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> Test
Multiple Tasking: Ob Trailride, Tour oder Bikepark –
die 2011er-Superenduros scheinen zu jeder Schandtat
bereit. Wir testeten die neue Bike-Klasse im TrailParadies Finale Ligure.
FREERIDE 2/11
50
TEXT Dimitri Lehner Fotos Lars Scharl (Action), Daniel Simon (Produkte)
V
or kurzem war die Bike-Welt noch leicht zu
verstehen: Es gab Enduros (leicht, straff),
Freerider (schwer, soft) und Big Bikes (richtig
schwer, richtig soft). Doch dieses Weltbild scheint seit
der Eurobike-Messe 2010 aus den Angeln gehoben.
Plötzlich schieben die Hersteller Bikes an den Start, die
leicht und federwegsgewaltig sind. 180er-Federwege
fand man früher nur an Freeridern. Und Gewichte
unter 15 Kilo nur an Enduros. Die Extrem-Enduros,
oder wie man die Burschen auch immer nennen will,
sind nicht nur eine neue Bike-Klasse, sie nähern sich
auch dem Ideal des „one bike 4 all“: Mit ihnen kann
man Stunts wagen, im Bikepark auch die fetten Drops
mitnehmen, aber gleichzeitig auf Shuttles und Bergbahnen verzichten – denn die Bikes kurbeln auch
willig bergauf. Kurzum: Wir sind begeistert, auf solche
Bikes haben wir schon lange gewartet.
Testen: wie, was, wo?
Sie sind federwegsstark wie nie zuvor,
hart im Nehmen und
gleichzeitig leicht
und tourentauglich:
Aus Super-Enduros
sind „Extrem-Enduros“ geworden.
2011 ist das Jahr der
Generation X.
Um die Bikes besser vergleichen zu können und uns
lästige Pannen zu ersparen, haben wir wieder einen
Einheitsreifen gewählt, den Onza „Ibex DH 2,4“.
Dagegen ist es uns nicht gelungen, die Preisklasse
wirklich einzugrenzen. Trek, Liteville und Intense
sprengten unser ursprüngliches Preislimit. Dennoch
wollten wir euch diese Bikes nicht vorenthalten. Wir
testeten hauptsächlich auf dem anspruchsvollen Trail
„Madonna della Guardia“ in Finale Ligure, der teilweise so ruppig ist, dass man ihn auch gerne mit einem
Downhiller fahren würde. Hier ermittelten wir ein
Downhill-Ranking, das bei der Bewertung im Mittelpunkt stand – schließlich zählt vor allem der Fahrspaß
bergab. Sechs Tester erstellten ihre Ranglisten und
gaben die Fahreindrücke zu Protokoll, die wir dann
mittelten und in die Sternchenbewertung einfließen
ließen. Dennoch achteten wir auch auf eine gute
Ausstattung und bewerteten die Toureneignung. Ein
Muss bei dieser Bike-Klasse ist die verstellbare Sattelstütze. Sie hebt den Fahrspaß enorm. Sehr sinnvoll
für lange Uphills, aber auch Geradeaus-Blockern sind
außerdem absenkbare Gabeln und Dämpfer mit AntiWipp-Schaltern.
Charakterschwächen
Der Test hat gezeigt, dass sich in dieser Klasse Bikes
mit ganz unterschiedlichem Gesicht tummeln. Um
individuell das richtige Bike zu finden, muss man
also auf den Charakter des Modells achten und ihn
mit den eigenen Wünschen und dem Einsatzzweck
abgleichen. Drei Beispiele: Wer in erster Linie Freeride-Touren fährt, Trails in den Bergen sucht und
nur ab und an fiese Downhills hinunterscheucht,
findet im leichten Scott einen passenden Partner. Bei
wem dagegen Fahrsicherheit, Komfort und ein super
Handling im Lastenheft oben stehen, der kommt am
Canyon nicht vorbei. Und Sparfüchse, die in erster
Linie auf die Kohle achten müssen, finden bei YT ein
unschlagbares Angebot, das sich vor der teureren
Konkurrenz nicht zu verstrecken braucht.
Übrigens: Weitere spannende Modelle findet ihr im
Enduro-Test der aktuellen Ausgabe unseres Schwestermagazins BIKE (6/2011).
FREERIDE 2/11
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> test
Ein Bike für alles? Mit den neuen Superenduros rücken wir dem Ideal schon
sehr nahe. Die Kompromisse werden immer kleiner.
Set-up leicht gemacht:
Tipps als Gabelaufdruck.
Après-Bike: Siebenmal die Teststrecke „Madonna della Guardia“ runtergeknüppelt,
da haben wir uns den Spritz redlich verdient. Doch was ist mit meiner Nase los?
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Ga
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Lau
fer 4
mp
1. Canyon / Intense
15,8 kg 3892 g
607 g
4306 g 2495 g
15,9 kg
3132 g
493 g
5129 g
16,9 kg 3412 g
991 g
6289 g 2275 g
15,7 kg 3522 g
279 g
5080 g 2454 g
2393 g
3. Rotwild
4. Liteville
5. Votec
6. YT / Bergamont
7. Rose / Specialized
14,7 kg 2883 g
510 g
4737 g 2859 g
Top 3 - park
14,6 kg 3045 g
508 g
4726 g 2113 g
1. Intense
14,9 kg 3032 g
493 g
4670 g 2497 g
2. Votec
14,8 kg 3269 g
343 g
4672 g 2433 g
3. Canyon
14,4 kg 2757 g
621 g
4567 g 2386 g
3298 g
488 g
4493 g 2650 g
Top 3 - tour
14,8 kg 3175 g
375 g
4704 g 2134 g
1. Scott
16,1 kg 3778 g
624 g
4822 g 2187 g
2. Rotwild
522 g
4451 g 2150 g
3. Trek
15 kg
15 kg
3438 g
¹ FREERIDE-Messung
² ohne Pedale
3
ohne Dämpfer
4
mit Schrauben
5
mit Reifen und Kassette
FREERIDE 2/11
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Top 8 - DH
Dä
³
en
hm
Ra
Ko
m
ple
tt²
die gewichtstabelle¹
Bergamont
Canyon
Intense
Kona
Liteville
Mondraker
Rose
Rotwild
Scott
Specialized
Trek
Votec
YT
Und schnell wieder hoch: Der ShuttleService in Finale ist perfekt organisiert.
grün: niedrigster Wert
rot: höchster Wert
Die üppigen Federwege machen’s möglich: Mit den langhubigen Super­
enduros kann man die Chickenline getrost vergessen. Hurra!
Tester Julian Mothes verpasst sich die tägliche Flow-Dosis
im legendären „H-Trail“ – schon wieder auf dem Canyon.
Ganz wichtig: Federung
vorher abstimmen!
Grosskaliber
„Radikal gedacht, neu gemacht“, so übertitelt die Hamburger Bike-Schmiede Bergamont ihren neuen Kinematik-Ansatz. Viel
wurde gegrübelt, getüftelt und entworfen, bis die neuen Ideen produktionsfertig waren. Es gab sogar gerichtliche Auseinandersetzungen mit Kinematik-Papst Dave Weagle aus den USA. Der sah Patentverletzungen in dem bergamontschen
„Coax Pivot System“, einer konzentrisch um die Hinterradachse positionierten Schwingenlagerung. Sie soll Federung
und Bremsen entkoppeln, ein Problem, mit dem die Vorläufermodelle des „Big Air“ zu kämpfen hatten. Damals
versuchte man dem Problem mit einer Bremsmomentabstützung beizukommen. Auch neu: die starke Hydroformierung
des Rahmens. Für einen coolen Look haben die Hamburger ihre Rohre kräftig durch die Ölpresse gejagt. Heraus kam
ein zeitgemäßes Rahmendesign im martialischen Gravity-Look. Passend dazu: die Oversize-Lager und die wuchtige
Wippe des Hinterbaus. All das drückt allerdings etwas auf die Waage und ergibt das höchste Rahmengewicht im
Test (3892 Gramm). Neben dem schicken Rahmen fällt auch die tadellose Ausstattung auf. Da ist alles dran, was man
braucht und mag: Hochwertige Laufräder, die manuelle Crankbrothers-„Joplin“-Hydraulik-Stütze für eine
schnelle Sattelhöhenverstellung und die kompakte Getriebekurbel „Hammerschmidt“. Sie generiert
bei dem hohen Tretlager (370 Millimeter) schon eine fast monstertruckartige Bodenfreiheit.
Oder die hochwertigen Federelemente: Die Fox „36 Talas RC2“ lässt sich für angenehmeres
Bergaufstrampeln von 180 auf 140 Millimeter absenken. Im Heck arbeitet der übergroße
Rock Shox „Vivid Air R2C“, ausgerüstet mit allen Einstell-Raffinessen. Er stellt 185
Millimeter Federweg bereit. Damit gehört das Bergamont zu den Federwegsgroßkalibern im Testfeld. Das spürt man auf dem Trail: Besonders wenn’s rumpelig
und bockig wird, gibt das potente Fahrwerk des Bergamont viel Sicherheit und
Fahrkomfort. Bremsstempeln? Fehlanzeige. Der breite Lenker (740 Millimeter)
und die kräftige „X.O“-Bremsanlage mit großen 203er-Scheiben unterstützen das
Gefühl, jederzeit volle Kontrolle zu haben. Damit gehört das Bergamont ganz klar
zur Riege der Bergabbolzer, allerdings reicht es nicht ganz an die Spitzengruppe
ran. Rotwild, Canyon oder Liteville haben uns da noch besser gefallen und in der
Downhill-Wertung mehr Punkte eingeheimst. Angenehm: die Sitzposition und das
Handling. Kritikpunkt: bei Geländesprüngen und Drops wirkt das Bergamont leicht
hecklastig. Das liegt wahrscheinlich an den dicken Lagern, der Getriebekurbel und der
etwas hohen Front. Die lässt in Verbindung mit einer fehlende Gabelabsenkung und
dem stattlichen Gewicht Uphills zum Workout werden.
Fazit: Das neue „Big Air“ ist durchdacht ausgestattet und mit dem
Hydroforming-Rahmen ein wirklicher Hingucker. Das potente Fahrwerk gibt
Fahrsicherheit und Komfort, selbst auf heftigen Trails.
