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Här un Knääch
Wer bestimmt hier was?
Unterrichtsmaterialien für Grundschulen anhand von Herrschaftsstrukturen
in Köln von der Römerzeit bis heute
Impressum
Herausgeber: SK Stiftung Kultur/Akademie för uns kölsche Sproch
Fachbereichsleiter: Dr. Gerhard Kock
Geschäftsführung: Dr. Hans-Georg Bögner
Autor: Wolfgang Jaegers
Lektorat: Ingeborg Nitt und Alice Herrwegen
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Christoph Dautermann, Harald Friese
Bearbeitung und Inszenierung 2003: Sebastian Koerber
Titelillustration: Sandra Langer
Eine Produktion des Pattevugel 2006
Projektleitung: Priska Höflich
www.sk-kultur.de/pattevugel
http://www.sk-kultur.de
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Vorwort
„Die Transformation der Demokratie ist mittlerweile an ihr Ende gelangt was man daran ablesen kann, dass, anders als vor dreißig Jahren, Befreiung von Ausbeutung und Herrschaft nicht einmal mehr Thema ist: weder
an den Universitäten, erst recht nicht in den Medien“.
Diese Arbeitsmappe enthält nichts Geringeres als einen kurzen Abriss der zweitausendjährigen Geschichte Kölns, die in angemessen vereinfachter Form vom Altertum bis zur Jetztzeit
in zehn Kapiteln vorgestellt wird. Jedes dieser Kapitel setzt einen besonderen Akzent, der sich
aus der Herrschaftsform des jeweils vorgestellten Zeitabschnitts ergibt. Denn jedes Zusammenleben von Menschen, sei es im kommunalen oder im staatlichen Verband, ist von offener
Herrschaft bzw. Herrschaftsausübung gekennzeichnet. Ihre Legitimation und die Form ihrer
Ausübung sind etwas, das nicht versteckt werden soll. Im Gegenteil: Herrschaft, die legitim
ist, will auf ihre Herkunft befragt werden; illegitime Herrschaft meidet den Diskurs. Deshalb
sollen die Schüler Herrschaft bewusst wahrnehmen lernen, verbalisieren und hinterfragen.
Der aufklärerische Anspruch dieses Buches ergibt sich u. a. daraus, dass es in einer Zeit, in
der Herrschaft und Macht verstärkt von informellen Gruppen und zunehmend in verdeckter
Weise ausgeübt wird, die Frage nach dem „Oben“ und „Unten“ in der gesellschaftlichen Hierarchie stellt und zur Diskussion darüber anregt.
Die strenge Kapiteleinteilung bringt es mit sich, dass der Geschichtsfluss jeweils auf dem
Höhepunkt einer Gesellschafts- bzw. Herrschaftsform willkürlich angehalten werden muss.
Zwar reifte das Neue in der Regel im Schoße des Alten soweit heran, dass es schließlich offen
auftreten und seinen Anspruch verwirklichen konnte. Als Beispiel mag der Umsturz des erzbischöflichen Stadtregiments durch die patrizische Herrschaft und deren spätere Verdrängung
durch die Zünfte am Ende des 14. Jahrhunderts dienen. Aber nicht immer kann eine neu einsetzende Herrschaftsform direkt als Fortentwicklung aus dem Vorhandenen erklärt werden.
Wie sollte man die Errungenschaften der großen Französischen Revolution, die nach 1794 ins
Rheinland kamen, aus der isolierten Situation des reichsstädtischen Köln heraus erklären?
Heikler noch: ist die nationalsozialistische Herrschaft, die 1933 über Köln kam, ihm lediglich
„angetan“ worden, oder hat Köln doch auch seinen Teil als Teil Deutschlands dazu beigetragen?
Im Rahmen dieses Werks muss auf eine Darstellung solch komplexer Bezüge verzichtet werden. Weder ist hier der Ort, dem Aufkeimen von neuen gesellschaftlichen Kräften, die sich in
Schoße des Alten entfalten, nachzuspüren, noch die Frage zu untersuchen, inwieweit die Stadt
Köln in der Vergangenheit eine Sonderrolle gegenüber Deutschland eingenommen hat. Damit
wird der vorliegenden Darstellung aber auch ihre pointierte, zupackende und polarisierende
Frische erhalten, die sich für den Unterricht als nützlich erweisen wird.
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Inhalt
Einleitung
Zum Gebrauch von „Wer bestimmt hier was?“
Geschichtlicher Überblick
Die Römer
Die Franken
Die Erzbischöfe
Die Patrizier
Gaffeln und Zünfte
Die Franzosen
Die Preußen
Die Weimarer Zeit
Die Nationalsozialisten
Demokratie heute
Zeughaus - Rallye
Quellenhinweise
Literaturhinweise
Anhang ( Zeittafel / CD / Materialien )
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Einleitung
Dem Arbeitsmaterial, das Sie jetzt in Händen halten, liegt das Experiment zugrunde, die
Kölner Stadtgeschichte in ihrer Gesamtheit mit Kindern an Grundschulen oder in der Sekundarstufe 1 zu bearbeiten. Bevor das Material auf die „Akademie för uns kölsche
Sproch“ zukam, hatte Schulleiter Wolfgang Jaegers als Autor die Unterrichtseinheiten
entworfen und diese mit dem Amt für Kinderinteressen der Stadt Köln und Dr. Christoph Dautermann, Volkskundler, Mitarbeiter des Kölnischen Stadtmuseums sowie der
Lehrerin Gisela Hufsky erprobt. Die vorliegende Sammlung wurde von Sebastian Koerber und Heinz Neumann, freie Mitarbeiter der Akademie för uns kölsche Sproch, in den
Jahren 2002 und 2003 mit Schülern der Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Köln-Rodenkirchen
inszeniert. Sicherlich kann es hier nicht darum gehen, den Kindern ein „abrufbares“ Wissen im Sinne von auswendig gelernten Daten zu vermitteln, sondern vielmehr darum, den
Kindern den Zeitgeist ausgewählter Epochen, die das Leben in Köln geprägt haben, nahe
zu bringen, und so den Prozess der Stadtgeschichte lebendig werden zu lassen.
Von entscheidender Bedeutung ist es für die Kinder, zu sehen, wie diese Entwicklungen
in die moderne Demokratie im heutigen Kölner Rathaus mündeten. Die Tatsache, dass
Geschichte und somit Demokratie nicht etwa „ferngesteuert“ sondern von Menschen gemacht ist, wird mit Bildern und Emotion gefüllt. Und anhand des roten Fadens ( die
Machtfrage : Wer hatte wann warum in „Kölle“ zu sagen? ) stehen einzelne Epochen nicht
isoliert nebeneinander, sondern es entsteht ein intuitives Verständnis der Zusammenhänge.
„Wer bestimmt hier was?“ ist eine Möglichkeit, Geschichte einmal ganz anders zu begreifen, Voraussetzung für das Gelingen ist der Einsatz von Methoden wie Theater, Gesang
und Spiel, die die Aktivität und Kreativität der Kinder in den Mittelpunkt stellen. So sind
Neugierde und Interesse der Kinder deutlich spürbar. Auch über einen längeren Zeitraum
von mehreren Monaten verlieren die Kinder den roten Faden nicht.
„Wer bestimmt hier was?“ bietet Ihnen die Möglichkeit, alle Arbeitsmaterialien maßgeschneidert auf Ihre Kindergruppe bzw. Schulklasse anzuwenden. Details hierzu finden Sie
in den folgenden Hinweisen zum Gebrauch.
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Zum Gebrauch von „Wer bestimmt hier was?“
Die inhaltlichen Schwerpunkte, die während der Unterrichtsreihe bearbeitet werden (Epochen), wurden exemplarisch ausgewählt; einige Epochen wurden nicht thematisiert. Die
Schwerpunkte wurden deshalb nach ihrer Eignung, Kindern besonders gut Herrschaftsstrukturen erlebbar zu machen, ausgewählt.
Es gibt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und Vollständigkeit, wenngleich wir
uns historischer Ratschläge und Fachwissens bedient haben! Für die ausgewählten
Schwerpunkte wird aber selbstverständlich ein historischer Hintergrund erarbeitet. Wenn
auch, wie schon erwähnt, die Kinder sich nicht in einzelnen Daten der Stadtgeschichte
verlieren sollten, so ist es doch wichtig, dass sie einen roten Faden -oder anders gesagteine Zeitschiene der Stadtgeschichte (im Sinne eines Prozesses) nachvollziehen können.
Die aktuellen Erfahrungen wurden ausgewertet und sind in diese Fassung von „Wer bestimmt hier was?“ eingeflossen. So halten Sie eine spielbereite lebendige Ausgabe eines
Unterrichtswerks zur Stadtgeschichte in den Händen, das von Ihnen kreativ genutzt werden kann. Der Autor und alle Mitarbeiter der „Akademie för uns kölsche Sproch“ freuen
sich, wenn Sie die Texte, Spiele und Vorgaben nach eigenem Wunsch nutzen, ergänzen,
modifizieren oder kürzen. Für den vollständigen Unterricht aller Zeitepochen empfehlen
wir eine Projektwoche von ca. 10 Tagen oder 10-12 fortlaufende Doppelstunden über eine
Schulhalbjahr verteilt.
Die „Akademie för uns kölsche Sproch“ steht Ihnen gerne beratend zur Seite, wenn Sie
„Wer bestimmt hier was?“ einsetzen wollen. Darüber hinaus kann ggf. zu Ihrer Unterstützung auf unsere Referenten zurückgegriffen werden, die mit dem Material vertraut sind.
Einen besonderen Teil neben dem stadtgeschichtlichen Part nimmt die quasi immanente
Beschäftigung mit der kölschen Sprache ein. Besonders über die Lieder transportiert sich
das Kölsche, und es bleibt Ihrer Kreativität überlassen, Spielelemente zur kölschen Sprache in den Ablauf einzubauen. Gute Erfahrungen haben wir gemacht, zu Beginn der Stunden die Kinder nach bekannten und zu Hause gebräuchlichen Begriffen im Kölschen zu
fragen, diese festzuhalten und zu erläutern, sodass sich über den Gesamtzeitraum ein respektabler kölscher Wortschatz, der verstanden wird, bilden lässt. Dies vertieft sich automatisch durch das Einstudieren der Lieder und andere Sprachspiele, die wir ggf. gerne
vorschlagen. Siehe hierzu u.a. die sprachwissenschaftlichen Veröffentlichungen der „Akademie för uns kölsche Sproch“.
An dieser Stelle sei der grundsätzliche Hinweis gestattet, dass der Buchstabe „g“ in allen
Lese- und Liedtexten im Anlaut wie „j“ ausgesprochen wird.
Die häufig vertretene These, dass Kinder nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt in ihrer
Motivation zu halten sind, wurde hier jedoch nicht eingelöst. Die Kinder waren immer
wieder sehr schnell bereit, an den letzten Punkt des roten Fadens anzuknüpfen und ihn
weiterzuspinnen. Hier waren sicherlich die spannenden und erlebnisreichen Methoden
verantwortlich, wie Theater, Spiel, Lied, etc.
Das hier vorliegende Material beschreibt sehr ausführlich die zweimal durchgeführten und
modifizierten Unterrichtsreihen zum genannten Thema. Da diese Arbeit, wenn sie genauso durchgeführt wird, sehr umfangreich in Zeit und Vorbereitung ist, haben wir diese Broschüre so angelegt, dass jederzeit einzelne Teile herausgegriffen und ebenso durchgeführt
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werden können. Wir liefern Ihnen in jeder einzelnen Epoche auch einen kurzen Abriss des
geschichtlichen Hintergrundes, so dass Ihre Arbeit jeweils fundiert werden kann. Sie werden schnell sehen, dass es durch den ähnlichen Grundaufbau der Kapitel (Schwerpunktthema – Wissen – Spiel/ Szene/Bastelbogen - kreative Auseinandersetzung - Lied) leicht
ist, auf Ihre inhaltlichen und zeitlichen Bedürfnisse abgestimmt die Arbeitsvorgaben zu
nutzen.
Gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, als „Spielleiter“ bzw. didaktische Vermittler
in verschiedene Rollen zu schlüpfen. So kann ein Auftritt des Kaisers, von Napoleon oder
einem rotem Funken belebend wirken und viel Spaß machen. Genauso einzubeziehen ist
das natürliche Spielbedürfnis und der Darstellungsdrang der Kinder, die ebenso gerne in
Rollen schlüpfen und dazu oftmals den heimischen Kostümfundus plündern oder für einzelne Spielszenen die Requisiten mitbringen.
Übrigens ist ein simpler Zollstock ein sehr schlüssiges Medium, an dem sich 2000 Jahre
Stadtgeschichte ablesen lassen; so begannen wir von Zeit zu Zeit unsere Zeitreise mit der
Bestimmung, auf welcher „Höhe“ des Maßstabs wir uns im übertragenen Sinne gerade
befinden. Schnell verständlich wird die Dimension „Zeit“ für Kinder, wenn die allgemeine Zeitepoche mit Bezügen aus der eigenen Lebenswelt ergänzt wird. „Dein Opa ist ungefähr geboren......./ seit ........gibt es Telefon / in dem Jahr ........wurde zum ersten Mal ein
Spiel des 1. FC Köln gespielt“ uvm...
Auch hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, dieses Modell an die Tafel oder ins
Heft zu übertragen und fortlaufend zu ergänzen.
Inwieweit bestimmte Arbeitsschritte als Hausaufgaben vor- oder nachbereitet werden,
bestimmen Sie selbst. Genügend Möglichkeiten sind gegeben.
„Wer bestimmt hier was?“ gibt es in einer zweiten Fassung als Stadtspiel. Hier tritt der
didaktische Anspruch zurück hinter eine rein spielerische Umsetzung der Kernaussagen
und Hauptszenen, die mit Kindern an Originalschauplätzen der Stadtgeschichte erlebt
werden ( römisches Nordtor, St. Pantaleon, Overstolzenhaus, Stadtmuseum, usw....) Darüber informieren wir Sie gerne auf Anfrage.
Die strukturierenden Songs (bekannte Melodien kölscher Mundartgruppen und Kompositionen des Autors wie im Anhang angegeben) können Sie entweder einfach mit den Schülern hören und lernen oder bei Nutzung der Playbackversion mit eigenem Gesang der
Klasse zur Aufführung bringen. Das eignet sich insbesondere sehr gut für Schulfeste oder
Klassenauftritte und liefert schnell einen lebendigen Eindruck dessen, was Sie erarbeitet
haben.
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Geschichtlicher Überblick
Allgemeine Geschichte
Kölnische Geschichte
58 - 50 v. Chr.: Gallischer Krieg, Cäsar erobert Gallien
38 bzw. 19 v. Chr.: Gründung der Uberstadt (Oppidum Ubiorum) durch den röm. Feldherrn Agrippa
0
um 30: Bau einer ersten Wasserleitung aus dem Vorgebirge in
die Ubierstadt
50
69 - 70: Bataveraufstand des Civilis am Niederrhein
98: Hadrian überbringt Trajan in Köln die Nachricht vom Tode
Nervas, worauf Trajan zum Kaiser erhoben wird
50: Köln wird zur Colonia Claudia Ara Agrippinensis (CCAA)
erhoben
In Köln ruft Julius Sabinus ein Gallisches Sonderreich (Imperium Galliarum) aus
100
um 85: Gründung der Provinz „Germania inferior“; Köln wird
Residenzstadt des römischen Statthalters
150
um 180: Neubau des Praetoriums unter dem römischen Statthalter Didius Julianus
212: Kaiser Caracalla verleiht allen Bewohnern des römischen
Reiches das römische Bürgerrecht
200
250
297: Verwaltungsreform des Kaisers Diokletian. Köln ist
Hauptstadt der Provinz „Germania secunda“
300
Ab 303: Christenverfolgung unter den Kaisern Diokletian u.
Maximianus
357: Kaiser Julian besiegt die Alemannen bei Straßburg
Abzug der römischen Truppen vom Rhein nach Italien; Söldner
übernehmen die Sicherung der Rheingrenze
Außerhalb der Stadtmauern wird die erste christliche Kirche
Kölns erbaut (später „St. Severin“)
um 310: erste feste Rheinbrücke; 313/14 Bischof Maternus;
321: erste Erwähnung der Kölner Judengemeinde
350
um 360: Urbau der Gereonsbasilika („Ad Sanctos Aureos“)
auf einem Gräberfeld im Nordwesten der Stadt
400
Der Chronist Gregor von Tours nennt Severin als Bischof von
Köln
407: Vandalen, Sueben, Burgunder u. Alemannen verwüsten
das römische Germanien
451: Der römische Feldherr Aëtius schlägt die Hunnen unter
Attila auf den Katalaunischen Feldern (bei Troyes)
450
476: Untergang des weströmischen Reiches
481: König Chlodwig regiert das Frankenreich
497: Beginn der Christianisierung der Franken.
Um 460: Die Franken erobern Köln
470: König Sigibert gründet ein ripuarisch-fränkisches Königreich im Kölner Raum
500
507: König Chlodwig annektiert das Kölner Frankenreich; die
ripuarischen Franken huldigen ihm
550
um 565: Der letzte antike Dichter, Venatius Fortunatus, besucht Köln
um 590: Erste Erwähnung der Kirche St. Gereon durch den
Chronisten Gregor von Tours
600
623 -639: König Dagobert I., der letzte selbständig regierende
Merowinger, regiert 629 - 639 das Gesamtreich
623: Kunibert wird von König Dagobert als Bischof von Köln
eingesetzt; er regiert bis 663
8
650
689: Plektrudis, Frau des „Hausmeiers“ Pippin II., gründet das
Stift St. Maria im Kapitol auf dem Kapitolshügel
700
717: Karl Martell erzwingt von seiner Stiefmutter Plektrudis
die Herausgabe der Schätze seines Vaters
751: Der Hausmeier Pippin III. setzt den letzten Merowingerkönig Childerich III. ab u. erhebt sich zum König
750
Herrschaft der Karolinger; 768 - 814: Regierung Karls des
Großen; Aachen wird Regierungssitz
Karl der Große erobert Sachsen
800
843: Teilung des fränkischen Reiches in Verdun
855: Nach dem Tod Lothars I. kommt Köln zum Reich Lothars
II. (Lotharingien bzw. Lothringen)
843: Köln gehört durch die Reichsteilung zum Reich Lothars
I. (Mittelreich)
850
870: Im Vertrag von Meersen wird Lothringen geteilt; der
östliche Teil mit Köln fällt an das ostfränkische Reich
Ab 864: Die Normannen dringen in mehreren Raub- u. Plünderungszügen über Köln bis zum Mittelrhein vor
900
.925: Der ostfränkische König Heinrich I. erobert Lothringen u.
gliedert es als fünftes Herzogtum seinem Reich an
Herrschaft der Ottonen
Köln wird 795 Sitz eines Erzbischofs; erster Erzbischof ist
Hildebold (Hiltibald), der Leiter von Karls Hofkapelle
911: Köln kommt nach dem Tode des ostfränkischen Karolingers Ludwig des Kindes an das westfränkische Reich
927: Erste urkundliche Erwähnung von Niehl (Nyhel) u. Longerich (Lunrike)
950
Otto I. wird 962 zum Kaiser gekrönt
989: Erste urkundliche Erwähnung von Rodenkirchen, Esch,
Flittard u. Stammheim
1000
Herrschaft der Salier
Vor 1000: Die siebenhundertjährige steinerne römische
Rheinbrücke in Köln wird abgerissen
1026: Erzbischof Pilgrim weiht St. Aposteln; um 1040: Äbtissin Ida beginnt den Neubau von St. Maria im Kapitol
1050
1096: Das Pilgerheer Peters des Einsiedlers kommt auf dem
Weg nach Palästina durch Köln; Judenpogrom in Köln
1049: Chorweihe von St. Maria im Kapitol unter Teilnahme
von Papst Leo IX. u. Kaiser Heinrich III.
