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BAND 26
Moving Libraries
Mobile Bibliothekskonzepte als
Antwort auf die Herausforderungen
der Informationsgesellschaft
Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
ISBN 978-3-934997-29-5
ISSN 1615-1577
€ 24,50
BAND 26
•
Moving Libraries – Mobile Bibliothekskonzepte
INNOVATIV
INNOVATIONSPREIS 2010
Hölscher / Sepke
B.I.T.online – Innovativ
Band 26
B.I.T.online – Innovativ
Herausgegeben
von
Rolf Fuhlrott
Ute Krauß-Leichert
Christoph-Hubert Schütte
Band 26
Innovationspreis 2010
Moving Libraries
Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die
Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft
2010
Verlag: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
Innovationspreis 2010
Moving Libraries
Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die
Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft
von
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
2010
Verlag: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
B.I.T.online – Innovativ
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-934997-29-5
ISBN 978-3-934997-29-5
ISSN 1615-1577
© Dinges & Frick GmbH, 2010 Wiesbaden
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung.
Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder Texte in einem
photomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung
elektronischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten.
Satz und Druck: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
Printed in Germany
Vorwort
B.I.T.online-Innovationspreis 2010
Pocket-Libraries, Moving Libraries und Wissensbilanzierung
Eine Vielzahl allesamt hochwertiger Abschlussarbeiten eingesandt aufgrund des Call for
Papers für den B.I.T.online-Innovationspreis 2010 machte der Kommission für Ausbildung
und Berufsbilder die Auswahlentscheidung nicht leicht. Die schlussendlich prämierten drei
Arbeiten kommen in diesem Jahr aus dem Kreise der Stuttgarter und Berliner Absolventen
bibliotheks- und informationsbezogener Studiengänge. Vorgestellt werden die Essentials
der Abschlussarbeiten im Rahmen des Innovationsforums auf dem Leipziger Bibliothekskongress, zeitgleich als Sonderhefte von B.I.T.online publiziert.*
Ausgewählt wurden in alphabetischer Reihenfolge ohne Wertung:
y Hölscher, Miriam und Sepke, Corinna: Moving Libraries: Mobile Bibliothekskonzepte als
Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft (Hochschule
der Medien Stuttgart, Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement, Masterarbeit).
y Klug, Anna Kathrin: Wissensbilanzierung in Bibliotheken: Chancen und Probleme bei der
Anwendung des Modells Wissensbilanz – Made in Germany (Hochschule der Medien
Stuttgart, Bachelorarbeit),
y Pfeifenberger, Regina: Bibliotheksdienste für Mobiltelefone (Humboldt-Universität Berlin,
Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Masterarbeit),
Ungeachtet der verschiedenen Themenstellungen der Preisträgerinnen ist den prämierten
Arbeiten gemeinsam, dass sie ausgehend von den gesellschaftlichen Veränderungen, neuen differenzierten Lebensstilmodellen und technologischen Entwicklungen die Bibliotheken
in einer komplexen und dynamischen Umbruchsituation sehen, in der das Weiterbestehen
der Einrichtungen davon abhängen wird, dass sich Veränderungen sowohl gegenüber den
(potentiellen) Kunden einstellen als auch die oftmals bereits jetzt geringe gesellschaftliche
Wertschätzung und Leistungsanerkennung mindestens erhalten bleibt.
Gleich zwei prämierte Arbeiten richten ihr Augenmerk darauf, wie Bibliotheken ihr Dienstleistungsangebot aktiver zum Kunden bringen können: Sei es durch Angebote für mobile
Telefone, die von Literaturbestellungen, Vormerkungen, SMS-Benachrichtigungen über zur
Abholung bereitliegende Medien über den mobilen Zugang zu elektronischen Datenbanken, Online- Katalogen für mobile Nutzung, Informationen über Öffnungszeiten, aktuelle
Veranstaltungen etc. reichen: kurz gesagt, mobile Technologien mit Zugang zum Internet
und damit zu Bibliotheksangeboten just – in – time, just-for-me, just-here. Und wenn der
potentielle Kunde z.B. durch Verknüpfung mit google.maps den Weg in die nächste Bibliothekseinrichtung gefunden hat, könnte ihn das Handy unter Ausnutzung von RFIDTechnologie sogar bis zum Standort des gesuchten Mediums im Regal führen.
* Der Verlag veröffentlicht die drei Arbeiten in seiner Reihe B.I.T.online INNOVATIV 2010 als Bd. 25 (Klug),
Bd. 26 (Hölscher/Sepke) und Bd. 27 (Pfeifenberger).
Für die sich im Focus der Betrachtung befindliche zunehmend unter Zeitdruck stehende
(jüngere) Zielgruppe ist digitale Technik und Internetzugang unabdingbar geworden,
räumlich und zeitlich durch Mobiltelefone auch weitgehend uneingeschränkt nutzbar – eine Herausforderung, auf die Bibliotheken reagieren müssen. Bibliotheken sollten dabei ihre
Nutzer aber nicht nur virtuell im mobilen Web dort abholen, wo sie sich gerade befinden,
sondern ihnen auch, wie in der Stuttgarter Masterarbeit dargestellt, durch die physische
Bereitstellung (gedruckter) Medien vorzugsweise an stark frequentierten Orten wie Bahnhöfen, U-Bahnstationen oder Einkaufszentren entgegenkommen, ergänzt durch Abholund Lieferservices.
Ohne eher traditionelle „Moving Libraires“ zur Literatur- und Informationsversorgung der
Bevölkerung, die nicht oder nur sehr schlecht durch stationäre Bibliotheken erreicht werden
kann oder mobile Bestandsergänzungen zu aktuellen politischen und kulturellen Ereignissen zu vergessen, selbstredend auch digitale Angebote eingeschlossen, sollen neue „Wissens-Tankstellen“ inmitten großstädtischer Lebensräume hinzukommen.
Beispielhaft für ein mobiles Bibliothekskonzept wird die Idee einer Bahnhofsbibliothek mit
einem deutschlandweiten einheitlichen Ausleih-und Verbuchungssystem bestehend aus
stationären Bibliothekseinheiten an ICE-Bahnhöfen mit ausgedehnten Öffnungszeiten und
Fachpersonal sowie auf der Schiene mit angehängten Bibliothekswaggons vorgestellt – frei
nach dem Motto „Information to go“ bestückt mit Büchern, Downloadstationen für Hörbücher, e-books, Filmen und aktuelle Wirtschaftsdaten.
Zunächst etwas mehr nach innen gerichtet, aber im Ergebnis geeignet, die (immateriellen)
Werte von Bibliotheken offensiv zu vermarkten, ist die Arbeit von Anna Kathrin Klug über
die Anwendung der noch jungen Disziplin der Wissensbilanzierung im Bibliotheksbereich.
Das Modell „Wissensbilanz – Made in Germany“, entstanden 2003 im Rahmen der Initiative
„Fit für den Wissenswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, hat als
deutsches Projekt in der Riege zahlreicher Bewertungsmethoden zwischenzeitlich vor allem
im Rahmen neuer Steuerungsmodelle auch Eingang in den öffentlichen Sektor gefunden.
Vorreiter im Bibliotheksbereich wird ein Pilotprojekt an der Stadtbibliothek Mannheim sein.
Kernelement jeder Wissensbilanzierung ist die auf qualitativer Basis beruhende Messung
und anschließende Bewertung des sogenannten Intellektuellen Kapitals, der weichen Unternehmenswerte, als da wären Human Kapital, das Wissen und die Erfahrungen der Beschäftigten, Personalentwicklungsmaßnahmen oder Mitarbeitermotivation, Strukturkapital
(z.B. Arbeitsbedingungen, Informationstechnologien) sowie das Beziehungskapital, in Bibliotheken vorrangig wichtig in Bezug auf Kundenbeziehungen, Kooperationen mit externen
Partnern, Beziehungen zu Trägerorganisationen.
Haupthinderungsgrund für die praktische Umsetzung, für deren Anstoß die Autorin einen
Wissensbilanzleitfaden entwickelte, sind oft die zeitlichen (auch finanziellen und personellen) Herausforderungen des Durchführungsprozesses, der durchaus ein Zeitfenster von bis
zu 12 Wochen in Anspruch nehmen kann. Bedauerlich, weil Wissensbilanzen hervorragend
zur Profilschärfung beitragen und überaus geeignet sind, Bibliotheken wertvolle Impulse
für ihre zukünftige Entwicklung insgesamt, die Erzielung hoher Kundenzufriedenheit, ein
starkes Image in der Region oder eine zufriedenstellende Marktdurchdringung zu geben.
Karin Holste-Flinspach
Innovationspreis 2010
Moving Libraries
Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die
Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft
Abbildung 1: Moving Libraries Logo – eigene Darstellung
Masterarbeit
angefertigt im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement,
Hochschule der Medien (HdM), Stuttgart
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Erstprüfer:
Zweitprüfer:
Bearbeitungszeitraum:
Prof. Dr. Richard Stang,
Prof. Dr. Martin Götz
März bis August 2009
„Utopie ist die Wahrheit von morgen“
Victor Hugo
9
Kurzfassung
Im heutigen gesellschaftlichen Leben spielt die Mobilität eine wichtige Rolle. Durch technische Neuerungen sowie standortungebundene Arbeitsformen nimmt das Verhältnis von
Zeit und Raum völlig neue Dimensionen an. Aus der Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig
Wissen rezipieren zu können, müssen sich neue Angebotsformen ergeben. Dieser Trend
beeinflusst bereits heute das Dienstleistungsspektrum von (mobilen) Bibliotheken. Die vorliegende Masterarbeit behandelt neben einer detaillierten Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen unter dem Aspekt der Mobilität unterschiedliche Typologien mobiler
Bibliotheken und mobiler Bibliotheksdienstleistungen weltweit. Weiterhin werden Anforderungen entwickelt, die zukünftige Bibliotheken erfüllen müssen, um die Mobilität der Gesellschaft angemessen zu unterstützen. Unter dem besonderen Blickwinkel der modernen
Informationsgesellschaft in Deutschland wird ein Bibliotheks-Konzept entwickelt, dass einen
Ausblick auf eine mögliche mobile Bibliothek der Zukunft gibt.
Schlagwörter: Bibliotheken, bibliothekarische Dienstleistungen, Fahrbibliotheken, gesellschaftlicher Wandel, Mobilität, Schiffsbibliotheken, Zukunft
Abstract
Mobility plays a major role in today’s public life. Technical innovations and commuting are
causing changes in the space-time relationship. By gaining and using information at every
possible location that provides internet access, new forms of services emerge. These innovative technologies and the social change will influence library services as well. The libraries
themselves or their services have to be mobile to meet the requirements of the modern information society. This master thesis provides in-depth information about current changes
in modern society and the impact that these changes will have on the development of
(mobile) libraries. It cites examples of mobile libraries from around the world and states
needs for mobile libraries of the future. These requirements result in a futuristic concept of
a “Moving Library”, submitted by the writers.
Keywords: Boat libraries, future, libraries, library services, mobile libraries, mobility, social
change
10
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
Abstract
Einleitung
1 Gesellschaftliche Entwicklungen
1.1 Gesellschaftlicher Wandel
1.1.1 Personenbezogener Wandel
1.1.1.1 Soziologische Ansätze
1.1.1.2 Verhaltensbezogene Ansätze
1.1.2 Aufgabenbezogener Wandel
1.1.2.1 Arbeitsleben
1.1.2.2 Fortbildung und Lebenslanges Lernen
1.1.3 Medienbezogener Wandel
1.1.3.1 Mediennutzungsverhalten
1.1.3.2 Netzwerke und mobile Endgeräte
1.2 Mobilität
1.2.1 Nicht-Personale Mobilität
1.2.2 Personale Mobilität
1.3 Diskussion von Gesellschaftsformen
2 Forschungsmethodik
2.1 Experteninterviews
2.2 Kurzinterviews
2.3 Online-Befragung
3 Moving Libraries
3.1 Begriffsklärung: Moving Library
3.1.1 Moving = Bewegung/Mobilität
3.1.2 Library = Bibliothek
3.1.3 Moving Libraries = Mobile Bibliotheken/Bibliotheksdienstleistungen
3.2 Typologisierung
3.2.1 Mobile Bibliotheken
3.2.1.1 Fahrbibliotheken
3.2.1.2 Schiffsbibliotheken
3.2.1.3 „Lebende“ mobile Bibliotheken
3.2.2 Mobile Bibliotheksdienstleistungen
3.2.2.1 Stationäre Bibliotheken an stark frequentierten Plätzen
3.2.2.2 Liefer- und Abholservices
3.2.3 Virtuelle/Digitale Angebote
3.2.3.1 Onleihe
3.2.3.2 Europeana
3.2.3.3 National Library of Australia
3.2.3.4 E-Books
4 Anforderungen an die Moving Library von morgen
4.1 Allgemeine Anforderungen an zukünftige Bibliotheken
4.1.1 Zeitersparnis
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INHALT
4.1.1.1 Liefer- bzw. Abholdienste/Rückgabeboxen
4.1.1.2 Smart-Shelf-Technologie
4.1.1.3 „Roving Librarian“
4.1.2 Bestandsanforderungen
4.1.2.1 Von Profilbildung zu „mobilen Beständen”
4.1.2.2 „Floating Collections”
4.1.3 Aufenthaltsqualität
4.1.3.1 Raumgestaltung
4.1.3.2 Design
4.1.3.3 Öffnungszeiten
4.2 Anforderungen an zukünftige mobile Bibliotheken
4.2.1 Verstärkte Kundenorientierung durch Kooperationen
4.2.2 Technische Anforderungen an mobile Bibliotheken
5 Konzeptvorschlag
5.1 Vorüberlegungen
5.1.1 Zielgruppe
5.1.2 Ideenfindung
5.1.2.1 Bibliotheken an ungewöhnlichen Orten
5.1.2.2 Ungewöhnliche Bibliotheken
5.1.2.3 „DBib”
5.2 Konzeption
5.2.1 Eingesetzte Technik
5.2.1.1 Smart-Shelf-Technologie
5.2.1.2 Downloadstationen
5.2.2 Designgrundsätze
5.2.3 Bestandskonzept
6 Fazit und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
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113
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Einleitung
„Stell Dir vor, Bibliotheken sind als ‚Wissens-Tankstellen‘ und Informationsdienstleister fest in
der modernen Informationsgesellschaft verankert, aber niemand geht hin“ 1. Stattdessen
kämen die Bibliotheken als Moving Libraries mit ihren Dienstleistungen dorthin, wo ihre
2
Nutzer sind.
Unter Moving Libraries werden mobile Bibliotheken und mobile Bibliotheksdienstleistungen
verstanden, mit denen Bibliotheken aktiv auf ihre Nutzer zugehen. Bereits heute gibt es
mobile Bibliotheken und mobile Bibliotheksdienstleistungen, die per Bücherbus, Kamelbibliothek oder als Filiale in U-Bahn-Stationen dorthin gehen, wo ihre Nutzer sind. Diese mobilen „Wissens-Tankstellen“ erleichtern der modernen Informationsgesellschaft den Zugriff
auf Informationen und sollten daher fest in der Infrastruktur moderner (Groß-)Städte verankert werden.
Angesichts sich verstärkender Konkurrenz auf dem Informations-, Wissens- und Unterhaltungsmarkt steigt für Bibliotheken die Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Sie müssen ihre Bedeutung für die Gesellschaft herausstellen und
somit die eigene Existenz in finanzieller und ideeller Weise absichern.
Durch gesellschaftliche Entwicklungen kommen darüber hinaus veränderte Anforderungen
der Nutzer auf die Bibliotheken zu. SEEFELDT und SYRÉ stellen fest, dass die Bibliotheksnutzer
schon heute besser ausgebildet, wohlhabender, mobiler und mündiger als noch vor 20 Jahren sind und daher auch bewusst entscheiden wollen, wie sie ihre knappe Freizeit optimal
3
ausnutzen. Bibliotheken müssen als kundenorientierte Dienstleistungseinrichtungen die
Wünsche ihrer Kunden ernst nehmen und durch entsprechende Angebote befriedigen. So
konstatiert BRUIJNZEELS:
„Die Zeit, da öffentliche Bibliotheken ruhig in ihrem eigenen Haus auf die Nutzer
4
warten [können], ist vorbei.“
Die vorliegende Arbeit nimmt einige Aspekte der gesellschaftlichen Veränderungen (wie
beispielsweise die zunehmende Mobilität und Individualisierung) in den Blick und bietet einen Vorschlag für ein mobiles Bibliothekskonzept an. Dieses soll eine Antwort auf die Herausforderungen für Bibliotheken im Hinblick auf die Tendenz zu steigender Mobilität darstellen. Besonders im beruflichen Bereich spielt Mobilität, beispielsweise durch die bereitwillige Akzeptanz langer Wege zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, eine zunehmende Rolle.
Dabei nimmt das Verhältnis von Zeit und Raum völlig neue Dimensionen an. Hinzu kommt
eine hochgradige Individualisierung sowohl des Alltagsablaufs als auch des sozialen Umgangs miteinander. Soziale Vereinzelung und veränderte Zusammensetzung familiärer
Strukturen sowie der zunehmende Druck, fachlich sehr gut ausgebildet, gleichzeitig jedoch
1
2
3
4
Frei nach Sandburg, Carl: „Sometime they’ll give a war and nobody will come.“
In der vorliegenden Arbeit wird zur sprachlichen Vereinfachung stets die männliche Sprachform für Personen verwendet. Es ist stets auch weibliche Sprachform gemeint.
Vgl.: Seefeldt, Jürgen/Syré, Ludger (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft. Bibliotheken in
Deutschland. Hildesheim, Olms, S. 101; auch: Seefeld, Jürgen (2005): Zukunftsvisionen. Die Bibliothek von
morgen. In: B.I.T. online 8, H. 1, S. 11
Bruijnzeels, Rob (2003): Die Bibliothek ist kein Gebäude. In: Bruijnzeels, Rob/Tiggelen, Nicoline van: Bibliotheken 2040. Die Zukunft neu entwerfen. Bad Honnef, Bock und Herchen, S. 79
EINLEITUNG
13
flexibel reagieren zu können, verändern die Erwartungshaltung der Gesellschaft gegenüber
der Verfügbarkeit und des Konsums von Informationen nachhaltig. Das ist eine Tendenz,
auf die Bibliotheken reagieren müssen. Bereits auf dem Bibliothekartag 2008 in Mannheim
war dies ein Thema. Dazu schreibt HÄTSCHER:
„Die Alltagserfahrungen der Kunden müssen die Bibliotheken aufgreifen. Das bedeutet, alle bisherigen Dienste radikal in Frage zu stellen. […] Virtuelle Welten […]
und spielerischer Zugang der Google-Generation, der heute jugendlichen Internetnutzer, werden in zehn Jahren die Erwartungen an Bibliotheken erheblich verän5
dern.“
An dieser von HÄTSCHER prognostizierten veränderten Erwartung an Bibliotheken ist vor allem deren Richtung im Hinblick darauf interessant, welche Anforderungen zukünftige Bibliotheksnutzer der modernen Informationsgesellschaft an Moving Libraries stellen könnten. Dies ist zugleich eine der beiden zentralen Fragen, die mit der vorliegenden Arbeit beantwortet werden sollen. Die zweite Frage lautet: Wie könnte eine Moving Library der Zukunft unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Entwicklungen und der daraus abgeleiteten Anforderungen aussehen?
Ausgehend von der Beschreibung der aktuellen Entwicklung der Gesellschaft, besonders im
Hinblick auf die beobachtbaren Trends der zunehmenden Mobilität und Individualisierung
(Kapitel 1), werden konkrete Anforderungen an Moving Libraries der Zukunft (Kapitel 4)
abgeleitet. Im zweiten Kapitel wird ein kurzer Überblick über die Forschungsmethodik gegeben, auf der die Erkenntnisse dieser Masterarbeit fußen. In Kapitel 3 wird zum einen definiert, was die Verfasserinnen konkret unter Moving Libraries verstehen. Andererseits wird
ein Überblick über die verschiedenen Typologien mobiler Bibliotheken mit ihren jeweiligen
Nutzungs- und Existenzgründen gegeben.
Aufbauend auf den ersten vier Kapiteln, werden in Kapitel 5 die Grundlagen für ein innovatives mobiles Bibliothekskonzept entwickelt, das vor allem die Anforderungen der modernen Informationsgesellschaft berücksichtigt. Die für das Konzept nötigen Ideen und Anregungen lieferten u.a. mündliche und schriftliche Kurzinterviews mit Kommilitonen, Professoren der Hochschule der Medien, Stuttgart (HdM) und Berufstätigen in Leitungspositionen. Die Methode der strukturierten Kurzbefragung wurde bewusst gewählt, um ein Spektrum unterschiedlichster Antworten zu erhalten. Hier wurde besonderer Wert darauf gelegt, sowohl Personen zu befragen, die Einblick in die bibliothekarische Ausbildung haben
und mit dem gegenwärtigen Stand der Forschung und der Trendbildung vertraut sind, als
auch Kollegen aus der Praxis, die Aspekte aus dem Berufsalltag einbringen konnten.
Im Fokus dieser Masterarbeit steht dabei die Frage, was Öffentliche Bibliotheken (ÖBs) tun
6
können, um aus der von BRUIJNZEELS konstatierten „Warteposition“ hervorzutreten und aktiv auf ihre Nutzer zuzugehen.
Bibliotheken unterstützen den Prozess des lebenslangen Lernens und fördern die Informations- und Medienkompetenz ihrer Nutzer. Hierzu ist es notwendig, die Bevölkerung mög5
6
Hätscher, Petra (2009): Wer bewegt das Wissen: Wo stehen wir in zehn Jahren? Eine Zusammenfassung.
In: Hohoff, Ulrich [Hrsg.]: Wissen bewegen - Bibliotheken in der Informationsgesellschaft. 97. Deutscher
Bibliothekartag in Mannheim 2008. Frankfurt am Main, Klostermann, S. 71 f.
Vgl.: Bruijnzeels, R. (2003): Die Bibliothek ist kein Gebäude, S. 79
14
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
lichst flächendeckend zu erreichen und auch solche Gesellschaftsgruppen zu aktivieren, die
bisher wenig oder keinen Kontakt mit der Bibliothek haben. Dazu müssen die Infrastruktur
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und die technische Ausstattung der Bibliotheken verbessert werden. Da dem freien Informationszugang eine bedeutende Rolle zukommt, wenn es um die Weiterbildung und künftige Entwicklung der Gesellschaft geht, müssen sich Bibliotheken der rasanten Entwicklung
der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) stellen. Das heißt, sie müssen ihr
Dienstleistungsangebot anpassen, wenn sie ihren Platz in der Wissens- und Informationsgesellschaft behaupten wollen. Dies machen ERŠOVA und HOHLOV deutlich:
„Access to, and the effective use of information and knowledge, technologies, and
various services are essential tools for sustainable economic and social development
8
at the individual, community, national and international levels.”
Diesen Informationsanforderungen der modernen, europäischen Gesellschaft kann unter
anderem durch mobile Bibliothekskonzepte begegnet werden. Auch wenn die Idee an sich
nicht neu ist, so bietet sie im aktuellen gesellschaftlichen Kontext eine Möglichkeit, sich den
zukünftigen Herausforderungen im Bibliothekswesen zu stellen.
Die ersten Fahrbüchereien sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts fester Bestandteil der Bibliothekswelt. So gab es beispielsweise bereits 1905 in den USA für Farmer in Washington
9
County, Maryland einen Büchereidienst auf einem Pferdewagen.
Auf einer Fotografie aus dem Jahr 1914 (siehe Abbildung 2) ist die motorisierte Nachfolgebibliothek der ersten Fahrbücherei in Washington County, Maryland, USA zu sehen.
10
Abbildung 2: Eine der ersten Fahrbüchereien, Washington County, Maryland, USA
7
8
9
10
Vgl.: Seefeld, J. (2005): Zukunftsvisionen, S. 12
Eršova, Tatiana V./Hohlov, Yuri E. (2002): Migrating from the library of today to the library of tomorrow:
Re- or E-volution? In: Eršova, Tatiana V. [Hrsg.]: Libraries in the information society. München, Saur, S. 74
Vgl.: Kluth, Rolf (1965): Die Fahrbücherei. In: Langfeld, Johannes [Hrsg.]: Handbuch des Büchereiwesens.
II. Halbband. Wiesbaden, Harrassowitz, S. 560
Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 547
EINLEITUNG
15
Dass mobile Bibliotheken auch heute interessante Lösungsmöglichkeiten für die Anforderungen der modernen Gesellschaft bieten können, zeigen beispielhaft die Ergebnisse des
Ideenwettbewerbs „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“, den die ekz.bibliotheksservice
11
GmbH (ekz) im Oktober 2008 ausgeschrieben hatte : Einer der ausgezeichneten Entwürfe
ist eine „Reise Bibliothek“ (siehe Abbildung 3). Diese besteht aus recycelten Seecontainern,
12
die jederzeit transportiert werden können, um feste Bibliotheken zu ergänzen.
13
Abbildung 3: Reise Bibliothek
Da die vorliegende Arbeit ein stark zukunftsorientiertes Thema behandelt, konnte nur ein
Teil der wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Auswertung gedruckter und virtueller
Quellen gewährleistet werden. Ergänzt werden diese Erkenntnisse deshalb durch Aussagen
aus Interviews mit Experten, die den Verfasserinnen ihr Wissen zur künftigen Entwicklung in
den jeweiligen Fachgebieten zur Verfügung gestellt haben. Dies gilt insbesondere zur Untermauerung der sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft (Kapitel 1)
und der Bibliothekswelt (Kapitel 3) sowie für die Begründung der Vorschläge, die für die
Neukonzeption gemacht werden.
Abschließend geben die Verfasserinnen einen Ausblick auf die „Bibliothek der Zukunft“, bei
der sich zwei Richtungen abzeichnen. Die erste Entwicklung zeichnet sich dahingehend ab,
dass die „Bibliothek als sozialer Ort“ zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Als zweite
Tendenz ist eine Entwicklung hin zur „Moving Library“ im Sinne von mobilen Informationsund Wissenstankstellen erkennbar.
11
12
13
Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2008): ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“.
Ausschreibungsinformationen. URL: http://www.ekz.de/fileadmin/ekz/redaktion/_PDFs/Moebel/
Auschreibungsinformationen.pdf (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2009): ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“. ekz
zeichnet innovative Bibliotheksplaner aus. URL: http://www.ekz.de/index.php?id=2686 (Zugriff:
22.08.2009)
Geis, Manuel (2009): Reise Bibliothek. ekz-Ideen-Wettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“. Anhang zu E-Mail vom 07.06.2009
16
1 Gesellschaftliche Entwicklungen
Es ist ein aktuelles Thema in den Medien: Allerorts wird vom „gesellschaftlichen Wandel“
gesprochen. Was verbirgt sich jedoch hinter diesem Schlagwort? Und welche Rolle spielen
Bibliotheken hier? Bei genauerem Hinsehen erkennt man viele sich wandelnde Aspekte dieser derzeitigen Gesellschaft, die im Folgenden genauer betrachtet werden sollen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint sich in der Öffentlichkeit kein einheitlicher Begriff zu
etablieren, der den derzeitigen Zustand der Gesellschaft beschreibt. Auch wie sie sich zukünftig entwickeln wird, kann kaum vorausgesehen werden. So stellen MINX, PREISSLER und
JÄHRISCH fest:
„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. […] In
welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Beim Versuch einer Antwort kommen wir
14
ins Straucheln.“
Stattdessen tauchen im Alltagsgebrauch viele Begriffe auf, mit denen der jeweilige Urheber
den gegenwärtigen Stand der Gesellschaft aus seiner Perspektive definiert und beschreibt.
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und werfen Fragen auf. KÜBLER greift allein fünf
Gesellschaftsbezeichnungen auf: Neben der Dienstleistungsgesellschaft wird bei ihm die
nachindustrielle Gesellschaft diskutiert, alternativ verwendet er die Begriffe der Medien15
und/oder Kommunikationsgesellschaft, Risikogesellschaft oder Erlebnisgesellschaft.
Allein diese recht kurz gehaltene Aufzählung zeigt: Die heutige Gesellschaft kann viele Fa16
cetten annehmen. Allen gemeinsam ist das Verständnis von „Gesellschaft“ im alltäglichen
Sinn: Die gemeinschaftliche Verbundenheit eines bestimmten Personenkreises, der kulturell
17
und/oder geographisch auf eine räumliche Fläche beschränkt ist.
Die Ordnungen und Formen dieser Personengruppen sind einem ständigen Wandel unterworfen. Gerade die technischen Entwicklungen der Zukunft werden die gesellschaftlichen Strukturen in einem nicht zu unterschätzenden Umfang prägen. So stellte bereits
1996 die ENQUETE-KOMMISSION „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft
Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft Deutscher Bundestag“ fest, dass die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts eine enge Verknüpfung mit der Technik im Bereich der neu18
en Medien akzeptieren muss. Die zunehmende Verknüpfung der Gesellschaft mit der
Technik wird neben der technischen Entwicklung in hohem Maße das soziale und kulturelle
19
Alltagsleben beeinflussen.
14
15
16
17
18
19
Minx, Eckard/Preissler, Harald/Järisch, Burkhard (2002): Wie sieht ein Elefant aus? In: Bertelsmann-Stiftung
[Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft?. Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 21
Vgl.: Kübler, Hans-Dieter (2005): Mythos Wissensgesellschaft. Gesellschaftlicher Wandel zwischen Information, Medien und Wissen. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 21 ff.
Nähere Erläuterungen zu den Gesellschaftsbegriffen siehe Kapitel 1.3
Vgl.: Brockhaus [Hrsg.] (2008): Brockhaus multimedial 2008. Gütersloh, F.A. Brockhaus, CD-ROM (Zugriff:
22.08.2009)
Vgl.: Enquête-Kommission Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft Deutschlands Weg in die
Informationsgesellschaft Deutscher Bundestag [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft. Bonn, Zeitungs-Verl. S. 199
Vgl. ebd. S. 203
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
17
Jedoch sind es nicht nur die Medien, die den Alltag der Personen im 21. Jahrhundert verändern werden. Auch die demographischen Strukturen befinden sich im Wandel. Es existieren zahlreiche Ansätze, die die gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Entwicklung
darstellen.
Im folgenden Kapitel werden einige Entwicklungsansätze vorgestellt. Ausgewählt wurden
vor allem Modelle, die Elemente enthalten, aus denen Bibliotheken Anknüpfungspunkte für
ihre Arbeit gewinnen können. Im Vordergrund stehen verschiedene Betrachtungsweisen
und Forschungsansätze, die auf den demographischen Wandel sowie veränderte Aufgabenanforderungen im Berufsalltag eingehen. Einen weiteren Aspekt bildet die veränderte
Nutzung und Informationsbeschaffung durch elektronische Medien. Einen besonderen
Schwerpunkt bildet dabei die Betrachtung der zunehmenden Mobilität im Rahmen der lokalen und globalen Netzwerke. Zusätzlich werden verschiedene Definitionsansätze für derzeitige Gesellschaftsformen vorgestellt und im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit in Bibliotheken diskutiert.
1.1 Gesellschaftlicher Wandel
1.1.1 Personenbezogener Wandel
Durch die sinkenden Bevölkerungszahlen in den Industrieländern wird sich die Gesellschaft
nachhaltig verändern. Laut des STATISTISCHEN BUNDESAMTES nimmt die Zahl der Lebendgeburten beständig ab und bewirkt zusätzlich zur gestiegenen Alterserwartung eine Ver20
schiebung der Größenverhältnisse in Bezug auf die einzelnen Altersgruppen. Zusätzlich
lösen sich die bisherigen traditionellen Familienstrukturen auf. Statt einer vierköpfigen Familie, bestehend aus Eltern mit zwei Kindern, sind vermehrt Alleinerziehende, Einpersonenhaushalte und Patch-Work-Familien in den Statistiken zu finden.
Der demographische Wandel bewirkt eine Veränderung der Bevölkerungspyramide. Während diese zunehmend auf dem Kopf steht, wie OPASCHOWSKI es formuliert, wird seiner
Meinung nach langfristig die geistige Innovationskraft junger Menschen verloren gehen.
Dies ist selbst durch Zuwanderung nicht zu kompensieren. Zusätzlich geht die Schere zwi21
schen Arm und Reich bei der Einkommensverteilung weiter auseinander. Dies hat beispielsweise Auswirkungen auf die finanzielle Kaufkraft der Bevölkerung, was durch Änderungen im Konsumverhalten sichtbar wird. Auch auf das soziale Verhalten können die Einkünfte Auswirkungen haben. Dies lässt sich anhand der Anzahl an sozialen Kontakten beobachten. OPASCHOWSKI prognostiziert eine zunehmende soziale Vereinsamung der Individuen, die in den Industrieländern durch einen Rückgang der Bevölkerungszahlen verstärkt
22
wird. Dieses Phänomen wird durch die zunehmende Verstädterung noch verschärft.
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21
22
Vgl.: Statistisches Bundesamt [Hrsg.] (2007): Demographischer Wandel in Deutschland – Heft 1 – Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung 2007. Wiesbaden, Statistisches Bundesamt. URL: https://wwwec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=
struktur,vollanzeige.csp&ID=1021430 (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2005): Besser leben, schöner wohnen? Leben in der Stadt der Zukunft. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 11 ff.
Vgl. ebd. S. 1 ff.
18
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Auch GÖSCHEL kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen bezüglich der Wandlungsvorgänge
23
und Überlagerungen. Neben den Megatrends in deutschen Städten, ausgelöst durch den
demographischen Wandel, sieht er zusätzlich den ökonomischen Wandel hin zur Dienstleistungsökonomie. Damit einher gehen der Trend zur Globalisierung sowie die rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der neuen Medien. Diese Unterschiede und die sozialen Zustände als Folge von individuellen Lebensweisen, Kulturhintergründen und finanziellen
Rahmenbedingungen werden das neue Stadtbild prägen. Anders als OPASCHOWSKI geht er
jedoch von einem gestärkten Zusammengehörigkeitsgefühl der Individuen innerhalb der
städtischen Verbünde aus, das durch die engen Sozialbeziehungen gestärkt wird. Vor dem
Hintergrund der zunehmenden Vermischung verschiedener Kulturkreise durch Migration
macht GÖSCHEL einen Wertewandel aus, der durch ein gemeinschaftliches Pflichtgefühl eine Nachbarschaftsbindung durch Nähe, Verlässlichkeit und soziale Beziehungen entstehen
lässt.
Die oben aufgeführten Ansichten von OPASCHOWSKI und GÖSCHEL zeigen, dass höchst unterschiedliche Faktoren die gesellschaftliche Entwicklung beeinflussen können. Anhand der
Auswertung durch statistische Daten ist offensichtlich, dass vor allem die ökonomischen
und kulturellen Aspekte hierauf einwirken. Aus diesem Grund ist der soziologische Ansatz
der Lebensstil-Forschung verbreitet. Der folgende Abschnitt gibt einen kurzen Überblick
über die Entwicklung sowie verschiedene Ausprägungen dieser Modelle.
1.1.1.1 Soziologische Ansätze
1.1.1.1.1 Schichtenmodell
In der Literatur wurde bis in die 1960er Jahre meist von einer klassischen soziologischen
24
Verteilung der Schichten innerhalb der Bevölkerung ausgegangen. Hierzu existierten meh25
rere Darstellungsmöglichkeiten. Im Modell der „Gesellschaftszwiebel“ (siehe Abbildung 4)
war es unmöglich, ein Individuum in einer einzelnen Schicht auszumachen oder sie mehreren Schichten zuzuordnen. Das Modell ging von der Grundannahme aus, dass sich alle Angehörigen einer Gruppe gleich verhalten.
23
24
25
Vgl.: Göschel, Albert (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel. Megatrends, Zukunftsunsicherheit, Nachhaltigkeit: Zur Zukunft der „Europäischen Stadt“. In: BuB 61, H. 6, S. 432 ff.
Vgl.: Klein, Armin (2001): Kulturmarketing. Das Marketingkonzept für Kulturbetriebe. München, dtv, S.
136 ff.
Vgl.: Geißler, Rainer (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer
Bilanz zur Vereinigung. 4. Aufl. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 93 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
19
26
Abbildung 4: "Gesellschaftszwiebel" nach Klein
Aufgestellt wurden die Schichten des Modells nach Statusgruppen und bezogen sich vornehmlich auf ökonomische Annahmen wie das Einkommen und den damit verbundenen
Bildungsgang und Beruf, jedoch keinesfalls auf psychologische oder individuelle Ansichten
des Individuums. Ausgehend von der Veränderung der Parteienlandschaft in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Modell aufgrund der ansteigenden Zahl von
Wechselwählern als überholt angesehen. Durch die Wahlforschung wurde zunehmend
auch bei der Vermarktung von Gütern auf die Erforschung der individuellen Werteauffassungen gesetzt. So sind seit den 1980er Jahren Fragen nach dem Verhältnis des Einzelnen
zu sich und seinen Mitmenschen, zur Gesellschaft oder zu Natur und Universum sowie der
Erforschung von Grundhaltungen oder Subkulturen durchaus üblich. Entgegen dem starren Begriff der Schichten wurde nun der Begriff der „Sozio-Kultur“ geprägt, der neben so27
zialen und kulturellen auch politische Interessen der einzelnen Personen mit einschließt.
1.1.1.1.2 Lebensstil-Modell
Aus dieser Strömung entwickelten sich die bis heute praktizierten Einordnungen von Individuen in Lebensstile oder Milieus. In der Forschungsliteratur existieren dazu zahlreiche An28
sätze.
29
Das Marktforschungsunternehmen TNS-INFRATEST setzt im Zusammenhang mit der Erfor30
schung von den Bedürfnissen einzelner Personen auf das Modell der „Semiometrie“. Hier
wird eine Person anhand der Zuordnung zu einzelnen Eigenschaften oder Assoziationen in
26
27
28
29
30
Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S. 137
Vgl.: Kotler, Philip/Keller, Kevin Lane/Bliemel, Friedhelm (2007): Marketing-Maßnahmen. München, Pearson, S. 237 ff.
Vgl.: Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands, S. 106 ff.
TNS = Taylor Nelson Sofres
Vgl.: TNS-Infratest (o.J.): FutureView + Semiometrie. URL: http://www.tnsinfratest.com/marketing_tools/Semiometrie_FutureView.asp (Zugriff: 22.08.2008)
20
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
einen Wertesteckbrief eingeordnet. Dieser ist in verschiedene Lebensstile untergliedert (u.a.
familiär, sozial, dominant, verträumt). Aus den Lebensstilen können entsprechende Marktbedürfnisse für die individuellen Kunden abgeleitet werden.
Den Begriff des „Lebensstils“ hat der Wahlforscher GLUCHOWSKI im Vorfeld der Bundes31
tagswahl 1987 geprägt , indem er von neun verschiedenen Gruppeneinstellungen beim
Wählerverhalten ausging (siehe Abbildung 5).
32
Abbildung 5: Lebensstile nach Gluchowski
Alle neun dargestellten Gruppen wurden unabhängig von ihrer politischen Gesinnung
aufgestellt und beziehen sich prozentual auf die Gesamtheit der deutschen Wahlberechtigten. Es drehte sich bei diesem Modell nicht in erster Linie um die Politikauffassungen, sondern um die Grundeinstellung zu gesellschaftlichen Trends und die Verankerung des einzelnen Mitbürgers im sozialen Netz. GLUCHOWSKI schlug hier erstmals vor, neben den materiellen Werten auch psychologische Einstellungen in die Unterscheidung der Gesellschaftsschichten mit einzubeziehen.
31
32
Vgl.: Gluchowski, Peter (1987): Lebensstile und Wandel der Wählerschaft in der Bundesrepublik Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte H. 37, S. 18 ff.
Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S. 143
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
21
1.1.1.1.3 Sinus-Milieus
Das bekannteste Beispiel für Lebensstil-Modelle ist das Modell der Sinus-Milieus, das vor al33
lem im Marketing-Bereich für die Segmentanalyse eingesetzt wird. Es wurde vom SINUSINSTITUT in Heidelberg entwickelt, um die Ziel- und Kundengruppen eines Unternehmens
konkret definieren zu können. Hierbei werden Personen bestimmten Gruppen zugeordnet,
deren Größe und Lage sich jährlich im sozialen Gefüge verschiebt.
34
Abbildung 6: Sinus-Milieus in Deutschland
Die auch als „Kartoffelgrafiken“ (siehe Abbildung 6) bezeichneten Verteilungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen werden auf den Achsen der sozialen Lage und der psychologischen Grundeinstellung dargestellt. Bei diesem Modell stehen laut SINUS SOCIOVISION die
35
Grundorientierungen der einzelnen Personen im Vordergrund. So werden Einstellungen
zu Lebenszielen, Arbeits- und Leistungseinstellungen, Gesellschaftsbild, Familie und Partnerschaft, Freizeitverhalten sowie Vorstellungen von Wünschen und Leitbildern untersucht.
33
34
35
Vgl.: Sinus Sociovision (o.J.): Sinus-Milieus. URL: http://www.sociovision.de/loesungen/sinus-milieus.html
(Zugriff: 22.08.2009)
Sinus Sociovision (o.J.): Sinus-Milieus
Vgl. ebd.
22
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Erhebungen zur sozialen Lage werden eher zweitrangig behandelt, da eine zusätzliche
Schichten-Einteilung den Stilbildungen untergeordnet ist.
Entscheidend an dieser Darstellung ist, dass Personen nicht durch die Zuordnung zu einzelnen Gruppen von anderen Milieus ausgeschlossen sind, wie es bei dem Schichtenmodell
der Fall ist. Vielmehr finden sich diese Personen in den Schnittmengen der einzelnen Milieus
wieder. Die Bezeichnungen der einzelnen Gruppen ergeben sich aus ihrem vornehmlichen
Alltagsverhalten. Als traditionelle Milieus gelten die „Konservativen“ sowie die „Traditionsverwurzelten“. Teilweise finden sich hier auch die „DDR-Nostalgischen“ wieder, die jedoch
auch dem modern eingestellten Milieu zuzuordnen sind. Hierzu zählen ebenfalls die „Etablierten“, die „Postmateriellen“, die „Bürgerliche Mitte“ und die „Konsum-Materialisten“.
Überschneidungen mit dem Milieu der „Neuorientierten“ finden sich bei den „Hedonisten“
und den „Modernen Performern“. Als besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Trends
gelten die „Experimentalisten“.
Das Institut entwirft mit Hilfe der gleichen Typologie ein Szenario für die Milieu-Landschaft
36
Deutschlands im Jahr 2020. Hier werden die zukünftigen Milieus entsprechend des demographischen Wandels errechnet und den gegenwärtigen Anteilen in einem Vergleich
gegenüber gestellt (siehe Abbildung 7).
Abbildung 7: Prognosen von Sinus Sociovision für das Jahr 2020
37
38
Der Gruppe der „Traditionsverwurzelten“ wird ein leichter Rückgang prognostiziert. Fühlen diese sich schon heute teilweise von der neuen Welt überfordert, so ist dies 2020 noch
stärker der Fall. Als Konsequenz zieht sich diese Gruppe zunehmend aus dem gesellschaftli39
chen Leben zurück. Auch die Anzahl der „Konservativen“ wird kleiner. Obwohl sie sich
heute wie in der Zukunft selbst als unzeitgemäß fühlen, versuchen sie doch, sich zunehmend mit den veränderten Strukturen zu arrangieren und gleichzeitig ihre ursprünglichen
36
37
38
39
Vgl.: Spiegel Online (2006): Zeitsprung. Wir werden Deutschland. Beitrag in Spiegel Online vom
26.06.2006. URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423043,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Ebd.
Vgl.: Spiegel Online (2006): Traditionsverwurzelte. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423261,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Konservative. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423264,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
23
Werte zu bewahren. Die Gruppe der „DDR-Nostalgischen“ wird sich im Jahr 2020 vollstän40
dig aufgelöst haben.
Relativ stabil wird sich die Gruppe der „Etablierten“ halten, die sich selbst in der heutigen
41
Zeit als die geistige Elite betrachten. Diese Einstellung wird in der Zukunft nach wie vor
gelten, jedoch werden sie es als notwendig ansehen, sich mit entsprechenden Statussymbo42
len von „Aufsteigern“ abzugrenzen. Ähnlich steht es mit der „Bürgerlichen Mitte“. Diese
verstehen sich als zentrale Stütze der Gesellschaft, die auch in der Zukunft bereit ist, soziale
Veränderungen mitzutragen. Die Zahl der „Konsum-Materialisten“ verändert sich ebenfalls
43
kaum, jedoch wird diese Gruppe mit fortschreitender Zeit unzufriedener werden. In der
heutigen Zeit hält sich ihr Ärger über die ungleiche Verteilung von Gütern oder die mangelnde Aufmerksamkeit der Politik noch in Grenzen. Ab 2020 werden die „KonsumMaterialisten“ sich jedoch zunehmend ausgeschlossen fühlen, da sie aufgrund persönlich
einsetzender Gleichgültigkeit nicht über die Bildung und Mittel verfügen werden, sich an
den neuen Trends der Gesellschaft zu beteiligen.
44
Zuwachs erfahren hingegen die „Postmateriellen“. Fühlen sie sich heute als die von allen
Seiten belächelten „Gutmenschen mit Umweltbewusstsein“, so werden sie im Jahr 2020 als
fest anerkannte und respektierte Gesellschaftsgruppe ein Vorbild für andere darstellen und
entsprechend handeln. Die ebenfalls wachsende Gruppe der „Modernen Performer“ wird
versuchen, obwohl aus der gleichen materiellen Schicht, sich aufgrund des demonstrativen
45
Positivismus von den „Postmateriellen“ abzugrenzen. Zusätzlich werden sie auf Individualität sowie gezielte öffentliche Selbstdarstellung achten. Jedoch wird ihnen die erwartete ge46
sellschaftliche Anerkennung fehlen. Ebenso nimmt die Anzahl der „Hedonisten“ zu. Ist ihnen heute noch ihre grundsätzliche Opposition gegen Spießertum eigen, so werden sie im
Jahr 2020 jedem ihr Bild vom alternativen Lebensstil als glückbringende Weisheit mit auf
den Weg geben wollen und sich weniger um die Meinung anderer kümmern. Den größten
47
Zulauf verzeichnet die Gruppe der „Experimentalisten“. Es werden sich in der Zukunft viele diesem Lebensstil anschließen, da die „Experimentalisten“ als Trendsetter gelten und dies
als erstrebenswert betrachtet wird. Doch sobald dies geschieht, werden sie erkennen müssen, dass ihre Gruppe in die Mitte der Gesellschaft abdriftet und keine innovativen Handlungen mehr vornehmen kann. Als neues Milieu wird im Jahr 2020 die Gruppe der „Hyper40
41
42
43
44
45
46
47
Vgl.: Spiegel Online (2006): DDR-Nostalgische. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423730,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Etablierte. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423250,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Bürgerliche Mitte. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423260,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Konsum-Materialisten. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423263,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Post-Materielle. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423252,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Moderne Performer. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423255,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Hedonisten. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423262,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Spiegel Online (2006): Experimentalisten. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423256,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
24
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
48
Experimentalisten“ entstehen. Sie werden die Nachfolger der heutigen „Experimentalisten“ sein und die Tradition der dynamischen, modernen Entwickler fortführen, die sich vielfältig engagieren und bestehenden Werten nicht viel Beachtung schenken.
1.1.1.1.4 Ansätze der Lebensstilforschung in Bibliotheken
Die Methoden der Lebensstilforschung finden teilweise bereits Eingang in die Arbeit von
Bibliotheken. Vor allem im Rahmen der Zielgruppenanalyse wird beispielsweise auf die Sinus-Milieus zurückgegriffen, um die Hintergründe von Kunden in die Bibliotheksarbeit mit
49
einzubeziehen. Da es sich bei diesem Modell jedoch um einen von einem Wirtschaftsunternehmen bereitgestellten und vermarkteten Ansatz handelt, sind Bibliotheken oftmals
nicht in der Lage, zusätzlichen Etat für eine Lebensstil-Analyse aufzubringen.
In der Stadtbücherei Stuttgart wurden deshalb die Nutzer mit Hilfe des Modells des Lebens50
stilforschers OTTE untersucht. Die Basis seines Modells bilden über 30 empirisch erforschte
Lebensstil-Ansätze. Aus diesen können die in Abbildung 8 dargestellten Typologisierungen
der Gesellschaft abgeleitet werden.
Abbildung 8: Lebensstile nach Otte
51
Ähnlich den Sinus-Milieus werden in OTTES Modell verschiedene Gruppen identifiziert, deren Lebensstile auf zwei Achsen abgebildet werden. Die eine stellt das materielle Einkommen dar, die andere die psychologische Grundeinstellung. Begründet werden die
Typologisierungen durch zehn Lebensstilindikatoren, die mit Hilfe eines Fragebogens erho52
ben werden. SZLATKI stellt für die Nutzer der Stadtbücherei Stuttgart die These auf, dass
48
49
50
51
52
Vgl.: Spiegel Online (2006): Hyper-Experimentalisten. URL:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423247,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Motzko, Meinhard (2009): Experteninterview, Erfurt, am 02.06.2009
Vgl.: Szlatki, Martin (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung. Präsentation auf der BIB-Fortbildung „Abschied von der Bibliothek für alle?“ am 25.11.2008. URL: http://www.bib-info.de/fileadmin/media/
Dokumente/Landesgruppen/Baden-Wuerttemberg/bawue/Lebensstil_Bibliotheksnutzung_Szlatki.pdf
(Zugriff: 22.08.2009), Folie 16 ff; sowie: Otte, Gunnar (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen.
Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung. Wiesbaden,
VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 57 ff.
Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 13
Vgl. ebd. Folie 11 ff.; sowie: Otte, G. (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen, S. 131 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
25
die von OTTE formulierten Lebensstile das Verhalten der Nutzer in der Bibliothek beeinflus53
sen. Anhand einer Befragung zeigt SZLATKI, dass die Lebensstile unterschiedlich stark in
der Bibliothek vertreten sind. Daraus zieht er die Schlussfolgerung, dass Bibliotheken sich
nicht auf ein mögliches Nutzerverhalten beschränken dürfen, sondern auf mehrere Lebensstile eingehen müssen, auch wenn sich diese ähneln.
Lebensstil-Modelle bilden demnach eine Grundlage, die Bibliotheken bei der Zielgruppenorientierung berücksichtigen können. Jedoch merkt SzLATKI an, dürfen sie sich bei der kundenorientierten Ausrichtung nicht nur auf die personen- und einstellungsbezogenen As54
pekte konzentrieren, die die Lebensstile in erster Linie darstellen. Vielmehr müssen auch
die Verhaltensweisen von Personen berücksichtigt werden, die durch den jeweiligen Lebensstil nur ansatzweise erklärt werden. Die mit Verhaltensweisen verbundenen Handlungen werden im folgenden Teil durch eine andere Erklärungsmethode nochmals in den Blick
genommen.
1.1.1.2 Verhaltensbezogene Ansätze
Der Zukunftsforscher OPASCHOWSKI sieht für das Deutschland der Zukunft ähnliche gesellschaftliche Entwicklungen, wie sie von SOCIOVISION mit Hilfe der Lebensstile formuliert werden. Anders als die Sinus-Milieus gliedert er den Wandel jedoch nach den Handlungen der
Gesellschaft auf und zeichnet Bilder der zukünftigen Lebensinhalte.
So ist beim Konsumverhalten gerade bei den kommenden Generationen zu beobachten,
dass diese gewisse Handlungen schneller („Instant-Konsum“), öfter („Erdnuss-Effekt“) und
55
wechselnd („Hopping-Manie“) vornehmen. Durch die Angst, zu kurz zu kommen, kann
sich jedoch auch nach einiger Zeit das Gegenteil einstellen – die Inhalte sind austauschbar
(„Zapping-Phänomen“). Zusätzlich wird seiner Ansicht nach das Konsumverhalten polarisieren. Während die eine Hälfte der Gesellschaft aufgrund weniger finanzieller Mittel stärker
sparen muss, braucht sich der andere, wohlhabende Gesellschaftsteil mit diesem Problem
56
nicht zu befassen.
In Bezug auf die Medienwelt wird deutlich sichtbar, dass hier nicht nur die junge Generati57
on von den Veränderungen des Konsumverhaltens betroffen sein wird. Besonders beim
Lesen von Büchern werden Verhaltensweisen beobachtet, die als das schnelle Überfliegen
(„Fast-Food-Lesen“), das Lesen einzelner Absätze („Häppchen“) und selektives, oberflächliches Lesen oder gleichzeitiges Rezipieren von mehreren Inhalten („Parallel-Lesen“) bezeich58
net werden.
53
54
55
56
57
58
Vgl.: Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 4
Vgl. Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 27
Vgl. Opaschowski, Horst W. (2004): Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wissenschaft. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S.148 ff.
Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2008a): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Wiesbaden, VS Verl. für
Sozialwissenschaften, S.157
Vgl.: Opaschowski, H.W. (2004): Deutschland 2020, S.175 ff.
Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft. 5. Aufl. Wiesbaden, VS Verl.
für Sozialwissenschaften, S. 44
26
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Gemessen am gesamten Mediennutzungsverhalten wird der generelle Anteil des Lesens
59
von Büchern konstant bleiben. Dagegen steigt die Zahl der Internetnutzer nach der ARDZDF ONLINE STUDIE rasant an, weil dies den bereits beschriebenen Ansprüchen nach Schnel60
ligkeit und Austauschbarkeit gerecht wird.
61
Kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten sind heute öffentlich zugänglich. Hierzu tragen
auch Bibliotheken einen wichtigen Teil bei. War die Rezeption von kulturellen Inhalten früher noch wenigen Personen vorbehalten, so können heute fast alle daran teilnehmen. Auch
von Unternehmen wird das Vorhandensein von Kultureinrichtungen, wie beispielsweise
Bibliotheken, als weicher Standortfaktor angesehen. Mit zunehmender Mobilität und hohem persönlichem Interesse werden weitere Wege, etwa zu Ausstellungen und Lesungen,
62
in Kauf genommen. Durch die Tatsache, dass jeder mit Hilfe moderner Medien Kultur
produzieren kann, bekommt das Schlagwort „Kultur für alle“ aus den 1980er Jahren eine
völlig neue Dimension, da es sich von der Rezeption auf die Produktion erweitert.
Nach einer Studie von OPASCHOWSKI fallen diese Kulturaktivitäten zusammen mit der Mediennutzung, Gesprächen und Geselligkeit sowie Spiel, Sport und Musik unter den Begriff der
63
Freizeitgestaltung. Dabei dient „Freizeit“ entgegen dem früheren Begriff weniger der arbeitsfreien Erholung, sondern der tatsächlich freien Zeit, in der etwas unternommen werden kann.
