Lehrerdokumentation - Naturschule St. Gallen

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Lehrerdokumentation - Naturschule St. Gallen
NATURSCHULE ST. GALLEN
Jahresthema 2011
Honigbiene
Eignung (Stufe)
Jahreszeit
Zeitbedarf
1 Tag
Ziele
1.
2.
3.
4.
5.
Die Honigbienen als Lebewesen stufengerecht entdecken und begreifen lernen.
Die Organisation des Bienenstaates kennen.
Die Bedeutung der Honigbiene für die Natur verstehen.
Die vielfältigen Produkte der Honigbiene mit allen Sinnen kennen
lernen.
Schutzmassnahmen für Wildbienen herstellen können.
Programmvorschlag / Inhalte
•
•
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•
•
Einführung: In den Schulräumlichkeiten sind verschiedene Materialien und Medien zum Jahresthema Honigbiene bereitgestellt.
Der Baustein Honigbiene enthält verschiedene Ideen für die Gestaltung eines Schultages zum Thema Honigbiene.
Anschauungsunterricht: Unmittelbar vor der Naturschule sind in
einem Schaukasten und einem Miniaturbienenkasten zwei Bienenvölker angesiedelt.
Praktische (Gruppen-) Arbeit: Es besteht die Möglichkeit, einzeln
oder in Gruppen verschiedene Themenbereiche zu erarbeiten.
Znüniaktion: Falls gewünscht, kann für den Znüni Honig, Zopf und
Milch verköstigt werden.
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Materialliste der Naturschule
• Bienenvolk in Schaukasten (steht nur zeitlich begrenzt zur Verfügung!)
• Baustein Honigbiene bestehend aus:
Schülerdokumentation, Arbeitsblätter Schülerversion, Lehrerdokumentation, alle als pdf-Dokumente vorhanden, sowie Musterlösungen zu Arbeitsblättern im Ordner Die Honigbiene
• PowerPoint zu Honigbiene (als DVD im Ordner Die Honigbiene
• Diverse Materialen und Medien
• Zeichen- und Schreibmaterial
• Materialkiste zum Baustein Honigbiene, insbesondere Bienenapotheke
• Weitere Bausteine, wie Streubewohner, Erdbewohner, Bodenleben, Humus und Nahrungskette und Bodenuntersuchungen
Vorbereitung / Hinweise
Die Lehrkraft kann den Baustein Die Honigbiene vorgängig vom Internet herunterladen und die geeigneten Arbeitsaufträge stufengerecht auswählen.
Die Schüler können sich den Bienen im Schaukasten resp. Miniaturbienenkasten
nähern. Die Lehrkraft soll die Klasse diesbezüglich sensibilisieren und zum schonenden Umgang mit den Organismen anhalten. Es ist darauf zu achten, sich
nicht in der Nähe des Ausfluglochs aufzuhalten (ist in südlicher Richtung).
Falls jemand von einer Biene gestochen wird und eine starke entzündliche Reaktion zeigt, gibt es in der Naturschule ein Notfall-Set bestehend aus einer Tube
Fenistil-Salbe für die oberflächliche Behandlung und Notfall-Tabletten Betnesol.
Diese sind bei einer starken allergischen Reaktion in Wasser gelöst einzunehmen. Dosierung: 2-3 Tabletten.
Zeigt die Behandlung keine Wirkung oder verschlechtert sich der Zustand des
Patienten, sofort Kontakt aufnehmen mit dem Notruf: Tel 144.
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Die Honigbiene
Inhaltsverzeichnis
Thema
Seite
Teil 1: Die Biologie der Honigbiene
1.
Systematik
4
2.
Anatomie
5
2.1.
Sinnesorgane
2.2.
Mundwerkzeuge
6
2.3.
Beine
7
2.4.
Flügel
7
2.5.
Innere Organe
3.
Bienenkasten und Entwicklung
10
3.1.
Königin
10
3.2.
Drohn
11
3.3.
Arbeiterin
11
4.
Bienenleben im Jahresablauf
12
5.
Ausgewählte Verhaltensweisen
13
5.1.
Bienentänze
13
5.2.
Sozialer Futteraustausch
13
5.3.
Schwärmen
13
6.
Bedeutung im Naturhaushalt
15
5-6
8 - 10
Teil 2: Methodische und didaktische Hinweise
1.
Allgemeine Informationen
16
2.
Unterrichtsmaterialien
16
3.
Unterrichtsideen
17
Honigbienen und ihre Produkte
17
Wo holen die Schleckmäuler Nektar und Pollen
17
Wie Bienen ihre Futterquelle finden
18
Einblick in den Bienenstaat
19
Die Honigbiene, ein Kunstwerk der Schülerinnen und Schüler
19
Einbindung des Waldlehrpfads
20
Einbindung des Landwirtschaftslehrpfads
20
Wildbienen und Bauanleitung Wildbienenhotel
21
Bienenapotheke
22
Matrialkiste Bienensalbe
23
Weitere Informationen und Aktivitäten
23
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Teil 1: Die Biologie der Honigbiene
1. Systematik
Bienen gehören zum Stamm der Gliedertiere (Arthropoda) und werden dort in die
Klasse der Insekten eingeteilt. In den vielen Ordnungsgruppen der Insekten wird die
Biene aufgrund ihrer häutigen Flügel den Hautflüglern (Hymenoptera) zugeordnet. In
dieser Ordnungsgruppe mit einer fast unüberschaubaren Anzahl von Arten, findet man
die Unterordnung der Stechimmen (Aculeata). Zu dieser Unterordnung zählen u. a.
Ameisen (Formicoidea), Wespen (Vespoidea) und Bienen (Apoidea). Es ist bemerkenswert, dass sich in dieser Unterordnung die drei wichtigsten staatenbildenden Insekten gefunden haben. Zu den Bienen (Apoidea) gehören nicht nur, wie weitläufig angenommen, die Honigbienen, sondern weltweit über 20.000 Arten, die nahezu überall auf
der Erde zu finden sind. 500 dieser Arten leben allein bei uns in Europa, allerdings sind
dies überwiegend einzellebende Bienen, sogenannte Solitärbienen.
Systematik
Deutscher Name
Lateinischer Name
Stamm
Gliedertiere
Arthropoda
Klasse
Insekten
Insecta
Ordnung
Hautflügler
Hymenoptera
Unterordnung
Stechimmen
Aculeata
Überfamilie
Bienen und Grab-
Apoidea
wespen
Familie
Echte Bienen
Apidae
Art
Westliche Honig-
Apis mellifera
biene
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2. Anatomie der Honigbiene
Im Körperbau zeigt sich deutlich, dass die Honigbiene zur Klasse der Insekten gehört.
