Wein ist sexy - Bayer CropScience

Transcrição

Wein ist sexy - Bayer CropScience
1/2016 • Magazin für den modernen Weinbau
Wein ist sexy
Vier junge Winzerinnen
verzaubern ihre Fans
Porträt
Interview
Technik
Unterwegs mit dem
Vertriebsberater
Winzergenossenschaften
in der Zukunft
Bakterien als
Gewässerschützer
Schweißtreibend
Ein alter Hut?
Zum Fressen gern
Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,
viele Verbraucher betrachten es als Selbstverständlichkeit: Die Qualität der landwirtschaftlich erzeugten Produkte befindet sich
auf allerhöchstem Niveau. Nur beste Früchte
kommen in den Handel, das Gemüse ist geradezu makellos, und gepflegte Rebanlagen
reihen sich über Hunderte von Metern aneinander. Das ist die Realität der heutigen modernen Landwirtschaft. Auf der anderen Seite wird die Arbeit der Landwirte und Winzer
kritisch beäugt. Spritzungen mit Pflanzenschutzmitteln werden argwöhnisch betrachtet, und ernsthaft wird von mancher Seite gar
gefordert, Herbizide & Co. zu verbieten.
Dabei werden die Pflanzenschutzmittel nach
guter fachlicher Praxis eingesetzt und nur so
ausgebracht, dass sie bei vorschriftsmäßiger
Anwendung sicher sind und keine Gefahr für
Mensch, Tier oder Umwelt beziehungsweise
den Naturhaushalt darstellen.
Oft genug wird die Sorge genährt von einer
unzureichenden Kenntnis der Zusammenhänge. Dazu gehört auch das Wissen, dass
Pflanzenschutzmittel Erträge und Qualitäten
sichern – und zwar insbesondere vor dem
Hintergrund einer stagnierenden, maximal
genutzten Anbaufläche und einer gleichzeitig
stark wachsenden Weltbevölkerung.
Umso wichtiger ist deshalb solch eine Aktion wie „Schau ins Feld!“, über die wir in
dieser Ausgabe berichten. Wer einmal die
vom Unkraut überwucherte Kulturpflanze
gesehen hat, weiß plötzlich sehr genau, wie
wichtig verantwortungsvoller Pflanzenschutz
ist. Denn dort hat er unmittelbar die Folgen
vor Augen, die ein Verzicht nach sich ziehen
würde.
Es ist erfreulich, dass sich an dieser Ak­tion
so viele Landwirte und Winzer beteiligen.
Denn damit machen sie deutlich, wofür sie
stehen: für qualitativ hochwertige Produkte,
die durch vernünftig und sicher eingesetzte
Pflanzenschutzmittel gewährleistet werden.
Tobias Bendig |
Entwicklungsmanager Sonderkulturen
bei Bayer CropScience Deutschland
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20
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Großformat
Ross ohne Reiter
Vertrauen auf die Pferdekraft
6
Titel
Sexy. Spritzig. Süß.
Vier junge Winzerinnen und ihre Weine
10
Ortstermin
Herzlich willkommen!
Einladung zu den Weinbautagen 2016
2
Inhalt
10
6
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18
12
Porträt
Immer da – immer nah
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Wir begleiten Vertriebsberater Markus Holler
16
Interview
Genossenschaft – zukunftsfähig?
Moselland-Chef Henning Seibert im Gespräch
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Pflanzenschutz
Ernte in Gefahr
Winzer unterstützen Aktion „Schau ins Feld!“
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Nachrichten
Nachlese
Neues aus der Welt des Weins
Technik
Meilenstein im Gewässerschutz
Phytobac-System schont die Umwelt
3
Ross ohne
Reiter
Nein, mit Nostalgie hat das nichts zu tun:
Dass Winzermeister Christian Nett aus
Duttweiler in seinen Weinbergen auf Pferde­­
kraft vertraut, ist vielmehr auf das Quali­
tätsverständnis des 34-Jährigen zurückzu­
führen. Und das hat ihm immerhin den Titel
„Bester Jungwinzer 2015“ eingebracht
S
eit 2011 bewirtschaftet Christian Nett
einige der besten Lagen des Weinguts
Bergdolt-Reif & Nett ausschließlich mit
Pferdekraft. Und nicht nur Ausflüglern
und Spaziergängern muss er immer wieder erklären, warum er das macht: „Ganz einfach:
weil es die Erde lockerer lässt und den Boden
zum Atmen bringt“, verrät er. So komme mehr
Qualität in die Traube und mehr Charakter in
den Wein. Für diese ursprüngliche Bewirtschaftungsmethode vertraut er auf eine ebenso ursprüngliche Rasse: auf ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut. Christian Nett ist jedenfalls
davon überzeugt, dass seine drei Topweine –
Grauburgunder, Spätburgunder und Weißburgunder – auf diese Art und Weise ihren Charakter noch stärker und voller entfalten können.
Zweifellos sei diese Bearbeitungsmethode sehr
aufwendig und handarbeitsintensiv, räumt er
ein. Aber das Ergebnis spreche für sich. Und
fast schon versonnen fügt er hinzu: „Tradition
kann so fortschrittlich sein.“
Allerdings weiß er natürlich auch, dass sich damit allein noch kein großer Wein herstellen
lässt. Das gehe nur mit „perfekt gepflegten
Rebstöcken, geringen Erträgen und kontrollierter Zurückhaltung im Keller“. Es komme eben
darauf an, sagt er, im Weinbau Tradition mit
Moderne zu verbinden. „Und nichts anderes
tun wir.“
weingut-brn.de
4
Großformat
5
Sexy. Spritzig. Süß.
Quartett perfekt Die Winzerinnen und Freundinnen Kathrin Wind, Anja Antes, Caroline Guthier
und Annika Büchler (v. l.) kreieren Weine, die nicht nur einer jungen Zielgruppe schmecken
6
Titel
Bundesdeutsche Winzer haben
eine neue Zielgruppe entdeckt:
junge Genießer. Und wer kann
die am besten erreichen? Die
verblüffende Antwort kommt
aus dem kleinsten Anbaugebiet
Deutschlands – von der Hessi­
schen Bergstraße
W
ie bringt man diese vier jungen Frauen zum
Strahlen? Mit einem Kompliment? Vielleicht.
Mit einem Geschenk? Mag sein. Doch was
ganz sicher funktioniert – und zwar immer und
überall: mit einem Lob von Vinas. Dann ist es um Anja Antes,
Annika Büchler, Caroline Guthier und Kathrin Wind geschehen. Dann glänzen vier Augenpaare und lassen die vier Frauen
noch sympathischer erscheinen, als sie es ohnehin schon
sind. Denn Vinas, das muss man wissen, ist ihr Baby. Und sie
alle lieben es von ganzem Herzen.
Dass es sich dabei keineswegs um echten Familienzuwachs
handelt, merkt man spätestens, wenn sie Vinas beschreiben:
„Aromatisch. Frisch. Süffig.“ Oder: „Sexy. Spritzig. Süß.“
Das gilt zumindest für Vinas First – den ersten Wein, den die
Jungwinzerinnen auf den Markt gebracht haben.
Die Zielgruppe „Wir hatten uns überlegt, dass wir gern einen
Wein machen wollten, der insbesondere die junge Generation
anspricht“, erklärt Caroline Guthier. Darum einigte man sich
schließlich auf einen Weißwein. Aromatisch sollte er
sein, mit ein wenig Restsüße. Denn überzeugen musste er in dem städtisch
geprägten Anbaugebiet Hessische Berg­
straße (zwischen Rhein und Odenwald)
insbesondere eine Klientel, die meist lieber
zum Bier greift als zum Wein. Ob das den
vier Frauen gelungen ist? Ein Blick in die
strahlenden Gesichter gibt die Antwort.
„Am Anfang hatten wir ja erst mal nur die
Hälfte unseres Weins auf Flaschen gezogen“, räumt Anja Antes ein. 3000 waren
das. Aber die waren recht schnell
ausverkauft. Und auch die zweite
Hälfte ging so schnell weg, dass sie
zur Jahreswende auf ihrer Facebook-Seite melden konnten: „Nur
noch vier Flaschen von unserem
Vinas First gibt es.“ Gerechnet hatte
damit keine von ihnen. Gehofft?
