Projekt Information Thema Prävention Am Tag nach der Wahl

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Projekt Information Thema Prävention Am Tag nach der Wahl
Projekt Information
Jahrgang 13, Nr. 5
September / Oktober 2005
Herausgegeben von Projekt Information e.V.
Betroffene informieren Betroffene
Jahrgang 13, Nr. 5, September / Oktober 2005
Thema Prävention
ein subjektiver Bericht vom Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress
„Prävention“ ist in aller Munde. Und doch ist nur den wenigsten bewusst, wie facettenreich und vielgestaltig
dieses Thema interpretiert werden kann. Nach wie vor ist Prävention die wirksamste Waffe gegen eine HIVInfektion. Ein guter Grund, sich näher damit zu beschäftigen................................................................Seite 3
Editorial
Editorial von Peter Lechl .......................................................... 2
Medizin und Forschung
Silberstreif am Horizont?
Heilung scheint theoretisch möglich
Nachdem es jahrelang unter Wissenschaftlern als
geradezu unseriös galt, über eine mögliche Heilung der
HIV-Infektion zu spekulieren, lassen aktuelle
Forschungsergebnisse nun wieder etwas Hoffnung
aufkeimen....................................................Seite 6
Am Tag nach der Wahl
Ein zeitnaher Kommentar aus
der Sicht chronisch Kranker
Ob „Jamaica“, „Ampel“ oder „Rot-Grün“ - es muss sich
etwas ändern in Deutschland - auch im Gesundheitsund Sozialsystem. Wie werden sich diese Veränderungen auf chronisch Kranke auswirken?............Seite 7
3TC-Monotherapie bei M184V-Mutation .................................. 8
Neue Applikationsform von T-20: Biojector 2000 ....................... 9
HIV/HCV-Koinfektion ............................................................. 10
Neue Studie mit MVA-nef Impfstoffkandidat .............................. 11
Neuer NRTI Reverset ........................................................... 11
Tipranavir plus T-20 .............................................................. 12
Nachrichten aus der Industrie ................................................ 13
Grundlegend & Wissenswert
Hysterie Induzierte Verwirrungoder der "New York Patient" ................................................ 13
Leben mit HIV
Die Angst des Arztes vor der Moral
Ein Bericht vom Berliner Symposium "HIV im Dialog" ........... 14
Politik & Soziales
Sozialpolitische Nachrichten ................................................... 16
Zuzahlungen müssen nachgewiesen werden ........................ 17
Gesprochenes Recht ............................................................. 17
Projekt Information e.V.
Apothekenliste ....................................................................... 19
Einladung zur Mitgliederversammlung .................................... 23
Vollmacht ............................................................................... 24
Termine
Terminkalender 2005 ........................................................... 18
Herausgeber: Projekt Information e.V. - Ickstattstraße 28 - 80469 München - www.projektinfo.de
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September / Oktober 2005
Projekt Information
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die dritte Konferenz der International AIDS-Society
(IAS) in Rio de Janeiro zeigte im Gegensatz zu den
vorangegangenen Konferenzen mit überwiegend
medizinischer Ausrichtung einen eindeutigen politischen Trend.
Naturgemäß stehen hier die globale HIV-Epidemie,
Prävention, Mutter-Kind-Übertragung und Therapieeinsatz in Entwicklungsländern im Vordergrund. Zunehmend zeigt sich, dass eine antiretrovirale Therapie unter Bedingungen, die sich an den lokalen und
ethnischen Strukturen orientieren, in diesen Ländern
erfolgreich sein kann. Nach einem Bericht der
UNAIDS werden in den armen Ländern etwa eine
Million HIV-Infizierte antiretroviral behandelt. Ursprünglich sollten es 2005 bereits drei Millionen sein.
Wir haben für Sie in der vorliegenden Ausgabe die
interessantesten Ergebnisse zu neuen Medikamenten,
Resistenzen und Hepatitis-Koinfektion zusammengefasst. Die auf dem 3. IAS-Kongress vorgestellten Daten zu dem Proteasehemmer TMC114 sind sehr ermutigend. Aber auch die Ergebnisse von Tipranavir
in Kombination mit T-20 sind unter eingeschränkteren
Resistenzbedingungen sehr beachtlich. Endlich können intensivst vorbehandelte Patienten mit fehlenden
Therapieoptionen wieder auf eine reelle Chance hoffen, langfristig immunologisch und virologisch wieder
auf der sicheren Seite zu sein.
Die heutigen verbesserten Therapien sind bei der
Mehrzahl der Patienten sehr wirkungsvoll. Aber es gibt
auch viele HIV-Patienten in extremer und sehr gefährdeter Gesundheitssituation. Patienten, bei denen
die eigentlich in den Hintergrund gerückten opportunistischen Erkrankungen bedrohlich sind und
wieder auftreten können. Warten oder doch bald auf
eine neue, aussichtsreichere Therapie wechseln? Diese
Frage steht jetzt dringend im Vordergrund. Trotz vieler neuer Substanzen in der "Pipeline" werden neue
Medikamente eher nur aufeinander folgend verfügbar. Die Studien z.B. zu Tipranavir und TMC 114
zeigen wieder einmal, dass mindestens zwei, besser
aber drei voll wirksame Substanzen für einen durchschlagenden Therapieerfolg notwendig sind. Die Vorteile einer Bewahrung neuer Wirkstoffklassen können auch beim Vorliegen von beträchtlichen
Resistenzen den Nutzen eines Therapiewechsels überwiegen. Sicherlich kann bei Patienten ohne akutes
Erkrankungsrisiko mit stabiler Helferzellzahl unabhängig von der Viruslast zugewartet werden.
Beobachtungsdaten zeigen, dass bei Beibehaltung ei-
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ner Therapie mit Proteasehemmern die Helferzellen
sogar trotz wieder ansteigender Viruslast zunächst
kaum abfallen.
Neben neuen Medikamenten aus den bisherigen
Substanzklassen aber mit andersartigen Resistenzmustern sind die sog. CCR5-Antagonisten auf dem
Weg. Weltweit laufen Phase II/III-Studien mit diesen
Substanzen an, die den Kontakt von HIV mit seinen
Zielzellen verhindern. Sie haben eigenwillige Namen
wie Aplaviroc, Maraviroc und Vicriviroc. Damit wird
möglicherweise eine neue Ära mit neuen
Behandlungsstrategien beginnen.
Sehr informativ war der 15. Deutsche Workshop der
„Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener
Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e.V.“ (DAGNÄ)
am 3. September in Köln, besonders bei den Vorträgen zu differenzierten Erkenntnissen bei den Resistenztestverfahren und Plasmaspiegelmessungen. Letztere
sind auch sehr bedeutsam für die Wechselwirkungen
unter den antiretroviralen Medikamenten und den
Begleitmedikamenten. Die Plasmaspiegelmessungen
können dafür entscheidend sein, dass eine Therapie
in schwierigen Behandlungsfällen erfolgreich wird.
Weitere Hauptthemen des DAGNÄ-Workshops waren Therapiestrategien, neue Substanzen, besonders
in Hinblick auf die Therapie von mehrfach vorbehandelten Patienten, Begleiterkrankungen und langfristige Nebenwirkungen. Im Nachmittagsprogramm
mit den Sessions im kleineren Kreis konnten viele Themen intensiv diskutiert und vertieft werden. Wenn
auch die heutigen Therapiemöglichkeiten die individualisierte Behandlung begünstigen, so sind doch im
Praxisalltag viel mehr komplexe Zusammenhänge zu
berücksichtigen.
Auch diesmal hat das Thema Prävention einen hohen Stellenwert in unserer Ausgabe. Peter Wiessner
hat die Referate und Diskussionen zur Prävention auf
dem Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress im Juni
2005 beleuchtet und zusammengefasst. Es überrascht
vielleicht auch Sie, wie facettenreich die Präventionsthematik gesehen und analysiert werden muss. Nach
einer längeren Zeit der Prävention auf ausgetretenen
Pfaden kommen neue Strategien auf den Weg. Diese Publikation bietet ein vielfältiges Spektrum an Neuigkeiten. Wir wünschen uns, dass für Sie viel Lesenswertes dabei ist. Natürlich hoffen wir auf Anregungen von Ihrer Seite.
Nach einem eher durchwachsenen Sommer könnten doch noch sonnige, herbstkräftige Tage gemüterhellend wirken.
Ihr Peter Lechl
Jahrgang 13, Nr. 5
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Thema Prävention ein subjektiver Bericht
Viele Veranstaltungen im Rahmen des DeutschÖsterreichischen AIDS-Kongresses 2005 zu verschiedenen zielgruppenspezifischen Fragestellungen waren
meist gut besucht. Ausgangspunkt war die leidige Frage, wie den leicht steigenden Zahlen von Neuinfektionen
begegnet werden könne. Dass sich in der Prävention
etwas ändern muss, schien stillschweigend den meisten der Referenten und Teilnehmer klar zu sein.
HIV Prävention im Wandel: LebensretterSkeptiker-Mahner
Karl Lemmen verdeutlichte an unterschiedlichen Printmedien der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), dass sich in
den vergangenen Jahren die Prävention und die
Präventionisten immer wieder wandelten um auf neue
Gegebenheiten zu reagieren.
Die zielgruppenspezifische Präventionshistorie der DAH
unterteilte er in drei Kategorien:
1985 – 1995: Der Präventionist als Lebensretter:
geprägt vom kollektiven Trauma; Kondome können
Leben retten; keine Prävention ohne Emanzipation; Aids
hat ein Gesicht. Plakat: Tom of Finland, das Bild der
beiden Freunde, einer trägt den anderen....
1996 – 2001: Der Präventionist als Skeptiker:
Thematisiert wird „Die Qual der Wahl“; Vorsichtiger
Umgang mit dem Test; mit Kombitherapie; HIV ist keine Party; thematisiert werden marginalisierte Gruppen
in der Szene; Hepatitis und sexuell übertragbare Infektionen.
Ab 2002: Der Präventionist als Mahner:
Das Thema Verantwortung steht im Raum; Pass auf
dich auf; die Szene bist du; umfassenderes Verständnis
von Sexualität ; andere sexuell übertragbare Infektionen nehmen größeren Raum ein; Verantwortung auf das
Setting; Wirtevereinbarung; „barebacker sind echte Kerle“; Benefit frühzeitiger Tests wird herausgearbeitet;
Pharmaindustrie wird als Gegenspieler erkannt.
Heutige Herausforderungen:
- wir befinden uns auf dem Weg vom Krankheitsvermeider zum Gesundheitsförderer
- wie soll sich Aids-Hilfe im Spannungsfeld von „HIV
= Tod“ versus „Behandelbarkeit“ positionieren?
- Aids ist wenig attraktiv
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Bochow: Der situative Kontext, Verantwortungsdiskurs und vulnerable Gruppen
Bochow hebt in einem Vortrag hervor, dass sich das
Konzept der strukturellen Prävention als Gegenkonzept
zur Fixierung auf „Subrisikogruppen“ entwickelt habe.
Der situative Kontext sei dabei herausgekehrt worden.
Situative Kontexte sind: junge Schwule; Verliebte;
Depressive, landesunkundige Menschen, etc.
Um Diskriminierung abzuwenden hat es eine Wandlung
der Begrifflichkeiten gegeben: Von den „Hochrisikogruppen“ zu den „vulnerablen Gruppen“.
Der Verantwortungsdiskurs (Ältere übernehmen Verantwortung für Jüngere; Erfahrene für Unerfahrene; „daran
hängt ein Mensch“ etc.) wird von Bochow eher zurückhaltend beurteilt und etwas süffisant unter dem
Motto „unser Dorf soll schöner werden“ eingeordnet:
Warnleuchten sieht Bochow blinken, wenn den Menschen mit HIV heute eine besondere Verantwortung
zuerteilt werde. Wohin führt der Verantwortungsdiskurs?
Problematisch ist dies für Bochow vor allem wegen der
folgenden, auf der Makroebene zu beobachtenden Phänomene:
- Staat fördert Verantwortungslosigkeit
- Entsolidarisierung; Neoliberalismus
- Sozialpolitik zerbröckelt
- Die Situation der Schwulen wird als gesichert dargestellt obwohl es immer noch eine latente Abwehr gegen Schwule gibt
Generelle Einschätzung des Themas:
Schwardtländer, Pott, Dannecker
Bernd Schwardtländer von der Weltgesundheitsorganisation WHO beobachtet eine Verlagerung des
Schwerpunkts von der Prävention hin zur Therapie;
auch er fragt sich, wie HIV Positive besser in die Prävention mit eingebunden werden können und welche
anderen Strategien es noch gibt: Eingegangen wird dabei
kurz auf Studien die belegen, dass Beschnittene ein geringeres Risiko haben; eingegangen wird auch auf die
Tenofovir PREP Studien (Pre Exposure Prophylaxis) in
Kamerun, Malawi, Thailand, den USA etc. Gefordert
wird eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesem
Thema, da entsprechende Studienergebnisse in den kommenden Jahren zu erwarten sind.
