Una belezza senza fine- Roma
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Una belezza senza fine- Roma
Name: Philipp Behrendt E-Mail: [email protected] BA: Staatswissenschaften (Wiwi) & LLTP Una belezza senza fine- Roma Ich habe im Zeitraum vom 13.9.2015- 28.1.2016 ein Auslandssemester an der Universität „La Sapienza“ in Rom absolviert. Schon während des gesamten Bachelor Studiums reizte mich die Möglichkeit eines ERASMUS- Semesters. Da ich seit meinem zweiten Semester in Erfurt Italienisch lernte, fiel mir die Wahl bekanntlich leicht. Es sollte nach Italien gehen, genauer, in die ewige Stadt. Das notwendige Sprachniveau (B1), um an der Sapienza in Rom studieren zu können, erwarb ich in den Kursen des Sprachenzentrums und kann das jedem, der mit dem Gedanken „ERASMUS-Semester“ spielt, ans Herz legen. Dort habe ich neben der vielseitigen sprachlichen Vorbereitung- durch Kurse bei Frau Campi, Frau Palladino und Frau Palombavor allem Gleichgesinnte kennengelernt. Zwei dieser Freunde habe ich so auch bereits ein Semester vor meinem Start ins ERASMUS-Programm in deren Auslandssemester in Italien besucht und konnte so schon einmal einen Eindruck von der Atmosphäre gewinnen. Neben diesen Dingen gilt es natürlich auch, die offizielle Bewerbung abzugeben und dabei keine Frist zu versäumen. Zu empfehlen sind auf jeden Fall die zu Semesteranfang durchgeführten Informationsveranstaltungen des Internationalen Büros. Man findet sich aber auch gut auf der Homepage zurecht, um sich über notwendige Unterlagen (Beurteilung eines Dozenten, Beglaubigungen, etc.) zu informieren. Nach der Zusage seitens des Internationalen Büros (Ende Februar) musste ich noch die Zusage der Gasthochschule abwarten. In diesem Zusammenhang wurde ich Anfang April gebeten, einige Dokumente bis Mitte Juni online einzureichen (Transcript of Records, Sprachzertifikat, Learning Agreement, etc.). Die Erstellung des Learning Agreements stellte dabei eine erste kleinere Herausforderung dar. La Sapienza ist mit weit über 100.000 Studierenden eine riesige Bildungsinstitution mit einer Campus-Stadt und zahlreichen Fakultäten überall in Rom. Das Finden eines passenden Kurses gestaltet sich ohne vollständige Vorlesungsverzeichnisse -hängt von der jeweiligen Fakultät ab- als recht schwierig. Aus diesem Grund habe ich mir anhand der in Frage kommenden Studiengänge sowie deren Curricula mein Learning Agreement „gebastelt“. Wie sich herausstellte, sollte ich keinen einzigen der angegebenen Kurse belegen (später mehr dazu). Deswegen kann ich jedem nur empfehlen, sich zunächst einmal interessante Kurse rauszusuchen, das Ganze aber nicht auf die Goldwaage zu legen. Das Learning Agreement lässt sich zu Beginn ja noch ändern und das beste Gefühl, ob ein Kurs der richtige ist, bekommt man eben vor Ort. Um eine Anrechnung in Deutschland vorzunehmen, sollte man sich jedoch immer mit den verantwortlichen Personen in der Fakultät absprechen und auf mögliche Probleme hinweisen. In Rom angekommen habe ich zunächst meinen Koordinator, Roberto Fasano, besucht. Dieser hat sein Büro nicht auf dem Campus, sondern in der Via Salaria an der Fakultät für Politikwissenschaften, Kommunikation und Soziologie. Er hat mich freundlich empfangen, mir meinen Studentenausweis gegeben, meine Ankunft bestätigt und mir eine Hinweisbroschüre gegeben. Außerdem organisiert die Sapienza noch eine Welcome-Week mit umfangreichem Programm und Informationen zu jedwedem Thema. Des Weiteren kann während dieser Welcome Week der sog. Codice Fiscale beantragt werden. Dieser ist ein Art Steuercode, den man bei vielen Dingen angeben muss (Kauf einer Sim-Karte, Verschicken eines Paketes, Mensakarte und teilweise auch beim Kauf von Online-Tickets). So ganz hat sich mir die Bedeutung und Notwendigkeit des Codes nicht erschlossen. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich die Bürokratie Italiens unterschätzt habe. Ferner habe ich mich noch im European Student Network (ESN) registriert, die vor allem zu Beginn des Semesters zahlreiche Veranstaltungen organisieren. Das Lehrsystem, das ich in Rom kennengelernt habe, unterscheidet sich meiner Meinung nach fundamental von dem in Deutschland. Zunächst finden findet eine Veranstaltung viel häufiger innerhalb einer Woche statt (meistens 3mal). Dies liegt daran, dass die Vorlesungszeiten viel kürzer sind als in Deutschland und der Januar und Februar komplett für Prüfungen geblockt werden. Diese sind dann noch mal ein ganz eigenes Phänomen. Man muss sich online für eine Prüfung innerhalb eines gewissen Zeitraums anmelden und mit einer ausgedruckten Bestätigung zur Prüfung erscheinen. Sie sind gegliedert in 1. Apell und 2. Apell, an denen man nach Wahl teilnehmen kann, auch an beiden, sollte man beim ersten Mal durchfallen. Diese finden dann häufig mündlich statt. Manchmal ist es aber auch möglich, im Laufe des Semesters