Bergamont >Big Air MGN
Neuentwicklung: 2011 präsentiert Bergamont eine völlig
neue Hinterbau-Kinematik, die
das Heck von Bremseinflüssen
entkoppelt und ohne Gimmicks wie
Bremsmoment­abstützungen auskommt.
75 Kilo)
uckstufe: plus 6 Klicks,
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
tufe plus 6 Klicks*, Low-Speed-Dr
en wir mit 60 psi befüllt. Zugs
g-Stroke-Zugstufe, 2 Klicks
nnin
Gabel: Die „36 Talas RC2“ fuhr
für 30 % SAG, plus 5 Klicks Begi
Dämpfer: Mit 170 psi befüllt
High-Speed-Druckstufe: offen.
.
offen
tufe
ucks
d-Dr
Ending-Stroke-Zugstufe, Low-Spee
dämpft ausgehend)
(*immer von offen/schnell/unge
herstellerangaben vertrieb Bergamont GmbH, Tel. 040/4328430
www.bergamont.de
material/grössen Alu, S,M,L
preis/ gewicht ohne pedale
4 699 Euro/15,8 kg
messdaten 388 mm/596 mm
64,7°/71,9°
582 mm/435 mm
1 165 mm/370 mm
180 mm/190 mm
Mehrgelenker
Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
ausstattung gabel/dämpfeR Fox 36 Talas Fit RC2 QR20/Rock Shox Vivid Air R2C
kurbeln/Schaltung Truvativ Hammerschmidt AM/Sram X-O
bremsanlage Avid Elixir 3
laufräder
DT-Swiss EX 1750 N’Duro Systemlaufradsatz
Schwalbe Fat Albert 2,4 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Getriebekurbel, Tele-Stütze (Crankbrothers „Joplin 4“).
Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).
Fahrwerk, Ausstattung
Gewicht, etwas hecklastig, teuer
9
Freeride
Hydroforming macht’s möglich: Bergamont drückte kräftig auf
die Ölquetsche, um seinem Rahmen einen zeitgemäßen Look
zu verpassen. Unser Urteil: gelungen!
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Gut gelagert: Die Oversize-Lager des „Big Air“ drücken zwar
auf die Waage und lassen das Rahmengewicht nach oben
schnellen, dafür scheinen sie für die Ewigkeit gemacht.
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> test
Kontroll-Freak
Klassiker in fünfter Auflage:
Seit 2006 gibt es das „Torque“.
Über die Jahre wurde das Bike
perfektioniert, heute empfiehlt
es sich durch die schlagkräftige
Kombi aus super Leistung und
vernünftigem Preis.
Das „Torque“ ist wie ein alter Bekannter, so lange schon taucht das Bike immer wieder in unseren Testfeldern auf.
Über die Jahre verbessert, geliftet, aufgehübscht, angepasst – mit anderen Worten: gereift wie ein guter Wein. Dabei
musste das erste „Torque“ bei seinem Debüt 2006 in unserem Test eine Schlappe einstecken, denn der Hinterbau
rauschte durch. Danach erledigten die Koblenzer ihre Hausaufgaben gewissenhaft wie die Musterschüler. Jetzt bieten
sie die „Torque“-Plattform in sechs unterschiedlichen Modellen an. Schaut man sich das getestete „Trailflow“ genauer
an, dann kann man den Verkaufspreis von 2649 € (inklusive 150 € Aufpreis für die Teleskopstütze) kaum glauben:
bewährte Federelemente von Fox, „Hammerschmidt“-Getriebekurbel, solide Bremsanlage, „Reverb“-Hydraulikstütze,
breites Easton-Cockpit (760-Millimeter-Lenker) und blau-eloxierte Teile, die dem mattschwarzen Rahmen gut stehen.
Raffiniert: die SAG-Anzeige. Mittels verdrehbarer Markierung lässt sich der SAG angenehm und unmissverständlich
ermitteln. Doch Ausstattung hin oder her, erst auf dem Trail zeigt sich, was ein Bike wirklich kann. Und da waren
sich die Tester einig: Kein anderes Bike im Test vermittelt so viel Sicherheit, verträgt so viel Speed und
wirkt so federwegspotent wie das Canyon. Heck und Front harmonieren und lassen das Fahrwerk
all das Holterdipolter des Trails flach bügeln. Trotz der Laufruhe zeigt sich das Canyon aber
deutlich lebendiger und verspielter als andere Downhill-Experten wie Rotwild und Liteville.
Super: die Bodenfreiheit dank „Hammerschmidt“. Die kleine, kompakte Getriebekurbel mit
ihrer integrierten Kettenführung vermittelt genug Selbstvertrauen, um Felsbrocken zu
überrollen und Hindernisse zu überwalzen, wo man sonst die Kettenblätter ins Gestein
gemeißelt hätte. Das bringt Fahrspaß. „Das Canyon ist mein persönlicher Testsieger“,
ließ sich ein Tester zum frühzeitigen Fazit hinreißen. Trotz fehlender Absenkgabel
klettert das Canyon auch willig den Berg hinauf. Natürlich liegt man hier in Steilpassagen mehr auf dem Lenker, um das Chopper-Gefühl zu unterdrücken – oder man
nutzt die McGyver-Lösung, die sogar im Lieferumfang enthalten ist: ein Gurtband,
mit dem man die Gabel für lange Anstiege runterzurren kann. Das funktioniert sehr
gut. Kurzum: Es fällt schwer, das „Trailflow“ zu kritisieren.
Fazit: Das Canyon „Trailflow“ eroberte die Sympathien der Tester im Sturm. Das
Bike ist sinnvoll ausgestattet, gibt dank potentem Fahrwerk viel Kontrolle, verzeiht Fahrfehler, ist dabei aber auch verspielt genug. Und all das zu einem Preis,
der sich ohne Bankrottängste bezahlen lässt. „Mission accomplished“ können wir
da in Neudeutsch sagen.
75 Kilo)
Speed-Druckstufe: jeweils plus
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
plus 10 Klicks*, High- und Lowwir mit 65 psi befüllt. Zugstufe
Klicks. Ausgleichsbehälter
3
Gabel: Die „36 Float“ fuhren
psi für 30 % SAG, Zugstufe: plus
Air 5.0“ befüllten wir mit 130
mit Durchschlägen gab.
leme
Prob
e
2 Klicks. Dämpfer: Den „DHX
kein
es
da
ht,
hraube ganz aufgedre
mit 130 psi befüllt, Bottom-out-Sc
dämpft ausgehend)
(*immer von offen/schnell/unge
Canyon >Torque Trailflow
herstellerangaben vertrieb Canyon Bicycles GmbH, Tel. 0261/404000
www.canyon.com
material/grössen Alu/S,M,L
preis/Gewicht ohne Pedale 2 649 Euro/15,9 kg
messdaten 386 mm/601 mm
65,8°/71,9°
582 mm/426 mm
1 137 mm/368 mm
170 mm/177 mm
Viergelenker
Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
ausstattung Fox 36 Float Fit RC2/Fox DHX Air 5.0
Truvativ Hammerschmidt/Sram X-9
Avid Elixir R
Sun Ringle Drift Laufradsatz,
Maxxis Ardent 2,4 Reifen
Freeride-Performance
Allround
gabel/dämpfer kurbeln/Schaltung bremsanlage laufräder DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Vorbildlich: Am Canyon ist die Truvativ „Hammerschmidt“ so
exakt eingestellt, dass sie auch auf dem „großen Blatt“ kein
Geräusch von sich gibt. In dieser Bike-Klasse ist die Getriebekurbel eine sehr gute Wahl (Bodenfreiheit, Kettenführung).
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10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Fernbedienung: Die stufenlose „Reverb“-Hydraulikstütze sorgt
für Komfort und Fahrspaß. So lässt sich der Sattel auf Knopfdruck versenken, will man das Bike in den Manual ziehen oder
entschließt man sich zum Droppen.
Basis-Preis: 2499 €, Option Teleskopstütze (Truvative „Reverb“):
150 €. Getriebekurbel. Lenkerbreite: sehr gut (760 mm).
Fahrwerk, Ausstattung
Gewicht, fehlende Absenkbarkeit der Gabel
9,5
Freeride
> Test
FREERIDENEWS
Der Vergleich bringt’s: Erst wenn jeder Tester alle Bikes
gefahren ist, werden die Sympathie-Punkte vergeben.
Tester Julian Mothes verliebte sich in das Canyon mit
seinem satten Fahrkomfort und dem durchdachten Komponenten-Mix. Kein Wunder, dass Julian sich dieses Bike
schnappte für den letzten Run bei untergehender Sonne.
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Aussenseiter
Wie würde sich ein eher auf Slopestyle und Bikepark-Einsätze ausgelegtes Bike im Feld der uphill-tauglichen
Super-Enduros schlagen? Um das herauszufinden, nahmen wir das Intense „SS2“ in den Test. „SS“ steht für
Slopestyle – und dafür ist das flinke Ami-Bike auch ausgelegt. Doch rein vom Federweg passt es auch ins Testfeld:
160 Millimeter vorne, 165 hinten – warum dann die Sonderbehandlung? Nun, nimmt man das Intense näher unter die
Lupe, entdeckt man schnell, warum lange Tretpassagen, Trailfahrten über welliges Gelände oder gar längeres BergaufPedalieren mit diesem Bike eher schmerzhaft verlaufen. Zum Beispiel: die Stummelstütze. Um sie im kurzen Sitzrohr
verschwinden zu lassen, muss sie auf ein Minimum gestutzt werden. Einen Schnellspanner gibt es aufgrund des nicht
vorhandenen Verstellbereichs erst gar nicht. Eine Teleskopstütze würde zwar helfen, allerdings rutscht man bei stark
ausgefahrenem Sattel so weit nach hinten, dass effektives Treten mühsam wird. Ein weiteres Indiz dafür,
dass Bergaufpassagen im Lastenheft dieses Bikes nicht vorgesehen sind, ist das Einfachkettenblatt. Schaltet man auf’s kleine Ritzel, schabt die Kette an der Kettenführung. Und dann
ist da noch das Gewicht: Mit fast 17 Kilo ist das „SS2“ das dickste Pummelchen im Test.