Zusammenhang Risikoverhalten und Zugang zu Therapien: Überall kann beobachtet werden, dass das Risikoverhalten zunimmt, sobald Theapiemöglichkeiten vorhanden sind (UK: 2facher Anstieg von 1998 bis 2002)
Frau Pott von der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BzGA) stellte dar, dass die bisherige Prävention in der BRD sehr erfolgreich gewesen sei. Die
BRD ist das Land mit der viertniedrigsten Prävalenz in
der EU. Insgesamt sei aber eine nachlassende Wahr3
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nehmung des Themas HIV/AIDS im öffentlichen Diskurs zu beobachten: Nur noch 33 % der Bevölkerung
denken in 2004, dass Aids eine gefährliche Krankheit
sei. Die Prävention sei hier besonders gefordert. Dass
Frau Pott in diesem Zusammenhang den leidigen Diskurs um das „Supervirus“ in den USA als gutes Beispiel
der Öffentlichkeitsarbeit herausstellte, ist angesichts der
darin enthaltenen Schwulenfeindlichkeit und der Anklänge an „Old Publik Health“ Strategien die der „New York
Case“ hervorbrachte (praktiziert wurden Suchstrategien
/ Contact tracing etc.) mehr als peinlich. Noch peinlicher ist es, dass diese Bemerkungen unwidersprochen
geblieben sind.
Dass Aids endlich wieder einmal wahrnehmbar in den
Medien diskutiert wurde, sollte nicht auf Kosten der mit
HIV Lebenden gehen. Der „New York Case“ zeigt nichts
anderes als dass die Toleranz gegenüber Menschen mit
HIV schnell in Diskriminierung und Verfolgungsfantasien
umschlagen kann.
Eine „gute“ Prävention müsse – so Pott weiter in Ihren
Ausführungen –„handlungsleitend“ sein. Derzeit werden von der BzGA Freier als Zielgruppe entdeckt: auf
der Homepage www.sexsicher.de bilden „Körperflüssigkeiten“ das Leitmotiv. Demnächst gibt es im Netz
eine „Check-Dein-Risiko-Seite“; immer wichtiger werde, so Pott weiter, die Rolle der Ärzte in der Prävention.
Als gutes Beispiel wird dabei das Saunaprojekt („schwitzen mit dem Arzt“ / „der Doktor kommt“) zwischen der
Aidshilfe Düsseldorf und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst dargestellt. Die Prävention anderer sexuell übertragbarer Infektionen solle, so Pott weiter, an die HIV
Prävention andocken. Da Aids in der Wahrnehmung
bereits etabliert sei, mache dies Sinn.
Sieben auf einen Streich: warum ist Prävention unter Schwulen heute schwierig?
Martin Dannecker erklärte in sieben Thesen warum es
momentan bei der Prävention hapert:
1. Die Erosion der Prävention: Kondommüdigkeit; die
von der Prävention kanalisierte Sexualität meldet sich
zurück; der Sex steht nicht mehr unter der „Diktatur
der Angst“; Schwule haben es satt Verzicht zu üben.
2. Widerstände gegen das Kondom: das Kondom stranguliert Bedürfnisse nach Verschmelzung und Nähe.
Ungeschützer Sex ist lustvoller als geschützter; manche Männer bevorzugen „das aggressive Eindringen“,
auch hier hemmt das Kondom; ein weiteres Problem
stellt das Thema „fragile Erektion“ beim und durch
den Gebrauch von Kondomen dar.
3. Das Gesicht von Aids ändert sich: HIV Positive sehen attraktiv aus; sie werden als gesund wahrgenommen, Aids wird nicht mehr mit Siechtum und Tod
assoziiert.
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4. Risikostrategien und deren Verkennung: beobachtet
werden verstärkt Tendenzen zur „negotiated safety“
(Viruslast, Koitus Interruptus; Überprüfung des Serostatus in Partnerschaften etc.). Problematisch ist, dass
ungeklärte bzw. fragwürdige Annahmen zu Risikoverhalten führen können.
5. „Barebacking“ als paradoxe Reaktion zur Prävention:
Abspritzen im anderen gibt manchen Männern den
besonderen Kick; dieses Thema ist in ganz besonderer Weise psychisch besetzt.
6. Auflösung individueller Zusammenhänge in Gruppen:
damit stellt Dannecker in Frage, ob die Idealisierung
der schwulen Kultur in der strukturellen Prävention
noch aufgeht: Ist die schwule Kultur wirklich Träger
und Mittelpunkt einer funktionierenden Prävention?
HIV Positive wurden keineswegs vorbehaltlos in die
Subkultur aufgenommen, dagegen stellt die Subkultur Orte zur Verfügung, die ungeschützten Sex möglich machen.
7. Prävention für HIV Positive: Dannecker befürwortet
eine Diskussion zu dem Thema „Verantwortung“, HIV
Positive sind Subjekte; eine mit übersteigender
Inschutznahme einhergehende „Infantilisierung“ HIV
Positiver sollte vermieden werden. Eine
Präventionsstategie für HIV Positive sei lange überfällig. Der Spruch „Aids geht alle an“ richtet sich bisher
nicht an Menschen mit HIV/AIDS.
Verantwortung übernehmen: „HIV Positive werden
infantilisiert, wenn wir ihnen nicht den Teil ihrer
Verantwortung zugestehen“ (Dannecker)
In mehreren anderen Beiträgen wurde deutlich, dass es
an der Zeit ist Menschen mit HIV in die Primärprävention
einzubeziehen. Die „Schonhaltung“ der letzten 20 Jahre
wird hinterfragt und problematisiert. Die Zeit, in der die
Einbeziehung der Menschen mit HIV in die Primärprävention tabuisiert wurde, scheint sich dem Ende zu
nähern. Bevor eine Einbeziehung HIV Positiver stattfinden kann, sollte allerdings Folgendes klar gemacht werden:
-
Was erwarten wir von den HIV Positiven?
Wer ist „wir“? D.h., wer erwartet etwas?
Was sollen HIV Positive tun? Was sollen sie lassen?
Warum sollen sie etwas tun bzw. lassen?
Welchen Benefit haben Menschen mit HIV, wenn sie
präventives Handeln zeigen?
- Was ist die Absicht / das Ziel weswegen HIV-Positive in die Primärprävention mit einbezogen werden
sollen?
- Welche Hilfestellungen brauchen HIV Positive in der
und für die Primärprävention?
Diese Fragen wurden lebendig und kontrovers diskutiert. Menschen mit HIV forderten, dass die Erwartungen an sie klar, ehrlich und deutlich ausgesprochen wer-
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den sollten. Um gleichberechtigt miteinander diskutieren zu können, müsse dieses „Herumgedruckse“ ein Ende
haben. „Heraus mit der Sprache! Sagt, was ihr von uns
wollt“, so ein HIV positiver Teilnehmer während einer
Diskussion. Deutlicher kann die Indifferenz mit der HIV
Positive bisher in der Prävention beachtet worden sind,
wohl kaum ausgedrückt werden. Eine Prävention, die
Menschen mit HIV nicht zu Kindern degradiert, sondern als Erwachsene ernst nimmt, spricht aus was sie
will. Der Benefit des präventiven Verhaltens als HIV
Positiver besteht für Bernd Aretz „ganz egoistisch“ darin,
dass er sich dann morgens „noch im Spiegel angucken“
könne.
Es wurde gefordert, dass in die Diskussion eine Kommunikation über Machtverhältnisse einbezogen werden
müsse: Opfer und Täter, „Wissensvorsprünge“ etc.
müssen thematisiert werden.
Bochow beharrt darauf, dass Verantwortung unteilbar
sei. Dannecker weist darauf hin, dass die Prävention zu
den HIV Positiven bisher eher unfreundlich gewesen sei
(s.o.) In der Diskussion wirft ein Teilnehmer die Frage
auf, was man den HIV Positiven denn bieten könne,
wenn sie schon in die Primärprävention mit einbezogen
werden sollen, und was das wohl sein könne? Bernd
Aretz Antwort ist unmissverständlich: „man könnte ihnen ja einen ehrlichen Umgang anbieten“.
Zusammenhang zwischen HIV Infektion und
Therapie bei jungen Schwulen?
Oft wird behauptet, dass junge Schwule aufgrund der
Behandelbarkeit auf Kondome verzichten. Dirk Sander
aus Berlin hat in einer Befragung keinen Zusammenhang finden können. Die jungen, von ihm befragten Infizierten, hatten kaum Kenntnisse über Therapiemöglichkeiten. Sie hatten durchwegs noch das „alte Aids“
im Sinn und waren entsprechend geschockt über das
Testergebnis. Einen Zusammenhang zwischen Infektion und anderen Faktoren sieht Sander eher im Themenbereich „vulnerable Karriere“, und „fragiles Selbstbewusstsein“. Gesundheit sei für Jugendliche eben etwas
Selbstverständliches, Jugendliche haben Unverwundbarkeitsfantasien und Schutzillussionen wie bspw. die,
dass nur ältere Schwule infiziert sein können. Entsprechend isoliert und alleine kommen sie sich auch vor,
wenn sie infiziert sind.
Grenzübergreifendes:
Migration und Prävention
Frank Amort von der AH Wien berichtet von der Gründung eines grenzüberschreitenden Netzwerkes zur Prävention zwischen Wien und Bratislava. Zwischen beiden
Städten, die sehr nahe beieinander liegen, kommt es zu
erhöhter Mobilität, grenzüberschreitendem Sextourismus, Arbeitsmigration etc., von den Slowaken wird die
damit einhergehende Gefahr bislang nicht wahrgenommen.
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Georg Bröring von Aids & Mobility
(www.aidsmobility.org) thematisierte unterschiedliche
Abschiebepraktiken in den EU Ländern. Die für
Migranten vorteilhaftesten Regelungen existieren in
Frankreich.
Bärbel Knorr stellt die Ergebnisse einer Studie zum Thema Sex in Haftanstalten vor. In Bayerischen Haftanstalten wird der Test flächendeckend angeboten. 100 %
der befragten Gefangenen willigen freiwillig in den Test
ein. Wie schön ist doch die Welt!
Bärbel Knorr geht in einem weiteren Vortrag auf das
Thema „Abschiebehaft“ und „HIV als Abschiebehindernis“ ein. Auch das ist Prävention.
Elfriede Steffan, SPI Berlin, verdeutlicht, dass Migranten
weniger Aids spezifisches Basiswissen haben als die
Allgemeinbevölkerung (64% vs. 100%)). Auffallend sei,
dass es einen Unterschied zu den anderen sexuell
übertrabaren Infektionen gebe: So seien Hepatitis B / C
und Gonnorhoe unter Migranten wesentlich besser bekannt.
Ein Teilnehmer aus Österreich regte an, HIV Präventionsmaterialen für Migranten in allgemeine Infos zu STDs
einzubetten. Dadurch könne eine höhere Akzeptanz erreicht werden.
Prävention im Internet / Zielgruppe Freier
und Schwule
Harriet Langanke berichtet von ihrem offensichtlich sehr
erfolgreichen Internetprojekt in der Bordellcommunity
(www.sexsicher.com), 35 Millionen Personen sind in
der BRD bereits online; jeder Dritte ruft sog. „Adult“
Seiten auf, mit 45 Minuten im Monat hat dieser Bereich
durchschnittlich die längste Verweildauer (zum Vergleich:
19 Minuten Bildung/Kultur). Ihre Homepage hat 10.000
Zugriffe im Monat. Freier gelten herkömmlich als
„schwer erreichbar“.
Die Aidshilfe Österreich bietet einmal wöchentlich einen einstündigen Internetchat an. Der Chat hat jede Woche ein anderes Thema. Wichtig sei dabei die Einbindung
des Themas „HIV/Aids“ in das Thema „sexuell übertragbare Infektionen“. Um User „anzulocken“ und in
ein Gespräch zu verwickeln, ist es den Österreichern
wichtig, das Thema interessant und „reißerisch“ zu
präsentieren. Beispielhaft sei ein Titel genannt: „sind
große Schwänze interessant?“. Nachdem man eine Weile
über dieses Thema geplaudert habe, geht der Moderator dann „sanft“ zum eigentlichen Thema des Chat über...
Die Aidshilfe Schweiz hat mit „Dr. Gay“ – ein Online
Beratungsangebot für Schwule. Nach dem Muster des
„Dr. Sommer“ aus der Bravo treibt Dr. Gay bereits seit
99 sein virtuelles Unwesen. In dem Internetforum wer5
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den täglich etwa sechs Fragen gestellt. Schwerpunkt
liegen bei Fragen zum Thema „Oralsex“. Immer wieder
neu müssen die bekannten Thesen (raus bevor’s kommt
etc.) an reale Situationen der Fragenden angepasst werden. Das kennen wir ja.
„Wie ein Kreis in einer Welt von Quadraten“.
Prävention mit jungen Schwulen
D. Norenkamp aus Köln berichtet von seinen Erfahrungen in der HIV/Aids Prävention mit 12-14jährigen schwulen Jugendlichen im Jugendzentrum anyway. Schwule
Jugendliche werden durch Broschüren nicht erreicht
weil diese oft die Perspektive der schwulen
Erwachsenenwelt widerspiegeln. Sowohl Sprache als
auch Bilder sind zu deutlich und schrecken Jugendliche
ab. Die Bedürfnisse der Jugendlichen nach Beziehung,
Liebe, Freundschaft etc. müssen / sollten in den Broschüren für Jugendliche reflektiert werden, wenn sie
diese auch ansprechen sollen. Das Thema HIV/AIDS
wird im Jugendzentrum nie separat behandelt, sondern
ist Querschnittthema im Cafebereich, bei Neueinsteigertagen, in Beratungsgesprächen, in der Internetpräsenz
etc.