„Vielleicht schon ein bisschen“, sagt
Annika Büchler. Und auf dem
Weinfest in Heppenheim zeigte sich
denn auch, dass keineswegs nur
die junge Generation Spaß an dem
Newcomer hatte, sondern auch
die etablierten Weinkenner. „Das
war für uns natürlich eine schöne
Bestä­t igung.“ Die Ersten, die
überzeugt werden mussten, waren
jedoch die Mitglieder der Genossenschaft Bergsträßer Winzer. Denn nur
mit deren Hilfe konnte so ein Projekt
auf die Erfolgsschiene gelangen.
Schließlich wurde ein Geschäftsfüh-
Erstling Vinas First nannten
die vier ihren ersten Wein. Der
wurde gleich ein voller Erfolg
7
Erfolg macht kreativ Mittlerweile konnten die Jungwinzerinnen auch mit anderen Weinen
ihre Kunden überzeugen. Zur Auswahl stehen ein Spätburgunder und ein Rosé
rer benötigt, ebenso ein Kellermeister. Außerdem
musste ein schlüssiges Konzept vorgelegt werden,
weil die Kosten die Genossenschaft trägt. Es mussten
Flaschenpreise eingeholt, Logo- und Etikettentwürfe
entwickelt werden und überhaupt: „Die haben uns schon
sehr unterstützt“, sagt Anja Antes.
Die Fachfrauen Dass die vier Winzerinnen vom Fach
sind, versteht sich von selbst. Alle haben Weinbau
studiert und sind anerkannte Beraterinnen für Deutschen
Wein beziehungsweise anerkannte Qualitätsweinprüferinnen. Anja Antes hat zusätzlich Praktika auf Weingütern
in Neuseeland und Portugal absolviert und arbeitet heute
im Betrieb ihrer Familie und in ihrem eigenen Weinbau­
betrieb. Annika Büchler ist geprüfte Sommelière, hat ein
Studium zur internationalen Weinakademikerin abgeschlossen und ist derzeit gemeinsam mit Caroline Guthier
im Verkauf und Vertrieb der Bergsträßer Winzer eG
beschäftigt. Und: Die vier Winzerinnen sind und waren
Weinköniginnen der Hessischen Bergstraße.
Eigentlich hatten sie geplant, gleich vier Weine auf den
Markt zu bringen. Quasi einen Wein pro Winzerin. Aber
das sei ihnen ausgeredet worden. „Zum Glück“, bestätigt
Caroline Guthier. Und so entstand die Idee, lieber eine
Weißwein-Cuvée aus vier verschiedenen Rebsorten zu
kreieren. Den größten Anteil hat dabei der Müller-Thurgau,
der Riesling sorgt für die Spritzigkeit, der Kerner für die
Bodenständigkeit, und die Scheurebe ist für das Aroma
zuständig. Vinas First nannten die vier ihre Kreation –
und das nicht nur, weil es ihr erster Wein ist. Sie wollten
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es vielmehr den Kunden einfach machen. Denn: „Unsere
Klientel weiß nicht unbedingt so genau, was sich hinter
einer bestimmten Rebsorte verbirgt“, erklärt Kathrin Wind.
„Und dann womöglich noch die Lage – das ist doch für
viele kaum nachvollziehbar.“ Die Folge: Auf dem Flaschen­
etikett ist lediglich ein stilisiertes herzförmiges Weinglas
zu sehen, das gleichzeitig das V im Markennamen Vinas
bildet. Daneben noch der Hinweis First – mehr nicht.
Doch obwohl die Gestaltung eher reduziert wirkt – die
vier Winzerinnen verwandten viel Mühe auf das Design.
„Alles ist selbst gemacht“, bestätigt Anja Antes, die für
die Umsetzung am Computer zuständig ist. Stundenlang
wurde über Farbe, Schriftfonts und Aufteilung diskutiert –
und als endlich Lila als Schriftfarbe feststand, kamen
auch schnell die ersten Bedenken auf: „Lila? Können sich
denn damit auch junge Männer identifizieren?“
Die Fans Inzwischen wissen sie: Ja, das geht. Außerdem: „Bei weiteren Weinen können wir ja die Farbe
wechseln.“ Die Trauben selbst stammen alle aus dem
Anbaugebiet Hessische Bergstraße. Denn die Mitglieder
der Genossenschaft zeigten sich sehr angetan vom
Unternehmungsgeist der vier Frauen. Bereitwillig stellten
sie deshalb Trauben und Know-how zur Verfügung. Und
natürlich hat auch ein ganz klein wenig mitgeholfen,
dass Otto Guthier nicht nur der Vater von Winzerin
Caroline Guthier ist, sondern gleichzeitig als Geschäftsführer der Genossenschaft Bergsträßer Winzer fungiert.
Allerdings: Auch die erfahrenen Winzer der Genossenschaft konnten von den unternehmungslustigen Frauen
Titel
Die Winzerinnen und ihr Logo
1.
2.
3.
4.
noch einiges lernen. Zum Beispiel über gelungenes
Marketing. Denn die vier setzten dazu konsequent auf
Facebook. Damit bauten sie erst einmal Spannung auf.
Das heißt: Die vier Winzerinnen tauchten dort zunächst
nur als Schattenriss auf. Dann wurde der Name veröffentlicht. Die Analysedaten des Weins. Schließlich auch das
Logo, die Rebsorten und ein QR-Code. Erst ganz zum
Schluss kam die Flasche hinzu – „und schon hatten wir
die ersten Likes“, bestätigt Anja Antes, „und natürlich die
ersten Verkäufe“. Im April 2014 war das, und der Erfolg
ihres Erstlings hat den vier Frauen Mut gemacht.
Die Herausforderung Deshalb nahmen sie sich für das
folgende Jahr auch etwas ganz Spezielles vor: einen
Spätburgunder aus eigenen Trauben. Genauer gesagt:
einen Blanc de Noirs, einen Weißwein aus Rotweintrauben. Eine anspruchsvolle Herausforderung. Denn alle
Trauben werden von Hand gelesen und sehr sorgsam
behandelt. Beschädigte Trauben gäben zu viel Farbstoff
ab – und der Wein wäre nicht mehr hell, sondern schlicht
und einfach dunkelrot. „So ein Blanc de Noirs gelingt
nicht jedes Jahr“, weiß die Rebveredlerin Anja Antes.
Umso mehr freuen sich die vier Freundinnen, dass sie
1.Der Name: Vinum (lat.: Wein) und -as (span.: feminine Pluralendung)
2.Herzförmiges V: Die vier verbindet die Liebe zum Wein,
gleichzeitig symbolisiert es einen Weinkelch
3.Silhouetten: Vier Frauen stehen für den Wein … in Schwarz: Es ist ganz egal, ob Weinkenner oder nicht, es ist auch egal, was man macht und wie es aussieht – der Wein ist für JEDEN,
der sich für ihn begeistern lässt. Weintrinken macht sexy!
4.Bergkamm: symbolisiert die Zugehörigkeit zur Berg straße und zum Viniversum der Bergsträßer Winzer
auch damit Erfolg hatten. Vinas Star nennen sie ihren
zweiten Streich. Und dieser Name ist kein Zufall. „Denn
auch Sterne sind ja in Wirklichkeit farbig, erscheinen
den Menschen auf der Erde aber weiß.“ Und so ähnlich
sei es auch mit diesem Wein: Er erscheint hell, wurde
aber aus blauen Trauben gewonnen. „Da lag es natürlich
nahe, dass wir für das Etikett die Schriftfarbe Blau
gewählt haben“, erklärt Annika Büchler.
Abgerundet wird die Vinas-Palette durch eine, wie es
heißt, rosafarbene Versuchung: einen Rosé aus eigenen
Trauben. Fruchtig, jung und süß ist er geworden – „für
unser Publikum genau das Richtige“. Heißt das, dass
Vinas nur von Menschen getrunken wird, die sich niemals
als Weinkenner bezeichnen würden? „Ganz und gar
nicht“, winken die vier Frauen ab. Auch etablierte Weinkenner seien voll des Lobes, betonen sie. Und ein
bisschen stolz erzählen sie dann von ihren Erfolgen bei
der Landesweinprämierung. Vinas First und Vinas Star
haben dort Gold geholt, für Vinas Rosé gab es Silber.
