Bockdoppelflinte K-80 Trap Special TEST

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Bockdoppelflinte K-80 Trap Special TEST
TEST
Bockdoppelflinte K-80 Trap Special
TEST:K-80
Krieghoffs Sportflintenreihe K-80 hat inzwischen schon einige Jahre auf dem Buckel.
Aber der Ulmer Hersteller überrascht immer wieder mit neuen Detailverbesserungen.
ie Frage, welche Waffe das
D
VISIER-Team zum 125. Jubiläum des Ulmer Waffenher-
dings zunächst ins Land der
unbegrenzten Möglichkeiten.
stellers Krieghoff näher unter
die Lupe nehmen sollte, war
schnell beantwortet. Bei der
Auswahl des zu testenden Modells half zum einen das kurz
zuvor fertig gestellte VISIER
Special Nr. 62 “Schießen mit
Flinten” und zum anderen
natürlich der Umstand, dass
Krieghoff selbst eine K-80 als
Jubiläumsmodell für seinen
Firmengeburtstag auserkoren
hatte. Die Suche nach den technischen Hintergründen zu dieser Flinten-Reihe führte aller-
ntwicklungslinien: Bereits
E
1930 griff RemingtonKonstrukteur Crawford C. Loomis die “Over and Under”-Idee
des legendären John Moses
Browning auf und begann damit, die erste Bockdoppelfinte
Modell:
Preis:
Kaliber:
Kapazität:
Lauflänge:
Abzugsgewicht:
Gesamtlänge:
Schaftlänge:
Gewicht:
Eine Rändelschraube dient zur
Höheneinstellung der leicht
gewölbten Visierschiene. Das
eingeführte Floating Barrel
System begünstigt die
unterschiedliche thermische
Ausdehnung der Läufe. Das
Laufdistanzstück und die
Chokeeinsätze sind aus Titan.
Krieghoff K-80 Trap Special
€ 10 673,12/76 mit Stahlschrotbeschuss
2 Patronen
760 mm
1520 g
1225 mm (mit Chokeeinsätzen)
36 cm (verstellbares Züngel)
4,0 kg
Ausführung:
vernickelte Stahlbasküle, VintageScroll-Gravur, verstellbare Laufschiene, TitanChokes, Monte-Carlo-Schaft mit justierbarer Backe.
Links außen:
Trapweltmeister
Keneth A. Jones
zeigt Heinrich (l.)
und Heinz-Ulrich
Krieghoff die K-32,
mit der er 1966
Weltmeister
wurde.
Mit der Krieghoff-Bockdoppelflinte K-32 (o.)
begann der Erfolg auf
dem attraktiven USMarkt. Bei der K-32
handelt es sich quasi um
eine wiederaufgelegte
Remington M 32. Unverkennbares Merkmal
dieses Systems ist die
bewegliche Verschlussplatte vor dem Toplever.
Links: US-TrapLegende Kay Ohye
(l.) beriet die
Ulmer Waffenbauer bei der
Entwicklung des
Modells K-80.
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BDF K-80 Trap Special
auf dem amerikanischen Kontinent zu bauen. Zwei Jahre
später brachte Remington die
nach dem Einführungsjahr
als M 32 bezeichnete Flinte
auf den Markt.
Insbesondere die Sportmodelle fanden schnell ihre Anhängerschaft. Dafür sorgte unter
anderem das neuartige Verschlussprinzip. Dieses basiert
auf einem Flankenverschluss.
Der verriegelt aber nicht unten
mittels Laufhaken in der Basküle, sondern über eine vor
dem Öffnerhebel beweglich in
Schienen laufende Stahlplatte
auf der Oberseite des Systems.
Zudem stellt sich diese Verriegelung selbständig nach. Eine
weitere Innovation von Loomis
bildeten die nicht fest miteinander verbundenen Läufe. Das
sorgte für eine bessere Thermodynamik: so gut wie keine
Beeinflussung des anderen
Laufes bei unterschiedlicher
Erwärmung des anderen. Außerdem können die freiliegenden Rohre rascher abkühlen.