Ebenso wie die genannten Aktivitäten wandelt sich auch das Freizeitverhalten. Familien mit
geringem Einkommen stehen vor der Entscheidung, ob der Freizeitkonsum oder das Kind
64
den Vorrang haben soll. Senioren können ihre Freizeit hingegen auf unterschiedliche Weise gestalten. Durch den verlängerten dritten Lebensabschnitt stellen die „jüngeren Alten“,
die nicht mehr im Arbeitsleben stehen, aber dennoch geistig und gesundheitlich fit sind,
65
andere Ansprüche als die ältere Seniorengeneration.
Singles und Alleinlebende haben dagegen einen anderen Schwerpunkt: Bei ihnen stellt sich
die Frage, ob der Alltag berufs- oder freizeitorientiert gesteuert wird. Als Alleinstehende, die
alles selbst erledigen (müssen), geraten sie manchmal in den Konsumstress und mangels
66
Ansprechpartner im Haus unter Kontaktzwang. Dieses Bild, das von Vereinsamung und
Stress geprägt ist, stellen STEINMÜLLER und STEINMÜLLER in einem Dialog dar:
„Stein: Ja, das ist schon ein merkwürdiges Selbstbild, das die Lebensstilforscher da
zeichnen: genusssüchtige Egoisten der Fun-Gesellschaft […] Und wenig plausibel,
59
60
61
62
63
64
65
66
Vgl.: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (2009): Das Buch im Medienportfolio. Mediennutzungstypen unter Berücksichtigung des Buches in Deutschland, Österreich und der Schweiz. URL:
http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/Das_Buch_im_Medienportfolio_Zusammenfassung_
Presse.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2
Vgl.: Projektgruppe ARD/ZDF-Multimedia (2007): Internet zwischen Hype, Ernüchterung und Aufbruch.
10 Jahre ARD-ZDF-Onlinestudie. URL: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Fachtagung/
ARD_ZDF_Onlinebrosch_re_040507.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2 ff
Vgl.: Opaschowski, H.W. (2004): Deutschland 2020, S. 263 ff.
Vgl.: Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S.123; sowie S. 149
Vgl.: Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 36
Vgl. ebd. S. 61 ff.
Vgl. ebd. S. 164 ff.
Vgl. ebd. S. 130 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
27
dass die Gesellschaft in lauter Nomadenwesen zerfällt. Der Mensch ist und bleibt
nämlich ein Herdentier. Oder genauer: ein notorischer Stammesangehöriger, selbst
noch als High-Tech-Nomade. Siehe Fußball, Love Parade, Hacker-Treffen, Corporate
Identity und gemeinsames Rafting für Unternehmensangehörige – und selbst die
Mini-Herde‚ ‘Familie‘ ist als Leitvorstellung nicht außer Mode gekommen.
Müller: Du widersprichst dir ja selbst: Die Kultur, wie du sie schilderst, ist das eigentlich konservative Element. Alles schon da gewesen: Machtkämpfe und Herrschaftsgehabe, ob nun unterm Kaiser oder unterm Kanzler, Ausgrenzung des Fremden,
Old-Boys und neuerdings auch Old-Girls-Netzwerke, die Milieus in Vorstädten, die
Cliquen in den Vorstandsetagen – extrem konservative Elemente, wohin man
schaut.
Stein: Und dennoch ist etwas ins Rutschen gekommen, auch bei deinen extrem
konservativen Elementen. Die Anzahl der Sozialkontakte nimmt zu – wie ja an der
überbordenden Kommunikation abzulesen. Jenseits allen Individualismus wird Identität wichtig, eben wegen der häufigen Kontakte. Die Gesellschaft der Handy-Träger
67
ist auch eine der Visitenkarten-Austeiler […].“
Wie aufgezeigt wurde, existiert eine Vielzahl an Lebensstilen, die das Verhalten der Gesellschaft prägen und somit eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf Bibliotheken haben. Besonders das Verhalten in Bezug auf die Freizeitgestaltung sowie die zunehmende
Verknüpfung von Arbeits- und Privatleben müssen von Bibliotheken bei der Wahl der Zielgruppenansprache und beim Bestandsaufbau berücksichtigt werden. Eben hier kann die
68
Bibliothek als Ort ansetzen. Sie gibt diesen verschiedenen Gruppen einen Raum und
Treffpunkt und reagiert so auf den verhaltensbezogenen Wandel. Dem Druck der Leistungsgesellschaft, der im folgenden Kapitel näher beleuchtet wird, kann die Bibliothek ent69
gegenkommen, indem sie ihren Zielgruppen Zeit und Wege erspart.
1.1.2 Aufgabenbezogener Wandel
Der demographische Wandel sowie der verhaltensbezogene Wandel wirken sich auf die
bestehenden Arbeitsstrukturen aus. Die veränderten Arbeitsverhältnisse bringen eine zunehmende Aufweichung starrer, hierarchischer Arbeitsstrukturen mit sich. Zwei Richtungen
sind bei der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Zum einen bedeutet es für
die Beschäftigten, sich gegenüber etwaigen Konkurrenten zu spezialisieren und zu profilie70
ren. Andererseits muss dem Fachkräftemangel durch hohe Flexibilität begegnet werden.
Um diesen verschiedenen unterschiedlichen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden, bedarf es detaillierten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Hierbei werden unterschiedliche
67
68
69
70
Steinmüller, Angela/Steinmüller, Karlheinz (2002): Auf dem Weg in die Traumzeit. In: BertelsmannStiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung,
S 261 f.
Siehe Kapitel 4.1.3
Siehe Kapitel 3.2.2.2 sowie 4.1.1
Vgl.: Seidel, Gerhard (2000): Weiterbildung als Wegbereiter von Innovationen. In: Haarbeck, Siegfried
[Hrsg.]: Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst,
S. 128 ff.
28
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Kompetenzen erworben, die die Beschäftigten aufgrund neuer Arbeitsanforderungen aufweisen müssen.
1.1.2.1 Arbeitsleben
Im Bericht der ENQUETE-KOMMISSION wurde bereits 1996 beschrieben, dass Arbeitsverhält71
nisse grundlegend neu gestalten werden. So sehen die Mitglieder der Kommission eine
Veränderung des Zugehörigkeitsstatus zum Betrieb durch Teilzeit, Telearbeit, Leiharbeit
72
sowie durch projektgebundene Arbeit.
73
HAARBECK befragt in Kurzinterviews Arbeitnehmer zur zukünftigen Arbeitsstruktur. Frank,
40 Jahre aus Hamburg, antwortet:
„Die Betriebszugehörigkeit wird kürzer … Ich schätze, dass der Trend sich fortsetzt,
dass man in seinem Berufsleben öfter mal den Job wechselt.“ Können Sie sich vorstellen, mit Ihren Kollegen nur noch per Internet zu kommunizieren? „Das geht,
aber für eine intensive Zusammenarbeit braucht es einfach mehr, braucht es auch
einen persönlichen Kontakt. … Insofern würde ich sagen, beides ist spannend, da ist
74
nicht eins höherwertig oder das andere minderwertig.“
Ähnlich formuliert SOMMERMEYER das Bild der Arbeitskarrieren im 21. Jahrhundert. Diese
75
werden „kaum mehr linear und nur nach oben verlaufen, sondern patchworkartig.“
Auch er macht eine zunehmende Auflösung von standardisierten Abläufen und Flexibilisierungen aus, die sich vor allem in den Bereichen der Arbeitszeit und des Arbeitsortes auswirken. Bibliotheken können auf diesen Trend reagieren, in dem sie entsprechende Bestandsschwerpunkte wie Wirtschaftsliteratur oder Bewerbungsratgeber bereitstellen.
Im Zusammenhang mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und –ort kommt vermehrt Telearbeit zum Einsatz. BÖRNECKE sieht diese vor allem als eine mögliche Arbeitsform, die es
76
Frauen und Müttern ermöglicht, Familie und Karriere zu vereinbaren.
Wie GÖSCHEL ausführt, liegt ein Teil der veränderten Arbeitsmarktentwicklungen im zunehmenden ökonomischen Wandel begründet, der eine Internationalisierung der Waren77
märkte mit sich bringt. Im Zuge dieser Globalisierung wird ein stärkeres Konkurrenzdenken auftreten, dass die nationalen Grenzen verschwimmen lässt. Dies stärkt die Kommunen,
die gegenüber einem schwächeren Staat mehr Aufgaben profilierter wahrnehmen müssen
als bisher. Teilweise werden im aktuellen Tagesgeschehen diese Aufgaben hinfällig, da in
71
72
73
74
75
76
77
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft. S. 111 ff.
Vgl. ebd. S. 129
Vgl.: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.] (2000): Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln,
Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 13 ff.
Frank (2000): Die Betriebszugehörigkeitsdauer wird kürzer. In: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.]: Deutschland
2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 13 f.
Sommermeyer, Wolfgang (2000): Szenarien der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert. In: Haarbeck, Siegfried
[Hrsg.]: Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst,
S. 18
Vgl.: Börnecke, Dirk (2000): Teleworking – das Arbeitsmodell der Zukunft? In: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.]:
Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 62
Vgl.: Göschel, A. (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel, S. 432 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
29
der Wirtschaftskrise der Staat durch zentral gesteuertes Durchgreifen versucht, Stabilität in
das Wirtschaftsgefüge zu bringen. Dennoch werden in Zukunft die Kommunen einen größeren Aufgabenbereich wahrnehmen, der sie zwingt, sich in Konkurrenz zu anderen Städten zu setzen und sich mit einer Corporate Identity zu etablieren. Bibliotheken können hieraus Schlussfolgerungen ziehen, indem sie Angebote entwickeln, die den Bürger auf dem
Lernweg zur Informationsmündigkeit unterstützen.
Auch FELDER greift diesen, bereits seit 2001 offensichtlichten Trend, auf:
„Die Informationsgesellschaft kennt keine nationalen Grenzen mehr. […] Der Arbeitsplatz alten Zuschnittes wird zunehmend abgelöst von neuen arbeitsteiligen
Organisationsformen: Mit Hilfe der Telearbeit wird der Mensch nicht mehr zu seiner
Tätigkeit transportiert, sondern die Arbeit zum Menschen. Die alte Rollenverteilung
zwischen Arbeitgeber und -nehmer verändert sich: Künftig wird es nicht ungewöhnlich sein, für mehrere Arbeitgeber gleichzeitig oder kurz nacheinander tätig zu
sein, oder den Arbeitsplatz zu teilen. Die informationsbezogenen betrieblichen Arbeiten werden zunehmend dezentral in ‚virtuellen Unternehmen’ organisiert, die in
elektronischen Informationsnetzwerken nicht mehr standortgebunden miteinander
78
vernetzt sind und so kommunizieren.“
Für den Arbeitsmarkt zieht er die Bilanz, dass sich keine exakte Trennung zwischen Produktion und Dienstleistung mehr ausmachen lässt. Im internationalen Vergleich sieht er zu den
USA den Unterschied, dass man „in Deutschland für die Zukunft eher von einer
79
„informatisierten Industriegesellschaft“ ausgehen [kann].“
80
SEIDEL sieht die zukünftige Arbeitsstruktur vor allem in der selbstständigen Arbeit. Dabei ist
es seiner Meinung nach nicht relevant, ob diese Arbeit an unterschiedlichen Orten, allein
oder im Team erledigt wird. Ebenso unabhängig ist der Umfang oder der Inhalt der Arbeit.
Aufgrund der schnellen Veränderungen durch die globale Vernetzung und umfassendere
Möglichkeiten, sich Informationen zu beschaffen, werden sich auch die Arbeitsinhalte verändern. Die Strukturen werden sich so verschieben, dass die kreative Denkleistung durch
eine kleinere Zahl von Personen erledigt werden kann und die damit verbundenen oder daraus entstehenden Dienstleistungen von einem anderen, größeren Teil der Gruppe der Arbeitnehmer ausgeübt werden. Diese Arbeitsweise wird häufig aufgabenbezogen sein, um
einen hohen Grad der Flexibilisierung zu gewährleisten. Die Anstellungen werden häufig
nicht von Dauer sein.
Diese Aussage wird durch ein Statement der ENQUETE-KOMMISSION bestätigt, die die künftigen Arbeitsaufgaben vor allem im Dienstleistungssektor sieht, der durch die neuen Infor81
mations- und Kommunikationsmittel unterstützt wird. Weiterhin definiert die Kommission
neue Formen der Arbeitsorganisation. Unternehmen werden sich zunehmend auf die eigenen Kernaufgaben konzentrieren und Aufgaben auslagern, die nicht zum Kernbereich gehören. Hieraus ergeben sich Netzwerke, die eine hohe Flexibilität mit flachen Hierarchien
78
79
80
81
Felder, Markus (2001): Der Bibliothekar als Freiberufler. In: B.I.T. online [Hrsg.]: Innovationsforum 2001.
Wiesbaden, Dinges & Frick, S. 90 f.
Ebd. S. 91
Vgl.: Seidel, Gerhard (2000): Weiterbildung als Wegbereitung von Innovationen, S.123 ff
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 115
30
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
und Teamarbeit begünstigen. Auch hier wird die Telearbeit als Chance gesehen, das Privatleben mit dem Arbeitsleben zu verknüpfen. Sie spart einerseits Kosten, da Bürounterhaltungen nicht bezahlt werden müssen und reduziert den Verkehr, da weniger Personen einen
Arbeitsplatz aufsuchen müssen. Andererseits ist sie förderlich für die Produktivität, da die
Telearbeiter eine hohe Zufriedenheit durch organisatorische und zeitliche Flexibilität aufweisen. In den Augen der Kommission muss der wachsende Dienstleistungssektor künftig
82
die Selbstbedienung des Kunden unterstützen. Damit der Kunde die Aufgaben selbst erledigen kann, welche vorher von Dienstleistungskräften erfüllt wurden, sind zunehmend
Arbeitskräfte im Bereich der Ausbildung, Beratung und Information notwendig.
GÜNTHER weist auf die Überalterung der Gesellschaft hin und stellt die Frage, wer diesen
83
neuen, innovativen Sektor stellen soll. Da die junge Generation die Aufgaben der älteren
übernehmen muss, hat sie einen erhöhten Förderbedarf, um zusätzliche kreative Leistungen für die Herausforderungen der Zukunft zu erbringen. Auch hier wird wieder die Bereitschaft zur Flexibilität in den Fokus genommen, die heute Anforderung für zahlreiche Berufe
ist.
Doch eine solche Flexibilität setzt das vorherige Erlernen derselben voraus. SOMMERMEYER
kommt hierbei zu folgendem Schluss:
„Konkret wird das bedeuten, dass eindeutige und selbstverständliche Qualifikationen, Berufe, Karrieren, Lebenswege, soziale Statusverhältnisse und Milieus der Vergangenheit angehören. […] Wenn es nicht mehr möglich ist, ‚für das Leben zu lernen’, wie es das deutsche
Schulsystem vorsieht, ist ganz sicher lebenslanges Lernen angesagt. D.h. die Kultur der Erfinder, Denker und Einzelkämpfer wird verändert in eine Kultur, die geprägt ist von
Partnerschaftlichkeit, Offenheit, Kommunikationsfähigkeit, Synergie und – in einem gut ver84
standenen Sinn – Elite.“
1.1.2.2 Fortbildung und Lebenslanges Lernen
Ganz im Sinne von SOMMERMEYER geht mit den veränderten Arbeitsmarktstrukturen auch
ein verändertes Weiter- und Fortbildungsbedürfnis einher. So führt SEIDEL an:
„Die klassischen Kompetenzbereiche (methodische, fachliche und soziale) werden
85
durch Medien- und Selbstlernkompetenz eine Erweiterung finden.“
Doch um im Rahmen dieser Kompetenzen Anforderungen im beruflichen und privaten Leben fachlich beurteilen zu können, bedarf es der Bildung – aus diesem Grund prägen
86
WIESNER und WOLTER den Begriff der „lernenden Gesellschaft“. „Lebenslanges Lernen“
heißt in diesem Zusammenhang nicht nur, sich sowohl selbstständig als auch gemeinsam
weiterzubilden, sondern auch, dass diejenigen, die keinen Zugang zu Bildung haben, bei
diesem Verlauf nicht benachteiligt werden. OPASCHOWSKI merkt hierzu an, dass ergriffene
82
83
84
85
86
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 113 f.
Vgl.: Günther, Johann (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft. Innsbruck, Studien-Verl. S. 127
Sommermeyer, W. (2000): Szenarien der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, S. 19
Seidel, G. (2000): Weiterbildung als Wegbereitung von Innovationen, S. 134
Vgl.: Wiesener, Gisela/Wolter, Andrä [Hrsg] (2005): Die lernende Gesellschaft. Lernkulturen und Kompetenzentwicklung in der Wissensgesellschaft. Weinheim, Juventa, S. 9 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
31
Weiterbildungsmaßnahmen Zuwanderern und Migranten die Möglichkeiten bieten, dem
87
sozialen Abstieg und damit der Arbeitslosigkeit entgegenzutreten. Bibliotheken können
88
sich hier durch Angebote im Bildungsbereich, beispielsweise als „Teaching Library“ profilieren.
Innovative Lernformen sind nach GÜNTHER bereits durch mediale neue Technologien fester
Bestandteil des Lernens.
„[Sie] bringen Content zum Studierenden. Das reine „Campus-Lernen“ oder der Face-to-Face-Unterricht wird durch Online-Lehre ergänzt. Vor einigen Jahren hätte
man noch gesagt ‚ersetzt’, heute weiß man, dass Fernlehre nur eine Ergänzung des
89
Präsenzunterrichts ist. Ältere Menschen muss man animieren, weiter zu lernen.“
Laut der ENQUETE-KOMMISSION muss sich die „Bildung 21“ an alle Wandlungen der Gesell90
schaft anpassen . Dies bedeutet die Loslösung von Zeit und Raum und eine verstärkte Mobilität, die auch von Bibliotheken beispielsweise mit E-Learning Konzepten berücksichtigt
werden müssen. Kompetente Lehrer und Lernende, die mit multimedialen Lernformen umzugehen wissen, sind in der Lage, auch interkulturellen Veränderungen durch Medienkompetenz zu begegnen. Zusätzlich müssen sie Kompetenzen im Bereich Wissensmanagement
91
und selbstständiger Entscheidungsfindung aufweisen. Dies muss nach Ansicht der Kommission bereits in der Ausbildung unter dem Stichwort „Orientierungswissen“ vermittelt
92
werden.
Aus diesem Grund ist die Stärkung von Schlüsselqualifikationen nötig. BURMEISTER, NEEF und
SCHULZ-MONTAG zählen hierzu
„Methodenwissen zur Informationsgewinnung und -verarbeitung, Urteils- und Ent93
scheidungsvermögen, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Kreativität.“
Diese müssen der ENQUETE-KOMMISSION zufolge durch medienpädagogische Maßnahmen
94
unterstützt werden. Das ist ein Aufgabenfeld, welches auch von Bibliotheken erfüllt werden kann. Die erste Aufgabe besteht darin, die Familie verstärkt bei der Medienerziehung
zu unterstützen. Zusätzlich müssen Medien hinsichtlich ihrer Rezeption erforscht werden.
Mit hierfür bereitgestellten Geldern können Methoden und Konzepte erprobt werden, die
Kindern und Jugendlichen ihre Medienverantwortung bewusst machen. Dies muss durch
Personen erfolgen, die durch den täglichen Medienumgang für verantwortungsvolles Medienhandeln sensibilisieren und anleiten können. Nach der Beschreibung der ENQUETEKOMMISSION können auch Bibliotheken zu diesen Institutionen gezählt werden, die selbst
solche Konzepte entwickeln und erforschen sowie die Familien dazu anleiten, einen be-
87
88
89
90
91
92
93
94
Vgl.: Opaschowski, H.W. (2005): Besser leben, schöner wohnen? S. 78 ff.
Teaching Library = Unterrichtende Bibliothek im Sinne von Schulungsangeboten zu Medien- und Informationskompetenz
Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 157
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 144 ff.
Vgl. ebd. S. 152
Vgl. ebd. S. 157
Burmeister, Klaus/Neef, Andreas/Schulz-Montag, Beate (2002): Crossover society. In: Bertelsmann-Stiftung
[Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 105
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 41 f.
32
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
wussten Medienumgang zu praktizieren. Dies ist eine Aufgabe, die Bibliotheken bereits zu
einem großen Teil erfüllen, auch wenn SEEFELDT und SYRÉ zum Thema der Erwachsenenbildung in Bibliotheken feststellen:
„Die Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Öffentlichen Bibliotheken und
den Einrichtungen der Erwachsenenbildung ist vielerorts noch recht unzureichend
ausgeprägt. […] Die räumliche Zusammenlegung ermöglicht die Einrichtung von
95
,Selbstlernzentren‘[…].“
Somit ist es aus ihrer Sicht notwendig, die Partnerschaften von Bibliotheken mit anderen
Bildungseinrichtungen auszubauen.
1.1.3 Medienbezogener Wandel
1.1.3.1 Mediennutzungsverhalten
Um das Lebenslange Lernen zu gewährleisten, muss auch der mediale Wandel berücksichtigt werden. GÖSCHEL spricht von neuen Kompetenzen im Bereich der Medien- und Kommunikationstechnologie, bei deren Ausbildung sich die Gegenüberstellung von „Virtuosen
96
vs. Idioten“ abzeichnet.
OPASCHOWSKI macht den selbstverständlichen Umgang mit den Medien vor allem als ein
Phänomen der jungen Generation aus, die er als UMTS-Generation im Sinne einer „Univer97
sal-Mobile-Telecommunications-Generation“ bezeichnet. BURMEISTER, NEEF und SCHULZMONTAG bezeichnen das Medienverhalten der Zukunft folgendermaßen:
„Schneller lesen, quer lesen („browsing“), Informationen parallel aufnehmen
(„multitasking“), Informationen komprimieren, filtern – oder einfach länger arbei98
ten, weil die Zeit nicht reicht?“
Besonders zu beachten ist hierbei die Rolle des Internets. NAISBITT versucht, eine Erklärung
zu finden, warum das Internet neben der schnellen Aktualisierung von Inhalten beliebt ist.
„Niemand besitzt das Internet. Niemand leitet es tatsächlich. Und dennoch vertraut
mehr als eine halbe Milliarde Menschen darauf, dass es funktioniert – […] eben weil
es niemandem gehört und es damit auch niemanden gibt, der dies zentral verhin99
dern könnte.“
Es gibt vielfach Bemühungen, das Mediennutzungsverhalten der Gesellschaft typologisch
darzustellen. Eine der bekanntesten ist die ARD-MEDIENNUTZERTYPOLOGIE, die ein detailliertes
Bild der Nutzergruppen verschiedener Mediengruppen erstellt. Die Studie kennt im Bereich
Web 2.0 nicht weniger als zehn unterschiedliche Nutzergruppen wie etwa „junge Wilde“,
95
96
97
98
99
Seefeldt J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 29
Vgl.: Göschel, A. (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel, S. 435
Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 53
Burmeister, K./Neef, A./Schulz-Montag, B. (2002): Crossover society, S. 104
Naisbitt, John (2002): Das Gesetz der Gesellschaft. In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der
Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 243 f.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
33
100
„Unauffällige“ oder „Vielseitig Interessierte“. Solche Darstellungen machen es umso
schwieriger, die Gruppe der Nutzer elektronischer Medien einzugrenzen und diese auf Bibliotheksnutzer anzupassen. Einen Ansatz bietet die OCLC Studie zur Nutzung und Akzeptanz von Bibliotheken, die in diesem Zusammenhang vom „Information Consumer“ spricht
101
und das Verhalten in Bezug auf elektronische Bibliotheksmedien beleuchtet.
Die Zeitschrift Media-Perspektiven führt im Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender regelmäßig Untersuchungen zum Mediennutzungsverhalten durch. So sehen VAN
EIMEREN und FREES in ihrem Beitrag vom Juli 2008 einen deutlichen Trend hin zum Internet
als Unterhaltungsmedium, auch wenn Fernsehen und Radio die am stärksten genutzten All102
103
tagsmedien bleiben. Laut der aktuellen Studie hat das Internet weiter an Bedeutung
gewonnen und nimmt durch eine die Gewohnheit der „Alles zu jeder Zeit“-Mentalität zu104
nehmend Einfluss auf das Angebot der Fernseh- und Radiosender.
Geht es um rezipierte Inhalte des Internets, so werden vor allem Suchmaschinen, E-MailProgramme und freies Surfen genannt, weitere Punkte sind Homebanking, OnlineCommunities, Spiele oder Musikangebote. Entsprechend wird in der Festschrift zur Onlinestudie angemerkt, dass das Internet sich im Medienalltag etabliert hat:
„Es dient mittlerweile als Kommunikations- und Informationsmedium, als Unterhal105
tungsplattform ebenso wie als Shopping-Center.“
106
Die auch von EIMEREN und FREES aufgestellte These , dass sich Online-Medien verstärkt im
Alltag der von OPASCHOWSKI als „UMTS-Generation“ bezeichneten Zielgruppe wieder finden, wird untermauert von der JIM-STUDIE des Jahres 2008. In dieser wurde durch Interviews mit Jugendlichen ermittelt, dass erstmals mehr Jugendliche einen eigenen Computer
107
mit Internetzugang besitzen als einen Fernseher. Auch besteht in dieser Zielgruppe die
höchste Bereitschaft, sich über soziale Netzwerke und Online-Plattformen auszutauschen.
1.1.3.2 Netzwerke und mobile Endgeräte
Um die Innovationspotentiale, die diese engagierte Kundengruppe mitbringt, aufzufangen,
ziehen Unternehmen zunehmend die Möglichkeit in Betracht, Kunden an der Entwicklung
von Dienstleistungen zu beteiligen. Auch Bibliotheken können dieses Wissen nutzen. BOLZ
beschreibt dieses Potential:
100
101
102
103
104
105
106
107
Vgl.: Oehmichen, Ekkehardt/Schröter, Christian (2008): Medienübergreifende Nutzungsmuster: Strukturund Funktionsverschiebungen. In: Media Perspektiven 39, H. 7, S. 394 ff.
Vgl.: OCLC (2005): Perceptions of Libraries and Information Resources. A Report to the OCLC Membership. Dublin, OH, OCLC, VIII ff.
Vgl.: Eimeren, Birgit van/Frees, Beate (2008): Internetverbreitung: Größter Zuwachs bei Silver-Surfern. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2008. In: Media Perspektiven 39, H 7, S. 330 ff.
Stand August 2009
Vgl.: Eimeren, Birgit van/Frees, Beate (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total vernetzt?
Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven 40, H 7, S. 347
Projektgruppe ARD/ZDF-Multimedia (2007): Internet zwischen Hype, Ernüchterung und Aufbruch, S. 12
Vgl.: Eimeren, B.v./Frees, B. (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total vernetzt? S. 347
Vgl.: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest [Hrsg.] (2008): JIM-Studie 2008. Jugend, Information, (Multi-) Media. Stuttgart, Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, S. 9 ff.
34
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Nicht umsonst ist von ‚Prosumern’ die Rede, also Konsumenten, die Innovationsanstöße für die Produktion geben. Sie sehen, was technisch läuft und was nicht – und
108
haben dann Ideen, wie man es anders machen könnte.“
Doch nicht nur Bibliotheken haben den Wert gemeinschaftlicher Arbeit erkannt. Unter dem
Stichwort „Web 2.0“ wird das Medium Internet zum sozialen Raum erweitert, der den Austausch über soziale Netzwerke wie Facebook oder das gemeinsame Arbeiten an OnlineLexika wie der Wikipedia ermöglicht. MUTIUS definiert Web 2.0 als „Internet zum Mitmachen“:
„Jeder kann daran mitwirken. Die Akteure sind zugleich Konsumenten und Produzenten, Empfänger und Mitgestalter von Informationsangeboten, Teilnehmer an
und Teilhaber von ökonomischen und gesellschaftlichen Prozessen. Sie nutzen in
den virtuellen Communit[ie]s ein neues partizipatives Modell, das mehr und mehr
auch in die realen Gemeinschaften Einzug hält und das – die Grenzen werden fließend – gleichzeitig ein Kommunikationsmodell, ein Geschäftsmodell und ein gesellschaftliches Modell ist: Sie arbeiten daran, ihr materielles ebenso wie ihr immaterielles Vermögen zu mehren. Und das immaterielle Vermögen (bestehend aus Informationen, Wissen, Ideen, Reputation, Vertrauensbeziehungen etc.) vermehrt sich in der
Regel auf eigenartige und ganz andere Weise als das materielle. Man darf es nicht
für sich behalten. Vielmehr sollte man es weggeben, in Beziehungen mit anderen
verausgaben und mit anderen teilen; nur dann wächst es. […] Wir haben in der Regel sogar mehr davon, wenn wir unser Wissen in der Kommunikation mit anderen
109
teilen, denn wir lernen dazu.“
Aufgrund von Netzwerken, bei denen die Kunden an personalisierte Webseiten gewöhnt
sind, beginnt auch die Medienindustrie durch entsprechende Angebote zu entwickeln, wie
BURMEISTER, NEEF und SCHULZ-MONTAG zeigen:
„Im Gegenzug setzt die Medienindustrie auf Individualisierung und Personalisierung. Da die zappenden und surfenden Ziel- und Kundengruppen bis auf die Größe einzelner Individuen zusammenschrumpfen und damit für das klassische Marketing kaum noch erreichbar sind, müssen intelligente Technologien den Mediennutzer in seinem Innersten packen, seinen Interessen, Gefühlen, Gewohnheiten und
110
Vorlieben.“
Solchen Vorlieben der technikverwöhnten Kunden kann heute auf vielfältige Weise entsprochen werden. Durch die Verbreitung von mobilen Endgeräten wie MultifunktionsHandys, die auch als digitale Assistenten den Alltag erleichtern, wird die Qualität und Struk111
tur des Medienangebotes verändert. Die ENQUETE-KOMMISSION bemerkt hierzu:
„Ein wesentliches Merkmal der neuen Medien ist die Interaktivität, wobei die Einbeziehung der Nutzer von gering über mittel bis intensiv reichen und in einem drei108
109
110
111
Bolz, Norbert (2002): Blindflug ins 21.Jahrhundert. In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der
Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 217
Mutius, Bernhard von (2007): Kopf oder Zahl. Gewinnen oder verspielen wir unsere Zukunft? Stuttgart,
Klett-Cotta, S. 117 f.
Burmeister, K./Neef, A./Schulz-Montag, B. (2002): Crossover society, S. 100
Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 19
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
35
stufigen Modell mit den Begriffen der „Reaktion“, der „Beeinflussung“ und der „Ge112
staltung“ umschrieben werden kann.“
Vor allem die mobilen Endgeräte und Dienste (siehe Abbildung 9) werden verstärkt nachgefragt. KÖLMEL führt verschiedene Mehrwerte auf, die elektronische mobile Angebote ge113
genüber stationären Dienstleistungen haben. Sie reduzieren zum einen die zeitlichen und
räumlichen Gebundenheiten. Trotzdem sind Multimedialität, Interaktions- und Personalisierungsmöglichkeiten gegeben.
Abbildung 9: mobile Dienste
114
Nach OPASCHOWSKI ist die heutige „Freizeitwirklichkeit“ durch die Akzeptanz und Nutzung
elektronischer Medien besonders in den Bereichen Aktivität, Mobilität und Betriebsamkeit
115
geprägt. Auch Bibliotheken sehen einen Einsatzbereich auf dem Gebiet der mobilen
112
113
114
115
Ebd. S. 19
Vgl.: Kölmel, Bernhard (2007): Perspektiven des Mobile Business. In: Baacke, Eugen/Scherer, Irene/Schröter, Welf: Electronic Mobility in der Wissensgesellschaft. Wege in die Virtualität. MössingenTalheim, Talheimer Verl., S. 65
Ebd. S. 51
Vgl.: Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 19
36
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Endgeräte: In Kanada fand im Juni 2009 die zweite Konferenz der Vereinigung „Mobile Libraries – Information on-the-move” statt:
“This conference aims to explore and share work carried out in libraries around the
world to deliver services and resources to users 'on the move,' via a growing plethora of mobile and hand-held devices. The conference will bring together researchers, technical developers, managers and library practitioners to exchange experi116
ence and expertise and generate ideas for future developments.”
Zusätzlich zu den sozialen Netzwerken sind auch Kooperationsbildungen zwischen Unternehmen im digitalen Medienbereich notwendig. Bereits die ENQUETE-KOMMISSION beschreibt, dass sich die Technik der Zukunft vor allem auf folgende Aspekte stützen muss:
117
„Digitalisierung, Vernetzung und Konvergenz.“ Weiterhin heißt es:
„Die technischen Innovationszyklen werden immer kürzer. Wer im internationalen
Wettbewerb mithalten will, muss deshalb gewohnte Strukturen und Erfahrungen
zur Disposition stellen und den Modernisierungsschub, der mit den neuen Technologien verbunden ist, zum Motor der eigenen Entwicklung machen. Zudem lassen
sich die neuen Technologien nach herkömmlichen Gesichtspunkten nicht trennen.
Trotz verschiedener Entwicklungslinien wirken sie letztlich alle zusammen. D.h. wer
mit der einen Schlüsseltechnologie in den Markt will oder als Kooperationspartner
auf internationaler Ebene interessant sein will, muss auch die übrigen mindestens
118
beherrschen.“
Auch MUTIUS sieht diese Entwicklung, jedoch sieht er eine noch tiefgreifendere Verbindung
zwischen technischen und sozialen Entwicklungen:
„Wann immer in jüngster Zeit über technologische Spitzenforschung gesprochen
wurde, fielen Begriffe, die mit der Materie über die geforscht wurde, auf den ersten
Blick wenig zu tun haben. Sie lauten: Kooperation, Verbund oder Vernetzung. […]
Wir gehen offenbar durch eine Phase der gesellschaftlichen Entwicklung, in der
technische Neuerungen mit sozialen Erneuerungen in besonderer Weise verschränkt sind. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Wer technische Innova119
tionen entwickeln will, muss soziale Innovationen wollen.“
Bibliotheken können auf all diese Ressourcen zurückgreifen, um die Verbindung von technischen und sozialen Innovationen zu gewährleisten. Sie haben das geistige Potential, derartige Innovationen zu konzipieren und zu entwickeln. Welche besondere Rolle die Mobilität hierbei spielen kann, wird im Folgenden beschrieben.
116
117
118
119
M-Libraries (2009): The second international m-Libraries Conference. URL: http://m-libraries2009.ubc.ca/
(Zugriff: 22.08.2009)
Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998), S. 66
Ebd. S. 71
Mutius, B. (2007): Kopf oder Zahl, S. 130 f.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
37
1.2 Mobilität
Durch die Möglichkeit, mit Hilfe verschiedener mobiler Medien Information zu rezipieren,
sind Menschen zunehmend in der Lage, unabhängig von Zeit und Raum zu arbeiten. Nicht
nur die lokale Mobilität im Sinne des Berufspendelns, sondern auch der globale Zusammenschluss von Arbeits- und Sozialnetzwerken sind Ausdruck dieser Erscheinungsweise.
Das Pendeln zum Arbeitsplatz erweitert in diesem Zusammenhang die Anzahl der gesellschaftlichen Strukturen, in denen sich einzelne Personen bewegen können. Zweitwohnsitze
in anderen Städten oder gar anderen Ländern üben unterschiedliche Einflüsse auf die gesellschaftlichen Eindrücke und somit auch auf das Verhalten der betreffenden Personen aus.
Durch eine wachsende Zahl an Rentnern müssen die verbliebenen Arbeitskräfte vermehrten
Anforderungen standhalten. So wird an die jüngere Generation mit einem zahlenmäßig geringeren Anteil an Fachkräften ein hoher Anspruch an Fachwissen und Verfügbarkeit gestellt. Um diesem gerecht zu werden, müssen sie eine hohe Mobilität aufweisen, die sich
nicht nur räumlich abspielt. Auch das geistige Weiterdenken und die Offenheit für Innovation können nach GÜNTHER als Mobilität bezeichnet werden, die durch technische Entwick120
lungen erst möglich gemacht wurden.
KÖHLER und WILLE schreiben hierzu:
„Mobilität steht […] für eine moderne, fortschrittliche und lebensbejahende Gesell121
schaft.“
Durch die wirtschaftliche Arbeitsteilung, ausgeweitete Aktionsradien und den Transport
von Gütern, Menschen und Information ist eine Beschleunigung erforderlich geworden, die
sich auf einem nie da gewesenen Niveau befindet. In diesen engen Verschränkungen von
122
beruflichem und privatem Leben drohen die Grenzen zu verschwimmen. Auch CANZLER,
KAUFMANN und KESSELRING stellen fest, dass die Mobilität sich zunehmend auf das Sozialwesen auswirken wird:
„The modern society is more than ever a ‚society on the move’.”
123
124
TULLY zeichnet ein genaues Bild der derzeit herrschenden Mobilitätsmentalität. So spricht
er von einem tiefgreifenden Wandel in der Mobilitätsentwicklung, die durch die zunehmende Netzwerkbildung und die technischen Möglichkeiten das Alltagsleben sowie dessen
Inhalte und Ausprägungen verändern. Diese Möglichkeiten tragen dazu bei, dass Bewegungsräume mehr an Bedeutung gewinnen, gleichzeitig aber zusammenrücken.
120
121
122
123
124
Vgl.: Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 17; sowie: Zibell, Barbara (2007): Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft – was, wofür und für wen? In: Köhler, Stefan [Hrsg.]: Infrastruktur in
einer mobilen Gesellschaft. Hannover, Verl. der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, S. 93
Köhler, Stefan/Wille, Volker (2007): Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft – Einführung in das Thema.
In: Köhler, Stefan [Hrsg.]: Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft. Hannover, Verl. der Akademie für
Raumforschung und Landesplanung, S. 1
Vgl. Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 19; sowie: Zibell, B. (2007): Infrastruktur in
einer mobilen Gesellschaft – was, wofür und für wen? S. 92
Canzler, Weert/Kaufmann, Vincent/Kesselring, Sven: Tracing Mobilities (2008): Towards a cosmopolitan
perspective. Aldershot, Ashgate, S.1
Vgl.: Tully, Claus J. (2007): Leben in mobilen Welten. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, H. 29-30, S. 33 ff.
URL: http://www.bpb.de/publikationen/XRQDZV,0,Leben_in_mobilen_Welten.html (Zugriff: 22.08.2009)
38
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Das BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG führt unter dem Namen
KONTIV regelmäßig Umfragen zur Mobilität der Deutschen durch. Die neuesten Ergebnisse
stammen aus dem Jahr 2002. Derzeit läuft eine weitere Umfrage für die Jahre 2008 und
125
126
2009. Hierzu ist momentan der dritte Zwischenbericht einsehbar . Der Erhebung 2002
zufolge legte ein erwachsener Bundesbürger am Tag durchschnittlich eine Entfernung von
40 Kilometern zurück bzw. war 74 Minuten lang unterwegs. Für das Jahr 2009 wird in diesem Bereich ein leichter Anstieg prognostiziert. TULLY vergleicht diese Zahlen mit den Werten aus den 1970er Jahren. Besonders signifikant ist, dass sich der Anteil an Fußwegen halbiert hat, während sich die insgesamt zurückgelegte Entfernung verdoppelt hat. Zusätzlich
zeigt er Unterschiede zwischen den soziokulturellen Gruppen auf. Je höher sein Einkommen
ist, desto mobiler ist der Untersuchung zufolge der Mensch. Auch innerhalb der Altersklassen sind Unterschiede erkennbar. Am häufigsten sind Jugendliche unterwegs, während mit
zunehmendem Alter die Mobilität abnimmt. Unter der Woche wird vornehmlich der Weg
zur Arbeit bewältigt, am Wochenende werden jedoch mehr Freizeitwege beschritten. Allerdings sind kaum zeitliche Unterschiede zwischen den Werktagen und dem Wochenende
auszumachen. Die Prognose für 2009 sieht für das Wochenende sogar einen leichten Anstieg vor.
In Bezug auf den historischen Wandel sieht TULLY heute vor allem Mobilitätsstrukturen innerhalb der sozialen Gruppen, die verschiede Mobilitätsstile praktizieren sowie sich innerhalb verschiedener sozio-kultureller Gruppen bewegen (siehe Abbildung 10). Dies bedeutet
eine zusätzliche Dimension der gesellschaftlichen Mobilität, die sich zwischen einzelnen Lebensstilgruppen abspielt. Zur Erforschung der Mobilität innerhalb sozialer Gefüge existieren
127
zahlreiche Ansätze . Diese werden in der vorliegenden Masterarbeit jedoch aufgrund
mangelnder Relevanz nicht behandelt.
125
126
127
Stand Juli 2009
Vgl.: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung [Hrsg.] (2008): Infas Dritter Zwischenbericht Mobilität in Deutschland (Dezember 2008). URL: http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/
02_MiD2008/publikationen.htm (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands, S. 255 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
39
128
Abbildung 10: Mobilitätsentwicklung von der Vor-Mobilitätsgesellschaft bis heute
In der Vor-Mobilitätsgesellschaft, vornehmlich während des 18. Jahrhunderts, galt das Reisen noch als gefährlich. In der Industriegesellschaft der 1960er Jahre dagegen wandelte
sich die Mobilität zum Inbegriff von Freiheit und Selbstbestimmung. Damit wuchs bis zur
heutigen Zeit der Anspruch, zunächst die Arbeitswege und später auch Urlaubs- und Freizeitfahrten verkehrstechnisch zu bewältigen. Seither wird zunehmend vom eigenen Auto
Gebrauch gemacht. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass ein eigenes Auto flexibler eingesetzt werden kann, feste Arbeitszeiten seltener werden, weite Anfahrtswege teilweise als selbstverständlich angesehen werden und das Auto auch für die Urlaubsfahrt gebraucht wird. Diese Argumente sprechen für die eigene Mobilität, um dem persönlichen
Rhythmus folgen zu können. Wie in der Tabelle (siehe Abbildung 10) ersichtlich, sind die
räumlichen Grenzen heute nahezu aufgehoben. So kommt TULLY zu dem Schluss:
„Alles wird flexibilisiert: Bildung, Arbeit und Nichtarbeit, Partnerschaft, Familie werden zu multilokalen Erscheinungen. […] Mobilsein ist zum Imperativ, ja zum wahrnehmbaren Wirtschaftsfaktor geworden, da ‚Flexibelsein’ unabdingbar geworden
ist. Alle müssen sich zur Arbeit bewegen, der Arbeit nachwandern. Paradoxerweise
werden gerade in Zeiten von Telearbeit und E-Banking viele Wege länger. Der zeitgemäße Imperativ ‚Sei mobil!’ spiegelt stumm und hintergründig den allseits prä129
senten ‚Zwang zur Mobilität’.“
Darauf aufbauend stellt TULLY mehrere Folgen der Mobilität heraus. Durch die Tatsache,
dass Menschen sich mehreren Gesellschaftswelten zugehörig fühlen, wird eine Flexibilität
geschaffen, die kaum Abgrenzungen bietet. Diesem Mangel an klaren Verhältnissen muss
128
129
Tully, Claus J. (2007): Leben in mobilen Welten. URL: http://www.bpb.de/publikationen/
XRQDZV,2,0,Leben_in_mobilen_Welten.html#art2 (Zugriff: 22.08.2009), S. 34
Ebd. S. 33 ff.
40
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
durch eine zunehmende Individualisierung begegnet werden, in der der einzelne Mensch
fähig ist, entsprechende Entscheidungen zu treffen und Grenzen im Gespräch und bei Vereinbarungen mit anderen zu ziehen. Laut TULLY wird langfristig alles mobil werden: der
Konsum, die Arbeit, die Musik, die Daten und die Menschen, die diese transportieren. Mittels technischer Geräte wie dem iPod, Notebook oder E-Book-Reader kann ortsunabhängig
rezipiert werden. Das mobile Internet ermöglicht es, von jedem Platz aus zu arbeiten. So
wird das Notebook zum mobilen Büro. Telefonzellen verschwinden dank Handy und
Smartphone. Auch die Zeit, in der die Menschen unterwegs sind, wird genutzt. Dies zeigt
sich bei den öffentlichen Nahverkehrsmitteln mit der entsprechenden technischen Ausrüstung – beispielsweise anhand der Internet-Hotspots am Bahnhof oder im Zug – ebenso wie
beim obligatorischen „coffee-to-go“. Dies hebt das lang hergebrachte Verständnis von stationärer Arbeit, Information oder Konsum auf. Die Akzeptanz dazu findet in den Köpfen der
Menschen statt. So ist es TULLYS Meinung nach nicht verwunderlich, dass vor allem die junge Generation eher bereit ist, den derzeitigen Wohnsitz aufzugeben, um ihre Karriere voranzubringen, da ihrem Verständnis nach Zeit und Raum wandelbare Größen sind. Auch
längere Pendelwege werden akzeptiert, wenn dadurch der bisherige Wohnort erhalten
130
bleibt. Mobilität gilt als "Gegenbegriff zu Starre und Leblosigkeit" .
Es existieren mehrere Versuche in der Fachliteratur, Mobilitätsformen zu typologisieren.
URRY macht im Alltagsleben fünf verschiedene Mobilitätsformen aus: zum einen das eigentliche menschliche Reisen, das verschiedenen Zwecken dienen kann (bspw.: Arbeit, Urlaub,
Freizeit oder Vergnügen) und verschiedene Zeitspannen umfasst, weiterhin gibt es die Mo131
bilität der Güter, die zu Konsumenten und Händlern unterwegs sind. Als Mobilität bezeichnet er auch mediale Orts- und Zeitreisen sowie die Mobilität, die sich im virtuellen
Raum über Ortsbeschränkungen und soziale Grenzen hinwegsetzt. Schließlich zählen ebenfalls sämtliche mobilen Kommunikationswege (bspw.: E-Mail, Briefe, Telefon, Messenger
132
etc.) für ihn dazu, die das Leben der Menschen erheblich beeinflussen.
KÜBLER sieht die Mobilität zudem als einen wichtigen Bestandteil des modernen Wirtschaftssystems und der gegenwärtigen Informationsgesellschaft an. Hierunter versteht er die
weltweite Bildung von Allianzen im Bereich der Politik und Wirtschaft, welche erst durch die
133
digitale Vernetzung und Mobilität gewährleistet werden können.
Dabei können zwei Mobilitätskonzepte ausgemacht werden, die ineinander übergehen und
134
sich ergänzen.
130
131
132
133
134
Tully, C.J. (2007): Leben in mobilen Welten, S. 33 ff.
Vgl.: Urry, J. (2008): Moving on the mobility turn. In: Kaufmann, Vincent/Kesselring, Sven: Tracing Mobilities. Towards a cosmopolitan perspective. Aldershot, Ashgate, S. 14
Vgl. ebd. S. 22
Vgl.: Kübler, H.-D. (2005): Mythos Wissensgesellschaft, S. 160
Vgl. Köhler, S./Wille, V. (2007): Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft – Einführung in das Thema, S. 1
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
41
1.2.1 Nicht-Personale Mobilität
Zum einen wird von der nicht-personalen Mobilität gesprochen, in der ausschließlich die
135
Arbeitsinhalte mobil sind und unabhängig vom Bearbeiter behandelt werden . Dies ist vor
allem in virtuellen Lern- und Arbeitswelten unter Zuhilfenahme von technischen Hilfsmitteln
der Fall, in denen die Zeit eine wichtigere Rolle einnimmt, als der Ort, der unabhängig ge136
worden ist. Weitere Schlagworte aus diesem Bereich sind Digitalisierung und Soziale
137
Netzwerke sowie Heim- und Telearbeit.
1.2.2 Personale Mobilität
Mit personaler Mobilität ist gemeint, dass ein mobiler Mensch unterwegs arbeitet. Auch
diese Form der Mobilität kann in mehrfacher Hinsicht differenziert werden, wie GÜNTHER
138
darlegt: Für ihn ist personale Mobilität unter anderem die Möglichkeit, einzelne Mitarbeiter, die sich etwa im Außendienst befinden, durch mobile Kommunikation jederzeit kontaktieren zu können. Schließlich sind auch solche „Arbeitsnomaden“, die kein festes Büro haben und ohne zentralen Platz arbeiten, personell mobil.
KESSELRING sieht zunehmende Verbindung zwischen sozialer und geographischer Mobili139
tät. Obwohl die Möglichkeit zur ortsunabhängigen Kommunikation gegeben ist, kann
diese die Arbeitsabläufe nicht komplett virtuell werden lassen, da nach wie vor Aufgaben
auch bei realen Treffen diskutiert werden müssen. Diese Verbindungen führen seiner Meinung nach zur Stärkung sozialer Interaktion.
„People realize projects and complex joint undertakings over distances and cultural
differences without being corporeally on the move. New forms of transnational social integration and relations arise which are not based on physical contact and copresence. They rely on communication networks and telepresence and they are
140
new phenomena of global connectivity, sociality and immediacy.”
Vor allem in internationalen Zusammenhängen wird sich nach SCHNEIDER und LIMMER das
Potential der Mobilität voll entfalten können. Sie sprechen von räumlichen Unterschieden,
die sich zum einen in wiederkehrender oder nicht wiederkehrender Mobilität widerspiegeln
141
können.
„The increasing economic and political interconnectivity of regions, states and continents, which today is commonly entitled globalisation, leads to the mobilisation of
an increasingly large number of individuals. […] First, mobilisation means the in135
136
137
138
139
140
141
Vgl.: Schröter, Welf (2007): Electronic Mobility – Wenn die Arbeit losgelöst vom Menschen mobil wird. Auf
dem Weg zum „New Blended Working“. In: Baacke, Eugen/Scherer, Irene/Schröter, Welf: Electronic Mobility in der Wissensgesellschaft. Wege in die Virtualität. Mössingen-Talheim, Talheimer Verl. S. 23
Vgl.: Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 126
Vgl. ebd. S. 31
Vgl. ebd. S. 58
Vgl.: Kesselring, S. (2008): The mobile risk society, S. 83
Ebd. S. 83
Vgl.: Schneider, Norbert F./Limmer, Ruth (2008): Job mobility and living arrangements. In: Kaufmann, Vincent/Kesselring, Sven: Tracing Mobilities. Towards a cosmopolitan perspective. Aldershot, Ashgate, S. 119
42
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
creasing spatial mobility of the population. Spatial mobility can be non-recurring (in
the cases of moving or migration) or recurring, for example in the case of daily
long-distance commuters. […] While mobility continues to valued more highly,
immobility increasingly bears negative connotations, such as inflexibly, a non142
modern attitude and disengagement in one’s career.”
Die Arbeitsmarktveränderungen wirken sich SCHNEIDER und LIMMER zufolge nicht nur auf
die wirtschaftlichen, sondern ebenso auf die sich wandelnden Familienstrukturen aus. Da
sich soziale und wirtschaftliche Beziehungen an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeiten
entwickeln können, verfügen sie auch immer seltener über einen festen Familienreferenz143
punkt.
Zu diesem Zweck haben SCHNEIDER und LIMMER eine Untersuchung durchgeführt, die
nachweist, dass Arbeitsmobilität einen direkten Einfluss auf sämtliche Bereiche des Alltags144
lebens hat. Hierzu wurden Personen und ihre Lebenspartner befragt, die mobil sind, um
ihre Arbeitsaufgaben zu erfüllen. Dabei wurden folgende Kategorien ausgemacht: die
„Movers“, die (regelmäßig) für einen besseren Arbeitsplatz umziehen und dabei die gesamte Familie mitnehmen, die Tages- und die Wochen-Pendler, die jeweils am Abend oder am
Wochenende zur Familie oder dem Partner zurückkehren, die „Vario-Mobiles“, die an
wechselnden Orten arbeiten und deren Aufenthaltszeit an den jeweiligen Arbeitsorten sowie dem Wohnort stets unterschiedlich ist sowie Menschen, die in Fernbeziehungen leben.
Jedoch untersuchten SCHNEIDER und LIMMER auch die Gruppe der „Nicht-Mobilen“. Diese
setzen sich aus den „Stayers“, die bisher noch keinen Mobilitätsansprüchen gerecht werden
mussten sowie den „Rejectors“ zusammen, die die Mobilität abgelehnt haben, um die Familienstruktur nicht durch eine der oben genannten Formen zu belasten.
Weiterhin führt die Studie aus, dass die Mobilität eines Partners sehr belastende Auswirkun145
gen auf das Familienleben hat. So wird die Mobilität als negativ erachtet, wenn es um die
gemeinsam verbrachte Zeit mit dem Partner, den Kindern und dem Bekannten- und
Freundeskreis ging. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass durch die erhöhte Notwendigkeit zur Mobilität diese gemeinsame Zeit erheblich reduziert wird. Kaum Änderungen
bringt die Mobilität im Bereich des Einkommens mit sich. Nur unter dem Aspekt der Karriere wird die Mobilität als positiv angesehen.
Auch zukünftig wird die Mobilität eine entscheidende Rolle in der Gesellschaft spielen. So
stellt das BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG 2002 in dem Positionspapier „Mobilitätsoffensive: Handlungsempfehlungen für die Mobilität der Zukunft“
fest, dass „die Gewährleistung der Mobilität zu einem immer entscheidenderen Faktor für
die Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschlands“ werden und sich auf sämtliche Bereiche
146
der Menschen auswirken wird. Zusammen mit Projektpartnern wie der Lufthansa und der
142
143
144
145
146
Vgl.: Schneider, N.F./Limmer, R. (2008): Job mobility and living arrangements, S. 119
Vgl. ebd. S. 120
Vgl. ebd. S. 121 ff.
Vgl. ebd. S. 131
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung [Hrsg.] (o.J.): Mobilitätsoffensive. Handlungsempfehlungen für die Mobilität der Zukunft. URL: http://www.bmvbs.de/Anlage/original_915470/
Handlungs-empfehlungen-fuer-Mobilitaet-der-Zukunft.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
43
Deutschen Bahn wurde unter dem Namen „Zukunft der Mobilität: Szenarien für das Jahr
147
2020“ eine Studie zur möglichen Entwicklung der Mobilität durchgeführt.
Die Mobilität ist in aller Munde: zahlreiche Diskussionen und Fortbildungen finden zur Zu148
149
kunft der Mobilität statt, wie etwa beim DEUTSCHLANDFUNK , der KÖRBER-STIFTUNG und
150
der Sommeruniversität des BAYERISCH-FRANZÖSISCHEN HOCHSCHULZENTRUMS . Die DEUTSCHE
151
INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER hat das Jahr 2009 zum „Jahr der Mobilität“ erklärt, da geeignete Lösungen gefunden werden müssen, um der Mobilität in Zukunft angemessen begegnen zu können.
