Beate Hemmer
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Beate Hemmer
Ausstellungskatalog 1 Beate Hemmer anlässlich der Vernissage am 18. Januar 2011 haben gesponsert: ihre Gage: Gesang: Dr. Martina Schwerd am Klavier: Bernhard Kuffer Wein zur Vernissage von dem überregional bekannten Weingut J. Störrlein & Krenig, Randersacker Der Erlös des Bandes LeiseZeitlese - an der Information des (ZOM) erhältlich - und der Verkauf des ersten Bildes kommt dem Projekt: „Nachsorge Frühgeborener der Universitätskinderklinik“ des KIWANIS Club Würzburg-Mainfranken e.V. zugute. Bilderausstellung „außen und innen“ In der Magistrale des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) des Universitätsklinikums Würzburg Oberdürrbacher Str. 6 97080 Würzburg rund 40 Bilder in Ausstellung von November 2010 - Dezember 2011 3 Einführungsrede der Kunsthistorikerin Frau Dr. Eva-Suzanne Bayer Einführungsrede der Kunsthistorikerin Frau Dr. Eva-Suzanne Bayer zur Ausstellung “Außen und innen: Malerei von Beate Hemmer” am 18.1.2011 In der Magistrale des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) des Universitätsklinikums Würzburg Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Frau Hemmer, 3 die Farbe lebt in den Pigment- Öl- und Acrylgemälden der Würzburger Malerin Beate Hemmer. Sie pulst, atmet, vibriert, schwillt an wie ein mehrstimmiger Choral, versinkt in der Tiefe der Dunkelheit oder zerstiebt in strahlender Helle. Auf wenigen, das ganze Bildgeviert „all over“ überziehenden Farben überblendet sie langsam vom dunkelsten Skalenende einer Farbe bis zum Licht erfülltesten. Die Farbtemperaturen gleiten von der Wärme zur Kälte. Die Farben blühen auf und verlöschen, sie überlagern und trennen, sie überborden sich und lassen los. Heftige Kontraste grenzen selten aneinander. Nur verschiedene Grade der Lichthaltigkeit fließen ineinander über, branden auf und verschwinden. Linien, akkurate Formen und glatte Flächen tauchen so gut wie nie auf. Beate Hemmer ist eine Koloristin, wie sie im Lehrbuch steht: Farbtöne, Farbschwingungen, nuancierte Farbübergänge bestimmen ihre Gemälde. Selten gerinnt Farbe zur Gegenständlichkeit. Ein Frauenkörper, ein weibliches Gesicht, ein auf die Grundformen reduzierter Vogel. Natürlich können Sie sich in den Sog der Farbe einfach hineinfallen lassen und im Farbgewirk Dinge entdecken, die eigentlich aufs Erste gar nicht sichtbar sind: angedeutete Gesichter, Landschaftliches, Weltraumpanoramen, wie unter dem Mikroskop beobachtete Flechten, schrundige Baumrinden, Nebelschwaden, Gischt und Ornamente, die der Wind in Sanddünen gemalt hat. Doch während Sie entdecken, merken Sie genau: das Bild schärft und lenkt Ihren Blick auch in Ihr eigenes Inneres, auf den Punkt, an dem sich sinnliche Wahrnehmung und psychische, ja auch physische Reaktion auf diese Wahrnehmung begegnen. Farben stimulieren Wahrnehmungen und Gefühle. Farben wirken auf die Nerven des Betrachters und regen chemische Prozess im Hirn an. Das ist heute eine wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache. Doch zu Beginn des letzten Jahrhunderts war die Erkenntnis, Farben teilten sich- wie Musik- ohne Umweg über einen Gegenstand oder ein Motiv der sichtbaren Wirklichkeit dem emotionalen Resonanzraum des Betrachters mit, eine atemberaubende Entdeckung. Der russische Maler Wassily Kandinsky besuchte um die Jahrhundertwende in Moskau eine Ausstellung mit Gemälden des französischen Impressionisten Claude Monet. Am Eingang eines Raums blieb er fassungslos stehen: er sah ein Bild und