Risikominimierungsstrategien –
Bist du sicher?
Dieses Thema wurde vielfach diskutiert. Die Schweizer haben eine Broschüre herausgegeben in welcher die
einzelnen Strategien erwähnt werden. Fokus und Titel
der Broschüre: „Bist Du sicher?“ Risikominimierungsstrategien werden darin hinterfragt. Fazit ist: Risikominimierungsstrategien reichen nicht aus. Nur ein Kondom ist sicher. Für die Schweiz ist das die erste Broschüre. Man hat sich diesem Thema bisher bewusst
nicht zugewandt.
Rainer Schilling berichtet in diesem Zusammenhang, dass
die Briten aufgrund der rasant steigenden Infektionszahlen ihre offensiv nach außen getragenen Risikominimierungsstrategien bereits wieder eingestampft hätten: Diese Strategien hätten sich nicht bewährt: Es besteht die Angst, dass entsprechende „Harm Reduction“
Strategien zu einem falschen Gefühl der Sicherheit führen können. Ein Risiko zu minimieren hieße eben nicht
es zu eliminieren.
Angesichts der Behandelbarkeit von Aids sei es heute
nötig, die Bedeutung der Krankheit in Broschüren und
Präventionsmaterialien mit zu transportieren. Das sei
auch der Grund gewesen, weshalb einige der DAH Broschüren hätten zurückgezogen werden müssen. Aus dem
Kontext genommene Aussagen von Interviewpartnern
hätten zu missverständlichen Interpretationen geführt.
Dass dies möglich ist zeige, dass die Bedeutung des
„alten Aids“ nicht mehr automatisch mitgedacht werde.
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Jahrgang 13, Nr. 5
Neue Broschüren neue Wege?
Die Konferenz hat deutlich gemacht, dass das Thema
Prävention im Fluss ist. Die Einbeziehung von HIV Positiven in Strategien ist ein Schritt in eine neue Richtung, eine Richtung, die ich persönlich wirklich begrüße. Es ist während der Konferenz nicht so ganz deutlich geworden, ob dieser Schritt „aus freien Stücken“
oder eher „aus der Not geboren“ gegangen wird. Wer
ist die ziehende/ schiebende Kraft? Die Geldgeber? Die
steigende Prävalenz? Die Angst um knapper werdende
Ressourcen? Die Angst vor einem gesundheitspolitischem Roll back (Old Public Health)? Die Fragen
sind nicht eindeutig geklärt worden, man „eierte rum“,
scheute konkrete Forderungen, redete „um den heißen
Brei“.
Die Bitte der Positiven Community um Klarheit spiegelt
diese Unsicherheit wieder. Bei den folgenden Schritten
ist es wichtig, Menschen mit HIV einzubeziehen. Im
Sinne von Dannecker könnten dadurch aus „Kindern“
Kooperationspartner, in anderen Worten, aus „Schonobjekten“ „handelnde Subjekte“ werden. Man darf gespannt sein.
Die eigentliche Arbeit muss Aids-Hilfe machen, „klug“
und „sensibel“, wie Bochow meint.
Wir sollten uns der Herausforderung stellen.
Peter Wiessner
Silberstreif am Horizont?
Heilung scheint theoretisch möglich
Als seinerzeit die Proteasehemmer auf der Bildfläche
erschienen, hatten einige Forscher die Hoffnung, dass
eine relativ kurze Zeit unter einer „hochaktiven
antiretroviralen Therapie“ die HIV-Infektion heilen könnte. Inzwischen wissen wir, dass diese Forscher zu optimistisch waren. HIV beherrscht mehr Tricks als man
damals glaubte. Das Hauptproblem ist, dass sich HIV
zwar nur in aktivierten Zellen vermehren kann, dass das
Virus aber sein Erbmaterial auch in das Erbmaterial von
ruhenden Körperzellen integrieren kann. Und solange
diese Zellen überleben, kann HIV jederzeit wieder reaktiviert werden.
Seit geraumer Zeit gibt es nun Überlegungen, wie man
HIV aus seinen Verstecken hervorlocken könnte, indem
man die ruhenden Zellen aktiviert. Bisher war das aber
automatisch auch mit einer neuerlichen Vermehrung des
Virus verbunden.
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
Nun glauben Wissenschaftler, einen Weg gefunden zu
haben, wie man dieses Problem umgehen könnte. Mit
einer Substanz, die schon lange zur Behandlung von
Epilepsie eingesetzt wird, ist es gelungen, bei drei von
vier Patienten die Menge an HIV in ruhenden Zellen deutlich zu verringern ohne die Vermehrung von HIV von
neuem anzukurbeln.
Das Konzept scheint umso besser zu funktionieren, je
weniger sich HIV vermehrt, d.h. je besser die Viruslast
durch die HAART kontrolliert wurde. Deshalb führte
man die Untersuchung an Patienten durch, deren Viruslast für mindestens zwei Jahre unter 50 Kopien/ml gelegen hatte. Um eine mögliche Restviruslast noch weiter
abzusenken, bekamen die vier Patienten zusätzlich noch
Fuzeon®. Damit gelang es bei drei der vier untersuchten Patienten die Viruslast zumindest zeitweise unter 1(!)
Kopie/ml zu senken. Um dies überhaupt messen zu können, musste ein spezieller Viruslasttest eingesetzt werden.
Anschließend bekamen die Patienten für vier Monate
zusätzlich Valproinsäure um HIV aus seinem Versteck
zu locken.
Nach dieser Zeit hatte sich die Menge an „verstecktem“
HIV im Blut der vier Patienten um 29%, 68%, 72% und
84% verringert.
So ermutigend diese Zahlen auch sind, es wurde nicht
untersucht, ob und wie sich HIV-Reservoirs außerhalb
des Bluts (z.B. im Darm oder im Gehirn) mit diesem
Verfahren beeinflussen lassen. Außerdem reicht theoretisch eine einzige HIV-infizierte Zelle im ganzen Körper
um die Infektion von neuem zu starten.
Die Autoren der Studie betonen selbst, dass ihre Ergebnisse mit großer Vorsicht interpretiert werden müssen
und dass keinesfalls HIV-Patienten nun eigenmächtig
anfangen sollten, Valproinsäure zu schlucken. Andere
Forschergruppen haben kürzlich ähnliche Ergebnisse mit
Interleukin-7 berichtet. Vielleicht werden auch auf diesem Feld in Zukunft mehrere Therapieansätze kombiniert werden müssen, um eine dauerhafte Wirkung zu
erzielen.
Der eigentliche Wert dieser Untersuchung liegt darin,
dass er die Wissenschaftler wieder ermutigt hat, über
das Konzept einer „Heilung“ nachzudenken. Doch selbst
wenn es tatsächlich möglich sein sollte, werden wir
noch geraume Zeit darauf warten müssen.
Quelle: Lehrman et al. „Depletion of latent HIV-1
infection in vivo: a proof-of-concept study.“ Lancet
2005 Aug 13-19;366(9485):549-55
Siegfried Schwarze
September / Oktober 2005
Am Tag nach der Wahl
Ein zeitnaher Kommentar aus
der Sicht chronisch Kranker
Der außergewöhnliche Wahltermin hat ein außergewöhnliches Ergebnis nach sich gezogen. Und das steht noch
nicht einmal fest, Dresden spricht ein letztes Machtwort. Mit Verwunderung betrachte ich am Morgen nach
der Wahl, was deutsche Wählerinnen und Wähler der
Politik mit auf den Weg gegeben haben: Zwei fast gleichgroße Volksparteien, einen wieder erstarkten Gerhard
Schröder, eine geschwächte Angela Merkel, eine neue
Linke, stabile Grüne und Freie Demokraten knapp unter der Zweistelligkeit. Alle könnten mit allen koalieren
und auch wieder nicht. Wer hat nun eigentlich gewonnen, wer verloren, welche Inhalte sollen umgesetzt
werden, wer hat wofür einen demokratisch legitimierten Auftrag erhalten?
Die deutsche Bevölkerung hat weise entschieden.
Einerseits standen weit reichende Einschnitte ins Steuer- und Solidarsystem zur Debatte – damit hatten Union
und Freidemokraten für sich geworben. Dem gegenüber wirkten die Reformansätze der rotgrünen Koalition
geradezu zaghaft und unzureichend. Nun soll eine breiter angelegte Koalition – von der am Tag nach der Wahl
niemand weiß, wie sie aussehen wird – Politik aus einem dicker gewordenen Reformkatalog und gleichzeitig aus einem Guss umsetzen. Letztlich hat Deutschland entschieden, dass eine neue Regierung aus einem
größeren Fundus schöpfen soll. Dazu gehören Vorschläge der alten Oppositionsparteien genau so wie Vorschläge der ehemaligen rotgrünen Regierungskoalition. Wie
könnte Regierungspolitik da aussehen? Ein erster Versuch – aus der Sicht chronisch Kranker!
Zu den politischen Inhalten, die bei dieser Wahl keine
Mehrheit bekommen haben, gehören ein einheitlicher
Steuersatz von 25 Prozent und die Gesundheitsprämie
der Union. Beides ist nicht finanzierbar und würde soziale Gräben eher vertiefen denn überwinden. Umsetzbar
erscheint nun eher ein entschlacktes Steuersystem unter Beibehaltung der alten Steuersätze sowie ein Solidarsystem, das schrittweise bei Pflege, Rente und Gesundheit die Eigenanteile erhöht und gleichzeitig einen
gesamtgesellschaftlichen Kapitalstock bildet. Erstarkt ist
mit den Freien Demokraten die Absicht, Subventionen
abzubauen sowie der Arbeitsagentur Fördermittel zu
entziehen. Beides kann für chronisch Kranke bedeutsam werden, denn sowohl das Steuerwesen als auch
das Arbeitsrecht sichern wichtige integrative Aspekte
wie die gezielte Förderung kranker Menschen auf dem
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September / Oktober 2005
Projekt Information
Arbeitsmarkt oder die steuerliche Besserstellung von
Behinderten. Die Linke wird zwar an keiner der möglichen Koalitionen beteiligt sein, trotzdem kann ihr Einzug in den Bundestag regierungspolitische Auswirkung
haben, denn Hartz IV wird nun im Rahmen jeder Koalition Korrekturen erfahren müssen. Das betrifft die differenzierte Anhebung des Regelsatzes, die Einbeziehung
von Partnerinnen und Partnern bei der Arbeitsförderung,
vor allem aber die Zumutbarkeits- und Zuverdienstregelungen.
Einige Projekte wird jede mögliche Koalition ohne großen Streit angehen. Dazu gehört die Reform der Unternehmenssteuer und eventuell die vorsichtige
Flexibilisierung der Betriebsverfassung. Spannungsgeladen dürfte die energiepolitische Auseinandersetzung
werden. Aber all diese politischen Bereich sind aus der
Sicht chronisch Kranker eher Sekundärthemen. Eigentlich hat uns die Wahl ein gutes Ergebnis gebracht, denn
die groben Einschnitte ins deutsche Sozialsystem haben keine Mehrheit gefunden. Andererseits ist jeder Tag
nach der Wahl auch ein neuer vor der nächsten.
Stefan Boes
Medizin & Forschung
3TC-Monotherapie bei M184V-Mutation
vs. Therapiepause
Vorbehandelte Patienten mit der M184V-Resistenzmutation und Nachweisbarkeit der HI-Viruslast hatten
einen signifikant geringeren CD4-Zell-Verlust und einen
geringeren Anstieg der HI-Viruslast, wenn sie 3TC
(Epivir®) weiter einnahmen, als Patienten mit Therapiepause.
Bereits 1995 zeigten 3TC-Monotherapie-Studien eine anhaltende Wirkung gegen das HI-Virus auch bei der Anwesenheit der 3TC-Schlüsselmutation M184V mit einem Abfall der HI-Viruslast von 0,5 log. Eine kürzlich
in „Clinical Infections Diseases“ veröffentlichte Studie
fand heraus, dass umgekehrt das Weglassen von 3TC
in der Therapie bei sechs Patienten mit multiresistenten
HIV und einer versagenden hochaktiven antiretroviralen
Therapie (HAART) zu einem Anstieg der Viruslast um
0,5 log führte.
8
Jahrgang 13, Nr. 5
Die auf der IAS präsentierte Studie war eine prospektive, randomisierte (zufällige Verteilung), offene Studie
mit 50 Teilnehmern. Die Patienten mit einer 3TC-enthaltenden HAART, hoher CD4-Zellzahl aber virologischem Versagen wünschten eine Therapiepause. Sie
wurden in zwei Gruppen mit Weiterführung einer 3TCMonotherapie oder komplettem Therapieabbruch
randomisiert. Die wesentlichen Studienendpunkte waren das immunologische Versagen, CD4-Zell-Abfall unter 350 Zellen/mm³ und das Auftreten von Erkrankungen, die der HIV-Infektion zuzuordnen sind oder AIDSdefinierende Erkrankungen. Außerdem wurden Veränderungen der Viruslast und die gesamte Zahl von
Resistenzmutationen bei jedem einzelnen Patienten gemessen. Patienten mit Hepatitis B-Koinfektion oder geringer Blutplättchenzahl wurden von der Studie ausgeschlossen.