Bibliotheken haben diesen Trend längst erkannt und kommen ihren Kunden mit Angeboten wie Fahrbüchereien, Bibliotheksfilialen in U-Bahnstationen und Lieferservices entge152
gen.
1.3 Diskussion von Gesellschaftsformen
Dennoch stellt sich im Hinblick auf die Mobilität nach wie vor die Frage, mit welchem Begriff diese veränderte Gesellschaftsform auf angemessene Weise bezeichnet werden kann.
Nachdem, wie dargelegt, Landesgrenzen und abgeschlossene Räume nicht mehr als Ausschlusskriterium dienen können, lässt sich die Frage nach der Gesellschaftsform mit geographischen Namen kaum noch beantworten. BOLZ stellt zusätzlich fest, dass die Gesellschaft durch die Kommunikation immer weniger auf die verkehrstechnische Infrastruktur
153
angewiesen ist.
Die Eingangsfrage des Kapitels 1 „In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich?“,
bei der MINX, PREISSLER und JÄHRISCH ins Straucheln gerieten, versucht PONGS mittels eines
Interviewbandes mit namhaften Soziologen zu beantworten. Er selbst kommt zu dem
Schluss:
147
148
149
150
151
152
153
Vgl.: Hell, Walter (2003): Zukunft der Mobilität: Szenarien für das Jahr 2020. URL:
http://www.ifmo.de/basif/pdf/publikationen/2002/Zukunft_der_Mobilitaet_Szenarien_2020.pdf
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Deutschlandfunk [Hrsg.] (2008): Zukunft der Mobilität – Mobilität der Zukunft. Sendung vom
08.11.2008. URL: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/870746/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Körber-Stiftung [Hrsg.] (2009): Leben 2034. Die Zukunft der Mobilität. Podiumsdiskussion vom
27.05.2009. URL: http://www.koerber-stiftung.de/nc/koerberforum/programm/reihen/termine/
termine-details/termin/leben-2034-die-zukunft-der-mobilitaet.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Bayerisch-Französisches Hochschulzentrum (BFHZ) (2009): Sommeruniversität für Nachwuchswissenschaftler "Zukunft der Mobilität". URL: http://www.kooperation-international.de/countries/themes/info/
detail/data/39404/?PHPSESSID=c33269fafb89cb7622d0c5cb8c6a7&cHash=8543231250
(Zugriff: 03.07.2009)
Vgl.: Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. [Hrsg.] (2009): IHK-Jahresthema. 2009: Mobilität ist
Zukunft. URL: http://www.dihk.de/inhalt/informationen/news/schwerpunkte/mobilitaet/index.main.html
(Zugriff: 22.08.2009)
Siehe Kapitel 3
Vgl.: Bolz, N. (2002): Blindflug ins 21.Jahrhundert, S. 202
44
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Wir leben in einer Gesellschaft, die ihre nationale Verankerung löst und sich in eine
strukturell und organisatorisch ungewisse Zukunft begibt. […] Wir leben in einer
154
Gesellschaft ohne geschlossene Räume.“
Die Motivation, diesen Band herauszugeben, ist aus seiner Sicht das:
„… inflationäre Aufkommen von Gesellschaftsbeschreibungen. […] Vorweg sei
schon einmal betont: Auf die Ausgangsfrage gibt es keine eindeutige Antwort. Ein
einheitlicher Blick ist nicht möglich, da sich unzählige Argusaugen auf die Gesell155
schaft richten.“
Die Fülle an Definitionen ist seiner Meinung nach dem Umstand zu verdanken, dass derzeit
in der Gesellschaft eine so große Zahl an Umbrüchen stattfinden:
„Die Gesellschaft ist in Bewegung. Wir sind Zeugen eines tief greifenden Strukturwandels. […] Die Neuerungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Verbreitung verschiedenster Massenmedien, die Zunahme der Mobilität, die
Liberalisierung und Beschleunigung des globalen Austauschs von Waren, Dienstleis156
tungen und Kapital haben nachhaltige Transformationen in Gang gesetzt […]“.
Nicht nur PONGS, auch KÜBLER macht eine Vielzahl von Gesellschaftsbegriffen aus. So spricht
er unter anderem von den Formen der Dienstleistungsgesellschaft, Wissensgesellschaft,
157
Mediengesellschaft und Servicegesellschaft.
SCHULZE definiert den Begriff der Erlebnisgesellschaft als „eine Gesellschaft, die (im historischen und interkulturellen Vergleich) relativ stark durch innenorientierte Lebensauffassun158
gen geprägt ist.“ CASTELLS erachtet den Begriff der „Mobile Network Society“ für den treffenden, da das Kommunikationsverhalten der Gesellschaft, vor allem von der jungen Gene159
ration, zunehmend von mobiler Technologie bestimmt wird. BECK sieht aus der Industriegesellschaft eine „Risikogesellschaft“ hervorgehen, deren Mitglieder die Nachwirkungen
weltweiter durch Industrie und Politik hervorgerufener Probleme gemeinsam tragen müs160
sen. GROSS spricht von einer „Multioptionsgesellschaft“, in der jede Person aufgrund des
großen Angebotes an Waren und Dienstleistungen täglich mit vielen Auswahlmöglichkei161
ten konfrontiert wird und zwangsläufig auswählen muss.
154
155
156
157
158
159
160
161
Pongs, Armin (2004): In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Individuum und Gesellschaft in
Zeiten der Globalisierung. Bd. 1. 2. Aufl. München, Dilemma-Verl. S. 380
Pongs, A. (2004): In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? S. 26
Ebd. S. 25
Vgl.: Kübler, Hans-Dieter (2005): Mythos Wissensgesellschaft, S. 21 ff.
Schulze, Gerhard (2000): Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. 8. Aufl. Frankfurt am
Main, Campus, S. 54
Vgl.: Castells, Manuel [et al.] (2007): Mobile Communication and Society. A Global Perspective. Cambridge, MA, MIT Press, S. 246 ff.
Vgl.: Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main,
Suhrkamp, S. 26; sowie: Beck, Ulrich (2004): Die Risikogesellschaft. In: Pongs, Armin: In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Individuum und Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung. Bd. 1. 2. Aufl.
München, Dilemma-Verl. S. 44 ff.
Vgl.: Gross, Peter (2004): Die Multioptionsgesellschaft. In: Pongs, Armin: In was für einer Gesellschaft leben
wir eigentlich? Individuum und Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung. Bd. 1. 2. Aufl. München, Dilemma-Verl. S. 152 ff.
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
45
Alle diese Begrifflichkeiten zeigen, dass selbst Sozialwissenschaftler in der Fachdebatte zu
keinem geeigneten Konsens kommen. Zu viele Aspekte sind derzeit nach MINX, PREISSLER
und JÄHRISCH bei einer Wortschöpfung zu beachten, welche die derzeitige Gesellschaftsform
162
treffend beschreiben soll. Ihrer Meinung nach müssen aus der technischen Sicht sämtliche Informations- und Kommunikationstechnologien und Entwicklungen neuer Medien berücksichtigt werden. Weiterhin müssen sich aus der sozialen Perspektive die entsprechenden Rahmenbedingungen der Nutzung dieser Technologien in diesem Begriff widerspiegeln. Zusätzlich muss der Gesellschaftsbegriff der Alltagsgestaltung gerecht werden. Aus
diesem Grund plädieren sie dafür, den Begriff offen zu lassen.
RUST hält dagegen, dass der künftige Terminus „Ideengesellschaft“ lauten muss, da zuneh163
mend kreative Ideen als Arbeitsleistung oder Ware angesehen werden. Dies ist in der aktuellen „informationstechnologiebasierte[n] Wissensdienstleistergesellschaft mit industriel164
lem Kern“ nicht der Fall. SCHMIEDE zeigt auf, dass der häufig verbreitete Begriff der „Informationsgesellschaft“ zunehmend von dem Begriff der „Wissensgesellschaft“ abgelöst
165
wird . STEHR vertritt die Auffassung, dass das Wissen bereits in der Vergangenheit eine
wichtige Rolle bei der gesellschaftlichen Entwicklung gespielt hat, aber erst heute seine vol166
le Wirkung entfaltet.
„Wenn Wissen in steigendem Maße nicht nur als konstitutives Merkmal für die moderne Ökonomie und deren Produktionsprozesse und -beziehungen, sondern insgesamt zum Organisationsprinzip und zur Problemquelle der modernen Gesellschaft wird, ist es angebracht, diese Lebensform als Wissensgesellschaft zu bezeich167
nen.“
Den Begriff des „Wissens“ greift auch KÜBLER auf. Meist werden in den von ihm geprüften
Quellen gesellschaftliche Formen mit den Begriffen „Informations-“ und/oder „Wissensgesellschaft“ bezeichnet, sofern sie im nationalen Kontext angewendet werden. Im internationalen Zusammenhang wird dagegen das Stichwort „Globalisierung“ benutzt. Seiner Meinung nach sind diese Begriffe jedoch nicht ausreichend geprüft, sondern werden als bereits
168
abgesichert hingenommen. Er selbst kommt zu dem Schluss, dass mit diesen Begriffen
die zunehmende Auflösung geografischer Grenzen, verstärkter Mobilität und einer weltwei169
ten Vernetzung gemeint ist.
BURMEISTER, NEEF und SCHULZ-MONTAG sehen die „Informationsgesellschaft“ als eine
„hochtechnisierte und reibungslos funktionierende Welt, in der mobile, gebildete
und wohlsituierte Menschen dank intelligenter Vernetzung entspannt das Ange162
163
164
165
166
167
168
169
Vgl.: Minx, E./Preissler, H./Järisch, B. (2002): Wie sieht ein Elefant aus? S. 22 ff.
Vgl.: Rust, Holger (2002): Am ehesten Ideengesellschaft. In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt
nach der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 63 ff.
Ebd. S. 66
Vgl.: Schmiede, Rudi (2004): Information, Wissen und Gesellschaft. In: Gamm, Gerhard/Hetzel, Andreas/Lilienthal, Markus [Hrsg.]: Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert. Perspektiven auf Arbeit, Leben, Politik.
Frankfurt am Main, Campus, S. 38
Vgl.: Stehr, Nico (2001): Moderne Wissensgesellschaften. In: Aus Politik und Zeitgeschichte H. 36, S. 11
Stehr, Nico (2001): Moderne Wissensgesellschaften, S. 10
Vgl.: Kübler, H.-D. (2005): Mythos Wissensgesellschaft, S. 7
Vgl. ebd. S. 160
46
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
nehme mit dem Nützlichen verbinden können. Diese Informationsgesellschaft
170
macht wirklich Spaß: „information at your fingertips“ in der „always-on world“.
Doch genau in dieser Definition sieht BOLZ das Problem, dass der Begriff der „Informations171
gesellschaft“ nicht die negative Seite der überall zugänglichen Information aufnimmt. Es
mangelt den Menschen seiner Meinung nach an Urteils- und Orientierungsvermögen, um
mit den überall zugänglichen Informationen kompetent umzugehen. Aus diesem Grund ist
für ihn der Begriff der „Wissensgesellschaft“ treffender, da Information und Wissen nicht
172
gleichbedeutend sind, sondern aufeinander aufbauen. Um Informationen dem Kontext
entsprechend auswerten und nutzen zu können, müssen das Wissen um die Kultur und
entsprechende Bildung vorhanden sein. Somit ergibt sich das Wissen aus der Fähigkeit, Informationen durch eigenes Denken selbstständig zu verarbeiten. Daraus schließt BOLZ, dass
Wissen menschengebunden ist, Informationen jedoch nicht, da sie in verschiedenen Formen auftreten können.
Diese Erkenntnis birgt Anknüpfungspunkte für Bibliotheken. Sie verstehen sich als „Informationsmanager“ und geben „Hilfestellung in der Informationsflut“, wie im Strategiepapier
173
„Bibliothek 2007“ nachzulesen ist. TALBOTT berichtet dagegen von einer Situation, bei der
sich eher das Gegenteil zeigt:
„Als ich einmal vor mehreren hundert Bibliothekarinnen sprach, fragte ich, ob mir
jemand sagen könne, was Information sei. Niemand hob die Hand. Auch spätere
Nachfragen bei anderen Gruppen von Bibliothekarinnen zeigten kein Resultat. Das
ist seltsam: Bibliothekarinnen sind „Informationsspezialistinnen“ und wir leben in einer Zeit, die Information als Essenz des Fortschritts, als Vermittlerin persönlicher und
174
gesellschaftlicher Erlösung vergöttert.“
Weiter führt TALBOTT aus, dass seiner Meinung nach Information
„ein Kompromiss zwischen Information [im Sinne von technischen Abläufen, Anm.
der Verfasserinnen] und Bedeutung [ist] – kein Wunder, dass alle Bibliothekarinnen
mit dem Begriff nichts rechtes anzufangen wussten! Allerdings vermute ich, dass sie
das Problem wesentlich besser im Griff haben als unsere Kultur im Allgemeinen.
Schließlich müssen Bibliothekarinnen ständig die Wünsche von Kunden erfüllen,
denen nicht an den technischen Vorzügen von Information gelegen ist, sondern an
175
sinnvollen Erkenntnissen.“
TALBOTT beschreibt hiermit genau die Aufgaben, die SCHMIEDE in der wachsenden Bedeutung von Wissenserschließung und Wissensvermittlung für die heutige Gesellschaft er-
170
171
172
173
174
175
Burmeister, K./Neef, A./Schulz-Montag, B. (2002): Crossover society, S. 96
Vgl.: Bolz, N. (2002): Blindflug ins 21.Jahrhundert, S. 198
Vgl. ebd. S. 206
Vgl.: Bertelsmann-Stiftung/Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V. [Hrsg.] (2004): Bibliothek 2007. Strategiekonzept. Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 7 f.
Talbott, Steve (2002): Information oder Bedeutung? In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach
der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 275
Talbott, S. (2002): Information oder Bedeutung? S. 279
1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
47
kennt: die Aufgabe der Bibliothek ist es, Zugang zu Informationen zu schaffen und den
176
Nutzern zu helfen, aus diesen Informationen selbstständig Wissen zu generieren.
Obwohl sich der Begriff der Wissensgesellschaft in der fachlichen Diskussion zunehmend
durchsetzt, sind die Verfasserinnen der Auffassung, dass im bibliothekarischen Kontext der
Begriff der „Informationsgesellschaft“ zutrifft. Unter diesem Begriff wird von den Verfasserinnen eine Gesellschaft verstanden, die sich in einem ständigen Lernprozess befindet. Diese Lernprozesse werden durch moderne Kommunikationsmittel und -wege unterstützt.
Kompetenzen werden durch kritische Reflexion der Inhalte und Austausch über soziale
Netzwerke erworben, die auch in die virtuelle Welt hineinreichen können. Bibliotheken sind
in der Lage, hierbei Hilfestellung zu geben, wie TALBOTT sowie das Strategiepapier „Bibliothek 2007“ treffend darlegen. Da das Wissen an den Menschen und sein intellektuelles
Denkvermögen gebunden ist, kann die Bibliothek dem Menschen die Wissenserzeugung
nicht abnehmen. Vielmehr leistet sie Hilfe zur Selbsthilfe, um wissensbezogene Zusammenhänge zu erkennen.
Somit gibt die Bibliothek zu denken – ob physisch, virtuell oder mobil. Gerade für die moderne Informationsgesellschaft sind Bibliotheksangebote wichtig, welche Informationen
zeitnah und mobil zur Verfügung stellen. In Kapitel 3 wird beschrieben, welche Typen mobiler Bibliotheken bereits existieren und welche Ziele sie verfolgen. Zunächst erfolgen jedoch eine Erläuterung und die Begründung der Auswahl der im Kontext dieser Arbeit verwendeten Forschungsmethoden.
176
Vgl.: Schmiede, R. (2004): Information, Wissen und Gesellschaft, S. 42
48
2 Forschungsmethodik
Aufgrund der Komplexität des Themas wird auf mehrere Forschungsmethoden zurückgegriffen, die nachfolgend beschrieben werden.
Während der gesellschaftliche Wandel und die Darstellung der Erscheinungsformen von
Moving Libraries vornehmlich auf der Auswertung von Fachliteratur und Internetquellen
beruhen, kann diese Methode bei der Entwicklung eines Zukunfts-Konzepts nur bedingt
berücksichtigt werden. Da einer der Schwerpunkte der Arbeit darin liegt, Anforderungen
an künftige Bibliotheken zu formulieren und aus diesen einen Konzeptvorschlag zu erstellen, werden zusätzliche Daten benötigt. Um diese zu erheben, kommen mehrere Techniken
177
178
infrage. So schlagen SCHNELL, HILL und ESSER sowie KROMREY Befragungen und Beobachtungen als mögliche Methoden zur Datenerhebung vor.
Um Ideen für die Konzeption zu ermitteln und mögliche Anforderungen an künftige
Moving Libraries zu sammeln, erscheint den Verfasserinnen eine Befragung von Personen
aus Bildung, Forschung und Praxis am geeignetsten. Die Methode der strukturierten Befragung ist zudem besonders gut verwendbar, um Zukunftstrends zu ermitteln.
Die Forschungsmethode „Befragung“ wird laut SCHNELL, HILL und ESSER angewendet, um
„Fakten, Wissen, Meinungen, Einstellungen oder Bewertungen im sozialwissenschaftlichen
179
Anwendungsbereich festzustellen.“ Zusätzlich ist sie nach DIEKMANN dafür geeignet,
180
Überzeugungen, Verhalten und Merkmale von Sachverhalten zu erheben , weshalb sie die
181
am häufigsten verwendete wissenschaftliche Methode ist.
Anhand der zahlreichen Abhandlungen des Themas in der Fachliteratur ist ersichtlich, dass
182
eine Befragung auf unterschiedliche Weise ausgeführt werden kann. SCHNELL, HILL und
ESSER sowie ATTESLANDER formulieren zur Standardisierung von Befragungen die drei Möglichkeiten der wenig standardisierten, der teilstandardisierten oder der vollstandardisierten
183
Befragung. In der wenig standardisierten Befragung ist vorher kaum eine Struktur vorgegeben, um ein möglichst breites Spektrum an Antworten zu erhalten. Mit zunehmender
Standardisierung werden vorstrukturierte Antwortmöglichkeiten eingeführt, die eine Vergleichbarkeit gewährleisten. Befragungen können schriftlich oder mündlich erfolgen. Als
Besonderheit der mündlichen Form gilt das Telefoninterview, als schriftliche Sonderform
gilt die Online-Umfrage.
177
178
179
180
181
182
183
Vgl.: Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung. 7. Aufl.
München, Oldenbourg, S. 319
Vgl: Kromrey, Helmut (2006): Empirische Sozialforschung. 11. Aufl. Stuttgart, Uni-Taschenbücher (UTB),
S. 317
Schnell, R./Hill, P.B./Esser, E. (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung, S. 321
Vgl.: Diekmann, Andreas (1995): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen.
Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, S. 435
Vgl. ebd. S. 471
Vgl.: Schnell, R./Hill, P.B./Esser, E. (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung, S. 319; sowie Kromrey, H. (2006): Empirische Sozialforschung, S. 388
Vgl.: Schnell, R./Hill, P.B./Esser, E. (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung, S. 322 f.; sowie
Atteslander, Peter (2008): Methoden der empirischen Sozialforschung. 12. Aufl. Berlin, Schmidt, S. 123
2 FORSCHUNGSMETHODIK
49
Da im Rahmen dieser Arbeit mehrere Zielgruppen zu unterschiedlichen Fragen Stellung
nehmen sollten, wurden mehrere Formen der Befragung vorbereitet und durchgeführt.
Verwendet wurden die Formen des Experteninterviews, des strukturierten Kurzinterviews
und der standardisierten Online-Befragung.
2.1 Experteninterviews
Der Begriff Experteninterview wird von BORTZ und DÖRING als „Sammelbegriff für offene
und teilstandardisierte Befragungen von Experten zu einem vorgegebenen Bereich oder
184
Thema“ definiert. SCHNELL, HILL UND ESSER ergänzen diese Erklärung noch um die Begriffe
der Exploration und Hypothesenentwicklung, die ebenfalls durch Experteninterviews möglich sind. Sie sind somit geeignet, neue Themengebiete zu erforschen, zu denen bisher wenig wissenschaftliche Daten vorliegen. Zu diesem Zweck werden während des Interviews
einige Schlüssel-Fragen gestellt, die je nach Gesprächsverlauf durch weitere optionale Fra185
gen ergänzt werden können. Als Nachteile können ein höherer Zeitaufwand bei der Aus186
wertung und eine geringe Vergleichbarkeit angeführt werden. Da im vorliegenden Fall
Experten unterschiedlicher Fachgebiete befragt wurden, war keine Standardisierung der
Antworten erforderlich. HOPF stellt die Interviews als einen Beitrag zur Ermittlung unter187
schiedlicher Gebiete des Expertenwissens dar. Als Experte wird hier entsprechend der Definition von GLÄSER und LAUDEL eine Person bezeichnet, „die aufgrund ihrer beruflichen Stel188
lung über besonderes Wissen verfügt.“ Im vorliegenden Fall wurde in den Interviews eine
Mischung aus wenig und teilweise standardisierten Fragen verwendet. Einerseits sollte vermieden werden, von der Thematik abzuschweifen, andererseits sollte dennoch Raum für
neue Ideen bleiben.
Die befragten Experten werden im Folgenden namentlich aufgeführt.
Felba, Branka
Felba arbeitet für die Versandbuchhandlung Missing Link mit Sitz in Bremen. Ihr Unternehmen hat für eine Reederei mehrere Schiffsbibliotheken eingerichtet.
Geis, Manuel
Geis ist Architekt in Aachen. Im Sommer 2009 hat er gemeinsam mit einer Kollegin für den
Entwurf einer Reisebibliothek den zweiten Preis beim ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“ gewonnen.
184
185
186
187
188
Bortz, Jürgen/ Döring, Nicola (2006): Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. 4.Aufl. Heidelberg, Springer, S. 315
Vgl. Schnell, R./Hill, P.B./Esser, E. (2005): Methoden der empirischen Sozialforschung, S. 387
Vgl. ebd. S. 388
Vgl.: Hopf, Christel (2004): Qualitative Interviews. Ein Überblick. In: Flick, Uwe/Kardorff, Ernst von/Steinke,
Ines [Hrsg.]: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, S. 350
Gläser, Jochen/Laudel, Grit (2006): Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. 2. Aufl. Wiesbaden,
VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 11
50
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Götz, Prof. Dr. Martin
Prof. Götz lehrt Bibliotheksbau und Bibliothekskonzepte sowie Kulturmarketing im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien in Stuttgart.
Mittrowann, Andreas
Seit 2007 ist Mittrowann Bibliothekarischer Direktor der ekz.bibliotheksservice GmbH (ekz)
in Reutlingen. Zudem ist er Mitglied in verschiedenen Hochschulbeiräten und ekz-internen
Gremien, die unter anderem Trends im Bibliothekswesen beobachten.
Motzko, Meinhard
Motzko ist als Sozialwissenschaftler mit dem Praxisinstitut für Organisations- und Personalentwicklung bundesweit tätig. Aufgrund der häufigen Zusammenarbeit mit Bibliotheken ist
er mit dem gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf Bibliotheken vertraut.
Ratzek, Prof. Dr. Wolfgang
Die Lehrgebiete von Prof. Ratzek an der HdM Stuttgart sind Betriebswirtschaftslehre und
Marketing. Dienstreisen führten ihn unter anderem zu Bibliotheken in Asien und Skandinavien.
Schmitz, Prof. Dr. Roland
Prof. Schmitz ist der Studiendekan des Bachelorstudienganges Mobile Medien, der ab dem
Wintersemester 2009/10 an der HdM Stuttgart angeboten wird. Den Schwerpunkt dieses
Studienganges bilden die Inhalte, Betriebsformen und technischen Aspekte künftiger mobiler Medien.
Steinhauer, Dr. Eric
Steinhauer ist Leiter des Dezernates Medienbearbeitung an der Universitätsbibliothek Hagen. Seine Bibliothek setzt sich mit besonderen mobilen Kunden auseinander, den „NichtAnwesenden“.
2.2 Kurzinterviews
Zusätzlich zu den Experteninterviews wurde eine Reihe von Kurzinterviews durchgeführt,
mit denen Assoziationen zum Thema der mobilen Bibliotheken sowie weitere Ideen für die
Entwicklung einer Konzeption gesammelt werden sollten. Zu diesem Zweck wurden den
Teilnehmern in Einzelinterviews mündlich oder per Mail zwei offene Fragen gestellt, um
auch hier den explorativen Charakter der Befragung zu gewährleisten.
1.)
Was assoziieren Sie / assoziierst Du mit mobilen Bibliotheken und haben Sie / hast
Du selbst schon eine benutzt?
2.)
Sie haben / Du hast drei Wünsche frei: Wie würde Ihre / Deine mobile Bibliothek
der Zukunft aussehen?
Befragt wurden 31 Personen, die mit dem Bibliothekswesen in Verbindung stehen. Diese
setzten sich aus 16 Bachelor- und Masterstudenten und vier Dozenten bzw. wissenschaftlichen Mitarbeitern aus dem Bibliotheks- und Informationsbereich zusammen. Weitere zehn
2 FORSCHUNGSMETHODIK
51
Personen arbeiten in Leitungspositionen deutscher Bibliotheken. Ebenso wurden die Fragen
aus den Kurzinterviews in die acht Experteninterviews integriert. Zwei verspätet eingegangene Antworten konnten nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Antworten gestalteten sich höchst unterschiedlich. Aufgrund der offenen Fragestellung
und oftmals unterschiedlich formulierter Mehrfachnennungen mussten Kategorien für die
Auswertung gebildet werden. Eine statistische Darstellung in Diagramm-Form war aufgrund der Varietät der Antworten nicht möglich.
Im ersten Teil der Frage 1 wurden als Assoziationen überwiegend mögliche Formen und
Gestaltungen mobiler Bibliotheken genannt. Einige wenige Angaben bezogen sich auf detailliertere Raum- und Bestandskonzepte, die meist jedoch nur auf Vermutungen basierten.
Vereinzelt wurden mögliche Angebote im Hinblick auf Nachfrage und Nutzung der Bibliotheken genannt. Im zweiten Teil der Frage 1 gaben 18 Personen an, noch nie eine mobile
Bibliothek genutzt zu haben, während neun Personen dies bereits getan hatten.
Die zweite Frage nach den drei Wünschen eröffnete eine große Bandbreite an Möglichkeiten, wie eine mobile Bibliothek aussehen könnte. Besonders häufig wurden mögliche
Dienstleistungen genannt, die die mobile Bibliothek anbieten soll. An zweiter Stelle wurden
Wünsche zu Zugangsformen sowie technischer Erreichbarkeit und Ausstattung genannt.
Als dritter Bereich wurden explizite Orte benannt, an denen sich die Bibliothek befinden
und welche architektonischen Eigenschaften sie aufweisen soll.
2.3 Online-Befragung
In der Arbeit sollen wissenschaftlich fundierte Befragungs-Ergebnisse zu zwei bereits bestehenden Formen der Moving Libraries in Deutschland ausgewertet und präsentiert werden.
Zum einen betrifft dies die Verbreitung, den Einsatz und die Akzeptanz von Fahrbibliothe189
ken. Hierzu existiert bereits eine detaillierte Umfrage der Arbeitsgruppe Fahrbibliotheken,
190
deren Ergebnisse den Verfasserinnen zur Verfügung gestellt wurden. Zum anderen wurde eine eigene Online-Umfrage unter deutschen Reedereien entwickelt und durchgeführt,
um die Situation der Schiffsbibliotheken in Erfahrung zu bringen.
Zu den angeschriebenen Unternehmen gehörten fünf Großreedereien sowie zwei kleinere
Familienunternehmen, drei Organisationen, die Kreuzfahrten auf Flüssen anbieten und eine
Forschungsinstitution, die ein Schiff mit Bibliothek unterhält. Hierzu erhielten die Ansprechpartner der Marketingabteilungen oder Personen mit ähnlicher Funktion die Einladung, an
der Umfrage teilzunehmen.
Mit Hilfe der Umfrage sollte ein detaillierter Überblick über den Status quo von Bibliotheken
auf Schiffen gewonnen werden. Die zentrale Thematik der Befragung setzte sich aus zwei
Fragebereichen zusammen:
189
190
Siehe Kapitel 3.2.1.1
Vgl.: Freymann, Johannes von (2008): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“. URL:
www.fahrbibliothek.de/downloads/auswertung_umfrage.pdf (Zugriff: 22.08.2009)
52
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
1.)
Welche Bibliothekstypologie ist auf Schiffen vertreten?
2.)
Wie werden diese genutzt?
Erstellt wurde die aus drei Abschnitten bestehende Befragung auf Basis der Fachliteratur
191
zur Formulierung von Fragen. In allen Fragen wurden, sofern nicht anders angeben,
standardisierte Antworten vorgeben, um die Vergleichbarkeit der Antworten zu gewährleisten. Dabei wurde vorwiegend mit Einfach- bzw. Mehrfachantworten gearbeitet. Teilweise
wurde die Antwort-Option „Sonstiges“ eingefügt, die mit einem Freitextfeld für individuelle
Angaben versehen war. Einige Fragen mussten mit Hilfe einer Skala beantwortet werden.
Hier sollte auf fünf Stufen den vorgegebenen Aussagen zugestimmt werden. Die Mittelkategorie wurde bewusst indifferent formuliert, so dass sie nicht als Ausweg bei keiner Übereinstimmung mit den anderen Kategorien benutzt werden konnte. Stattdessen musste hierfür die Antwortmöglichkeit „keine Angabe“ genutzt werden. Als benutzerfreundliche Elemente wurden zusätzlich ein Willkommensbildschirm (siehe Abbildung 11) sowie ein Dank
an die Teilnehmer am Schluss eingebaut. Mit Hilfe eines Balkens am oberen Bildschirmrand
konnten die Teilnehmer ihren Fortschritt innerhalb der Online-Befragung nachverfolgen.
Der Übersichtlichkeit und Klarheit wegen wurden sämtliche Instruktionen bei der entsprechenden Frage angegeben und auf Auswahlmöglichkeiten durch Drop-Down-Menüs verzichtet.
191
Vgl.: Dillman, Don/Smyth, Jolene D./Christian, Leah Melanie (2009): Internet, Mail, and mixed-mode Surveys. The Tailored Design Method. 3rd ed. Hoboken, NJ, Wiley, S. 15 ff.; sowie: Kirchhoff, Sabine [et.al.]
(2003) : Der Fragebogen. Datenbasis, Konstruktion und Auswertung. 3. Aufl. Opladen, Leske + Budrich, S.
19 ff.; auch: Porst, Rolf (2008): Fragebogen. Ein Arbeitsbuch. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften,
S. 17 ff.; sowie Mummendey, Hans-Dieter (2003): Die Fragebogen-Methode. Grundlagen und Anwendungen in Persönlichkeits-, Einstellungs- und Selbstkonzeptforschung. 4. Aufl. Göttingen, Hogrefe, S. 53 ff.
2 FORSCHUNGSMETHODIK
53
Abbildung 11: Willkommensbildschirm der Online-Befragung
Der erste Abschnitt der Online-Befragung beschäftigte sich unter der Überschrift „Administration“ mit der verwaltungstechnischen Eingliederung der Schiffbibliothek innerhalb
des Unternehmens. Frage 1 „Ist auf Schiffen Ihrer Reederei eine oder mehrere Bibliothek(en) eingerichtet oder geplant?“ diente als Eisbrecherfrage, die durch die Antwortmöglichkeiten „ja“ bzw. „nein“ von allen Teilnehmern zu beantworten war. Mittels eines Filters
wurden die Teilnehmer, die mit „nein“ antworteten, automatisch in den dritten Abschnitt
„Zukunft“ weitergeleitet. Durch die Frage 2 „Auf welchem Schiffstyp befindet sich die Bibliothek?“ sollte in Erfahrung gebracht, auf welchen Schiffstyp die nachfolgenden Antworten
bezogen werden müssen. Die Antworten zu den Fragen 3 „Wer ist innerhalb der Reederei
für die Bibliothek zuständig?“ und 4 „Welche Ausbildung hat/haben der/die Bibliotheksbeschäftigte(n)?“ sollten ein Bild des Stellenwerts der Bibliothek innerhalb des Unternehmens
liefern.
Im zweiten Abschnitt der Befragung („Bibliothek“) wurde der Aufbau der Bibliothek auf
dem Schiff näher beleuchtet. Die 5. Frage: „Welche Arten von Medien befinden sich in der
Bibliothek?“ beschäftigte sich mit der medialen Verteilung des Bibliotheksbestandes, während Frage 6 „Nachfolgend bitten wir um Angaben zu inhaltlichen Schwerpunkten der Bibliothek.“ inhaltliche Zielgruppen- oder Profilbildung abfragte. Mit Hilfe der Fragen 7 „Nachfolgend möchten wir Sie um Informationen zur Zugänglichkeit der Bibliothek bitten.“ und
8 „Hier möchten wir die Zusammensetzung Ihrer Kundenstruktur erfahren.“ sollten Infor-
54
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
mationen zur Nutzungsweise und Öffnungszeiten sowie der anvisierten Zielgruppe gewonnen werden. Das Ausleihwesen an Bord eines Schiffes sollte mit Frage 9 „Wie wird in
Ihrer Schiffsbibliothek die Nutzung gehandhabt?“ in Erfahrung gebracht werden. Bibliotheksdienstleistungen, die über die Ausleihe hinausgehen, wurden in Frage 10 „Bietet die
Bibliothek Veranstaltungen oder andere Dienstleistungen an?“ geklärt. Auch Kooperationen
mit außenstehenden Institutionen wurden in Frage 11 „Arbeitet die Bibliothek mit anderen
Bibliotheken oder außenstehenden Dienstleistern (z.B. Buchhandlungen) zusammen?“ ermittelt. Bei einer positiven Antwort wurde der Teilnehmer in einem Freitextfeld bei Frage 12
„Bitte beschreiben sie uns kurz diese Form(en) der Zusammenarbeit (in 2-3 Sätzen).“ um
eine kurze Erläuterung gebeten.
Der dritte und letzte Abschnitt „Zukunft“ beleuchtete die möglichen Erwartungen und näheren Planungen im Bereich der Schiffsbibliotheken. Die Unternehmen konnten mit Beantwortung der Frage 13 „Was für Zukunftsaussichten sehen Sie bei Schiffsbibliotheken (generell oder in der eigenen Reederei)?“ ihre diesbezüglichen Ansichten mitteilen. Den Abschluss der Befragung bildete ein Freitextfeld für Fragen und Anmerkungen.
Trotz einer verschickten Erinnerungs-E-Mail war die Rücklaufquote sehr gering. Lediglich
ein Unternehmen füllte den Fragebogen komplett aus. Somit kann das Ergebnis der OnlineBefragung nicht als repräsentativ angesehen werden. Aufgrund der Informationen, die
dem Experteninterview mit FELBA zu Schiffsbibliotheken entstammen, wurde im Nachhinein
vermutet, dass Reedereien Daten solcher Art nur sehr zögerlich oder kaum herausgeben.
Daher wurde auf eine weitere Stichprobe und zweite Befragungsrunde mit neuen Reedereien aufgrund der Erwartung einer ähnlichen Antwortquote verzichtet.
55
3 Moving Libraries
Wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher mobiler
192
Bibliothekskonzepte und -typen, die nachfolgend unter dem Begriff „Moving Libraries“
subsumiert werden. Mit diesem Terminus wird hier ein Bibliotheksbegriff zugrunde gelegt,
der nicht nur sich fortbewegende Bibliotheken meint, sondern auch bibliothekarische
193
Dienstleistungen umfasst, die der zunehmenden Mobilität der Gesellschaft entgegenkommen und diese in besonderer Weise unterstützen und begleiten.
3.1 Begriffsklärung: Moving Library
An den Anfang des Kapitels wird die Definition des Terminus „Moving Library“ gestellt, wie
er von den Verfasserinnen verstanden wird. Da es sich um eine Wortneuschöpfung aus
zwei Begriffen handelt, werden beide Bestandteile zuerst getrennt betrachtet.
3.1.1 Moving = Bewegung/Mobilität
Im Kapitel 1.2 wurden bereits Auswirkungen der zunehmenden Mobilität der Gesellschaft
auf die Informationsbeschaffung und -verarbeitung beleuchtet. Die Möglichkeit, mit Hilfe
technischer Errungenschaften unabhängig von Zeit und Raum auf Informationen zugreifen
und diese verarbeiten zu können, bietet auch Bibliotheksnutzern neue Freiheiten im Hinblick auf ihr Informationsverhalten. So können in virtuellen Lern- und Arbeitswelten unter
Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel, unabhängig von räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten, an jedem Platz, der über eine entsprechende Ausstattung verfügt, Aufgaben
194
bearbeitet und Informationen beschafft werden.
Darüber hinaus entwickelt sich jedoch auch die personale Mobilität der Gesellschaft immer
weiter. Dies betrifft nicht nur das Reisen an sich (Dienstreisen, Urlaub, etc.) oder Menschen,
die kein festes Büro haben und daher mobil arbeiten müssen (z.B. Mitarbeiter im Außendienst), sondern beispielsweise auch Menschen, die berufsbedingt zur Arbeit oder zum je195
weiligen Wohnsitz pendeln.
3.1.2 Library = Bibliothek
Im Allgemeinen werden unter Bibliotheken geordnete Büchersammlungen verstanden, die
196
Bibliotheksnutzern zur Verfügung gestellt werden. Neben Büchern und anderen Print-
192
193
194
195
196
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „bewegliche/bewegende Bibliothek“
Siehe Kapitel 1.2
Ausführliche Informationen zur nicht-personalen Mobilität siehe Kapitel 1.2.1
Siehe Kapitel 1.2.2
Vgl.: Hacker, Rupert (2000): Bibliothekarisches Grundwissen. 7. Aufl. München, Saur, S. 11
56
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
medien werden in Bibliotheken jedoch auch weitere Medienformen, wie beispielsweise au197
diovisuelle oder elektronische Medien gesammelt und nutzbar gemacht.
Um dem verstärkten Konkurrenzdruck im Freizeit-, Bildungs- und Kultursektor entgegenzutreten, sollen Bibliotheken laut VOGT darüber hinaus vermehrt Dienstleistungen anbieten,
198
die den Kunden einen bibliotheksspezifischen Mehrwert verschaffen. Ein Beispiel für eine
solche bibliothekarische Dienstleistung ist der Rechercheservice „Recherche à la carte“, den
199
die Stadtbücherei Stuttgart anbietet.
Auch GANTERT und HACKER merken an, dass sich Bibliotheken:
„[a]ngesichts des in unserer Zeit gewaltig gestiegenen Informationsbedarfs […]
mehr denn je als Service-Einrichtungen [verstehen], die ihre Aufgaben in der Litera200
tur- und Informationsvermittlung im Dienst ihrer Benutzer erfüllen.“
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit setzen sich die Verfasserinnen hauptsächlich mit Öffentlichen Bibliotheken auseinander, die sich in kommunaler Trägerschaft befinden. SEEFELD
und SYRÉ stellen die Aufgaben und den Wert Öffentlicher Bibliotheken folgendermaßen
dar:
„Sie eröffnen […] dem Bürger einen Weg zur Teilnahme am kulturellen und sozialen Leben […]. Mit ihren Dienstleistungen und Medienangeboten erfüllt die Öffentliche Bibliothek einen zentralen Auftrag im Bildungswesen. Zugleich trägt sie wesentlich zur Verwirklichung der Chancengleichheit des Einzelnen bei. Neben der Information und Allgemeinbildung dienen die Öffentlichen Bibliotheken der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der sinnvollen Gestaltung der Freizeit
und im ganz besonderen Maße der Leseförderung. In der Informationsgesellschaft
immer wichtiger wird die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz.
Darüber hinaus ist die Öffentliche Bibliothek zu einem Ort der Kommunikation geworden, zu einem Treffpunkt, der sich mehr und mehr auch zum kulturellen Zent201
rum für Veranstaltungen aller Art entwickelt hat.“
Die oben genannte allgemeine Definition kann also folgendermaßen erweitert werden: Bibliotheken sind Serviceeinrichtungen, in deren Mittelpunkt die Befriedigung des Literaturund Informationsbedarfs des Benutzers steht, wobei unerheblich ist, in welcher Form (gedruckt, digital, audiovisuell, etc.) die gewünschte Literatur und Information zur Verfügung
gestellt wird. Darüber hinaus bietet die Bibliothek Dienstleistungen an, die ihren Benutzern
einen bibliotheksspezifischen Mehrwert im Hinblick auf deren Informationsversorgung
und/oder die Erhöhung ihrer Informations- und Medienkompetenz verschafft. Zugleich
197
198
199
200
201
Vgl.: Gantert, Klaus/Hacker, Rupert (2008): Bibliothekarisches Grundwissen. 8. Aufl. München, Saur, S. 13;
auch: Plassmann, Engelbert (2006): Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland. Eine Einführung. Wiesbaden, Harrassowitz, S. 9
Vgl.: Vogt, Hannelore (2004): Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Erfolgreiche Managementkonzepte für öffentliche Bibliotheken. Gütersloh, Bertelsmann-Stiftung. URL: http://www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F0A-DA4CBCD4/bst/Kundenzufriedenheit_040210.pdf
(Zugriff: 22.08.2009), S. 14
Vgl.: Stadtbücherei Stuttgart (o.J.): Website der Stadtbücherei > Service > Rechercheservice. URL:
http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/ (Zugriff: 22.08.2009)
Gantert, K./Hacker, R. (2008): Bibliothekarisches Grundwissen, S. 14 f.
Seefeldt, J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 53
3 MOVING LIBRARIES
57
sind Bibliotheken soziale und kulturelle Orte, die der Kommunikation und der Interaktion
ihrer Nutzer dienen.
Abgesehen von der eigentlichen Begriffsdefinition muss angemerkt werden, dass es für den
Begriff „Bibliothek“ eine Reihe von Synonymen bzw. Begriffen gibt, die gleichbedeutend
verwendet werden. Dazu zählen beispielhaft folgende Termini:
•
Bücherei
•
Bücherhalle
•
Fachinformationszentrum (beispielsweise in Firmenbibliotheken)
•
Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum
•
Mediothek/Mediathek
Dieses Phänomen betrifft nicht nur den deutschen Sprachgebrauch, sondern ist auch im
angloamerikanischen Bibliothekswesen zu finden. So stellt MCDONALD fest:
“Although the word ‘library’ is used, and this continues to be a strong brand in society, institutions have chosen a number of different names for their new buildings.
There are new learning centres, learning resource centres, learning streets, learning
hubs, learning malls, learning grids, research villages, idea stores, book bars, cultural
202
centres and so on.”
3.1.3 Moving Libraries = Mobile Bibliotheken/Bibliotheksdienstleistungen
Das Konzept der „Moving Library” vereint die Begriffe „Bibliothek” mit „Mobilität”. Besonders die bereits erwähnte Bereitschaft, beispielsweise weite Wege zum Arbeitsplatz auf sich
zu nehmen, eröffnet neue Zeitpotenziale. Diese könnten die Bibliotheken im Sinne der
Moving Library nutzen, um mit ihren Nutzern zu interagieren.
Unter Moving Libraries sind daher sowohl mobile Bibliotheken zu verstehen, die selbst fortbewegt werden können (bspw. Fahr- oder Eselsbibliotheken) als auch bibliothekarische
Dienstleistungen, mit denen die Bibliotheken auf ihre Nutzer zugehen (z.B. Lieferservices
oder Bibliotheksautomaten an Bahnhöfen).
Die Idee, den Austausch zwischen den Bibliotheken (mittels Leihverkehr) zu fördern bzw.
überhaupt erst zu ermöglichen, führte zur Einführung des Gesamtkatalogs. Das ursprüngliche Ziel war es, Wissenschaftlern und anderen Bibliotheksnutzern Forschung und Studium
203
zu erleichtern. Diese Idee soll im Sinne der Moving Libraries weitergedacht werden.
HÄTSCHER stellt dazu fest:
„Aktive Forschungsunterstützung wird Routine sein, die Bibliothekarinnen und Bib204
liothekare gehen zu den Kunden, real und virtuell.“
202
203
204
McDonald, Andrew (2007): The top ten qualities of good library space. In: Latimer, Karen/Niegaard, Hellen
[Hrsg.]: IFLA Library Building Guidelines. Developments & Reflections. München, Saur, S. 13
Vgl.: Plassmann, E. (2006): Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland, S. 39
Hätscher, P. (2009): Wer bewegt das Wissen, S. 70
58
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Im Fokus der Moving Libraries steht insbesondere die Auseinandersetzung mit der wachsenden Mobilität der Gesellschaft. Moving Libraries gehen aktiv auf ihre Nutzer zu – entweder mit ihren Beständen oder mit ihren Dienstleistungen. Dies kann physisch oder virtuell erfolgen.
3.2 Typologisierung
Prinzipiell können Moving Libraries nach mehreren Kriterien unterschieden werden. Dazu
würden sich beispielsweise die Art der Trägerschaft, die Zielgruppen, die angesprochen
werden sollen, die Art der Fortbewegung oder die Aufgaben und Ziele, die durch die
Moving Libraries wahrgenommen und erreicht werden sollen, anbieten.
In der vorliegenden Arbeit wird als Ordnungskriterium die Art der Fortbewegung, bzw. die
Art der mobilen bibliothekarischen Dienstleistung verwendet, um die verschiedenen Typen
der Moving Libraries zu unterscheiden. Zu diesem Ordnungskriterium lassen sich grundsätzlich drei Bereiche voneinander abgrenzen: zum einen Moving Libraries, die mobil sind
und selbst fortbewegt werden können, zweitens mobile Bibliotheksdienstleistungen, mit
denen Bibliotheken die Mobilität der Gesellschaft unterstützen und begleiten können. Den
dritten Bereich bilden schließlich virtuelle oder digitale Angebote, die im eigentlichen Sinne
keine sich fortbewegende Bibliothek oder Bibliotheksdienstleistung sind, jedoch den Zugriff
auf Informationen von jedem (internetfähigen) Computer der Welt aus ermöglichen können.
Nachfolgend werden zu diesen drei Bereichen der Moving Libraries Merkmale beschrieben,
Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt und Beispiele genannt.
3.2.1 Mobile Bibliotheken
Auch bei den Bibliotheken, die selbst mobil sind, lassen sich drei Bereiche ausmachen, nach
denen sie unterschieden werden können. Einerseits können die Fahrbibliotheken danach
205
206
unterschieden werden, ob sie zu Lande oder auf dem Wasser unterwegs sind. Andererseits gibt es Bibliotheken, die sich nicht motorisiert fortbewegen, sondern auf dem Rücken
207
von Tieren oder durch menschliche Kraft ihre Leser versorgen.
Nicht berücksichtigt werden Bibliotheken, die per Flugzeug transportiert werden, da sie
sich in Funktionalität und Existenzgrundlage nicht wesentlich von Fahrbibliotheken unterscheiden. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle jedoch beispielsweise auf die „Alas208
ka’s Flying Library“ hingewiesen.
205
206
207
208
Siehe Kapitel 3.2.1.1
Siehe Kapitel 3.2.1.2
Siehe Kapitel 3.2.1.3
Vgl.: Juneau Public Library (2005): Alaska’s Flying Library. URL:
http://www.juneau.org/library/mailserv/flying-library.php (Zugriff 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
59
3.2.1.1 Fahrbibliotheken
3.2.1.1.1 Bücherbusse
Die bekannteste Erscheinungsform mobiler Bibliotheken ist der Bücherbus. Dies zeigt sich
209
beispielsweise anhand der Antworten der strukturierten Kurzbefragung. So assoziierten
82 Prozent der Befragten (siehe Abbildung 12) „mobile Bibliotheken“ mit dem Begriff „Bücherbusse“. 50 Prozent nannten den allgemeineren Begriff „Fahrbibliothek“. Auch die Quellenlage ist zu diesem Bereich der mobilen Bibliotheken deutlich besser als zu allen anderen
Typen der Moving Libraries, weshalb im Folgenden besonders ausführlich auf die Bücherbusse eingegangen wird.
210
Abbildung 12: Auswertung der strukturierten Kurzbefragung (Ausschnitt)
Bücherbusse (siehe z.B. Abbildung 13) sind laut KLUTH in der Regel auch dann gemeint,
wenn von Fahrbibliotheken gesprochen wird, die auf Lastkraftwagen (LKWs) mit entspre211
chenden Anhängern oder Aufladern transportiert werden können.
209
Siehe Kapitel 2.2
Eigene Darstellung
211
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 549
210
60
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Bereits Mitte der 1960er Jahre stellte KLUTH hierzu fest:
„Die Vorherrschaft dieser Form [der Bücherbusse] der Fahrbücherei ist so eindeutig,
212
dass sie die Fahrbücherei schlechthin repräsentiert.“
Aus Gründen der Vereinfachung wird daher im weiteren Text von Bücherbussen gesprochen. Dies schließt stets auch die Bibliothek-LKWs mit ein.
213
Abbildung 13: MedienBus Karlsruhe
Abzugrenzen sind die Fahrbüchereien von Büchertransportfahrzeugen, die lediglich dem
Umzug einer Bibliothek oder dem Austausch zirkulierender Bestände von verschiedenen
Standorten einer Bibliothek dienen. In den Bücherbussen werden die Bücher nicht nur
transportiert, sondern auch Büchereiarbeit im, am oder in enger Verbindung zum Fahrzeug
214
geleistet. Auch im IFLA MOBILE PROJECT wurden Fahr-büchereien spezifiziert als:
“A full-service mobile library unit [which] could have many applications depending
215
on community profiles and needs.”
Geschichte
Die ersten mobilen Fahrbüchereien kamen 1905 in den USA zum Einsatz. KLUTH beschreibt
die erste nachgewiesene, damals noch von Pferden gezogene, Fahrbücherei der USA folgendermaßen:
„Der beinahe schon legendäre Ursprung der Fahrbücherei liegt in der Washington
County, Maryland, USA, wo im Jahre 1905 eine tatkräftige Bibliothekarin, Miss M. L.
212
213
214
215
Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 540
Thiele, Susanne (2005): Fahrbibliotheksportraits Baden-Württemberg. Karlsruhe, Staatliche Fachstelle für
das öffentliche Bibliothekswesen Karlsruhe. URL:
http://www.fahrbibliothek.de/downloads/portrBW_acrobat.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 4
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 540
Carpenter, Julie/Trohopoulos, Ioannis (1998): Mobile Libraries and New Information Services in Public
Libraries. Issues Arising from the MOBILE project. In: IFLA Journal 24; H. 2, S. 97
3 MOVING LIBRARIES
61
Titcomb, mit einem pferdebespannten Bücherwagen über Land fuhr und Bücherei216
dienst für Farmer leistete; die Ausleihe fand vom Fahrzeug aus statt.“
Bücherbusse in Deutschland
In Deutschland wurden laut REIM die ersten fahrenden Büchereien gegen Ende der 1920er
217
Jahre eingesetzt. KLUTH präzisiert den Zeitpunkt auf 1927. In diesem Jahr ging die erste
Fahrbücherei Deutschlands im Saarland auf Tour, jedoch waren Auskunft und Ausleihe
218
noch stationär an das jeweilige Rathaus gebunden.
Der erste Bücherbus im Sinne der am Anfang des Kapitels genannten Definition (mit Aus219
kunft und Ausleihe im Bus), wurde 1929 der Stadt Dresden übergeben. Danach wurden
die Fahrbibliotheken sukzessive bis in die 1960er Jahre hinein über ganz Deutschland hinweg ausgebaut. Wichtig war dies vor allem nach dem zweiten Weltkrieg, um die zerstörte
Infrastruktur wieder herzustellen.
Ab den 1990er Jahren wurden die Unterhaltungskosten der Bücherbusse als zu hoch ange220
sehen. Dem war bereits die Auflösung der Kommission „Fahrbibliotheken“ des Deutschen
Bibliotheksinstituts (DBI) vorausgegangen, was einen Sturm der Entrüstung und eine hefti221
ge Debatte in der Zeitschrift Buch und Bibliothek (BUB) ausgelöst hatte. Erst in den letzten Jahren ist, wie THIELE beschreibt, eine Trendwende zu beobachten, mit der die Fahrbib222
liotheken zunehmend auch politisch wieder geschätzt werden. Dies belegen zahlreiche
Jubiläen von Bücherbussen und geschichtliche Aufarbeitungen, über die regelmäßig in der
223
Fachpresse zu lesen ist. Insgesamt gab es 2008 in Deutschland 90 Fahrbibliotheken, die
mit 105 Fahrzeugen ihre Bestände zu den Lesern bringen. Zur besseren Einordnung dieser
Zahlen führen SEEFELDT und SYRÉ auf, dass sich diese 90 Fahrbibliotheken auf nur 3 Prozent
224
der Großstädte verteilen.
Merkmale
Fahrbüchereien können flexibler als stationäre Bibliotheken auf Veränderungen beispiels225
weise innerhalb ihrer Benutzerstrukturen oder der Bedürfnisse ihrer Nutzer reagieren.
Dies formuliert auch THIELE:
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 560
Vgl.: Reim, Birgit (o.J.): Bücherbusse in Deutschland. Zur Geschichte der Fahrbibliotheken in Deutschland.
URL: http://www.goethe.de/ins/jp/lp/prj/bus/bbd/deindex.htm (Zugriff: 20.07.2009)
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 565
Vgl.: Reim, B. (o.J.): Bücherbusse in Deutschland
Vgl.: BIT-Wiki (2009): Fahrbibliothek. URL: http://www.b-i-t-wiki.de/index.php/Fahrbibliothek (Zugriff:
22.08.2009)
Vgl.: Diverse Leserbriefe (1987). In: BuB 39, H. 3, S. 203; auch H. 5, S. 428; sowie H. 6, S. 542
Vgl.: Thiele, Susanne (2001): Fahrbibliotheken haben Zukunft. In: Öffentliche Bibliotheken in BadenWürttemberg. Berichte, Informationen, neue Bibliotheken. 16. Ausg. S. 19
Vgl.: Laufer, Carolin/Werner, Kathrin/Zacharias, Susanne (2009): Von der Büchertram zum modernen Medienbus. In: BuB 61, H. 1, S. 7; sowie Weyh, Matthias (2008): Auf dem Land und in städtischen Randgebieten gefragt. In: BuB 60, H. 10, S. 704; auch Fischer, Eike/Simons, Oke (2008): Ein dickes Lob vom Ministerpräsidenten. In: BuB 60, H. 2, S. 114
Vgl.: Seefeldt, J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 54
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 545
62
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Eine herausragende Eigenschaft [von Bücherbussen] ist die Flexibilität. Veränderungen in der Orts- und Bevölkerungsstruktur, bei den Bedürfnissen und Interessen
der Bürger fallen im Bücherbus meist schon frühzeitig auf. Gleichzeitig kann mit der
Fahrbibliothek schnell und günstig auf veränderte Gegebenheiten reagiert werden,
indem zum Beispiel neue Wohngebiete angefahren, Haltezeiten verkürzt oder ver226
längert werden.“
Die Anforderungen, welche an Bücherbusse gestellt werden, sind nach KLUTH:
•
•
•
•
•
•
die Versorgung eines großen Teils der Bevölkerung, der nicht durch stationäre
Bibliotheken mit Literatur und Informationen versorgt werden kann
angemessene Öffnungszeiten vor Ort, damit die Bibliotheksnutzer in Ruhe die
Bücher auswählen, anlesen und ausleihen können
ein bibliothekarischer Auskunftsdienst
die sorgfältige Auswahl des Medienbestandes
mindestens 3.000 Medieneinheiten pro Bücherbus, um wirtschaftlich arbeiten zu
können
227
optimale Ausnutzung der geringen Raumfläche für Präsentation und Aufenthalt
Vertreten werden die Interessen der Fahrbibliotheken durch die Facharbeitsgruppe „Fahr228
bibliotheken“. Sie führt regelmäßig Befragungen durch, um die Situation und den Wandel der Fahrbibliotheken in Deutschland zu erfassen und zu dokumentieren. Die aktuellen
229
Daten der Umfrage von 2008 können auf dem Fachstellenserver abgerufen werden. Einige dieser Ergebnisse werden nachfolgend aufgegriffen und vorgestellt.
