EZB öffnet Schleusen noch weiter
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EZB öffnet Schleusen noch weiter
Helaba Volkswirtschaft/Research WOCHENAUSBLICK 23. Oktober 2015 EZB öffnet Schleusen noch weiter REDAKTION Dr. Stefan Mütze Tel.: 0 69/91 32-38 50 [email protected] HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/ Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1 1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1 1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2 1.3 Finanzmarktkalender KW 44 mit Prognosen .......................................................................... 3 2 Im Fokus...................................................................................................................................... 5 2.1 EZB: Bereit zum Handeln ....................................................................................................... 5 2.2 Deutschland: Gespaltene Konjunktur ..................................................................................... 6 3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7 4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8 1 Die Woche im Überblick 1.1 Chart der Woche Christian Apelt, CFA Tel.: 0 69/91 32-47 26 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. US-Wachstum im Wellblech Wachstumsbeitrag (SAAR) in %-Punkten Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die US-Wirtschaft zeigt einmal mehr keinen klaren Wachstumstrend. Nach einem schwachen Jahresauftakt und einem kräftigen zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt zuletzt vermutlich wieder merklich langsamer. Die in der Berichtswoche veröffentlichte, auf das Jahr hochgerechnete Wachstumsrate dürfte im dritten Quartal bei nur rund 1,5 % gelegen haben. Dabei stieg der private Konsum robust – auch dank der hohen Zahl an Autokäufen. Ebenso kletterten die Unternehmensinvestitionen wohl deutlich. Einen negativen Wachstumsbeitrag lieferte voraussichtlich der Außenhandel – wegen des starken US-Dollar sowie der schwächeren Binnennachfrage im Ausland. Die erneute Wachstumsdelle erklärt sich in erster Linie mit einem mutmaßlich erheblich negativen Beitrag der Lagerhaltung. Auf stark negative Lagerdaten können jedoch deutlich positive Zahlen folgen wie z.B. im Jahr 2011. Eine auf den ersten Blick enttäuschende BIP-Rate würde sich dadurch relativieren. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 1 W OCHENAUSBLICK Christian Apelt, CFA Tel.: 0 69/91 32-47 26 1.2 Wochen-Quartals-Tangente Mario Draghi übertrumpfte sich wieder einmal selbst. So gab es vor dem EZB-Entscheid Befürchtungen, die Notenbank könnte die von ihr im Vorfeld geschürten Erwartungen nicht erfüllen. Tatsächlich fällte die EZB keinen neuen Beschluss. Dennoch beglückte Draghi auf der Pressekonferenz die Finanzmärkte, indem er neue expansive Maßnahmen für die Dezember-Sitzung in Aussicht stellte. Von einer Verlängerung oder Anhebung des Anleihekaufprogramms, einer Senkung des Einlagezinses bis hin zu neuen Instrumenten legte der EZB-Chef alles auf den Tisch. Die Aktienindizes schossen nach einer bis dahin eher trägen Woche nach oben. Die Bund-Renditen wie auch die Geldmarktzinsen