Kurzum: Da uns der Vergleich mit den anderen Bikes unfair erschien, verzichteten wir
auf eine Vergleichsnote und ließen das Bike einfach so mitlaufen. Dennoch: Irgendwie ist das Intense schon ein Super-Enduro, für Bikepark-Einsätze entwickelt und
konsequent ausgelegt, nur die Uphills scheut der Amerikaner. Die Optik mit ihrem
Raw-Look, dicken Schweißwülsten und feschen Decals macht definitiv an. Schon
beim ersten Aufsitzen fühlt man sich wohl: gutes Cockpit, breiter Lenker, dünne,
straffe Griffe. Man hat das Gefühl schön „im“ Bike zu sitzen. Jeder Tester freute
sich daher, als er zum Intense greifen durfte, um den schnellen, rumpeligen
Downhill damit zu bestreiten. Wendig und flink steuert das Intense durch die
Turns, das Fahrwerk wirkt satter als die Zahlen vermuten lassen und flubbert
mit seinem tiefen Tretlager und niedrigen Schwerpunkt komfortabel durchs
verblockte Geläuf. Dabei steuert es sich direkt, bringt viel Druck aufs Vorderrad
und der Hinterbau hält gut die Spur – trotz der exotischen Federelemente. Selbst
mit knapperem Federweg ausgestattet, muss sich das Bike vor der 180er-Fraktion nicht
verstecken, wenn es ums Downhill-Bolzen geht. „Das Intense verdient den Tipp: Downhill“,
sagte Tester Julian Mothes begeistert nach seinem Downhill-Run. Schade, dass der
Einsatzbereich des Ami-Bikes so winzig ist.
Fazit: Das Intense ist ein Super-Spezialist. Das Bike kann nicht viel, doch was
es kann, kann es sehr gut. Wer ein Bike für Tricks, Bergab-Missionen und
Bikepark-Einsätze sucht, liegt mit dem Intense richtig.
Bikepark
Sexy Look: Das Bike der Image-Marke
Intense begeisterte uns mit seinem coolen
Raw-Look. Matte Alu-Rohre, lässige FirmenDecalls – als wäre der Bolide gerade frisch
aus der Schweißkammer gerollt.
gewicht 75 Kilo) t eine Federhärte mit 30 Prozent SAG. Zugstufe: plus 6 Klicks
Set-up-Tipp (Fahrer
n wir mit 50 psi befüllt, das ergib
Die Federhärte (450) passt.
:
Gabel: Die Luftkammer habe
tufe: offen von 13 Klicks. Dämpfer aufgedreht.
von 15 Klicks, Low-Speed-Drucks
llt,
von 12. Hi-Speed-Druckstufe: x
leichsbehälter mit 150 psi befü
Ausg
s.
Klick
8
tufe:
ucks
d-Dr
spee
Zugstufe: 11 Klicks, Hi- und Low
d).
ehen
ausg
dämpft
(*immer von offen/schnell/unge
Intense >ss2
herstellerangaben vertrieb Shocker-Distribution Tel. 09441/179887
www.shocker-distribution.com
material/grössen Alu/S,M,L
preis/Gewicht ohne Pedale 4 000 Euro/16,9 kg
messdaten Reach / Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge
radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
391 mm/605 mm
64,3°/72,4°
603 mm/433 mm
1 162 mm/345 mm
160 mm/165 mm
VPP
ausstattung gabel/dämpfer
X-Fusion Vengeance QR20/X-Fusion Vector HLR
kurbeln/Schaltung Truvativ Holzfeller/Sram X-9
bremsanlage Hayes Stroker Ace
laufräder Mavic Dee Traks Systemlaufradsatz,
Intense Intruder 2,5 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Nur ein Kettenblatt. Sattelstütze: kaum Verstellbereich.
Lenkerbreite: gut (730 mm).
Handling, tiefe Fahrposition
Mini-Einsatzbereich
ohne note
wegen fehlender
Vergleichbarkeit
„Born in the USA“: Auf den handgeschweißten Rahmen ist
Intense besonders stolz. Zu Recht.
Bergaufstrampeln schier unmöglich: Mit Stummelstütze und
kurzem Sitzrohr lässt sich der Sattel kaum verschieben. Deswegen fehlt auch der Schnellspanner.
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> TEST
Gespaltene Persönlichkeit
Konas „Coilair“ bringt ein schweres Erbe mit in den Test: das sogenannte „Magic Link“. In den vergangenen Jahren litt
die angekündigte Wunder-Kinematik an Kinderkrankheiten und konnte nicht überzeugen. Doch jetzt soll sie ausgereift sein, sagt Kona, und sieht im 2011er-„Coilair“ ihre Interpretation eines Alleskönner-Freeriders. So funktioniert
das „Magic Link“: Durch eine kleine Zusatzwippe will Kona in seinem Bike zwei Federwege und Geometrien vereinen,
die sich automatisch oder gar „magisch“ aktivieren. Unter Kettenzug – in der klassischen Bergauf-Situation – steht der
„Magic-Link“-Hebel senkrecht. Folge: 135 Millimeter Federweg und eine angenehm steile Geometrie. Fehlt der Kettenzug
und man steht bergab auf den Pedalen, nickt der „Magic Link“ nach hinten, verändert das Übersetzungsverhältnis und
quetscht satte 200 Millimeter Federweg aus dem Hinterbau. Gleichzeitig schaltet die Geometrie auf Bergab-Modus, da
der Hinterbau in die Knie geht und den Lenkwinkel abflacht. Vorneweg: Das System funktioniert tatsächlich. Auch die
Abstimmung der Minifeder geht recht einfach. Allerdings bringt das „Magic Link“ in unseren Augen nicht
den gewünschten Geheimwaffenvorteil, birgt aber einige Eigenheiten. So schaltet das System auch
beim Bunnyhop oder Manual automatisch um. Diese Geometrieveränderung in der Bewegung
behindert nicht wirklich, fühlt sich aber komisch an und erfordert viel Armzug, um die Front
anzuheben. Der große Rahmen (längster Radstand) verstärkt das zusätzlich: Er fühlt sich
in „Medium“ (18-Zoll) riesig an. Optisch sieht die zusätzliche Apparatur des „Magic Link“
nicht gerade elegant aus. Dabei hat Kona mit seinem „Operator“-Freerider kürzlich
bewiesen, wie sexy ein Bike mit klaren Formen und geschwungenen Rohren aussehen
kann. Zurück zum „Coilair“: Wir wollen dem Bike nicht unrecht tun. Wahrscheinlich
lag es auch an dem zu großen Rahmen, dass sich das Kanada-Bike nicht wirklich die
Gunst der Tester erwerben konnte. Dabei klettert es effektiv und angenehm bergauf
(leider ohne Hydraulikstütze). Bergab vermittelt es ein stelziges Gefühl mit wenig
Fahrkomfort. Mit 200 Millimetern hat das Kona-Heck nominell zwar den meisten
Federweg im Testfeld, es fühlt sich aber längst nicht so satt und potent an wie die
Hinterbauten des Canyon, Liteville, YT oder Votec.
Im Vergleich zum großen
Bruder „Operator“ mit
seinem geschwungenen
Rahmen wirkt das „Coilair“
etwas altbacken, doch Kona will
an der „Magic-Link“-Automatik
festhalten. Ob das die richtige
Strategie ist?
Fazit: Das „Coilair“ ist mit seiner Federwegsautomatik einzig­artig auf dem
Markt. Das System funktioniert, bringt aber keine Wunderwirkung. Leider
unterdrücken Geometrie und die große Rahmengröße Agilität und Spieltrieb.
75 Kilo)
Mit 130 psi befüllt für
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
tufe plus 4 Klicks*. Dämpfer:
R“ befüllten wir mit 55 psi. Zugs
sanweisung. Die Feder
Gabel: Die günstige „36 Talas
ic-Links“ erfolgte nach Gebrauch
Die Einstellung des Kona „Mag
t entsteht.
30 % SAG, plus 3 Klicks Zugstufe.
t nur ein 1 – 1,5 mm breiter Spal
wich
erge
Fahr
mit
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stun
Bela
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unte
dass
,
sein
nnt
espa
vorg
so
muss
dämpft ausgehend)
(*immer von offen/schnell/unge
Kona >Coilair
herstellerangaben Kona Europe, Tel. 00377/678633467
www.konaworld.com
Alu/14,4“/16“/18“/20“/22“
3 299 Euro/15,7 kg
vertrieb material/grössen preis/gewicht messdaten Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
o
412 mm/608 mm
66°/72,5°
607 mm/448 mm
1 189 mm/365 mm
140-180 mm/135-200 mm
Mehrgelenker Magic Link
ausstattung Fox 36 Talas R QR 20/Fox Float RP23
FSA Gravity Moto X/Sram X-9
Avid Elixir 5
Easton Vice Systemlaufradsatz,
Maxxis Minion 2.5 Reifen
Freeride-Performance
Allround
gabel/dämpfer kurbeln/Schaltung bremsanlage laufräder DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Rahmen fällt extrem groß aus. Keine Teleskopstütze. Lenkerbreite: zu schmal (710 mm).
7,5
Bergauf tauglich
Optik, sperriges Handling
FREERIDE 2/11
58
Freeride
10
Freeride
Hochgewachsen: Für ein 18-Zoll-Bike wirkt das Kona enorm
groß. Fahrer um die 1,80 Meter sollten unbedingt zur
kleineren Größe greifen. Eine Teleskopstütze hätte dem Bike
gut gestanden und die gute Uphill-Performance unterstützt.
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Was ist das denn? Die Idee des „Magic Link“ ist pfiffig, sie soll
zwei Federwege in einem Hinterbau integrieren. Das funktioniert tatsächlich, dennoch konnte sich keiner der Tester mit
der Federwegsautomatik wirklich anfreunden.
FREERIDE
FREERIDE 4/09
4/08
> TEST
Luxusschlitten
Auf der Eurobike-Messe 2010 veranstaltete die bayerische Edelschmiede Liteville um das „601“ eine Geheimniskrämerei, als hätten sie den Tachyonen-Konverter erfunden. Nur ausgewählten Personen wurde der Leicht-Freerider
gezeigt. Später bekamen wir das Leichtgewicht für einen ersten Neuheitentest (FREERIDE 5/10) in einer noch
leichteren Austattung. Sensationelle 13,2 Kilo (ohne Pedale) brachte der langhubige Bolide nur auf die Waage. Jetzt
schickte uns Liteville eine anscheinend robustere 14,7-Kilo-Variante. Wichtigste Gründe für das Mehrgewicht waren
die massige „Totem“-Stahlfedergabel (2859 Gramm) und wuchtige Syntace-„V35“-Systemlaufräder (4736 Gramm).
