Grüne Insel Kirchberg
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Grüne Insel Kirchberg
Grüne Insel Kirchberg Ein Potenzial für städtische Lebensformen Impressum Herausgeber: Landeshauptstadt Saarbrücken Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft Nassauer Straße 4 66111 Saarbrücken Kontakt: Carmen Dams [email protected] Prozessbegleitung: Klaus Kuntz, Kompass 21 Auf den Hütten 34 66133 Saarbrücken Landschaftsarchitektur: Frank Zoller Im Emesgarten 14 66571 Eppelborn-Dirmingen Text:Klaus Kuntz Carmen Dams Gestaltung: Richard Schmitz Paul-Marien-Straße 12 66111 Saarbrücken Druck: COD Büroservice GmbH Bleichstraße 22 66111 Saarbrücken Fotografien und Illustrationen: Wir bedanken uns für die Überlassung von Bildmaterial bei Klaus Kuntz, Frank Schmitz; Richard Schmitz; Frank Zoller und Thomas Langhammer Copyright Saarbrücken, Dezember 2011 Inhaltsverzeichnis 1 3 3 3 Rahmenbedingungen und Ausgangslage Vorgeschichte der Projektantragstellung Das Projekt im gesamtstädtischen Zusammenhang Projektbeschreibung Projektinhalt und Akteure Projektziele Fragestellungen und Impulse zur zukünftigen Stadtentwicklung Konzeptionelle Ansätze zur Umsetzung der Ziele Zum Umgang mit Interessengegensätzen Politische Absicherung des Projekts Prozessgestaltung Projektpartnerschaft Bürgerbeteiligung Ressourcen für die Umsetzung /Verstetigung des Projektes Kommunikation Beitrag zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik 4 4 5 6 6 7 8 10 10 15 17 18 Zentraler Erkenntnisgewinn / Besonderheiten des Projektes Einschätzung zur Übertragbarkeit der Ergebnisse Allgemein Erfolgsfaktoren Zu Risiken, die im Prozess sichtbar wurden Zur Zielerreichung Handlungsfeldbezogene Erkenntnisse Projektbezogene Erkenntnisse Evaluation des Prozesses 20 20 20 20 21 21 22 27 28 29 32 Anlagen Statistik und Situationsbeschreibung zu Malstatt Dokumentationen und Fotos zu den Workshops 1 - 14 der Projektpartner Portraits der Projektpartner Zur Bürgerbeteiligung (Grillaktionen, Kirchbergfeste, Bürgerforen, Zukunftswerkstatt) Zur Jugendbeteiligung (u.a. Film von label m) Partnerschaftsurkunde (mit Fotos von der feierlichen Unterzeichnung) Pläne zur Freiraumentwicklungskonzeption und - Planung Gremienvorlage und Fotos zur Bezirksratssitzung auf dem Kirchberg Fotos zum Spatenstich am 11.05.2010 Flyer und Fotos zur AGH-Maßnahme Bilder zur Spielfeldeinweihung Fotos zu den umgesetzten Maßnahmen Presseberichte, Flyer, Plakate, Einladungen, Logo Audiodateien mit Interviews von Akteuren Fotopräsentation zum Prozess Finanzüberblick zum Projekt Evaluation (Fragebogen mit Auswertung) Folgeprojekt „Bottom up“, IBIS Endbericht, Community Organizing 1 2 1. Rahmenbedingungen und Ausgangslage eine Entwicklung auf dem Kirchberg erörtert, wobei von den Akteuren unterschiedliche Meinungen vorgetragen wurden. Der Projektaufruf kam hier zu einem günstigen Zeitpunkt und ein Teil der wichtigen Projektpartner war von Anbeginn an mit dabei (Siehe Anlage 13: Molschder Blatt). Die Ausgangslage des Projektes ist in Punkt 1 des Zuwendungsantrags wie folgt beschrieben: „Die Grüne Insel Kirchberg ist ein rund 1,6 ha großer grüner Freiraum im hoch verdichteten zentrumsnahen Stadtquartier „Unteres Malstatt“. In mehrfacher Hinsicht herrscht dort Handlungsbedarf: Die Bevölkerung der angrenzenden Wohngebiete übt einen hohen Nutzungsdruck auf den Freiraum aus. Gleichzeitig dienen Teilflächen als Schulhöfe. Die sich in der Umstrukturierung befindlichen Kirchengemeinden besitzen ebenfalls Flächenanteile am Areal und bringen ggf. hohe städtebauliche Potenziale ein. Der Freiraum ist Festplatz und Rückzugsraum für Migranten und Migrantinnen und Jugendliche mit allen damit verbundenen Problemen. Er ist die alltagsweltliche und kulturelle Ressource für die Menschen vor Ort.“ 1.2. Das Projekt im gesamtstädtischen Zusammenhang Im „Unteren Malstatt“ lag die Arbeitslosenquote im Juni 2009 bei 18,7 %, die Sozialleistungsdichte betrug 41,8 %. Der Anteil an ausländischen Einwohnern und Einwohnerinnen von 28,6 % und Menschen mit Migrationshintergrund von insgesamt 48,7 %, ist für Saarbrücken ebenfalls besonders hoch. Im Unteren Malstatt leben Menschen aus insgesamt 127 Nationen. Während die Einwohnerzahl in Saarbrücken durchschnittlich kontinuierlich sinkt, stieg sie hier um 1,7 % an. Die Geburtenrate und die Kinderzahl sind überdurchschnittlich hoch. Nimmt man die Wahlbeteiligung als Indikator (Stadtratswahl 2009: 25,4 % im Unteren Malstatt gegenüber 44,7 % in SB), so kann angenommen werden, dass bürgerschaftliches Engagement und Initiativen zur Selbsthilfe und zur Durchsetzung eigener Interessen selten aus eigener Kraft zustande kommen (siehe Anlage 1 „ Statistik und Situationsbeschreibung Malstatt“). 1.1. Vorgeschichte der Projektantragstellung Die Initiale für das Projekt ging von einer Einladung des Stadtteilbüros Malstatt und den ansässigen Kirchengemeinden aus. Das Stadtteilbüro Malstatt und die beiden ansässigen Kirchengemeinden waren auf die im Freiraumentwicklungsprogramm der Landeshauptstadt Saarbrücken aufgeführten Entwicklungsziele für die Freifläche auf dem Kirchberg aufmerksam geworden. Danach sollte die Fläche weiter extensiviert und teilweise bebaut werden. Um über die Entwicklung des Kirchbergs zu sprechen, wurden das Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft, das Stadtplanungsamt, die ansässigen Schulen und die Bezirksbürgermeisterin zu einem Treffen „vor Ort“ eingeladen. Im Zuge dieses Gesprächs wurden bereits Überlegungen für Zwei Gemeinwesenprojekte, das Stadtteilbüro Malstatt und die Zukunftsarbeit Molschd (ZAM), leisten Hilfe zur Selbsthilfe und stabilisieren mit ihrer Arbeit den Stadtteil (siehe Punkt 1 des Zuwendungsantrags). Der Kirchberg nimmt in Malstatt aufgrund seiner Lage und den dort ansässigen Institutionen sowohl räumlich, als auch sozial eine zentrale Rolle ein. 3 2. Projektbeschreibung da jeder ausschließlich Leistungen einbrachte und der finanzielle Rückfluss der Zuwendungsmittel vom Bund zu 100 % der Umsetzung des Projekts zu Gute kam. 2.1. Projektinhalt und Akteure Die Struktur des Projektes kann in folgende Bestandteile gegliedert werden: Inhalt des Projekts ist die Stabilisierung der Freifläche in baulich-räumlicher und sozialer Hinsicht. Über das stadtweite Freiraumentwicklungsprogramm (www.saarbruecken.de) wurde der Kirchberg in Malstatt als sogenanntes „Stadt_Grün“ definiert. Das „Stadt_Grün“ bildet das Grundgerüst an Freiräumen in das die Bebauung der Gesamtstadt eingebettet ist. Das „Stadt_Grün“ bietet die Möglichkeit der naturbezogenen Freiraumnutzung und individuellen Aneignung. Dazu müssen die Flächen dauerhaft offen gehalten und gepflegt werden. Aufgrund der bisherigen Probleme von Vandalismus und teilweise intensivster Freiraumnutzung durch die unterschiedlichen Nutzergruppen müsste die Unterhaltung und Betreuung der Fläche deutlich intensiviert werden, was wegen der angespannten Haushaltslage der Landeshauptstadt Saarbrücken aber auch der Kirchengemeinden kaum möglich erscheint. Es war deshalb klar, dass andere Strategien gefunden werden müssen, den Freiraum nutzungsgerecht zu organisieren und dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund wurde mit 21 Akteuren/Interessensvertretern vor Ort eine Projektpartnerschaft eingegangen. Sie bildete das Rückgrat des Prozesses. Diese Gruppe von Akteuren arbeitete in sehr zielorientiert strukturierten, regelmäßigen Workshops konkret an den Umsetzungsmöglichkeiten für die gemeinsam formulierten Ziele für den Kirchberg und ist mit der Bevölkerung verzahnt. Die partnerschaftliche Struktur wird im Wesentlichen getragen ● Ein Koordinationsteam aus federführendem Amt, Vertretern der Gemeinwesenprojekte, einem externen Freiraumplanungsbüro und dem Prozessbegleiter/ Moderator. Dieses Team war zuständig für die Einladungen, die Vor- und Nachbereitung der Workshops und Veranstaltungen, die Formulierung von Beschlussvorlagen, die Umsetzung der erreichten Ergebnisse in konkrete Pläne durch den externen Freiraumplaner und die Koordinierung der notwendigen Arbeitsschritte in der Umsetzung. Es war quasi von der Projektpartnerschaft mit der Steuerung des Prozesses betraut. ● Die Projektpartnerschaft von Verwaltung, Schulen, Kirchen, Gemeinwesenprojekten, Vereinen und sonstigen Interessensvertretern. Hierbei ist festzuhalten, dass sich die Gruppe von zunächst 21 Institutionen (siehe Anlage 6: Vereinbarungsurkunde) inzwischen um den Verein „Menschen für Malstatt“ und die Bürgerinitiative Sauberes Molschd (BISAM) erweitert hat. Im Prozess können folgende Rollen unterschieden werden: ● Akteure mit Grundeigentumsanteil (Stadt, Kirchen, Immobiliengruppe Saarbrücken) ● Akteure mit Sitz und direkter Nutzung auf dem Gelände (Kirchen, Schulen, KiTas) ● Akteure aus den Verwaltungen (Regionalverband, Arbeitsverwaltung, Beschäftigungsträger) ● Akteure mit begleitender Funktion (z.B. Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) von den gemeinsam entwickelten Zielen (Zielschnittmenge, Win-Win Situation), sowie einem inzwischen gewachsenen, gemeinsamen grundlegenden Verständnis über die Vorgehensweisen zur Erreichung dieser Ziele. Vom federführenden Amt wurde von Beginn an kommuniziert, dass alle Projektpartner im gemeinsamen Arbeitsprozess grundsätzlich die gleichen Rechte und immer die gleiche Informationsbasis haben sollen. Ein wesentlicher Faktor bestand auch darin, dass keiner der Projektpartner einen finanziellen Vorteil aus dem Projekt zieht, ● Akteure der Gemeinwesenarbeit (Stadtteilbüro Malstatt, Zukunftsarbeit Molschd (ZAM) ● sonstige Interessensgruppen (z.B. Verein „Menschen für Malstatt“, Bürgerinitiative Sauberes Molschd, Turnverein Malstatt, Trialsportfreunde Saarbrücken, Kurdische Gemeinde, Brückenbauer) ● die breitere Bürgerschaft 4 Die Prozessstruktur kann wie im folgenden Schaubild symbolisch als Blume veranschaulicht werden. Im Zentrum steht das genannte Koordinationsteam, das für die 21 Projektpartner den Prozess koordiniert. Die Projektpartner sind symbolisch als Blütenblätter dargestellt, die in die Bürgerschaft hineinreichen und sich mit ihr verzahnen: Beteiligten wurde für die Qualifizierung der Grünen Insel Kirchberg genutzt. Die beiden Gemeinwesenprojekte „Stadtteilbüro Malstatt“ und „Zukunftsarbeit Molschd“ (ZAM) spielen in diesem Prozess auch nach der Projektlaufzeit eine aktive Rolle. Eine große Bedeutung erhielt die Idee der zukünftigen gemeinsamen Qualitätssicherung durch gemeinsame Nachsorge und gemeinsames Einwirken auf die Bevölkerung, um eine Änderung des Bürgerverhaltens in Richtung vermehrter Verantwortung und Zivilcourage zu fördern. Für die arbeitslosen Jugendlichen des Stadtteils sollten über das Projekt Beschäftigungs- und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten geschaffen werden. Ziel war, die Jugendlichen in die aktive Gestaltung einzubinden, um auch die Wertschätzung des Freiraums durch die Jugendlichen über das eigene Tun zu erhöhen und die Identifikation mit dem Umfeld zu stärken. Damit sollte auch dem übermäßigen Vandalismus begegnet werden. Wegen der hohen Nutzungsfrequenz des Geländes durch Migrantenfamilien und -Jugendliche wurde das Zuwanderungsund Integrationsbüro (ZIB) von Anfang an in die Vorbereitung des Projekts eingebunden. Das ZIB führte das ebenfalls aus Mitteln der Nationalen Stadtentwicklungspolitik finanzierte Projekt „ibis“ durch, bei dem es insbesondere um Strategien zur stärkeren Beteiligung von Migrant/innen an Stadt- und Stadtteilentwicklungsprozessen ging. Im Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ kam es deshalb zu einer engen Verzahnung beider Projekte, um Migrant/innen aktiv in die Planungsprozesse für Nutzung und Gestaltung des Geländes einzubinden (siehe Anlage 18: Endbericht IBIS). Gemeinsam sollte eine tragfähige Strategie entwickelt werden, die Grüne Insel Kirchberg dauerhaft in ihrer Qualität zu sichern. Dabei ist zu betonen, dass sich die Kommune nicht aus Spargründen aus der Verantwortung stehlen will, sondern in gemeinsamer Arbeit mit den vor Ort ansässigen Akteuren den Freiraum zu einem vitalen Mittelpunkt für gesellschaftliches Leben entwickeln und dauerhaft sichern möchte Alle Akteure/Projektpartner waren mit Unterstützung der Gemeinwesenarbeit und der Prozessbegleitung dafür zuständig, die Bürgerschaft mit hierfür geeigneten Herangehensweisen an dem Entwicklungsprozess zu beteiligen und diese Beteiligung mit der Projektpartnerschaft zu verzahnen. Jeder Akteur kommunizierte im Stadtteil mit seiner Zielgruppe. 