Arbeiterwohlfahrt
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Arbeiterwohlfahrt
Die Arbeiterwohlfahrt ist ein mitgliedergestützter Wohlfahrtsverband. Sie setzt sich für eine sozial gerechte Gesellschaft ein. Seit der Gründung des Verbandes im Jahre 1919 stützen sich die Grundprinzipien der Arbeiterwohlfahrt auf die Werte des freiheitlich demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Auf der Sonderkonferenz im November 1998 hat der Verband seine Unternehmensphilosophie weiterentwickelt und die Traditionswerte aus der Arbeiterbewegung mit den Anforderungen an ein modernes Dienstleistungsunternehmen verknüpft. Fachpolitisches und unternehmerisches Handeln sind darin keine unvereinbaren Gegensätze, individuelles und gemeinsinnorientiertes Handeln schließen einander nicht aus, betriebswirtschaftliche Grundsätze und Qualitätsentwicklung sind für die Umsetzung unverzichtbar. Die Grundwerte werden in den Leitsätzen präzisiert. Sie bestimmen das fachliche Handeln in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Arbeiterwohlfahrt. Für das Arbeitsfeld „Tageseinrichtungen für Kinder“ sind insbesondere folgende Leitsätze handlungsleitend und Grundlage für die Entwicklung der Qualitätsstandards: „Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten und fördern alternative Lebenskonzepte.“ Die AWO orientiert sich an einem humanistischen Menschenbild. Sie geht davon aus, dass Menschen von Geburt an über ein großes Potential von Fähigkeiten verfügen, dessen Entfaltung sie in die Lage versetzt, ihr Leben in Verantwortung für sich und andere zu gestalten. Für die Arbeit in den Tageseinrichtungen bedeutet das, Kinder als eigenständige Persönlichkeiten ernst zu nehmen und Bildungs- und Erziehungsprozesse zu initiieren, in denen Kinder ihre Fähigkeiten und Potentiale entfalten können. In der Zusammenarbeit mit Eltern erleben die Mitarbeiter/innen unterschiedlichste Lebenskonzepte, die sowohl selbstbestimmt als auch durch wirtschaftliche und politische Lebenslagen geprägt sind. Für die Tageseinrichtungen besteht die Verpflichtung, die familiären Lebenszusammenhänge zu kennen und zu verstehen, die Eltern als Partner ernst zu nehmen und als Kunden zu beteiligen und die unterschiedlichen Lebenssituationen bei der Angebotsstruktur zu berücksichtigen. Das schließt eine einseitige Orientierung an traditionellen Familienbildern aus. „Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluss nimmt.“ 10 Arbeiterwohlfahrt Seit der Gründung der Arbeiterwohlfahrt ist ihre zentrale Leitidee die sozial gerechte Gesellschaft. Sie versteht darunter eine Gesellschaft, die durch Politikgestaltung Benachteiligungen ausgleicht, individuelle und gesellschaftliche Notstände verhindert und allen Menschen den Zugang zu Bildung, Ausbildung, Kultur, Einkommen und politischer Beteiligung ermöglicht. Deshalb lehnt die AWO eine Privatisierung elementarer Lebensrisiken ab und fordert ein Netz sozialer Sicherungssysteme. Tageseinrichtungen für Kinder sind für die AWO ein unverzichtbarer Teil der sozialen Infrastruktur, der zur positiven Gestaltung der Lebensbedingungen von Familien beiträgt, soziale Benachteiligung ausgleicht und Chancengleichheit ermöglicht. Träger und Mitarbeiter/innen sind aufgefordert, sich aktiv im Gemeinwesen und an politischen Entscheidungsprozessen auf kommunaler Ebene, z. B. in Jugendhilfeausschüssen zu beteiligen und für den substantiellen Erhalt der Tageseinrichtungen zu kämpfen. „Wir fördern demokratisches und soziales Denken und Handeln. Wir haben gesellschaftliche Visionen.“ Die AWO setzt sich ein für eine Kultur des Zusammenlebens und Zusammenwirkens, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, zwischen den Generationen und zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Dies gelingt mit Menschen, die bereit sind, sich aktiv am Gemeinwesen zu beteiligen und soziale und politische Verantwortung zu übernehmen. Diese Bereitschaft und diese Fähigkeiten können in den Kindertagesstätten der AWO entwickelt werden. Sie können Kinder frühzeitig am Gemeinwesen beteiligen, ihre Betätigungs- und Beteiligungsrechte fördern und ihnen soziale Werte und Kompetenzen vermitteln, die für das friedliche Zusammenleben in dieser Gesellschaft erforderlich sind. Eine besondere Herausforderung ist das Zusammenleben mit Menschen aus anderen Kulturen. Die Tageseinrichtungen sind die erste ausserhäusliche Sozialisationsinstanz, in der Kinder mit unterschiedlichem Hintergrund gemeinsam erzogen werden. Toleranz und Akzeptanz statt Ausgrenzung ist die Grundorientierung; aus dieser leitet sich der Ansatz der interkulturellen Erziehung ab. Seine Leitidee ist, Unterschiede nicht als Problem, sondern als Chance zu verstehen und zu einer Normalisierung im Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft beizutragen. „Wir sind fachlich kompetent, innovativ, verlässlich und sichern dies durch ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir bieten Dienstleistungen mit hoher Qualität an.