Wodurch werden diese Muskelkrämpfe ausgelöst

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Wodurch werden diese Muskelkrämpfe ausgelöst
Wodurch werden diese Muskelkrämpfe ausgelöst?
Kurzantwort: Die nächtlichen Schmerzen in Verbindung mit den wiederkehrenden
Krämpfen lassen an eine Nervenirritation denken. Hier ist sicher eine exakte
Untersuchung und Abklärung angezeigt. Therapeutisch bietet sich bei einer derartigen
Nervenirritation eine Art Stufenprogramm an, welches individuell an Leiden, Verlauf
und klinisches Bild angepasst wird, meint Dr. med. Philipp Padel, Facharzt FMH für
Physikalische Medizin und Rehabilitation, spez. Schmerztherapie Rheumatologie,
Hirslanden-Klinik, St. Anna, Luzern.
Letztes Jahr traten bei mir (w, 66) Muskelkrämpfe im Bereich des linken Oberschenkels auf,
und zwar nach einer zirka zweistündigen Autofahrt von Interlaken nach Schwyz. Wegen des
grossen Verkehrsaufkommens war die Fahrt über den Brünigpass ein einziges «stop and
go». Zu Hause erlitt ich einen schmerzhaften Muskelkrampf. Inzwischen treten diese
Krämpfe auch nachts auf. Ich gehe einmal wöchentlich schwimmen und zweimal ins
Krafttraining. Erwähnen möchte ich noch, dass ich oberschenkelamputiert bin. Wodurch
wurden diese Muskelkrämpfe ausgelöst? Was kann man dagegen tun? M. K. in E.
Dr. med. Philipp Padel, Facharzt FMH für Physikalische Medizin und Rehabilitation,
speziell Schmerztherapie, Rheumatologie, Hirslanden-Klinik St. Anna, Luzern
Sicherlich mögen die beschriebenen Muskelkrämpfe durch die Belastung des «stop and go»
mitprovoziert worden sein. Bei Ihnen als trainierte Person, die nach rechtsseitiger
Beinamputation links mehr belastet, erwarte ich allerdings nicht derartig ausgeprägten
Muskelkater. Zudem verschwindet Muskelkater nach ein bis drei Tagen zuverlässig.
Die nächtlichen Schmerzen in Verbindung mit den wiederkehrenden Krämpfen lassen an
eine Nervenirritation denken. Hier ist sicher eine exakte Untersuchung und Abklärung
angezeigt. Therapeutisch bietet sich bei einer derartigen Nervenirritation eine Art
Stufenprogramm an, welches individuell an Leiden, Verlauf und klinisches Bild angepasst
wird.
Stufenprogramm
• Stufe 1 wären demnach Medikamente, die schmerzlindernd, abschwellend und
muskelentspannend wirken. In Kombination dazu helfen eine korrekte entlastende Lagerung
und, wenn die Schmerzen es zulassen, physiotherapeutische Massnahmen durch in diesem
Bereich gut qualifizierte Therapeuten.
• Stufe 2 wären gezielte schmerztherapeutische Interventionen. An erster Stelle sind dies
Spritzen mit abschwellenden und schmerzlindernden Substanzen, welche gezielt unter
Röntgenkontrollen an die Stellen gesetzt werden, wo der Nerv bedrängt und irritiert wird.
Dafür werden im Allgemeinen vorgängig MRI-Aufnahmen angefertigt.
• Stufe 3 und gemäss heutigen Vorstellungen Ultima Ratio sind Operationen, um die Nerven
zu entlasten, an Engstellen Platz zu schaffen und wenn nötig die Wirbelsäule zu
stabilisieren.
Schmerzhafte Arthrose
Denkbar, wenn auch besonders bei den Muskelkrämpfen weniger wahrscheinlich, sind vom
Knie- oder Hüftgelenk ausgehende Schmerzen, die nicht selten in den Oberschenkel
ausstrahlen und nach vermehrter Belastung (z. B. Autofahrt) auftreten können.
Hier helfen in der Diagnostik vor allem eine exakte körperliche Untersuchung und
konventionelle Röntgenbilder weiter. Im Falle einer derartig aktivierten schmerzhaften und
ausstrahlenden Arthrose können nebst Physiotherapie, Medikamenten und kühlenden
Wickeln entzündungshemmende und gelenkschmierende Substanzen, welche in das
betroffene Gelenk gespritzt werden, weiterhelfen.
Eventuell Gelenkersatz
Sollte damit keine befriedigende und anhaltende Erleichterung möglich werden, empfiehlt
sich heute der Gelenkersatz, mit im Allgemeinen ausgezeichneten Erfolgen.
In Ihrer Situation empfehle ich, einen Rheumatologen aufzusuchen. Er wird Sie qualifiziert
untersuchen, beraten, therapieren und gegebenenfalls weiterweisen können.
Dr. med. Philipp Padel, Luzern
Quelle: Neue Luzerner Zeitung vom 24.04.2008