Die Zukunft Natürlich haben sie auch schon für 2016
detaillierte Pläne – aber verraten werden die nicht.
Schließlich ist ja der Überraschungseffekt ein Teil des
Marketings. Ob auch die neuen Weine wieder ein Erfolg
werden? Die vier sind optimistisch. Und mit den Verkaufszahlen stieg sicherlich auch ihr Selbstbewusstsein.
Denn das braucht man, um sich beispielsweise mit dem
Kellermeister auseinanderzusetzen, der vielleicht ganz
andere Vorstellungen von dem zukünftigen Wein hat. „Bis
jetzt haben wir uns immer einigen können“, sagt Caroline
Guthier. Aber es sei ja auch nicht ganz einfach, „vier
Mädels zu überstimmen, die sich fast immer einig sind“.
Besonders gefreut haben sie sich über die Reaktion eines
alteingesessenen Weinkenners. Der probierte den Vinas
First und meinte sofort anerkennend: „Schön, dass Sie
sich getraut haben, mal was anderes zu machen.“ Und
überhaupt: „Es wurde aber auch Zeit, dass man in dieser
Szene mal neuen Wind spürt.“
Aus dem Herzen der Hessischen Bergstraße stammen die
Trauben der Vinas-Weine. Dort symbolisiert eine Skulptur aus Porphyr- und Granitsteinen roten und weißen
Riesling. Sie gehört zum 6,5 Kilometer langen Erlebnispfad „Wein und Stein“ in Heppenheim, der über Wein,
Rebsorten, Geologie, Klima und Geschichte der Region
informiert
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Mülheim (Mosel) | 18.08.2016
Versuchsführungen: 10 Uhr bis 17 Uhr
Präsentation von Demonstrationsversuchen
gegen Peronospora, Oidium und Botrytis
Ansprechpartner: Nicole Baron, 0171-54 69 490
Stadecken-Elsheim | 16.08.2016
Versuchsführungen: 14 Uhr, 16 Uhr, 18 Uhr
Präsentation von Demonstrationsversuchen
gegen Peronospora, Oidium und Botrytis
Ansprechpartner: Nicole Baron, 0171-54 69 490
Diedesfeld | 01.09.2016 + 02.09.2016
Versuchsführungen: 10 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 16 Uhr
(am 01.09. zusätzlich um 18 Uhr)
Präsentation von Demonstrationsversuchen
gegen Peronospora, Oidium und Botrytis;
Gerätetechnikausstellung und -vorführung
(jeweils um 14 Uhr)
Ansprechpartner: Markus Holler, 0170-45 08 387
Mülheim (Mosel)
Heilbronn | 11.09.2016
Versuchsführungen: 10 Uhr bis 16 Uhr
Präsentation von Demonstrationsversuchen
gegen Peronospora, Oidium und Botrytis;
Gerätetechnikausstellung
Ansprechpartner: Markus Holler, 0170-45 08 387
Niederrotweil | 04.09.2016
Versuchsführungen: 10 Uhr bis 15 Uhr
Präsentation von Demonstrationsversuchen
gegen Peronospora, Oidium und Botrytis
Ansprechpartner: Hans-Werner Heß, 0172-25 40 279
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Stadecken-Elsheim
Diedesfeld
Ortstermin
Weinbautage 2016:
Herzlich willkommen!
Was hilft gegen Oidium? Wie kann ich meine Reben vor Schwarzfäule bewahren? Was
ist die richtige Peronospora-Strategie? Bei den traditionellen Weinbautagen von
Bayer CropScience finden Winzer, Vertreter des Handels und der Genossenschaften so­
wie Berater auch im Jahr 2016 Antworten auf dringliche Fragen rund um den Pflanzen­
schutz. An den fünf Versuchsstandorten präsentieren die Bayer-Experten wie gewohnt
nicht nur die Ergebnisse ihrer Versuche gegen Pilze und andere Schädlinge: Die Ver­
triebsberater geben ihren Gästen auch gebietsspezifische Pflanzenschutz­empfehlungen
mit auf den Weg – für eine gute Ernte im nächsten Jahr
Heilbronn
Niederrotweil
11
Immer da – immer nah
Seit über 25 Jahren betreut Markus Holler Winzer in
Nordwürttemberg, Nordbaden und in der Südpfalz. Doch
was macht der Vertriebsberater eigentlich den ganzen Tag?
INNOvino hat ihn begleitet und dabei eine Menge erlebt
D
as Treffen auf dem Parkplatz vor der Sportanlage
Albersweiler ist für 9 Uhr
angekündigt. Es ist Viertel vor neun – und Markus Holler ist
schon längst da. „Hallo Horst, hallo
Elmar“, begrüßt er die eintreffenden
Winzer. „Volker, schön, dass du da
bist.“ – „Und, Werner, kommt der Rudi
auch noch?“ Markus Holler kennt sie
alle, und sie kennen ihn. Hier, zwischen südlicher Weinstraße und Pfälzerwald, bemüht er sich auch gar
nicht mehr, Hochdeutsch zu reden.
Pfälzisch ist hier die Landessprache –
und Holler beherrscht sie perfekt.
Werner Bertram, Vorsitzender der
Bauern- und Winzerschaft Albersweiler
(„Ich bin seit 26 Jahren im Vorstand“),
hat eingeladen, „zur 20. Weinberg­
begehung“.
Geballte Kompetenz Mit dabei sind
auch Fachleute vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in
Neustadt sowie ein Insektenkundler
vom Julius Kühn-Institut.
„Geballte Kompetenz“, murmelt ein
Winzer – und erntet einen missbilligenden Blick vom Vorsitzenden, der sich
doch gerade in einer zehnminütigen
Rede für die „rege Teilnahme“ bedankt.
Drei Stunden will man heute gemeinsam durch den Wingert gehen, sich
die Rebstöcke anschauen und mögliche Schäden analysieren. Acht bis
zehn solcher Begehungen stehen bei
Holler jedes Jahr auf dem Programm,
die meisten während oder nach der
Blüte. Diesmal ist alles mehr oder weniger im Lot, wie er sagt. „Kaum Pero.“
Und Oidium? „Na ja, da sieht man e
bissel was.“
Gerd Götz, Weinbauberater vom DLR
Rheinland-Pfalz in Neustadt, hat einen
Karton mitgebracht. Darin ein paar bemitleidenswerte Blättchen. „Schwarzfäule.“ Die Teilnehmer werfen einen
Kennerblick darauf und nicken. „Dafür
sind grundsätzlich alle Rebsorten anfällig“, bemerkt Götz, „auch die interspezifischen.“ Erneutes Nicken.
Durch Esca geschädigt Das Ther­
mo­
meter zeigt 27 Grad. Und das
schon um 10 Uhr morgens. Ein Winzer hat sich einen kleinen Klappstuhl
mitgebracht. „Muss ich“, sagt er fast
entschuldigend und fügt noch ein
vielsagendes „die Gesundheit“ hinzu.
Oben auf der Hügelkuppe werden
die Teilnehmer über den Umgang mit
Rebstöcken aufgeklärt, die durch Esca
geschädigt sind. „Hier haben wir ein
gutes Beispiel.“ DLR-Experte Andreas
Korte­
kamp weist auf einen Stamm
direkt vor sich. „Stammsanierung?
Stumpf verschließen?“ fragen die
Teilnehmer. „Nein“, winkt der Experte
ab. „Hier hilft nur noch: Stock kom­plett
raus.“ Und vor allem: „Stamm ver­
brennen!“
Wichtige Ratschläge Der Trupp
zieht weiter. Die Sonne brennt unerbittlich. Den Teilnehmern scheint’s
nichts auszumachen. Schließlich sei es
doch „toll, wenn man die Gelegenheit
hat, vor Ort Ratschläge aus erster Hand
zu bekommen“, bemerkt ein Winzer.