Zum Studienbeginn lag die CD4-Zellzahl bei allen Patienten über 350 Zellen/mm³, im Mittel waren es 629 Zellen/mm³. Die durchschnittliche Viruslast betrug annähernd 7.000 Kopien/ml. Der mittlere Tiefstpunkt der
CD4-Zellen waren 283 Zellen/mm³. Die Gruppen mit
Therapieunterbrechung und Weiterführung der 3TC-Einnahme hatten ähnliche Charakteristika, im Mittel sieben
Jahre antiretrovirale Therapie und im Durchschnitt mit
vier Nukleosidanaloga vorbehandelt. Nach 48 Wochen
war im Therapiepause-Arm die CD4-Zellzahl um 189
Zellen/mm³ vermindert. In der Gruppe mit 3TC-Weitereinnahme betrug der Verlust 143 Zellen/mm³. Dieser
Unterschied war statistisch nicht signifikant. Aber der
Abfall des prozentualen Anteils der CD4-Zellen war mit
8% im Therapiepausen-Arm signifikant höher als im
3TC-Arm mit 3% (p=0,003).
Außerdem war der Anstieg der Viruslast bei den Patienten mit Therapieunterbrechung mit 1,23 log höher als
im 3TC-Arm mit 0,67 log (p=0,001). Bei den Patienten
mit fortgeführter 3TC-Monotherapie wurde ein weniger fittes HI-Virus festgestellt. Die Replikationskapazität
des HI-Virus war im Therapieunterbrechungsarm zum
Studienende signifikant größer (p=0,013). Außerdem
wiesen die Patienten mit fortgeführter 3TC-Einnahme
in der 48. Woche weniger Resistenzmutationen auf.
Insgesamt beendeten 69% der Patienten im Therapieunterbrechungsarm wegen des in der Studie definierten
immunologischen Versagens (CD4-Zellzahl < 350 Zellen/mm³) vorzeitig die Studie und wechselten zu einer
HAART. Im 3TC-Arm waren es 41% der Patienten. Die
Zahl klinischer Ereignisse Grad III oder IV, mindestens
der HIV-Infektion zuzuordnen, waren in der Gruppe mit
Therapieunterbrechung mit 20,7% gegenüber der 3TCGruppe mit 0% signifikant höher (p<0,001).
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
Quelle: Edwin J. Bernard, Michael Carter, IAS:
Remaining on 3TC despite resistence leads to better
immunological and clinical outcomes, aidsmap news,
July 28th, 2005
Peter Lechl
Neue Applikationsform von T-20:
Biojector 2000
Eine nadelfreie Anwendung von T-20 (Enfuvirtide,
Fuzeon®) mit dem Biojector 2000-System vermindert
Reaktionen an der Einstichstelle. Diese Applikationsform
mit dem Biojector 2000 (B2000) ist gegenwärtig weltweit nur für etwa 5% der Patienten, die T-20 anwenden, verfügbar.
Die Hersteller von T-20, Roche und Trimeris, haben bei
der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA um eine
Genehmigung für die Information über B2000 in der
amerikanischen Gebrauchsinformationen von T-20 eingereicht. Damit könnte eine verbreitete Anwendung des
Biojectors im günstigsten Fall innerhalb eines Jahres möglich werden (siehe auch Kommentar am Ende des Artikels).
Biojector 2000
Das B2000-Injektionssystem, Hersteller ist Bioject
Medical Technologies Inc., ist ein nadelfreier mit CO2Gas betriebener Injektor, der flüssige Medikationen durch
die Haut verteilt. In der Pilotstudie T-20-405 im
vergangenen Jahr zeigten sich mehrere Vorteile von
B2000 gegenüber der üblichen Nadelanwendung von
T-20:
September / Oktober 2005
Vergleich der Reaktionen an der Einstichstelle
T-20 wird zweimal täglich unter die Haut gespritzt Reaktionen an der Einstichstelle sind die Hauptnebenwirkung von T-20. In den TORO-Studien zu T20 trat diese Nebenwirkung mindestens einmal bei 98%
der Patienten während der Studiendauer von 48 Wochen auf. 4% der Teilnehmer beendeten deswegen die
Anwendung von T-20. Die Symptome bestehen überwiegend aus Rötung, Schwellung, Verhärtung und
Schmerzen an der Einstichstelle. Es können sich Zysten oder Knoten entwickeln und in seltenen Fällen entstanden Abszesse.
Marianne Harris und Kollegen in Vancouver, Canada,
führten insbesondere im Hinblick auf die Reaktionen an
der Einstichstelle eine Studie mit 32 Patienten zum Vergleich der Nadelinjektion mit dem Bioject 2000 durch.
Zusätzlich wurden die T-20-Plasmaspiegel gemessen
und die Anwendungsfreundlichkeit. Der Vergleich der
T-20-Plasmaspiegel ergab keinen signifikanten Unterschied, sowohl der Talspiegel vor der Anwendung als
auch der Plasmaspiegel eine Stunde danach. Die Reaktionen an der Einstichstelle wurden mit einem Punktesystem von 0-31 nach Anzeichen und Symptomen, Zahl
und Andauer von einzelnen Knötchen beurteilt. Die Patienten beurteilten die Anwendungsfreundlichkeit von 0
(leicht) bis 3 (schwierig). Die mittlere Punktezahl für
die Nebenwirkungen sank von 11 (Bereich 5-17) mit
der Nadel auf 5 (Bereich 0-11) mit dem Biojector nach
einer mittleren Anwendungszeit von 12 Wochen
(p<0,001). Die Anwendung des B2000 wurde von allen
Patienten als leicht beurteilt.
- verbesserte Verteilung, ohne Reiben an der
Applikationsstelle
- immer gleiche Injektionstiefe
- größere Flexibilität bei der Wahl der Injektionsstelle,
auch mit einer Hand zu bewerkstelligen (z.B. Oberarm)
- attraktiver für Patienten mit Nadelphobie
- weniger Reaktionen an der Injektionsstelle
Allerdings gab es auch mit dem Biojector Reaktionen an
der Einstichstelle. Von den 32 Patienten, die mit dieser
Applikationsform anfingen, benutzen nur noch 20 (63%)
den Biojector. Drei Patienten benutzen abwechselnd die
Nadelinjektion. Allerdings ereigneten sich vier Fälle von
Nervenbündelschmerzen mit der Biojector-Anwendung.
So kam es bei der Injektion im Gesäßbereich zu Schmerzen am entsprechenden Bein mit Taubheit für zwei
Wochen. Ähnliches passierte bei einer Anwendung
oberhalb des Ellenbogens. Deshalb wird geraten, den
Biojector nicht zu nahe an Gelenken einzusetzen. Zwei
Patienten beendeten wegen dieser Probleme nach vier
Wochen die Anwendung von T-20.
Das Ziel der Pilotstudie war es, die relative
Bioverfügbarkeit von T-20 nach einer einzelnen Dosierung mit B2000 und dem Standardnadelsystem zu vergleichen. Die T-20-Konzentrationen im Blut waren in
beiden Applikationsformen gleich. 75% der 25 Teilnehmer hatten einen insgesamt positiven Eindruck bei dem
Einsatz von B2000, 58% würden B2000 bevorzugen
und 38% hatten dazu eine neutrale Meinung.
Zusammengefasst kann das Biojector-System für die
Anwendung von T-20 als sicher, nebenwirkungsärmer
und als anwendungsfreundlich beurteilt werden. Auch
das Training mit dem Biojector ist einfacher und schneller
als die Nadelanwendung zu vermitteln. Im individuellen
Fall wird aber auch die Nadelanwendung als weitgehend unproblematisch empfunden. Die Biojector-Applikation ist aber sicher ein bedeutsamer Vorteil für viele
9
September / Oktober 2005
Projekt Information
Patienten, die T-20 wegen der Nadelanwendung sehr
scheuen.
Kommentar von Projekt Information:
Leider ist der Biojector 2000 derzeit in Deutschland
nicht erhältlich und hat auch keine Zulassung für
Deutschland. Hoffmann La-Roche, die Herstellfirma
von Fuzeon®, führt aber derzeit Gespräche, um den
Biojector möglichst auch in Deutschland verfügbar zu
machen.
Quelle: Edwin J. Bernard, IAS: Neede-free-T-20 delivery
reduces but does not eliminate, injection site reactions;
aidsmap news, July 29th, 2005
Peter Lechl
HIV/HCV-Koinfektion:
auch bei HCV Subtyp 2/3 über
48 Wochen behandeln?
Für HIV-positive Patienten koinfiziert mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) Genotyp 2/3 galt bisher eine HCVTherapie über 24 Wochen für eine dauerhafte Ausheilung der chronischen Hepatitis C als überwiegend ausreichend. Eine randomisierte, kontrollierte Studie in Italien ergab jetzt allerdings, dass eine 48-Wochen-Therapie mit Peginterferon alfa2a (Pegasys®) einen weitaus
besseren, dauerhaften Therapieerfolg bedeutet.
Um die Auswirkung der Behandlungsdauer bei HIVkoinfizierten Patienten zu überprüfen, wurden 128 Patienten mit einer CD4-Zellzahl über 200 Zellen/mm³ und
HI-Viruslast unter 10.000 Kopien/ml in die Studie aufgenommen. Alle Patienten hatten eine HCV-Infektion bestätigt durch HC-Virusnachweis und eine Leberbiopsie
mindestens drei Jahre vor dem Beginn der Studie. Die
Studie war auf die HCV-Genotypen 2 oder 3 beschränkt,
aber fast alle Patienten wiesen den Genotyp 3 auf, weil
der Genotyp 2 unter den HIV-koinfizierten Patienten in
Italien sehr selten ist.
In den ersten 24 Wochen erhielten alle Patienten eine
Kombination aus 180 µg Peginterferon alfa 2b
(Pegasys®) einmal wöchentlich und Ribavirin 800 bis
1.200 mg einmal täglich, abhängig vom Körpergewicht.
Zum Ende dieser Periode waren 74 von den 82 Patienten, die nicht vorzeitig ausgeschieden waren, HCV-negativ. Diese Patienten wurden dann in der 28. Woche
randomisiert zu weiteren 20 Wochen anti-HCV-Therapie oder Behandlungsende. 20 Wochen später hatten 15
10
Jahrgang 13, Nr. 5
(40%) der 38 Patienten, die nach 28 Wochen die Behandlung beendet hatten, einen Rückfall mit nachweisbarem HC-Virus im Blut. Im Gegensatz dazu hatten nur
2 (10%) der 20 Patienten, die noch immer nach kompletter Beendigung der 48 Wochen HCV-negativ waren,
einen Rückfall. Das war eine signifikant niedrigere
Rückfallrate als bei 28 Behandlungswochen (p=0,02).
Eine spezielle Analyse ergab, dass die Patienten mit 48
Wochen-Behandlung eine 5,46 mal größere Wahrscheinlichkeit haben, eine andauernd virologische Antwort zu
haben, definiert durch anhaltende HCV-Negativität 24
Wochen nach Behandlungsende. Andere Faktoren in signifikantem Zusammenhang mit dauerhaftem Therapieansprechen war eine höhere Blutplättchenzahl (p=0,019)
und HCV-negativ nach vier Behandlungswochen
(p<0,001). Das bedeutet nach Ansicht der Studienärzte
aber nicht, dass ein Therapieansprechen nach vier Wochen bei einem individuellen Patienten eine insgesamt
kürzere Behandlungsdauer ermögliche.
Ein großer Anteil der Patienten in der Studie brach vor
allem wegen schwerer Nebenwirkungen und Unverträglichkeit der HCV-Therapie die Behandlung vorzeitig ab
(46 Patienten, d.h. 36% vor 24 Wochen). Nach den 28
Wochen war im zweiten Therapieabschnitt die
Nebenwirkungshäufigkeit geringer. Mehr als die Hälfte
der Patienten mit vorzeitigem Studienabbruch hatte
danach einen Rückfall mit HCV-positivem Nachweis.
Diesen Studienergebnissen zufolge ist von einer optimalen Behandlungsdauer von 48 Wochen bei HIV-Positiven mit HCV Genotyp 2 oder 3 auszugehen.
Kommentar von Projekt Information:
Die Ergebnisse dieser Studie zur HCV-Therapie mit
Genotyp 2 oder 3 bei HIV/HCV-koinfizierten Patienten
sorgte für Aufsehen bei der IAS-Konferenz. Andere Studien zeigen, dass nach einem sehr frühen Ansprechen,
d.h. negative HC-Viruslast nach 4 Wochen, eine
Therapiedauer von 24 Wochen bei einem sehr hohen
Anteil der HIV/HCV-Koinfizierten erfolgreich und andauernd ist. Möglicherweise haben HIV-Infizierte mit
dem Genotyp 2 oder 3 mit hoher CD4-Zellzahl und nicht
nachweisbarer HI-Viruslast, nicht fortgeschrittener
Lebererkrankung und niedriger HC-Viruslast zu einem
sehr hohen Anteil ein erfolgreiches und dauerhaftes
Therapieansprechen. Weitere differenzierte Studien können erweisen, ob für diese Patienten 24 Wochen nicht
doch völlig ausreichend sind.
