das Grundgesetz verstößt. Geklagt hatte eine Ostberlinerin, die einen Regelsatz von 311 Euro erhält und darin einen Verstoß gegen die Menschenwürde sah. Insbesondere die Zahlungen für Mehrbedarf und die Kosten der Gesundheitsreform würden das persönliche Budget zusätzlich belasten und eine angemessene Lebensweise verhindern. Über die Klage wird eventuell noch das Bundesverfassungsgericht entscheiden. *** Der Risikostrukturausgleich der gesetzlichen Krankenkassen ist mit dem Grundgesetz vereinbar. Das Bundesverfassungsgericht wies eine Klage verschiedener Bundesländer ab. Diese hatten gefordert, regionale Unterschiede stärker zu berücksichtigen. Der 1994 eingeführte Risikostrukturausgleich sorgt für einen finanziellen Ausgleich zwischen armen und reichen Kassen. Deren Versichertenstruktur fällt unterschiedlich aus, zum Beispiel durch die Zahl der chronisch Kranken oder bei der Zahl der Gut- und Geringverdiener. *** Im Rahmen eines ersten Verfahrens stellte das Bundessozialgericht die Rechtmäßigkeit einer Verdoppelung der Krankenkassenbeiträge auf Betriebsrenten fest. Die Maßnahme war Teil der letzten Sozialreformen, weitere Klagen sind anhängig. *** Zwei Gerichte beschäftigten sich mit Einzelaspekten des Arbeitslosengeldes II. Das Landessozialgericht BadenWürttemberg legte fest, dass ein Fahrzeug und eine Eigentumswohnung zum Schonvermögen zählt, das hessische Landessozialgericht formulierte klare Kriterien einer Eheähnlichkeit, die bei der Berechnung des Arbeitslosengeldes berücksichtigt werden kann. Demnach ist Eheähnlichkeit gegeben, wenn die Verbindung über eine reine Haus- und Wohngemeinschaft hinaus gehe. Eine gemeinsame Anschrift sei nicht ausreichend, es müsse schon eine Verlobung, eine Ehe, eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder eine Lebensgemeinschaft auf Dauer vorliegen. Stefan Boes 18 Jahrgang 13, Nr. 5 Termine Terminkalender 2005 Münchner Aids-Hilfe: Yoga - Anfängerkurs Termin: Dienstag, Beginn 11. Oktober (6 Abende) 19:00-21:00 Uhr Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2.Stock Anmeldung: Jutta Klein,Tel.: 089-54 46 47-0 Yoga - Fortlaufende Gruppe Termin: Dienstags 19:00 - 21:00 Uhr Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2. Stock Anmeldung: Jutta Klein, Tel.: 089-54 46 47-0 Sport - Anfänger , sanfte Gymnastik Termin: Donnerstags 19:00 - 20:00 Uhr Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10 Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0 Sport - Gymnastik, Kondition Termin: Donnerstags 20:00 - 21:00 Uhr Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10 Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0 Anschließendes Schwimmen möglich Positiver Stammtisch jeden Dienstag, 19:30 Uhr im Café Regenbogen · Unser Angebot richtet sich an Menschen mit HIV und Aids · Wir organisieren uns selbst · Wir wollen gemeinsam Spaß haben · Wir tauschen Erfahrungen aus · Die Gruppe gestaltet ihre Freizeit gemeinsam (z.B. Ausflüge, gemeinsam Fahrten, evtl. auch mit der Freizeitgruppe) · Bundes Positiven Versammlung · Wir informieren uns über Medizinisches, Lebensqualität, Partnerschaft etc. Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0 (Fortsetzung S. 21) Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information September / Oktober 2005 Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von PROJEKT INFORMATION e..V. (Auflistung nach Orten) Iller-Apotheke Park-Apotheke Brunnen-Apotheke Sprudel-Apotheke Grüne Apotheke Regenbogen-Apotheke Kurmark-Apotheke Berlin Apotheke Bavaria-Apotheke Von Witzleben-Apotheke Apotheke Carmer 7 Otto-Apotheke Gethsemane-Apotheke Körte Apotheke Arminius-Apotheke Süd-Apotheke Venusberg-Apotheke Kaiser-Apotheke Centauren-Apotheke Remberti-Apotheke Johanniter-Apotheke Schadow-Apotheke Albert-Schweitzer-Apotheke Venus Apotheke Rathaus-Apotheke Hufeland-Apotheke Nordstern-Apotheke Sonnen-Apotheke Holbein-Apotheke Kissel-Apotheke Eichwald-Apotheke Apotheke am Reuterweg Aeskulap-Apotheke Unterlinden Apotheke Prinz-Ludwig-Apotheke Alte Apotheke Rats-Apotheke Albatros-Apotheke Elefanten-Apotheke Enten-Apotheke Apotheke am Paulinenplatz Alexander-Apotheke Schwan-Apotheke Leibniz-Apotheke Apotheke am Klingerplatz Bergheimer-Apotheke Margareten Apotheke Friesen-Apotheke Birken-Apotheke Augustiner-Apotheke Roland Apotheke Pelikan-Apotheke Schmiedgässle 3 Louisenstr. 126 Brunnenstraße 28 Friedberger Str. 13 Kantstr. 55 Welserstr. 24 Kurfürstenstr. 154 Oranienburger Str. 51 Ansbacher Str. 53 Kaiserdamm 24 Carmerstr. 7 Ottostraße 21 Stargarder Str. 79 Grimmstraße 17 Turmstraße 38 Artur-Ladebeck-Straße 84 Sertürnerstraße 37-39 Kaiserplatz 4 Dobbenweg 11 Remberti Straße 52 Musfeldstr. 105 Schadowplatz 18 Goethestraße 1 Gartenstr. 55 Kleiner Platz 4 Hufelandstr. 60 Karnaperstr. 101 Seckbacher Landstraße 10 Schweizer Str.88 Mörfelder Landstr.235 Bergerstr. 131 Reuterweg 68-70 Breisacherstr. 52 Unterlinden 2 Prinz-Ludwig-Str. 24 Bahnhofstr. 19 Hauptstr. 36 Hein Kollisch Platz 1 Ottenser Hauptstr.35 Grindelallee 88-90 Paulinenplatz 1 Steindamm 81 Dammtorstraße 27 Georgstr. 46 Guerickestraße 2 Bergheimerstr. 47 Schillerstr. 53 Kronshagener Weg 17 Hohenstaufen Ring 59 Augustinerstraße 10 Ostwall 242 Nürnberger Str. 49 88319 61348 31812 61118 10627 10777 10785 10117 10777 14057 10623 10555 10437 10967 10551 33617 53127 53113 28203 28195 47053 40212 40237 40479 85435 45147 45329 60389 60594 60598 60385 60323 79106 79098 85354 45879 97218 20359 22765 20146 20359 20099 20354 30159 30655 69115 76135 24114 50674 50667 47798 90579 Aitrach Bad Homburg Bad Pyrmont Bad Vilbel Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Bielefeld Bonn Bonn Bremen Bremen Duisburg Düsseldorf Düsseldorf Düsseldorf Erding Essen Essen Frankfurt/M Frankfurt/M Frankfurt/M Frankfurt/M Frankfurt/M Freiburg/Br. Freiburg/Br. Freising Gelsenkirchen Gerbrunn Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hannover Hannover Heidelberg Karlsruhe Kiel Köln Köln Krefeld Langenzenn 07565/98070 06172/457519 05281/93510 06101/2321 030/3139960 030/2350450 030/2612460 030/2833530 030/2182225 030/3011970 030/31809444 030/39902272 030/4459567 030/6919010 030/3951623 0521/15900 0228/910150 0228/835744 0421/327511 0421/324055 0203/62100 0211/866600 0211/671368 0211/490922 08122/48614 0201/705010 0201/381365 069/452828 069/616797 069/6311522 069/493176 069/727417 0761/273410 0761/34300 08161/92090 0209/22434 0931/702465 040/3196611 040/3900806 040/44140260 040/312170 040/28009922 040/343964 0511/323214 0511/5479851 06221/22606 0721/845493 0431/62427 0221/2402242 0221/2582296 02151/24720 09101/9505 19 September / Oktober 2005 Bahnhof-Apotheke Einhorn-Apotheke Kolping-Apotheke Blumen-Apotheke Isartor-Apotheke Regenbogenapotheke Haidhauser Apotheke Hohenzollern-Apotheke Weißenburger-Apotheke Kugel-Apotheke Adler-Apotheke Marien-Apotheke Apotheke im Franziskanerhof Stachus-Apotheke Klösterl-Apotheke Walpurgis-Apotheke Nord-Apotheke Flora-Apotheke Adler-Apotheke Sonnen-Apotheke Kugel-Apotheke Adler-Apotheke Adler-Apotheke Reinsburg-Apotheke Kreusersche Apotheke Apotheke 55 Bären-Apotheke Engel-Apotheke Kreuz-Apotheke Brunnenapotheke Humboldt-Apotheke Projekt Information Willy-Brandt-Platz 1 R 1,2 am Markt Kolpingstr. 