Als Kerbtiere weisen alle Insekten eine mehr oder weniger deutliche Gliederung auf
und der Körper der Honigbiene ist denn auch in Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen) aufgeteilt. Ein fester Chitinpanzer gibt dem Körper der Honigbiene
Halt und schützt sie gleichzeitig vor Austrocknung und mechanischen oder chemischen
Einwirkungen. Der Chitinpanzer besteht aus vielen Einzelteilen, die durch feine Häutchen verbunden sind, was ihn mehr oder weniger beweglich macht. Der Hinterleib ist
besonders beweglich, so dass der Stachel geschickt eingesetzt und der Honigmagen
weit gedehnt werden kann. Der Kopf- und Brustabschnitt hingegen sind eher fest miteinander verbunden. Der Bienenkörper wird von einem dichten Haarkleid umhüllt. Es
hält die Bienen warm und beim Blütenbesuch verfangen sich in ihm Pollen. Zahlreiche
Sinneshaare an Fühlern, Beinen und am Kopf nehmen äussere Reize auf.
2.1. Sinnesorgane
Die Biene hat zwei Facettenaugen und drei Punktaugen (Ozellen) am Obertteil des
Kopfes. Mit den Punktaugen misst die Biene die Lichtintensität. Die beiden Facettenaugen bestehen aus unzähligen Einzelaugen (Ommatiden). Sie sind keilförmig angeordnet und ermöglichen der Bienen einen Rundumblick, ohne dass Sie den Kopf bewegen
muss. Jedes Ommatidium macht sein eigenes Bild der Umgebung, welches das Gehirn
der Insekten zu einem Gesamtbild zusammen fügt. Mit ihren bis zu 8’000 Ommatidien
sehen Bienen ein relativ gut aufgelöstes Rasterbild ihrer näheren Umgebung.
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Auch das Farbsehen der Biene unterscheidet sich von dem des Menschen. Ein leuchtendes Rot erscheint der Biene zum Beispiel schwarz oder dunkelgrau. Allerdings kann
die Biene ultraviolette Farben wahrnehmen, die für den Menschen wiederum unsichtbar
sind. Eine weitere Besonderheit ist, dass Bienen das polarisierte Licht des Himmels
wahrnehmen und zu ihrer Orientierung nutzen können.
Die beiden Fühler sitzen an der Stirnseite des Kopfes sind frei beweglich. Mit ihnen
fühlt, riecht, tastet, hört und orientiert sich die Biene. Das ausgeprägte Riechvermögen
wird „plastisches Riechen“ genannt: Die Biene findet mit seiner Hilfe im dunkeln Stock
ihren Weg. An den Fühlern sind zudem Tausende von Rezeptoren befestigt. Diese
nehmen nicht nur Düfte, sondern auch Feuchtigkeit, Temperatur, den Kohlendioxidgehalt der Luft und Vibrationen wahr.
2.2. Mundwerkzeuge
Zu den Mundwerkzeugen der Biene zählen
Oberkiefer (Mandibeln), Unterkiefer (Maxille) und Unterlippe (Labium). Sie werden
als leckend-saugende Mundwerkzeuge
bezeichnet. Die Mandibeln sind verhärtete
Schaufeln, die eine schnabelförmige Zange
bilden und sich seitwärts bewegen können.
Die Arbeiterbienen verwenden sie zur Bearbeitung des Wachses, zum Pollenfressen,
zum Nagen und als Greif- und Kneifwerkzeug. Mandibeln von Königinnen und Drohnen sind gezahnt. Die Maxillen sind paarig
angelegt, während das Labium verwachsen
ist. Zum Labium gehört unter anderem eine
stark behaarte Zungenspitze, das Löffelchen. Mit dieser lecken Bienen kleine Nektartröpfchen auf. Um grössere Nektarmengen aufzunehmen, schliessen sich Maxillen
und Lippentaster zu einem Saugrohr, dem
Rüssel zusammen. Darin bewegt sich die
Zunge vor und zurück und pumpt so die
Flüssigkeit in den Schlund.
Hinter den Mandibeln befindet sich die Mandibeldrüse. Ihr Sekret wird von den Arbeiterinnen zum Weichmachen des Wachses verwenden. Diese Drüse ist bei der Königin
besonders stark ausgebildet und sondert den sogenannten Weiselstoff ab, der in kleinen Menge an die einzelnen Tiere des Volkes weitergegeben wird. Er bewirkt den Zusammenhalt des Volkes. Würde eine Königin diesen nicht mehr produzieren, könnte
sich das Volk zerstreuen und bei den Arbeiterinnen könnten Eierstöcke zu wachsen
beginnen. Drohnen hingegen besitzen keine Mandibeldrüse.
Eine Öffnung an der Zungenwurzel bildet die Futterrinne, die zur Futterübergabe von
einer Biene zur anderen dient. Futtersaftdrüsen oder Schlunddrüse finden sich nur
bei Arbeiterbienen. Aus dem aufgenommenen Blütenstaub produziert die Ammenbiene
Futtersaft und ernährt damit die Brut. Entwächst eine Biene dem Alter der Ammenbiene,
bildet sich diese Drüse zurück.
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2.3. Beine
Die Biene besitzt drei gegliederte Beinpaare. Sie dienen der Fortbewegung, dem
Sammeln von Pollen und dem Transport. Am letzten Fussglied setzen zwei Krallen an.
Zwischen diesen liegt ein Haftläppchen, mit dessen Hilfe die Biene auch senkrechte
Wände erklimmt.
Mit dem Vorderbein putzt sich die Biene. Dazu besitzt die Ferse des Fusses eine Putzscharte und die Schiene einen speziellen Dorn.
Arbeiterinnen besitzen an ihren Hinterbeinen
stark verbreiterte Tarsenglieder zum Pollensammeln. Ein dichter Bewuchs an
Haarborsten (B) ermöglicht es der Biene, ihren
Körper von Pollen zu reinigen. Bild 1: Der
Unterschenkel ist aussen mit langen Haaren
besetzt, die eine flache Vertiefung, das
„Körbchen“ (K), umsäumen. Bild 2: Auf der
Innenseite liegt der Fersensporn (F). Mit seiner
Hilfe wird der Pollen durch eine Spalte
zwischen Fuss und Unterschenkel aus dem
Pollenkamm (P) heraus und auf die Körbchenseite des Unterschenkels gedrückt. Im
Körbchen können dann grössere Pollenmengen in Form von „Höschen“ gesammelt
und zum Stock transportiert werden.
