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TICKER +++ start ticker +++ Die Jahreshauptversammlung liegt hinter uns, das Ergebniss ist Euchallen bekannt... (> Rückseite). Die LID Redaktion wünscht allen Gewählten ein spannendes, arbeitsreiches und vor allem erfolgreiches Jahr voller politscherArbeit. Die neue Rubrik Zahlen bitte...! wird jeden Monat eine besonders brisante Zahl vorstellen und deren Hintergründe grob beleuchten. Sie wird sich (falls möglich) an den Schwerpunkt anlehnen. +++ ende ticker +++ Impressum: Links im Druck - Die Mitgliederzeitschrift der Münchner Jusos Druck: V.i.S.d.P. : Redaktion: Layout: Auflage: Erscheinungsweise: Osiris Druck, Karl-Heine-Str. 99, 04229 Leipzig Jürgen Glatz, c/o Jusos München, Oberanger 38/IV, 80331 München Jürgen Glatz, Hanna Kappstein, Viola Unger, Simone Burger, Jakob Rinkewitz, Quirin Schimeta, Philipp Obermüller Philipp Obermüller, Mike Raab (Cover) 500 11 Ausgaben pro Jahr Wir freuen uns über Mitarbeit, Kritik, Artikel und andere Rückmeldungen; Kontakt über [email protected] oder über Philipp Obermüller, tel. 14 72 92 52. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen. Wenn Sie spenden wollen: Jusos München, Konto-Nr. 111 500, Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00. Wir stellen Ihnen unaufgefordert eine steuerabzugsfähige Spendenquittung aus. EDITORIAL Einfach ist nicht gleich gerecht! Inhalt 04 Schwerpunkt Steuern nach Backboard! ANGELA GREULICH 07 Anzeige Bundeskongress in München 08 Schwerpunkt Einfacher und gerechter! THOMAS GOGER 10 Zahlen bitte...! Arbeitslose contra SpitzenverdienerInnen 11 Das letzte Wort BORIS STARK Verfolgt man den öffentlichen steuerpolitischen Diskurs der letzten Monate (um nicht zu sagen Jahre), so bleiben unweigerlich einige Schlagwörter und gebetsmühlenartig vorgetragene Formulierungen im Gedächtnis haften. In diesen Debatten ist dann stets vom großen Wurf die Rede, oder auch vom steuerpolitischen Befreiungsschlag. Eine besonders prominente Rolle, und mithin außerordentlich einprägsam, spielt hierbei die Vokabel von der Steuervereinfachung. Aus sozialdemokratischer Sicht problematisch ist dabei nur, dass sich hinter der an sich unterstützenswert klingenden Floskel Steuervereinfachung, faktisch ein gigantisches Steuersenkungsprogramm zu Gunsten der Unternehmen, Reichen und Superreichen verbirgt. hre fadenscheinige Legitimation findet dieses massive Umverteilungsprojekt von unten nach oben und von öffentlicher in die private Hand, letztendlich in dem Verweis auf die angeblich nicht mehr gewährleistete steuerpolitische Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik. Mal ganz abgesehen davon, dass es grundsätzlich abzulehnen ist, sich der Steuerthematik in erster Linie mittels Kategorien wie Wettbewerbsfähigkeit und Standort anzunähern, entspricht es auch schlicht nicht der empirischen Wahrheit, dass die Steuerlast in Deutschland besonders hoch sei. Im Gegenteil: die Bundesrepublik hat im Vergleich der OECD-Staatenwelt eine der niedrigsten Steuerquoten überhaupt. Im folgenden LID soll herausgestellt werden, dass es für uns Jusos bei den weiteren Reformen im Steuerbereich nicht allein um eine Steuervereinfachung gehen kann, sondern dass daneben unter allen Umständen das elementare Prinzip der Steuergerechtigkeit treten muss. Erst wenn diese beiden Zielmarken miteinander kombiniert werden, kann wirklich von einem fortschrittlichen Steuerkonzept die Rede sein. Die von konservativer Seite auf den Tisch gelegten Steuermodelle a la Merz und Kirchhof jedenfalls, haben mit Steuergerechtigkeit herzlich wenig am Hut. Diese Vorschläge und Forderungen haben vor allem ein Ziel: eine weitere Zurückführung des