Quelle: Chris Gadd; Hepatitis C treatment should last
for 48 weeks in HIV co-infected patients, study shows;
aidsmapnews, July 26, 2005
Peter Lechl
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
Neue Studie mit
MVA-nef Impfstoffkandidat
Eine Imfpung gegen HIV ist trotz intensiver Bemühungen immer noch nicht in Sicht. Umso wichtiger ist es,
weiterhin zu erforschen, wie ein Impfstoff gegen HIV
beschaffen sein muss. Ein weiterer Schritt in diese Richtung wird von der Firma Bavarian Nordic, Martinsried,
mit dem MVA-nef Impfstoff untersucht. Dieser beruht
auf einem abgewandelten Pockenvirus, das sich nicht
mehr vermehren und damit auch keine Krankheit mehr
verursachen kann. Diesem Virus wurde noch ein Gen
von HIV (das nef-Gen) eingesetzt, mit dem man versucht, eine Immunantwort gegen HIV hervorzurufen,
wie in vorangegangenen Studien mit diesem experimentellen Impfstoff gezeigt werden konnte. Nun werden
zwei verschiedene Dosierungen des Impfstoffs untersucht. Eine dritte Gruppe erhält als Kontrolle nur das
Impfvirus ohne das HIV-Gen.
Patienten, die an dieser Studie teilnehmen wollen, müssen u.a.
- in den letzten sechs Monaten vor Studienbeginn eine
stabile antiretrovirale Therapie gehabt haben (d.h. kein
Therapieversagen)
- in den letzten sechs Monaten vor Studienbeginn eine
Viruslast < 50 Kopien/ml gehabt haben (zwei „Blips“
mit max. 200 Kopien/ml sind erlaubt)
- dürfen keine CD4-Zellzahl unter 100/mm³ gehabt
haben und müssen eine aktuelle CD4-Zellzahl über
250 /mm³ haben.
Des weiteren gibt es noch einige Ein- und Ausschlusskriterien (Laborwerte, Vorerkrankungen etc.).
Die Studie wird an den nachfolgend aufgeführten Zentren durchgeführt. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, kann sich dort genauer informieren.
Zentren:
- Uniklinik Erlangen, Prof. Harrer
- Praxis Dr. Jäger / Dr. Jaegel-Guedes, München
- Praxis Dr. Helm, Nürnberg
- Praxis Dr. Schneider, Fürth
- Praxis Dr. Gorriahn / H. Hartl, München.
Siegfried Schwarze
September / Oktober 2005
Neuer NRTI Reverset:
Wirksam bei intensiv
vorbehandelten Patienten
Der neue Reverse Transkriptase-Hemmer (NRTI)
Reverset (D-d4FC) wurde in einer Phase IIb-Studie bei
199 Patienten in 25 Studienorten in den USA, Frankreich und Deutschland getestet. Es zeigte sich eine gute
Wirksamkeit bei den Patienten mit erheblicher Therapieerfahrung und NRTI-Resistenz.
Die Entwicklung und Erprobung erfolgt gegenwärtig
durch die Pharmafirmen Incyte und Pharmaset. Die Substanz verbleibt lange Zeit im Körper mit einer Halbwertszeit von 17 Stunden. Die Studienteilnehmer mit einer
mittleren Ausgangsviruslast von 31.600 Kopien/ml hatten viele mit NRTI verbunden Mutationen: 60% hatten
die M184V-Mutation, 60% M141L, 50% hatten zwischen vier und sechs Thymidin-Analoga-Mutationen
(TAMs), die durch den Einsatz von AZT (Retrovir®)
und d4T (Zerit®) bedingt sind. 6% der Patienten hatten
die K65R-Mutation. Während den ersten zwei Studienwochen wurden die Patienten entweder auf einen
Placeboarm oder auf einen der drei Dosierungsarme von
Reverset zusätzlich zu ihrer versagenden Therapie
randomisiert (zufällig verteilt).
Nach dieser Zeitspanne hatten die Patienten mit Placebo eine Absenkung der Viruslast im Mittel um 0,03 log.
Bei den Patienten, die 200 mg Reverset einmal täglich
erhielten, sank die Viruslast um durchschnittlich 0,7 log.
Diese virale Unterdrückung war somit signifikant größer als in der Placebogruppe (p<0,001). Das traf auch
für die 100 mg-Reverset-Gruppe (p=0,002) zu. Die
Wirkung der Hinzugabe von Reverset auf das versagende Regime wurde nicht durch Tenofovir (Viread®),
AZT (Retrovir®) oder Abacavir (Ziagen®) beeinflusst.
Allerdings wurde die Wirksamkeit von Reverset gemindert, wenn entweder 3TC (Epivir®) oder FTC
(Emtriva®) in den Kombinationen enthalten war. Wurden bei dem Ergebnis Kombinationen mit 3TC oder FTC
nicht berücksichtigt, dann betrug die mittlere Absenkung
der Viruslast 1,1 log. Weil 3TC und FTC eine ähnliche
chemische Struktur wie Reverset haben, ist die Kombination möglicherweise ungünstig.
Die Wirksamkeit der 200 mg Dosis wurde durch die
Anwesenheit von TAMs, M41L oder M181V allein nicht
beeinträchtigt. Jedoch minderte sich die Wirksamkeit
durch die Kombinationen von TAMs mit M184V, L74V/
I oder K65R. Nach der anfänglichen zweiwöchigen
Studienphase mit Hinzufügung von Reverset oder Pla-
11
September / Oktober 2005
Projekt Information
cebo erhielten die Patienten weiterhin das Placebo oder
ihre spezifische Reverset-Dosierung, aber alle mit einer
neuen Medikamentenkombination. Die Therapiegrundlage wurde individuell für jeden Patienten je nach
Resistenzprofil optimiert. Nach 16 Wochen hatten die
Patienten im 200mg-Reverset-Arm eine mittlere Absenkung der Viruslast um 1,2 log unter dem Ausgangswert. 54% erreichten einen Abfall um mindestens 1
log10. Diese Werte betrugen 0,4 log und 14% der Patienten in der Placebogruppe. Mit dem Weglassen der
Werte von Patienten, die auch 3TC oder FTC einnahmen, ergab sich ein eindrucksvolles Resultat mit einer
Viruslastminderung im Mittel um 1,4 log. Und 80% dieser Patienten erreichten eine Absenkung um 1 log oder
mehr.
Die leichten Nebenwirkungen traten in allen vier Studienarmen in ähnlicher Zahl auf. Jedoch führte die Kombination von Reverset mit ddI zu einer hohen Rate von
erhöhten Lipasewerten. Das weist auf eine Schädigung
der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hin. Im Arm mit 200
mg Reverset hatten zwei (5%) von 37 Patienten ohne
ddI erhöhte Lipasewerte. Dagegen trat dies bei sieben
(50%) von 14 Patienten, die ddI einnahmen, ein. Es
ereigneten sich vier Fälle von Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), aber immer bei den Kombinationen mit ddI. Auf Grund der bisher günstigen Ergebnissen sind größere und längere PhaseIII-Studien
zu Reverset gegenwärtig in Planung.
Quelle: Chris Gadd, IAS: New NRTI D-d4TC active in
treatment-experienced patients, July 29,2005
Peter Lechl
HIV-Therapie-Hotline
Telefon: 089 - 54 46 47 - 21
Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr
[email protected]
Betroffene infomieren Betroffene zu
Therapiefragen
Projekt Information e.V.
BAGNÄ e.V.
Münchner AIDS-Hilfe e.V.
12
Jahrgang 13, Nr. 5
Tipranavir plus T-20:
Gute Wirksamkeit bei Patienten
mit wenig Therapiemöglichkeiten
Eine Subanalyse der RESIST-Studien hat gezeigt, dass
die Hinzunahme des Fusionsinhibitors T-20 (Enfuvirtide,
Fuzeon®) zu einer Kombination einschließlich mit
Ritonavir (Norvir®) geboostetem Tipranavir (Aptivus®)
die HI-Viruslast bei Patienten mit sehr begrenzten
Behandlungsoptionen erheblich unterdrücken kann.
Tipranavir erhielt kürzlich in den USA die Zulassung für
die Behandlung von intensiv vorbehandelten Patienten
mit nachweisbarer HI-Viruslast. Die Dosierung beträgt
500 mg, geboostet mit 200 mg Norvir®, zweimal täglich. Tipranavir ist ein nicht peptidischer Proteasehemmer
mit Wirkung gegen HI-Viren mit vielfacher
Medikamentenresistenz.
Von Patienten, die an den RESIST-Studien teilnahmen,
dabei wurde Tipranavir mit anderen Proteasehemmern
verglichen, wurden randomisiert (zufällig verteilt) 450
Proben ausgewählt. Die Forscher berechneten den
Tipranavir-Hemmungs-Quotienten aus den Talspiegeln
der Medikamentenkonzentrationen, die bei den Patienten in der Woche 2 und Woche 4 gemessen wurden.
Sie analysierten die 24-Wochenergebnisse der Viruslastsenkung entsprechend dem Hemmungsquotienten und
den Einsatz von T-20. Die sehr intensiv vorbehandelten
Patienten hatten bisher im Mittel 12 antiretrovirale Medikamente eingenommen, einschließlich vier
Proteasehemmer.
Die mittlere Ausgangsviruslast betrug 63.000 Kopien/
ml, die durchschnittliche CD4-Zellzahl 155 Zellen/mm³.
Der Hemmungsquotient ist eine Messung der
Medikamentenmenge im Blut der Patienten relativ zur
minimalen Konzentration, die nötig ist, um wirksam zu
sein. Ein höherer Hemmungsquotient bedeutet, dass das
Medikament in ausreichender Konzentration im Körper
vorhanden ist, um das Virus zu hemmen. Ein niedrigerer Hemmungsquotient bedeutet dagegen, dass die
Medikamentenkonzentrationen zu niedrig sind oder die
Resistenz gegenüber dem Medikament hoch ist.
Insgesamt erreichten 58% der Patienten mit Tipranavir/
Ritonavir und T-20 mindestens eine Absenkung der Viruslast um 1 log (-90%) in der Woche 24. Der Hemmungsquotient wurde bei 99 Patienten bestimmt. Insgesamt
hatten davon 57 (58%) einen Hemmungsquotienten über
60. 81% dieser Patienten hatten eine Senkung der Viruslast um mindestens 1 log. 60% erreichten eine Absenkung unter 400 Kopien/ml und 37% hatten eine
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
Viruslast unter 50 Kopien/ml nach 24 Wochen. Ein anderer signifikanter Faktor war eine weitere wirksame
Substanz bei der optimierten Therapiegrundlage mit einer weiteren Absenkung der Viruslast um -0,24 log
(p<0,01). Insgesamt sind diese Therapieergebnisse mit
der Kombination von Tipranavir und T-20 bei intensivst
vorbehandelten Patienten ohne andere Therapieoptionen
sehr beachtlich.
Quelle: Chris Gadd, Michael Carter, IAS: Tipranavir
combined with T-20 achieves good virologic results in
the highly treatment experienced, aidsmap.com, 7/28/
2005
Peter Lechl
Nachrichten aus der Industrie
Viramune® in neuer Packungsgröße
Ab 1. September 2005 steht Viramune auch als
Packungsgröße N2 mit 120 Tabletten (Zweimonatsvorrat) zur Verfügung. Der Preis liegt um 1% unter dem
von zwei Einzelpackungen und verringert die Zuzahlung der Patienten um die Hälfte.
Retrovir® als Generikum
In den USA ist der Patentschutz für Retrovir® abgelaufen. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde hat am
19.9.2005 drei Nachahmerpräparate (jeweils Zidovudin
300 mg Tabletten) zugelassen. Diese waren auch bisher
schon verfügbar, allerdings nur zur Abgabe in bestimmten Ländern mit geringen Resourcen, z.B. Indien.
Gelockerte Einschlusskriterien beim ExpandedAccess-Programm für TMC-114
Das Expanded-Access-Programm für den neuen
Proteasehemmer TMC-114 der Firma Janssen-Cilag
bzw. Tibotec wird voraussichtlich noch im 4. Quartal
dieses Jahres beginnen. Noch kann die Firma keine definitiven Einschlusskriterien für das deutsche Programm
veröffentlichen, da die behördliche Genehmigung noch
aussteht. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden eine
Vorbehandlung mit Medikamenten aller drei Klassen
(nRTI, NNRTI und PI), ungenügende Virussuppression
oder Unverträglichkeit unter den bisherigen Medikamenten und eine CD4-Zellzahl unter 200/mm³ erforderlich
sein, um TMC-114 vor Zulassung erhalten zu können.
September / Oktober 2005
Grundlegend & Wissenswert
Hysterie Induzierte Verwirrungoder der "New York Patient"
Die Hysterie war Anfang dieses Jahres tatsächlich enorm:
In den Medien wurde über einen „besorgniserregenden“
AIDS-Fall berichtet, der Anlass zu der Vermutung gab,
HIV hätte sich zu einem „Super-Virus“ gewandelt (Projekt Information berichtete in der März/April-Ausgabe
bereits ausführlich).