Die meisten Bücherbusse (78 Prozent) befinden sich in kommunaler Trägerschaft (siehe
Abbildung 14). Das dichteste Netz mobiler Fahrbibliotheken befindet sich in NordrheinWestfalen (NRW) mit 14 Bücherbussen, dicht gefolgt von Schleswig-Holstein mit 13 Fahrbibliotheken, die auf 14 Fahrzeuge zurückgreifen können. Baden-Württemberg (BW)
nimmt mit elf Fahrbibliotheken in insgesamt zwölf Bücherbussen den dritten Platz ein.
226
227
228
229
Thiele, S. (2001): Fahrbibliotheken haben Zukunft, S.19
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 542 ff.
Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland (o.J.): AG Fahrbibliotheken. URL:
http://www.fachstellen.de/Facharbeitsgruppen/AG-Fahrbibliotheken/index_18.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Freymann, J.v. (2009): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“
3 MOVING LIBRA
ARIES
63
Träggerschaft der Fahrrbibliotheken
8% 4%
10%
Stadt/Gem
meinde
Landkreis
Verein
22%
5
56%
Mischform
m
keine Angaabe
Abbildung
g 14: Trägerschaft deer Fahrbibliotheken
230
0
orten der 92 ausgeweerteten Fragebögen eergaben, dass in 64 Fahrbibliotheken
F
der
Die Antwo
Anteil derr Kinder und Jugendlichen an der Benutzzerstruktur zwischen 51 und 80 Prozent
liegt (siehe Abbildung 15). In elf
e Fahrbüchereien lieegt der Anteil dieser Benutzergruppe bei
P
lediglich 14 der
d befragten Büchereien gaben an, dasss weniger als 50 Proüber 80 Prozent,
zent ihrer Nutzer Kinder und Ju
ugendliche seien.
Nutzun
ng durch Kinder und Jugendliche
30
25
20
15
10
5
0
231
Abbildung
A
15: Nutzun
ng der Bücherbusse d
durch Kinder und Jug
gendliche
Da, wie bereits erwähnt, Kindeer und Jugendliche in fast allen Fahrbüch
hereien den größten
bt es dort in der Regeel spezielle Angebote für diese Zielgruppe
Anteil der Benutzer bilden, gib
bildung 16). Besonders häufig werden K
Klasseneinführungen, die direkte Medien(siehe Abb
ausleihe an
a Schulen oder die Bereitstellung von K
Klassensätzen durch die
d Fahrbibliotheken
angeboten
n.
230
231
Freymann, J.v. (2008): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“ (eigene Darstellung)
D
Ebd. (eiigene Darstellung, Angab
ben in Prozent)
64
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Angebote spezieller Dienstleistungen
für Kinder und Jugendliche
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Abbildung 16: Angebote spezieller Dienstleistungen für Kinder und Jugendliche
232
Ein wichtiger Aspekt der Ausrichtung auf die Kinder und Jugendlichen als große Zielgruppe
der Fahrbüchereien ist die Leseförderung. So wurde beispielsweise für die Fahrbücherei der
Stadtbibliothek Esslingen ein detailliertes Konzept entwickelt, welches die Vermittlung von
233
Lese- und Informationskompetenz für Schüler zum Inhalt hat. SEEFELDT und SYRÉ schreiben
dazu:
„Ebenso wie in den standortfesten Bibliotheken werden auch Fahrbibliotheken zur
Leseförderung aktiv genutzt, indem in ihnen Bibliothekseinführungen, unterrichtsbegleitende Lesestunden und themenbezogene Projekte für Kindergartengruppen
und Schulklassen angeboten werden. Im Bus, der zum vereinbarten Termin vor der
Schule oder dem Kindergarten hält, wird gelernt, vor allem aber vorgelesen und gespielt, erzählt und gemalt, um die Kinder und Jugendlichen für Literatur und Lesen,
für Beschaffung von Information und die Nutzung von Bibliotheken zu begeis234
tern.“
Auch durch Kooperationen mit Kindergärten und Schulen werden die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Blick genommen. Besonders aus Dänemark und Finnland sind
232
233
234
Freymann, J.v. (2008): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“ (eigene Darstellung)
Vgl.: Engelfried, Monika (2001): Medien mobil. Ein neues Konzept der Fahrbücherei Esslingen zur Förderung von Medienkompetenz in Schulen und Stadtteilen. Diplomarbeit im Studiengang Öffentliche Bibliotheken der Fachhochschule Stuttgart, Hochschule der Medien, S. 33 ff.
Seefeldt, J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 56
3 MOVING LIBRARIES
65
zahlreiche Beispiele bekannt, bei denen sich der Fahrplan der Bücherbusse nach den Be235
dürfnissen der jugendlichen Kunden richtet.
In Guatemala werden Bücherbusse verstärkt für die Leseförderung von Kindern und Ju236
gendlichen genutzt, da das Land eine sehr hohe Analphabetenrate aufweist. Das Projekt
„Bibliotheken Guatemalas“ richtet Bibliotheken ein, um diesem Problem entgegenzuwirken.
Unter den zahlreichen Bibliotheken finden sich auch zwei Bücherbusse und sieben
„Busitos“. Letztere sind Miniatur-Bücherbusse aus Holz, welche die Funktion von Medienboxen übernehmen (siehe Abbildung 17). Sie haben ein Fassungsvermögen von etwa 300
Büchern und können von den zum Teil weit abgelegenen Schulen für mehrere Wochen
ausgeliehen werden.
Abbildung 17: Empfang eines "Busitos" von Schulkindern in Solola
237
Einsatzmöglichkeiten
Bücherbusse werden in der Regel vor allem dann eingesetzt, wenn sich die Einrichtung einer stationären, also baulich fest eingerichteten Bibliothek wirtschaftlich nicht lohnt oder
238
sich die feste Bibliothek noch im Aufbau befindet, also noch nicht nutzbar ist. So verfügen die skandinavischen Länder mittlerweile über die am besten ausgebauten BücherbusNetze Europas, da mit diesen auch die Bewohner weit verstreuter Ansiedlungen mit Litera239
tur und Informationen versorgt werden können.
235
236
237
238
239
Vgl.: Møller Christensen, Esben/Bach Sørensen, Lisbeth (2001): „Oh, to be a child once more“. In: Scandinavian Public Libraries Quarterly 34, H. 3, S. 7
Vgl.: Mau, Tabea (2008): La camioneta de los libros y la Cooperación Española. Mit dem Bücherbus und
auf Büchersuche in Guatemala. Reisebericht für B&I- International. URL: http://www.bi-international.de/
download/file/2008_Guatemala_Tabea%20Mau.pdf (Zugriff: 22.08.2009)
Mau, T. (2008): La camioneta de los libros y la Cooperación Española, S. 3
Vgl.: Kluth,R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 541 f.
Vgl.: Kiviniemi, Eija (2001): Library service in the far north. In: Scandinavian Public Libraries Quarterly 34,
H. 1, S. 20
66
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
240
Vor allem, wenn es darum geht, das Lebenslange Lernen auch in abgelegenen Regionen
zu fördern, erweisen sich Fahrbüchereien als äußerst nützlich. So wurde in der finnischen
Stadt Tampere im Auftrag der (ortsfesten) Stadtbücherei ein „fahrendes Internet-Café“ mit
dem Namen „Netti-Nysse“ eingerichtet. Jeder Bibliotheksnutzer hat dort die Gelegenheit,
241
sich mit Hilfe der zahlreichen Internet-Stationen weiterzubilden.
In Afghanistan sollen Bücherbusse des „Zivilen Friedensdienstes“ des Deutschen Entwicklungsdienstes die Versöhnung der verschiedenen Provinzen vorantreiben. Dazu gehört
242
auch, dass Bücher wieder ein fester Bestandteil der afghanischen Kultur werden. Der Weg
zur Akzeptanz führt hier vor allem über die Schulen: Rund 400 Schüler haben einen Leihausweis für Medien, die vor allem arabische Eigenübersetzungen von Kinderklassikern wie
„Die kleine Hexe“ oder „Das Sams“ beinhalten.
In Afrika stellt sich die Situation für die Einrichtung und den Einsatz von Fahrbibliotheken
problematisch dar. Dort werden Bücherbusse in der Regel nur dann eingesetzt, wenn die
entsprechenden Länder über ein eigenes zentrales Bibliothekssystem verfügen. Dies ist vor
allem in Ländern der ehemals britischen Besatzungskolonien der Fall, die ein relativ stabiles
243
und demokratisches Regierungssystem haben.
Bücherbusse werden jedoch nicht nur in Regionen eingesetzt, in denen der Betrieb einer
stationären Bibliothek nicht lohnend oder sogar unmöglich wäre. Sie bieten darüber hinaus
auch älteren Personen eine Anlaufstation an, die selbst nicht mehr in die örtliche Bibliothek
kommen können. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang das Beispiel einer Fahr244
bücherei aus Dänemark. Dort fielen die Ausleihzahlen der örtlichen stationären Zweigstellen, während die des Bücherbusses anstiegen. Nach technischer Aufrüstung wurde dort das
Angebot neu aufgestellt. Halbtags werden Kindertagesstätten angefahren, an anderen Tagen werden ältere Personen persönlich mit bereits zusammengestellten Medienpaketen
aufgesucht. Auch die Auslieferung von bestellten Büchern über die nationale Fernleihe erfolgt mit dem Bücherbus. Die Regale sind samt ihrem Bestand jederzeit auswechselbar.
Ein Indiz für die bereits weiter oben genannte positive Entwicklungstendenz, die für Fahrbibliotheken festgestellt werden kann, ergibt sich auch aus der Auswertung der Frage nach
den Zukunftsplänen bei der Umfrage „Fahrbibliotheken 2008“: 21 der befragten Bibliotheken gaben an, dass ein neuer Bücherbus angeschafft werden soll, wohingegen erfreulicherweise mit nur drei Schließungen gerechnet wurde. In acht Bücherbussen sollen technische Neuerungen bei Verbuchung und Erfassung eingeführt oder die bestehende Technik
245
verbessert werden.
240
241
242
243
244
245
Siehe Kapitel 1.1.2.2
Vgl.: Harju, Elina (2004): Internet bus Netti-Nysse. The heaviest and most yellow mobile service in the
world? In: Scandinavian Public Libraries Quarterly 37, H. 3, S. 24
Vgl.: Weigand, Florian (2005): Einfallsreiche Medienarbeit am Hindukusch. In: Zeitschrift des deutschen
Entwicklungsdienstes 42, H. 4, S.16 f.
Vgl.: Ward, Dane M. (1996): The Changing Role of Mobile Libraries in Africa. In: International Information
& Library Review 28, S. 121 ff.
Vgl.: Trolle, Mette (2001): Mini bookmobile in the fast Lane! In: Scandinavian Public Libraries Quarterly 34,
H. 3, S. 10
Vgl.: Freymann, J.v. (2008): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“
3 MOVING LIBRARIES
67
246
Ganz konkret wird beispielsweise in Stuttgart innerhalb dieses Jahres ein neuer Bücherbus
angeschafft, der eines der beiden momentan im Einsatz befindlichen Fahrzeuge der Fahr247
bücherei Stuttgart (siehe Abbildung 18) ablösen wird. Das neue Fahrzeug wird dem
technisch neuesten Standard entsprechen und zum Beispiel über einen fest eingebauten
Beamer mit Leinwand und einer Photovoltaikanlage auf dem Busdach verfügen, die den
248
Strom für die eingesetzte Technik erzeugt.
Abbildung 18: Bücherbus Stuttgart
249
Insgesamt kann der Befragung „Fahrbibliotheken 2008“ der Facharbeitsgruppe „Fahrbibliotheken“ entnommen werden, dass mittlerweile 72 Prozent aller Fahrbüchereien über ein
Online-Ausleihsystem mit Funk-Datenübertragung verfügen. 30 Prozent der Fahrbüchereien nutzen dazu das General-Packet-Radio-Service-System (GPRS); 42 Prozent nutzen UMTS
250
(Universal Mobile Telecommunications System). Im Vergleich dazu gaben in der Befragung des Jahres 2006 nur 35 Prozent der Fahrbüchereien an, dass sie bereits über ein Online-Verbuchungssystem verfügen würden.
Einschränkungen
Der große Vorteil von Fahrbüchereien liegt, wie am Anfang dieses Kapitels erwähnt, in ihrer
Flexibilität hinsichtlich der Anforderungen durch ihre Nutzer sowie die angefahrenen Routen. Jedoch ergeben sich aus den beengten räumlichen Gegebenheiten in Bücherbussen
(siehe Abbildung 19) auch Schwierigkeiten bzw. Unannehmlichkeiten für die Nutzer. So ist
246
247
248
249
250
Stand 2009
Vgl.: Stadtbücherei Stuttgart (o.J.): Fahrbücherei. URL: http://www5.stuttgart.de/stadtbuecherei/
fahrbuecherei/fahrbuecherei.php (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Gablenberger-Klaus-Blog (2008): Neues von den Bücherbussen in Stuttgart Ost. Blog-Beitrag vom
18.12.2008, Autor: Steffen. URL: http://klaus.fotogalerie-stuttgart.de/2008/12/18/
neues-von-den-buecherbussen-in-stuttgart-ost/ (Zugriff: 22.08.2009)
Gablenberger-Klaus-Blog (2008): Neues von den Bücherbussen in Stuttgart Ost. Eigene Fotomontage aus:
URL 1.Bild: http://klaus.fotogalerie-stuttgart.de/wp-content/uploads/2008/12/bucherb-p1030285-013.jpg;
URL 2. Bild: http://klaus.fotogalerie-stuttgart.de/wp-content/uploads/2008/12/bucherb-p1030274-002.jpg
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Freymann, J.v. (2008): Auswertung Fragebogen „Fahrbibliotheken 2008“
68
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
beispielsweise der Medienbestand, den die Fahrbücherei transportieren kann, begrenzt,
was die freie Buchauswahl der Bibliotheksnutzer ebenso behindert wie die bibliothekarische
Auskunfts- und Beratungstätigkeit. Darüber hinaus sind die Haltezeiten und somit die Öff251
nungszeiten der Bücherbusse an die jeweiligen Fahrpläne gebunden. Diese können wie
252
im Fall der Stuttgarter Fahrbücherei zwar übers Internet abgerufen werden, verlangen
jedoch eine starke zeitliche Bindung des Kunden.
Abbildung 19: Innenansicht des Lesemobils Baden-Baden
253
3.2.1.1.2 Bibliothekszüge
Eine ähnliche Funktion wie die Bücherbusse können auch Bibliothekszüge erfüllen. Durch
die Bindung an das vorhandene Schienennetz verlieren sie etwas von der Flexibilität der
Bücherbusse. Dennoch kann auch mit Bibliothekszügen die Literatur- und Informationsversorgung in Regionen, die schlecht mit stationären Bibliotheken ausgestattet sind, sichergestellt werden. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Masterarbeit ist den Autorinnen jedoch
leider kein aktuelles Beispiel einer echten Fahrbücherei auf Schienen bekannt. Auf die Frage,
was mit mobilen Bibliotheken assoziiert werde, wurde in der strukturierten Kurzbefra254
gung von einem der Befragten angegeben, dass es zu Zeiten der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) Bibliothekszüge gegeben habe, die hauptsächlich zur Le251
252
253
254
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 543
Vgl.: Stadtbücherei Stuttgart (o.J.): Fahrbücherei
Thiele, S. (2005): Fahrbibliotheksportraits Baden-Württemberg, S. 2
Siehe Kapitel 2.2
3 MOVING LIBRARIES
69
seförderung und zur Alphabetisierung der ländlichen Regionen in der UdSSR eingesetzt
wurden. Quellen in deutscher oder englischer Sprache konnten leider zu dieser Thematik
nicht lokalisiert werden.
Nach dem zweiten Weltkrieg scheint es in Europa einige Bibliothekszüge bzw. Bibliotheksstraßenbahnen gegeben zu haben. KLUTH erwähnt den Einsatz von Straßenbahnbüchereien
255
nach 1945 in Budapest sowie eine Zugbibliothek in Frankreich:
256
„Als Besonderheit ist der Bibliotrain der S.N.C.F. zu nennen, der in Südfrankreich
als eine Art Werksbücherei für Eisenbahner mit 7.000 Bänden an 26 Haltestellen Bü257
cher ausleiht.“
Im Dezember 2008 wurde die Geschichte der Straßenbahnbüchereien in Budapest mit ei258
ner Aktion des Goethe-Instituts Ungarn kurzzeitig wiederbelebt. Allerdings handelte es
sich bei der Aktion „Literatur in Bewegung“ nicht um echte mobile Bibliotheksarbeit, sondern es wurde eine Anthologie mit ins Ungarische übertragenen Auszügen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur verteilt, um möglichst viele Leser von der „Vielfalt und Qualität
259
der literarischen Produktion im deutschen Sprachraum zu überzeugen“ .
260
Abbildung 20: Appenzeller Bibliobahn
Zwischen März 1988 und Dezember 2008 gab es in der Schweiz die „Appenzeller
Bibliobahn“ (siehe Abbildung 20), die an den Bahnhöfen Gais, Waldstatt und Bühler Schul-
255
256
257
258
259
260
Vgl.: Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 564
S.N.C.F. = Société Nationale des Chemins de fer France, die staatliche französische Eisenbahngesellschaft
Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 563
Vgl.: Goethe-Institut Ungarn (2009): Deutsche Literatur unterwegs. URL:
http://www.goethe.de/ins/hu/bud/kue/lit/de4464874.htm (Zugriff: 22.08.2009); auch: Ungarndeutsches
Kultur- und Informationszentrum (2008): Literatur in Bewegung. URL: http://www.zentrum.hu/de/
news_data.php?wpm=rid=1983392894523791228258808 (Zugriff: 22.08.2009)
Goethe-Institut Ungarn (2009): Deutsche Literatur unterwegs
Appenzeller Bibliobahn (2008): Appenzeller Bibliobahn. URL: http://www.bibliobahn.ch/index.html
(Zugriff: 22.08.2009)
70
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
261
kinder und deren Eltern mit Literatur versorgte. Leider musste der Betrieb aufgrund der
Altersschwäche des Wagens eingestellt werden. Der mit ca. 3.500 Büchern bestückte Wag262
gon ist nur noch stationär in Gais im Einsatz.
In Deutschland existiert aktuell kein Beispiel einer echten Fahrbücherei auf Schienen. Als
Einzelaktion gab es im Jahr 2007 ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadtbibliothek
Mönchengladbach und der Deutschen Bahn AG. Dabei konnten Zugreisende auf einer bestimmten Zugstrecke zwischen Mönchengladbach und Münster nach dem Prinzip des
„Bookcrossings“ kostenlos Bücher der Stadtbibliothek Mönchengladbach mitnehmen und
263
später an andere Leser weitergeben. Beim Bookcrossing werden Bücher mit einer eigenen
„BookCrossingIDnumber“ (BCID) versehen und dann in Zügen, Hotels, Bars etc. „freigelassen“. Die „freigelassenen“ Bücher können von Lesern mitgenommen und nach dem
Lesen an anderer Stelle wiederum „freigelassen“ werden. Über die BCID kann im Internet
nachverfolgt werden, wo sich das Buch gerade befindet. Voraussetzung dafür ist, dass
die Leser die Bookcrossing-Bücher anhand der BCID auf der Bookcrossing-Website
264
(www.bookcrossing.com) registriert haben.
Bei dieser Aktion der Stadtbibliothek Mönchengladbach ging es nicht in erster Linie um die
Literaturversorgung der Bevölkerung in schlecht angebundenen Regionen. Stattdessen sollte auf die Stadtbibliothek aufmerksam gemacht werden und eine Möglichkeit gefunden
werden, mit Buchgeschenken an die Stadtbibliothek sinnvoll umzugehen. Bibliotheksleiter
WEYER kommentierte die Aktion folgendermaßen:
„Wir bekommen täglich etwa drei Kisten Bücher geschenkt. Gebrauchte, aber äs265
thetisch einwandfreie Bücher geben wir unter anderem auf diese Weise weiter.“
Da jedoch keine bibliothekarische Arbeit im Sinne von Auskunftsdienst und Ausleihe der
Bücher stattfand, kann nicht von einer echten Fahrbücherei gesprochen werden. Der Vollständigkeit halber soll nachfolgend ein weiteres Beispiel für einen Bibliothekszug erwähnt
werden, der jedoch ebenfalls keine Fahrbücherei im Sinne der eingangs vorgestellten Definition darstellt, da er nicht mobil, sondern an einen festen Standort gebunden ist.
261
262
263
264
265
Vgl. ebd.
Vgl.: Appenzeller Bibliobahn (2008): Die Bibliobahn am Scheideweg. URL:
http://www.bibliobahn.ch/machbarkeitsstudie.htm (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: BuB-Redaktion (2008): Nachrichten. Bücher im Zug. In: BuB 60, H. 2, S. 118
Vgl.: Ferrari, Rudi (o.J.): Bookcrossing.com. German support site. URL:
http://www.bookcrossers.de/bcd/home/kurz (Zugriff: 22.08.2009)
BuB-Redaktion (2008): Nachrichten. Bücher im Zug, S. 118
3 MOVING LIBRARIES
Abbildung 21: Bibliothekszug Hong Samud Rotfai Yoawachon
71
266
267
Im Jahre 1999 wurde in Bangkok unter dem Namen „Hong Samud Rotfai Yoawachon“
268
ein Bibliotheksprojekt für Straßenkinder ins Leben gerufen (siehe Abbildung 21). Ziel des
Projektes ist es, Straßenkindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen, um ihnen Wege aufzuzeigen, in der Gesellschaft zu überleben. Dies soll sie davor bewahren, kriminell zu werden
und ihnen stattdessen eine Art „Heimat“ geben.
Dazu wurden zwei ausgediente Zugabteile als Bibliothek und Schulraum umgestaltet. Jeden
Tag wird auf freiwilliger Basis ein dreistündiger Unterricht für die sechs bis achtzehnjährigen Kinder angeboten. Danach haben sie die Möglichkeit, die Bibliothek zum Lesen,
Computerspielen oder zum Fernsehen zu nutzen. Der Bibliothekszug ist nicht nur Anlaufstelle für Straßenkinder, sondern wird auch durch die Bahnhofspolizei und die umliegenden Anwohner des Bezirks genutzt und nimmt so einen wichtigen Platz als Begegnungs269
und Bildungsstätte in Bangkok ein.
3.2.1.2 Schiffsbibliotheken
Um auf gesicherte Daten für die Beschreibung der unterschiedlichen Schiffsbibliotheken
zurückgreifen zu können, führten die Verfasserinnen eine standardisierte Online-Befragung
270
unter Reedereien durch, deren Schiffe über Bibliotheken verfügen. Leider war die Reso-
266
267
268
269
270
Ruurs, Margriet (2005): My librarian is a camel. How books are brought to children around the world.
Honesdale, PA, Boyds Mills Press, S. 29
Wörtliche Übersetzung aus dem Thai: „Bibliothekszug für Kinder“
Vgl.: Cheunwattana, Aree/Meksawat, Pimol (2001): Small is Beautiful. The library train for homeless
children. URL: http://www.eric.ed.gov/ERICDocs/data/ericdocs2sql/content_storage_01/0000019b/
80/19/92/21.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2
Vgl.: Cheunwattana, A./Meksawat, P. (2001): Small is Beautiful, S. 4
Siehe Kapitel 3.2
72
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
nanz auf die Befragung mit nur einer Antwort nicht ausreichend, um daraus repräsentative
Rückschlüsse zu Schiffsbibliotheken ziehen zu können.
Stattdessen konnten die Verfasserinnen jedoch in einem Experteninterview mit FELBA von
der Versandbuchhandlung Missing Link einige Fragen bezüglich der Funktionalität und Einrichtung von Kreuzfahrtschiffen klären. Missing Link hat zwischen 2004 und 2005 unter
anderem die Bibliothek der „Pride of America“ (siehe Abbildung 22) der Reederei
271
Norwegian Cruise Line (NCL) ausgestattet.
Grundsätzlich lassen sich die Schiffsbibliotheken nach der Art der Zielgruppe, für die sie
gedacht sind, sowie hinsichtlich des Schiffstyps, auf dem sie sich befinden, unterscheiden.
Abbildung 22: Bibliothek der „Pride of America"
272
So gibt es auf Passagierschiffen (zum Beispiel Kreuzfahrtschiffen) sowohl Bibliotheken, die
hauptsächlich für die Passagiere vorgesehen sind, als auch eigene Bibliotheken für die
273
Crew. Weiterhin gibt es Bibliotheken, die für die Bedürfnisse von Wissenschaftlern auf
Forschungsschiffen eingerichtet werden. Dazu gehört beispielsweise die Bibliothek des Forschungsschiffes „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung
in Bremerhaven (AWI).
271
272
273
Vgl.: Felba, Branka (2009): Telefonisches Experteninterview am 27.06.2009
Pride of America (o.J.): Bibliothek. URL:
http://www.charitycruise.com/lines/norwegian%20cruise%20line/pride%20of%20america/photos/pride%
20of%20america%20ss%20america%20library%202.jpg (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Felba, B. (2009): [Experteninterview]
3 MOVING LIBRARIES
73
Auch auf Flugzeugträgern des Militärs existieren Bibliotheken, die den Besatzungen zur Verfügung gestellt werden. Da die Bibliotheken (siehe Abbildung 23) jedoch in der Regel nur
als Bestandteil des Flugzeugträgers genannt, nicht jedoch beschrieben werden, werden sie
im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht näher betrachtet.
274
Abbildung 23: Flugzeugträger mit Bibliothek
Eine ähnliche Funktion wie die Bücherbusse zu Lande, nämlich die Sicherstellung der Literaturversorgung in schlecht angeschlossenen Regionen, übernehmen öffentliche Bücherei275
276
schiffe zum Beispiel in Skandinavien oder in Bangladesch .
3.2.1.2.1 Kreuzfahrtschiffe
Als Kreuzfahrtschiffe werden nachfolgend Passagierschiffe bezeichnet, die Urlauber zu Vergnügungs- und Erholungsreisen auf Binnenwasserstraßen, Küstengewässern oder über See
transportieren. Dazu zählen unter anderem die bereits genannte „Pride of America“ oder
277
Postschiffe, wie sie beispielsweise auf den Hurtigruten verkehren.
274
275
276
277
Steinmetz, Marc (o.J.): Flugzeugträger Stennis. Eigene Fotomontage aus: URL 1. Bild: http://www.visumimages.de/image/tid/151/?page=; URL 2. Bild: http://www.visum-images.de/image/tid/151/?page=20
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Johansson, Mikaela (2007): Joint Operation Strategy. A new tool for cooperation between Aboland
libraries. In: Scandinavian Public Libraries Quaterly 40, H. 2, S. 9
Vgl.: BuB-Redaktion (2006): Auszeichnung. Boat People „Access to Learning Award“ der Gates Foundation
geht nach Bangladesch. In: BuB 58, H. 2, S. 107
Vgl.: Hurtigruten GmbH (o.J.): Hurtigruten. Faszination Seefahrt seit 1893. URL:
http://www.hurtigruten.de/ (Zugriff: 22.08.2009)
74
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 25: Bibliothek der
279
Queen Mary 2
Abbildung 24: Bibliothek der
278
Queen Victoria
Abbildung 26: Kreuzfahrtschiff280
bibliothek
281
Im Experteninterview mit FELBA konnten einige Fragen bezüglich der Ausstattung und des
Bestandes von Bibliotheken auf Kreuzfahrtschiffen angesprochen und geklärt werden. Abhängig von der Größe des Schiffes stellt die Bibliothek nur ein Angebot unter vielen dar. So
gibt es auf den beiden Schiffen, für die Missing Link die Bibliotheksbestände geliefert hat,
neben der Bibliothek auch noch eine Videothek und eine Mediathek an Bord.
Laut FELBA sind die Bibliotheken auf Kreuzfahrtschiffen sehr konservativ und „gediegen“
eingerichtet. Dies wird auch auf Fotos deutlich, die die Reedereien im Internet zur Verfügung stellen (siehe Abbildung 24, 25 und 26).
278
279
280
281
Cunard Line (2006): Queen Victoria. Bibliothek. URL: http://www.cunard.de/fleet/QV/AB/aktivitaeten.php
(Zugriff: 22.08.2009)
Kreuzfahrtberater (o.J.): RMS Queen Mary 2. Bibliothek. URL: http://www.kreuzfahrtberater.de/
schiff.php?schiff=Queen+Mary+2&sch_bild=60#rlogo (Zugriff: 22.08.2009)
An Bord. Magazin für Erlebnisreisen auf dem Schiff (2006): Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Vgl.: Felba, B. (2009): [Experteninterview]
3 MOVING LIBRARIES
75
Der Bestand an Büchern richtet sich nach dem Einsatzgebiet des Schiffes, sowie nach der
voraussichtlichen Zusammensetzung der Passagiere. So waren Missing Link konkrete Quoten durch die Reederei vorgegeben worden, was den Anteil an englischsprachiger Literatur
anbelangte, da das Haupteinsatzgebiet der beiden auszustattenden Schiffe auf der Route
zwischen Hawaii und Australien liegt. Darüber hinaus wurde auch chinesische und japanische Literatur angeschafft. An Bord anderer Schiffe der NCL werden auch französische,
282
spanische, deutsche und italienische Bücher zur Verfügung gestellt.
Es wird bei der Bestandsauswahl davon ausgegangen, dass die Bibliotheksnutzer aufgrund
ihrer guten finanziellen Stellung einen hohen Bildungsgrad mitbringen. Die Bibliothek wird
für Passagiere jeden Alters eingerichtet. Es werden daher auch Kinderbücher und Bücher in
Großdruck oder sogar Blindenschrift an Bord vorgehalten. Einen inhaltlichen Schwerpunkt
gibt es bei der Bestandsauswahl jedoch laut FELBA nicht. So wurden nicht nur Bücher
„[…] aus dem Bereich Belletristik [angeschafft], sondern auch [aus den Bereichen]
Sachbuch, Ratgeber, Reiseführer. Im Bereich Ratgeber gab es alles, von Turnen bis
Gesundheit bis zu Schiffsunglücken. Alles Mögliche war dabei, mit einem Hang zu
den amerikanischen Passagieren. […] Aber immer mit dem Fokus ‚saubere‘ Literatur
283
auszuwählen.“
„Saubere“ Literatur bezieht sich hier vor allem auf Schrifttum, das aus religiöser und erotischer Sicht unbedenklich ist. Je nach Größe des Schiffes und der Bibliothek werden zwischen 2.000 (Schiffsbibliothek der „Alexander von Humboldt“) und 8.000 (Schiffsbibliothek
284
der „Queen Mary 2“) Bücher für die Bibliothek gekauft.
Missing Link hatte neben der Bestandsauswahl auch die Aufgabe, sich um ein Leitsystem zu
kümmern, das auch Nicht-Bibliothekaren die Verwaltung der Bibliothek ermöglichen sollte.
So wurde ein Leitsystem basierend auf verschiedenen Farbcodierungen entwickelt, mit dem
die Bücher zusätzlich mit dem ersten Buchstaben des Nachnamens des Autors markiert
wurden. Dieses Farbsystem wurde auf Kupfertafeln gedruckt und in der Bibliothek aufge285
hängt.
Aus der Aussage von FELBA lässt sich schließen, dass Missing Link auch dafür verantwortlich
war, eine Bibliotheksverwaltungssoftware auszusuchen und mitzuliefern, mit der die Bücher
erfasst und ein Leihverkehr innerhalb des Schiffes ermöglicht werden sollte.
282
283
284
285
Vgl.: An Bord. Magazin für Erlebnisreisen auf dem Schiff (2006): Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.
URL: http://anbord.image-advertising.de/index2.php?cat=18&article_id=145 (Zugriff: 22.08.2009)
Felba, B. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: An Bord. Magazin für Erlebnisreisen auf dem Schiff (2006): Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Vgl.: Felba, B. (2009): [Experteninterview]
76
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 27: Schiffsbibliothek des MS „Stadt Thun"
286
Ebenfalls einen Service für Reisende bietet die Schiffsbibliothek der Stadtbibliothek Thun
287
Gästen des MS „Stadt Thun“ auf der Strecke zwischen Thun und Interlaken an. Die kleine
Schiffsbibliothek (siehe Abbildung 27) soll „entspannende Lektüre“ mit „atemberaubender
Aussicht“ verbinden.
Dafür bietet sie einen kleinen Buchbestand an:
„[R]und 100 Bücher, ausgewählt von der Stadtbibliothek Thun. Hauptthema ist alles
rund ums Gewässer, dazu kommt Hintergründiges und Touristisches aus der Region. Auch Literatur hat ihren Platz: eine Schifffahrt eignet sich vor allem für Kurzge288
schichten.“
Auch die einzige Antwort auf die Online-Befragung der Verfasserinnen lässt sich als Postschiff dem Bereich der Kreuzfahrtschiffe zuordnen und soll nachfolgend kurz vorgestellt
werden.
Die Bibliothek des Postschiffes wird nicht durch bibliothekarisches Fachpersonal betreut. Sie
stellt Bücher und Spiele zur Verfügung und dient hauptsächlich der Unterhaltung der Passagiere. Darüber hinaus werden Informationen zu den angelaufenen Reisezielen sowie zur
Reederei, zur Schiffstechnik und zu Seereisen und deren Geschichte bereitgehalten. Innerhalb des Schiffes dürfen die Medien von den Bibliotheksnutzern ausgeliehen werden. Sollte
ein bestimmtes Buch oder Spiel nicht in der Bibliothek vorhanden sein, können die Gäste
ihre diesbezüglichen Wünsche mit Hilfe einer Wunschbox mitteilen.
Zur Frage nach der Zuständigkeit für die Schiffsbibliothek wurde keine Angabe gemacht.
Auch zu den Öffnungszeiten können leider keine Rückschlüsse aus der Auswertung der Befragung gezogen werden.
Zusammenfassend lässt sich aus der geringen Rücklaufquote der Online-Befragung für Bibliotheken auf Kreuzfahrtschiffen der Schluss ziehen, dass die Reedereien ihnen anscheinend
keinen hohen Stellenwert beimessen. Kreuzfahrtschiffsbibliotheken werden den Gästen
286
287
288
Schifffahrt Berner Oberland (2007): Schiffsbibliothek MS „Stadt Thun“. URL:
http://www.bls.ch/d/schifffahrt/events-bibliothek.php (Zugriff: 22.08.2009)
MS = „Motorschiff“
Stadt Thun (o.J.): Schiffsbibliothek MS Stadt Thun. URL: http://www.thun.ch/stadtverwaltung/
stadtbibliothek/angebote-und-dienstleistungen/schiffsbibliothek-ms-stadt-thun.html (Zugriff: 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
77
„nur“ als ein Serviceangebot unter vielen angeboten und dienen ausschließlich der Unterhaltung an Bord. Da nicht mit anspruchsvollen Fragen seitens der Bibliotheksnutzer gerechnet wird und die Bibliothek innerhalb des Schiffes keine hohe Priorität besitzt, wird auf
die Betreuung der Bibliothek durch qualifiziertes Fachpersonal verzichtet. Die Betreuung
findet durch angelernte Assistenten statt, die jeweils für einige Monate auf den Schiffen
mitfahren.
3.2.1.2.2 Öffentliche Büchereischiffe
Eine völlig andere Aufgabe für eine vollkommen andere Zielgruppe nehmen Öffentliche
Büchereischiffe wahr. Ihre Aufgaben sind vergleichbar mit denen der Bücherbusse. Sie
übernehmen oder ergänzen in Regionen, die schlecht mit stationären Bibliotheken ausgestattet sind, die Literatur- und Informationsversorgung der Bevölkerung – und zwar auf
dem Wasserweg. Da die Aufgabenbereiche, Existenzzwecke und Einsatzmöglichkeiten von
Bücherbussen bereits ausführlich in Kapitel 3.2.1.1 beschrieben wurden, werden nachfolgend vertretungsweise lediglich zwei Beispiele für Öffentliche Büchereischiffe vorgestellt.
Asien
In Bangladesch werden durch die Organisation SHIDHULAI SWANIRVAR SANGSTHA Schiffsbibliotheken betrieben, die Bücher, Bildung und Technologie in abgeschiedene, durch Über289
schwemmungen heimgesuchte Regionen des Landes bringen. Für dieses Projekt wurde
die Organisation 2005 mit dem „Access to Learning Award” (ATLA) der Bill & Melinda Ga290
tes Foundation ausgezeichnet. Dieser Preis wird jährlich für Bibliotheksprojekte vergeben,
die sich außerhalb der USA für die Informationsversorgung der Bevölkerung sowie für freien Zugang zu Computern und Internet, vor allem in schwer zugänglichen Regionen, ein291
setzen.
Bangladesch ist mit einer Bevölkerungsdichte von 1.000 Menschen pro Quadratkilometer
der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung
292
leben auf dem Land. Ein großes Problem stellt die große Armut der Bevölkerung dar, die
293
vor allem mit schlechter Bildung und einer hohen Analphabetenrate einhergeht.
Ziel von SHIDHULAI SWANIRVAR SANGSTHA ist es daher auf dem Wasserweg mit technisch gut
ausgerüsteten Bootsbibliotheken die Landbevölkerung mit Informationen zu versorgen. Es
geht beispielsweise darum, durch Erklärung neuer Landwirtschaftstechnologien, das Leben
der Bevölkerung zu verbessern.
289
290
291
292
293
Vgl.: BuB-Redaktion (2006): Auszeichnung. Boat People „Access to Learning Award“ der Gates Foundation
geht nach Bangladesch, S. 107
Vgl.: Bill & Melinda Gates Foundation (2005): 2005 Access to Learning Award. Shidhulai Swanirvar
Sangstha. URL: http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/2005-shidhulai-swanirvar-sangsthabangladesh.aspx (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Bill & Melinda Gates Foundation (o.J.): Programs & Partnerships. Access to Learning Award. URL:
http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/access-to-learning-award-overview.aspx (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Wikipedia (o.J.): Bangladesch. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: BuB-Redaktion (2006): Auszeichnung. Boat People „Access to Learning Award“ der Gates Foundation
geht nach Bangladesch, S. 107 f.
78
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„If the students cannot come to the school because of poor communication then
294
the school should come to them”
Die Bootsbibliotheken decken einen Radius von ca. 240 km im nördlichen Bangladesch ab.
Zu den Bootsbibliotheken gehören auch Schul- und Computerboote, die mit Internetzugängen, Computern, mobilen Telefonen etc. ausgestattet sind. Besonders für Mädchen
und Frauen bringt das Projekt einen positiven Nebeneffekt mit sich. Die sehr konservativ
eingestellte Bevölkerung weigert sich oftmals, Mädchen Zugang zu Bildung zu verschaffen,
um sie „beaufsichtigen“ zu können. Die Bootsbibliotheken bieten jedoch auch den Mädchen die Möglichkeit, am Bildungsprogramm teilzunehmen, da ihre Eltern dort „ein Auge
auf sie haben können“. Mittlerweile sind ca. 70 Prozent der Besucher der Bootsbibliotheken
295
Frauen (siehe Abbildung 28).
Abbildung 28: Bootsbibliotheken in Bangladesch
296
Skandinavien
In Finnland werden Büchereischiffe eingesetzt, um die Schärenregion Åboland mit Literatur
297
zu versorgen. In dieser Region können viele Bibliotheken nur per Autofähre oder Schiff
erreicht werden. In Åboland wurde eine Kooperation zwischen acht kommunalen Bibliotheken ins Leben gerufen, um ressourcenschonend einen guten Bibliotheksservice für die
Bevölkerung anbieten zu können. Diese Kooperation wird als „Blanka-Netzwerk“ bezeich298
net. Die Bibliotheksnutzer können die Bestände aus allen angeschlossenen Bibliotheken
nutzen. Die angeforderten Medien werden einmal pro Woche mittels internen Leihverkehrs
zwischen den Blanka-Bibliotheken ausgetauscht. Das Ziel des BLANKA-NETZWERKES lautet:
„With its base in the archipelago, its openness to the world and accumulated competence, Blanka wants to support development in the region and work for an at-
294
295
296
297
298
BuB-Redaktion (2006): Auszeichnung. Boat People „Access to Learning Award“ der Gates Foundation geht
nach Bangladesch, S. 108; auch: Bill & Melinda Gates Foundation (2005): 2005 Access to Learning Award
Vgl. Ebd.
Vgl.: Bill & Melinda Gates Foundation (o.J.): Rivers of Technology. How Boats Are Bringing Libraries to Rural Bangladesh. Eigene Fotomontage aus: URL 1. Bild: http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/rurallibraries-on-boats-in-bangladesh.aspx/children-walking-into-boat-atla-2005; URL 2. Bild:
http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/rural-libraries-on-boats-in-bangladesh.aspx/women-usingcomputers-in-library-atla-2005 (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Johansson, M. (2007): Joint operating strategy, S. 9 ff.
Vgl. ebd. S. 9
3 MOVING LIBRARIES
79
tractive and viable Åboland. […] Within Blanka, the user is the focal point. With kind
treatment, flexible service and a diverse selection, Blanka wants to provide service to
299
everyone.“
3.2.1.2.3 Forschungsschiffe
Auch aus dem Bereich der Bibliotheken auf Forschungsschiffen wird nachfolgend ein Beispiel vorgestellt. Da der Rücklauf der Online-Befragung jedoch keine Rückschlüsse auf Forschungsschiffsbibliotheken zulässt, können keine allgemeingültigen Angaben zu Bestandsaufbau und bibliothekarischer Arbeit an Bord gemacht werden.
300
Abbildung 29: Bibliothek auf dem Forschungsschiff „Polarstern"
Auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) befindet sich eine Bordbibliothek (siehe Abbildung 29), die vom
Hauptstandort des AWIs in Bremerhaven aus betreut wird. Während der Expeditionen ist
301
der jeweilige Fahrtleiter für die Bordbibliothek verantwortlich.
Nutzer der Bibliothek sind Wissenschaftler und Forscher, die an Expeditionen der
„Polarstern“ teilnehmen. Sie können die Bibliothek ganztägig nutzen.
299
300
301
Johansson, M. (2007): Joint operating strategy, S. 10
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) (o.J.): Die Bibliothek an Bord des
Forschungsschiffes „Polarstern”. URL: http://www.awi.de/de/infrastruktur/bibliothek/aussenstellen/
polarstern_bordbibliothek/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) (o.J.): Die Bibliothek an Bord des
Forschungsschiffes „Polarstern”
80
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Der Bestandsaufbau der Bibliothek richtet sich stark nach dem Bedarf, der von den Forschern geäußert wird. So soll die Bordbibliothek in erster Linie Überblicksliteratur zu Fach302
richtungen enthalten, die im AWI erforscht werden. Dies sind vor allem: Biologie, Chemie,
Geologie, Geophysik, Glaziologie, Meteorologie und Ozeanographie mit dem Schwerpunkt
303
304
Polarforschung. Die Bibliothek an Bord enthält zurzeit ca. 1.000 Bände, zu denen pro
Jahr zwischen acht und 50 Bücher hinzukommen. Grundsätzlich werden die Bücher nur auf
ausdrückliche Bedarfsäußerungen der Wissenschaftler angeschafft, da jedes Buch
305
zusätzliche Transportkosten währen der Fahrt des Schiffes verursacht.
3.2.1.3 „Lebende“ mobile Bibliotheken
Neben den motorisiert betriebenen Fahrbibliotheken gibt es auch Moving Libraries, die auf
Tieren oder sogar durch menschliche Kraft transportiert werden und insofern „lebende“
mobile Bibliotheken sind. Unterschieden werden die „lebenden“ mobilen Bibliotheken daher nachfolgend nach Art des „Transportmittels“ in mobile Bibliotheken, die auf dem Rücken von Tieren (beispielsweise Eseln oder Kamelen) oder mobile Bibliotheken, die durch
menschliche Kraft (z.B. Fahrradbibliotheken) fortbewegt werden.
3.2.1.3.1 Moving Libraries auf dem Rücken von Tieren
Dieser Typus der Moving Libraries ist hauptsächlich in schwer zugänglichen Gebieten in Afrika, Asien oder Südamerika anzutreffen. Dort ist die Hauptaufgabe der mobilen Bibliotheken, Bücher und somit Informationen zu den Menschen zu bringen und auf diese Weise Leseförderung zu betreiben. Nicht selten kommt es vor, dass die Betreiber der „lebenden“
Moving Libraries idealistische Einzelpersonen sind. Sie übernehmen nicht nur privat die Literaturversorgung der Landbevölkerung, sondern unterrichten diese auch im Lesen und
306
Schreiben, sofern dies zeitlich und organisatorisch möglich ist.
Eselsbibliotheken in Südamerika und Afrika
So versorgt beispielsweise der Lehrer Luis Soriano jedes Wochenende mit seinen
„Biblioburros“ (siehe Abbildung 30) die Farmarbeiter und Dorfbewohner in Kolumbien mit
307
Büchern.
„Der Lehrer will die Welt zu seinen Lesern bringen. Ins kriegsmüde Hinterland von
308
Kolumbien.“
302
303
304
305
306
307
308
Vgl.: Leiding, Karin (2009): Re: Fragen zur Bibliothek der Polarstern. E-Mail vom 24.08.2009
Vgl. Ebd.
Stand August 2009
Vgl.: Leiding, K. (2009): Re: Fragen zur Bibliothek der Polarstern [elektronische Quelle]
Vgl.: NDR Fernsehen (2009): Kolumbien – Literatur auf Eseln. Sendung Weltbilder vom 07.04.2009. URL:
http://www3.ndr.de/sendungen/weltbilder/videos/weltb1098.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: NDR Fernsehen (2009): Kolumbien – Literatur auf Eseln; auch: Lachmann, Katharina (2009):
Die etwas andere Fahrbibliothek II. Blog-Beitrag vom 09.04.2009. URL:
http://bibliothekarisch.de/blog/tag/biblioburro/ (Zugriff: 22.08.2009)
NDR Fernsehen (2009): Kolumbien – Literatur auf Eseln, Min. 0:20
3 MOVING LIBRARIES
81
Er erhält keinerlei staatliche Unterstützung, sondern muss sogar mit Drohungen der Guerilla rechnen, denen seinen Bemühungen ein Dorn im Auge sind.
Abbildung 30: Biblioburro in Kolumbien
309
In Kolumbien herrscht sowohl große Armut als auch ein Mangel an Bildung, da es zum Teil
nicht einmal Schulen in den Dörfern gibt und Soriano somit den einzigen Anknüpfungspunkt zur Außenwelt und somit auch zu Bildung darstellt. Gerade der Mangel an Bildung
310
und die große Armut sind es, die den Konflikt in Kolumbien weiter schüren.
Dagegen kämpft die mobile Bibliothek an. So sagt SORIANO:
„Ein Buch kann die Welt verändern.“
311
„[…] wenn Schulen keine Bücher haben, dann können Kinder keinen Frieden ler312
nen!“
Auch in Kenia, wo der größte Teil der Bevölkerung in schwer zugänglichen Gebieten
wohnt, werden Bücher und Informationen mit Hilfe von Eselsbibliotheken zu den Men313
schen transportiert. Die Esel sind die Tiere, welche am häufigsten von der Bevölkerung zu
Transportzwecken oder zur Arbeit eingesetzt werden. Deshalb hat sich das Kenya-NationalLibrary-Services-Netzwerk dazu entschieden, die Esel auch für den Transport von Bibliothekswagen einzusetzen. Auf diese Weise versorgen die Eselsbibliotheken ungefähr 30 Dörfer in der Region Nyilima. Die Bibliothekare kennen die Bedürfnisse jedes einzelnen Dorfes
und versuchen mit ihren Angeboten, die bestmögliche Literaturversorgung sicherzustel314
len. Die Eselsbibliotheken ermöglichen besonders den Schulkindern, den „Blick über den
309
310
311
312
313
314
Elitempo.com (o.J.): URL: http://www.eltiempo.com/IMAGEN/IMAGEN-4498304-1.jpg
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: NDR Fernsehen (2009): Kolumbien – Literatur auf Eseln, Min. 2:40
Ebd. Min. 2:56
Ebd. Min. 5:45
Vgl.: Francescutti, Paul (o.J.): Remote Access. Distant libraries of the World. DVD, 3. Teil, Min. 0:32 ff.
Vgl. ebd. 3. Teil, Min. 1:37 ff.
82
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Tellerrand“ zu richten, indem sie ihnen den Zugang zu Informationen auch über andere
315
Regionen Kenias oder der Welt verschaffen.
Eselsbibliotheken werden ebenfalls in Äthiopien eingesetzt, um vor allem Bücher in der
316
Landessprache Amharisch an Schulkinder zu verteilen. Auch dort ist der Hauptgrund für
den Einsatz der mobilen Bibliotheken die unzugängliche Lage der Region, die selbst über
keine Bibliotheken verfügt.
Kamelbibliotheken in Afrika
317
Abbildung 31: Kamelbibliothek in Kenia
In den unzugänglichen Wüsten-Gebieten im Nordosten von Kenia, werden Bücher auf dem
Rücken von Kamelen (siehe Abbildung 31) zu Schülern transportiert. In der Region Garissa
gibt es überdurchschnittlich viele Menschen, die weder lesen noch schreiben können. 85
Prozent der Bevölkerung in dieser Region sind Analphabeten, der Landesdurchschnitt liegt
318
bei 31 Prozent.
An fünf Tagen pro Woche sind die mobilen Bibliotheken mit einem Kamelführer, einem
Bibliothekar und ihrer Fracht unterwegs. Am Ziel angekommen, schlagen sie eine Zeltbibliothek auf. Die Bücher können für zwei Wochen ausgeliehen werden, danach kehrt die
319
Moving Library zurück, um die Titel auszuwechseln. Auf diese Weise werden ungefähr
3.000 Nomaden in zwölf Dörfern erreicht.
315
316
317
318
319
Vgl. ebd. 3. Teil, Min. 2:36 ff.
Vgl.: Blunt, Elizabeth (2009): Donkeys boost Ethiopian literacy. Beitrag in BBC News vom 08.01.2009. URL:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7777560.stm (Zugriff: 22.08.2009)
Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 18
Vgl.: Francescutti, P. (o.J.): Remote Access, 3. Teil, Min. 3:29 ff.
Vgl.: Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 19
3 MOVING LIBRARIES
83
Elefantenbibliotheken in Asien
320
Abbildung 32: Elefantenbibliothek in Thailand
In der Region Omkoi im nördlichen Thailand gibt es weder Schulen noch Bibliotheken, so
dass die Bevölkerung oftmals weder lesen noch schreiben kann. Die thailändische Regierung erhofft sich, durch Programme zur Leseförderung dieses Problem lösen zu können. Da
einige Dörfer in Omkoi vor allem in der Regenzeit sehr schwer erreichbar sind, werden zu
321
diesem Zweck Elefanten-Bibliotheken eingesetzt (siehe Abbildung 32).
Elefanten werden traditionell in Thailand zur Bearbeitung der Felder und zum Transport
schwerer Waren eingesetzt, so dass es für die Regierung naheliegend erschien, die Elefanten auch für den Transport von Büchern einzusetzen um diese für Menschen in entlegenen
Regionen zugänglich zu machen. Es werden über 20 Elefanten als Transportmittel für die
mobilen Bibliotheken in Omkoi eingesetzt. Jedes Team verbringt zwei bis drei Tage in den
Dörfern, bevor die Bibliotheken weiterziehen. 2005 wurden 37 Dörfer mit insgesamt fast
2.000 Menschen auf diese Weise mit Informationen und Literatur zum Lesen- und
322
Schreibenlernen versorgt.
3.2.1.3.2 „Menschliche“ Moving Libraries
Neben den vorgestellten Bibliotheken, die auf dem Rücken von Tieren transportiert werden,
gibt es auch Regionen, die zu Fuß (z.B. die Andenregion Cajamarca) oder per dem Fahrrad
(beispielsweise in Indonesien) mit Büchern versorgt werden. Den augenzwinkernden Abschluss dieses Kapitels bildet eine „menschliche“ Moving Library in England, bei der Besucher einer Strandbibliothek per Schubkarre bedient werden.
320
321
322
Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 28
Vgl. ebd. S. 28
Vgl.: Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 29
84
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Bibliotheksarbeit zu Fuß in Südamerika
In Cajamarca, einer Region in den Anden Perus, gab es bis in die 1970er Jahre hinein keinen
oder kaum Zugang zu Büchern für die dortigen Farmarbeiter (die sogenannten Campesinos). Daher konnten nur wenige Menschen in den ländlichen Gebieten lesen. 1970 wurde
die „Association of Rural Libraries of Cajamarca“ gegründet, um der Bevölkerung auch in
323
schlecht zugänglichen Gebieten den Zugang zu Literatur zu verschaffen.
Seit Gründung der Association sind mehr als 700 Bibliotheken entstanden, die weit über
60.500 Menschen mit Büchern versorgen. Dabei wird ein Gebiet von ca. 15.000 Quadratkilometern abgedeckt. Das System der Literaturversorgung funktioniert folgendermaßen:
Insgesamt zwölf „regional directors“ holen drei bis vier Mal pro Jahr Bücher in der Zentralbibliothek in Cajamarca City ab. Da kaum Fahrzeuge zur Verfügung stehen, werden die
Bücher in Satteltaschen per Bus oder sogar zu Fuß nach Hause transportiert. Bibliotheksgebäude gibt es in den ländlichen Regionen nicht. Die Bücher werden daher bei den jeweiligen „library families“ aufbewahrt und von dort aus an die Bevölkerung ausgeliehen.
