IdA GT 30.05.12

Mittwoch, 30. Mai 2012
WIRTSCHAFT
Spanier machen Praktikum in Deutschland
Austauschprogrammfür Existenzgründer / Deutsche Touristen auf Teneriffa als Kunden gefragt
in der Hütt-Brauerei in Baunatal tätig. Freie Tage nutzte er
Göttingen. Eine kleine Braue- für einen Abstecher nach Münrei auf Teneriffa, die die vielen chen, um Kontakte zu bayrideutschen Touristen mit Bier schen Braumeistern zu knüpversorgt: Davon träumt der So- fen. Betreut wird Martin in
ziologe
und
PolitikwissenDeutsehland von der Beschäfschaftler Fernando Martfn (44). tigungsforderung
Göttingen,
der
Eine HaUe, wo er täglich 200 der Pa'rtnerorganisation
Liter Gerstensaft brauen kann, . städischen
Wirtschaftsfördehat er bereits, Seine Frau bringt rung von Santa Cruz aufTenedie notwendigen betriebswirrriffa. Mit Martfn zusammen
schaftlichen Kenntnisse ins Fa- sind noch drei Frauen nach
milienunternehmen
ein. Nun Göttingen gelrommen. Weiteist Martfn im Rahmen des Aus- re Existenzgründer
soUen in
tausch programms Leonardo da den kommenden Monaten folVinci der Europäischen Union gen, kündigtProjektleiter
Henfür zwei Monate nach DeutschdrikAbel an.
land gekommen, um Brauern
Carotina Cabeza (40) will in
über die Schuler zu schauen.
ihrer Heimat eine RechtsanEinen Monat lang absolvier- waltskanzlei gründen, Die Juristin, die neben Spanisch bete er bei Alexander Mollenhaureits Englisch, Französisch und
er in dessen Garagenbrauerei
in Meringen ein Praktikum.
Portugiesisch spricht, hat die
Derzeit ist er für einen Monat vergangenen elf Jahre auf dem
Flughafen in Teneriffa gearbeitet. Auch sie sieht in deutschen
Urlaubern
interessante
Geschäftspartner.
Sie möchte
Deutsche beim Kauf und Verkauf von Immobilien, bei der
Vermietung und in Erbftagen
unterstützen. Für sechs Monate ist sie nach Deutschland gekommen. Derzeit arbeitet die
Juristin
in einer Göttinger
RechtsanwaItkanzlei.
oerni Correa (30) hat vor,
sich mit einern Textilgeschäft
selbstständig zu machen. Um
das Bedienen von Kunden auf
Deutsch zu lernen, absolviert
sie in Göttingen bei Real ein
Betriebswirtin: Anal! Flores.
Praktikum,
Deutsche Ketten
sind in Spanien präsent, erzählt
sie. In Touristenhochburgen
erwarteten
die Arbeitgeber
Deutschkenntnisse.
Auf Teneriffa machten Deutsche 20 Prozent der Kundschaft aus. Ein
Arbeitszeugnis
aus Deutschland erleichtere den Einstieg.
Mit der Gründung ihres eigenen Geschäfts will sie sich aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage' in Spanien
noch etwas Zeit lassen.
Das gilt auch für Ana lf Flores
(26), diean der Fachhochschule
Betriebswirtschaft studiert hat
und überlegt, ob sie ein Büro
für Finanzbuchhaltung
grünBei Real: Noemi Correa.
den soU. In Spanien werden sol-
Studiert die Geheimnisse des Brauens: Femando Martin bei Hütt im nordhessischen Baunatal.
ehe Arbeiten von Firmen oft an
Dritte vef!~eben, erzählt sie.
Derzeit ser allerdings keine
gute Zeit für neue Projekte.
Die Arbeitslosigkeit liege bei 30
Prozent. Jeder zweite ]ugendliehe suche eine Beschäftigung ..
Flores würde gerne eine Weile
in Deutschland
Besufserfahrungen sammeln. Ohne solide
Deutschkenntnisse hat man je-
doch keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, hat sie beobachtet.
Anders als in den 60er-Jahren
suchten Firmen heute gut ausgebildete Fachkräfte.
Um ihr Deutsch zu verbessern, hat Flores bereits einjahr
lang als Au-pair-Mädchen
in
der Bundesrepublik gearbeitet.
Ab August macht sie in Bonn
ein freiwilliges soziales Jahr.
EF
100 Euro Taschen~ld im Monat bei freier Kost und Logis
seien mehr, als viele junge Spanier zu erwarten hätten, sagt
sie. Göttingens
Sozialdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck
freut sich über die Praktikanten. Die Stadt schickt seit Jahren Langzeitarbeitslose
nach
Spanien, damitsie dort Arbeitserfahrungen sammeln.