staatlichen Einflusses und damit einhergehend das gezielte Forcieren der Marktgesellschaft, gemäß des neoliberalen Credos vom Primat der Ökonomie. Die konservativ-liberale Nebelkerze Steuervereinfachung sollten wir als Jusos respektive SozialdemokratInnen im Allgemeinen folglich in der Zukunft etwas kritischer hinterfragen. JÜRGEN GLATZ 02 03 SCHWERPUNKT Letzter Ausweg für Captain Schröder: Steuern nach Backbord! Abgeltungssteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Tabaksteuer...... beim Durchblättern der Zeitung stösst man immer wieder auf das leidige Thema Steuern und verzweifelt schier an der Unübersichtlichkeit und Komplexität des Themas. Der bei diesem Thema oft anzutreffende rechthaberische Fachjargon einzelner Journalisten und Politiker trägt auch nicht gerade zum besseren Überblick bei. Und angesichts deren konfuser, sich immer wieder widersprechender Reformvorschläge ist man bald geneigt, dem Thema Steuern schnell den Rücken zu kehren und sich dankbareren Politikfeldern zu widmen. Doch gerade aus sozialdemokratischer Sicht ist das Thema von enormer Wichtigkeit, denn durch Steuerpolitik werden die Weichen für eine gerechte Wohlstandsverteilung gestellt. Beispielsweise indem der Staat die Steuer- und Abgabenlast für Arbeitnehmer und Familien nachhaltig senkt. Oder indem er die Steuerhinterziehung bekämpft. Oder... oder... es gäbe eine ganze Menge von Massnahmen, die zu mehr Steuergerechtigkeit beitragen könnten. Nur werden die in der Presse oft so im Detail diskutiert, dass man kaum mehr durchblickt. Deshalb hier ein kleiner Überblick über die Begrifflichkeiten der Steuerpolitik: Steuern werden in akademischen Lehrbüchern oft folgendermassen umschrieben: Steuern sind Geldleistungen, die ohne Anspruch auf eine direkte Gegenleistung durch öffentlich-rechtliche Gemeinwesen auf der Basis einer gesetzlich bestimmten Steuerpflicht erhoben werden. Sie dienen der Finanzierung gesellschaftlich als notwendig erachteter Güter. Die Steuerpolitik eines Staates hat demnach also das das Ziel, Einnahmen in ausreichender Höhe zu liefern, damit alle seine Ausgaben gedeckt werden können. Neben dieser Finanzierungsfunktion kann die Besteuerung, zum Beispiel durch ihre Einführung oder Abschaffung, Erhöhung oder Senkung sowie ihrer Ausgestaltung eine ganze Reihe von Zielen verfolgen. Diese Ziele können finanz-, wirtschafts-, sozial- oder vermögenspolitischer Art sein. So kann die Steuer auch eine Lenkungsfunktion haben. Dies ist zum Beispiel bei der Ökosteuer der Fall, die die Funktion hat, den Benzinkonsum zu drosseln um damit die Umweltbelastungen zu reduzieren. Steuern können ebenso eine Umverteilungsfunktion besitzen, so werden beispielsweise bei der Einkommenssteuer höhere Einkommen mehr belastet als niedrige. Die Verfassung bestimmt die Steuerart und regelt ebenso, welche Gebietskörperschaft über die Einführung und Höhe der Steuer entscheidet. Bei der Verteilung der Steuererträge unterscheidet man zwischen Bundessteuern, Landessteuern, Gemeindesteuern und Gemeinschaftssteuern. Oft ist bei der Unterscheidung der verschiedenen Steuerarten auch von direkten und indirekten Steuern die Rede. Bei der direkten Steuer werden die individuellen Merkmale der/des Steuerpflichtigen berücksichtig. So ist es zum Beispiel der Fall bei der Einkommenssteuer, bei der die Höhe des Einkommens oder auch die familiäre Situation berücksichtigt wird. Bei der indirekten Steuer, der Mehrwertssteuer beispielsweise, ist dies nicht der Fall. Hier entscheidet der Staat die Höhe der Steuer zum Beispiel nach der konjunkturellen Entwicklung oder dem internationalen Standortwettbewerb, sie wirkt daher nicht progressiv, sprich sie nimmt keine