Sergio Diaz Estela, einer der „regional directors“ begibt sich von der Bibliothek in seinem
Haus aus zu Fuß in die umliegenden Dörfer, was zum Teil einen Fußmarsch von mehreren
324
Stunden bedeutet. Estela übernimmt jedoch nicht nur den Transport der Bücher, sondern organisiert auch monatliche Lesezirkel, die zum Lesenlernen, Vorlesen, gemeinsamen
325
Lernen und als sozialer Treffpunkt genutzt werden. Die Campesinos erleben den Zugang
zu Literatur und damit zu Bildung als besonderen Triumph, da sie viele Jahre lang darauf
verzichten mussten:
„In Peru they say: The farmers don’t know how to read. The farmers use tools. So
why give the farmers books? The significance is when the books came, we learned
326
how to read.”
Sichtbarer Erfolg der Bibliotheksarbeit in Cajamarca ist die Enzyklopädie „Biblioteca
Campesina“, die von den Campesinos herausgegeben wird. Mittlerweile sind über 100 Bücher entstanden, die sich mit der lokalen Geschichte und Kultur sowie den Legenden der
327
Campesinos beschäftigen. Die Bücher bedeuten für die Campesinos Bildung und Kultur.
Sie nutzen die Lesezirkel als soziale Treffpunkte, um gemeinsam Geschichten zu hören, zu
erzählen und miteinander zu lernen.
323
324
325
326
327
Vgl.: Francescutti, P. (o.J.): Remote Access, 2. Teil, Min. 0:32 ff.
Vgl. ebd. 2. Teil, Min. 4:16 ff.
Vgl. ebd. 2. Teil, Min. 2:23 ff.
Francescutti, P. (o.J.): Remote Access, 2. Teil, Min. 5:46 ff.
Ebd. 2. Teil, Min. 3:35 ff.
3 MOVING LIBRARIES
85
Fahrradbibliotheken in Asien
In Surabaya in Indonesien, werden
aus Kostengründen Fahrradbibliotheken (siehe Abbildung 33) eingesetzt, um die Bevölkerung mit
329
Informationen zu versorgen. Vor
allem ist es für die Fahrradbibliotheken
wesentlich
einfacher,
durch die verwinkelten Straßen
der Stadt zu fahren, als es für motorisierte Fahrbüchereien wäre.
328329
Abbildung 33: Fahrradbibliothek in Asien
Strandbibliothek in England
Die Blackpool Strand-Bibliothek (siehe Abbildung 34) bringt ihre Fracht per Schubkarre zu
den Lesern direkt an den Strand. Die Leser müssen nicht bei der Bibliothek als Nutzer registriert sein, die Rückgabe der Bücher erfolgt einfach nach dem Lesen zurück in die Schubkarre. Das Ziel der Bibliothek ist es, Spaß am Lesen zu vermitteln und den Lesern klar zu
330
machen, dass „Bibliotheken keine Gebäude sind, sondern Serviceleistungen“.
In Anbetracht der vielen ähnlichen
332
Ideen , die den Verfasserinnen in
ihrer strukturierten Kurzbefragung
übermittelt wurden, lässt sich
schließen, dass ein solcher Service
nicht nur in England, sondern
auch an deutschen Stränden und
Strandbädern auf Begeisterung
stoßen würde!
331
Abbildung 34: Schubkarrenbibliothek
328
329
330
331
332
Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 17
Vgl. ebd. S. 17
Ebd. S. 12
Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 12
Siehe Kapitel 2.2; sowie Kapitel 5.1.2
86
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
3.2.2 Mobile Bibliotheksdienstleistungen
333
Wie eingangs des Kapitels definiert , werden unter Moving Libraries in dieser Arbeit nicht
nur Bibliotheken verstanden, die selbst transportabel und somit mobil sind. Als Moving Libraries werden auch stationäre Bibliotheken oder Bibliotheksfilialen bezeichnet, die an Orten
und Plätzen stationiert sind, an denen die mobile Bevölkerung täglich vorbeikommt. Auch
mit stationären Bibliotheken an stark frequentierten Standorten gehen Bibliotheken aktiv
auf ihre Nutzer zu, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, Leseförderung zu betreiben und neue Nutzer zu gewinnen. Damit unterstützen und begleiten Bibliotheken die
Mobilität der Bevölkerung und leisten einen aktiven Beitrag zur Literatur- und Informationsversorgung der modernen Informationsgesellschaft.
Zu diesen mobilen Bibliotheksdienstleistungen zählen nach Ansicht der Verfasserinnen einerseits Bibliotheksstandorte oder -automaten an stark frequentierten urbanen Plätzen, wie
zum Beispiel in U-Bahn-Stationen, als auch Liefer- oder Abholservices, beispielsweise in Kooperation mit der Post, bei denen die Bibliothek ihren Nutzern ebenfalls entgegenkommt.
Primäre Aufgabe dieser Form der Moving Libraries ist im Gegensatz zu den in Kapitel 3.3.1
vorgestellten mobilen Bibliotheken nicht die Versorgung der Bevölkerung in schlecht angebundenen Regionen. Ziel ist es vielmehr, aktiv auf die mobile Bevölkerung zuzugehen, um
die Zeitpotenziale zu nutzen, die sich beispielsweise für Berufspendler durch die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeitsstelle ergeben.
3.2.2.1 Stationäre Bibliotheken an stark frequentierten Plätzen
3.2.2.1.1 Bibliotheken in Metro- und U-Bahn-Stationen
In Madrid bieten die öffentlichen Bibliotheken in Kooperation mit der Stadtverwaltung ihren Lesern einen besonderen Service an: In insgesamt elf Metrostationen wurden Biblio334
theksfilialen, die so genannten „Bibliometros“, eingerichtet. Dort wird den Bibliotheksnutzern jeweils ein Buchbestand von ca. 500 Bänden zur Ausleihe angeboten. Die Ausleihe ist
für alle Leser, die einen Ausweis der Öffentlichen Bibliotheken haben, kostenlos. Für Leser,
die noch keinen Ausweis haben, besteht die Möglichkeit, sich diesen direkt vor Ort in den
Bibliometros ausstellen zu lassen.
Das Ziel des Projekts war in erster Linie, die Lust am Lesen bei der Bevölkerung zu wecken.
Als die Bibliometros 2005 ins Leben gerufen wurden, lag die Quote der Nicht-Leser in Spa335
nien bei 47 Prozent. Um dies zu ändern, zog die Bibliothek dorthin, wo die Menschen
sind – in die U-Bahn-Stationen, die von ca. zweieinhalb Millionen Menschen täglich fre336
Die Nutzer der
quentiert werden, beispielsweise um zum Arbeitsplatz zu fahren.
Bibliometros können die Zeit, die sie in der Metro verbringen, mit Lektüre verbinden. Im Be-
333
334
335
336
Siehe Kapitel 3.1
Vgl.: Lesenetzwerk.at (o.J.): Lesen im Untergrund. Bibliometro: Madrid will mit U-Bahn-Bibliotheken Lust
am Lesen steigern. URL: http://www.lesenetzwerk.at/index.php?id=246 (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Deutschlandradio Kultur (2005): Bibliometro. Eine Initiative zur Leseförderung in Madrid. Beitrag
vom 26.08.2005, Autor: Ziolkowski, Gregor. URL: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/411664/
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Lesenetzwerk.at (o.J.): Lesen im Untergrund
3 MOVING LIBRARIES
87
stand befinden sich aktuelle Bestseller, Poesie und Horror, Science-Fiction und Biografien,
337
Kinderbücher und Klassiker der Weltliteratur.
Das Design der Bibliometros ist futuristisch und auffallend gestaltet (siehe Abbildung 35),
um die Aufmerksamkeit der Metrobenutzer auf sich zu ziehen. Die einzelnen Module sind
16 Quadratmeter groß und strahlend hell erleuchtet. In die Längsfassaden ist jeweils ein
Schalterfenster mit Computerbildschirm eingearbeitet. Dort können sich die Bibliometro338
Besucher registrieren lassen und Auskünfte einholen.
339
Abbildung 35: Bibliometro (Madrid)
Diese Strategie scheint aufzugehen: pro Bibliometro-Modul werden täglich über 40 Bücher
340
ausgeliehen. Eine Rückgabe der entliehenen Medien ist auch außerhalb der Öffnungszeiten und an jedem beliebigen Bibliometro-Modul möglich: über den Strichcode des Buches
341
kann eine Rückgabe-Klappe geöffnet werden.
Ein ähnliches Konzept, wie das der Bibliometros in Madrid, gibt es auch in Santiago de Chi342
le. Dort können Fahrgäste an insgesamt elf Metrostationen der U-Bahn gegen eine gerin343
ge Jahresgebühr Bücher entleihen. Auch in Kolumbien und in Valencia gibt es Biblio344
theksstandorte in den U-Bahnen.
337
338
339
340
341
342
343
344
Vgl.: Deutschlandradio Kultur (2005): Bibliometro
Vgl. ebd.
Paredes Pedrosa Arquitectos (2009): Bibliometro de Madrid. Eigene Fotomontage. URL:
http://directorioarco.blogspot.com/2009/01/paredes-pedrosa-arquitectosbibliometro.html
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Lesenetzwerk.at (o.J.): Lesen im Untergrund
Vgl.: Deutschlandradio Kultur (2005): Bibliometro
Vgl.: Guía de Servicios del Estado (2008): Inscripción de socios en Bibliometro. Beitrag vom 03.11.2008.
URL: http://www.chileclic.gob.cl/1481/article-46525.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Schultheis, Alexander H.T. (2005): In der Metropole spielt die Musik. Das Bibliothekswesen in Chile.
Eine kurze Analyse. In: BuB 57, H. 9, S. 573
Vgl.: Wikipedia (o.J.): Bibliometro. URL: http://es.wikipedia.org/wiki/Bibliometro (Zugriff: 22.08.2009)
88
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Jedoch nicht nur in der spanisch-sprachigen Welt, auch in Stockholm wurde im Februar
2009 die erste Bibliotheksfiliale in einer U-Bahnstation eröffnet. Die Station wird täglich von
ca. 3.000 Pendlern frequentiert, was einen enormen Zustrom an potenziellen Kunden für
345
die Bibliotheksfiliale bedeutet. Erweitert wird dort das Angebot durch eine Lounge, in der
die Leser bereits morgens ab 7.00 Uhr Kaffee trinken, Zeitungen und Zeitschriften lesen
und Musik für den MP3-Player herunterladen können. Zwei weitere U-Bahn-Bibliotheken
346
werden im Laufe des Jahres 2009 folgen.
Die Kulturbürgermeisterin SJÖSTEDT beschreibt den Mehrwert, den diese U-BahnBibliotheksfilialen den Nutzern bringen werden folgendermaßen:
„Eine Bibliothek an einem Platz zu haben, an dem viele zur Arbeit und zurück vorbeigehen, ist toll. Besonders die Lounge, die früh morgens öffnet, für den, der Zeitung lesen will, Bücher zurückgeben, studieren oder einen Kaffee trinken will auf
347
dem Weg zur Arbeit. Das ist eine Verbesserung für Högdalen.“
Mit den U-Bahn-Bibliotheken sollen in Stockholm vor allem Teenager und Berufstätige an348
gezogen und auf diese Weise als neue Kunden für die Bibliotheken gewonnen werden.
3.2.2.1.2 Bibliotheken in Einkaufszentren
Auch große Einkaufszentren sind in der Regel urbane Orte, die starken Zulauf aus der Bevölkerung haben. Es erscheint daher naheliegend, mit Bibliotheksfilialen in Einkaufszentren
sowohl Bibliotheksnutzern die Möglichkeit zu geben, den Besuch der Bibliothek mit der Erledigung der notwendigen Einkäufe zu kombinieren, als auch Besucher der Einkaufszentren
durch Bibliotheksangebote, die „auf dem Weg liegen“, als neue Nutzer für die Bibliotheken
zu gewinnen.
Ein Beispiel dafür sind Einkaufszentren an den Rändern großer Städte wie Santiago, La Serena oder Concepción in Chile. Dort werden Bibliotheksfilialen unter dem Namen
349
„Biblioteca Viva“ eingerichtet, um die Literaturversorgung der Bevölkerung zu sichern. In
Chile sind Bücher mit einer Luxussteuer belegt und daher sehr teuer. Hinzu kommt, dass
aufgrund der Größe des Landes weite Transportwege in Kauf genommen werden müssen.
Ein weiterer Grund, warum die Bibliotheken in den Einkaufszentren für die Literaturversorgung in Chile eine wichtige Rolle spielen, ist, dass die Chilenen sich dort am Wochenende
ohnehin nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für die Freizeitgestaltung, wie beispielsweise für Kinobesuche oder zum Bowling aufhalten und der Weg in die Bibliothek somit
350
keinen Umweg darstellt.
345
346
347
348
349
350
Vgl.: Mittrowann, Andreas (2009): Stadtbibliothek Stockholm eröffnet U-Bahn-Filiale. Blog-Beitrag vom
21.02.2009. URL: http://globolibro.wordpress.com/?s=stockholm (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Gyllenberg, Eva-Karin (2009): Premiär for T-bibblan. In: Dagens Nyheter. Beitrag vom 19.02.2009,
Übersetzung durch: Stehling, Stefanie. URL: http://www.dn.se/sthlm/premiar-for-t-bibblan-1.803127
(Zugriff: 22.08.2009)
Ebd.
Vgl. Ebd.
Fundación La Fuente (2009): Biblioteca viva. URL: http://www.bibliotecaviva.cl/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Schultheis, A.H.T. (2005): In der Metropole spielt die Musik, S. 573
3 MOVING LIBRARIES
89
Bibliotheken in Einkaufszentren stellen längst keine neue Errungenschaft mehr dar. So gibt
es weltweit Beispiele für dieses Konzept, die allesamt sehr erfolgreich sind und von der Bevölkerung gern angenommen werden.
Beispielsweise gab es in Singapur mit
der Library@orchard (siehe Abbildung
36) zwischen 1999 und 2007 eine
style-Bibliothek“ auf dem ShoppingBoulevard Orchard Road, einer luxuriö352
sen Mall. Die Bibliothek war speziell
auf eine Zielgruppe von 18- bis 35jährigen Berufstätigen ausgerichtet.
351
Abbildung 36: library@orchard
Vor Ort konnte RATZEK sich ein Bild von der Ausstattung und den Beständen der Bibliothek
machen:
„Der Zielgruppe entsprechend stehen Medien rund um den Urlaub, Bestseller, eine
umfassende Comic-Abteilung (comics@orchard) und Business-Literatur im Mittelpunkt der Erwerbungspolitik, aber auch speziell eingerichtete Musik-Stationen animieren zum Abhören neuer (inter-)nationaler Musiktitel. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die Bestseller, die zeitgleich mit der Verfügbarkeit im Handel
auch in der Bibliothek zur Ausleihe zur Verfügung stehen. Ein Café gehört natürlich
353
auch zur Ausstattung.“
2007 musste die Library@orchard vorübergehend geschlossen werden, da die Mieten in
354
355
der Orchard Road zu hoch wurden. 2013 wird sie dort wiedereröffnet werden , allerdings mit einem etwas geänderten Zielgruppenkonzept. Die neue Library@orchard wird
356
laut Ratzek ein „Youth Community Space“ werden.
In Singapur gibt es weitere Bibliotheken, die in Einkaufszentren oder Malls untergebracht
sind. Insgesamt hat das National Library Board (NLB) Singapore zehn entsprechende Filia-
351
352
353
354
355
356
National Library Board Singapore (o.J.): Lifestyle Library. URL:
http://www.nlb.gov.sg/annualreport/fy99/images/arrivals/pic4.jpg (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ratzek, Wolfgang (2006): Singapur. Eine „Schatzinsel“ in der Welt der Bibliotheken. In: B.I.T. online 9,
H. 3, S. 241
Ratzek, W. (2006): Singapur, S. 241
Vgl.: Wikipedia (o.J.): library@orchard. URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Library@orchard
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: National Library Board Singapore (2009): Moving On. library@orchard in transit. Blog-Beitrag vom
29.05.2009. URL: http://blogs.nlb.gov.sg/orchard/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ratzek, Wolfgang (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 02.07.2009
90
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
357
358
len eingerichtet. Dazu gehört die Library@esplanade in einer Mall an der Marina Bay,
deren Bestand auf die „darstellenden Künste“ (Musik, Tanz, Theater und Film) ausgerichtet
359
ist. Ein weiteres Beispiel ist die Sengkang Community Library. Diese ist eine voll-automatisierte Bibliothek, die ohne bibliothekarisches Fachpersonal auskommt. Nutzeranfragen wer360
den über einen telefonischen „cybrarian service“ abgewickelt.
Auch in Deutschland gibt es Beispiele für Bibliotheksfilialen, die in Einkaufszentren stationiert sind und somit mit ihren Angeboten dorthin gehen, wo sie von vielen Menschen
wahrgenommen werden können. So berichtet die Märkische Oderzeitung über die Ge361
meindebibliothek Hönow, die seit Juli 2009 ins örtliche Einkaufszentrum umgezogen ist.
Auch in Berlin gibt es bereits mehrere Bibliotheken in Einkaufszentren, beispielsweise die
362
Ingeborg-Drewitz-Bibliothek im Einkaufscenter „Das Schloss“ oder die Anna-Seghers363
Bibliothek im „Linden-Center“ .
Die Idee, Bibliotheksfilialen in Einkaufszentren einzurichten, ließe sich sicherlich im Sinne
der Moving Libraries noch weiterentwickeln. Auffallend ist beispielsweise in Einkaufsstraßen
großer deutscher Städte, dass immer wieder so genannte „Ein-Euro-Läden“ oder
„Schnäppchenmärkte“ eröffnet werden. Denkbar wäre, dass Bibliotheken mit kleinen mobilen „Reisebibliotheken“ für eine gewisse Zeit leerstehende Läden als Bibliotheksfilialen umfunktionieren und in zentraler Stadtlage der Öffentlichkeit interessante bibliothekarische
Angebote unterbreiten. MITTROWANN beschreibt diese Idee:
„Ich stelle mir vor, dass man zwei Meter hohe Regale hat, die man aufklappen kann,
die in einen Container passen und […] verladen werden [können]. Dann sucht man
sich einen Store, der im Moment günstig zu mieten ist und richtet den für sechs
Monate als Bibliothek ein. Dann hat man den Vorteil, dass man die Infrastruktur mit
Strom und Sanitäranlagen [vor Ort] hat und die ganzen Läden drum herum. Und
nach sechs Monaten bekommt man [einen Shop] an einem anderen Ort günstiger
364
und zieht dort hin.“
Gerade in ärmeren Städten, in denen viele Läden in zentraler Stadtlage leer stehen, könnte
ein solches Konzept interessant sein. Dies würde einerseits das Stadtbild positiv beleben
und andererseits neue Kunden in die Bibliotheken ziehen.
357
358
359
360
361
362
363
364
Vgl.: National Library Board Singapore (2002): Sengkang Community Library. Blog-Beitrag vom
19.11.2002. URL: http://infopedia.nl.sg/articles/SIP_671_2005-01-24.html (Zugriff: 22.08.2009)
Esplanade (2008): Library@esplanade. URL: http://www.esplanade.com/about_the_centre/
library/index.jsp (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ratzek, W. (2006): Singapur, S. 241 f.
Vgl.: National Library Board Singapore (2002): Sengkang Community Library; auch: Ratzek, W. (2009):
[Experteninterview]
Vgl.: Vogt, Irina (2009): „Provisorium besser als Original”. Beitrag in Märkische Oderzeitung vom
14.07.2009. URL: http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Strausberg/
id/287601 (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Stadtbibliothek Steglitz-Zehlendorf (o.J.): Ingeborg-Drewitz-Bibliothek. URL:
http://www.stadtbibliothek-steglitz-zehlendorf.de/ingeborgdrewitz.html (Zugriff 22.08.2009)
Vgl.: Stadtbibliothek Berlin-Lichtenberg (2005): Anna-Seghers-Bibliothek im Linden-Center. URL:
http://www.stadtbibliothek-berlin-lichtenberg.de/seghers.htm (Zugriff: 22.08.2009)
Mittrowann, Andreas (2009): Experteninterview, Reutlingen, am 16.07.2009
3 MOVING LIBRARIES
91
3.2.2.1.3 Bibliotheksautomaten
Eine weitere Möglichkeit für Bibliotheken, mit ihren Dienstleistungen an stark frequentierten
Plätzen präsent zu sein, stellen Bibliotheks- oder Buchautomaten dar, wie sie beispielsweise
unter dem Namen „Biblio24“ (siehe Abbildung 37) in Deutschland durch die ekz angebo365
ten werden.
Die Bibliotheksautomaten können an jedem beliebigen Platz, der über einen Stromanschluss
verfügt, aufgestellt werden. Als Standorte wären
Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufszentren, Krankenhäuser, Hotels oder auch Foyers großer Firmen denkbar.
Bibliotheksautomaten gibt es in verschiedenen
Größen. Biblio24 kann beispielsweise mit 200,
367
400 oder 600 Medien bestückt werden.
366
Abbildung 37: Biblio24
In Schweden werden die so genannten „Bokomaten“ eingesetzt, die jeweils bis zu 500 Me368
dien enthalten können.
Die Bücher, DVDs, Hörbücher etc. werden im Automaten in einer Leihkassette aufbewahrt,
durch die die Medien geschützt sind.
Für die Rückgabe der Medien gibt es je nach Entscheidung der Bibliothek entweder die
Möglichkeit, nur Medien, die im Automaten ausgeliehen wurden, dort auch zurückzugeben – oder auch Medien, die in einer der angeschlossenen Bibliotheksfilialen ausgeliehen
wurden. Mittels RFID-Technik werden die Bücher erkannt, zurückgebucht und stehen sofort
369
den nächsten Lesern zur Verfügung.
365
366
367
368
369
ekz.bibliotheksservice GmbH (2008): Bibliothekstechnik. Biblio 24. URL:
http://www.ekz.de/uploads/media/Biblio24_02.pdf (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl. ebd.
Vgl. ebd.
Vgl.: YouTube (2007): Bokomaten 4 WLS. Video-Beitrag vom 11.04.2007. URL:
http://www.youtube.com/watch?v=g8pl6Nkrvhc&feature=related (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2008): Bibliothekstechnik; auch: YouTube (2007): Bokomaten 4 WLS
92
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Die Auswahl der Medien erfolgt
über einen Touchscreen (siehe Abbildung 38), die Identifikation der
Leser über ihren Bibliotheksausweis
und die Eingabe einer PIN (Personal
371
Identification Number).
Abbildung 38: Bibliotheksautomaten in Shenzhen
370
371
372
373
Eingesetzt werden Bibliotheksautomaten bereits in Schweden , in Kalifornien , in Slowe374
nien, in Portugal, in Italien, in den Niederlanden oder in China, wo allein in der Stadt
375
Shenzhen ca. 50 Buchautomaten aufgestellt wurden.
In Deutschland werden im Moment noch keine Bibliotheksautomaten eingesetzt. Allerdings
gibt es Beispiele für „Literatur aus Automaten“, so dass die Verfasserinnen der Ansicht sind,
dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Bibliotheksautomaten auch deutschen Bibliotheksnutzern zur Verfügung gestellt werden. Der Vollständigkeit halber werden zwei
Beispiele für den Einsatz von Buchautomaten in Deutschland genannt. Zum einen stellte
der Reclam-Verlag 1912 erstmals Buchautomaten für den Verkauf her, die in Bahnhöfen,
Krankenhäusern, Kasernen und auf Schiffen aufgestellt wurden. Da die Reparatur- und
Wartungskosten für die Automaten jedoch zu hoch wurden, wurde das Experiment 1930
376
trotz guter Verkaufszahlen wieder eingestellt.
370
371
372
373
374
375
376
China View (2008): Automated library machine debuts in Shenzhen. Beitrag vom 08.04.2008. URL:
http://news.xinhuanet.com/english/2008-04/08/content_7942201.htm (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: YouTube (2007): Bokomaten 4 WLS
Vgl.: Ratzek, W. (2009): Experteninterview; auch: Wikipedia (o.J.): Bokomat. Übersetzung durch: Stehling,
Stefanie. URL: http://sv.wikipedia.org/wiki/Bokomat (Zugriff: 15.08.2009)
Vgl.: Mittrowann, Andreas (2009): Ausleihmaschinen in Kalifornien. Blog-Beitrag vom 13.07.2009. URL:
http://globolibro.wordpress.com/2009/07/13/ausleihmaschinen-in-kalifornien/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Mittrowann, A. (2009): Experteninterview
Vgl.: China View (2008): Automated library machine debuts in Shenzhen
Vgl.: Wikipedia (o.J.): Buchautomat. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Buchautomat (Zugriff: 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
93
Ein aktuelles Beispiel für „Literatur aus
Automaten“ stellen Süßigkeitenautomaten dar, die neben Essbarem auch
Büchlein der Reihe „Schöner Lesen“
des Berliner Sukultur-Verlags enthalten
378
(siehe Abbildung 39).
Zu finden sind die Automaten mit den
„Schöner-Lesen“-Heften hauptsächlich
in Berlin, Leipzig und auf Sylt.
Abbildung 39: Süßigkeitenautomat mit
377
Literatur
3.2.2.1.4 Information-Gas-Station (IGS) in Finnland
In Helsinki gibt es seit 2001 Bibliotheks-Auskunfts-Stationen, die je nach Bedarf innerhalb
der Stadt mobil sind und so als Bibliotheksfilialen bei Festivals, in Parks, in Seniorenresiden379
zen und anderswo fungieren. Vom Aussehen her inspiriert von alten Tankstellen (siehe
380
Abbildung 40) heißt der innovative Service „Information-Gas-Station“ (iGS).
Die Helsinki City Library hat als eine der ersten Öffentlichen Bibliotheken weltweit öffentliche Internetzugänge für die Bevölkerung angeboten. Dafür hat sie im Jahr 2000 den Access
to Learning Award (ATLA) der Bill & Melinda Gates Stiftung erhalten und unter anderem
381
von dem Preisgeld die iGS aufgebaut.
Die iGS besteht aus zwei Komponenten – einem Auskunftsplatz und einer „InformationsPumpe“. Kunden, die sich an den Auskunftsplatz wenden, bekommen eine individuelle
Antwort von einem Bibliothekar. Kunden, die selbst nach Informationen suchen möchten,
können dies an der „Informations-Pumpe“ tun, wo ihnen ein Internetplatz zur Verfügung
steht. Die Anfragen der Kunden können auf Wunsch auch per SMS (Short Message Service)
382
auf das Handy der Kunden beantwortet werden.
377
378
379
380
381
382
Sukultur (2009): satt.org/sukultur/Automatenseite. Schöner Lesen. URL:
http://www.satt.org/sukultur/automaten/index.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: ebd.
Vgl.: Bill & Melinda Gates Foundation (2000): 2000 Access to Learning Award. Helsinki City Library. URL:
http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/2000-helsinki-city-library-information-gas-station.aspx
(Zugriff: 22.7.2009)
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „Informations-Tankstelle“
Vgl.: Bill & Melinda Gates Foundation (2000): 2000 Access to Learning Award
Vgl. ebd.
94
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
383
Abbildung 40: Information-Gas-Station (iGS) in Helsinki
Vorrangiges Ziel der iGS ist es, verlässliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Trotz
der fortschreitenden privaten Nutzung des Internets geht die Helsinki City Library nicht davon aus, dass alle Bibliothekskunden wirklich über ausreichend gute Medien- und Informationskompetenzen verfügen, um schnell und zielsicher auf die gewünschten Informationen
zugreifen zu können, so dass die iGS hier eine Hilfestellung bietet. Andererseits haben die
Bibliotheksnutzer oft zu wenig Zeit, um selbst nach Informationen zu suchen und nutzen
384
sehr gern den Service, der durch die iGS angeboten wird. Mittlerweile gibt es zusätzlich
385
zu den mobilen Stationen einen virtuellen Auskunftsdienst und eine wöchentliche Radio386
sendung .
3.2.2.1.5 Bibliotheken in Hotels
Auch in der modernen Informationsgesellschaft werden Bibliotheken nicht nur in Anspruch
genommen, um sich zu informieren, sondern auch um Bücher, Musik oder Spiele zu
Unterhaltungszwecken auszuleihen und sich mit diesen Medien in der Freizeit zu entspannen. Oftmals ist dieser Freizeit-Lese-Genuss jedoch auf den Urlaub beschränkt. So scheint es
eine naheliegende Idee zu sein, an der Urlaubsstätte, beispielsweise in Hotels, Bibliotheken
einzurichten. Mit einem solchen Angebot treten Bibliotheken auch aktiv an ihre Nutzer heran, machen auf sich aufmerksam und erleichtern die Nutzung ihrer Bestände.
Neu ist die Idee nicht. Bereits 1996 hat SWARTE in einem Siebdruck ein Bibliothekshotel –
das so genannte „Hotel Alphabet“ (siehe Abbildung 41) – dargestellt.
383
384
385
386
Helsinki City Library (2005): Ask anything. Service on the net. Eigene Fotomontage aus: URL 1. & 2. Bild:
http://igs.kirjastot.fi/MoreAboutUs/; sowie: Bill & Melinda Gates Foundation (o.J.): Photo Gallery. Access to
Learning Award Winners. URL 3. Bild: http://www.gatesfoundation.org/atla/Pages/access-to-learningaward-winners.aspx/2000-helsinki-city-library; auch: Helsinki city Library (o.J.): iGS. URL 4. Bild:
http://www.lib.hel.fi/File/83b169e5-5ad1-42ff-9609-8cf28ce9677b/igsi.jpg (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Helsinki City Library (2005): Ask anything. Service on the net
Vgl.: Helsinki City Library (2005): Ask anything. iGS. URL: http://igs.kirjastot.fi/en-GB/iGS/ (Zugriff:
22.08.2009)
Vgl.: Helsinki City Library (2005): Kysy mitä vain. iGS. URL: http://igs.kirjastot.fi/Page/182b8f81-56d8-4ebcb4e4-28d2f0c65af9.aspx (Zugriff: 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
95
387
Abbildung 41: Hotel Alphabet
Die Idee des „Hotel Alphabet“ wurde in dem niederländischen Zukunftsbibliotheksprojekt
„Bibliotheken 2040“ aufgegriffen und für vier Wochen als reale Hotelbibliothek umgesetzt.
In den Niederlanden war dies die erste niederländische Bibliothek, die 24 Stunden pro Tag,
388
sieben Tage die Woche geöffnet war.
SCHWEIGERT untersuchte im Jahr 2004, ob es in deutschen Hotels Bibliotheksangebote gibt.
Sie ermittelte, dass ca. 15 Prozent aller Hotels in Deutschland ihren Gästen Bücher und/oder
Zeitungen und Zeitschriften zur Verfügung stellen. In aller Regel handelt es sich dabei jedoch eher um „Leseecken“ mit einem Bestand zwischen 30 und 1.000 Büchern als um ech389
te Bibliotheken.
Mittlerweile gibt es jedoch ein Bibliothekshotel in Deutschland. Seit 2006 stellt das „Literaturhotel Franzosenhohl“ in Iserlohn seinen Gästen ca. 2.700 aktuelle Bestseller und rund
387
388
389
Swarte, Joost (2003): Hotel Alphabet. In: Bruijnzeels, Rob/Tiggelen, Nicoline van: Bibliotheken 2040. Die
Zukunft neu entwerfen. Bad Honnef, Bock und Herchen, S. 36
Vgl. ebd. S. 39 ff.
Vgl.: Schweigert, Ellen (2004): Hotel Alphabet. Bibliotheksangebote in Kurorten, Hotels und auf Schiffen.
Diplomarbeit im Studiengang Bibliotheks- und Medienmanagement der Fachhochschule Stuttgart,
Hochschule der Medien. URL: http://opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/2006/587/pdf/Diplom.pdf
(Zugriff: 15.08.2009), S. 27 ff.
96
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
390
40.000 Hörbücher für die Dauer ihres Aufenthalts zur Verfügung. Bereits vor Anreise der
Gäste wird deren Literaturgeschmack erfragt, um eine entsprechende Vorauswahl an Büchern im jeweiligen Zimmer bereitzustellen. Zusätzlich werden Veranstaltungen wie Autoren-Lesungen oder Schreibworkshops angeboten, die das Programm des Hotels abrun391
den.
Eine weitere echte Verbindung von Hotels mit Bibliotheken wurde in Österreich unter dem
392
Markennamen „Bibliotels“ entwickelt. Die Idee, die den Bibliotels zugrunde liegt, ist eine
Symbiose aus zwei Dingen, die dem Vergnügen dienen, nämlich dem Lesen und dem Reisen. METTLER, der Initiator des Projekts, begründet die Entwicklung folgendermaßen:
„Nur 27 Prozent der ÖsterreicherInnnen haben in den letzten 12 Monaten kein
Buch gelesen. Demnach lesen 73 Prozent oder zirka sechs Millionen ÖsterreicherIn393
nen mindestens ein Buch pro Jahr (IMAS ). […] Diese Zahlen zeigen, dass viele
Menschen gerne lesen. Wenn viele Menschen gerne lesen, muss Lesen ein Bedürfnis
sein. Bedürfnisse begründen einen Markt. Die Innovationswerkstatt Mettler entwickelte das Produkt „Bibliotels“. Bibliotels erfüllen die Bedürfnisse der LeserInnen in
394
besonderer Art und Weise.“
Die Ziele, die durch die Bibliotels erreicht werden sollen, sind die Schaffung einer besonde395
ren Urlaubsatmosphäre und eine Erhöhung der „aktiven Leserzahlen“.
Mit den Bibliotels wird zwar eine Symbiose aus Bibliothek und Hotel geschaffen (siehe Abbildung 42), jedoch werden die Bibliotheken von den Hotels selbst bestückt und nicht von
den Stadtbibliotheken gestellt. Aus Sicht der Verfasserinnen wäre eine entsprechende Kooperation von Hotels mit Öffentlichen Bibliotheken wünschenswert.
396
Abbildung 42: Bibliotel "Im Weissen Rössl am Wolfgangsee"
390
391
392
393
394
395
396
Vgl.: Literaturhotel Franzosenhohl GmbH & CoKG (o.J.): Autoren treffen und Urlaub machen in Iserlohn
und Umgebung. URL: http://www.literaturhotel-franzosenhohl.de/ (Zugriff: 22.08.2009)
Gabel, Tim (2009): Ferien im Literaturhotel. Zuflucht für Bücherwürmer. Beitrag in Spiegel Online vom
21.08.2009. URL: http://www.spiegel.de/reise/deutschland/0,1518,641110,00.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Innovationswerkstatt Mettler (2009): Bibliotels. Das Konzept. Anhang zur E-Mail vom 27.04.2009
IMAS = Gesellschaft für Internationale Marktanalysen mbH
Innovationswerkstatt Mettler (2009): Bibliotels, S. 4
Vgl. ebd. S. 21
Im Weissen Rössl und Spa im See (o.J.): Bibliotels in Österreich. Buchgeflüster im Bibliotel, Wolfgangsee.
URL: http://www.weissesroessl.at/de-september-bibliotels-wolfgangsee.htm (Zugriff: 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
97
3.2.2.2 Liefer- und Abholservices
Neben den Bibliotheksfilialen, die an stark frequentierten Plätzen präsent sein sollen, gehören nach Ansicht der Verfasserinnen auch verschiedenste Liefer- und Abholservices der Bibliotheken zu den mobilen Bibliotheksdienstleistungen und damit zu den Moving Libraries.
Eine „Basisvariante“ dieser Lieferservices stellt im Prinzip auch schon die Zusammenstellung
von Medienkisten oder Themenboxen für Bildungseinrichtungen, Kindergärten usw. dar,
die oftmals ebenfalls von den Bibliotheken an die Partnerinstitutionen ausgeliefert werden.
Diese Medienboxen werden jedoch von fast allen Öffentlichen Bibliotheken angeboten und
variieren in ihrem Umfang, in den Lieferbedingungen, in der Art der Zusammenstellung
etc. so stark, dass sie für die vorliegende Arbeit nicht berücksichtigt werden.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Beispiele von Lieferservices vorgestellt, die der
Definition von Moving Libraries entsprechen, wie sie am Anfang des Kapitels aufgestellt
wurde.
3.2.2.2.1 Lieferservices in Kooperation mit der Post
Die Stadtbibliothek Graz bietet ihren Kunden einen kostenlosen Zustellservice in die
nächstgelegene Postfiliale an. Möglich wird dies durch eine Kooperation der Stadtbibliothek Graz mit der Österreichischen Post AG, an der sämtliche Postfilialen im Stadtgebiet
397
Graz beteiligt sind. Die gewünschten Medien können online über den Katalog der Bibliothek ausgewählt und, sofern sie verfügbar sind, auf die „Postliste“ gesetzt werden. Dies ist
398
eine Art „Warenkorb“, in den die ausgewählten Medien gelegt werden. Möglich ist auch,
sich die gewünschten Medien an die Heimatadresse schicken zu lassen. Für den Heimservice wird von der Bibliothek lediglich ein Portoersatz berechnet. Für Bibliothekskunden mit
399
„nachgewiesener Mobilitätsbehinderung“ ist dieser Service kostenfrei.
Die Lieferzeit für die bestellten Medien beträgt drei bis vier Werktage. Gibt der Besteller zusätzlich zur gewünschten Postfiliale auch seine E-Mail-Adresse an, schickt ihm die Bibliothek
eine E-Mail, wenn die Medien abgeholt werden können. Die Medien der Stadtbücherei
Graz können jedoch nicht nur in den Postfilialen abgeholt, sondern auch dort zurückgegeben werden. Die Bibliotheksnutzer können so völlig frei und flexibel entscheiden, auf welche Weise sie ihre Medien ausleihen. Sie können die Filialen der Stadtbibliothek nutzen, die
Haltepunkte der Bücherbusse, die Postfilialen in der ganzen Stadt oder sogar gegen den
Portoersatz den Weg ganz einsparen und sich die Medien an die Heimatadresse liefern lassen. Auf diese Weise kommt die Bibliothek ihren Nutzern im Sinne der Moving Libraries
stark entgegen.
Über ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Bibliothekskooperation mit der Post berichtet
auch MITTROWANN, der sich bei einem Auslandsaufenthalt in Singapur über einen entspre-
397
398
399
Vgl.: Stadt Graz Bibliothek (o.J.): Schauen, hören, lesen. Die Post bringt allen was. Broschüre der Stadtbibliothek Graz
Vgl.: Stadtbibliothek Graz (2009): Postliste – Bestellung leicht gemacht. URL:
http://www.stadtbibliothek.graz.at/?ref-type=postliste (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Stadt Graz Bibliothek (o.J.): Schauen, hören, lesen
98
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
chenden Lieferservice der Bibliotheken in die „Paketstationen“ an den U-Bahn-Stationen der
400
Stadt informieren konnte.
3.2.2.2.2 Heimservice der Stadtbibliothek Helsinki
Ebenso wie die Grazer Bibliothek bietet auch die Stadtbibliothek Helsinki einen Lieferservice
für Bibliotheksnutzer an, die aufgrund einer Behinderung, wegen schwerer Krankheit oder
401
wegen ihres hohen Alters nicht mehr selbst in die Stadtbibliothek kommen können. Im
Unterschied zu den oben genannten Kooperationen mit der Post, hat die Stadtbibliothek
Helsinki diesen Service jedoch selbst aufgebaut und zeigt damit in einem weiteren Bei402
spiel ihre starke Orientierung an den Kundenbedürfnissen, die dort im Fokus der bibliothekarischen Bemühungen stehen.
Jeder Bibliotheksnutzer, der an dem Programm teilnimmt, wird einmal innerhalb von fünf
Wochen von einem Heimservice-Team besucht. Für jeden Heimservice-Kunden sind 20 Minuten eingeplant, die nicht nur zum Austausch und zur Neubestellung der Bücher, sondern
auch zur Pflege sozialer Kontakte genutzt werden. Auch Auskunftsfragen können über ein
Wunschformular gestellt werden. Durch das Angebot können Nutzer, die sonst von den
bibliothekarischen Serviceleistungen der Stadtbibliothek abgeschnitten wären, weiterhin
mit Literatur und mit Informationen versorgt werden, was für sie eine enorme Steigerung
403
der Lebensqualität bedeutet.
„Alle Klienten loben den Heimservice. Sie entschuldigen sich beinahe und wähnen
sich privilegiert, obwohl sie doch meist an einer schweren Krankheit leiden. […]
404
Letztendlich geht es um Chancengleichheit [… und] um Menschenwürde.“
Die Nachteile eines solchen Angebots sind nach Ansicht der Verfasserinnen die hohen Kosten und der große Zeitaufwand, die von der Bibliothek für den Fahrservice aufgewendet
werden müssen. Einen Heimservice für die Menschen anzubieten, die die Bibliothek nicht
mehr selbst aufsuchen können, erscheint jedoch unter dem Gedanken, mobile kundenorientierte Dienstleistungen anzubieten, fast zwingend. Möglicherweise käme hier für Bibliotheken, die keine Partnerschaft mit der Post anstreben wollen, eine Kooperation mit Pflegediensten oder Seniorenheimen in Betracht, die eigene Fahrdienste unterhalten und dankbar
für eine Unterstützung ihrer Tätigkeiten wären.
3.2.2.2.3 Bibliotheek Rotterdam voor de Zeevaart
Ebenfalls unter die Rubrik Lieferservices lässt sich ein Service der Abteilung Seefahrt der
Gemeente Bibliotheek Rotterdam einordnen. Diese bietet einen besonderen Service für Per-
400
401
402
403
404
Vgl.: Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: Roth-Bernstein-Wiesner, Armi (2000): Helsinki. Service und Menschenwürde. In: BuB 52, H. 10/11, S.
628
Siehe auch Kapitel 3.2.2.1.3.1 Information-Gas-Station (iGS) in Finnland
Vgl.: Roth-Bernstein-Wiesner (2000): Helsinki. Service und Menschenwürde, S. 628
Ebd. S. 628
3 MOVING LIBRARIES
99
405
sonen an, die beruflich zur See fahren. Die Bibliothek stellt für Seefahrer Bücherkisten aus
Romanen und Sachbüchern, auf Wunsch auch individuell, zusammen, die an insgesamt
sieben Stationen in Holland und zwölf weiteren Stationen weltweit ausgetauscht werden
können. Auch der Austausch von Kisten zwischen verschiedenen Schiffen ist möglich. In einem solchen Fall muss die Bibliothek lediglich über den Tausch informiert werden. Gegen
eine Jahresgebühr von € 76,- pro Kiste kann dieser Service in Anspruch genommen werden. Die Plastikkisten enthalten jeweils 40 Bücher und/oder Zeitschriften. Auch Sprachkurse
werden angeboten. Die Hauptsprache der enthaltenen Titel ist Niederländisch. Es können
jedoch auch englische, spanische, portugiesische, indonesische oder polnische Titel angefordert werden. Auch das Studieren an Bord wird unterstützt: für die Fachgebiete Naturwissenschaft, Kunst und Geschichte kann Studienliteratur angefordert werden. Es gibt im
Prinzip keine Leihfristbeschränkungen, allerdings sollten die Medienkisten nicht länger als
406
ein Jahr auf einem Schiff verbleiben.
Dieses Angebot der Gemeente Bibliotheek Rotterdam zeigt sehr deutlich, auf welche Weise
Bibliotheken die Mobilität der Gesellschaft unterstützen können. Die Seefahrer könnten unter normalen Umständen die Angebote der Bibliothek nicht nutzen, da sie in der Regel länger als vier Wochen von ihrem Heimathafen entfernt sind und somit grundsätzlich die
normalen Leihfristen überschreiten würden. Hinzu kommt, dass die Bibliothek den Austausch auch zwischen verschiedenen Schiffen ermöglicht, was eine große Flexibilität der
Bestände ermöglicht. Die Seefahrer haben die Möglichkeit, inhaltliche Wünsche anzugeben
und müssen sich nicht selbst um die Bestandsauswahl kümmern. Auch erspart der Service
der Bibliothek, den Reedereien eigene Bibliotheken anzuschaffen und zu pflegen.
3.2.2.2.4 Jurten-Bibliothek in der Mongolei
GRIMM berichtet über ein Netzwerk mobiler Jurten-Bibliotheken in der Mongolei, das von
407
einer privaten Organisation von Ulan Bator aus ins Leben gerufen wurde. Mit Hilfe der
mobilen Jurten (siehe Abbildung 43) wird dort die Literaturversorgung der ländlichen Bevölkerung sichergestellt, da diese sonst zum Teil durch die Folgen der wirtschaftlichen und
politischen Umbrüche nicht an aktuelle Informationen gelangen können. Zusätzlich wird
ein Lieferservice mit mobilen Bücherkisten angeboten, die von Verwaltungsbeamten trans408
portiert und entsprechend einer Empfänger-Liste weitergegeben werden.
405
406
407
408
Vgl.: Gemeente Bibliotheek Rotterdam (o.J.): Bibliotheek Rotterdam voor de Zeevaart. Übersetzung durch:
Hoffmann, Henrike. URL: http://www.bibliotheek.rotterdam.nl/NL/Informatie/
Dienstverlening/Pages/BibliotheekRotterdamvoorde.aspx (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Gemeente Bibliotheek Rotterdam (o.J.): Bibliotheek Rotterdam voor de Zeevaart
Vgl.: Grimm, Kerstin (2005): Literatur in der Jurte. In: Zeitschrift des deutschen Entwicklungsdienstes 42,
H. 3, S.22 f.
Vgl.: Grimm, K. (2005): Literatur in der Jurte, S. 23
100
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 43: mobile Jurtenbibliothek in der Mongolei
409
Die Familien, die an dem Lieferprogramm teilnehmen, haben durch einen FeedbackBogen die Möglichkeit, für den nächsten Durchlauf Anmerkungen zu machen oder Wünsche für die inhaltliche Auswahl der Bestände zu formulieren. Für viele Hirtenfamilien in abgelegenen Regionen des Landes sind die mobilen Jurten-Bibliotheken und der Lieferdienst
der Bücherkisten, die einzige Möglichkeit an Literatur und damit an Bildung heranzukommen.
3.2.3 Virtuelle/Digitale Angebote
Zu Beginn der Typologisierung der Moving Libraries wurde bereits darauf hingewiesen,
dass bei der Unterscheidung nach der Art der „Fortbewegung“ insgesamt drei verschiedene Typen der Moving Libraries unterschieden werden können. Dabei lässt sich neben den
Moving Libraries, die selbst mobil sind und fortbewegt werden können sowie den mobilen
Bibliotheksdienstleistungen, mit denen die Mobilität der Gesellschaft unterstützt und begleitet werden kann, noch ein dritter Bereich abgrenzen. Hierbei geht es um virtuelle oder
digitale Angebote von Bibliotheken. Diese stellen im eigentlichen Sinne dieser Arbeit keine
Moving Libraries dar. Da sie jedoch meistens von jedem internetfähigen Platz der Welt aus
genutzt werden können, und somit im weiteren Sinne ebenfalls die Mobilität der Gesellschaft berücksichtigen und unterstützen, sollen der Vollständigkeit halber einige ausgewählte Beispiele virtueller bzw. digitaler Moving Libraries vorgestellt werden.
Laut AGNOLI werden virtuelle Angebote der Bibliotheken heutzutage als Selbstverständlich410
keit innerhalb des Spektrums der bibliothekarischen Dienstleistungen angesehen. Auch
SEEFELDT sieht durch die technischen Entwicklungen und eine stärkere Nutzung sozialer
409
410
Ruurs, M. (2005): My librarian is a camel, S. 20
Vgl.: Agnoli, Antonella (2004). Leitbild „benutzerfreundliche Bibliothek”. Welche berufliche Aus- und Weiterbildung ist für Bibliothekare notwendig? In: Berger, Franz: Lernort Bibliothek. Berlin, BibSpider, S. 13
3 MOVING LIBRARIES
101
Netzwerke über das Internet eine stärkere Nachfrage nach virtuellen Bibliotheksräumen voraus:
„[Der Bedeutungswandel des Ortsbegriffs] ist von der Tatsache bestimmt, dass
Menschen sich sowohl in realen als auch virtuellen Räumen aufhalten können und
dort Möglichkeit zu Begegnung, Einkauf, Arbeit, Lernen und Wissenserwerb sowohl
411
in realer Form als auch virtuell haben.“
3.2.3.1 Onleihe
412
Seit 2007 gibt es in Deutschland für Bibliotheken die Möglichkeit, über die DiViBib GmbH
die so genannte „Onleihe“ in ihr Serviceangebot zu integrieren. Mit der Onleihe können
Bibliotheken eine virtuelle Bibliotheksfiliale eröffnen, über die ihre Nutzer nach entspre413
chender Authentifizierung digitale Medien aller Art zeitlich befristet ausleihen können.
Die DiViBib bietet also ein Geschäftskonzept an, bei dem die Bibliotheken sich nicht selbst
414
um Lizenzierungen und die Verwaltung der digitalen Rechte (DRM) kümmern müssen.
Die DiViBib erwirbt die Medien bzw. Lizenzen bei den Informationsanbietern und stellt diese dann den Öffentlichen Bibliotheken so aufbereitet zur Verfügung, dass deren Nutzer auf
415
die digitalen Inhalte zugreifen können. Dabei wird über das DRM sichergestellt, dass
nicht mehr Zugriffe erfolgen können, als Lizenzen vorhanden sind. Über das Portal der
DiViBib können die E-Books, E-Audios, E-Videos, E-Music und E-Paper per Download auf
den heimischen PC, PDA oder USB-Stick geladen werden. Nach der vereinbarten Leihfrist
wird das ausgeliehene Medium automatisch zurückgegeben und steht danach sofort einem
416
neuen Nutzer zur Verfügung. Auch Vormerkungen können von interessierten Bibliotheksnutzern getätigt werden, die informiert werden, sobald der gewünschte Titel heruntergeladen werden kann.
TIEDTKE zeigt sich zufrieden mit den Reaktionen der Kunden der Hamburger Bücherhallen,
die die Onleihe seit Mai 2007 nutzen können:
„Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine solche virtuelle Bibliothek den Erwartungen unserer Kunden entspricht und, wie erhofft, neue Kunden auf die Website
417
zieht.“
411
412
413
414
415
416
417
Seefeld, J. (2005): Zukunftsvisionen, S. 15
DiViBib = Digitale Virtuelle Bibliotheken
Vgl.: DiViBib (o.J.): Mit der DiViBib eine „Onleihe“ eröffnen. URL: http://www.divibib.com/ (Zugriff:
22.08.2009)
DRM = Digital Rights Management. Dieser Begriff hat sich auch in Deutschland für die Verwaltung digitaler Lizenzrechte durchgesetzt.
Mälzer, Max (2008): Besondere Bibliotheken – Stichwort Virtuelle Bibliotheken. Geschäftsmodell einer virtuellen Bibliothek. Beitrag in BRaIn (Potsdamer Beiträge und Reportagen aus den Informationswissenschaften) vom 19.12.2008. URL: http://brain.fh-potsdam.de/ausgabe_002/2008_02_09_divibib.html (Zugriff:
22.08.2009)
Vgl.: Tiedtke, Wolfgang (2008): Per Mausklick durch die Bücherhalle. Hamburger Pläne und Visionen zu EMedien, Online-Lernen und der Filiale in Second Life. In: BuB 60, H. 1, S. 58
Tiedtke, W. (2008): Per Mausklick durch die Bücherhalle, S. 58
102
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Auch die Bibliotheksnutzer der Berliner Öffentlichen Bibliotheken, die ebenfalls seit Mai
2007 über die gemeinsame Website des Verbunds Öffentlicher Bibliotheken Berlin (VÖBB)
online Medien ausleihen können, sind offensichtlich mit dem Angebot zufrieden. Dies zeigen die Ausleihzahlen von 100.000 Downloads digitaler Medien innerhalb von 14 Mona418
ten. SCHMOLL, Leiterin des VÖBB-Servicezentrums, äußert sich positiv über den Zulauf,
den die Onleihe erfährt, da durch dieses Angebot auch neue Kunden gewonnen wurden,
die sonst nicht zu den Bibliotheksnutzern gehören:
„Durch die Verfügbarkeit über das Internet und rund um die Uhr sprechen wir vor
allem Berufstätige um die Dreißig an, eine Zielgruppe, die ansonsten eher schwer in
419
die Bibliothek zu bekommen ist“
Die Vorteile der Onleihe für die Bibliotheksnutzer liegen vor allem in der Zugänglichkeit
und Verfügbarkeit der Medien. Einerseits kann der Service rund um die Uhr in Anspruch
genommen werden, andererseits sparen sich die Nutzer die Wege in die Bibliothek, indem
sie die Ausleihe vom heimischen Computer aus tätigen können. Auch entfallen gegebenenfalls die Gebühren für überfällige Medien, da diese automatisch zurückgegeben und somit
420
vom Nutzerkonto gelöscht werden.
RATZEK sieht bei allen Vorteilen, die virtuelle und digitale Angebote sowohl den Nutzern als
auch den Bibliotheken bieten, etwas die Gefahr, dass der Kontakt der Bibliotheken zu ihren
Nutzern verloren gehen könnte. Der persönliche Kontakt ist jedoch wichtig, um die Wünsche der Benutzer zu erfahren und vor allem auch um die Bibliothek als Ort zu positionieren. TIEDTKE betont daher, dass die Onleihe nur ein Zusatzangebot zu den realen Bibliotheken ist und die Bibliothek als Ort weiterhin präsent bleiben wird:
„Der zukünftige Weg wird auf jeden Fall in die Richtung führen, dass Öffentliche
421
Bibliotheken sich in beiden Welten positionieren – real und virtuell.“
3.2.3.2 Europeana
422
Unter dem Namen „Europeana“ kann seit November 2008 über ein gemeinsames Portal
auf Digitalisate von Büchern, Landkarten, Audio-Aufnahmen, Fotografien, Archivdokumenten, Gemälden und Filmen aus Bibliotheken, Archiven, Museen und anderen Kulturinstituten der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) zugegriffen werden. Die
423
Europeana ist somit die „multimediale Online-Bibliothek Europas“. Das von der EU geförderte Projekt verfolgt das Ziel, die Kulturschätze aller EU-Mitgliedsstaaten in einer virtuellen
Bibliothek verfügbar zu machen.424 Die Zusammenarbeit der teilnehmenden Institutionen
erfolgt auf freiwilliger Basis.