purzelten. Der Euro geriet deutlich unter Druck. Die Erwartungshaltung an die EZB ist damit hoch, in der jüngeren Vergangenheit hat die Notenbank in solchen Fällen auch geliefert. Daher dürfte die EZB neben einer Ausweitung des Kaufprogramms den Einlagezins senken (S. 5). Diese Veränderung berührt unsere Finanzmarktprognosen: Wir reduzieren neben dem Geldmarktzins die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sowie die Euro-Wechselkurse. Die Aktienkurse haben dadurch etwas mehr Luft nach oben. In der Berichtswoche verschiebt sich der Fokus über den Atlantik. In den USA wird u.a. die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal veröffentlicht. Das Wachstum dürfte sehr mäßig ausfallen, auch wenn die Binnennachfrage vergleichsweise robust war. Abgesehen von dem fast alljährlichen Streit um die US-Schuldenobergrenze, für die bis zum 3. November eine Lösung gefunden werden muss, trifft sich turnusmäßig die Federal Reserve. Sie wird zunächst weiter Vorsicht walten lassen und den Leitzins nicht anheben. Schließlich enttäuschten jüngst auch der Beschäftigungszuwachs sowie die Einkaufsmanagerindizes. Erst die Fed-Sitzung im Dezember wird um einiges spannender. Sollten sich bis dahin die Wachstumsindikatoren wieder spürbar nach oben bewegen, wird die Zinswende ein heißes Thema. In der Eurozone stehen u.a. das ifoGeschäftsklima, Arbeitsmarktdaten sowie die Inflationszahlen auf der Agenda (S. 6). Die dann wohl wieder positive Teuerung wird die EZB aber kaum beeindrucken. Die Perspektiven einer global weiter sehr expansiven Geldpolitik stützen die Aktienmärkte. Die Frage, warum die Notenbanken so reagieren, scheint derzeit kein Thema zu sein. Bei Renten sind die kurzfristigen Kursrisiken begrenzt. Der Euro-Dollar-Kurs benötigt nach dem EZB-Störfeuer einmal mehr Unterstützung von einer abwartenden Fed. Finanzmarktrückblick und -prognosen Veränderung seit... aktueller 31.12.2014 15.10.2015 Stand* Q4/2015 (in %) Q2/2016 11.200 11.200 Index DAX 7,0 4,2 10.492 10.900 (10.700) (11.000) (11.000) (in %) (in Bp) 3M Euribor Q1/2016 -13 0 -0,05 -0,10 3M USD Libor 6 0 0,32 0,60 10 jähr. Bundesanleihen -5 -5 0,50 0,60 (0,80) 0,80 (1,00) 0,80 (1,25) 10 jähr. Swapsatz 8 -6 0,89 0,90 (1,10) 1,10 (1,30) 1,05 (1,50) -14 1 2,03 2,60 10 jähr. US-Treasuries (jew eils gg. Euro, %) (-0,05) -0,15 (-0,05) 0,90 -0,15 (-0,05) 1,10 2,80 3,00 (jew eils gg. Euro) US-Dollar 8,9 2,5 1,11 1,15 (1,20) 1,15 (1,20) 1,10 (1,15) Japanischer Yen 8,0 1,0 134 135 (138) 135 (138) 133 (136) Britisches Pfund 7,6 2,0 0,72 0,72 (0,74) 0,71 (0,72) 0,70 11,3 0,1 1,08 1,10 1,10 1,10 -16,1 -1,3 48 48 50 52 -1,6 -1,4 1.166 1.200 1.200 1.280 Schweizer Franken (in %) Brentöl $/B Gold $/U *Schlusskurse vom 22.10.2015 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 2 W OCHENAUSBLICK 1.3 Finanzmarktkalender KW 44 mit Prognosen Zeit Land Periode Indikator HelabaBloom berg Vorperiode Prognose Consensus Montag, 26.10.2015 10:00 DE Okt ifo-Geschäftsklima 108,0 107,8 108,5 15:00 US Sep Neubauverkäufe, Tsd. (JR) 550 545 552 Dienstag, 27.10.2015 10:00 EZ Sep Geldmenge M3 % 3 mma % y/y 5,0 4,9 k.A. 5,0 5,0 4,8 10:30 UK 3Q BIP 1. Schätzung, % q/q 0,5 0,6 0,7 -1,5 -1,2 -2,3 