2.4. Flügel
Bienen verfügen über je ein Paar Vorder- und Hinterflügel. Die dünnhäutigen Flügel
waren Namen gebend für die Tierordnung der Hautflügler (Hymenopteren), denen auch
die Bienen angehören. Die Flügelwurzeln befinden sich seitlich am mittleren und hinteren Brustsegment. Die Vorderflügel sind grösser und kräftiger geadert als die Hinterflügel. Die Biene kann durch eine bewegliche Anordnung am Bruststück die Flügel in nahezu alle Richtungen bewegen. Daher ist sie im Stande, sämtliche Flugmanöver wie
Steig-, Sink-, Kurven- und Kreisflug durchzuführen. Eine Besonderheit ist eine Häkchenreihe am Vorderrand des Hinterflügels: Mit Hilfe dieser Häkchen kann die Biene
den Hinterflügel am Vorderflügel einhaken und die beiden kleinen Flügel zu einem
grossen verbinden. Je nach Umgebungstemperatur, Windverhältnissen und Ergiebigkeit
der Nahrungsquelle variieren Fluggeschwindigkeit und Flügelschlagfrequenz.
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2.5. Innere Organe
Der Hinterleib setzt sich aus den Hinterleibssegmenten zusammen und enthält alle
wichtigen Organe:
2.5.1. Nervensystem: Das Nervensystem der Biene besteht aus einem Gehirn (Oberund Unterschlundganglion), einem paarigen Nervenstrang und aus verteilten Nervenzellen, welche in Gewebe und Körperanhängen verteilt sind. In jedem Körpersegment bilden die beiden Nervenstränge Knoten (Ganglien) aus. Diese Anhäufungen von Nervenzellen sind regelmässig angeordnet und haben dem Nervensystem den Namen
Strickleiternervensystem gegeben.
2.5.2. Blutkreislauf: Bienen haben wie alle Insekten einen offenen Blutkreislauf. Das
Blut (Hämolymphe) umströmt sämtliche inneren Organe und versorgt diese mit Nährstoffen. Es transportiert keinen Sauerstoff und hat eine blasse gelbliche Farbe. Das
Röhrenherz erstreckt sich vom Hinterleib bis zum Kopf. Durch schlitzförmige Öffnungen wird das Blut im Hinterleib angesaugt und im Kopf wieder ausgespuckt.
2.5.3. Verdauungstrakt: Nachdem der Nektar mit dem Rüssel aufgesogen wurde, gelangt er in den Verdauungstrakt der Honigbiene: Über die Speiseröhre wird der Nektar
in den Honigmagen (oder auch Honigblase) gesogen. Dieser liegt noch vor dem eigentlichen Darm und hat die Funktion, andere Stockmitglieder mit Nektar zu versorgen.
Nur ein Teil des dort gehorteten Nektars dient der Eigenversorgung und gelangt in den
Magen, bzw. Mitteldarm, Dünndarm und Enddarm und wird dort verdaut und in Resten
ausgeschieden. Nieren besitzen Bienen keine. Deren Funktionen (Entfernung von Abbaustoffen und Salzen aus dem Blut) übernehmen dünne Schläuche, die in den Darmkanal münden und Malphigische Gefässe genannt werden.
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2.5.4. Atmungssystem
Die Biene braucht wie der Mensch Sauerstoff zum Atmen und gibt dabei Kohlendioxid
ab. Im Unterschied zu uns erfolgt der Sauerstofftransport aber nicht über das Blut. Er
wird vielmehr durch ein verzweigtes System von Atemröhrchen (Tracheen) direkt zu
allen Geweben und Organen transportiert. Schlitzförmige Atemlöcher (Stigmen) regulieren durch ein besonderes Verschlusssystem auf der Körperoberfläche das Ausund Einströmen der Luft.
2.5.5. Fortpflanzungsorgane: Die Königin hat zwei grosse birnenförmige Eierstöcke,
welche die Keimzellen enthalten. Die Eierstöcke bestehen aus jeweils 180 dicht gelagerten Eischläuchen. Diese führen über den Eileiter in die Scheide. Dort befindet sich
die Samenblase, ein kugelförmiges Gebilde, in der die Spermien jahrelang gelagert
werden können.
Im Hinterleib des Drohns befindenden sich die Hoden. Hier werden die Spermien produziert. Die reifen Spermien werden im Samengefäss gespeichert, bevor sie über
Schleimdrüsen und einen langen Spritzkanal zum Begattungsschlauch gelangen. Bei
der Paarung wird der Begattungsschlauch ausgestülpt und die Spermien werden nach
aussen befördert. Wird der Begattungsschlauch ausgestülpt, werden lebenswichtige
Organe zerstört, so dass der Drohn an inneren Verletzungen stirbt.
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2.5.6. Stachel:
Mit dem Giftstachel schützen die
Wächterinnen den Beinenstock vor
Eindringlingen. Er besteht aus zwei
spitz
zulaufenden
und
mit
Widerhaken besetzten Stechborsten. Im Ruhezustand ist er in
der Stachelkammer des Hinterleibs
versenkt. Eine Stigmenplatte und
Muskeln verbinden ihn mit dem
Hinterleib. Am Ende der Stachelkammer
befindet
sich
die
Giftdrüse, in der das Gift produziert
wird und die Giftblase, in der es
gespeichert
wird.
Beim
Stechvorgang treibt die Biene den
Stachel in die Haut und die
Giftblase pumpt das Gift hinein.
Die Widerhaken verankern den Stachel im angegriffenen Tier. Bei anderen Insekten
kann die Biene den Stachel leicht wieder herausziehen. Beim Menschen hingegen
bleibt er stecken, so dass beim Wegfliegen der ganze Stachel samt Giftblase und Nervenknoten aus der Biene herausgerissen wird. Dies führt zu so schweren inneren Verletzung, dass die Biene verendet. Bei einem Bienenstich wird nur etwa 0.3 mg Gift eingespritzt. Dieses besteht aus Stoffen, die Schmerzen und Allergien auslösen.
2.5.7. Wachsdrüsen: Zwischen den Bauchschuppen des Hinterleibs befinden sich die
Wachsdrüsen. Während der Bauperiode bilden sie flüssiges Wachs. Dieses erstarrt
zwischen den Wachsspiegeln und den Schuppen. Die Biene streift das Wachs mit den
Hinterbeinen ab, knetet es mit den Mandibeln und verarbeitet es weiter. Nachdem die
Bauperiode vorbei ist, bilden sich die Wachsdrüsen zurück.
3. Bienenkasten und Entwicklung
Das Bienenvolk besteht aus drei Kasten: Die Königin, Arbeiterbienen und Drohnen.