Am Rahmen liegt es jedenfalls nicht, der ist identisch und wiegt 2883 Gramm; nur der Scott-Rahmen ist noch leichter.
Verwundert hat uns das Fehlen einer Teleskopstütze, dabei ist der Rahmen dafür mit Löchern zur Zugverlegung schon
vorbereitet. Dieses Bike schreit förmlich nach einer hydraulischen Stütze. „Zum einen tüfteln wir selbst
gerade an einer Stütze, zum anderen halten wir die bisherigen Systeme nicht für ausgereift“, hieß
es selbstbewusst bei Liteville. Ah so! Mit 180 Millimetern Federweg vorne und 190 hinten gehört
das „601“ zu den Federwegsriesen im Testfeld. Folge: Das Fahrwerk liegt satt und komfortabel
auf und lässt sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen, egal wie rumpelig und fies der
Trail unter den Laufrädern aufbröckelt. Super, wenn es hart zur Sache geht: der breite
760er-Lenker. Wir fuhren den Hinterbau mit viel SAG, um das Heck schön fluffig zu
kriegen. Das potente Heck harmoniert mit der feinfühligen Stahlfeder-„Totem“, gibt
Sicherheit und wirkt sehr fehlerverzeihend. Für Laufruhe sorgt auch der Lenkwinkel:
mit 63,5 Grad der flachste unter den getesteten Rädern und fast schon grenzwertig.
Gewöhnungsbedürftig: die extrem tiefe Front. Sie erfordert mehr Armzug und Impuls,
will man das Bike auf’s Hinterrad ziehen, um durch Senken zu surfen oder sich zum
Geländesprung abzudrücken. Das drückt etwas den Spieltrieb, den man besonders
ausgeprägt beim Votec oder Intense findet. Mustergültig: die firmeneigene Kettenführung. Sie ist leicht und effektiv. Da wir das Liteville schon auf vielen Bergtouren
ausgiebig testeten, können wir dem Leichtgewicht wirklich gute Klettereigenschaften
bescheinigen. Mit Teleskopstütze und einer nicht ganz so tiefen Front wäre es nahezu
perfekt. Erstaunlich, dass so ein Hersteller-Winzling den großen Firmen zeigt,
wo der Hammer hängt.
Der flache Lenkwinkel des
Liteville bringt Laufruhe, drückt
allerdings etwas die Tourentauglichkeit. Ebenso der flache Sitzwinkel. Bei herausgezogener Stütze
rutscht man weit nach hinten.
75 Kilo)
a 30 Prozent) ergab. Die
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
sich ein ausreichender SAG (zirk
passte mit der Federhärte, dass
fuhren sie auch offen.
Gabel: Die Stahlfeder-„Totem“
uckstufe: je nach Einsatz. Wir
Druckstufe: offen. Low-Speed-Dr
älter mit 150 psi befüllt,
Zugstufe: plus 6 Klicks. Hi-Speed- für 30 % SAG befüllen, Zugstufe: plus 4 Klicks. Ausgleichsbeh
si
130p
mit
d)
Air“
Dämpfer: Den „DHX
nell/ungedämpft ausgehen
gedreht. (*immer von offen/sch
Bottom-out-Schraube ganz auf
Fazit: Liteville bietet mit dem „601“ einen exquisiten Leicht-Freerider mit
potentem Fahrwerk, beeindruckenden Downhill-Qualitäten und solider
Uphill-Tauglichkeit. Ein ganz klarer Favorit im Test. Schade, dass die Bayern
für ihre Interpretation eines „All in one“-Bikes so satt zur Kasse bitten.
Liteville >601
herstellerangaben Liteville GmbH, Tel. 08634/66666
www.liteville.de
Alu/XS,S,M,L,XL,XXL
5 300 Euro/14,7 kg
vertrieb material/grössen preis/gewicht messdaten Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
o
396 mm/589 mm
63,5°/71°
601 mm/442 mm
1 178 mm/365 mm
180 mm/190 mm
Viergelenker
ausstattung gabel/dämpfer Rock Shox Totem RC2 DH QR 20/Fox DHX Air
kurbeln/Schaltung Truvativ X.9/Sram X-9
bremsanlage Formula RX
laufräder Syntace V35 Systemlaufradsatz,
Schwalbe Muddy Mary 2.5 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Individueller Aufbau, es werden nur Rahmen verkauft. Keine
Teleskopstütze. Lenkerbreite: sehr gut (760 mm).
Gewicht, Laufruhe, Fahrwerk
Preis, Teleskopstütze fehlt
FREERIDE 2/11
60
9,5
Freeride
Pfiffige Lösung: Die Syntace-Kettenführung arbeitet leise und
effizient, dabei ist sie auch noch wesentlich leichter als die
Konkurrenz.
Keine halben Sachen: Mit der Stahlfeder-„Totem“ geht Liteville
auf Nummer sicher. Die Gabel ist zwar schwer, spricht aber
feinfühlig an und passt hervorragend zum satten Hinterbau.
FREERIDE
FREERIDE 4/09
4/08
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
> TEST
Spanischer Reiter
„Wir haben Geburtstag“, verkündet Mondraker. Zehn Jahre gibt es den spanischen Bike-Hersteller mit dem eigentümlichen Namen jetzt schon. Ein Name, der unwillkürlich an den James-Bond-Film „Moonraker“ erinnert. Seit die Spanier
den zweifachen Downhill-Weltmeister Fabien Barel unter Vertrag nahmen, wurde die Bike-Marke auch international
bekannt. Die Spanier setzen auf extremes Hydroforming. So sind auch die Rohre des „Zenith-X“ ordentlich in die Mangel
genommen worden. Aus dem dicken Steuerrohr schwingt das Oberrohr wuchtig wie eine Welle Richtung Sattel. Ganz
anders der Hinterbau: Das Heck wirkt im Vergleich zum martialischen Hauptrahmen geradezu filigran. Doch aufgrund der
geschlossenen Dreieckskonstruktion erreichen die Mondraker-Designer auch mit dünnen Rohren ausreichende Stabilität
im Hinterbau. Der Dämpfer ist im „Zenith-X“ schwimmend aufgehängt – das soll die Antriebseinflüsse gering halten – und
sitzt tief im Rahmendreieck wie in einem Strebenkäfig. Besonderheit: der variable Steuersatz. Spezielle Einsätze flachen
den Lenkwinkel um bis zu 2 Grad ab. Allerdings wurden uns die Einsätze nicht mitgeliefert, so testeten wir das Bike
in der Herstellereinstellung – laut Homepage 66 Grad. Völlig unzweckmäßig: die Cross-Country-Bereifung. Da
wir mit dem Einheitsreifen Onza „Ibex DH 2,4“ testeten, kam dieser Ausstattungsmangel allerdings nicht
zum Tragen. Zur Fahrleistung: Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz konnte sich das Mondraker in
der Downhill-Wertung nicht wirklich behaupten. Es war weder besonders laufruhig, noch wendig.
Etwas sperrig fühlte sich der Rahmen an. Nervig: die Geräuschentwicklung. Das „Zenith-X“ rappelte laut durch den Trail – zusätzlich untermalt vom Quietschen der preisgünstigen „Elixir 3“.
Bereits nach zwei Testfahrten mussten wir die lockeren Hinterbauschrauben nachziehen. Trotz
gleicher Federwege (170 Millimeter) kommt die Hinterbaufederung nicht an die beispielsweise
des YT ran, sondern lässt viel mehr an den Fahrer durch. Auch die Gabel, die Rock Shox „Lyric R“,
arbeitete straff und entwickelte wenig Fahrkomfort, so dass das Fahrwerk insgesamt weniger
Speed vertrug. Bergauf lässt sich das Mondraker dank angenehmer Sitzposition und steilem
Sitzwinkel angenehm bewegen. Die Gabel kann man zwar nicht absenken, doch das Heck
durch „Pro Pedal“ beruhigen. Gut und bewährt: die stufenlose Verstellbarkeit der „Joplin 4“Teleskopstütze mit Verstellgriff am Sattel.
Wuchtig vorne, filigran hinten:
Die Rahmenkonstruktion des
Mondraker sticht sofort ins Auge.
Gut fürs Bergauf-Treten: der steile
Sitzwinkel.
Fazit: Mondraker konnte uns in diesem Test nicht begeistern. Das „Zenith-X“ schaffte
es nicht aus dem Mittelmaß heraus. Aufgrund des leichten Gewichts und der UphillQualitäten ist es eher ein Tourer als ein Downhill-Spaßgerät.
75 Kilo)
: Mit 160 psi befüllt für
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
plus 9 Klicks* von 20. Dämpfer
„Pro Pedal“-Druckstufe
befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe
Gabel: Die günstige „Lyric R“
befüllt. Bergauf unterdrückt die
Ausgleichsbehälter mit 135 psi
30 % SAG, plus 7 Klicks Zugstufe,
lästiges Wippen.
dämpft ausgehend)
(*immer von offen/schnell/unge
Mondraker >Zenith-X
herstellerangaben vertrieb Shock Therapy, Tel. 06434/905500
www.mondraker.com
material/grössen Alu/M,L,XL
preis/Gewicht ohne Pedale 3 640 Euro/14,6 kg
messdaten Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
416 mm/597 mm
65,9°/75,4°
573 mm/439 mm
1 163 mm/347 mm
170 mm/180 mm
VPP
ausstattung gabel/dämpfer Rock Shox Lyric R/Fox DHX Air 5.0
kurbeln/Schaltung Sram X.7/Sram X-9
bremsanlage Avid Elixir 3
laufräder On Off Disc Naben, DT-Swiss E540 Disc Felgen,
WTB Wolverine 2,2 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Lenkwinkel verstellbar, kein Bashguard. Teleskopstütze (Crankbrothers „Joplin 4“). Lenkerbreite: schmal (710 mm).
Gewicht
Handling, lauter Hinterbau
FREERIDE 2/11
62
8
Freeride
Verstell-Vorbau: Den Lenkwinkel des Mondraker kann man
durch spezielle Einsätze auf Wunsch noch um bis zu 2 Grad
abflachen. Auf dem Trail geht das allerdings nicht.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Ohne Zahnschutz: Das Mondraker verzichtet bei seinem
2 x 10-Kettenblatt auf einen Bashguard. Der Hinterbau mit
seinen filigranen Streben entwickelte bergab viele Geräusche.