Regierung Erzbischof Annos II.; um 1076 erste Erwähnung
des Neumarktes („novus mercatus“)
1100
1106: Durch die zweite Stadterweiterung werden Oversburg,
Niederich u. St. Aposteln eingemeindet
1150
1162: Kaiser Friedrich I. Barbarossa erobert mit Hilfe seines
Kanzlers Rainald von Dassel die Stadt Mailand
1164: Rainald von Dassel bringt die Gebeine der Hll. Drei
Könige nach Köln
1200
Der Welfe Otto IV. wird in Köln zum König gewählt; er stiftet
Gold u. Edelsteine für den Dreikönigenschrein
1225: Erzbischof Engelbert I. wird ermordet; 1243: Albertus
Magnus Leiter am Generalstudium der Dominikaner
Mit dem Tode Friedrichs II. erlischt die staufische Herrschaft;
es folgt das Interregnum
1250
Rudolf von Habsburg wird dt. König
1298: Der deutsche König Adolf von Nassau fällt bei Göllheim
im Kampf gegen Albrecht von Habsburg
Grundsteinlegung zum Kölner Dom durch Erzbischof Konrad
von Hochstaden
Nach der Schlacht von Worringen (1288) verlieren die Erzbischöfe die Kontrolle über Köln
1300
1322 Einweihung des östlichen Teils des Kölner Doms; 1320 27: Der Mystiker Meister Eckhard wirkt in Köln
1350
Herausbildung des Weichen Stils in der Kunst
1365 erste Erwähnung einer Gaffel (polit. Vertretungen der
Handwerker u. Kaufleute)
1396 der Verbundbrief bildet die Grundlage der Kölner Stadtverfassung
9
Beginn der altniederländischen Kunst
1400
um 1442: Stephan Lochner malt das sog. Dombild, den Altar
der Stadtpatrone
1453: Untergang des oströmischen Reiches, die Türken erobern
Konstantinopel (Istanbul)
1450
1446: Erster Hexenprozess in Köln
1462: Erste Druckerei in Köln
Kölner Stiftsfehde; Karl der Kühne muss sich von Neuß zurückziehen; Köln wird 1475 Freie Reichsstadt
1492: Kolumbus entdeckt Amerika
1500
1517: Reformationsbeginn
1555: Augsburger Religionsfrieden; 1558: Tod Kaiser Karls V.;
sein Nachfolger wird Kaiser Ferdinand I.
1513: Verkündigung des Transfixbriefes, der den Verbundbrief von 1396 ergänzt
1541: Unter Peter de Hondt („Petrus Canisius“) lassen sich die
Jesuiten in Köln nieder
1550
1549: Erste urkundliche Erwähnung von Nippes
Diverse Reformationsversuche im Kölner Erzbistum
1582 - 1588: Truchsess’scher Krieg; Kaiser u. Papst verbünden sich gegen den Erzbischof Gebhard II.
1600
1583 - 1761: Bayrische Fürsten aus dem Hause Wittelsbach
regieren das Kölner Erzbistum u. Kurfürstentum
ab 1620: Die Stadt verstärkt ihre Befestigungsanlagen; 1623:
Gründung der Spanischen Liga im Spanischen Bau
Dreißigjähriger Krieg 1618 - 1648
1650
1683: Die Türken belagern vergeblich Wien
Nach dem letzten Hexenprozeß in Köln (1653) wird ein 12jähriges Mädchen enthauptet u. anschließend verbrannt
1657: Der Rat verbietet die Maskerade (Mummerei) zur Karnevalszeit
1700
1701 - 1714: Spanischer Erbfolgekrieg
In den drei Schlesischen Kriegen zwischen 1740 u. 1763 steigt
Preußen zur europäischen Großmacht auf
1709: Der Italiener Johann Maria Farina (1685 - 1766) beginnt
mit der Produktion von „Eau de Cologne“
1750
1789 Beginn der Großen Französischen Revolution
Frankreich annektiert die Rheinlande
Verkündigung des Code Civil u. Code Napoléon
1794: Der letzte Kurfürst-Erzbischof von Köln, Maximilian
Franz, flieht vor den Franzosen
1800
Das Königreich Preußen bekommt auf dem Wiener Kongress
die Rheinlande zugesprochen
Revolution in Paris, Wien, Berlin, Budapest u. Mailand
Einführung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen
1816: Durch James Watt gelangt zum ersten Mal ein Dampfschiff nach Köln; 1839: Erste Eisenbahn in Köln
1850
Der preußische Militärfiskus verkauft die Kölner Stadtbefestigungen an die Stadt Köln
Erfindung der Büroklammer
1900
1901: Die erste Straßenbahn fährt durch Köln
1925: Erste Martinszüge in Köln
1950
Kalter Krieg, Nato u. Warschauer Pakt ringen um die Vorherrschaft
Abwicklung der DDR, Auflösung der Sowjetunion, Globalisierung, die USA führen mehrere Kriege
1855/59: Bau der ersten Eisenbahnbrücke über den Rhein
1881: Erste Telefone in Köln
Erster Weltkrieg 1914 - 1918
Weimarer Republik, anschließend Naziherrschaft
Erster VW-Käfer
Zweiter Weltkrieg 1939 - 1945
1802: Aufhebung der Klöster (Säkularistion); Juden u. Protestanten erhalten gleiche Rechte wie die Katholiken
1942 - 1945: Köln wird vom Krieg fast gänzlich verwüstet
1956 Wiederherstellung des kriegsbeschädigten Doms
2000
Allmählich verliert Köln seine führende Rolle als Musikmetropole an Berlin
Der Zeitstrahl kann während des Unterrichts ergänzt werden um Kindern leicht eingängige Daten ( Telefon erfunden / Geburtstag der Großeltern / erster Schultag.....)
10
Die Römer
Schwerpunkte und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt beim römischen Bürgerrecht.
Über das Lied „1900 Johr steiht uns Kölle am Rhing“ gelingt der Einstieg in das Kapitel, das die Zeit behandelt, welche Kölner Geschichte
und Kölner Lebensart geprägt hat.
Indem wir eine/n Römer/in bekleiden, können wir uns das Aussehen
dieser Menschen vorstellen. Im darauffolgenden Text wird deutlich,
wie Römer und Germanen zusammenlebten. Über das (mögliche) private Miteinander von Römern und Germanen gibt das Lied „Flavius un
Stina“ Auskunft.
Mittels eines Ausschneideblattes wird deutlich, dass die Römer die das
Gemeinwesen Beherrschenden waren.
Das zweite Kapitel wird mit Hilfe eines Bildes der römischen Stadt
Köln eingeleitet.
Das nachfolgende Stegreiftheater bedarf der Ausgestaltung einer „Bühne“ und der Schauspielerwahl.
Nach den beiden Spielszenen, die jeweils durch ein Lied abgeschlossen
werden, erhalten die Schüler/innen die Gelegenheit, römische Bürgerrechtsurkunden herzustellen.
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Erläuterungen
Die Kinder singen das Karnevalslied, das als einziges in Köln die fast zweitausendjährige
Tradition unserer Stadt zum Inhalt hat. Wichtig ist die Paarung mit kölschem Humor.
CD Liedtitel Nr. 1
12
„Nüngsehnhundert Johr“
Refr.:
Nüngsehnhundert Johr steiht uns Kölle am Rhing,
Nüngsehnhundert Johr sin mer jeck hee am Rhing.
Laache, bütze, danze, springe dun mer och hügg,
Noch ens hundert Johr levven andere Lück.
Nüngsehnhundert Johr läv der Tünnes un der Schäl,
Nüngsehnhundert Johr wees do nit, leeve Kääl.
Stell die Fläsch op der Desch, noch han mer jet en der Täsch,
Dobei der Kölsche Klaaf! Alaaf! Alaaf! Alaaf!
1. Vers:
Als de Römer komen her, feel et inne gar nit schwer;
Bauten schnell e Städtche fing hee bei uns am Rhing.
Dann, wie alles fäädig wor, trok dat Volk dann vör et Tor,
Un die Stadt, die nannten se COLONIA:
2. Vers:
Frög der Lehrer en der Klass: „Macht Euch die Geschichte Spaß
Hier von Eurer Vaterstadt?“ Jo, dann sin mer platt.
Steiht dann einer vun uns op, su ne kleine kölsche Stropp,
Laach hä flöck un fängk dann fresch zo singe aan:
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Erläuterungen
Die Kinder bemalen die Kleidungsstücke, schneiden sie aus und behängen damit die ausgeschnittenen Figuren.
(Sockel und Stützen beachten!)
14
Römer und ihre Kleidung
15
Römer und ihre Kleidung
16
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
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Römer und Germanen
Die Römer gründeten in Germanien eine Reihe von Siedlungen, die im Land
verstreut umherlagen. Die Germanen gewöhnten sich mit der Zeit an diese Eindringlinge, und es gab nicht nur Feindseligkeiten. Hielten die Römer zum Beispiel Märkte
ab, so wurden diese auch von den Germanen besucht. Hier war nämlich vieles zu
sehen und zu kaufen, was die Neugier und das Interesse der Germanen weckte.
Die Germanen merkten mit der Zeit nicht mehr, dass sich ihre freie Lebensweise
und die angestammten Sitten änderten. Der römische Einfluss auf die germanische
Führungsschicht nahm immer mehr zu. Junge adelige Germanen konnten es in der
modern entwickelten römischen Armee sogar bis zum Offizier bringen. Sie erhöhten
dadurch ihr Ansehen im eigenen Stamm. Wohlhabende Germanen erhielten von den
Römern wertvolle Geschenke wie Stoffe, Silber, Gläser, Wein und Zuchtvieh. Dadurch nahm das Misstrauen gegenüber der fremden Besatzungsmacht ab.
Aber auch die germanischen Bauern lernten von den Römern, wie man in der
Landwirtschaft mit besonderen Geräten und Methoden bessere Ernten erzielte. Sie
verwendeten fortan den Wendepflug, eine neuartige Mähmaschine und besondere
Düngemittel. Es kamen neue Obst- und Gemüsesorten ins Land. Nicht mehr nur
Birnen und Äpfel, sondern auch Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen und Walnüsse sowie Sellerie, Rettich, Zwiebeln und Kopfsalat, dazu Gewürze wie Dill, Majoran und Petersilie. An den Flüssen Mosel und Rhein wurde nach römischer Art
Wein angebaut. Die germanischen Waffenschmiede übernahmen die Kunst des
Stahlkochens, so dass die Kriegswaffen wie Schwerter und Speere besser wurden.
Durch das alltägliche Zusammenleben stieg bei den Römern die Wertschätzung
der Germanen. Sie waren als Sklaven sehr beliebt und als Soldaten hoch angesehen.
Es gab ganze römische Kampfgruppen aus Germanen, die für die Römer tapfer
kämpften, auch gegen aufsässige germanische Stämme. Einige römische Kaiser hielten sich Leibwachen, die nur aus Germanen bestanden, und sprachen und aßen nur
germanisch. Kaiser Caracalla hatte sogar eine blonde Perücke.
18
Erläuterungen
Die Kinder besingen (augenzwinkernd) eine Episode, wie sie sich abgespielt haben könnte, als die Kölschen entstanden.
CD Liedtitel Nr. 2
19
„Flavius un Stina...“
1. Vers:
En der CCAA an der Römermoor
Litt dä Flavius als Zaldat op der Loor
Op dat Stina, die fussige Ubiermäd
Hä e glöhnig Aug geworfe hät
Un wann dat Stina vörüvvergeiht
Singk hä dat schöne Leed:
1. Refr.:
Och, Stina, wör dat wunderbar
Do un ich als Ehepaar
Met löstige römisch-germanische Pänz
Wööd uns Famillijeglöck bekränz
De echte kölsche Eigenaat
Wööd esu en de Welt gebraht
2. Vers:
Dat Sting wor am Brunne un hatt gepump
Bes dat voll Waser de ganze Kump
Om Heimwäg woodt im dä Emmer zo schwer
Dä Flavius sprung wie ne Dillendopp her
Däm Stina, däm klopp et Hätz wie verröck
Drop singk et voller Glöck:
2. Refr.:
Och, Flavius, wör dat wunderbar
Do un ich als Ehepaar
Met löstige römisch-germanische Pänz
Wööd uns Famillijeglöck bekränz
De echte kölsche Eigenaat
Wööd esu en de Welt gebraht
3. Vers:
Se drogen dä Emmer zesamme noh Hus
Un goven sich adig der eeschte Kuss
Un wie et su kumme sollt met der Zigg
Zallt mer de kölsche Pänz Stöck för Stöck
Spazeere se hügg all am Rhing entlang
Dann hööt mer der Gesang:
3. Refr.:
Nä, wat es dat wunderbar
Esu e glöcklich Ehepaar
Met löstige römisch-germanische Pänz
Op de schönste Aat bekränz
De echte kölsche Eigenaat
Es jetz en de Welt gebraht!
20
Erläuterungen
Die Kinder schneiden die Textkästen aus und kleben sie unter die entsprechenden
Überschriften.
Lösungen:
Unterworfene Völker
Ihre Gebiete ...
Römische Bürger
Sie wohnten ...
Bundesgenossen
Rom schloss ...
21
Die Verwaltung des römischen Weltreiches
Die Hauptstadt des römischen Weltreiches war Rom. Alle Einrichtungen der Herrschaft
waren hier zu finden: Der regierende Kaiser, der mit dem Senat die Gesetze beschloss,
das oberste Gericht und die obersten Behörden (Ministerien).
Alle eroberten Gebiete wurden in Provinzen eingeteilt. Sie wurden von römischen Beamten, den Statthaltern, verwaltet. Der Statthalter war gleichzeitig oberster Befehlshaber über die in seiner Provinz stationierten Soldaten. Er sorgte für Ordnung und Gehorsam.
Außerdem war es seine Aufgabe, Steuern, Lebensmittel, Gold und Silber einzutreiben und
nach Rom zu schicken. Mancher Statthalter war ungerecht und beutete seine Provinz aus.
Dabei machte er sich selbst zum reichen Mann. Cäsar und Augustus legten die Steuern
schriftlich fest. Dadurch wurden diese Missstände beseitigt. Ein Statthalter, der sich nicht
daran hielt, wurde bestraft.
Unterschiedliche Rechte
Unterworfene Völker
Römische Bürger
Bundesgenossen
Rom schloss mit ihnen Verträge ab. Ihre inneren Angelegenheiten durften sie
selbst ordnen. Im Kriegsfall
mussten sie an der Seite der
Römer kämpfen
Ihre Gebiete waren in Provinzen eingeteilt. Sie waren
rechtlos. Ihre erste Pflicht
war es, Steuern zu zahlen.
Sie wohnten in Rom und in
den großen Provinzstädten
wie CCAA (Colonia). Sie
durften Gesetze beschließen
und Beamte einsetzen. Sie
zahlten keine Steuern. Auch
Germanen konnten das
römische Bürgerrecht erhalten, wenn sie 25 Jahre in der
römischen Armee gedient
hatten.
22
Erläuterungen
Das Bild soll von den Kindern betrachtet und kommentiert werden. Ein Vergleich mit
dem heutigen Stadtbild erleichtert dies.
Sehr anschaulich wird es, wenn auf den bei KölnTourismus erhältlichen Stadtplan eine
Folie des römischen Kölns aufgelegt wird ( s. Anhang)
Dazu ergänzende Erläuterungen der Lehrerin / des Lehrers. Es empfiehlt sich die Herstellung einer Folie (Tageslichtprojektor).
23
Das römische Köln um 200 n. Chr.
24
Bühnengestaltung zum Stegreiftheater
Skizze für das Stegreiftheater mit abwechselnder Präsentation von Bildern auf dem Tageslicht-Projektor. Bei Ermangelung einer Aula oder eines Theaterraumes kann auch der
Klassenraum entsprechend hergerichtet werden.
Bühne
(Leinwand oder sonstiger Hintergrund mit römischen Gebäuden, Plätzen, Brunnen usw.)
1
2
3
✲
4
Schüler
Zuschauer
5
Legende:
1) „Sockel“, auf dem ein
„Römer“ mit Toga steht
2) „Thron“ des Präfekten
3) Einige „Sklaven“ mit
Amphoren und Bechern
4) sonstige Requisiten
5) Tageslichtprojektor mit
Folien
6) Die Schüler wenden sich
wechselnd dem Geschehen
auf der Bühne u. der Leinwand zu
6
Leinwand
25
Erläuterungen
Die Kinder verkleiden sich möglichst als Römer und Germanen (u. a. Kostüm des St.
Martin benutzen).
Nach dem ersten Textteil erfolgt die Bildbetrachtung, danach wird auf der Bühne weitergespielt.
26
Stegreiftheater: Teil I
1. Anhand der Folie „Römisches Köln“ lernen die Schüler einige Merkmale des Stadtbildes kennen, u. a. auch den Palast des Statthalters, in welchem sich folgende Szene abspielt:
Auf der Bühne (siehe auch die Skizze) befinden sich neben den Statisten als aktive Darsteller der STATTHALTER, außerdem HADUBRAND, WALBURGA, ARMINIUS und
später THUSNELDA (Germanen). Der Statthalter räkelt sich auf seinem Thron und ein
Sklave schenkt ihm Wein ein. Die Germanen klopfen an; ihnen wird vom Sklaven geöffnet. Sie werden vor den Statthalter gebracht:
Statthalter:
Hadubrand:
Statthalter:
Hadubrand:
Statthalter:
Arminius:
Statthalter:
Walburga:
Hadubrand:
Walburga:
Salve, Hadubrand!
Salvete, edler Statthalter!
Was ist Euer Begehren?
Wir Germanen bewundern Euer Haus, der römische Wein
ist gut, und mein Weib ist begeistert von Euren Kleidern.
Kurz und gut: Wir wollen römische Bürger werden. Dann
brauchen wir auch keine Steuern mehr zu bezahlen.
Wir Römer verleihen gerne das römische Bürgerrecht
an Germanen, die uns wohlgesonnen sind.
Aber das sind wir doch. Haben wir je gegen Euch gekämpft?
Nein, Ihr Ubier seid unsere Bundesgenossen. Das römische Bürgerrecht könnt Ihr aber nur dann erlangen, wenn Ihr mit uns kämpft im römischen Heer.
Habt Ihr 25 Jahre lang als Legionär gedient, werdet
Ihr römischer Bürger.
Männer, wollt Ihr wirklich kämpfen?
