Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven
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Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven
Schutzgebühr: € 190,- Dirk Martens / Sebastian Breßler: Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven Bericht PNR 206478 Mehrmethoden-Studie zur Untersuchung der Perspektiven und Chancen von Podcast Eine Eigenstudie von: House of Research GmbH Fischerhüttenstr. 81a 14163 Berlin Tel.: +49 / 30 / 700 103-0 Berlin, den 31.05.2006 Inhaltsverzeichnis Summary ...................................................................... 5 Kapitel 1: Einleitung........................................................12 1.1. Zielsetzung .............................................................12 1.2. Untersuchungsdesign .................................................13 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen .....................................14 2.1. Medienwirkungstheorien .............................................14 2.1. Ökonomische Theorien ...............................................16 Kapitel 3: Forschungsstand................................................19 3.1. Entwicklung von Podcast.............................................19 3.1.1. Definition ............................................................19 3.1.2. Entstehung ...........................................................19 3.1.2. Podcast in Deutschland ............................................21 3.2. Aktueller Forschungsstand...........................................23 3.3. Parallelen in der Geschichte der Diffusion neuer Medien .....27 3.3.1. Video/DVD ...........................................................27 3.3.2. DAB....................................................................29 3.3.3. Internet ..............................................................31 Kapitel 4: Befragung der Anbieter .......................................33 4.1. Einleitung...............................................................33 4.1.1. Fragestellung ........................................................33 4.1.2. Untersuchungsdesign ...............................................33 4.2. Gründe für das Anbieten von Podcasts ............................34 4.3. Zielgruppe des Podcastangebotes ..................................35 4.4. Aktuelles Podcastangebot der Radiosender ......................36 4.5. Podcast-Zukunftsplanung der Sender ..............................38 4.6. Bewertung der Eignung der Programm- kategorien .............39 4.7. Kosten durch Podcasts ...............................................41 4.7.1. Aufwand für Umwandlung von On-Air- Inhalten in Podcasts.41 Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 4.7.2. Speziell für Podcast produzierte Inhalte........................43 4.7.3. Mitarbeiter...........................................................43 4.7.4. Technische Kosten..................................................43 4.8. Messung der Nutzung .................................................44 4.9 Inhalte der erfolgreichsten Podcasts................................44 4.10. Nutzung der Internetseiten ........................................45 4.11. Podcast als Marketinginstrument .................................46 4.12. Erlösarten bei Podcast-Angeboten ................................46 4.13. Künftige Entwicklung von Podcasts ...............................48 Kapitel 5: Ergebnisse der Befragung der Nicht- Anbieter ............50 5.1. Untersuchungsdesign .................................................50 5.2. Planung bezüglich des Anbietens von Podcasts..................51 5.3. Argumente für das Anbieten von Podcasts ........................53 5.4. Argumente gegen Podcasts ..........................................54 5.5. Künftige Entwicklung von Podcasts ................................58 5.6. Podcasting als Marketinginstrument ...............................59 5.7. Erlöse bei Podcast-Angeboten ......................................61 5.8. Präferierte Inhalte ....................................................63 Kapitel 6: Ergebnisse der Nutzerbefragung.............................65 6.1. Untersuchungsdesign .................................................65 6.2. Genutzte Podcast-Inhalte............................................65 6.3. Zukünftige Nutzung ...................................................70 6.4. Geräteausstattung und Internetzugang............................72 6.5. Nutzung von Podcasts nach Geräteart und Ort ..................75 6.6. Nutzung anderer Medien .............................................78 6.7. Finanzierung von Podcasts...........................................81 6.7.1. Bewertung von Werbung in Podcasts ............................81 6.7.2. Bewertung von kostenpflichtigen Podcasts ....................83 6.8. Zukünftige Entwicklung von Podcasts..............................85 6.9. Demographie ...........................................................87 Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Kapitel 7: Befragung der Experten.......................................88 7.1. Einleitung...............................................................88 7.1.1. Fragestellung ........................................................88 7.1.2. Untersuchungsdesign ...............................................88 7.2. Zuordnung von Podcasts .............................................88 7.3. Podcast als Ergänzung zu den bestehenden Medien ............89 7.4. Podcast-Nutzer: Status quo und Prognose ........................90 7.5. Erlöse aus Podcasts ...................................................92 7.6. Geeignete Inhalte .....................................................93 8. Literatur ..................................................................94 Anhang: - Tabellenband Podcast-Nichtanbieterstudie - Tabellenband Podcast-Nutzerstudie Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Verzeichnis der Diagramme Diagramm 1 Diagramm 2 Diagramm 3 Diagramm 4 Diagramm 5 Diagramm 6 Diagramm 7 Diagramm 8 Diagramm 9 Diagramm 10 Diagramm 11 Diagramm 12 Diagramm 13 Diagramm 14 Diagramm 15 Diagramm 16 Diagramm 17 Diagramm 18 Diagramm 19 Diagramm 20 Diagramm 21 Diagramm 22 Diagramm 23 Diagramm 24 Diagramm 25 Diagramm 26 Angebotene Inhalte................................... 37 Planung zur Erhöhung des Angebotes.............. 38 Beurteilung der Eignung ............................. 40 Technischer Aufwand................................. 42 Redaktioneller Aufwand ............................. 42 Für Podcasts relevante Erlösarten ................. 47 Aktuelle Planung eines Podcast-Angebotes, gesamt .................................................. 51 Aktuelle Planung eines Podcast-Angebotes, gegliedert nach Brutto-Hörerreichweite des Senders (HG Mo. bis Fr., in Millionen) .............. 52 Gründe für das Anbieten von Podcasts ............ 54 Gründe gegen das Anbieten von Podcasts ........ 55 Voraussetzungen für das Anbieten von Podcasts ................................................ 57 Antizipierte Entwicklung von Podcasts ............ 58 Umstrukturierung des Radiomarktes durch Podcasts ........................................ 59 Mittelfristiger Stellenwert von Podcasts als Marketinginstrument......................................... 60 Chancen von Podcasts als Erlösquellen............ 61 Relevante Erlösarten bei Podcast-Angeboten .... 62 Präferierte Podcastinhalte .......................... 64 Genutzte Inhalte ...................................... 67 Nutzung nach Alter ................................... 69 Antizipierte Nutzungshäufigkeit der Podcast-Inhalte........................................ 71 Geräte, die das Anhören von Podcasts erlauben, im persönlichen Besitz der Befragten ............. 73 Speicherkapazität des iPod / MP3-Players ........ 74 Podcast-Nutzung nach Gerät ........................ 75 Nutzungsdauer nach Gerät im Vergleich .......... 76 Podcast-Nutzung nach Ort........................... 77 Nutzung anderer Medien............................. 79 Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Diagramm 27 Veränderung in der Mediennutzung: Nutzung seltener ...................................... Diagramm 28 Veränderung in der Mediennutzung: Nutzung häufiger...................................... Diagramm 29 Akzeptanz der Werbeformen........................ Diagramm 30 Bereitschaft Geld für Podcasts zu zahlen ......... Diagramm 31 Verhältnis von Podcasts zum Medium klassisches Radio ...................................... Diagramm 32 Einschätzung der Entwicklung von Podcasts...... Diagramm 33 Demographische Zusammensetzung der Befragten .......................................... 80 81 82 84 85 86 87 Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Summary Podcast gibt es seit weniger als zwei Jahren. In dieser Zeit hat das Angebot eine erstaunliche Entwicklung genommen. Neben dem Podcast-Bereich in iTunes gibt es mittlerweile sieben spezielle Podcast-Portale wie Podster.de und Dopcast in Deutschland. Allein im Zeitraum 31.03.2006 bis 30.05.2006 stieg die Zahl der beim Podcast-Portal Podster.de gelisteten Podcasts von 1573 auf 19681. Trotzdem ist die aktuelle Zahl der Nutzer unklar. Da die Podcast-Hörer mit dem Internet, DSL und den MP3-Abspielgeräten eine Infrastruktur nutzen, die bereits weit verbreitet ist und nicht speziell für Podcasts entwickelt wurde, ist es nicht möglich, die Podcast-Hörerzahl über die Verkaufszahlen der Empfangsgeräte zu ermitteln. Die Anbieter von Podcasts selbst haben ebenfalls keinen Überblick über die Nutzungszahlen, weil ein großer Teil der Downloads nicht über ihre eigenen Internetseiten sondern über iTunes und die Podcastportale erfolgt. Schätzungen innerhalb der Podcast-Szene schwanken zwischen 30.000 und 500.000 Podcast-Nutzern in Deutschland. Immerhin verzeichneten allein Podster.de und Dopcast, als zwei von aktuell sieben deutschen Podcast-Portalen im März zusammen knapp 180.000 Unique Visits. Und im April konnte der NDR vermelden, dass er die 1 s. http://www.podster.de/page/stats [30.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 5 Grenze von einer Million Downloads seit Start seines PodcastAngebotes Mitte November 2005 überschritten hat.2 Aktuell sind in der Media Analyse (MA) 340 Radiosender ausgewiesen. Nur ungefähr dreißig davon bieten bisher Podcasts an. Das Interesse ist jedoch groß. Von den im Rahmen dieser Studie befragten Sendern, die bislang keine Podcasts anbieten, hat immerhin die Hälfte Planungen für Podcast-Angebote. Ein Viertel hat dafür auch einen wenigstens ungefähren Starttermin. Im Moment bieten die Radiosender überwiegend ihre klassischen Formate als Podcasts an. An der Spitze liegen Comedy und Nachrichten. Musikinfos und Kulturberichte (der Begriff umfasst hier auch Kinotipps) werden ebenfalls häufig angeboten. Auch bei der Podcast-Planung derjenigen Sender, die noch keine Podcasts anbieten, stehen Nachrichten und Comedy im Vordergrund. Die Ergebnisse der Befragung der Nutzer zeigen, dass die Strategie, auf klassische Radioinhalte zu setzen, durchaus viel versprechend ist. Nachrichten (79 Prozent) und Comedy (76 Prozent) liegen bei der Nutzung an der Spitze. Auch Hörspiele, Musikinformationen, Kulturberichte und Service stoßen bei über 50 Prozent der befragten Podcast-Hörer auf gute Resonanz. Dagegen werden selbst Personal Podcasts (Audio Blogs), das meistgenutzte von den ausschließ- 2 s. „Podcast-Angebot des NDR Hörfunks schon mehr als eine Million mal abgerufen“, http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID2478632,00.html [29.