418
419
420
421
422
423
424
Vgl.: DiViBib (2009): 100.000 Downloads in vierzehn Monaten. Berliner Bibliothekskunden sind begeisterte
„Onleiher“. Beitrag vom 10.08.2009. URL: http://www.divibib.com/249.0.html (Zugriff: 22.08.2009)
Ebd.
Vgl.: Mälzer, M. (2008): Besondere Bibliotheken – Stichwort Virtuelle Bibliotheken
Tiedtke, W. (2008): Per Mausklick durch die Bücherhalle, S. 57
Europeana (o.J.): Homepage. URL: http://www.europeana.eu/portal/ (Zugriff: 22.08.2009)
BuB-Redaktion (2009): Nachrichten. Europeana ist online. In: BuB 61, H. 1, S. 22
Münch, Vera (2009): Welchen Wert hat eine Bibliothek? Bericht von der 9th International Bielefeld Conference „Upgrading the eLibrary“. In: B.I.T. online 12, H. 2, S. 194
3 MOVING LIBRARIES
103
„Sie [die Europeana] respektiert die nationalen Unterschiede, bringt aber zugleich
über ein einziges Netzwerk der Exzellenz nationale Stärken und die kulturelle Vielfalt
425
Europas zur Geltung.“
426
Zurzeit sind ca. vier Millionen Dokumente in unterschiedlichen europäischen Sprachen
(siehe Abbildung 44) abrufbar, die sich jedoch nicht auf einem zentralen Server der
Europeana befinden, sondern auf den Servern der jeweiligen Institutionen verbleiben. Somit stellt die Europeana kein eigenes Repositorium dar, sondern bietet einen aggregierten
427
Zugriff auf die digitalen Sammlungen Europas an.
Abbildung 44: Logo der Europeana in verschiedenen europäischen Sprachen
428
BARROSO vergleicht den Charakter der Europeana mit dem der alten Bibliothek von Alexandria, stellt jedoch den besonderen Wert der Europeana für die Gesellschaft heraus:
„Während der Inhalt der Bibliothek von Alexandria nur einem sehr exklusiven Kreis
von Gelehrten und Wissenschaftlern, welche sich die Reise nach Ägypten leisten
konnten, zugänglich war, steht Europeana […] jedem interessierten Bürger offen –
und das nicht nur in Europa, sondern dank des globalen Charakters des Internets
429
überall auf der ganzen Welt.“
430
Die Nutzung der Europeana ist kostenfrei. Für die individualisierten Dienste kann sich jede
Person, die über eine eigene E-Mail-Adresse verfügt, registrieren lassen und danach individuelle Einstellungen wie Suchprofile etc. speichern. Noch können nicht alle Funktionalitäten, die für die Nutzung der Europeana vorgesehen sind, in vollem Umfang genutzt werden. So ist beispielsweise die semantische Suche bisher nur als Prototyp und in den Spra431
chen Englisch, Französisch und Niederländisch verfügbar. Auch die Möglichkeit, themati425
426
427
428
429
430
431
Barroso, Manuel José (2008): Mit einem Mausklick zum kulturellen Erbe Europas. Beitrag in FAZ.NET
vom 20.11.2008. URL: http://www.faz.net/s/Rub99C3EECA60D84C08AD6B3E60C4EA807F/Doc~
E16EE783237B3491681BDF704B8033C3B~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Zugriff: 22.08.2009)
Stand August 2009
Maier, Susanne (2009): Zugang zum Wissen: Bibliotheken im Netzwerk. Bericht vom 3. IFLA Presidential
Meeting. In: B.I.T. online 12, Nr. 2, S. 199
Europeana (o.J.): Homepage.
Barroso, Manuel José (2008): Mit einem Mausklick zum kulturellen Erbe Europas
Vgl. ebd.
Vgl.: Europeana (o.J.): Search. URL: http://eculture.cs.vu.nl/europeana/session/search (Zugriff: 22.08.2009)
104
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
schen „Communities“ beitreten zu können, wird zurzeit nur in einer Demoversion ange432
kündigt.
Im Sinne der Moving Libraries stellt die Europeana ein Projekt dar, das digitalisierte Inhalte
aus allen Regionen Europas verfügbar macht, ohne dass die Nutzer selbst zu den jeweiligen
Institutionen reisen müssen. Somit wird eine grenzübergreifende Informationsversorgung
sichergestellt.
3.2.3.3 National Library of Australia
Auch die National Library of Australia (NLA) stellt ihren Nutzern ein umfangreiches virtuelles
Bibliotheksangebot zur Verfügung, das nachfolgend kurz vorgestellt werden soll.
433
Beispielsweise bietet die NLA den virtuellen Auskunftsdienst „Ask a Librarian“ an. Wochentags können die Bibliotheksnutzer über „Ask a Librarian“ von 10.00 bis 19.00 Uhr eine
Chatauskunft nutzen. Darüber hinaus können rund um die Uhr Auskunftsfragen über ein
Formular an die Bibliothek gesendet werden.
Auch die digitalisierten Inhalte der NLA, die „DigitalCollections“ können durchsucht und
aufgerufen werden. Momentan werden ca. 2.300 digitalisierte Bücher, 8.800 Landkarten,
12.000 Noten und 114.000 Bilder zur Verfügung gestellt. In Abb. 45 ist die ungefähre Verteilung der unterschiedlichen Medienarten innerhalb der DigitalCollections dargestellt.
Abbildung 45: Verteilung der verschiedenen Medien auf die DigitalCollections
434
Weiterhin wird unter dem Namen „Australian Newspapers“ der Zugriff auf historische australische Zeitungen, die zwischen 1803 und 1954 erschienen sind, angeboten. Dieser Dienst
bietet Suchmöglichkeiten nach bestimmten Artikeln, nach Jahrgängen oder nach den Titeln
435
436
der Zeitungen an. Noch handelt es sich bei dem Angebot um eine Testversion, mit ein437
geschränktem Zugriff auf Inhalte und Funktionen. Dieser wird jedoch ständig erweitert.
432
433
434
435
Vgl.: Europeana (o.J.): Communities. URL: http://www.europeana.eu/portal/communities.html?page=list
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: National Library of Australia (o.J.): Ask a Librarian. URL: http://www.nla.gov.au/askalibrarian/#write
(Zugriff: 22.08.2009)
National Library of Australia (o.J.): Collection digitization overview. Progress so far. URL:
http://www.nla.gov.au/digital/index.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: National Library of Australia (o.J.): Australian Newspapers. URL:
http://newspapers.nla.gov.au/ndp/del/home (Zugriff: 22.08.2009)
3 MOVING LIBRARIES
105
Wie bereits bei der Europeana liegt der Vorteil, den die Nutzer der virtuellen Dienste der
NLA haben, darin, dass sie von jedem internetfähigen Gerät Australiens aus darauf zugreifen können. Dies erspart zum Teil lange Wege innerhalb des Landes, ermöglicht aber auch
über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg und somit weltweit die Nutzung der digitalen
Angebote. Über die virtuelle Chatauskunft sind die Bibliothekare der NLA dennoch nah am
438
Kunden, so dass auch die von RATZEK geforderte Nähe zum Kunden erhalten bleibt.
3.2.3.4 E-Books
Neben den eigentlichen virtuellen Bibliotheken, wie der Europeana oder den virtuellen Bibliotheksfilialen, die durch die DiviBib angeboten werden, gibt es auch die Möglichkeit
mobil von unterwegs aus auf digitale Dokumente zugreifen zu können. Eine entsprechende
Methode dies zu tun, wird häufig unter dem Begriff „E-Books“ zusammengefasst. Unter EBooks werden einerseits austauschbare Dateien verstanden, die den Inhalt eines gedruckten
Buches digital wiedergeben. Andererseits werden mit dem Begriff die Lesegeräte bezeichnet, mit denen diese digitalen Inhalte wiedergegeben und somit mobil rezipiert werden
439
können.
Öffentliche Bibliotheken begannen um das Jahr 2000, Lesegeräte samt elektronischer Inhal440
te zu erwerben und zur Ausleihe anzubieten. Der damalige Grundgedanke bestand darin, den Bibliotheksnutzern unabhängig von Zeit und Ort größere Mengen unterschied441
lichster Information digital zur Verfügung stellen zu können. Dabei wurde in erster Linie
an Menschen wie den Reisenden gedacht, der beispielsweise in Rom steht und sowohl seinen Reiseführer als auch die Museums- und Restaurantempfehlungen und sein italienisches
Wörterbuch kompakt in einem handlichen Gerät beisammen hat und nicht ein halbes Kilogramm an Büchern mit sich herumtragen muss.
Doch bereits kurze Zeit später bezeichneten KUNZE und NEIßER die Ausleihe der E-Books als
442
finanziellen Flop. Tatsächlich hörte man in den folgenden Jahren wenig über das einst so
bejubelte neue Medium, dem der Ruf voraus geeilt war, dass es bald das gedruckte Buch
völlig vom Markt verdrängen würde. Probleme gab es vor allem bei ungenügenden Auflagenangeboten, nicht praktikablen Lizenzierungsmodellen sowie bei ungeklärten Urheberrechtsfragen. Zusätzlich waren die unhandlichen und schweren Lesegeräte technisch noch
nicht ausgereift genug, um mit anderen mobilen Geräten wie Notebooks, Netbooks oder
436
437
438
439
440
441
442
Stand August 2009
Vgl.: National Library of Australia (2009): About The Australian Newspapers Digitisation Program. URL:
http://newspapers.nla.gov.au/ndp/del/about (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ratzek, W. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: Rapp, Katharina (2009): E-Books 2008. Von den Anfängen bis zum Durchbruch. Eine verlagswirtschaftliche Studie. Heidelberg, Akademische Verlagsgesellschaft, S.4 ff.
Vgl.: Seefeldt, Jürgen (2001): E-Books – das Medium der Zukunft auch für Bibliotheken? In: BuB 53, H. 5,
S. 330
Vgl.: Beger, Gabriele (2001): Grünes Licht zur eBook-Ausleihe in Öffentlichen Bibliotheken. Berlin, Dortmund und Köln testen die Ausleihe von eBooks. In: Bibliotheksdienst 35, H. 5, S. 584
Vgl.: Kunze, Gabriele/Neißer, Horst (2001): Nach der Euphorie. E-Books im Alltagsgeschäft der StadtBibliothek Köln. In: BuB 53, H. 7/8, S. 481
106
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
hochentwickelten Computern mithalten zu können. Es fehlten einheitliche Formatstandards
und Schnittstellen.
Seit der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2008 scheint jedoch der zweite und endgültige
Durchbruch des E-Book gekommen. Die neuen zahlreichen Lesegeräte erfreuen sich großer
443
Beliebtheit und die Verkaufszahlen steigen, wie ROESLER-GRAICHEN aufzeigt. Auch die Verlage ziehen beim Angebot mit und bieten zunehmend unterschiedlich gekoppelte Lizenzie444
rungsmodelle von Online- und Printausgaben an.
Die Verbreitung von E-Books, die ohne spezielle Lesegeräte, sondern auch auf Notebooks
und Computern rezipiert werden können, macht die E-Books gerade im Bereich der Lehrbücher für Universitäts- und Hochschulbibliotheken interessant. Hier existieren zunehmend
445
446
Leih- und Lizenzierungsmodelle wie die der E-Book-Anbieter CIANDO und SPRINGERLINK .
Für eine stärke Verbreitung der E-Books, die auch auf anderen mobilen Endgeräten wie beispielsweise dem iPhone genutzt werden könnten, spricht die voranschreitende technische
Entwicklung. Die Verfasserinnen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere
Entwicklungen eine komfortablere Nutzung digitaler Inhalte auf mobilen Endgeräten ermöglichen werden. Dazu müssen jedoch noch zwei wichtige Anforderungen umgesetzt
werden. So formuliert SCHMITZ:
„Es gibt aus meiner Sicht zwei ganz große Anforderungen. Die eine ist die Sicherheit. Wir werden in Zukunft mit diesen Geräten […] unglaublich viel machen. Wir
werden unsere Straßenbahnfahrkarten damit bezahlen oder bezahlen beim Bäcker
unsere Brötchen damit. Wir werden [auf] alle möglichen Dienste damit zugreifen
[…]. Es geht immer um das Bezahlen. Man möchte alles möglichst bruchlos haben,
alles mit einem Gerät. Das heißt aber auch, dass ich meine ganzen hochsensiblen
Daten alle auf einem Gerät habe. Und dem muss man gerecht werden mit entsprechenden Sicherheitskonzepten. […U]nd dafür muss es vernünftig bedienbar sein.
Sonst werden sie [die mobilen Endgeräte] nicht akzeptiert. Das ist das eine große
Thema und leitet über zum zweiten großen Thema der Usability. […] Man muss
jetzt nach neuen Wegen suchen, wie man so etwas benutzbar machen kann. Man
sieht es an dem iPhone – es geht schon, aber es ist noch ausbaufähig. Das sind die
447
beiden großen Anforderungen: einmal Sicherheit […] und Nutzbarkeit.“
Die von SCHMITZ formulierten Anforderungen betreffen die zukünftige Gestaltung der
technischen Geräte, mit denen Inhalte, die beispielsweise auch durch Bibliotheken bereitgestellt werden, mobil abgerufen werden können. Die Frage, welche Anforderungen an die
Bibliotheken der Zukunft und ihre Dienstleistungen gestellt werden müssen, wird im folgenden Kapitel beantwortet.
443
444
445
446
447
Vgl.: Roesler-Graichen, Michael/Schild, Ronald [Hrsg.] (2008): Gutenberg 2.0. Die Zukunft des Buches. Ein
aktueller Reader zum E-Book. Frankfurt am Main, MVB, S. 15; auch S. 37 ff.
Vgl. ebd., S.47 ff.
Vgl.: Ciando ebooks (2009): Bibliotheken. URL: http://www.ciando.com/help/index.cfm/
fuseaction/bibliothek (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Springer (o.J.): Springer eBook Collection. URL: http://www.springer.com/e-content/
ebooks?SGWID=1-40791-0-0-0 (Zugriff: 22.08.2009)
Schmitz, Roland (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 29.06.2009
107
4 Anforderungen an die Moving Library von morgen
Aufbauend auf den Entwicklungstendenzen der Gesellschaft, die in Kapitel 1 herausgestellt
448
wurden und den Erwartungen, die die befragten Experten in verschiedenen Interviews
geäußert haben, werden nachfolgend mögliche Anforderungen an die Moving Libraries
von morgen aufgezeigt.
Dass die Zukunft jedoch nicht vorhergesagt werden kann, merken bereits MINX, PREISSLER
und JÄRISCH an:
„Die Zukunft ist also kein von vornherein feststehender Endzustand, der uns von
449
außen aufgezwungen wird. Vielmehr gilt: Zukunft wird gemacht.“
Bei den Anforderungen an Moving Libraries der Zukunft werden zwei Bereiche unterschieden. Zum einen sind das Anforderungen, die grundsätzlich an zukünftige Bibliotheken gestellt werden könnten. Diese werden in Kapitel 4.1 mit dem Hauptaugenmerk auf mobile
Bibliotheken genauer betrachtet. Zweitens werden in Kapitel 4.2 Anforderungen aufgezeigt, die speziell an zukünftige Moving Libraries gerichtet werden sollen.
4.1 Allgemeine Anforderungen an zukünftige Bibliotheken
4.1.1 Zeitersparnis
In unserer schnelllebigen Zeit mutet das „Vierte Gesetz der Bibliothekswissenschaft“, das
bereits 1931 von RANGANATHAN aufgestellt wurde, fast prophetisch an:
“In dealing with the new problems of such a situation, [the Fourth Law of Library
Science] introduces the element of time and concentrates its attention entirely on
the time-aspect of the problem. SAVE THE TIME OF THE READER – that is the
450
Fourth Law of Library Science.”
Dieses „Vierte Gesetz der Bibliothekswissenschaft“ hat auch in der heutigen Zeit nichts von
seiner Aktualität und Wichtigkeit verloren. Da Bibliotheken als Dienstleistungsinstitutionen
vor allem die Interessen ihrer Nutzer im Blick haben müssen, soll die Zeitersparnis an den
Anfang der Anforderungen gestellt werden. Hier liegt einer der Vorteile, die Moving Libraries gegenüber stationären Bibliotheken haben. Moving Libraries gehen durch mobile Services auf ihre Nutzer zu und können auf diese Weise die Zeit ihrer Nutzer, die sie ansonsten
für Hin- und Rückweg zur Bibliothek aufwenden müssten, einsparen.
Nachfolgend werden beispielhaft drei unterschiedliche Maßnahmen vorgestellt, mit denen
die Anforderung „Save the time of the reader“ umgesetzt werden kann.
448
449
450
Siehe Kapitel 2.1.
Minx, E./Preissler, H./Järisch, B. (2002): Wie sieht ein Elefant aus? S. 35
Ranganathan, Shiyali Ramamrita (1931): The five laws of library science. London, Edward Goldston,
S. 336 f.
108
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
4.1.1.1 Liefer- bzw. Abholdienste/Rückgabeboxen
Unter dem Aspekt der Zeiteinsparung ist es naheliegend, mit mobilen Bibliotheken Literatur
451
und Informationen zu den Bibliotheksnutzern zu bringen. Darüber hinaus ergibt sich
auch die Notwendigkeit, durch Dienstleistungen wie beispielsweise Liefer- und Abholser452
vices oder Bestellmöglichkeiten in die nächstgelegene Packstation den Bibliotheksnutzern
den sogenannten „zweiten Weg“ in die Bibliothek zu ersparen. Damit ist gemeint, dass die
Bibliotheksnutzer höchstens einmal den Weg in die Bibliothek zurücklegen müssen, um
entweder ihre Medien auszuleihen oder um sie zurückzugeben.
Dass Bibliotheken, wie beispielsweise die Stadtbibliothek Graz, mit ihren Zustellservices in
die nächste Postfiliale diesen Trend richtig interpretiert haben und mit ihrem Angebot den
„Nerv der Zeit“ treffen, zeigen auch die Antworten aus der strukturierten Kurzbefragung.
453
Abbildung 46: Auswertung der strukturierten Kurzbefragung (Ausschnitt aus Mindmap)
Beispielsweise wurden folgende Wünsche (siehe auch Abbildung 46) für die mobile Biblio454
thek der Zukunft genannt :
451
452
453
454
•
Lieferdienste (für ältere Personen)
•
Bücherbus, der individuell bestellt werden kann
•
Paketdienst der Post
•
kostenlose Abhol- und Lieferdienste
•
„Elite-Recherche-à-la-carte“ mit anschließender Auswahl und Lieferung
•
Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen, mit angeschlossenem Bring- und Holservice
Siehe Kapitel 3.2
Siehe Kapitel 3.2.2.2.1
Eigene Darstellung
Siehe Kapitel 2.3; sowie: Kapitel 5.1.2
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
109
Auch MOTZKO sieht es als notwendige Anforderung an die Bibliothek von morgen, ihren
Kunden den „zweiten Weg“ zu sparen. Dafür sind neben Liefer- und Abholservices der Bibliotheken beispielsweise auch Rückgabekästen an zentralen Orten mit viel Publikumsverkehr
455
denkbar. Um solche Rückgabekästen anzubieten, müssten die Bibliotheken Kooperationen mit strategischen Partnern, wie dem örtlichen Bäcker, Tankstellen oder der Deutschen
Bahn schließen. Rückgabekästen an den genannten Orten hätten unter anderem auch den
Vorteil, dass die Zugänglichkeit wesentlich flexibler geregelt werden könnte, als das heutzutage in den meisten Öffentlichen Bibliotheken der Fall ist. So wäre zum Beispiel auch eine
Rückgabe der Medien verbunden mit dem Brötchenkauf beim Bäcker am Sonntag möglich.
Unter Marketingaspekten betrachtet wäre dies ein Modell, von dem nicht nur die Bibliothek, sondern auch die Kooperationspartner profitieren würden. Ebenso könnte die Bibliothek dem jeweiligen Partner als Frequenzbringer dienen und würde selbst ihren Kunden
einen Service anbieten, der eine flexible Medienrückgabe in der Nähe des Kunden gewährleistet. Hierbei hätte der Bibliothekskunde neben der Rückgabe der ausgeliehenen Medien
sogar noch die Möglichkeit, dies mit einer anderen Erledigung (wie beispielsweise dem genannten Brötchenkauf) zu kombinieren.
4.1.1.2 Smart-Shelf-Technologie
Darüber hinaus sollte durch intelligente Auskunfts- und Leitsysteme innerhalb der Bibliotheken gewährleistet werden, dass Bibliotheksnutzer so schnell wie möglich die benötigte
Literatur und die gesuchten Informationen auffinden und nutzen können. Den Bedarf an
entsprechenden Hilfestellungen sieht auch ULRICH:
„Wenn wir die Erwartungen der meisten Bibliotheksnutzer beobachten, dann wird
deutlich, dass sie keine Zeit beim Suchen vergeuden wollen. Sie erwarten Antworten
456
auf ihre Fragen dort zu finden, wo sie annehmen, dass man sie finden kann.“
Eine Möglichkeit, Bibliotheksbesucher schnell zu den gesuchten Informationen zu lotsen,
457
sieht GÖTZ beispielsweise in dem Einsatz so genannter „Thinking Carpets“ . Dabei werden
im Teppich integrierte verschiedenfarbige Leuchtdioden aktiviert, wenn ein Bibliotheknutzer sich über ein Auskunftssystem zum Beispiel den Weg zu einer bestimmten Sachgruppen
458
anzeigen lassen möchte.
Über eine ähnlich interessante Entwicklung eines intelligenten Leitsystems, welches bereits
459
in Singapur unter dem Namen „Smart-Shelf“ eingesetzt wird, berichtet RATZEK:
460
„Das Smart-Shelf ist ein RFID -gestützter OPAC [Online Public Access Catalogue],
der Kunden nutzerfreundliche Angebote macht. 20 Regale in der Lee Kong Chian
Reference Library sind direkt mit RFID-Antennen ausgestattet. Über das Smart-Shelf
455
456
457
458
459
460
Vgl.: Motzko, M. (2009): [Experteninterview]
Ulrich, Paul S. (2006): Die Bibliothek als Öffentlicher Ort. In: Ulrich, Paul S. [Hrsg.]: Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin, BibSpider, S. 88
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „Denkender Teppich“
Vgl.: Götz, Martin (2009): Technik in Bibliotheken. Die wichtigsten einzusetzenden und eingesetzten
Techniken in Bibliotheken und ihre zum Teil jetzt schon absehbaren Folgen. In: B.I.T. online 12, H. 1, S. 51
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „kluges/pfiffiges Bücherregal“
RFID = Radio Frequency Identification
110
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
kann der Kunde das Buch über einen Standortplan genau orten, auch wenn es verstellt sein sollte. Aber auch für das Personal bringt das Smart-Shelf Vorteile; im Rahmen einer ‚täglichen‘ Revision können die verstellten Bücher sehr schnell geortet
461
und wieder systematikgerecht eingestellt werden.“
Abbildung 47: Trefferanzeige im OPACplus (Screenshot mit roten Markierungen
462
der Verfasserinnen)
463
RATZEK betont, wie gut dieser innovative Service bei den Bibliotheksnutzern ankommt. Als
Weiterentwicklung ist zusätzlich vorstellbar, dass Nutzer, die sich zu einem bestimmten Titel
im „Smart-Shelf“ navigieren lassen, ähnliche Titel des gleichen Verfassers oder Titel zum
gleichen Thema vorgeschlagen bekommen. Solche „Empfehlungs-Services“ werden bei461
462
463
Ratzek, Wolfgang (2008): Neues aus der Bibliothekswelt in Jakarta und Singapur. In: B.I.T. online 11, H. 4,
S. 459
Bayerische Staatsbibliothek (2009): Suchanfrage nach: „Coelho“ im OPACplus. URL: https://opacplus.bsbmuenchen.de/InfoGuideClient/singleHit.do?methodToCall=show
Hit&curPos=1&identifier=-1_FT_419069109 (Zugriff: 23.07.2009)
Vgl.: Ratzek, W. (2009): [Experteninterview]
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
111
464
spielsweise im OPACplus der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) eingesetzt. Die BSB arbeitet mit dem Recommender-System BibTip, das durch statistische Rückschlüsse aus dem Benutzerverhalten bei der OPAC-Recherche Empfehlungen und Links auf inhaltlich verwandte
Titel erstellt (siehe rote Markierungen in Abbildung 47). Auf diese Weise wird die traditionelle bibliothekarische Sacherschließung durch einen innovativen Service ergänzt.
4.1.1.3 „Roving Librarian“
Eine ähnliche Idee, wenn auch weniger technisch, wird bereits in den USA und in Großbri465
tannien unter dem Begriff „Roving Librarian“ umgesetzt. „Roving Librarian“ bezeichnet
eine Form der „aktiven Kundenbetreuung“, bei der der Bibliothekar in der Bibliothek aktiv
nach Nutzern sucht, die sich mit einem Problem oder einer Fragestellung konfrontiert se466
hen. Ziel ist es, ihnen dort zu helfen, wo das Problem aufgetreten ist. Dies wurde bei467
spielsweise im „Learning Grid“ der UNIVERSITÄT VON WARWICK umgesetzt:
“A positive customer service ethos has been established, which is reflected back in
users’ attitudes towards the [Learning Grid] centre. At times of peak demand, the
roving support staff proactively seek solutions rather than turning users away, and
468
are trained to know when to refer enquiries to other expert agencies.”
MENTORGROUP TRAINING INC. bietet zu diesem Thema nicht nur Workshops und Kurse an,
sondern stellt auch ein Video zur Verfügung, das die „Sechs Schritte zum Roving Librarian“
469
auf amüsante Weise vorstellt (siehe Abbildung 48).
Diese sechs Schritte sind:
464
465
466
467
468
469
•
„Meet and Greet the Patron“
•
“Ask a Quick Question”
•
“Probe for Clarification”
•
“Hear the Patron”
•
“Assist Them”
•
“Thank or Invite them to Return”
Vgl.: Bayerische Staatsbibliothek (2009): OPACplus. URL: https://opacplus.bsb-muenchen.de/ (Zugriff:
22.08.2009)
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „wandernder/umherziehender Bibliothekar“
Vgl.: netbib weblog (2009): Roving librarians. Blog-Beitrag vom 08.04.2009, Autor: ES. URL:
http://log.netbib.de/archives/2009/04/08/roving-librarians/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: University of Warwick (2007): Library. The Learning Grid. URL: http://www2.warwick.ac.
uk/services/library/grid/newvisitors/what/ (Zugriff: 22.08.2009)
JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning. A guide to 21st century learning space design. URL:
http://www.jisc.ac.uk/uploaded_documents/JISClearningspaces.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 26
Vgl.: MentorGroup Training Inc. (o.J.): Library Services. Customized Workshops & Services for Libraries.
URL: http://www.mentorgrouptraining.com/libraries/ (Zugriff: 22.08.2009)
112
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
470
Abbildung 48: Roving Librarians
ULRICH merkt an, dass ein solcher bedarfs- und zeitgerechter Kundenservice auch unter
Marketingaspekten sehr interessant ist. Durch das aktive Zugehen auf die Nutzer werden sie
471
dazu eingeladen, die angebotenen Dienstleistungen zu nutzen. Dies bestätigt auch ein
Beitrag im Forum des WEBLOG LIBRARY 2.0. Dort äußert sich eine Bibliothekarin folgendermaßen:
“As a librarian who is encouraged to walk around, this is much more effective then
I'd previously thought. Once someone hears you answering someone's question,
hands start going up, people approach you and you aren't in a hierarchy position
anymore. You'd be surprised how intimidating our desk can be. Patrons find us
much more approachable and then come to us at the desk after the initial conversa472
tion.”
Mit dem Konzept des „Roving Librarian“ wird also der Bibliothekar innerhalb der Bibliothek
mobil. Er wartet nicht mehr darauf, dass die Nutzer zu ihm kommen, um ihre Fragen zu
stellen, sondern sucht sie auf.
470
471
472
YouTube (2009): Roving Librarians. The M.A.P.H.A.T Song and Video. Video-Beitrag vom 16.03.2009. URL:
http://www.youtube.com/watch?v=rFhmSDIACew (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ulrich, P.S. (2006): Die Bibliothek als öffentlicher Ort, S. 86
Library 2.0 (2007): Do we still need a reference desk? (or am I missing something?). Foren-Beitrag vom
28.04.2997, Autor: Brandee. URL: http://library20.ning.com/forum/topic/show?id=515108%3ATopic
%3A18378 (Zugriff 22.08.2009)
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
113
Auch in den Niederlanden wird dieses Konzept bereits in einigen Bibliotheken mit Erfolg
473
umgesetzt. So wird beispielsweise sowohl in der Openbaren Bibliotheek Amsterdam als
474
auch in der Gemeente Bibliotheek Rotterdam auf einen aktiven Auskunftsdienst gesetzt.
Dort wurden die traditionellen Theken und Auskunftstresen durch mobile Auskunftsbibliothekare abgelöst bzw. ergänzt.
4.1.2 Bestandsanforderungen
Als zweiter Bereich der Anforderungen, die künftig an (mobile) Bibliotheken gerichtet werden sollten, werden die Bestandsangebote in den Blick genommen. Die Medienbestände,
die den Bibliotheksbesuchern zur Ausleihe oder zur Nutzung vor Ort zur Verfügung gestellt
werden, sind eine der zentralen Serviceleistungen, die Bibliotheken ihren Kunden anbieten.
Auch für diesen wichtigen Servicebereich können Anforderungen im Hinblick auf die zunehmende Mobilität gestellt werden. Diese vollzieht sich auch in geistiger Hinsicht und
müsste daher zu einer größeren Angebots-Flexibilität führen. Im Folgenden werden zwei
Möglichkeiten vorgestellt, um durch spezielle Bestandsangebote flexibel auf Kundenanfor475
derungen reagieren zu können: zum einen das Angebot „mobiler Bestände“ , andererseits
476
die Umstellung traditioneller Rückgabemodalitäten hin zu „Floating Collections“ .
4.1.2.1 Von Profilbildung zu „mobilen Beständen”
In der heutigen Zeit, in der sich die Informationshalbwertzeit immer weiter verkürzt, was zu
477
einer „beschleunigten Wissensentwertung“ führt, müssen Bibliotheken sich darüber Gedanken machen, wie sie ihren Nutzern weiterhin aktuelle und somit auch attraktive Bestände anbieten können.
Eine Möglichkeit wäre, eine zusätzliche Bibliothekseinheit mit „mobilen Beständen“ als Ergänzung zum normalen Angebot einer Stadtbibliothek anzubieten. Damit ist gemeint, dass
zu aktuellen politischen, kulturellen oder wissenschaftlichen Ereignissen themenbezogene
Bestände bereitgestellt werden, die nach einer befristeten Zeit von wenigen Wochen oder
478
Monaten wieder ausgetauscht werden.
Im Prinzip geht es bei den „mobilen Beständen“ um eine Weiterentwicklung der Profilbildung einzelner Stadtteilbibliotheken, wie sie beispielsweise von MOTZKO (z.B. als Zuwanderungsbibliothek) gefordert wird:
473
474
475
476
477
478
Vgl.: Müller-Jerina, Alwin (2008): Be in the library, but feel at home. Eine Reise durch niederländische Bibliotheken. In: ProLibris H. 3, S. 122
Vgl.: Funke, Juliane (2005): Das Wohnzimmer der modernen Kommune. Creating Public Paradise. Der Bau
Öffentlicher Bibliotheken im 21. Jahrhundert. In: BuB 57, H. 1, S. 66
Siehe Kapitel 4.1.2.1
Siehe Kapitel 4.1.2.2
Vgl.: Apel, Heino (2000): Die Zukunft des Lernens selbstorganisiert oder institutionell verankert? Die Rolle
der Bibliothek. In: Grube, Henner [Red.]: Zukunft der Bibliothek, Nutzung digitaler Ressourcen, Schule und
Bibliothek. Reutlingen, ekz.bibliotheksservice GmbH, S. 70
Vgl.: Geis, Manuel (2009): Experteninterview, Erfurt, am 03.06.2009
114
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Solange ich Zweigstellen habe, müssen die ein Profil ausbilden, was für ihr Quartier
passt und nicht einfach nur eine kleine Bibliothek für alle sein wollen. […] Das ist für
479
mich auch eine Art mobile Bibliothek.“
GÖTZ sieht für Bibliotheken unter 10.000 Medieneinheiten nicht die Möglichkeit, alle Wissensgebiete für ihre Nutzer abdecken zu können, so dass eine Profilierung unbedingt not480
wendig ist. Große Bibliotheken in Großstädten und Metropolen können zusätzlich gezielt
Themenbibliotheken einrichten. Dies haben beispielsweise die Stadtbibliothek Paderborn
481
mit der Computerbibliothek oder die Städtischen Bibliotheken Dresden mit der Themen482
bibliothek „medien@age“ bereits getan.
Zu der grundsätzlichen Forderung nach einer Profilbildung in Stadtteilbüchereien kommt
die Frage hinzu, ob eine einmal festgelegte Ausrichtung auf ein bestimmtes inhaltliches
Profil für „alle Zeiten“ bestehen bleiben muss. Fraglich ist laut EICHERT, ob nicht beispielsweise eine Stadtteilbibliothek, die ihr Profil auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet hat:
„[…] nicht besser in einen neuen, jungen und erst entstehenden Stadtteil verlagert
wird, weil dort der Bedarf viel größer ist, als dort, wo in der Mehrzahl die Kinder
483
längst aus dem Haus und erwachsen sind.“
Eine mögliche Antwort auf die eben genannte Frage sind „mobile Bestände“. GEIS hat für
484
den ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“ ein Reise-Bibliotheks485
Konzept entworfen, bei dem nicht nur die Bibliothekseinheit an sich mobil sein kann,
sondern bei dem auch vorgesehen ist, „mobile Bestände“ bereitzustellen. Die Reisebibliothek greift die Mobilität nicht nur im Sinne der Transportfähigkeit auf, sondern entwickelt
die Idee in Richtung „mobiler Bestände“ weiter. Als Grundlage für das Konzept betrachtet
GEIS alte Seecontainer, die ebenfalls schon weit gereist sind und somit ihre Geschichte und
eine große Anzahl von Kilometern mitbringen. So erscheint es ihm naheliegend, auch die in
der Reisebibliothek enthaltenen Bestände durch laufende Aktualisierungen mobil zu hal486
ten:
„[…] Die Grundidee war, dass man sagen kann: es ist nicht nur vom Modul-SystemKonzept modular beweglich – sprich, dass man es auf den LKW laden und damit
herumfahren und ausladen kann, [sondern] man [stellt] nur die neuesten Sachen
ein, themenbezogen zum Standort. Oder in der Stadt, in der das [Bibliotheksmodul]
steht, ist gerade eine Kunstausstellung, zu der dann gewisse Bücher reinkommen
479
Motzko, M. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: Götz, Martin (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 24.06.2009
481
Vgl.: Paderborn Cityportal (o.J.): Angebot der Computerbibliothek (ComBi). URL:
http://www.paderborn.de/freizeit/schulklassen/109010100000016255.php (Zugriff: 22.08.2009)
482
Vgl.: medien@age (o.J.): medien@age Dresden. Homepage. URL: http://www.medienetage-dresden.de/
(Zugriff: 22.08.2009)
483
Eichert, Christoph (2000): Politik für Bibliotheken in der Stadt der Zukunft. In: Grube, Henner [Red.]: Zukunft der Bibliothek, Nutzung digitaler Ressourcen, Schule und Bibliothek. Reutlingen,
ekz.bibliotheksservice GmbH, S. 16
484
Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2008): ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“
485
Siehe auch Abbildung 3 (Einleitung)
486
Vgl.: Geis, M. (2009): Reise Bibliothek [elektronische Quelle]; sowie: Geis, M. (2009): [Experteninterview]
480
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
115
oder Literaturausstellungen, wo dann nur die Werke von gewissen Schriftstellern
487
reinkommen […]. “
Gemeint ist also eine inhaltliche Mobilität der Medien, die in Bibliotheksmodulen oder
Stadtteilbibliotheken bereitgestellt werden. Denkbar wäre hier zum Beispiel ein „BestsellerContainer“ oder ein Bibliotheksmodul mit einem inhaltlichen Schwerpunkt. Dabei soll eine
hohe Aktualität gewährleistet sein, mit Bezug zum aktuellen Tagesgeschehen. Beispielsweise
könnte die Stadtbücherei Stuttgart zurzeit einen Bibliothekscontainer zum Thema „Biblio488
thek 21“ einrichten, in dem gezielt über das Neubau-Projekt der Bibliothek, aber auch
über Bibliotheksbau allgemein, über Trends und Tendenzen für die Einrichtung von Bibliotheken und ähnliche Themen informiert werden könnte.
MITTROWANN sieht für das Angebot solcher „mobiler Bestände“ vor allem in reichen Großstädten Potenzial. Dort könnten Bibliotheksmodule, die mit „mobilen Beständen“ bestückt
sind, als eine Art „Showroom“ die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durch eine interessante Architektur, verbunden mit brandaktuellen Beständen, auf sich ziehen und so Werbung
489
für die Stadtbibliothek machen.
Dass die Idee mobiler Bestände durchaus Potenzial hat und das Interesse der Benutzer we490
cken könnte, verdeutlicht eine Meldung der STUTTGARTER ZEITUNG vom März 2009. Darin
wird ein Buchhandelskonzept des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil angekündigt. Die
491
STUTTGARTER ZEITUNG berichtet hierbei über eine Meldung des BÖRSENBLATTES , die großes
Interesse hervorgerufen habe. Die Geschäftsidee Ortheils besteht aus Buchhandlungen, in
denen ausschließlich von ihm persönlich ausgewählte Bücher verkauft werden, die bestimmten Kategorien zugeordnet wurden:
„Das Sortiment solle etwa 5.000 Titel umfassen, die [Ortheil] persönlich empfehlen
könne, in Sektionen wie ‚Was man unbedingt lesen sollte‘, ‚Wodurch man die Gegenwart etwas besser versteht‘, ‚Wodurch man ein guter Leser wird‘, ‚Wodurch
man ein guter Schreiber wird‘ oder ‚Wie man auf Reisen gehen könnte‘. Andere Bücher gibt es nicht und dürfen auch nicht bestellt werden, außer, eine Leserempfehlung überzeuge Ortheil so, dass er das Buch ins Sortiment aufnehme. Dieses Sortiment ändere sich, bis auf einen Grundstock, mit den Jahreszeiten und den Themen
492
der aktuellen Diskussion.“
Ein besonderes Raum- und Erlebniskonzept soll die Idee abrunden. Mit diesem Beispiel wollen die Verfasserinnen verdeutlichen, dass es einen Markt und somit auch einen Bedarf für
mobile Bestände gibt, die je nach Interessenlage der Gesellschaft zusammengestellt wer487
488
489
490
491
492
Geis, M. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: Bussmann, Ingrid (o.J.): Bibliothek 21: Konzeption. URL: http://www5.stuttgart.de/
stadtbuecherei/druck/b21/Konzept_B21.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
Vgl.: Schröder, Julia (2009): Die Buchhandlung als Salon und Soziale Skulptur. Konzeptkunst? Der Stuttgarter Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil erregt Aufsehen mit einer eigenwilligen Geschäftsidee. Beitrag in
Stuttgarter Zeitung vom 11.03.2009. URL: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1969350_0_9223_die-buchhandlung-als-salon-und-soziale-skulptur.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: boersenblatt.net (2009): Hanns-Josef Ortheil wird Buchhändler. Beitrag vom 04.03.2009. URL:
http://www.boersenblatt.net/309635/ (Zugriff: 22.08.2009)
Schröder, J. (2009): Die Buchhandlung als Salon und Soziale Skulptur
116
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
den. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass Kunden bereit sind, für ein entsprechend attraktives Angebot Geld auszugeben. Dies müsste ein deutliches Signal für Öffentliche Bibliotheken sein, dass sie mit mobilen Beständen den Wünschen ihrer Kunden entgegenkommen könnten.
Ein dem Prinzip der „mobilen Bestände“ ähnliches Konzept wird bereits seit 2003 in der
Stadtbücherei Bochum angewendet. Dort durchwandern flexible Bestände in einem festen
Rhythmus alle sechs Zweigstellen, um einerseits den Kunden eine größere Titelbreite anbieten zu können und dadurch die Mediennutzung zu intensivieren. Andererseits dient diese
Maßnahme der Optimierung des Ressourceneinsatzes, da weniger Medien angeschafft
493
werden müssen, um die Bibliotheksnutzer zufriedenzustellen.
4.1.2.2 „Floating Collections”
Eine andere Art, mobile Bestände zu schaffen, stellen die so genannten „Floating Collec494
tions“ dar. Floating Collections weichen von dem traditionellen Ansatz ab, dass jedes
Buch innerhalb eines Bibliothekssystems seinen Heimatstandort hat, an den es nach der
Ausleihe zurückgebracht wird. Nach dem Konzept der Floating Collections verbleiben die
Medien an dem Standort, an dem sie durch die Bibliotheksnutzer zurückgegeben wur495
den. Das zurückgegebene Medium wird nach der Ausleihe in den Bestand des Rückgabestandorts integriert, bis es wiederum ausgeliehen oder von einem anderen Standort angefragt wird.
SAMPLEY, District’s Collection Management Coordinator der Springfield-Green County Library in Springfield, Missouri, erklärt die Funktionsweise der Floating Collections folgendermaßen:
“The idea of floating collections is not new. Floating collections give customers better and quicker access to the books at all the branches. In effect, the communities of
patrons that use each library shape – by their pattern of checking out books – their
496
own collection at each particular branch.”
In Nordamerika gibt es bereits einige Bibliotheken, die nach dem Konzept der Floating
Collections arbeiten. In der Regel sind dies große Bibliothekssysteme mit vielen Standorten
497
und einem großen Einzugsgebiet. QUIGLEY stellte die Umsetzung dieses Konzepts in der
Vancouver Public Library (VPL) auf dem Bibliothekartag 2009 in Erfurt vor. Die VPL ist ein
Bibliothekssystem, das aus einer Hauptstelle und 21 Zweigstellen besteht. Täglich besuchen
ca. 22.600 Bibliotheksnutzer die Bibliotheken der VPL und tätigen ungefähr 10 Millionen
493
Vgl.: Zwick, Judith [Hrsg.] (2004): Bibliotheksfilialen im Blick. Ein Leitfaden für Angebot und Organisation.
Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 186
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „fließende Sammlungen“
495
Vgl.: Quigley, Thomas (2009): Floating Collections. New opportunities and Challenges for You and Your
Library Users. URL: http://www.opus-bayern.de/bib-info/volltexte/2009/646/ (Zugriff: 22.08.2009), Folie 4
496
Sampley, Lisa nach: Duffey, Jeanne (o.J.): Springfield-Green County Library. What Floating Collections
Mean To You. URL: http://thelibrary.org/publications/libnews/
floatingcollection.cfm (Zugriff: 22.08.2009)
497
Vgl.: Quigley, T. (2009): Floating Collections, Folie 7
494
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
117
498
Ausleihen pro Jahr. Ein wesentlicher Grund für die Einführung der Floating Collections
war der steigende Transportaufwand der Medien in die jeweilige Heimatfiliale. Die VPL hätte einen neuen LKW anschaffen müssen, um den Transport weiterhin bewältigen zu können. Hinzu kam der Wunsch der Bibliothek, die zurückgegebenen Medien schneller wieder
den Nutzern zur Verfügung stellen zu können. Die Zeit, die für den Transport aufgewendet
wurde, sollte eingespart und somit den Lesern wieder zu Gute kommen.
Außerdem stellen Floating Collections durch die rotierenden Bestände eine gute Möglichkeit dar, den Bibliotheksnutzern abwechslungsreichere und interessantere Bestände anzu499
bieten, ohne neue Titel oder Mehrfachexemplare kaufen zu müssen. Weitere positive Effekte der Floating Collections können Zeitersparnisse und eine Kostenreduzierung sein, da
500
die Bücher nicht mehr zurücktransportiert werden müssen.
Dabei ist es nicht notwendig, das System der Floating Collections auf alle Bestände anzuwenden. Es können auch nur einzelne Bestandsteile wie Romane oder Kinderbücher herausgegriffen werden. Möglich ist ebenfalls, nur Bestände in einer bestimmten Sprache
„fließen“ zu lassen. In der VPL werden zum Beispiel die Zeitschriften, Sachbücher und Materialien zum Englisch-Lernen weiterhin traditionell behandelt. Diese Bestände werden an ih501
ren jeweiligen Heimatstandort transportiert, nachdem sie zurückgegeben wurden.
Die Nachteile der Floating Collections liegen vor allem darin, dass die Bestände ungleichmäßig fließen und so einige Zweigstellen irgendwann „leergelesen“ sein könnten oder dass
Nutzer, die sich darauf verlassen, „ihr“ Buch auch wieder in „ihrer“ Filiale finden zu können,
502
enttäuscht darüber sind, dass sie es erst bestellen müssen. Nach Ansicht der Verfasserinnen überwiegen jedoch die Vorteile der Floating Collections in Bibliothekssystemen mit
mehreren Standorten. Wünschenswert ist ein solches Vorgehen aus Kundensicht vor allem
auch dann, wenn mobile Bibliotheken wie Bücherbusse genutzt werden und dann auch
dort die Möglichkeit besteht, die ausgeliehenen Medien überall innerhalb des Bibliotheks503
systems oder der mobilen Fahrbüchereien zurückzugeben.
498
499
500
501
502
503
Vgl. ebd. Folie 2
Vgl.: Quigley, T. (2009): Floating Collections, Folie 12 f.; auch: Cress, Ann/Halloran, Kathy/Munch, Kathy
(2007): Floating Collections. Is it time for your library to convert?. URL: http://www.cal-webs.org/
handouts07/Floating.ppt (Zugriff: 22.08.2009), Folie 7
Vgl.: LaHatte, Louise (2005): Floating Collections. How to increase issues, save money on couriers and
refresh your collections. URL: http://tinyurl.com/nmzv85 (Zugriff: 27.08.2009)
Vgl.: Quigley, T. (2009): Floating Collections, Folie 8 f
Vgl.: Cress, A./Halloran, K./Munch, K. (2007): Floating Collections. Is it time for your library to convert?
Folie 7
Innerhalb der Stuttgarter Fahrbücherei wird beispielsweise von den Kunden verlangt, dass sie die ausgeliehenen Medien aus den Bücherbussen auch nur dort wieder zurückgeben, was den eigentlichen
Vorteil der Mobilität aus Sicht der Verfasserinnen etwas ausbremst. siehe Stadtbücherei Stuttgart (o.J.):
Fahrbücherei.
118
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
4.1.3 Aufenthaltsqualität
Ein weiterer Bereich der Anforderungen, die an die Moving Library von morgen gestellt
werden, ist die von den Bibliotheksbesuchern erwartete Aufenthaltsqualität. Laut EICHERT
liegt eine große Stärke der Bibliotheken gerade in der Bereitstellung von Lern-, Begeg504
nungs- und Kommunikationsräumen für alle Teile der Gesellschaft. Diese sollten so gestaltet sein, dass sie eine motivierende, inspirierende Atmosphäre ausstrahlen und so den Bibliotheksnutzern ein angenehmes Lernklima ermöglichen. HAYSOM, Chief Executive of the
Learning and Skills Council (LSC) in Großbritannien beschreibt den Effekt, den die Atmosphäre eines (Lern-)Raumes auslösen sollte, so:
“I believe passionately that when you walk through the door of a place of learning,
505
you should feel proud, uplifted, motivated. … That should be our intent.”
Auch für MITTROWANN spielt die Aufenthalts-, Raum- und Erlebnisqualität von Bibliotheken
eine wesentliche Rolle bei der Frage, wie neue Bibliotheksnutzer gewonnen und alte gehalten werden können:
„Das gilt im Großen wie im Kleinen. Große, spektakuläre Museumsbauten ziehen
Menschen an [und] große spektakuläre Bibliotheksbauten ziehen Menschen an,
aber auch kleine Räumlichkeiten mit hoher Aufenthaltsqualität wie Starbucks. […]
Starbucks ist nicht nur erfolgreich, weil sie interessante Kaffeesorten anbieten, sondern auch, weil sie so eine Art ‚kleine Heimat‘ mitten in der Stadt anbieten, wo man
506
auch noch drahtlos ins Internet kommt.“
Anforderungen für die Aufenthaltsqualität in Bibliotheken können für verschiedene Bereiche definiert werden. Einerseits geht es um die eigentliche Raumgestaltung innerhalb der
Bibliotheken. Sowohl Lern- als auch Begegnungs- und Kommunikationsräume müssen verschiedene Funktionen erfüllen und daher unterschiedlich gestaltet sein, was vor allem das
Design betrifft. Andererseits geht es um die Frage, wie lange sich die Benutzer in diesen
Räumen aufhalten sollen bzw. können. Hierbei geht es vor allem um die Öffnungszeiten,
die die Bibliotheken ihren Besuchern anbieten können und sollten.
4.1.3.1 Raumgestaltung
„Wie die Diskrepanz zwischen der Zahl aktiver ‚Entleiher‘ und der weitaus höheren
Anzahl der ermittelten ‚Besucher‘ belegt, existiert [in Bibliotheken] offensichtlich ein
507
erheblicher Bedarf an öffentlich zugänglichen, sozialen Kommunikationsräumen.“
Dies konstatieren SEEFELD und SYRÉ und schließen die Forderungen nach „angenehm möblierten Räumen, in denen sich die Besucher zwanglos zum Gespräch, zum Surfen im Inter508
net, zum Kaffeetrinken oder zu entspanntem Lesen aufhalten können […]“ an. Auch
GÖTZ erwartet, dass sich Bibliotheken, sofern sie es nicht ohnehin bereits sind, zu Treffpunkten, Versammlungsorten, öffentlichen Orten, Lernorten, Kommunikationsorten und sozialen
504
505
506
507
508
Vgl.: Eichert, C. (2000): Politik für Bibliotheken in der Stadt der Zukunft, S. 14 f.
Mark Haysom nach JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning, S. 9
Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
Seefeldt, J./Syré, L. (2005): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 105
Ebd., S. 105
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
119
509
Orten entwickeln werden. So werden Bibliotheken immer mehr zu „transitorischen Räumen“ – zu Räumen, die einen Übergang oder Zwischenbereich zwischen Öffentlichem und
Privatem, zwischen „der Arbeitswelt, die durch Massentransportmittel verlängert wird und
510
privater Häuslichkeit“ – bilden. CEYNOWA erklärt das Phänomen der transitorischen Räume
folgendermaßen:
„Der transitorische Raum bildet hier einen Zwischenbereich, in dem sich einerseits
das private Leben in die Zone der Öffentlichkeit hinein fortsetzen kann, der aber
andererseits auch dem Öffentlichen [einen] Zugang zur Sphäre des Privaten eröff511
net.“
Ihren Besuchern ermöglicht die Bibliothek als transitorischer Raum, den Übergang von der
privaten zur öffentlichen Lebenssphäre bruchlos und somit entspannt zu vollziehen. Damit
leisten die Bibliotheken einen Beitrag zur Ausbalancierung der öffentlichen „durch das Geflecht sozialer Beziehungen innerhalb der Arbeitsumgebung konstituierten Identität“ einer512
seits und der privaten Lebenssphäre auf der anderen Seite.
In der Gemeente Bibliotheek Rotterdam wurde beispielsweise der Slogan kreiert: „Be in the
513
library, but feel at home.”
514
Im angloamerikanischen Raum wurde der Begriff des „Third Place“ geprägt, um das Phä515
nomen des transitorischen Raums, des „home away from home“ zu beschreiben. Dieser
Begriff hat sich im deutschen Sprachgebrauch noch nicht wirklich durchsetzen können,
obwohl er sehr anschaulich beschreibt, was unter transitorischen Räumen zu verstehen ist.
OLDENBURG bezeichnet den Platz, wo man lebt und wohnt als „First Place“, den Platz, wo
man arbeitet als „Second Place“ und als „Third Place“ jenen öffentlichen Treffpunkt, an
dem Menschen, ohne die Grenzen und Beschränkungen der ersten beiden Räume beach516
ten zu müssen, zusammentreffen können. Somit stellen Bibliotheken als transitorische
517
Räume oder eben als „Third Places“ neutrale Orte dar , die als Treffpunkte für Menschen
518
verschiedenen Alters, verschiedener Lebensstile und/oder verschiedener Nationalitäten
dienen, die alle „im toleranten Umgang miteinander“ die Angebote der Bibliotheken nut519
zen können. Das heißt, bei der Gestaltung der Bibliotheksräume sollte darauf geachtet
werden, dass vor allem die Wünsche und Bedürfnisse der Bibliotheksnutzer im Vordergrund
509
510
511
512
513
514
515
516
517
518
519
Vgl.: Götz, M. (2009): [Experteninterview]
Prost, Antoine (1993): Übergänge und Überschneidungen. In: Ariès, Philippe: Geschichte des privaten Lebens. 5. Band. Frankfurt am Main, Fischer, S. 117
Ceynowa, Klaus (1994): Von der ‚Dreigeteilten’ zur ‚Fraktalen‘ Bibliothek. Benutzerzentrierte Bibliotheksarbeit im Wandel. Würzburg, Königshausen & Neumann, S. 72
Vgl. ebd. S. 73
Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home, S. 122
Wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „Dritter Ort“
Vgl.: Oldenburg, Ray (1997): The great good place. Cafés, coffee shops, bookstores, bars, hair salons and
other hangouts at the heart of a community. Cambridge, MA, Da Capo Press, S. IX
Vgl. Oldenburg, R. (1997): The great good place, S. 16
Vgl. ebd. S. 20
Siehe Kapitel 1.1.1.1.2 bis 1.1.1.1.4
Vgl.: Bott, Helmut (2000): Stadtplanung und die Rolle der Bibliothek als weicher Faktor für das Stadtmarketing. In: Grube, Henner [Red.]: Zukunft der Bibliothek, Nutzung digitaler Ressourcen, Schule und Bibliothek. Reutlingen, ekz.bibliotheksservice GmbH S. 24
120
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
stehen und nicht mehr allein nur die Unterbringung der Bestände in funktionaler Hinsicht
520
berücksichtigt wird. Diese Notwendigkeit fasst GÖTZ so zusammen:
„Es muss in Bibliotheken […] Räume zum Studieren und zum Kommunizieren [geben]: Orte, wo man seine Freizeit verbringt, ein Buch lesen, ein Musikstück hören,
einen Film sehen oder eine Zeitschrift durchblättern kann. Alles in einem nicht521
kommerziellen Ambiente, weit weg vom Großstadtlärm.“
Die STADTBÜCHEREI STUTTGART hat in ihrer Vision für die „Bibliothek 21“ in einer ihrer Thesen
diese Anforderungen an den Raumbedarf für die Zukunft beschrieben. Darin heißt es:
„Die Bibliothek 21 ist Begegnungsraum zwischen den Generationen und Kulturen.