2.2. Projektziele Erstes und zentrales Projektziel war eine gemeinsam mit den relevanten Akteuren erarbeitete tragfähige Freiraumkonzeption für das Gelände auf dem Kirchberg mit baulich-räumlichen Einzelmaßnahmen, die dem zukünftigen Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer entsprechen. Angestrebt wurde eine Lösung für eine möglichst sozial inklusive Nutzung, um den Freiraum als Ressource für gesellschaftliche Integration zur Verfügung stellen zu können. Darüber hinaus sind insbesondere die Schulhöfe Orte der Sozialisation und Integration aber auch Raum für Spiel und Bewegung. Der Planungs- und Umsetzungsprozess wurde als interaktiver und dynamischer Prozess begriffen. Die Kooperation von institutionellen Projektpartnern und die Beteiligung der Bürger waren miteinander verschränkt, um die Interessen der umliegenden Einrichtungen mit denen der Bürger und Bürgerinnen zu vereinbaren. Das vorhandene kreative Potenzial aller 5 2.2.1. Fragestellungen und Impulse zur zu künftigen Stadtentwicklung Folgende grundlegende Fragen zukünftiger Stadtentwicklung wurden im Projekt behandelt: 2.2.2. Konzeptionelle Ansätze zur Umsetzung der Ziele Grundlage zur baulich-räumlichen Entwicklung der Grünen Insel Kirchberg ist die Theorie und Praxis der Freiraumplanung. Aus ihr ließ sich folgende Analyse ableiten: Der Kirchberg ist weiträumig umschlossen von öffentlichen Gebäuden mit teilweise hoher ethischer Bedeutung (zwei Kirchen, ein ehemaliger Friedhof). Die 1,6 ha große umschlossene Freifläche ist quasi „Rückseite“, also ein Freiraum mit mindestens halböffentlichem, wenn nicht gar partiell privatem Charakter. Aufgrund uneindeutiger Zuordnungen zu den Gebäuden, unübersichtlicher Wegebeziehungen und Vegetationsstruktur fehlte bisher die soziale Kontrolle, um den Freiraum entsprechend dem Bedarf für mehr Menschen öffnen zu können. Im Gegenteil, der halböffentliche Eindruck trug zur gefühlten und faktischen Unsicherheit der sich dort aufhaltenden Menschen bei. ● Wie kann sich die Stadtteilentwicklung an die sich verändernden Gegebenheiten anpassen und auf Probleme reagieren? (z.B. den Änderungen der zahlenmäßigen Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die Armut von Familien, insbesondere von Kindern in Malstatt oder der zunehmende Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen) ● Was fördert die Nutzung des Freiraums als Bildungsund Begegnungsraum (z.B. als Raum für interkulturelle und intergenerationelle Begegnung)? ● Wie können Identifikation mit dem gemeinsamen Lebensraum und Verantwortungsübernahme gefördert werden? ● Was braucht es, damit sich auch in interkulturellen Zusammenhängen bürgerschaftliches Engagement ausdrücken kann? ● Wie kann mit der Ambivalenz zwischen Sicherheit und Offenheit (z.B. dem Wunsch nach Einzäunung der Schulhöfe) sinnvoll umgegangen werden? Um dem Freiraum wieder zu mehr sozialer Inklusivität zu verhelfen, wurden einfache, freiraumplanerische Prinzipien beachtet und in der Folge Strukturen entsprechend verändert: Eine wünschenswerte bauliche Verdichtung durfte nur am Rand erfolgen. Die Gebäude mussten möglichst alle ihre Rückseiten (ruhige Gartenseiten ohne motorisierten Individualverkehr) zur grünen Insel orientieren (Eindeutigkeit). Ein klares Wegenetz musste für Orientierung und Klarheit sorgen. Die Vegetation wurde soweit zurückgenommen, dass über Der durch das Projekt angeschobene Prozess setzte neue Impulse für die Stadtentwicklung, indem andere Formen der Inwertsetzung des Standortes/der Fläche verfolgt wurden. Die Aufwertung erfolgte einerseits klassisch, über neue nutzungsfreundlichere Strukturen und eine bessere Ausstattung. Andererseits trat über den gemeinsamen Prozess eine Identifikation mit dem Ort ein. Dies geschah auf zwei Ebenen: Die auf dem Kirchberg aktiven Akteure lernten sich gegenseitig zu vertrauen und fokussierten Energie und Ressourcen auf ein gemeinsames Ziel. Zudem aktivierten die Akteure der Projektpartnerschaft die ansässige Bevölkerung, um auch sie über unterschiedliche Strategien in den Prozess einzubinden. D.h., der Prozess bestand aus zwei strukturell parallel laufenden und eng miteinander verzahnten Strängen, zum einen der Projektpartnerschaft mit regelmäßigen Workshops, die den Prozess mit regelmäßigen Treffen und inhaltlichen Entscheidungen steuerte, zum anderen dem Einbezug der breiten Bürgerschaft, die sich ebenfalls mehr und mehr aktiv einbrachte und an der Umstrukturierung Teil hatte. Von Beginn an wurde im Projekt eine größtmögliche Transparenz innerhalb der Projektpartnerschaft angestrebt. Das heißt, alle Produkte, die in der Projektpartnerschaft erarbeitet wurden (Pläne, Dokumente, Erkenntnisse), wurden allen Partnern zur Verfügung gestellt und konnten von allen für den Prozess verwendet werden. eine größere Übersichtlichkeit, auch von der Randbebauung her, eine bessere soziale Kontrolle gegeben ist. Dies sollte u. a. auch dadurch erreicht werden, dass der derzeitige Strukturwandel der Kirchengemeinden und die gesetzliche Vorgabe für die Stadt, bis 2013 ausreichend Kinderbetreuungsangebote zur Verfügung stellen zu müssen, positiv genutzt wurde. Wünschenswerte Veränderungen der baulichen Struktur und Substanz, aber auch ggf. der Nutzungen in einzelnen Gebäuden konnten auf dem Kirchberg sowohl städtebaulich, als auch hinsichtlich der Nutzung 6 2.2.3. Zum Umgang mit Interessengegensätzen Weichen für positive Veränderungen stellen. Für die Entwicklung der Gesamtkonzeption in der Projektpartnerschaft konnten sich alle in der Partnerschaft miteinander arbeitenden Akteure (21 Institutionen) auf Augenhöhe begegnen und einbringen. Die vorgebrachten Anliegen wurden ernst genommen und von den Planern berücksichtigt. Die Bevölkerung, insbesondere die auf dem Kirchberg bisher dominierenden Gruppen (Jugendliche, MigrantInnen und HundehalterInnen) wurden über niedrigschwellige Beteiligungsprozesse und Mitmachaktionen angeregt, sich nicht nur zu äußern, sondern bewusst im Rahmen der Umgestaltung oder dauerhaften Qualitätssicherung Hand anzulegen. In enger Kooperation der ARGE Saarbrücken mit dem Zentrum für Bildung und Beruf Saar eGmbH (ZBB - bis 31.12.2009 unter dem Namen AZB geführt) und den Gemeinwesenprojekten wurde ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für im Stadtteil ansässige Arbeitslose auf den Weg gebracht. Die Idee, dass HundehalterInnen als freiwillige Paten die Aufsicht über einen Teil der Fläche übernehmen ist wegen Wegzugs der Hauptakteure zurückgestellt. MigrantInnen wurden u.a. mit Grillaktionen in den Sommern 2009 und 2010 einbezogen und haben sich inzwischen teilweise an bestehenden Strukturen (Nachmittagsverpflegung der Grundschulkinder) beteiligt. Am Beispiel der Standortsuche für die städtische Kindertagesstätte (KiTa) kann der Umgang mit Interessensgegensätzen in der Projektpartnerschaft beschrieben werden: Bereits beim ersten Treffen der Projektpartner wurde bezüglich des KiTa-Neubaus ein Kommunikationsdefizit insbesondere zwischen der Verwaltung und der katholischen Kirchengemeinde deutlich. Der zunächst angesprochene Standort auf dem bisherigen Parkplatz der Wallenbaumschule erschien zunächst nicht allzu problematisch. Auch standen zu Beginn des Prozesses die Konstituierung der Projektpartnerschaft und ein gemeinsamer Zielfokus im Vordergrund, so dass das Thema KiTa-Neubau zunächst etwas im Hintergrund blieb. Im 2. Workshop wurde beschlossen, dass sich für Einzelthemen gesonderte Arbeitsgruppen außerhalb der turnusmäßigen Workshops gründeten (AG Schulen, AG Jugendliche, AG KiTa). Beim Treffen der AG KiTa stellte dann ein von der Verwaltung beauftragter Architekt, der bisher nicht in den Prozess eingebunden war und die Diskussion nicht kannte, für einige Teilnehmer überraschend den Plan eines KiTa-Neubaus im zentralen Bereich der Freifläche vor. Dies führte zu Unstimmigkeiten und zur Diskussion des Selbstverständnisses der Projektpartnerschaft. Über die Projektpartnerschaft ist ein deutlicher Zuwachs an gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Verantwortung festzustellen. Zum Ende der Projektlaufzeit zeichnen sich tragende Strukturen (Initiativgruppe Kirchberg, Verein Menschen für Malstatt) ab, die helfen den Stadtteil und die Fläche zu stabilisieren. Im 3. Workshop wurde dieser kritische Punkt entschärft, als die Baudezernentin der Stadt Saarbrücken dem laufenden Kooperationsprozess Vorrang gegenüber der städtischen KiTaPlanung einräumte und darauf drängte, dass der Standort gemeinsam gefunden werden müsse. In der Folge konnte dann wieder an die konstruktive Arbeitsatmosphäre angeknüpft werden, die im Zuge der ersten Workshops entstanden war. Durch einen gemeinsam erarbeiteten Standort am nördlichen Rand der Grünen Insel (neben der bestehenden KiTa St. Josef) und der Festlegung von Gebäudeform und Umgriff der Außenanlage wurde die KiTa freiraumplanerisch optimal in das Projekt integriert. Somit konnte die konkrete KiTa-Planung unabhängig von der Freiraumplanung für die „Grüne Insel Der Unterstützung und den Interventionen der Prozessbegleitung lag ein systemisches Grundverständnis für komplexe Prozesse zugrunde, das sich in der Organisationsentwicklung (Stichwort: lernende Organisationen) zunehmend durchgesetzt hat. Im Vordergrund stand hierbei das Bemühen, statt linear-kausaler Bewertungen ein zirkuläres, prozessuales Denken und Handeln zu fördern, das der vorhandenen Komplexität gerecht wurde. Hierdurch entwickelte sich neben einem kontextangemessenen Rollenbewusstsein u.a. auch ein Bewusstsein darüber, welchen entscheidenden Einfluss die sogenannte „Summe der kleinen Dinge“ im Prozess hat. Die Gestaltung der Atmosphäre ist dabei ein integraler Bestandteil. Es wurden Gelegenheiten geschaffen, bei denen sich die Projektpartner menschlich näher kamen, füreinander greifbarer wurden. Gemeinsam gestaltete Aktionen (Grillen, Kirchbergfest, Bürgerforum) und das gemeinsame „Gesicht zeigen“ (siehe Anlage 3: Portraits der Projektpartner) förderten die Entwicklung in Richtung eines Teams mit gemeinsamen Zielen. 7 Kirchberg“ vorangetrieben werden. Ein zweites Beispiel betrifft die Schulen. Aufgrund des Vorhandenseins der beiden Grundschulen, der katholischen Kindertagesstätte und des Hortes sowie des Kinderbildungszentrums steht die kindliche Nutzung der Fläche im Vordergrund. Während Schulen, Kindertagesstätte und Hort an abgegrenzten Arealen interessiert waren (Stichwort: Sicherheit, Aufsichtspflicht) mochten die übrigen NutzerInnen eine möglichst uneingeschränkte Zugänglichkeit zu allen Flächen haben. Dieser Interessensgegensatz konnte in der AG Schulen dahingehend gelöst werden, dass den Schulhöfen rein optisch, über Markierungen im Gelände, eine Grenze zugeordnet, diese aber nicht über Zäune baulich nachvollzogen wird (Kinder und Lehrer wissen, wie weit der Pausenhof reicht). Nur das Gelände der KiTas soll tatsächlich eingezäunt werden. 2.2.4. Politische Absicherung des Projekts, Integration in die sonstigen Planungsprozesse und Sicherstellung der Projektqualität im Prozess Ziel war von Anfang an, die Politik einerseits rechtzeitig und umfassend über das Projekt zu informieren und sie zu begeistern, andererseits aber in der konkreten Arbeit die Politik möglichst herauszuhalten, weil zunächst das Risiko gesehen wurde, dass zu Projektbeginn im Superwahljahr 2009 möglicherweise aus parteipolitischen Erwägungen heraus hätten Polarisierungen entstehen können, die dem Prozess geschadet hätten. Aus diesem Grund waren die Workshops der Projektpartner lediglich akteursintern, die partizipativen Veranstaltungen (z.B. Bürgerforum) jedoch öffentlich, sodass auch die Politik die Gelegenheit hatte, sich zu informieren und sich einzubringen (was auch wahrgenommen wurde). Nachdem im Prozess der Konsensentwurf erarbeitet war, wurde das Projekt in den Gremien diskutiert. Vor der entscheidenden Sitzung des „Bezirksrat Mitte“ am 14.01.2010 fand eine Begehung des Geländes statt, an der trotz widriger Wetterbedingungen fast der gesamte Bezirksrat teilnahm (siehe Fotodokumentation). Die im 4. Workshop am 16.12.2009 im Konsens gefundene baulich-räumliche Lösung wurde danach im Bezirksrat sehr ausführlich vorgestellt, diskutiert und einstimmig beschlossen. Weitere vermeintliche Interessensgegensätze konnten nach und nach als gemeinsame Interessen zusammengeführt werden (z.B. die zwei KiTas – kirchliche und städtische nebeneinander, HundehalterInnen und Aufsicht über das Gelände). Wichtig erschien in allen Fällen, dass die Interessensgegensätze als berechtigte Interessensunterschiede betrachtet/beschrieben und gewürdigt wurden (z.B. Schule – Kindergarten) und ein Fokus auf Schnittmengen und die gemeinsamen Ziele gelegt wurde. Die Erfahrung zeigt, dass es sich bei Entscheidungen von Ambivalenzen in einem solchen Akteursystem als wesentlich nützlicher erwies, eine Konsensentscheidung anzustreben, anstatt nach dem gebräuchlichen Muster einer quantitativen Mehrheitsentscheidung zu verfahren. In der Projektpartnerschaft wurden bei auftretenden unterschiedlichen Ansichten durch intensiven Austausch immer Lösungen herbeigeführt, mit denen jeder leben konnte. Die Gremiensitzung fand in der Aula der Kirchbergschule statt. Die „Dramaturgie“ der Sitzung wurde also auf die Bedeutung des Themas zugeschnitten (Begehung des Geländes, Sondersitzung in der Kirchbergschule), sodass eine konstruktiv-positive Stimmung entstehen konnte. Der gesamte Prozess fand einhelligen Zuspruch aller vertretenen Fraktionen. Nach der Entscheidung im Bezirksrat Mitte, wurde das Projekt noch im Ausschuss für Bau, Verkehr und Freiraum sowie im Ausschuss für Schule, Kinder und Jugend beraten. Es wurde zunehmend deutlich, dass für das Projekt das wichtige Ziel eines breiten politischen Konsens über alle Parteigrenzen 8 hinweg erreicht werden konnte. Die Akteure aus der Verwaltung waren von Anfang an bestrebt, die Ergebnisse des Projekts in die Stadtentwicklung einzuspeisen, um bestimmte Ansätze und Maßnahmen, die im Projektrahmen (zeitlich und finanziell) nicht umsetzbar waren nicht zu verlieren, sondern in einen Masterplan einbauen zu können, um sie nach und nach umzusetzen. Beim ersten Treffen der Projektpartner wurde deutlich, dass auch alle nicht-städtischen Akteure dieses Ziel begrüßten. Dieses Ziel wird dadurch begünstigt, dass parallel zur Grünen Insel Kirchberg für den Stadtteil Malstatt unter Federführung des Amtes für soziale Angelegenheiten mit Unterstützung des Stadtplanungsamtes ein Stadtteilentwicklungskonzept erarbeitet wurde, in dem teilweise die Akteure der Grünen Insel Kirchberg ebenfalls mitarbeiteten: Stadtteilbüro Malstatt, ZAM, beide Kirchengemeinden, Vereine. Auch die am Projekt Grüne Insel Kirchberg beteiligten Ämter arbeiteten am Stadtteilentwicklungskonzept mit. Schon allein durch diese Personalunion wurde gewährleistet, dass die erarbeiteten Inhalte direkt in die Stadtteilentwicklung einfließen konnten. Die Sicherstellung der Projektqualität im Prozess basierte in erster Linie auf der Projektpartnerschaft mit ihren bisher regelmäßigen Workshops, an denen die Projektpartner verlässlich. Sie wurden fachlich flankiert einerseits durch den extern beauftragten Landschaftsarchitekten, andererseits durch die mittlerweile 7 städtischen Fachämter aus unterschiedlichen Dezernaten (Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft, Stadtplanungsamt, Zuwanderungs- und Integrationsbüro, Gebäudemanagementbetrieb, Amt für Kinder, Schule und Kultur, Amt für soziale Angelegenheiten, Amt für Umweltund Klimaschutz). Für eine Verstetigung und Umsetzung dieser Qualität wurde am 21.01.2010 von den 21 Projektpartnern feierlich eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, in der sie neben der Verpflichtung zur Mitarbeit während der Projektlaufzeit auch die Absicht erklärten, die Kooperation im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung nach der Förderperiode fortzusetzen (siehe Anlage 6: Kooperationsvereinbarung sowie Fotos von der feierlichen Unterzeichnung). Die Reichweite des Projektes zeigte sich zunächst darin, dass die Oberbürgermeisterin als Chefin der Verwaltung zu dieser Unterzeichnung eingeladen hatte und ebenfalls durch ihre Unterschrift die Schirmherrschaft übernahm (siehe Anlage 6). Dies wurde dann beim offiziellen Spatenstich am 11.05.2010 eindrucksvoll bestätigt. Beim Neujahrsempfang der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen 2011 wurde der Projektpartnerschaft das „Grüne Fernrohr“ verliehen. Dieser Preis geht jährlich an Personen oder Initiativen, die sich für eine „integrative Stadtentwicklung“ einsetzen (siehe Anlage 13). 