3 Sendlinger Tor Platz 5 Isartorplatz 6 Sonnenstrasse 33 Balanstr. 30 Hohenzollernstr. 38 Weissenburger Str.29 Pfeuferstr. 33 Sendlinger Straße 13 Sendlinger-Tor-Platz 7 Franziskanerstr.16 Karlsplatz 4 Waltherstr. 32 Keferloher Str. 103 Hoyastraße 1 Hiltorfstr. 1 Salzstrasse 58 Kirchenweg 20 Rathausplatz 5 Grünberger Straße 5 Münchener Straße 9 a Reinsburgstr. 67 Büchsenstrasse 10 Schwabstraße 55 Heinlenstraße 14 Hafengasse 9 Oranienstrasse 1 Bleichstrasse 26 Frankfurter Str. 11 68161 68161 53894 80336 80331 80331 81669 80801 81667 81373 80331 80336 81669 80335 80337 80807 48147 48149 48143 90419 90403 35447 83022 70178 70173 70197 72072 89073 65185 65183 65189 Jahrgang 13, Nr. 5 Mannheim Mannheim Mechernich München München München München München München München München München München München München München Münster Münster Münster Nürnberg Nürnberg Reiskirchen Rosenheim Stuttgart Stuttgart Stuttgart Tübingen Ulm Wiesbaden Wiesbaden Wiesbaden 0621/120180 0621/26583 02443/2454 089/2607408 089/2199290 089/593659 089/4470580 089/395123 089/4480714 089/773928 089/265477 089/557565 089/44900262 089/596319 089/54343211 089/352500 0251/293311 0251/845979 0251/40001 0911/3939988 0911/2052112 06408/62410 08031/12987 0711/621946 0711/221017 0711/6567973 07071/763888 0731/63884 0611/300332 0611/302131 0611/307280 Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um freundliche Beachtung! Impressum Herausgeber: Projekt Information e.V., Ickstattstraße 28, 80469 München, Telefon (089) 21 94 96 20, Fax: (089) 21 03 12 35, email: [email protected]. Vereinsregister: AG München Nr. 12575; Gemeinnützigkeit anerkannt: FA München, St.Nr.844/29143 Vorstand: Paul Glatt, Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger. Redaktion: Stefan Boes, Phil C. Langer, Peter Lechl, Manfred Müller, Siegfried Schwarze, Ulrike Sonnenberg-Schwan. Hinweis: Projekt Information versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu den derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum größten Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA und Großbritannien. Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen Medikamente, Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht sich unserer Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete Artikel verantwortet der betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen geht, werden die Leser gebeten, die angegebenen Referenztexte zu konsultieren. 20 Jahrgang 13, Nr. 5 Projekt Information September / Oktober 2005 Heterotreff jeden 4.Mittwoch, 19:30 Uhr im Café Regenbogen Termine: Information: Jutta Klein, Tel.: 089-54 46 47-0 Frauengruppe FrauenGesundheitsZentrum, Nymphenburger Str. 38/Rgb, 80335 München, Tel. 089/1291195 Wenn nichts anderes vermerkt ist, findet die Gruppe montags statt Oktober 17.10.05 24.10.05 31.10.05 18.30 Uhr: Gruppe, neue Frauen willkommen 18.30 Uhr: Gruppe, Themenabend Sexualität und Partnerschaft keine Gruppe MED-INFO-im Gespräch, AIDS-Hilfe Köln Schon wieder vergessen?-HIV-Medikamente im AlltagReferentin: Dr. Katja Römer, Köln 22.09.2005, 19:30 Uhr, Joseph Stelzmann-Straße 20, Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle Lindenburg/Unikliniken) Mund, Rachen, Zähne Referent: Dr. Andreas Jordan, Berlin 27.10.05, 19.30 Uhr, Josef Stelzmann-Straße 20, Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle Lindenburg/Unikliniken) Kopfschmerz und Müdigkeit Referent: Dr. Stefan Ewers, Münster 08.12.2005, 19.30 Uhr, Josef Stelzmann-Straße 20, Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle Lindenburg/Unikliniken) 21 September / Oktober 2005 Projekt Information Jahrgang 13, Nr. 5 AIDS-Hilfe Hamburg Kondome schützen - Sexuell übertragbare Krankheiten 12. Oktober 2005, 19 Uhr, n.n., Hein & Fiete Alles geregelt? Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung 9. November 2005, 19 Uhr, n.n. Mit Positiven leben - Ein Abend für Angehörige, PartnerInnen und FreundInnen von Menschen mit HIV 14. Dezember 2005, 19 Uhr Info: Helga Neugebauer, Ärztin, Telefon 040-23 51 99 30 Weitere Termine im Internet unter http://netzwerkplus.aidshilfe.de/ bzw. http://www.hivlife.de (Rubrik => Service => Termine) HIV-Therapie-Hotline Telefon: 089 - 54 46 47 - 21 Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr [email protected] Betroffene infomieren Betroffene zu Therapiefragen Wir helfen ... Wichtiger Hinweis: Für Interessenten und Vereinsmitglieder: Bei einem nachgewiesenen monatlichen Netto-Einkommen bis EUR 766,94 reduziert sich der Monatsbeitrag auf EUR 3,83. 22 ... bei Informationssuche und -bewertung ... bei der Therapieentscheidung ... bei praktischen Problemen ... im Therapiealltag ... in Krisensituationen Projekt Information Jahrgang 13, Nr. 5 September / Oktober 2005 Projekt Information e.V. Vereinsmitteilung: Mitgliederversammlung 2005 An unsere Vereinsmitglieder Sehr geehrte Damen und Herren, Sehr geehrte Mitglieder, wir laden Sie hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2005 ein am Samstag, den 03. Dezember 2005 um 15:00 Uhr in unserem Büro in der Ickstattstraße 28, 80469 München (Erdgeschoss) U1/U2 Haltestelle Fraunhoferstraße, Ausgang Baaderstraße Tagesordnung: 1. 2. 3. 4. 5. Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2004 Genehmigung des Jahresabschlusses 2004 Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2004 Neuwahl des Vorstandes für zwei Jahre (ab 2006) Satzungsänderung: In § 2 unter I. wird als vorletzter Satz eingefügt: Zweck des Vereins ist (auch) die finanzielle Unterstützung medizinischer Studien und Forschungen im HIV-Bereich, wie auch die Beteiligung daran. 6. Verschiedenes Wir bitten Sie, an der Versammlung teilzunehmen. Sollten Sie verhindert sein, bitten wir Sie, die auf der letzten Seite abgedruckte Vollmacht ausgefüllt und unterzeichnet bis 29.11.2005 an uns zu senden. Sie können auch ein anderes Vereinsmitglied als von uns vorgeschlagen, bevollmächtigen. Hinweis: Eine gesonderte Einladung zu dieser Versammlung erhalten Sie nicht mehr! Bitte beachten Sie den Antwortbogen auf der letzten Seite! Mit freundlichen Grüßen Projekt Information e.V. Klaus Streifinger (Vorstand) 23 Projekt Information September / Oktober 2005 PROJEKT INFORMATION e.V. Jahrgang 13, Nr. 5 Ickstattstraße 28 80469 München Tel:. 089/2194 96 20 Fax: 089/2103 12 35 An den Vorstand Projekt Information e. V. Ickstattstraße 28 80496 München Fax-Nr.: 089 - 21 03 12 35 Absender (Vereinsmitglied): (in Druckbuchstaben) _________________________________________ (Name, Vorname) ________________________________________________ (Straße) ________________________________________________ (Postleitzahl, Ort) Vollmacht Hiermit bevollmächtige ich (Bitte nur eine Person ankreuzen) ¨ Paul Glatt, München ¨ Peter Lechl, Freising ¨ Siegfried Schwarze, Gröbenzell ¨ Klaus Streifinger, München ¨ ..................................................................... mich in der Mitgliederversammlung am 03.12.2005 zu vertreten und auch Untervollmacht zu erteilen. __________________________ (Datum / Unterschrift) 24