Das Thema ist jetzt Resistenzen. „Ich
habe in den vergangenen Wochen
sehr viele Spritzpläne gesehen“, klärt
Holler auf. „Viele waren eine Kata­
strophe.“ Denn: „Die Winzer glauben
an die gute Wirkung eines Mittels –
und wenden es falsch an.“ Kortekamp
Vor Ort Markus Holler prüft, ob sich
die Reben gut entwickeln
12
Porträt
Perfekter Zuhörer Während die
DLR-Fachleute die Winzer informieren,
hört der Bayer-Vertriebsberater aufmerksam zu – immer bereit, auf Fragen
zu antworten
pflichtet ihm bei und lobt Luna Ex­
perience, „das wirkstoffstärkste Mittel
im Oidium-Bereich“. Wie oft man es
denn einsetzen solle, wird er gefragt.
„Ganz klar: einmal, maximal zweimal.“ Ein Blick zu Holler: Der nickt.
Für ihn ein Stichwort. Man merkt, jetzt
ist er in seinem Element. Ausführlich
klärt er über Wirkstoffgruppen auf. Intensiv beschreibt er die Notwendigkeit
ständigen Wechselns. Und wie wichtig
es für Winzer und Industrie sei, dass
Wirkstoffe lange ihren Dienst tun können. Schließlich könne die Entwicklung
eines neuen Pflanzenschutzmittels bis
zu zehn Jahren dauern.
Mittag im Hahn-Hof Inzwischen
fließt der Schweiß in Strömen. Zwei
Winzer verabschieden sich vorzeitig:
„Die Arbeit, ihr versteht.“ Die Übrigen nicken. „Selbst schuld“, sagt einer und wendet sich sofort wieder an
Holler: „Ich hätt da ’ne Frage.“ Und
wieder geht’s um Resistenzen und
Wirksamkeit, um Roten Brenner, Wassermangel und Spritzempfehlungen.
Endlich ist Mittag. Die Gruppe erreicht den Hahn-Hof. „Residenz der
Weinprinzessinnen Lieselotte I. und
Heide I.“ steht in goldenen Lettern
auf dem Eingangsschild. Es gibt
Bratwurst und Brötchen, dazu jede
Menge Rebensaft – mit und ohne Al­
kohol. Doch fast alle greifen erst mal
zum Mineralwasser.
Zum Entspannen kommt Holler nicht.
Immer wieder läutet sein Handy:
Winzer, die seinen Rat suchen. „Na
ja“, sagt er, „ist ja auch schön, wenn
man sieht, dass man gebraucht wird.“
Er drängt zum Aufbruch. Bis zum
Raiffeisenmarkt in Kirrweiler sind es
noch einige Kilometer. An einer Bäckerei ein kurzer Halt. Schnell noch
einen Kaffee („Den hab ich jetzt ge-
braucht“), und schon geht’s weiter.
Immer ganz knapp unter der Höchstgeschwindigkeit. Doch plötzlich biegt
er von der Landstraße ab auf einen
Feldweg: „Ich will nur schnell noch
was nachschauen.“
Vertrauen zählt Mit ernstem Gesicht
schreitet er einzelne Rebstöcke ab,
wiegt die Trauben in der Hand, untersucht die Blätter. „Mmmhm“, brummt
er. Ein paar Meter weiter noch einmal:
„Mmmhm.“ Probleme? „Das gefällt mir
gar nicht“, sagt er. „Deutlich zu kleine
Reben.“ Da sei einiges schiefgelaufen,
und jetzt brauche der Winzer natürlich
Unterstützung. Für Holler heißt das:
„Ich fahr da immer mal vorbei – auch
ohne Anmeldung.“ Denn: „Der Winzer
soll sich mit seinen Problemen ja nicht
alleingelassen fühlen.“ In den nächsten Tagen werde er ihn noch mal persönlich sprechen. Denn er weiß auch:
„Die Leut hier vertrauen mir ja. Und
das ist schon eine Verpflichtung
für mich.“
Beratung im Landhandel Weiter
geht’s. „Raiffeisenwaren Südpfalz“
steht auf dem Schild vor dem riesigen Parkplatz. Jetzt sind nur ein paar
Autos dort. „Die Leut sind halt alle
bei der Arbeit“, weiß Holler. Er kennt
den Laden ganz genau. Regelmäßig berät er hier die Kunden. Der
Chef Volker Göring hatte ihn angesprochen. Ob er das nicht machen
wolle. Eine Maßnahme zur Kundenbindung. Holler sagte sofort zu.
Alle 14 Tage holt er jetzt Tisch und
Sitzbank hervor, postiert sich unmittelbar am Eingang zum Lager.
Eingerahmt von Tierfutter, Düngemitteln und Schubkarren. „Da ist
immer Laufkundschaft“, weiß er.
Manche Kunden kommen auch
direkt zu ihm. Dann haben sie ein
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Persönliche Beratung Markus Holler im Gespräch mit Winzer Horst Hahn
Blatt oder eine Pflanze dabei – und
legen ihm das Mitbringsel mit fragendem Blick auf den Tisch. Meist handelt
es sich um Mehltau. Manchmal auch
um Verbrennungen. Und auch wenn
Holler meint, dass ein Winzer derlei
Probleme eigentlich sofort erkennen
müsste – er behält es dann lieber
für sich.
Oidium oder Ölfleck? Oidium – „da
muss man schon genau hinschauen“. Könnte ja auch ein Ölfleck auf
den Blättern sein. In Impflingen berät Hol­­
ler ebenfalls. Dort alle vier
Wochen. Abwechselnd mit einem
Kollegen von der BASF. Für Konkurrenzdenken ist da kein Platz. Denn
man sieht sich weniger als Mitbewerber denn als Partner im Kampf
gegen Resistenzen. Und selbstverständlich empfiehlt man sich da
auch gegenseitig. Schließlich geht
14
es ja um Wirkstoffwechsel. Und
damit um den Erfolg der Winzer.
Überhaupt, die Resistenzen. Ein
Thema, sagt Holler, bei dem er sich
so richtig aufregen könne. „Einigen
kann man immer und immer wieder
sagen, wie wichtig Wirkstoffwechsel
ist – und was machen sie? Spritzen
dreimal hintereinander dasselbe Mittel.“ Zum ­H aareraufen sei das. Und
als wolle er das Gesagte noch unterstreichen, schiebt er sich eine Strähne seiner hellgrauen Haare aus dem
Gesicht.
Alte Freundschaft „Ah, da ist ja
der Chef!“ Holler begrüßt Volker
Göring wie einen alten Freund. Kein
Wunder, beide kennen sich seit rund
30 Jahren. Schließlich ist Holler in
Albersweiler geboren. Sein Vater war
schon Winzer. Und nach dem Weinbaustudium wurde der Sohn später
Betriebsleiter auf einem Weingut in
Deidesheim. „Da hinge“, sagt Holler
und weist mit dem rechten Arm
nach Norden. Eine knappe Stunde
später sitzt er wieder im Auto. Mit
Göring hat er Spritzpläne gewälzt und
verglichen, Bestände überprüft und
Lieferungen verabredet. „Routine“,
sagt Holler, „aber auch Routine
muss sein. Und wenn man als Partner ­b ehandelt wird, macht sie sogar
Spaß.“
Letzte Station Auf geht’s nach
Diedesfeld, wo regelmäßig die Weinbautage von Bayer CropScience
stattfinden. Holler schreitet die Versuchsfelder ab, schaut sich die
Peronospora- und Oidium-Versuche
­
an. Dann noch ein Blick auf den
Botrytis-Versuch im Riesling. „Alles
wie geplant“, sagt er, „wir können.“
Letzte Station für heute: das Weingut
Gegen Echten Mehltau & Co.
an Keltertrauben, Kernobst,
Kirschen und verschiedenen
Gemüsekulturen
Raiffeisenwaren Südpfalz Mit dem Chef
Volker Göring vergleicht Holler Spritzpläne –
ein heikles Thema mit Blick auf Resistenzen
Glas in Neustadt. „Das hat nämlich ein Gäste­
haus“, erklärt Holler, „und da muss ich noch den
Besuch der Fell­­bacher Winzer organisieren.“ Denen will er die Versuchsfelder zeigen. Gemeinsam
mit Elisabeth Glas bespricht er gerade Abläufe und
Anforderungen, als ihr Ehemann Christian dazustößt. Beide freuen sich, einander zu sehen. Auch
wenn Holler frotzelt: „Der Mann ist schwierig. Der
ist beratungs­resistent.“ Und ganz so, als wolle er
den Scherz bestätigen, meint der Winzermeister:
„Mir hann nix. Ist alles gut.“ 30 Minuten später sitzen die beiden dann doch über Spritzplänen, die Glas am Computer entwickelt hat.