war zutiefst berührt, obwohl er überhaupt nicht erkennen konnte, was es darstellte. Fast schockartig begriff er: Die „Seele“ oder das Gemüt, oder der Geist - oder wie immer man das nennen mag - reagiert beim Anblick der Farbe. Ein Gegenstand, ein realistisches Sujet, ist überhaupt nicht nötig. Diese Erkenntnis führte Kandinsky nur wenige Jahre später als Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München, aus der sich der „Blaue Reiter“ entwickelte, zur Abstraktion, zum ersten autonomen Bild, das, so sagte man damals, „das Geistige in der Kunst“ eingefangen habe. So heißt auch eine 1911 erschienene überaus folgenschwere Schrift Kandinskys, die den amerikanischen Abstrakten Expressionismus der Fünfziger und Sechziger Jahre stützte und die auch heute noch nicht seine Faszination für Künstler verloren hat. Heute ist, dank der Hirnforschung, das mit dem „Geistigen“ eine so diffizile Sache geworden, dass ich als Kunsthistorikerin mich eigentlich nicht darauf einlassen möchte. Als Geisteswissenschaftlerin bin es inzwischen gewöhnt, dass Naturwissenschaftler den Inhalt meines Faches in Frage stellen und alles mit Chemie erklären. Ich finde es aber einfach anregender, vom geistigen Gehalt der Bilder zu sprechen, als von den Produkten seiner neuronalen Aktivitäten. Kehren wir zu Beate Hemmer zurück. Sie ist keineswegs eine Künstlerin, die in ihrem Inneren wühlt und diese Innere zuerst der Leinwand und dann dem Betrachter mitteilt, der per se eigentlich erst mal gar nicht neugierig ist auf das Seeleninterieur einer ihm bis dato Unbekannten, was man ihm kaum verübeln kann. Beate Hemmer hat dieser Ausstellung mit rund 45 Gemälden schon den schönen Titel „Außen und innen“ gegeben und ich kann mir deshalb den ebenso grandiosen wie viel zitierten Satz des romantischen Malers Caspar David Friedrich nicht verkneifen. Er lautet: „Schließe Dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zu Tage, was du im Dunkeln gesehen, damit es fortwirke von Innen nach Außen“. Diesen Gestaltungsprozess verfolgt auch Beate Hemmer. Auch sie reflektiert das Gesehene mit Verstand und Gefühl, teilt der Leinwand ihre Reaktionen mit und gibt dem Betrachter die Möglichkeit, beim Anblick der Bilder selbst wiederum etwas zu empfinden. All ihre Bilder gehen von Gesehenem, Erlebtem, Erfahrenen, ganz konkret Wahrgenommenen aus. Ihre Bildtitel benennen den Entstehungsort: La Gomera, Würzburg, Würzburg/Bronnbach, einmal auch Mexiko, Murnau oder die kroatische Insel Cres. In La Gomera hält sie sich meistens einen Monat im Jahr auf, im Dezember/Januar, wenn es dort so recht unwirtlich, stür- misch, regnerisch, kurz touristenunfreundlich ist. Aber sie verbarkadiert sich nicht in ihrer Wohnküche, sondern geht hinaus in den Nebel, zu den sturmgepeitschten Olivenhainen und den mit Flechten bewachsenen Bäumen, deren Bärte vor Feuchtigkeit triefen, zum schäumenden Meer, zu den schwarzen Vulkansteinen und den rostroten Erden. Beate Hemmer sucht dort gegenüber den losgelassenen Elementen keineswegs nur Atmosphäre, Stimmung oder gar- bewahre!