Schweizer Franken
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Helaba Volkswirtschaft/Research DEVISENFOKUS 26. August 2015 Schweizer Franken AUTOR Christian Apelt, CFA Telefon: 0 69/91 32-47 26 [email protected] REDAKTION Claudia Windt HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar und vielen anderen Devisen erheblich zu. Die Währungen von Rohstoffexporteuren und insbesondere einigen Schwellenländern brachen regelrecht ein. Der Euro-Franken-Kurs tendierte in den letzten Wochen nach oben. Die hohe Nervosität an den Finanzmärkten begünstigt derzeit eher den Euro. Der Schweizer Zinsnachteil sowie die weiterhin sehr teure Bewertung belasten zwar grundsätzlich den Franken. Jedoch zeigen sich bislang keine gravierenden Folgen für die Schweizer Wirtschaft, die Notenbank wird vorerst stillhalten. Dies begrenzt das Abwertungspotenzial der Schweizer Währung, der Euro-Franken-Kurs wird sich vermutlich um 1,10 einpendeln. Helaba Währungsprognosen Euro-Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 27.07. bis zum 25.08.2015) US-Dollar -3,7 -0,1 Britisches Pfund -2,9 Schweizer Franken -1,3 Kanadischer Dollar -5,9 -5,6 Australischer Dollar -5,6 Neuseeland-Dollar Schwedische Krone -2,1 Norwegische Krone -4,4 -0,1 Tschechische Krone Polnischer Zloty -3,3 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Japanischer Yen -1,4 Ungarischer Forint Russischer Rubel -16,8 Türkische Lira -9,2 -7,1 -7,0 -6,4 -7,9 Koreanischer Won Chinesischer Yuan Indische Rupie Südafrikanischer Rand Brasilianischer Real -10,4 -8,9 Mexikanischer Peso ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 6 . A U G U S T 2 0 1 5 · © H E L A B A 1 D E V I S E N F O K U S S C HW E I Z E R F R A N K E N CHF: Wenig gefragt Euro als „Safe-Haven“ An den internationalen Finanzmärkten herrscht Angst. Die Sorgen um die chinesische Konjunktur und die Weltwirtschaft, der Rohstoffpreisverfall und die Unsicherheit über die US-Geldpolitik lassen die Aktienkurse weltweit einbrechen. Am Devisenmarkt geraten vor allem die Währungen aus Schwellenländern sowie von Rohstoffexporteuren unter Druck, die sicheren Anlagehäfen sind gefragt. Der Schweizer Franken, die klassische „Safe-Haven“-Währung, gab jedoch gegenüber dem Euro leicht nach. Schon in den Wochen zuvor verließ der Euro-Franken-Kurs die monatelange Seitwärtsbewegung und kletterte bis auf 1,09. Der Euro profitiert allgemein davon, dass viele spekulative Anlagen in Euro finanziert wurden, die nun wieder aufgelöst werden. Da der Euro im Gegensatz zu Zeiten der Staatsschuldenkrise nicht die Quelle der Unsicherheit ist – das Drama um Griechenland hat sich beruhigt –, kann die Gemeinschaftswährung sogar gegenüber dem Franken steigen. Deutlicher Renditenachteil des Frankens Eine höhere Nervosität an den Finanzmärkten begünstigt derzeit einmal mehr die Rentenmärkte, zehnjährige Schweizer Staatsanleihen rentieren mit rund 15 Basispunkten in negativem Terrain. Gewöhnlich fallen dann die Renditen deutscher Staatsanleihen stärker als die von Schweizer Papieren. Diesmal schrumpft die Zinsdifferenz hingegen nicht – auch zu erklären mit den ohnehin schon extrem niedrigen Renditeniveau in Deutschland. Der Schweizer Renditenachteil bleibt damit deutlich und deutet für sich genommen auf einen höheren Euro-Franken-Kurs. Euro-Franken-Kurs steigt bei wachsenden Ängsten Renditedifferenzen sprechen gegen den Franken Korrelation CHF * errechnet aus VIX, High-Yield Spreads, Gold-Kupfer-Verhältnis Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research %-Punkte In der Schweiz selbst leidet die Konjunktur weiterhin unter der massiven Währungsaufwertung nach der Abschaffung des Euro-Franken-Mindestkurses im Januar dieses Jahres. Trotz des leichten BIP-Rückgangs im ersten Quartal ist zumindest kein Absturz auszumachen. Die Stimmungsindikatoren zeigen kein klares Bild. Die Außenhandelsbilanz hat sich wieder etwas verbessert, da die schwächeren Exporte durch nachlassende Importe kompensiert wurden. Insgesamt dürfte die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr verhalten wachsen. SNB in Warteposition Die Schweizer Notenbank (SNB) wird ihre sehr expansive Geldpolitik fortsetzen. Im Juli fielen die Preise um 1,3 % gegen Vorjahr, selbst die Kernteuerung – u.a. ohne Energie – lag mit -0,6 % in negativem Terrain. Die dank Franken-Aufwertung und Ölpreisverfall stark rückläufigen Importpreise drücken die Inflation. Da der Franken zuletzt nachgab, besteht für die SNB aber kein akuter Handlungsbedarf, selbst wenn sie prinzipiell ihren negativen Leitzins von 0,75 % noch weiter senken könnte. Über Devisenmarktinterventionen wird zwar spekuliert. Allerdings gibt es dafür keine realen Anzeichen. Der jüngste Anstieg der Devisenreserven erklärt sich vor allem mit Bewertungseffekten. Da auch die EZB in den nächsten Monaten ihre Geldpolitik voraussichtlich beibehalten wird, herrscht gewissermaßen ein Patt zwischen diesen beiden Notenbanken. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 6 . A U G U S T 2 0 1 5 · © H E L A B A 2 D E V I S E N F O K U S S C HW E I Z E R F R A N K E N Die langfristigen Bewertungsindikatoren signalisieren weiterhin eine extreme Überbewertung des Frankens. Allerdings belastet dies den Schweizer Außenhandel nur sehr zögerlich, die Leistungsbilanz wies im ersten Quartal 2015 noch einen Überschuss von rund 8 % am BIP auf. Der Dienstleistungssektor mit seinen soliden Überschüssen ist weniger anfällig für Währungsschwankungen. Gleiches gilt auch für den Transithandel, der in erster Linie Rohstoffhandel ist. Der breite Preisverfall bei den Rohstoffen birgt aber gewisse Risiken: 2014 machte der Überschuss im Transithandel immerhin knapp 4 % am BIP aus. Auch wenn sich die Schweizer Warenexporte noch verschlechtern sollten, so dürfte der Leistungsbilanzüberschuss nicht ernsthaft in Gefahr geraten. Schweizer Franken nach wie vor stark überbewertet Schweizer Leistungsbilanz weiter klar im Plus Index Saldo in % am BIP Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Nur noch leichte Franken-Abwertung Das Abebben der allgemeinen Euro-Schwäche bzw. die mittlerweile stabilere Lage in der Eurozone vermindern die Nachfrage nach Schweizer Franken. Die sehr hohe Bewertung sowie der deutliche Renditenachteil sprechen für eine Abwertung der Schweizer Währung gegenüber dem Euro. Allerdings scheinen sich die wirtschaftlichen Folgen der Franken-Stärke in Grenzen zu halten. Trotz einiger Unsicherheiten wird die Schweizer Währung vermutlich nicht deutlich nachgeben, zumindest solange sich kein Ende der expansiven Politik seitens der EZB abzeichnet. Der EuroFranken-Kurs könnte daher noch auf 1,10 ansteigen, sich aber dann auf diesem Niveau einpendeln. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 6 . A U G U S T 2 0 1 5 · © H E L A B A 3 D E V I S E N F O K U S S C HW E I Z E R F R A N K E N Helaba Währungsprognosen Veränderung seit 31.12.14 1 Monat gg. Euro aktueller Stand* Prognose Ende Q3/2015 Q4/2015 Q1/2016 Q2/2016 (jew eils gg. Euro, %) US-Dollar 5,0 -3,7 1,15 1,15 1,20 1,20 1,15 Japanischer Yen 5,8 -0,1 137 136 138 138 136 Britisches Pfund 5,8 -2,9 0,73 0,72 0,74 0,72 0,70 Schweizer Franken 11,2 -1,3 1,08 1,10 1,10 1,10 1,10 Kanadischer Dollar -8,5 -5,9 1,54 1,50 1,54 1,51 1,46 Australischer Dollar -8,4 -5,6 1,62 1,55 1,58 1,54 1,47 Neuseeland-Dollar -12,8 -5,6 1,78 1,72 1,71 1,69 1,60 Schwedische Krone -2,0 -2,1 9,64 9,25 9,10 8,90 8,80 Norwegische Krone -4,8 -4,4 9,47 8,80 8,80 8,70 8,50 gg. US-Dollar (jew eils gg. USD, %) Japanischer Yen 0,8 3,7 119 118 115 115 118 Schweizer Franken 5,9 2,5 0,94 0,96 0,92 0,92 0,96 Kanadischer Dollar -12,9 -2,2 1,33 1,30 1,28 1,26 1,27 Schwedische Krone -6,7 1,7 8,37 8,04 7,58 7,42 7,65 Norwegische Krone -9,4 -0,7 8,23 1,57 7,65 7,33 7,25 7,39 0,7 0,8 1,57 1,60 1,62 1,67 1,64 Australischer Dollar -12,8 -1,9 0,71 0,74 0,76 0,78 0,78 Neuseeland-Dollar -17,0 -2,0 0,65 0,67 0,70 0,71 0,72 US-Dollar gg. … Britisches Pfund (jew eils gg. USD, %) *25.08.2015 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 6 . A U G U S T 2 0 1 5 · © H E L A B A 4