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 6 lich als Podcast erhältlichen Angeboten, nur von 16 Prozent der Befragten genannt. Andere Inhalte wie Edutainment, Sprachkurse und ähnliches, die von Podcast-Nutzern gehört werden, sind zwar im Moment ein Randbereich im Radioprogramm, finden dort aber durchaus statt, könnten also auch als Podcasts angeboten werden. Die Nutzer sind prinzipiell offen gegenüber der Verbindung von Podcasts und Werbung. Allerdings herrscht bei Nutzern und Anbietern Einigkeit hinsichtlich der Beurteilung von klassischer Spotwerbung und kostenpflichtigen Downloads für Podcasts. Nur jeweils ein Drittel der Podcast-Anbieter glaubt, diese Erlösarten könnten relevant werden. Ebenfalls jeweils ein Drittel der Nutzer gibt an, Spotwerbung zu akzeptieren bzw. bereit zu sein, für Podcasts zu bezahlen. Sponsoring (85 Prozent) und Banner-Werbung auf den PodcastInternetseiten (89 Prozent) stößt bei den befragten Nutzern auf deutlich höhere Akzeptanz, und auch eine Mehrheit der PodcastAnbieter ist der Meinung, diese Erlösarten könnten bei Podcasts funktionieren. Sehr wichtig ist hier jedoch nach Ansicht der Experten, dass niemals der Eindruck entsteht, der Auftraggeber würde Einfluss auf die redaktionellen Inhalte nehmen. Allerdings ist es - unabhängig davon, welche Erlösarten im Einzelnen für Podcast tauglich sind - bei den Radiovertretern generell umstritten, ob überhaupt relevante Erlöse aus Podcasts erzielt werden können. Ein überzeugendes Konzept liegt offenbar noch Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 7 nicht vor. Nur zwei Fünftel der Anbieter von Podcasts und 20 Prozent der Nicht-Anbieter waren der Meinung, Podcasts könnten zukünftig relevante Erlösmöglichkeiten bieten. Allerdings denken zwei Fünftel der befragten Nicht-Anbieter und ein Viertel der Anbieter, dass es Erlöse aus Podcasts bis hin zur Deckung der Kosten geben könnte. Da selbst bei den Anbietern keine Mehrheit Gewinne aus Podcasts für wahrscheinlich hält, müssen die Gründe für das Anbieten von Podcasts in einem anderen Bereich liegen. Wichtigste Argumente dafür waren einerseits der Wunsch, einen Markt früh zu besetzen, der eine junge und attraktive Zielgruppe hat, und andererseits dem Hörer einen Service zu liefern, der es ihm erlaubt, Beiträge dann zu hören, wann es ihm passt bzw. sie noch einmal zu hören, wenn sie ihm gefallen haben. Podcasting wird sowohl als ein Element zur Verstärkung der Hörerbindung als auch zur Gewinnung neuer Hörer gesehen. Die Sender, die bislang noch keine Podcasts anbieten, nennen als Begründung dafür häufig die ungeklärte Lage bei den Urheberrechten und die gegenwärtig noch zu geringe Hörerzahl. Hauptargument dagegen ist jedoch der zusätzliche technische, personelle und finanzielle Aufwand. Allerdings haben die Sender, die Podcasts anbieten, andere Erfahrungen gemacht. Ihren Aussagen nach, ist der zusätzliche Aufwand gering. Die meisten als Podcasts angebotenen Inhalte werden nicht speziell für das Podcasting produziert, son- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 8 dern sind umgewandelte On-Air-Inhalte. Der Vorgang des Umwandelns lässt sich weitgehend automatisieren. Redaktioneller Aufwand entsteht dabei kaum und auch die technischen Kosten werden als gering bezeichnet. Zumindest im Moment ist Podcast noch keine Konkurrenz für das klassische Radio. Diesbezüglich sind sich Radiovertreter und Nutzer relativ einig. Fast alle Radiovertreter und auch 73 Prozent der Nutzer sind der Meinung, Podcasts seien eine Ergänzung zum klassischen Radio. Für das klassische Radio ist damit jedoch nur bedingt Grund zur Entwarnung gegeben. Immerhin geht mehr als ein Drittel der Vertreter Podcasts anbietender Sender davon aus, dass der Anteil der Podcast-Nutzung an der Gesamtnutzung von Radioinhalten in 10 Jahren bei über 10 Prozent liegt. Ein gutes Drittel glaubt darüber hinaus, dass sich durch Podcasts die Marktanteile im Radiomarkt zugunsten neuer Anbieter verschieben werden. Bei den Nicht-Anbietern sind immerhin 22 Prozent dieser Ansicht. Prognose wird gestützt durch die Ergebnisse der Diese Podcast- Nutzerbefragung: 33 Prozent geben an, dass sie das klassische Radio weniger nutzen, seitdem sie Podcasts hören. So könnte angesichts der geringen Kosten und des geringen Aufwandes durch Podcasts die Investition in Podcasts sehr wohl das kleinere Risiko sein. Bei den Podcast-Nutzern gibt es einen Bedarf nach professionell produzierten Podcasts in inhaltlichen Bereichen wie Information, Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 9 Comedy und Hörspiele. Die Radiosender können diesen Bedarf ohne großen zusätzlichen Aufwand befriedigen, indem sie bereits vorhandene Inhalte zweitverwerten. Der Vorteil der Technologie Podcasting ist, dass die Sende- und Empfangstechnologie sich unabhängig vom Podcasting selbst verbreitet hat. 2005 besaßen 23% der Haushalte und sogar 66% der 1219jährigen einen iPod oder MP3-Player. Ergebnisse anderer Studien haben gezeigt, dass Personen mit iPod sich keinesfalls von den Informationsströmen abkoppeln, sondern sehr interessiert daran sind, ihr Gerät regelmäßig mit neuen Inhalten zu füttern.3 Hier liegt eine Chance für Radiosender. Das ist aber nicht die einzige Chance, die Podcast bietet. Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass das Potenzial der Podcasts über das der iPod- oder MP3-Player-Besitzer hinausgeht. Die Nutzung der Podcasts ist keineswegs ausschließlich mobil. Sie werden auch zu Hause am Computer oder über die HiFi-Anlage gehört. Deshalb ist das Potenzial von Podcasts theoretisch so groß wie die Zahl der Haushalte mit DSL-Internetanschluss, also zur Zeit gut 13 Millionen4 (und die Tendenz ist wahrscheinlich weiter steigend). 3 s. Otto, Dirk / Behrends, Peter (2006), Metropolitan Youth, SBS BroadcastingStudie und Digital Music Player Research (2006), Radio Advertising Bureau-Studie, In: http://www.rab.com [25.04.2006] 4 s. Gscheidle, Christoph / Fisch, Martin (2005), Der Einfluss der Computerausstattung auf die Internetnutzung. In: Media Perspektiven 11, S. 571ff Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 10 Aktuell ist das Potenzial von Podcast größer als das von Video und DVD. Wie Video und DVD bietet Podcast die Möglichkeit zur zeitautonomen oder auch zeitsouveränen Nutzung individuell ausgewählter Inhalte. Bei Podcasts ist jedoch Vielfalt und Quantität der Inhalte deutlich größer, und auch der Zugang zu den Inhalten ist sehr viel leichter. Das Potenzial von Podcast wird sich jedoch in Zukunft noch stark erhöhen. Früher oder später werden Techniken kommen, die das Herunterladen und Anhören der Podcasts vereinfachen. Wenn Endgeräte (z.B. Handys mit Festplatte oder WohnzimmerPCs) zur Verfügung stehen bzw. stärker verbreitet sind, die selbst einen Internetanschluss haben und an Flatrates für den Download von Medieninhalten gekoppelt sind, wird die Attraktivität der Podcasts steigen. Wie das Internet würde Podcast dem Nutzer dann die Möglichkeit bieten, spontan aus einer Vielfalt von Inhalten auszuwählen, also aktiv das Programm zu bestimmen. Gleichzeitig böte Podcast jedoch, anders als das Internet, auch das Charakteristikum des Abonnements, also die Möglichkeit sich einfach die automatisch heruntergeladenen Inhalte anzuhören. Der Nutzer könnte jederzeit wählen, ob er aktiv nach neuen Inhalten sucht oder sich passiv berieseln lässt. Dann wird das Potenzial von Podcast sowohl jeden umfassen, der pro Woche mehr als einen Radiosender hört, als auch all die, die gezielt bestimmte Sendungen einschalten. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 11 Kapitel 1: Einleitung 1.1. Zielsetzung Zielsetzung der Studie „Podcast 2006 - Status quo und Perspektiven“ ist, zu untersuchen, welche Chancen Podcasting für Anbieter von Inhalten bietet. Die Fragestellung lautet dabei: Sind Podcasts eine Chance oder eine Konkurrenz für das Medium Hörfunk? Forschungshypothese war, dass Podcasts wegen der großen Verbreitung von iPods und MP3-Playern hohes Potenzial haben. Die Anbieter von Podcasts kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Es finden sich darunter neben Radiosendern andere Medienunternehmen wie Verlage, aber auch medienfremde Unter- nehmen wie zum Beispiel Automobilhersteller. Entsprechend vielfältig sind die Hoffnungen und Intentionen, die sich mit dem Anbieten von Podcasts verbinden. Deshalb untersucht diese Studie die Anbieterseite exemplarisch am Beispiel der Anbieter herkömmlicher Radioprogramme. Deren Erfahrungen, Hoffnungen und Bedenken sind jedoch in vielen Bereichen durchaus verallgemeinerbar. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 12 1.2. Untersuchungsdesign Die Studie wurde als Mehrmethoden-Studie durchgeführt: 1. Durchführung qualitativer Leitfaden-gestützter Interviews sowohl mit Vertretern von Radiosendern, die Podcasts anbieten, als auch von Sendern, die keine Podcasts anbieten. 2. Entwicklung eines standardisierten Fragebogens mit quantitativen und qualitativen Fragen auf Basis der Ergebnisse. Telefonische Befragung von 21 Vertretern von Radiosendern, die Podcasts anbieten. 3. Online-Befragung von 250 Podcast-Nutzern. 4. Telefonische Befragung von 60 Vertretern von Radiosendern, die keine Podcasts anbieten. 5. Leitfaden-gestützte Befragung von Vertretern von PodcastPortalen und Podcast-Vereinen. 6. Untersuchung der Marktchancen von Podcasting auf Basis der Analyse der Parallelen von Podcast zu verschiedenen anderen neuen Medientechnologien. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 13 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 2.1. Medienwirkungstheorien Mit Podcast wird die Theorie des Uses & Gratifications Approach5 quasi zum Distributionsprinzip des Mediums gemacht. Der aktive Rezipient sucht sich selbst aus dem Angebot heraus, was er hören will. Dabei ist er völlig frei von Restriktionen, was die Zeit oder den Ort der Nutzung betrifft. Er kann die Inhalte zu der von ihm gewählten Zeit und an jedem Ort hören, wo die Möglichkeit zum Abspielen von MP3s besteht, also dank iPod und MP3-Playern überall. Entscheidend sind dabei ausschließlich seine Interessen und seine Bedürfnisse, also der ganz subjektive Nutzen für ihn. Wenn die Erwartungen, die er an das Angebot gestellt hatte, erfüllt werden, wird er das Angebot wieder nutzen, bzw. den Podcast weiter abonnieren. Wenn die Erwartungen enttäuscht werden, wird er das Angebot nicht wieder nutzen und nach einem anderen suchen. Podcasts sind dabei ein Grenzfall bezüglich der Einordnung in Push and Pull-Medien6. Zunächst ist ein aktiver Pull-Vorgang nötig für die Selektion der Podcasts, die abonniert werden. Sind die Abonne5 s. Jay G. Blumler, Elihu Katz (Hrsg.) (1974), The Uses of Mass Communications. Current Perspectives on Gratifications Research. Beverly Hills: London. 6 s. Kotler, Philip (1999), Grundlagen des Marketing. München. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 14 ments „abgeschlossen“, erfolgt der Download auf den Rechner quasi im Push–Verfahren. Allerdings ist es nun wiederum eine PullEntscheidung des Nutzers, ob er die runtergeladenen Episoden komplett auf sein Abspielgerät überträgt oder selektiert. Und es ist ebenfalls eine Pull-Entscheidung, welche der Episoden auf seinem Abspielgerät er sich anhört und in welcher Reihenfolge er dies tut. Zur Frage der Intention der Nutzung von Podcasts kommen mehrere medienwissenschaftliche Ansätze in Frage. Angesichts des hohen Wortgehaltes der Podcasts und Angeboten wie Bildungs-Podcasts ist hier zuerst der Information Seeking-Ansatz7 zu nennen, also die Suche nach Informationen. Neben derartigen Angeboten gibt es jedoch auch Podcasts, die gerade aus der persönlich „realen“ Welt herausführen wie Hörspiele, Soundseeings (also akustische Stadtrundgänge) oder Personal Podcasts. Hier kommen weitere theoretische Ansätze zur Erklärung in Frage. Im Sinne des Mood Managements8 könnte es sich um aktive Stimmungsregulation durch die gezielte Hinwendung zu traurigen, span- 7 s. Atkin, Charles (1973), Instrumental Utilities and Information Seeking. In: Clarke, Peter (Hrsg.): New Models in Mass Communication Research. Beverly Hills/London. S. 205-242. 8 s. Zillmann, Dolf (1988): Mood management. Using entertainment to full advantage. In: Lewis Donohew, Howard E. Sypher, E. Tory Higgins: Communication, social cognition, and effect. Hillsdale, N.J.: Lawrence Erlbaum Associates. S. 147 – 171. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 15 nenden oder fröhlichen Inhalten handeln. Dem Eskapismus-Ansatz nach wäre es Alltagsflucht9. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Need for Orientation-Ansatz.10 Demnach nutzen die Menschen Medien, um das Leben anderer Menschen zu verfolgen und daraus Schlüsse für das eigene Leben zu ziehen. Angebote wie Personal Podcasts bieten diese Möglichkeit in jedem Fall. 2.1. Ökonomische Theorien Für die Frage, welche Chancen Podcasts haben, sich durchzusetzen, ist zunächst die Diffusionstheorie11 interessant. Danach erfolgt der erfolgreiche Diffusionsprozess einer Innovation in fünf Schritten. Zunächst wird sie von den „innovaters“ genutzt. Diese Gruppe ist zahlenmäßig sehr klein. Als nächstes folgen die „early adopters“, die bereits eine etwas größere Gruppe sind. Als nächstes übernimmt die „early majority“ die Innovation. Diese umfasst bereits ein Drittel der potenziellen Anwender. Ein weiteres Drittel bildet die „late majority“. Zuletzt wird die Innovation von den „laggards“ 9 s. Katz, Elihu / Foulkes, David (1962), On the use of mass media as ‚escape’. Clarification of a concept. In: Public Opinion Quarterly 26 (1962), S. 377-388. 10 s. Bryant, Jennings / Zillmann, Dolf (2002): Media effects, Advances in Theory and Research. London. 11 s. Rogers, Everett M. (1968), Diffusion of innovations, New York Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 16 übernommen. Damit dieser Prozess erfolgreich durchlaufen werden kann, muss eine Innovation fünf Charakteristika aufweisen: Sie muss • einen Vorteil gegenüber den bestehenden Techniken aufweisen, • kompatibel mit Bestehendem sein, • eine geringe Komplexität aufweisen, • Trialability besitzen, das bedeutet, sie muss erprobbar sein, • Observability aufweisen, das bedeutet der Vorteil muss beobachtbar sein. Diese fünf Charakteristika gelten für alle fünf Schritte des Diffusionsprozesses, weshalb der Prozess keineswegs unaufhaltbar ist, wenn er einmal begonnen hat. Es kann durchaus passieren, dass die Innovatoren eine Innovation annehmen und early adopters sie übernehmen, die early majority aber nicht. Podcasts weisen gegenüber der bestehenden Technik einen Vorteil auf. Sie ermöglichen es, selbst zu entscheiden, welche medialen Inhalte ich wann und wo nutze. Allerdings haben sie diesbezüglich auch einen Nachteil. Diese Entscheidung ist keine Option, vielmehr muss der Nutzer sich entscheiden und aktiv die Inhalte suchen. Die Möglichkeit, passiv zu bleiben und sich einfach berieseln zu lassen, besteht nicht. Podcasts sind absolut kompatibel mit Bestehendem. Dies zeigt sich darin, dass zu ihrer Nutzung keine speziellen neuen Geräte benötigt Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 17 werden, sondern mit MP3-Playern und DSL-Anschlüssen eine Infrastruktur, die bereits weit verbreitet ist. Die Komplexität ist kaum höher als beim Nutzen von MP3-Musikfiles, wer einen Computer und einen DSL-Zugang besitzt, kann die Technik problemlos erproben und dann selbst entscheiden, ob er den oben beschriebenen Vorteil sieht. Ein anderer möglicher Ansatz zur Bestimmung der Marktchancen von Podcasting wäre die Transaktionskostentheorie12, also die Frage, was die Innovation den Nutzer kostet. Auf der Seite der Gerätekosten sieht die Bilanz für Podcasts sehr gut aus, denn die Geräte sind in vielen Haushalten bereits vorhanden. Problematisch könnte dagegen der Faktor Zeitkosten sein, da das Selektieren, Abonnieren und Downloaden der Inhalte aufwendiger ist als die Rezeption der klassischen Push-Medien. Im Sinne eines weiteren theoretischen Ansatzes, der Marketingtheorie13, ist deshalb zu fragen, ob die Möglichkeit, die Inhalte frei zu wählen und wann und wo man will so oft wie man will zu hören ein unique selling proposition ist, der die Zeitkosten aufwiegt. 12 s. Pies, Ingo / Leschke, Martin (Hrsg.) (2000), Ronald Coase' Transaktionskosten-Ansatz. Tübingen: Mohr Siebeck 13 s. Sheth, Jagdish N. / Gardner, David M. / Garrett, Dennis E. (1988), Marketing theory, Evolution and evaluation, New York Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 18 Kapitel 3: Forschungsstand 3.1. Entwicklung von Podcast 3.1.1. Definition Podcast bezeichnet die nicht zeitgleiche Distribution von Audiodateien über das Internet. Dafür wird eine spezielle XML-Datei als Inhaltsangabe verwendet. Charakteristisch ist dabei, dass nicht einzelne Dateien im Pull Verfahren runtergeladen werden, sondern der Podcast eines bestimmten Anbieters „abonniert“ wird. Dazu gibt der Nutzer den „Podcast-Kanal“ (Feeds) in seine Empfangssoftware ein (z.B. iPodder). Diese sucht anschließend automatisch oder auf Knopfdruck nach neuen Dateien, in der Podcast-Sprache Episoden genannt.14 Der Begriff entstand aus der Verbindung des englischen Wortes für Rundfunk (broadcast) und dem iPod. 3.1.2. Entstehung Podcast basiert auf RSS, einem 1999 von Dave Winer entwickelten Dateiformat, welches den Inhalt einer Webseite einer strengen Normung unterwirft, so dass Informationen zum Inhalt von einem 14 s. Aaken, Gerrit van (2005): Ich bin der Sender, Diplomarbeit, S. 11, http://praegnanz.de/file_download/5 [30.05.2006]. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 19 Computerprogramm ausgelesen werden können. 2002 veröffentlichte Dave Winer die Version 2.0, in der jeder Datei ein enclosureElement hinzugefügt werden kann, das die Webadresse der Datei enthält.15 Dies machte sich Adam Curry im August 2004 bei der Entwicklung des iPodder zu nutze. Dieses relativ einfache Programm sucht innerhalb der RSS-Dateien nach verknüpften MP3-Dateien und lädt diese dann automatisch herunter.16 Adam Curry stellte den Quellcode ins Netz, wo andere Programmierer das Programm zu einer stabilen Anwendung für alle Betriebssysteme weiterentwickelten. Um die neue Technik zu testen, produzierte Adam Curry eine Sendung, den „Daily Source Code“. Diese wurde zum ersten Podcast der Welt und läuft bis heute fast täglich.17 16 Monate später, im November 2005, wurden bei iTunes, dem Online-Store von Apple, bereits 20.000 Podcasts gelistet.18 15 s. ebd. s. ebd. 17 Adam Curry: Der iPod-Papst, Portrait, in: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/neues/sendungen/magazin/ 88315/index.html [30.05.2006] 18 Deininger, Olaf (2005): Hype mit Bodenhaftung, in: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21273/1.html [23.03.2006] 16 Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 20 3.1.2. Podcast in Deutschland Die erste deutsche Podcast-Show ging am 2. Oktober 2004 ins Netz und wurde von Nicolas Oestreich produziert. Am 16. Oktober folgte Thomas Wanhoff mit seiner „Sammelstelle“.19 Zum Jahreswechsel 2004/2005 waren auf den iPod-News-Seiten von iPodfun.de 20-25 deutsche Podcasts gelistet. Am 26. Januar ging PodHost.de ins Netz. Dieser Hosting-Service von Michael Elsdörfer bietet Podcastern große Mengen an Speicherkapazität. Etwas mehr als zwei Wochen später brachte Elsdörfer am 10. Februar mit Podster.de das erste deutsche Podcastportal ins Netz. Zu Beginn waren darin 38 Podcasts gelistet. Am 26. Juli waren es bereits 300. Seit Mitte Februar 2005 gibt es unter wiki.podcast.de ein deutsches Podcast-Wiki, wo grundlegende Informationen zum Thema zentral gesammelt werden. 20 Einen weiteren Schub konnte Podcasting durch den Launch der 4.9 Version von iTunes am 29. Juni 2005 verzeichnen. In dieser Version war erstmals ein Podcast-Verzeichnis enthalten. Podcasts wurden dadurch einer größeren Gruppe von Menschen bekannt. In der Folge nahm der Traffic bei allen Podcastern zu, es gab täglich 4-5 neue 19 s. Aaken, Gerrit van (2005): Ich bin der Sender, Diplomarbeit, S. 15, http://praegnanz.de/file_download/5 [30.05.2006]. 20 s. ebd. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 21 Podcasts und auch öffentlich-rechtliche Sender begannen, Podcasts anzubieten. 21 Bis heute verzeichnet die Zahl der Podcastanbieter hohe Zuwachsraten. Allein im Zeitraum 31.03.2006 bis 30.05.2006 stieg die Zahl der bei Podster.de gelisteten Podcasts von 1573 auf 196822. Darunter befinden sich neben den Amateur-Podcastern auch immer mehr professionelle Anbieter aus den verschiedensten Bereichen. So gibt es Podcasts von Printmedien, Fernsehsender und Unternehmens-Podcasts. Knapp 30 Radiosender in Deutschland bieten inzwischen ebenfalls Podcasts an. Neben Podster.de gibt es mittlerweile mit Dopcast, Spodradio, Podcast.de, Podspieder, Soundfacts, Podcastzentrale und Podlog sieben weitere Podcast-Portale. iPod-Fun bietet Podcast-News, und mit dem Podcastverband und dem Podcastclub haben sich zwei Vereine gegründet, deren Ziel es ist, Podcasting zu fördern. Mit Podster.de und Dopcast hatten allein zwei der aktuell sieben deutschen Podcast-Portale im März zusammen knapp 180.000 Unique Visits, und im April vermeldete der NDR, dass er die Grenze von 21 22 s. ebd. s. http://www.podster.de/page/stats [30.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 22 einer Million Downloads seit Start seines Podcast-Angebotes überschritten hat.23 3.2. Aktueller Forschungsstand Bei der Erfassung der Nutzerzahlen von Podcasts gibt es verschiedene Probleme. Anders als bei anderen neuen Technologien gibt es keine spezielle Geräte, die exklusiv für die Podcastnutzung erworben werden, deren Verkaufszahlen man also ermitteln könnte. Podcasts werden über das Internet verbreitet und z.B. über den Computer oder den iPod abgespielt. Die neue „Sendetechnik“ nutzt also eine bereits weit verbreitete Infrastruktur. 2005 besaßen 23% der Haushalte und sogar 66% der 12-19jährigen einen iPod oder MP3-Player24. Haushalte mit DSL-Internetanschluss gab es 2005 gut 13 Millionen25. Andererseits ist die Zahl der Podcast-Hörer in Deutschland mit geschätzten 30.00026 bis 500.00027 zur Zeit noch zu gering für eine repräsentative Erhebung. 23 s. „Podcast-Angebot des NDR Hörfunks schon mehr als eine Million mal abgerufen“ (2006), http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID2478632,00.html [Zuletzt gesehen: 29.05.2006] 24 s. Media-Analyse, SWR Medienforschung/Programmstrategie. In http://www.ard.de/intern/basisdaten/allgemeine_20daten/unterhaltungselektr onik_3A_20ger_26_23228_3Bteauss/-/id=55240/xrnh6k/index.html [28.05.2006] und JIM: Jugend, Information, (Multi-)Media; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, In: http://www.mpfs.de/index.php?id=11 [28.05.2006] 25 s. Gscheidle, Christoph / Fisch, Martin (2005), Der Einfluss der Computerausstattung auf die Internetnutzung. In: Media Perspektiven 11, S. 571ff 26 s. Kapitel 7.4. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 23 Ähnliche Probleme gibt es auch in anderen Ländern. Eine erste Studie zu Podcasts wurde Anfang 2005 von PEW Internet and American Life Project durchgeführt. Danach gab es zu diesem Zeitpunkt bereits 6 Millionen Personen in den USA, die schon einmal Podcasts gehört hatten.28 Kritiker werfen der Studie jedoch vor, mit einer nicht trennscharfen Definition von Podcast gearbeitet zu haben. Demnach waren diese 6 Millionen nicht Personen, die Podcasts gehört haben, sondern Personen, die sich schon mal etwas podcast-verwandtes (z.B. Audio Books) aus dem Internet heruntergeladen hatten.29 Eine im November 2005 veröffentlichte, auf einer Panel-Befragung basierende Studie von Bridge Ratings30 enthielt eine Schätzung, wonach sich zu diesem Zeitpunkt 4,8 Millionen Amerikaner schon mal ein Podcast heruntergeladen hatten. Bridge Ratings schätzte, dass 20 Prozent davon Podcasts mindestens einmal pro Woche nutzen, das entspräche 960.000 Personen. 27 s. Wunschel, Alexander (2006) Podcasting - Marktübersicht und BusinessModelle, Mitschnitt eines Vortrags beim 1. deutschen Podcastkongress am 07.04.2006 in München, in: http://www.eco.de/servlet/PB/menu/1793877_pcontent_l1/content.html [30.05.2006] 28 s. http://www.pewinternet.org/PPF/r/154/report_display.asp [30.05.2006] 29 s. 6 million have used Podcasts: study, in: http://www.blogherald.com/2005/04/04/6-million-have-used-podcasts-study [29.05.2006] und Seine Zahlen sollte man schon lesen können ..., in: http://beissholz.de/pivot/artikel-1099.html [29.05.2006] 30 s. Bridge Ratings Podcasting Study: Projects User Counts & Time Spent Listening, In: http://www.bridgeratings.com What’s New – Podcasting [29.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 24 Die Studie prognostiziert, dass bis Ende 2006 9 Millionen Amerikaner sich schon einmal ein Podcast heruntergeladen haben werden. 