9 2.3. Prozessgestaltung ner gefördert und die „Intelligenz der Gruppe“ genutzt. Zwar wurde als sehr wertvoll angesehen, dass für den ersten Workshop der Projektpartner ein ganzer Tag zur Verfügung stand. Aufgrund der Arbeitsbelastung der Akteursvertreter und der Schwierigkeit, einen gemeinsamen Termin für den folgenden Workshop zu finden, entschlossen sich die Projektpartner, die folgenden Workshops auf einen Vormittag zu beschränken. 2.3.1. Projektpartnerschaft Kennzeichnend für das Projekt war es, dass die für die Entwicklung relevanten privaten und öffentlichen Akteure von Beginn an eingebunden waren. Trotz eines großen Kreises von Teilnehmern beim ersten Treffen wurden diese von Beginn an als Projektpartner bezeichnet und gefragt „Wer gehört noch dazu?“, woraufhin u.a. die Schulfördervereine (unter dem Dach der Schulen) hinzukamen. Damit wurde von Beginn an eine Kultur des „Nicht-Ausschließens“ in der Partnerschaft etabliert. Die Form der Konstituierung der Projektpartnerschaft im Zuge des Projektes „Grüne Insel Kirchberg“ begünstigte die Entstehung und Intensivierung von Beziehungen innerhalb der Akteursgruppe. Im Zuge des 2. Workshops am 18. August 2009 wurde zum einen die Kooperationsvereinbarung zur Projektpartnerschaft abgestimmt und zum anderen wurden Arbeitsgruppen zu zentralen Themen des Projektes gegründet, die diese bearbeiten und die Ergebnisse im nächsten Workshop vorstellen sollten (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 2. Workshop). Der 3. Workshop der Projektpartner am 4. November 2009 stand mehr oder weniger im Zeichen der Diskussion um den Neubau der städtischen Kindertagesstätte (siehe oben). Nachdem die vorübergehend gestörten Befindlichkeiten geklärt waren, wurden insbesondere der Stand des Prozesses sowie das weitere Vorgehen erörtert (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 3. Workshop). So gab es bereits am 1. Workshop am 19. Juni 2009 eine Initiative innerhalb der Projektpartnerschaft für einen gemeinsamen Projektantrag zur Beteiligung Jugendlicher(siehe Anlage 2: Dokumentation zum 1. Workshop). Zur Konstituierung der Projektpartnerschaft wurde teilweise mit non-verbalen (systemischen) Kommunikationsmethoden gearbeitet. Mit einer Aufstellung zwischen „Weniger ist mehr“ und „Wenn schon, dann richtig“ wurde das Erspüren von Ambivalenzen in den eigenen Standpunkten und deren Sichtbarmachung für die jeweils anderen Projektpartner erleichtert, sowie der Nutzen von Unterschieden verdeutlicht. Mittels der Aktionsmethode „Mindmap in Aktion“ konnte die Gruppe von 25 Teilnehmern sehr effizient an einem gemeinsamen ersten „Bild“ für eine nachhaltige Entwicklung der Grünen Insel Kirchberg arbeiten. So wurden gemeinsam thematische Schwerpunkte zur intensiven Diskussion wichtiger Themenbereiche in Kleingruppen gefunden (siehe Dokumentation zum 1. Workshop). Auf diese Weise wurde von Beginn an Raum geschaffen für ein aktives „sich trauen“, ein befruchtender Dialog innerhalb der Gruppe der Projektpart- Im 4. Workshop der Projektpartnerschaft am 16. Dezember 2009 sollte auf der Basis der von den Bürgern aufgenommenen Anregungen und den bisherigen Diskussionen schließlich das Gestaltungskonzept für den Freiraum am Kirchberg abgestimmt werden, das dann Anfang 2010 den städtischen Gremien präsentiert werden sollte. Nach Vorstellung des Entwurfsstandes wurden die Teilnehmer eingeladen, im Zuge einer Planungswerkstatt anhand großflächig ausgelegter Pläne am Planungsprozess konkret mitzuwirken. Dabei entwickelten sich lebhafte und konstruktive Diskussionen und Dialoge, deren Ergebnisse mit Hilfe von transparenten Deckblättern direkt in die vorbereiteten Pläne eingetragen wurden (siehe Anlage 2: Fotodokumentation zum 4. Workshop). Bemerkenswert war hierbei die Offenheit der 10 2. Arbeitsmarktes in das Projekt im 6. Workshop am 14. April 2010 einen Schwerpunkt (siehe Pkt. 3.2.1.3 sowie in der Anlage 2 die Dokumentation zum 6. Workshop). Hierzu gab es im Vorfeld des Workshops ein Treffen des federführenden Amtes vor Ort mit der ARGE Saarbrücken. Die ARGE regte ein außergewöhnliches Projekt als quasi „Forschungsprojekt“ für sich an. Arbeitslose Menschen aus dem Stadtteil sollten gezielt angefragt werden, auf dem Kirchberg selbst Hand anzulegen um entsprechend der gemeinsam ausgearbeiteten Pläne ihr Lebensumfeld zu verbessern. Hierzu wurde in einer moderierten Arbeitsgruppe mit ARGE, ZBB und Gemeinwesenprojekten zeitnah ein mehrsprachiger Flyer erstellt, in dem das Projekt und die darin enthaltenen Arbeitsgelegenheiten beschrieben wurden (siehe Anlage 10). Von der ARGE wurden daraufhin alle langzeitarbeitslosen Menschen im Quartier angeschrieben. Die Resonanz auf diese Anfrage war umwerfend. Über 50 Personen blieben letztlich als Interessenten für die Maßnahme mit maximal 15 Plätzen übrig. Die ARGE schaffte es im Nachhinein auch den mehr als 35 Interessenten, die keine Arbeitsgelegenheit auf dem Kirchberg erhalten konnten, im Umfeld in anderen Maßnahmen einen Platz zur Verfügung zu stellen. Nachdem die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme zustande gekommen war, wurde eine Laufzeitverlängerung bis Ende 2011 für das Kirchbergprojekt beim Zuwendungsgeber beantragt, welcher auch stattgegeben wurde. Verwaltung für das Beschreiten neuer Wege. So sollte entgegen des prinzipiellen Beschlusses der Verwaltungsspitze wegen des auf dem Kirchberg gegebenen Bürgerengagements eine Neuheit in der Stadt eingeführt werden: Eine selbstverwaltete abgegrenzte Hundewiese und eine offizielle Grillstelle sollten in einer öffentlichen Grünanlage entstehen. Schließlich bestand in der Projektpartnerschaft Konsens über die grundsätzlichen Strukturen und Elemente der Freiraum konzeption. Der beauftragte Landschaftsarchitekt konnte die Ergebnisse der Planungswerkstatt in die Beschlussvorlage einarbeiten, die dann zu Beginn 2010 einhellige Zustimmung in den städtischen Gremien fand. Bei der feierlichen Unterzeichnung der Projektpartnerschaftsverträge im Rathaus Saarbrücken am 21. Januar 2010 wurde deutlich ausgesprochen, dass mit dem Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ in der Stadt Saarbrücken neue Wege begangen werden (siehe Anlage 6). Mit dem 5. Workshop am 10. Februar 2010 wurde nach der gelungenen gemeinsamen Ziel- und Konzeptentwicklung die nächste Phase des Projektes eingeleitet. Hierzu wurden zunächst mit Hilfe einer Fotopräsentation wichtige Stationen/ Elemente des bisherigen Projektverlaufs noch einmal in Erinnerung gerufen und gewürdigt (siehe Anlage 15), um dann die Umsetzung der konzipierten Maßnahmen anzugehen. Es wurden konkrete Maßnahmenpakete im Hinblick auf Ausführungsplanung, Umsetzung und Finanzierung zum Teil sehr detailliert besprochen (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 5. Workshop) und gemeinsam eine Priorisierung vorgenommen. Eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt, sich mit den Möglichkeiten eines Einsatzes von ehrenamtlichen Bautrupps zu beschäftigen. Im 7. Workshop am 16. Mai 2010 wurde deutlich, dass der Prozess aufgrund der guten Basisgestaltung auch in der Umsetzungsphase einen guten Verlauf nahm (Zitat: „Die Früchte der Arbeit werden jetzt geerntet“). Als wichtiges Thema stand die Finanzierung der gemeinsam entwickelten Maßnahmen auf der Tagesordnung, da das Projektvolumen nur einen kleinen Teil der erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung stellte. Schließlich wurde bereits zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal eine Perspektive der Projektpartnerschaft nach Ende der Projektlaufzeit angesprochen. So wurde die Frage Neben der weiteren Beteiligung der breiteren Bürgerschaft und der Vorbereitung des für den Mai geplanten feierlichen Spatenstichs bildete die Integration von Maßnahmen des 11 Im 9. Workshop am 17. November 2010 wurde zunächst der aktuelle Stand der KiTa-Planungen und ihrer Umsetzung besprochen. So wurde von Seiten der katholischen Kirchengemeinde mitgeteilt, dass auch für den bestehenden katholischen Kindergarten St. Josef ein Neubau geplant sei und Überlegungen im Raum stünden, ggf. die gleichen Architekten und Landschaftsarchitekten wie für den benachbarten Neubau der städtischen KiTa zu beauftragen. aufgeworfen, welche Struktur die Projektpartnerschaft für eine nachhaltige, über die Projektlaufzeit hinaus reichende Weiterführung/Weiterentwicklung (siehe Anlage 6: Kooperationsvereinbarung) braucht. Dabei wurde deutlich, dass neben den „kleinen Runden“ in den AGs und den zur nachhaltigen Gewährleistung von Transparenz zunehmend wichtiger werdenden Kommunikationskanälen (Stichwort Rundmail) auch weiterhin die „großen Runden“ (Workshops) der Projektpartner als strukturelles Rückgrad angesehen werden. An diesen Terminen sollte gemeinsam mit allen Akteuren über Schwerpunktsetzungen diskutiert und die gemeinsame Philosophie abgeglichen werden. In diesem Zusammenhang wurde von der Moderation die Variante in den Raum gestellt, dass die Projektpartnerschaft den nächsten Workshop einmal selbst moderiert, da dies nützlich sein könnte im Hinblick auf eine nachhaltige Erhaltung der Der Schwerpunkt des Workshops lag dann in der konkreten Besprechung einzelner Maßnahmenbestandteile der Freiraumplanung und der aktiven Beteiligung der Jugend über ein Mikroprojekt: Jugendliche wollten auf dem Kirchberg einen Treffpunkt – das so genannte „Zeughaus“ oder später „Kirchbergpavillon“ entwerfen und ggf. sogar bauen. Das Zeughaus sollte eine Art Pavillon (für Regenperioden) und Materiallager sein, wo u.a. Jugendliche sich aufhalten und ihre Utensilien (Spiele, Werkzeug, Geschirr…) unterbringen können. Dazu sollte über den 2. Arbeitsmarkt eine Fachperson gefunden werden, die bei den Entwurfsarbeiten behilflich ist und ggf. mit den Jugendlichen die Kleinarchitektur auch baut. Schließlich wurde zunächst ein Materialcontainer über das Kirchbergprojekt beschafft. (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 9. Workshop). gewonnenen Kooperationsstruktur nach dem Auslaufen der externen Prozessbegleitung. Die Anwesenden sprachen sich dafür aus, dass für den 8. Workshop auf eine externe Moderation verzichtet wird und diese Funktion von einem Vertreter der Gemeinwesenarbeit übernommen wird (siehe Anlage 2: die Dokumentation zum 7. Workshop). Beim 8. Workshop am 25. August 2010 lag der Schwerpunkt auf der Information über die laufenden Aktivitäten (Maßnahmenumsetzung, flankierende Projekte und Themen) und gemeinsamen Entscheidungen für deren Koordination. Daneben wurde das weitergreifende Thema „Bildungszentrum Kirchberg“ diskutiert. Hierbei zeigte sich, dass die gut funktionierende Plattform der Projektpartnerschaft weit über die reine Freiraumplanung hinaus wirksam war. Dies war insbesondere im Hinblick auf deren Verstetigung und eine nachhaltige Verantwortungsübernahme bedeutsam. Am Ende war deutlich, dass der „Testlauf“ eines von den Projektpartnern selbst moderierten Workshops als geglückt angesehen werden kann (siehe in Anlage 2: die Dokumentation zum 8. Workshop und das Interview der Moderatorin Heike Neu in Anlage 14). Nach der längeren Pause über den Jahreswechsel hinweg traf sich die Projektpartnerschaft am 23. März 2011 zu ihrem 10. Workshop. Es wurde deutlich, dass längere Phasen ohne „Einstimmung der Projektpartner“ eine eigene Herausforderung darstellten. Um die wechselseitige Achtsamkeit als wichtiges Merkmal der inzwischen gewachsenen Partnerschaftskultur wiederzubeleben und zu stärken, wurden die Teilnehmer zum Einstieg in den Workshop gebeten, sich in einem Bereich zwischen… „zurzeit hat die Grüne Insel Kirchberg bei mir viel Gewicht“ und „… eher weniger Gewicht“ zu positionieren (aufzustellen). Im Zuge der gemeinsamen Besprechung dieser Aufstellung wurden die unterschiedlichen aktuellen Kontexte/Befindlichkeiten der Projektpartner deutlich und gewürdigt und dann konnten die konkreten 12 Sachthemen (Fortgang der Baumaßnahmen, weitere flankierende Vorhaben und Events, sowie das Thema Mittelbeschaffung) angegangen werden. geht’s weiter?