Zur Erinnerung noch einmal die Hauptmerkmale dieses
Falles:
- Der Patient hatte in der fraglichen Zeit mit sehr vielen Partnern Sex (von einigen hundert war die Rede),
davon oft unter Drogeneinfluss (v.a. Metamphetamin)
- Dabei infizierte er sich mit HIV und schon „kurz darauf entwickelte er AIDS“ – so zumindest die Berichte
- Dieses Virus sei „multiresistent“ und mit keinem der
gängigen Medikament zu bekämpfen.
Damit waren wieder alle Zutaten beisammen, die in der
unseligen „Gauweiler-Ära“ zur Diskriminierung HIV-Infizierter führten: Sex & Drugs & eine nicht behandelbare,
tödliche Krankheit.
Doch mittlerweile ist gottseidank etwas Hirn vom Himmel gefallen und wir können uns nun den Fakten zuwenden:
- der letzte negative HIV-Test des Patienten datierte vom
Mai 2003
- der erste positive HIV-Test stammte vom Dezember
2004
- zwischen Dezember 2004 und Februar 2005 stieg
die Viruslast stark an und die Zahl der Helferzellen
fiel unter 200/mm³
- der Virusstamm erwies sich als resistent gegen die
meisten Nukleosidanaloga und Proteasehemmer
- daraufhin wurde eine Behandlung mit Efavirenz
(Sustiva®) und Enfuvirtide (Fuzeon®) eingeleitet
- mittlerweile ist die Viruslast des Patienten unter der
Nachweisgrenze und die CD4-Zellzahl ist wieder angestiegen.
Soweit also die nackten Tatsachen. Ausgehend davon
gibt es zwei Möglichkeiten:
13
September / Oktober 2005
Projekt Information
Entweder der Patient infizierte sich kurz nach seinem
letzten negativen HIV-Test. Dann wäre er ein typischer
„rapid progressor“, d.h. ein Patient, dessen HIV-Infektion deutlich schneller fortschreitet als die des
Durschschnitts. Aus Studien weiß man, dass etwa 1%
der Patienten zu dieser Gruppe gehört. Außerdem hätte
er sich ungünstigerweise auch noch mit einem multiresistenten Virus infiziert. Aus Untersuchungen weiß
man, dass im fraglichen Zeitraum etwa 1% der Neuinfektionen mit solchen mehrfach resistenten Viren stattfanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Ereignisse
(„rapid progressor“ plus multiresistentes Virus) zusammentreffen liegt also bei etwa 1:10.000. In den USA
infizieren sich jährlich etwa 50.000 Menschen neu mit
HIV, man kann also davon ausgehen, dass es etwa fünf
vergleichbare Fälle pro Jahr in den USA geben müsste.
Tatsächlich meldeten sich kanadische Forscher zu Wort,
die schon 2001 über einen ähnlichen Fall berichtet hatten – wenn auch ohne Mediengetöse.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass sich der Patient erst
kurz vor seinem positiven Test infiziert hatte. Dann
wären der rasche Viruslastanstieg und der Verlust der
Helferzellen als ganz normale Symptome einer frischen
HIV-Infektion zu werten. Vermutlich wäre die Viruslast
auch ohne Beginn einer Therapie nach einigen Wochen
abgefallen und die Helferzellen hätten sich – zumindest
etwas – erholt.
Doch nach der amerikanischen Definition bedeutet eine
Helferzellzahl unter 200/mm³ automatisch „AIDS“ und
deshalb wurde sofort mit einer Behandlung begonnen.
Bis dahin ist der Fall also bestenfalls ungewöhnlich aber
keinesfalls „völlig neuartig“ – von einem „Supervirus“
keine Spur.
„Super“ ist allerdings der Medienrummel, der inszeniert
wurde. Eigenartigerweise genau eine Woche bevor der
größte HIV-Kongress, die „Conference on Retroviruses
and Opportunistic Infections“ – kurz „CROI“ in Boston begann. Und der Forscher, der besonders laut tönte, war David Ho, einst von „Time“ wegen seiner HIVForschung zum „Mann des Jahres“ gekürt. Doch in
den letzten Jahren war es etwas still um ihn geworden.
Wollte er mit dem „Supervirus“ wieder in das Licht der
Öffentlichkeit zurückkehren? Und da gibt es noch ein
kleines Detail, das einen stutzig machen könnte: David
Ho ist Berater der Firma ViroLogic, die Resistenztests
herstellt. (Wir erinnern uns: Da es sich um eine multiresistentes Virus handelte, wurden vehement
Resistenztestungen vor Therapiebeginn gefordert – was
an sich ja durchaus vernünftig ist). Außerdem ist David
Hos Bruder, Sydney Ho, Chef der Presseabteilung von
ViroLogic. Zufälle gibt’s
14
Jahrgang 13, Nr. 5
In der Zwischenzeit begann eine Jagd nach dem „Indexpatienten“, also demjenigen, bei dem sich der New
Yorker Patient infiziert hatte.
Der ist mittlerweile gefunden. Er und sein Partner haben ein sehr ähnliches Virus, aber bei beiden ist der Verlauf der HIV-Infektion unspektakulär.
Jetzt ist noch zu klären, ob es sich bei dem New Yorker
Patienten tatsächlich um einen „rapid progressor“ handelt und wenn ja, warum. Möglicherweise hat er ungünstige genetische Faktoren, die eine Fortschreiten der
HIV-Infektion begünstigen und / oder der Drogengebrauch hat seinen Teil dazu beigetragen.
Sobald auch diese Fragen geklärt sind, können wir das
„Supervirus“ hoffentlich endgültig zu den Akten legen.
Siegfried Schwarze
Leben mit HIV
Die Angst des Arztes
vor der Moral
Ein Bericht vom
Berliner Symposium "HIV im Dialog"
Ein Mann kommt mit einem Tripper in die ärztliche Praxis. Es ist sein dritter innerhalb eines viertel Jahres. Er
erwartet zurecht, dass ihm medizinisch geholfen wird:
durch eine korrekte Diagnose, eine angemessene Behandlung mit den für ihn richtigen Medikamenten, so
dass er schnellstmöglich von seiner Krankheit geheilt
wird. Dafür wird der Arzt schließlich bezahlt.
Wie aber würde der Patient reagieren, wenn er mit folgender Aussage des Arztes konfrontiert würde: „Ich habe
den Eindruck, dass sie Schwierigkeiten haben, sich präventiv zu verhalten. Können Sie sich vorstellen, warum?“ Würde er es als unrechtmäßige Überschreitung
der ärztlichen Kompetenz, gar als Vertrauensbruch ansehen, da plötzlich seine Sexualität und nicht nur die
konkrete Erkrankung zum Thema geworden ist? Oder
wäre er vielmehr dankbar, seine sexuellen Erfahrungen
problematisieren, sich über mögliche Risiken mit ernsthafteren sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs) wie
Hepatitis aufklären zu lassen? Hat der Arzt in diesem
Sinn nicht sogar eine ethische Verpflichtung, beratend
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
und präventiv tätig zu werden? Und zwar nicht nur im
offensichtlichen Fall eines HIV-Negativen, dessen
wiederholter Tripper auf ein bedenkliches Risikoverhalten
hinweist, sondern auch im Hinblick auf Positive, die
durch ungeschützten Geschlechtsverkehr andere gefährden können und ihre eigenen Therapiechancen durch
Koinfektionen und Resistenzübertragungen verschlechtern. Mit anderen Worten: Wie viel Moral verträgt (oder
verlangt) das vertrauensvolle Verhältnis von Arzt und
Patient?
Kontrovers diskutierte Fragen wie diese standen im Zentrum des diesjährigen Symposiums „HIV im Dialog“,
das am 20. August im Roten Rathaus in Berlin veranstaltet wurde. Vor dem Hintergrund eines sich veränderndes Bildes von HIV und AIDS, eines zunehmenden
Risikoverhalten schwuler Männer in Deutschland und
rasant steigender Neuinfektionszahlen vor allem in Osteuropa widmete sich die Veranstaltung der Zukunft der
HIV-Prävention: der Diskussion neuer Wege und Strategien im Kampf gegen die Krankheit in Deutschland
und auf internationaler Ebene. Das Konzept von „HIV
im Dialog“, ein Forum für das Gespräch zwischen wissenschaftlichen Fachleuten, Ärzten, in der psychosozialen AIDS-Arbeit Tätigen und HIV-Positiven zu bieten,
kann nach wie vor als Erfolg verstanden werden. Der
Austausch von – nicht selten unterschiedlichen – Erkenntnissen, Erfahrungen und Perspektiven macht die
Grenzen der jeweiligen Arbeit und somit die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit deutlich
und liefert Ansatzpunkte für die konkrete Praxis.
Deutlich wurde dies zum Beispiel bei der hochkarätig
besetzten Podiumsdiskussion, die zukunftsfähige Reaktionen der Präventionsarbeit auf die Normalisierung von
HIV zum Gegenstand hatte. Die Bestandsaufnahme heutigen Sexualverhaltens fiel durchaus ambivalent aus:
Zum einen sei, so der Berliner Soziologe Michael Bochow,
der Trend von Risikoverhalten und die damit einhergehende Zunahme von Neuinfektionen durchaus moderat;
zum anderen jedoch wurden gerade aus der Beratungspraxis Anzeichen für einen besorgniserregenden Wandel im Sexualverhalten in Richtung unsafen Sexes gesehen. Konsens bestand darin, dass für eine erfolgreiche
Prävention die psychische Logik des Einzelnen, der sich
auf eine Risikosituation einlässt, sein un- oder vorbewusster „innerer Monolog“ Beachtung finden muss.
Nur wenn klar ist, warum sich jemand in einer bestimmten Situation auf ungeschützten Geschlechtsverkehr einlässt, können auch effektive Präventionsstrategien entwickelt und schützende Faktoren gestärkt werden.
Gerade bei jüngeren Schwulen scheint das, was man
als „Statusprojektion“ bezeichnen könnte, eine bedeutende Rolle zu spielen, also die Zuschreibung des eige-
September / Oktober 2005
nen (vor allem negativen) HIV-Status auf den (auch unbekannten) Sexpartner. Wie soll oder kann auf die gegenwärtige Situation reagiert werden? Dass Prävention
zielgruppenspezifisch erfolgen muss und nur effektiv
sein kann, wenn sie von der Szene mitgetragen wird,
dass HIV und AIDS wieder verstärkt ins mediale Bewusstsein gebracht werden müssen, dass hierzu gerade das Internet zentral sein wird und dass die HIV-Infektion im Zusammenhang mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gesehen werden muss – viele der
gegebenen Antworten waren alles andere als neu.
Eine aufschlussreiche Kontroverse entzündete sich jedoch an der Frage des Infektionsrisikos bei erfolgreicher Therapie, d.h. bei Senkung der Viruslast unter die
Nachweisgrenze. Welche Aussage solle hier vermittelt
werden: nur mehr wenig infektiös oder eben doch ein
unkalkuliertes Risiko, das nur durch Kondome ausgeschlossen werden kann. In diesem Zusammenhang plädierte der Frankfurter Sexualwissenschaftler Martin
Dannecker für ein „risk reduction in risk management“,
also den präventiven Versuch, möglichst viele Menschen
zu risikoarmem (nicht risikolosem) Verhalten zu bewegen, indem die eigenen inneren Entscheidungsprozesse
transparent gemacht werden, um Anhaltspunkte für ein
gelingendes Risikomanagement zu erhalten. Einfache
Botschaften wie „Kondome schützen“, die sich schnell
im Kopf festsetzen und Verhalten beeinflussen können,
müssten demnach differenzierteren und komplexeren
weichen. Diese wäre dann jedoch nicht mehr so eingängig und damit wirkungsvoll. Wie weit muss man
vereinfachen, ohne gleichzeitig falsche oder problematische Aussagen zu treffen? Fest steht: Präventionsarbeit
wird in Zukunft schwieriger werden.
Zudem: Prävention betrifft, das machte die letzte Veranstaltung des Symposiums deutlich, nicht nur bislang
nicht infizierte Menschen, die eben vor möglichen
Infektionsrisiken aufgeklärt werden sollen, sondern auch
(und verstärkt) bereits mit dem HI-Virus Infizierte. Diese
„Positivenprävention“ bezieht sich dabei zum einen auf
den Schutz anderer, etwa in Beziehungen, wo nur ein
Partner positiv ist und die genaue Kenntnis von
Infektionsrisiken und -wegen unverzichtbar ist; zum
anderen geht es aber auch um den Schutz des HIVInfizierten vor schwer oder kaum zu behandelnden
Koinfektionen (Hepatitis u.a.) oder Resistenzübertragungen, welche die Therapie unnötig erschweren. Damit gerät das Verhältnis von Arzt und Patient ins
Blickfeld von Präventionsarbeit. Ein schwieriges Feld,
das von vielen Ärzten, die in der HIV-Arbeit tätig sind,
oft und allzu gern umgangen wird. In der medizinischen
Ausbildung ist die Frage nach präventiven Aspekten in
Bezug auf die Sexualität des Patienten kaum präsent: zu
aufgeladen scheint das Thema Sexualität noch mit
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September / Oktober 2005
Projekt Information
Sprechtabus zu sein, zu nah ist hier der „moralische
Zeigefinger“, zu leicht kann ein beratendes Gespräch
bezüglich einer unter Drogen stattfindenden Sexparty
mit unbekannten Partnern als Abwertung promisken
schwulen Sexes missverstanden werden.