2010 sollen es zwischen 45 Millionen und 75 Millionen sein. In einem Update der Studie vom März 2006 wurde die Prognose für Ende 2006 auf 8,4 Millionen Amerikaner gesenkt.31 Eine Studie des Marktforschungsunternehmens IDG prognostizierte in der zweiten Jahreshälfte 2005 für 2010 55 Millionen PodcastNutzer weltweit.32 Eine von Podtrac in Auftrag gegebene und durch TNS durchgeführte Studie ermittelte Ende 2005, dass 32 Prozent der befragten erwachsenen US-Internetnutzer der Begriff Podcasting bekannt war. 11 Prozent hatten schon mal ein Podcast gehört, etwa 4 Prozent hatten dies in der letzten Woche getan.33 Wesentlich geringer ist der Anteil der Podcast-Nutzer den Ergebnissen zweier Forrester–Studien von Anfang 2006 zufolge. 31 s. Bridge Ratings Podcasting Study: Phase II - Podcast Fatigue, In: http://www.bridgeratings.com What’s New – Podcasting [29.05.2006] 32 s. Deininger, Olaf (2005): Hype mit Bodenhaftung, in: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21273/1.html [23.03.2006] 33 s. Only 11% of US Adult Internet Users Have Heard a Podcast Says Study (2005), In: IT News Online Staff http://www.itnewsonline.com/showstory.php?storyid=2228&scatid=8&contid=3 [29.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 25 In der ersten kam Forrester zu dem Ergebnis, dass zwei Prozent der europäischen Internet-Nutzer in den letzten drei Monaten Podcasts genutzt hatten.34 In der zweiten Studie wurde ermittelt, dass ein Prozent der nordamerikanischen Online-Haushalte regelmäßig Podcasts nutzt, aber ein Viertel der Internet-Nutzer daran interessiert ist. Bezogen auf die Zahl der Gesamthaushalte entspräche das 700.000 Haushalten, die Podcasts nutzen. Bis zum Jahr 2010 soll diese Zahl jedoch auf 12,3 Millionen anwachsen, was bedeuten würde, dass dann ein Drittel aller Besitzer von iPods oder MP3-Playern Podcasts hören würde.35 Die erste und bisher einzige deutsche Studie zum Thema Podcast wurde im Oktober und November 2005 von dem Podcaster Alex Wunschel durchgeführt.36 In einem Vortrag im April 2006 schätzte er die Zahl der deutschen Podcastnutzer auf 500.000.37 34 s. Neurauter, Manuela/Favier, Jaap (2006) The European Podcast Consumer, In: http://www.forrester.com/Research/Document/Excerpt/0,7211,39071,00.html [29.05.2006] 35 s. Li, Charlene (2006), Forrester podcasting report - just 1% use podcasts, In: http://blogs.forrester.com/charleneli/2006/04/forrester_podca_1.html [29.05.2006] undLi, Charlene (2006) Podcasting Hits The Charts, In: http://www.forrester.com/Research/Document/Excerpt/0,7211,38761,00.html [29.05.2006] 36 s. Podcast-Special: Das sind die deutschen Podcast-Hörer: Pod-Paul und PodPetra (2005), In: www.podcastumfrage.de – weitere Zahlen, Daten und Fakten [29.05.2006] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 26 3.3. Parallelen in der Geschichte der Diffusion neuer Medien 3.3.1. Video/DVD Das VHS-Video-System wurde zuerst 1976 auf den Markt gebracht. Im Verlauf der achtziger Jahre setzte es sich gegen verschiedene andere Videosysteme durch.38 Grundsätzlich war hier bereits ein ähnliches Prinzip wie bei der DVD gegeben. Beide Medien erlauben es dem Besitzer, sich audiovisuelle Inhalte dann anzuschauen, wann er es will. Der Nutzer wird dadurch zeitlich unabhängig vom Fernsehprogramm. Im Jahr 2005 besaßen 75 Prozent der deutschen Haushalte einen Videorekorder und 63 Prozent einen DVD-Player.39 Damit hat sich die Technik etabliert. Allerdings bleibt die Nutzungsdauer von Videos und DVDs weit hinter der des Fernsehens zurück. 2005 betrug die durchschnittliche Fernsehnutzung von Personen ab 14 Jahren in Deutschland 220 Minuten pro Tag. Die Nutzung von Videos und DVDs betrug nur 5 Minuten pro Tag.40 37 s. Wunschel, Alexander (2006) Podcasting - Marktübersicht und BusinessModelle, Mitschnitt eines Vortrags beim 1. deutschen Podcastkongress am 07.04.2006 in München, in: http://www.eco.de/servlet/PB/menu/1793877_pcontent_l1/content.html [30.05.2006] 38 s. http://de.wikipedia.org/wiki/Video_Home_System 39 s. ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation. 40 s. ebd. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 27 In der Möglichkeit, die aus einem anderen Medium vertrauten Inhalte zeitlich unabhängig zu nutzen, liegt eine Parallele zwischen Video bzw. DVD und Podcast. Allerdings ist die Auswahl der Inhalte bei Videos und DVDs für den Nutzer relativ begrenzt. Er hat zwei Auswahlmöglichkeiten. Die eine ist, dass er sich selbst ein Video-Archiv aufbaut, in dem er entweder Filme im Fernsehen mitschneidet oder Filme kauft. Beides ist zeitintensiv, und das Archiv braucht viel Platz. Außerdem gibt es keine automatische Aktualisierung mit neuem Material. Die andere Möglichkeit ist das Ausleihen von Filmen. Dieses ist ebenfalls mit Aufwand verbunden und zusätzlich auch mit Kosten. Demgegenüber bieten Podcasts eine große Auswahl an Inhalten. Neue Inhalte werden automatisch heruntergeladen und der Nutzer muss, um sich diese zu besorgen, nicht das Haus verlassen. Die Inhalte stehen im Internet auch weiter zur Verfügung, müssen also nicht aufgehoben werden. Hebt der Nutzer sie jedoch trotzdem auf seiner Festplatte auf, brauchen sie im Vergleich zu Videokassetten sehr wenig Platz. Gegenüber Video und DVD gibt es zusätzlich den Vorteil, dass die Geräte, die für die Nutzung von Podcasts nötig sind (Computer und MP3-Player), auch für andere Anwendungen genutzt werden können. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 28 3.3.2. DAB DAB wurde in den achtziger Jahren entwickelt. Es ist digitales Radio das perspektivisch UKW ablösen sollte. Seine Vorteile sollten in einer verbesserten Empfangsqualität, einer größeren Programmauswahl und der Möglichkeit, zusätzlich Datendienste anzubieten bestehen. 1995 begannen Pilotprojekte und im Jahr 2000 waren bereits 60 Prozent der Fläche Deutschlands mit DAB versorgt.41 Zur Zeit liegt der Grad der Versorgung bei 80 Prozent. Trotzdem gibt es im Moment nur etwa 200.000-300.000 DAB-Hörer.42 DAB basiert wie Podcasting auf dem Versenden von digitalen Audioinhalten. Darüber hinaus gab es dort auch die Möglichkeit, Inhalte zeitlich unabhängig zu nutzen, allerdings waren dies keine Audioinhalte, sondern Datendienste. Wo liegen also die Unterschiede? Podcasting nutzt eine Infrastruktur von Empfangsgeräten, die beim Hörer schon vorhanden ist. Der Podcast-Hörer kann, egal in welchem Teil des Landes er wohnt, aus einer großen und ständig steigenden Zahl von Inhalten auswählen. Erstens stehen ihm die Podcasts der ganzen Welt zur Verfügung, zweitens ist das Anbieten von Inhalten so kostengünstig, dass auch Amateure es können, und drittens ist die Zahl der Frequenzen unbegrenzt. 41 s. Vowe, Gerhard / Will, Andreas (2004): Die Prognosen zum Digitalradio auf dem Prüfstand, Waren die Probleme bei der Einführung vorauszusehen? 42 s. http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Radio Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 29 Demgegenüber waren die DAB-Empfänger sehr teuer und die Auswahl begrenzt. Auch die Zahl der Frequenzen wäre begrenzt gewesen, wurde aber in vielen Regionen Deutschland nicht ausgeschöpft. Das Angebot blieb geringer als das an UKW-Programmen, weil sowohl die Radiosender als auch die Hersteller von Empfangsgeräten keinen unmittelbaren Nutzen durch DAB hatten, aber hohe Investitionskosten nötig gewesen wären. Durch die Zurückhaltung dieser beiden Marktakteure entstand eine Situation, in der DAB für den Nutzer nicht attraktiv war. Es gab keine günstigen Endgeräte und zu wenig Inhalte, als dass der Nutzen von DAB die Kosten von teuren Endgeräten gerechtfertigt hätte. So bildeten Inhalteanbieter und Endgerätehersteller letztendlich eine unabgesprochene Koalition von Abwartern, die die Entwicklung von DAB blockierte.43 Eine derartige Situation kann bei Podcast nicht entstehen, weil es keine Möglichkeit gibt, wie eine Koalition von Marktteilnehmern den Diffusionsprozess blockieren könnte. Die Endgeräte sind bereits vorhanden, und das Angebot an Inhalten ist nicht nur bereits jetzt sehr groß, sondern wächst auch noch rasant. 43 s. Vowe, Gerhard / Will, Andreas (2004): Die Prognosen zum Digitalradio auf dem Prüfstand, Waren die Probleme bei der Einführung vorauszusehen? Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 30 3.3.3. Internet Das Internet entwickelte sich aus einem Netz, in dem Wissenschaftler ihre Daten austauschten, hin zu einem Medium, das heute von 58 Prozent der Deutschen genutzt wird.44 Die Kapazität des Internet ist kaum begrenzt, jeder kann dort Anbieter werden. Die Themenpalette ist völlig unbegrenzt. Diese Elemente hat es mit Podcast gemeinsam. Aber das Internet bietet mehr, denn hier finden sich Informationen und Inhalte für verschiedenste Medien und tatsächlich nutzt ja auch Podcasting das Internet, zur Verbreitung. Eigenschaften wie das rasant steigende und nahezu unbegrenzt scheinende vielfältige und weltweite Angebot und die Möglichkeit, dass jeder Inhalte anbieten kann, hat Podcasting vom Internet geerbt. Vom Internet unterscheidet sich Podcasting dadurch, dass keine Interaktivität gegeben ist. Beim Internet hat der Nutzer die Möglichkeit jederzeit zu einem anderen Inhalt zu wechseln. Dabei steht ihm die volle Palette aller weltweit angebotenen Inhalte zur Verfügung. Das ist bei Podcasts nur solange möglich, wie der Nutzer am Computer sitzt. Zwar hat die vorliegende Studie gezeigt, dass ein großer Teil der Podcast-Nutzung auf diese Weise erfolgt, der größere Teil der Podcasts wird jedoch über andere Endgeräte gehört (z.B. MP3-Player, HiFi-Anlage, Autoradio). 44 s. ARD/ZDF-Online-Studie 2005: 58 Prozent der Deutschen im Netz, In: http://www.daserste.de/service/studie.asp [29.05.2005] Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 31 Hat der Nutzer die Podcast-Episoden jedoch erst einmal auf eines dieser Endgeräte heruntergeladen, kann er nur noch aus den Inhalten auswählen, die sich auf diesem Gerät befinden. Das würde sich jedoch ändern, wenn Endgeräte (z.B. Handys mit Festplatte oder Wohnzimmer-PCs) zur Verfügung stehen würden, die selbst einen Interntanschluss haben und für diesen Internetanschluss eine Flatrate besteht. Dann bietet Podcast dem Nutzer die Möglichkeit jederzeit zu einem vollkommen neuen Inhalt zu wechseln. Durch das Podcast-Charakteristikum des Abonnements, hätte Podcasts gegenüber dem Internet jedoch auch einen Vorteil. Der Nutzer könnte jederzeit wählen, ob er aktiv nach neuen Inhalten sucht, oder sich passiv die abonnierten und damit automatisch heruntergeladenen Inhalte anhört. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 32 Kapitel 4: Befragung der Anbieter 4.1. Einleitung 4.1.1. Fragestellung Ziel unserer Anbieterbefragung war es, herauszufinden, was an Podcasts angeboten wird, was sich die Sender davon versprechen, welche Planungen es für die Zukunft gibt und wie die zukünftige Entwicklung von Podcasts eingeschätzt wird. 4.1.2. Untersuchungsdesign Für die Befragung der Anbieter von Podcasts wurden mit Vertretern von 21 Sendern und Rundfunkanstalten standardisierte Interviews geführt. Dabei vertraten sechs der Befragten öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten und 15 kommerzielle Radiosender. Von der Zuständigkeit her waren Podcasts bei sieben der Unternehmen im Online- oder Multimedia-Bereich angesiedelt. Bei acht Sendern war es in der Programmleitung oder Chefredaktion. Drei mal wurden Geschäftsführer interviewt. Drei der Befragten waren aus den Bereichen Unternehmenskommunikation und Promotion. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren in leitender Position tätig, also Geschäftsführer, Chefredakteure oder Abteilungsleiter. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 33 Jeweils ungefähr ein Drittel vertrat Sender mit einer BruttoReichweite von bis zu 0,25 Mio Hörern Gestern, 0,25 bis 1,0 Mio Hörern Gestern und mehr als 1,0 Mio Hörern Gestern. Die Befragung fand im Zeitraum vom 07.03.2006 bis zum 10.05.2006 statt. 