“. Hierzu wurde von Paul Cromwell (Community Organizer aus den USA) eine kurze Einführung zu Community Organizing gegeben (siehe Anlage 2: Dokumentation und Bilder vom 11. Workshop sowie Anlage 18 zu Community Organizing). Zu den Aspekten des Kümmerns und der Verstetigung der Kooperation wurden die Teilnehmer gegen Ende des Workshops noch einmal gebeten sich in einem Bereich zwischen… „die Grüne Insel braucht vor allem Kümmerer“ und „die Grüne Insel braucht vor allem gemeinsames Handeln“ zu positionieren. Im Zuge der Besprechung dieser Aufstellung kam deutlich zum Ausdruck, dass Strukturen, die ein gemeinsames Es wurden folgende drei Fragen in Kleingruppen erörtert und schließlich im Plenum besprochen: 1. Möchte ich, dass die Projektpartnerschaft nicht nur zur Grünen Insel arbeitet, sondern einen langfristigen Prozess zur Organisation anderer Themen im ganzen Stadtteil beginnt? 2. Welche 2-3 Themen sind mir wichtig zu bearbeiten? 3. Bin ich bereit zur Mitarbeit in einer Initiativgruppe? Ausfluss dieser Erörterung war die Bildung einer Initiativgruppe, die sich am 10. August 2011 (kurz vor dem nächsten Workshop am 18. August 2011) treffen und sich u.a. mit der zukünftigen Verteilung der Rollen/Aktivitäten zwischen den Akteuren befassen sollte (nähere Details sind der Dokumentation zum 11. Workshop in der Anlage 2 zu entnehmen). Handeln fördern (Stichwort: Gelegenheiten schaffen) für ein nachhaltiges Kümmern unabdingbar sind (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 10. Workshop). In der Folge wurde mit Nachdruck an den begonnenen Baumaßnahmen weitergearbeitet. Insbesondere die Fertigstellung des Kleinspielfeldes wurde vorangetrieben, um am 15. Mai 2011 zur Jubiläumsfeier der Kirchengemeinde St. Josef und auf den Tag zwei Jahre nach Beginn des Projektes Grüne Insel Kirchberg eingeweiht zu werden (siehe die Fotos der Einweihung des Kleinspielfeldes mit der Oberbürgermeisterin und dem Bischof des Bistums Trier in der Anlage 11). Im Zuge des 12. Workshops am 18. August 2011 wurden dann wieder schwerpunktmäßig konkret anstehende Themen wie z.B. der „Kirchberg-Pavillon“ besprochen. Zudem nahm das Thema Fundraising einen weiteren wesentlichen Teil des Workshops zeitlich in Anspruch. Ein weiterer Schwerpunkt Beim 11. Workshop am 25. Mai 2011 wurde gleich zu Beginn ein Problem angesprochen, das sich bereits im Vorfeld angekündigt hatte: Vom Sicherheitsingenieur der Stadt wurde gefordert, dass die Trialbahn aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich sein darf und daher eingezäunt werden müsse (der Trialbike-Verein müsste dann das Gelände pachten). Ein weiterer Bereich, der Probleme aufwarf, betraf die Fläche des geplanten Hundefreilaufs. Hier mussten die Arbeiten zurückgestellt werden, da die angrenzende Mauer einsturzgefährdet war. Zudem deutete sich an, dass die wichtigsten Akteure in der Gruppe der Hundebesitzer aus Malstatt wegziehen und somit die anvisierte Patenschaft nicht zustande kommen kann. Neben den Berichten zu den Maßnahmen und Bauarbeiten lag der Schwerpunkt dieses Workshops auf dem Punkt: „Wie war die Entwicklung der gegründeten Initiativgruppe. Schließlich wurde auch besprochen, wie sich die Projektpartnerschaft auf dem anstehenden Kirchbergfest Anfang September präsentieren soll (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 12. Workshop). 13 Der 13. Workshop am 19. Oktober 2011 war dann der letzte sachthemenorientierte Workshop der Projektpartner innerhalb der Projektlaufzeit. Dementsprechend ging es nach einem Rückblick auf das überaus gelungene Kirchbergfest im September um Sachthemen wie den Stand der Arbeiten auf dem Gelände, der Koordination der Schulhofneugestaltungen, den Stand der KiTa-Bauvorhaben, dem Verbleib der katholischen Fachschule im Kirchberg-Verbund sowie den Kostenstand und den Stand der Sponsoringbemühungen. Sehr erfreulich war die Nachricht, dass das Projekt „Bottom-up! Agentur für Selbstorganisation und Beteiligung in Malstatt (AgSBM)“ (beantragt von Frank Schmitz) in die Förderung im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik aufgenommen worden ist. Dies trägt sicherlich wesentlich zur Fortführung des Beteiligungsprozesses in Malstatt bei (siehe Anlage 2: Dokumentation zum 13. Workshop). Beginn, die vergangenen Workshops der Projektpartnerschaft, die Veranstaltungen, die verschiedensten Situationen an den gesamten Prozess seit Mai 2009…… was empfanden Sie als hilfreich, womit hatten Sie Mühe? ● Wenn der Prozess jetzt gerade am Anfang stünde… Was würden Sie sich wünschen? Was würden Sie sich vornehmen? Welche Vorsätze hätten Sie für sich? ● Was ist Ihnen so wertvoll (z.B. Erfahrungen, Erkenntnisse, Verhaltensweisen, vielleicht Erinnerungen, Begegnungen, Beziehungen….), dass Sie es für Ihre weitere „Reise“ in Ihren ganz persönlichen Koffer packen (bewahren) möchten? ● Was wäre Ihnen wichtig für einen gemeinsamen Koffer („Teamkoffer“) der zukünftigen „Kooperationspartnerschaft“? Im Zuge des 14. Workshops der Projektpartner am 30. November 2011 wurde zum Abschluss der Projektlaufzeit ein gemeinsamer Blick auf das Erreichte und auf die Lernprozesse der vergangenen zweieinhalb Jahre gerichtet. Zum Austausch über die Vergangenheit und die Zukunft der Kooperationspartnerschaft wurden die Teilnehmer gebeten, sich 2 Gesprächspartner („vielleicht Menschen, denen Sie außerhalb des Projektes noch nie begegnet sind, auf die Sie neugierig sind, mit denen Sie sich gerne einmal austauschen möchten“) auszusuchen. Nach intensivem Austausch in den Kleingruppen und Erörterung im Plenum wurde deutlich, aus welcher „inneren Struktur“ die Projektpartnerschaft ihre Kraft bezieht und was sie in einem „Teamkoffer“ für die gemeinsamen zukünftigen Aufgaben mitnehmen möchte. Schließlich wurde an die Teilnehmer ein Fragebogen verteilt, der eine auswertbare Einschätzung der Projektpartner zum Projekt (Verlauf und Ergebnisse des Prozesses) erfassen sollte. (siehe Pkt. 3.2.4 zu Evaluation, Anlage 2: Dokumentation zum 14. Workshop, sowie Anlage 17: Fragebogen zur Einschätzung des Projektes „Grüne Insel Kirchberg“ und die Auswertung von Frank Schmitz). Als Unterstützung für diesen Austausch wurden folgende Leitfragen angeboten: ● Wenn Sie an die letzten zweieinhalb Jahre denken, den 14 2.3.2Bürgerbeteiligung Himmel“ durchgeführt und es wurde die Gelegenheit genutzt, Einladungen für das kurz darauf stattfindende Bürgerforum zu verteilen (siehe Anlage 4: Fotos vom Kirchbergfest, Flyer mit Einladung zum Bürgerforum; Doku zur Jugendbeteiligung). In dem kurz auf das Kirchbergfest folgenden 1. Bürgerforum („Kirchbergtreff“) diskutierten insgesamt ca. 30 Bürger mit Projektpartnern wesentliche Aspekte zur Neugestaltung der Grünen Insel. Die Beteiligung der Bürger war von Beginn an ein grundlegender Bestandteil des Projektes und ist mit der Projektpartnerschaft aus Institutionsvertretern eng verzahnt. Um die Bürger für eine Beteiligung am Gestaltungsprozess zu gewinnen, Vier Themenecken wurden mit jeweils zwei Projektpartnern besetzt und die nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen aufgeteilten Teilnehmer kamen in vier nacheinander folgenden Diskussionsrunden zu folgenden Leitfragen miteinander ins Gespräch: Thema Pflege/Sauberkeit: Wie können wir es gemeinsam schaffen, die Sauberkeit auf dem Kirchberg zu verbessern? Thema Nutzung: Wie können wir es gemeinsam schaffen, auf dem Kirchberg die unterschiedlichsten Nutzungen zu erhalten/ ermöglichen? wurde vom Stadtteilbüro Malstatt zunächst eine niedrigschwellige Form der Beteiligung vorgeschlagen. Im Rahmen von Grillaktionen, die vom Juli 2009 bis zum Kirchbergfest am 20. September 2009 jeweils mittwochs ab 17 Uhr von wechselnden Mitgliedern der Projektpartnerschaft betreut wurden, wurden nach Schätzung des Stadtteilbüros 200 – 300 Bürgerinnen und Bürger erreicht (siehe Anlage 4). Auch bei dieser Beteiligung der Bürger lag das Augenmerk auf einer Förderung der Eigenverantwortung durch die Unterstützung bei der Artikulierung von Bedürfnissen und einer eigenständigen Visualisierung. So wurden die Bürger (Passanten, Eltern mit Kindern auf dem Spielplatz etc.) angesprochen und angeregt, ihre Ideen, Wünsche und Fragen bezüglich des Kirchbergs und dessen Gestaltung… „Das wäre schön hier… Ich hätte gerne… Mir würde gefallen, wenn… Ich würde mich freuen, wenn…“ …auf Kärtchen zu schreiben und für alle sichtbar an eine Leine zu hängen. In nicht wenigen Fällen fungierten hier die Kinder aus Migrantenfamilien als Übersetzungshelfer für ihre Eltern (siehe Fotodokumentation zu den Grillaktionen in der Anlage 4). Hinzu kam, dass im Rahmen einer Zukunftswerkstatt in der Kirchbergschule von den Schulkindern ein Modell mit ihrem „idealen Schulhof“ hergestellt wurde (siehe Fotos in Anlage 4). Alle aufgenommenen Anregungen wurden in den Workshops der Projektpartner vorgestellt, ausgewertet und direkt in den Prozess der Konzeptentwicklung eingespeist. Auch der glückliche Umstand, dass das Kirchbergfest turnusmäßig im selben Jahr stattfand, wurde genutzt. Die Projektpartnerschaft stellte das Projekt und die Ergebnisse in einem großen Pavillon vor. An den beiden Festtagen wurden Aktionen zur Jugendbeteiligung unter dem Motto „Grüne Insel – blauer Thema Sicherheit: Was können wir gemeinsam dafür tun, damit sich die Menschen auf dem Kirchberg sicher fühlen? Thema Projekt-Rahmenbedingungen: Wie können wir es gemeinsam schaffen, das Beste/Meiste aus dem Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ herauszuholen? Am Ende dieses ersten Bürgertreffens waren sich die Teilnehmer einig, dass dies ein gelungenes Beispiel für die Verzahnung von Projektpartnerschaft und Bürgern und ein guter Anfang war und es nun gilt, eine Art Schneeballeffekt in Gang zu setzen (siehe Interviews in Anlage 14). Konkreter Ausfluss aus dieser Veranstaltung war ein nachhaltiges Engagement von Bürgern, die dann in der Folge zum 4. Workshop (Planungswerkstatt) der Projektpartner kamen und 15 aktiv an der Bearbeitung der Freiraumgestaltung mitwirkten (Stichworte: Sauberkeit, Hundegelände, Trialbahn, soziale Kont- Der neu gestaltete Bolzplatz ist nicht erst seit seiner feierlichen Einweihung am 15. Mai 2011 ein beliebter Spielort und Treffpunkt (siehe Anlage 11). Bereits Stunden nach der Fertigstellung wurde er von den Kindern und Jugendlichen im Quartier in Besitz genommen. Ergänzt wurden die Maßnahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik durch flankierende Mikroprojekte und Aktionen von Projektpartnern insbesondere auch für die Zielgruppe der Jugendlichen. Hier ist besonders das aus einem Mikroprojekt der Stadt entstandene Projekt „label m“ zu nennen, das zurzeit für den Nationalen Förderpreis der ERGO Stiftung: Jugend und Zukunft nominiert ist (siehe: http://www.labelm.org sowie den Film in Anlage 5). Der zunächst angedachte Bau eines Pavillons mit den Jugendlichen (siehe Pkt. 2.3.1 sowie Anlage 2: Dokumentation zum 9. Workshop) konnte zwar noch nicht verwirklicht werden, jedoch war dies vielleicht auch ein Schritt zu früh und es war zunächst notwendig, erst einmal einen Zugang zu den Jugendlichen zu finden. Inzwischen ist hier eine Lösung mit zwei Containern und einem Zeltdach geplant (siehe Anlage 7). Insgesamt ist die Wirkung in die breitere Bürgerschaft insbesondere auch durch die breit aufgestellte Projektpartnerschaft deutlich spürbar. Nach wie vor stellt das Erreichen von beteiligungsfernen Gruppen (v.a. auch der Bürger mit Migrationshintergrund) eine der größten Herausforderungen dar. Hier stellt sich zum Beispiel die Frage der Effizienz von Flyern als Kommunikationsmedium. Allerdings hatte sich der Flyer zur Gewinnung von Freiwilligen für die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme gut bewährt. Er war in deutsch, türkisch und russisch geschrieben. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Kombination der verschiedensten Informationskanäle und Events und ein langer Atem notwendig ist, um eine nachhaltige Beteiligung zu erreichen. Die persönliche Ansprache und die rolle). Sie sind inzwischen als institutionelle Partner fester Bestandteil der Kooperationsgemeinschaft (die Trialsportfreunde Saarbrücken, der neu gegründete Verein „Menschen für Malstatt“ und die Bürgerinitiative Sauberes Molschd - BISAM). Nach der Verabschiedung des Freiraumkonzeptes in den städtischen Gremien zu Beginn 2010 galt es, die Bürger auch an der weiteren Konkretisierung und Umsetzung der geplanten Maßnahmen zu beteiligen und sie zu informieren. Im 2. Kirchbergtreff am 24. März 2010 wurden vier Diskussionsforen angeboten in denen jeweils ein Maßnahmenbereich des Kirchbergs von Projektpartnern vorgestellt und wie im 1. Forum in rotierenden Zufallsgruppen mit den Bürgern diskutiert wurde. Außerdem wurden vom Jugendzentrum Malstatt (Projektpartner) die Ergebnisse einer unter den Jugendlichen vorgenommenen Befragung zu Größe und Ausführung des neu zu gestaltenden Sportfeldes bzw. Bolzplatzes vorgestellt, die dann in der Folge Grundlage für die weitere Planung war. Auch der von den Projektpartnern sehr gut organisierte feierliche Spatenstich am 11. Mai 2010 trug zur positiven öffentlichen Aufmerksamkeit bei (siehe Fotos in Anlage 9). Im Bezug auf Bürgerbeteiligung/öffentliche Aufmerksamkeit waren in dieser Phase auch die inzwischen schon fortgeschrittenen Arbeiten auf dem Gelände im Zuge von Maßnahmen des 2. Arbeitsmarktes bedeutsam. Alle Maßnahmenteilnehmer stammten aus dem Stadtteil und identifizierten sich mit „Ihrem Kirchberg“ (siehe Anlage 14: Interviews mit Maßnahmenteilnehmern). Dies zeigte sich in deren Motivation (auch im Winter wurde erstaunlich oft draußen gearbeitet und die AGH-Teilnehmer haben sich immer ihre Arbeit gesucht) und wirkte wiederum in die Bevölkerung hinein. Die Trialbahn, die bereits seit Herbst 2009 regelmäßig von Kindern (in Kooperation mit der Schule) genutzt und nach ihrer Fertigstellung noch wesentlich attraktiver wurde, wirkte sich ebenfalls positiv auf die Wahrnehmung der „Grünen Insel“ aus. Ihre permanente Nutzung durch Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen belebt und bereichert den Kirchberg nun schon seit 2 Jahren in besonderem Maße. Schaffung von Gelegenheiten bei denen man sich treffen und gemeinsam etwas tun konnte (Grillaktionen, Kirchbergfeste) standen hinsichtlich der gewünschten Wirksamkeit sicherlich ganz oben. Dies kam beim Kirchbergfest im September 2011 deutlich zum Ausdruck, an dem sich rund 40 Gruppen, Vereine, Einrichtungen, Initiativen und Parteien beteiligten (siehe Fotos in der Anlage 5). 