Jede Kaste erfüllt ganz bestimmte Aufgaben im Bienenstaat. Wesentlich für die Differenzierung in die Kasten ist die Ernährung der Larven. Alle drei Bienenwesen durchlaufen vier Entwicklungsstadien: Ei (Embryo), Larve, Puppe und Imago. Im Puppenstadium vollzieht sich die Metamorphose mit tief greifenden Umbauvorgängen. Aus dem
Larvenkörper entsteht die fertig ausgebildete Biene.
3.1. Königin
Die Königin ist grösser als die Angehörigen der anderen Kasten und besitzt als einziges Weibchen funktionierende Geschlechtsorgane. In ihrem langen Hinterleib reifen die
Eier heran, so dass sie in den Monaten Mai und Juni bis zu 1500 Eier pro Tag legen
kann. Ihr „Hofstaat“ versorgt sie mit dem so genannten Weiselfuttersaft. Diese besondere Ernährung trägt unter anderem dazu bei, dass die Königin bis zu 7 Jahren alt werden kann, während Arbeiterbienen in den Sommermonaten lediglich ein paar Wochen
alt werden.
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Damit in einem befruchteten Ei eine Königin heranwächst, wird das Ei in eine besondere Zelle, eine Weiselzelle, gelegt. Ein besonderer Futtersaft, das Gelée Royale, fördert
die Entwicklung der Königin. Nach ungefähr 17 Tagen schlüpft die Königin aus ihrer
Weiselzelle. Bereits 10 Tage später verlässt die Königin den Bienenstaat zum Hochzeitsflug. Vorher hat sie ihre Umgebung bereits erkundschaftet. Auf diesem Hochzeitsflug paart sie sich mit mehreren Männchen und sammelt die erhaltenen Spermien in der
Samenblase.
3.2. Drohn
Drohnen entwickeln sich aus unbefruchteten Eizellen und wachsen in einer Drohnenzelle heran. Nach dem Schlüpfen halten sie sich noch eine knappe Woche (8 Tage) im
warmen Brutnest auf, was die Entwicklung der Samenzellen begünstigt, bevor sie aus
dem Bienenstock ausfliegen. In den Monaten der Fortpflanzungsperiode (April bis Juli)
können sich bis 2000 Drohnen in einem Bienenstock aufhalten.
Der Körperbau eines Drohns ist an seine Aufgabe, die Begattung einer Königin, angepasst: Im Vergleich zu den Arbeiterinnen und der Königin ist er breiter und stämmiger
gebaut und besitzt zwei sehr grosse Facettenaugen mit denen er die Königin auf dem
Begattungsflug nicht aus den Augen verliert. Seine Mundwerkzeuge hingegen sind
verkümmert, so dass er von Arbeiterinnen gefüttert werden muss oder Honig aus Waben saugt. Ausserhalb der Fortpflanzungsperiode, wenn die Drohnen nicht mehr benötigt werden, wird die Fütterung eingestellt. Die Drohnen verhungern dann scharenweise
bei der Drohnenschlacht.
Bei der Begattung treffen sich Königin und Drohnen auf den so genannten Drohnensammelplätzen. Diese werden von Bienen verschiedener Völker aufgesucht, um Inzucht zu verhindern.
3.3. Arbeiterin
Arbeitsbienen bilden die Mehrheit im Bienenstaat. Im Sommer können bis sich zu
80'000 Arbeitsbienen im Stock aufhalten. Arbeitsbienen besitzen nur kleine und unterentwickelte Eierstöcke, so dass sie sich nicht selber fortpflanzen können. Ihr Körperbau ist an ihre Aufgaben angepasst: Sie besitzen einen langen Rüssel, eine Honigblase und besonders entwickelte Beine zur Herbeischaffung der Nahrung und in einem bestimmten Alter auch Wachsdrüsen.
Nach dem Schlüpfen übernimmt die Biene altersabhängige Aufgaben: In ihren ersten
drei Lebenstagen reinigt sie Zellen, aus denen gerade Bienen geschlüpft sind. Anschliessend pflegt sie die heranwachsende Brut. In dieser Periode sind die Futtersaftdrüsen in voller Entwicklung und Funktion. Mit dem Alter von etwa zwei Wochen verrichtet sie weitere Aufgaben im Stockinnern (Reinigen des Stockes von toten Bienen
und Abfall, Einstampfen von Pollen in den Zellen, Wachsproduktion und –verarbeitung)
Im Alter von 18 bis 20 Tagen ist sie als Wächterin tätig und fächelt dabei auch zur Temperaturregelung. Anschliessend „arbeitet“ sie überwiegend ausserhalb des Stockes und
bringt bis zu ihrem Tod Nahrung herbei. Diese Arbeitsabfolge ist allerdings nicht absolut, da die Biene in Notsituationen flexibel ist.
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Vor der Eiablage inspiziert die Königin die Wabe und legt dann ein Ei hinein, welches
aussieht, wie ein kleiner weisser Stift. Die Königin klebt das Ei förmlich am Zellboden
fest. Nach drei Tagen schlüpft eine winzige Larve (Rundmade). Sie schwimmt sofort im
Futtersaft und frisst so viel, dass sie sich täglich bis zu mehreren Malen häuten muss. In
einem Zeitraum von 5 Tagen nimmt die Made das tausendfache ihres Gewichts zu, bis
sie die ganze Zelle ausfüllt. Arbeiterbienen verdeckeln die Zelle nun mit einer Wachsschicht und die Made geht in die Puppenruhe, die je nach Kaste 5 bis 9 Tage dauert.
Die fertige Biene frisst dann eine kreisrunde Öffnung in die Zelle und schlüpft heraus.
Ihr Körper ist noch weich und grau gefärbt. Wenig später härtet sich der Chitinpanzer
und nimmt die typische Bienenzeichnung an.
1: Die Königin legt ein Ei in die Wachszelle. 2: Die Arbeiterin füttert die Larve. 3: Die
Larve ist ausgewachsen. 4: Die Arbeiterin verschliesst die Zelle. 5: Die Larve verpuppt
sich. 6: Die ausgewachsene Biene verlässt die Zelle.
4. Das Bienenleben im Jahresablauf
Nachdem nur ein kleiner Teil der Bienen mit der Königin überwintert hat, wird der Bienenstock im Frühjahr und Sommer wieder „aufgestockt“. Die Königin legt sehr viele Eier, während die Arbeiterinnen im Aussendienst grosse Mengen an Nahrung herbeischaffen. In dieser Zeit wird der Bestand der Arbeiterbienen von 10’000 auf 60’000 aufgestockt. Da sich die Bienen aber buchstäblich zu Tode arbeiten und sehr früh sterben,
müssen pro Jahr etwa 250’000 Arbeiterinnen herangezogen werden. Dies wiederum
bedingt, dass im Nest eine vollwertige und produktive Königin und zur Fortpflanzungszeit genügend Drohnen leben. Der Herbst dient dem Volk zur Vorbereitung auf den
Winter. Es trennt sich von unnötigem Ballast wie etwa von Drohnen und alten Arbeiterinnen. In dieser Zeit findet der Übergang von den kurzlebigen Sommerbienen zu den
langlebigen Winterbienen statt. Das zur Winterversorgung benötigte Futter wird herbeigeschafft und nahe an den Bienen gebunkert. Diese drängen sich eng zusammen und
bilden eine Wintertraube, um nicht zu erfrieren.