103,0 102,0 103,0 13:30 US Sep Auftragseingang langlebige Güter, % m/m 15:00 US Okt Verbrauchervertrauen (CB); Index Mittw och, 28.10.2015 08:00 DE Sep Importpreise % m/m % y/y -0,1 -3,5 -0,3 -3,6 -1,5 -3,1 08:00 DE Nov GfK-Konsumklima, Index 9,3 9,4 9,6 19:00 US 0,25 0,25 0,25 FOMC-Zinsentscheidung; % Donnerstag, 29.10.2015 09:55 DE Okt Arbeitslose s.b.; gg. Vm. in Tsd. 5,0 -4,0 2,0 09:55 DE Okt Arbeitslosenquote; n.s.a./s.a., % 6,1 / 6,4 k.A. / 6,4 6,2 / 6,4 -2,5 -7,7 -3,0 k.A. -2,2 -7,1 11:00 EZ Okt EU-Kommission; Saldo: Industrievertrauen Konsumentenvertrauen 13:30 US Q3 BIP (1. Schätzung), % q/q (JR) 1,5 1,7 3,9 Q3 Arbeitskostenindex % q/q 0,6 0,6 0,2 13:30 US 13:30 US Sep Persönliche Einkommen, % m/m 0,2 0,2 0,3 13:30 US Sep Persönliche Ausgaben, % m/m 0,2 0,2 0,4 13:30 US Sep Deflator privater Konsum % m/m % y/y -0,1 0,2 -0,1 0,2 0,0 0,3 13:30 US Sep Kerndeflator privater Konsum % m/m % y/y 0,2 1,4 0,2 1,4 0,1 1,3 13:30 US 24. Okt 265 k.A. 259 14:00 DE Okt -0,1 0,2 0,1 -0,1 -0,2 0,0 14:10 US 14:45 US 50,5 49,5 48,7 Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, Tsd Verbraucherpreise % m/m % y/y Atlanta Fed Präsident Lockhart Okt Einkaufsmanagerindex Chicago H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 3 W OCHENAUSBLICK Freitag, 30.10.2015 JP Bank of Japan Zinsentscheid; % 0,1 0,1 0,1 08:00 DE Sep Einzelhandelsumsatz % m/m, real s.a. % y/y, real s.a. 0,5 4,6 0,5 k.A. -0,6 2,1 11:00 EZ Sep Arbeitslosenquote; % 11,0 11,0 11,0 Okt Konsumentenpreise Frühschätzung % m/m % y/y 0,1 0,1 k.A. 0,0 0,2 -0,1 Okt Konsumentenpreise Kernrate Frühschätzung % m/m % y/y 0,1 1,0 k.A. 0,9 0,5 0,9 11:00 EZ 11:00 EZ 15:00 US 16:45 US San Francisco Fed Präsident Williams Kansas City Fed Präsidentin George Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 4 W OCHENAUSBLICK Dr. Johannes Jander Tel.: 0 69/91 32-36 32 2 Im Fokus 2.1 EZB: Bereit zum Handeln Die EZB hält vorerst still. Gleichwohl betonte EZB-Präsident Mario Draghi die Bereitschaft der Notenbank zu handeln und falls nötig, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, um die Inflation mittelfristig auf den Zielpfad zurückzuführen. Mit Verweis auf eine Neubewertung der laufenden Programme im Dezember wurden die Erwartungen weitergehender Maßnahmen wie eine Reduzierung des Einlagenzinses geschürt. Anpassung des Kaufprogramms und Zinssenkung wahrscheinlich Mit der Ankündigung, der EZB-Rat werde im Dezember auf Basis der neuen Projektionen für Wachstum und Inflation die Ausrichtung der Geldpolitik überprüfen und gegebenenfalls handeln, sollte der anvisierte Anstieg der Teuerung ausbleiben, hat EZB-Präsident Mario Draghi die Erwartungen bezüglich einer Erhöhung des Expansionsgrades der Geldpolitik zusätzlich befeuert. Die Wahrscheinlichkeit für zusätzliche Maßnahmen im Dezember ist deutlich gestiegen, zumal einige Ratsmitglieder bereits auf der gestrigen Sitzung für eine weitere Lockerung der Geldpolitik plädiert haben. Vor diesem Hintergrund dürften die kommenden Wochen von der Diskussion um die Frage nach geeigneten geldpolitischen Maßnahmen geprägt sein. Bezüglich der zahlreichen QEStellschrauben lässt sich nur spekulieren. Zum einen kommt eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms über das Jahr 2016 hinaus in Betracht. Der bisherige Plan sieht lediglich eine automatische Verlängerung ab kommenden September vor, wenn das Erreichen des EZB-Inflationsziels von nahe aber unter zwei Prozent nicht absehbar ist. Die größere Wirkung und das stärkere Signal für die Märkte hätte jedoch sicherlich die Erhöhung des monatlichen Ankaufvolumens über die derzeitigen 60 Mrd. Euro hinaus. Darüber hinaus ist unseres Erachtens eine erneute Senkung des aktuell bei -0,2 % liegenden Einlagensatzes wahrscheinlich. Dafür spricht nicht nur, dass Mario Draghi diese Option ohne Not wieder auf die Agenda gehoben hat, sondern auch die Tatsache, dass der EZB-Rat die außenwirtschaftlichen Risiken in den Vordergrund rückte. In unseren Augen scheint eine den Euro schwächende Zinssenkung der effektivere Weg zu sein, diesen Risiken zu begegnen. Wenngleich wir die Wirksamkeit einer solchen Maßnahme für begrenzt halten und die möglichen Nebenwirkungen nicht unterschätzt werden sollten. Geldmarkt-Futures spielen Zinssenkung Renditeboden auf dem Weg nach unten? % % 0,1 0,1 % % 1,6 1,6 3-Monats-Euribor 0,05 0,05 0 -0,05 0 -0,05 3-Monats-Euribor-Future -0,1 02.01.2015 1,2 Aktuell 0,8 0,4 -0,1 17.04.2015 -0,15 Apr. Mai. Jun. 15 15 15 Jul. 15 Aug. Sep. Okt. Nov. 15 15 15 15 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research EZB wandelt auf schmalem Grad 0,8 0,4 0,0 -0,15 Jan. Feb. Mrz. 15 15 15 1,2 EZB-Renditeboden -0,4 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9J 0,0 -0,4 10J 15J 20J 30J Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Die EZB wandelt mit der in Aussicht gestellten Zinssenkung auf einem schmalen Grad. Die Erfahrungen in der Schweiz haben gezeigt, dass ein Absenken des Einlagenzinses tiefer in den negativen Bereich kontraproduktiv sein kann, wie der Anstieg bei den Hypothekenzinsen verdeutlicht. Aber auch die Überwälzung der negativen Zinsen auf Kunden und Sparer birgt Risiken bis hin zu einem Abzug der Ersparnisse. Ein willkommener Nebeneffekt einer Reduzierung des Einlagenzinses wäre hingegen die Verschiebung des impliziten Renditeboden nach unten. Damit würde die EZB die Anzahl der ankaufbaren Titel erhöhen und damit das Knappheitsproblem mildern. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 5 W OCHENAUSBLICK Dr. Stefan Mütze Tel.: 0 69/91 32-38 50 2.2 Deutschland: Gespaltene Konjunktur Der Aufschwung in Deutschland beruht wesentlich auf dem Konsum und dem Wohnungsbau. Dies birgt auch Risiken. Einzelhändler jubeln Schrittmacher der deutschen Konjunktur ist normalerweise die Industrie. Diese ist allerdings zurzeit wenig dynamisch. So weist die gesamte Eurozone mit Ausnahme Spaniens einen beharrlichen Investitionsattentismus auf. Dies belastet die deutschen Investitionsgüterhersteller genauso wie der Umbau der chinesischen Wirtschaft weg von der Industrie und hin zu Konsum orientierten Dienstleistungen. Auch in anderen Schwellenländern ist die wirtschaftliche Situation momentan schwierig. Damit bleiben die Perspektiven für das deutsche Verarbeitende Gewerbe vorerst verhalten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das vom ifo-Institut erhobene