- malerisch Pittoreskes. Sie sammelt vielmehr Erden, Sand, kleinste Partikel, die sie zu Pigmenten reibt, sie mit Wasser versetzt und mit Binder in eine mehr oder weniger verfestigte Flüssigkeit verwandelt, mit der sie malen kann. Ihre Farben sind also ein Extrakt ihres jeweiligen Umfelds. Mit diesen Naturfarben kann sie Partien ihres Bildes so dick und dicht gestalten, dass die Farbmaterie Blasen wirft. Sie kann sie aber auch verdünnen fast bis zum Hauch und ein großformatiges Bild entstehen lassen, das aussieht wie ein Aquarell, in dem die Farben lasieren oder lavieren, ineinander verfließen, sich in winzigen Farbübergängen überlagen oder unterwandern. An dünn beschichteten Stellen strukturiert der Bildträger Leinen die zarte Farbe. Nicht nur die Reaktion der Künstlerin auf äußere Eindrücke fließt in diese Gemälde ein, auch ihre Bewegungen, ihre Choreographie beim Malakt. Beate Hemmer malt häufig auf die am Boden liegende Leinwand, bewegt sich um sie herum und traktiert, streichelt, modelliert, klopft, ritzt die haptische Farbmasse mit Pinsel, Hölzchen, Spachtel oder mit den Händen. Den Rhythmus eines Bildes zu skandieren, hat sie beim Holzschnitt, beim Schnitzen des Holzstocks gelernt, eine weiteres wichtiges Arbeitsfeld, von dem Sie aber heute nichts sehen. Die körperlich Kraft des Schnitzens geht auch in ihre Gemälde ein. So gelingt ihr der Spagat zwischen Energie und Leichtigkeit, Transparenz und Dichte, Bewegung und Stille. 6 7 Die Serie von kleinen Bildern, die am dünnen Draht aneinander hängen und wie ein Mobile vor der Wand tanzen, sind- man wagt es kaum zu sagen- „Abfallprodukte“, d.h. Flächen, auf denen sie die Reste ihrer HKS-Farbe, einer zähen Farbmasse für den Hochdruck, abstreifte und das Ergebnis einfach zu schön zu Wegwerfen fand. Da ist sie weder die Erste noch die Einzige. Vor einiger Zeit zeigte die Schirn-Kunsthalle in Frankfurt die Ausstellung „Entdeckung der Abstraktion - Turner, Hugo, Moreau“ und präsentierte darin u.a. Mallappen, Aquarellpaletten, Farbprobeskizzen der Künstler, die so en passant entstanden, und völlig unabsichtlich ein Vorstoß in neue ästhetische Wirkungszonen wurden. Das sie mit der Mimesis, der Nachahmung der Wirklichkeit, überhaupt nichts zu tun haben, werden sie, selbst Ungegenständliches zeigend, selbst zum Gegenstand, zu einer Bereicherung unserer Objektwelt. ( Früher bildete ein Bild Wirklichkeit ab= Wiederholung der Realität auf illusionistischer Ebene. Blödsinn seit Erfindung der Fotografie. Dinge: von der Natur, von Menschen gemacht. Neue Kunst: Künstler wiederholte nicht die Realität, sondern das Werk ist ein vom Künstler neu geschaffenes Ding der Wirklichkeit.). Beate Hemmer ist keine selbstherrliche Dompteuse ihrer Bilder. Sie zwingt ihnen keine Formen auf, sondern lässt viel geschehen. Rinnsale bilden sich, Flecken entstehen, Farbübergänge fließen ineinander, Tropfen perlen, seltsame Lichtadern brechen auf, in denen Helligkeit gestaut wird oder aber die Komplementärfarbe (das Grün zu Rot, das Gelb zu Blau) den Bildcharakter abrupt wandelt. „Gesteuerter Zufall“ – ein Begriff, der bei Naturwissenschaftler und Philosophen eine geistige Gänsehaut auslöst- nannten die gestischen Maler der deutschen Künstlergemeinschaft „Quadriga“ zu Beginn der Fünfziger Jahre den behutsamen Eingriff des Malers in den durch seine eigene Materialität bedingten Farbfluss und die dezente Kontrolle der Fließrichtungen durch den Künstler, der, ganz anders als Kandinsky, sich nicht länger als Herr und Herrscher seines Werkes verstand, sondern als Beobachter die Dinge geschehen ließen. „Passive Aktivität“, „demütige Korrektur“ könnte man diese Haltung auch nennen. Sie leitet Prozesse ein, reguliert aber nicht ihren Verlauf und lässt sich von den Reaktionen und dem spezifischen Verhalten der Werkmaterialen überraschen. Oft lässt sich Beate Hemmer auch vom Format einer Leinwand oder eines Bildkastens inspirieren. Sie wählt gern das Quadrat, das Ausgewogenheit, Neutralität, Harmonie, Gleichmaß oder im Sinne