Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG) I
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Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG) I
Dejan Matic Überblick über linguistische Theorien WS 2014/15 Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG) I Hauptmerkmale • • • • • Wie LFG, eine West-Coast-Grammatiktheorie, entstanden in der zweiten Hälfte der 80er Jahre; begründet von Ivan Sag und Carl Pollard. Lexikalisch – wie die LFG, die meisten Regeln befinden sich im Lexikon; fast vollständiger Verzicht auf Phrasenstrukturregeln Monostratal, nicht-derivationell, beschränkungsbasiert – es gibt keine Tiefenstruktur und keine Derivationen im Sinne von Chomskyscher Generativen Grammatik; alles basiert auf Beschränkungen Merkmalstrukturen – Anstelle von Phrasenstrukturregeln treten Merkmalstrukturen, die viel elaborierter sind als in LFG. Zeichen-basiert – HPSG betrachtet Satzgenerierung als Kombination von sprachlichen Zeichen, die durch ihre interne Merkmalstruktur und ihre Position in der Typenhierarchie definiert sind. Grammatische Regeln durch Beschränkungen ausgedrückt, die Zeichen einander auferlegen. Lexikon, Phrasen und Merkmalstrukturen PHON: phonologische Merkmale SYNSEM: syntaktische und semantische Merkmale LOC: LOCAL, lokal relevante Information CAT: CATEGORY, syntaktische Merkmale HEAD = Kopfmerkmale, Wortart; SUBCAT = Subkategorisierung, d.h. Valenz CONT: CONTENT, semantische Merkmale (minimal recursion semantics) IND = INDEX RELS = RELATIONS NON-LOC: NON-LOCAL, Information, die nicht lokal relevant ist (SLASH) Kästen mit Zahlen: Teilung der Merkmale 1 Dejan Matic • • Überblick über linguistische Theorien WS 2014/15 Valenz: ausschließlich lexikalisch, unter SUBCAT (keine Phrasenstrukturregeln); Sätze durch das Kombinieren von Zeichen beschrieben, so dass die SUBCAT-Liste am Ende leer ist (Baumrepräsentationen - kein theoretischer Status in HPSG, werden nur zur Veranschaulichung benutzt). Konstituentenstruktur (Phrasenstruktur) • • Die Funktion der Phrasenstrukturegeln übernommen von Merkmalbeschreibungen Zwei wichtige Eigenschaften o Unmittelbare Dominanz (immediate dominance, ID) – repräsentiert mit DTR-Merkmalen (daughter features: Kopftochter und Nicth-Kopftochter) o Lineare Präzedenz (linear precedence, LD) – implizit in der PHON-Struktur Kopf-Argument-Schema ---- head-argument-phrase ⇒ Eine Kopf-Argument-Struktur muss: (a) eine Valenzliste besitzen 1 (b) eine Kopftochter haben, die eine Valenzliste hat, die sich in zwei Listen – 1 und 2 – unterteilen lässt (c) eine Nicht-Kopftochter, deren SYNSEM-Wert mit dem letzten Element in der SUBCAT-Liste der Kopftochter (2) kompatibel ist. 2 Dejan Matic Überblick über linguistische Theorien WS 2014/15 Linearisierung: Merkmal [INITIAL], das den Wert + und - haben kann Head [INITIAL +] < Argument Argument < Head [INITIAL -] Kopfmerkmalprinzip: (Head Feature Principle) In einer Struktur mit Kopf sind die Kopfmerkmale der Mutter identisch (d.h. teilen die Struktur) mit den Kopfmerkmalen der Kopftochter. • Kopfmerkmale sind diejenigen, die unter SYNSEM|LOC|CAT|HEAD angeführt sind. • Wörter und Phrasen werden gleich dargestellt – sie sind alle unterschiedliche Typen des sprachlichen Zeichens. Das oben beschriebene Schema head-argument-phrase ist nur ein Typ von headed phrase, das die Eigenschaften von seinem übergeordneten Typ vererbt (inheritance).Typenhierarchie: sign word phrase non-headed-phrase headed phrase head-argument-phrase Semantik • • • • In HPSG ist der semantische Wert eines Wortes oder einer Phrase direkt in der Merkmalstruktur dargestellt, in SYNSEM|LOC|CONT. Die referentiellen Eigenschaften sind in IND dargestellt – das sind referentielle Indizes. Verben haben eine event-Variable, die unter IND repräsentiert wird. Semantische Relationen, die ein Verb oder ein anderer Ausdruck öffnet, sind in RELS dargestellt. 3 Dejan Matic Überblick über linguistische Theorien WS 2014/15 CONT-Wert für geben • Zuordnung von Argumentrollen in CONT zu den Elementen in der SUBCAT-Liste in CAT (Linking) erfolgt durch Identifizierung der referentiellen Indizes in CAT|SUBCAT mit den semantischen Rollen in CONT|RELS. 4