> test
Signalleuchte
Abgespeckt: Konstrukteur Andreas Heimerdinger vom Versand-Giganten Rose verschrieb seinem Erfolgs-Freerider mit
der charakteristischen Alarmfarbe eine strikte Diät. Resultat: das „Beef Cake Super Light“ (Rahmengewicht: 3032
Gramm). Damit will Rose den Aktionsradius des Bikes drastisch vergrößern. Statt auf Shuttles und Gondeln angewiesen
zu sein, lässt sich das ohne Pedale 14,9 Kilo schwere Gerät mit dem klassischen Rundrohr-Rahmen auch problemlos den Berg
hinaufpedalieren. Dafür wurde das hubstarke Bike mit der Absenkgabel Fox „36 Talas RC2“ ausgerüstet, deren Federweg
sich von 180 Millimeter auf 140 verkürzen lässt, und die Front für Uphills angenehm tiefer legt. Auch das 180-MillimeterHeck lässt sich dank „Pro Pedal“-Druckstufenhebel am Fox „DHX 5.0“-Dämpfer beruhigen. Vermisst haben wir allerdings
die Teleskopstütze. Sie hätte dem „Beef Cake“ sehr gut gestanden. Beim Aufsitzen auf das Rose spürt man den großen
Stack-Wert. Er misst das Lot vom Steuerrohr zum Tretlager. Die Front des Bikes wirkt hoch und erzeugt das Gefühl,
man würde eher auf als „im“ Bike sitzen – ganz im Gegensatz etwa zum Intense, YT oder Votec. Auf
dem kurvigen Testtrail „Madonna della Guardia“ vermissten wir wegen der hohen Front Druck auf
dem Vorderrad. Gerade bei schnell aufeinander folgenden Turns kommt man so leichter aus
dem Takt als auf den „direkten“ Bikes von Rotwild oder YT. Agil und wendig ist das Rose,
daran liegt es sicher nicht, wenn einem mal die Ideallinie abhanden kommt. Das Fahrwerk
arbeitet harmonisch, wirkt aber wegen seiner Progression nicht so soft und satt, wie es
die reinen Federwegszahlen vorgeben. Eine reinrassige Downhill-Waffe ist das „Beef
Cake“ daher nicht. Vorteil der Geometrie und hohen Front: Ein leichter Armzug genügt
und schon federt das Rose zum Bunnyhop in die Luft oder balanciert im Wheelie auf
dem Hinterrad – und das, obwohl der Hinterbau recht lang ausfällt (438 mm). Dass
wir einige Male mit den Pedalen aufsetzten, erklärt das tiefe Tretlager. 342 Millimeter,
das ist schon sehr tief. Gefallen haben uns das agile Handling und der gute Vortieb
für Touren und Trailfahrten. So hinterließ das Rose einen soliden Gesamteindruck,
ohne in der Downhill-Wertung in die Spitze zu fahren.
Alarmsignal: Klassische
Rundrohre statt Hydroforming,
doch dafür gewandet sich das
Rose in eine schrille Signalfarbe
wie ein Notarztwagen. Auch das
lockt Blicke an.
Fazit: In diesem hochkarätigen Testumfeld hatte es das Rose nicht leicht, sich zu
behaupten. Das Versender-Bike wartet auf mit guter Performance, einem angenehmen Handling und guter Allround-Eignung. Nur in die absolute Favoritengruppe
schaffte es das „Beef Cake SL“ nicht ganz.
Set-up-Tipp (Fahrergewicht 75 Kilo)
Gabel: Die „36 Talas“ mit Fit-Kartusche befüllten wir mit 60
psi. Zugstufe plus 5 Klicks* von 18. Low-Speed-Druckstufe: plus
8 Klicks von 20, High-Speed-Druckstufe nur bei Bedarf, sollte
die Gabel bei Drops durchschlagen. Dämpfer: Mit 200 psi
befüllt für 30 % SAG, plus 9 Klicks Zugstufe, Ausgleichsbehält
er mit minimalen Druck befüllt: 135 psi. Bottom-out-Schraube
ganz offen. (*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehe
nd)
Rose>Beef Cake SL 8
herstellerangaben vertrieb material/grössen preis/gewicht ohne pedale Rose Versand, Tel. 02871/275555
www.rose.de
Alu/S,M,L
3 199 Euro/14,9 kg
messdaten 388 mm/618 mm
65°/72,4°
585 mm/439 mm
1 163 mm/342 mm
180 mm/180 mm
Viergelenker
Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
ausstattung gabel/dämpfer Fox 36 Talas 180 Fit RC2/Fox DHX 5.0
kurbeln/Schaltung Truvativ Holzfeller OCT/Sram X-O
bremsanlage Formula The One
laufräder DT-Swiss EX 1750 N`Duro Systemlaufradsatz,
Schwalbe Big Betty FR 2,4 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Auch als günstiges Modell verfügbar (2399 €). Keine Teleskopstütze. Lenkerbreite: sehr gut (740 mm).
Shuttle überflüssig: Die Absenkfunktion reduziert die satten
180 Millimeter Federweg auf tief gelegte 140. So lässt sich das
langhubige Bike komfortabel zum Berggipfel kurbeln.
FREERIDE 2/11
64
Nachrüst-Tipp: Hydraulische Teleskopstützen sind für diese
Bike-Klasse schon fast Pflicht. Die Justierung der Sattelhöhe
auf Hebelzug oder Knopfdruck hebt den Fahrspaß.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
wendig, Federweg, Allroundqualitäten
vorne etwas hoch, keine Teleskopstütze
9
Freeride
Wunschziel: ein Bike, das alles kann. Dem Ideal
kommen die Super-Enduros 2011 schon sehr nahe:
leicht, federwegsgewaltig, uphill-tauglich. Auf Trailrides mit ständigem Hoch und Runter will man auf eine
hydraulische Sattelstütze nicht verzichten. Bei langen,
steilen Anstiegen haben Bikes mit Absenkgabeln und
Anti-Wipp-Fahrwerken die Nase vorne. Unser Hauptaugenmerk lag auf dem Fahrspaß bergab.
FREERIDE 2/11
65
> test
Sportfahrwerk
Überraschung: Der neue Viergelenker aus Hessen sorgte für nach oben gezogene Augenbrauen bei der Test-Crew. Wow!
Nein, es war nicht die Uphill-Tauglichkeit. Die spürte man sofort, wenn man sich auf den edel gefertigten Rahmen setzte.
Uns verblüffte das „R.E1“ auf dem ruppigen Downhill „Madonna della Guardia“ mit einer Top-Performance. Wendig zirkelt
das Bike durch die Kurven und zeigt dabei viel Spieltrieb. Es will förmlich bei jeder Bodenwelle in die Luft abheben,
von einem Turn in den nächsten kippen und spritzig über Bodenrillen im Trail bunnyhoppen – so leicht fühlt es sich
an. Mit 14,8 Kilo liegt das Rotwild knapp hinter dem Liteville auf Platz 4 unter den Leichtgewichten des Testfeldes. Das
harmonische Fahrwerk, eine Wohlfühl-Geometrie und die schön zentrale Sitzposition heben das Bike schnell in die Favoritengruppe. Wenn man mit Vollgas in Felsbrocken, Steinfelder und Rumpelpassagen braust, merkt man zwar,
dass der Fahrkomfort nicht ganz an das fluffige Canyon oder potente Liteville heranreicht, dafür lenkt
sich das Rowild unglaublich direkt und präzise. Die recht tiefe Front generiert satten Druck auf dem
Vorderrad und lässt das Bike wie auf Schienen durch die Kurven zirkeln. Noch mehr Kontrolle
würde ein breiterer Lenker bringen. 71 Zentimeter sind fast schon zu schmal. Mit seiner
schicken Rot-Weiß-Lackierung und schönen Details sticht das Bike auch als Eyecatcher aus
dem Testfeld heraus. Augenschmaus: der liebevoll gestaltete Rahmen, die Rotwild-Logos
auf den Bremszangen oder der schicke Vorbau. Nicht nur die Optik stimmt, auch die
Funktion. Das „R.E1“ ist durchdacht ausgestattet: Absenkgabel, Anti-Wipp-Dämpfer,
Kettenführung, solide Laufräder und eine bissige Bremsanlage. Nur eine hydraulische
Sattelstütze haben wir vermisst. Das gibt Punktabzug, denn dieses Manko drückt
die Allround-Eigenschaften und den Fahrspaß auf welligen Trailrides merklich. Tipp:
unbedingt nachrüsten. Für einen Aufpreis von 200 € bietet Rotwild die Superstütze
„Joplin 4R“ mit Remote-Knopf an. Mit Stütze wäre die 10-Sterne-Superwertung durchaus drin gewesen. Denn bergauf punktet das „R.E1“ durch ein gutes Kletterverhalten,
das fast an ein Allmountain-Bike erinnert und die fetten Federwege kaum erahnen
lässt. Das prädestiniert den Rotwild-Leichtfreerider auch für lange Freeride-Touren und
höhenmeter-schwangere Bergtouren.
Ton in Ton: Das Rotwild macht seinem
Namen alle Ehre – rote Laufräder, roter
Steuersatz, rot eloxierte Teile. So viel
Schönheit hat ihren Preis: Mit 3799 €
gehört das „R.E1“ zu den teureren
Bikes im Testfeld.
Fazit: Das Rotwild kommt der Idee „ein Bike für alles“ sehr nah. Durch seine gute
Downhill-Leistung, das direkte Fahrverhalten und die sehr gute Uphill-Tauglichkeit
schaffte es das Rotwild in die Top 3. Lediglich Canyon und Intense haben mit ihren
satteren Fahrwerken die Nase auf rumpeligen Downhills vorne.
Set-up-Tipp (Fahrergewicht 75 Kilo)plus 9 Klicks* von 16. Die Druckstufe ist hier nicht einstellbar.