des österreichischen Schriftstellers Peter Handke „Gleich- Gültigkeit“ assoziieren lässt und zieht Farbe oft über die Ränder, um die suggerierte Raumhaltigkeit ihrer Bilder in den realen Raum hineinsickern zu lassen. Oder sie entscheidet sich für ein extremes Hochformat, das eigentlich der Ganzfigur entspricht, sich in den sphärischen Farbklängen Hemmers aber wie einen Schlitz in der harten Realität öffnet und den Blick hinauslässt in eine geheimnisvoll amorphe, lichtmodulierte Welt. Auf einem dieser extremen Hochformate, 2007 auf La Gomera und 2010 in Würzburg, tritt Ihnen in reinem schwarz- weiß und fast in EINEM gestischen Pinselzug entworfen, eine- ich lasse mich einmal unverkrampft von Beate Hemmers Aufforderung zur freien Assoziation leiten- eine weibliche Figur mit – zugegeben- etwas kurzen Beinen und in heftigem Kontrapost entgegen, sichtlich keine wohlproportionierte klassische „Venus“, sondern eher eine paläontologische „Venus von Willendorf“ mit mächtigem Busen und ausladend geschwungenen Hüften.( Sie müssen nicht das Gleiche sehen: der Betrachter ist frei in der heutigen Kunst!). Dieses Bild ist eine Zäsur und Kehrwendung zum Linienstakkato, zum Bildrhythmus, zur Struktur. In den anderen Bildern von 2007 tauchen nun plötzlich im türkisfarbenen Grundton purpurne Zellen, akzentuierte Konturen, eckige, oft kurze, schnell die Richtung wechselnde Linien auf, die sich zu grafischen Kürzeln emanzipieren, die gleitende Farbe marmorieren und griffige Farbparzellen herausstanzen. Von hier ist es nur ein Schritt zu den Frauenköpfen 2009/10.. Die Köpfe, zwar in oberen Bildbereich platziert, aber ohne folgerichtige Körperlichkeit, scheinen sich aus amorphen Farbzellen zu manifestieren oder im geheimnisvollen Leuchten warm oder kalt temperierter Lichtinseln zu versinken. Abstraktes materialisiert sich zu Konkretem, Konkretes löst sich im Abstrakten auf ;das „Faktische“ kann also Ausgangspunkt oder Ergebnis eines langen Malprozesses sein. Induktiv oder deduktiv: Beate Hemmer kennt beide Wege der Bildfindung. Für viele Ansätze offen, sich in vielen Bereichen erprobend, neugierig nach Neuem und Ungewohnten, so kristallisiert sich Beate Hemmer auch aus ihrer Biographie. Sprachlich und künstlerisch begabt, unterwarf sie den Wildwuchs der Talente zuerst einer strengen Disziplin und studierte Jura, unter anderem in Genf. Gleichzeitig schulte sie sich in der Malerei und nahm nach dem zweiten juristischen Staatsexamen Unterricht in Würzburg bei den großen Menschenschilderern Dieter und Peter Stein und dem Landschaftsmaler Thomas Wachter. Sie studierte in Salzburg bei Prof. Jacobo Borges, lernte die Technik des Holzschnitts bei Jo Bukowsky in Bad Reichenhall und das Radieren bei Melissa Mayer- Galbraith in Bad Reichenhall und München. Doch allein das stille Atelier, das sich in Würzburg oder auf den Kanaren befinden kann, genügten ihr seit 1996 nicht. Sie will sich nicht im selbstverliebten Schaffesrausch verlieren, sondern auch Kreativität in anderen Menschen wecken, getreu dem Beuys´schen Grundsatz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ oder kann es unter der richtigen Anleitung werden. 