16 2.3.3 Ressourcen für die Umsetzung/Verstetigung des Projektes Die Werbung um unternehmerisches Engagement für das Projekt ist derzeit zwar noch kein Schwerpunkt. Dieser Aspekt gewinnt jedoch an Bedeutung, wenn es darum geht, weitere über den Projektrahmen hinausgehende Bestandteile des Gestaltungskonzeptes zu finanzieren wie z. B. den Kirchbergpavillon (vgl. Fundraising-Flyer) Da das erarbeitete und mit einhelligem politischem Konsens beschlossene Konzept auch Bestandteil des Stadtteilentwicklungskonzepts ist, geht nichts verloren, sondern kann in aufeinander folgenden Tranchen entsprechend der vorhandenen oder akquirierten finanziellen Mittel realisiert werden. Die Mittel für die laufenden Kosten der Fortführung und dauerhaften Aufrechterhaltung der neu gewonnenen Qualitäten des Kirchbergs bereitzustellen bzw. zu organisieren, wird ebenfalls eine zukünftige Aufgabe der Projektpartner sein. Da eine vollständige Umsetzung der Freiraumkonzeption bzw. der im Detail geplanten und abgestimmten Maßnahmen den begrenzten Finanzrahmen des Projekts überstieg, bildet die Einwerbung von zusätzlichen Mitteln und die Einbindung in den gesamtstädtischen Zusammenhang einen wichtigen Schwerpunkt über die Projektlaufzeit hinaus. Nachdem die wesentliche Arbeitsschritte des Projektes der Nationalen Stadtentwicklungspolitik bereits erfolgreich vollzogen wurden, ● die gemeinsame Entwicklung des Freiraumkonzepts, ● die konsensual vorgenommene Priorisierung und der Beginn der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen, Ein zum 13. Workshop zusammengestellter Finanzüberblick zum Projekt zeigt, dass der Gesamtfinanzrahmen von den 339.400 € des Antrags um über 82.000 € auf inzwischen 422.246,61 € angewachsen ist. Der für 2012 zur Verfügung stehende Finanzrahmen für Schulhofsanierungen und Freiflächengestaltungen belaufen sich immerhin auf insgesamt rund 450.000 €, wobei der Hochbau der Kita hier noch nicht eingerechnet ist. Dies zeigt, dass das Projekt über seinen anfänglichen Rahmen hinaus eine bemerkenswerte Dynamik entwickelt hat (siehe Anlage 16). Auf unterschiedlichen Wegen konnten zusätzliche Mittel und Projekte auf den Kirchberg geleitet werden. So soll z.B. über ein Graffiti-Projekt mit Jugendlichen, begleitet von einem Graffiti-Künstler, ein Teil der Mauern an der Kirchbergschule gestaltet werden. In einem Fahrrad-Projekt in Kooperation mit dem ZBB sollen alte Räder zu kindgerechten Trialbikes für Aktivitäten auf dem Kirchberg aufbereitet werden. Der neu angelegte Bolzplatz konnte mit einem Kunststoffbelag versehen werden, weil sowohl der Bezirksrat, als auch das Innenministerium dank politischer Intervention Mittel bereitgestellt hatten. Ebenfalls soll der Schulhof der Kirchbergschule neu gestaltet werden. Die so genannte Pfarrer-KöllnerAnlage, eine Grünanlage zwischen dem Kirchberg und dem Malstatter Markt gelegen und damit wichtiger Zugang zum Kirchberg von Süden, wird in Kürze erneuert. Aufgrund der starken öffentlichen Wahrnehmung hat sich das Bistum Trier dazu entschlossen, auch in einen KiTa-Neubau zu investieren, sodass der Kirchberg zukünftig Standort zweier moderner Kindertagesstätten mit Kinderkrippen sein wird. ● die Durchführung eines Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekts gemeinsam mit der ARGE Saarbrücken und dem ZBB, ● die bereits vollzogenen Umsetzungsschritte, kommt nun dem Aspekt der Verstetigung (z.B. durch konkrete Verantwortungsübernahmen von Personen und Institutionen vor Ort, gemeinsame Qualitätssicherung mit den Ämtern der Verwaltung, Verstetigung des transparenten Kommunikationsprozesses) nach dem Ende der Projektlaufzeit zunehmende Bedeutung zu. Die Bildung einer „Initiativgruppe“ im Zuge des 11. Workshops trug diesem Bedarf Rechnung. Inzwischen hat sich 17 2.4 Kommunikation diese Initiativgruppe bereits mehrfach getroffen. Dabei wurde unter anderem ein passendes Rollenverständnis diskutiert. Hierzu gab es unterschiedliche Blickwinkel. Zum einen wurde angemerkt, dass diese Initiativgruppe (im Sinne von Com- Die Kommunikation über E-Mails, die immer vom federführenden Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft an alle Projektpartner versendet wurden, stellte ein strukturelles Grundgerüst für die Projektpartnerschaft dar. Alle Dokumentationen der regelmäßigen Workshops und AGs (Protokolle, Zeichnungen, Pläne, Fotos, Schaubilder…) wurden zeitnah an alle Projektpartner versandt, sodass jeder den jeweils aktuellen Stand des Prozesses nachvollziehen konnte (Transparenz). In diesen verfassten Dokumentationen wurden keine Bewertungen vorgenommen. Alle Arbeitsergebnisse standen allen Projektpartnern zur weiteren Nutzung zur Verfügung, sodass der Partizipationsprozess wie ein Schneeballsystem funktionierte. Jeder Partner kommunizierte mit seiner Zielgruppe und nutzte die Arbeitsergebnisse der Projektpartnerschaft. In den Workshops hatte sich für die effiziente Vermittlung und Veranschaulichung der jeweiligen Entwurfsstände die Präsentation mit Hilfe von Beamer und Laptop als sehr nützlich erwiesen (Luftbilder, Analysekarten, Zeichnungen, Entwürfe mit Alternativen). Wichtig war insgesamt eine konsequente Visualisierung, die Struktur und Transparenz förderte und damit half, Missverständnisse zu minimieren. Die Projektpartnerschaft aus institutionellen Interessensvertretern war bereits selbst ein komplexes Kommunikationsinstrument, weil jeder Vertreter wiederum mit seiner Zielgruppe vernetzt war und so die Informationen auf vielfältigem Wege in die Bevölkerung geleitet wurden. munity Organizing) in erster Linie von den Akteuren vor Ort (v.a. von den Bürgern) getragen sein sollte, zum Anderen kam auch der Wunsch zum Ausdruck, dass gerade die engagierten Projektpartner aus der Verwaltung nachhaltig dabei sein sollen, dann aber nicht mehr in der Rolle der „Federführung“, sondern als Partner. Hier gilt es für die Zukunft eine tragende Struktur zu finden. Ein wesentlicher Faktor für die Weiterführung des erreichten Engagements im Stadtteil ist die Bewilligung für das Folgeprojekt „Bottom-up! Agentur für Selbstorganisation und Beteiligung in Malstatt (AgSBM)“ das ab 01.01.2012 für die Dauer von max. 18 Monaten nahtlos an das Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ anschließt (siehe Anlage 18). Für die Kommunikation mit der breiteren Öffentlichkeit galt der Grundsatz größtmöglicher Verständlichkeit. So wurden z.B. Einladungen und Ansprachen des Stadtteilbüros außer in Deutsch nach Möglichkeit auch in Türkisch und Russisch übersetzt. Wesentliche Kommunikationsmedien waren die Stadtteilzeitung „Molschder Blatt“ sowie Flyer und Plakate. Wann immer die Gelegenheit sich bot, wurden Bürger persönlich angesprochen (Grillaktionen, Kirchbergfeste, Bürgerforen). Grundsätzlich sollten alle Bürger angesprochen werden, wobei ein 18 besonderer Schwerpunkt auf Bürger mit Migrationshintergrund und Jugendlichen lag (siehe auch Anlage 5). Bei der Visualisierung der von den Bürgern geäußerten Anregungen wurde darauf geachtet, dass die Bürger diese Anregungen möglichst selbst zum Ausdruck brachten. So wurde versucht, Interpretationen und Wertungen zu minimieren (siehe Anlage 4: Bilder und Dokus zu den Grillaktionen). Die wichtigsten Meilensteine um Bürger, Medien und Politik auf das Projekt aufmerksam zu machten waren im Projektzeitraum: ● Die Zukunftswerkstatt der Kirchbergschule zum Schulhof im Frühjahr 2009 ● Die Grillaktionen auf dem Kirchberg im Sommer 2009, ● Das Kirchbergfest im September 2009 mit führenden Persönlichkeiten (Oberbürgermeisterin, Bezirksbürgermeisterin, Regionalverbandsdirektor, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Medien), ● Das 1. Bürgerforum am 17. Oktober 2009, ● Die Beschlussvorlage zum Entwurfskonzept der Grünen Insel Kirchberg im Zuge der am 14. Januar 2010 in der Aula der Kirchbergschule stattfindenden Bezirksratssitzung (mit gemeinsamer Präsentation der Projektpartner), ● Die Feierliche Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung der Projektpartner zu Beginn 2010 (Politik und Medien), ● Das 2. Bürgerforum am 25. März 2010, ● Der feierliche Spatenstich am 11. Mai 2010, ● Die Einweihung des Kleinspielfeldes mit der Oberbürgermeisterin und dem Bischof des Bistums Trier ● Das Kirchbergfest am 3./4. September 2011 19 3 Beitrag zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik 3.2 Einschätzung der Übertragbarkeit der Ergebnisse 3.2.1 Allgemein 3.1 Zentraler Erkenntnisgewinn / Besonderheiten des Projektes An übertragbaren Ansätzen aus dem Pilotprojekt ist zunächst die installierte Struktur aus Kooperation und Partizipation mit den zwei (miteinander verzahnten) Strängen zu nennen. Einerseits bildete die Gruppe aus institutionellen Akteuren als gleichberechtigte Kooperationspartner mit ihren regelmäßigen Workshops und den konkreten Arbeitsergebnissen das notwendige Grundgerüst für den Prozess. Parallel dazu verlief, wie bereits unter Punkt 2.3 beschrieben, die Beteiligung der Bürgerschaft mit unterschiedlichen Beteiligungsbzw. Veranstaltungsformaten, wobei jede Möglichkeit der Verzahnung mit der Projektpartnerschaft genutzt wurde. Zudem ist eine fachlich versierte Begleitung des Projekts unverzichtbar. Im Fall der „Grünen Insel Kirchberg“ war es der extern beauftragte Landschaftsarchitekt und die Fachleute aus der Stadtverwaltung, die möglichen Fehlentwicklungen Eine wichtige Erkenntnis aus der ersten Phase (Konzeptionsphase) war, dass die Arbeitsergebnisse der Projektpartnerschaft und des Partizipationsprozesses hohen planerischen Ansprüchen genügten. Das ist umso erstaunlicher, als dass in der Verwaltung häufig bezweifelt wurde, dass komplexe Planungsprozesse gemeinsam mit Laien erarbeitet werden können. Der Kirchberg-Prozess hat gezeigt, dass dies nicht nur möglich ist, sondern dass die Ergebnisse aufgrund eines wachsenden Verständnisses für Sachzwänge und Rahmenbedingungen alltagstauglicher sind als Lösungen, die allein von Fachleuten erarbeitet werden und dass auch verbleibende Interessensgegensätze durch das gemeinsame Arbeiten und die wachsende Empathie füreinander konstruktiv verhandelt und ausgeglichen werden können. In diesem Zusammenhang wurde besonders deutlich, dass die gelungene Gestaltung einer fundierten Beziehungs- und Arbeitsbasis innerhalb der Projektpartnerschaft eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Prozessverlauf darstellte. Eine Besonderheit, wenn nicht sogar eine bisher noch nie dagewesene Alleinstellung, nahm die gemeinsame Generierung der Bundesmittel ein. Viele Projektpartner brachten ihre Eigenleistung (Arbeitsstunden) „selbstlos“ ein, d.h. sie wurden von ihrer Institution für die Arbeit an der Grünen Insel Kirchberg freigestellt. Die bewilligte Zuwendung des Bundes floss dann aber nicht den einzelnen Institutionen zu, sondern wurde gebündelt und zweckgebunden durch gemeinsame Entscheidung auf dem Kirchberg verausgabt. Diese Vorgehensweise, die für finanzschwache Kommunen ggf. Vorbildfunktion haben könnte, führte zu einer zusätzlichen Verbundenheit innerhalb der Projektpartnerschaft. argumentativ vorbeugten und im freundschaftlichen Dialog mit Fingerspitzengefühl gute Lösungsvorschläge von weniger guten zu unterscheiden halfen und langsam zur Gesamtlösung hinführten. Nicht zuletzt ist die Bedeutung der Unterstützung durch die externe Prozessbegleitung/ Moderation hervorzuheben, die nicht Teil des Systems war, also bei Interessensunterschieden keine Eigeninteressen verfolgte. Sie schlug kontextangepasst dialogische Formen und Methoden für die Zusammenkünfte von Projektpartnern und Bürgern vor und fungierte als allparteiliche Moderation. Auch unterstützte sie die Akteure beim Reflektieren von bisherigen Verhaltens- und Kommunikationsmustern, die wertschätzend auf Zieldienlichkeit überprüft werden konnten. Wichtig erschien auch die Moderation der zeitlichen Abläufe nach dem Motto „Kutscher mach langsam, ich habe es eilig“. In die Tagesordnungen der Workshops wurden bewusst 20 Puffer eingebaut, um erhöhtem Diskussionsbedarf gerecht zu werden. einer zielorientierten Teamentwicklung). Es entstand ein intensiver persönlicher Austausch zwischen den Akteuren (die sich vorher teilweise gar nicht kannten) in ihren unterschiedlichen Rollen. Dies wurde u.a. deutlich an den unterschiedlichen Projektpartnern, die das Projekt 2009 auf der Tagung in Hamburg vertraten (federführende Amtsleiterin – Hausmeister – Schulleiterin - Gemeinwesenvertreter). 