Gabel: Die „36 Talas R“ befüllten wir mit 65 psi. Zugstufe
(Klicks schwer fühlbar), Der Hersteller empfiehlt lieber
Dämpfer: Mit 200 psi befüllt für 25 % SAG, plus 3 Klicks Zugstufe
SAG bei starken Schlägen öfter mal durch.
mehr
mit
Dämpfer
10 psi mehr Druck zu fahren. Tatsächlich schlägt der
(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)
Rotwild>R.E1
herstellerangaben vertrieb ADP Engineering GmbH Rotwild, Tel: 06074/400760
www.rotwild.de
material/grössen Alu/S,M,L
preis/gewicht ohne pedale 3 799 Euro/14,8 kg
messdaten 416 mm/599 mm
65,8°/75°
582 mm/438 mm
1 171 mm/350 mm
170 mm/175 mm
Viergelenker
Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
ausstattung Fox 36 Talas R QR 20/Fox Float RP2
Shimano SLX/Shimano XT
Formula RX20
DT-Swiss E 2000 Systemlaufradsatz,
Schwalbe Fat Albert 2.4 Reifen
Freeride-Performance
Allround
gabel/dämpfer kurbeln/Schaltung bremsanlage laufräder DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Teleskopstütze gegen 200 € Aufpreis. Sattelstütze: voll
versenkbar. Lenkerbreite: schmal (710 mm).
Durchgestylt: Das Rotwild begeistert mit liebevollen Details.
Zum Beispiel der rot eloxierten Bremszangenkappe mit ein­
graviertem Hirschkopf – sehr edel.
FREERIDE 2/11
66
Kettenführungen gehören zur Pflichtausrüstung der ExtremEnduros. Auch wenn diese hier ihrer „Führungsrolle“ gerade
nicht nachkommt.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
direktes Fahrwerk, Gewicht, Handling
fehlende Teleskopstütze
9,5
Freeride
> test
> Neuheiten-test
Multi-Tasking
Ein neues Zeitalter bricht an. Scott verabschiedet sich von seinem bewährten und vielfach ausgezeichneten „Ransom“-Super-Enduro, das Kinematik-Mastermind Peter Denk 2005 ersonnen hatte. Damals war das
„Ransom“ bahnbrechend in vielerlei Hinsicht (Federwegs- und Geometrie-Verstellung, sexy Hydroforming- und
Pressblech-Rahmen, Allmountain-Charakter mit Downhill-Qualitäten). Dieses edle Erbgut will Scott nun der nächsten
Generation weitergeben: dem Nachfolger „Genius LT“. „LT“ steht dabei für Longtravel. Mit 180 Millimetern vorne und
bis zu 185 im Heck gehört das Scott zu den langhubigen Bikes im Testfeld. Das Rahmen-Design sieht überraschend
konventionell aus, so gar nicht wie der Aufmerksamkeit erhaschende Vorgänger „Ransom“. Erst auf den zweiten
Blick sieht man die wuchtige doppelte Dämpferpatrone unter der Hinterbauwippe. Scott hat an den Federwegs­
optionen des „Ransom“ festgehalten. Der Doppel-Dämpfer ermöglicht auf Knopfdruck unterschiedliche
Federwege. 185, 110 oder blockiert. Die verschiedenen Federwege beeinflussen auch die Geometrie. Gefühlt nicht ganz so stark wie beim Vorgänger, doch auch beim „Genius LT“ senkt
sich das Heck und flacht der Lenkwinkel merkbar ab, schaltet man am Lenker auf vollen
Federweg. Neu: Blockiere ich das Heck, wird automatisch die Druckstufe an der Gabel
zugedreht und Wippen verhindert – das ist raffiniert. Vorbildlich: Die Aufdrucke, um
die Federelemente zu befüllen. Das klappt idiotensicher. Eine gute Uphill-Leistung
und die Tatsache, dass Scott sein leichtes „Genius LT“ (nur 14,4 Kilo) nicht wirklich
für Bikepark-Einsätze geeignet findet, zeigen den Touren-Charakter des Bikes. Ein
Eindruck, den wir auf den ruppigen Finale-Trails und bei langen, mehrtägigen
Bergtouren auch bekommen haben. Das Hauptaugenmerk von Scott lag definitiv
auf der Touren-Tauglichkeit statt auf maximaler Performance bergab. So fehlt
auch eine Kettenführung (die Kette verklemmte oft) und es gibt ein DreifachKettenblatt, statt Bashguard (Schlagschutz). Die Gabel arbeitet undefiniert und
leicht schwammig, daher wird das Bike schneller unsicher als die Konkurrenz und
verträgt viel weniger Speed. Die Heck-Federung spricht unsensibel an, gibt danach
den Federweg aber zu freizügig auf. Das hätten wir uns gerade andersrum gewünscht.
Kurzum: Die 185 Millimeter kommen nicht richtig zur Geltung. Der 700er-Lenker hat
an einem solchen Bike nichts zu suchen.
Tour
Neuentwicklung: Das Scott „Genius LT“
ist eine komplette Neuentwicklung
und ersetzt das bisherige Erfolgsmodell
„Ransom“. Der neue Rahmen sieht im
Vergleich zum Vorgänger nicht mehr ganz
so martialisch aus.
Set-up-Tipp (Fahrergewicht 75 Kilo)
Gabel: Die „Lyric RLR“ befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe plus
4 Klicks*. Nachteil der Remote-Druckstufe: Sie kann nicht individuell gegen Abtauchen eingestellt werden. Dämpfer: 18
Bar in die Positiv-Kammer, 12,5 Bar in die Negativ-Kammer.
Das
ergibt 30 Prozent SAG. Vorbildlich: die Bedienungsanleitung
und SAG-Anzeige. Zugstufe: plus 4 Klicks. Wichtig: Immer beide
Zugstufen der zwei Dämpfer gleich einstellen. (*immer von
offen/schnell/ungedämpft ausgehend)
Fazit: Trotz üppiger Federwege ist das Scott eher ein langhubiges Touren-Bike.
Für diesen Allmountain-Einsatzzweck wurde es so konsequent ausgestattet wie
ein Schweizer Messer. Die Konkurrenz entwickelt bergab mehr Leistung und
Spaß, als Allrounder liegt das Scott jedoch an der Spitze.
Scott >Genius Lt 30
herstellerangaben vertrieb Scott Sports AG, Tel: 08131/31260
www.scott-sports.com
material/grössen Alu/S,M,L
preis/gewicht ohne pedale 3 599 Euro/14,4 kg
messdaten Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
410 mm/595 mm
66,5°/75,8°
565 mm/427 mm
1 145 mm/360 mm
140-180 mm/0-110-185 mm
Mehrgelenker
ausstattung gabel/dämpfer Rock Shox Lyric RLR/Scott-Dt-Swiss Equalizer 3
kurbeln/Schaltung Shimano XT/Sram X-9
bremsanlage Avid Elixir 5
laufräder
vo. Scott hi. Sram X9 Nabe, Alex Rims Am 44 Felgen,
Schwalbe Fat Albert 2.4 Reifen
Schützenhilfe: Durch Aufdrucke auf Dämpfer und Gabel gestalten sich die Befüllung und das Set-up der Federelemente
einfach. Pfiffig: die SAG-Anzeige am Heck.
FREERIDE 2/11
68
Automatik: Blockiert man das Heck, wird automatisch per
Bowdenzug die Druckstufe der Gabel zugedreht, um nerviges
Wippen bergauf zu unterdrücken.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Teleskopstütze (Crankbrothers „Joplin 4“), keine Kettenführung. Lenkerbreite: zu schmal (700 mm).
Gewicht, Touren-Tauglichkeit
geringer Gravity-Faktor
8,5
Freeride
> test
Stahlgewitter
Das neue Stahlfeder-„Enduro“ erfüllte die hohen Erwartungen nicht
ganz. Um ins Spitzenfeld vorzufahren
hätte es wendiger sein müssen und
beim Downhill mit mehr Fahrsicherheit punkten.
Im letzten Jahr stellte sich noch das schwere Specialized-Modell „SX Trail“ dem Vergleichstest in der Super-Enduro-Klasse,
denn die US-Marke aus Kalifornien hatte kein wirklich bikeparktaugliches Super-Enduro im Programm. Doch seit das
„SX Trail“ befördert und in der Einsatz-Range nach oben geschoben wurde (es ersetzt nun das damalige „Demo 7“),
gibt es Platz für ein neues Bike: das „Enduro Evo Expert“. Als einziges Bike im Testfeld rollte das „Enduro“ ganz im
„Stahlfederkleid“ an den Start: Fox „36 Van“ mit 170 Millimetern und Fox „DHX RC2“-Dämpfer mit 160 Millimetern Federweg.
Die Stahlfedern drücken auf die Waage, dennoch liegt das „Enduro“ mit 15 Kilo noch im oberen Mittelfeld. Beim ersten Aufsitzen
spürt man: Das Bike fällt groß aus. Mit dem langen Oberrohr wollen die Amis sagen: Mit diesem Bike fährt man den Berg nicht
nur runter, sondern zuvor auch hoch. Dieses Konzept ist gelungen, denn das „Enduro“ entwickelt viel Vortrieb und lässt sich
angenehm bergauf kurbeln, trotz fehlender Absenkgabel. Mit im Ausstattungs-Mix: die firmeneigene Teleskopstütze. Die gefiel
uns mit ihren drei Positionen und dem leichten Wegsacken nicht so gut wie zum Beispiel die stufenlose
„Reverb“, dennoch tat sie ihren Dienst. Erstaunlich: Trotz langem Rahmen lässt sich das „Enduro“
spritzig zum Bunnyhop abdrücken und ein leichter Lenkerzug genügt und es bäumt sich auf wie ein
junges Fohlen. Die Kettenstreben-Länge erklärt das: Mit 418 Millimetern liefert das „Enduro“
den kleinsten Wert. Durch den großen Rahmen leiden dennoch Spieltrieb, Wendigkeit und
Agilität (Tipp: Stummelvorbau montieren), dafür entwickelt das lange Specialized mit
seinem tiefen Tretlager viel Laufruhe und verträgt Geschwindigkeit. Woran liegt es
dann, dass das „Enduro“ in der Gunst der Tester dennoch nur im Mittelfeld landete?