Rücksicht auf die SCHWERPUNKT individuelle Leistungsfähigkeit der Konsumentin/des Konsumenten und wird aus diesen verteilungspolitischen Gründen oft kritisiert. verkommen, um hier eine weitere politische Bewertung einzufuegen, Steuern auf Kapital und Eigentum zu Bagatellsteuern. Die Einkommenssteuer ist die bedeudenste Einnahmequelle des Staates, sie bringt ca. ein Drittel aller Steuereinnahmen. Die Mehrwertssteuer steuert ebenfalls gut 30% des gesamten Steueraufkommens bei. So tragen also die Einkommenssteuer und die indirekte Steuern überwiegend zum Gesamtsteueraufkommen bei und somit Bleiben wir doch gleich bei der politischen Bewertung, Die Steuerreformen der letzten Jahre, zum Beispiel die Entlastung durch das Steuersenkungsgesetz und die Reform der Unternehmensbesteuerung 2001 haben dem Staat erhebliche Mindereinnahmen eingebracht. Hierbei wurden Unternehmer bei weitem mehr entlastet als ArbeitnehmerInnen. So sank das Lohnsteueraufkommen nur um 2,2 %, das der Körperschaftssteuer und der veranlagten Einkommenssteuer allerdings gleich um 56,6%. Überhaupt läuft in punkto Steuergerechtigkeit seit geraumer Zeit einiges schief. Zu weiten Teilen ist das auf die Ära Kohl zurückzuführen, doch die SPD-geführte Bundesregierung hat bisher nicht merklich zur Besserung der Situation beigetragen. Offensichtlich wurde die Notwendigkeit, etwas gegen die immer größer werdenden sozialen Differenzen in Deutschland zu unternehmen, noch nicht ausreichend erkannt. Noch nie zuvor in der deutschen Geschichte wurde soviel Vermögen angehäuft und von einer Generation an die nächste vererbt, wie dies gegenwärtig und in den kommenden zehn Jahren der Fall sein wird. Und die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland droht, sich weiter zu öffnen: Der Anteil der Einkommensarmen an der Gesamtbevölkerung wächst kontinuierlich und die Nationale Armutskonferenz kommt zu dem Ergebnis, dass die Kinderarmut in Deutschland weiter zunimmt, auch unter der rot-grünen Koalition. >> 04 05 SCHWERPUNKT Immer noch werden Steuergeschenke an die oberen 10% gefördert, die zu Lasten der unteren Einkommensschichten gehen. Dazu zählt beispielsweise die Senkung des Spitzensteuersatzes oder die Zinsabgeltungssteuer. Wir Jusos fordern seit Jahren eine stärkere finanzielle Belastung der oberen Schichten, aus deren Einnahmen dann in sozialstaatliche Reformen, Bildung und Qualifizierung investiert werden muss. > Eine Vermögenssteuer mit einem Freibetrag, der dafür sorgen soll, dass nur größere Vermögen zur Besteuerung herangezogen werden und selbstgenutztes Wohneigentum freigestellt wird. > Eine Erhöhung des Aufkommens aus der Erbschaftssteuer. Folgende konkrete Massnahmen würden zu mehr Steuergerechtigkeit beitragen: > Ein stärkerer Progressionsverlauf der Einkommenssteuer und eine Senkung des Mindeststeuersatzes für die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten. > Eine Harmonisierung sämtlicher Steuerarten innerhalb der EUStaaten. Der momentan herrschende zwischenstaatliche Wettbewerb um den niedrigsten Steuersatz auf Kapital, der Anleger ins Land locken soll, ist mit dem Ziel einer redistributiven Steuerpolitik in keinster Weise vereinbar. > Eine Revitalisierung der Gewerbesteuer, die auch bisher von der Gewerbesteuer befreite Selbstständige (freie Berufe) heranzieht und alle Wertschöpfungsbeiträge in die Bemessung einzubeziehen sind. > Die Wiedereinfuehrung einer Körperschaftssteuer für Kapitalgesellschaften mit einer Mindestbesteuerungskomponente. > Die Einfürung einer Luxussteuer, bei dem Erwerbs von Luxusgegenständen durch einen dritten Mehrwertssteuersatz besteuert wird. Die Existenz von Bankgeheimnissen, von Amnestien für Steuersünder