Den damals üblichen Doppelabzug ersetzte Remington
1938 durch einen Einabzug.
Diese innovativen Komponenten sind — wenn auch stetig
überarbeitet — ebenfalls bei
der vorliegenden aktuellen
Krieghoff K-80 zu finden.
Und das kam so: 1942 stellte
Remington kriegsbedingt die
Produktion ein, fertigte aber
noch bis 1944 einige M 32-
Selbst die in ihre Hauptbaugruppen zerlegte K-80 Trap Special strahlt noch Eleganz aus. Zu diesem
Flair passt auch der mit rotem Wildleder ausgeschlagenen Transportkoffer aus Kunststoff.
Flinten aus vorrätigen Teilen.
Rund 5100 Stück verließen
zwischen 1932 und 1944 das
Werk. Nach dem Krieg verkaufte Remington die Patentrechte an eine Investorengruppe um Hal Du Pont. Dieser
suchte zunächst in den USA,
später in Europa nach einem
Produzenten für die begehrte
Flinte. Dabei stieß er schließlich auf Krieghoff.
Die Ulmer brachten die Waffe
mit wenigen Detailverbesserungen 1958 als “K-32” auf den
Markt. Mit dem Trap-Weltmeis-
Der Sicherungsschieber in der Position gesichert. Ein Druckknopf
verhindert das versehentliche Verschieben. Die Sicherung lässt
sich für den rein sportlichen Betrieb auch ganz deaktivieren.
Die hohe Visierschiene erlaubt im Zusammenspiel mit der höhenjustierbaren Schaftbacke einen geraderen Stand beim Schießen.
tertitel von Keneth A. Jones
1966 in Wiesbaden und dem
Olympiasieg von Don Haldeman 1976 in Montreal stieg vor
allem in den USA die Nachfrage nach der Krieghoff-Flinte.
1979 siedelte der damalige
Juniorchef Dieter Krieghoff in
die USA über. Dort gründete
der begeisterte Wurfscheibenschütze mit der Krieghoff Inc.
eine eigene Vertriebsniederlassung. Diese ging 1980 mit
der Einführung des neuen
K-80-Modells an den Start.
Dieses löste die K-32 ab. Die
K-80 wartete mit verbessertem
Abzugssystem, überarbeiteten
Ejektoren und stärkeren Fe-
Oben: Die Backe des Monte-Carlo-Trap-Schaftes lässt sich in
Höhe und Seite auf dem Kolben verschieben. Der nötige
Schraubendreher mit Inbusprofil gehört zum Lieferumfang.
Rechts: Beim Brechen der K-80 gleitet die Verschlussplatte nach
hinten. Ejektoren werfen gegebenenfalls die bereits abgefeuerten
Hülsen aus den hartverchromten Patronenlagern aus.
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dern sowie hochwertigeren
Stahlteilen auf. Die “Neue”
fand nicht zuletzt getragen
vom Renommee der extrem
langlebigen K-32 schnell großen Anklang. Von beiden Modellreihen gibt es inzwischen
Exemplare, die mehr als eine
Million Schuss auf dem Kasten
haben. International und in
Europa machte sich die K-80
eher unter den Parcoursschützen einen Namen. Veronique
Girardet und Ben Husthwaite
gehören hier zu den Topschützen, die mit der K-80 antreten.
Aber auch bei olympischen
Flintendisziplinen gehen neben den etablierten Berettaund Perazzi-Modellen hin und
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wieder K-80-Modelle erfolgreich an den Start. So holte
unlängst DSB-Kaderschütze
Andreas Löw mit einer getunten K-80 auch den Vizeweltmeistertitel in Belgrad.