Geschäftsklima für diesen Sektor in den vergangenen Monaten tendenziell rückläufig war. Trotz allem ist die Lage für die deutsche Wirtschaft weiterhin günstig. Sowohl die Lagebeurteilung als auch die Erwartungen des Geschäftsklimas sind über dem langjährigen Durchschnitt. So stimulieren stark steigende Tariflöhne bei gleichzeitig stabilen Preisen und eine zunehmende Beschäftigung den Konsum. Das Geschäftsklima des Einzelhandels hat sich seit Anfang des Jahres sprunghaft erhöht. Bei einer Umsatzsteigerung von für deutsche Verhältnisse hohen realen 2,7 % in den ersten acht Monaten gegenüber dem Vorjahr ist die euphorische Stimmung unter den Einzelhändlern gut nachzuvollziehen. Der starke Flüchtlingszustrom wird diesen Konsumschub vorerst weiter beflügeln. Die Stimmung in der Bauwirtschaft hat sich in den letzten Monaten ebenfalls verbessert. Dies dürfte vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass ein großer Bedarf an neu gebauten Wohnungen vor allem in Großstädten und deren Umland besteht. Für den Berichtsmonat Oktober dürfte das ifoGeschäftsklima leicht gefallen sein. Dies signalisieren zumindest der ZEW-Indikator und der Einkaufsmanagerindex für die Industrie. Konsum getriebenes neues Wachstumsmodell Kaum Produktivitätssteigerungen ifo-Geschäftsklimaindex nach Sparten, Saldo in % Index: Q1 2000 = 100 Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Gefahren nicht übersehen Obwohl die deutsche Wirtschaftsentwicklung auf den ersten Blick erfreulich ist, birgt doch das aktuelle konsumorientierte Wachstumsmodell Risiken. So basiert es auf zu hohen Tarifabschlüssen, die seit längerem nicht mehr durch entsprechende Produktivitätssteigerungen „verdient“ werden. Die Folge sind Steigerungen der Lohnstückkosten. Da die anderen europäischen Konkurrenten hier zurückhaltender sind, verschlechtert sich die Wettbewerbsfähigkeit. Die momentan sehr starke Zuwanderung nach Deutschland stimuliert zwar den Konsum. Dieser wird allerdings im Wesentlichen staatlich alimentiert. Die hohen Ausgaben vor allem der Kommunen dürften darüber hinaus dringend erforderliche Investitionen in die Infrastruktur erschweren. Zwischen 2010 und 2014 sind die öffentlichen Bauinvestitionen um rund 3 % gesunken. 2015 wird es voraussichtlich zu einem erneuten leichten Minus kommen. Die Integration einer so hohen Zahl an Zuwanderern ist zudem alles andere als sicher. Große Anstrengungen zur Qualifizierung sind erforderlich. Zumindest im Verlauf 2016 dürften die Arbeitslosigkeit und die Kosten für deren Finanzierung wieder steigen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 6 W OCHENAUSBLICK 3 Charttechnik Bund-Future: Aufwärtstrend hat gehalten Widerstände: 157,67 157,72 158,00 MACD Unterstützungen: 156,65 156,45 155,70 Bund-Future (daily) Ein volatiler Wochenverlauf liegt hinter dem Bund-Future, im Zuge dessen es zunächst zu einem Test der aufwärts gerichteten Unterstützungslinie und der 200-Tagelinie im Bereich 155,70/80 gekommen war. In der Folge konnte sich der Kurs wieder erholen und ein neues Hoch bei 157,72 markieren. Technische Indikatoren auf Tagesbasis haben sich somit gefestigt und damit einhergehend sollten die Kursrisiken in der kommenden Woche begrenzt sein, auch wenn sich zunächst eine Verschnaufpause einstellen sollte. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) Euro: Droht ein Test der 1,08? Widerstände: Unterstützungen: MACD EUR-USD (weekly) 1,1495 1,1100 1,1532 1,1017 1,1561 1,0848 Während die Wochentechnik noch konstruktiv erscheint, ist der Euro Mitte des Monats erneut daran gescheitert, die Hürde bei 1,15 zu überwinden. Darüber hinaus haben sich kurzfristige Indikationen auf Tagesbasis massiv eingetrübt. Der DMI steht auf Verkauf. Der MACD ist derweil unter seine Signallinie gesunken. Eine Bestätigung des MACDSignals durch die gleitenden Durchschnitte (5/15) weist auf weitere Risiken hin. Durchbricht der Euro die Marke von 1,11 dürften sich weitere Verluste bis 1,08 anschließen, mit Haltemarken bei 1,1017 und 1,0848. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) DAX: Widerstände im Test Widerstände: 10.652 11.037 11.670 Unterstützungen: 10.057 9.890 9.745 DMI DAX (weekly) Der deutsche Leitindex hat sich deutlich erholt und konnte von dem Tief Anfang Oktober bei 9.325 Zählern bereits wieder rund 1.300 Punkte zulegen. Auf Tagesbasis überwiegen zwar die positiven Indikationen, der Blick auf den Wochenchart mahnt aber vor zu viel Euphorie. Der DMI steht auf Verkauf und auch der MACD hat noch kein Kaufsignal geliefert. Aktuell im Test steht der Widerstand bei 10.652 Punkten, hergeleitet vom Tief Mitte Juli und der 55-Periodenlinie. Ein Sprung darüber eröffnet Potenzial bis an die 200-Tagelinie bei 11.037 Punkten. Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891) Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse. Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . O K T O B E R 2 0 1 5 · © H E L A B A 7 W OCHENAUSBLICK 4 Prognosetabelle Euroland Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise reale Veränderung gg. Vorjahr, % Veränderung gg. Vorjahr, % 2013 2014 2015p 2016p 2013 2014 2015p 2016p -0,2 0,9 1,5 1,5 1,4 0,4 0,1 1,1 Deutschland* 0,4 1,6 1,6 1,6 1,5 0,9 0,3 1,4 Frankreich 0,7 0,2 1,0 1,2 1,0 0,6 0,2 1,2 Italien -1,7 -0,4 0,6 1,0 1,3 0,2 0,2 1,0 Spanien -1,2 1,4 3,1 2,5 1,5 -0,2 -0,7 0,8 Niederlande -0,4 1,0 2,0 1,8 2,6 0,3 0,4 1,1 Österreich 0,3 0,4 0,6 1,4 2,0 1,7 0,9 1,5 Griechenland -3,9 0,8 -1,5 0,5 -0,9 -1,4 -1,0 0,5 Portugal -1,6 0,9 1,2 1,5 0,4 -0,1 0,6 1,0 Irland 1,4 5,2 5,0 3,8 0,5 0,3 0,1 1,3 Großbritannien 2,2 2,9 2,4 1,8 2,6 1,5 0,2 1,9 Schw eiz 1,8 1,9 0,8 1,2 -0,2 -0,1 -1,2 -0,1 Schw eden 1,2 2,3 2,7 2,6 0,0 -0,2 0,0 1,0 Norw egen 0,7 2,2 0,7 1,3 2,1 2,0 1,8 2,0 Polen 1,7 3,4 3,3 3,2 0,9 0,0 -0,7 2,0 Ungarn 1,9 3,7 3,1 2,6 1,7 -0,2 0,2 1,7 Tschechien -0,5 2,0 3,5 2,8 1,4 0,4 0,5 1,6 Russland 1,3 0,6 -3,3 0,0 6,8 7,8 14,5 7,5 USA 1,5 2,4 2,4 3,0 1,5 1,6 0,0 2,0 Japan 1,6 -0,1 0,7 1,3 0,4 2,7 0,8 1,0 Asien ohne Japan 5,7 5,8 5,3 5,2 4,6 3,6 3,0 3,5 China 7,7 7,4 6,8 6,5 2,6 2,1 1,8 2,5 Indien 6,9 7,3 7,0 6,5 10,7 6,7 6,0 6,0 2,8 1,4 0,3 1,5 8,1 10,7 12,0 9,5 2,7 0,2 -2,5 0,0 6,2 6,3 8,5 6,0 3,0 3,2 2,9 3,3 3,1 3,1 2,8 3,1 Lateinamerika Brasilien Welt p = Prognose; * kalenderbereinigt Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 3 . 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