„Gute Arbeit“, urteilt Holler. „Und wie oft hast du
gespritzt?“ – „Fünfmal.“ – „Alles richtig.“
Ein guter Tag Es ist schon später Nachmittag,
als Holler heimfährt. Ins Büro. Und dann ein bisschen Ruhe. Seine Frau kennt das schon. „Wenn ich
abends viel erzähle“, gibt Holler preis, „dann zieht
sie mich immer auf: Na, hast du heute nicht viel
reden dürfen?“ Aber das, sagt er, passiere nur selten – und lacht dabei aus vollem Herzen.
• Strobilurinfreie Lösung mit
hoher Wirkungssicherheit
• Flexibel in der Saison einsetzbar
• Flüssige Formulierung, einfach dosierbar
und leicht in der Handhabung
Genossenschaft – von
vorgestern oder zukunftsfähig?
150 Jahre – ein reifes Alter. Erst recht für eine Idee. Doch so alt ist der Genossenschaftsgedanke von Friedrich
Wilhelm Raiffeisen tatsächlich schon. Und fast genauso lange gibt es auch Winzergenossenschaften.
Ist das Prinzip inzwischen überaltert oder zukunftsfähig? INNOvino sprach mit Henning Seibert,
dem Vorstandsvorsitzenden der Winzergenossenschaft Moselland
Herr Seibert, einst ging es Raiffeisen vor allem darum,
die Not angeschlagener Landwirte zu lindern. Was
haben heutige Genossenschaften noch mit diesem
Leitmotiv zu tun?
Nun ja, von Not zu sprechen wäre sicher übertrieben.
Trotzdem greift der Genossenschaftsgedanke von Herrn
Raiffeisen auch heute noch. Denken Sie daran, wie sehr
der Weinbau von der Natur abhängt, vom Wetter und
damit letztlich auch vom Klima. Wenn der Klimawandel
zu häufigeren Wetterkapriolen führt, kann das für die
Winzer fatale finanzielle Folgen haben. In solchen
Ausnahmesituationen helfen wir im Rahmen unserer
Möglichkeiten. Wie in einer großen Familie.
Sie sagen ja schon: Das sind Ausnahmen. Wie sieht
denn die Regel aus?
Es kommt ja immer mal wieder eine Saison, in der die
Ernte größer ist als die Nachfrage. Wir stehen in solchen
Situationen zu unseren Winzern – und garantieren die
Traubenabnahme. Das gibt ihnen eine gewisse Planungssicherheit. Wer selbst verarbeitet oder den freien Fassmarkt beliefert, hat eine solche Sicherheit in der Regel
nicht. Am Spotmarkt muss er darüber hinaus unschöne
Preisschwankungen hinnehmen.
Genossenschaften helfen also vor allem, die Widrigkeiten von Natur und Markt abzumildern?
Nicht nur. Unser Hauptzweck ist ja vor allem unser
Beitrag zur Wertschöpfung. Der heutige Markt ist hart
umkämpft und der Wettbewerb groß. Da muss jeder Winzer überlegen, welche Strategien sich für ihn eignen. Vor
diesem Hintergrund bieten Winzergenossenschaften einen vielversprechenden Ansatz. Ein wichtiger Leitspruch
Raiffeisens war ja: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist,
das vermögen viele.“ Und dieser Spruch ist heute fast aktueller denn je – auch im Weinausbau. Es gilt schließlich,
Synergien zu nutzen, Kosten zu senken und effizienter zu
werden. Da kann die Aufgabenteilung zwischen Winzer
und Winzergenossenschaft ein wichtiger Baustein sein.
Bei uns ist der Winzer der Spezialist für den Weinberg –
und damit für die Produktion erstklassiger Trauben. Wir
16
wiederum sind die Experten für Ausbau, Abfüllung und
Vermarktung. Jeder macht das, was er am besten kann,
und konzentriert sich darauf.
Das klingt so, als ob der Winzer, der sich selbst um
Ausbau und Vermarktung kümmert, wenig Aussicht
auf Erfolg hat.
Das will ich so allgemein nicht sagen. Gerade hier bei uns
an der Mosel gibt es traditionell ja viele Selbstvermarkter,
und das funktioniert offenbar gut. Trotzdem bin ich davon
überzeugt: Viele wären wirtschaftlich noch erfolgreicher,
wenn sie Mitglied einer Winzergenossenschaft würden.
Warum?
Dann könnten sie sich voll und ganz auf die Weinberg­
arbeit konzentrieren – und dabei sogar noch unser
Beratungsangebot nutzen. Und wenn Ausbau und Vermarktung des Weins für sie entfallen, sinken dementsprechend auch ihre Kosten. Dann könnten sie sogar darüber
nachdenken, ihre Betriebsgröße auszuweiten – und noch
effizienter zu werden.
Trotzdem ist so eine Mitgliedschaft zunächst auch mit
Kosten verbunden.
Natürlich. Der Winzer muss, entsprechend seiner Rebfläche, Genossenschaftsanteile zeichnen. Das kostet erst
mal Geld. Doch eigentlich bietet hier jede Genossenschaft Vorgehensweisen an, die für die Winzer verträglich
sind. Die Mitgliedschaft zielt dafür auf eine langfristige
Partnerschaft ab. Das mag manchmal natürlich auch ein
abschreckender Hindernisgrund sein, zum Beispiel wenn
eine Betriebsübergabe bevorsteht.
Interview
Ist die Vergütung für die Winzer denn eigentlich
attraktiv?
Wir arbeiten natürlich ständig in einem Spannungsfeld.
Auf der einen Seite die Ansprüche der Winzer auf einen
möglichst hohen Auszahlungsbetrag je Hektar. Auf der
anderen Seite die Wünsche unserer Abnehmer, den
Flaschenwein möglichst günstig bei bester Qualität zu
beziehen. Natürlich versuchen wir, den bestmöglichen
Profit für das Unternehmen zu generieren.
Können Sie verstehen, dass mancher glaubt, mit
eigener Verarbeitung individuellere und qualitativ
höherwertige Weine produzieren zu können?
Das wird unserer Arbeit nicht gerecht. Wir haben ja eine
breite Palette mit zum Teil sehr individuellen Erzeugnissen
im Sortiment. Und die verschiedensten Prämierungen,
etwa von der DLG, zeigen alljährlich, dass Genossenschaftsweine auch in Sachen Qualität vorne mit dabei
sind. Wir bei Moselland verkaufen derzeit circa 30 Prozent
ins Ausland. Das wäre gar nicht möglich, wenn die Qualität nicht stimmen würde.
Zuletzt konnte man eine Konzentration unter den
Winzergenossenschaften beobachten. Eine Folge
des wirtschaftlichen Drucks?
Solche Entwicklungen sind ein normaler Prozess. Wir waren übrigens eine der ersten Winzergenossenschaften, die
gebietsübergreifende Kooperationen eingegangen sind.
Dadurch konnten wir unser Portfolio an Weinen sinnvoll
ergänzen, sowohl hinsichtlich der Herkunft als auch der
Rebsorten. Das hat unsere Position als kompetenter Partner für den Handel gestärkt. Das war wichtig. Denn auch
auf der Seite des Einzelhandels schreitet die Konzentration voran. Um auch in Zukunft als gleichwer­tiger Partner
wahrgenommen zu werden, sind sinnvolle Kooperationen
für uns daher weiterhin gut vorstellbar.
Und als sinnvoll bezeichnen Sie …
… zum Beispiel eine gute Ergänzung des Sortiments
und eine räumliche Nähe, damit die Zusammenarbeit
auch logistisch funktioniert.
Spüren Sie eigentlich die wachsende Macht des
Einzelhandels?
Fakt ist: Über den Lebensmitteleinzelhandel beziehen die
deutschen Konsumenten drei Viertel der gesamten Weinmenge. Es ist klar, dass der Handel seinen Zulieferern bei
diesem Volumen gewisse Vorgaben macht. Schließlich
möchte er seine Kunden das ganze Jahr über mit guter
Qualität versorgen können. Dazu benötigt er zuverlässige
Partner mit einer gewissen Schlagkraft. Gerade kleinere
Winzer können das gar nicht leisten, allein schon weil
ihnen schlicht die Weinmenge fehlt. Hinzu kommen die
Auflagen an Qualitätsstandards und Zertifizierungen. Wir
als Genossenschaft haben da in den vergangenen Jahren
enorm in unser Qualitätsmanagement investieren müssen. Auch das ist nicht jedem einzelnen Winzer möglich.