[…] Das selbstverständliche Miteinander im Umfeld der Bibliothek wird in Zukunft
noch wichtiger werden. Es gibt immer weniger öffentliche Orte, die ohne festes Ziel
genutzt werden können, wo man einfach hineingehen kann, sich umsehen, Anregungen suchen, Menschen beobachten, am öffentlichen Leben partizipieren kann.
Nicht nur die informelle Begegnung spielt dabei eine Rolle, sondern auch gezielte
Angebote der Bibliothek. Offene Angebote für Lerngruppen, Begegnungen mit Experten, Sprachencafés oder Gesprächsrunden werden in den Räumen der Bibliothek 21 ausgebaut werden können, denn wir haben Gruppenräume, die auch Angebote während des Betriebs ermöglichen.“522
523
Auch die Gemeente Bibliotheek Rotterdam setzt ein Raumkonzept um, dass sich stark an
den Bedürfnissen ihrer Besucher orientiert. Dort gibt es Räume für Vorträge, schallge524
dämpfte Musikräume zum Klavierspielen, ein Theater und ein Café.
Bibliotheken müssen sich vor allem die Frage stellen, welche Räume sie ihren Benutzern und
Besuchern zur Verfügung stellen können und wollen. Dabei dürfen die Zielsetzungen der
Bibliotheken, die in ihren Leitbildern oder in ihren Visionen festgehalten sind, nicht durch
525
mangelhafte Raumaufteilung gefährdet werden. Das heißt, die Bibliotheken müssen sich
überlegen, wo sie sich selbst mit ihrem Raumangebot positionieren möchten. Dafür gibt es
vielfältige Möglichkeiten die Bibliothek als Raum zu sehen:
•
520
521
522
523
524
525
zur Selbstverwirklichung der Bibliotheksbenutzer
•
zur Ideenfindung
•
für Kultur
•
für Erziehung
Vgl.: Niegaard, Hellen (2007): Reinventing the physical library. Libraries in a new context. In: Latimer, Karen/Niegaard, Hellen [Hrsg.]: IFLA Library Building Guidelines. Developments & Reflections. München,
Saur, S. 32
Götz, M. (2009): [Experteninterview]
Bussmann, Ingrid (2007): Die Bibliothek 21 – Eine Vision für die nächsten Jahre. URL:
http://www5.stuttgart.de/stadtbuecherei/druck/b21/visionBibliothek21_heidelberg.pdf
(Zugriff: 22.08.2009), S. 5
Vgl.: Gemente Bibliotheek Rotterdam (o.J.): About us. URL: http://www.bibliotheek.rotterdam.nl/
EN/Information/aboutthelibrary/Pages/about.aspx (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home, S. 119
Vgl.: Dewe, Michael (2006): Die Öffentliche Bibliothek als Öffentlicher Raum. In: Ulrich, Paul S. [Hrsg.]: Die
Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin, BibSpider, S. 22
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
•
121
als Ort für Leser
•
als Raum für Kinder
•
als Treffpunkt
•
als Erholungsort
•
als Bildungsstätte
•
als Kommunikationszentrum etc.
526
Besondere Beachtung sollte hierbei auch dem
Einsatz neuer Technologien, die das veränder528
te Lernverhalten unterstützen, zukommen.
Dabei geht es vor allem um die vermehrte
Nutzung digitaler Inhalte und so genannter
Blended-Learning-Angebote, bei denen virtuelle und persönliche Lerneinheiten kombiniert
529
werden. Auch spielen Serious Games verstärkt eine Rolle bei der eigenständigen Erarbeitung von Lerninhalten, so dass Bibliotheken nicht nur die notwendige Technik bereitstellen sollten, die für den Einsatz von Serious
Games oder Blended-Learning-Modulen bereitstellen sollten, sondern auch Raumangebote machen müssen, die interaktive virtuelle
und persönliche Zusammenarbeit der Bibliotheksnutzer ermöglichen.
527 528 529
Abbildung 49: Iglu-Wand
Bei der Einrichtung der Räumlichkeiten sollte laut der Studie „Designing Spaces for Effective
Learning” des Joint Information Systems Committee (JISC) vor allem darauf geachtet werden, dass sie durch flexible Möblierung individuell an gewünschte Veränderungen ange-
526
527
528
529
Vgl.: Block, Marylaine (2006): Auf der Suche nach einem besseren Geschäftsmodell. In: Ulrich, Paul S.
[Hrsg.]: Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin, Bib-Spider, S. 12 ff
JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning, S. 29
Vgl. ebd. S. 2
Bei einem Serious Game (wörtliche Übersetzung aus dem Engl.: „ernsthaftes Spiel“) handelt es sich um ein
digitales Spiel, das nicht ausschließlich der Unterhaltung dient, sondern dem Nutzer während des Spielens
etwas vermitteln oder über etwas informieren möchte. Serious Games können jedem Genre angehören,
jede Spieltechnologie verwenden und sind hinsichtlich ihrer Zielgruppe und ihrer Anwendungsbereiche
nicht eingeschränkt. (Definiert nach: Marr, Ann Christine (2009): persönliches Gespräch)
122
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
530
passt werden können . Ein Beispiel dafür ist die so genannte Iglu-Wand (siehe Abbildung
49), ein aufblasbares Gebilde, dass flexibel zur Raumteilung eingesetzt werden kann und so
abgeschirmte Bereiche bildet, die beispielsweise für Gruppenarbeiten genutzt werden können.
Darüber hinaus muss für gute Beleuchtung, möglichst mit natürlichen Lichtquellen, gesorgt werden:
“Learning areas infused with natural light, for example, provide an environment
that is easy and pleasurable to work in. Wireless connectivity within a brightly lit
atrium, learning café or open-plan social area will encourage engagement in learn531
ing, and instill a desire to continue activities […].”
Es müssen also unterschiedliche Räume geschaffen werden, die einerseits zurückgezogenes
(Literatur-)Studium, andererseits Kommunikation und Austausch größerer Gruppen ermöglichen. Vorzugsweise sollten die Räume über natürliche Lichtquellen, eine flexible Möblierung und eine gute technische Ausstattung, möglichst mit drahtlosen Internetzugängen
verfügen. Diese müssen eine individuelle Arbeits- und Lernatmosphäre zulassen, jedoch
auch dazu geeignet sein, Gruppenräume abzutrennen, die gemeinsame Aktivitäten der Bibliotheksbesucher ermöglichen. Laut NIEGAARD müssen die Bibliotheken Räume zur Verfügung stellen, die dem Austausch von Ideen der Benutzer untereinander ebenso dienen
können, wie dem Ausprobieren verschiedener (neuer) Medientypen und innovativer Tech532
nologien.
4.1.3.2 Design
Dabei kommt dem Eingangsbereich einer Institution eine wesentliche Bedeutung zu – soll533
ten sich hier doch der Sinn und Zweck der Institution und auch ihre Vision widerspiegeln.
In Anlehnung an die JISC-Studie sollte demnach darauf geachtet werden, dass beim Betreten einer Bibliothekseinrichtung eine inspirierende Atmosphäre vorgefunden wird, die zum
534
Lernen und zur Aufnahme von Wissen anregt. Für die gesamte Bibliothek wünschen sich
SEEFELDT und SYRÉ, dass sie über ihre Funktion als Wissensspeicher hinaus ein „sinnlich erfahrbares Ambiente zur Entspannung und Kommunikation“ bietet, um für die Bibliotheks535
nutzer interessant zu bleiben.
Hinzu kommt, dass eine interessante und ansprechende Architektur die Aufmerksamkeit der
Bevölkerung auf sich lenkt und so möglicherweise auch Menschen in die Bibliothek gezo536
gen werden, die sie sonst nicht benutzen. GEIS sagt dazu:
530
531
532
533
534
535
536
Vgl.: JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning, S. 3; auch: S. 25
JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning, S. 4
Vgl.: Niegaard, H. (2007): Reinventing the physical library, S. 34
Vgl.: JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning, S. 9
Vgl. ebd., S. 8
Vgl.: Seefeldt, J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 107
Vgl.: Geis, M. (2009): [Experteninterview]
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
123
„[…] die Architektur ist einfach eine spannende Sache. […] ich gucke immer in die
Richtung, dass es eine spannende Architektur ist. Das ist der erste ‚Hallo-Effekt‘. Inte537
ressant!? Da gehe ich rein!“
538
MCDONALD stellt in den IFLA Library Building Guidelines zehn Grundsätze vor, die Bibliotheken beim Design ihrer Räumlichkeiten beachten müssen. Bibliotheksräume sollten: funktional, anpassungsfähig, leicht zugänglich, abwechslungsreich, interaktiv, dem Wohlbefinden zuträglich, an die Umweltbedingungen angepasst, sicher, leistungsfähig und mit mo539
derner Technologie ausgestattet sein. Zusätzlich nennt er einen elften Faktor, der beim
Design der Räumlichkeiten eine gewisse Rolle spielt, den so genannten „oomph“- oder
„Wow“-Faktor. Damit ist gemeint, dass das Design der Räumlichkeiten einerseits die Vision
und den „Geist“ der Institution widerspiegeln soll und andererseits die Nutzer inspirieren
540
und ihre Gedanken anregen soll.
Eine Bibliothek, die die Anforderungen von MCDONALD berücksichtigt und auch den
„Wow“-Faktor mit eingeplant hat, ist das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgisch Technischen Universität (BTU) in Cottbus (siehe Abbil541
dung 50).
542
Abbildung 50: IKMZ Cottbus
537
538
539
540
541
542
Geis, M. (2009): [Experteninterview]
IFLA = International Federation of Library Associations and Institutions
Vgl.: McDonald, A. (2007): The top ten qualities of good library space, S. 15
Vgl. ebd. S. 25
Vgl.: Brandenburgische Technische Universität (BTU) (2009): Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum der BTU Cottbus. URL: http://www.tu-cottbus.de/einrichtungen/de/ikmz/ (Zugriff: 22.08.2009)
Eigene Fotomontage aus: 1. Bild: Flickr (2007): IKMZ (Library) BTU Cottbus (inside). Foto-Beitrag vom
04.04.2007, Auto: cgommel. URL: http://www.flickr.com/photos/75724432@N00/446485066/; 2. + 3.
Bild: Röhrig, Roman (2005): Neue Bibliothek der BTU Cottbus eröffnet. Blog-Beitrag vom 06.02.2005.
URL: http://roman-roehrig.de/weblog/2005/02/06/neue-bibliothek-der-btu-cottbus-eroeffnet (Zugriff:
22.08.2009)
124
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Der Neubau des IKMZ wurde im Frühjahr 2005 eröffnet. Geplant wurden das Gebäude
und die Inneneinrichtung von dem Architekturbüro Herzog & de Meuron aus Basel. Im Innern der Bibliothek werden durch kräftige Farben und großzügig gestaltete Räume Akzente
543
gesetzt.
Dass inspirierendes Design auch in Moving Libraries umgesetzt werden kann, zeigt ein
nach Ansicht der Verfasserinnen sehr schönes Beispiel für die Gestaltung einer anregenden
Atmosphäre in dem Bücherbus der Stadt Kiruna in Nordschweden. Dort wurde trotz der
sehr beengten Platzverhältnisse Raum für Kreativität, Entspannung und Lernen geschaffen,
544
wofür die Auszeichnung „Schwedischer Bibliotheksbus des Jahres 2008“ verliehen wurde.
Der Bücherbus (siehe Abbildung 51) wurde von der schwedischen Designergruppe
Muungano gestaltet. Ausgestattet ist er neben den Medienbeständen mit einem kleinen Ki545
no, Personalcomputern (PCs) mit Internetzugang und einem Sofa zum Musikhören.
546
Abbildung 51: Bücherbus Kiruna
543
544
545
546
Röhrig, R. (2005): Neue Bibliothek der BTU Cottbus eröffnet
Vgl.: Krzykowski, Matylda (2008): Library bus by Muungano. Blog-Beitrag vom 01.11.2008. URL:
http://www.dezeen.com/2008/11/01/library-bus-by-muungano/ (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: The Lonely Librarian (2008): Ausgezeichneter Bücherbus in Kiruna. Blog-Beitrag vom 03.12.2008,
Autor: lonelylibrarian. URL: http://lonelylibrarian.wordpress.com2008/12/03/
ausgezeichneter-bucherbus-in-kiruna/ (Zugriff: 22.08.2009)
Krzykowski, M. (2008): Library bus by Muungano
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
125
Der Bücherbus soll vor allem in der langen dunklen Jahreszeit zwischen Herbst und Frühjahr
wie eine „Laterne“ wirken, der die Besucher anzieht und die Umgebung beleuchtet.
THUVANDER, einer der Gestalter des Busses, beschreibt die Wirkung, die der Bus haben soll,
folgendermaßen:
“Because of the lack of sunlight during most of the year in the north the bus will be
like a lantern when dark to attract people and light up the surroundings. […]The
function of the new bus is to supply a larger service, where new digital media is
presented as well as traditional printed material. Except from distributing media the
bus will also function as a place for people to communicate on the web and enable
547
meetings between different groups in the society.”
Auch die in Kapitel 3.2.2.1.1 vorgestellten Bibliometro-Module in den Madrider Metro548
Stationen sind Beispiele für gelungenes Design, das die Aufmerksamkeit der Benutzer auf
549
sich zieht und Funktionalität mit attraktivem Erscheinungsbild optimal verbindet.
550
Die neue, ganz in weiß gehaltene Openbare Bibliotheek Amsterdam
„ist innenarchitektonisch ein Glanzlicht mit edlen, ebenfalls weißen Ledermöbeln
[…]. Die Böden sind aus geöltem, nordamerikanischem Nussholz. […] Von ihrem
Selbstverständnis her ist sie eine Bibliothek mit Wohlfühlcharakter. Sie will ein Verbleib- und Erlebnisraum sein, nicht in erster Linie eine Ausleihstelle.“ (siehe Abbildung 52)
551
Abbildung 52: Inneneinrichtung der Openbaren Bibliotheek Amsterdam
547
548
549
550
Ebd.
Siehe auch Abbildung 35 in Kapitel 3.2.2.1.1
Vlg.: Lesenetzwerk.at (o.J.): Lesen im Untergrund
Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home, S. 121 f.
126
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Um die Einrichtung der einzelnen Räumen zu erleichtern, sieht MITTROWANN einen Trend
für Möbel oder „Funktionsmodule“, die für die gewünschten Zwecke vorgefertigt werden,
552
um individuell und flexibel in Raumkonzepte integriert zu werden. Dass Funktionalität
nicht automatisch eine ansprechende Gestaltung ausschließt, zeigen die Beispiele, die in
Abbildung 53 dargestellt sind.
553
Abbildung 53: funktionale Möbel mit ansprechendem Design
Eine ansprechende Raumgestaltung ist nicht nur für stationäre Bibliotheken wichtig, sondern sollte auch für die Ausstattung der Moving Libraries gelten. Auch diese verfügen in
der Regel über Räume, die gestaltet, eingerichtet, beleuchtet und mit Technologien ausgestattet werden müssen. Für Moving Libraries ist es in besonderem Maße notwendig, den in
der Regel knapp bemessenen Platz durch eine funktionale Raumplanung so zu gestalten,
dass den Wünschen der Benutzer entsprochen wird. Wichtig ist dabei, durch interessante
Architektur und Gestaltung die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Moving Libraries
zu ziehen, damit die Angebote, die durch mobile Bibliotheken oder mit mobilen Bibliotheksdienstleistungen gemacht werden, von Menschen wahrgenommen und genutzt werden und nicht durch Nicht-Beachtung verpuffen.
4.1.3.3 Öffnungszeiten
Ein weiterer Bereich, der im Zusammenhang mit den Anforderungen an die Aufenthaltsqualität in Bibliotheken in den Blick genommen werden muss, betrifft die mögliche Dauer
des Aufenthalts in der Bibliothek und damit deren Öffnungszeiten.
Seit einigen Jahren gibt es heftige Debatten um die Fragen, wie lange Bibliotheken geöffnet
haben sollten und ob man wirklich einen Rund-um-die-Uhr-Service braucht. In einigen Wissenschaftlichen Bibliotheken, wie beispielsweise der Universitätsbibliothek (UB) in Karlsruhe
554
gibt es schon seit einigen Jahren die so genannten 24/7 Öffnungszeiten. 24/7 steht für
eine Öffnungsdauer von 24 Stunden an sieben Tagen der Woche – also rund um die Uhr.
551
552
553
554
Sauermann, Katrin (2009): Inneneinrichtung der Openbaren Bibliotheek Amsterdam. Anhang zur E-Mail
vom 14.08.2009
Vgl.: Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
JISC (2006): Designing Spaces for Effective Learning. Eigene Fotomontage
Vgl.: ka-news.de (2006): Wissen nonstop. Blog-Beitrag vom 24.04.2006. URL: http://www.kanews.de/nachrichten/karlsruhe/Karlsruhe-Wissen-nonstop;art86,49341 (Zugriff. 22.08.2009)
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
127
In Karlsruhe wurde der Service im Frühjahr 2006 eingeführt. Möglich sind die Öffnungszeiten durch konsequente Ausstattung der Bücher mit RFID-Tags, womit die Medien über
Selbstverbuchungsanlagen ausgeliehen und zurückgebucht werden können. Auch die UB
Konstanz bietet seit 2001 einen 24-Stunden-Betrieb an, der lediglich durch einige Schließ555
stunden in den Nachtstunden der Wochenenden unterbrochen wird. Die Einführung des
weltweit ersten Automaten, bei dem auch die Fernleihbestellungen an der UB Karlsruhe
556
rund um die Uhr abgeholt und zurückgegeben werden können , hat im Mai 2009 eine
sehr kontrovers geführte Diskussion über Öffnungszeiten in Bibliotheken ausgelöst, die über
die Mailingliste InetBib (Internet in Bibliotheken) geführt wurde. Erörtert wurde die Frage,
ob tatsächlich 24/7-Öffnungszeiten angeboten werden sollen oder sogar dürfen und inwieweit Bibliotheken den Anforderungen ihrer Kunden, was die Öffnungszeiten betrifft,
557
entgegenkommen müssen.
Die ursprüngliche Meldung, dass der „24-Stunden-Bibliothek ein weiterer Baustein erfolg558
reich hinzugefügt wurde“ und den Nutzern somit größere Flexibilität bei der Nutzung
der Bibliothek eingeräumt werden konnte, rief zum Teil empörte, zum Teil sehr erfreute Reaktionen aus der Praxis hervor.
559
Nachdem FENN einen Hinweis auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen gepostet hatte , reagierte WOLF mit folgender Frage:
„Wieso? Wird durch die Einführung der automatisierten Fernleihe jemand an der
UB Karlsruhe entlassen? Oder darf die Bibliothek einen automatisierten Service für
ihre Kunden nicht anbieten, wenn sie aus Budget-Gründen keine zusätzlichen Stellen schaffen kann? Dann sind wahrscheinlich Geldautomaten auch Schuld an den
560
hohen Arbeitslosenzahlen.“
Hier wird deutlich, wie die Diskussion über die Öffnungszeiten in Deutschland geführt wird.
Einerseits werden die Bedürfnisse der Kunden nach größtmöglicher Zugänglichkeit der Bibliotheken durchaus gesehen und auch verstanden, andererseits besteht die Befürchtung,
durch automatisierte Serviceangebote Arbeitsplätze zu vernichten. Die Reaktion auf diese
beiden Positionen von DIEROLF aus Karlsruhe zeigt, dass man sich dort der Problematik bewusst ist, jedoch die Zufriedenstellung der Nutzerwünsche an erste Stelle der Serviceorientierung der Bibliothek stellt:
555
556
557
558
559
560
Vgl.: Hätscher, Petra (2004): Das Weiterbildungskonzept der Bibliothek der Universität Konstanz. In: Berger, Franz: Lernort Bibliothek. Berlin, BibSpider, S. 32
Vgl.: Universität Karlsruhe (TH) (2009): Fernleihautomat in Betrieb genommen. Blog-Beitrag vom
25.05.2009. URL: http://blog.ubka.uni-karlsruhe.de/aktuelles/?p=487 (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Mailinglistendiskussion in InetBib (2009): Listenarchiv nach Datum. Beiträge vom 25. und
26.05.2009, Betreff: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7 Vollservice. URL: http://www.ub.unidortmund.de/listen/inetbib/date1.html (Zugriff: 22.08.2009)
Universität Karlsruhe (TH) (2009): Fernleihautomat in Betrieb genommen
Vgl.: Fenn, Jürgen (2009): Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7-Vollservice. E-Mail an InetBib vom
25.05.2009. URL: http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg39269.html (Zugriff: 22.08.2009)
Wolf, Sebastian (2009a): Re: RE: Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7=9-Vollservice. E-Mail an
InetBib vom 25.05.2005. URL: http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/
inetbib/msg39272.html (Zugriff: 22.08.2009)
128
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Man sollte die Einführung neuer Technologien nicht immer so negativ sehen. Wo
wären wir denn alle heute sonst? In der Tat wurde hier durch die Einführung des
Fernleihautomaten kein Personal entlassen, sondern nur eine Lücke in unserem
24/7-Serviceangebot geschlossen. Der Automat muss schließlich von Menschen
befüllt und die überfälligen Bücher abgeräumt werden. […] Für Studierende ist es
auf jeden Fall von Vorteil, rund um die Uhr an bestellte Bücher zu kommen und diese auch abgeben zu können. Bei Bibliotheken sollte der Dienstleistungsgedanke im
Vordergrund stehen. Die ersten Reaktionen unserer Nutzer bestätigen uns in unse561
rer Vorgehensweise.“
Es folgten etliche Kommentare zum allgemeinen Nutzerverhalten und zu der Frage, wer es
wirklich nötig habe, rund um die Uhr auf diverse Serviceangebote zugreifen zu müssen.
WOLF brachte daraufhin nochmals den Dienstleistungsaspekt der Bibliotheken auf den
Punkt:
„Tatsache ist doch, dass wir schon längst in einer 24-Stunden-Gesellschaft leben.
Die Wünsche unserer Nutzer haben sich entsprechend, geändert. Und Bibliotheken
tun gut daran, auf die Wünsche der Nutzer einzugehen und sie nicht oberlehrerhaft sozialkritisch als ‚Zeitgeist‘ abzutun. Dann können wir auch gleich ganz
bürokratisch unsere Öffnungszeiten auf Mo-Fr, 8-16 Uhr reduzieren. Das wär doch
mal ein Signal wider den ‚Zeitgeist‘! Vor 20 Jahren gab es übrigens die Debatte, ob
Geschäfte in der Woche auch nach 18 Uhr und an Samstagen nach 13 Uhr öffnen
dürfen. Heute bin ich froh darüber, dass ich auch mal bis 22 Uhr einkaufen kann
und nicht nach Dienstschluss noch schnell zum Supermarkt hetzen muss. Aber
562
manche stehen offenbar gerne vor verschlossener Tür [...].“
Bei der Frage nach den Öffnungszeiten lohnt sich teilweise auch ein Blick in die selbstformulierten Leitbilder oder Visionen der Bibliotheken. So schreibt sich beispielsweise die neue
BIBLIOTHEK 21 in Stuttgart folgendes auf die Fahnen:
„Die neue Bibliothek ist ein Garant des freien Zugangs zu Information. Sie ist nahezu rund um die Uhr zugänglich und bietet intermedial Zugriff auf alle notwendigen
563
Informationsressourcen.“
Hier wird ganz klar gesagt, dass Bibliotheken entsprechend lange Öffnungszeiten garantieren müssen, wenn sie das Ziel verfolgen, freien Zugang zu Informationen und Literatur zu
vermitteln. Auch DAHM fordert für Öffentliche Bibliotheken, dass Öffnungszeiten am Abend
und an den Wochenenden zur Selbstverständlichkeit werden müssen. Dies sei die logische
Konsequenz daraus, dass Öffentliche Bibliotheken verstärkt auf die Aufenthaltsqualität setzen und Orte schaffen wollen, an denen man sich gern aufhält und zwanglos „der Welt der
561
562
563
Dierolf, Uwe (2009): Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7-Vollservice. E-Mail an InetBib vom
25.05.2009. URL: http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg39278.html (Zugriff: 22.08.2009)
Wolf, Sebastian (2009b): Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7=9=2dVollservice. E-Mail an InetBib
vom 25.05.2009. URL: http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg39285.html
(Zugriff: 22.08.2009)
Bussmann, Ingrid (2003): Bibliothek 21 in Stuttgart 21. Konzeption: Die sechzehn Punkte. Drei. URL:
http://www5.stuttgart.de/stadtbuecherei/druck/b21/b21_k.htm (Zugriff: 22.08.2009)
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
129
564
Bücher und Medien begegnet.“ BOTT geht ebenfalls davon aus, dass um die Abendstunden und Wochenenden erweiterte Öffnungszeiten in Öffentlichen Bibliotheken in Zukunft
eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung der Bibliotheken als „öffentliche Räume“ in
565
der Stadt spielen werden. Dies gilt nach Ansicht der Verfasserinnen genauso für Moving
Libraries, die im öffentlichen Stadtraum mit ihren Angeboten präsent sind:
„Im Unterschied zu ‚Publikumsmagneten‘ des kommerziellen Bereichs (Kaufhäuser,
Kinos) können Bibliotheken über den ganzen Tag hinein bis in die Nacht Angebote
für unterschiedlichste Nutzer machen und somit auch die umliegenden öffentlichen
Räume beleben. Viele neue Bibliotheken beleuchten durch große Foyers in der
Dunkelheit Plätze und Straßen und strahlen durch abendliche Kulturveranstaltun566
gen ‚Sicherheit‘ in den öffentlichen Raum aus.“
In den Niederlanden werden die Diskussionen um die Öffnungszeiten Öffentlicher Bibliotheken längst nicht so kontrovers geführt wie in Deutschland. Dort ist es bereits Gang und
Gäbe, dass zu der hohen Aufenthaltsqualität, die im Allgemeinen von niederländischen Bibliotheksbesuchern erwartet wird, auch entsprechend lange Öffnungszeiten dazugehö567
ren. Deshalb ist beispielsweise die Openbare Bibliotheek Amsterdam täglich von 10 – 22
568
Uhr geöffnet. MÜLLER-JERINA, der die Bibliothek in Amsterdam 2008 besucht hat, stellt
fest:
„Dass dieses Konzept aufgeht, belegen die Zahlen. Bei rund 750.000 Einwohnern in
Amsterdam konnte die Bibliothek die Zahl der Nutzer von 160.000 auf jetzt 200.000
steigern. Täglich kommen rund 4.000 bis 6.000 Besucher, an Wochenenden auch
569
schon einmal 10.000.“
Wichtig bei der Frage nach den Öffnungszeiten scheint den Verfasserinnen besonders die
Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse und -wünsche zu sein. Hat sich die Bibliothek in
ihrem Leitbild der Zugänglichmachung von Informationen „rund um die Uhr verschrieben“, muss sie auch einen entsprechenden Service anbieten bzw. zumindest virtuelle An570
gebote zur Verfügung stellen, die die Erreichbarkeit der Bibliothek gewährleisten.
Möchte die Bibliothek mit ihren Serviceleistungen die Mobilität der Gesellschaft unterstützen, gehören dazu sicherlich Öffnungszeiten, die es auch einem Berufspendler ermöglichen, Angebote der Öffentlichen Bibliotheken auch außerhalb des gesetzlichen Ladenschlusses wahrzunehmen. Eine andere Möglichkeit wäre, Bibliotheksfilialen an stark frequentierten urbanen Plätzen einzurichten, wie sie in Kapitel 3.2.2.1 beispielhaft vorgestellt
wurden. Allerdings müssten auch solche Angebote über Öffnungszeiten verfügen, die sie in
den „Rush-Hour-Zeiten“ zugänglich machen. Zu welchen Zeiten die Bibliothek ganz konkret geöffnet haben sollte, muss jede Bibliothek durch Beobachtung oder Befragungen ih564
565
566
567
568
569
570
Vgl.: Dahm, Klaus (2005): Die öffentliche Bibliothek von morgen. Vernetzte Lebenswelt im Kultur- und Bildungsverbund. In: Öffentliche Bibliotheken in Bayern 4, H. 1, S. 7
Vgl.: Bott, H. (2000): Stadtplanung und die Rolle der Bibliothek als weicher Faktor für das Stadtmarketing,
S. 23
Bott, H. (2000): Stadtplanung und die Rolle der Bibliothek als weicher Faktor für das Stadtmarketing, S. 23
Vgl.: Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home, S. 122
Vgl. ebd. S. 121
Ebd. S. 121
Siehe Kapitel 3.2.3.
130
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
rer Benutzer selbst herausfinden. Letztlich sollten die Wünsche der Bibliotheksnutzer im Fokus jeglicher Öffnungszeitendebatten stehen, um die Bibliotheken wahrhaftig als kundenorientierte Institutionen zu etablieren. Dies gilt für stationäre Bibliotheken wie für Moving
Libraries gleichermaßen. Für die Moving Libraries sollte die Frage der Öffnungszeiten von
besonderer Bedeutung sein. Wenn sie mit ihren Angeboten die zunehmende Mobilität der
Bevölkerung unterstützen wollen, müssen sie auch zu den Zeiten präsent sein, an denen
beispielsweise die Berufspendler die Angebote nutzen wollen, besonders also in den frühen
Morgen- und in den späten Abendstunden.
4.2 Anforderungen an zukünftige mobile Bibliotheken
Anschließend an die allgemeinen Anforderungen, die an die Bibliotheken von morgen gerichtet werden könnten, werden diese im Folgenden für die Moving Libraries spezifiziert.
Wie bereits dargelegt, befindet sich das Mobilitäts- und Lernverhalten der Gesellschaft im
Wandel. Der Trend zur „Arbeit unterwegs“ ist allgegenwärtig und der Anspruch, an jedem
Ort und zu jeder Zeit mit einem Gerät der eigenen Wahl auf das Internet zuzugreifen und
somit Informationen abzurufen, setzt sich durch.
Sowohl aus dem Wandel der Gesellschaft in Bezug auf die Mobilität als auch aus den unterschiedlichen Angeboten durch Moving Libraries kann geschlossen werden, dass eine starke
Nachfrage für mobile Zugänge zu Informationen besteht. Dieser Forderung nach ubiquitärem Zugang zu Informationen formuliert auch EIGENBRODT:
„Bibliotheken sollten sich bemühen, jederzeit an jedem Ort Informationen von
571
höchster Qualität zur Verfügung stellen zu können.“
Eine mobile Bibliothek der Zukunft muss mehreren Anforderungen gerecht werden, die
sich von denen der stationären Bibliotheken erheblich unterscheiden können. Beispielsweise
müssen mobile Bibliotheken flexibel zu handhaben sowie praktisch und übersichtlich ausgestattet sein, damit der Transport einfach ablaufen kann. Weiterhin ist es unerlässlich, bei
der Suche nach Kundenkontakten Kooperationen zu bilden und Synergien zu erzeugen.
Schließlich gibt es eine weitere Anforderung, welche die „geistige Mobilität“ betrifft. Sollen
mobile Bibliotheken und -dienstleistungen in Deutschland nachhaltig Einzug halten, muss
dieses ebenso wie die Mobilität der Medien gefördert werden. Dies gilt vor allem für das
Aufgabenverständnis der Bibliothekare.
Der Gedanke, die eigene Bibliothek zu verlassen und aktive Informationsvermittlung außerhalb des Hauses durchzuführen, kann als „geistige Mobilität“ bezeichnet werden, die jedoch erst vereinzelt praktiziert wird. MOTZKO sieht dies als essentiellen Punkt, mit dem Bibliotheken den Lernprozess der Gesellschaft unterstützen können:
„Bibliothekare müssen mobil sein. […] Und das bedeutet wieder: Raus aus der Bib572
liothek!“
571
572
Eigenbrodt, Olaf (2006): Living Rooms und Meeting Places – aktuelle Annäherungen an den Raum der
Bibliothek. In: Ulrich, Paul S. [Hrsg.]: Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum. Berlin,
BibSpider, S. 60
Motzko, M. (2009): [Experteninterview]
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
131
4.2.1 Verstärkte Kundenorientierung durch Kooperationen
Eine der großen Herausforderungen der mobilen Bibliotheken ist es, aufgrund der durch
Raummangel begrenzten Bestandsgröße die Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu
wahren. Den Moving Libraries muss demnach die Verbindung von lokaler Zugänglichkeit
mit den Wissensquellen der Welt gelingen, wie es SYRÉ und SEEFELDT formulieren:
„Die Zukunft der Bibliothek steht ganz stark im Kontext des Schlagwortes „Local
573
Access, Global Information“.
SYRÉ und SEEFELDT führen weiter aus, dass Bibliotheken sich in Zukunft verstärkt der Konkurrenz auf dem Markt der Informationslieferanten stellen müssen. Um dieser Herausforderung
entgegenzutreten und sich im Wettbewerb zu profilieren, können mehrere Maßnahmen
ergriffen werden.
Gerade eine thematische Profilbildung könnte der Ansatzpunkt für eine verstärkte Kooperationsbereitschaft mit Partnern aus der Wirtschaft sowie mit Kultur- und Bildungsinstitutionen sein. Durch ihre hohe Flexibilität und die Notwendigkeit, sich häufig an unterschiedliche Umgebungen anzupassen, sind mobile Bibliotheken einem noch stärkeren Wandel unterworfen als stationäre Bibliotheken. Da die Ansprüche, die an sie gestellt werden, oftmals
nicht allein aus den Ressourcen der Bibliothek bestritten werden können, müssen strategische Partnerschaften geschlossen werden, die helfen können, die Kundenbedürfnisse zu befriedigen. ZwIck sieht hierin einen entscheidenden Vorteil für Themenbibliotheken, der jedoch auch für Moving Libraries gilt:
„Durch ihr geschärftes Profil finden Themenbibliotheken viel leichter Kooperationspartner als reguläre Stadtteilbibliotheken. Häufig unterstützen […] Partner die Filiale
mit zusätzlichen Services und Angeboten, bereichern auf diese Weise die Produkt574
palette der Bibliothek und fördern den Vertrieb.“
Es gibt zahlreiche erfolgreiche Beispiele für solche fachlich übergreifende Kooperationen. In
der Stadt Appeldoorn in den Niederlanden sind beispielsweise die Stadtbücherei sowie das
Gemeindearchiv und ein Museum für Moderne Kunst innerhalb eines Hauses untergebracht. Unter dem Namen „Kulturwarenhaus“ sind die ehemals getrennten Bereiche in einem Aufgabengebiet aufgegangen, in dem alle Mitarbeiter für alle drei ehemals getrennten Bereiche zuständig sind. MÜLLER-JERINA berichtet hierzu, dass sich diese zunächst als
fachfremd angesehene Arbeit inzwischen durchgesetzt hat:
„Auf Befragen erklärten die Mitarbeiter, dass es zwar etwas Zeit gebraucht hätte,
um sich zusammenzufinden, dass man es aber jetzt als sehr bereichernd empfinde,
575
mit anderen Berufsgruppen zusammenzuarbeiten.“
Vor allem in den Niederlanden scheinen solche fachübergreifenden Kooperationen recht
häufig geschlossen zu werden. MÜLLER-JERINA berichtet weiter über die Stadtbibliothek in
Almere:
573
574
575
Seefeldt, J./Syré, L.(2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 104
Zwick, J. [Hrsg.] (2004): Bibliotheksfilialen im Blick, S. 31
Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home, S. 118
132
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
„Wie in vielen niederländischen Bibliotheken auch bestehen keine Berührungsängste gegenüber anderen Institutionen. Vielmehr begreift sich die Bibliothek als
Dienstleistungsort. So findet etwa einmal wöchentlich eine Beratung für Studenten
zum Thema Studiengebühren statt, ebenfalls einmal pro Woche öffnet eine Außen576
stelle des Arbeitsamtes in der Bibliothek ihr Büro.“
Umgekehrt wäre auch der Gang der Bibliothek ins Arbeitsamt und eine Unterstützung bei
der Informationssuche möglich, wie RATZEK vorschlägt:
„Man könnte auch in die Berufsinformationszentren gehen, wo die Leute ja schon
Interesse an Berufen haben und sich orientieren wollen. [Sie] recherchieren etwas
und jetzt brauchen sie Zusatzinformationen. Wo bekommen sie die eigentlich her?
Der Leiter im Berufsinformationszentrum hat dann nur seine Vordrucke und seine
577
Standardbroschüren.“
Mit einem Angebot wie dem eben beschriebenen würden Bibliotheken ihre Serviceleistungen auch außerhalb der eigenen Räume anbieten und somit mobil auf die Anforderungen
der Kunden reagieren. Sie könnten neue Nutzergruppen erschließen und zudem durch die
Kooperation mit anderen Institutionen Ressourcen sparen, indem sie auf vorhandene Infrastrukturen zurückgreifen könnten.
ZWICK führt mehrere Kooperationsbeispiele im Rahmen des Projekts „Bibliotheksfilialen“ auf,
die durch Synergieeffekte eine hohe Außenwirkung erzeugen:
„Zusammenarbeit mit Partnern: Unsere Kooperationspartner sind für uns ein
wesentlicher ,Vertriebskanal’, da sie den direkten Kontakt mit der Zielgruppe erleichtern. […] Vertreter der wichtigsten Einrichtungen wie beispielsweise Arbeitsamt, IHK, Volkshochschule, Regionalstelle Frau und Beruf und Kreishandwerkschaft diskutierten gemeinsam mit der Bibliotheksleitung und dem Kulturdezernenten über Möglichkeiten und Ziele der neuen Einrichtung. […] Darüber hinaus werben diese Einrichtungen für uns, indem sie unsere Faltblätter auslegen und im
Rahmen ihrer Programme gezielt auf uns aufmerksam machen. Im Gegenzug
bieten wir ihnen Führungen und Präsentationsmöglichkeiten in der Job-Karriere578
Bibliothek.“
Ein anderer Kooperationspartner ist die Dresdner Flughafen GmbH, welche die Bibliothek
579
mit Medienmitteln unterstützt und in ihre Werbung mit einbezieht.
MITTROWANN und MOTZKO nennen die Post und die Sparkassen als mögliche interessante
580
Kooperationspartner für Bibliotheken . Sie verfügen bereits über ein infrastrukturelles Netz,
wie beispielsweise den sicheren und dennoch zeitlich unabhängigen Zugang zu einem Vorraum, in dem die Bibliothek eine Rückgabebox installieren könnte.
576
577
578
579
580
Müller-Jerina, A. (2008): Be in the library, but feel at home. S. 119
Ratzek, W. (2009): [Experteninterview]
Zwick, J. [Hrsg.] (2004): Bibliotheksfilialen im Blick, S. 53 f.
Vgl. ebd. S. 70
Vgl.: Motzko, M. (2009): [Experteninterview]; sowie: Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
4 ANFORDERUNGEN AN DIE MOVING LIBRARY VON MORGEN
133
Andere strategische Partner könnten der örtliche Einzelhandel oder Unternehmen, die
deutschlandweit tätig sind, wie die Deutsche Bahn AG (DB AG) sein. Durch entsprechende
Partnerschaften könnten auch bibliotheksferne Nutzergruppen angesprochen werden, was
die Bibliothek mehr in den öffentlichen Blickpunkt rücken würde. Wesentlich erscheint den
Verfasserinnen jedoch die Herausforderung für die Bibliotheken, mit ihren Dienstleistungen
aus der Bibliothek herauszutreten, um stärker wahrgenommen zu werden. Die vorgeschlagenen Kooperationen wären dafür ein geeignetes Mittel.
4.2.2 Technische Anforderungen an mobile Bibliotheken
Mobile Bibliotheken stehen gerade in Bezug auf die Ausstattung vor besonderen technischen Herausforderungen, da einerseits die Bestände innerhalb der mobilen Bibliothek vor
Transportschäden geschützt werden müssen, andererseits auch die Transportmittel der besonderen „Pflege“ bedürfen.
CARPENTER und TROHOPOULOS haben derartige Anforderungen bereits 1998 im Rahmen des
581
MOBILE PROJECTS der IFLA untersucht . Anhand ihrer Untersuchungsergebnisse ist ersichtlich, dass es mehrere Anforderungen für den Transportbereich gibt.
Dies betrifft die Konstruktion von technisch ausgereiften Transportmitteln, welche die zu
erfüllenden Zwecke optimal befriedigen können. Hierzu zählt die Berücksichtigung der verkehrstechnischen Infrastruktur vor Ort. In ländlichen Gegenden ist das Straßennetz oft weniger gut ausgebaut als in Städten. In gebirgigen Gegenden muss ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass die Transportmittel wendig sind, um Steigungen und
enge Kurven zu bewältigen.
Mobile Bibliotheken müssen über eine angemessene Ausstattung verfügen, um die Medien
zu präsentieren. Zusätzlich sind entsprechende Sicherheitsstandards zu beachten, die die
Medien und technischen Geräte während des Transports vor Beschädigungen schützen. Je
nach Häufigkeit des Transports können diese Sicherheitsmaßnahmen unterschiedlich ausfallen. Bei häufigen oder ständigen Bewegungen der mobilen Bibliothek (wie auf Schiffen
oder in Bücherbussen) sind beispielsweise verschließbare Schränke eine gute Möglichkeit.
Liegen wesentlich längere Zeiträume zwischen den Transporten (wie beispielsweise die Positionierung eines Bibliothekscontainers für drei Monate auf einem öffentlichen Platz), kann
über alternative Maßnahmen wie separates Transportieren der Bestände nachgedacht werden. Diese können sich jedoch als zeitintensiv beim Auf- oder Abbau erweisen und müssen
entsprechend der vorhandenen Zeit- und Personal-Ressourcen sowie möglicher Kosten geprüft werden.
Der zweite wichtige Punkt ist die Gewährleistung der technischen Ausstattung. Die Versorgung mit digitalen Diensten über eine Internetverbindung sowie die Stromversorgung
muss je nach Aufgabe während des Transports einer mobilen Bibliothek (beispielsweise mittels einer Photovoltaikanlage) oder an stationären Orten (durch Anbindung an feste Stromzufuhr) gesichert werden. Ebenso muss die mobile Bibliothek für eine Ausstattung mit mobiler Hardware für die Computernutzung oder für die Internetzugänge sorgen. Dies ist be581
Carpenter, J./Trohopoulos, I.(1998): Mobile Libraries and New Information Services in Public Libraries
S. 97 ff.
134
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
sonders für einen reibungslosen Ablauf der elektronischen Ausleihe wichtig, die beispielsweise über UMTS oder GPRS erfolgen kann. Auch für die Katalogsuche im Bestand, Download- oder Hörstationen, intelligente Regalsysteme, die Versorgung mit Lichtquellen oder
der Betrieb einer Klimaanlage müssen entsprechende Strom- und Technikanbindungen
vorhanden sein.
135
5 Konzeptvorschlag
Im vorangegangenen Kapitel wurden Anforderungen an Moving Libraries der Zukunft
formuliert. Ausgehend von diesen Anforderungen wird eine der zentralen Fragestellungen
dieser Arbeit mit einem Konzeptvorschlag der Verfasserinnen für eine Moving Library beantwortet. Die Eingangsfrage dieser Arbeit lautete: Wie könnte eine Moving Library der Zukunft im Hinblick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und die konkreten Anforderun582
gen der Kunden aussehen? Die Antwort darauf spiegelt sich in dem Konzept „DBib“ wider.
Das Motto, das dieser Arbeit und dem Konzeptvorschlag vorangestellt wird, ist ein Zitat von
HUGO. Es lautet:
583
„Utopie ist die Wahrheit von morgen!“
Damit soll gesagt werden, dass das vorgeschlagene Moving-Library-Konzept durchaus als
Utopie betrachtet wird und nicht sofort umsetzbar sein muss. Die Verfasserinnen sehen jedoch Umsetzungspotenzial für die Zukunft sowohl in technischer als auch in räumlicher
und infrastruktureller Hinsicht und werden mit Interesse entsprechende Entwicklungen beobachten.
5.1 Vorüberlegungen
5.1.1 Zielgruppe
Als Zielgruppe für DBib sehen die Verfasserinnen Geschäftsreisende oder Berufspendler als
584
Repräsentanten der modernen Informationsgesellschaft an. Es sollen Personen angesprochen werden, die im Berufsleben stehen, demnach also zwischen 20 und 65 Jahren alt sind.
Diese Personen verbringen durch weite Wege zur Arbeit oder zu Geschäftsterminen viel
Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise in Zügen der Deutschen Bahn (DB
AG). Das Hauptinformationsinteresse der ausgewählten Zielgruppe liegt auf dem aktuellen
Tages- und Wirtschaftsgeschehen. Aufgrund langer Arbeitswege und wenig freier Zeit nutzen diese Personen bisher das Angebot Öffentlicher Bibliotheken kaum oder gar nicht.
DBib soll durch attraktive Bestands- und Raumangebote aktiv auf die Berufspendler zugehen, auf diese Weise deren Interesse wecken und sie als neue Kunden für die Öffentlichen
Bibliotheken gewinnen. DBib soll einerseits grundsätzlich die Bekanntheit und das Image
Öffentlicher Bibliotheken steigern, andererseits sollen Bibliotheken verstärkt als „Wissensund Informationstankstellen“ im Zentrum der Gesellschaft wahrgenommen werden.
582
583
584
Genauere Erklärung des Namens folgt im Unterkapitel 5.1.2.3
Hugo, Victor
Siehe Kapitel 1.3
136
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
5.1.2 Ideenfindung
585
Ein Ziel der strukturierten Kurzbefragung war es, innovative Ideen für ein Moving-LibraryKonzept zu generieren. Die Befragten sollten ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse
an mobile Bibliotheken der Zukunft äußern, ohne sich durch die Frage der Umsetzbarkeit
beschränken zu müssen. Einige der schönsten und innovativsten sowie die am häufigsten
genannten Ideen aus der Kurzbefragung (siehe Abbildung 54) werden nachfolgend mit
eigenen Ideen der Verfasserinnen kurz vorgestellt.
Abbildung 54: Ausschnitt aus Mindmap zur Darstellung der Ideen der Kurzbefragung
585
586
Siehe Kapitel 2.2
Eigene Darstellung
586
5 KONZEPTVORSCHLAG
137
5.1.2.1 Bibliotheken an ungewöhnlichen Orten
Sehr häufig wurde der Zugriff auf Bücher, Informationen, E-Books, Hörbücher etc. an ungewöhnlichen Orten bzw. an Orten und Plätzen, die der Entspannung dienen, gewünscht.
Dazu gehören beispielsweise Bibliotheken:
•
•
im Flugzeug
am Strand oder im Freibad
•
•
im Hotel
im Sauna-Ruhebereich
•
im Wartezimmer beim Arzt
•
•
in der Bahn, am Bahnhof, in U-Bahnstationen
an Autobahnraststätten
•
in Einkaufszentren
5.1.2.2 Ungewöhnliche Bibliotheken
Da die Befragten ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen durften und sollten, gab es
auch eine Reihe von Vorschlägen für Moving Libraries, die futuristisch oder sogar etwas
fantastisch anmuten. Dennoch gefallen sie den Verfasserinnen so gut, dass einige dieser
Ideen nachfolgend aufgeführt werden. Möglicherweise können sie in naher oder ferner Zukunft umgesetzt werden:
•
eine „Zen-Bibliothek“ als Ort der Ruhe in Zeiten hektischer Betriebsamkeit, als
„Kraftort“ zum Auftanken, Ruhe Schöpfen und Entspannen
•
die Bibliothek als „Raumblase“, die auf Knopfdruck an jedem beliebigen Ort erscheinen kann, sei es beim Arzt, im Flugzeug oder am Bahnhof
•
ein deutschlandweites „Bibliotheksnetzwerk“, bei dem innerhalb Deutschlands mit
einem Ausweis bei jeder Filiale (beispielsweise an Bahnhöfen) ausgeliehen und zurückgegeben werden kann
•
die „Urlaubsbibliothek“, bei der der Bibliothekskunde ein thematisch zusammengestelltes „Urlaubspaket“ an jeden beliebigen Flughafen oder Bahnhof der Welt
bestellen kann und seine Literatur nach dem Sicherheitscheck in einer schönen
Bibliothekstasche ausgehändigt bekommt
eine Bibliothek mit einem „intelligentem Leitsystem“, bei dem sich je nach Nutzerbedarf (zum Beispiel analog des neuronalen Netzes) automatisch sofort der
Medienbestand, die Systematik, die Bestandsaufstellung und das Veranstaltungsangebot der Bibliothek anpassen
•
•
Bibliotheken als „Information to go”, „Take away” oder „Drive in“
5.1.2.3 „DBib”
Eine Idee, die immer wieder in verschiedenen Abwandlungen genannt wurde, ist die
„Bahnhofsbibliothek“, die an möglichst vielen Bahnhöfen zur Verfügung stehen soll und
deutschlandweit über ein einheitliches Ausleih- und Verbuchungssystem genutzt werden
138
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
kann. Es scheint demnach den Bedarf zu geben, die Fahrzeit in den Zügen durch die Nutzung von Angeboten Öffentlicher Bibliotheken sinnvoll füllen zu können. Die DB AG wirbt
selbst mit dem Slogan „Reisezeit ist Nutzzeit“ für ihr W-LAN-Angebot, das in Kooperation
587
mit T-Mobile bereits in vielen Intercity-Express-Zügen (ICEs) angeboten wird.
Die Fahrgastzahlen der DB AG sind im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um
588
1,6 Prozent auf 956 Millionen Passagiere angestiegen. Eine deutschlandweite Kooperation von Bibliotheken mit der DB AG könnte daher für beide Partner von Nutzen sein. Einerseits könnte die DB AG ihren Kunden einen noch besseren Service ganz im Sinne ihres eigenen Slogans „Reisezeit ist Nutzzeit“ anbieten. Andererseits könnten die Bibliotheken
durch eine verstärkte Präsenz mit innovativen Angeboten an stark frequentierten Plätzen,
wie den Bahnhöfen, ihr Image und ihre Bekanntheit bei einer Zielgruppe verbessern, die
bisher die Angebote Öffentlicher Bibliotheken kaum oder wenig nutzt. Auf diese Weise
könnten beide Partner sicherlich auch neue Kunden gewinnen. Zudem ist dies eine Möglichkeit, auch weitere interessante Partner oder Sponsoren für die Bibliotheken zu gewinnen.
Bisher gibt es in Deutschland keine Kooperation zwischen Öffentlichen Bibliotheken mit der
DB AG. Das einzige den Verfasserinnen bekannte Beispiel einer „Bibliothek im Bahnhof“ in
589
Deutschland ist die Stadtbibliothek Luckenwalde (siehe Abbildung 55). Allerdings wird
der Bahnhof in Luckenwalde, in dem die Stadtbibliothek seit 2008 untergebracht ist, nicht
590
mehr von der DB AG als Bahnhof genutzt.
Abbildung 55: Stadtbibliothek Luckenwalde: Bibliothek im Bahnhof
591
Den Verfasserinnen erscheint eine Kooperation mit der DB AG aus den schon genannten
Gründen sehr sinnvoll. Daher schlagen sie für eine Moving Library der Zukunft das Konzept
„DBib“ vor. Diese Moving Library soll sowohl aus stationären Bibliothekseinheiten an den
ICE-Bahnhöfen in Deutschland bestehen, als auch aus Bibliothekswaggons, die an die Speisewagen der ICE-Züge angehängt werden sollen. Der Name DBib steht für das deutsch-
587
588
589
590
591
Vgl.: DB AG (2009): HotSpots – die beste Verbindung von Internet & Mobilität. Rollende Büros mit Datenkommunikation über WLAN. URL: http://www.bahn.de/p/view/service/zug/railnet_ice_bahnhof.shtml
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: RP ONLINE (2009): Deutsche Bahn. Fahrgastzahlen im ersten Halbjahr gestiegen. Beitrag vom
08.08.2009. URL: http://www.rp-online.de/public/kompakt/wirtschaft/742455/
Fahrgastzahlen-im-ersten-Halbjahr-gesteigert.html (Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Stadtbibliothek Luckenwalde (o.J.): Bibliothek im Bahnhof. URL: http://bibliothek.luckenwalde.de/
(Zugriff: 12.08.2009)
Vgl.: Stadtbibliothek Luckenwalde (o.J.): Chronik 1990 – 2007. URL: http://bibliothek.luckenwalde.de/
index.php?option=com_content&task=view&id=54&Itemid=75 (Zugriff: 22.08.2009)
Stadtbibliothek Luckenwalde (o.J.): Eingangshalle mit Lesecafé. Eigener Screenshot URL:
http://bibliothek.luckenwalde.de/images/virtua/virtua2.html (Zugriff: 22.08.2009)
5 KONZEPTVORSCHLAG
139
landweite (D) Bibliotheksnetzwerk, dass geschaffen werden soll. Zudem liefern die beiden
ersten Buchstaben (DB) einen Hinweis auf den Kooperationspartner DB AG. Das fettgedruckte B in der Mitte steht gleichzeitig für Bibliothek, Bahn und Bahnhof und ist somit das
verbindende Element dieser drei Begriffe.
DBib soll an stark frequentierten ICE-Bahnhöfen vor Ort die Aufmerksamkeit potenzieller
Nutzer auf sich ziehen und ihnen Bibliotheksangebote unterbreiten, die die moderne Informationsgesellschaft in ihrer Mobilität unterstützt. Andererseits soll DBib selbst innerhalb
des deutschen Schienennetzes mobil sein und auf diese Weise die Mobilität der genannten
Zielgruppe aktiv begleiten. Im folgenden Unterkapitel „Konzeption“ stellen die Verfasserinnen detaillierte Überlegungen zur Ausgestaltung einer solchen Moving Library an. Zur Illustration der Ideen werden eigene Darstellungen (siehe Abbildungen 56 ff.) der Räumlich592
keiten verwendet, die von den Verfasserinnen mit dem Freeware-Programm SketchUp erstellt wurden.
5.2 Konzeption
Als Voraussetzung für DBib muss ein deutschlandweites Netzwerk von Bibliotheken geschaffen werden, die mit der DB AG und vor allem auch miteinander kooperieren. Um die
gleichberechtigte Versorgung der ausgewählten Zielgruppe innerhalb Deutschlands sicherzustellen, sieht das Konzept DBib vor, in allen deutschen Städten, die über ICE-Bahnhöfe
verfügen, Bibliotheksfilialen einzurichten, die über ein einheitliches Zugangs-, Ausleih- und
Verbuchungssystem verfügen. Jeder registrierte Nutzer kann so in jeder Stadt und in jedem
Zug, in der es eine Filiale von DBib gibt, mit nur einem Nutzerausweis sämtliche Angebote
der DBib nutzen. Denkbar wäre beispielsweise die Kombination der Bahncard mit einem
Benutzerausweis. Dies wäre vor allem auch unter Marketing- und Kundenbindungsgesichtspunkten für die DB AG interessant, die sozusagen ein Paket „Bahncard-PLUS“ anbieten könnte. Dieses verschafft den Kunden der DB AG einen zusätzlichen Mehrwert zu den
Vorteilen der Bahncard. Für diejenigen Kunden, die über keine Bahncard verfügen und diese auch nicht nutzen wollen, muss ein eigener Ausweis direkt in den Bibliotheksfilialen ausgestellt werden können.