4.2. Gründe für das Anbieten von Podcasts Die von den befragten Radiovertretern genannten Gründe für das Anbieten von Podcasts sind vielfältig. Jeweils etwas mehr als ein Viertel der Befragten nennt als Grund „Hörerbindung“ oder die „Gewinnung neuer Hörer“. Dabei besteht teilweise die Hoffnung, dass iPod-Nutzer, die bislang kein Radio nutzen, durch die Podcasts dazu gebracht werden, auch das klassische Radio einzuschalten. Ein knappes Drittel gibt an, mit dem Anbieten von Podcasts solle der Markt früh besetzt werden, wobei sicher eine Rolle spielt, dass Podcasts von den Befragten als Distributionskanal mit jungen Hörern eingeschätzt werden. Genauso viele Befragte meinen, zur Stützung eines trendigen und innovativen Images müsse ein Sender Podcasts anbieten. Ebenfalls ein knappes Drittel betrachtet Podcasts als Service oder sogar selbstverständlichen Service. Einer der Befragten bezeichnet Podcasts in diesem Zusammenhang als „Rückspultaste für die Hörer“, die es ermöglicht, gute Sachen noch mal zu hören. Aber es Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 34 spielt auch der Wunsch eine Rolle, dem Hörer zu ermöglichen, die Inhalte dann zu hören, wann es ihm passt. Zwei der Befragten sehen es einfach als zusätzliche Plattform an, auf der bereits vorhandene Inhalte ohne großen Aufwand verbreitet werden können. Einer der Befragten sieht dadurch einen schon seit Jahren bestehenden Bedarf zur mobilen Nutzung von Inhalten endlich befriedigt. Ein weiterer genannter Grund für das Anbieten von Podcasts war der Wunsch, neue Erlösmöglichkeiten zu testen. 4.3. Zielgruppe des Podcastangebotes Fast zwei Drittel der Befragten nennt als Zielgruppe ihrer Podcasts junge Menschen bzw. 14-29jährige. Ein gutes Drittel möchte die eigenen Hörer ansprechen. Zwei der Befragten nennen neue Hörer als Zielgruppe. In diesen Bereich fällt wahrscheinlich auch der Wunsch eines Befragten, Leute anzusprechen, die gar kein Radio mehr haben. Zwei der Befragten haben die Zielgruppe mit „die Bevölkerung des Sendegebietes“ sehr weit gefasst und ein weiterer antwortet „jeder mit MP3-Player“. Ebenfalls jeweils zweimal genannt werden technik-affine oder Neue Medien-affine Hörer und Leute, die entweder „zeitliche Unabhängigkeit der Mediennutzung beanspruchen“, oder die Sendungen nicht zu der Zeit hören können, zu der sie ausgestrahlt wird. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 35 Einzelnennungen sind 19-49jährige, journalistisch interessierte Menschen bzw. kulturinteressierte, leistungsorientierte und höher gebildete Menschen. 4.4. Aktuelles Podcastangebot der Radiosender Am häufigsten als Podcast angeboten werden bei den befragten Sendern Comedy-Inhalte. Insgesamt drei Fünftel bieten sie an, die Hälfte der Sender sogar täglich. Nachrichten werden von einem guten Drittel der Sender angeboten. Bis auf einen bieten alle diese Sender die Nachrichten mindestens täglich an. Etwa zwei Fünftel der Sender bieten Musikinformationen und Kulturberichte an, wobei hier ein etwas weiterer Kulturbegriff zugrunde gelegt ist, der auch Kinokritiken umfasst. Zwar werden sowohl Musikinformationen als auch Kulturberichte damit von mehr Sendern angeboten als Nachrichten, aber Kulturberichte und Musikinformationen werden deutlich seltener täglich gepodcastet. Sport- und Service-Podcasts finden sich im Programm von etwa einem Fünftel der Sender. Ungefähr genauso viele bieten entweder ihre komplette Morgensendung oder aber einen Zusammenschnitt der Sendung als Podcast an. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 36 Ein Fünftel der Sender hat Interview-Podcasts im Programm. Andere Angebote sind z.B. Computer-Podcasts, Wirtschafts- Podcasts, Talk, Religion-Podcasts oder Horoskope. Diagramm 1: Angebotene Inhalte Anteil der Radiosender, die den Inhalt anbieten 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Comedy Musikinfos Kultur- Nachrichten Sport berichte Morgen- Service Boulevard Musik- Hörspiele sendungen sendungen Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 37 4.5. Podcast-Zukunftsplanung der Sender Die Hälfte der befragten Sender plant eine Erhöhung des Angebotes im Bereich Comedy. Jeweils zwei Fünftel wollen in Zukunft mehr Musikinformation, Sport und Service anbieten. Bei jeweils einem Fünftel der Sender sollen in Zukunft mehr Nachrichten, Kulturberichte und Morgensendungen angeboten werden. Diagramm 2: Planung zur Erhöhung des Angebotes 60 Anteil der Radiosender in % 50 40 30 20 10 0 Comedy Sport Musikinfos Service Nachrichten Kultur MorgenMusikHörspiele sendungen sendungen Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 38 4.6. Bewertung der Eignung der Programmkategorien Bei der Bewertung der Eignung der Programmkategorien zeigt sich zunächst, dass die Inhalte, die tatsächlich häufig als Podcasts gesendet werden, auch als besonders geeignet eingestuft werden. Fast drei Viertel halten Comedy für sehr geeignet, der Rest der Befragten hält sie für zumindest eher geeignet. Alle Befragten hielten Kulturinformationen für geeignet, alle bis auf einen Musikinformationen und zwei Drittel Nachrichten. Insgesamt fällt auf, dass nur wenige inhaltliche Angebote für nicht geeignet gehalten werden. Lediglich bei Morgensendungen und Sport halten sich diejenigen, die sie für geeignet halten, und die, die sie für ungeeignet halten, in etwa die Waage. Interessante Unterschiede zwischen Angebot und Eignung ergeben sich bei Hörspielen. Alle Befragten bis auf zwei hielten sie für geeignet, zwei Drittel sogar für sehr geeignet. Trotzdem haben bisher nur zwei Sender Hörspiele als Podcasts angeboten und nur einer plant, sein Angebot zu erhöhen. Grund hierfür ist unter Anderem die urheberrechtliche Situation, da nur wenige Sender die Hörspiele selbst produzieren. Es gibt noch andere Inhalte, die, obwohl als geeignet eingestuft, sehr selten angeboten werden. Drei Viertel der Befragten halten für geeignet Reisen (von keinem Sender angeboten), Wirtschaftsin- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 39 formationen (von zwei Sendern angeboten) und Boulevardnachrichten (von einem Fünftel angeboten). Diagramm 3: Beurteilung der Eignung 100 90 Anteil der Radiosender in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Comedy Kultur MusikBoulevard information Reisen Hörspiele Wirtschaft Service Nachrichten Musiksendung Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 40 Morgensendung 4.7. Kosten durch Podcasts 4.7.1. Aufwand für Umwandlung von On-AirInhalten in Podcasts Sowohl der technische als auch der redaktionelle Aufwand für die Umwandlung der On-Air-Inhalte in Podcasts wird von zwei Dritteln der Befragten bei unter zehn Minuten pro Podcast-Episode gesehen. Der Aufwand ist jedoch von Sender zu Sender sehr unterschiedlich. Ein Grund dafür ist, dass einige Sender ihre On-AirInhalte ohne weitere Aufbereitung direkt in Podcasts verwandeln, andere sie dagegen noch schneiden. Das hat wiederum Auswirkungen darauf, ob es möglich ist, den Vorgang zu automatisieren. Insgesamt ist der technische Aufwand höher als der redaktionelle. Mehr als ein Viertel gibt an, es gäbe keinen redaktionellen Aufwand und nur etwa ein Drittel sieht ihn bei mehr als fünf Minuten. Dagegen wird der technische Aufwand von der Hälfte der Befragten bei über fünf Minuten gesehen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 41 Diagramm 4: Technischer Aufwand Kein Aufwand 10 - 30 Minuten pro Episode Bis 5 Minuten pro Episode 5 -10 Minuten pro Episode Diagramm 5: Redaktioneller Aufwand 10 - 30 Minuten pro Episode 5 -10 Minuten pro Episode Kein Aufwand Bis 5 Minuten pro Episode Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 42 4.7.2. Speziell für Podcast produzierte Inhalte Sechs der befragten Sender geben an, ihr Sender würde Inhalte speziell für das Podcasten produzieren. Dabei handelt es sich um Interviews, Comedy, eine 40-minütige Nachrichtensendung, eine Musiksendung, die lokalen Bands eine Plattform bietet, und Ausgehtipps. 4.7.3. Mitarbeiter Nur einer der Sender gibt an, ein Mitarbeiter sei inzwischen überwiegend mit Podcast beschäftigt. Überall sonst erledigen dies Mitarbeiter zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben. 4.7.4. Technische Kosten Etwa die Hälfte der Befragten gibt an, es gäbe keine zusätzlichen technischen Kosten. Die andere Hälfte meint, es gäbe zwar welche, aber diese seien gering. Keiner der Befragten gab an, es gäbe erhebliche Kosten. Ein Grund hierfür ist, dass ein großer Teil der Downloads über Podcastportale erfolgt und nicht von den Internet-Seiten der Sender. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 43 4.8. Messung der Nutzung Bei der Messung der Nutzung ihrer Podcasts hält die Hälfte der Befragten vor allem die Zahl der Downloads für entscheidend. Zwei Befragte sind der Meinung, die Abonnements seien wichtiger, weil sich an Ihnen die Hörerbindung besser zeige, und ein gutes Drittel hält beide Zahlen für gleich wichtig. Beim derzeitigen Stand der Nutzungsstatistik ist die Frage, ob Downloads oder Abos wichtiger sind, jedoch offenbar bei vielen Sendern noch eine theoretische: Etwa zwei Drittel der Befragten geben an, zu den Zahlen könnten oder wollten sie im Moment noch nichts Genaues sagen. In den Angaben des verbleibenden Drittels zu ihren Downloads spiegelt sich wider, dass sich unter den Befragten sowohl große Rundfunkanstalten mit mehreren Wellen und einem umfangreichen Podcast-Angebot befinden als auch kleine Lokalsender mit ein oder zwei Podcasts. Die Spannweite liegt zwischen 100 und 10.000 Downloads pro Tag. 4.9 Inhalte der erfolgreichsten Podcasts Auf die Frage nach den inhaltliche Kategorien der erfolgreichsten Podcasts wird sechsmal Comedy genannt, fünfmal Nachrichten und jeweils zwei mal Kinokritiken, Morningshows, Service und Wis- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 44 sen/Wissenschaft. Andere Nennungen sind Talk, Boulevard, Interviews, Kirche, Musik, Horoskop und Politik-Sendungen. 4.10. Nutzung der Internetseiten Zwei Drittel der Befragten gibt an, sie könnten oder wollten nicht sagen, wie hoch der Anteil der Nutzung der Podcast-Seiten an der Gesamtnutzung Ihrer Internetseiten ist. Ein Drittel beziffert den Anteil als deutlich unter bis maximal ein Prozent. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein großer Teil der Podcasts nicht direkt von den Seiten des Senders, sondern von iTunes und speziellen Podcast-Portalen geladen wird. Die Frage, ob die Nutzung der Internetseiten gestiegen sei, seitdem Podcasts angeboten werden, verneint ein Fünftel der Befragten. Die restlichen vier Fünftel geben an, sie wüssten es nicht. Etwa die Hälfte davon berichtet, die Nutzung würde bereits seit längerem ansteigen, also schon vor dem Start des Podcast-Angebotes. Darüber, ob dieser Anstieg sich durch Podcasts noch verstärkt habe, liegen diesen Befragten keine Erkenntnisse vor. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 45 4.11. Podcast als Marketinginstrument Auf die Frage, wie der Wert von Podcasts als Marketinginstrument in den nächsten drei Jahren zu beurteilen ist, gibt nur ein gutes Drittel der Befragten an, er sei sehr groß oder eher groß. Mehr als die Hälfte sehen ihn dagegen als eher klein, zwei der Befragten halten ihn sogar für sehr klein. 4.12. Erlösarten bei Podcast-Angeboten An der Frage, ob in Zukunft relevante Erlöse aus Podcasts zu erwarten sind, teilen sich die Ansichten der Befragten. Zwei Fünftel sind der Meinung, Podcasts könnten eines Tages interessante Erlösmöglichkeiten bieten. Ein Drittel ist der Meinung, relevante Erlöse seien nicht zu erwarten, und ein Viertel glaubt, die erzielbaren Erlöse würden bestenfalls die Kosten decken. Als am vielversprechendsten wird bei den Erlösarten Sponsoring beurteilt: Fast alle Befragten können sich vorstellen, dass Sponsoring eine relevante Erlösquelle bei Podcasts werden könnte. Zwei Drittel der Befragten hält auch Banner-Werbung auf den PodcastSeiten für sinnvoll. Allerdings sagt einer der Befragten zu dieser Werbeform, „Das bringt zwar nichts, aber man muss es halt ma- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 46 chen“. Bezüglich des Audio-Couponings45 ist zwar mehr als die Hälfte der Radiovertreter der Meinung, dieses könne funktionieren. Es werden jedoch Zweifel daran geäußert, ob es relevante Erlöse generieren kann. Weniger als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, integrierte Gewinnspiele könnten eine relevante Erlösart werden. Nur ein Drittel hält kostenpflichtige Downloads für eine relevante Erlösquelle und bei klassischer Spot-Werbung sind es noch weniger. Diagramm 6: Für Podcasts relevante Erlösarten Anteil der Radiosender in % 100 80 60 40 20 0 Sponsoring Banner-Werbung auf Podcast-InternetSeiten Integrierte Gewinnspiele Kostenpflichtige Downloads Klassische SpotWerbung 45 Bezeichnet virtuelle Rabatmarken. Also zum Beispiel: „Wenn Sie in das Restaurant X gehen, und sagen dass Sie ein Hörer unseres Podcasts sind, bekommen sie ein Getränk umsonst.“ Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 47 4.13. Künftige Entwicklung von Podcasts Nur einer der Befragten hält Podcasts für einen ernstzunehmenden Konkurrenten des klassischen Radios. Alle anderen sehen es als Ergänzung. Keiner der Radiovertreter ist der Meinung, dass Podcasts sich nicht durchsetzen werden. Auch über die weitere Ausgestaltung der Entwicklung herrscht weitgehend Einigkeit. Die Aussagen „Podcast wird ein Amateurmedium bleiben“, „Podcasts werden nie große Hörerschichten erreichen“ und „Podcasts sind ein Hype, der in zwei Jahren vergessen ist“ werden jeweils von mehr als vier Fünfteln abgelehnt. Wobei allerdings mehrere Befragte meinen, es sei durchaus möglich, dass die Bezeichnung Podcast in ein paar Jahren vergessen ist, das Angebot jedoch unter anderem Namen noch besteht. Als besser passender Begriff wurde hier „zeitautonome Nutzung“ genannt. Ebenso halten einige Befragte es für möglich, dass diese „zeitautonome Nutzung“ sich durch die fortschreitende technische Entwicklung bereits in wenigen Jahren sehr stark verändert haben wird. So ist zum Beispiel die Frage, ob noch von Podcasts gesprochen werden könnte, wenn es möglich wäre, sich Inhalte nach Bedarf direkt auf das Handy herunterzuladen, ohne dass dabei abonniert werden muss und ohne, dass das Handy für das Herunterladen mit dem Computer verbunden sein muss. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 48 Sehr eindeutig ist auch die Beurteilung der Aussage „Podcasts sind eine sinnvolle Bereicherung des Radiomarktes“. Bis auf einen stimmen alle Befragten der Aussage zu. Unterschiedliche Meinungen gibt es nur bei der Aussage „Podcasts werden sich in Nischen etablieren“. Zwar stimmen etwa zwei Drittel der Radiovertreter dieser Aussage zu, immerhin ein Drittel lehnt sie jedoch ab. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 49 Kapitel 5: Ergebnisse der Befragung der NichtAnbieter 5.1. Untersuchungsdesign Für die Untersuchung wurden 60 Interviews mit Repräsentanten von Radiosendern geführt. Jeweils ungefähr ein Drittel der Befragten vertrat Sender mit einer Brutto-Reichweite von bis zu 0,06 Mio Hörern Gestern, 0,06 bis 0,15 Mio Hörern Gestern und mehr als 0,15 Mio Hörern Gestern. 22 der Befragten waren Geschäftsführer, elf Programmdirektoren und elf Chefredakteure. Insgesamt 50 waren in leitender Position tätig, also mindestens Abteilungsleiter. Die Befragung fand statt im Zeitraum vom 21.04.2006 bis zum 12.05.2006. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 50 5.2. Planung bezüglich des Anbietens von Podcasts Bei 40 Prozent der befragten Sender gibt es Planungen, Podcasts anzubieten. Die Hälfte der Sender, die Podcast-Angebote planen, hat bereits einen Termin für den Start. Ein Drittel davon will innerhalb der nächsten zwei Monate beginnen, etwa ein Drittel in drei bis fünf Monaten und der Rest in acht bis neun Monaten. Diagramm 7: Aktuelle Planung eines Podcast-Angebotes, gesamt Ja, es ist geplant 40% Nein, es ist nicht geplant 60% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 51 Bei der Frage, ob die Sender Podcast-Angebote planen, gibt es einen deutlichen Zusammenhang zur Reichweite des Senders. Weniger als 25 Prozent der Sender mit bis zu 0,15 Mio HG planen, Podcasts anzubieten. Bei den Sendern mit mehr als 0,15 Mio HG sind es dagegen 65 Prozent. Diagramm 8: Aktuelle Planung eines Podcast-Angebotes, gegliedert nach Brutto-Hörerreichweite des Senders (HG Mo. bis Fr., in Millionen) 65% größer 0,150 24% 0,061 bis 0,150 bis 0,060 25% Gesamt 40% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 52 70% 5.3. Argumente für das Anbieten von Podcasts Auf die offene und ungestützte Frage, was denn für das Anbieten von Podcasts sprechen würde, antworten 27 Prozent, Podcasts könnten ein Zusatzservice sein, der es z.B. den Hörern erlaube, Verpasstes nachzuhören oder gute Sachen noch einmal zu hören. 20 Prozent meinen, Podcast könne ein Instrument zur Verstärkung der Hörerbindung sein. 15 Prozent finden, dass es deshalb eine interessante neue Technik sei, weil die mobile und digitale Zielgruppe interessant ist, die über Podcasts wirksam angesprochen werden kann. Für ein Zehntel der Befragten sind Podcasts eine Möglichkeit Radioon-demand zu bieten, also den Hörern gezielt die Inhalte zu bieten, die diese nutzen. Acht Prozent sehen es als Instrument zur Stärkung des Senderimages und genauso viele meinen, man könne dadurch neue Erlösquellen testen. Andere genannte Gründe sind der Wunsch, mit diesem neuen Medium Erfahrungen zu sammeln, ein breiteres Angebot bzw. Spezialangebote zu liefern, die Konkurrenzfähigkeit zu stärken, neue Hörer zu gewinnen und die Zweitverwertung von Inhalten. 23 Prozent der Befragten, also ein knappes Viertel, waren der Meinung, es gäbe keine Argumente, die für das Anbieten von Podcasts sprächen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 53 Diagramm 9: Gründe für das Anbieten von Podcasts Zusatzservice 27% Hörerbindung 20% Für mobile/digitale Zielgruppe 15% Bedarfsgerechte Inhalte 10% Testen neuer Erlösquellen 8% Imagefördernd 8% Inhalte nachhören/archivieren 8% Konkurrenzfähigkeit 7% Plattform für Spezialangebote 7% Breiteres Angebot 7% Aktualität / Erfahrungen sammeln 7% Keine 23% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 5.4. Argumente gegen Podcasts Ebenfalls offen und ungestützt wurden gefragt, welche Argumente gegen das Anbiten von Podcasts spräche. Als häufigstes Argument wurde der zusätzliche technische, personelle und finanzielle Aufwand genannt (22 Prozent). 12 Prozent der Befragten sehen die ungeklärte Rechtslage beim Urheberrecht als Problem. Jeweils acht Prozent der Befragten wollten sich nicht selbst Konkurrenz machen bzw. meinten, Podcasts seien nur für eine technikaffine Zielgruppe geeignet. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 54 30% Andere Argumente waren, die Wahrnehmung und Nutzung von Podcasts sei zu gering, die Investition zu schwer kalkulierbar und die Zielgruppe zu klein. 35 Prozent der Befragten sind der Meinung, es spräche nichts gegen das Anbieten von Podcasts. Diagramm 10: Gründe gegen das Anbieten von Podcasts 22% ZusätzlicherAufwand 12% Ungeklärte Rechtslage Nur für technikaffine Zielgruppe geeignet 8% Sich selbst Konkurrenz machen 8% Schwer kalkulierbare Investition 7% Zu geringe Wahrnehmung/Nachfrage 7% Keine 35% 0% 10% 20% 30% Die Sender, die angaben, es gäbe keine Planungen zum Anbieten von Podcasts, wurden wiederum offen und ungestützt gefragt, unter welchen Voraussetzungen es dennoch eine Option für sie wä- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 55 40% re. Entsprechend den Argumenten gegen Podcasts wird als wichtigste Bedingung genannt, es müssten Erlöse möglich sein oder wenigstens eine Refinanzierung der Kosten. 31 Prozent nannten diese Voraussetzung. Zweitwichtigste Bedingung ist mit 28 Prozent eine größere Nachfrage nach Podcasts, als die gegenwärtige. 14 Prozent meinten, der Zugang zu den Podcasts müsse einfacher werden. Ebenfalls genannt wird das Klären der rechtlichen Probleme. Ein Argument, das in diesem Zusammenhang genannt wird ist, dass Podcasts beim aktuellen Stand der Dinge eher für wortorientierte Sender geeignet seien. Sender mit starker Musikorientierung hätten dagegen kaum Inhalte, die sinnvoll und rechtlich unbedenklich als Podcast angeboten werden könnten. Elf Prozent derjenigen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht planen Podcasts anzubieten, sind der Meinung, Podcasts seien für ihren Sender in jedem Fall uninteressant, unabhängig davon ob sich die äußeren Rahmenbedingungen ändern. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 56 Diagramm 11: Voraussetzungen für das Anbieten von Podcasts Erlöse möglich/mindestens kostendeckend 31% 28% Größere Nachfrage Einfacherer Zugang 14% Klärung der rechtlichen Fragen 6% 11% Keine 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 57 35% 5.5. Künftige Entwicklung von Podcasts Kein einziger der Befragten hält Podcasts für eine Konkurrenz zum klassischen Radio. 87 Prozent der Befragten sehen Podcasts als eine Ergänzung, 13 Prozent glauben, Podcasts werden sich nicht durchsetzen. Diagramm 12: Antizipierte Entwicklung von Podcasts 13% 87% Podcasts sind eine Ergänzung des herkömmlichen Radios Podcasts werden sich NICHT durchsetzen Dass sich durch Podcasts neue Anbieter auf dem Radiomarkt etablieren könnten, sich der Markt also durch Podcasts umstrukturie- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 58 ren wird, glauben 22 Prozent der Befragten. 77 Prozent verneinen dies. Diagramm 13: Umstrukturierung des Radiomarktes durch Podcasts Ja 22% Nein 77% 5.6. Podcasting als Marketinginstrument Mit 30 Prozent war weniger als ein Drittel der Befragten der Meinung, Podcasts könnten als Marketinginstrument für Radiosender mittelfristig (also innerhalb der nächsten drei Jahre) einen sehr großen oder eher großen Stellenwert einnehmen. 58 Prozent den- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 59 ken, der Stellenwert wird eher klein sein, und 12 Prozent antworten, er wird sehr klein sein. Diagramm 14: Mittelfristiger Stellenwert von Podcasts als Marketinginstrument 2% sehr groß eher groß 28% eher klein 58% sehr klein 12% 0% 10% 20% 30% 40% 50% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 60 60% 5.7. Erlöse bei Podcast-Angeboten 42 Prozent der Befragten meinen, zukünftige Erlöse aus Podcasts werden bestenfalls die Kosten decken. Mit 38 Prozent fast genauso groß ist der Anteil derjenigen, die glauben relevante Erlöse aus Podcasts seien nicht zu erwarten. Nur 20 Prozent der Befragten sind der Meinung, Podcasts könnten zukünftig interessante Erlösmöglichkeiten bieten. Diagramm 15: Einschätzung - Chancen von Podcasts als Erlösquelle 20% 38% 42% Relevante Erlöse mit Podcasts sind nicht zu erwarten Erzielbare Erlöse werden bestenfalls die Kosten decken Podcasts können zukünftig interessante Erlösmöglichkeiten bieten Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 61 68 Prozent der Befragten glauben, Sponsoring könnte für Podcasts eine relevante Erlösart werden. Kostenpflichtige Downloads halten 60 Prozent für relevant und Bannerwerbung auf den PodcastInternetseiten 50 Prozent. Integrierte Gewinnspiele sind dagegen für weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) Erfolg versprechend, klassische Spotwerbung sogar nur für ein Viertel der Befragten. Diagramm 16: Einschätzung - Relevante Erlösarten bei PodcastAngeboten Sponsoring 68% 60% Kostenpflichtige Downloads Bannerwerbung auf den Podcast-Internetseiten 50% 47% Integrierte Gewinnspiele 25% Klassische Spotwerbung Audio-Couponing 15% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 62 70% 5.8. Präferierte Inhalte Im Rahmen der Studie wurden die Sender auch gefragt, welche Inhalte in Frage kommen würden, wenn der Sender Podcasts anbieten würde. Den höchsten Wert erzielen dabei Nachrichten. 62 Prozent würden sie wahrscheinlich anbieten, 13 Prozent vielleicht. An zweiter Stelle folgen Comedy und Service. Jeweils 52 Prozent der Sender würden sie wahrscheinlich anbieten, weitere 15 bzw. 13 Prozent vielleicht. Sport und Musikinformation würden zwei Fünftel wahrscheinlich anbieten. Zählt man die Sender zusammen, die diese Inhalte „wahrscheinlich“ oder „vielleicht“ anbieten würden, ergibt sich, dass sowohl Boulevardnachrichten als auch Musiksendungen für 50 Prozent der Sender eine Option wären. Bei Wirtschaftsnachrichten sagt dagegen eine Mehrheit von 58 Prozent „Das würden wir nicht anbieten“ und bei Talk sind es 62 Prozent. Magazinsendungen würden fast zwei Drittel, Kulturberichte, Hörspiele und Reisen sogar mehr als zwei Drittel der Sender nicht anbieten. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 63 Diagramm 17: Präferierte Podcastinhalte Nachrichten 62% Comedy 52% Service 52% Sport 13% 15% 13% 42% Musikinformation 20% 40% Boulevardnachrichten 17% 30% 22% 23% Musiksendungen 27% 20% Wirtschaftsnachrichten Talk 22% 10% 28% 13% Magazinsendungen 22% 15% Kulturberichte Hörspiele 10% Reisen 10% 0% 17% 20% 17% 10% 20% wahrscheinlich anbieten 30% 40% 50% 60% 70% vielleicht anbieten Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 64 80% Kapitel 6: Ergebnisse der Nutzerbefragung 6.1. Untersuchungsdesign Es wurden 250 Podcastnutzer mittels eines standardisierten Fragebogens online befragt. Es handelt sich um eine explorative Studie, da beim aktuellen Stand eine repräsentative Befragung nicht möglich ist, da der Anteil der Podcast-Nutzer an der Gesamtbevölkerung noch zu klein ist. Es existieren auch keine Listen von Nutzern. Deshalb erfolgte die Rekrutierung der Teilnehmer über Banner und News-Einträge auf Podcast-Seiten. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass das Profil der Befragten bezüglich Demographie und Technikaffinität sehr gut mit dem der „innovaters“ und „early adopters“ übereinstimmt, die bei jeder technischen Innovation den Diffusionsprozess anführen. Die Befragung fand statt im Zeitraum vom 20.03.2006 bis zum 15.04.2006. 6.2. Genutzte Podcast-Inhalte Am häufigsten werden Nachrichten-Podcasts genutzt. Nur 21 Prozent hören gar keine Nachrichten, knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) nutzen diese mehrmals pro Woche oder häufiger. Damit zeigt sich, dass die Radioanbieter mit ihrer zurückhaltenden Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 65 Einschätzung bezüglich der Podcast-Eignung von Nachrichten offenbar irren. Möglicherweise sind die Anforderungen der Podcast-Hörer an die Aktualität der Nachrichten weniger hoch als von den Radiovertretern vermutet. Oder aber es liegt daran, dass viele der Nutzer die Podcasts am Computer hören (siehe 6.5.], wo die zeitliche Verzögerung durch den automatischen Download neuer Episoden gering ist. Auf dem zweiten Platz folgt Comedy. Insgesamt 76 Prozent hören Comedy-Podcasts, 36 Prozent tun dies mehrmals pro Woche oder häufiger. Obgleich das Angebot an Musiksendungen aufgrund der problematischen Rechtslage zur Zeit noch stark eingeschränkt ist, nutzen 68 Prozent der Befragten Musik-Podcasts. Allerdings liegt der Anteil derjenigen, die Musik-Podcasts mehrmals pro Woche oder häufiger hören mit 19 Prozent unter dem von Hörspielen (35 Prozent), Kulturberichten (27 Prozent) und Service (26 Prozent). Als Podcast-Angebot wenig genutzt werden Wetter, Sport und Reisen. Nur 17 Prozent der Befragten hören Wetter-Podcasts, 29 Prozent Sport-Podcasts und 33 Prozent Reise-Podcasts. Bei allen drei Angeboten bewegt sich zudem der Prozentsatz derjenigen, die diese mindestens mehrmals pro Woche nutzen, im einstelligen Bereich. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 66 Diagramm 18: Genutzte Inhalte 49% Nachrichten 30% 36% Comedy 40% 19% Musiksendungen 50% 35% Hörspiele 26% Kulturberichte 27% 33% Service 26% 32% 17% Musikinformation Boulevardnachrichten 11% 26% 27% 15% Morgensendungen Reisen 7% Sport 38% 20% Wirtschaftsnachrichten 9% 22% 26% 21% Wetter 5% 12% -90% -60% -30% Mehrmals pro Woche oder häufiger 0% 30% Mehrmals im Monat oder seltener 60% Nicht genutzt Neben den genannten Inhalten hören 58 Prozent der Befragten auch andere Inhalte, die teilweise eindeutig Podcast-spezifisch sind. Dabei wurde eine Vielzahl von Angeboten genannt. Am häufigsten werden mit 16 Prozent Personal Podcasts oder Audio Blogs gehört. An zweiter Position folgen Technik, Computer und IT-News mit 11 Prozent. Wissenschaft und Forschung kommen auf 9 Prozent, alle anderen genannten Inhalte liegen deutlich unter 10 Prozent. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 67 90% Die Nutzung der Inhalte unterscheidet sich teilweise recht deutlich nach Alter und Bildung. Während mehr als 50 Prozent der Befragten ab 20 Jahre Nachrichten mindestens mehrmals pro Woche hören, sind es bei den 14-19jährigen nur 41 Prozent. Fast linear ist der Zusammenhang zwischen Nutzung und Alter bei Kulturberichten und Wirtschaftsnachrichten. Kulturberichte werden von 76 Prozent der ab 40jährigen genutzt, bei den 14-19jährigen sind es nur 45 Prozent. Wirtschaftsnachrichten werden von 64 Prozent der ab 40jährigen genutzt aber nur von 30 Prozent der 14-19jährigen. Umgekehrt ist Comedy bei den jüngeren Befragten beliebter. 80 Prozent der 14-19jährigen nutzen solche Angebote (41 Prozent sogar mindestens mehrmals pro Woche), aber nur 67 Prozent der ab 40jährigen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 68 Diagramm 19: Nutzung nach Alter 100% Nachrichten Kulturberichte Wirtschaftsnachrichten 90% Comedy 80% 70% 60% 28% 31% 28% 50% 40% 38% 23% 30% 41% 23% 52% 49% 52% 10% 28% 18% 40% 22% 21% 43% 41% 36% 34% 40% 20% 39% 36% 32% 30% 41% 21% 23% 24% 35% 37% 31% 12% Mehrmals pro Woche oder häufiger Bis mehrmals im Monat Bei der Nutzung nach Bildung zeigen sich Unterschiede zwischen Haupt- und Realschülern auf der einen Seite und Abiturienten auf der anderen. Kulturberichte werden von 67 Prozent der Abiturienten, aber nur von 45 Prozent der Haupt- und Realschüler genutzt, Wirtschaftsnachrichten von 51 Prozent der Abiturienten und nur von 36 Prozent der Haupt- und Realschüler. Umgekehrt nutzen 61 Prozent der Haupt- und Realschüler Musikinformationen, aber nur 52 Prozent der Abiturienten. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 69 40 + 14 -1 9 20 -2 9 30 -3 9 40 + 14 -1 9 20 -2 9 30 -3 9 40 + 14 -1 9 20 -2 9 30 -3 9 40 + 14 -1 9 20 -2 9 30 -3 9 0% 6.3. Zukünftige Nutzung Bei der Frage danach, wie die Befragten ihre zukünftige Nutzung einschätzen, zeigt sich, dass vor allem diejenigen Inhalte, die jetzt schon viel genutzt werden, in Zukunft häufiger genutzt werden sollen. An der Spitze liegen hier die Hörspiele mit 42 Prozent, gefolgt von den Nachrichten mit 34 Prozent. Allerdings muss man bei den Hörspielen folgendes berücksichtigen: Bei Umfragen gibt sehr oft ein großer Teil der Befragten an, gerne mehr Hörspiele hören zu wollen. Die Tatsache, dass Sender die viele Hörspiele anbieten in der Regel trotzdem geringe Reichweiten haben, deutet jedoch darauf hin, dass hier offenbar Selbstbild und tatsächliches Verhalten der Befragten nicht übereinstimmen. Musiksendungen, Comedy und Kulturberichte liegen mit 28 bzw. 27 Prozent etwa gleich auf. Am seltensten wurde bei Wetter und Morgensendungen angegeben, man wolle sie in Zukunft häufiger nutzen. Genau diese Inhalte liegen auch bei der aktuellen Nutzung auf den hinteren Plätzen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 70 Diagramm 20: Antizipierte Nutzungshäufigkeit der Podcast-Inhalte Hörspiele 42% Nachrichten 34% Musiksendungen 28% Comedy 28% Kulturberichte 27% Musikinformation 24% Service 23% Reisen 20% Sport 17% Wirtschaftsnachrichten 16% Boulevardnachrichten 13% Wetter 10% Morgensendungen 0% 9% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 71 45% 6.4. Geräteausstattung und Internetzugang Das am weitesten verbreitete Gerät, das ein Abspielen von Podcasts ermöglicht, ist unter den Befragten der iPod oder MP3Player. 87 Prozent haben mindestens eines von beiden. Mit 65 Prozent ist der Anteil derjenigen, die einen iPod besitzen, höher als der derjenigen, die einen anderen MP3-Player haben (47 Prozent). 25 Prozent der Befragten besitzen sowohl einen iPod als auch einen anderen MP3-Player. Immerhin 13 Prozent haben jedoch weder das eine noch das andere. Rechnet man Handys mit MP3-Player und Autoradios mit ein, verbleibt ein Rest von neun Prozent, der persönlich überhaupt keine Möglichkeit besitzt, Podcasts mobil abzuspielen. Allerdings können diese Personen häufig auf Geräte von Haushaltsangehörigen zurückgreifen. So besitzen zwar sieben Prozent der Befragten keinen eigenen iPod oder MP3-Player, es gibt jedoch ein Gerät in ihrem Haushalt. 17 Prozent der Befragten besitzen keinen eigenen Computer. Bei acht Prozent verfügt auch kein anders Mitglied im Haushalt über ein solches Gerät. Diese Personen laden sich die Podcasts offenbar nicht zu Hause herunter. Immerhin 36 Prozent der Befragten besitzen ein Handy mit MP3Player und 28 Prozent haben ihren PC mit ihrer HiFi-Anlage verbunden. Das deutet darauf hin, dass es sich bei den PodcastNutzern um ausgesprochen technik-affine Menschen handelt. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 72 Diagramm 21: Geräte, die das Anhören von Podcasts erlauben, im persönlichen Besitz der Befragten iPod oder MP3-Player 87% PC/Macintosh 83% IPod 65% Anderer MP3-Player 47% Handy mit MP3-Player 36% Mit PC verbundene HiFi-Anlage 28% Autoradio mit MP3-CD-Abspielfunktion 20% Autoradio mit USB oder Card-Reader 7% Barebone 7% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Fast die Hälfte der Befragten besitzt einen iPod oder MP3-Player mit einer Speicherkapazität von mehr als sechs GB. Nur ein knappes Drittel nutzt Gerät bis drei GB. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 73 100% Diagramm 22: Speicherkapazität des iPod / MP3-Players bis 3 GB 30% über 6 GB 49% 4 bis 6 GB 21% Mit 91 Prozent hat der größte Teil der Befragten einen DSLInternetzugang. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 74 6.5. Nutzung von Podcasts nach Geräteart und Ort Die mit Abstand wichtigsten Geräte zum Abspielen von Podcasts sind mit 91 Prozent der iPod oder MP3-Player und der Computer mit 82 Prozent. Immerhin 16 Prozent hören sich die Podcasts jedoch auch auf ihrer HiFi-Anlage an. Insgesamt 14 Prozent nutzen ein Autoradio, um Podcast abzuspielen, zehn Prozent ein Handy mit MP3-Player. Diagramm 23: Podcast-Nutzung nach Gerät 91% Auf dem iPod/MP3-Player 82% Am PC/Macintosh Über Kabel/Funk mit PC verbundene HIFI-Anlage 16% Über Autoradio mit MP3-CDAbspielfunktion 11% 10% Über Handy mit MP3 Über Autoradio mit USB/CardReader 5% 2% Über Barebone 9% Andere Abspielgeräte 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 75 100% Betrachtet man die Dauer der Nutzung auf den jeweiligen Geräten, dann liegt der iPod oder MP3-Player noch etwas deutlicher an der Spitze. Hier hören 48 Prozent der Befragten Podcasts mehr als eine Stunde pro Woche, über PC oder Macintosh sind es nur 31 Prozent. Diagramm 24: Nutzungsdauer nach Gerät im Vergleich Auf dem iPod/MP3-Player 43% AM PC/Macintosh 48% 51% 0% 10% 20% 30% 40% 31% 50% bis zu 1 Std. 60% 70% 80% 90% über 1 Std. Obwohl bei Podcasts in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion häufig die mobile Nutzung dominiert, ist der Anteil der Be- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 76 100% fragten, der sie stationär nutzt, größer. 89 Prozent hören zu Hause Podcasts und 31 Prozent am Arbeitsplatz. Am zweithäufigsten werden Podcasts jedoch auf die namensgebende Weise (Podcast = iPod + Broadcast) unterwegs ohne Auto, also in den meisten Fällen wahrscheinlich auf dem iPod oder MP3Player genutzt. Darüber hinaus hört fast ein Drittel der Befragten Podcasts im Auto, also ebenfalls mobil. Diagramm 25: Podcast-Nutzung nach Ort 89% Zu Hause Unterwegs ohne Auto (z.B. U-Bahn, zu Fuß etc.) 69% Im Auto 34% Am Arbeitsplatz 31% 14% Anderswo 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 77 100% 6.6. Nutzung anderer Medien Im Rahmen der Erhebung wurde auch gefragt, welche anderen Medien neben Podcast von den Befragten wie häufig genutzt werden. Hier zeigt sich, dass das Internet das mit Abstand am stärksten genutzte Medium ist. Nahezu keiner der Befragten nutzt es gar nicht, 91 Prozent der Befragten nutzen es mehr als vier Stunden pro Woche. Hier spiegelt sich sicher, dass die Nutzung des Internets letztlich eine Voraussetzung für die Nutzung von Podcasts ist. An zweiter Stelle folgt das Fernsehen (92 Prozent insgesamt, 69 Prozent mehr als vier Stunden pro Woche) und auf dem dritten Platz liegen MP3-Musikfiles (91 Prozent insgesamt, 61 Prozent mehr als vier Stunden pro Woche). Erst an vierter Stelle liegt das herkömmliche Radio. 24 Prozent der Befragten nutzen es gar nicht, nur 37 Prozent mehr als vier Stunden die Woche. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 78 Diagramm 26: Nutzung anderer Medien Internet allgemein 9% Fernsehen 91% 8% MP3-Musikfiles 23% 9% Herkömmliches Radio 69% 29% 62% 24% 39% Andere Tonträger: CD,MC,Schallplatte 38% 37% 38% 55% Internetradio 0% 10% 20% 30% 40% 50% 25% 31% 60% 70% 80% 15% 90% Prozent gar nicht bis vier Stunden mehr als vier Stunden Auf die Frage, wie sich die Nutzung der einzelnen Medien verändert hat, seitdem die Befragten Podcasts hören, gaben 33 Prozent an, sie würden jetzt weniger herkömmliches Radio hören. Damit ist Radio das Medium, welches durch Podcast am meisten verloren hat. Fernsehen folgt mit 29 Prozent auf dem zweiten Platz. Auch bei Internetradio, MP3-Files und anderen Tonträgern geben deutlich mehr als 20 Prozent an, diese jetzt weniger zu hören. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 79 100% Diagramm 27: Veränderung in der Mediennutzung: Nutzung seltener 33% Herkömmliches Radio 29% Fernsehen 26% Internetradio 23% Andere Tonträger 18% MP3-Musikfiles 0% Internet allgemein 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Betrachtet man umgekehrt, welche Medien jetzt häufiger genutzt werden, zeigt sich, dass das Internet sehr stark von den Podcasts profitiert. 27 Prozent der Befragten geben an, es jetzt häufiger zu nutzen. MP3-Musikfiles werden von 17 Prozent mehr gehört. Die Gewinnund Verlustbilanz ist hier also ausgeglichen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 80 40% Diagramm 28: Veränderung in der Mediennutzung: Nutzung häufiger Internet allgemein 27% MP3-Musikfiles 17% Internetradio 5% Herkömmliches Radio 2% Andere Tonträger Fernsehen 0% 0% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 6.7. Finanzierung von Podcasts 6.7.1. Bewertung von Werbung in Podcasts Die Befragten hatten überwiegend eine akzeptierende Haltung gegenüber der Verbindung von Werbung und Podcasts. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei der Bewertung der einzelnen Werbeformen. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 81 30% Fast 90 Prozent der Befragten würden Banner-Werbung auf den Podcast-Internetseiten akzeptieren. Mit Sponsoring wären immerhin 85 Prozent einverstanden. Immer noch etwas mehr als die Hälfte der Befragten würden integrierte Gewinnspiele akzeptieren, aber klassische Spotwerbung in den Podcasts wird von 69 Prozent der Befragten abgelehnt. Diagramm 29: Akzeptanz der Werbeformen Bannerwerbung auf den Podcast-Internetseiten 89% Sponsoring 85% 51% Integrierte Gewinnspiele 31% Klassische Spotwerbung 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 82 100% 6.7.2. Bewertung von kostenpflichtigen Podcasts Die Bereitschaft, für Podcasts Geld zu bezahlen, ist eher gering. Nur 30 Prozent der Befragten wären bereit, kostenpflichtige Downloads zu nutzen. Weitere fünf Prozent würden bezahlen, wenn die Podcasts dafür werbefrei blieben. Bei der Akzeptanz von kostenpflichtigen Podcasts gibt es einen deutlichen Zusammenhang zum Alter. Mit 13 Prozent ist die Bereitschaft, Gebühren zu zahlen, bei den 14-19jährigen am geringsten. Bei den ab 40jährigen liegt sie dagegen bei 48 Prozent. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 83 Diagramm 30: Bereitschaft Geld für Podcasts zu zahlen 30% Total 13% 14-19 5% 6% 81% 27% 20-29 65% 5% 37% 20-39 40+ 68% 4% 48% 0% 10% 20% 59% 2% 30% Bereit, Gebüren zu bezahlen 40% 50% 50% 60% 70% Bereit, für werbefreie Podcasts zu zahlen 80% 90% Nicht bereit zu bezahlen Von denjenigen, die bereit wären, Geld für Podcasts zu bezahlen, könnten sich 60 Prozent vorstellen, dies in Form von monatlichen Gebühren zu tun. Gebühren pro Download wären für 76 Prozent akzeptabel. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 84 100% 6.8. Zukünftige Entwicklung von Podcasts Fast drei Viertel der Befragten sieht Podcasts als Ergänzung zum herkömmlichen Radio. Immerhin ein Viertel glaubt jedoch Podcasts seien eine Konkurrenz. Diagramm 31: Verhältnis von Podcasts zum Medium klassisches Radio Werden sich nicht durchsetzen; 1% Konkurrenz 25% Ergänzung 74% Neben der generellen Einschätzung der weiteren Entwicklung von Podcasting sollten die Befragten auch verschiedene Aussagen zur Einschätzung der Ausgestaltung der zukünftigen Entwicklung von Podcasts bewerten. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 85 Die höchste Zustimmung erzielt dabei mit 94 Prozent die Aussage „Podcasts sind eine sinnvolle Bereicherung des Radiomarktes“. Dass Podcasts sich in Nischen etablieren werden, glauben 81 Prozent der Befragten. Die Aussagen, Podcasts würden „nie große Hörerschichten erreichen“ und „immer ein Amateurmedium bleiben“, werden mit 81 Prozent und 90 Prozent sehr deutlich abgelehnt. Trotzdem sind Zustimmungswerte von einem knappen Fünftel bzw. Zehntel immer noch eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass es sich hier um Podcast-Hörer handelt. Diagramm 32: Einschätzung der Entwicklung von Podcasts Sind eine sinnvolle Bereicherung des Radiomarktes 94% Werden sich in Nischen etablieren 6% 81% Werden nie große Hörerschichten erreichen 19% 19% Werden ein Amateurmedium bleiben 81% 10% 0% 90% 10% Ja 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Nein Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 86 100% 6.9. Demographie Die Befragten sind überwiegend männlich (84 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) ist unter 30 Jahre alt. Deshalb liegt auch der Anteil der Befragten in Ausbildung, also Schüler, Studenten und Auszubildende, bei 40 Prozent. 52 Prozent sind vollzeit berufstätig. Der Anteil der formal höher Gebildeten liegt weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt. 70 Prozent der Befragten haben Abitur. Diagramm 33: Demographische Zusammensetzung der Befragten Geschlecht Männlich; 84% Weiblich; 16% 14-19 J.; 23% Alter 20-29 J.; 31% 30-39 J.; 29% 40-49 J.; 14% 50-59 J.; 4% Beruficher Status Vollz. berufstätig; 52% Teilz. berufstätig; 3% Schüler/-in; 20% Student/-in; 15% Auszubildene/-r; 5% Wehr-/Ersatzdienst; 1% Arbeitslos; 2% Sonstiges; 4% Hauptschule; 6% Formaler Bildungstatus Realschule; 25% Abitur; 70% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 87 100% Kapitel 7: Befragung der Experten 7.1. Einleitung 7.1.1. Fragestellung Ziel unserer Expertenbefragung war es, herauszufinden, wo die Experten die Möglichkeiten von Podcasts sehen, wie sie den Status quo einschätzen, wie sie diesen neuen Distributionskanal bewerten und wie sich Podcasting ihrer Meinung nach im Verhältnis zu den etablierten Medien positionieren wird. 7.1.2. Untersuchungsdesign Es wurden zwei Vertreter von Podcastverbänden und zwei Vertreter von Podcast-Portalen leitfadengestützt telefonisch interviewt. Die Interviews dauerten zwischen 30 und 50 Minuten. 7.2. Zuordnung von Podcasts Die befragten Experten sehen Podcasts als eine Form von Radio. Deshalb gibt es auch Podcast-Shows, die Techniken der Gestaltung und den Rhythmus von Radio-Shows übernehmen. Allerdings erge- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 88 ben sich Unterschiede aus der Art der Auslieferung und des Konsumierens, die auch Auswirkungen auf das Inhaltliche haben. Podcasts sind anders als Radio ein Medium zum konzentrierten Zuhören. Auch eine Hintergrundnutzung in bestimmten Situationen wie dem Autofahren ist denkbar bzw. wird bereits praktiziert, aber ein Laufenlassen von Podcasts im Hintergrund über Stunden ist weniger wahrscheinlich. Das Auswählen und Herunterladen der Podcasts ist ein aktiver Vorgang, der Hörer macht es, weil er an den Inhalten interessiert ist, diese also auch hören will. Deshalb sind Podcasts generell eher für Inhalte geeignet und weniger für Musik. Neben den Podcast-Shows, die in Form und Inhalt Radio-Shows stark gleichen, gibt es auch Podcaster, die erfinderisch sind und neue Wege beschreiten. So entstehen Formate wie Audio Blogs oder Soundseeings (akustische Stadtführungen), die es im klassischen Radio nicht gibt. 7.3. Podcast als Ergänzung zu den bestehenden Medien Keiner der befragten Experten sieht Podcasts als Konkurrenz zu den bestehenden Medien oder speziell dem Radio. Allerdings gehen alle davon aus, dass die Nutzung von „User generated content“ im Allgemeinen und von Podcasts im Speziellen deutlich zu- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 89 nehmen wird. Und in der Zeit, in der diese Inhalte genutzt werden, können keine anderen Medien genutzt werden. Bezüglich der Frage, welches Medium am meisten darunter zu leiden haben wird, gehen die Meinungen auseinander. Einer der Experten meint, es sei das Fernsehen, das bis zu 50% seiner Nutzer verlieren könnte, aber auch das Radio wird als potenziell gefährdet angesehen. Grundsätzlich sind die Experten sich jedoch einig, dass das Radio nur in bestimmten Bereichen, wo Sender stark worthaltige Programme anbieten, davon beeinträchtigt werden kann. Gerade für diese Sender sei es jedoch auch eine Chance, dass es Podcasts gibt. Mit Podcasts kann das Publikum mit deutlich geringerem Streuverlust direkt angesprochen werden und vorhandene Inhalte können zweitverwertet werden. 7.4. Podcast-Nutzer: Status quo und Prognose Eine Beurteilung der augenblicklichen Größe der Podcast- Nutzergemeinde wird von allen Experten als sehr unsicher eingestuft. Die individuellen Schätzungen schwanken. Einer der Befragten vermutet es seien 30.000, die anderen drei liegen zwischen 70.000 und 100.000. Mit Blick auf die aktuelle Forrester-Studie aus den USA, wo festgestellt wurde, dass dort ein Prozent der Internetnutzer Podcasts hö- Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 90 ren, wurde jedoch vermutet, dass es in Deutschland im Moment noch weniger als ein Prozent sind. Für die Zukunft sind die Prognosen der Experten unterschiedlich. Einer nahm an, dass bis zu 50 Prozent der Fernsehnutzung durch Podcast oder Video-Podcast-Nutzung substituiert werden könnte. Ein anderer war der Meinung, in 10 Jahren könnten 50 Prozent der Leute, die heute Radio nutzen, zusätzlich auch Podcast nutzen. Ein weiterer sah Podcasts bei 10 bis 20 Prozent des heutigen Radiomarktes. Einigkeit herrscht jedoch darin, dass es auch eine Generationenfrage ist. Podcasts sind eher etwas für jetzt jüngere Nutzer. Die Älteren, deren Mediennutzungsverhalten bereits weitgehend festgelegt ist, werden wahrscheinlich nur selten darauf umsteigen. Außerdem messen die Experten auch der technischen Entwicklung große Bedeutung bei. Sollte es möglich sein, zu geringen Kosten Podcasts direkt auf das Handy herunterzuladen, würde das dem Podcasten einen deutlichen Schub geben. Allerdings wäre dann die Frage, inwieweit diese Angebote noch Podcasts im Sinne der gegenwärtigen Definition wären, bzw. ob die heruntergeladenen Inhalte von den Nutzern noch als Podcasts wahrgenommen werden. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 91 7.5. Erlöse aus Podcasts Bezüglich der Erlösmöglichkeiten sind die Experten geteilter Ansicht. Zwei sind der Meinung, kostenpflichtige Inhalte könnten funktionieren, wenn die angebotenen Inhalte ihr Geld wert sind. Zwei sind eher skeptisch. Alle Experten sind jedoch der Meinung dass Werbung, auch klassische Spot-Werbung, funktionieren kann. Voraussetzung ist allerdings, dass die Werbung ehrlich ist. Das bedeutet, dass klar gesagt werden muss, was Werbung ist und was redaktioneller Inhalt. Gerade die Podcast-Hörer werden von den Experten als sehr sensibel eingeschätzt, so dass auf keinen Fall der Eindruck entstehen dürfe, der Auftraggeber nehme Einfluss auf den redaktionellen Inhalt. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 92 7.6. Geeignete Inhalte Bezüglich der Inhalte zeigte sich unter den Experten keine klare Richtung. Tendenziell werden eher Inhalte, die keine hohe Aktualität benötigen, für geeignet gehalten. Zwei der Experten sind der Meinung, „Was Podcasts betrifft, muss man wegkommen von dem Anspruch, viele Hörer ansprechen zu wollen.“ Der Vorteil der Podcasts sei, dass gerade kleinere Gruppen von Hörern gezielt angesprochen werden können. Zudem sei hier anders als bei Radio und Fernsehen die Zahl der Frequenzen nicht begrenzt. Auch für Podcaster mit 50 Hörern ist Platz. Deshalb sei es gut möglich, dass die Entwicklung dahin geht, dass nicht einzelne Anbieter große Hörerschaften haben, sondern viele Podcaster mit kleiner Hörerschaft sich zu einer großen Gesamthörerschaft summieren. Musik wird trotz laufenden Verhandlungen mit der GEMA für weniger geeignet gehalten, zumindest solange die Erlöse sich noch in Grenzen halten. Der Grund ist, dass die gegenwärtigen Erlöse im Moment nicht einmal für das Decken spezieller, besonders niedriger Podcast-GEMA-Gebühren nicht ausreichen würden. Inhaltliche Bereiche, die als geeignet bezeichnet werden, sind Wissen, Bildung, Weiterbildung, Special Interest und ausführliche Interviews. Podcast 2006 – Status quo und Entwicklungsperspektiven, © House of Research Mai 2006 Seite 93 8. 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