Ja, Weib, denk doch an den Lohn!
So sei es denn. Lebt wohl! Komm, Thusnelda, wir müssen noch ein paar Jährchen warten.
27
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr. 3
28
„Bye bye my love...“
Bye bye my love, maach et god
bes en 25 Johr.
Bye bye my love, ich wünsch der Mod,
dat do widderküss es klor.
Ich well dich nie, niemols vergesse,
un ich freue mich op dich,
bye bye my love, ich waad’ op dich.
29
Erläuterungen
Das Bild wird als Folie auf die Leinwand projiziert.
Die Kinder betrachten, beschreiben und kommentieren das Bild.
Es war nicht selbstverständlich, 25 Jahre Legionärsdienst in der römischen Armee unbeschadet zu überstehen.
Beachtenswert sind hier Disziplin und Ausrüstung, dort Kampfesmut und Geschicklichkeit.
Empfehlenswert ist es, weitere Bilder aus dem römischen Leben und den Kriegen zu zeigen.
30
Römer als Soldaten im Kampf
31
Stegreiftheater: Teil II
25. Jahre später:
Statthalter:
Arminius:
Statthalter:
Arminius:
Statthalter:
Salve, Arminius!
Salvete, Statthalter!
25 Jahre habe ich im römischen Heer gedient.
Du kommst allein zurück?
Ja, mein Vater Hadubrand starb den Heldentod bei der
Verteidigung des Limes.
Doch Du, Arminius, Sohn des Hadubrand, hast verdient, was Ihr damals begehrt habt, das römische
Bürgerrecht.
(Beamter verliest die Rechte) ROLLE
Arminius:
Thusnelda:
Thusnelda, jetzt können wir heiraten.
Dat ich dat noch erlevve darf!
(Lied: Ich ben ene Römer...)
32
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr. 4
33
„Ich ben ene Römer...“
Ich ben ene Römer,
leev Thusnelda,
ben ene Römer durch un durch.
Mer deit et Krütz wih,
doch ich zahl keine Stüür mih.
Ich ben ene Römer,
mer han kein Sorg!
34
Erläuterungen
Die Kinder malen Buchstaben aus. Sie tragen in möglichst kunstvoller Schrift ihren Namen ein und lassen die Urkunde vom „Präfekten“ (Lehrer / in) unterschreiben und ggfls.
stempeln oder siegeln.
Frauen erhielten das römische Bürgerrecht über ihre Männer. Die beiden NamensLeerzeilen auf der Urkunde bieten ausreichend Platz für verschiedene Lösungen.
35
Urkunde über das römische Bürgerrecht
URKUNDE
ÜBER DAS
RÖMISCHE BÜRGERRECHT
FÜR UBIER
(PRÄFEKT)
(SIEGEL)
36
Die Franken
37
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt beim Begräbnis eines fränkischen Königs.
Mit der Betrachtung eines fränkischen Helmes erörtern die Kinder
die Andersartigkeit des nunmehr herrschendes Volkes in Köln im
Vergleich zu den Römern.
Der sich anschließende Lückentext vermittelt einen Einblick in
die durch die Franken geprägten gesellschaftlichen Strukturen.
Zu den wenigen Spuren, die die Franken in Köln hinterlassen haben, zählen ihre Grabstätten. Die Toten stattete man für ihren
Aufenthalt im Jenseits zum Teil mit reichen Beigaben aus. Besonders treten zwei Fürstengräber hervor, die 1959 bei Ausgrabungen unter dem Dom gefunden wurden. Hier hatte man eine
junge Frau und einen Knaben in einer christlichen Kapelle bestattet und ihnen zahlreiche Gegenstände mitgegeben.
Durch die Entdeckung dieser Gräber liegen einige Erkenntnisse
über die Rituale der Grablegung vor. Die nachempfundene Beerdigungszeremonie eines gestorbenen Frankenkönigs vermittelt
den Kindern einen Aspekt fränkischer Kultur.
38
Erläuterungen
Anhand des fränkischen Helmes, der aus Leder und Metall besteht, ist nicht nur die unterschiedliche handwerkliche Qualität im Vergleich mit einem römischen Helm abzulesen,
sondern auch die Kulturstufe der Franken, die derjenigen der Römer unterlegen ist.
Die Kinder malen den Helm aus.
39
Ein fränkischer Helm
Morken, Prunkhelm eines fränkischen Herren
40
Erläuterungen
Die Kinder füllen den Lückentext mit den jeweils unten angegebenen Wörtern aus.
41
Die Franken (a)
Als die Herrschaft der R.................. zu Ende ging, bedrängte ein neues Volk
die Stadt K........... und das Land am Rhein.
Auf
der
rechten
Rheinseite
lebten
die
verschiedenen
Stämme
der
G.......................... . Immer wieder fielen Gruppen dieses rauen, kriegerischen Volkes unter mächtigen Heerführern in das römische Reich ein.
Mit reicher B................... zogen sie sich dann wieder in ihr Gebiet zurück.
Diese Heerführer mit ihren Gefolgschaften wurden F.................... genannt.
Solche Überfälle ließen sich die R....................... natürlich nicht gefallen.
Sie ließen sogar fränkische Heerführer mit ihren Gefolgschaften für sich kämpfen.
Den F........................ ging es vor allem darum, reiche Beute zu machen.
So kam es, dass „römische“ Franken gegen freie F.................... kämpften.
Vielen römischen B................... in der Stadt und auf dem Land wurde das
Leben hier zu gefährlich, denn die Angriffe der F................... wurden immer
erfolgreicher. Waren sie reich genug, so zogen sie weit fort von der germanischen G................. .
Einfügen:
BEUTE; BÜRGERN; FRANKEN; GERMANEN; GRENZE; KÖLN;
RÖMER
42
Die Franken (b)
Die F................... waren Ackerbauern. Die von römischen Bürgern verlassenen Bauernhöfe nahmen die Franken in Besitz. Die Stadt mit ihren Steingebäuden war für das
Bauernvolk ohne Bedeutung. Bald lebten in der R............................ nur noch wenige
hundert Menschen. Die römischen Bauten verfielen und waren bald nur noch Ruinen.
Die K................ der Franken waren eigentlich Anführer von Stämmen, die sich durch
ihre vornehme Abstammung selbst zu Herrschern gemacht hatten. Für ihre Macht brauchten sie viele Krieger und einen Königsschatz, um die K................... zu bezahlen. Zum
S............... gehörte alles, was wertvoll war: Geld, G.............und kostbare
S................... . Da, wo der König sich aufhielt und wo sein Schatz war, war auch sein
Reich.
In Köln wählten sie als königlichen Sitz und als sicheres Gebäude den P...................... des
Statthalters, der noch von den Römern erhalten war. Durch Mord und Totschlag in der
königlichen Familie wurde der fränkische K........................... aus Köln weggeschafft.
Als Hauptstadt und Königssitz hatte K............. nun keine Bedeutung mehr. Es lag am
Rande des Machtbereichs der Franken; und nur von Zeit zu Zeit besuchten die Könige
Köln.
Trotzdem war Köln für die Herrscher noch wichtig. Die Stadt war schon in römischer Zeit
Sitz des Bischofs. Auch fränkische Könige ließen sich taufen und wurden
C.................. . Die christliche Kirche gewann immer mehr an Bedeutung; und die Bischöfe standen in enger Verbindung zur weltlichen Macht.
Einfügen:
CHRISTEN; FRANKEN; GOLD; KÖLN; KÖNIGE; KÖNIGSSCHATZ;
KRIEGER; PALAST; RÖMERSTADT; SCHATZ; STOFFE.
43
Erläuterungen
Die Kinder spielen das Begräbnis eines fränkischen Königs.
1. Auf eine große Pappe (ca. 80 x 120 cm) wird in entsprechender Höhe das ausgeschnittene und ausgemalte Gesicht des Königs geklebt. Darüber wird der fränkische Helm gezeichnet und gefertigt (Leder, Fell, Alu-Folie). Darunter wird der
Körper des Königs gezeichnet und mit den gleichen oder weiteren Materialien gefertigt. Der König liegt somit auf der „Totenbahre“, die an den Rändern noch gestaltet werden kann.
2. Auf eine zweite ähnlich große Pappe oder ein Betttuch werden die Grabbeigaben
gelegt; nachdem sie gezeichnet und ausgemalt oder mit entsprechenden Materialien gefertigt oder geklebt wurden:
- Silbermünzen
- Fausthandschuhe
- Langschwert aus Eisen mit Elfenbeingriff
- Stuhl
- Schild
- Eimer
- Pfeilspitzen
- Bronzebecher
- Wurfbeil
- Trinkhorn
- Lanze
- Teller und Besteck
- Pilgerflasche
44
Ein fränkischer König
45
Erläuterungen
3 Die Kinder tragen die Totenbahre und die Bahre mit den Grabbeigaben zum „Grab“.
Außer den Trägern gehen an der Zugspitze der Herold (mit Stab) und Musikanten mit
Instrumenten (Trommeln, Schlagwerk, Tuthörner aus Papier) mit; der Rest ist Trauergemeinde. Die Wertgegenstände können von den Kinder zu dieser Stunde mitgebracht
werden, dass erhöht die Identifikation mit der Thematik.
CD Liedtitel Nr. 5
46
„Der Künning es dud...“
Der Künning es dud
Mir Franke han Nud
Doch et hoffen Frau un Mann
Dat mer baal ´ne neue Künning han.
Herold
Träger mit Totenbahre
Musikanten
Träger mit Bahre der
Grabbeigaben
Musikanten
Trauergemeinde
47
Die Erzbischöfe
48
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt in der Darstellung der Machtfülle
und des Machtmissbrauchs der Erzbischöfe.
Die Kinder begegnen Krone und Erzbischofsmütze als Zeichen der neuen
Herrschaft.
Vom Kaiser erhält der Erzbischof nach und nach Rechte, mit denen er seine Macht über die Stadt festigen kann. Dieser Prozess wird symbolisch
mit der Verleihung einer Rechtsurkunde an den Erzbischof durch die Kinder nachgespielt. Dabei wird zum einen die Hierarchie Kaiser - Erzbischof
- Volk und zum anderen die große Machtfülle des Erzbischofs ohne demokratische Kontrolle deutlich.
Die mit wachsendem Machtmissbrauch des Erzbischofs einhergehenden
Unruhen in der Bevölkerung werden im folgenden durch die Lieder „Feschers Köbes“ und „Die Schlacht bei Worringen“ verständlich gemacht.
49
Erläuterungen
Die Macht der Erzbischöfe
1. Die Kinder fertigen aus Goldfolie eine Bischofsmütze und eine Kaiserkrone.
Auf farbigen Pappen (DIN A 3) werden die Urkunden geschrieben und gemalt
(wie abgebildet). In jede der 6 Urkunden wird einer der folgenden Texte eingetragen:
• Steuererhebung
..... (ist damit) Herr über Steuern und Zölle
• Hohe Gerichtsbarkeit
..... (ist damit) höchster Richter der Stadt Köln
• Münze
..... (ist damit) Herr über die Prägung des Kölner Geldes
• Wehrhoheit
..... (ist damit) Herr über die Befestigung durch Mauern, über die Soldaten und über das Kriegsgeschehen
• Handels- und Gewerbeaufsicht
..... (ist damit) Herr über Handel, Geschäfte, Maße und Gewichte
• Ordnung
..... (ist damit) Herr über die öffentliche Ordnung auf Straßen, Märkten,
Plätzen und Häfen.
2. Verleihungs-Zeremonie:
Der Kaiser wird in der Stadt Köln empfangen und besteigt seinen Thron (geschmückter Stuhl auf einem Tisch). Er verleiht dem Erzbischof (niedrigere Position, z. B. geschmückter Stuhl am Boden) die Urkunden und lässt sie vorlesen.
3. Nachdem der Kaiser verabschiedet wurde, verkündet der Erzbischof der Kölner
Bevölkerung seine Rechte. Durch Ausstellung von Ausweisen rekrutiert er Aufseher, welche die Beachtung und Durchführung seiner Rechte sichern (wie abgebildet).
50
Königskrone, Bischofsmütze und Urkunde
Erzbischofsmütze
Kaiserkrone
Urkunde
Hierdurch verleiht der Kaiser
dem
Erzbischof von Köln
das Recht der
Der Erzbischof ist damit
wird von
Erzbischof Anno
zum / zur
bestellt

Kaiserliche Urkunden über die Rechte des
Erzbischofs von Köln
Erzbischof von Köln
Ausweis für Aufseher / innen
51
Erläuterungen
Das folgende Lied schildert das Schicksal einer Kölner Handelsfamilie unter der
Herrschaft des Erzbischofs Anno.
CD Liedtitel Nr. 6
52
„Feschers Köbes“
De Feschers lävten em hellige Kölle,
et wor en Familich vun ech kölscher Aat.
Mer schrevv de Zigg su koot vör Elfhundert
et Levve trof se hadd.
Der Vatter dat wor der Feschers Bäätes,
hatt drei stolze Scheffe, wor Handelshäär.
Hä fuhr vun Kölle bes Engeland un Holland,
sing Fuhre tonneschwer.
Se däten ehr Wod an denne uslooße,
die grad op Besök beim Anno gewäs.
Der Feschers Köbes, dä wollt se beruhige
un reef laut: Höö op met dä Dress
Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang, hä wor ´ne kölsche Fetz.
Singe äldste Sonn dat wor der Köbes,
för dä hatt dä Bäätes e Frachscheff gebaut.
Domet wor dä Köbes en Holland gewäse
beim Keetje, dat wor sing Braut.
Der Köbes, dä die Kölsche gefoht hatt,
dä woodt jetz en ganz Kölle gefiert.
Doch üvver Naach, do kom der Anno
met Söldner aanmarschiert.
Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang, hä wor ´ne kölsche Fetz.
Hä wollt zwor vergevve, doch sing Soldate
han einfach koote fuffzehn gemaht;
se han och dä Köbes zesammegeschlage
un han en dann en Kette gelaht.
Hä wor grad doheim, do braht im der Stadtvogt
vum Ääzbischoff Anno e Schrieve vörbei.
Si Frachtscheff sollt der Köbes im gevve,
su einfach, als wör nix dobei.
Der Köbes saht: Su lang wie ich leeve
kritt ehr et nit, dozo hat ehr kei Rääch.
Un die Kölsche, die dovun hoote, die sahten:
Der Köbes, dä hät Rääch.
Sing Mamm, die ging beim Anno dann bedde
un saht: leeve Föösch, verschont minge Jung;
Ehr kritt unser Scheff un all unser Grosche,
doch gevvt mer minge Jung.
Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang, hä wor ´ne kölsche Fetz.
Der Ääzbischoff Anno sprung baal usem Wöbche,
hä bröllte: Hee driev der Düüvel si Spill.
Hä dät vun der Kanzel ganz Kölle usschänge,
dat wor dann denne Kölsche zo vill.
De Aanklag woodt dann vörgelese;
un dann passeete, wat keiner verstundt.
Se däten dem Köbes et Augeleech nemme,
en letzte Tron em Aug im stundt.
Em Nu hat sich dat wie e Füür römgesproche,
„Kölsche dä Kölsche“ heeß jetz de Parol.
Erus met däm Kraadeföösch us Schwobe
schmießt en vum Bischoffsstohl.
Dem Papp un der Mamm es et Hätz fass gebroche,
ehr Siel woodt zo Stein vör Troor un vör Ping.
Blodrud stundt de Sonn üvver Kölle,
der Köbes, dä kunnt se nit sinn.
Doch als se de Dür vum Dom opgebroche,
do wor dä Anno ald längs durch de Kood.
Hä hatt sich durch e Pöözche verkroche,
die Kölsche, die kochten vör Wod
Hä wor jung un stolz, hatt e Hätz,
standhaff un nit bang, hä wor ne kölsche Fetz.
53
Erläuterungen
Durch die Niederlage in der Schlacht von Worringen 1288 war die Macht der
Erzbischöfe gebrochen. Die Kölner waren seit dieser Zeit bis heute zwar nicht
frei von Fremdherrschaft, aber der Wille zur Freiheit und Selbstbehauptung war
von da an ungebrochen.
CD Liedtitel Nr. 7
54
„Die Schlacht bei Worringen“
1288 troke mer durch die kölsche Muur
met Knöppel, Schwert un Hellebarde’, un an der Spetz der Kölsche Buur.
Zom Schlachfeld hin noh Worringen, entlang der Nüüßer Stroß
reefen uns Fraue un uns Pänz: Godd met üch, kutt gesund noh Hus.
Dä Ääzbischoff vun Westerburg, dä wollt ald lang uns Kölle han.
Däm ging et nor öm Maach un Geld, nit öm uns Siel, däm Kirchemann.
Hä wollt se ungerwirfe, uns Heimatstadt am Rhing,
dat dorf im nit gelinge, dröm moote mer noh Worringen hin.
Wä en Kölle es gebore, hät e Rääch si Levve lang
frei ze sin un frei ze od’me, jede Minsch ´ne freie Mann.
De Sonn, die stundt ald zemlich huh, do kome mer endlich aan.
Dä Feind hatt sich schon opgestellt, siegessecher schwenkten se ehr Fahn.
Do han mer e Leed gesunge op uns Vatterstadt,
de Knöppele geschwunge un uns domet selver Mod gemaht.
Om freie Feld vun Worringen schlogen sich fuffzehndausend Mann.
Mer hatten ald fass verlore, am Boddem log uns kölsche Fahn.
De Luff wor voll vun Gebröll un Schweiß, voll vun Angs un Nud,
der Sensemann ging hadd zor Saach, de Ääd wor gedränk met Blod.
Wä en Kölle es gebore, hät e Rääch si Levve lang
frei ze sin un frei ze od’me, jede Minsch ´ne freie Mann.
Do komen em letzte Augenbleck, et woren ald fünf vor zwölf,
de Buure us dem Bergische met Mordsgebröll uns zor Hilf.
Der Knöppel kraach, der Flägel höpp, su kämfte mer Sigg an Sigg,
leever dud, wie ene Knääch ze sin, ävver keine Meter Boddem mih zoröck.
Met Goddes un der Buure Hilf hatte mer et am Engk geschaff,
met Trone en de Auge, un met allerletzter Kraff.
Manch gode Fründ kom nit mih heim, feel en der eeschte Reih,
dät Frau un Pänz nie widdersinn, der Pries wor huh, doch uns Stadt wor frei.
Wä en Kölle es gebore, hät e Rääch si Levve lang
frei ze sin un frei ze od’me, jede Minsch ´ne freie Mann.
55
Die Patrizier
56
Schwerpunkte und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt auf der Wechselbeziehung zwischen Wohlstand und Machtausübung.
Am Beispiel der Overstolzen in Köln wird der Aufstieg des Handelsadels zum neuen Herrschaftstyp gezeigt. Dies wird mit Text- und Bildmaterial erarbeitet.
In der anschließenden Spielszene lernen die Kinder, dass geistiger und
materieller Reichtum unter den Bedingungen dieser Zeit gelungene
Herrschaft zum Wohle vieler ermöglichen konnte.
Anhand des Textabschnittes „Weberaufstand“ soll abschließend eine
Diskussion darüber geführt werden, unter welchen Bedingungen der
Wunsch nach Machtübernahme entsteht.