Hinzu kommt nicht selten ein Missverständnis: Hinter
einem vordergründig oft sehr exakten Wissens bezüglich sexuell übertragbarer Krankheiten, die Ärzte zu erkennen glauben, sind nicht selten eklatante Defizite, die
aus Scham verschwiegen werden: Was genau ist denn
eine Hepatitis-C-Infektion? Was würde sie für meine
HIV-Infektion bedeuten? Welche Übertragungswege gibt
es? Wie groß sind hier die Risiken? Mit der NichtThematisierung solcher Fragen befindet sich der Patient allzu oft im Einverständnis mit seinem Arzt.
Gerade im Kontext von HIV und AIDS konnte eine weitgehende Vorurteilsfreiheit hinsichtlich schwuler Lebensweise und Sexualität erreicht werden, so dass eine
Problematisierung sexueller Verhaltensweisen als Rückschritt, als vermeintliche Offenbarung von wertbesetzten
Stereotypen, die es nicht mehr geben dürfe, gesehen
wird. Ist man heute so unglaublich tolerant (und stolz
darauf), dass bestimmte Aspekte schwuler Sexualität
nicht mehr als Problem existieren dürfen? Ist das in
Umfragen als sehr gut bewertete Verhältnis von Arzt
und Patient in Schwerpunktpraxen nicht oft dem Verlust professioneller Distanz geschuldet, dem Ausklammern zentraler Aspekte von sexueller Identität und Präferenz? So ist das Schweigen des Arztes eine Form der
Angst, moralisch zu sein und damit ein imaginiertes
Vertrauensverhältnis zu beschädigen. In diesem Zusammenhang können wiederholte sexuell übertragbare Infektionen, so Martin Dannecker, geradezu als „Appell“
des Patienten verstanden werden, ein Gespräch über
eine unbewusst als problembehaftet erfahrene Sexualität zu beginnen.
Klar ist: Behandlung, Beratung und Prävention sind nur
dann untrennbar miteinander verbunden, wenn ein gegenseitiges Verhältnis des Vertrauens gewährleistet ist,
die auch schwierige Themen wie Sexualität umfasst.
Der Arzt wird mit dieser Aufgabe meist allein gelassen.
In seinem Studium ist das kein Thema, eine gleichzeitige psychologische Ausbildung ist selten, Fortbildungen
dazu gibt es kaum. An dieser Stelle anzusetzen und Abhilfe zu schaffen, könnte eine nachhaltige Forderung
sein, die vielleicht bis zum nächsten „HIV im Dialog“
im kommenden Jahr verwirklicht sein sollte.
Natürlich kann es nicht darum gehen, die Aufgabe von
Prävention in Zukunft in die ärztliche Arbeit zu verlagern. Aber gerade in HIV-Schwerpunktpraxen kann der
Einbezug des Themas Sexualität die konkrete ärztliche
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Jahrgang 13, Nr. 5
Arbeit erleichtert und das gesundheitsfördernde Bewusstsein des Patienten deutlich gestärkt werden – und
sei es durch Verweise an psychosoziale Beratungsstellen oder Aidshilfen, wo über die medizinische Versorgung hinaus Gesprächsangebote vorhanden sind. Keine
Angst also davor, moralisch zu werden: Dieses Risiko
einzugehen lohnt.
Phil C. Langer
Politik & Soziales
Sozialpolitische Nachrichten
Praxisgebühr - Beiträge Millenniumsziele - Infizierte Fallpauschalen - Versorgungsbericht
Die Einführung der Praxisgebühr hält viele Menschen
vom Arztbesuch ab. Vor allem sozial Schwache werden
abgeschreckt. Nun gab das Wissenschaftliche Institut
der AOK bekannt, dass der Anteil der Geringverdiener
und Arbeitslosen, die wegen der Praxisgebühr auf einen
Arztbesuch verzichten, von anfangs 20 auf heute 8,2
Prozent gesunken ist. Die Techniker Krankenkasse widersprach diesen Ergebnissen und hielt Untersuchungen des Instituts TNS Emnid entgegen, wonach 35 Prozent der Befragten mit einem Netto-Einkommen von unter
1.500 Euro auf einen Arztbesuch ganz verzichten und
32 Prozent ihn zumindest verschieben. Immerhin hätten sich aber 59 Prozent an die Praxisgebühr gewöhnt.
***
Die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen bleiben
in der Diskussion. Einerseits erwartet Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt eine schnelle Entschuldung aller Kassen, die noch Ende 2003 bei sechs
Milliarden Euro lag und 2004 auf 1,8 Milliarden Euro
gesenkt werden konnte. Andererseits wird die Entschuldung erst 2007 abgeschlossen sein. Ein Schätzerkreis
der Kassen geht davon aus, dass die Kassenbeiträge
vorerst nicht sinken und auf Grund der wirtschaftlichen Lage sogar steigen können.
***
Projekt Information
Jahrgang 13, Nr. 5
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die
Millenniumsziele nicht erfüllt. Ihrem Bericht nach wird
die Weltgemeinschaft die Länder der Dritten Welt nicht
wie vorgesehen in ihrem Einsatz gegen Armut, Kindersterben und Infektionskrankheiten unterstützen können.
Nach wie vor sei AIDS in Asien und Afrika auf dem
Vormarsch. Mittlerweile sterben deutlich mehr Kinder
unter fünf Jahren als noch Anfang der Neunziger. Auch
die anderen Millenniumsziele, auf die sich die meisten
UN-Mitgliedstaaten zum Jahrtausendwechsel geeinigt
hatten wie sauberes Trinkwasser, Gleichberechtigung
der Frauen, Verringerung von Analphabetismus und
Krankheit, bleiben weitgehend unerreicht. Die WHO rief
zu stärkeren Anstrengungen auf.
***
Die Zahl der HIV-Infizierten nimmt in Deutschland
zu. Das geht aus dem Sozialbericht der Bundesregierung hervor, den diese kürzlich vorlegte. Demnach
wurden 2002 insgesamt 1.725 Erstdiagnosen registriert,
im Jahr 2004 waren es bereits 1.928. Die Angaben beruhen auf Mitteilungen des Robert-Koch-Instituts, das
wiederum die Zahl der Menschen mit HIV und AIDS in
Deutschland mit 44.000 angab, darunter 9500 Frauen.
In dem Sozialbericht geht die Bundesregierung davon
aus, dass 100 Prozent der Bevölkerung wüssten, wie
sie sich vor einer Infektion schützen könnten.
***
Die Fallpauschalen zeigen Wirkung. Im vergangenen
Jahr ging die Zahl der stationär behandelten Patienten
um 3,4 Prozent zurück. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, mussten 2004 etwa 16,7 Millionen Menschen ein Krankenbett belegen, wobei die durchschnittliche Verweildauer um 0,2 auf 8,7 Tage sank. Auch die
Zahl der Krankenhausbetten verringerte sich, ebenso die
tarifliche Arbeitszeit, allerdings nicht beim ärztlichen Personal, das um 2,3 Prozent zunahm.
***
September / Oktober 2005
Quittung oder Heft
Zuzahlungen müssen
nachgewiesen werden
Praxisgebühr und Zuzahlungen müssen quittiert werden. Nur so werden sie von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt. Für chronisch Kranke gilt eine Obergrenze von einem Prozent des Einkommens. Ist diese
überschritten, kann auf Antrag eine Befreiung für das
restliche Jahr ausgesprochen werden. Einige, zum Beispiel Freiberufler oder Selbstständige, müssen erst die
Höhe ihres Jahreseinkommens abwarten, um belegen
zu können, wann sie die Einprozentgrenze überschritten haben. Sie können erst im Nachhinein einen Antrag
auf Rückerstattung zu viel bezahlter Praxisgebühren
sowie Zuzahlungen stellen.
Bis zum Antrag auf Rückerstattung oder zum Befreiungsausweis heißt es in jedem Fall: Quittungen sammeln!
Das kann auf dreierlei Art passieren:
- die Apotheke stellt ein Heft aus, in dem alle Zuzahlungen mit Stempel, Datum und Unterschrift bestätigt werden,
- die Apotheke gibt eine maschinell erstellte Quittung
aus,
- die Apotheke bestätigt alle Zuzahlungen eines Monats, Vierteljahres oder Jahres mit einem einzigen
Gesamtausdruck.
Davon unabhängig müssen Belege einer Praxis, Klinik
oder Heilanwendung extra gesammelt werden. Hinweise und Informationen einzelner Apotheken, dass ab 1.
Juli nur noch Nachweishefte verwendet werden dürfen, sind falsch. Es bleibt weiterhin bei den drei geschilderten Möglichkeiten, sich Zuzahlungsbeträge quittieren und anerkennen zu lassen.
Stefan Boes
Laut einem Versorgungsbericht der Bundesregierung
wird die Zahl der Versorgungsempfänger bei Bund, Land
und Kommune von derzeit über 900.000 bis zum Jahr
2030 auf 1.536.000 ansteigen. Danach wird die Zunahme geringer ausfallen. Verschiedene Faktoren haben die
Entwicklung beschleunigt. So müssen immer mehr
Menschen immer länger gepflegt werden, auch die Zahl
der Behinderten nimmt zu.
Stefan Boes
17
Projekt Information
September / Oktober 2005
Gesprochenes Recht
Regelsatz - Risikostrukturausgleich Betriebsrenten - Arbeitslosengeld
Das Sozialgericht Berlin stellte fest, dass die Höhe des
Arbeitslosengeldes II nicht gegen das Grundgesetz verstößt. Geklagt hatte eine Ostberlinerin, die einen Regelsatz von 311 Euro erhält und darin einen Verstoß gegen
die Menschenwürde sah. Insbesondere die Zahlungen
für Mehrbedarf und die Kosten der Gesundheitsreform
würden das persönliche Budget zusätzlich belasten und
eine angemessene Lebensweise verhindern. Über die
Klage wird eventuell noch das Bundesverfassungsgericht entscheiden.
***
Der Risikostrukturausgleich der gesetzlichen Krankenkassen ist mit dem Grundgesetz vereinbar. Das Bundesverfassungsgericht wies eine Klage verschiedener
Bundesländer ab. Diese hatten gefordert, regionale Unterschiede stärker zu berücksichtigen. Der 1994 eingeführte Risikostrukturausgleich sorgt für einen finanziellen Ausgleich zwischen armen und reichen Kassen. Deren
Versichertenstruktur fällt unterschiedlich aus, zum Beispiel durch die Zahl der chronisch Kranken oder bei der
Zahl der Gut- und Geringverdiener.
***
Im Rahmen eines ersten Verfahrens stellte das Bundessozialgericht die Rechtmäßigkeit einer Verdoppelung der
Krankenkassenbeiträge auf Betriebsrenten fest. Die
Maßnahme war Teil der letzten Sozialreformen, weitere
Klagen sind anhängig.
***
Zwei Gerichte beschäftigten sich mit Einzelaspekten des
Arbeitslosengeldes II. Das Landessozialgericht BadenWürttemberg legte fest, dass ein Fahrzeug und eine Eigentumswohnung zum Schonvermögen zählt, das
hessische Landessozialgericht formulierte klare Kriterien einer Eheähnlichkeit, die bei der Berechnung des Arbeitslosengeldes berücksichtigt werden kann. Demnach
ist Eheähnlichkeit gegeben, wenn die Verbindung über
eine reine Haus- und Wohngemeinschaft hinaus gehe.
Eine gemeinsame Anschrift sei nicht ausreichend, es
müsse schon eine Verlobung, eine Ehe, eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder eine Lebensgemeinschaft
auf Dauer vorliegen.
Stefan Boes
18
Jahrgang 13, Nr. 5
Termine
Terminkalender 2005
Münchner Aids-Hilfe:
Yoga - Anfängerkurs
Termin: Dienstag, Beginn 11. Oktober (6 Abende)
19:00-21:00 Uhr
Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2.Stock
Anmeldung: Jutta Klein,Tel.: 089-54 46 47-0
Yoga - Fortlaufende Gruppe
Termin: Dienstags 19:00 - 21:00 Uhr
Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2. Stock
Anmeldung: Jutta Klein, Tel.: 089-54 46 47-0
Sport - Anfänger , sanfte Gymnastik
Termin: Donnerstags 19:00 - 20:00 Uhr
Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10
Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0
Sport - Gymnastik, Kondition
Termin: Donnerstags 20:00 - 21:00 Uhr
Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10
Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0
Anschließendes Schwimmen möglich
Positiver Stammtisch
jeden Dienstag, 19:30 Uhr im Café Regenbogen
· Unser Angebot richtet sich an Menschen mit HIV
und Aids
· Wir organisieren uns selbst
· Wir wollen gemeinsam Spaß haben
· Wir tauschen Erfahrungen aus
· Die Gruppe gestaltet ihre Freizeit gemeinsam
(z.B. Ausflüge, gemeinsam Fahrten, evtl. auch mit
der Freizeitgruppe)
· Bundes Positiven Versammlung
· Wir informieren uns über Medizinisches, Lebensqualität, Partnerschaft etc.
Information: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 46 47-0
(Fortsetzung S. 21)
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
September / Oktober 2005
Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von
PROJEKT INFORMATION e..V.