und von diversen Steuerschlupflöchern für Superreiche ist für uns absolut unakzeptabel. Kurzum, wir wollen dass in Deutschland wieder jeder entsprechend seiner finanziellen Leistungsfähigkeit besteuert wird. ANGELA GREULICH ANZEIGE Bundeskongress in München Unter dem Motto Gerecht weiter denken findet der Bundeskongress 2004 vom 18. bis 20. Juni 2004 in München in der Kultfabrik statt. Der Bundeskongress ist zum einen eine große organisatorische Herausforderung, zum anderen aber auch eine einmalige Gelegenheit den Unterbezirk München bundesweit vorzustellen. Mit 400 TeilnehmerInnen, zahlreichen VertreterInnen der Presse und prominenten TeilnehmerInnen aus der Regierung und der Partei ist der Bundeskongress ein Großprojekt. Gleichzeitig bietet dieses Projekt den Mitgliedern der Jusos München die Möglichkeit an so einem Kongress teilzunehmen. Deshalb ist der Bundeskongress kein reines Vorstandsprojekt, sondern hier sind wir auf die Hilfe aller Mitglieder angewiesen. Die bisherige Tagesordnung: Freitag den 18.07.04 (Beginn 15.00 Uhr) Grußworte von Christian Ude und Michael Sommer (Vorsitzender des DGB) Referent zur Situation der SPD: Klaus Uwe Benneter Bericht des Bundesvorstands Vorstellung der Kampagne Gerecht weiter denken Samstag den 19.07.04 Vormittag: Wirtschaft und Globalisierung Wahlen (Bundesvorsitzender und Stellv. Bundesvorsitzende) Nachmittag: Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (Kurze Unterbrechung wegen EM Fußballspiel) Abends: Franz Müntefering und 35 Jahre Linkswende Danach Kongressparty im Kalinka (ausgerichtet von den Jusos München) Sonntag den 20.07.04 (Beginn 9.30 Uhr) Soziale Innovation Referentin: Edelgard Buhlmann (Bundesministerin für Bildung und Forschung) Steuer- und Finanzpolitik Referent: Hans Eichel (Bundesminister der Finanzen) Außerdem wird auf dem Bundeskongress, nach dem Rücktritt von Niels Annen auch unser neuer Bundesvorsitzender gewählt. Deshalb suchen wir noch freiwillige Helfer: Wer Zeit hat an diesem Wochenende möge sich im Büro melden: [email protected] Dies gilt auch für Gäste , die sich den Bundeskongress anschauen wollen, bitte meldet euch im Büro an!!! Mehr Infos findet ihr unter www.jusos.de 06 07 SCHWERPUNKT Einfacher und gerechter! Für einen Kurswechsel in der Steuerpolitik Noch sind die im Dezember 2003 von der SPD-geführten Bundesregierung Hand in Hand mit der Opposition beschlossenen Steuersenkungen für Spitzenverdiener nicht vollständig in Kraft getreten, schon werden die Forderungen nach noch weiterreichenden Entlastungen der selbsternannten Leistungsträger mit freundlicher Unterstützung der Kommentatoren in den bürgerlichen Medien unüberhörbar. Da angesichts der bereits erfolgten und noch ausstehenden Absenkungen des Spitzensteuersatzes auf am Ende 42 % den Medienberatern von CDU/ CSU und FDP klar ist, dass die ungeschminkte Forderung nach weiteren Steuergeschenken an die Reichen und Superreichen in diesem Land nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen wird, wurde eben etwas Schminke aufgetragen: Vereinfachung des Steuerrechts lautet das Zauberwort, das sich bei genauerer Betrachtung als das übliche und ewig gleiche Verlangen nach weiterer Umverteilung von unten nach oben entpuppt. Richtig ist: Eine Vereinfachung und Re-Systematisierung des deutschen Steuerrechts tut Not. Ob es dafür erforderlich ist, ein zwar mit einigen Schwächen behaftetes aber im großen und ganzen doch bewährtes Steuersystem komplett aufzugeben, oder ob es nicht reichen würde, wenn sich der Gesetzgeber etwas Mäßigung auferlegen und nicht Jahr für Jahr (fast sogar Monat für Monat) die nächste größte Steuerreform aller Zeiten ins Gesetzblatt ankündigen würde, steht auf