Die Winzergenossenschaften haben also Zukunft?
Absolut. Man muss sich übrigens auch von der Vorstellung lösen, dass es sich um verstaubte Organisationen
mit langwierigen Entscheidungsprozessen und konservativen Ansichten handelt. Hier hat sich einiges verändert. Strukturen und Entscheidungsprozesse gleichen
heute denen moderner Unternehmen. Die Genossenschaften haben Zukunft, wenn sie zeitgemäß agieren –
und bei ihren Produkten neben Topqualität für eine
gute Balance zwischen Tradition und Moderne sorgen.
Fachmann und Genießer Henning Seibert war sieben Jahre lang beim Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd
beschäftigt, bevor er zum Fachverlag Dr. Fraund wechselte. 22 Jahre war er dort Geschäftsführer und Chefredakteur von „das
deutsche weinmagazin“. 2013 wechselte der studierte Agrarwissenschaftler zur Winzergenossenschaft Moselland – seit einem
Jahr ist er deren Vorstandsvorsitzender. Moselland zählte 2014 zu den größten der 169 Winzergenossenschaften hierzulande.
17
Meilenstein im Gewässerschutz
Das Phytobac-System von Bayer ist eine nachhaltige Befüll- und Reinigungsstation und verhindert damit
Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer. Gleichzeitig kann zur Reinigung und Befüllung der Spritze
Regenwasser benutzt werden. Dieses Gesamtkonzept ermöglicht Landwirten, Winzern und Obstanbauern
eine Optimierung ihrer Arbeitsabläufe und schont somit nachhaltig die Ressource Wasser
U
nd“, fragt Bernd Olligs, „was sehen Sie?“
Der Landwirt aus Rommerskirchen hält kurz
inne, um seinem Besucher Zeit zu geben, sich
­umzuschauen. Als die Antwort ausbleibt, gibt
er sie selbst: „Sie sehen fast nichts.“ Und genau darauf
ist der 45-Jährige mächtig stolz. Denn was man auf
seinem Hof praktisch nicht sieht, ist ein biologisches System, mit dem sich verhindern lässt, dass Pflanzenschutzmittel ins Wasser gelangen. „Diese Gefahr besteht bei
uns praktisch nicht mehr“, sagt Olligs. Denn sein Hof ist
der erste in Deutschland, auf dem das Phytobac-System
installiert wurde. Das löst ein Problem, das praktisch
jeder Landwirt kennt: Nur allzu leicht geraten Reste
von Pflanzenschutzmitteln versehentlich in Gewässer –
zum Beispiel wenn Spritzgeräte befüllt oder gereinigt
werden.
Feldreinigung In Deutschland erfolgt die Reinigung der
Pflanzenschutzgeräte in der Regel auf dem Feld. Doch
das kann ziemlich umständlich sein – insbesondere bei
der Jahresendreinigung zum Überwintern der Spritze.
Für Betriebe, die ihre Pflanzenschutzgeräte häufig reinigen müssen, ist das Phytobac-System deshalb eine
sinnvolle Ergänzung zur Feldreinigung.
Genau deshalb hat sich Olligs auf seinem Hof in der Nähe
von Neuss das Phytobac-System installieren lassen.
18
100 Hektar umfasst der Betrieb, die Familie bewirtschaftet ihn in der sechsten Generation. „Da weiß man, wie
wichtig Sorgfalt im Umgang mit Spritzgeräten und Pflanzenschutzmitteln ist.“
Denn wenn Restflüssigkeit bei nicht sachgemäßem Umgang ins Oberflächengewässer oder sogar ins Grundwasser gerät, kann sie dort großen Schaden anrichten.
Wer etwa einen großen Tropfen Pflanzenschutzmittel auf
den zulässigen Grenzwert des Trinkwassers verdünnen
möchte, braucht dazu eine riesige Menge Wasser.
Konkret ist das so viel, wie in einem Bach von zwei
Meter Breite, 50 Zentimeter Tiefe und zehn Kilometer
Länge enthalten ist: zehn Millionen Liter.
Punktquellen Heute weiß man auch: Über 60 Prozent
der Pflanzenschutzmittel-Einträge in Gewässer stammen
aus sogenannten Punktquellen. Und die lassen sich –
im Gegensatz zu Abdrift und Oberflächenabfluss – komplett verhindern. So kann es in der täglichen Eile immer
wieder passieren, dass beispielsweise beim Befüllen der
Spritze Pflanzenschutzmittel in die Umwelt gelangen:
etwa durch Schaumbildung oder durch schlichtes Verschütten, ganz zu schweigen vom Überlaufen des Tanks.
Hinzu kommt, dass so manches Mal die Kanister nicht
ausreichend gereinigt werden, und auch die Entsorgung
der Siegelfolie muss mit Sorgfalt geschehen, denn an ihr
Technik
haften Reste von Pflanzenschutzmitteln.
Hans-Joachim Duch, bei Bayer CropScience Deutschland
Experte für Applikationstechnik, Gewässer- und Anwenderschutz, kennt diese Gefahrenherde genau. Er betont:
„Als Hersteller von Pflanzenschutzmitteln sehen wir
es als unsere Verpflichtung an, den Umgang mit unseren
Produkten so einfach wie möglich zu gestalten und
Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt auszuschließen.“
Vor diesem Hintergrund entstand im Rahmen der
Bayer-Nachhaltigkeitsinitiative „Heute für morgen“ auch
das Phytobac-System.
Regenwasser im Einsatz Von dem sieht man auf dem
Damianshof zunächst mal nur eine große, wasserdichte Waschplatte. Hier wird das Spritzgerät befüllt und
gereinigt. Verwendet wird dabei ausschließlich Regenwasser. Und wenn ein paar Tropfen Pflanzenschutzmittel
danebengehen? „Kein Problem“, sagt Olligs, „die werden
aufgefangen und zusammen mit dem Reinigungswasser
in Puffertanks gesammelt.“ Anschließend wird es in einer
wasserdichten Wanne verregnet, die mit einer Mischung aus
Ackerboden vom Hof und etwas Strohhäcksel gefüllt ist.
Und hier geschieht die eigentliche Arbeit. Denn in dieser
Phytobac-Wanne machen sich die natürlich vorkommenden Mikroorganismen sofort daran, das vorhandene
Pflanzenschutzmittel abzubauen. Und das saubere Wasser? „Das verdunstet ganz einfach“, erklärt Olligs. Denn
über jedem Quadratmeter der Anlage verdunsten pro Jahr
rund 300 Liter Wasser. Wachsen dort Pflanzen, sind es
sogar 500 bis 600 Liter. Konkret bedeutet das: Die meisten Betriebe kommen mit einer Anlage zwischen fünf und
zehn Quadratmetern aus.
Auslandseinsatz In Frankreich werden derzeit bereits
rund 4500 Phytobac-Anlagen genutzt. Die Erfahrung
hat hier gezeigt, dass die Mikroorganismen eine ganz
bestimmte Umgebung brauchen, damit sie ihre Dienste
in vollem Umfang zur Wirkung kommen lassen können.
Deshalb misst ein Tensiometer die exakte Bodenfeuchte
im Phytobac-Behälter. Mit seiner Hilfe wird die Feuchtigkeit stets auf dem Niveau gehalten, auf dem sich die
Mikroorganismen so richtig wohlfühlen.
Dabei stellte sich auch heraus, dass sie nicht nur an
Pflanzenschutzmitteln interessiert sind. Selbst Ölrückstände aus Hydraulik oder Motor können sie abbauen.
„An sich könnten dadurch sogar die Kosten für den
Ölabscheider eingespart werden“, schildert Duch seine
Zukunftsvision. „Aber so weit sind wir leider noch nicht.“
Zum Ölabbau werden gerade umfangreiche Versuche
durchgeführt, und letztlich ist dann auch der Gesetzgeber
gefordert, der Entwicklung Rechnung zu tragen. Und was
geschieht mit dem Erdsubstrat aus dem Phytobac-Tank?