Vielleicht an der etwas schwammigen Gabel mit fehlender Druckstufendämpfung. In
Verbindung mit dem hohen Cockpit erzeugt die Fox „Van“ ein undefiniertes Federverhalten – man wünscht sich mehr Druck auf dem Vorderrad. Tatsache ist, dass
sich der Specialized-übliche „Draufsitzen-Wohlfühlen“-Effekt bei diesem Modell nicht
unmittelbar einstellt. Gut: der breite 750er-Lenker. Das Heck arbeitet unauffällig,
aber eher straff. Hier sind der Justage Grenzen gesetzt. Statt den Druck zu senken wie
bei Luftdämpfern, muss man beim Specialized die Feder lockern oder gar wechseln. Bei
75 Kilo sollte man zur 450er-Feder greifen. Einzelfall: die rechte Avid-Bremse rebellierte
mit nerviger Druckpunktwanderung.
75 Kilo)
daher spannten wir sie mit 18
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
s undefiniert und schwammig,
rgabel Fox „Van R“ federte etwa
Zugstufe: plus 10 Klicks von
Fazit: „Länge läuft!“ – durch das lange Oberrohr und den großen „M“-Rahmen
entwickelt das „Enduro“ in der Ebene viel Vortrieb und klettert willig bergauf,
lässt aber etwas Wendigkeit vermissen. Kurzum: ein gutes Bike, das es aber nicht
in die Favoritengruppe schaffte.
Gabel: Die günstige Stahlfede
r-Feder stimmte der SAG (30 %),
s* von 20. Dämpfer: Mit 500e
fen-Dämpfung für BergabKlicks vor. Zugstufe plus 9 Klick
befüllt. Dann wird die Druckstu
. Ausgleichsbehälter mit 170 psi
ehend)
ausg
pft
däm
unge
nell/
/sch
15, Low-Speed-Druckstufe offen
offen
t ganz offen fahren. (*immer von
Sons
.
sam
wirk
auch
agen
Pass
Specialized >Enduro Evo Expert
herstellerangaben vertrieb Specialized Europe B.V., Tel: 0031/314/676600
www.specialized.com
material/grössen Alu/S,M,L,XL
preis/gewicht ohne pedale 4 199 Euro/15 kg
messdaten Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
417 mm/597 mm
65,4°/74,2°
587 mm/418 mm
1 160 mm/345 mm
170 mm/160 mm
Viergelenker
ausstattung Fox 36 Van R/Fox DHX RC2
Sram S-2200 Carbon (XO)/Sram X-O
Avid Elixir CR
Roval Traverse AL Disc Systemlaufradsatz,
Specialized Clutch 2.3 Reifen
Freeride-Performance
Allround
gabel/dämpfer kurbeln/Schaltung bremsanlage laufräder DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Schleudersitz: Die 3-stufige Hydraulikstütze
schnalzt im Werks-Set-Up mit so viel Schmackes aus, dass man seine Hoden besser aus
der Schusslinie nimmt. Tipp: weniger Druck.
FREERIDE 2/11
70
Stahlfeder-Hinterbau: Gemeinsam mit dem Slopestyler von Intense setzt
Specialized als einziger Hersteller im Testfeld einen Stahlfederdämpfer ein. Der
spricht zwar sehr gut an, kann aber bei Touren (mit Gepäck) nicht schnell an das
höhere Fahrergewicht angepasst werden.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Teleskopstütze (Specialized „Command Post“).
Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).
Laufruhe, Cockpit
fällt groß aus, wenig verspielt
8,5
Freeride
> test
Luftwaffe
Die Ami-Marke aus dem Herzen der USA war vor einigen Jahren einer der ersten Hersteller, die ganz mutig
an der Ölquetsche drückten und voll auf Hydroforming setzten. An dem Trek-Rahmen findet man kein rundes
Rohr mehr und das Wort Rahmen scheint auch nicht mehr zu passen, eher Chassis. Damals sah das verdammt
modern aus und auch 2011, nach einigen Modellreihen, wirkt der Rahmen noch immer spannend. Raffiniert:
die Trek-eigene „Float Link ABP Pivot“-Kinematik mit ihrem durch die Hinterachse verlaufenden Gelenk. An der
Wippe im Heck gibt es zusätzlich eine Verstell-Option. Wir entschieden uns für die flache, tiefe Position, um die
Bergabqualitäten voll auszunutzen. Trek schickte uns mit dem „9er“ das Top-Modell für 5000 € in den Test. Das
wollten wir gar nicht und es ist auch nicht ganz fair der Konkurrenz gegenüber, die auf unseren Wunsch eher
Mittelklasse-Bikes lieferten. Da der „Scratch“-Rahmen kurz ausfällt, schickte uns Trek das Bike in Large
(19,5 Zoll), denn die Testanforderung lautete: Fahrergröße ca. 1,78 Meter, Gewicht: 75 Kilo. Ein
Beweis, dass man die Rahmengröße sorgfältig testen sollte, denn Kona lieferte uns zum
Beispiel mit ihrem 18-Zoll-„Coilair“ ein Bike, das wesentlich größer wirkte als das Trek
mit 19,5-Zoll. Während im schweren Stahlfeder-Bruder des „Scratch“ eine 180er-Gabel
steckt, haben sich die Amis beim „Air“ für 160 Millimeter entschieden. Die Ausnahme mit Testfeld, wo sonst nur 170er- oder 180er-Gabeln verbaut sind. Bei dem
Preis nimmt man die Top-Ausstattung nur nickend zur Kenntnis. Kleines Detail,
große Wirkung: der 700er-Lenker. Er wirkt im Vergleich zu den viel breiteren
Lenkern der Konkurrenz joystickartig. Warum nicht ein paar Zentimeter mehr
am Rohr lassen? In Verbindung mit der starken Lenkerkröpfung fühlt sich das
Cockpit seltsam an (die Spacer nahmen wir bereits raus). Das Fahrwerk wird in
schnellen, verblockten Passagen nervös und veranlasst den Fahrer schneller,
das Gas rauszunehmen. Hier spürt man den knapperen Federweg. Das Trek
mag es lieber langsam und technisch, als mit Vollgas bergab zu glühen: Direktes
Fahrverhalten, Lenkpräzision und Kurvenagilität führen dazu, dass das Bike willig
durch verwinkeltes, technisches Steilgelände zirkelt. Dennoch schaffte es das Bike
nicht, in die Favoritengruppe vorzustoßen. Dabei ist es aufgrund seines Gewichts und der
Uphill-Features ein guter Kletterer, was die Allround-Eignung nach oben treibt.
Alles dran, was man sich für ein
Superenduro an AusrüstungsFeatures wünscht. Kein Wunder bei
dem stolzen Preis (5000 €). Nur das
Liteville ist noch teurer.
Fazit: Solide Leistung, High-End-Ausstattung bei sattem Preis – das Trek ist ein
rundum gelungenes Bike, das seine Stärken jedoch mehr in einem breiten Einsatzbereich als in kompromisslosen Speed-Abfahrten hat.
Set-up-Tipp (Fahrergewicht 75 Kilo)
Gabel: Die Fox „36 Talas 160 RLC“ befüllten wir mit 68 psi.
Zugstufe: plus 9 Klicks*. Low-Speed-Druckstufe: plus 3 Klicks
von
8 Klicks gegen Abtauchen. Dämpfer: Mit 175 psi befüllt für
30 % SAG, Zugstufe: plus 1 Klick, weil sehr überdämpft.
(*immer von offen/schnell/ungedämpft ausgehend)
Trek >Scratch Air 9
herstellerangaben vertrieb Bikeeurope B.V. Trek Deutschland, Tel: 0180/350701
www.trekbikes.com
material/grössen Alu/15,5“,17,5“,19,5“,21,5“
preis/gewicht ohne pedale 4 999 Euro/14,8 kg
messdaten 418 mm/576 mm
65°/73°
578 mm/438 mm
1 167 mm/360 mm
160 mm/170 mm
Float Link ABP Pivot
Reach/Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
ausstattung Fox 36 Talas 160 RLC/Fox Float RP 23
Race Face Atlas FR/Shimano XT
Avid Elixir CR
DT-Swiss E 2000 Systemlaufradsatz,
Bontrager XR4 Expert 2.35 Reifen
Freeride-Performance
Allround
gabel/dämpfer kurbeln/Schaltung bremsanlage laufräder DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Wippen? Nein, danke! Der Fox „RP23“ lässt
sich mit seinem „Propedal“-Hebel schnell
und effektiv ruhig stellen – in Verbindung
mit der absenkbaren Gabel ideal bergauf.
FREERIDE 2/11
72
Gewöhnungsbedürftig: der mit 700 Millimetern relativ schmale, stark gekröpfte
Lenker. Mit besserem Cockpit würde das Trek bergab mehr Sicherheit vermitteln.
Wir nahmen für ein direkteres Lenkverhalten die Spacer raus.
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Rahmen fällt klein aus, Teleskopstütze (Crankbrothers
„Joplin 4 Remote“). Lenkerbreite: zu schmal (700 mm).
Ausstattung, Gewicht
teuer, Sitzposition, straffes Fahrwerk
8,5
Freeride
> test
Kurvenkünstler
Bemerkenswerte Lösung: der ins
Unterrohr eingelassene OversizeDämpfer „Vivid Air“. Der tiefe Schwerpunkt macht sich auf dem Trail sehr
angenehm bemerkbar.
Seit Votec unter die Versender gegangen ist, bietet das deutsche Bike-Label tadellose Ausstattungen zu tollen Preisen an.
Mehr noch: Der Ausstattungskonfigurator ermöglicht viele verschiedene Optionen – ganz nach Kundenwunsch. Daher ist
es nicht leicht, Ausstattungsdetails zu kritisieren und die Votecianer auf Mängel festzunageln, denn schließlich kann man
alles auch ganz anders haben. „Diesmal schicken wir euch ein Spezial-Enduro mit Downhill-Geometrie. Es ist auf HighspeedAbfahrten ausgelegt. Ideal für ein Megavalanche-Race. Wer es allroundiger will, sollte das bikeparktaugliche ‚V.SX‘ wählen“, sagte
Votec-Mann Jürgen Obermeier. Wir bekamen also ein 16-Kilo-Pummelchen geliefert. Das schwerste Bike im Test, mal abgesehen
von dem 17,3 Kilo schweren Intense-Slopestyler. Die Ausstattung ist tadellos: Im fetten Steuerrohr steckt die 170er-„Lyric Solo
Air“ mit High- und Lowspeed-Compression, ganz tief im offenen Unterrohr sitzt Rock Shox’ Cola-Dosen-dicker „Vivid Air“.