einem anderen Blatt. Zumal einer Vereinfachung des Steuersystems systemimmanente Grenzen gesetzt sind: Eine einfachere, im Ergebnis also vor allem auf Pauschalbetrachtungen abstellende, Steuergesetzgebung wird denknotwendig Abstriche beim Bestreben nach Einzelfallgerechtigkeit und möglichst umfassender Besteuerung nach der tatsächlichen individuellen Leistungsfähigkeit machen müssen. Wenn es richtig ist, dass die Entscheidungsmöglichkeiten der ökonomischen Akteure ständig wachsen, wirtschaftliche Betätigung mithin immer komplexer und vielgestaltiger wird, muss sich das Steuerrecht dem anpassen. Da es dann aber zwingend ist, dass derselbe Sachverhalt in Flensburg genauso steuerlich entschieden wird, wie in Nürnberg, bleibt nichts anderes übrig, als in allgemeingültigen Gesetzen, Verordnungen, Verwaltungsvorschriften und Gerichtsurteilen für eben diesen Zustand zu sorgen. Kurz gesagt: Was nutzt es, wenn das Einkommensteuergesetz zwar auf wenige Seiten passt, dafür die Zahl der außergesetzlichen Vorschriften umso stärker wachsen muss? Merz, Faltlhauser, Kirchhof und Co. geht es aber gar nicht um ein einfacher zu handhabendes Steuerrecht. Sie wollen ihre Klientel weiter auf Kosten der großen Mehrheit der Bevölkerung entlasten. Steuerpolitik nach den Plänen der Union funktioniert weiter getreu dem Leitsatz: Die Krankenschwester hat die Steuergeschenke an den Chefarzt zu finanzieren. Dieses Ansinnen der Unionspolitiker wird sehr schnell offensichtlich, wenn man sich deren Hauptforderungen in Sachen Steuervereinfachung vor Augen führt: So vertreten alle radikalsten Steuervereinfacher die Auffassung, dass es letztlich der Steuertarif sei, der unser Steuersystem so unnötig kompliziert mache. Kirchhofs Antwort ist der einheitliche Steuersatz von 25 % für alle. Merz profiliert sich mit seinem Drei-Stufen-Tarif: Statt eines progressiven Einkommensteuertarifs soll es in Zukunft nur noch drei Steuersätze für unterschiedliche Einkommensklassen geben. Dies hat die Grenze zur Volksverdummung jedoch deutlich überschritten. Die Frage nach der Tarifgestaltung SCHWERPUNKT hat nichts mit der Frage eines komplizierten oder einfachen Steuersystems zu tun. Wenn erst einmal das zu versteuernde Einkommen ermittelt ist, ist die Anwendung des Tarifs eine Frage des Ablesens aus Steuertabellen oder (heute) einer banalen Computerberechnung. Dieser Arbeitsschritt bleibt gleich, egal ob der Tarif linear-progressiv, drei- oder einstufig oder im Zick-Zack verläuft. Die komplexe Frage ist die nach dem zu versteuernden Einkommen. Hier müssen Reformbemühungen ansetzen, weitere Steuerschlupflöcher und Gestaltungsmöglichkeiten geschlossen werden. Wer jedoch wie Kirchhof und CDU/CSU mit dem Schlachtruf Vereinfachung nach Absenkungen des Spitzensteuersatzes auf im Extremfall 25 % verlangt, betreibt letztlich ideologische Verblendung. Umso deutlicher wird dies, wenn man sich anschaut, wie die Herren aus der Union und auch Prof. Kirchhof ihre Steuergeschenke an die Reichen und Reichsten finanzieren wollen. Die Entfernungspauschale steht genauso auf den diversen Listen von Gegenfinanzierungsmaßnahmen wie die Übungsleiterpauschale oder die Steuerfreiheit von Zuschlägen für Schicht-, Nachtund Feiertagsarbeit. Die große Masse der Beschäftigten soll also (mal wieder) die Zeche für Steuergeschenke an Familie Quandt & Co. zahlen. Es ist zu begrüßen, dass die SPDgeführte Bundesregierung dem Drängen nach weiteren Entlastungen der Besserverdienenden nicht nachgegeben hat. Völlig aus den Augen geraten ist nämlich ein weiteres wichtiges Kriterium, das an ein zukunftsfähiges Steuersystem anzulegen ist. Selbiges hat nämlich dafür zu sorgen, dass den staatlichen Haushalten die zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Hier hakt es derzeit gewaltig: Die Steuergeschenke der letzten Jahre wurden weitestgehend erkauft mit einer Handlungsunfähigkeit der öffentlichen Hände. Dem Staat fehlt an allen Ecken und Enden das Geld zur Finanzierung notwendiger Zukunftsinvestitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur. Dieses Geld zu beschaffen, wäre Aufgabe der Steuerpolitik. Und es ist dort zu beschaffen, wo in den letzten 20 Jahren die Steuergeschenke reichlich verteilt wurden. Damit wird klar, welche Anforderungen an ein wirklich einfaches und gerechtes Steuersystem zu stellen sind. Es muss zuvorderst das Auf- kommen erwirtschaften, das das staatliche Gemeinwesen benötigt, um wieder handlungsfähig zu werden. Das bedeutet, dass für weitere Steuersenkungen bei den Spitzenverdienern kein Spielraum ist. Im Gegenteil: Über eine verfassungskonform ausgestaltete Vermögensteuer, über eine weiterentwickelte Erbschaftsteuer und über eine angemessene Erhöhung des Spitzensteuersatzes bei gleichzeitiger Anhebung des Progressionsverlaufs ließen sich die Einnahmen erbringen, auf die die staatlichen Körperschaften dringend angewiesen sind. Wenn dann noch weitere Steuerschlupflöcher geschlossen werden, das unzeitgemäße Ehegattensplitting als Subventionierung der Alleinverdiener-Ehe ersetzt und die dadurch geschaffenen Spielräume zu einer Anhebung des Grundfreibetrages genutzt werden, wäre man dem steuerpolitischen großen Wurf einen gewichtigen Schritt näher. Erforderlich dazu wäre aber der Wille der Politik, sich mit den Mächtigen in der Gesellschaft anzulegen und anzuerkennen dass staatliche Umverteilungspolitik in den letzten Jahren eher an Notwendigkeit und Aktualität gewonnen hat. Jusos sollten die laufenden Auseinandersetzungen nutzen, um die steuerpolitischen Debatten auch innerhalb der SPD wieder in diese Richtung zu verschieben. THOMAS GOGER Juso-Landesvorsitzender 08 09 ZAHLEN BITTE...! Jetzt wird die Arbeitslosenhilfe gestrichen. [...] Fünf Milliarden Euro sollen dabei jedes Jahr eingespart werden genauso viel, wie die Spitzenverdiener dank der Senkung des Spitzensteuersatzes an Steuern sparen. (Frank Bsirske, Stuttgart am 06.April 2004) Im Jahr 1999 lag der Spitzensteuersatz noch bei 53%. Ab 2005 soll er auf 42% sinken. Von dieser Senkung profitieren in aller erster Linie die Besser- und SpitzenverdienerInnen.Nicht im geringsten spüren die unteren und mittleren Einkommensschichten die Senkung eines Spitzensteuersatzes. Für sie ist vor allem der Grundfreibetrag (ab dem überhaupt erst Steuern berechnet werden) und der Eingangssteuersatz (welcher auf den Ersten steuerpflichtigen Euro anfällt) relevant. Die verabschiedete Steuerreform hebt den Grundfreibetrag an (auf dann 7664Euro) und senkt den Eingangssteuersatz (auf 17%), was zu begrüßen ist. Die Frage, warum aber Familien mit einem jährlichen Einkommen von Hunderttausenden Euro am stärksten entlastet werden müssen, darf gestellt werden. Die eingangs vorgestellte Rechnung zeigt anschaulich die praktizierte Umverteilung von unten nach oben - zu allem Übel dirigiert und verabschiedet von einer sozialdemokratisch geführten Regierung. Jeder weitere berühmte ElfenbeinRückenkratzer, den sich SpitzenverdienerInnen bald leisten können trägt - veranschaulicht und zugespitzt - das Markenzeichen sponsored by Germanys Arbeitslosen. Die Binnen-Nachfrage belebende Impulse kann man bei einer Steuersenkung in Milliardenhöhe von oben auch nicht erwarten. Klar, wenn sich jemand eh schon drei Zweitautos leisten kann, bringt er sein übriges Geld irgendwann zur Bank. Er ist gesättigt, seine Grundversorgung und mehr ist gesichert. Die Sparquote (der