57
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
58
Die edlen Geschlechter
In der Zeit, als die Bischöfe ihre Macht ausdehnen und festigen konnten, kamen viele
Kaufleute in Europa zu großem Reichtum.
Auch im Köln des 13. Jahrhunderts, das mittlerweile zu einem Handelzentrum aufgestiegen war, gab es einige dieser wohlhabenden und einflussreichen Familien, die über eine
große Anhängerschaft in der Bevölkerung verfügten. Sie bezeichneten sich selbst als „edle
Geschlechter freier Art“ und behaupteten, römische Vorfahren gehabt zu haben, ohne jedoch dies je beweisen zu können. Heute noch tragen einige Straßen in Köln den Namen
der damaligen Patrizierfamilien, wie z. B. von Aducht, Jude, Quattermart, Kleingedank,
Hardevust und Overstolz.
Zum Teil waren die edlen Geschlechter auch über die Zusammenarbeit mit Erzbischöfen
zu Reichtum gelangt, mit denen sie im Laufe der Zeit zunehmend um die Macht in Köln
konkurrierten. Nach dem Sieg über den Erzbischof in der Schlacht von Worringen übernahmen die reichen und vornehmen Patrizier die Macht. Danach herrschten sie etwas
mehr als 100 Jahre in Köln.
59
Erläuterungen
Die Kinder malen das Wappen der Overstolzen an.
Die Ornamentik ist silber bis grau, der Grund des Wappens rot, die Streifen sind goldfarben.
60
Das Wappen der Overstolz
61
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
Hinweise des Lehrers / der Lehrerin zu den Baustilen Romanik und Gotik.
62
Das Overstolzen-Haus in der
Rheingasse 8
Die Patrizier-Familie Overstolz war sehr wohlhabend und einflussreich. In Köln
geschah nichts Wichtiges, was nicht mit den Overstolzen abgesprochen war und
dem sie nicht zugestimmt hatten. Seit vielen Jahren handelte diese Familie mit
wertvollen Gütern aus aller Herren Länder. Sie knüpfte Kontakte zu mächtigen und
bedeutenden Personen und pflegte sie. Daher kam zum äußeren Reichtum ein innerer hinzu: Wissen und Bildung.
Um aller Welt die eigene Bedeutung und Macht zu zeigen, ließen sich die
Overstolzen, wie auch andere PatrizierFamilien, ein großes und aufwändiges Haus
bauen. Es war nicht aus Holz oder Fachwerk,
sondern aus Stein im romanischen Stil errichtet, dem Stil, in dem viele Kirchen Kölns gebaut worden waren. Zur Straße hin glänzte
das Haus mit einer prachtvoll gestalteten Fassade, kunstvoll gemauerten Fenstern und
Säulen. Im Keller und in den oberen Stockwerken lagerten die Handelswaren, im 1.
Stock befand sich der große Festsaal mit herrlichen Wandmalereien, die Szenen aus dem
ritterlichen Leben zeigten.
Die Familie Overstolz wohnte aber nicht dort,
sondern in mehreren umliegenden Häusern,
weil das Haus sehr zugig und kalt war. Es ist
bis heute erhalten und kann besichtigt werden.
63
Erläuterungen
1. Herr Overstolz sitzt an einem großen Tisch. Er ist bekleidet mit einem wertvollen Tuch
(Schal) und (evtl.) Haube. Auf dem Tisch liegen Bündel Geldscheine: Ein Stapel Kölner 1-Pfennige, ein Stapel Kölner 10-Pfennige, ein Stapel 1-Mark.
2. Herrn Overstolz wird durch einen Hausdiener der Besuch des Herrn Handli aus Basel
angekündigt. Dieser tritt ein, wird höflich begrüßt und übergibt ein Gastgeschenk. Herr
Overstolz bietet Most und Gebäck an. Herr Handli führt einen stattlichen Posten arabischer Tuche mit sich, die er in Venedig gekauft hat, und möchte sie Herrn Overstolz
verkaufen. Dieser zeigt Interesse. Sie feilschen nun um den Preis. Schließlich erwirbt
Herr Overstolz den Posten Tuche für 24 Mark und 68 Pfennig. Herr Handli wird
freundlich verabschiedet.
3. Der Hausdiener meldet (von der anderen Seite) den Besuch des Mijnher van der Tal
aus Nijmwegen an. Dieser zeigt nach der Begrüßung Interesse an den Stoffen. Er kauft
sie für den Preis von 56 Mark und 79 Pfennig.
4. Die Kölner Kaufleute und Handwerker, die bisher diese Vorgänge stumm beobachtet
haben, wollen am Reichtum teilhaben. Dies geschieht dadurch, dass Herr Overstolz
aufgrund seines guten Geschäftes ein glanzvolles Fest in seinem Haus vorbereitet und
dazu die Dienste eben jener Kaufleute und Handwerker benötigt. Er bestellt Speisen,
Bier, Wein, Musik, neue Kleider für Frau Overstolz und sich, Schmuck für Frau Overstolz, Kerzen, eine neue Anrichte, neues Geschirr usw. Er zahlt einen Teil seines
Verdienstes an die Kaufleute und Handwerker, deren Wünsche damit wenigstens materiell zum Teil befriedigt werden.
5. Nach Ende des Spiels reflektieren die Schüler das Dargestellte, beschreiben und erkennen die Zusammenhänge. Sie benennen jedoch auch die Eindimensionalität der materiellen und politischen Abhängigkeiten und äußern Ansprüche auf Möglichkeit und Beteiligung an der Macht.
64
Im Kontor des Herrn Overstolz
1
2
3
4
5
6
7
Herr Overstolz (1) sitzt an seinem Schreibtisch (4).
Herr Handli aus Basel (Schweiz) (2) verkauft ihm einen Posten wertvoller Tuche
(5) für 24 Mark und 68 Pfennige.
Herr Overstolz bezahlt mit Geld aus seinem Geldstapel (6).
Mijnher van der Tal aus Nijmegen (Niederlande) (3) kauft den gesamten Posten
Tuche für 56 Mark und 79 Pfennige.
Herr Overstolz füllt seinen Geldstapel (6) damit auf. Sein Barvermögen ist
beträchtlich gewachsen.
Die Preisgestaltung für die Leistungen und Lieferungen der Kölner Handwerker,
Händler und Dienstleute ist entsprechend der vorhandenen Geldmenge zu regeln.
Die Kölner Handwerker, Händler und Dienstleistende (Kinder der Gruppe) (7)
erhalten Arbeits- und Lieferaufträge von Herrn Overstolz.
65
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
66
Der Aufstand der Weber
Mit der Zeit waren in der Stadt auch kleinere Kaufleute und ebenso Handwerker zu Reichtum und Ansehen gelangt. Sie waren ein wenig an der Verwaltung und Regierung der
Stadt beteiligt, wollten aber mehr Einfluss nehmen und auch hohe Ämter bekleiden. Doch
die Patrizier beteiligten sie kaum an wichtigen Entscheidungen, die sie in ihrem „engen
Rat“ trafen. Bald breitete sich Unruhe aus, denn Kaufleute und Handwerker verlangten
immer lauter nach Mitsprache. Es dauerte nicht lange und man stand sich mit den Waffen
in der Hand gegenüber. Die Vereinigung der Weber stellte sich an die Spitze der Unzufriedenen und handelte den Patriziern ein Mitspracherecht bei der Führung der Stadt Köln
ab.
Aber die Weber wurden eingebildet und hochmütig und entzweiten sich von ihren ehemaligen Mitstreitern um mehr Mitsprache. Am Ende kam es zu einer blutigen Schlacht zwischen den Patriziern und den Webern. Die Weber wurden furchtbar geschlagen und aus
Köln vertrieben. Die Patrizier übernahmen noch einmal allein die Macht, allerdings nicht
für lange.
67
Gaffeln und Zünfte
68
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt beim Verbundbrief.
Über die Erarbeitung der Inhalte des Verbundbriefes von 1396,
der durch den Transfixbrief 1513 ergänzt wurde, erfahren die
Kinder vom neuen Recht und der neuen Ordnung in Köln. Ihre
Kenntnis wird durch die Beschäftigung mit Namen und Wappen
der Gaffeln und Zünfte vertieft.
Das Lied zum Verbundbrief schildert aus heutiger Sicht den immerwährenden Kampf um die Freiheit, die 1396 einen Sieg errungen hatte.
Mit dem Lied „De Kölsche Schusterjunge“ werden am Beispiel
der Schusterzunft Möglichkeiten und Begrenzungen des Alltags
nacherlebt.
69
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
70
Dem Gesetz verbunden
Kaufleute, Handwerker und Patrizier einigten sich auf ein Gesetz, das der Stadt eine neue
gesetzliche Ordnung geben sollte: den Verbundbrief. Er trat am 14. September 1396 in
Kraft sollte fast 400 Jahre Gültigkeit haben. Der Verbundbrief war auf ein großes Blatt
Pergamentpapier geschrieben. Am unteren Rand hatte man Wachssiegel der 22 Gaffeln
und das Siegel des Rates zur Beglaubigung angebracht. Jede Gaffel und der Rat erhielten
eine Abschrift, die sorgfältig aufbewahrt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen lauteten:
• Der Rat der Stadt Köln besteht aus 49 Bürgern, die Mitglieder in Gaffeln sein
müssen.
• Der Rat wählt für ein Jahr zwei ehrbare, weise und ehelich geborene Bürgermeister.
• Diese dürfen sich nicht bestechen lassen und keine Geschenke annehmen, denn
die Ehre und die Freiheit der Stadt Köln erfordert die unabhängige Ausübung des
Amtes.
• Jeder Kölner Bürger muss Angehöriger einer Gaffel oder Zunft sein und schwören, alle Bestimmungen des Verbundbriefes zu befolgen.
• Mit dem Eintritt in eine Gaffel oder Zunft muss jeder eine Geldsumme einzahlen
und eine Kampfausrüstung mitbringen, um im Notfall die Stadt zu verteidigen.
Die Ausrüstung besteht aus Helm, Panzer, Harnisch und Kriegshandschuhen.
Doch verstießen Bürgermeister und einige Ratsherren immer öfter gegen den Geist des
Verbundbriefs, was zu offenen Konflikten mit der Bürgerschaft führte. Der Verbundbrief
wurde schließlich 1513 durch den Transfixbrief ergänzt. Danach musste der Rat fortan
alle Angelegenheiten öffentlich beraten und sich durch den „Rat der Vierundvierziger“
(weitere Vertreter einzelner Gaffeln) kontrollieren lassen.
71
Erläuterungen
Die Kinder fertigen in Einzel- und Gruppenarbeit einen Verbundbrief an.
72
Die Herstellung des Verbundbriefes
Der Verbundbrief besteht aus einem stabilen Karton 60 x 80 cm.
Die wichtigsten Bestimmungen werden in kunstvoller Schrift darauf abgeschrieben.
An Bastschleifen hängen das Siegel der Stadt Köln (links) und die Siegel der Gaffeln und
Zünfte. Sie sind aus rotem Wachs, das flüssig in Konservendosen gegossen und erkaltet
herausgenommen wird. Die Symbole der Gaffeln und Zünfte werden mit einem Nagel
eingeritzt.
Verbundbrief
• Der Rat der Stadt Köln besteht...
• Der Rat wählt für ein Jahr...
• Diese dürfen sich nicht...
• Jeder Kölner Bürger muss...
• Mit dem Eintritt in eine Gaffel...
Köln, den 14. September 1396
73
Verbundbrief
74
Die Kölner Gaffeln und Zünfte
75
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr.8
76
Das Lied zum Verbundbrief
Zigg 600 Johre em Hätz un em Kopp
Lang drop gewaadt un vill dröm geklopp,
Freiheit en Kölle, jedem si Rääch,
Blieve mer einig: Nit Häär un nit Knääch.
1.
Noch immer deit de Angs vill Minsche regiere,
Noch immer dun vill Minsche der Mod verliere,
Noch immer nimp der ein dem andere de Freiheit weg;
Et Größte, dat mir Minsche han, litt ze off em Dreck:
2.
Mer han noch nit genog geliert, uns Freiheit zo bewahre
Wann mer se dann nit mieh han, dun mer lauthals klage.
Mer bedde zo dä selvsgemahte Gödder: Maht uns frei!
Die freuen sich, kasseere av un krigen uns dobei:
3.
Mer Kölsche han en Tradition, un die heiß: frei ze sin;
Dröm kummen och us aller Welt de Minsche zo uns hin.
Uns kölsche Freiheit gild för uns, för rud un gääl un schwatz,
Wo Freiheit es, es Kölle, un do es för jeder Platz:
77
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
78
Zünfte als Garanten der Ordnung
Das Leben in den Zünften, die sich in Gaffeln zusammengeschlossen hatten und die Geschichte der Stadt leiteten, war für den einzelnen weitgehend vorgeschrieben. Um nicht
Schutz, Unterstützung und Anerkennung der Gemeinschaft zu verlieren, musste man außer den Bestimmungen des Verbundbriefes, auch die Vorschriften der Zunftordnungen
befolgen. Jede Zunft hatte ihre eigenen allgemeinen Verhaltensregeln und eine strenge
Kleiderordnung.
Wie es in einer Werkstatt der Schuster-Zunft zuging, ist aus dem nachfolgenden Lied „De
kölsche Schusterjunge“ zu entnehmen. Das Lied entstand zwar erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts; es spiegelt aber noch etwas wider von der Ordnung, der Sicherheit und der
Freiheitsbeschränkung aus der Zeit des Verbundbriefes.
79
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr.9
80
„De kölsche Schusterjunge“
Mer setzen bovven ungerm Daach, genöglich op der Läuv.
Dä Pechdroht flutsch, dä Spannreem kraach, dä Schweiß driev uns vum Häuv;
Am Stivvelchen do fählt ‘ne Stropp, dä Schohn dä kritt de Muul gestopp,
hee dä Pantuffel weed gebödt, dä Stivvel kritt neu Ööd.
Mer lappe, mer pappe, schlonn kräftig op dä Penn!
Denn all die Schusterjunge han immer, han immer,
denn all die Schusterjunge han immer löst’ge Senn.
Wenn morgens de Frau Meistersch weck, dann springen op mer flott.
Flöck es dann och der Desch gedeck, et dämp der Kaffeepott.
Öm zehn Ohr geiht dä Aal dann hin, schödd jedem singe Knurvel en,
wie schmeck zom Fröhstöck dä su nett beim Schusterkotelett.
Mer stecke, mer flecke, schlonn kräftig op dä Penn!
Denn all die Schusterjunge han immer, han immer,
denn all die Schusterjunge han immer löst’ge Senn.
Un wenn dann ööntlich hät geflupp de Arbeid flink un fresch,
dann kütt och Speck un Ääzezupp des Meddags op der Desch.
Frau Meistersch es en gode Frau, se kennt ehr Junge ganz genau.
Wä ehr et bess de Kinder dräht, der grötste Teller hät.
Mer ööde, mer bööde, schlonn kräftig op dä Penn!
Denn all die Schusterjunge han immer, han immer,
denn all die Schusterjunge han immer löst’ge Senn.
Frau Meistersch röf uns dörch de Dör: „No, Henn un Mattheis, kutt;
do Henn, do schells de Quallmänn mer; do Mattheis, drähs dä Putt.
Do Pitterche, schödds hingerm Huus de Büdd met drecklich Wasser uus!“
Ehr seht, ‘ne junge Schusterschfant, dä hät ‘ne schwere Stand.
Mer knuve, mer schruuve,schlonn kräftig op dä Penn!
Denn all die Schusterjunge han immer, han immer,
denn all die Schusterjunge han immer löst’ge Senn.
81
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
82
„Klüngel“ und Zerfall
Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich ein kleiner Kreis wohlhabender Zunftmitglieder gebildet. Im krassen Gegensatz zu den Bestimmungen des Verbundbriefs missbrauchten sie
den Rat und die Bürgermeisterposten zur Sicherung der eigenen Interessen.
Politische Reformen, neue Methoden zur Herstellung von Waren, die Erneuerung der
Kölner Messe und die Erlaubnis für Ausländer, in Köln Handel betreiben zu dürfen, wurden erschwert oder verboten. Damit die Ordnung in der Stadt erhalten blieb und möglichst
kein Zunftmitglied seine Arbeit verlor, durften solche Maschinen, die die Produktion einfacher machten, nicht angeschafft und nur bestimmte Mengen von Waren hergestellt werden. Die Folge war, dass Einzelbetriebe sich nicht mehr vergrößern konnten und der Handel zurückging.
83
Die Franzosen
84
Schwerpunkte und Arbeitsschritte
Schwerpunktmäßig behandelt diese Epoche die Ankunft eines neuen
Zeitalters, symbolisch dargestellt durch die Errichtung eines Freiheitsbaumes auf dem Kölner Neumarkt.
Geschildert werden die hygienischen Zustände in Köln und der Einmarsch französischer Truppen in der Stadt.
Die Abschaffung der alten Ordnung und die Einführung neuer Regeln
und Gesetze wird anhand eines Lückentextes veranschaulicht.
Unter dem selbsterrichteten Freiheitsbaum singen die Kinder das Lied
„Häär ov Knääch“.
85
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
86
Frischer Wind im schmutzigen Köln
1794 ziehen französische Soldaten in die Stadt ein. Zum ersten Mal seit 900 Jahren ist
Köln wieder von fremden Truppen besetzt. Zwanzig Jahre unter der Herrschaft der Franzosen beginnen.
„Am Morgen des 6. Oktober reitet der ehemalige Poststallmeister Elsen den Franzosen
entgegen. Er kündigt die widerstandslose Übergabe der Stadt an. Gegen neun Uhr fährt
eine Abordnung des Rates General François Championnet auf der Aachener Straße entgegen. Bei seinem Einzug übergibt ihm der Bürgermeister Reiner Joseph von Klespe entsprechend der französischen Forderung am Schlagbaum vor dem Hahnentor die Stadtschlüssel. Am frühen Nachmittag folgen die französischen Truppenverbände. Stadttore,
Kaufhäuser und Rheinufer werden besetzt, sämtliche Waren beschlagnahmt“.
Wie sah es damals in Köln aus?
In verdreckten Straßen stinkt es wortwörtlich zum Himmel. Schweine laufen frei umher
und wühlen in Abfällen. Große Probleme bereitet dem Rat der Unrat, der Kot, der Schutt
und die Haushaltsabfälle, die von den Bürgern einfach auf die Straße geworfen werden;
Köln gilt als die „abscheulichste Stadt Deutschlands“. Der französische Kommandant
führt bestimmte Kehrzeiten (Besen) und die Müllabfuhr (Mülltonne) ein. Doch in den
Gassen stinkt es weiterhin nach Urin. Dagegen hilft nur Kölnisch Wasser, in welches Taschentücher getaucht werden.
87
Erläuterungen
Die Kinder vervollständigen den Lückentext mit den unten angegebenen Wörtern.