“ Für die Glaubwürdigkeit des Verbandes und seine Weiterentwicklung sind fachliches und kompetentes Handeln der Mitarbeiter/innen unverzichtbar. 11 Kindergarten Niedereimer Zur Friedrichshöhe 30 59823 Arnsberg Tel. (0 29 31) 7 73 38 Sonderkindergarten Niedereimer Zur Friedrichshöhe 30 59823 Arnsberg Tel. (0 29 31) 7 73 38 Kindergarten Wennigloh Zur Alten Schule 59821 Arnsberg Tel. (0 29 35) 16 03 Dies bedeutet, dass Kompetenzen der Mitarbeiter/innen in Tageseinrichtungen für Kinder durch interne und externe Qualitätsmaßnahmen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die Qualifizierung der Mitarbeiter/innen ist Teil der Qualitätsentwicklung und orientiert sich an den Anforderungen im Praxisfeld. Dies erfordert von Trägern die Bereitstellung der dafür erforderlichen Mittel. Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich für ein freiwilliges bürgerschaftliches Engagement ein. Tageseinrichtungen bieten für ein ehrenamtliches Engagement vielfältige Betätigungsfelder. Sie sind Teil des Gemeinwesens und bieten Kontakte und Begegnungen für mehrere Generationen. Die fachliche Arbeit der Hauptamtlichen kann durch ehrenamtliches Engagement ergänzt und unterstützt, aber nicht ersetzt werden. „Wir handeln in sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer und internationaler Verantwortung und setzen uns nachhaltig für einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen ein.“ Die Arbeiterwohlfahrt misst den genannten Verantwortungsbereichen einen hohen 12 Arbeiterwohlfahrt Stellenwert bei. Da Ressourcen begrenzt sind, setzt sie sich nachhaltig für einen sorgsamen Umgang damit ein. Dies erfordert von den Mitarbeiter/innen in Tageseinrichtungen für Kinder einen verantwortlichen Umgang mit Ressourcen und ein ganzheitliches Verständnis für Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Die fachliche Arbeit muss kontinuierlich dahingehend reflektiert und verbessert werden. Es entspricht dem sozialpolitischen Selbstverständnis der AWO, die gesellschaftlichen Anforderungen zu berücksichtigen. Die Tageseinrichtungen für Kinder der AWO vermitteln humane Werte und Lebenskompetenzen, die Kinder befähigen, ihr Leben zu genießen, verantwortlich zu gestalten und mit Unsicherheiten und Veränderungen umzugehen. Kinder lernen für eine ungewisse Zukunft, die niemand präzise vorher sagen kann; Kinder leben im „Hier und Jetzt“: Ihr Denken, Fühlen und Handeln orientiert sich an ihren aktuellen Erfahrungen. Deshalb gestalten die Tageseinrichtungen ihren pädagogischen Auftrag im Spektrum von gegenwärtigen kindlichen Bedürfnissen und zukunftsorientierten Kompetenzen. Der Auftrag orientiert sich am „Bild vom Kind“, dem fachwissenschaftliche, gesellschaftliche und ethische Einstellungen zugrunde liegen. Im Verständnis der Arbeiterwohlfahrt bestimmen folgende Grundannahmen das Bild vom Kind: • Alle Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie verfügen über große Entwicklungspotentiale und wollen sich die Welt auf ihre kindspezifische Weise aneignen. Für diesen Bildungsprozess brauchen sie familiäre und ausserfamiliäre Erfahrungsräume. • Kinder brauchen Erwachsene, die ihr kindgemäßes spezifisches „Erleben der Welt“ ernst nehmen, verstehen und unterstützen; sie vor Gefahren schützen und ihre Meinungen, Erwartungen und Wünsche berücksichtigen. • Kinder brauchen die Erfahrungen mit anderen Kindern. Im Kontakt mit anderen Kindern können sie soziale, emotionale, kreative und kognitive Kompetenzen weiterentwickeln. • Kinder brauchen zur Orientierung und Differenzierung ihrer Wahrnehmung alltags entsprechende verlässliche Strukturen, die ihnen für ihre Entwicklung Freiraum und Sicherheit bieten. • Kinder haben eigene Sozial- und Grundrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention verankert sind. Alle Kinder haben ein Grundrecht auf Bildung, Erziehung und Betreuung, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer kulturellen und ethnischen Orientierung und unabhängig von der Lebenssituation der Eltern. 13