3.2.1.2 Zu Risiken, die im Prozess sichtbar wurden Insbesondere am Beispiel der „kritischen Phase“ 2009 im Zuge der KiTa-Planung zeigte sich, dass wenn das Thema Macht/ Definitionshoheit ins Spiel kommt, sich dies unmittelbar auf die Kooperationsbereitschaft innerhalb der Projektpartnerschaft auswirkt. („Wo kommen wir denn hin, wenn Bürger plötzlich Stadtplanung machen“). Hier hatte die Baudezernentin als wichtige Entscheiderin/ Sinnstifterin schließlich nach dem Grundsatz: „Wer A sagt, muss auch B sagen“ die Konsequenz der in Gang gesetzten 3.2.1.1 Erfolgsfaktoren Ein wesentlicher Erfolgsfaktor kann darin gesehen werden, dass der Boden für ein solches Projekt in Malstatt gut vorbereitet war. Es bestanden schon vor Projektstart intensive und vertraute Kontakte einiger Projektpartnern untereinander (siehe Punkt 1 zur Vorgeschichte). Die Gemeinwesenarbeit nahm dabei eine Schlüsselstellung ein. Ein weiterer großer Vorteil bestand im Vorhandensein einer konkreten und gemeinsam zu lösenden Aufgabe (Erarbeitung und Umsetzung einer Freiraumkonzeption). Die klare Zielausrichtung bot einen enormen Vorteil gegenüber Projekten mit eher konzeptionell-abstrakter Ausrichtung. Hervorzuheben und zu würdigen war das große Engagement wichtiger Projektpartner im bisherigen Prozess. Es war spürbar, dass die Möglichkeiten und Chancen erkannt wurden, die sich aus einer gemeinsamen Sinnbeschreibung ergaben. Dabei kam die hohe soziale Kompetenz der beteiligten Projektpartner und auch der bisher beteiligten Bürger zum Ausdruck (Stichwort Rollenkompetenz). Ein wichtiger Aspekt war die Offenheit für neue Wege von Seiten der Verwaltung (siehe insbesondere die Ausführungen unter Punkt 2.2 zum 3. und 4. Workshop der Projektpartner), was die Ermöglichung von Lernprozessen auf allen Seiten begünstigte. Hier ist auch die Verzahnung (bzw. Durchlässigkeit) zwischen der Lenkungsgruppe aus Institutionsvertretern (Projektpartnerschaft) und den Bürgern zu nennen. Als Beispiel hierfür kann die Teilnahme von engagierten Bürgern ab dem 4. Workshop der Projektpartner genannt werden. Durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Ziel und die vorhandenen Ressourcen anstatt auf die Defizite in der Vergangenheit, bzw. auf das Verbindende, statt auf das Trennende wurde von Beginn an eine Atmosphäre des Vertrauens und der Kooperation gefördert. Unterschiede wurden dennoch nicht glattgebügelt, sondern nutzbar gemacht (analog zu Akteurs- und Bürgerbeteiligung erkannt und dem Projekt einen Vorrang gegenüber der neu ins Spiel gebrachten städtischen Planung eingeräumt. Zum Ende der Projektlaufzeit kann in diesem Zusammenhang die Problematik der personellen Kontinuität angesprochen werden. So wurde im Verlauf der Erörterungen im 14. Workshop am Beispiel der Frage der Kindertagesstätten von Stadt und katholischer Kirche die Bedeutung insbesondere von Verlässlichkeit und Kontinuität der Kommunikation wieder besonders deutlich. Reißt eine Kommunikationslinie innerhalb der Partnerschaft auch nur zeitweilig ab (z.B. durch krankheitsbedingten Ausfall), so bereitet es trotz guter Kooperation unter Umständen beträchtliche Mühe, dies wieder einzufangen. Es ist schließlich feststellbar, dass nur dann, wenn die Begegnungen im Prozess konsequent auf Augenhöhe stattfinden, auch Verständnis für die Notwendigkeiten eines effizienten 21 3.2.1.3 Zur Zielerreichung Verwaltungshandelns auf Seiten der anderen Akteure entsteht. Ein weiterer wichtiger Punkt könnte unter dem Stichwort „Achtsamkeit“ beschrieben werden. Als zwischen dem 9. und dem 10. Workshop über den Jahreswechsel eine längere Pause von 4 Monaten entstand, wurde es wichtig, zunächst gemeinsam die angesammelten Befindlichkeiten zu behandeln, um die innere Struktur der gewachsenen Gruppe wieder zu stabilisieren (siehe: Dokumentation zum 10. Workshop in Anlage 2). Zum Ende der Laufzeit des Projektes kann festgehalten werden, dass nicht nur das Projektziel erreicht wurde, sondern ein weiterreichender Prozess in Gang gesetzt wurde. Konzeptentwicklung Unter Beteiligung von BürgerInnen wurde von den Projektpartnern gemeinsam ein einvernehmliches Konzept zur Gestaltung des Freiraumes am Kirchberg erarbeitet, das (sicher nicht zuletzt aufgrund der Art und Weise des Zustandekommens) in Öffentlichkeit und Politik einhelligen Zuspruch fand. Damit war der erste wesentliche Meilenstein für das Projekt erreicht. Bürgerbeteiligung Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass gerade das Erreichen beteiligungsferner Bürgerinnen und Bürger (insbes. MigrantInnen) Geduld braucht. Trotz des Erfolges mit bewusst niedrigschwelligen Beteiligungsformen (u.a. Grillaktionen in den Sommern 2009 und 2010 mit persönlicher Ansprache) kamen entgegen vielfältiger Zusagen (bei den Grillaktionen und dem Kirchbergfest 2009) zur ersten Bürgerveranstaltung doch weniger Teilnehmer als erhofft. Es kann angenommen werden, dass die Schwelle für viele Bürger (insbesondere mit Migrationshintergrund) auch für eine solche bürgerfreundli- Ein wesentliches Risiko besteht darin, die Rolle der Moderation zu verwischen. Eine Übernahme inhaltlicher Verantwortung im Auftrag einzelner Akteure hat erfahrungsgemäß zur Folge, dass die sehr nützliche Rolle des allparteilichen Prozessbegleiters/Moderators wesentlich an Wirkkraft verliert (u.a. in vertraulichen Einzelgesprächen, um Akteure im Boot zu halten). Zum Ende der Projektlaufzeit wurde immer deutlicher die Herausforderung spürbar, eine Verstetigung des Projekts mit kooperativer und koordinierter Verantwortungsübernahme zu erreichen. Hier besteht u.a. ein Risiko dann, wenn Rollen nicht oder unklar kommuniziert werden. So zeigte sich bei der Bildung einer über die Projektlaufzeit hinausreichenden „Initiativgruppe“, wie wichtig eine Auseinandersetzung hierüber ist (siehe Pkt. 2.3.3 und Anlage 2: Dokumentation zum 11. Workshop). Letztendlich gibt es Risiken im bürgerschaftlichen Engagement selbst. Eine Kontinuität ist nicht immer gewährleistet, vor allem wenn engagierte Akteure aus verschiedenen Gründen ausfallen. Dann liegt die übernommene Verantwortung brach. Schlimmstenfalls endet dann eine Maßnahme oder der unbefriedigende Urzustand stellt sich wieder ein, so geschehen im Teilprojekt „Hundeauslauf“ das eng mit der abendlichen Aufsicht der HundehalterInnen über den Kirchberg verbunden war. Hier (wie auch bei dem Pavillonprojekt) besteht das Risiko einer nachhaltigen Entmutigung, dem nur durch die Ermutigung zur Weiterverfolgung solcher Projekte mit Verantwortungsübernahme begegnet werden kann. che Veranstaltung noch zu hoch war. Nach dem 1. Bürgerforum wurden wir von den Bürgern gebeten, Geduld zu üben, den beschrittenen Weg in dieser Form weiterzugehen und am Ball zu bleiben (siehe: Interviews nach dem 1. Bürgerforum). Zwar fiel auch beim 2. Kirchbergforum („Kirchbergtreff“) die Anzahl der Teilnehmer geringer aus als erhofft, durch die kontinuierliche Beteiligung konnten hier aber inzwischen die konkreten Maßnahmen mit kompetenten Bürgern gemeinsam weiter bearbeitet werden. Auch wenn die in Pkt. 3.2.4 dargestellten Bewertungen widerspiegeln, dass im Mittelpunkt des Projektes Grüne Insel Kirchberg die Projektpartnerschaft stand und die Beteiligung 22 Jugendbeteiligung Als sich herausgestellt hatte, dass die AGH-Maßnahme sich nicht schwerpunktmäßig auf Jugendliche beziehen kann, wurden andere Wege gesucht, Jugendliche aktiv in die Gestaltung des Kirchberggeländes einzubeziehen. Deshalb wurde versucht, zur Beteiligung von Jugendlichen aus dem Stadtteil im Hinblick auf die genannten Ziele (Identifikation/ Verantwortungsübernahme/informelles Lernen/Bildung) alle vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Ein wichtiges Ziel war dabei, die Präsenz von „aktiven“ Jugendlichen auf dem Gelände zu fördern. Hier bot z.B. die „Trialbahn“ einen besonders wertvollen Ansatz. Siehe dazu das Interview (Anlage 14) mit dem Trainer der jugendlichen Trialfahrer, Joachim Jäckel zum Bildungsaspekt des Trialsports: („…Trialsport ist ein ruhiger Sport, bei dem die Teilnehmer nicht gegeneinander fahren, sondern sich miteinander beraten, wie die gestellten Hindernisse zu bewältigen sind…Trial ist eine gute Schulung zur realistischen Selbsteinschätzung…“). Der Umstand, dass die Jugendlichen bei der Gestaltung der Bahn mitmachten und mitbestimmten, trägt sichtlich auch zu einem erhöhten Maß an Verantwortungsübernahme für diese neue Infrastruktur bei. Insbesondere durch die Kooperation des Vereins Trialsportfreunde Saarbrücken mit der Ganztagsgrundschule Kirchberg ist die Trialbahn ein wichtiger Bestandteil des Kirchbergs geworden. Ein weiterer wichtiger Punkt hierbei ist die Neuanlage des Sportfeldes (Bolzplatzes) als beliebtem Treff von Jugendlichen auf dem Kirchberg. Parallel und in enger Verzahnung mit dem Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ konnte wie bereits erwähnt in Kooperation mit dem Amt für soziale Angelegenheiten als Projektpartner ein Mikroprojekt (ESF-Programm) zur Jugendbeteiligung gestartet werden („Kirchberg-Pavillon“). Die Jugendlichen nicht organisierter BürgerInnen demgegenüber zurückstand, wird deutlich, dass es dennoch gelungen ist, Bürgeranliegen weitgehend zu berücksichtigen (siehe Anlage 17 zur Evaluation des Prozesses). Innerhalb des oben kurz beschriebenen Folgeprojekts „Bottom up“ wird insbesondere die Beteiligung der Bürger maßgeblicher Schwerpunkt sein (zu „Bottom up“ siehe Anlage 18). AGH-Maßnahme Auch eine aktive Einbeziehung von Arbeitslosen (als einem wichtigen, im Zuwendungsantrag unter Punkt 2.2 zu Punkt 3 aufgeführten Projektziel) wurde engagiert angegangen und zeigte Erfolg, wenn auch nicht wie ursprünglich angedacht mit der Zielgruppe „arbeitslose Jugendliche“. Die ARGE als hierfür notwendiger Projektpartner war zunächst während der Konzeptphase noch wenig präsent und es brauchte viel Überzeugungsarbeit, insbesondere des federführenden Amtes, um den Mehrwert für die ARGE zu formulieren. Bei der Unterschrift der Partnerschaftsvereinbarung war die ARGE zuerst nur formal mit im Boot. Später gelang es dann jedoch einen Weg zur Bildung eines inzwischen erfolgreich abgeschlossenen Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekts (siehe die Ausführungen in Pkt. 2.3.1) zu finden. Das Projekt hat sich hier auch für die ARGE voll ausgezahlt. So wurde über das auf dem Kirchberg praktizierte Modell u.a. auch bei einer Fachtagung im November 2010 im Bundessozialministerium über das Projekt berichtet, das heißt es findet bundesweit Beachtung. Ursprünglich sollte das geförderte Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ im März 2011 zu Ende sein. Da jedoch die Maßnahme des 2. Arbeitsmarkts zunächst nicht so schnell ins Laufen kam wie ursprünglich gedacht, wurde die Projektlaufzeit bis Ende 2011 verlängert. Auf diese Weise konnte die volle Laufzeit der AGH-Maßnahme bis Ende September 2011 ausgeschöpft werden. Mit der Maßnahme „Bürgerarbeit Grünes Malstatt“, die Anfang Oktober 2011 begann und eine Laufzeit von drei Jahren hat, wurde hier ein nahtloser Übergang für die Arbeiten auf dem Kirchberg geschaffen. Diese Maßnahme soll dann auch in andere Bereiche des Stadtteils ausstrahlen. „entwarfen“ einen robusten Ort für ihre Aktivitäten, der über das Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ teilweise realisiert wurde. Es wurde die Platzfläche vom ZBB hergerichtet und ein großer Seecontainer als Materialcontainer beschafft. Unter dem Arbeitsbegriff „Kirchbergpavillon“ verbirgt sich 23 Maßnahmenumsetzung Mit der Unterstützung durch die AGH-Maßnahme war die Maßnahmenumsetzung erfolgreich und es sind deutlich sicht- und nutzbare Veränderungen auf dem Kirchberg vollzogen worden. Im Zuge der Durchführung der im Folgenden beschriebenen Einzelmaßnahmen wurde das gesamte Kirchberggelände überarbeitet. aber im Grunde viel mehr: ein Ensemble aus zwei Containern und einem dazwischen gespannten Zeltdach, das zukünftig in Selbstverwaltung durch den Verein „Menschen für Malstatt“ getragen und bespielt werden soll (vgl. Plan: 111028_Kirchberg-LP Bereich Pavillon-2.pdf in Anlage 7), soll Treffpunkt und Kommunikationszentrum für Bürger und Bürgerinnen Oberes Plateau Auf Wunsch der Projektgruppe und in enger Abstimmung mit dem Presbyterium der evangelischen Kirche wurde der Kirchgarten saniert. Die Einfassungen der Wegeflächen waren nur noch lückenhaft vorhanden und mussten ergänzt werden. Die Wasserführung in Teilbereichen der Wege wurde korrigiert, um die Entstehung von Erosionsrinnen zu verhindern. In Teilbereichen musste Wildaufwuchs wie Robinie, Brombeere und unerwünschter Aufwuchs von Sträuchern gerodet werden. Entscheidend war hier, dass eine gewünschte Transparenz des gesamten Geländes wieder hergestellt werden konnte. Die buckeligen Rasenflächen wurden mit Ziel einer besseren Nutzbarkeit eingeebnet und nachgesät. Im direkten Umfeld der Kirche befanden sich noch erkennbar 15 Gräber, die völlig zugewachsen waren. Nach dem Neuaufstellen, Sichern und Geraderücken der Grabsteine wurden die Umgebungsflächen planiert und kleine Zwischenwege wiederhergestellt. aller Altersgruppen, insbesondere aber der Jugendlichen sein. Durch Aktivitäten in und um den Pavillon soll die Grüne Insel Kirchberg belebt und sozial kontrolliert werden. Dass dieser früher unzugängliche Platz in der Nachbarschaft zu dem Sportfeld inzwischen v.a. von Jugendlichen „in Besitz genommen“ wurde, kommt eindrucksvoll in dem Film über Malstatter Jugendliche (label m) in den Anlagen zu diesem Bericht zum Ausdruck (siehe Anlage 5). Für die Teilhabe der Jugend an der Entwicklung auf dem Kirchberg und im gesamten Stadtteil soll dies jedoch kein Endpunkt, sondern ein Beginn sein. Ausdehnung des Engagements auf den gesamten Stadtteil Malstatt Da die Verstetigung des Engagements von Anfang an ein wesentliches Projektziel war, wurde schon früh auf eine weitere Aktivierung der Menschen nach Ende der Projektlaufzeit hingearbeitet. Deshalb wurde im 11. Workshop die Methode des Community Organizing ausführlich besprochen und die Initiativgruppe Malstatt gegründet. Hinzu kommt wie oben bereits beschrieben der glückliche Umstand, dass über die Nationale Stadtentwicklungspolitik das Folgeprojekt genau zu diesem Thema („Bottom up“) bewilligt wurde, sodass einer Verstetigung und Ausdehnung des Engagements mit Optimismus entgegengesehen werden kann. Unter anderem mit Hilfe dieses Folgeprojektes soll die mit dem Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ entstandene neue Qualität der partnerschaftlichen Kooperation von Verwaltung und öffentlichen Akteuren im weiteren Stadtteilentwicklungsprozess bewahrt und weiterentwickelt werden. Wiederum in Abstimmung mit dem Presbyterium wurden 5 neue Bankstandorte und entsprechend Papierkörbe festgelegt und aufgestellt. Wichtig war, die Gewohnheiten gehbehinderter Kirchgänger (Versammlungspunkte und PKWZufahrten) in die Ausführung mit einzubeziehen. Mit der Sanierung vorhandener Mauern auf dem Kirchgartengelände bei Verwendung authentischer Materialien wurde die Rahmung des Oberen Plateaus abgeschlossen. 