88
Alte Symbole, neue Ordnung
Der P.................................... auf dem Alter Markt und der Schandpfahl
verschwanden aus dem Stadtbild. Der A........ ........., die Feudalrechte und der Zehnt
wurden abgeschafft, die Gewerbefreiheit eingeführt. Auch Maßnahmen wie die Vereinheitlichung der M.................... ............... ............ vereinfachen das Leben.
Seit der Verlegung der französischen Zollgrenze entdeckten die Kölner im
S.......................... über den Rhein, besonders mit Seide, eine neue Erwerbsquelle.
Die National- und Volksfeste als Ersatz für die christlichen Feiertage werden von
den Kölnern nur halbherzig aufgenommen. Statt des gregorianischen Kalenders soll nun
der R.......................... , der mit dem Gründungstag der Französischen Republik am
22. September beginnt, gelten. Doch die verwirrende Zeitrechnung kann sich nicht durchsetzen, erst recht nicht das Verbot aller K....... ................... . Am Neumarkt und am
Rathaus prangt seit dem 17. September 1797 ein F....................................
ADEL − FREIHEITSBAUM − KARNEVALSFEIERN − MASSE, GEWICHTE UND
DER WÄHRUNG − PRANGER − REVOLUTIONSKALENDER − SCHMUGGEL
89
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
Lehrerhilfe bei der Erläuterung der Begriffe ist notwendig.
90
Code Napoléon
Mit Einführung der französischen Verwaltung und Abschaffung der mittelalterlichen
Ordnung wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Rheinland erstmals bürgerliche Freiheitsrechte garantiert. Von nun an galt das damals revolutionär geltende Prinzip der
Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Staat und seinen Gesetzen. Allerdings blieben Frauen weiterhin von einigen Rechten ausgeschlossen. Das neue, in Köln eingeführte, französische Recht umfasste fünf Gesetzbücher, unter anderem auch den sogenannten Code Civil (Zivilrecht) und den Code Napoléon (Strafrecht).
Code Civil und Code Napoléon
Abschaffung aller Zünfte, Gaffeln, der Höheren Schulen, der Universität und
des Rates; Aufhebung der Gerichtsbarkeit, der kirchlichen Gemeinschaften
und der Sonderrechte Kölns.
Einführung einer zentralistischen Verwaltung (Bürgermeister ist an Weisungen
des französischen Innenministers gebunden); Aufteilung der Stadtverwaltung;
Aufstellung von Finanzplänen; Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung; Einführung von fünf Gesetzbüchern (alles Recht wird festgelegt); Gleichstellung von Katholiken, Protestanten und Juden; Einführung von Geburts-,
Heirats- und Todesurkunden sowie von Hausnummern; die Einwohner Kölns
hießen jetzt Bürger, allerdings ohne Wahlrecht und Einfluss auf politische Entscheidungen.
91
Erläuterungen
Drei Pappstreifen (ca. 15 x 60 cm) werden beschriftet mit den Begriffen:
LIBERTÉ, ÉGALITÉ, FRATERNITÉ, (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit).
Sie werden an den Seiten zusammengeheftet (wie abgebildet), an mehreren Stellen von
blauem, weißem und rotem Band gesäumt und als Ring an einen Kartenständer gehängt.
Auf dessen Spitze kann aus Goldfolie eine Freiheitsfigur gestellt werden.
Alle stellen sich kreisförmig um den Freiheitsbaum und singen das Lied
„Häär ov Knääch“.
92
Wir bauen einen Freiheitsbaum
LIBERTÉ • LIBERTÉ • LIBERTÉ •
ÉGALITÉ • ÉGALITÉ • ÉGALITÉ •
FRATERNITÉ • FRATERNITÉ
93
Erläuterungen
Melodie: „Prinz Eugen, der edle Ritter“, ca. 1848. Ein Lied aus der deutschen Demokratiebewegung und mit die erste öffentliche Formulierung
demokratischer Ideen in Deutschland.
CD Liedtitel Nr. 10
Anmerkung: Das kölsche Wort „ov“ bedeutet sowohl „ob“ als auch „oder“.
94
„Häär ov Knääch“
Ov mer ärm all sin ov prächtig,
nix ze sage han ov mächtig,
ov en Frau mer sin ov Mann,
Dat mer all zesammehalde,
un sich jeder deit entfalde,
dorop kütt et nämlich aan.
Ov mer äänz sin oder Jecke,
ov mer uns vör Angs versteche,
ov mer Mod un Hoffnung han,
Dat mer Arbeit han un Rääch,
un keiner sin will Här un Knääch,
jo dorop kütt et nämlich aan.
95
Die Preußen
96
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt auf dem Dreiklassenwahlrecht und
den Auswirkungen des preußischen Wesens im rheinischen Köln.
Köln liegt jetzt am westlichen Rand Preußens. Für die Kölner gilt es, den
Geist der Freiheit unter preußischer Herrschaft zu bewahren. Das Dreiklassenwahlrecht bringt den Kindern nahe, wie schwer dies war.
Die Kinder begegnen in dem Lied „Rote Funken-Marsch“ dem militärischen Geist Preußens auf humorvolle Art und Weise.
97
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Sie füllen die Landkarte wie angegeben aus.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
98
Köln, eine preußische Stadt
Im Jahre 1814, also nach 20 Jahren, zogen sich die Franzosen aus Köln zurück. Der französische Kaiser Napoleon war militärisch so schwach geworden, dass seine Armeen vom
preußischen Heer besiegt wurden. Das Land Preußen war damals das mächtigste Land im
deutschen Staatenbund. Nach dem Sieg über die Franzosen erhielt es das Rheinland mit
Köln, das so zu einer preußischen Stadt wurde.
Male auf der Karte das preußische Staatsgebiet blau aus, die Hauptstadt Berlin unterstreiche rot, ebenso die Stadt Köln, die jetzt in der preußischen Rheinprovinz liegt.
Bis zum Jahre 1945, also 130 Jahre lang, blieb Köln eine preußische Stadt, auch nach der
Gründung des deutschen Reiches 1871. Preußen war nun das größte Land in diesem neuen
Staat. Köln wuchs in dieser Zeit um das Dreißigfache, die Einwohnerzahl um mehr als das
Zehnfache - Köln wurde zur bedeutenden Großstadt.
99
Erläuterungen
Das Dreiklassenwahlrecht: Funktionsweise und politische Auswirkungen
Nach der rheinischen Gemeindeordnung von 1845 blieb dem weitaus größten Teil der
Kölner Bürger auch weiterhin das Wahlrecht verwehrt. Dem Großbürgertum allerdings
wurde mit Einführung des Dreiklassenwahlrechts erstmals eine legale politische Betätigung im Gemeinderat zugestanden. Damit war die Verbindung zwischen Reichtum und
Macht politisch symbolhaft institutionalisiert worden.
Gemäß der neuen Wahlordnung waren die Wahlberechtigten in drei Einkommens- bzw.
Steuerklassen eingeteilt, wobei jede Klasse für ein Drittel des gesamten Steuervolumens
aufkam. Doch obwohl der 1. Klasse die wenigsten und der 3. Klasse die meisten Bürger
angehörten, entfielen auf alle drei Gruppen die gleichen Stimmenanteile bei der Wahl des
dreißigköpfigen Gemeinderates.
Spiel: Das Gesamtsteueraufkommen beträgt 11.100 Taler. Es werden drei Steuerklassen gebildet, die jeweils ein Drittel der Ratsmitglieder wählen:
• Zwei Schüler erhalten 10 Wahlzettel, da sie bis zu 2000 Taler Steuern zahlen (Steuerklasse 1). Die Steuerbescheide (vom Lehrer auszufüllen) belaufen sich auf jeweils
1800 und 1900 Taler (zusammen 3700 Taler)
• Fünf Schüler erhalten 10 Wahlzettel, da sie bis zu 1000 Taler Steuern zahlen (Steuerklasse 2). Die Steuerbescheide belaufen sich auf jeweils 850, 690, 560, 780 und
820 Taler (zusammen 3700 Taler)
• Der Rest der Schulklasse erhält 10 Wahlzettel, da jeder Schüler bis zu 500 Taler
Steuern bezahlt (Steuerklasse 3). Ausfüllen nach Beliebigkeit (zus. 3000 Taler).
Nach dem Spiel Diskussion und ein Vergleich mit dem heutigen Wahlrecht. Frauen
waren von der Wahl ausgeschlossen (evtl. in Spiel einbauen).
100
Das Dreiklassenwahlrecht
Durch die Besatzung der Franzosen wehte in Köln ein neuer Geist: fortschrittliche Verwaltung, mehr Gerechtigkeit, freiheitliches Gedankengut (Liberté, Egalité, Fraternité),
hatten ihren Platz in den Köpfen und Herzen der Kölner.
Grundsätzlich gestatteten die Preußen den Kölnern die Selbstverwaltung durch den Rat
und Oberbürgermeister. Die Gesetze wurden jedoch oft verändert, und das nicht immer
zum Vorteil von Köln. So wurden die Mitglieder des Rates durch das Dreiklassenwahlrecht gewählt. Dieses Wahlrecht bevorzugte begüterte Bürger, die hohe Steuern zahlten
und benachteiligte ärmere Leute, die wenig Steuern zahlten.
Steuer-Bescheid
Der .....................................
hat aufgrund seines Einkommens
im Jahre 1894 an die Staatskasse
..........................................
an Steuern abzuführen
✺
Königlich-preußisches
Finanzamt zu Cöln
Cöln, den 18. 1. 1884
101
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Sie malen die Karikaturen an: den Schnäuzerkowski blau mit roter Schärpe und schwarzen Stiefeln, den Kommiss-Kopp mit goldenem Helm und blauer Uniform.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
102
„Alles in Ordnung!“ − Preußische Strenge
Ordnung, Gehorsam, Disziplin und Pflichterfüllung gelten im Volksmund als „preußische
Tugenden“. Durch den preußischen Militär- und Beamtenapparat wurde obrigkeitsstaatliches Denken natürlich auch von den Kölnern eingefordert. Man kann sich denken, dass
diese Tugenden mit der kölschen Mentalität nicht zu vereinbaren waren - oder kann ein
„Kommiss-Kopp“ tolerant sein und über sich selber lachen, ohne Angst zu haben, seine
Autorität zu verlieren? Zwei typische Vertreter „preußischer Tugenden“ aus jener Zeit
sind der „Schnäuzerkowskii“ und der „Kommiss-Kopp“.
Schnäuzerkowski“, preußischer Polizist
in Köln, Ordnugshüter mit Berliner Dialekt, „Erbsenzähler“ mit Brett vor dem
Kopf. Heute noch offizielle Puppe im Hänneschen-Theater, der immer am wesentlichen vorbeisieht und Kleinigkeiten ver-
Preußischer „Kommiss-Kopp“,
eckig, zackig, verklemmt, obrigkeitshörig, menschenverachtend.
folgt.
103
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
Die Farbe der Rote-Funken-Uniform sind:
• schwarzer Hut mit goldenem Wappen, goldenem Fisch und weißer Pfeife, oben weiße
Quaste
• weiße Locken
• roter Rock mit weißem Aufschlag, weißen Manschetten, weißem Kragen und goldenen
Knöpfen
• weiße Hose, weißes Hemd, weiße Handschuhe
• schwarze Gamaschen, schwarze Stiefel
• Gewehr (Knabühß) mit rot-weißen Bändern im Lauf
104
„Fastelovend“ und militärischer
Geist
Zur preußischen Ordnungsliebe gehörte auch die Neuordnung des Karnevals. 1823 wurde
das „Festordnende Komitee“ gegründet, heute unter dem Namen „Festkomitee Kölner
Karneval von 1823 e.V.“ bekannt. Darin wurde festgesetzt, was im Karneval erlaubt und
was verboten war und wie der Rosenmontagszug mit dem Prinz Karneval auszusehen hatte.
Im gleichen Jahr gründete sich auch die Karnevalsgesellschaft „Rote Funken“. Die „Kölsche Funke rut-wieß vun 1823“ führen bis heute die Erinnerung an die Kölner Stadtsoldaten weiter, die 1794 beim Einmarsch der Franzosen ihren Dienst aufgeben mussten. Die
„Rude Funke“ verulken mit ihren tölpelhaften, komischen Bewegungen und Kommandos
sowie ihrem heiteren Benehmen die preußischen Soldaten der damaligen Zeit. Der Karneval in Köln diente schon immer auch dazu, sich selbst und andere nicht so ernst zu nehmen und nötigenfalls lächerlich zu machen.
Das Motto des Kölner Karnevals über
alle Zeiten hinweg lautet: „Jeck loss
Jeck elans“ (Toleranz, Duldung des
anderen). Im „Rote-Funken-Marsch“
wird deutlich, wie die Soldaten selbst
über sich schmunzeln können.
105
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr. 11
106
„Rote - Funken - Marsch“
Jetz röck aan dat staatse Funkeheer,
mem Struuß ganz luus op dem Gewehr
an der Plemp, do hängk der Öllig draan
un op dem Kopp ´nen Laberdan.
Wat en Praach, widdewaach,
dat Hätz em Liev, dat laach, widdewaach.
Hööt wie stramm, widdewamm
de Trumm, die schreit ramplamm.
Ewäg! Op Sigg!
Domet mer och mascheere kann.
Maht Plaatz, ehr Lück, dat Funkenheer röck aan!
(Ritsch, Ratsch) De Botz kapodd, de Botz kapodd, de Botz kapodd! ...
Raächs schwenkt marsch! Dat ganze Schmölzche keht!
Dat flupp em Rupp, grad wie geschmeet.
Präsenteet! De Knabbühßs an et Liev!
Un schwapp, dat klapp, jetz stonn se stiev.
Süch, wie staats, widdewatz,
wie fassgenählt am Plaatz, widdewatz,
stonn de Kääls, widdewäls,
mer meint, et wöre Pöhls.
Ewäg! Op Sigg!
Domet mer präsenteere kann.
Maht Plaatz, ehr Lück, dat Funkenheer röck aan!
Opgepass! Jetz, Funk, maach dich parat,
gebütz weed jetz noh Funkeaat.
Ein, zwei, drei, dä eezte Knubbel vör!
Wie jöck mer flöck, ohn’ Törelör.
Lecker Weech, widdeweech,
reck her mir di Geseech, widdeweech,
leeve Nutz, widdewitz,
jetz latz mer ens ‘nen Butz.
Ewäg! Op Sigg!
Domet mer och god bütze kann.
Maht Plaatz, ehr Lück, dat Funkenheer röck an!
107
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
108
In der politischen Situation Europas um die vorige Jahrhundertwende führte die
preußische Art zu regieren (militärischer Geist, Nationalstolz, Härte sowie Geltungs- und
Eroberungsdrang) Deutschland dazu, 1914 vielen Ländern den Krieg zu erklären. Weil die
meisten Staaten Europas und die USA daran teilnahmen, nennt man den Krieg den „Ersten Weltkrieg“. Er endete 1918 mit der Niederlage Deutschlands. Als Folge davon legte
Kaiser Wilhelm II. die Krone nieder und machte damit den Weg frei zur Demokratie in
Deutschland.
109
Die Weimarer Zeit
110
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche bezieht sich auf das Wirken
Konrad Adenauers als Oberbürgermeister Kölns zu dieser Zeit.
Die dem neuen demokratischen Deutschland zugrunde liegenden Strukturen werden in der Epoche „Demokratie heute“ behandelt.
111
Erläuterungen
Auf der rechten Seite ist eine Karte des Kölner Stadtgebiets zu sehen, daneben eine Spalte
mit Ereignissen und Namen, die die Entwicklung der Stadt und ihren Ruf während der
Weimarer Zeit mitgeprägt haben.
Trage die Ereignisse und Namen in die Stadtkarte am richtigen Platz durch die jeweilige
Zahl ein.
Schneide das Bild Konrad Adenauers aus und klebe es ebenfalls in die Karte.
112
Köln während der „Weimarer Republik“
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutschland ein demokratischer Staat, der dem heutigen glich. Kölns Oberbürgermeister während dieser Zeit war Konrad Adenauer, ein ideenreicher, tatkräftiger und weit vorausschauender Mann von großer Bedeutung für das
Wachstum und das Ansehen der Stadt.
Konrad Adenauer wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Die Weimarer Republik bestand nur 14 Jahre. Schon 1933 übernahmen die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler die Macht in Deutschland und damit auch in Köln.
113
Die Nationalsozialisten
114
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt beim Zusammenspiel nationalsozialistischer Geisteshaltung und der Totalität der Machtausübung.
Text und Arbeitsblatt stellen Strukturen des nationalsozialistischen Machtapparates dar und geben Einblick in die Methoden
des „braunen“ Terrors.
Persönliches Schicksal Julie S.
Das Lied „Nazi“ zeigt anknüpfend an geschichtliche Ereignisse
Gefahren des Neonazismus auf.
Literaturhinweis für Klasse 4 über den Umgang mit dem Nationalsozialismus:
Fährmann, Willi: Der überaus starke Willibald ArenaTaschenbuch 1950, Würzburg 1983, 6. Auflage 1995
115
Erläuterungen
Die Kinder lesen den Text leise.
Anschließende Besprechung in der Gruppe.
116
Die Herrschaft der Nationalsozialisten
Zu Beginn des Jahres 1933 übernimmt die „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) unter ihrem Führer Adolf Hitler die Macht in Deutschland. In Köln beseitigen rücksichtslose und gewalttätige Nationalsozialisten (NS, Nazis) durch Terror und
Gräueltaten frei gewählte Politiker und Parteien. Oberster Führer der Nazis in Köln war
Josef Grohé.
Nachdem Konrad Adenauer verjagt worden war, bestimmte Grohé Günter Riesen zum
Oberbürgermeister. Adenauers Stellvertreter wurde entlassen und durch Nationalsozialisten ersetzt.
In kürzester Zeit waren Parteien verboten, ihre Mitglieder zum großen Teil verhaftet. Viele kamen in Konzentrationslager (KZ) und wurden umgebracht. Zur Schreckensherrschaft
der Nazis gehörte auch die Geheime Staatspolizei (GeStaPo), die jeden verfolgte, der gegen die Nationalsozialisten war. Die Gestapo Kölns hatte ihr Hauptquartier im EL-DeHaus am Appellhofplatz. Dort ist heute eine Gedenkstätte eingerichtet, die jeder besuchen
kann.
Jeder einzelne Staatsbürger, Gewerkschaften, Vereine, Rundfunk, Zeitungen, Zeitschriften
und Buchverlage (das Fernsehen gab es zu dieser Zeit noch nicht) wurden gleichgeschaltet, das heißt, sie mussten einer Meinung sein: verboten war alles, was gegen den Nationalsozialismus war.
117
Erläuterungen
Die Kinder lesen leise oder laut (je nach Fähigkeit, Kölsch zu verstehen und auszusprechen) den Text.
Anschließend Besprechung in der Gruppe.
Die geschilderten Ereignisse sind tatsächlich geschehen. Die Personen sind dem Autor
bekannt.
Die NS-Gedenkstätte im EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23 - 25 kann besucht werden.
Anmeldung von Sonderführungen für Schulklassen beim Museumsdienst Köln.
Julie J., geb. 1903
inhaftiert 1933
1934 verurteilt zu drei Jahren Kerker, weil sie ihren 18jährigen Bruder, der im Geheimen gegen die Nazis
Widerstand leistete, nicht verraten hat.