Bienen sind sehr anpassungsfähig und können sowohl extreme Kälte im Winter wie
auch extreme Wärme im Sommer ertragen. Sie können sogar den Verlust sämtlicher
Flug- oder Jungbienen überstehen. In diesem Fall werden entweder Jungbienen früher
zu Flugbienen oder Flugbienen pflegen wieder die Brut. Solche Völker bleiben zwar in
ihrer Leistungsfähigkeit gegenüber intakten Völkern zurück, doch ihr Fortbestand ist
gesichert.
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5. Ausgewählte Verhaltensweisen
5.1. Bienentänze
Betrachtet man eine Sammelbiene, die gerade im Stock ihren Nektar abgegeben hat,
kann man bald darauf beobachten, wie sie mit schnellen Schritten in engen Kreisen auf
der Wabe herumläuft und dabei unter häufigem Wechsel der Drehrichtung ein bis zwei
Kreisbögen beschreibt. Die Bienen, die in direkter Nähe sitzen, trippeln hinterher und
versuchen, den Anschluss zu halten. Das beobachtete Verhalten zeigt die Tanzsprache, mit Hilfe derer eine Biene im Aussendienst ihren Nestgenossinnen weiter gibt, wo
sich eine Nahrungsquelle befindet.
Es werden zwei Grundformen unterschieden: Liegt die Nahrungsquelle weniger weit als
100 m vom Bienenstock entfernt, führt die Arbeiterin eine Rundtanz auf: Dabei läuft sie
mehrmals einen kleinen Kreis. Die Nestgenossinnen betasten die tanzende Biene mit
ihren Fühlern und beginnen diesen Tanz nachzutanzen, bis die Nachricht im ganzen
Bienenstock verbreitet ist. Dieser Tanz beinhaltet nur die Information, dass die Arbeiterinnen in der Nähe des Stockes suchen sollen. Dafür bringt die tanzende Biene meist
eine Geruchs- und Kostprobe mit und vereinfacht den anderen Bienen so die Suche.
Der Schwänzeltanz hingegen verrät den Bienen viel mehr über die Nahrungsquelle.
Bei dieser Tanzart läuft die Biene eine Acht ab und schwingt im Mittelteil heftig mit ihrem Hinterleib. Sie gibt Auskunft über die Richtung und Entfernung zur neuen Futterquelle. Zur Richtungsangabe wird der jeweilige Sonnenstand verwendet. Zeigt die tanzende Biene in Richtung des Wabenoberträgers, bedeutet dies zum Beispiel, dass sich
die Nahrungsquelle in Richtung der Sonne befindet. Die Bienen sind sogar in der Lage
den Winkel der Nahrungsquelle zur Sonne zu messen. Beträgt die Schwänzelstrecke
der Biene 45° nach rechts, bedeutet dies, dass sich die Nahrungsquelle 45° rechts von
der Sonne befindet. Die Zahl der Schwänzelläufe richtet sich nach der Entfernung zur
neuen Nahrungsquelle. Die Bienen berechnen bei ihren Tänzen sogar den sich ändernden Sonnenstand mit ein. Ausserdem können sie sich auch bei bedecktem Himmel orientieren, da sie die Polarisation des Lichtes wahrnehmen. Beide Tanzarten geben ausserdem Auskunft darüber, wie ergiebig die Nahrungsquelle ist. Je heftiger der Tanz,
desto ergiebiger die Nahrungsquelle.
5.2. Sozialer Futtertausch
Beim sozialen Futteraustausch, der Trophallaxis, wird die Nahrung von einem Tier
zum anderen weitergegeben. Arbeiterinnen speichern Nahrung in ihrem Honigmagen,
um sie mit anderen Stockmitgliedern und Larven auszutauschen. So entsteht eine Art
„gemeinsamer Magen“ des Volkes. Mit der Nahrung werden auch Pheromone weiter
gegeben, welche Informationen tragen. So zeigt zum Beispiel der in der Nahrung enthaltene Weiselstoff allen Bienen eines Stocks an, dass die Königin noch lebt.
5.3. Schwärmen
Im Frühsommer erreichen die Bienenvölker ihre optimale Volksstärke. In einem Volk
leben dann bis zu 60.000 Arbeitsbienen sowie 2000 bis 3000 Drohnen (männliche Bienen) und eine Königin. Zwecks Artenerhaltung und Vermehrung kommt es in guten Jahren dabei gelegentlich zur Schwarmbildung und damit zur Bildung eines zusätzlichen Bienenvolkes.
Beim Schwärmen verlassen die älteren Bienen mit der Bienenkönigin den Bienenstock.
Sie sammeln sich ausserhalb des alten Nests im Freien und lassen sich dabei gerne an
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einem Zweig oder in einer Hecke nieder. Indem sie sich aneinander festhalten, bilden
sie eine Traube, die Fussballgrösse erreichen kann. Von dort suchen sie dann nach
einigen Stunden ganz gezielt nach einer geeigneten Wohnung. Dabei nehmen sie gerne auch hohle Bäume im Wald an, um dort ihren Wabenbau wettergeschützt zu errichten. Wenn der Imker einen leeren Bienenkasten neben den Sammelplatz des Schwarmes im Freien stellt, wird auch diese Wohnung in den meisten Fällen gerne angenommen.
Zurück bleibt ein dezimiertes Volk, das überwiegend aus Jungbienen besteht. Aus einer
Weiselzelle schlüpft eine Jungkönigin, welche die Aufgaben der alten Königin übernimmt. Bald wird sie im zurückgebliebenen Volk reichlich Eier legen und zwei starke
Völker werden sich im Laufe des Jahres entwickeln.
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6. Bedeutung im Naturhaushalt
Seit circa 50 Millionen Jahren besteht eine partnerschaftliche Beziehung zwischen
Blütenpflanzen und Bienen. Auch heute noch gehört ein Grossteil (etwa 80%) unserer
heimischen Flora zu den entomophilen Pflanzen, welche von Insekten bestäubt werden. Die Honigbiene nimmt unter den Insekten, welche für eine Bestäubung in Frage
kommen, eine zentrale Rolle ein: Während bei anderen Insekten nur die Königinnen
überwintern, ist es bei den Honigbienen das ganze Volk. Somit steht in der Hauptbestäubungszeit im Frühling bereits ein ganzes „Heer" an Arbeiterinnen zur Verfügung.