24 Kunststoff- Kleinspielfeld (Bolzplatz) Der alte Bolzplatz befand sich in einem extrem desolaten Zustand mit Wasserpfützen bei Regen und Staubwolken bei Trockenheit. Schotter, Steine und Unebenheit machten das Spiel so gut wie unmöglich. Der Platz wurde gemäß der DIN 18035 Kleinspielfelder grundlegend saniert und neu angelegt. Die Tiefbauarbeiten wurden im Rahmen der beschriebenen AGH-Maßnahme vom Zentrum für Bildung und Beruf Saar GmbH (ZBB) ausgeführt. wurden anlässlich des Abbruchs des alten Güterbahnhofs in Saarbrücken große Betonbrocken auf den vorgesehenen Bereich des Kirchberggeländes transportiert. Mit Abstimmung des Trial- Jugendtrainers und des damaligen Sicherheitsingenieurs der Stadtverwaltung wurden die Betonteile auf der vorgesehenen Trialbahn positioniert. In Eigeninitiative der Trial-Sportler wurden, wie gefordert scharfe Kanten an den Gesteinsbrocken hineichend entschärft. Die Bahn ist bei vielen Jugendlichen und Kindern hochgradig beliebt. Auch Jugendliche mit geringfügigem straffälligem Hintergrund erfahren hier eine angemessene Freizeitbeschäftigung. Versicherungs- und Haftungsfragen sind bei diesem Teilprojekt letztendlich noch nicht in trockenen Tüchern. Wegen der Einmaligkeit, angrenzend an ein Schulgelände, sind beteiligte Institutionen derzeit noch nicht zu einer endgültigen Stellungnahme bereit. Wegeflächen im Schulhofbereich Zuletzt fertig gestellt wurden die Anschlusswege und kleineren Nebenplätze im Schulhofbereich. Dort befindet sich schützenswerter Baumbestand, der beim Auskoffern der Platzflächen erhebliche Sorgfältigkeit voraussetzte. Es ist vorgesehen, bis zum Jahresausklang noch die Vorbereitung einer Spielfläche im Schulhofbereich auf den Weg zu bringen. Im Vordergrund stand dabei auch die Vermittlung von Kenntnissen. Für spezielle Facharbeiten, wie etwa das Aufbringen des Kunststoffbelags wurde eine Fachfirma beauftragt. Der Bolzplatz wird inzwischen sowohl im Schulbetrieb als auch von Jugendlichen und Erwachsenen in den Abendstunden intensiv genutzt. Hauptweg Die Entwicklung der Wegebeziehungen auf dem Gelände war, nachträglich betrachtet, häufig irgendwelchen Zufälligkeiten und Nachbesserungen zwischenzeitlich entstandener Strukturen unterworfen. Was fehlte, war ein Weg in Ost-West-Richtung der sich in das Gesamtwegenetz des Stadtteils integrierte und alle untergeordneten Wege sammelte. Bruchstückhaft bestand zwar schon eine desolate Asphaltzufahrt zum Schulhof, diese entsprach aber weder den Anforderungen als Feuerwehrzufahrt noch stellte sie eine Ziel führende Wegebeziehung dar. Der nun leicht geschwungene Asphaltweg in Ost-West-Richtung mit einer Breite von durchschnittlich 3,5 m sammelt alle bestehenden Seitenwege und stellt zudem eine deutliche räumliche Grenze des Schulhofs dar. Es ist festzustellen, dass dieser neu angelegte Hauptweg gern von Anwohnern des Stadtteils als Abkürzung und Grünverbindung im Stadtteil genutzt wird. Stand und Ausblick zur Maßnahmenumsetzung und Entwicklung des Geländes Ein wichtiger Teil der von der Projektpartnerschaft gemeinschaftlich entwickelten Grundstruktur des Freiraums ist umgesetzt und es ist wahrnehmbar, dass sich das Gesicht der Grünen Insel Kirchberg sehr positiv entwickelt hat. Der Freiraum ist wesentlich transparenter und belebter als zu Beginn des Projektes. Dies wurde auch während der zwei Tage des Kirchbergfestes 2011 Anfang September deutlich. Deutlich wird trotz dieser Ergebnisse auch, dass noch eine Menge Arbeit und das so genannte „Kümmern“ vor der Projektpartner- Trial- Gelände Als erstes begonnen, sehr stark genutzt und noch nicht abgenommen. So könnte man die Entwicklung der neuen Trial-Bahn kurz beschreiben. Vor Beginn der Baumaßnahme 25 schaft liegt, was auf keinen Fall innerhalb der Projektlaufzeit geleistet werden konnte. Aus der Aufzählung der fertig gestellten und begonnenen Projekte kann ersehen werden, dass derzeit schon weit mehr Finanzmittel auf den Kirchberg fließen, als ursprünglich vorgesehen. Gerade die Herstellung der Außenbereiche von Kitas und Schulen war ursprünglich nicht geplant und kommt als zusätzliche Investition und Aufwertung des Ortes hinzu. Wie und ob die Umsetzung aller im Rahmenplan dargestellten Maßnahmen erfolgt, hängt u.a. maßgeblich davon ab, ob für den Kirchberg Finanzmittel weiterhin aufgebracht und eingeworben werden können. Hier besteht Zuversicht, da das Kirchbergprojekt bisher einen Schneeballeffekt entfachte. Zusätzliche Mittel und andere, flankierende Projekte kommen ihm zugute. Anzumerken ist hier außerdem, dass die Fertigstellung der Neugestaltung des Kirchbergs als wichtiges Ziel Eingang in das Stadtteilentwicklungskonzept gefunden hat. Das Ende des geförderten Projekts ist jedoch nicht das Ende der Entwicklung der Grünen Insel Kirchberg. Der Bau der neuen städtischen Kindertagesstätte mit ihrem zur Grünen Insel gewandten Außenbereich ist vor kurzem begonnen worden und die Katholische Kirchengemeinde St. Josef will ebenfalls eine neue Kindertagesstätte nebenan errichten. Beide Einrichtungen sollen sich ergänzen und einen großen Beitrag zur Betreuung und Bildung der Kinder auf dem Kirchberg leisten. Aufgrund der KiTa-Neubaumaßnahmen muss auch der Schulhof der Grundschule Wallenbaum neu gestaltet werden. Die Planungen für die Umgestaltung des Schulhofs der Ganztagsgrundschule Kirchberg sind fertig. Erste Maßnahmen wurden bereits begonnen. Die derzeit noch im Gebäude der Grundschule Kirchberg befindliche katholische Fachschule für Sozialpädagogik muss voraussichtlich aufgrund des steigenden Platzbedarfs der zur Gebundenen Ganztagsgrundschule umgewandelten Grundschule Kirchberg das Schulgebäude verlassen (bis 2014/15). Da sich insbesondere mit der Grundschule Kirchberg eine für Alle wertvolle und enge alltägliche Kooperation entwickelt hat, wird derzeit geprüft, ob ein seit langem brachliegendes Baugrundstück auf dem Kirchberg mit einem Neubau für die erweiterte Fachschule bebaut werden kann. Einige der Projektpartner beteiligen sich an der Sondierung, um mögliche Synergien (zusätzliche Beratungsbüros der Jugendhilfe und der Gemeinwesenarbeit, multifunktionale Aula zur offenen Nutzung außerhalb der Schulzeiten u. a.) erzielen zu können. Dies könnte ein wichtiger Schritt zu der bereits frühzeitig diskutierten nachhaltig verzahnten Kooperation der auf dem Kirchberg ansässigen Bildungseinrichtungen in einem „Bildungszentrum Kirchberg“ bedeuten (siehe auch Anlage 2: die Dokumentation zum 8. Workshop vom 25. August.2010). Noch viele Maßnahmen verbleiben, was zum einen mit den begrenzten Projektmitteln und zum anderen mit der räumlichen Verschränkung der Gestaltungsmaßnahmen mit den Neubaumaßnahmen (Komplex Kitas-Schulhöfe) zusammenhängt. Zielerreichung Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Prozess praktisch ideal verlief. Er war getragen von Kooperationsgeist und Zielorientierung. Die Beteiligten brachten sich rollenadäquat ein und nutzten die sich bietenden Gelegenheiten und die entstehenden Freiräume im Sinne eines gemeinsamen Zieles. Auf breiter Basis wurden grundlegende Lernprozesse angestoßen. Neue Ideen wurden entwickelt, Probleme gemeinsam gelöst und wichtige Meilensteine erreicht. Wie bereits unter Pkt. 2.3.3 dargestellt, bezeugt der zum 13. Workshop zusammengestellte Finanzüberblick mit dem Anwachsen des Finanzrahmen von den 339.400 € des Antrags um über 82.000 € auf inzwischen 422.246,61 € die bemerkenswerte Dynamik des Projektes (siehe Anlage 16). Hinzu kommen die Gelder, die für die Gestaltung der Außenanlagen der Kitas und Schulhöfe benötigt werden. Wie das Fazit der Projektpartner zur Zielerreichung aussieht, kann Punkt 3.2.4 zur Prozessevaluation entnommen werden. 26 3.2.2 Handlungsfeldbezogene Erkenntnisse Handlungsfeld Bildung und Schule Im Zuge des Prozesses kam immer wieder die gemeinsame Vision der Projektpartner von einer Bildungsinsel Kirchberg zum Vorschein. Die Entwicklung der Kooperationen zwischen Schulen, KiTas, Vereinen (z.B. den Trialsportfreunden), der kath. Fachschule für Sozialpädagogik und nicht zuletzt den Gemeinwesenprojekten zeigt, dass diese Vision bereits Wirklichkeit geworden ist (siehe Pkt. 3.2.1.3 zum Stand und Ausblick zur Maßnahmenumsetzung und Entwicklung des Geländes und auch Anlage 2: die Dokumentation zum 8. Workshop). Handlungsfeld bürgerschaftliches Engagement Von Beginn an lag ein wesentlicher Schwerpunkt des Projektes auf der Einladung der Bürger zum Mitmachen. Als Beispiel kann hier u.a. genannt werden, dass nach dem 1. Bürgerforum auch nichtorganisierte Bürger zur Planungswerkstatt der Projektpartnerschaft kamen und aktiv bei der Detailplanung mitwirkten (siehe Anlage 2: Fotos und Dokumentation zum 4. Workshop). Ein neuer ggf. übertragbarer Beitrag zum integrierten Handlungsfeld „Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren – soziale Stadt“ besteht in der Weckung eines gemeinsamen Verantwortungsgefühls für die Zukunft. Alle Projektpartner arbeiteten von Anfang an einer nachhaltigen Lösung zur Qualitätssicherung und kontinuierlichen Weiterentwicklung nach der Projektlaufzeit. Nicht nur die Verwaltung allein soll zukünftig Verantwortung für die Entwicklung der Grünen Insel Kirchberg übernehmen, sondern alle Akteure sichern zu, sich dauerhaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten einzubringen und auf ihre Zielgruppen diesbezüglich Einfluss zu nehmen (siehe Anlage 6: Partnerschaftsvereinbarung). Desweiteren ist die konsequente Bündelung der Ressourcen aller Projektpartner auf das gemeinsame Ziel ein neuer, ggf. übertragbarer Beitrag. In bisherigen bekannten Kooperationsprojekten profitiert jeder Projektpartner für sich von der eingebrachten Leistung/Finanzierung und verantwortet individuell die Verwendung der Zuwendungsmittel. Im vorliegenden Fall brachten viele Partner ihre Leistung in das Projekt ein, ohne über den finanziellen Rückfluss als Institution verfügen zu können. Weder der Projektverantwortliche noch ein Projektpartner allein entschied welche Maßnahmen wie umgesetzt werden, sondern die Gruppe als ganzes. Diese Vorgehensweise beeinflusste den Zusammenhalt der 21 Akteure auf dem Kirchberg positiv. Nicht nur die gemeinsame Generierung von finanziellen Mitteln, sondern die Bündelung auf ein gemeinsames Ziel ließ Verbundenheit entstehen. Es kann festgehalten werden, dass durch ein einzelnes, bezüglich des Etats vergleichsweise kleines Projekt eine Bündelung und Verknüpfung von positiven Effekten in den unterschiedlichsten und wichtigsten Handlungsfeldern des Themenbereichs „Soziale Stadt“ gelang. Handlungsfeld Soziales, Kinder, Jugend, Familie Der von der Projektpartnerschaft verfolgte inklusive Ansatz für den knappen öffentlichen Freiraum (z.B. Flächen der Schulhöfe in einen Gesamtfreiraum zu integrieren) ermöglicht eine „Grüne Insel“ die von Kindern, Senioren, Familien (Grillen, Spielplätze), Jugend (z.B. Bolzplatz, Pavillon) gleichermaßen genutzt werden kann (Begegnung, Soziales Lernen). Handlungsfeld Integration Von Beginn an wurde auf die Mitwirkung von Menschen mit Migrationshintergrund großes Gewicht gelegt. Dies zeigt die Verknüpfung mit den Projekten IBIS (Entwicklung von innovativen Beteiligungsformen in multiethnischen Stadtteilen) und dem „Brückenbauer“, einem Beschäftigungsprojekt der Saarländischen Initiative Migration und Arbeitswelt (SIMA) und der ARGE Saarbrücken, deren Träger Mitglieder 27 3.2.3 Projektbezogene Erkenntnisse der Projektpartnerschaft sind (siehe auch Pkt. 2.2 zu den Projektzielen). Auch die Art der angebotenen Gelegenheiten und Veranstaltungen (Grillen, mehrsprachige Einladungen, Kirchbergfeste) war auf dieses Ziel ausgerichtet. Ein projektbezogenes übertragbares Prinzip könnte die Aufsicht über ein (Problem-) Gebiet durch eine Gruppe organisierter Menschen sein. Im Projekt „Grüne Insel Kirchberg“ wären es z.B. die HundehalterInnen gewesen, die bisher eher von anderen als Problem betrachtet wurden, weil ihnen unsoziales Verhalten vorgeworfen wurde (Hundekot, Angst vor nicht angeleinten großen Hunden). In ausführlichen Diskussionen gelang es zunächst, eine Gruppe von HundehalterInnen für eine Art Aufsicht über den Kirchberg zu gewinnen. HundehalterInnen müssen früh morgens und spät abends mit ihren Tieren nach draußen. Sie wollten bei Beobachtung unsozialer Verhaltensweisen die Menschen ansprechen oder in kritischen Situationen sogar die Polizei rufen. Auch hätte eine solch engagierte Gruppe von HundehalterInnen Einfluss auf andere sich nicht sozial verhaltende HundehalterInnen gehabt. Als „Gegenleistung“ sollten die HundehalterInnen im Projekt Grüne Insel Kirchberg eine eingezäunte Hundeauslauffläche erhalten, die sie selbst sauber halten. Leider ist diese Idee nicht mehr zu realisieren, weil die Hauptakteure aus Malstatt weggezogen sind. Das zeigt andererseits die Instabilität und Abhängigkeit solch stabilisierender Strukturen von einzelnen Aktiven. Fallen sie weg, wirkt sich Handlungsfeld Sport und Gesundheit Auch hier wurde von Beginn an die Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saar (LAGS) als Projektpartner ins Boot geholt (siehe Anlage 6: Partnerschaftsurkunde). Eine hervorzuhebende Bedeutung für dieses Handlungsfeld hat (neben dem neu angelegten Sportfeld/Bolzplatz) die Anlage der Trialbahn. Wie der Projektpartner Joachim Jäckel in seinem Interview beschreibt, ist diese Sportart in besonderer Weise geeignet, motorische Fähigkeiten und kognitivsoziale Kompetenzen bei jungen Menschen zu fördern und zu entwickeln (siehe Anlage 14: Interview mit Joachim Jäckel). In diesem Sinne kommt dieser Anlage auf dem Kirchberg und der damit möglichen engen Kooperation mit der Schule eine besondere Bedeutung zu. Handlungsfeld Arbeit/Qualifikation Schon in der Projektkonzeption (siehe Projektantrag) waren das Zentrum für Bildung und Beruf Saar und die ARGE als zentrale Akteure dabei. Durch das bereits beschriebene Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt (siehe die Ausführungen in Pkt. 2.3.1 und 3.2.1.3) wurde eine Umsetzung der Maßnahmen in einem Umfang möglich, der sonst den Projektrahmen gesprengt hätte. Im Vordergrund standen dabei auch die Vermittlung von Kenntnissen im Landschafts- und Wegebau an die Maßnahmenteilnehmer. dies in fataler Weise auf die Nachhaltigkeit eines Projekts aus. Auch wenn diese Idee des Hundefreilaufgeländes aus den oben genannten Gründen (Pkt. 2.3.1 zum 11. Workshop) nicht umgesetzt wird, die Projektpartnerschaft sieht hier trotzdem grundsätzlich einen guten Ansatz und die Chance, über die Schaffung von solchen win-win-Situationen die soziale Achtsamkeit zu erhöhen. Deswegen wurde auch das Projekt Kirchbergpavillon uneingeschränkt befürwortet und unterstützt. Hier ist es der Verein „Menschen für Malstatt“, der einen Beitrag zur Belebung und sozialen Kontrolle des Kirchbergs gemeinsam mit den Jugendlichen leisten möchte. Ob das nachhaltig und langfristig gelingt, wird die Zukunft zeigen. 