In Frankreich laufen die Systeme zum Teil schon über
zwölf Jahre, ohne dass das Substrat ausgewechselt wurde. Lediglich das Stroh muss regelmäßig ergänzt werden,
damit die Mikroorganismen eine Kohlenstoffquelle nutzen
können.
Modulares System Duch ist zuversichtlich, dass das
System auch in Deutschland Fuß fasst – selbst wenn
manche Landwirte vor der Investition zunächst zurückschrecken: „Deshalb haben wir Phytobac modular
aufgebaut“, sagt er. Denn viele der Systembestandteile,
etwa Tank oder Dach, besitzen Landwirte ohnehin schon
– oder sie können gut in Eigenregie hergestellt werden.
Dadurch ist es auch kleinen Betrieben im Obst- und
Weinbau leicht möglich, ein System zu installieren, das
Punkteinträge in Oberflächengewässer praktisch vollständig verhindert. „Denn wir sagen hier ganz klar: Alles kann
käuflich erworben werden, nichts muss.“
Regendach
Luftstrom
Verdunstung
Verrieselung
60 cm
Wie teuer ist so ein System?
Wenn bei einem Obst- oder Weinbaubetrieb
bis circa 2500 Liter Reinigungswasser anfal­
len, die mit PSM belastet sein können, reicht
eine kleine Komplettanlage für rund 8000
Eur0. Hinzu muss der Betreiber dann noch
die Kosten für die erforderliche Waschplatte
rechnen. Mit der niederländischen Firma
Beutech Agro gibt es einen Partner, der die
Anlagen schlüsselfertig errichtet.
Nähere Informationen zum Phytobac-System
finden Sie unter www.agrar.bayer.de oder
direkt bei www.beutech-agro.nl
60 cm
40 cm
Ackerboden
Wasserdichtes Betonbecken
Mikrobiologischer Abbau
Einfach und sicher Wasser aus dem Reinigungsprozess,
das in einem Tank gesammelt wird, fließt kontinuierlich
in ein wasserdichtes Betonbecken. Dessen Inhalt: belebter
Ackerboden und Strohhäcksel. Ein Tensiometer misst die
Bodenfeuchte und regelt automatisch die Wasserzufuhr.
So erhalten die im Boden befindlichen Mikroorganismen,
die Reste von Pflanzenschutzmitteln biologisch abbauen,
optimale Bedingungen. Das saubere Wasser verdunstet.
19
Die Pflanzenschützer
Was soll eigentlich Pflanzenschutz? Wem nützt das? Um das zu veranschaulichen, haben sich die
Verantwortlichen des Industrieverbands Agrar etwas einfallen lassen: die Aktion „Schau ins Feld!“
Fast 200 Landwirte und Weinbauern beteiligten sich 2015 daran, sie verzichten auf einem Teil ihrer
Felder auf Pflanzenschutz. Mit dabei: die Winzer Alexandra und Marco Becker aus Mainz
B
oah, das sieht ja krass aus! Kann der Opa da
nicht mal mulchen?“ Das hatten Manuel und
die Gleichaltrigen, die mit dem Neunjährigen in
den Weinberg gekommen waren, nicht erwartet.
Gras, Löwenzahn und Brennnesseln hatten sie zwar bei
vorangegangenen Besuchen im Wingert entdeckt. Aber
jetzt, Anfang Juli, standen Gras und Unkräuter auf einmal
einen satten Meter hoch und ragten direkt in die Rebstö­
cke hinein. Dass das nicht gerade gut für Reben und Trau­
ben ist, ahnten auch die Kinder.
Nachwuchswinzer Manuel nimmt am Projekt Kinder­
wingert teil. Das betreiben die Winzer Alexandra und
Marco Becker seit einigen Jahren. Das Ehepaar hat rund
120 Quadratmeter seiner insgesamt 20 Hektar Rebfläche
Informationen Zaungäste, die am Wingert
vorbeikommen, erfahren wichtige Fakten –
auch über die Bedeutung des Pflanzenschutzes
20
(200 000 Quadratmeter) in Mainz-Ebersheim für die Nachwuchswinzer reserviert. Durch Termine am Weinberg erleben die Kinder jeden Schritt der Weinentstehung mit:
vom Erziehungsschnitt bis zur Ernte und Verarbeitung der
Trauben. Der „Opa“, nach dem Manuel spontan mit der Aufforderung zum Mulchen gerufen hatte, ist Karlo Becker, der
Vater des studierten Weinbauern und Önologen Marco.
Der Seniorchef packt nach wie vor mit an auf den Rebflächen, „eine tragende Säule im Außenbetrieb“, nennt
Schwiegertochter Alexandra Becker ihn. Nur mit dem
Pflanzenschutz hat sich im Jahre 2015 in vier Rebstockreihen des Kinderwingerts niemand beschäftigt, so wollte es das Projekt „Schau ins Feld!“ vom Industrieverband
Agrar. Das hieß auch: kein Einsatz von Herbiziden zu Be-
Pflanzenschutz
ginn der Saison. Entsprechend waren das
Gras, der Löwenzahn und die Brennnesseln gewuchert, die Manuel im Juli sah.
Mit knapp 200 weiteren Landwirten nahmen die Beckers an der Aktion des Industrieverbands teil, die auf die Initiative
„Die Pflanzenschützer“ zurückgeht. Die
Idee dahinter: Spaziergängern entlang der
Felder und Weinberge sollte anschaulich
gezeigt werden, was Pflanzenschutzmittel
leisten. Dazu befanden sich alle unbehandelten Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft zu ganz normal bewirtschafteten
Feldern. „An keiner anderen Stelle kann
man den Nutzen von Pflanzenschutzmitteln so gut verdeutlichen wie auf den Feldern selbst“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar, Volker
Koch-Achelpöhler.
Viel Aufklärung Um der Bevölkerung
die Aktion zu erklären, produzierte der
Verband Informationsschilder. Eines mit
dem Titel „Ernte in Gefahr“ stand auch
im Kinderweinberg der Beckers; darauf
ist erklärt, warum die Unkräuter der Ernte zusetzen. Auch Joggern und Hunde­
besitzern fiel das ins Auge. Übrigens lernte
Manuel auf diese Art, dass sein gewünschtes „Mulchen durch Opa“ weniger Erfolg
gebracht hätte als ein Griff zur Hacke.
Was das Unkraut mit den Rebstöcken anstellt, erfuhr Manuel zwei Monate später
noch einmal eindrucksvoll: Die Traubenausbeute an den unbehandelten Reben
war etwa 60 Prozent geringer als die an
den normal bewirtschafteten. Hinzu kamen eine verringerte Zuckereinlagerung
sowie später Gärschwierigkeiten durch
fehlende Hefenährstoffe im Most. Ale­
xandra Becker kann sich sogar vorstellen, dass der Verlust noch größer ausfiele,
wenn die Reben über mehrere Jahre sich
selbst überlassen wären.
Wenige Winzer Froh war die rheinhessische Weinprinzessin der Saison
1999/2000 auch darüber, dass 2015
im Grunde ausschließlich das Unkraut
Probleme bereitete: „Wenn dann noch
ein Insekt wie der Traubenwickler dazukommt und wir nicht spritzen“, erklärt
Becker, „dann kann die Ernte auch ganz
ausfallen.“ Eine Vorstellung, die viele
Winzer und Obstbauern von der Teilnahme an „Schau ins Feld!“ abgeschreckt
haben dürfte. Der Grund: Sie bewirt-
Übernahme Wird ein Weinberg sich selbst überlassen, sieht es
schon nach kurzer Zeit aus wie auf dem Foto. Das Unkraut hat
sich breitgemacht und nimmt den Rebstöcken Nahrung und
Wasser. Das Ergebnis: Die Traubenernte der unbehandelten
Reben fällt deutlich geringer aus
21
Schau ins Feld! Winzerin
Alexandra Becker unterstützt die Aktion des
Industrieverbands Agrar
auf ihrem Weinberg
schaften empfindliche Dauerkulturen, die sie als langVorteil: Im Kinderwingert haben die Beckers Regent-Refristige Investitionen nur ungern sich selbst überlassen.
ben gepflanzt, die gegenüber Pilzkrankheiten als besonders
­widerstandsfähig gelten.