Außerdem dabei: „Hammerschmidt“, Formula „The One“-Bremsen, Carbon-Lenker, solide „Deemax“-Laufräder und
sogar die toll funktionierende „Reverb“-Teleskopstütze mit Remote-Knopf. All das für knapp über 3000 €,
da kann man nur den Hut ziehen. Quirlig, wendig, spaßig, kompakt – das waren unsere Attribute
nach ausgiebigen Downhill-Runs. Ging es drum, sich ein Bike für den letzten Joyride des Tages
zu sichern, dann war das Votec schnell vergriffen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es ein
Bike in die Spitzengruppe geschafft hat. Mit seinem potenten Fahrwerk und angenehmem
Kurvenverhalten schaffte das „V.SR“ den Kompromiss zwischen direkt und komfortabel.
Die Geometrie ist so ausgewogen, dass ein leichter Zug am breiten Lenker reicht, um auf
dem Hinterrad weiterzurollen oder sich zum Sprung abzudrücken. Auch bei Geländestufen reicht ein kurzes Schnalzen mit den Handgelenken und schon wird die Front leicht.
Selbst die Reifen fühlen sich auf den breiten „Deemax“-Laufrädern satter an. Warum
also dem Votec keine 10 geben? Nun, da ist das Gewicht – allerdings sparen sich die
Leichtgewichte Rotwild und Liteville, die ähnlich souverän ins Tal brettern, auch das
Mehrgewicht der Teleskopstütze. Und da ist die Gabel, die sich für lange Anstiege nicht
absenken lässt. Hier kann man nur die Kompression der Federelemente zudrehen – was
auch deutlich Wirkung zeigt. Dennoch: bergauf haben andere Bikes die Nase vorne.
Fazit: Votec ist mit dem „V.SR“ ein wendiger, verspielter Leicht-Freerider gelungen,
der bergab zu den Favoriten zählte und durch sein direktes Fahrverhalten überzeugte.
Die Ausstattung ist tadellos und für den Einsatz als derbes Super-Enduro stimmig
ausgewählt. Dass dabei kein Rekordgewicht rauskommt, verwundert nicht.
75 Kilo)
tufe: plus 4 Klicks.
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
plus 4 Klicks*. Low-Speed-Drucks
befüllten wir mit 65 psi. Zugstufe:
% SAG, Beginning-StrokeGabel: Die „Lyric Solo Air DH“
d Air“ mit 150 psi befüllt für 30
Klicks. Dämpfer: Rock Shox „Vivi
High-Speed-Druckstufe: plus 4
fe: plus 4 Klicks.
kstu
Druc
,
troke-Zugstufe: 1 Klick
Zugstufe: plus 2 Klicks, Ending-S
d)
ehen
ausg
pft
däm
unge
(*immer von offen/schnell/
Votec >V.SR
herstellerangaben vertrieb Heydenbike GmbH & Co, KG, Tel. 02734/49570
www.votec.com
material/grössen Alu/S,M,L
preis/gewicht ohne pedale 3 189 Euro/ 16,1 kg
messdaten 406 mm/603 mm
64,3°/73,4°
588 mm/439 mm
1 187 mm/355 mm
170 mm/175 mm
Viergelenker
Reach / Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
o
ausstattung gabel/dämpfer Rock Shox Lyric RC2 DH Maxle 20/Rock Shox Vivid Air
kurbeln/Schaltung Truvativ Hammerschmidt FR/Sram X-9
bremsanlage Formula The One
laufräder Mavic Dee Max Systemlaufradsatz,
Schwalbe Fat Albert Performance 2,4 Reifen
Upps, kann so was auch passieren? An einem Ast verhakt oder
unachtsam vom Bike-Trailer gehoben? Wir wissen nicht, wie
die Hydraulik-Leitung der Teleskopstütze ausriss. Aber wo
etwas kaputt gehen kann, da geht anscheinend auch immer
mal was kaputt.
FREERIDE 2/11
74
Eingesperrt: Der wuchtige Rock-Shox-Dämpfer federt tief im
Unterrohr des Votec-Rahmens. Will man die Druckstufe verstellen, dreht man das Bike am besten auf den Kopf.
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Getriebekurbel, Teleskopstütze (Truvative „Reverb“), Lenkerbreite: gut (740 mm), Ausstattung im Baukastensystem
frei wählbar.
Ausstattung, Handling, Fahrwerk
Gewicht
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
9,5
Freeride
> test
Tief gelegter Turbo
Downhill-Brett: einmal in der
Fall­linie ist das lange „Noton“ mit
seiner tiefen Front nicht mehr zu
stoppen. Dafür benötigt es den
kräftigsten Zug am Lenker, um die
Front zum Manual oder Bunnyhop
anzuheben.
Während andere Marken jahrelang ohne Änderungen an einem Modell festhalten, scheint der fränkische Direktversender
Young Talent Industries hyperaktiv: Ständig werden deren Bikes umgestaltet oder zumindest optisch aufge­
hübscht. Mit dem Vorgängermodell hat das „Noton 2011“ kaum mehr etwas gemein. Der Rahmen wurde komplett
umgestaltet: Statt Unterrohr, schwingt jetzt das Oberrohr (Hydroforming), der Dämpfer wird anders angelenkt
und vor allem wurde das Bike einer strengen Diät unterzogen. Wog das Vorjahres-„Noton“ noch stolze 16,6 Kilo, bringt
das neue Bike gerade mal 15 Kilo auf die Wage. Damit verbreitert sich der Einsatzbereich enorm. Gleich geblieben ist der
Kampfpreis. 2099 € für so ein stimmig ausgestattetes Bike, das versetzt nicht nur die Mitbewerber in Alarmbereitschaft,
auch wir rätseln, wie so eine Kalkulation möglich ist. Denn Billigparts sind hier nicht verbaut. Im Gegenteil. YT stattet sein
Super-Enduro sogar mit der „Hammerschmidt“-Getriebekurbel aus. Sie verpasst dem Bike eine hervorragende Bodenfreiheit, macht eine Kettenführung überflüssig und ermöglicht Schalten unter Last. Auch die Avid „Elixir R“Bremsanlage mit großen Scheiben tut ihren Dienst ohne Beanstandung, das Cockpit mit dem
breiten 750er-Lenker fühlt sich angenehm an, die Federelemente harmonieren. Es zeigt
sich erneut, dass die Franken nichts dem Zufall überlassen und selbst so lange testen,
bis alles passt. Eine Teleskopstütze hätten wir uns zugegebenermaßen gewünscht,
doch die kann man bei dem Dumpingpreis ja selbst nachrüsten, um die Trail- und
Touren-Eignung noch zu verbesseren. Durch den blockierbaren „Roco“-Dämpfer
und eine effektive Druckstufen-Dämpfung an der Gabel lässt sich das Fahrwerk
ruhig stellen. So klettert das „Noton“ gut bergauf – unterstützt durch das lange
Oberrohr und die tiefe Front. Bergab zählte das YT zu den Favoriten. Mit seinem
170/170er-Fahrwerk (wir fuhren den „Dämpfer mit 30 Prozent SAG) verträgt es
jede Menge Speed. „Länge läuft eben“, brachte es ein Tester auf den Punkt.
Das quirligere Fahrverhalten des Vorgängers hat sich etwas Richtung Laufruhe
verschoben. Durch die tiefe Front kriegt man ordentlich Druck aufs Vorderrad,
man muss allerdings mächtig ziehen, um das YT aufs Hinterrad zu zwingen. Das
macht den Bunnyhop zum Kraftakt und drückt die Spritzigkeit. Schade, denn
gerade diese Verspieltheit sollte ein Super-Enduro in unseren Augen besitzen.
Für manche mögen das lange Oberrohr und die ultraflache Front ein Grund sein,
verspieltere Bikes wie das Votec, Rose oder Rotwild zu bevorzugen.
Fazit: Tolle Ausstattung, satte Downhill-Leistung, Hammer-Preis. Das YT kann
man eigentlich nur empfehlen. Hätten die Franken die Front nicht ganz so tief
gelegt, dann wären dem YT wohl alle Tester-Herzen zugeflogen.
75 Kilo)
d-Druckstufe: plus 4 Klicks
Set-up-Tipp (Fahrergewicht
plus 14 Klicks* von 20. Low-Spee
befüllten wir mit 60 psi. Zugstufe:
von 52, Ausgleichsbehälter
s
Gabel: Die „Lyric Solo Air RC“
30 % SAG, Zugstufe: plus 25 Klick
„Roco“ mit 110 psi befüllt für
von 10. Dämpfer: Marzocchis
mit 170 psi befüllt.
dämpft ausgehend)
(*immer von offen/schnell/unge
YT >Noton
herstellerangaben vertrieb YT Industries, Tel. 09191/7363050
www.yt-industries.com
material/grössen Alu/S,M,L
preis/Gewicht ohne Pedale 2 099 Euro/15 kg
messdaten Reach / Stack lenk-/sitzrohrwinkel oberrohr-/Hinterbaulänge
radstand/tretlagerhöhe federweg vo./hi. hinterbausystem
408 mm/582 mm
64,5°/71,4°
602 mm/426 mm
1 168 mm/363 mm
160 mm/170 mm
Viergelenker
ausstattung gabel/dämpfer Rock Shox Lyric RC Solo-Air/Marzocchi Roco Air TST R
kurbeln/Schaltung Truvativ Hammerschmidt AM/Sram X-9
bremsanlage Avid Elixier R
laufräder Division FHB light Naben, Alexrims Supra 30 Felgen,
Kenda Nevegal 2,35 Reifen
Freeride-Performance
Allround
DH Highspeed Dh technisch Park/Trix
Tour/Trail Bergauf
Spec-Infos:
Getriebekurbel, keine Teleskopstütze.
Lenkerbreite: sehr gut (750 mm).
Bewährt: die Getriebekurbel „Hammerschmidt“. Fette Wechsel-Ausfallenden, aber auch eine fette Mutter auf der Steckachse.
Exakte Montage ist wichtig, will man nerviges
Die wird in der Serie noch gegen eine elegantere Lösung ersetzt. Links unten:
Surren vermeiden.
Marzocchis „Roco“-Dämpfer lässt sich per Mini-Hebelchen schnell blockieren.
FREERIDE 2/11
76
10
Freeride
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.
Hinterbaufunktion, Laufruhe, Preis
Front sehr tief, kommt vorne schwer hoch
9
Freeride

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