(Auflistung nach Orten)
Iller-Apotheke
Park-Apotheke
Brunnen-Apotheke
Sprudel-Apotheke
Grüne Apotheke
Regenbogen-Apotheke
Kurmark-Apotheke
Berlin Apotheke
Bavaria-Apotheke
Von Witzleben-Apotheke
Apotheke Carmer 7
Otto-Apotheke
Gethsemane-Apotheke
Körte Apotheke
Arminius-Apotheke
Süd-Apotheke
Venusberg-Apotheke
Kaiser-Apotheke
Centauren-Apotheke
Remberti-Apotheke
Johanniter-Apotheke
Schadow-Apotheke
Albert-Schweitzer-Apotheke
Venus Apotheke
Rathaus-Apotheke
Hufeland-Apotheke
Nordstern-Apotheke
Sonnen-Apotheke
Holbein-Apotheke
Kissel-Apotheke
Eichwald-Apotheke
Apotheke am Reuterweg
Aeskulap-Apotheke
Unterlinden Apotheke
Prinz-Ludwig-Apotheke
Alte Apotheke
Rats-Apotheke
Albatros-Apotheke
Elefanten-Apotheke
Enten-Apotheke
Apotheke am Paulinenplatz
Alexander-Apotheke
Schwan-Apotheke
Leibniz-Apotheke
Apotheke am Klingerplatz
Bergheimer-Apotheke
Margareten Apotheke
Friesen-Apotheke
Birken-Apotheke
Augustiner-Apotheke
Roland Apotheke
Pelikan-Apotheke
Schmiedgässle 3
Louisenstr. 126
Brunnenstraße 28
Friedberger Str. 13
Kantstr. 55
Welserstr. 24
Kurfürstenstr. 154
Oranienburger Str. 51
Ansbacher Str. 53
Kaiserdamm 24
Carmerstr. 7
Ottostraße 21
Stargarder Str. 79
Grimmstraße 17
Turmstraße 38
Artur-Ladebeck-Straße 84
Sertürnerstraße 37-39
Kaiserplatz 4
Dobbenweg 11
Remberti Straße 52
Musfeldstr. 105
Schadowplatz 18
Goethestraße 1
Gartenstr. 55
Kleiner Platz 4
Hufelandstr. 60
Karnaperstr. 101
Seckbacher Landstraße 10
Schweizer Str.88
Mörfelder Landstr.235
Bergerstr. 131
Reuterweg 68-70
Breisacherstr. 52
Unterlinden 2
Prinz-Ludwig-Str. 24
Bahnhofstr. 19
Hauptstr. 36
Hein Kollisch Platz 1
Ottenser Hauptstr.35
Grindelallee 88-90
Paulinenplatz 1
Steindamm 81
Dammtorstraße 27
Georgstr. 46
Guerickestraße 2
Bergheimerstr. 47
Schillerstr. 53
Kronshagener Weg 17
Hohenstaufen Ring 59
Augustinerstraße 10
Ostwall 242
Nürnberger Str. 49
88319
61348
31812
61118
10627
10777
10785
10117
10777
14057
10623
10555
10437
10967
10551
33617
53127
53113
28203
28195
47053
40212
40237
40479
85435
45147
45329
60389
60594
60598
60385
60323
79106
79098
85354
45879
97218
20359
22765
20146
20359
20099
20354
30159
30655
69115
76135
24114
50674
50667
47798
90579
Aitrach
Bad Homburg
Bad Pyrmont
Bad Vilbel
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Bielefeld
Bonn
Bonn
Bremen
Bremen
Duisburg
Düsseldorf
Düsseldorf
Düsseldorf
Erding
Essen
Essen
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Freiburg/Br.
Freiburg/Br.
Freising
Gelsenkirchen
Gerbrunn
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hannover
Hannover
Heidelberg
Karlsruhe
Kiel
Köln
Köln
Krefeld
Langenzenn
07565/98070
06172/457519
05281/93510
06101/2321
030/3139960
030/2350450
030/2612460
030/2833530
030/2182225
030/3011970
030/31809444
030/39902272
030/4459567
030/6919010
030/3951623
0521/15900
0228/910150
0228/835744
0421/327511
0421/324055
0203/62100
0211/866600
0211/671368
0211/490922
08122/48614
0201/705010
0201/381365
069/452828
069/616797
069/6311522
069/493176
069/727417
0761/273410
0761/34300
08161/92090
0209/22434
0931/702465
040/3196611
040/3900806
040/44140260
040/312170
040/28009922
040/343964
0511/323214
0511/5479851
06221/22606
0721/845493
0431/62427
0221/2402242
0221/2582296
02151/24720
09101/9505
19
September / Oktober 2005
Bahnhof-Apotheke
Einhorn-Apotheke
Kolping-Apotheke
Blumen-Apotheke
Isartor-Apotheke
Regenbogenapotheke
Haidhauser Apotheke
Hohenzollern-Apotheke
Weißenburger-Apotheke
Kugel-Apotheke
Adler-Apotheke
Marien-Apotheke
Apotheke im Franziskanerhof
Stachus-Apotheke
Klösterl-Apotheke
Walpurgis-Apotheke
Nord-Apotheke
Flora-Apotheke
Adler-Apotheke
Sonnen-Apotheke
Kugel-Apotheke
Adler-Apotheke
Adler-Apotheke
Reinsburg-Apotheke
Kreusersche Apotheke
Apotheke 55
Bären-Apotheke
Engel-Apotheke
Kreuz-Apotheke
Brunnenapotheke
Humboldt-Apotheke
Projekt Information
Willy-Brandt-Platz 1
R 1,2 am Markt
Kolpingstr. 3
Sendlinger Tor Platz 5
Isartorplatz 6
Sonnenstrasse 33
Balanstr. 30
Hohenzollernstr. 38
Weissenburger Str.29
Pfeuferstr. 33
Sendlinger Straße 13
Sendlinger-Tor-Platz 7
Franziskanerstr.16
Karlsplatz 4
Waltherstr. 32
Keferloher Str. 103
Hoyastraße 1
Hiltorfstr. 1
Salzstrasse 58
Kirchenweg 20
Rathausplatz 5
Grünberger Straße 5
Münchener Straße 9 a
Reinsburgstr. 67
Büchsenstrasse 10
Schwabstraße 55
Heinlenstraße 14
Hafengasse 9
Oranienstrasse 1
Bleichstrasse 26
Frankfurter Str. 11
68161
68161
53894
80336
80331
80331
81669
80801
81667
81373
80331
80336
81669
80335
80337
80807
48147
48149
48143
90419
90403
35447
83022
70178
70173
70197
72072
89073
65185
65183
65189
Jahrgang 13, Nr. 5
Mannheim
Mannheim
Mechernich
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
Münster
Münster
Münster
Nürnberg
Nürnberg
Reiskirchen
Rosenheim
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Tübingen
Ulm
Wiesbaden
Wiesbaden
Wiesbaden
0621/120180
0621/26583
02443/2454
089/2607408
089/2199290
089/593659
089/4470580
089/395123
089/4480714
089/773928
089/265477
089/557565
089/44900262
089/596319
089/54343211
089/352500
0251/293311
0251/845979
0251/40001
0911/3939988
0911/2052112
06408/62410
08031/12987
0711/621946
0711/221017
0711/6567973
07071/763888
0731/63884
0611/300332
0611/302131
0611/307280
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Fax: (089) 21 03 12 35, email: [email protected]. Vereinsregister: AG München Nr. 12575; Gemeinnützigkeit anerkannt: FA München, St.Nr.844/29143
Vorstand: Paul Glatt, Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger.
Redaktion: Stefan Boes, Phil C. Langer, Peter Lechl, Manfred Müller, Siegfried Schwarze, Ulrike Sonnenberg-Schwan.
Hinweis:
Projekt Information versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu
den derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum größten Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA
und Großbritannien.
Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen
Medikamente, Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht
sich unserer Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete
Artikel verantwortet der betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen
geht, werden die Leser gebeten, die angegebenen Referenztexte zu konsultieren.
20
Jahrgang 13, Nr. 5
Projekt Information
September / Oktober 2005
Heterotreff
jeden 4.Mittwoch, 19:30 Uhr im Café Regenbogen
Termine:
Information: Jutta Klein, Tel.: 089-54 46 47-0
Frauengruppe
FrauenGesundheitsZentrum, Nymphenburger Str.
38/Rgb, 80335 München, Tel. 089/1291195
Wenn nichts anderes vermerkt ist, findet die Gruppe
montags statt
Oktober
17.10.05
24.10.05
31.10.05
18.30 Uhr: Gruppe, neue Frauen
willkommen
18.30 Uhr: Gruppe, Themenabend
Sexualität und Partnerschaft
keine Gruppe
MED-INFO-im Gespräch, AIDS-Hilfe Köln
Schon wieder vergessen?-HIV-Medikamente
im AlltagReferentin: Dr. Katja Römer, Köln
22.09.2005, 19:30 Uhr, Joseph Stelzmann-Straße 20,
Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle
Lindenburg/Unikliniken)
Mund, Rachen, Zähne
Referent: Dr. Andreas Jordan, Berlin
27.10.05, 19.30 Uhr, Josef Stelzmann-Straße 20,
Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle
Lindenburg/Unikliniken)
Kopfschmerz und Müdigkeit
Referent: Dr. Stefan Ewers, Münster
08.12.2005, 19.30 Uhr, Josef Stelzmann-Straße 20,
Forum-Gebäude 42 (KVB Linie 9-Haltestelle
Lindenburg/Unikliniken)
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September / Oktober 2005
Projekt Information
Jahrgang 13, Nr. 5
AIDS-Hilfe Hamburg
Kondome schützen - Sexuell übertragbare
Krankheiten
12. Oktober 2005, 19 Uhr, n.n., Hein & Fiete
Alles geregelt? Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung
9. November 2005, 19 Uhr, n.n.
Mit Positiven leben - Ein Abend für Angehörige, PartnerInnen und FreundInnen von Menschen mit HIV
14. Dezember 2005, 19 Uhr
Info: Helga Neugebauer, Ärztin, Telefon 040-23 51
99 30
Weitere Termine im Internet unter
http://netzwerkplus.aidshilfe.de/
bzw.
http://www.hivlife.de
(Rubrik => Service => Termine)
HIV-Therapie-Hotline
Telefon: 089 - 54 46 47 - 21
Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr
[email protected]
Betroffene infomieren Betroffene
zu Therapiefragen
Wir helfen ...
Wichtiger Hinweis:
Für Interessenten und Vereinsmitglieder:
Bei einem nachgewiesenen monatlichen
Netto-Einkommen bis EUR 766,94 reduziert
sich der Monatsbeitrag auf EUR 3,83.
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... bei Informationssuche
und -bewertung
... bei der Therapieentscheidung
... bei praktischen Problemen
... im Therapiealltag
... in Krisensituationen
Projekt Information
Jahrgang 13, Nr. 5
September / Oktober 2005
Projekt Information e.V.
Vereinsmitteilung:
Mitgliederversammlung 2005
An unsere Vereinsmitglieder
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Mitglieder,
wir laden Sie hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2005 ein am
Samstag, den 03. Dezember 2005 um 15:00 Uhr
in unserem Büro in der Ickstattstraße 28, 80469 München (Erdgeschoss)
U1/U2 Haltestelle Fraunhoferstraße, Ausgang Baaderstraße
Tagesordnung:
1.
2.
3.
4.
5.
Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2004
Genehmigung des Jahresabschlusses 2004
Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2004
Neuwahl des Vorstandes für zwei Jahre (ab 2006)
Satzungsänderung:
In § 2 unter I. wird als vorletzter Satz eingefügt:
Zweck des Vereins ist (auch)
„die finanzielle Unterstützung medizinischer Studien und Forschungen im HIV-Bereich, wie auch die
Beteiligung daran.“
6. Verschiedenes
Wir bitten Sie, an der Versammlung teilzunehmen.
Sollten Sie verhindert sein, bitten wir Sie, die auf der letzten Seite abgedruckte Vollmacht ausgefüllt und
unterzeichnet bis 29.11.2005 an uns zu senden. Sie können auch ein anderes Vereinsmitglied als von uns
vorgeschlagen, bevollmächtigen.
Hinweis: Eine gesonderte Einladung zu dieser Versammlung erhalten Sie nicht mehr!
Bitte beachten Sie den Antwortbogen auf der letzten Seite!
Mit freundlichen Grüßen
Projekt Information e.V.
Klaus Streifinger (Vorstand)
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Projekt Information
September / Oktober 2005
PROJEKT INFORMATION e.V.
Jahrgang 13, Nr. 5
Ickstattstraße 28
80469 München
Tel:. 089/2194 96 20
Fax: 089/2103 12 35
An den Vorstand
Projekt Information e. V.
Ickstattstraße 28
80496 München
Fax-Nr.: 089 - 21 03 12 35
Absender (Vereinsmitglied):
(in Druckbuchstaben)
_________________________________________
(Name, Vorname)
________________________________________________
(Straße)
________________________________________________
(Postleitzahl, Ort)
Vollmacht
Hiermit bevollmächtige ich
(Bitte nur eine Person ankreuzen)
¨ Paul Glatt, München
¨ Peter Lechl, Freising
¨ Siegfried Schwarze, Gröbenzell
¨ Klaus Streifinger, München
¨ .....................................................................
mich in der Mitgliederversammlung am 03.12.2005 zu vertreten und auch Untervollmacht zu erteilen.
__________________________
(Datum / Unterschrift)
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