Kein Wunder also, dass die meisten Teilnehmer der Aktion
Derzeit erlebt Becker, dass das Thema Pflanzenschutz sehr
des Industrieverbands Getreidebauern waren.
aktuell in die öffentliche Wahrnehmung gerückt ist – allerDass die Beckers trotzdem mitmachten, hat einen einfachen Grund: „Wir fanden die Idee richtig gut“, sagt
dings nicht durch die Landwirtschaft. Es ist der BuchsbaumMarco Becker. „Viele Menschen wissen gar nicht mehr,
zünsler, der den Ruf nach Pflanzenschutzmitteln lauter werdass gesunde Lebensmittel und gut
den lässt. Seit der die Ziersträucher in
Privatgärten kahlfrisst, wenden sich
gewachsene Früchte nicht selbstverzunehmend Freunde und Bekannte
ständlich sind.“ Stattdessen seien es die
an die Beckers und fragen nach
Konsumenten gewohnt, dass
Spritzmitteln. „Viele werden vor
Vor einigen Jahren schätzten Agrarwissenschaftler
die Auslagen in den Superallem dann sensibilisiert, wenn
der
Humboldt-Universität
in
Berlin
den
Nutzen
des
märkten prall gefüllt seien.
sie im eigenen Garten betrofmodernen Pflanzenschutzes ab. Demnach helfen
Welche Arbeit sich aber dahinMittel
zur
Abwehr
von
Unkräutern,
Insekten
und
ter verberge, das wollten sie
fen sind“, vermutet Becker. Mit
Krankheitserregern, Ertragsverluste von 25 bis zu
durch das Projekt veranschauseiner Frau hat er beschlossen,
50
Prozent
zu
vermeiden.
Allein
der
Verzicht
auf
auch im kommenden Jahr wielichen. Die Teilnahme musste
Fungizide ließ die Erträge um rund zehn Prozent
allerdings gut überlegt sein.
der am Projekt „Schau ins Feld!“
schrumpfen, bei Kartoffeln sogar um mehr als
„Es war klar, dass das nicht
teilzunehmen. Und wer weiß, viel20 Prozent. Die Studie bezog sich vor allem auf
mit jeder x-beliebigen Rebe
leicht greifen dann ja noch weiteGetreide, Raps, Rüben und Kartoffeln.
geht“, betont der Winzer. Der
re Weinbauern diese Idee auf.
22
Nachrichten
Nachlese
Interessantes rund um den Weinbau
Bakterien beeinflussen den Geschmack
Möchte ein Winzer einen Wingert anlegen, sollte er sich zunächst den Boden genau
ansehen. Oder besser: ihn analysieren. Denn US-Forscher haben herausgefunden:
Die Bakterien, die im Boden eines Weinbergs vorkommen, siedeln auf die Pflanzen
über, beeinflussen deren Wachstum und den Geschmack der Trauben. Iratxe
Zarraonaindia und Jack Gilbert vom Argonne National Laboratory im USBundesstaat Illinois haben die Studie „The Soil Microbiome Influences
Grapevine-Associated Microbiota“ im Fachmagazin „mBio“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler haben Proben von Merlot-Rebstöcken gesammelt,
die in fünf verschiedenen Weinbergen auf Long Island wachsen. Die
Forscher analysierten das Erbgut und klärten so, welche Bakterien
jeweils im Boden, an den Wurzeln, den Blättern, Blüten und Trauben
der Rebstöcke vorkamen. Das Ergebnis: Im Boden unter den Rebstöcken fanden sie die gleichen Bakterien wie an den oberirdischen
Pflanzenteilen wie Blättern oder Trauben. Bislang waren Forscher
davon ausgegangen, dass Bakterien vorwiegend durch
Wind, Regen oder Insekten auf die oberirdischen Teile der
Weinstöcke gelangen.
Quelle: science.ORF.at
Roséweine bleiben weltweit im Trend
Der Trend hält an: Nicht nur bei den deutschen Ver­
brauchern seien Roséweine nach wie vor gefragt, auch
weltweit steige die Nachfrage, meldet das Deutsche
Weininstitut. Vor allem die Briten trinken mehr Roséwein
als je zuvor: Seit dem Jahr 2002 hat sich die Nachfrage
auf 1,4 Millionen Hektoliter nahezu verdreifacht. Insgesamt hätten die Verbraucher weltweit im Jahre 2013
gut 24 Millionen Hektoliter Rosé getrunken, das meldet
das Internationale Weinamt. Das sind fünf Millionen
Hektoliter mehr als noch im Jahr 2002. Spitzenreiter im
Rosé-Verbrauch ist Frankreich, dort konsumierten die
Impressum
für
1/2016 • Magazin
den modernen
Weinbau
1/2016 • Magazin
für
ist sexy
Wein
Vier junge Winzerinnen
12. Jahrgang
verzaubern ihre
den modernen
Weinbau
Fans
Wein ist sexy
Vier junge Winzerinnen
verzaubern ihre
Fans
Herausgeber:
Bayer CropScience
Deutschland GmbH
Redaktion:
Jürgen Decker,
Frank Kuhmann,
Elke Schrader,
Maike Thiemann, Sandra Nowak
Technik
Zum Fressen
Interview
Porträt
Schweißtreibend
dem
Unterwegs mit
er
Vertriebsberat
Ein alter Hut?
enschaften
Winzergenoss
in der Zukunft
Schweißtreibend
Bildnachweis nach Seiten:
Drei Elemente: 2, 3, 10-11, 23
Ingolf Zera: 1-3, 6-9, 12-17, 20-22
Bayer CropScience: 3, 18-19
Dominik Rossbach: 4
Verantwortlich für Gestaltung
und Produktion: Jürgen Decker
gern
Bakterien als
tzer
Gewässerschü
Porträt
Unterwegs mit
dem
Vertriebsberat
er
Verbraucher 8,9 Millionen Hektoliter, gefolgt von den
US-Amerikanern, die 2,9 Millionen Hektoliter nach­fragten. Platz drei belegt Deutschland mit mehr als
zwei Millionen Hektoliter Absatz an Roséweinen.
Das entspricht dem Deutschen Wein­institut zufolge
etwa zehn Prozent des gesamten Weinabsatzes.
Vor allem Weine heimischer Winzer seien gefragt.
Weltweit konsumierten die Verbraucher insgesamt
243 Millionen Hektoliter Wein, Rosé macht einen
Anteil von ungefähr zehn Prozent daran aus.
Quelle: Deutsches Weininstitut
Interview
Ein alter Hut?
Winzergenoss
enschaften
in der Zukunft
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Zum Fressen
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Bakterien als
Gewässerschü
tzer
Texte: Widera Kommunikation
Bloch 1, 53797 Lohmar
Schlussredaktion:
Wilm Steinhäuser, Ursula Junger, Felix Schön
Verantwortlich für den Inhalt:
Jürgen Decker, Frank Kuhmann, Tobias Bendig
Layout, Titelbild, Illustration, Litho:
Drei Elemente GmbH
Druck: Kunst- und Werbedruck, Bad Oeynhausen
Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt.
Um Belegexemplare wird gebeten.
Redaktionsanschrift
Bayer CropScience Deutschland GmbH
InnoVino, Kommunikation & Marketing-Service
Elisabeth-Selbert-Straße 4a, 40764 Langenfeld
Die in den Texten genannten Produkte sind
registrierte Marken der Bayer AG
Zukunftsgerichtete Aussagen
InnoVino enthält bestimmte in die Zukunft
gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen
Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung
der Bayer CropScience AG beruhen. Verschiedene
bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewiss­
heiten und andere Faktoren können dazu führen,
dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage,
die Entwicklung oder die Performance der Bayer
CropScience AG oder unserer Dachgesellschaft Bayer
AG wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen
ein, die in Berichten der Bayer AG an die Frankfurter
Wertpapierbörse sowie die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde (inkl. Form 20-F) beschrieben worden
sind. Weder die Bayer AG noch die Bayer CropScience
AG übernehmen die Verpflichtung, solche zukunfts­
gerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.
23
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Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett
und Produktinformationen lesen. Warnhinweise und -symbole beachten.
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