1998 begann sie als „Art- Director“ bei der Hemmer/ Wüst Verlags GmbH und gestaltete dort Bücher und Zeitschriften. Seit sieben Jahren leitet sie Team- und Kreativtrainings für Firmen und weckt in Workshops mit einer Verbindung aus Tanz, Bewegung und Malen in isolierten Schreibtischtätern den kreativen Gemeinschaftssinn. Bis 65 Teilnehmer schult sie in Kursen „Das dynamische Kunstwerk im Team“. Sie stellte u.a. in Tegernsee und Heilbronn, in Gießen, Würzburg und Berlin aus. Doch wie Sie auch in dieser Ausstellung sehen: die Künstlerin ist nicht nur Malerin, sondern schreibt auch Gedichte. Wort und Bild ergänzen sich und auch hier geht immer der Weg vom geschauten Außen zum erlebenden Inneren. Seit diesem Jahr ist sie auch Autorin der Frankfurter Bibliothek in dem Editionsprojekt Standartwerk neuer Lyrik. Eines ihrer Gedichte, entstanden 2009, möchte ich Ihnen zitieren: 8 Es heißt WORTE Worte sind wie Tunnel,. Sie bohren sich hindurch, Ohne rechts und links -wenn wir ihnen glauben. Worte sind Spiegel. Sie spiegeln alles - nur nicht die Wirklichkeit. Worte können Brücken sein, wenn sie die Kluft überwinden, wenn sie zusammenführen, wenn sie Unbewusstes bewusst machen. Dasselbe gilt natürlich für BILDER. 9 Sie können schauen, was die Bilder für Sie sind, Tunnel, Spiegel oder Brücken. Beim Durchschreiten der Tunnel, die immer wieder ins Licht führen, bei der Begegnung mit Spiegeln, die die Welt nachbuchstabieren, aber doch umdrehen, bei der Überquerung von Brücken, die mittels Bilder Menschen zueinander führen wünsche ich viel Entdeckungslust und Erkenntnis. 18. Januar 2011, Eva-Suzanne Bayer 10 Zweiteilig, La Gomera 2009, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen, je 150 x 150 cm Bild-Nr: 1 + 2 Der Baum Ich stelle mir vor, ein Baum zu sein, ein alter verknorrter Olivenbaum, - Jahrhunderte schon alt. Müde von einem trockenen langen Sommer, sind meine Blätter gelb von der Erde, vom Dreck der Tiere, die sich im Schatten meiner Blätter ausruhen. Ein grauer Tag, die Wolken indigoschwarz senken sich herab, der Horizont verschwindet. 11 Strecke meine Arme weit in den Regen, genieße seine Liebkosungen, wie er die Spuren des Sommers von meinen Blättern massiert. Strecke meine Arme weit in die Landschaft, bereit jedes Licht aufzusaugen, zu filtern, zu speichern, - bereit für die Dunkelheit, - für die Ruhe und für einen kraftvollen Frühling. Loutro, Oktober 2009 14 Würzburg 2000, Öl auf handgrundiertem Leinen - 150 x 150 cm Bild-Nr: 5 Sternschnuppe: Sei mal ehrlich: wir hätten es gern angenehm, bequem und sicher, wären gerne geliebt und geschätzt, erfolgreich und wohlhabend, gesund und schön... 15 Wie fühlen wir uns auf der Reise, wenn diese Wünsche uns navigieren? Hungrig, getrieben, aufgerieben, und in der Illusion des Steuerns? Warum nicht reisen, um einfach die Kunst des Navigierens zu lernen? Was könnten wir auf dieser Reise erleben? Den Geschmack von Menschlichkeit und Güte, den Duft von Freiheit? Geschenke für den Mut, ALLES zu spüren, Angst und Vertrauen, Schmerz und Freude - bis zur Sternschnuppe? Kreta, 17.08.2010 16 Bild-Nr: 6 Korsika 2004, Acryl/Pigmente auf Leinen, 180 x 200 cm 17 Cran Canaria 2005, Acryl / Pigmente auf Holzkasten - je 35 x 35 cm Bild-Nr: 10/11/12 18 Cres 2001, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 120 x 100 cm Bild-Nr: 9 FRAGEN ich lausche meinem Herzschlag und betrachte das Strickmuster, das sich durch mein Leben fädelt. Spüre in mir eine starke Kraft, die Richtung wissend, sucht sie ihren Ausdruck. Warum werfe ich mein Fragen nicht hinaus in den Wind und lasse ihn die Antworten weben? 