28 3.2.4 Evaluation des Prozesses Ein weiteres übertragbares Prinzip könnte die projektbezogene Lösung des Interessensgegensatzes zwischen Aufsicht führenden LehrerInnen einer Schule (Forderung nach eingezäuntem Schulhof) und StadtteilbewohnerInnen (Bedarf an Freiflächen) sein. In verdichteten Stadtquartieren wäre es sinnvoll, die knappen öffentlichen Flächen der Schulhöfe mehrfach zu nutzen und sie in einen Gesamtfreiraum zu integrieren. Auf dem Kirchberg wurde ein Konsens erreicht, indem der Flächenumgriff der Schulhöfe mit verschiedenen Elementen markiert werden soll, um die Grenzen des Schulhofs innerhalb der Gesamtgrünanlage sichtbar zu machen. Damit ist in der Örtlichkeit die Grenze für die Kinder markiert und trotzdem sind die Flächen von der öffentlichen Grünanlage nicht durch einen Zaun getrennt. Auch die beiden Schulleiterinnen erklärten sich mit einer solchen Lösung einverstanden. Am Ende des 14. und letzten Workshop innerhalb der Projektlaufzeit am 30.11.2011 wurde nach der Reflexion des bisherigen und zukünftigen Prozesses eine gemeinsame Bewertung mit Hilfe eines Fragebogens vorgenommen. Für folgende 13 Fragen sollten die Teilnehmer (auf einer 5-stufigen Skala von trifft zu bis trifft nicht zu) ihre Einschätzung zum Prozess abgeben und für eine Auswertung zur Verfügung stellen (siehe Anlage 17: Fragebogen). Projektentwicklung ● Aus den gegebenen Rahmenbedingungen des Projektes „Grüne Insel Kirchberg“ wurde gemeinsam der größtmögliche Nutzen gezogen. ● Das zentrale Projektziel, gemeinsam mit den relevanten Akteuren eine tragfähige Freiraumkonzeption für das Gelände auf dem Kirchberg zu schaffen, die dem zukünftigen Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer entsprechen, wurde erreicht. ● Die bisherigen Ergebnisse wurden von den relevanten Akteuren gemeinsam erarbeitet. ● Die bisher umgesetzten Gestaltungsmaßnahmen haben zu einer Belebung des Kirchbergs beigetragen. Schließlich könnten sich die im Kirchbergprojekt gewonnenen Erfahrungen der ARGE hinsichtlich der Freiwilligenrekrutierung und der daraus erwachsenen Motivation der Menschen, in ihrem Stadtteil für sich und andere zu arbeiten als richtungsweisend herausstellen. Es könnte sein, dass sich Engagement und Mitgestaltung des eigenen Wohnumfeldes positiv auf die Wahrnehmung des Stadtteils durch die dort lebende Bevölkerung auswirkt. Gegebenenfalls ließe sich dieser Umstand an einer Verringerung der derzeit sehr hohen Fluktuation der Wohnbevölkerung messen. Allerdings birgt das hier umgesetzte Konzept einer Freiwilligenrekrutierung aus dem Stadtteil auch eine besondere Herausforderung, da die Menschen sich gegenseitig kennen und auch ihre gemeinsamen Probleme mitbringen. Bei einer guten Begleitung solcher Maßnahmen sollte jedoch der Gewinn überwiegen. 29 Organisations- und Kooperationsstrukturen alle Aussagen mit „1“ bewertet; ein/e weitere/r fällte ein in fast allen Punkten deutlich negativeres Urteil als die übrigen. Insgesamt wurden 351 Einzelbewertungen abgegeben. Davon entfallen 128 (36,47 %) auf „1“ (trifft zu), 169 (48,15 %) auf „2“ (trifft bedingt zu), 45 mal (12,82 %) wurde „3“ gewählt (unentschieden zw. trifft zu u. trifft nicht zu) und lediglich 9 mal gab es die Wertung „4“ (trifft eher nicht zu). Die Wertung „5“ (trifft nicht zu) wurde kein einziges Mal vergeben. ● Das Projekt hat ein stadtteilbezogenes und akteursübergreifendes Denken und Handeln befördert (neue Kooperationsstrukturen). ● Durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure (Verwaltung, Bürger, Kirchen etc.) sind stabile Netze („Veränderungskoalitionen“) entstanden. ● Das Projekt hat eine Verlagerung von Entscheidungskompetenzen auf die Kooperationspartnerschaft gefördert. Insgesamt geben also 84,62 % der Einzelbewertungen die (absolute oder überwiegende) Zustimmung zu den getroffenen Aussagen wieder. Bürgerbeteiligung und –aktivierung Die stärkste Zustimmung findet mit einem Durchschnittswert von 1,44 die Aussage „Das Projekt hat ein stadtteilbezogenes und akteursübergreifendes Denken und Handeln befördert (neue Kooperationsstrukturen)“. Auch die Feststellung „Die bisher umgesetzten Gestaltungsmaßnahmen haben zu einer Belebung des Kirchbergs beigetragen“ wird besonders klar bestätigt (1,58), ebenso die Aussage „Die bisherigen Ergebnisse wurden von den relevanten Akteuren gemeinsam erarbeitet“ (1,59). Die am wenigsten stark ausgeprägte Zustimmung und gleichzeitig die stärkste Streuung der Einzelbewertungen zwischen „1“ und „3“ sind bei folgenden Aussagen festzustellen: ● Im Zuge des Projektes wurden die Anliegen der Bürger berücksichtigt. ● Die Selbsthilfepotenziale des Stadtteils wurden gestärkt. Image ● Das Projekt hat zu einer „Aufbruchstimmung“ und einer positiveren Wahrnehmung des Kirchbergs durch die Bewohner geführt. Die Identifikation mit dem Gebiet hat sich erhöht. ● „Es ist eine dauerhaft tragfähige Koalition zwischen Verwaltung, Akteuren und Bürgerschaft entstanden, ● Das Außenimage des Kirchbergs hat sich seit Beginn des Projektes verbessert. ● „Das Projekt hat eine Verlagerung von Entscheidungskompetenzen auf die Kooperationspartnerschaft gefördert.“ (2,07) Nachhaltigkeit ● Es konnten selbsttragende Prozesse eingeleitet werden/ erste Ansätze dazu sind erkennbar. ● „Im Zuge des Projektes wurden die Anliegen der Bürger berücksichtigt.“ (1,96) ● Es ist eine dauerhafte und tragfähige Koalition zwischen Verwaltung, Akteuren und Bürgerschaft entstanden, die eine gemeinsame Nachsorge und Verantwortungsübernahme sichern soll. Stadt- bzw. Stadtteilentwicklung wird als gemeinschaftliche Aufgabe angesehen. Eine im Vergleich mit den übrigen Wertungen stärker abgeschwächte Zustimmung erhielt auch die Aussage „Das zentrale Projektziel […] tragfähige Freiraumkonzeption […] wurde erreicht.“ (1,93). Trotz der weit überwiegenden und auf den ersten Blick sehr homogen erscheinenden Zustimmung zu den einzelnen Aussagen lassen die verschiedenen Ausprägungen vorsichtige Aussagen zu folgenden Trends zu: Die folgenden Ausführungen zur Evaluation der Ergebnisse der Befragung sind der in Anlage 17 angefügten Auswertung entnommen: An der Befragung nahmen 28 ProjektpartnerInnen teil. Bis auf zwei Personen haben alle Beteiligten zu jeder der 13 Aussagen eine Bewertung auf einer Skala von „1“ (trifft zu) bis „5“ (trifft nicht zu) abgegeben. Zwei der Fragebögen weichen klar erkennbar von den übrigen ab: Ein/e ProjektpartnerIn hat Als weitestgehend zweifelsfrei gelungen erachten die an der Befragung teilgenommenen ProjektpartnerInnen die gegenseitige Wahrnehmung und Berücksichtigung im „Denken und Handeln“ (s. o.). Damit wurde aus Sicht der Beteiligten eine 30 Schlussbemerkung der Prozessbegleitung wesentliche Voraussetzung für kooperative Planungs- und Steuerungsprozesse erfüllt. Dem gegenüber werden die greifbaren Erfolge leicht ambivalent bewertet. Zwar gibt es wenig Zweifel daran, dass infolge erster Gestaltungsmaßnahmen eine Belebung des Geländes erfolgt ist. Die künftige Tragfähigkeit des erarbeiteten Konzeptes jedoch wird etwas skeptischer bewertet – wenngleich die Zustimmung zu der Aussage, unter den gegebenen Rahmenbedingungen den größtmöglichen Nutzen erzielt zu haben, wieder etwas deutlicher ausfällt. Wenn man weitere eher bedingt zustimmende Bewertungen (bspw. zur Dauerhaftigkeit der Projektpartnerschaft, zu den Ansätzen selbsttragender Prozesse oder zur Stärkung von Selbsthilfepotentialen im Stadtteil) hinzunimmt, scheinen Zweifel der ProjektpartnerInnen an der nachhaltigen Wirksamkeit der Kooperation und ihrer Ergebnisse durch. In der Ausgestaltung der Kooperation sehen die Beteiligten offenbar noch Spielraum für Verbesserungen, was am deutlichsten bei der verhaltenen Zustimmung in Bezug auf die Verlagerung von Entscheidungskompetenzen zum Ausdruck kommt. Viele Prozesse scheitern daran, dass dominante Akteure den Dirigentenstab schwingen…. ….. und dann erst während der Aufführung merken, dass sie nicht die einzigen sind mit einem Taktstock in der Hand. Der Verlauf des Projektes „Grüne Insel Kirchberg“ zeichnete sich während der vergangenen zweieinhalb Jahre insbesondere durch die Begegnung auf Augenhöhe aus. Auf dieser Basis wuchsen Beziehung, Glaubwürdigkeit und Vertrauen und damit die Fähigkeit, den Anderen in seinem Kontext zu sehen und seine positiven Motive zu erkennen. Durch zunehmendes Verständnis und Offenheit für den Blickwinkel und die Rolle des Gegenübers wächst wiederum Akzeptanz und Respekt und dies ermöglicht dann auch ein kritisches Nachfragen, ohne dass gleich die Kooperationsbeziehung in Frage gestellt wird. Der von der Verwaltung, öffentlichen Akteuren und Bürgern gemeinsam getragene Prozess zeigt v.a. durch das Maß seiner Zielerreichung, dass das Motto „Viele Köche verderben den Brei“ hier nicht galt, sondern im Gegenteil auch ein effizientes Verwaltungshandeln gefördert wurde. Schließlich spiegeln die Bewertungen auch wider, dass im Mittelpunkt des Projektes „Grüne Insel Kirchberg“ die Projektpartnerschaft stand und die Beteiligung nicht organisierter BürgerInnen demgegenüber zurückstand. Dass es dennoch gelungen ist, Bürgeranliegen weitgehend zu berücksichtigen, finden immer noch acht ProjektpartnerInnen „ganz und gar“ – es mag der erfolgreich geöffneten Wahrnehmung aller Partnerinnen (siehe das Voting zu „stadtteilbezogenes und akteursübergreifendes Denken und Handeln“) zu verdanken sein, dass trotz nachlassender Bemühungen um Bürgerbeteiligung im Projektverlauf deren Interessen nicht vergessen wurden. 31 4Anlagen Liegen dem Endbericht auf CD bei! 4.1 Statistik und Situationsbeschreibung zu Malstatt 4.2 Dokumentationen und Fotos zu den Workshops 1 - 14 der Projektpartner 4.3 Portraits der Projektpartner 4.4 Zur Bürgerbeteiligung (Grillaktionen, Kirchbergfeste, Bürgerforen, Zukunftswerkstatt) 4.5 Zur Jugendbeteiligung (u.a. Film von label m) 4.6 Partnerschaftsurkunde (mit Fotos von der feierlichen Unterzeichnung) 4.7 Pläne zur Freiraumentwicklungskonzeption und - planung 4.8 Gremienvorlage und Fotos zur Bezirksratssitzung auf dem Kirchberg 4.9 Fotos zum Spatenstich am 11.05.2010 4.10 Flyer und Fotos zur AGH-Maßnahme 4.11 Bilder zur Spielfeldeinweihung 4.12 Fotos zu den umgesetzten Maßnahmen 4.13 Presseberichte, Flyer, Plakate, Einladungen, Logo 4.14 Audiodateien mit Interviews von Akteuren 4.15 Fotopräsentation zum Prozess 4.16 Finanzüberblick zum Projekt 4.17 Evaluation (Fragebogen mit Auswertung) 4.18 Folgeprojekt „Bottom up“, IBIS Endbericht, Community Organizing 32 4.1 Statistik und Situationsbeschreibung zu Malstatt 4.2 Dokumentationen und Fotos zu den Workshops 1 - 14 der Projektpartner Liegt dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 33 4.3 Portraits der Projektpartner 4.4 Zur Bürgerbeteiligung (Grillaktionen, Kirchbergfeste, Bürgerforen, Zukunftswerkstatt) Liegen dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 34 4.5 Zur Jugendbeteiligung (u.a. Film von label m) 4.6 Partnerschaftsurkunde (mit Fotos von der feierlichen Unterzeichnung) Liegt dem Endbericht bei! Liegt dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 35 4.7 Pläne zur Freiraumentwicklungskonzeption und - planung 4.8 Gremienvorlage und Fotos zur Bezirksratssitzung auf dem Kirchberg Liegen dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 36 4.9 Fotos zum Spatenstich am 11.05.2010 4.10 Flyer und Fotos zur AGH-Maßnahme Liegen dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 37 4.11 Bilder zur Spielfeldeinweihung 4.12 Fotos zu den umgesetzten Maßnahmen Liegen dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 38 4.13 Presseberichte, Flyer, Plakate, Einladungen, Logo 4.14 Audiodateien mit Interviews von Akteuren Liegen dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Saarbrücke Notizen: r Zeitung, 06 .10.2009 39 4.15 Fotopräsentation zum Prozess 4.16 Finanzüberblick zum Projekt Liegt dem Endbericht bei! Liegt dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 40 4.17 Evaluation (Fragebogen mit Auswertung) 4.18 Folgeprojekt „Bottom up“, IBIS Endbericht, Community Organizing Liegt dem Endbericht bei! Liegen dem Endbericht bei! Notizen: Notizen: 41 42 Notizen zum Projekt: 43 44