Im Verlauf der Evolution haben sich die Blütenpflanzen und die Bienen aneinander angepasst: Die Form der Blüte entspricht der Körperform der Bienen und sorgt dafür,
dass eine Übertragung von Pollen auf die Narbe zwangsweise beim Nektarsammeln
erfolgen muss. Und damit die Bienen die richtigen Pflanzen besuchen, bildeten sich
farbige Blüten und wohlriechende Blütendüfte aus. Die Pflanzen wiederum spenden den
Bienen Nahrung in Form von zuckerhaltigem Nektar und eiweissreichem Blütenstaub,
den Pollen. Mit den Pollen ernähren die Bienen ihren Nachwuchs, während der Nektar
eine Art „Flugbenzin“ für die erwachsenen Bienen darstellt. Während die Bienen die
wertvolle Fracht von den Blüten sammeln, werden sie durch die Staubbeutel der Blüten
mit Blütenpollen, den männlichen Keimzellen der Pflanzen, bepudert. Fliegen Sie dann
zur nächsten Blüte, um Nektar oder Pollen zu sammeln, so fällt etwas von dem Blütenstaub auf die Narbe der Blüte, die sie zu den weiblichen Keimzellen der Pflanzen leitet.
So kommt es zu einer Bestäubung der Pflanzen.
Für viele Tiere dient die Biene selbst beziehungsweise ihr Honig als Nahrungsgrundlage. So zum Beispiel ernähren sich Spitzmaus, Blindschleiche, Echse und Vögel von
toten, kranken und erschöpften Bienen, die rund um den Bienenstock zu finden sind.
Einige Tiere sind sogar auf Bienen angewiesen. Bienenwölfe oder Hornissen füttern
zum Beispiel ihre Brut mit erbeuteten Bienen.
Würden Bienen nicht von Imkern gehegt und gepflegt, wären sie vermutlich ausgestoben. In den Monokulturen unserer Landwirtschaft fehlen ihr nämlich zunehmend die
Lebensräume (wie Bäume und Hecken) und sie leiden unter dem Einsatz von Pestiziden und Herbiziden. Da Bienen sehr empfindlich auf Umweltvergiftungen hinweisen,
können sie auch als Bioindikatoren fungieren.
Bienen sammeln Nektar und Honigtau. Bereits während des Heimfluges geben sie dem
Nahrungsbrei ein Enzym bei, welches den Rohrzucker in Trauben- und Fruchtzucker
spaltet. Die Mischung wird dann an die Stockbienen weiter gegeben, welche sie in den
Zellen einlagern. Der heranreifende Honig weiter bearbeitet, wobei auch der Wassergehalt reduziert wird. In Lagerzellen über dem Brutnest wird der fertige Honig schliesslich mit einer luftdurchlässigen Wachsschicht überzogen und eingelagert.
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Teil 2: Methodische und didaktische Hinweise
1 Allgemeine Informationen
Für das Jahresthema 2011, Die Honigbiene, wurde der vorliegende Baustein erstellt.
Auf den folgenden Seiten können Sie verschiedene didaktische und methodische Umsetzungsideen entnehmen. Alle erwähnten Materialen und Medien befinden sich in oder
um die Naturschule herum und sind einfach aufzufinden. Die Autoren haben versucht
das Thema Honigbiene stufengrecht aufzuarbeiten und in verständlicher Form und
Sprache zu präsentieren. Wir verstehen den Baustein als ein Instrument, welches einen
Leitfaden für einen erfolgreichen Arbeitstag darstellt. Es können beliebig weitere individuelle Ideen und Schwerpunkte beigefügt werden. Weitere Hinweise sind den folgenden Abschnitten zu entnehmen.
Sicherheit: Die Arbeit mit den Honigbienen ist in der Regel ungefährlich.
Sollte ein Kind wider Erwarten von einer Biene gestochen werden, hat es in
der Naturschule ein Notfallset mit den notwendigen Medikamenten. Diese
befinden sich im Kasten mit der Aufschrift: Notfallset Bienenstich.
Schülerinnen und Schüler mit einer bekannten Allergie gegen Insektengifte haben
i.d.R. ein persönliches Notfallset (EpiPen® oder Anapen®).
Falls jemand von einer Biene gestochen wird und eine starke entzündliche Reaktion zeigt, gibt es in der Naturschule ein Notfall-Set bestehend aus einer Tube
Fenistil-Salbe für die oberflächliche Behandlung und Notfall-Tabletten Betnesol.
Diese sind bei einer starken allergischen Reaktion in Wasser gelöst einzunehmen. Dosierung: 2-3 Tabletten.
Zeigt die Behandlung keine Wirkung oder verschlechtert sich der Zustand des
Patienten sofort Kontakt aufnehmen mit dem Notruf: Tel 144.
2 Unterrichtsmaterialien
Es stehen verschiedene Unterrichtsmaterialen zur Verfügung. Der vorliegende Baustein
ist als Lehrervariante gedacht und kann vor dem Besuch der Naturschule als pdf-File
von der Homepage der Naturschule (www.naturschule.ch) heruntergeladen werden.
Für die Schülerinnen und Schüler steht eine Schülerversion zur Verfügung. In dieser
Schülerversion sind alle wichtigen und spannenden Informationen über die Honigbiene
zusammengetragen.
Des Weiteren gibt es eine Schülerversion der verschiedenen Arbeitsblätter zu ausgewählten Themen, die Mithilfe der Poster, Schautafeln und weiteren zur Verfügung
gestellten Materialien bearbeitet und beantwortet werden können.
Die dazugehörigen Musterlösungen für die Lehrkräfte sind an der Naturschule im
Ordner Die Honigbiene abgelegt.
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3 Unterrichtsideen
An dieser Stelle möchten wir ihnen einen Überblick über die möglichen Aktivitäten geben.
Honigbienen und ihre Produkte:
An der wabenförmigen Stellwand im Schulzimmer sind 5 Plakate zum Thema
Honigbiene und ihrer Produkte aufgehängt. Schülerinnen und Schüler können
sich so einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Produkte machen.
Didaktischer Hinweis:
Oft ist der Einstieg ins Thema die grosse Knacknuss. Ein möglicher Einstieg ist
eine Fragerunde vor der Naturschule über die Produkte der Honigbiene. Was
wissen die Schüler bevor sie sich mit dem Thema beschäftigen. Anschliessend
können die Schüler die Räumlichkeiten für die weitere Informationsbeschaffung
benutzen.