einen Vortest („Esonero“) zu machen und ein Teil des Prüfungsstoffes schon „abzuarbeiten“. Der Ablauf der Prüfung ist meiner Meinung nach recht unvorhersehbar und erschien mir recht improvisiert. So wurden in einem Kurs erst einmal alle Studierenden aufgerufen und nachdem klar war, wie viele es sind, verschwand der Professor für eine Stunde, um Kopien der Materialien anzufertigen. Von anderen Erasmus-Studierenden hörte ich, dass sie teils 6 Stunden warten mussten, bis sie endlich geprüft wurden. Auch das ist ein Grund, warum die Römer die Universität mal scherzend, mal entnervt la pazienza („die Geduld“) nennen. Doch dieses „casino“ (Chaos) übt einen in Gelassenheit und verlangt, dass man sich durchfragt, bis man sein Ziel erreicht. Weiterhin hatte ich das Gefühl, dass ein Teil der Kurse stark verschult war. Dies war auch ein Grund für die komplette Änderung meines Learning Agreements. Es kam vor, dass eine Professorin mit monotoner Stimme vorlas und alle Studierenden- auch weil es keinerlei Materialien gab- Wort für Wort mitschrieben. Zudem wurde ein von mir gewählter Kurs kurzfristig auf das nächste Semester verschoben. Weiterhin ist es schwer, alle Veranstaltungen zeitlich unter einen Hut zu bringen. Insgesamt empfehle ich jedem, zu Beginn der Vorlesungszeit möglichst viele Veranstaltungen zu besuchen, um einen Eindruck zu gewinnen und dann zu entscheiden. (Achtung: Auch der Start dieser variierte bei mir teils um bis zu 3 Wochen). Insbesondere die Sprache spielte da eine wichtige Rolle bei mir. Manchen Dozenten konnte ich besser folgen als anderen. Letztlich habe ich einen Kurs in Englisch, zwei in Italienisch und einen Sprachkurs absolviert. Dieser Sprachkurs im Umfang von 40 Stunden und für 3 ETCS gibt es für alle Austauschstudierenden. Ich kann diesen jedem ans Herz legen, da er zumindest bei mir sehr abwechslungsreich war und gerade auf Stilverbesserung Wert legte, da eine gewisse Alltagskommunikation vorausgesetzt wurde. Das Thema Unterkunft in Rom ist eine mehr oder weniger schwierige Frage. Da keine offiziellen Studentenwohnheime wie beispielsweise in Erfurt existieren und es lediglich Kooperationsunternehmen gibt, die ein Apartment vermieten, war für mich klar, dass ich die Entscheidung vor Ort treffen wollte. Also meldete ich mich kurz vor meiner Abreise auf diversen Webistes, die in Italien stark frequentiert- z.B. easystanza.it, portaportese, sind, an, erstellte ein Profil und verschickte anfragen. Zudem suchte ich in den Social Media erste Wohnungsbesichtigungen zu vereinbaren. Viele suchen auch in der Campusnähe. Dort gibt es unzählige Aushänge. Aufpassen sollte man dabei, ob es sich um ein Einzelzimmer (camera singola) oder ein geteiltes Zimmer (camera doppia) handelt und ferner, ob Nebenkosten (spese) inklusive oder exklusive sind. Ich buchte mir also ein Hostel für 5 Nächte und reiste nach Rom. Ziel war es, innerhalb dieser Zeit eine passende Unterkunft zu finden. Auch hier gilt es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Nach drei stressigen Tagen, einigen sprachlichen Barrieren und Wohnungen in desolaten Zuständen, hatte ich am vierten Tag zwei Zusagen. Ich entschied mich für ein schönes Zimmer in unmittelbarer Nähe zum Piazza Bologna und somit in 10- minütiger Entfernung zum Campus. Dies ermöglichte mir, den vollen U-Bahnen und Bussen während der Rushhour aus dem Weg zu gehen. Obgleich mein Vorgehen recht stressig war, würde ich es wieder so machen. In der Realität kann man Entfernungen, Bausubstanz und Atmosphäre viel besser einschätzen und teils wird man in Ecken geführt, die man sonst nie gesehen hätte. Die Preise in Rom sind die einer europäischen Millionenmetropole, auch wenn der Bauzustand das nicht immer rechtfertigt. Für ein Einzelzimmer in Uni-Nähe kann man von 400-500/550 Euro pro Monat rechnen. Zu dem kulturellen Leben und der Freizeit in Rom könnte ich ein Buch verfassen. Es ist unglaublich, sich für eine längere Zeit in der ewigen Stadt aufzuhalten. Man kommt sich vor wie in einem offenen Museum. Neben den zahlreichen Attraktionen gibt es auch viele geheime Ecken und Plätze, die sehenswert und nicht überlaufen sind. Einer meiner absoluten Lieblingsplätze ist das Bramante-Kloster, indem man im Torbogen des ehemaligen Klosters seinen caffè trinken kann. Auch der Orangengarten auf dem Aventin ist ein herrlicher Platz mit einem Wahnsinnspanorama. Zudem kommt die italienische Küche mit ihren Vorzügen, dem abendlichem Aperitivo und die offene italienische Art. Das alles macht Rom so aufregend und lebendig, wie ich es bisher nirgends erlebt habe. Insgesamt lohnt sich ein Auslandssemester in Rom auf alle Fälle. Die volle U-Bahn, der Lärm und das kleine Chaos an der Uni werden versüßt und kompensiert mit guter Küche, offener Art und einem Ambiente, das im Film nicht schöner sein könnte. Roma- L`unico grande amore- ci vediamo presto