19 Um ALL das zu leben, was mir zurückgeworfen wird, brauche ich sie, - meine Kraft. La Gomera 13.12.09 20 Murnau 2002, Pigmentschichten auf Leinen - 130 x 180 cm Bild-Nr: 13 21 La Gomera 2003, Acryl / Pigmente auf Leinen, 150 x 135 cm Bild-Nr: 14 22 La Gomera 2009, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 150 x 150 cm Bild-Nr: 15 Würzburg/Bronnbach 2010, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 150 x 50 cm Bild-Nr: 31/32 24 (Privatbesitz) Würzburg 2006, Acryl / Pigmente auf Leinen - je 60 x 60 cm Bild-Nr: 16 + 17 25 Würzburg 2010, Pigmente auf Leinen - 60 x 60 cm Bild-Nr: 30 GEDANKEN oder Spiel mit ihrer Energie Die Brandung in den Ohren, Erschöpft von diesem Spiel, lausche ich meinen Gedanken: segle ich weit nach oben, beobachte alles, Jede Welle bauscht sich auf das Meer, und fällt tosend in sich zusammen, die Landkarte, - welches Spektakel, aus der heraus jede Bewegung in mein - welche Dramaturgie. Auge springt, die Farben der Strömungen Eine Möwe segelt über sie hinweg, in denen ich gleite, in Berührung mit der von ihr erzeugten aufwärts ins Orange, Energie, hinab in helles Grau. mit den Regenbogenfarben in jedem Tropfen. Noch schwebender Vogel bin, erfaßt mich schon die Schwerkraft, Noch segelt sie auf dem Wellenkamm, die Sehnsucht, gleitet hinab in die Strömung, ein Erdwesen sein zu dürfen, vorwärts gedrängter Luft, ein Wesen, diese verdichtet sich schon und das die Weite sich erhält. leitet sie hinaus über den explodierenden Meeresschaum. Gomera, Dezember 2010 26 27 La Gomera 2007, Acryl / Mischtechnik auf Leinen - 100 x 100 cm Bild-Nr: 18 28 La Gomera 2007, Acryl / Pigmente auf Leinen, 145 x 145 cm Bild-Nr: 19 29 La Gomera 2006, Acryl, Tonerde auf Leinen - je 153 x 40 cm Bild-Nr: 20/21 30 Bild-Nr: 22 La Gomera 2009, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 150 x 150 cm 31 Bronnbach/Würzburg 2006, Pigmente auf Leinen - 60 x 60 cm Bild-Nr: 23 Der Stein Am Rande liegt er da, Er splittert, - der STEIN, er ächzt schwerfällig, und er rollt, kantig und rauh. mal unten, mal oben, Ruhend träumt er von der großen Reise geschmeidig bald, ins Meer und rund - und setzt Moos an. und glatt. Unwetter, Überall sind sie, Steinschlag, die Schläge der anderen, er rollt hinein - unglaublich, - in den Fluss. ... es Liebkosungen sind. Wo ist unten, wo ist oben, überall sind sie, - die Schläge der anderen. Beate Hemmer, Kreta, Juni 2008 publiziert in dem Jahrbuch für das Neue Gedicht 2011 (Frankfurter Bibliothek) Brentano-Gesellschaft 32 33 La Gomera 2009, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 150 x 150 cm Bild-Nr: 24 34 La Gomera 2007, Acryl / Tonerde auf Leinen - 150 x 150 cm Bild-Nr: 25 35 Mexiko 2003, Acryl, Pigmente auf Leinen - 100 x 100 cm Bild-Nr: 26 Bild-Nr: 27 Bild-Nr: 28 Würzburg/Bronnbach 2009, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 150 x 50 cm Würzburg 2010, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen,150 x 50 cm La Gomera 2007, Acryl auf Leinen - je 185 x 47 cm Bild-Nr: 7 + 3 + 8 Bild-Nr: 4 La Gomera 2007, Acryl auf Leinen 185 x 47 cm Bild-Nr: 29 Würzburg 2010, Pigmente/Mischtechnik auf Leinen - 187 x 48 cm zeitlos? Übermütig erprobt das Mädchen mit den Wellen - seine Kraft. Mutig probt es im Boot des Mannes - die Liebe. Selbstbewußt navigiert die Frau ihr Boot - in der strömenden Zeit. Das Boot läuft auf, das Wasser davon, die Zeit steht. Im JETZT ist sie, ohne Boot, bodenlos getragen im Auf und Ab zwischen Angst und Vertrauen, im Wasser. Sri Lanka, Februar 2011 Bild-Nr: 33 - 36 Bild-Nr: 37 - 40 Impressum Herausgeber: hemmer-design Beate Hemmer / Irene Köhler Text & Bilder: Beate Hemmer Idee: Beate Hemmer / Irene Köhler Layout: Beate Hemmer / Irene Köhler Druck: hemmer-design Mergentheimer Str. 44 97082 Würzburg fon: 09 31/79 78 2-37 mail: [email protected] mail: [email protected] www.hemmer-art.de