Wo holen die Schleckmäuler den Nektar und die Pollen:
Nach der Präsentation der Produkte drängt sich die Frage auf, wo die Bienen die
Grundstoffe für ihre Produkte holen. Es sollte nun ein Leichtes sein, die Bienen
mit den Blüten in Verbindung zu bringen. Was an den Blüten aber schätzen die
Honigbienen so sehr?
In der Umgebung der Naturschule gibt es verschiedene Futterquellen für Pollen
und Nektar. Je nach Vegetationsperiode können verschiedene Futterquellen aufgesucht werden, und die Schülerinnen und Schüler können Belegexemplare
sammeln.
Wichtig: die Schülerinnen und Schüler dürfen nicht gemähte Wiesen mit hohem Gras nicht betreten!
Am Beispiel des Wiesensalbeis kann sehr schön gezeigt werden, wie der Mechanismus der Bestäubung bei Bienen funktioniert. Die untenstehende Grafik
steht Ihnen als laminierte Version zur Verfügung.
Legende:
A) Blüte mit Staubblatt (♂) und Narbe (♀)
B) Beim Besuch der Biene wird der Blütenstaub
(Pollen) auf der Biene deponiert
C) beim Besuch der nächsten Blüte kommt der
Blütenstaub in Kontakt mit der Narbe
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Wie Bienen ihre Futterquelle finden:
Der Verhaltensforscher Karl von Frisch (Nobelpreis 19.73) konnte um 1940 nachweisen, dass Bienen mit Hilfe des sog. Schwänzeltanzes ihre Artgenossen über Richtung,
Distanz und Ergiebigkeit einer Futterquelle informieren. Ist die Futterquelle weit entfernt,
gilt als Faustregel: 1s Schwänzeltanz bedeutet rund 1 km Flugstrecke. Je weiter die
Futterquelle entfernt, desto langsamer, und somit länger, dauert die „Aufführung“.
Ist die Futterquelle in unmittelbarer Nähe des Bienenstocks, vollführen die Bienen ein
sog. Rundtanz.
Abb. Schwänzeltanz: Quelle NATURA Klett-Verlag, Zug 2006
Didaktischer Tipp:
Sie können ihre Aktivitäten ausserhalb der Naturschule mittels des Schwänzeltanzes
beginnen. Obige Darstellung steht Ihnen in laminierter Ausführung zur Veranschaulichung zur Verfügung. Stellen Sie ihren Schülerinnen und Schüler eine Ausgangssituation vor. Beispielsweise können sie im Frühling einen Hochstammobstbaum auf der Wiese ins Auge fassen, oder eine Blumenwiese am Waldrand. Dementsprechend geben sie
den Schülerinnen und Schülern einen Sonnenwinkel und einen Schwänzeltanzdauer
an.
Etwa 60° Winkelabweichung zur Sonne und eine Tanzdauer von rund 0.5 s.
Konkret bedeutet dies, dass die Futterquelle in etwa 500m Entfernung bei einer Abweichung von 60 ° zur Sonne zu finden ist.
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Einblick in den Bienenstaat:
Für das Jahresthema 2011, Die Honigbiene, wurden zwei Bienenvölker angesiedelt.
Diese befinden südlich der Naturschule direkt am Wegrand. Der grosse Kasten ist ein
Schaukasten mit beweglichen Türen. Beim Öffnen der Türen bekommt man Einblick in
das Leben eines Bienenstaates, geschützt durch zwei Glasfenster. Die kleinere Kiste
aus braunem Styropor enthält ein kleines Völklein von rund 1000 Bienen. Die Kiste
kann geöffnet werden, und man darf die einzelnen Waben herausziehen. Mit etwas
Rauch (Anzündstifte für den Grillbedarf, liegen auf der Plakatsäule in der Naturschule
bereit) bleiben die Bienen auf Distanz resp. flüchten in das Innere ihrer Behausung. Mit
ein wenig Glück, kann man die Königin entdecken. Sie ist durch einen blauen Punkt auf
ihrem Rücken gekennzeichnet.
Nach erfolgter Beobachtung können die Waben wieder vorsichtig zurückgestellt werden
und die Abdeckung wieder montiert werden. Damit die Kiste bei Wind und Wetter nicht
herunterfällt, bitte wieder mit Gummispannseil befestigen.
Man darf sich nicht in unmittelbarer Nähe das Ausfluglochs (in südlicher
Richtung) aufhalten Dort sind die eher aggressiven Wächterinnen anzutreffen!
Arbeit an den Präparaten und am Modell:
Unter den Stereolupen können verschiedene Bienenpräparate beobachtet und untersucht werden. Die Schülerinnen und Schüler können jetzt zeigen, dass sie als Bienendetektive nun alle Vertreterinnen und Vertreter richtig bestimmen können. Es ist auch
möglich, dass man verschiedene Schüler unterschiedliche einzelne Körperteile skizzieren lässt und am Schluss alles zusammenfügt, z.B. an einer Lernwand in ihrem persönlichen Schulzimmer.
Viele Unklarheiten können am bereitgestellten Bienenmodell erklärt werden.
Die Honigbiene, ein Kunstwerk der Schülerinnen und Schüler?
Möchten Sie dem Honigbienentag noch eine kleine Wettbewerbsnote aufsetzen? Die
Schülerinnen und Schüler sind zwischen den einzelnen Arbeitsaufträgen vielleicht nicht
immer beschäftigt. Lassen sie die Zeit nicht ungenutzt verstreichen und verwenden Sie
diese für einen kleinen Klassenwettbewerb: wer zeichnet die schönste Honigbiene, die
farbenfrohste Blüte, das süsseste Bienengedicht …
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
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Einbindung des Waldlehrpfads:
In unmittelbarer Nähe der Naturschule beginnt der Waldlehrpfad. Alle notwendigen Angaben dazu finden Sie unter http://naturschule.ch/html/206waldlehrpfad.htm. Dort finden
Sie einerseits den Lageplan wie auch den Lösungsschlüssel für die Baum- und
Straucharten. Je nach Jahreszeit sind Bäume und Sträucher ebenfalls ergiebige Futterquellen für Bienen und deren Verwandte. Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler
solche Futterquellen finden. In der heissen Sommerzeit ist der rund 1 km lange Rundgang ein wohltuender Schattenspender.
Auf dem Rundgang befindet sich auch das Open-Air Schulzimmer
(http://naturschule.ch/html/104open_air_schulzimmer.htm) mit einer schönen Feuerstelle mit einem massiven Stahlrost und einem Brunnen mit Quellwasser in Trinkwasserqualität – eine hervorragende Gelegenheit für die Mittagsverpflegung!