Anteil des zur Verfügung stehenden Geldes, der nicht in den Konsum fließt) ist bei diesen Bevölkerungsschichten folglich hoch und notwendige Konsum-Impulse sind hier nicht zu erwarten. Jemand der hingegen wenig Geld zur Verfügung hat, rechnen und sparen muss und dem trotzdem am Ende des Monats nichts übrig bleibt, findet mehr als genügend Verwendungsmöglichkeiten für ein bisschen mehr in der Tasche. Die Sparquote war hier schon immer niedriger und eine Steuerentlastung unten wäre durchaus nachfragewirksam. Arbeitssuchende, die gerade von Managern der besonders fleißig-rationalisierenden Art auf die Straße gesetzt wurden und werden, finanzieren so seine Steuerentlastung. PHILIPP OBERMÜLLER DAS LETZTE WORT Das letzte Wort: Nun ist es soweit ... Big Brother is watching you Vor kurzem wurden die mobilen Überwachungskameras am Stachus Rondell und am Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Nie wieder kann man nun unbesorgt seinen Milchshake trinken oder gemütlich eine Zigarette an den Stachus Fontänen rauchen ohne dass einem dabei zugeschaut wird. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Zumindest wird man darauf hingewiesen, dass diese High Tech Kameras auch das Muttermal hinter deinem linken Ohr erkennen können ( Schau mal die hat ein Muttermal hinter dem Ohr, oh wie süß!). Vielleicht beschweren sich auch hier ein paar Anwohner, wie einige Schwabinger, die sich durch die Zoom-Webcam auf dem Olympiaturm belästigt fühlen. Aber der Überwachungsstaat herrscht nicht nur in München Auch im Willy-Brandt-Haus in Berlin kann es passieren, dass man als Jusos wie verrückt kontrolliert wird. So geschehen zur 100 Jahr Feier der Jusos vor ein paar Wochen. Obwohl jeder von uns ein schönes Namensschild mit Juso-Logo bekommen hat und wir alle nur den 100. Geburtstag der Jusos feiern wollten, kontrollierte der Sicherheitsdienst jedes Mal unsere Taschen wenn wir zur Feier wollten (davon abgesehen, dass man diese Leute nicht gerade als freundlich bezeichnen konnte; nach dem Was guckst du - Motto: Du kommst hier nicht rein!). Natürlich ist es selbstverständlich, dass Kontrollen etwas härter sind wenn der Parteivorsitzende Münte eine Rede hält. Aber gleich so heftig?! Was wäre gewesen, wenn Gerhard Schröder vor den Jusos gesprochen hätte? Na ja, vielleicht hätten uns die netten Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst dann mit Metalldetektoren gescannt. Was solls, Hauptsache unsere Straßen werden sicherer, damit man in aller Ruhe einen Milchshake trinken und eine Zigarette rauchen kann BORIS STARK 10 11 Simone Burger Vorsitzende tel. 26 02 30 90 [email protected] Jürgen Glatz Publikationen tel. 81 89 45 94 [email protected] Dunja Langer Frauenbeauftragte tel. 54 76 79 89 [email protected] Boris Stark Regionalverband Ost tel. 43 57 48 98 [email protected] Viola Unger Pressesprecherin tel. 98 10 86 21 [email protected] D e i n e A n s p r e c h p a r t n e r I n n e n Anno Dietz Öffentlichkeitsarbeit, Stellvertretender Vorsitzender tel. 44 88 233 [email protected] Simona Winkler Regionalverband West, Stellvertretende Vorsitzende tel. 56 04 63 [email protected] Alex Ben Chaouch Regionalverband Süd tel. 77 79 53 [email protected] Martina Bögl Mitgliederbetreuung [email protected] Florian Hiemeyer Regionalverband Nord tel. 32 38 76 51 [email protected] Eva Winkelmeier Politische Bildung [email protected] RV Nord RV West Das Münchner Stadtgebiet ist in vier Regionalverbände, entsprechend den Bundestagswahlkreisen, eingeteilt. Für jeden RV gibt es einen Ansprechpartner im Vorstand (s.o.). Büro der Jusos München: RV Ost RV Süd Oberanger 38 / IV, 80331 München Tel. 26 02 30 90, Fax 26 02 30 91 [email protected]