Wie bereits erwähnt, sind für DBib zwei verschiedene Komponenten geplant. Die erste
Komponente besteht aus kleinen stationären Bibliothekseinheiten mit einer jeweiligen
Grundfläche von 15 Quadratmetern (siehe Abbildung 56 und 57). Diese sollen an den ICEBahnhöfen der DB AG positioniert werden. Als zweite Komponente des Konzepts sind Bibliothekswaggons (siehe Abbildung 58 und 59) vorgesehen, die von den ICE-Zügen mitgeführt werden sollen. In den Bibliothekswaggons steht eine Nutzfläche von jeweils 61 Quadratmetern zur Verfügung. Die stationären Bibliothekseinheiten sollen über die gleichen Öffnungszeiten verfügen wie die Einzelhandelsgeschäfte an den Bahnhöfen. Während der
Öffnungszeiten wird in den stationären Modulen jeweils ein Auskunftsbibliothekar für alle
Fragen rund um die Nutzung von DBib zur Verfügung stehen. Dies schafft einerseits die
593
Nähe zum Kunden, die von RATZEK gefordert wird , andererseits verhilft es den Kunden
592
593
Google (2009): Google SketchUp. URL: http://sketchup.google.com/intl/de/
(Zugriff: 22.08.2009)
Vgl.: Ratzek, W. (2009): [Experteninterview]
140
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
der DBib-Filialen zu schnellen und kompetenten Auskünften, und fördert damit die Wahrnehmung der Bibliotheken als kompetente „Wissens- und Informationstankstellen“.
Abbildung 56: DBib: Innenansicht der stationären Bibliotheksfiliale
5 KONZEPTVORSCHLAG
Abbildung 57: DBib: Außenansicht der stationären Bibliotheksfiliale
Abbildung 58: DBib: Innenansicht des Bibliothekswaggons
141
142
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 59: DBib: Außenansicht des Bibliothekswaggons
Die Bibliothekare in den stationären DBib-Filialen sollen gleichzeitig auch für Auskunftsfragen zur Verfügung stehen, die in den Bibliothekswaggons auftreten. Mit Hilfe eines VideoTelefonieplatzes innerhalb der Waggons (siehe Abbildung 60), können die Bibliotheksnutzer Auskunftsfragen stellen, die automatisch nach einem rotierenden System vom jeweils
zuständigen Bibliothekar beantwortet werden. Darüber hinaus können Auskunftsfragen je594
derzeit per E-Mail und zu den Öffnungszeiten der Bahnhofsfilialen auch per Chat gestellt
und beantwortet werden. Auch zu diesem Zweck stehen in den Bibliothekswaggons Internetplätze zur Verfügung (siehe Abbildung 61).
Abbildung 60: Platz für Videotelefonie
Abbildung 61: Internetplätze
Dem stationären Bibliothekscontainer und den Bibliothekswaggons gemeinsam ist der Einsatz fortschrittlicher Technik, die Ausstattung der Räumlichkeiten durch ein modernes Farb594
Siehe beispielsweise auch „Ask a Librarian“ siehe Kapitel 3.2.3.3
5 KONZEPTVORSCHLAG
143
konzept und die Verwendung hochwertiger Materialien sowie die Umsetzung der in Kapitel
595
4 formulierten Anforderungen hinsichtlich „mobiler Bestände“ und des Prinzips der Floa596
ting Collections .
5.2.1 Eingesetzte Technik
5.2.1.1 Smart-Shelf-Technologie
Die Nutzung von DBib soll attraktiv, einfach und schnell möglich sein. Daher ist der Einsatz
der Smart-Shelf-Technologie vorgesehen, die in Kapitel 4.1.1.2 vorgestellt wurde. Dabei
wird jedes Medium, das sich innerhalb der entsprechenden Bibliothekskomponente befindet, automatisch durch RFID-Technologie erkannt und im Raum verortet. Mit Hilfe von
mobilen Endgeräten können sich die Nutzer direkt zum gewünschten Medium navigieren
lassen. Dabei können über eine Schnittstelle die eigenen Geräte, beispielsweise ein eigenes
Smartphone, genutzt oder innerhalb der DBib-Filiale entsprechende Geräte ausgeliehen
werden. Die wesentliche Voraussetzung dafür ist ein einheitliches Bibliothekssystem, das
ständig online aktualisiert wird und an das sämtliche Bibliotheksfilialen von DBib angeschlossen sind. Das Bibliothekssystem sollte also über die Möglichkeit verfügen, dynamisch
die Ortsangaben der Medien anzupassen und automatisch im System zu hinterlegen.
DBib soll den Bibliothekskunden den Service anbieten können, jedes Medium, das im gesamten DBib-Systems verfügbar ist, innerhalb von 24 Stunden zum DBib-Standort am
Bahnhof ihrer Wahl bestellen zu können. Die Infrastruktur für den internen Lieferdienst ist
durch das Schienennetz der DB AG bereits vorhanden. Die bestellten Medien werden in
den stationären Bibliotheksfilialen platzsparend in einem Lagerraum bereitgestellt (siehe
Abbildung 62) und können durch den Bibliothekar ebenfalls mit Hilfe der Smart-ShelfTechnologie schnell und unkompliziert geortet und an die Kunden ausgegeben werden.
595
596
Siehe Kapitel 4.1.2.1
Siehe Kapitel 4.1.2.2
144
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 62: Lagerraum innerhalb des Containers
5 KONZEPTVORSCHLAG
145
5.2.1.2 Downloadstationen
Ein weiteres Element, das sowohl in den stationären als
auch in den mobilen DBibFilialen für die Kunden zur
Verfügung stehen soll, sind
Downloadstationen für Hörbücher, E-Books, Filme, aktuelle Wirtschaftsdaten etc.
(siehe Abbildung 63). Diese
Stationen sollen über Touchscreens bedienbar sein. Die
Kunden müssen sich mit ihrem Bibliotheksausweis „einchecken“ und können dann
digitale Inhalte auf eigene
mobile Endgeräte herunterladen oder beispielsweise ei397
nen E-Book-Reader ausleihen.
Abbildung 63: Downloadstation
597
Beim Herunterladen kann der Nutzer selbst entscheiden, für welche Leihfrist er die Medien
herunterladen möchte. Dabei wird lediglich die maximale Leihfrist durch die Bibliothek
vorgegeben. Über das DRM wird kontrolliert, dass nicht mehr Lizenzen genutzt werden
können, als im gesamten DBib-System zur Verfügung stehen. Je nachdem, für wie lange ein
Kunde ein bestimmtes Medium ausleihen möchte, werden seinem Nutzer-Konto Leihgebühren belastet, wobei alle Medien während der ersten 24 Stunden kostenlos genutzt werden können. Diese Regelung dürfte dazu führen, dass viele Medien nur kurzfristig ausgeliehen werden, so dass den Nutzern stets ausreichend Download-Lizenzen zur Verfügung stehen. Grundsätzlich ist es möglich, Ausschnitte aus den elektronischen Dokumenten zur
Probe anzulesen, anzuhören oder anzuschauen. Dazu verfügt jede Downloadstation neben
dem Touchscreen auch über Kopfhörer. Selbstverständlich ist es auch möglich, einen Titel
direkt über die Downloadstation zu rezipieren. Dafür werden jeweils sowohl im Waggon als
auch in den stationären Bibliotheken Sitzmöglichkeiten angeboten. Allerdings gehen die
Verfasserinnen davon aus, dass die stationären Bibliotheksmodule eher dem schnellen Zugriff und der zügigen Ausleihe dienen werden und weniger gut für lange Aufenthalte geeignet sind als die Bibliothekswaggons.
Die Downloadstationen verfügen außerdem über eine Schnittstelle zum Katalog des DBibSystems. Der Einstieg in den Katalog erfolgt über verschiedene Suchmodi, wie beispielsweise einer visuellen Cover-Suche nach bestimmten Interessenkreisen. Darüber hinaus gibt es
auch die Möglichkeit, den Katalog des Bibliothekssystems auf die „klassische“ Weise nach
597
Nähere Erläuterungen zu E-Books und E-Book-Readern siehe Kapitel 3.2.3.4
146
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
bestimmten Titeln oder Autoren zu durchsuchen. Wird ein physisches Medium gefunden,
das sich in der jeweiligen Filiale befindet, in der sich der Kunde aufhält, kann automatisch
über eigene oder auszuleihende mobile Endgeräte eine Navigation zur entsprechenden
Stelle im Regal aktiviert werden.
5.2.2 Designgrundsätze
Laut STEINHAUER müssen Bibliotheken als Orte wieder interessanter und attraktiver werden,
598
sie sollten besondere Orte sein, so dass es ein „Erlebnis“ wird, sie zu besuchen. Dies ist ein
Grundsatz, der durch die Gestaltung der DBib-Elemente umgesetzt wird. Die DBibStationen sollen die Aufmerksamkeit der avisierten Zielgruppe auf sich ziehen. Es ist daher
notwendig, dass sie einerseits von außen einsehbar sind, also zum Teil über Glaswände verfügen. Andererseits soll durch das knallige Farbkonzept (siehe beispielhaft Abbildung 64)
599
der von MCDONALD geforderte „Wow-Effekt“ erzielt werden, um die Aufmerksamkeit der
Passanten zu wecken.
Abbildung 64: Beispiel für das DBib-Farbkonzept
Die Möbel werden vom Design her aufeinander abgestimmt. Die geschwungenen Kopfelemente der Sitzgelegenheiten sind zusätzlich an das Design innerhalb der ICE-Waggons
angepasst, um eine gestalterische Verbindung zwischen den DBib-Waggons und den normalen ICE-Waggons zu schaffen.
598
599
Vgl.: Steinhauer, Eric (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 19.06.2009
Vgl.: McDonald, A. (2007): The top ten qualities of good library space, S. 25; siehe auch Kapitel 4.1.3.2
5 KONZEPTVORSCHLAG
147
Abbildung 65: DBib-Infotürme links in abgestufter und rechts in nicht-abgestufter Version
Ein weiteres besonderes Design-Element stellen die Infotürme (siehe Abbildung 65) dar. Einerseits können sie als Präsentationsmöglichkeit für Bücher, Zeitschriften und Zeitungen
genutzt werden. Dazu können Bücher in den abgestuften Türmen in entsprechenden Haltevorrichtungen untergebracht werden, die verhindern, dass sie während der Zugfahrt
herausfallen. An den glatten Türmen sind Hängevorrichtungen vorgesehen, in denen die
Zeitungen und Zeitschriften präsentiert werden können.
Andererseits kann in den Infotürmen die Technik für die Download-Stationen und die
Kopfhörer verankert werden. Sind die Stationen nicht in Betrieb, können sie in den Türmen
versenkt und gesichert werden. Bei Bedarf können die Touchpanels, Tastaturen etc. auf
Knopfdruck ausgefahren werden. Die Informationstürme sind außerdem Teil der Sitzelemente in den DBib-Waggons (siehe Abbildung 66). Sie trennen somit die einzelnen geschwungenen Sitzelemente voneinander ab und schaffen auf diese Weise eine gewisse Privatsphäre für die DBib-Nutzer, die dort die Downloadstationen nutzen, die Tagespresse
durchblättern oder Bücher lesen können.
148
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
Abbildung 66: DBib-Sitzgelegenheiten mit Infotürmen
In jeder Stadt, in der eine DBib-Filiale stationiert ist, soll auf der äußeren Glaswand des Moduls das Stadtwappen und der Name der heimischen Stadtbibliothek abgebildet werden,
um eine regionale Verbindung und Identifizierung zu den örtlichen Stadtbibliotheken zu
schaffen. Zusätzlich wird überall als verbindendes Element das DBib-Logo abgebildet. Auf
diese Weise wird ein einheitliches Corporate Design zwischen allen DBib-Filialen deutschlandweit geschaffen.
5.2.3 Bestandskonzept
Die Bestandsschwerpunkte für das DBib-Konzept sind ebenfalls auf die gewünschte Klientel
abgestimmt und liegen auf aktuellen Informationen über das Wirtschafts-, Politik- und Tagesgeschehen. Dazu werden vor allem elektronische Informationen bereitgestellt, die über
die Downloadstationen abgerufen werden können. Darüber hinaus wird die regionale und
überregionale Tagespresse angeboten. Die Verfasserinnen gehen jedoch davon aus, dass
die DBib-Filialen auch zur Entspannung nach anstrengenden Geschäftsterminen genutzt
werden. Zu diesem Zweck werden aktuelle Bestseller sowohl im Print als auch als E-Books
bereitgehalten. Zusätzlich können Hörbücher und Filme über die Downloadstationen heruntergeladen werden. Um die Entspannung nach anstrengenden Geschäftsterminen in besonderem Maße zu fördern und die Attraktivität der DBib-Filialen für die avisierte Zielgruppe zu steigern, können in jedem DBib-Waggon auf einer Playstation Spiele gespielt werden.
Damit auch andere Nutzer der DBib-Filialen dabei zum Zug kommen können, ist die jeweilige Spieldauer zeitlich beschränkt. Auch diese Angebote müssen von den Kunden über ihre
Nutzerausweise freigeschaltet werden, um beispielsweise die Dauer der Nutzung regeln zu
können.
5 KONZEPTVORSCHLAG
149
Möchte ein DBib-Nutzer eines der Medien ausleihen, wird es automatisch beim Verlassen
der Filiale über RFID auf sein Konto verbucht und im System als ausgeliehen vermerkt. Jedes
ausgeliehene Medium kann in jedem beliebigen DBib-Waggon oder in jeder DBib-Filiale
600
zurückgegeben werden. Hier greift das Prinzip der Floating Collections. Beim Betreten
der DBib-Module wird das Buch automatisch vom Ausleihstatus zurückgebucht und mit
dem entsprechenden Ortsvermerk im System versehen. Innerhalb der Waggons können die
Nutzer die Bücher an jeder beliebigen Stelle ins Regal stellen. Bei den stationären Filialen
gibt es zusätzlich die Möglichkeit, außerhalb der Öffnungszeiten Rückgabeboxen zu nutzen, die auch von außen zugänglich sind.
600
Siehe Kapitel 4.1.2.2
150
6 Fazit und Ausblick
An den Anfang dieser Arbeit wurde ein abgewandeltes und erweitertes Zitat von SANDBURG
gestellt, um etwas provokant zu hinterfragen, ob der Trend zu steigender Mobilität der Gesellschaft auch von den Öffentlichen Bibliotheken aufgenommen und mit entsprechenden
Angeboten für die Vertreter der modernen Informationsgesellschaft umgesetzt wird:
„Stell Dir vor, Bibliotheken sind als ‚Wissens-Tankstellen‘ und Informationsdienstleister fest in der modernen Informationsgesellschaft verankert, aber niemand geht
601
hin“. Stattdessen kämen die Bibliotheken als Moving Libraries mit ihren Dienstleistungen dorthin, wo ihre Nutzer sind.“
Die Verfasserinnen haben mit zahlreichen Beispielen mobiler Bibliotheken und mobiler Bibliotheksdienstleistungen gezeigt, dass es sehr wohl vorstellbar ist, dass diese Vision zur
Realität wird und es ansatzweise bereits ist. Dies wird auch durch die Aussage von
MITTROWANN bekräftigt: „Die Bibliothek geht dorthin, wo die Menschen sind – das finde ich
602
unglaublich logisch.“ Die Erkenntnisse aus den Experteninterviews und den intensiven Literaturrecherchen bestätigen die Verfasserinnen in ihrer Ansicht, dass es zwei Entwicklungstendenzen für Bibliotheken geben wird. Zum einen wird sich die Bibliothek verstärkt als so603
zialer Ort profilieren müssen , zum anderen als mobile „Wissenstankstellen“ Informationen
zu den Kunden bringen müssen.
Die vorliegende Arbeit hat sehr unterschiedliche Moving Libraries – von Bücherbussen über
Esels- und Fahrradbibliotheken bis hin zu Bibliotheksaustomaten und stationären Bibliotheken in Einkaufszentren – vorgestellt. Die Verfasserinnen wollten deutlich machen, dass das
mobile Bibliothekswesen vor allem eins ist: vielfältig. War der Existenzzweck mobiler Bibliotheken in Europa nach dem zweiten Weltkrieg besonders auf die Literatur- und Informationsversorgung der Bevölkerung in schlecht angebundenen Regionen ausgerichtet, um dort
vor allem Leseförderung zu betreiben, ist am Beginn des 21. Jahrhunderts im Bereich der
Moving Libraries in Europa und Nordamerika eine Trendwende hin zu Angeboten für die
moderne Informationsgesellschaft erkennbar. So wurden auch Moving Libraries vorgestellt,
die das wachsende Bedürfnis der Gesellschaft nach Mobilität unterstützen und begleiten.
Dazu gehören zum Beispiel die iGS in Finnland oder Bibliothekseinheiten in U-Bahn- oder
Metrostationen.
Der ursprüngliche Plan der Verfasserinnen, den Fokus der Arbeit auf Schiffsbibliotheken
und zwar besonders auf Kreuzfahrtschiffsbibliotheken zu richten, musste leider aufgegeben
werden, da die angeschriebenen Reedereien weder Interesse für das Thema noch Zeit für
die Beantwortung der Fragen der Verfasserinnen aufbringen konnten. Im Nachhinein stellte
sich die Verlagerung des Schwerpunktes der Arbeit jedoch als Glücksgriff heraus, da immer
neue und interessante Berichte über mobile Bibliotheken in allen Ecken der Welt entdeckt
wurden und die Verfasserinnen durch Kurz-Befragungen den verstärkten Wunsch nach
mobilen Bibliotheksangeboten für die moderne, europäische Informationsgesellschaft
wahrnehmen und in einem eigenen Konzeptentwurf umsetzen konnten.
601
602
603
Frei nach Sandburg, Carl: „Sometime they’ll give a war and nobody will come.“
Mittrowann, A. (2009): [Experteninterview]
Siehe Kapitel 4.1.3.1
6 FAZIT UND AUSBLICK
151
Sehr stark hat die Arbeit von den geführten Experteninterviews profitiert, die sich als wertvolle Quellen für aktuelle Entwicklungen im Bibliothekswesen, Facheinblicke in sonst verschlossene Themen und innovative Ideen erwiesen haben. Das Interesse, das dem Thema
von Seiten der Experten entgegengebracht wurde, sowie die voneinander unabhängig
eingeholten und dennoch übereinstimmenden fachlichen Einschätzungen bestärken die
Verfasserinnen zusätzlich in der Annahme, dass sich das Bibliothekswesen auf die verstärkte
Mobilität der Gesellschaft einlassen muss. Ebenfalls als sehr bereichernd ist die Kurzinterviewreihe über das Verständnis und die Erwartungen an mobile Bibliotheken anzusehen,
deren Ergebnisse das Konzept DBib nachhaltig beeinflusst haben. Obwohl durch die offene
Fragestellung eine große Bandbreite an Antworten gegeben wurde, spiegeln die Ergebnisse einmal mehr die große Varietät des Themas wider. Als nicht auswertbar erwies sich die
Online-Umfrage zu Schiffsbibliotheken, deren Rücklaufquote nicht ausreichend war, um eine Repräsentativität zu gewährleisten. Obwohl die Umfrage detailliert vorbereitet und
durchdacht war, kann nur vermutet werden, aus welchem Grund sie letztendlich nicht erfolgreich verlief. Möglicherweise lag es am geringen Interesse der Reedereien oder aber an
der gewünschten Wahrung von Unternehmensgeheimnissen.
Anhand der Erkenntnisse aus den geführten Gesprächen und der Literaturauswertung zeigt
die Arbeit die Entwicklungstendenzen der modernen Informationsgesellschaft auf und formuliert daraus Anforderungen für die Moving Libraries der Zukunft. Damit wird die erste
Fragestellung beantwortet, die von den Verfasserinnen ins Zentrum dieser Arbeit gestellt
wurde: Welche zukünftigen Anforderungen von Bibliotheksnutzern der modernen Informationsgesellschaft können durch Moving Libraries befriedigt werden? Die Bedürfnisse, die
von den Verfasserinnen herausgestellt und als Anforderungen in Kapitel 4 formuliert wurden, konzentrieren sich vor allem auf drei Bereiche: Als wesentlich werden „Zeitersparnisse
604
605
für die Bibliotheksnutzer“ , „flexible und mobile Bestandskonzepte“ und eine angenehme „Aufenthaltsqualität in den physischen Bibliotheksräumen, zu der auch ansprechende
606
Öffnungszeiten gehören“ , erachtet.
Um aufzuzeigen, wie einige dieser Anforderungen an die Moving Libraries der Zukunft
umgesetzt werden könnten, haben die Verfasserinnen den Konzeptvorschlag DBib vorgelegt und beantworten damit gleichzeitig auch die zweite zentrale Fragestellung dieser Arbeit: Wie könnte eine Moving Library der Zukunft im Hinblick auf die gesellschaftlichen
Entwicklungen und die konkreten Anforderungen der Kunden aussehen?
Ein Aspekt, der immer wieder in den Experteninterviews zur Sprache kam, war der mangelnde Bekanntheitsgrad und das „angestaubte“ Image von Bibliotheken in der Öffentlichkeit. Die Anmerkung von DAHM „Ein großes Problem stellen die ‚Bilder im Kopf’ vieler Bür607
ger wie auch zahlreicher politisch Verantwortlicher dar, wenn es um Bibliotheken geht.“
veranschaulicht die Auffassung, die überwunden werden muss, wenn es um die Etablierung neuer Dienstleistungen geht. Entsprechende Marketingkonzepte und verstärkte Kundenorientierung sind Wege, die „Bilder im Kopf“ zu ändern:
604
605
606
607
Siehe Kapitel 4.1.1
Siehe Kapitel 4.1.2
Siehe Kapitel 4.1.3
Dahm, K. (2005): Die öffentliche Bibliothek von morgen, S. 6
152
MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE
“We spend a lot of time trying to change people. The thing to do is to change the
608
environment and people will change themselves.”
Auch andere Aussagen und Forderungen, die das Bibliothekswesen betrafen, wurden in
den Experteninterviews angesprochen. So war der Wunsch nach einer zentralen Steuerung
des Bibliothekswesens durch eine Neuauflage des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI), beispielsweise in Form einer Agentur, ein Thema. Ebenso kam eine verbindliche Gesetzgebung
für Bibliotheken zur Sprache wie auch eine stärkere (finanzielle) Förderung von Innovationen. Auch TIEDTKE fordert eine stärkere Innovationsfreudigkeit im deutschen Bibliothekswesen:
„Aber: Wie war das noch mit den Innovationen? Wie kamen sie in den Markt und
auch in die Bibliotheken? RFID zum Beispiel war zunächst etwas für Industrie und
Großunternehmen. […] Jedoch eins ist sicher: Bibliotheken müssen sich kurzfristig
Gedanken machen, wie sie sich denen gegenüber verhalten, die virtuelle Spiele be609
vorzugen und virtuell kommunizieren wollen.“
In diesem Sinne müssen sich Bibliotheken verstärkt auf dem Gebiet der mobilen Angebote
mit innovativen Dienstleistungen positionieren und profilieren. Dies ist jedoch nicht mit
einmaligen Aktionen getan, sondern bedarf umfassender Konzeptionen und Entwicklungen. Trotz entsprechender Wünsche und Initiativen können nicht sämtliche Neuerungen
auf einmal geschehen. MITTROWANN sieht die „Geduld“ als einen wichtigen Faktor bei der
Entwicklung von Innovationen an und sagt: „das betrifft ganz gewiss auch die Entwicklun610
gen im Bibliothekssektor.“ Essentiell wird sein, welche praktikablen Anknüpfungspunkte
sich zwischen Innovation, Mobilität und Bibliotheken finden lassen, denn:
„Die Zukunft ist […] kein von vornherein feststehender Endzustand, der uns von
611
außen aufgezwungen wird. Vielmehr gilt: Zukunft wird gemacht.”
608
609
610
611
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Schmitz, Prof. Dr. Roland (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 29.06.2009
Stadt Graz Bibliothek (o.J.): Schauen, hören, lesen. Die Post bringt allen was. Broschüre der
Stadtbibliothek Graz
Steinhauer, Dr. Eric (2009): Experteninterview, Stuttgart, am 19.06.2009
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Wolf, Sebastian (2009b): Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7=9=2dVollservice.
E-Mail an InetBib vom 25.05.2009. URL: http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/
inetbib/msg39285.html (Zugriff: 22.08.2009)
168
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Moving Libraries Logo – eigene Darstellung
Abbildung 2: Eine der ersten Fahrbüchereien, Washington County, Maryland, USA
Abbildung 3: Reise Bibliothek
Abbildung 4: "Gesellschaftszwiebel" nach Klein
Abbildung 5: Lebensstile nach Gluchowski
Abbildung 6: Sinus-Milieus in Deutschland
Abbildung 7: Prognosen von Sinus Sociovision für das Jahr 2020
Abbildung 8: Lebensstile nach Otte
Abbildung 9: mobile Dienste
Abbildung 10: Mobilitätsentwicklung von der Vor-Mobilitätsgesellschaft bis heute
Abbildung 11: Willkommensbildschirm der Online-Befragung
Abbildung 12: Auswertung der strukturierten Kurzbefragung (Ausschnitt)
Abbildung 13: MedienBus Karlsruhe
Abbildung 14: Trägerschaft der Fahrbibliotheken
Abbildung 15: Nutzung der Bücherbusse durch Kinder und Jugendliche
Abbildung 16: Angebote spezieller Dienstleistungen für Kinder und Jugendliche
Abbildung 17: Empfang eines "Busitos" von Schulkindern in Solola
Abbildung 18: Bücherbus Stuttgart
Abbildung 19: Innenansicht des Lesemobils Baden-Baden
Abbildung 20: Appenzeller Bibliobahn
Abbildung 21: Bibliothekszug Hong Samud Rotfai Yoawachon
Abbildung 22: Bibliothek der „Pride of America"
Abbildung 23: Flugzeugträger mit Bibliothek
Abbildung 24: Bibliothek der Queen Victoria
Abbildung 25: Bibliothek der Queen Mary 2
Abbildung 26: Kreuzfahrtschiffbibliothek
Abbildung 27: Schiffsbibliothek des MS „Stadt Thun"
Abbildung 28: Bootsbibliotheken in Bangladesch
Abbildung 29: Bibliothek auf dem Forschungsschiff „Polarstern"
Abbildung 30: Biblioburro in Kolumbien
Abbildung 31: Kamelbibliothek in Kenia
Abbildung 32: Elefantenbibliothek in Thailand
Abbildung 33: Fahrradbibliothek in Asien
Abbildung 34: Schubkarrenbibliothek
Abbildung 35: Bibliometro (Madrid)
Abbildung 36: library@orchard
Abbildung 37: Biblio24
Abbildung 38: Bibliotheksautomaten in Shenzhen
Abbildung 39: Süßigkeitenautomat mit Literatur
Abbildung 40: Information-Gas-Station (iGS) in Helsinki
Abbildung 41: Hotel Alphabet
Abbildung 42: Bibliotel "Im Weissen Rössl am Wolfgangsee"
Abbildung 43: mobile Jurtenbibliothek in der Mongolei
Abbildung 44: Logo der Europeana in verschiedenen europäischen Sprachen
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100
103
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 45: Verteilung der verschiedenen Medien auf die DigitalCollections
Abbildung 46: Auswertung der strukturierten Kurzbefragung
(Ausschnitt aus Mindmap)
Abbildung 47: Trefferanzeige im OPACplus (Screenshot mit roten Markierungen der
Verfasserinnen)
Abbildung 48: Roving Librarians
Abbildung 49: Iglu-Wand
Abbildung 50: IKMZ Cottbus
Abbildung 51: Bücherbus Kiruna
Abbildung 52: Inneneinrichtung der Openbaren Bibliotheek Amsterdam
Abbildung 53: funktionale Möbel mit ansprechendem Design
Abbildung 54: Ausschnitt aus Mindmap zur Darstellung der Ideen der Kurzbefragung
Abbildung 55: Stadtbibliothek Luckenwalde: Bibliothek im Bahnhof
Abbildung 56: DBib: Innenansicht der stationären Bibliotheksfiliale
Abbildung 57: DBib: Außenansicht der stationären Bibliotheksfiliale
Abbildung 58: DBib: Innenansicht des Bibliothekswaggons
Abbildung 59: DBib: Außenansicht des Bibliothekswaggons
Abbildung 60: Platz für Videotelefonie
Abbildung 61: Internetplätze
Abbildung 62: Lagerraum innerhalb des Containers
Abbildung 63: Downloadstation
Abbildung 64: Beispiel für das DBib-Farbkonzept
Abbildung 65: DBib-Infotürme links in abgestufter und rechts in nicht-abgestufter
Version
Abbildung 66: DBib-Sitzgelegenheiten mit Infotürmen
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144
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148
170
Abkürzungsverzeichnis
ATLA
Access to Learning Award
AWI
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
BCID
BookCrossingIDnumber
BFHZ
Bayerisch-Französisches Hochschulzentrum
BIB
Berufsverband Information Bibliothek e.V.
BIM
Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement
B.I.T. online
Zeitschrift für Bibliothek, Information und Technologie
BSB
Bayerische Staatsbibliothek, München
BTU
Brandenburgische Technische Universität Cottbus
BuB
Forum Bibliothek und Information
BW
Baden-Württemberg
CD-ROM
Compact Disc Read-Only Memory
ComBi
Computerbibliothek Paderborn
DB AG
Deutsche Bahn AG
DBI
Deutsches Bibliotheksinstitut
DiViBib
Digitale Virtuelle Bibliotheken
DRM
Digital Rights Management
DVD
Digital Versatile Disc
ekz
ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
EU
Europäische Union
GPRS
General Packet Radio Service
HdM
Hochschule der Medien, Stuttgart
ICE
Intercity-Express
IHK
Industrie- und Handelskammer
IKMZ
Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum
iGS
Information-Gas-Station, Helsinki
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologie
IMAS
Gesellschaft für Internationale Marktanalysen mbH
InetBib
Internet in Bibliotheken (E-Mail-Diskussionsliste)
Infas
Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH
JIM
Jugend, Information, (Multi-)Media
JISC
Joint Information Systems Committee
LSC
Learning and Skills Council
LKW
Lastkraftwagen
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
MS
Motorschiff
NCL
Norwegian Cruise Line
NDR
Norddeutscher Rundfunk
NLA
National Library of Australia
NLB
National Library Board Singapore
NRW
Nordrhein-Westfalen
ÖB
Öffentliche Bibliothek
OCLC
Online Computer Library Center
OPAC
Online Public Access Catalogue
PC
Personalcomputer
PDA
Personal Digital Assistant
PIN
Personal Identification Number
RFID
Radio Frequency Identification
RMS
Royal Mail Ship
SMS
Short Message Service
SNCF
Société Nationale des Chemins de fer France
TNS
Taylor Nelson Sofres
UB
Universitätsbibliothek
UdSSR
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken/Sowjetunion
UMTS
Universal Mobile Telecommunications System
URL
Uniform Resource Locator
UTB
Uni-Taschenbuch
VÖBB
Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlin
VPL
Vancouver Public Library
171
B.I.T.online – Innovativ
Die B.I.T.online Innovativ-Reihe auf einen Blick
Band 3: Innovationsforum 2001 – Die neue Seite der Bibliothek
ANJA GROSSE: Die neue Seite der Bibliothek – Beispiele und Tipps für
Online-Marketing Öffentlicher Bibliotheken · MARKUS FELDER: Der
Bibliothekar als Freiberufler · MARGARETE POLOK: Strategien und
Konzepte zur Langzeitsicherung digitaler Publikationen in Bibliotheken
ISBN 978-3-934997-04-2, 2001, Brosch., 182 Seiten, € 19,50*
Band 4: Innovationsforum 2002
– Elektronische Dienste für Bibliotheken
ANNETTE BRESSER: Accessibility – Websitegestaltung für Blinde und
Sehbehinderte · SANDRA KUHN / HEIKE MATTHEIS: Konzeption eines
E-Learning-Portals und seine Realisierung für die Bereiche Information und Neue Medien · ANKE REINHARD: Electronic Commerce –
Chancen für Bibliotheken?
ISBN 978-3-934997-05-9, 2002, Brosch., 290 Seiten, € 24,50*
Band 5: Innovationsforum 2003 – Informationskompetenz
MARLENE FRITSCH: Bibliotheksarbeit für Kinder unter drei Jahren
und ihre Betreuungspersonen in Öffentlichen Bibliotheken am Beispiel der ersten zertifizierten Öffentlichen Bibliothek in Deutschland ·
GABRIELE GEBAUER: Qualitätsmanagement in Öffentlichen Bibliotheken · SABINE RAUCHMANN: Die Vermittlung von Informationskompetenz in Online-Tutorials: eine vergleichende Bewertung der US-amerikanischen und deutschen Konzepte
ISBN 978-3-934997-06-6, 2003, Brosch., 290 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 6: Vademecum e-Zeitschriften: Glossar und Bibliographie
(Bearbeitet von Bruno Bauer). Das Werk wendet sich an alle Bibliothekare und Informationsfachleute in Praxis und Ausbildung sowie an
Wissenschafter und Studenten, die als Nutzer der elektronischen
Zeitschrift an der aktuellen Entwicklung dieser Publikationsform interessiert sind
ISBN 978-3-934997-07-3, 2003, Brosch., 132 Seiten, € 19,50*
Band 7: Innovationsforum 2004
Bibliotheken – Moderne Dienstleister und Unternehmen
CLAUDIA LATZE: Entwicklung einer Balanced ScoreCard für die
Hamburger Öffentliche Bücherhallen · MARIA UEBEL: Die Neue
Dresdner Jugendbibiliothek medien@age – Konzeption und Erfolgsmessung der zielgruppenspezifischen Bibliotheksarbeit · THOMAS
ZACHLOD: Auskunft und Informationsdienstleistungen Deutscher
Bibliotheken im Internet
ISBN: 978-3-934997-08-0, 2004, Brosch., 260 Seiten, € 24,50*
Band 8: Zur Ermittlung der Qualität von Bibliotheksdienstleistungen – Konzept und Ergebnisse einer 2003 durchgeführten
Benutzerumfrage
HOLGER MÜHLENKAMP unter Mitarbeit von MAGDALENA SIMONJI
Als Teil des öffentlichen Hochschul- und Wissenschaftssektors sind die
meisten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland deutlichen
Mittelkürzungen ausgesetzt. Diese Entwicklung zwingt die Bibliotheken erstens zur Steigerung ihrer Wirtschaftlichkeit (Effizienz) und
zweitens zu einer stärkeren Kunden- bzw. Nutzerorientierung.
Der vorliegende Beitrag resultiert aus einer Benutzerbefragung, die
von der Universitätsbibliothek Hohenheim in Zusammenarbeit mit
dem Lehrstuhl für Ökonomik sozialer Dienstleistungen an der Universität Hohenheim
durchgeführt wurde.
Er richtet sich vor allem an die Entscheider in wissenschaftlichen Bibliotheken, die zunehmend mit der Forderung konfrontiert sind, die verbleibenden Mittel stärker als bisher zu
rechtfertigen
ISBN 978-3-934997-09-7, 2005, Brosch., 116 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 9: Teaching Library in Deutschland
Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz als Kernaufgabe für Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken
CLAUDIA LUX / WILFRIED SÜHL-STROHMENGER
„Teaching Library“ – dies ist nicht nur der Titel dieses Buches, sondern vor allem auch eine selbstbewusste Behauptung in einem Land,
in dem die Politik die Bibliotheken als Partner des Lernens noch nicht
entdeckt hat, in dem die kommunalen Gremien in Zeiten des Sparens
die Ausgaben für Bibliotheken als angeblich freiwillige Leistungen in
dem Feld der Kultur neben Museen und Theatern munter kürzen.
Das vorliegende Buch zeigt eindrucksvoll die erstaunliche Vielfalt der
Initiativen und den Einfallsreichtum der Bibliothekare, im Hinblick auf eine pointiertere
Einbindung der gesamten Bibliotheken in unser Bildungssystem
ISBN 978-3-934997-11-0, 2004, Brosch., 252 Seiten, € 29,50*
Band 10: Wenn ich nur wüßte, ob meine Botschaft angekommen
ist? Beispiele zur Erfolgsbewertung
BETTINA FEIFEL / STEFFI WERNER: Wissensmanagement – Trend oder
Einbahnstraße · FRIEDERIKE ELFLEIN: Wissensmanagement im Staatsministerium Baden-Württemberg – Von der Idee zur Umsetzung ·
WALTER GÜRTH: Wer nicht weiß, wo er hin will ... Partizipatives
Weiterbildungscontrolling ist mehr als Kostenerfassung · ROLAND
MANGOLD: Schlechter Schüler oder schlechter Lehrer? Eine kommunikations-psychologische Betrachtung der Problematik von Lehrevaluationen · CHRISTOPH BRASS: Öffentlich ablesen und an den
Rathäusern jeden Orts affichieren zu lassen. Eine kurze Geschichte
der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit von der Kanzlerrede bis zum Internet · SABINE
GRAUMANN / MARTINA KEIL: Neue Methoden zur Messung der PR-Effizienz, dargestellt
an einem Fallbeispiel aus der Praxis · SUSANNE ZIEHR: Medienresonanzanalyse für Internet-Publikationen. Untersuchung einer Dienstleistung und ihres Marktes · CHRISTINE
FISCH: Erfolgscontrolling von Veranstaltungen im Informationsbereich · RENATE
HANISCH / WOLFGANG RATZEK: Nur ein gesundes Team ist ein erfolgreiches Team. Das
Motivationsförderprogramm im Hotel Intercontinental Berlin
ISBN 978-3-934997-12-7, 2005, Brosch., 160 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 11: Innovationsforum 2005
GÜNTHER, SABINE: Das Web Contact Center: eine Herausforderung
für Bibliotheken
SIEWEKE, BEATE: Bibliothecae Quo Vadis? Herausforderungen an die
Bibliothek von morgen
WIEGEMANN, SVENJA: Implementierung einer benutzungsfreundlichen Oberfläche für mobile Endgeräte am Beispiel eines Bibliotheksinformationssystems
ISBN 978-3934997-13-4, 2005, Brosch., 272 Seiten, € 24,50*
Band 12: Innovationspreis 2006
Neues für Bibliotheken – Neues in Bibliotheken
BLANCK, SANDRA: Wert und Wirkung von Bibliotheken
KLINGENBERG, ANDREAS: Unterrichtsmodell zur Entwicklung von
Informationskompetenz bei Schülern der gymnasialen Oberstufe
ISBN 978-3934997-14-1, 2006, Brosch., 180 Seiten, € 24,50*
Band 13: Was für ein Service!
– Entwicklung und Sicherung der Auskunftsqualität von Bibliotheken
Herausgegeben von TOM BECKER unter Mitarbeit von CARMEN BARZ
Von der Suche über das Finden zum Wissen – Routine in wohl jeder
Bibliothek. Die zielgerichtete Suche im Auftrag des Kunden, vom
Stellenwert der bibliothekarischen Auskunft über Qualitätsmanagement, theoretische Grundlagen und Praxisbeispiele im Auskunftsdienst bilden den roten Faden des Buches, das ausgewählte Beiträge
aus Theorie und Praxis beinhaltet.
ISBN 978-3-934997-15-8, 2007, Brosch., 212 Seiten, € 29,50*
Band 14: Innovationspreis 2007 Was tun?
Junge Informationsspezialisten zeigen ihre Fachkompetenz
Digitale Buchformen in Bibliotheken und der Einsatz elektronischer
Bücher in Bibliotheken – Open Access in der deutschen Bibliotheks-,
Informations- und Dokumentationsszene – Nutzung von Wikis im
bibliothekarischen Kontext
ISBN 978-3-934997-16-5, 2007, Brosch., 404 Seiten, € 29,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 15: Beate Guba; Unbekannte Portalwelten?
Der Wegweiser!
Portale erhöhen die Attraktivität einer Einrichtung, wenn die entsprechenden Inhalte und Dienste bereitgestellt werden! Die in zwei
Teile gegliederte Publikation beinhaltet die Wesensmerkmale von
Portalen und eine Diskussion der unterschiedlichen Bezeichnungen.
Es werden Fachinformations-, Bibliotheks- und Universitätsportale
aus verschiedenen Ländern präsentiert und diskutiert, wobei auf drei
Anwendungen – jene der Universitäten Buffalo, Nottingham und
ETH Zürich – im Detail eingegangen wird. So wird der Leser vom
eher theoretischen Bereich der Portaltypologie auf anschauliche
Weise in die Welt der praktischen Anwendungen hinübergeleitet und es werden die
Vorzüge dieser Technologie deutlich gemacht.
ISBN 978-3-934997-18-9, 2005, Brosch., 124 Seiten, € 29,50*
Band 16: Simone Zahn; RFID in Bibliotheken
Wie können Bibliotheken die RFID-Technologie für ihre Bedürfnisse
nutzen? Wie kann die RFID-Infrastruktur in Bibliotheken verstärkt
genutzt werden, wie kann die Nutzung aussehen und wie kann man
sie umsetzen?
In diesem Buch werden sowohl Einsatzmöglichkeiten beschrieben, die
bereits in der Realität in Betrieb sind, als auch Anwendungsvorschläge
offeriert, die in Zukunft bei einer Weiterentwicklung der Technik und
Standards denkbar sind. Die Beschreibung der Anwendungen orientiert sich chronologisch an einem bibliothekarischen GeschäftsgangModell. Zu Beginn erfolgt eine umfassende Einführung in die Technologie von RFID, angefangen bei der Funktionsweise und Entstehung über eine allgemeine Erläuterung der Unterscheidungsmerkmale von RFID-Systemen, bis hin zur praktischen Umsetzung im Bibliotheksumfeld
ISBN 978-3-934997-19-6, 2005, Brosch., 104 Seiten, € 29,50*
Band 17: Jin Tan; Bibliotheken in Second Life
Angesichts einer rasanten Entwicklung in der virtuellen Welt versuchen momentan einige Bibliotheken, in Second Life ihre Dienste
anzubieten. Das Buch versucht, das Phänomen Second Life zu erklären, wobei zahlreiche Aspekte berücksichtigt und durch konkrete
Beispiele verdeutlicht werden. Darüber hinaus werden die Veränderungen des Bibliotheksumfeldes und die Ziele der Bibliothek in
diesem Zusammenhang analysiert.
Dabei wird Second Life als ein neues Medium verstanden, das die
herkömmliche digitale Kommunikation vervollständigt. Bibliotheken
als Ort der Kommunikation können und sollten diese dreidimensionale Plattform für einen besseren Service in der digitalen Welt einsetzen. Das
Buch entwickelt ein allgemeines Konzept, das von Bibliotheken für ihren Auftritt in Second
Life genutzt werden kann.
ISBN 978-3-934997-20-2, 2008, Brosch., 96 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 18: Innovationspreis 2008
Multikulturelle Bibliotheksarbeit
Vorschulische Sprach- und Leseförderung von Kindern mit Migrationshintergrund
Das Buch beschäftigt sich mit der vorschulischen Sprach- und Leseförderung von Kindern mit Migrationshintergrund und stellt das
Konzept eines Sprach- und Leseförderungsprogramms für Kinder
ausländischer Herkunft für die Bücherhalle Wilhelmsburg vor.
ISBN 978-3-934997-21-9, 2008, Brosch., 104 Seiten, € 24,50*
Band 19: Innovationspreis 2008
Moderne Bibliothek – Neue Herausforderung an den Service
STASCH, BENJAMIN: Musik-, Film- und Hörbuchdownloads: Eine
Perspektive für das Dienstleistungsangebot Öffentlicher Bibliotheken? Hochschule für Medien, Stuttgart (Bachelor)
SCHREIBER, CAROLA: Aspekte der Rhetorik und ihre Bedeutung für
die bibliothekarische Arbeit in Bezug auf Benutzerschulungen, Mitarbeitergespräche und Verhandlungen mit dem Unterhaltsträger.
Hochschule für Medien, Stuttgart (Bachelor)
ISBN 978-3-934997-22-6, 2008, Brosch., 152 Seiten, € 29,50*
Band 20: Ronald Kaiser; Bibliotheken im Web 2.0 Zeitalter
Herausforderungen, Perspektiven und Visionen
Die im angloamerikanischen Raum geprägte Idee des Web 2.0 hat
schnell in die Welt der Bibliotheken und Informationsinstitutionen
unter dem Schlagwort Library 2.0 Einzug gefunden. Hierunter subsummieren sich neue Dienstleistungen und Webapplikationen der
Bibliothek wie Blogs, Podcasts, Web-Feeds und Wikis. In Deutschland
prägt sich für diese neue Dimension bibliothekarischer Angebote
der Begriff Bibliothek 2.0 ein. Die Arbeit präsentiert den technischen
Hintergrund, Arbeitsweisen einzelner Anwendungen und zeigt
Wege zur Integration dieser in die Arbeit der Bibliotheken. Darüber
hinaus werden innovative Entwürfe zur künftigen Gestaltung bibliothekarischer Dienstleistungen mittels Techniken des Web 2.0 vorgestellt.
ISBN 978-3-934997-23-3, 2008, Brosch., 132 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 21: Hermann Rösch; Academic Libraries und Cyberinfrastructure in den USA. Das System wissenschaftlicher Kommunikation zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Die Untersuchung befasst sich mit der Rolle der wissenschaftlichen
Bibliotheken im Wissenschaftssystem der USA. Unter systemtheoretischer Perspektive geht es dabei zum einen um die Frage, welche
Auswirkungen die digitale Revolution auf das gesellschaftliche Funktionssystem Wissenschaft bzw. die wissenschaftliche Kommunikation
insgesamt hat. Zum anderen wird die strukturelle Entwicklung des
auf bibliothekarische Institutionen und Dienstleistungen gestützten
Systems der Informationsversorgung für die Wissenschaften in den
USA analysiert.
Am Beispiel der US-amerikanischen Verhältnisse wird untersucht, ob und in welchem
Umfang ein funktional differenziertes System wissenschaftlicher Bibliotheken dazu in der
Lage ist, dem Funktionsbedarf netzbasierter digitaler Kommunikation der Wissenschaften
nach dem jetzt erkennbaren Stand der Entwicklung gerecht zu werden. In der aktuellen
Debatte spielen die Konzepte „Cyberinfrastructure“ und „Digital Scholarship“ eine herausragende Rolle. Besondere Beachtung verdienen die Spezifika der US-amerikanischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die
extrem föderalistische Landesstruktur, die zu einer Fragmentierung der Kompetenzen
führt, und die vergleichsweise starke marktwirtschaftliche Orientierung der Hochschulen,
die eine Konkurrenzsituation erzeugt und zumindest eine partielle Fragmentierung der
Interessen zur Folge hat.
ISBN 978-3-934997-20-0, 2008, Brosch., 128 Seiten, € 24,50*
Band 22: Kathleen Schacht; Imageanalyse und Kommunikationsstrategie für die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von
Ossietzky Hamburg
Durch eine Imageanalyse, bei der Kunden, Nicht-Kunden und Mitarbeiter befragt werden, wird das Image der Staats- und Universitätsbibliothek ermittelt. Mit Hilfe eines Semantischen Differentials
erfolgt ein Vergleich zwischen Selbst- und Fremdbild. Die Ergebnisse
der Imageanalyse, sowie der Wettbewerbsanalyse, der SWOTAnalyse und einer Medienresonanzanalyse bilden die Grundlage für
die Kommunikationsstrategie. Sie dient der strategischen Ausrichtung der Kommunikation, insbesondere der Öffentlichkeitsarbeit,
der Bibliothek mit dem langfristigen Ziel des Imageaufbaus.
ISBN 978-3-934997-25-7, 2009, Brosch., 180 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 23: Fabienne Kneifel; Mit Web 2.0 zum Online-Katalog der
nächsten Generation
Das Web 2.0 hat auch bei Bibliotheksnutzern zu veränderten Erwartungshaltungen an bibliothekarische Online-Angebote wie die
Kataloge geführt. Diese waren lange Zeit statische Nachweisinstrumente, die heutzutage über das Angebot reiner Bestandsverzeichnisse hinausgehend verschiedene Web 2.0-Funktionalitäten sowie
Zusatzinformationen mittels Kataloganreicherung integrierten sollten, um den Erwartungen der Nutzer zu genügen.
Die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter Nutzern einer Großstadtbibliothek unterstreichen dies: die Nutzer wünschen sich vielfältige Browsingmöglichkeiten, Google-ähnliche Suchmöglichkeiten, zusätzliche Inhalte und
ein personalisierbares Angebot.
Welche Funktionen und Inhalte sollte ein Bibliothekskatalog im Zeitalter des Web 2.0
bieten? Am Beispiel der Stadtbücherei Frankfurt wird dargestellt wie Prinzipien des Web
2.0 – u.a. Nutzerfreundlichkeit und Kollaboration – auf das Online-Angebot übertragbar
sind, ohne dabei den Personalaufwand, die rechtliche Absicherung der Bibliothek und
Fragen der technischen Implementierung zu vergessen.
ISBN 978-3-934997-26-4, 2009, Brosch., 172 Seiten, € 24,50*
Band 24: Simon Brenner; Die Bibliothekswebsite auf Knopfdruck. Konzeption und Entwicklung eines als Dienstleistung angebotenen Web-Content-Management-Systems für Bibliotheken
Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Web-Content-ManagementSystem (WCMS) entwickelt, welches Bibliotheken auch mit geringen
finanziellen und personellen Mitteln erlaubt, eine attraktive Website
zu erstellen, die ohne HTML-Kenntnisse einfach und zeitnah aktualisiert werden kann. Als Komplettlösung, die das Ziel verfolgt, den das
System nutzenden Bibliotheken sämtliche administrativen Tätigkeiten abzunehmen, wird das System den Bibliotheken dem SoftwareBereitstellungs-Modell „Software-as-a-Service“ entsprechend, auf
einem von einem Dienstleister betriebenen Webserver gegen eine Mietgebühr bereitgestellt und ist auf diese Weise sofort und ohne spezielles IT-Fachwissen nutzbar.
ISBN 978-3-934997-27-1, 2009, Brosch., 188 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 25: Anna Kathrin Klug; Die Wissensbilanzierung in Bibliotheken. Chancen und Probleme bei der Anwendung des Modells
„Wissensbilanzierung – Made in Germany“.
Traditionelle Finanzbilanzen sind kaum in der Lage, relevante Informationen zum Verständnis der intellektuellen Faktoren abzubilden. Wissensbilanzen können diese Erklärungslücke schließen, weil
sie veranschaulichen, wie Intellektuelles Kapital zur Wertschöpfung
beiträgt. Bisher fanden Wissensbilanzen überwiegend Anwendung
in der Privatwirtschaft, allerdings ist auch ein Einsatz im öffentlichen
Bereich, etwa in Bibliotheken, denkbar.
Das Buch erläutert zunächst theoretische Grundlagen und gibt
einen Überblick über ausgewählte Methoden zur Erfassung, Messung und Steuerung des
Intellektuellen Kapitals. Das Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der Umsetzung des
Modells „Wissensbilanz - Made in Germany“ in Bibliotheken. Hierzu werden Beispiele und
Empfehlungen aufgeführt, die Bibliotheken bei der Durchführung einer Wissensbilanzierung unterstützen könnten. Zusammenfassend wird festgestellt, dass Wissensbilanzen in
Bibliotheken umsetzbar sind.
ISBN 978-3-934997-28-8, 2010, Brosch., 148 Seiten, € 24,50*
Band 26: Miriam Hölscher & Corinna Sepke; Moving Libraries.
Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen
der modernen Informationsgesellschaft.
Aus der heutigen Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig Wissen
rezipieren zu können, müssen sich neue Angebotsformen ergeben.
Dieser Trend beeinflusst bereits heute das Dienstleistungsspektrum
von (mobilen) Bibliotheken.
Neben einer detaillierten Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen unter dem Aspekt der Mobilität behandelt das Buch
unterschiedliche Typologien mobiler Bibliotheken und mobiler
Bibliotheksdienstleistungen weltweit. Weiterhin werden Anforderungen entwickelt, die zukünftige Bibliotheken erfüllen müssen, um die Mobilität der
Gesellschaft angemessen zu unterstützen. Unter dem besonderen Blickwinkel der modernen Informationsgesellschaft in Deutschland wird ein Bibliotheks-Konzept entwickelt, das
einen Ausblick auf eine mögliche mobile Bibliothek der Zukunft gibt.
ISBN 978-3-934997-29-5, 2010, Brosch., 182 Seiten, € 24,50*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
Band 27: Regina Pfeifenberger; Pocket Library – Bibliothekarische Dienstleistungen für Smartphones.
Die mobile Nutzung des Internets nimmt drastisch zu und stellt
auch an Bibliotheken die Herausforderung, ihre Dienstleistungen in
virtuelle Umgebungen einzubetten und Inhalte und Dienste mobilen Nutzern anzubieten.
Während in Deutschland mobile Dienste in Bibliotheken eine noch
unbedeutende Rolle spielen, nutzen US-amerikanische Bibliotheken
bereits ein breites Spektrum. Hier erfahren Sie nach einer Einführung in die Thematik, welche der mobilen Dienste bereits von
Bibliotheken in den USA und Deutschland angeboten werden.
ISBN 978-3-934997-30-1, 2010, Brosch., 112 Seiten, € 24,50*
Tagungs- und Kongressband Leipzig 2007
INFORMATION UND ETHIK
Dritter Leipziger Kongress für Information und Bibliothek
Schirmherrschaft: Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler
Leipzig, 19. bis 22. März 2007
Herausgegeben von Barbara Lison
782 Seiten, 2005, Brosch., ISBN 978-3-934997-17-2
€ 79,00 - (€ 69,00 für persönliche Mitglieder der Verbände)*
* Buchpreis zuzügl. Versandkosten
BAND 26
Moving Libraries
Mobile Bibliothekskonzepte als
Antwort auf die Herausforderungen
der Informationsgesellschaft
Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
ISBN 978-3-934997-29-5
ISSN 1615-1577
€ 24,50
BAND 26
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Moving Libraries – Mobile Bibliothekskonzepte
INNOVATIV
INNOVATIONSPREIS 2010
Hölscher / Sepke

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