Einbindung des Landwirtschaftslehrpfads
Der Landwirtschaftlehrpfad der Naturschule kann ebenfalls in das Jahresthema Honigbene eingebaut werden. So gibt es Posten zum Thema Alte Obstsorten und vieles
mehr. Die Bedeutung der Honigbienen für die Obstbäume ist offensichtlich. Mehr informationen finden Sie unter: http://naturschule.ch/html/207landwirtschatfslehpfad.htm.
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Wildbienen und Bauanleitung Wildbienenhotel:
Informationen zur Wildbiene
Als Wildbienen bezeichnet man sämtliche Bienenarten mit Ausnahme der Honigbienen
und nicht etwa wildlebende Urformen oder verwilderte Stämme der Honigbiene. In der
Schweiz sind mehrere hundert unterschiedliche Wildbienenarten bekannt. Sie unterscheiden sich optisch oft nur in winzigen Merkmalen voneinander, sei es die Färbung
oder Musterung der Insektenkörper. Die verschiedenen Arten zeigen Längen zwischen
1,3 Millimetern und drei Zentimetern. Stark unterscheiden sich hingegen die bevorzugten Nahrungspflanzen und Nistplatzanforderungen. Etliche Wildbienen sind auf eine
Pflanzenart angewiesen. Wenn sie diese nicht mehr bestäuben, verschwindet unter
Umständen auch diese Pflanzenart.
Die Bestäubung durch Wildbienen und Hummeln, die bereits im März, also unter Umständen einige Zeit vor der Befruchtung durch Honigbienen, und dabei auch bei Kälte
und bedecktem Himmel, einsetzt, macht diese Insekten im Garten zu erwünschten
Nützlingen.
Durch das sterile Aufräumen unserer Gärten und die intensive Bewirtschaftung der
Landwirtschaftsflächen, d.h. durch die schnelle Beseitigung von Totholz,
Trockenhalmen, Reisighaufen und Lesesteinhaufen wurden viele natürliche Lebensräume der Wildbienen beseitigt. Um ihre längerfristige Ansiedlung und Vermehrung zu
gewährleisten, kann man als teilweisen Ersatz geeignete Wohnstätten und Nistgelegenheiten schaffen z.B. durch die Anlage von Trockenmauern für erdbewohnende Arten
und aufgehängte Baumscheiben für Totholzbewohner.
Wildbienenhotels selber machen:
Erforderliches Material:
Stammscheibe: Durchmesser von 20 bis 30 cm, rund
10 cm dick
Haken und Schrauben
Werkzeug:
Schraubzwinge
Handbohrer mit unterschiedlich dicken BohrEinsätzen (Durchmesser: 3 bis 8 mm, für Holz)
Schraubenzieher
Anleitung:
Befestige die Stammscheibe mit der Schraubzwinge auf der Werkbank.
Bohre mit dem Holzbohrer rund 50 Löcher in die Schnittfläche der Stammscheibe. Das
Bohrloch darf nicht durchgehend sein, also nicht tiefer als 6 bis 8 cm. Wähle BohrEinsätze mit unterschiedlichem Durchmesser.
Befestige den Haken so auf der Rückseite der Stammscheibe, dass diese an einer
Hauswand aufgehängt werden kann.
Montage (zu Hause):
Befestige die Stammscheibe mit einem Nagel oder einer Schraube an einer Hauswand.
Der Standort sollte möglichst gut besonnt und vor Regen geschützt sein. Die ersten Hotelgäste werden nicht lange auf sich warten lassen!
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Bienenapotheke:
Arbeitsprotokoll Spitzwegerich-Crème
Material für 3 Personen:
1 Patch (Aluminiumschale mit 100g Ausgangsmaterial: Bienenwachs – Wollwachs – Öl)
siehe Materialkiste Bienensalbe
1 Pfanne (siehe Materialkiste Bienensalbe) für das Erwärmen des Patches im Wasserbad
1 grosse Pfanne für alle Teilnehmer (für die Zubereitung des Spitzwegerichtees)
1 Kochplatte (in Materialraum)
Wasser
1 Messbecher für 50 ml (siehe Materialkiste Bienensalbe)
1 Rührgefäss (siehe Materialkiste Bienensalbe)
1 Rührholz (siehe Materialkiste Bienensalbe)
Crème - Material
Bienenwachs
Wollwachs
Öl
Spitzwegerich-Tee
* in Patch (Aluminiumschale) ca. 100 g
Menge
(total 1 Rührgefäss, 3 Crèmedösli 50g,
150 ml ca.)
06,30 g*
31,50 g*
62,40 ml*
50,00 ml
Vorgehen:
1. Spitzwegerichtee zubereiten (0.5 Liter Wasser kochen, 5 Min. abkühlen lassen, 1
Handvoll Spitzwegerichblätter – zerkleinert – zugeben und 10 Min. ziehen lassen
Unterdessen:
2. Patch langsam erwärmen auf Stufe 1, bis alles geschmolzen ist (rühren mit
Rührholz)
3. 50 ml Spitzwegerichtee in Messbecher abfüllen
4. Spitzwegerichtee auf etwa gleiche Temperatur wie Patch abkühlen lassen
5. Flüssigen Patch in Rührgefäss geben
6. Tee tropfenweise unter stetigen Umrühren in Rührgefäss geben
7. Rühren mit Rührholz, bis es „knackt“ und die Crème homogen ist
8. Abfüllen in die bereitgestellten Crème – Dösli (50ml), verschliessen, beschriften
Wirkt gegen Bienenstiche, Brennnesselstiche, Verbrennungen, Sonnenbrand, …
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Materialkiste Bienensalbe
-1 Plastikkiste mit Deckel beinhaltend:
- 30 Salbendösli leer (50 g/ 50 ml)
- 10 Patches für je 3 Personen (30 Portionen)
- 5 Pfannen (Grösse: Patch muss in Wasserbad hinein mögen) (Masse Patch: 15 cm x
12 cm, 3 cm dick)
- 5 Messbecher (50 ml)
- 5 Rührgefässe (z.B. Beggeli)
- 5 Rührhölzer (z.B. Pistill oder Holzkelle oder Plastikkelle)
Merke:
5 Kochplatten in Materialzimmer
1 grosse Pfanne in Küche (für Tee)
Weitere Informationen und Aktivitäten:
Dieser Baustein ist keine abschliessende Unterrichts- und Ideensammlung. Neue Ideen
und Ausarbeitungen werden laufend bereitgestellt und gut gekennzeichnet in der Naturschule aufgelegt.
Wir wünschen Ihnen bei der Benutzung der Naturschule viel Spass und Erfolg und viele
honigsüsse Erinnerungen!
Für den Verein Naturschule im Mai 2011 die Autoren:
Regula Frei, Rolf Zingg, Stefan Buob und Laurenz Alder
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