118
Immer hät se et verzallt,
Uns Mamm,
Wochelang, johrelang
Verröck de Auge – för ze Schreie immer noch ze bang
„Fründe - hauten Minsche en de Pann!“
Männer kome 1933 morgens fröh öm vier.
Männer? Nazis! Obersturmbannführer!
Wore schlemmer noch wie Diere,
Schlogen Mann un Kind un Frau,
Schlogen se mem Knöppel grön un blau.
Mer kunnt se schreie hüre.
Keiner soh et!? Keiner hoot et!? Jeder woss et!
Wochelang, johrelang
Immer hät se et verzallt, uns Mamm.
De Stroß, et halve Veedel - avgesperrt.
Gestapo - Mann vör Mann!
Se schloge zo, keiner soh et, keiner hoot et.
Fründe hauten Minsche en de Pann;
Wochelang, nit ze bang:
Anti-Nazis müssen an der Strang.
Keiner soh et!? Keiner hoot et!? Jeder woss et!
Wochelang, johrelang
Immer hät se et verzallt, uns Mamm.
Der längste Wäg: EL-DE-Huus - Keller,
Fahrstohl nohm Schafott.
Hundert Treppe - Klingelpötz,
Halv verröck em Kopp,
Minsche stöhne ohne Trone, ohne Stemm,
Blau un grön geschlage;
Fründe wossten, wat ehr Flich,
Hatten se aangedrage
Wochelang, johrelang
Anti-Nazis müssen an der Strang.
Immer hät se et verzallt, uns Mamm.
119
Erläuterungen
Die Kinder betrachten und besprechen das Bild (gelenktes Unterrichtsgespräch).
Die Farbe der Nationalsozialisten war braun.
Alle Flächen, die die Herrschaft der Nazis darstellen, werden braun ausgemalt.
120
Der Machtapparat der Nazis in Köln
121
122
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr. 12
123
„Nazi“
Ne Nazi hät e deefgefrore Hätz,
Denn sing Geföhle sin su schwer verletz.
Hä es en deefster Siel allein,
Erläv sich wie ´ne Zwerg su klein.
Ne Nazi trick en Uniform sich aan,
Domet hä vör sich Angs maache kann,
Sing schwere Stivvele han nor eine Zweck:
Se tredden and’re Minsche en der Dreck.
Steiht hä dann bovven op dem Elend drop,
Blös hä sich wie e Brüdchens-Tütche op,
Bes dat vör luuter Größenwahn hä platz
Un süht: De Tredderei wor för de Katz.
Direktemang vergiss hä, wer hä wor,
Wat hä gedon hät, weed im niemols klor.
Met Fließ un Aanstand lüg hä sich vöran,
Kei Minsch kritt in för sing Verbreche draan.
Kütt widder einer aan un hetz un schreit,
Dann stonn die aale Nazis all bereit.
All dat, wat se an sich nit ligge welle,
Dat dun se üvver Usländer verzälle.
Se nihen sich en große Flatterfahn,
Vör Dommheit, Angs un neuem Größenwahn.
Dann stechen se en Brand vör luuter Hass,
Un ohne Röcksich, wat inne nit pass.
Dröm, kölsche Fetz, gevv sorgsam op dich Aach,
Pröf noh, wat all gesaht weed, un bliev waach.
Un schleiht di Hätz för andere un för dich,
Dann bes do för di Levve rich.
124
Demokratie heute
125
In Köln gilt die nordrhein-westfälische
Gemeindeordnung von 1999
Der Oberbürgermeister wird direkt von den Bürgern und Bürgerinnen gewählt
126
Schwerpunkt und Arbeitsschritte
Der Schwerpunkt dieser Epoche liegt beim Rat der Stadt Köln mit
seinen Funktionen und Aufgaben.
In einem Rollenspiel treffen die Kinder als Ratspolitiker Entscheidungen für ihre Stadt.
Das Lied „Mer kölsche Pänz“ fasst Freiheitsbewusstsein und Liebe zur Heimatstadt Köln zusammen.
127
Erläuterungen
Die Kinder spielen ein Rollenspiel
Erste Spielsituation: Alle sind Bürger und Bürgerinnen Kölns
• Betrachtung und Beschreibung des Schaubildes „Woher bekommt...“
• Besprechung der unterschiedlichen Summen der Einnahmen
• Addition der Summen (Prozentrechnung mit Lehrer / innen - Hilfe). Die Zahlen im
Geldsack sind Prozent-Zahlen („vom Hundert“)
• Anfertigung von „Geldscheinen“, die in entsprechende Briefumschläge gesteckt werden (Steuern, Kredite...)
• Verschließen der Briefumschläge. Alle Briefumschläge werden im Klassenraum verteilt (entsprechend ihrer Herkunft, Bank usw.)
128
129
Woher bekommt die Stadt Köln ihr Geld ?
130
Erläuterungen
Zweite Spielsituation: Wir sind alle Mitglieder einer Sitzung des Rates der Stadt Köln
• Das Schaubild „Sitzung des Rates ...“ wird betrachtet und beschrieben
• Der Klassenraum wird dem Schaubild entsprechend für das Rollenspiel hergerichtet
• Die im Klassenraum umherliegenden verschlossenen Umschläge werden eingesammelt
und in den Geldsack, der in der Mitte steht, gesteckt
• An die Tür des Klassenzimmers werden zwei Schilder gehängt: „Rathaus“ und „Sitzung des Rates der Stadt Köln“
• Jedes Kind übernimmt eine Rolle und fertigt sich ein entsprechendes Namensschild mit
Stütze (DIN A4)
• Die Rolle des Regierungspräsidenten in Köln übernimmt der Lehrer / die Lehrerin. Der
RP übt die Aufsicht über die Rechtmäßigkeit der Sitzung und der Beschlüsse aus
• Die „Tagesordnung“ wird während des Rollenspiels festgelegt und aufgeschrieben
• Die Verwaltung der Stadt Köln besteht aus ca. 24.000 Mitarbeitern
131
Sitzung des Rates der Stadt Köln
Steuern
.. .. . .. Millionen
Kredite
.. .. . .. Millionen
Zuschüsse
.. .. . .. Millionen
Verkaufserlöse
.. .. . .. Millionen
Sonstiges
.. .. . .. Millionen
Euro
Dienstleist.
.. .. . .. Millionen
SITZUNG DES
RATES
DER STADT KÖLN
DER / DIE
OBERBÜRGERMEISTER / IN
(Name) . . . . . . . .
Bußgelder
.. .. . .. Millionen
RATHAUS
MITGLIED DES
RATES
DER STADT KÖLN
(Name) . . . . . . . .
DIE VERWALTUNG DER STADT
KÖLN
(Name) . . . . . . . .
REGIERUNGSPRÄSIDENT
IN KÖLN
(Name) . . . . . . . .
Tagesordnung
1.
............
2.
............
132
Erläuterungen
L
OB
MR
RP
= Lehrer / Lehrerin
= Oberbürgermeister / Oberbürgermeisterin
= Mitglied des Rates
= Regierungspräsident
Das Rollenspiel hat sich so ähnlich ereignet.
Es ist wichtig, dass die Kinder langsam in das Bewusstsein eines Ratsmitgliedes hineinwachsen. Daher ist es durchaus legitim, wenn ein Ratsmitglied den Vorschlag macht, z. B.
das vorhandene Geld untereinander zu verteilen und die Sitzung zu schließen. Der „Oberbürgermeister“ sollte vorher über seine Rolle informiert werden, ebenso über einen
brauchbaren Diskussionsvorschlag. Dies gilt auch für den „Regierungspräsidenten“.
Sollte das Bedürfnis bestehen, Parteien zu wählen, so ist in Anlehnung an das abgedruckte
Rollenspiel unten ein Verfahren angegeben:
Aufstellung zweier Parteien
KSP =Kinderspielplatzpartei
BPP =Bolzplatzpartei
Geheime Wahl:
Wahlamt: Urne, Auszählung
KSP = 11
BPP = 3
Im Rat sitzen 14 Ratsmitglieder, davon sitzen 11 von der Partei KSP und 3 von
der Partei BPP
Anschließend Übertragung auf Realität: Tafelbild angelehnt an einen Stimmzettel
Ergebnis = Aufteilung der Stimmen auf die Stühle (Sitze)
In Wirklichkeit sitzen 95 Mitglieder (Stühle) im Ratssaal.
133
Wohin geht das Geld der Stadt Köln?
134
Erläuterungen
CD Liedtitel Nr.13
Melodie: We are the world
135
„Mer kölsche Pänz“
Mer kölsche Pänz, mer sin et Levve,
Uns Kinderhätz un uns Geföhl dun mer üch gevve,
Wat mer liere welle sin echte kölsche Tön
En Kölle frei ze odeme es schön.
Der leeve langen Dag - un off noch en der Naach
Schlonn die Große met ehrer Welt op uns en,
Met Geflimmer un Gedudel - met Stress un met Radau;
Doch wat mer welle, wesse mer genau:
Kölle uns Stadt - hät en ganz besond’re Aat,
Die mer nirgends op der Welt widderfingk.
Keiner weed uns dozo bränge, ze vergesse, wä mer sin;
Noh unser Vatterstadt trick et uns hin:
136
Erläuterungen
Detailliertes und konkretes Informations- und Arbeitsmaterial über die Stadt Köln mit Rat und
Verwaltung entnehmen Sie bitte der Internetseite www.stadt-koeln.de und stellen es entsprechend ihrem Informationsbedürfnis zusammen.
Informationsblätter über das Rathaus und seine Umgebung und über Rat und Verwaltung sowie eine Vielzahl von Materialien, Postern und Souvenirs sind im Bürgerladen der Bürgerberatung des Presse + Informationsamtes der Stadt Köln, direkt dem Rathaus gegenüber, Am
Laurenzplatz 4 Tel. 221-24000, erhältlich
Besuche im Ratssaal:
Der Ratssaal ist nicht öffentlich zugänglich. Über die Verfügbarkeit aktueller Angebote seitens der „Rathausschule“ ( Führung für Kinder und Jugendliche ) informiert das Amt für Kinderinteressen ( im Jugendamt) Ottmar Pohl Platz 1 51103 Köln Tel. 221-26011.
137
Der Kölner Ratssaal
Der Ratssaal, der auf dem Arbeitsblatt dargestellt ist, befindet sich im Spanischen Bau des
Kölner Rathauses, welches in zwei Gebäuden untergebracht ist, nämlich im Historischen Rathaus und im Spanischen Bau.
Das Historische Rathaus wurde erstmals im Jahre 1135 als „Haus der Bürger“ erwähnt und im
Laufe der Jahrhunderte weiter ausgebaut. So wurde 1407 - 1414 der Rathausturm als Symbol
des erstarkten Bürgertums errichtet.
Der Spanische Bau von 1608 wurde nach der „Spanischen Liga“ benannt, die 1623, also im
30-jährigen Krieg, hier tagte.
Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde das Historische Rathaus weitgehend originalgetreu rekonstruiert, während der Spanische Bau 1953 im Stil der 50-Jahre neu erbaut wurde.
Die Sitzordnung während einer Ratssitzung
An einer Ratssitzung nehmen außer den derzeit 90 Ratsmitgliedern der Oberbürgermeister,
die acht Dezernenten und die neun Bezirksvorstände teil. (genaue Angaben zu den Ratsmitgliedern entnehmen Sie bitte der Seite www.stadt-koeln.de.)
Der herausgehobene Platz des Oberbürgermeisters ist u. a. in seiner Rolle als Einladender zur
Sitzung und Versammlungsleiter begründet. - Protokollführung, Pressebank und Zuschauertribüne mit 120 Sitzplätzen repräsentieren das große öffentliche Interesse an der Arbeit des
Rates.
138
Erläuterungen
Die Rallye im Stadtmuseum im Zeughaus sollte vom Lehrer / von der Lehrerin vorher
inspiziert werden, da Umbauten im Museum nicht ausgeschlossen sind. Es können sowohl
Fragen weggelassen werden und / oder neue hinzugefügt werden.
Eine Anmeldung ist grundsätzlich nicht erforderlich, jedoch ratsam.
Vorbereitend können die Fragen im Unterricht erörtert werden, damit Verständnisfragen
während der Rallye unterbleiben.
Information und Kontakt
Kölnisches Stadtmuseum Zeughaussstr. 1-3 50667 Köln
Tel. 221-25789 [email protected]
Öffnungszeiten DI 10-20 Uhr MI-SO 10-17
www.museenkoeln.de/koelnisches-stadtmuseum/
139
Name: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1. Neben dem Zeughaus (Stadtmuseum) findest du einen breiten Römer-Brunnen. Dahinter steht auf einer Säule ein Tier, das die Stadtgründer Roms, Romulus und Remus, gesäugt hat.
Was ist das für ein Tier? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Nach welchem der beiden Stadtgründer ist das Römische Reich und seine Hauptstadt benannt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. Von links beginnt eine Reihe von Steinplatten mit Namen bedeutender Römer / Römerinnen. Welche dieser Figuren hatte große Bedeutung für Köln?
................................................................................
4. Von den Franken wird im Stadtmuseum nichts berichtet. In Köln gibt es aber noch
eine Reihe von Guts-H . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aus
fränkischer Zeit, auf denen heute noch Bauern Landwirtschaft betreiben.
5. Vor dem Haupteingang des Zeughauses steht der „Worringer Heerwagen“. Das Original wurde 1794 von den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zerstört.
Beschreibe, was dir alles an dem Wagen auffällt (Stichworte)
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................................................................................
................................................................................
................................................................................
6. Kannst du dir vorstellen, wie mit und in dem Wagen gekämpft worden ist?
................................................................................
................................................................................
................................................................................
................................................................................
7. Wie heißt der Helm, den die Kämpfer damals trugen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
................................................................................
140
Innen an der Wand zur Zeughausstraße:
8. Die Steinplatte neben dem Glasschrank zeigt zwei Kämpfer. Der eine Kämpfer ist
das Sinnbild für den Erzbischof (welcher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ), der
andere für die Kölner Bürger (welcher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ).
Wer hat gewonnen ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(Beachte die Waffen: Krallen, Zähne, Gebrüll / Mantel, Schwert und List)
Wie ging der Kampf vonstatten ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
................................................................................
................................................................................
9. Die P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . beherrschten die Stadt Köln anschließend
etwa 100 Jahre lang. Im Obergeschoss des Museums findest du schöne Steinreste
eines Patrizierhauses, des „Hardenrathschen Wohnhauses“. Schaue jetzt auf das anliegende Blatt und fülle es aus!
10. Nach den Patriziern regierten in Köln etwa . . . . . . . . . . . . . . Jahre lang die
G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Suche das berühmte Dokument aus dieser Zeit, den
V ..............................................
Aus welchen Gründen wird er so und nicht anders aufbewahrt? . . . . . . . . . . . . . . . . .
................................................................................
Zähle die an ihm hängenden Siegel! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Was bedeuten die Siegel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
................................................................................
Finde das Stadtsiegel. Wo hängt es? Links / rechts (durchstreichen)
Nenne mindestens eine Pflicht aus dem Verbundbrief, die ein Kölner Bürger erfüllen
musste!
...............................................................................
In dem Glasschrank nebenan findest du einige Zunftsiegel. Zeichne ein Siegel einer
Zunft ab (auf der Rückseite dieses Blattes)!
Wie heißt das Gebäude, das hinter den Siegeln abgebildet ist? . . . . . . . . . . . . . . . . . .
................................................................................
141
11. Die Herrschaft der Gaffeln und Zünfte wurde von den . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . beendet, die 1794 Köln besetzten.
Auf der roten Mütze (Jakobinermütze) im Glasschrank steht das Wort: . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Es heißt auf deutsch: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Benenne die beiden anderen wichtigen Worte, die den Franzosen heilig waren: .
................................................................................
Was stellten die Franzosen auf dem Neumarkt und vor dem Rathaus auf? . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (siehe
das Bild rechts neben dem Glasschrank!)
Lies in dem Plan im Glasschrank die Artikel 1 und 4.
in Art. 1 ? (Stichworte):
Was steht
................................................................................
................................................................................
................................................................................
Schreibe den Art. 4 ab!
................................................................................
................................................................................
................................................................................
................................................................................
Welches ist die bekannteste Kölner Hausnummer geworden?
................................................................................
12. Die Franzosen wurden 1814 durch die . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vertrieben.
Suche den freistehenden Glasschrank, in dem sich Gegenstände aus dieser Zeit befinden!
Fertige auf der Rückseite eine Liste einiger Gegenstände an!
Sammele auf der Rückseite einige Sprüche und Reime!
Warum gefallen sie dir oder machen dir Angst? (Rückseite)
Schreibe auf der Rückseite auf, wie Kinder dargestellt wurden!
Was hältst du von dem „Gebet eines deutschen Kindes während des Krieges“?
(Schreibe dies auf der Rückseite auf!)
13. Suche Bilder und Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
142
Hardenrath’sches Wohnhaus
Versuche herauszufinden,
welche Farben das Wappen
hatte und male es aus
Familienwappen
Male das nebenstehend
begonnene Wappen zu
Ende
Handelsmarke
Das große Finale
143
Erläuterungen
Oftmals findet die Projektphase „Wer bestimmt hier was?“ ihr Ende in einer Aufführung der
Klasse auf dem Schulfest oder vor den Eltern. Hier regen wir an, dass Lied Stammbaum der
Bläck Fööss als Vorlage einer kleine Inszenierung nehmen. Denn darin ist eigentlich alles
treffend gesagt, was in den vorher erarbeiteten Wochen ausgesagt wird.
Notwendige Technik:
Schön ist ein kleine Bühne, CD- Verstärkeranlage und ggf. Lichteffekte.
Alle Beteiligten ziehen sich (soweit vorhanden bzw. besorgbar) Kleidungsstücke an , die die
unterschiedlichen Nationalitäten kennzeichnen, oder haben Dinge dabei (Italiener mit Spaghetti-Topf), die sie mitspielen lassen.
Ein(e) Mutige(r ) tritt auf und synchronisiert den Anfangstext, dann kommt von einer Seite
die erste Formation quer über die Bühne und stellt sich auf der anderen Seite auf, danach von
der anderen Seite die nächste Formation und ebenfalls quer über die Bühne zur anderen Seite:
Am Schluss stehen alle auf der Bühne und winken und schunkeln im Rhythmus der Musik
dem Publikum zu und animieren es mitzumachen.
Manchmal bietet sich der Live-Gesang an oder eine Interpretation durch den Schulchor.
CD Liedtitel Nr. 14
Unsere Stammbaum
144
Ich wor ´ne stolze Römer
Kom met Cäsars Legion.
Un ich ben ´ne Franzus,
kom mem Napoleon.
Ich ben Buur, Schreiner,
Fescher, Bettler un Edelmann
Sänger un Gaukler, su fing alles aan.
Su si ´mer all hee hingekumme,
mir spreche hügg all dieselve Sproch,
mir han dodurch su vill gewonne,
mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing,
dat es jet, wo mer stolz drop sin.
Ich ben us Palermo, braht Spagettis för üch met.
Un ich, ich wor´ne Pimock, hügg laach ich met üch met.
Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhiss,
mir all, mir sin nor Minsche, vürm Herrgodd si ´mer glich.
Su si ´mer all hee hingekumme,
mir spreche hügg all dieselve Sproch,
mir han dodurch su vill gewonne,
mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing,
dat es jet, wo mer stolz drop sin.
De ganze Welt, su süht et us,
Es bei uns hee zo Besök.
Minsche us alle Länder
Stonn met uns hügg an der Thek.
Mer gläuv, mer es en Ankara,
Tokio oder Madrid,
doch se schwaade all wie mir
un söke hee ehr Glöck.
Refrain 2x
Anhang
1. Die Lieder
145
Lfd. Nr. CD-Titel
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Text
Musik
Verlag
Nüngsehnhundert Johr
Fritz Weber Fritz Weber West Ton
Flavius un Stina
Text und Musik: W. Jaegers
Bye Bye
Musik: Bläck Fööss, Text: W. Jaegers
Ich ben ´ne Römer
Musik: Höhner, Text: W. Jaegers
Der Künning es dud
Text und Musik: W. Jaegers
Feschers Köbes
Bläck Fööss
Schlacht bei Worringen
Bläck Fööss
Lied zum Verbundbrief
Text und Musik: W. Jaegers
De Schusterjunge
Carl Wirtz
Joh. Franz Weber
Häär ov Knääch
Musik: Trad., Text: W. Jaegers
Rote Funken Marsch
Adolf Metz Reinhold Fellenberg
Nazi
Text und Musik: W. Jaegers
Kölsche Pänz ( We are the world) Musik: Michael Jackson, Text: W. Jaegers
Unsere Stammbaum
Bläck Fööss
2. ZEITTAFELN kurz/ausführlich
38 bzw. 19 v. Chr. Marcus Vipsanius Agrippa, Schwiegersohn des Kaisers Augustus u.
Statthalter in Gallien, gründet die Ubiersiedlung (Oppidum Ubiorum).
5 n. Chr. Der römische Feldherr Germanicus heiratet Agrippina d. Ä. Sie haben 9 Kinder,
darunter Agrippina d. J.. Im Jahre 11 wird Germanicus an den Rhein berufen.
146
50
Auf Veranlassung Agrippinas wird die Ubierstadt ausgebaut und zur Colonia Claudia
Ara Agrippinensis ( CCAA; Kolonie des Claudius, Altar der Agrippinenser ) erhoben. Die Bewohner (ca. 20 000) nennen sich ihr zu Ehren „Agrippinenser“.
459 o. 461
Köln wird von den Franken erobert. Die Stadt verödet. Stadtmauern, Wasserleitung und Abwasserkanäle verfallen.
481
Chlodwig wird König der salischen Franken u. tritt später zum Christentum über.
795
Hildebold, Leiter der Hofkapelle Karls des Großen, wird zum Erzbischof erhoben.
um 1076Erste Erwähnung des Neumarktes (novus mercatus).
um 1135Erste Erwähnung eines Rathauses.
um 1235Erste Nachweise für karnevalistisches Treiben in Köln.
1248
Erzbischof Konrad von Hochstaden legt den Grundstein zum Bau des gotischen Domes.
1288
Die verbündeten Truppen des Herzogs von Brabant, des Grafen von Berg und der
Stadt Köln schlagen die erzbischöflichen Truppen bei Worringen. Der Erzbischof
von Köln, Siegfried von Westerburg, büßt seine Oberhoheit über die Stadt ein; der
eroberte Heerwagen Siegfrieds gelangt als Beute nach Köln.
1365
Erste Erwähnung einer Gaffel (polit. Vertretungen der Handwerker und Kaufleute)
1371
Die „Weberschlacht“ auf dem Waid- und dem Griechenmarkt endet mit der Niederlage der Weber. Die Herrschaft der Patrizier wird wieder hergestellt.
1396
Beginn des Machtkampfes zwischen den Zünften und den Patriziern. Die Zünfte verkünden die neue Stadtverfassung (Verbundbrief). Die Patrizier werden endgültig
entmachtet. Oberste Verwaltungsbehörde wird der Rat, der von den Gaffeln gewählt
wird. Er besteht aus 49 Mitgliedern, davon entfallen 36 auf die Gaffeln.
1446
Erster Hexenprozess in Köln.
1482
Der erste Elefant in Köln.
um 1490In Köln leben 37.000 Einwohner. Köln ist immer noch die größte deutsche Stadt.
1513
Der Transfixbrief, der den Verbundbrief von 1396 ergänzt, wird verkündet; er beschneidet die Privilegien des Stadtrates.
1609
Verfügung desRats gegen Auswüchse des Fastnachttreibens.
1655
Nach dem letzten Hexenprozess in Köln (1653) wird ein 12-jähriges Mädchen enthauptet und anschließend verbrannt.
1657
Der Rat verbietet die Maskerade (Mummerei) zur Karnevalszeit.
147
1660
Die Einwohnerzahl Kölns stagniert bei 37.000. Zur Wahrung der innerstädtischen
Ordnung wird eine Stadttruppe aufgestellt. Die Soldaten werden wegen ihrer roten
Uniformen in der Bevölkerung „Funken“ genannt. 1707 zählt das „Heer“ ca. 380
Mann.
1680
Der Band- und Manufakturhändler Nikolaus Gülich erzwingt eine Untersuchung der
Amtsführung mehrerer Ratsmitglieder, die sich der Vettern- und Günstlingswirtschaft sowie der Korruption, Nötigung und Erpressung schuldig gemacht haben.
1683
Der Rat wird aufgelöst. Gülich lässt 83 politische Gegner verhaften. Durch sein radikales Vorgehen schafft er sich jedoch auch bei seinen Anhängern viele Feinde. 1685
wird er verhaftet, 1686 wird er auf der Mülheimer Heide enthauptet.
1690
Der Rat verbietet das Marionettenspiel in Köln.
1699
Der am Rathausturm angebrachte „Platzjabbeck“, eine hölzerne Maske, die um 12
Uhr mittags die Zunge herausstreckt, ist laut Ratsprotokoll „wieder bewegend“ gemacht worden.
1709
Der Italiener Johann Maria Farina (1685 - 1766) beginnt mit der Produktion von
„Eau de Cologne“.
1733
In den Akten erscheint erstmals der Hochruf auf die Stadt „Alaaf“.
1740
Einführung der Kartoffel in Köln.
1794
Die Franzosen rücken in Köln ein. Errichtung eines Freiheitsbaumes auf dem Neumarkt.
1795
Der Kölner Karneval wird verboten (das Verbot gilt bis 1803).
1801
Verordnung über die Straßenreinigung. Köln bleibt trotz zahlreicher Verordnungen
zur Abfallbeseitigung noch lange die schmutzigste Stadt Europas.
1806
Einführung des französischen Rechts (Code Civil bzw. Code Napoléon), das in Köln
auch nach 1814 in Kraft bleibt.
1815
Der Wiener Kongress spricht die Rheinlande Preußen zu.
1823
Gründung der Karnevalsgesellschaft „Rote Funken“.
1833
Errichtung einer optischen Telegrafenlinie von Köln nach Berlin, die 1848 durch
eine elektrische Telegrafenlinie ersetzt wird.
1841
Letzte öffentliche Hinrichtung in Köln. - Aufstellung der ersten Gaslaternen. - Eröffnung der Eisenbahnlinie Köln - Aachen.
1844
Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht.
1848
Revolutionäre Unruhen in Köln. K. Marx und F. Engels halten sich in Köln auf.
148
1849
Einführung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen.
1855/59 Bau des „Central-Personenbahnhofes“ und der ersten Kölner Eisenbahnbrücke.
1880
Der Dom ist fertiggestellt.
1881
Erste Telefonanschlüsse in Köln (34 Teilnehmer, 1883 sind es schon 150).
1881/86 Abriss der alten Stadtmauer bis auf vier mittelalterliche Torburgen (Severinstor,
Ulrepforte, Hahnentor, Eigelsteintor) sowie den Bayenturm.
1901
Die erste Straßenbahn fährt durch Köln.
1914 bis 1918 Erster Weltkrieg
1925
Durch Humboldt zieht der erste Martinszug Kölns.
1927
Erster Rosenmontagszug seit 1914.
1932
Bei den Wahlen zum 7. Reichstag am 6. 11. geht die Nazipartei in Köln auf 20,4 %
zurück (im Reich erhält sie 33,1 %).
1933
Bei den Wahlen zum 8. Reichstag am 5. 3. erlangen in Köln die Nazis 33,1 % (im
Reich 43,9 %), das Zentrum 25,6 % (im Reich 13,9 %), die SPD 14,9 % (im Reich
18,3 %), die KPD 18,1 % (im Reich 12,3 %). - Die Nazis besetzen das Rathaus. Der
Regierungspräsident beurlaubt Konrad Adenauer und ernennt den Nazi Günther Riesen zum kommissarischen OB der Stadt Köln.
1936
Truppen der Wehrmacht rücken in Köln ein. Nazikundgebung auf dem Heumarkt.
1939 bis 1945 Zweiter Weltkrieg
1941
Beginn der Judendeportation in Konzentrationslager vom Bahnhof Deutz-Tief aus.
Sammelstelle ist das Messegelände. - Seit Februar 1942 sind die Messehallen ein
Nebenlager des Konzentrationslagers Buchenwald.
1944
Im Oktober bricht aufgrund der schweren Luftangriffe das öffentliche Leben fast
vollständig zusammen. Die Schulen und die Universität werden geschlossen. Ende
der Strom- und Wasserversorgung, sowie des Straßenbahnverkehrs in der Altstadt.
Fernmeldeverkehr u. Postzustellung werden nur notdürftig aufrecht erhalten.
10. 11: In Köln-Ehrenfeld werden 13 Angehörige der Kölner Jugendgruppe „Edelweißpiraten“, die u. a. Kontakt zu Kriegsgefangenen und osteuropäischen Zwangsarbeitern unterhielten, ohne Gerichtsurteil öffentlich ermordet. Der jüngste unter ihnen, Bartholomäus Schink, ist erst 16 Jahre alt.
1945
Das Oberkommando der Wehrmacht meldet am 7. 3. die Kapitulation Kölns. Vom
rechtsrheinischen Gebiet beginnt die deutsche Artillerie mit dem Beschuss der Innenstadt (!). Der Dom wird von 19 Nazi-Granaten getroffen. - Der 23. 7. ist der erste
Schultag in den linksrheinischen Volksschulen.
149
1956
Erster Gottesdienst im Dom nach dessen Wiederherstellung.
1975
Kommunale Gebietsreform und 9. Stadterweiterung Kölns: Porz, Rodenkirchen,
Weiß, Sürth, Lövenich, Junkersdorf, Weiden, Widdersdorf, Auweiler, Marsdorf und
Rondorf werden eingemeindet. - Köln ist damit flächenmäßig die drittgrößte und bevölkerungsmäßig die viertgrößte Stadt Deutschlands. Köln wird in 9 Bezirke eingeteilt.
1999
Im Bundesland Nordrheinwestfalen (NRW) wird die nach dem Zweiten Weltkrieg
von den Alliierten eingeführte „Doppelspitze“ aus Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor abgeschafft. Im neuen Amt des Oberbürgermeisters werden repräsentative Aufgaben mit der Leitung der Verwaltung vereint.
2001
Erste Ziegenbartsitzung mit einer wirklichen und lebendigen Ziege als Karnevalspräsidenten.
Lange Version Zeitgeschichte
38 bzw. 19 v. Chr. Marcus Vipsanius Agrippa, Schwiegersohn des Kaisers Augustus u.
Statthalter in Gallien, gründet die Ubiersiedlung (Oppidum Ubiorum).
5 n. Chr.Der römische Feldherr Germanicus heiratet Agrippina d. Ä. Sie haben 9 Kinder, darunter Agrippina d. J.. Im Jahre 11 wird Germanicus an den Rhein berufen.
9 n. Chr.Bei der Schlacht im Teutoburger Wald werden neben der XVIII. auch die im Kölner
Raum stationierte XVII. und XIX. Legion von den Cheruskern unter Arminius vernichtend geschlagen. Kaiser Augustus gibt den Plan auf, Germanien bis zur Elbe zu
erobern.
50
Auf Veranlassung Agrippinas wird die Ubierstadt ausgebaut und zur Colonia Claudia
Ara Agrippinensis ( CCAA; Kolonie des Claudius, Altar der Agrippinenser) erhoben.
Ansiedlung römischer Veteranen. Die Bewohner (ca. 20.000) nennen sich der Agrippina zu Ehren „Agrippinenser“.
212
Kaiser Caracalla verleiht allen Bewohnern des Reiches das römische Bürgerrecht
459 o. 461
Köln wird von den Franken erobert. Ein großer Teil der römischen Bevölkerung kommt ums Leben. Die Stadt verödet. Verfall der Wasserleitung und der Abwasserkanäle.
470
König Sigibert gründet ein ripuarisch-fränkisches Königreich im Kölner Raum.
476
Ende des weströmischen Reiches (Absetzung des letzten weströmischen Kaisers
Romulus Augustulus).
481
Chlodwig wird König der salischen (westlichen) Franken.
497
Beginn der Christianisierung der Franken.
768 - 814
Regierung Karls des Großen. Unterwerfung der heidnischen Sachsen.
150
795
Hildebold, Karls Leiter der Hofkapelle, wird zum Erzbischof erhoben.
811
Das Testament Karls setzt Köln an die Spitze der fränkischen Metropolitankirchen.
1076
Erste Erwähnung des Neumarktes (novus mercatus).
um 1135Erste Erwähnung eines Rathauses.
um 1235Erste Nachweise für karnevalistisches Treiben in Köln.
1248
Erzbischof Konrad von Hochstaden legt den Grundstein zum Bau des gotischen Domes.
1288
Die verbündeten Truppen des Herzogs Johann von Brabant, des Grafen Adolf von
Berg und der Stadt Köln schlagen die erzbischöflichen Truppen bei Worringen. Der
Erzbischof Siegfried von Westerburg wird gefangengenommen und büßt seine Oberhoheit über Stadtköln ein; der eroberte Heerwagen Siegfrieds gelangt als Beute nach
Köln
1365
Erste Erwähnung einer Gaffel (polit. Vertretungen der Handwerker und Kaufleute)
1370
Weberaufstand; auf Druck der Weber löst sich die „Richerzeche“, die Vertretung der
Patrizier, auf. Die Patrizier werden vorübergehend entmachtet.
1371
Die „Weberschlacht“ auf dem Waid- und dem Griechenmarkt endet mit der Niederlage der Weber. Der alte Zustand (d. h. Herrschaft der Patrizier) wird wieder hergestellt.
1372
Die Patrizier kontrollieren wieder die Zünfte.
1396
Beginn des Machtkampfes zwischen den Zünften und den Patriziern. Die Zünfte verkünden die neue Stadtverfassung (Verbundbrief). Die Patrizier werden endgültig
entmachtet. Oberste Verwaltungsbehörde wird der Rat, der von den Gaffeln gewählt
wird. Er besteht aus 49 Mitgliedern, davon entfallen 36 auf die Gaffeln. Nach außen
hin wird die Stadt von zwei jährlich wechselnden Bürgermeistern vertreten. Festlegung der 22 Gaffeln.
1441
Die Stadt verfügt über 248 Weinschenken.
1446
Erster Hexenprozess in Köln.
1482
Der erste Elefant in Köln.
um 1490In Köln leben 37.000 Einwohner. Köln ist immer noch die größte deutsche Stadt.
1499
Erscheinen der Koelhoffschen Chronik, des ersten großen Geschichtswerks der Stadt
Köln. Das Werk enthält auch eine frühe Darstellung des Kölner Bauern, der Personifikation der Freien Reichsstadt Köln.
1513
Verkündigung des Transfixbriefes, der den Verbundbrief von 1396 ergänzt; die Privilegien des Stadtrates werden durch ihn eingeengt.
1582
Protestanten werden durch Ratsedikt aus der Stadt gewiesen.
151
1609
Ratsedikt gegen Auswüchse des Fastnachttreibens.
1655
Nach dem letzten Hexenprozess in Köln (1653) wird ein 12-jähriges Mädchen enthauptet und anschließend verbrannt.
1657
Der Rat verbietet die Maskerade (Mummerei) zur Karnevalszeit.
1660
Die Einwohnerzahl Kölns stagniert bei 37.000. Zur Wahrung der innerstädtischen
Ordnung wird eine Stadttruppe aufgestellt. Die Soldaten werden wegen ihrer roten
Uniformen in der Bevölkerung „Funken“ genannt. 1707 zählt das „Heer“ ca. 380
Mann.
1662
Die Kölner Diözesansynode wettert gegen das Karnevalstreiben und die Fronleichnamsspiele.
1680
Der Band- und Manufakturhändler Nikolaus Gülich (geb. 1644) übergibt dem Stadtrat eine Liste von Klagepunkten. Eine Kommission zur Untersuchung der Beschwerden überführt mehrere Ratsmitglieder der Vettern- und Günstlingswirtschaft sowie
der Korruption, Nötigung und übelster Erpressung. Die Zünfte und die Bevölkerung
stellen sich hinter Gülich.
1683
Gülich erzwingt die Auflösung des Rates. Zwei neue Bürgermeister und 39 Ratsherren werden gewählt. Gülich selbst übernimmt das Amt des städtischen Syndikus. Er
errichtet eine Gewaltherrschaft und lässt 83 politische Gegner verhaften. Durch sein
radikales Vorgehen schafft sich Gülich jedoch immer mehr Feinde.
1684
Zahlreiche Prozesse von Gülichs „General-Inquisition“ erschüttern die Stadt. Die
Macht Gülichs beginnt zu wanken. Die Gaffeln zeigen sich unzufrieden mit dem
neuen Regiment
1685
Gülich wird verhaftet und in den folgenden Wochen von der kaiserlichen Kommission verhört. Der von Gülich gestürzte alte Stadtrat wird wieder eingesetzt.
1686
Nikolaus Gülich wird auf der Mülheimer Heide enthauptet.
1690
Der Rat verbietet das Marionettenspiel in Köln.
1699
Der am Ratsturm angebrachte „Platzjabbeck“, eine hölzerne Maske, die um 12 Uhr
mittags die Zunge herausstreckt, ist laut Ratsprotokoll „wieder bewegend“ gemacht
worden.
1709
Der Italiener Johann Maria Farina (1685 - 1766) beginnt mit der Produktion von
„Eau de Cologne“.
1733
In den Akten erscheint erstmals der Hochruf auf die Stadt „Alaaf“.
1740
Einführung der Kartoffel in Köln.
1794
Die Franzosen rücken in Köln ein. Errichtung eines Freiheitsbaumes auf dem Neumarkt.
1795
Der Kölner Karneval wird verboten (das Verbot gilt bis 1803).
152
1796
Auf der letzten Ratssitzung löst sich der Rat selber auf. Eine neue sechsköpfige Munizipalverwaltung wird gebildet. Die französische Gemeindeverfassung bleibt 50
Jahre in Kraft.