ie Testwaffe: Unmittelbar
D
nachdem die bestellte K-80
Trap Special in der Redaktion
eintraf, erfolgte eine erste
Bestandsaufnahme. Krieghoff
lieferte die 12/76er Flinte mit
76 cm langen innen komplett
hartverchromten Läufen und
Patronenlagern. An der Mündung des Laufpaares sitzt ein
Distanzstück aus Titan und in
den Rohren 3/4- und 1/1-gechokte Wechseleinsätze aus
dem gleichen Metall. Obendrauf thront eine um zwölf
Millimeter verstellbare, abgesetzte Trapschiene. Vorderund Hinterschaft fertigten die
Ulmer aus fein gemasertem
Nussbaum. Die Backe des
Monte-Carlo-förmigen Kolbens
ist höhen- und seitenverstellbar. Die Holzteile besitzen
einen matt schimmernden
Schutzüberzug aus Kunstharzlack. Die vernickelten Systemund Bedienteile ziert eine tadellos ausgeführte Reliefgravur mit Signet der Academia il Bulino. Das in Längsrichtung verschiebbare Züngel
benötigt rund 1500 Gramm,
um den Abzug auszulösen.
Nach dieser ersten Untersuchung folgte eine Detailsuche
nach Verarbeitungsmängeln.
Kurz gesagt verlief diese ohne
Befund. Auch bei genauerer
BDF K-80 Trap Special
Prüfung gab sich die K-80 in
dieser Hinsicht vorzüglich.
Das dürfte ihren Preis von
10 673 Euro erklären.
n der Praxis: Auch auf dem
IK-80.
Trapstand überzeugte die
Die optimal ausbalancierte vier Kilo schwere Flinte
lag dem knapp 1,80 Meter großen und gut zwei Zentner
schweren Tester auf Anhieb.
Auch das Schwungverhalten
stuft dieser als durchaus ansprechend und für seine Statur zuvorkommend und gutmütig ein. Schmächtigere
Schützen könnten dies allerdings auch anders empfinden.
Unter Umständen bedürfen sie
einer längeren Gewöhnungsphase an die K-80. Dank der
verstellbaren Schaftbacke
konnte sich der Verfasser zudem schnell mit der für ihn
ungewohnt hohen Schiene anfreunden. Das Gewicht in Verbindung mit der relativ weichen Schaftkappe reduzierte
den Rückstoß der verwendeten
24 Gramm schweren Schrotvorlagen auf ein sehr weiches
Maß. Auch lange Schussserien
stellen hier absolut kein
Problem dar.
Das Abzugszüngel lässt sich um etwa acht Millimeter auf einer
Schiene in Längsrichtung verschieben. Direkt vor dem Züngel
sitzt der Wahlschalter (Pfeil) für den oberen und unteren Lauf.
Auch der Blick in die Basküle
und auf den Stoßboden der
K-80 dokumentiert die makellose Verarbeitung der Sportflinte. Der hakenlose Flankenverschluss gilt als nahezu
“unkaputtbar”. Flinten dieses
Typs haben bereits mehr als
eine Million Schuss erlebt und
funktionieren immer noch.
Neben den Systemteilen sind auch alle Teile des sogenannten
Eisenschaftes sowie der Patentschnäpper und die Blindmuttern
im Vorderschaft sauber graviert und vernickelt.
Zwar bewirkt auch die K-80
keine Wunder. Dennoch lag die
Trefferquote zumindest etwas
über dem ansonsten eher mittelprächtigen Resultaten des
Gelegenheitsschützen. Dafür
machte es allerdings unheimlich viel Spaß, mit dieser
edlen und absolut zuverlässigen Waffe zu schießen.
Der deutsche Doppeltrap-Topschütze Andreas
Löw schießt zur Zeit eine K-80 mit ErgosignSchaft von Nill und extrem hoher Visierschiene.
azit: Mit der K-80 Trap SpeF
cial erhält der Wurfscheibenschütze ein hervorragendes und qualitativ absolut
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hochwertiges Sportgerät, das
allerdings auch seinen Preis
hat. Für den, der es sich leisten
kann und will, zählt die “unkaputtbare” Ulmer Sportflinte in
jedem Fall zur engsten Wahl.
Hinzu kommt, dass es sich dabei um eine Flinte handelt, die
bei normalem Gebrauch auch
ein Leben lang — vielleicht
auch länger — halten dürfte. Æ
Testwaffe: H. Krieghoff GmbH
(www.krieghoff.de) — vielen
Dank!
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