1797
Nach dem Frieden von Campo Formio tritt der deutsche Kaiser die gesamten linksrheinischen Gebiete an Frankreich ab. Wirtschaftliche Gleichstellung der jüdischen
und protestantischen Bürger.
1801
Verordnung über die Straßenreinigung. Köln bleibt trotz zahlreicher Verordnungen
zur Straßenreinigung und Abfallbeseitigung bis weit ins 19. Jh. die schmutzigste
Stadt Europas.
1802
Christoph Winter gründet das Hänneschen-Puppentheater. - Offizielle Auflösung des
Erzbistums Köln. - Mülhens führt den Firmennamen „4711“ ein. - Verkündigung
des Konkordats vom 10. 9. 1801 in Köln (rechliche Grundlage für die Säkularisation). - Durch Konsularbeschluss wird in den von Frankreich besetzten Gebieten die
Säkularisation durchgeführt. Alle Klöster und Stifte werden aufgelöst, die Kirchengüter werden enteignet.
1803
Das Karnevalsverbot von 1795 wird aufgehoben. - Reichsdeputationshauptschluss:
Das Kurfürstentum Köln wird endgültig aufgelöst. - Auflösung der Zünfte.
1806
Einführung des französischen Rechts (Code Civil bzw. Code Napoléon), das in Köln
auch nach 1814 in Kraft bleibt. Kaiser Franz II. legt die Deutsche Kaiserkrone nieder. Damit endet das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
1813
Anbringung der ersten Straßenschilder in französisch-deutsch. - Trotz des französischen Rückzugs aus Deutschland seit der Völkerschlacht von Leipzig (16. - 19. 10.)
wird Napoleons Krönungstag in Köln nach alter Weise gefeiert.
1814
Im ersten Frieden von Paris muss Frankreich auf das Rheinland verzichten.
1815
Der Wiener Kongress spricht die Rheinlande Preußen zu.
1816
James Watt legt mit einem Dampfschiff, aus London kommend, in Köln an.
1817
Adresse des Kölner Stadtrates an Friedrich Wilhelm III. zur Erhaltung des Rheinischen Rechts (Code Napoléon), das in Köln bis zum 31. 12. 1899 in Kraft bleibt.
1823
Gründung der Karnevalsgesellschaft „Rote Funken“.
1825
Gründung der Preußisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft.
1833
Errichtung einer optischen Telegrafenlinie von Köln nach Berlin, die 1848 durch
eine elektrische Telegrafenlinie ersetzt wird.
1841
Letzte öffentliche Hinrichtung in Köln. - Aufstellung der ersten Gaslaternen. - Eröffnung der Eisenbahnlinie Köln - Aachen.
1844
Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht.
1846
Nach der Volkszählung leben in Köln 90.246 Menschen. Köln ist nach Berlin und
Breslau die drittgrößte Stadt Preußens. - In Köln existieren 125 Brauereien. 1870
153
sind es 135.
1847
Eröffnung der Köln - Mindener Eisenbahn.
1848
Revolutionäre Unruhen in Köln. K. Marx und F. Engels halten sich in Köln auf.
1849
Einführung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen.
1855/59 Bau des „Central-Personenbahnhofes“ und der ersten Kölner Eisenbahnbrücke.
1857
In Köln gibt es 31 Karnevalsvereine.
1869
Infolge des preußischen Dreiklassenwahlrechts dürfen in Köln weniger als 6500
Bürger an den Stadtverordnetenwahlen teilnehmen.
1871
Aufstellung der ersten Litfaßsäule in Köln.
1874
Gründung der Rheinischen Brauereigesellschaft an der Alteburg. Das obergärige
Bier (Kölsch) setzt sich allmählich in Köln durch.
1876
Nikolaus August Otto meldet den 4-Taktmotor (Ottomotor) zum Patent an.
1880
Der Dom ist fertiggestellt.
1881
Der preußische Militärfiskus verkauft der Stadt die mittelalterliche Befestigungsmauer für 9 Millionen Mark. - Erste Telefonanschlüsse in Köln (34 Teilnehmer, Ende 81 sind es 83, 1883 schon 150).
1881/86 Abriss der alten Stadtmauer bis auf vier Torburgen (Severinstor, Ulrepforte, Hahnentor, Eigelsteintor) sowie den Bayenturm.
1882
Gründung der „Cölnischen Straßenbahngesellschaft“. - Aufstellung der ersten öffentlichen Telfonzellen. - Hohenzollernring erster Teilabschnitt der Ringstraße.
1887/89 Der Volksgarten wird angelegt.
1890
Bau des ersten Kölner Elektrizitätswerkes neben dem Wasserwerk am Zugweg. 1912
ist ¼ der Kölner Haushalte an das Stromnetz angeschlossen.
1894
Wilhelm Josef Millowitsch wandelt das Puppentheater Millowitsch in ein Schauspieltheater um (Volkstheater Millowitsch). - Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes
1900
Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches, das in Köln den Code Civil (Rheinisches Recht) ablöst. - Das preußische Innenministerium verfügt die Schreibweise des
Stadtnamens mit „C“. Erst seit 1919 wird der Name offiziell mit „K“ geschrieben
1901
Die erste Straßenbahn fährt durch Köln.
1906
Eröffnung des ersten Kölner Kinos in der Schildergasse.
1912
Bei den 14. Reichstagwahlen wird die SPD erstmals vor dem Zentrum stärkste Partei
in Köln.
1914 bis 1918 Erster Weltkrieg
154
1915
Brot wird rationiert.
1916
Kölner Frauen dringen ins Rathaus ein und protestieren gegen die unzureichende
Versorgung mit Lebensmitteln. - Die Stadt lässt fahrbare Küchen einrichten.
1918
Am Pfingstsamstag erfolgt der schwerste Luftangriff auf Köln im 1. Weltkrieg.
Sechs britische Flugzeuge werfen 23 Bomben ab. 41 Menschen kommen ums Leben,
47 werden verletzt. - Eine Vorausabteilung der revolutionären Kieler Matrosen erreicht die Kölner Garnison.
9. 11.: Ausrufung der Republik in Berlin.
4. 12.: Große Zentrumsversammlung, auf der eine „Rheinische Republik“ ausgerufen wird.
6. 12.: Britische Truppen (ca. 55.000 Mann) marschieren über die Aachener Straße in Köln
ein.
1922
Am Messegelände in Deutz wird die erste Tankstelle Köln errichtet (Olex)
1925
Durch Humboldt zieht der erste Martinszug Kölns.
1927
Erster Rosenmontagszug seit 1914.
1929
Beginn der Bauarbeiten an der Köln-Bonner Autobahn.
1930
Im Beisein von Henry Ford legt Adenauer den Grundstein für die Fordwerke in
Niehl. - Bei den Wahlen zum 5. Reichstag am 14. 9. erhalten in Köln die SPD 19,4
%, die Nazis 17,6 % und die KPD 17 % der Stimmen.
1932
Aus den preußischen Landtagswahlen geht in Köln die Nazipartei als stärkste Partei
hervor. Bei den Wahlen zum 6. Reichstag erhalten in Köln die SPD 18,4 %, die Nazis 24,5 % (im Reichsdurchschnitt 37,3 %), die KPD 22,0 %. - Bei den Wahlen zum
7. Reichstag am 6. 11. geht die Nazipartei in Köln auf 20,4 % zurück (im Reich auf
33,1 %).
1933
18. 2.: Hitler redet vor seinen Anhängern in der Deutzer Messe. Am Vorabend hat sich Adenauer in seiner Funktion als Oberbürgermeister geweigert, Hitler auf dem Flugplatz Butzweilerhof zu empfangen. Die von SA-Männern auf der Deutzer Brücke
(„Hindenburgbrücke“) angebrachten Hakenkreuzfahnen lässt er entfernen.
3. 3.: Beim Durchmarsch der SA durch das Arbeiterviertel in der Elsaßstraße kommt es zu
einer Straßenschlacht zwischen Arbeitern und Nazis.
5. 3.: Bei den Wahlen zum 8. Reichstag erlangen in Köln die Nazis 33,1 % (im Reich 43,9
%), das Zentrum 25,6 % (im Reich 13,9 %), die SPD 14,9 % (im Reich 18,3 %), die
KPD 18,1 % (im Reich 12,3 %). - Die Reichstagsmandate der KPD werden nicht anerkannt. Die Nazis besetzen das Rathaus. Der Regierungspräsident beurlaubt Konrad
Adenauer und ernennt den Nazi Günther Riesen zum kommissarischen OB der Stadt
Köln.
23. 3.: Ermächtigungsgesetz
17. 5.: Bücherverbrennung bei der Universität durch Nazistudenten.
1935
Gründung des Nazikarnevalsvereins „Verein Köln Karneval e. V.“. - Die Gestapo
bezieht das EL-DE-Haus am Appellhofplatz und richtet im doppelten Keller des Gebäudes ein Gefängnis mit zehn Zellen ein. Ursprünglich hatte der Kölner (jüd.)
Kaufmann Leopold Dahmen (L. D.) das Haus für sich errichten lassen.
155
1936
Truppen der Naziwehrmacht rücken in Köln ein. Nazikundgebungen auf dem Heumarkt im Beisein von drei „Gauleitern“ (Grohé, Florian, Terboven).
1937
Otto Kropp, Vorsitzender der Kölner KPD, wird in Berlin hingerichtet.
1938
Erstmals wird im Kölner Karneval im Dreigestirn (Prinz, Bauer u. Jungfrau) die
Jungfrau von einer Frau dargestellt (ebenso 1939).
9. 11.: Wie überall in Deutschland: organisierte Pogrome (sog. „Reichskristallnacht“). Jüdische Geschäfte werden geplündert und verwüstet. Die Synagoge in der Glockengasse
wird gebrandschatzt. Die Inneneinrichtung der Synagogen in der Roonstraße in der
St.- Apern-Straße werden verwüstet.
1939
Die Nazis entfesseln den zweiten Weltkrieg. - Bis Ende 1940 gibt es in Köln 331
öffentliche Luftschutzbunker. - Erste Lebensmittelkarten werden ausgegeben.
1941
Beginn der Judendeportation in Konzentrationslager vom Bahnhof Deutz-Tief aus.
Sammelstelle ist das Messegelände.
1942
Nach der Wannsee-Konferenz (20. 1. 1942) werden die meisten der noch in Köln
lebenden Juden in Vernichtungslager deportiert. Die Messehallen in Deutz werden ab
Februar ein Nebenlager des KZ Buchenwald. Ende 1943 leben in Köln noch 40 - 50
Juden in der Illegalität.
1944
30. 1.: Anlässlich des 11. Jahrestages der „Machtergreifung“ marschieren Soldaten mit
„klingendem Spiel“ durch die Trümmerlandschaft am Neumarkt an St. Aposteln vorbei.
Okt.: Infolge der schweren Luftangriffe auf Köln bricht das öffentliche Leben fast vollständig zusammen. Die Schulen und die Universität werden geschlossen. Ende der
Strom- und Wasserversorgung, sowie des Straßenbahnverkehrs in der Altstadt.
Fernmeldeverkehr u. Postzustellung werden nur notdürftig aufrecht erhalten.
25. 10.: In Ehrenfeld werden 11 entflohene sowjetische und polnische Gefangene und
Zwangsarbeiter öffentlich gehenkt.
10. 11.: In Ehrenfeld werden 13 Angehörige der Kölner Jugendgruppe „Edelweißpiraten“,
die u. a. Kontakt zu Kriegsgefangenen und osteuropäischen Zwangsarbeitern unterhielten, ohne Gerichtsurteil öffentlich gehenkt. Der jüngste unter ihnen, Bartholomäus Schink, war erst 16 Jahre alt.
27. 11.: Der Leiter der Gestapo Köln, SS-Sturmbannführer Max Hoffmann, wird bei einem
Feuergefecht mit einer Kölner Widerstandsgruppe in Klettenberg getötet.
10. 12.: Dreitägiges Feuergefecht zwischen Gestapo und Widerstandskämpfern in der Straße
Großer Griechenmarkt.
1945
3. 2.: 40 Zwangsarbeiter werden im EL-DE-Haus durch Erhängen ermordet.
1. 3.: Das städt. Starkstromnetz bricht zusammen. US-Truppen überschreiten die Erft, das
letzte natürliche Hindernis vor Köln.
3. 3.: 50 Gefangene werden im Gestapo-Hauptquartier erhängt.
4. 3.: Der letzte kommissarische NS-Oberbürgermeister, Robert Brandes, unterquert im
Düker von Niehl nach Stammheim den Rhein und setzt sich ins rechtsrheinische Gebiet ab.
5. 3.: Die US-amerikanische 1. Armee unter General John N. Hodges erreicht die westlichen Vororte Kölns. - Gauleiter Grohé flieht im Motorboot.
156
6. 3.: Das VII. Korps der 1. US. Armee erreicht das Stadtzentrum Kölns. In der Komödienstraße kommt es zu einem Gefecht mit einem deutschen Panzer. Um 17.00 Uhr stellen
die Nazitruppen den Kampf ein. - Im Gefängnis Klingelpütz finden die Amerikaner
80 halbverhungerte Menschen vor. - Noch am 6. 3. nimmt das Kölner Gesundheitsamt die Arbeit wieder auf.
7. 3.: Das Oberkommando der Wehrmacht meldet die Kapitulation Kölns. Vom rechtsrheinischen Gebiet beginnt die deutsche Artillerie mit dem Beschuss der Innenstadt
(!). Der Dom wird von 19 Nazi-Granaten getroffen. - Das Fernsprechamt in Deutz
stellt den Betrieb ein.
8. 3.: Das Arbeitsamt nimmt seine Tätigkeit wieder auf.
9. 3.: Die US-amerikanische Militärregierung nimmt offiziell ihre Arbeit auf.
16. 3.: Willi Suth wird provisorisch mit der Leitung der Stadtverwaltung betraut.
4. 5.: Konrad Adenauer wird von der Militärregierung als Oberbürgermeister eingestetzt.
7. 5.: Die Fordwerke nehmen den Betrieb wieder auf. Im August 1945 wird der erste Lkw
an die Alliierten ausgeliefert.
8. 5.: Bedingungslose Kapitulation der Naziwehrmacht.
21. 5.: Rückkehr der Kölner Häftlinge aus dem KZ Buchenwald.
1. 6.: Die erste Straßenbahn verkehrt (zwischen Weidenpesch und Nippes)
2. 6.: Beginn der Müllabfuhr.
23. 7.: Erster Schultag in den linksrheinischen Volksschulen.
1946
Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen. - Drohende Hungersnot in Köln. - In
seiner Silvesterpredigt in St. Engelbert erlaubt Kardinal Fring das „Fringsen“.
1948
Der erste Zug fährt über die wiederhergestellte Hohenzollernbrücke.
21. 6.: Währungsreform.
1949
Erster vom Festausschuss Kölner Karneval organisierter Rosenmontagszug der
Nachkriegszeit zieht unter dem Motto „Mer sin widder do un dun wat meer künne“
durch Köln. - Gründung der BRD.
1956
Erster Gottesdienst im Dom nach dessen Wiederherstellung unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.
1958
Protestkundgebung im Rathaus gegen die geplante atomare Bewaffnung der westdeutschen Streitkräfte. - Vertrag über die Städtepartnerschaft zwischen Köln und den
Städten Esch-sur-Alzette, Lille, Lüttich, Rotterdam und Turin.
1962
Der Rat beschließt den Bau der U-Bahn.
1964
Ersterscheinen des Boulevardblättchens „Express“.
1966
Die Zoobrücke wird als letzte Kölner Brücke feierlich eingeweiht. Köln verfügt damit über 8 Rheinbrücken (1941 waren es 5).
1970
Vor dem „Amerikahaus“ in der Hahnenstraße demonstrieren 3.000 Studenten gegen
den Vietnamkrieg. Straßenschlacht mit der Polizei.
1971
Das alte Müngersdorfer Stadion wird aus baupolizeilichen Gründen geschlossen und
abgerissen. - Eröffnung der Domtiefgarage.
1972
Verleihung des Literaturnobelpreises an Heinrich Böll.
157
1975
Infolge der kommunalen Gebietsreform erfolgt die 9. Stadterweiterung Kölns. Porz,
Wesseling, Rodenkirchen, Weiß, Sürth, Lövenich, Junkersdorf, Weiden, Widdersdorf, Auweiler, Marsdorf und Rondorf werden eingemeindet. Dadurch wächst die
Stadt auf eine Fläche von fast 430 qkm mit 1.022.075 Einwohenern. - Köln ist damit
flächenmäßig die drittgrößte und bevölkerungsmäßig die viertgrößte Stadt Deutschlands. Köln wird in 9 Bezirke eingeteilt. Der Kreis Köln wird aufgelöst.
1976
Ludwig stiftet der Stadt seine Sammlung moderner Kunst unter der Auflage, ein neues Museum zu errichten. - Wesseling wird nach dem Urteil des NRWVerfassungsgerichtes wieder eine selbständige Gemeinde. Kölns Einwohnerzahl
sinkt auf 985.700 Einwohner. - Anmietung des ersten Kölner Frauenhauses.
1977
Entführung des ehemaligen SS-Mannes und Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin
Schleyer durch die Rote-Armee-Fraktion (RAF) in der Vincenz-Statz-Straße in
Braunsfeld. 3 Polizisten und Schleyers Chauffeur werden getötet.
1978
Die Rheinuferbahn stellt nach 72 Jahren den Betrieb ein.
1981
Der Rat verleiht Heinrich Böll anläßlich seines 65. Geburtstages die Ehrenbürgerschaft Kölns.
1985
Heinrich Böll stirbt im Alter von 67 Jahren in Bornheim-Merten.
1986
24 Kölsch-Brauereien unterzeichnen die „Kölsch-Konvention“. - Enthüllung einer
Gedenktafel in Ehrenfeld für die 1944 hingerichteten Edelweißpiraten und osteuropäischen Zwangsarbeiter.
1987
Gründung der Heinrich-Böll-Stiftung.
1988
Veröffentlichung des im Auftrag des NRW-Innenministeriums erstellten Gutachtens,
nach dem die „Edelweißpiraten“ keine Widerstandskämpfer waren. - Ausstellung
„Der Name der Freiheit 1288 - 1988“ in der Kunsthalle anlässlich der 700. Wiederkehr der Schlacht bei Worringen.
1989
Feiern zum 80. Geburtstag des Volksschauspielers Willy Millowitsch auf dem Alter
Markt. - Ausstellung „Kulturgeschichte der Schokolade“ im Gürzenich anlässlich des
150-jährigen Bestehens der Schokoladenfabrik Stollwerck.
1999
Im Bundesland Nordrheinwestfalen (NRW) wird die nach dem Zweiten Weltkrieg
von den Alliierten eingeführte „Doppelspitze“ aus Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor abgeschafft. Im neuen Amt des Oberbürgermeisters werden repräsentative Aufgaben mit der Leitung der Verwaltung vereint.
2001
Erste Ziegenbartsitzung mit einer wirklichen und lebendigen Ziege als Karnevalspräsidenten. Jedoch wollen die Gerüchte nicht verstummen, dass es sich dabei um
einen Strohmann der Jägers-Becker-Körber-Gruppe handelt.
(Tafel in weiten Teilen nach R. Zerlett)
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